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Full text of "Urkunden und Actenstücke zur Geschichte des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg"

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'^^^J-^knTcovv 


IN  COMMEMORi\TlON  OF   XHE  VISIT    OF 
HIS     ROYÄl>  HIGHNESS 

PRINCE  HENRY  OF  PRUSSIA 

MAKCB    SlXTH.l^Ot 

ON  BF  HALF  OF  HIS  MAJESTV 


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THE  GERMAN  EMPEROR 


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URKUNDEN  UND  ACTENSTÜCKE 

ZUR  GESCHICHTE  ' 

DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBURG. 


AUF  YERMLASSUNG  SEINER  KÖNIGLICHEN  HOHEIT  DES 
KRONPEINZEN  VON  PREUSSEN. 


ELFTER  BAND. 


BERLIN. 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  GEORÖ  REIMER. 
1887. 


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URKUNDEN  UND  ACTENSTCCKE 
ZUR  GESCHICHTE  DES 

KURFÜRSTEN  FRIEDRICH  WILHELM 

VON  BRANDENBURG. 


POLITISCHE  VEEHANÜLÜNGEN. 


SIEBENTER  BAND. 


HERAUSGEGEBEN 


TOW 


D«-  FERDINAND  HIRSCH. 

PROFESSOR  AM  KÖNIOSTiDTISCHBM  RBALQTMNASiaM  ZU  BERLIN. 


BERLIN. 

DRÜCK  UND  VERLAG  VON  GEORG  REIMER. 
1887. 


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y-ei^  ^/<^c>  // 


HARVAi^D  COll.pnf  LIBRARY 
JAN  6-    1905 

c.;rv  w,-  ,\  ■,. ..  ■..■.v,.,j.„:£ 


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Vorwort. 

JNachdem  der  Vater  des  Unterzeichneten,  Professor  Dr. 
Theodor  Hirsch  im  Jahre  1879  den  neunten  Band  der 
„Urkunden  und  Aktenstücke"  vollendet,  hatte  er  sogleich  die 
Bearbeitung  des  nächsten  Bandes  in  Angriff  genommen,  bis  zu 
Anfang  1881  hatte  er  einen  grossen  Theil  der  betreflfenden 
Akten  des  Berliner  Geh.  Staatsarchivs  durchgearbeitet  und  er 
war  eben  im  Begriflf,  die  eigentliche  Ausarbeitung  zu  beginnen, 
als  er  durch  einten  plötzlichen  Tod  am  17.  Februar  dieses 
Jahres  dahingerafft  wurde.  Die  Kommission  für  die  Heraus- 
gabe der  „Urkunden  und  Aktenstücke"  richtete  darauf  an  den 
Unterzeichneten  die  Anfrage,  ob  er  es  unternehmen  wollte, 
das  von  dem  Verewigten  hinterlassene  Werk  zu  vollenden, 
und  derselbe  trug  um  so  weniger  Bedenken,  diesem  ehren- 
vollen Rufe  Folge  zu  leisten,  als  er  einerseits  dadurch  eine 
Pflicht  der  Pietät  erfüllen  zu  können  meinte,  andererseits 
glaubte^  bei  seiner  Bekanntschaft  mit  der  Handschrift  und  der 
ganzen  Arbeitsweise  des  Verstorbenen  leichter  als  andere  im 
Stande  zu  sein,  das  von  demselben  hinterlassene  Material  zu 
verwerthen  und  das  Werk  in  dem  Sinne  und  nach  den  Ab- 
sichten desselben  zu  Ende  zu  führen.  Freilich  erwies  sich, 
als  er  an  diese  Arbeit  ging,  dieselbe  als  weit  schwieriger  und 
langwieriger,  als  er  ursprünglich  geglaubt  hatte.  Nicht  nur 
dasB  er  sich  zunächst  durch  die  nöthigen  Vorstudien  in  dieses 
ihm  bisher  fremde  Gebiet  einarbeiten  musste,  vor  allem  zeigte 
sich  das  von  dem  Verewigten  hinterlassene  handschriftliche 
Material  in  einem  weit  unfertigeren  Zustande,  als  es  anfänglich 
den  Anschein  gehabt  hatte.  Nur  für  einen  Abschnitt,  den  jet- 
zigen dritten  dieses  Bandes,  war  das  urkundliche  Material  schon 
einigermassen  für  den  Druck  vorbereitet  und  fanden  sich  auch 
einige  Vorarbeiten  für  die  Einleitung  und  die  Anmerkungen,  im 


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VI  Vorwort. 

übrigen  lag  allerdings  eine  grosse  Fülle  von  Elxcerpten  aus  den 
Akten  nicht  nur  für  diesen,  sondern  auch  schon  für  den  nächsten 
Band  vor,  dieselben  aber  waren  noch  in  einem  so  unfertigen 
Zustande,  dass  gewiss  der  Verfasser  selbst  vor  der  Herausgabe 
die  Akten  selbst  noch  einmal  würde  zur  Hand  genommen 
haben,  und  der  Herausgeber  jedenfalls  sich  genöthigt  sah,  fast 
durchweg,  namentlich  wo  es  sich  um  wörtliche  Wiedergabe 
des  Textes  handelte,  auf  diese  zurückzugehen.  Ausserdem 
fand  derselbe  bei  näherer  Nachforschung  in  dem  Berliner 
Geh.  Staatsarchive,  dass  dort  noch  eine  Menge  werthvoUer, 
von  dem-  Verewigten  noch  garnicht  benutzter  Akten  vorhanden 
waren,  und  überzeugte  sich,  dass  auch  aus  einigen  Provinzial- 
archiven  Beiträge  zur  Ergänzung  heranzuziehen  seien,  und  er 
hat  so  noch  ein  bedeutendes  weiteres  Material  zusammen- 
gebracht. Um  dasselbe  verwerthen  zu  können ,  hat  er  sich 
dann  veranlasst  gesehen,  den  Plan  der  Arbeit  theilweise  zu 
verändern.  Nach  der  in  der  Vorrede  zum  neunten  Bande 
enthaltenen  Ankündigung  hatte  der  Verewigte  beabsichtigt, 
in  diesem  neuen  Bande  zunächst  den  Einiluss  Brandenburgs 
auf  die  deutschen  Reichsangelegenheiten  während  der  Jahre 
1660—1666,  bis  zum  clevischen  Frieden  und  der  Huldigung 
Magdeburgs,  und  dann  den  Antheil  des  Kurfürsten  an  den 
polnischen  Wirren  bis  zur  Abdankung  des  Königs  Johann 
Kasimir  und  zur  Wahl  König  Michaels  (1664  — 1669)  dar- 
zulegen, jenen  ersten  Hauptabschnitt  hat  er,  wie  es  scheint, 
in  folgende  Unterabtheilungen  sondern  wollen:  1)  die  Be- 
lehnung des  Kurfürsten,  2)  der  Türkenkrieg,  3)  die  Erfurter 
Händel,  4)  Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz,  5)  der 
Münstersche  Krieg,  6)  die  Unterwerfung  von  Magdeburg. 
Der  Herausgeber  hat  nun  geglaubt,  um  die  Einwirkung  des 
brandenburgischen  Kurfürsten  auf  die  deutschen  Ileichsan- 
gelegenheiten  während  jener  Jahre  in  ihrem  vollen  Umfange 
vor  Augen  treten  zu  lassen,  weiter  ausgreifen  und  auch  noch 
einige  andere  Ereignisse  und  Händel,  an  denen  derselbe  mit- 
betheiligt  gewesen  ist,  berücksichtigen  zu  müssen,  er  hat  so 
gleich  zu  Anfang  zwei  neue  Abschnitte  über  die  in  den  ersten 


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Vorwort.  VII 

Jahren  nach  dem  Olivaer  Frieden  geführten  Verhandlungen 
wegen  der  Garantie  des  Friedens,  der  Verlegung  des  Deputations- 
tages und  der  Berufung  des  Reichstages  und  über  die  1661 
mit  dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  gefllhrten  AUianzverhand- 
ioDgen  und  das  weitere  Verhältnis  des  brandenburgischen 
Kurfürsten  zu  demselben  vorangestellt,  dann  nachher  die  Ab- 
schnitte 9  und  10,  in  denen  der  AntheiL  welchen  derselbe  an 
dem  lüneburgischen  Erbfolgestreite  und  an  dem  Wildfangsstreite 
(1665)  genommen  hat,  dargelegt  wird,  eingeschoben,  vor  allem 
aber  in  Abschnitt  4  die  Rolle,  welche  der  Kurfürst  auf  dem 
zu  Anfang  des  Jahres  1663  in  Regensburg  eröffneten  Reichs- 
tage während  der  beiden  ersten  Jahre  des  Bestehens  desselben 
gespielt  hat,  zu  veranschaulichen  gesucht,  endlich  noch  in 
den  Abschnitten  10  und  12  die  seit  1663  beginnenden  Ver- 
handlungen mit  dem  Pfalzgrafen  von  Neuburg  und  den  im 
Jahre  1666  mit  demselben  getroffenen  Ausgleich,  welcher 
Gegenstand,  wie  es  scheint,  erst  in  dem  nächsten  Bande  hatte 
behandelt  werden  sollen,  sowohl  um  des  chronologischen  als 
auch  sachlichen  Zusammenhanges  willen  hier  mitaufgenommen. 
Da  so  die  für  die  deutschen  Angelegenheiten  urspiilnglich  fest- 
gesetzten Grenzen  bedeutend  erweitert  worden  sind  und  ein  viel 
reichlicheres  Material  hat  bewältigt  werden  müssen,  so  ist  es 
nicht  möglich  gewesen,  auch  noch  die  polnischen  Angelegen- 
heiten in  diesem  Bande  zu  behandeln,  sondern  haben  dieselben 
für  den  folgenden  aufgespart  werden  müssen.  Das  gleiche  ist 
mit  den  auf  die  Unterwerfung  Magdeburgs  bezüglichen  Akten 
geschehen,  welche  nebst  den  auf  die  bremisch -schwedischen 
Händel  und  den  Abschluss  der  Quadrupelallianz  sowie  auf 
die  Reichstagsverhandlungen  der  Jahre  1665  und  1666  bezüg- 
lichen Materialien  jenen  nächsten  Band  eröffnen  sollen. 

Unter  den  Materialien  des  hiesigen  K.  Geh.  Staatsarchivs, 
dem  natürlich  der  grösste  Theil  der  nachstehend  publicierten 
Aktenstücke  entnommen  ist,  verdient  eine  Quelle  hervorgehoben 
zu  werden,  welche  erst  seit  dem  Ende  des  nordischen  Krieges 
zu  fliessen  beginnt  und  welche  für  diesen  Band  zum  ersten 
Male  verwerthet  worden  ist,  nämlich  die  Geheimenraths-Proto- 


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VIII  Vorwort. 

kolle.  Allerdings  sind  dieselben  keineswegs  so  sorgföltig 
und  ausführlich  abgefasst,  als  man  wünschen  möchte,  meist 
stehen  nur  ganz  kurz  die  Gegenstände,  welche  zur  Sprache 
gebracht  worden  sind,  und  die  betreflfenden  Resolutionen  sowie 
die  Namen  derjenigen  Mitglieder  des  Geheimen  Rathes,  wel- 
chen die  weitere  Erledigung  der  Sache  übertragen  wurde, 
verzeichnet,  aber  ausnahmsweise  sind  doch  auch  ausführlichere 
Aufzeichnungen  vorhanden,  in  denen  über  die  gepflogenen 
Berathungen  Bericht  erstattet  wird,  und  es  haben  hier  nament- 
lich in  den  letzten  Abschnitten  eine  Anzahl  solcher  Protokolle 
veröffentlicht  werden  können,  welche  tiefere  Einblicke  in  den 
Gang  der  brandenburgischen  Politik  gestatten,  welche  die 
Motive  der  gefassten  Beschlüsse  kennen  lehren  und  zugleich 
zeigen,  einen  wie  thätigen  und  entscheidenden  Antheil  der 
Kurfürst  selbst  an  diesen 'Berathungen  genommen  hat. 

Auch  die  Benutzung  des  hiesigen  K.  Hausarchivs  ist 
dem  Herausgeber  gestattet  gewesen,  demselben  ist  die  Mehr- 
zahl der  in  dem  dritten  Abschnitte  über  die  Belehnung  des 
Kurfürsten  mitgetheilten  Aktenstücke  entnommen.  Von  den 
Provinzialarchiven  hat  das  K.  Geh.  Staatsarchiv  in  Hannover 
eine  ganze  Reihe  von  Materialien  für  die  Abschnitte  1,  9  und 
11  geliefert,  welche  in  sehr  erwünschter  Weise  die  hier  be- 
findlichen Materialien  ergänzen,  auch  dem  K.  Geh.  Staats- 
archiv in  Münster  sind  einige  Beiträge  zu  Abschnitt  11  ent- 
nommen, während  die  auch  in  dem  K.  Geh.  Staatsarchiv  zu 
Düsseldorf  angestellten  Nachforschungen  leider  zu  dem  Er- 
gebnis geführt  haben,  dass  von  dort  für  die  hier  behandelten 
Gegenstände  so  gut  wie  garkeine  Ausbeute  zu  gewinnen 
ist.  Der  Herausgeber  benutzt  diese  Gelegenheit,  um  den  Vor- 
stehern und  Beamten  jener  Archive,  namentlich  den  Herren 
Geh.  Staatsarchivar  Dr.  Bai  Heu  und  Geh.  Archivsecretär  Dr. 
Meinardus  hierselbst  und  Geh.  Staatsarchivar  Dr.  Ja  nicke 
in  Hannover  für  die  freundliche  Hülfe  und  Förderung,  welche 
sie  seinen  Arbeiten  haben  zu  Theil  werden  lassen,  seinen 
wärmsten  und  verbindlichsten  Dank  auszusprechen. 

Berlin,  im  März  1887.  Ferdinand  Hirsch. 


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Inhalt. 


Seit« 

Vorwort V 

Inhalt IX 

1.  Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens, 
der  Verlegung  des  Deputationstages  und  der  Be- 
rufung des  Reichstages.     1660 — 1662. 

Einleitung 3 

Acten 15 

2.  Die  Allianz  mit  Kur-Pfalz.     1661. 

Einleitung 63 

Acten 78 

3.  Die  Belehnung  des  Kurfürsten  durch  den  Kaiser 
und  die  Verhandlungen  über  die  schwedische  Be- 
lehnung.    1661. 

Einleitung 95 

Acten 103 

4.  Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages.  1662 
—1664. 

Einleitung 149 

Acten 159 

Anhang.  Die  Obersächsischen  Kreistage  zu  Leipzig  (October  1 663 
und  Juni  1664}  und  die  Zusammenkünfte  der  Kurfürsten  von 
Sachsen  und  Brandenburg  zu  Torgau  und  Berlin  (December 
1663  und  Mai  1664) 258 

5.  Der  Türkenkrieg.     1663—1664. 

Einleitung 285 

Acten 294 

6.  Die  Erfurter  Händel.     1663—1665. 

Einleitung 351 

Acten 360 

Anhang.    Der  Obersächsische  Kreistag  zu  Leipzig.   Februar  1665     425 

Mater,  t.  GMch.  d.  0   KurfOraten.    XI.  *  t 


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X  Inhalt. 

Seite 

7.     Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz.     1663 — 
1668. 

Einleitung 437 

Acten 442 

8.  Verhandlungen  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Vertrage 
zu  Dorsten.     1663—1665. 

Einleitung 485 

Acten 495 

9.  Der    bra un seh weig-lüneburgi sehe    Erbfolgestreit. 
1665. 

Einleitung • 559 

Acten • 563 

10.  Der  kurpfälzische  Wildfangsstreit.     1665—1666. 

Einleitung 589 

Acten 595 

11.  Der  Mönst ersehe  Krieg.     1665 — 1666. 

Einleitung 615 

Acten 623 

12.  Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg.     1666. 

Einleitung 731 

Acten 739 

Personenverzeichnis 778 


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Abschnitt    1. 

Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens,  der 

Verlegung  des  Deputationstages  und  der  Berufung 

des  Reichstages. 

1660  —  1662. 


Mat«r.  s.  Qctcb.  d.  Q.  Knrfunten.    ZI. 


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Einleitung. 


Die  nnsichere  und  gefahrvolle  Lage,  in  welche  sich  der  Earfürst 
Friedrich  Wilhelm  nach  dem  Olivaer  Frieden  versetzt  sah,  die  Besorg- 
nisse namentlich  vor  Schweden,  welches  nicht  nnr  in  Polen  gegen  ihn  intri- 
gnierte,  um  ihn  die  Früchte  des  Friedens  nicht  gemessen  zu  lassen^  sondern 
sogar,  nach  den  drohenden  Aenssernngen  einiger  seiner  einflnssreichsten 
Staatsmänner  zn  schliessen,  bereit  schien^  mit  seiner  auch  nach  dem  Frie* 
den  kriegsbereit  behaltenen  Armee  bei  nächster  Gelegenheit  über  ihn  her- 
zafallen,  veranlassten  den  Kurfürsten,  welcher  nnr  an  Oesterreich  einen 
keineswegs  durchaus  zuverlässigen  Bundesgenossen  hatte,  und  der  bei  dem 
erschöpften  Zustande  seiner  Lande  sich  genöthigt  gesehen  hatte,  seine 
Armee  auf  ein  sehr  bescheidenes  Minimum  zu  reducieren,  i)  Sicherung  auf 
anderer  Seite,  bei  seinen  norddeutschen  Nachbaren  zu  suchen.  Die  An- 
knüpfung dazu  boten  ihm  Anerbietungen,  welche  ihm  von  ebendorther 
während  des  letzten  Krieges  gemacht  worden  waren. 

Der  Kurfürst  hatte  es  nicht  verhindern  können,  dass  während  jenes 
Krieges  im  Jahre  1658  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Cöln,  der  Pfalz- 
graf von  Neuburg,  die  braunschweigischen  Herzoge  und  der  Landgraf  von 
Hessen- Cassel  mit  Frankreich  und  Schweden  jene  Allianz  abschlössen,  deren 
Spitze  ebensowohl  gegen  ihn  wie  gegen  Oesterreich  gerichtet  war.  Doch 
hegte  ausser  dem  Neuburger  keiner  von  diesen  deutschen  Fürsten  wirklich 
feindselige  Absichten  gegen  ihn,  am  wenigsten  die  braunschweigischen 
Herzoge,  auf  deren  Betreiben  er  früher  zur  Theilnahme  an  jenem  Bünd- 
nis aufgefordert  und  zu  den  Verhandlungen  über  dasselbe  hinzugezogen 
worden  war,  welche  dann  nur  sehr  ungern  dasselbe  ohne  ihn  abgeschlossen 
hatten,  welche  auch  nachher  sehr  wenig  Lust  zeigten,  sich  zu  kriegerischen 
Schritten  gegen  ihn  treiben  zu  lassen,  vielmehr  fortgesetzt  in  Unterhand- 
lungen mit  ihm  blieben.    Als  im  Jahre  1659 ')  durch  den  Einbruch  des  Knr- 


0  S.  F.  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Kurfürsten  und  ihre  Unterhaltang 
während  der  Jahre  1660-1666  (Historische  Zeitschr.  N.  F.  XVII  8.  232  ff.). 

^  Vgl,   für  das  Folgende  Köcher,  Geschichte  von  Hannover  und  Braun - 
schweig  I  8.  283ff. 

1* 


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4  1.    VerhandlangeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

fürsten  nod  seiner  Verbündeten  in  Vorpommern  der  Eriegsschanplatz  anch 
in  das  Reichsgebiet  verlegt  war^  anch  die  schwedischen  Besitzungen  im 
niedersächsischen  Kreise  bedroht  schienen  und  Schweden  sowohl  die  Ereis- 
hülfe  als  auch,  von  Frankreich  onterstiitzt,  anf  Grund  der  Rheinischen 
Allianz,  in  welcher  der  Schutz  dieser' Mstteren  Gebiete  ausdrücklich  zuge- 
sagt worden  war,  die  Hülfe  der  Allitet:ten  in  Anspruch  nahm,  versuchten 
die  braunschweigischen  Fürsten  eine  Vermittlerrolle  zu  spielen  nnd  durch 
Herstellung  des  Friedens  oder  wenigstens  durch  Neutralisierung  der  beider- 
seitigen, sowohl  der  schwedischen  Besitzungen  als  auch  derjenigen  des  Kur- 
fürsten im  niedersächsischen  und  westfälischen  Kreise,  die  Kriegsgefahr  von 
Deutschland  und  die  drohende  Einmischung  Frankreichs  fern  zu  halten. 
Daranf  fnssend,  dass  der  Kurfürst  selbst  ihnen  versichert  hatte,  ^)  dass  er 
und  seine  Bundesgenossen  nur  um  einen  sicheren  Frieden  zu  erlangen  Pom- 
mern angegriffen  hätten,  dass  er  bereit  sei,  seine  dortigen  Eroberungen 
wieder  herauszugeben,  und  dass  er  und  die  Seinigen  keine  Feindseligkeiten 
jenseits  der  Elbe  gegen  die  schwedischen  Besitzungen  vornehmen  wollten, 
wenn  die  Herzoge  sich  verpflichteten,  keine  Angriffe  der  Schweden  gegen 
seine  dortigen  Besitzungen  zu  dnlden,  beschlossen  sie  Ende  September  1659 
die  Absendung  einer  Gesandtschaft  an  den  Knrfürsten,  welche  >)  unter  Hin- 
weis auf  die  drohende  Einmischung  Frankreichs,  welche  auch  diejenige 
Spaniens  nach  sich  ziehen  werde,  denselben  dazu  bewegen  sollte  zu  be- 
wirken, dass  nicht  nur  der  niedersächsische  und  westfälische  Kreis  von 
seinen  und  seiner  Bundesgenossen  Truppen  nicht  betreten  und  die  dortigen 
schwedischen  Besitzungen  nicht  angegriffen  würden,  sondern  auch  dass  den 
Feindseligkeiten  in  Pommern  ein  Ende  gemacht  und,  wenn  ein  allgemeiner 
Friede  nicht  so  bald  zu  erreichen  sei,  der  Krieg  ausserhalb  des  Reichs- 
gebietes geführt  werde,  wogegen  sie  sich  erboten  im  Verein  mit  ihren 
Bundesgenossen  dahin  zu  wirken,  dass  auch  die  dem  Knrfürsten  in  jenen 
beiden  Kreisen  gehörigen  Gebiete  von  den  Schweden  nicht  angegriffen 
würden.  Ausserdem  gab  Herzog  Christian  Ludwig  von  Celle  seinem 
Gesandten  noch  den  besonderen  Auftrag,  dem  Kurfürsten  den  Eintritt  in 
die  Rheinische  Allianz  anzuempfehlen.  Die  Gesandtschaft  traf  erst  am 
16.  November  in  dem  damaligen  Hauptquartiere  des  Kurfürsten,  Barth  in 
Pommern  ein.  Das  Resultat  der  dort  an  den  drei  folgenden  Tagen  ge- 
führten Verhandinngen')  entsprach  nur  theilweise  den  Wünschen  der  braun- 
schweigischen Fürsten.    Allerdings  erklärte  sich  der  Kurfürst  bereit,  seine 


1)  Ef.  an  die  braanschw.  Herzoge  d.  Feldlager  bei  Gesthoff  12./22.  August 
1659  (8.  Pufendorf  VIU  §27  S.  484.  Kocher  I  S.  284).  Relation  des  vom 
Kf.  an  die  Herzoge  abgesandten  Generals  v.  Kannenberg  d.  Minden  30.  Sep- 
tember 1659. 

2}  Instruktion  für  die  Gesandten  (Freudemann,  v.  Hardenberg  und 
V.  Kram)  d.  12./22.  September  1659  (Hannov.  A.),  theilweise  abgedruckt  bei 
Köcher  I  S.  651. 

>}  Protokoll  über  die  Gonferenzen  zu  Barth  7./17.— 9./19.  November  1659 
(Berliner  n.  Hannov.  A.)  s.  Pufendorf  VHI  §27  S.  484f.,  Kocher  I  ä.286f. 


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BinleitoDg.  5 

frühere  Zusage,  die  Elbe  sollte  nicht  überschritten  werden,  za  erneuern,  falls 
auch  von  schwedischer  Seite  nichts  gegen  seine  jenseits  derselben  gelege- 
nen Lande  nnternommen  werde,  und  versicherte  ferner  seine  eigene  Be- 
reitwilligkeit zum  Frieden,  mass  aber  die  Schuld  daran,  dass  es  noch  nicht 
zu  einem  solchen  gekommen  sei,  den  Schweden  bei  und  verlangte,  die  Braun- 
schweiger und  ihre  Bundesgenossen  sollten  auf  diese  dahin  einwirken,  dass 
sie  von  ihren  ehrgeizigen  Absiebten  auf  Preussen  und  Dänemark  abstehen 
und  so  das  Zustandekommen  des  Friedens  ermöglichen  möchten,  ferner 
sollten  sie  bei  Frankreich  remonstrieren,  dass  dieses  sich  Schwedens  nicht 
anders  als  durch  Yermittelung  des  Friedens  annehme.  Den  Beitritt  zur 
Rheinischen  Allianz,  welcher  ihm  als  das  beste  Mittel  zu  seiner  eigenen 
Sicherung  und  derjenigen  der  beiden  Reichskreise  vorgeschlagen  wurde,  wies 
er  zwar  nicht  unbedingt  zurück,  er  Hess  aber  durch  seine  BcTollmächtig- 
ten  erklären  und  wiederholte  nachher  bei  der  Abschiedsaudienz  selbst,  er 
könne  sich  darüber  noch  nicht  kategorisch  erklären,  er  müsse  vor  allem 
erst  Sicherheit  darüber  erhalten ^  ob  Frankreich  und  Schweden  in  seine 
Aufnahme  in  die  Allianz  jetzt  während  des  Krieges  einwilligten,  er  müsse 
femer  erst  genauer  den  Inhalt  des  AUianzvertrages  kennen  lernen  und  er 
müsse  der  Zustimmung  seiner  Bundesgenossen,  des  Kaisers  und  des  Königs 
von  Dänemark  versichert  sein.  Es  wurde  daher  verabredet,  später  auf 
einer  neuen  Zusammenkunft  weiter  darüber  zu  verhandeln. 

Der  Kurfürst  hat  dem  Kaiser  sogleich  von  diesen  Verhandlungen, 
den  Anträgen  der  Braunschweiger  und  seiner  darauf  ertheilten  Antwort 
Nachricht  gegeben i),  er  rieth  demselben,  die  braunschweigischen  Fürsten, 
die  ihn  selbst  darum  gebeten  hätten,  sie  dem  Kaiser  zu  empfehlen,  auf 
jede  Weise  an  sich  zu  ziehen,  und  empfahl  ferner^),  da  Frankreich  und 
Schweden  durch  ihren  Eintritt  in  die  Rheinische  Allianz  hauptsächlich  zu 
beabsichtigen  -schienen,  die  anderen  Alliierten  immer  mehr  an  sich  zu  fesseln 
und  von  allem,  was  bei  denselben  vorginge,  Kunde  zu  erhalten,  man  sollte 
auch  ihrerseits  es  ähnlich  machen,  sich  zu*  dem  begehrten  Eintritt  in  die 
Allianz  nicht  abgeneigt  erklären  und  weitere  Verbandlungen  darüber  in 
Aussicht  stellen,  um  auf  diese  Weise  genaueres  über  die  eigentliche  Be- 
schaffenheit dieser  Allianz  und  über  die  Absichten  ihrer  Theilnehmer  zu 


^)  Kf.  an  Kaiser  Leopold  d.  Hauptquartier  Grimmen  14./24.  November  1659. 

*)  «Worbey  ich  dan  zu  E.  Kais.  M.  —  ürtheil  —  stelle,  dass  alldieweil  die 
anBwertigen  GroDeo  mit  ihrer  Eintretang  in  diese  alliance  scheinen  za  erkennen 
za  geben,  dass  ihnen  hiernuter  es  nicht  so  gross  umb  Erlangung  einer  Hülffe 
TOD  den  AUiirten,  sondern  darumb  vornehmst  zu  thun,  wie  man  solche  Alliirte 
mehr  nnd  mehr  an  sich  zu  ziehen  und  iederzeit  von  demjenigen,  was  bey  ihnen 
▼ergehet,  Wissenschaft  zu  tragen  vermochte,  ob  nicht  £.  Kais.  M.  gut  befinden 
würden,  dass  man  diesseits  ein  gleichmässiges  beliebte  und  zu  der  begehrten 
Biotretong  (wan  man  sonsten  nach  geschehener  Communication  die  instrumenta 
foederis  nicht  bedenklich  fände),  sich  nicht  eben  abgeneigt  zu  seyn  erklärte, 
soodern  alles  zu  ferner  und  weiterem  Vernehmen,  als  wodurch  mnn  der  Sachen 
eigentlichere  Bewantnusse  etwan  mehr  penetriren  konnte,  ausstellen  thäte.' 


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6  1.    yerhandlüDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

erfahren.  Allein  der  Kaiser  wies  in  seiner  Antwort  diesen  Yorsehlag  durch- 
aus zurück.  Er  erklärte  ^),  die  Absicht  Frankreichs  nnd  Schwedens  bei  der 
Rheinischen  Allianz  sei  nur,  Zwietracht  unter  den  Reichsfiirsten  zu  stiften 
und  dadurch  ihre  eigenen  Pläne  zu  erreichen.  Wenn  der  Kurfürst  sich  zum 
Eintritt  in  dieselbe  und  er,  der  Kaiser  zur  Billigung  dessen  geneigt  zeigen 
sollten,  so  würde  dieses  nur  zur  Folge  haben,  dass  auch  die  bisher  ihnen 
günstig  gesinnten  Reichsstände  ihnen  entfremdet  würden,  da  sie  dadurch 
den  Anschein  erwecken  würden,  als  wenn  sie  die  Absichten  und  Mass- 
nahmen der  Alliierten  billigten,  ihr  eigenes  bisheriges  Verfahren  aber  für 
unrecht  erklärten.  Der  Kurfürst  möchte  vielmehr  versuchen,  die  Braun- 
schweiger ganz  auf  ihre  Seite  hinüberzuziehen  und  zum  Beitritt  zu  der 
zwischen  ihnen  beiden  abgeschlossenen  Allianz  zu  bewegen. 

Der  Kurfürst  hat  einen  solchen  Versuch,  von  dessen  Aussichtslosigkeit 
er  von  vornherein  überzeugt  gewesen  sein  wird,  nicht  gemacht,  sondern  er 
hat  auf  jene  andere  Weise,  welche  er  trotz  der  von  dem  Kaiser  geltend 
gemachten  Gegengründe  für  die  zweckmässigere  gehalten  hat,  die  Verhand- 
inngen mit  den  Brannschweigern  fortgesetzt,  und  diese  sind  bereitwillig 
darauf  eingegangen,  da  auch  sie  an  der  Hoffnung  festhielten,  auf  dem  von 
ihnen  eingeschlagenen  Wege  die  Neutralisierung  Norddentschlands  zu  er- 
reichen, nnd  in  diesen  Bemühungen  fortfuhren,  obgleich  inzwischen,  seit 
Ende  December  1669,  die  Friedensverhandlungen  zwischen  den  kriegfüh- 
renden Parteien  zu  Oliva  begonnen  hatten.  Anfang  Februar  1660  con- 
ferierten  die  braunschwejgischen  Minister  v.  Heimburg,  Langenbeck, 
V.  Hardenberg  und  v.  Bülow  mit  den  Abgesandten  des  Kurfürsten, 
V.   Canstein    und  Reinhardt   zu    Tangermünde')   und    beantragten 


0  Kaiser  Leopold  an  Kf.  d.  Wien  31.  December  1659:  »da  ist  unschwer 
zu  erachten  und  liegt  naoroehr  meoniglichen  vor  Augen,  wer  nur  die  Schwedische 
actiooes  etwas  genauer  auf  die  Wag  leget,  wohin  an  Seiten  der  benachharten 
Cronen  das  Absehen  bey  diesem  Allianzwesen  gerichtet,  dass  sie  nämlich  die 
Stände  von  einander  halten  und  dadnrch  ihre  Intention  behaupten  möchten.  Ob 
nun  durch  meine  Approbation  oder  E.  Ld.  wirklichen  Beitritt  zu  einer  solchen 
Allianz,  die  unserer,  der  Gonfoderirten  gesambten  Interesse  garnit  vertraglich 
ist,  der  von  E.  Ld.  wohlmeinend  intendirte  Zweck  erhebt  werden  könnte,  und  ob 
die  gesambte  übrige  Chur-,  Fürsten  und  Stande,  die  solche  auch  ihres  Orts  dem 
alten  lohl.  teotschen  Herkommen  bis  dato  anderergestalt  nicht  als  höchst  nach- 
theilig und  verkleinerlich  geachtet,  ürsuch  und  Anlass  nehmen  wurden,  sich  auf 
unsere  Seiten  zu  begeben,  wan  sie  boren  —  sollten,  dass  E.  Ld.  sich  auch  darzn 
verstanden  und  ich  dieselbe  meines  Orts  nit  weniger  approbirt  hätte,  darüber 
muBS  ich  bekennen,  dass  mir  in  fernerer  üeberlegung  der  Sachen  fast  andere 
und  zwar  diese  Gedanken  zu  Gemüth  gehen,  dass  fortan  kein  einiger  Stand  des 
Reichs  sich  unserer  Intention  bequemen,  sondern  wir  selbst  auch  die  an  selten 
der  Alliirten  geführte  consilia  dadurch  accreditiren,  uns  aber  in  uuseren  eigenen 
actionibus  glelchsamb  Unrecht  geben  würden"  (s.  Pufendorf  VIII  §27  S.48Ö.). 

^  Kf.  an  Kaiser  Leopold,  Bericht  über  die  Verhandlungen  zu  Tanger- 
munde d.  Göln  a.  Sp.  7./17.  Februar  1660  (Londorp  VIII  S.  688) ,  s.  Köcher  I 


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EioleitUDg.  7 

wiederam  NentriUisiening  der  Bremisch -YerdischeD  and  anderntheils  der 
Halberst&dtischen ,  Mindeoschen  und  Cleviscben  Lande,  ferner  EiDstellüng 
der  Feindseligkeiten  in  Pommern ,  wogegen  Schweden  unter  französischer 
Garantie  sich  verpflichten  sollte,  von  dort  ans  nichts  gegen  den  Kurfürsten 
nnd  dessen  Bundesgenossen  zu  unternehmen,  allein  da  sie  keine  sicheren 
Beweise  weder  dafür  vorbringen  konnten,  dass  Schweden  noch  auch  dass 
Frankreich  diesen  Vorschlägen  wirklich  zustimmten,  so  lehnten  es  auch  die 
Brandenburger  ab,  eine  bestimmte  Erkl&rnng  darauf  abzugeben  und  sagten 
nur  zu,  dass  der  Kurfürst  dem  Kaiser  und  seinen  anderen  Bundesgenossen 
diese  Vorschläge  mittheilen  und  deren  Meinung  vernehmen  wollte.  Ebenso 
fruchtlos  endeten  die  Conferenzen,  welche  der  von  dem  Kurfürsten  nach 
Braunschweig  geschickte  v.  Canstein  dort  Ende  März  mit  den 
Ministern  der  drei  braunsohweigischen  Herzoge  abhielt, i)  da  die  letzteren 
auch  hier  keine  festen  Zusicherungen  geben,  sondern  nur  die*  Hoffnung  aus- 
sprechen konnten,  dass  Fraukreich  und  die  Kheinischen  Alliierten  die  Garan- 
tie für  die  Aufrechthaltung  des  Friedenszustandes  in  Norddeutschland  über- 
nehmen würden.')  Trotzdem  gaben  die  BranuRchweiger  diese  Versuche 
nicht  auf,  vielmehr,  jedenfalls  noch  ohne  Kenntnis  von  dem  schnellen  und 
einstigen  Verlauf  der  Olivaer  Friedensverhandlungen  und  in  der  Besorg- 
nis, dass  Frankreich  seine  Drohung,  wenn  nicht  bis  zum  Februar  der  Frie- 
den zustande  gekommen  sei,  die  Schweden  in  dem  Westfälischen  Frieden 
zugesagte  Garantie  seiner  Reichslande  zu  leisten,  wirklich  wahr  machen 
nnd  Truppen  in  Deutschland  einrücken  lassen  werde,  gewannen  sie*)  auch 
den  Kurfürsten  von  Cöln  und  die  Landgrafen  von  Hessen-Cassel  und 
Darmstadt  zor  Absendung  einer  gemeinsamen  Gesandtschaft  an  den  Kur- 
fürsten, welche  diesen  dazu  bestimmen  sollte,  die  Einstellung  der  Feind- 
seligkeiten in  Pommern  und  die  Räumung  der  dort  von  den  Verbündeten 
eingenommenen  Plätze  zu  bewirken,  wogegen  jene  Fürsten  sich  verpflichten 
wollten,  im  Verein  mit  den  übrigen  Mitgliedern  der  Rheinischen  Allianz 
von  Schweden  die  Zusicherung  zu  erwirken,  dass  dasselbe  die  im  Reiche 
gelegenen  Lande  des  Kurfürsten  und  seiner  Bundesgenossen  nicht  angrei- 
fen wolle,  und  für  die  Erfüllung  dieser  beiderseitigen  Verpflichtungen  die 


S.  285.  Der  Kaiser  antwortet  darauf  znstimmeDd  (d.  Wien  3.  März  1660),  so 
lange  man  nicht  wisse,  wie  sich  Frankreich  und  Schweden  za  diesen  Vorschlä- 
gen verhielten,  könne  man  sich  aach  ihrerseits  darüber  nicht  erklären. 

0  8.  Kocher  I,  8.288. 

*)  Nachträglich  schreiben  die  braanschweigischen  Bevollmächtigten  an  Gan- 
stein  (d.  Peina  10./ 20.  März  1660):  » Demselben  geben  wir  hiermit  —  zu  ver- 
stehen, dass  die  Garantie  und  Yersichernng  der  Gron  Frankreich  und  der  Al- 
liirten  gegen  Einstellung  der  Hostilitäten  und  Restitution  der  Plätze  in  Pom- 
mern verhoffentlich  erfolgen  und  daran  kein  Mangel  erscheinen  durfte,  massen 
man  deshalber  gehöriger  Oerter  behnffige  Erinnerung  gethan  und  guten  Effect 
versparet. " 

^  üeber  diese  Ende  Februar  and  März  gepflogeoen  Vorverhandlungen  s. 
Kocher  I  8.  288  f. 


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8  1.    VerhftndlaDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Garantie  za  übernehmen.  Als  die  Oesandten  Anfang  Mai  1660  in  Berlin 
ankamen,  stand  der  Abschlnss  der  Friedensverhandlnngen  in  Oliva  schon 
nnmittelbar  bevor.  Sie  trugen  trotzdem  ihr  Anbringen  vor,  doch  mit  der 
den  veränderten  Gonjnnctnren  entsprechenden  Yerändernng,  dass  sie  von 
dem  Kurfürsten  forderten,  er  solle  ohne  Rücksicht  auf  den  Ausgang  die« 
ser  Friedensverhandlungen,  auch  für  den  Fall,  dass  sich  diese  selbst  oder 
die  Ezecution  des  Friedens  hinziehen  oder  Schwierigkeiten  finden  sollte, 
sich  zur  Einstellung  der  Feindseligkeiten  in  Pommern  und  zur  Räumung 
des  schwedischen  Gebietes  verpflichten,  wogegen  sie  die  Garantie  ihrer 
Fürsten  und  der  Bundesgenossen  derselben  dafür,  dass  auch  Schweden  sich 
aller  Feindseligkeiten  im  Reiche  enthalte,  anboten. 

Die  Akten  über  die  mit  dieser  Gesandtschaft  gepflogenen  Verhandlun- 
gen bilden  den  Anfang  der  in  diesem  ersten  Abschnitte  zusammengestellten 
Dokumente.  0*l>wohl  diese  Yerhandlnngen  nicht  zu  dem  gewünschten  Er* 
gebnis  führten,  da  der  Kurfürst  sich  zwar  bereit  erklärte,  die  Forderungen 
jener  Fürsten  zu  erfüllen  und  die  von  ihnen  angebotene  Garantie  anzu- 
nehmen, aber  eine  genauere  Präcisierung  derselben,  welche  ihm  Sicherung 
auch  gegen  etwaige  spätere  feindliche  Schritte  Schwedens  gewährte,  und  Auf- 
nahme auch  seiner  preussischen  Lande  in  dieselbe  forderte,  und  sich  wie- 
derum für  verpflichtet  erklärte,  zunächst  die  Zustimmung  des  Kaisers  ein- 
zuholen, die  Gesandten  sich  aber  dahin  nicht  für  instruiert  erklärten  und 
man  so  nur  verabreden  konnte,  dass  die  Angelegenheit  demnächst  auf 
einer  neuen  Zusammenkunft  weiter  verhandelt  werden  sollte,  sind  dieselben 
doch  dadurch  von  Wichtigkeit  geworden,  dass  sie  dem  Kurfürsten  die  Hand- 
habe boten,  um  weitere  Anknüpfungen  mit  jenen  Fürsten  zu  versuchen. 
Während  nämlich  die  brannschweigischen  Fürsten  und  deren  Genossen, 
nachdem  der  Friede  abgeschlossen,  in  Ausführung  desselben  Schwedisch- 
Pommern  von  den  Truppen  des  Kurfürsten  und  seiner  Bundesgenossen 
wirklich  geräumt  und  so  die  Gefahr,  welche  sie  durch  die  Unterhandlungen 
mit  dem  Kurfürsten  hatteu  abwenden  wollen,  beseitigt  war,  jene  Unterhand- 
lungen nicht  weiter  fortgesetzt  haben,  hat  der  Kurfürst,  welcher,  wie  oben 
angeführt,  auch  nach  dem  Frieden  sich  von  Schweden  bedroht  sah,  die- 
selben wieder  aufgenommen,  und  indem  er  sich  bemühte,  von  jenen  Fürsten 
eine  vertragsmässige  Zusicherung  jener  ihm  früher  angebote- 
nen Garantie  zu  erlangen,  an  denselben  eine  Stütze  zu  gewinnen  ver- 
sucht *).  Die  im  Folgenden  mitgetheilten  weiteren  Aktenstücke  veranschau- 
lichen diese  bis  gegen  Ende  des  Jahres  1661  fortgesetzten  Bemühungen 
des  Kurfürsten.  *)    Sie  zeigen,  wie  derselbe,  nachdem  eine  erste  briefliche 


0  In  dem  Oeheimenrathsprotokolle  vom  25.  September/5.  Oetober  1660  wird  be- 
merkt: .Herr  Oberpräsident  vorgetragen,  weil  man  soviel  Nachricht  hat,  dass  die 
Schweden  so  stark  armiren  nnd  nichts  abdanken,  ob  S.  Ghorf.  D.  jemand  wegen 
der  Oarantie  an  die  Alliirten  Fürsten  sobicken  wollten,  2)  weil  S.  Ghnrf.  D. 
wegen  Prenssen  nicht  garantirt,  wie  es  zu  soeben." 

^  Dropsen,  Gesch.  der  Frenssiscben  Politik  III  3  (2.  Aafl.)  S.  lOf.  a.  573 


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EiDleitnog.  9 

Anfrage  an  jene  FtirBten,  ob  nicht  die  verabredete  ^leitere  Zusammenkooft 
ßtattfioden  solle,  frachtlos  geblieben,  bei  der  Zasammenkunft  mit  seinem  Schwa- 
ger, dem  Landgrafen  Wilhelm  yod  Hessen-Cassel  auf  dem  Sparen- 
berg  (20.  nnd  21.  December  1660)  anf  diesen  dahin  einzuwirken  sacht,  dass 
die  y erhandlangen  wegen  der  Garantie  fortgesetzt  werden,  wie  er  dann 
die  arsprünglich  durch  andere  Ursachen,  den  zwischen  Earpfalz  and 
Kare  öl  n  aasgebrochenen  Streit  and  die  heraufziehende  Türkengefahr  ver- 
anlasste Sendang  Portmanns  an  den  Kurfürsten  von  Cöln  (Janaar  1661) 
dazu  benutzt,  um  auch  bei  jenem  die  frühere  Zusage  in  Erinnerung  zu 
bringen,  wie  er  darauf  bei  der  auf  Anregung  jenes  Kurfürsten  (Juni  1661) 
zu  Cöln  abgehaltenen  Zusammenkunft  seiner  Bevollmächtigten  mit  denje- 
nigen von  Kurcöln,  der  braunschweigischeo  Herzöge  und  des  Landgrafen 
von  Hessen-Cassel  darauf  dringen  lässt,  dass  jene  ihm  von  diesen  Fürsten 
angebotene  Garantie  wirklich  geleistet  werde,  wie  aber  diese  Versuche  ver- 
geblich sind,  vielmehr,  wie  schon  auf  dem  Sparenberg  der  Landgraf  ihn 
gemahnt  hatte,  ^mehr  auf  die  Rheinische  Allianz  zu  reflectiren^,  so  jetzt  alle 
jene  Fürsten  ihn  zum  Eintritt  in  diese  Allianz  zu  bewegen  suchen  nnd  wie 
dann  Herzog  Christian  Ludwig  von  Gelle  Ende  1661  bei  Gelegenheit 
der  Sendung  v.  Gladebecks  nach  Berlin  diese  Mahnung  in  der  eindring- 
lichsten Weise  wiederholen  lässt.  Wir  wissen  von  anderer  Seite  her,  dass 
der  Erfüllung  jener  Wünsche  des  Kurfürsten  inbetreff  der  Garantie  auch 
Frankreich  entgegengearbeitet  hat,  dass  König  Ludwig  XIY*),  noch  be- 
sonders aufgereizt  durch  den  Pfalzgrafeu  von  Neu  bürg,  welcher  ihm  seine 
Befürchtung  mitgetheilt  hatte,  Kurcöln  und  Hessen-Cassel  würden  bei  der 
Rheinischen  Allianz  die  Bewilligung  der  von  dem  Kurfürsten  verlangten 
Garantie  des  Friedens  und  dessen  Eintritt  in  die  Allianz  durchsetzen,  sei- 
nen Gesandten  in  Frankfurt  angewiesen  hat,  das  erstere  nicht  zuzulassen, 
während  er  den  Eintritt  des  Kurfürsten  in  die  Rheinische  Allianz  als  Mittel, 
um  denselben  von  der  Verbindung  mit  Oesterreich  abzuziehen,  schon  da- 
mals befürwortet  hat.  Der  Kurfürst  seinerseits  hat  diesen  Anträgen  gegen- 
über dasselbe  Verfahren  eingehalten,  welches  er  früher  dem  Kaiser,  als  er 
diesem  von  jener  Aufforderung  der  braunschweigischen  ITürsten  zum  Ein- 
tritt in  die  Rheinische  Allianz  Nachricht  gab,  als  empfehlenswerth  bezeich- 
net hatte*)  und  von  welchem  er  sich  auch  durch  dessen  Widerspruch  da- 
gegen nicht  hat  abbringen  lassen:  er  hat  diese  Anträge  nicht  ohne  weiteres 
abgewiesen,  sondern  zwar  Bedenken  geltend  gemacht,  Bedingungen  gestellt, 
damnter  solche,  deren  Annahme  von  seiten  der  Alliierten  durchzusetzen  aus- 
sichtslos schien,  aber  er  hat  doch  immer  eine  gewisse  Geneigtheit  zum  £in- 


giebt  nnr  eine  kurze  Notiz  über  dieselben,  bemerkt  aber,  dass  diese  Verhand- 
lungen, wenn  sie  auch  fruchtlos -verlaofen  sind,  doch  .för  die  Aufklärung  der 
deutschen  Verhältnisse  von  grösstem  Interesse  sind.* 

0  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Gravel  vom  28.  März  1661  (Gnhraaer, 
Kur-Mainz  in  der  Epoche  von  1672.  II  S.  l 

*)  S.  oben  S.  5. 


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10  !•  VerhandlangeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

treten  in  die  Allianz  knnd  gegeben  nnd  es  wenigstens  so  einzarichten  ge* 
wnsst,  dass  die  Yerbandlangen  darüber  nie  vollständig  abgebrocben  wurden. 
So  giebt  er  noch  zuletzt  in  der  Unterredung  mit  y.  Gladebeck  zwar  seinem 
Unmnthe  über  die  herrschende  Stellung,  welche  Frankreich  im  Reiche  zu 
gewinnen  trachte,  und  über  die  Abhängigkeit,  in  welche  sich  die  Fürsten 
der  Rheinischen  Allianz  hätten  bringen  lassen,  den  offensten  Ausdruck,  er 
erklärt  dann  aber  doch  nur,  er  könne  sich  nicht  so  pure  zum  Eintritt  in  die 
AIHruz  verstehen,  und  lässt  durch  seine  Räthe  weiter  mit  demselben  darüber 
verhandeln,  er  besteht  auf  der  von  Gladebeck  als  unannehmbar  bezeich- 
neten fiinschliessung  von  Preussen  in  die  Allianz,  lässt  ihm  aber  durch  seine 
Räthe  mittheilen,  wenn  man  im  übrigen  einig  wäre,  würde  man  sich  auch  wohl 
über  diesen  Punkt  verständigen.  Sicherlich  hat  der  Kurfürst  damals  nicht  die 
Absicht  gehabt,  in  die  Allianz  einzutreten,  und  er  hat  die  Verhandlungen 
darüber  hauptsächlich  zu  dem  Zwecke  fortführen  lassen,  um  genauer  hinter 
die  eigentlichen  Absichten  der  Alliierten  zu  kommen,  er  hat  aber  ohne 
Zweifel  dabei  auch  die  Absicht  verfolgt,  sich  eine  Brücke  offen  zu  halten, 
um,  wenn  andere  Rücksichten  ihm  doch  den  Eintritt  in  die  Allianz  als  ge- 
boten erscheinen  lassen  sollten,  die  dahin  führenden  Schritte  ohne  sich  et- 
was vergeben  zu  müssen  thun  zu  können. 

Mit  diesen  Verhandlungen  über  die  Garantie  des  Friedens  kreuzten 
und  vereinigten  sich  solche  über  eine  andere  Frage,  welche  schon  seit  län- 
gerer Zeit  die  Stände  des  Reichs  in  Aufregung  versetzte,  über  die  Ver- 
legung des  Reichsdeputationstages^).  Die  auf  Grund  der  Be- 
schlüsse des  letzten  Reichstages  seit  dem  September  1655  zu  Frankfurt 
a.  Main  tagende  Reichsdeputation ^  hatte  sich  nach  dem  Tode  Kaiser  Fer- 
dinand III.  (1657)  nicht,  wie  dieses  bisher  üblich  gewesen,  aufgelöst,  son- 
dern, obwohl  der  Kurfurstenrath  für  die  Suspendierung  gestimmt  und  das 
österreichische  Directorium  im  Fürstenrath  seine  Vollmacht  für  erloschen 
erklärt  hatte,  hatte  die  Majorität  im  Fürstenrath  im  Einverständnis  mit  dem 
Kurfürsten  von  Mainz,  dem  als  Erzkanzler  die  Leitung  der  Verhandlun- 
gen zustand,  die  Fortsetzung  beschlossen  und  die  Bevollmächtigten  dieser 
Fürsten  hatten  dann  auch  wirklich  während  der  Zeit  des  Interregnums  wei- 
tergetagt'). Nachdem  dann  (Juli  1658)  die  Wahl  und  Krönung  des  neuen 
Kaisers  Leopold  erfolgt  war,  hatte  dieser  auf  den  von  dem  Kurfürsten 
von  Mainz  an  ihn  gestellten  Antrag,  die  Fortsetzung  der  Reichsdeputation 
zu  genehmigen  und  derselben  neben  ihren  anderen  Aufgaben  die  Berathung 
über  die  secnritas  publica,  d.  h.  über  eine  Reichskriegsverfassnng  zuzuwei- 
sen, zwar  die  Fortsetzung  der  Deputation  gut  geheissen  aber,  um  derselben 


0  S.  Grössler,  Der  Streit  um  die  Translation  der  Frankfurter  Ordinari  — 
Reicbsdeputation  1658—1661  (Programm  des  Gymnasiums  zu  Stargard  in  Pom- 
mern 1870),  eine  Schrift,  in  welcher  nur  das  bei  Londorp  gedruckte  Material 
zusammeDgestellt  ist. 

3)  S.  Urk.  u.  Akt.  VII  S.  633£ 

»)  S.  ürk.  Q.  Akt.  VII  S.  695 ff.,  VIII  S.437ff.,  Köcher  I  8.  227ff 


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EinleituDg.  H 

näher  seia  zn  können,  die  Yerlegnng  derselben  nach  Regensbarg  verlangt, 
der  Eorfürst  von  Mainz  aber  hatte  darauf,  ohne  sich  um  diese  Forderung 
za  kümmern,  die  Wiedereröffnung  des  Depntationstages  in  Frankfurt  auf 
den  1.  October  1658  angesetzt.  Allein  nur  ein  Tbeil  der  Mitglieder,  ausser 
wenigen  anderen  nur  ebendiejenigen  Kurfürsten  und  Fürsten,  welche  sich 
inzwischen  mit  Frankreich  und  Schweden  zu  der  Rheinischen  Allianz  ver- 
einigt hatten,  waren  dieser  Ladung  gefolgt,  und  als  im  Januar  1659  der 
Kaiser  seine  Forderung  wegen  Verlegung  des  Deputationstages,  und  zwar 
nach  Regensburg,  wiederholte,  erklärten  sich  die  übrigen  Kurfürsten  und 
eine  grosse  Anzahl  anderer  Reichsstände  bereit,  diesem  Verlangen  zu  will- 
fahren. Allein  die  Kurfürsten  von  Mainz  und  Göln  sowie  die  übrigen 
Mitglieder  der  Rheinischen  Allianz,  welche  die  Versammlung  in  Frankfurt 
beschickt  hatten,  erkannten  in  dieser  von  dem  Kaiser  gewünschten  Ver- 
legung nur  einen  Versuch,  ihre  Allianz,  deren  Bundesrath  auch  zu  Frank- 
fnrt  seinen  Sitz  hatte,  zu  sprengen  oder  wenigstens  zn  lockern,  sie  ver- 
weigerten daher,  jedenfalls  schon  damals  auch  von  Frankreich  aufgehetzt^ 
die  Verlegung  als  den  Reichs  Satzungen  widerstreitend,  mahnten  die  ande- 
ren Reichsstände,  ihre  Deputierten  nach  Frankfurt  zu  senden,  und  setzten 
dort,  obwohl  diese  Mahnung  nicht  befolgt  wurde,  so  nur  die  Minderzahl 
der  zur  Theilnahme  berechtigten  Reichsstände  hier  vertreten  war')  und 
desshalb  von  dem  Kaiser  und  den  anderen  Reichsständen  diese  Versamm- 
long  garnicht  als  rechtmässige  Reichsdeputation  anerkannt  wurde,  die 
Sitzungen  fort,  während  andererseits  ein  Theil  jener  anderen  Stände,  der 
Aufforderung  des  Kaisers  Folge  leistend,  ihre  Deputierten  nach  Regens- 
bnrg  sandten,  welche  aber,  da  Kurmainz  sich  fern  hielt,  zu  keinen  Ver- 
handlungen schreiten  konnten,  sondern  sich  unthätig  verhalten  mussten. 
Nun  wurden  allerdings  von  verschiedenen  Seiten  Versuche  gemacht,  diesen 
illegalen  Zuständen  ein  Ende  zu  machen  und  den  Streit  zu  schlichten. 
Unter  Berufung  auf  die  dem  Reiche  durch  die  nordischen  Kriegswirren 
drohenden  Gefahren  wies  Knrcöln  im  October  1659  Kurbaiern  gegen- 
über darauf  hin ,  dass  der  1654  nur  vertagte  Reichstag  wiederberufen  wer- 
den müsse,  und  Kurbaiern,  das  anfangs  dem  nicht  zugestimmt  hatte, 
schlug  Anfang  1660  im  Verein  mit  dem  Erzbischof  von  Salzburg  dem 
Kaiser  selbst  dieses  Mittel,  als  am  besten  geeignet,  um  den  im  Reiche  aus- 
gebrochenen Zwiespalt  zu  beseitigen,  vor.  Ebendieselbe  Forderung  erhoben 
anch  die  im  März  1660  in  "Wien  erschienenen  Gesandten  von  Kurmainz 
und  Kurcöln,  welche  zugleich  den  Auftrag  hatten,  den  Kaiser  zur  Räu- 
mung Pommerns  zn  bewegen,  allein  dieser,  welcher  fürchtete,  dass  auf 
einem  Reichstage  die  auf  Frankreich  und  Schweden  sich  stützende  Oppo- 
sitionspartei noch  mehr  Anhänger  finden  und  ihm  noch  grössere  Schwierig- 
keiten bereiten  würde,  wies  diesen  Vorschlag  zurück.  Seine  eigenen  Ver- 
suche, den  Kurfürsten  von  Mainz,   das  Haupt  dieser  Oppositionspartei, 


1)  S.  das  Verzeichnis  der  in  Frankfurt  anwesenden  Gesandten  im  Diarium 
Europaenm  VII  S.  507,  vgl.  auch  Köcher  I  S.  284.  Anm.  1. 


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12  1-     VerhaDdlnofi^eD  wegen  der  Garantie  des  FHedens  etc. 

zaerst  durch  das  ZogeständDis,  dass  anf  dem  Depntationstage  der  pnnctas 
secoritatis  vor  allen  anderen  BerathangsgegeoständeD  vorgenommen  werden 
sollte,  dann  dnreh  die  Zustimmung  zu  dem^  znerst  von  dem  Herzoge  von 
Sachsen-Altenbarg  vorgebrachten  Vorschlage,  dass  beide  Deputationen, 
die  in  Frankfurt  und  die  in  Regen sbnrg  tagende,  sich  an  einem  drit» 
ten  Orte,  in  Augsburg,  vereinigen  sollten  und  dass  dort  auch  schon  Vor- 
berathungen  über  den  Reichstag,  dem  er,  wie  er  sich  ausdrückte,  keineswegs 
zu  entfliehen  suche,  gehalten  werden  sollten,  zur  Nachgiebigkeit  zu  bewegen, 
waren  vergeblich,  obwohl  sie  von  den  anderen  Kurfürsten,  selbst  von  Knr- 
cöln,  befürwortet  wurden.  Von  Frankreich  aufgereizt,  welches  durch 
reichliche  Geldspenden  seinen  Forderungen  besonderen  Nachdruck  zu  geben 
verstand,^)  beharrten  der  Enrfürst  von  Mainz  und  die  übrigen  Mitglieder 
der  Rheinischen  Allianz  bei  ihrem  Widerspruche  und  liessen  die  Versamm- 
Inng  in  Frankfurt  weiter  bestehen.  So  dauerte  der  Zwiespalt  fort,  bis 
endlich  der  Kaiser,  durch  die  immer  mehr  drohende  Türkengefahr  erschreckt, 
um  die  Hülfe  des  Reiches  zu  erhalten  sich  zur  Nachgiebigkeit  entschloss, 
zuerst  August  1661  sich  zur  Ansetzung  eines  bestimmten  Termines  für  den 
Reichstag  und  zur  Einholung  des  Consenses  der  Kurfürsten  dazu,  freilich 
noch  unter  der  Bedingung,  dass  vorher  die  Translation  des  Deputations- 
tages nach  Augsburg  erfolge,  verstand,  dann,  da  Kurmainz  und  dessen 
Bundesgenossen  sich  auch  dadurch  noch  nicht  umstimmen  liessen,  auch  diese 
Bedingung  fallen  Hess  und  November  1661  einfach  den  Reichstag  ausschrieb. 
Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  hatte  sich  in  den  früheren  Stadien  dieses 
Streites,  entsprechend  der  engen  Bundesgenossenschaft,  in  welche  ihn  die 
Wechselfälle  des  nordischen  Krieges  zu  Oesterreich  geführt  hatten,  und 
dem  gespannten  Verhältnis,  in  welches  er,  nachdem  die  Rheinische  Allianz 
ohne  ihn  abgeschlossen  worden  war,  zu  den  Mitgliedern  derselben  getreten 
war,  durchaus  anf  die  kaiserliche  Seite  gestellt  Auf  jene  Aufforderung  des 
Kurfürsten  von  Mainz  zur  Beschickung  der  von  demselben  anf  den  1.  October 
1658  wieder  nach  Frankfurt  berufeneu  Roichsdeputation  hatte  er  erwidert,  >) 
dass  er  sich  von  der  Reassumption  derselben  nach  den  bisherigen  Erfah- 
rungen wenig  Nutzen  verspreche  und  dass  er,  da  vorher  zu  Frankfurt  ein 
einmüthiger  Beschluss  inbetreff  derselben  nicht  gefasst  sei,  vielmehr  die 
Majorität  beschlossen  habe,  sich  darüber  zunächst  mit  dem  Kaiser  zu  ver- 
ständigen, dorthin  keine  Gesandten  abschicken  werde,  bevor  er  die  Mei- 
nung des  Kaisers  und  der  anderen  Kurfürsten  erfahren  habe,  er  hatte  dann, 
als  jene  Deputation  trotzdem  zusammengetreten  war,  die  Rechtsbeständig- 
keit derselben,  da  so  wenige  keine  Deputation  ausmachen  könnten,  bestritten ') 


1)  8.  Ludwigs  XIV.  lostniction  für  Gravel  vom  28.  März  und  das  Be- 
Bcript  an  denselben  vom  1.  Ootober  1661  (Gahrauer  II  S.  306.  814). 

^  Ef.  an  den  Kurfürsten  von  Mainz  d.  Hauptquartier  zu  Trittan  21.  Sep- 
tember/1. Ootober  1658  (Londorp  VIII  S.  448)  s.  Grössler  S.  5. 

*)  Kf.  an  denselben  d.  Feldlager  vor  Friedrichsode  27.  Mai/ 6.  Juni  1659 
(Londorp  VIII  S.  558). 


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Binleitang.  13 

TindKiirniainz  dringend  gerathen,  der  von  dem  Kaiser  verlangten  Verlegung 
derselben  nach  Regen8borg  zuzustimmen,  hatte  selbst  im  October  1659 
Mathias  v.  Crockow  als  seinen  Bevollmächtigten  nach  Regensburg 
gesendet,  welcher  bis  zum  Juli  des  nächsten  Jahres  sich  dort  aufgehalten 
bat.  Er  hatte  ferner  versucht  auf  die  braunschweigischen  Fürsten 
einzuwirken^)  und  diese  zu  bewegen,  ihre  Gesandten  von  Frankfurt  ab* 
zurufen  und  auch  nach  Regensburg  zu  schicken,  und  in  der  That  hatte 
jene  im  October  1659  an  ihn  abgeordnete  Gesandtschaft^)  derselben  erklärt, 
dass  sie  nebst  den  übrigen  noch  zu  Frankfurt  versammelten  Deputierten 
dazu  bereit  seien,  freilich  unter  Hinzufügung  der  Bedingung,  wenn  ein  „zu 
Sicherung  der  Stände  und  Verhütung  künftiger  Consequenz  diensames 
Mittel^  getroffen  werden  könnte,  und  ohne  dass  sie  sich  zu  einer  näheren 
Erläuterung  dieses  sehr  unbestimmten  Vorbehaltes  bewegen  Hessen.  Dass 
€8  denselben  mit  dieser  Zusage  keineswegs  Ernst  gewesen,  zeigte  sich  bald 
auf  der  Zusammenkunft  zu  Tange rroünde')  (Februar  1660),  wo  die  braun- 
schweigischen Gesandten  entsprechend  der  gleichzeitig  von  Kurmainz  und 
Kurcöln  an  den  Kaiser  selbst  gestellten  Forderung  verlangten,  der  Kur- 
fürst solle  als  bestes  Mittel  um  den  Streit  wegen  der  Deputation  zu  been- 
digen den  Kaiser  um  Wiederbemfung  des  Reichstages  ersuchen.  Der  Kur- 
fürst hatte  in  seinem  Bericht  über  diese  Zusammenkunft  an  den  Kaiser 
auch  dieser  Forderung  Erwähnung  gethan,  der  Kaiser  hatte  aber  darauf 
erwidert],  er  könne  nicht  dafür  halten,  dass  der  drohenden  Gefahr  durch 
dieses  Mittel,  wohl  aber  durch  sofortige  Erneuerung  des  Deputationstages 
und  Erledigung  des  puncti  securitatis  daselbst  abgeholfen  werden  könne, 
und  diesen  Punkt,  die  Gefahren,  welche  eine  Wiederberufung  des  Reichs- 
tages damals,  noch  während  des  Krieges,  nach  sich  ziehen  würde,  hat  er 
dem  Kurfürsten  auch  durch  den  im  April  1660  nach  Berlin  abgeschickten 
Fürsten  Gonzaga^)  näher  vorstellen  lassen. 

Bei  den  in  der  nächstfolgenden  Zeit  von  dem  Kurfürsten  einerseits  mit 
den  braunschweigischen  Herzogen,  dem  Landgrafeu  von  Hessen* 
Gas  sei,  dem  Kurfürsten  von  Cöln  und  auch  mit  dem  Kurfürsten  von 
Mainz,  gerade  den  Hauptführern  der  auf  der  Frankfurter  Versammlung 
vertretenen  Oppositionspartei,  und  andererseits  mit  dem  Kaiser  geführten 
Verhandlungen  sind  auch  diese  Fragen  betreffend  die  Verlegung  der  Reichs* 
deputation  und  die  Berufung  des  Reichstages  mehrfach  berührt  worden  und 
die  nachfolgend  abgedruckten  Aktenstücke  veranschaulichen  auch  die  Stel- 
lung, welche  der  Kurfürst  in  den  späteren  Stadien  des  Streites  über  die- 
selben eingenommen  hat^).    Sie  zeigen,  dass  er  diesen  Fragen  an  und  für 


1)  S.  Kocher  I  8.  284. 
^)  S.  oben  8. 4  f. 
^  S.  oben  8.  6  f. 

«)  8.  Urk.  n.  Akt.  VIII  S.  428 ff.  und  das  unten  abgedruckte  Schreiben  des 
Kaisers  an  Kf.  vom  5.  Juni  1660. 

^)  Ganz  kurz  hat  Droyseo,  Gesch.  d.  Preass.  Pol.  III  3  S.  10 ff.  diese  Ver- 


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14  !•  VerhandlaogeD  wegen  der  Garantie  des  FriedeoB  etc. 

sich  nur  eine  geringe  Wichtigkeit  beigemessen  nnd  dass  er  keineswegs  eine 
scharf  ausgeprägte  Parteistellnng  in  denselben  eingenommen  hat;  im  allge- 
meinen bleibt  er  aof  der  Seite  des  Kaisers,  billigt  und  unterstützt  er  dessen 
Massnahmen,  doch  bemüht  er  sich  denselben  zu  weiterer  Nachgiebigkeit 
und  dadnrch  zur  Beendigung  des  Streites  zu  bewegen.  Schon  früh  scheint 
auch  er  in  der  Wiederbemfung  des  Reichstages  das  geeignetste  Mittel 
dazu  erkannt  zu  haben.  Sofort  nach  der  Beendigung  der  Olivaer  Friedens- 
unterhandlungen fragt  er  bei  dem  Kaiser  an,  was  derselbe  jetzt  nach  dem 
Abschluss  des  Friedens  in  betreff  des  Reichstages  zu  thun  gesonnen  sei,  er 
benutzt  dann  bald  eine  Gelegenheit,  um  unter  schicklichem  Yorwande  sei- 
nen Gesandten  Ton  Regensburg,  wo  derselbe  ganz  unthätig  hatte  bleiben 
müssen,  abzurufen;  bei  der  Zusammenkunft  mit  dem  Landgrafen  von  Hes- 
sen sucht  er  allerdings  zuerst  diesen  zur  Einwilligung  in  die  Verlegung 
der  Deputation  an  einen  dritten  Ort  zu  bestimmen,  als  aber  dieser  die  Wie- 
derberufung des  Reichstages  fordert,  erklärt  er,  er  wolle  sich  auch  den 
Reichstag  gefallen  lassen,  wenn  man  ihn  nur  versichern  könnte,  dass  aaf 
demselben  auch  wirklich  die  dringenden  Angelegenheiten  würden  in  Angriff 
genommen  werden.  In  ähnlicher  Weise  spricht  er  sich  dann  auch  dem 
Grafen  Fürstenberg  gegenüber  aus,  bei  den  Verhandlungen  zu  Cöln 
erklärt  er  sich  für  die  Berufung  des  Reichstages,  erbietet  sich  auch  dem 
Kaiser  dieselbe  anzurathen,  verlangt  aber  wiederum,  man  solle  dafür  sorgen, 
dass  dort  etwas  Nützlicheres  als  bisher  verrichtet  werde  nnd  dass  man  dort 
in  besserer  Einigkeit  erscheine.  Dem  Kaiser  gegenüber  hütet  er  sich 
wohl,  die  Berufung  des  Reichstages  geradezu  anzuempfehlen  oder  gar  zn 
fordern,  er  berichtet  ihm  nur,  dass  die  meisten  Reichsstände  dieselbe  ver- 
langten und  von  der  Verlegung  und  Fortsetzung  der  Reichsdeputation 
nichts  wissen  wollten,  ebenso  wenig  aber  missbilligt  er  dem  Kurfürsten  von 
Mainz  gegenüber  dessen  Verfahren  geradezu,  doch  ermahnt  er  ihn  zu 
verhüten,  dass  nicht  ,)durch  allzu  langsame  consilia  nnd  Anstellung^  die 
Türkengefahr  noch  vermehrt  werde.  Als  der  Kaiser  sich  dann  zur  Fest- 
setzung des  Termins  für  den  Reichstag  verstanden  hat,  versucht  er  die 
Kurfürsten  von  Cöln  und  Mainz  zur  vorherigen  Abhaltung  eines  Knr- 
fürstentages  zu  bestimmen,  giebt  aber,  als  er  dort  nicht  das  gewünschte 
Entgegenkommen  findet,  den  Gedanken  auf. 


hältnisse  berührt,  genauere  Nachrichten  darüber  hat  nenerdiogs  Köcher,  Gesch. 
von  Hannover  und  Braanschweig  I  S.  283ff.  gegeben. 


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PropoBition  der  Enr-Cölnischen,  Braunscbweigischen  und 
Hesaißchen  Gesandten.^  D.  Cölna.  Spree  26.ApriI/[6.Mai]1660. 

[Ef.  and  dessen  BaDdesgenossen  sowie  Schweden  sollen  sich  verpflichten  gegen- 
seitig ihre  Beichslande  nicht  anzugreifen,  Anerbieten  der  Gktrantie  dieser 

Znsichemng.] 

1660. 

Da  ihre  Fürsten  den  Znstand  im  Römischen  Keieh  so  beschaf-  6.  Mai. 

fen  finden ,  dass,  wenn  dem  nicht  vorgebant  wurde,  eine  universale  Kriegs- 
flarome  in  demselben  zu  befürchten  sei,  so  zweifeln  sie  zwar  nicht  an  des 
S^.  Intention,  das  Reich  in  seiner  Sicherheit  zu  erhalten,  weil  aber  ans  den 
von  der  Krone  Frankreich  einkommenden  Schreiben')  bekannt  sei,  dass 
diese  die  in  Pommern  vorgegangene  Expedition  pro  contraventione  pacis 
achte  und  bei  nicht  erfolgender  Abstellung  derselben  der  Krone  Schweden 
die  im  Westfälischen  Frieden  verglichene  Garantie  wirklich  leisten  wolle, 
80  wünschen  die  Fürsten,  dass  es  dazn  nicht  kommen,  sondern  die  in  Pom- 
mern entstandene  Unruhe  cessiren  möchte;  sie  haben  es  sich  daher  bei  der 
Krone  Frankreich  angelegen  sein  lassen,  dass  mit  Leistung  wirklicher  Ga- 
rantie möchte  eingehalten  werden,  bis  man  zunächst  durch  gütliche  Mittel 
versuche,  das  Reich  wieder  zu  seiner  Ruhe  zu  bringen  und  den  darin  kriC'- 
genden  Theilen  gleichwohl  genügende  Sicherheit  dabei  zu  verschaffen. 


0  Die  Gesandten  waren:  für  Earcöln  der  Geheime  Ratb,  Westfälische  Land- 
droat  nnd  Generalwachtmeister  Freiherr  Dietrich  v.  Landsberg,  für  die  braan- 
schweigiscben  Herzoge  die  Geheimenräthe  Friedrich  v.  Heimbnrg  (Wolfen- 
bfittel)  nnd  Bodo  v.  Gladebeck  (Celle),  für  Hessen  die  Geheimenräthe  Chri- 
stian Pagesteeher  (Cassel)  nnd  Hans  Eitel  Diede  zum  Fnrstenstein 
(Dannstadt).  Vgl.  über  diese  Gesandtschaft  Köcher,  Geschichte  von  Hannover 
nnd  Braanachweig  I  8.  289. 

*)  S.  das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  die  Reicbsdepntation  zu  Frankfurt 
d.  Toalonse  5.  December  1659,  nnd  die  Schreiben  Mazarins  an  den  Kf.  von 
demselben  Datum  nnd  an  die  Eurfarsten  von  Mainz  nnd  Cöln  vom  22.  Decem- 
ber 1669  (Londorp  VIII  S.  661.  664f). 


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16  1-    VerhandlnogeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Gestalt  dan  unsere  gnädigste  Chur-,  Fürsten  und  Herren  nicht 
allein  ihre  mitvereinigte  Chur-  und  Fürsten,  sondern  auch  die  Chron 
Frankreich  vermöge  gethaner  Erklärunge  dahin  geneigt  und  willig 
zu  sein  wissen,  von  der  Chron  Schweden  eine  solche  Declaration,  dass 
von  derselben  Ew.  Chf.  D.  noch  dero  Conföderirter  im  Reich  gelegene 
Landen  nicht  sollen  invadiref 'werden,  wan  eine  gleichmässige  De- 
claration nebenst  Restitution  der  occupirten  Posten  an  die  Chron 
Schweden  geschieht,  nicht  allein  zu  Wege  zu  bringen,  sondern  auch, 
da  es  nöthig,  zu  Festhaltung  solcher  gegen  einander  ausliefernden 
Mutualversicherung  sich  als  Garant  darzustellen. 

Trotz  der  inzwischcD  eröffneten  friedlichen  Aassichten  ersuchen  ihre 
Fürsten  den  Ef.  doch,  sein  Absehen  nicht  aaf  den  Aasschlag  oder  die  Eze- 
cation  der  Preassischen  Tractaten  zu  richten,  sondern,  wenn  es  mit  denselben 
sieh  wider  Yerhoffen  noch  verziehen  sollte,  gleichwohl  nichts  desto  weniger, 
so  bald  man  sich  eines  instramenti  asseryationis  werde  verglichen  haben, 
auch  zagleieh  die  Yerordnnng  zu  thnn,  dass  die  wirkliche  Erledigung  der 
in  Pommern  enstandenen  Unruhe  unverlangt  erfolgen  möge,  sie  sind  zu- 
gleich der  Zuversicht,  dass  sich  die  knegenden  Parteien  aller  Feindselig- 
keit gegen  beiderseits  im  Reich  gelegene  Lande  enthalten  werden. 


Protocollum,  so  mit  den  Kur-Cölniscben,  sämtlichen  Brann- 
schweigischen, Hessen  Cassel-  und  Darmstädtischen  Gesandten 
zu  Berlin  vergangen  den  26.  Aprilis  und  folgende  Tage. 

6.  Mai.  Nachdem  Kf.  dem  O.-Präsidenten  v.  Schwerin  und  dem  v.  Canstein 

befohlen,  mit  den  Gesandten  in  Conferenz  zu  treten,  begeben  sich  diese 
gleich  am  26.  April  zu  denselben  und  v.  Schwerin  erklärt  ihnen  nach 
den  Curialien,  es  käme  hauptsächlich  darauf  an,  wie  man  des  etwa  zu  erlan- 
genden Friedens  versichert  sein  könnte.  Denn  ob  zwar  in  den  Polni- 
schen Tractaten  dies  Werk  mit  Pommern  vorkomme  und  erledigt  werden 
möchte,  so  bliebe  doch  Schweden  armirt,  führe  auch  gegen  Dänemark  ferner 
fort,  nnd  wollte  Kf.  daher  vernehmen,  was  ihrer  Priocipalen  Gedanken 
hierunter,  namentlich  was  sie  der  Garantie  halber  zu  tbun  gemeint  seien. 
Zwar  möchte  man  meinen,  wenn  nur  der  Friede  geschlossen,  so  habe  mau 
nichts  weiter  zu  apprehendiren,  der  polnische  nnd  letzte  dänische  Krieg 
aber  nnd  die  kurländische  actiones  bezeigten  wohl  das  widrige. 

Die  Gesandten  erwidern  darauf,  sie  wollten  ihre  mündlich  gethane  Pro- 
position schriftlich  übergeben,  dies  geschieht  am  fogenden  Tage  (27  April), 

7.  Mai.  Kf.  lässt  ihnen  darauf  erklären,  nach  dieser  Proposition  schiene  ihm,  als  wenn 


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EorcölDische,  brannflchweigische  a.  hessische  Gesandtschaft  in  Berlin.       17 

die  Gesandten  nnn,  nach  Abscblass  des  polnischen  Friedens  die  Leistung 
der  Garantie  fast  fQr  nnnöthig  hielten,  man  hätte  ihm  aber  die  mündliche  Er- 
klärung derselben  hinterbracht,  er  lasse  ihnen  daher  vorstellen: 

1)  ob  sie  die  Proposition  ihrer  mündlichen  Erklärung  gemäss  ändern 
oder  desshalb  ein  anderes  schriftliches  Memorial  übergeben  wollten,  in  wel- 
chem die  Garantie  ohne  Restriction  offeriert  werde. 

2)  Ef.  Ternehroe  ungern ,  als  wenn  diese  Garantie  blos  auf  die  Reichs- 
lande restringiert  werden  sollte.  Weil  ihre  Principalen  gegen  den  Kaiser 
auch  zu  Einnehmung  der  Scblesischeu  und  anderen  Lande  sich  erklärt,  so 
hoife  Kt,  man  werde  auch  Preussen  miteinschliessen. 

3)  Weil  sie  selbst  gestern  angeführt,  dass  man  hier  nicht  billig  diese 
Garantie  zustande  bringen  könnte,  man  gleichwohl  wissen  müsste,  worauf 
die  Garantie  sich  fandieren  sollte,  so  bäte  man,  ein  Project  zu  übergeben. 

4)  Ef.  hoffe,  man  hätte  hierbei  auch  diese  Meinung,  dass,  wenn  etwa 
die  Schweden  post  pacem  Polonicam,  ante  vel  post  evacuationem  der 
▼om  Kaiser  und  Kf.  occupierten  Oerter  ihn  infestieren  wollten,  dass  man 
ihm  dagegen  sofort  cum  effectu  assistieren  und  nicht  dieses  nehmen  wollte, 
als  wenn  es  aus  dem  vorigen  Kriege  herrührte.  Kf.  müsste  deshalb  beson- 
ders erinnern,  weil  er  den  letzten  Friedensbruch  gegen  Dänemark  vor  sich 
habe,  den  man  nicht  für  einen  Friedensbrnch,  sondern  dass  es  noch  vom 
vorigen  Kriege  herrührte  habe  nehmen  wollen,  und  weil  ihm  die  schwedi- 
schen Desseins  von  früher  her  genugsam  bekannt,  da  man  zu  der  Zeit,  als 
man  auf  schwedischer  Seite  seine  Hülfe  am  höchsten  nöthig  gehabt,  sich 
doch  nicht  gescheut,  seine  Seehäfen  und  Lande  zu  begehren.  In  der  Pro- 
position geschehe  auch  nur  der  Lande  der  Conföderierten  Erwähnung,  Kf.  hoffe 
nicht,  dasR  man  dadurch  die  Kaiserlichen  Erblande  auszuschliessen  suche. 

Auf  das  letzte  antworten  die  Gesandten  sofort,  die  angebotene  Garan- 
tie sei  auch  auf  die  Kaiserlichen  Erblande  gemeint  Im  übrigen  haben 
sie  die  Sachen  in  fernere  Bedenken  genommen,  haben  am  folgenden  Tage  ihre 
Resolution  schriftlich  eingebracht,  worauf  dann  auch  Kf.  seine  endliche  8.  Mai. 
Resolution  ihnen  schriftlich  zukommen  lassen,  womit  diese  Conferenzen 
geendigt  haben. 


Der  Gesandten  Erklärang   auf  die  ihnen  bei  der  gestrigen 

Conferenz  vorgestellten  4  puncta  wegen  der  Garantie. 

Cöln  a.  d.  Sp.  27.  April/[7.  Mai]  1660. 

[Bedingangen  der  za  ubernehmendeD  Oarantie.] 

Soviel  nun  den  ersten  betrifft,  lasset  maus  bei  der  —  gestrigen  7.  Mai. 
Tages  so  mündlich  als  schriftlich  offerirten  Garantie  nochmalen  be- 
wenden, kraft  derer  Ihre  gn.  Chur-  Fürsten  und  HH.  sich  verobligi- 
ren,  wenn  S.  Durchl.  und  dero  Conföderirten  bei  der  Resolution  be- 

Mater.  s.  Gescb.  d.  0.  KarffirBten.    ZI.  2 


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lg  1.  Yerband]aDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

ständig  verharren  werden,  nicht  allein  ihre  Waffen  in  Pommern  und 
anderen  E.  Schwedischen  Reichslanden  cessiren  zu  lassen,  sondern 
auch  die  darin  occupirte  Oerter  zu  restituiren,  sich  nebst  der  Chron 
Frankreich  und  anderen  ihren  Mitalliirten  Chur-  und  Fürsten  als 
Garant  dergestalt  darzustellen,  dass  weder  S.  Chf.  D.  noch  dero  Con- 
föderirten  im  Reiche  gelegene  Lande  von  der  Chron  Schweden, 
die  sich  auf  solchen  Fall  dazu  alschon  willfährig  erklärt,  angefochten 
werden  sollen,  wobei  unsere  gnädigsten  Chur-,  Fürsten  und  Herren 
zwar  ganz  gerne  vernehmen,  dass  auch  ausserdem  kraft  der  auf  dero 
Schluss  stehenden  Preussischen  Tractaten  die  Hostilitäten  in  Pommern 
cessiren,  auch  die  darin  occupirte  Oerter  restituiret  zu  werden  ganz 
gewisse  Hoffnung  geschöpfet  wird,  zu  S.  Chf.  D.  tragen  sie  aber  das 
zuversichtliche  Vertrauen,  dass  da  auf  allen  .unverhofften  Fall  bei  der 
Execution  des  in  Preussen  vielleicht  alschon  geschlossenen  Friedens 
einige  Hindemisse  in  den  Weg  kommen  —  —  sollten,  dass  S.  Chf.  D. 
ofterwähnte  cessationem  armorum  und  Restitution  der  occupirten  Oerter 
in  Pommern  alsdann  auf  die  Execution  des  Polnischen  Friedens  nicht 
verweisen,  sondern  einen  Weg  als  den  anderen  dazu  gegen  jetzo  offe- 
rirte  Garantie  geneigt  sein  werden,  zumal  ausser  deme  unsern  gnä- 
digsten Chur-,  Fürsten  und  Herrn  sehr  bedenklich  fallen  dürfte,  eine 
so  schwere  Obligation  über  sich  zu  nehmen. 

Gleichwie  nun  unsere  gn.  Chur-,  Fürsten  und  HH.  dafür  halten 
müssen,  dass  S.  Chf.  D.  auf  solche  Weise  genugsam  gesichert  sein, 
also  werden  sie  gleichwohl  nicht  unterlassen  auf  nächstem  Reichs- 
tage sich  dahin  zu  bearbeiten,  dass  nicht  allein  der  punctus  securi- 
tatis  publicae  insgemein  recht  gefasset,  sondern  auch  zuforderst  S.  Chf. 
D.  nach  Anleitung  dero  denen  K.  Mainzischen  und  Cölnischen 
an  den  Kaiserl.  Hof  deputirten  Gesandten  aufgegebenen  Commission 
von  dem  ganzen  Reiche  gnugsame  Sicherheit  verschaffet  werde,  in- 
zwischen aber  und  bis  dahin  lassen  sie  es  bei  ihrem  vorigen  Erbieten 
der  Garantie  halber  bewenden  —  zweifeln  gleichwohl  nicht,  es  werden 
S.  Chf.  D.  —  wie  nöthig  es  sei,  dass  die  prorogata  comitia  fürder- 
lichst  reassumiret  werden,  erwägen  und  dieselbe  —  möglichst  beför- 
dern helfen.  —  Indem  nun  hieraus  die  Churf.  deputirte  geheimbte  mi- 
nistri  der  anwesenden  Gesandten  hoher  Herrn  Principalen  eigentliche 
—  Intention  klärlich  werden  zu  vernehmen  haben,  als  hält  man  die 
bei  dem  dritten  puncto  begehrte  Entwerfung  eines  Projects  für  jetzo 
überflüssig. 

Wohin  der  anwesenden  Gesandten  hoher  Herrn  Principalen  in- 


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RarcölDiBche,  braaDSchweigiBche  a.  hessische  Gesandtschaft  in  Berlin.        19 

tentio  bei  dem  vierten  puncto  gerichtet,  wird  yerhofifentlich  aus  obigem 
zur  Genüge  erhellen.  — 

Was  in^  dem  andern  puncto  wegen  Miteinschliessung  des  Ghurf. 
Preussens  angefahret,  darauf  befinden  die  —  Gesandten  sich  nicht 
instruiret,  sein  aber  ihren  gn.  Chur-,  Fürsten  und  Herrn  bei  ihrer 
Zurückkunft  alles  fideliter  zu  referiren  erbötig.  — 


S.  Chf.  D.  Resolution  auf  der  Gesandten  Anbringen. 
Cöln  a.  d.  Sp.  30.  April/[10.  Mai]  1660.^) 

(Ueber  die  Garantie  ist  aof  einer  nenen  Zusammenkanft  zn  verhandeln,  Prenssen 
mnss  in  dieselbe  eingeschlossen  werden.] 

Tragen die  Hoffnung,   dass  der  höchste  Gott  ver-  lo.  Mai. 

mittelst  Verleihung  eines  allgemeinen  Friedens  alles  in  vorige  Sicher- 
heit und  gewünschte  Ruhe  stellen  —  werde.  Wie  aber  dabei  vornehm- 
lieh auch  auf  die  Befestigung  desselbigen  zu  sehen,  also  können  S. 
Chf.  D.  die  deshalb  an  Seiten  Ihrer  Chur-,  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl. 
angebotene  Guarantie  nicht  anders  als  zu  des  gemeinen  Besten  Sicher- 
heit zielend  erkennen  und  wohl  aufnehmen,  nicht  zweifelnd,  es  wer- 
den auch  der  Herrn  Abgesandten  hohe  Principalen  darob  ferner  die 
Hand  halten,  damit  was  zu  Perfectirung  dieses  alles  diensam,  ge- 
bührend befördert  und  zum  Effect  gebracht  werde,  und  aldieweil  hiezu 
allenthalben  weitere  Vernehmung,  insonderheit  auch  mit  den  Cronen 
Frankreich  und  Schweden  erfordert  wird,  von  solchen  Cronen 
dabei  die  Herrn  Abgesandten  nichts  beständiges,  sicheres  und  eigent- 
liches itzo  exhibiren,  sondern  selbst  erinnern,  dass  dieses  alles  bis 
zu  solcher  weiteren  Vernehmung  und  deswegen  absonderlich  ange- 
stellter Tagefahrt  ausgestellet  bleiben  müsse,  dabenebenst  auch  von 
der  Herrn  Abgesandten  hohen  Principalen  diese  Sache  an  die  Rom. 
Eaiserl.  M.  —  schon  vorher o  gebracht  ist,  so  können  S.  Chf.  D. 
nicht  weniger,  als  die  völlige  Abhandlung  dieser  erwähnten  Guarantie 
bis  zu  —  Ihr.  Eaiserl.  M.  allergnädigsten  Erklärung,  wie  auch  der 
angeregten  Zusammenkunft  ausgestellet  sein  zu  lassen.  S.  Chf.  D. 
wird  jedoch  lieb  sein,  dass  diese  Zusammenkunft  nicht  nur  je  ehender 
je  lieber   vorgehen  möge,  sondern   versehen   sich  darnebenst,   dass 


>)  Von  demselben  Tage  ist  auch  das  Recreditiv  des  Kf.  für  die  Gesandten 
datiert. 

2* 


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20  1-  Verhandlangen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

wann  I.  Kaiserl.  M.  und  S.  Chf.  D.  von  ferneren  Hostilitäten  gegen 
Pommern  und  andere  in  dem  Reiche  von  den  Schwedischen  be- 
sitzende Länder  Inhalten  thäten,  nachgehends  aber  I.  Kaiserl.  M.  und 
S.  Chf.  D.  ungeachtet  dessen,  so  zu  Dan  zig  etwa  verhandelt  sein 
möchte,  von  der  Cron  Schweden  im  Reiche  angegriffen  werden 
sollten,  alsdann  der  angebotenen  Guarantie  nach  sowohl  von  der 
Cron  Frankreich  als  von  LI.  Churf.  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl.  kräftig- 
lich  assistirt  werden  wird. 

So  tragen  S.  Chf.  D.  kein  Zweifel,  es  werden  die  Herrn 

Abgesandten  aus  dem  letzten  Polnischen  Kriege  angemerket  haben, 
wie  dero  Oerter  in  Polen  und  Preussen  nicht  wohl  einige  motus 
vorgehen  können,  die  nicht  zugleich  das  Rom.  Reich  und  dessen  Pro- 
vinzen miteinflechteten,  darwider  dann  alle  vincula  im  Rom.  Reich 
vergeblich,  nichts  aber  beständiger  dieses  zu  verhindern  vermag,  als 
wenn  diejenigen,  so  auch  dero  Oerter  Unruhe  anzurichten  sich  unter- 
nehmen, durch  eine  solche  Guarantie  (die  auch  S.  Chf.  D.  Preus- 
sische  und  angehörige  Länder  mitbegreift)  davon  abgehalten  und 
gehindert  würden,  in  welche  zu  verwilligen  S.  Chf.  D.  so  viel  we- 
niger Schwierigkeit  sich  vermuthen  können,  angemerket,  gegen  L 
Kais.  M.  der  Schlesischen  und  andern  Landen  zu  einer  solchen 
Guarantie  sich  der  Herrn  Abgesandten  Principalen  von  sich  selbst 
anerbietig  gemacht. 


Gesamtrelation  von  v.  Landsberg,  v.  Heimburg,  Bodo  v.  Glade- 

beck,  A.  Chr.  Pagestecher  und  Hans  Eitel  Diede  zum  FürBten- 

stein  an  ihre  Principalen.     D.  Magdeburg  4./ [14.]  Mai  1660. 

(Hannoversches  Archiv.) 

[Verlauf  der  YerhandlangeD.    Die  an  den  Kf.  zu  stellenden  Forderungen  und  die 
mit  den  Alliierten  zu  beratbenden  Punkte.] 

U.Mai.  Sie  haben  26.  April  bei  Kf.  in  GöId  a.  Sp.  Andienz  gehabt  and  darauf 

mit  den  von  diesem  deputierten  Geheimen  Räthen  Conferenz  gehalten.  Sie 
legen  bei  ihre  Proposition  i),  die  sie  auf  Grund  ihrer  Instruktion  und  der 
durch  die  bei  ihrer  Ankunft  überall  erschollenen  Friedensnachrichten  etwas 
veränderten  Conjuncturen  aufgestellti  und  die  Antwort;  welche  Kf.  durch  den 
O.Präsidenten  v.  Schwerin  ihnen  hat  ertheilen  lassen 3),  sowie  das  Protokoll 


»)  S.  oben  S.  15. 
3)  8.  19. 


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Karcoloische,  braanschweigische  u.  hessische  Gesandtschaft  io  Berlio.       21 

über  die  Conferenzen.  Da  die  brandenbargischeD  Deputierten  dafür  gehal- 
ten haben,  dass  die  von  ihnen  offerierte  Oarantie  zn  sehr  restringiert  sei,  nnd 
begehrten,  dass  in  diesem  puncto  ihre  Proposition  durch  ein  Memorial  erläu- 
tert werde ') ,  so  haben  sie  durch  eine  Declaration  die  Oarantie  nicht  nur 
auf  die  Cessation  der  Waffen  und  Restitution  der  oecupierten  Oerter  in 
Pommern  ohne  einige  Reflexion  auf  die  Ezecution  der  Preussischen  Frie- 
denstractaten,  sondern  auch  ratione  temporis  bis  auf  den  folgenden  Reichs- 
tag KU  restringieren  für  nöthig  erachtet,  da  vermöge  der  nun  geschlossenen 
Friedenstractaten,  wenn  dieselben  ratificiert  und  exequiert  werden,  die  Hosti- 
litäten  ohne  das  cessieren  und  die  oecupierten  Oerter  restituiert  werden  müssen, 
die  Fürsten  aber  gewiss  nicht  gemeint  sein  werden,  die  Garantie  zu  ver- 
sprechen, wenn  nicht  dagegen  die  Versicherung  geschehen  sollte,  dass  auch, 
falls  die  Execntion  der  Friedenstractaten  verzögert  werden  sollte,  doch  die 
Hostilitäten  in  Pommern  cessieren  und  die  dort  oecupierten  Oerter  gegen 
die  offerierte  Garantie  restituiert  werden  sollten,  zumal  sonst  der  Zweck,  das 
Reich  in  Ruhe  zu  halten  nnd  die  sonst  unfehlbar  erfolgende  französische 
Garantie  abzuwenden,  ganz  verfehlt  werden  dürfte. 

Kf.  hat  sich  aber  darauf  nicht  categorice  resolviert,  sondern  in  seiner 
ihnen  übergebenen  Resolution^  die  völlige  Abhandlang  der  Garantie  auf 
Commnnication  mit  dem  Kaiser  und  fernere  Vernehmung  ausgestellt;  sie 
haben  darauf  ihre  frühere  Deklaration  noch  einmal  schriftlich  wiederholt 
und  Schwerin  hat  des  Ef.  Intention  dieses  puacti  halber  ad  protocoUum 
declariert. 

Sie  hoffen,  nachdem  Ef.  die  offerierte  Garantie  nicht  allein  acceptiert, 
sondern  auch  zu  Ausmachung  derselben  eine  zu  dem  Ende  vorgeschlagene 
anderweitige  Zusammenkunft  beliebt  hat,  es  werde  dabei  keine  andere  Mei- 
nung haben,  als  dass  gegen  Auslieferung  des  Instrumenti  assecurationis  Kf. 
auch  declarieren  werde,  wofern  bei  Execntion  des  Friedens  die  Pommersche 
Restitution  stecken  bliebe,  sollte  dieselbe  doch  kraft  besagter  Garantie  er- 
folgen ;  wenn  daher  bei  der  neuen  Zusammenkunft  Kf.  sich  zu  solcher  Even- 
tualversicherung  nicht  inclinieit  befinden  sollte,  müsste  seinen  Ministern  remon- 
striert werden,  dass  dann  auch  die  Fürsten  nicht  einsehen  könnten,  wie 
ihnen  die  Prästation  einer  Specialversicherung  zuzumuthen  sei,  da  Kf.,  ob 
er  zwar  in  Ansehung  dieser  Garantie  die  Preussischen  Tractaten  beschleu- 
nigen helfen,  doch  auf  solche  offerierte  Securität  keine  Eventualversicherung 
des  effectus  thun  wollte. 

Sie  rathen,  die  Fürsten  möchten  je  eher  je  lieber  mit  den  übrigen  Al- 
liierten und  den  Ministern  der  Kronen  überlegen  lassen,  wie  das  Instr.  asse- 
curationis am  besten  abzufassen,  ob,  wenn  Kf.  nicht  auf  die  weitere  Zusam- 
menkunft dringen,  sondern  auf  den  Ausschlag  der  Execution  des  polni- 
schen Friedens  sein  Absehen  behalten  wollte,  man  ihm  zu  Adjustierung 
der  mutuellen  Securität  Ort  und  Zeit  vorschlagen  solle,  und  ob  die  Alliier- 


*)  S.  17. 
*)  S.  19. 


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22  1-    Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

ten  zafrieden  seien «  dass  Kf.  zu  Amplectierang  der  Allianz  nocbmals  mit 
invitiert  würde. 


Der  Kurfttrat  an  Kaiser  Leopold.    D.  Cöln  2./[12.]  Mai  1660. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Mittheilang  der  Verhandlungen  mit  E.Cöln,  Braunschweig  und  Hessen.    Anfrage 
wegen  der  angebotenen  Garantie  und  des  Reichstages] 

12.  Mai.  Er  theilt  mit,  was  auf  den  mit  den  Gesandten  von  K.  Cöln,  Brann- 
schweig und  Hessen- Cassel  and  Darmstadt  gehaltenen  Conferenzen 
vorgegangen.  Obwohl  es  nach  dem  jetzt  za  Dan  zig  geschlossenen  Frie- 
den rathsam  ist,  diese  von  Frankreich  und  den  genannten  Ständen  ao- 
gebotene  Garantie  zu  acceptieren,  so  hat  er  doch,  ohne  des  Kaisers  Willens- 
meinung einzuholen,  hierin  nicht  einseitig  etwas  Hauptsächliches  erklären 
wollen,  ersucht  also  den  Kaiser  ihn  seine  Meinung  in  betreff  dieser  Garan- 
tie und  der  dabei  angehängten  Conditionen,  wie  auch  was  er  jetzt  nach 
geschlossenem  Polnischen  Frieden  wegen  des  Reichstages  zu  thun  ge- 
sonnen,  wissen  zu  lassen. 


Kaiser  Leopold  an   den  Kurfürsten.     D.  Wien  5.  Juni  1660. 

[auf  das  Schreiben  vom  2./ 12.  Mai.    Empfehlung  einer  Verbindung  mit  K.  Sachsen, 

Braunschweig,   Hessen  und  E.  Baiern.     Eröffnungen   Fürstenbergs.     Reichstag 

unstatthaft.     Berufung  der  Reich sdeputation.] 

5.  Juni.  Dank  für  die  Mittheilung;  er  ist  mit  dem,  was  Kf.  in  dieser  Sache  ge- 

than,  durchaus  einverstanden.  Er  hält  es  für  ihre  beiderseitige  Sicherheit 
am  dienlichsten,  wenn  Kf.  sich  bei  K.Sachsen,  dem  Hanse  Braun- 
schweig, Hessen-Cassel  und  anderen  Confidenten  dahin  bemühe,  dass 
dieselben  sich  mit  ihnen  beiden  zu  Exeqnierung  dessen,  was  in  dem  Frieden 
geschlossen,  contra  qnoscumque  turbatores  pacis  verbänden,  er  seinerseits 
will  sich  ebenso  bemühen,  dieselben  wie  auch  K.  Baiern  dazu  zn  dispo- 
nieren. 

Es  hat  zwar  der  an  seinem  Hofe  bisher  anwesende  E.  Cölnische  Christ 
Hoflfmeister,  Graf  Egon  von  Fürstenberg  ihm  durch  seinen  Obristen 
Hoflfmeister  den  Vorschlag  einer  Allianz  contra  qnoscumque  invasores, 
bis  man  sich  hernach  auf  dem  Reichstage  einer  rechten  Reichs-  und 
Kreisverfassung  vergleichen  möchte,  beibringen  lassen,  er  hat  aber  den- 
selben nur  dahin  beschieden,  er  sei  nicht  ungeneigt,  mit  K. Cöln  und  anderen 
Fürsten  sich  in  ein  solches  Bündnis  einzulassen,  und  stelle  zn  ihrem  Be- 
lieben, ob  sie  ihm  eröffnen  wollten,  was  für  Kur-,  Fürsten  und  Stände  man 
ihres  Davorhaltens  dazu  weiter  einzuladen  hätte,  und  wie  sich  dieselben 
dazu   zu  verstehen    und  einzulassen  gedächten.     Wegen    des  Reichstages 


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Verlegaog  der  ReichsdeputatioD.  23 

hat  er  dnrch  Fürst  Gonzaga^)  dem  Kf.  eröffnen  lassen,  aus  was  für  er- 
heblichen Motiven  er  damals  die  Reassumption  desselben  für  bedenk- 
lich und  den  damals  anf  dem  Schlnss  stehenden  Preussischen  Tractaten 
für  hinderlich  gehalten,  aach  jetzt  erachtet  er  es  für  das  beste,  man  möchte 
dem  Werk  so  lange  einen  Anstand  geben,  bis  man  sehe,  wie  nach  vollzo- 
genem Frieden  sich  der  Status  rernm  im  Reich  anliesse.  Nachdem  ihm 
der  Vorschlag')  an  die  Pland  gekommen,  er  möchte  sämtlichen  Reichsde- 
pntierten  Ständen  schreiben,  weil  nun  der  allgemeine  Frieden  geschlossen, 
man  sich  aber  wegen  Consolidation  des  Deputationstages  bisher  nicht  habe 
vergleichen  können,  und  da  man  nun  in  executione  des  getroffenen  Friedens 
begriffnen  sei,  .ob  ihnen  gefällig  sei,  dass  künftiges  Jahr  Anfang  März  die 
gesamten  Reichsdeputierten  zusammen  kämen,  um  das  vorzunehmen, 
was  auf  letztem  Reichstage  der  Reichsdepntation  übergeben,  wie  auch  de 
praeparatoriis  zu  dem  künftigen  Reichstage  geredet  werden  könnte,  falls 
inzwischen  eine  Gefahr  auskommen  sollte,  wollte  er,  der  Kaiser,  nicht  allein 
den  Depntations-,  sondern  auch  einen  Reichstag  selbst  ausschreiben  lassen, 
hat  er  den  Grafen  v.  Fürstenberg  zugleich  beauftragt,  bei  K.Mainz, 
K.  Cöln  und  anderen  ihren  Confidenten  zu  sondieren,  ob  und  wie  weit  sie 
sich  zo  diesem  Vorschlage  verstehen  möchten,  er  wird  Kf.  dann  Antwort 
mittheilen  und  auch  dessen  Gedanken  darüber  vernehmen. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.    D.  Cöln  9./[19.]  Juni  1660. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.) 

[Aaf  das  Schreiben  vom  5.  Jani.    Zastimmong  zu  der  Aufhebung  und  späteren 
Reassumierung  der  KeichsdeputatioD.] 

Wegen  der  verabredeten  weiteren  Zusammenkunft  hat  er  bisher  noch  19.  Juoi. 
nicht  die  geringste  Nachricht  erhalten.     Betreffend  die  Aufhebung  der  De- 
putation und  deren  Reassumierung  im  nächsten  März  will  er  sich  ganz  mit 
dem  Kaiser  conformieren  und  seinen  Gesandten  ehestens  von  Regensburg 
ZDrückkommen  lassen'). 


0  Ueber  dessen  Mission  an  den  Kf.  (Ende  April  und  Anfang  Mai  1660)  b. 
Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  428  ff. 

*)  Dieser  Vorschlag  stammte  nach  dem  S.  24  mitgetbeilten  Schreiben  des 
Kaisers  an  den  Kf.  vom  13.  Juli  und  nach  den  Mittheilungen,  welche  der  Kur- 
fürst von  Mainz  dem  braunschweigiscben  Gesandten  in  Frankfurt  Heyland 
machte  (Köcher  I  S.  295),  von  Fürstenberg  selbst  her;  s.  auch  Ludwigs  XIV 
Instruktion  für  Gravel  (Guhrauer  II  S.  306),  in  welcher  der  König  angiebt, 
man  bemühe  sich  den  Grafen  Egon  durch  dessen  in  Paris  anwesenden  Bruder,  den 
Grafen  Wrlhelm  von  Fürstenberg,  zum  Aufgeben  dieses  Gedankens  zu  bringen. 

')  Schon  am  nächsten  Tage  (10./20  Juni)  beauftragt  Kf.  seinen  Gesandten 
KU  Regensburg,  Matthias  v.  Grookow,  welcher  dort  seit  Oktober  1659  anwe- 
send war,  aber,  zumal  nach  dem  Friedensschlüsse,  ganz  unthätig  hatte  bleiben 
müsseo,  er  solle  sich  erkundigen,  ob  er  ohoe  Offension,  unter  dem  Vorgeben 
eigener  Geschäfte,  von  dort  zurückkehren  könne. 


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24  1-    VerhaDdlaogen  wegen  der  Garautie  des  FriedeDS  eic 

Kaiser  Leopold  an  den  KurftirBten.    D.  Wien  13,  Juli  1660. 

[auf  das  Schreiben  vom  9./19' Jani*    Di®  Aufhebung  des  Regensburger  Deputa- 
tionstagea  kann  nur  nach  Auflösung  der  Frankfurter  Versammlung  und  mit  Zu- 
stimmung aller  Deputierten  erfolgen. 

13.  Juli.  —  Was  nun  den  von  dem  Grafen  Frantz  Egon  von  Fürsten- 
berg ins  Mittel  gebrachten  Vorschlag  veegen  Aufhebung  des  Deputa- 
tionstages  und  dessen  Reassumirung  im  nächstkünftigen  Monat  Martio 

—  anlanget,  finde  ich,  dass  in  meinem  an  Ew.  Ld.  diesfalls  abge- 
lassenen —  Schreiben  meine  Intention  entweder  nit  gnugsam  expri- 
miret  oder  an  Ew.  Ld.  selten  nit  allerdings  eingenommen  sein  mag, 
sintemaln  meine  dem  Grafen  von  Fttrstenberg  auf  diesen  seinen 
Vorschlag  eröffnete  Intention  dahin  gangen,  dass,  wan  er  das  Werk 
bei  K.  Mainz  Ld.  auch  dahin  bringen  würde,  dass  dieselbe  ihro  die 
Aufhebung  des  Deputationstages  und  dessen  Reassumption  im  Monat 
Martio  nächstkttnftigen  Jahres  zu  Regensburg  mit  belieben  Hessen 
(weiln  er  wegen  seines  Herrn  consensus  bereits  die  Zusag  gethan)  und 
ich  dessen  beständig  vergewissert  sein  würde,  dass  ich  alsdann  auch 
mit  meinen  Confidenten  aus  dem  Werk  weiter  communiciren  und  nach 
derselben  eingeholter  Gemüthsmeinung  mich  hinwiederumb  erklären, 
im  wenigsten  aber  nit,  dass  ich  den  Deputationstag  zu  Regensburg 
ihrer  aller  un vernommener  aufheben  wollte,  ehe  man  vorhero  ver- 
sichert sein  würde,  dass  die  in  Frankfurt  sich  noch  befindende  we- 
nige Räthe  ihre  Versammlung  aufgelassen  hätten,  damit  dieselbe  nit 
etwa  aus  der  allzu  frühzeitigen  Abforderung  einer  oder  anderer  Ge- 
sandtschaft von  Regensburg  eine  Dissolution  selbigen  Convents  er- 
zwingen und  hingegen  die  Frankfurtische  Versammlung  pro  legi- 
time et  ordinario  conventu  Deputationis  auszuschreien  —  sich  an- 
massen  möchten.  Ich  ersuche  demnach  Ew.  Ld.  —  sie  wollen  ihren 
Abgesandten  bis  dahin  zu  besagtem  Bogen sburg  subsistiren  lassen 

—  und  ihm  so  lange  daselbst  zu  verbleiben  anbefehlen,  bis  wir  uns 
allerseits  nach  vernommener  K.  Mainz-  und  E.  Co  Inischer  Erklärung 
mit  einander  eines  einhelligen  Schlusses  verglichen  haben  werden  '). 


0  Zu  diesem  Schreiben  bemerkt  M.  v.  Crockow,  dem  der  österreichische 
Gesandte  in  Begensburg,  Volmer  eine  Abschrift  desselben  sugestellt  hatte, 
(Begensburg  19.  Juli  1660) :  »so  bei  mir  allerhand  Nachdenken  verursachet  oder 
mich  in  meiner  vorigen  Meinung  mehr  und  mehr  bestärket,  es  sei  nämlich  am 
Kaiserlichen  Hof  kein  Ernst  so  wenig  einen  Deputation-  als  gemeinen  Reichstag 
zu  halten,  sondern  gleichsam  per  circulum  immerfort  uf  etliche  Jahre  ad  seram 


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Verlegang  der  Reicbsdeputation-  25 

Der  Kurfttrst  an  Matthias  v.  Crockow.     D.  Cöln  a.  d.  Sp. 
9./[19.]  Juli  1660. 

[Befehl  von   Regeosbarg  zurackzokebreD.] 

—  Ob  wir  zwar  befinden,  dass  die  zu  dem  R.  Deputationstage  ver- 19.  Juli. 
ordneten  Kaiserl.  Commissarii  dahin  zielen,  dass  Ihr  Eure  Abreise 
einzustellen  und,  ehe  man  von  einander  ziehet,  vorerst  der  Kaiserl. 
Resolution  zu  erwarten,  so  sehen  wir  doch  hingegen  je  mehr  und 
mehr  schlechtere  Apparenz,  dass  die  zu  Frankfurt  anwesende  De- 
putirte,  zumal  nach  numehr  zwischen  allerseits  kriegenden  Parteien 
getroffenen  Frieden,  sich  von  dar  weg  begeben  und  zuRegenspurg 
einfinden  werden,  sondern  es  wird  auf  ein  ander  Expedient  zu  ge- 
denken sein.  Weil  nun  die  Kosten  nebenst  der  Zeit  vergeblich  an- 
gewandt und  dergleichen  noch  weiter  geschehen  wird,  so  verbleiben 
wir  noch  der  Meinung,  dass  Ihr  unterm  Prätext  einiger  Euch  ange- 
legener privatorum,  und  dass  Ihr  nicht  lange  auszusein  verhofiftet  — 
zuiorderst  bei  der  Kaiserlichen  und  dann  den  —  übrigen  Gesandt- 
schaften Abschied  nehmet  und  Eure  Rückreise  in  dem  Namen  Gottes 
fortsetzet.  Eine  andere  Person  dahin  zu  senden  finden  wir  bei  so- 
thaner  Beschaffenheit  nicht  rathsam  *).  — 


usque  poBteritatem  die  albie  anwesende  Abgesandten  affzubalten.  —  -  Zu  was 
Ende  oder  was  vor  occnlta  consilia  darunter  stecken,  kann  möglich  das  Sieben- 
bürgische Wesen  und  dass  man  zuvor  abwarten  wolle,  ob  man  mit  dem  Türken 
in  Gute  von  einander  kommen  könne  oder  nicht,  die  grosste  Coosideration  sein. 
Ob  aber  der  anwesenden  Abgesandten  Chur-  und  Fürstliche  hohe  Herrschaft  so 
immerhin  mit  schweren  Kosten  einig  und  allein  T.  Kais.  M.  zu  gefallen  die  Ih- 
rigen alhie  so  vergeblich  werden  verbleiben  lassen,  solches  stehet  dahin.* 

^  Kf.  erneuert  (d.  Göin  30.  Juli/9.  August  1660}  an  v.  Crockow  die  Weisung, 
sich  nach  Berlin  zurückzubegeben,  und  theilt  ihm  mit,  dass  er,  damit  inzwischen  in 
Regensburg  nichts  verabsäumt  werde,  den  Hof-  und  Kammergerichtsrath  Georg 
Friedrich  v.  Borstell,  der  sich  in  Kommission  zu  Baireuth  befinde,  beauf- 
tragt habe,  sich  dorthin  zu  begeben.  Derselbe  scheint  aber  dort  nicht  erschie- 
nen ZQ  sein,  weitere  Berichte  aus  Regensburg  sind  in  den  Akten  nicht  vorhanden, 
Kf.  entschuldigt  sich  bei  Markgraf  Georg  Alb  recht  von  Ans  p  ach  (d.  Cöln 
11./21.  Februar  1661),  dass  er  wegen  anderweitiger  Verhinderung  noch  zur  Zeit 
niemand  nach  Regensburg  abschicken  und  daher  auch  nicht  an  den  dort  zu  füh- 
renden Verhandlungen  zwischen  dem  Markgrafen  und  Kurbai ern  könne  theil- 
nehmen  lassen,  und  der  Gesandte  des  Markgrafen,  v.  Fühel,  meldet  dem  Kf. 
(d.  Regensburg  15.  März  1661),  allerseits,  namentlich  die  Kaiserlichen  und  Kur- 
bairischen hätten  ihn  nach  der  Gesandtschaft  des  Kurfürsten  gefragt  und  war- 
teten noch  immer  mit  Verlangen  auf  dieselbe  in  der  Hoffnung,  dass  dann  auch 
die  sa  Frankfurt  Anwesenden  sich  in  Regensburg  einfinden  würden. 


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26  1-  Verhandlnogen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln,  die  Herzoge  von 

Braunschweig   und   die  Landgrafen  von  Hessen  -  Cassel  und 

Darmstadt     D.  Cöln  a.  d.  Spree  3./[13.]  Juli  1660. 

[AnfVage  wegen  der  verabredeten  ZosammenkoDft.] 

13.  Joli.  Er  fragt  an,  ob  nicht  die  verabredete  weitere  Zasammenkanft  erfolgen 
solle,  nnd  bittet  Ort  und  Zeit  dazn  za  bestimmen  nnd  ihre  Abgesandten 
vornehmlich  dahin  zn  instruieren,  wie  der  Friede  exeqniert,  erhalten  und  fer- 
nere Infractionen  desselben  abgewendet  werden  könnten. 


Augüstus,  Christian  Ludwig  und  Georg  Wilhelm,  Herzoge  zu 

Braunschweig  und  Lüneburg  an  den  Kurfürsten 

D.  21./[3L]  Juli  1660/) 

[Nothwendtgkeit  des  Reichstages] 

31.  Juli.  Nachdem  inzwischen   der  Polnische  und  auch  der  Dänische  Frie- 

den zu  Stande  gekommen  sind,  wird  hofifentlich  die  daher  dem  Reiche  dro- 
hende Gefahr  jetzt  von  selbst  aufhören  und  desfalls  keine  weitere  Be- 
mühung bei  einem  oder  andern  Theil  von  nöthen  sei.  Wohl  aber  schwebt 
das  Reich  noch  wegen  in-  und  auswärtiger  Kriege  und  zu  besorgender  inner- 
licher Empörung  in  grosser  Gefahr,  im  Reiche  ist  garkeine  Anstalt  nnd  Ver- 
fassung vorhanden,  um  dasselbe  in  Sicherheit  zu  erhalten,  eine  solche  höchst- 
nöthige  Verfassung  kann  aber  nur  von  den  gesamten  Ständen  des  Reiches 
bei  dessen  allgemeiner  Versammlung  zustande  gebracht  werden,  sie  ersucbeo 
daher  Kf.  auf  nachdrückliche  Mittel  und  Wege  zu  denken,  dadurch  die 
Wiederantretang  des  schon  weit  über  die  bestimmte  Zeit  erstreckten  Reichs- 
tages ')  unverzüglich  befördert  nnd  so  dem  Streit  und  der  Trennung  wegen 
des  Deputationsconvents  ein  Ende  gemacht  werde. 


0  Ein  Schreiben  ähDlichen  Inhalts  richten  auch  die  Landgrafen  von  Hessen- 
Caseel  und  Darmstadi  an  £f.  (d.  31.  Juli.  10.  Aogost  1660). 

^  Der  loeret  von  Karcöln  angeregte  Gedanke,  den  Streit  über  die  Ver- 
legQDg  der  Reichsdeputation  durch  Wiederberufuog  des  Reichstages  la  been- 
digen (8  Grössler  S.  11),  ist  nachher  mit  besonderer  Lebhaftigkeit  von  den 
braanschweigisc  ben  Herzogen  aufgenommen  worden,  8.  die  Instruktion  Her- 
xog  Christian  Ludwigs  für  seinen  Gesandten  in  Frankfurt  vom  21./31.  Juli 
16^9  (Röcherl  S.  6^)  und  das  Schreiben  der  ausschreibenden  Fürsten  des 
Diederaicbsischeo  Kreises  an  den  Kaiser  vom  11.  :^1.  September  1661  (Diarium 
Enropaenm  VI  S.  >«\ 


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Forderaog  der  Wiedorberufnng  des  Reichstages.  27 

Maximilian  Henrich,  Kurfürst  von  Cöln,  Augustus,  Christian 
Ludwig    und   Georg  Wilhelm,    Herzoge   von  Braunschweig, 
Wilhelm    und  Georg,   Landgrafen  zu  Hessen   an  den  Kur- 
fürsten D.  IL  August  1660. 

[aaf   das   Schreiben   vom  3./ 13.  Jali.     Nothwendigkeit  der  GommanicatioD  mit 

ihren  Mitalliierteo.] 

Weil  die  Sachen  mit  der  veranlassten  Zusammenkunft  so  beschaffen  11.  Aug. 
sind,  dass  darob  mit  ihren  übrigen  Mitalliierten  zu  communicieren  die  Noth- 
dürft  erfordert,  so  werden  sie  diese  Commnnication  befördern  und  alsdann  sich 
gegen  Kf.   erklären,  sie  bitten,  diesen  unumgänglichen  Verzug  nicht  übel 
zu  vermerken. 


ProtocoU   was  zwischen  S.  Churf.  D.  zu  Brandenburg   ver- 
ordneten HH.  Commissarien,   dem  H.  Oberpräsidenten  Frei- 
herm  v.  Schwerin,  H.  Generalkriegscommissarius  v.  Platen, 
H.  Hoffmarschallen    v.    Canstein   und   H.    Cantzler  v.  Jena 
einestheils   und    dan    denen  Fürstl,  Hessischen  H.  HofFmar- 
schall  vom  Hoff  und  H.  Cantzler  Vultejum  anderstheils  ge- 
handelt worden/) 
1.  Conferenz  den  10.  Deeember  1660  auf  dem  Hause  Sparenberg. 
[Die  Garantie.  Drobnngeo  der  Schweden.    Die  Türkengefabr.   Die  PoBtangelegen- 
heit.    Beschwerde  über  die  Gesandten  in  Frankfurt.] 

Die  K.  brandenburgischen  erinnern  daran,  dass  Hessen  und  an- 20.  Dec. 
dere  bei  dem  jüngsten  Kriege  unterschiedliche  Male  den  Kf.  ermahnt 
hätten,  mit  Schweden  billige  Tractaten  einzugehen,  und  dass  sie, 
damit  Kf.  deshalb  nicht  in  Gefahr  geriethe,  ihn  dergestalt  hätten  garantieren 
wollen,  dass  er  in  keiner  Unsicherheit  deswegen  stehen  sollte.  K. Cöln, 
Hessen,  Braun  schweig  und  andere  hätten  durch  Ambassaden  es  auch 
solenniter  offerieren  lassen,  und  nachdem  mehrmals  darüber  conferiert  worden, 
wäre  man  so  weit  einig  geworden,  dass  es  nur  zu  weiterer  Zusammenkunft 
ausgesetzt  sei,  bei  welcher  die  Garantie  abgefasst  und  in  allen  Theilen  voll- 
zogen werden  sollte,  Kf.  hätte  nach  diesem  öfters  daran  erinnert,  dass  diese 
Garantie  zu  Werk  gebracht  werde,  es  wäre  aber  bis  dato  stecken  geblieben, 
er  wollte  den  Landgrafen  erinnern  lassen,  dieses  Werk  zur  Richtigkeit  zu 
befördern. 


^)  Diese  Zusammenkanft  mit  seinem  Schwager,  dem  Landgrafen  Wilhelm 
▼OD  HeBsen-Oassel  hielt  der  Kurfürst  auf  der  Durchreise  nach  Gleve,  wohin 
er  eich  im  Deeember  (irrig  giebt  Diarium  Europ.  VI  S.  127  den  26.  No- 
vember als  den  Tag  seiner  Ankunft  in  Cleve  an)  begab,  um  die  Verhandlungen 
mit  den  dortigen  Ständen  zum  Abschluss  zu  bringen.    S.  Urk.  u.  Akt.  V  S.  939. 


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28  1-    VerhandloDgeD  wegen  der  Garaotie  des  FriedcDS  etc. 

Dabey  ist  yorgestellet  worden,  dass  Schweden  viele  Dränungen 
wider  S.  Chf.  D.  auch  nach  geschlossenen  Frieden  vernehmen  lassen, 
welches,  ob  es  schon  S,  Chf.  D.  nicht  von  Consideration  zu  sein  ge- 
halten, so  wäre  es  dennoch  von  solchen  Personen  geredet,  die  nicht 
ausser  Condition  seind,  gestaltGraf  Schlippenbach*) gesagt,  sie  hätten 
nun  Frieden  gemacht,  wollten  denselben  auch  mit  allen  halten,  aber 
Sr.  Chf.  D.  konnten  sie  es  nicht  schenken.  Andere  hätten  auch  der- 
gleichen Reden  geführet  und  öffentlich  gesagt,  Moskau  habe  nichts, 
daran  sie  sich  erholen  konnten,  mttssten  demnach  andere  suchen,  der- 
gleichen Briefe  dan  noch  itzo  alhier  eingekommen,  und  stelleten  die 
Schweden  die  Werbungen  noch  stark  fort. 

2)  Durch  den  Streit  wegen  des  Depatationstages  sei  bisher  die  Zu- 
sammensetzung der  Stände  verhiodert.  Weil  aber  die  Gefahr  mehr  uud 
mehr  zunehme,  insonderheit  wegen  des  Türken  in  Siebenbürgen,  wel- 
cher stark  armierte,  so  wünsche  Ef.,  dass  Kar-  und  Fürsten  bei  dieser  Zeit 
zusammentreten,  die  Gefahr  überlegen  und  auf  remedia  gedenken  möchten. 
Weil  man  vermeinte,  E.Mainz  habe  Nürnberg  vorgeschlagen'),  so 
zweifle  Kf.  nicht,  der  Landgraf  werde  helfen,  dass  der  Tag  an  einen  an- 
dern bequemen  Ort  verlegt  werde,  gestalt  Braun  schweig  sich  desfalls 
auf  Hessen  referiert  hätte. 

3)  Gegenüber')  den  Eingriflfen  des  Grafen  Taxis  wegen  des  Post- 
meisteramts habe  Kf.  seine  und  den  anderen  Stände  Befugnis  eifrig  ver- 
fochten und  wünsche,  dass  der  Landgraf  mit  ihm  umtrete,  die  Posten  auf 
solche  Art  auch  in  seinen  Landen  zu  bestellen.  Die  Stadt  Dan  zig  oder 
der  König  in  Polen  wollte  auch  eine  Post  durch  des  Kf.  Lande  anlegen 
und  auf  Stettin  gehen  lassen  und  schiene  es,  dass  Schweden  ihnen  dar- 
unter zu  fügen  suche.  Weil  es  aber  beschwerlich,  wenn  es  von  Auswär- 
tigen geschehen  sollte,  so  hofife  Ef.  Hessen  werde  ihm  assistieren,  er  wünsche 
auch  zu  vernehmen,  was  sie  vermeinten,  wie  Ef.  sich  zu  betragen  hätte, 
wenn  Schweden  sich  solches  Werkes  mit  Gewalt  unterfangen  wollte. 

4)  Kf.  beklagt  sich,  dass  die  zu  Frankfurt  subsistierenden  Räthe  ihm 
den  gebührenden  TiteP)  entzögen,  und  ersucht  Hessen  dafür  zu  sorgen, 
dass  es  inskünftige  nicht  mehr  geschehen  möchte. 


')  Ueber  Schlippenbachs  feindselige  Haitong  gegen  den  Rf.  und  dio 
Machinationeo  desseibeD  in  Polen  nach  dem  Olivaer  Frieden  s.  Urk.  u.  Akt  IX 
S.  7L78.  149  f.  182.202. 

')  Diesen  Vorschlag  liessen  die  Karfursten  von  Mainz  und  Cöln  dem 
Kaiser  durch  den  von  diesem  an  den  ersteren  abgesendeten  Reichs vicekanzler 
v.  Waldendorf  machen,  s.  Köcher  I,  S.  297.  655. 

^  Ueber  diese  PostaDgelegenheit  s.  Urk.  u    Akt.  IX  S.  12. 

*)  S.  Urk.  n.  Akt.  VIII  S.  568. 


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ZnaammeDkanft  mit  dem  Landgrafen  von  Hessen.  29 

2.  Conferenz.     11.  December  1660. 

[Die  Garantie.     Empfehlong   des  Eintritts    des  Kf.   in   die  Rheinische  Allianz. 
Nothwendigkeit  der  Wiederbernfong  des  Reichstages.    Die  E.  Pfälzische 

Ehesache.] 

Die  Hessischen  erklären,  sie  könnten  sich  auf  die  gestern  proponier- 21.  Dec. 
ten  Punkte  wegen  Mangelang  einiger  nötbigen  Sachen  hauptsächlich  nicht 
einlassen,  erwidern  nur: 

ad  1}  sie  hätten  öfters  wegen  der  Garantie  an  gehörigen  Orten  Erinne- 
rung gethan,  bis  dato  aber  wäre  nichts  geschehen  wegen  anderer  unterlau- 
fender Sachen,  so  es  gehindert,  sie  wollten  aber,  wenn  nöthig,  weitere  Er- 
innerung tbun,  damit  eine  gewierige  Resolution  erfolge.  Die  Bedräuungen 
hätte  ihr  Fürst  mit  Bestürzung  vernommen,  glaubte  aber  dennoch,  dass  es 
die  Krön  Schweden  sich  annehmen  werde,  und  weil  es  nicht  durch  Par- 
ticnliersacheo  zu  heben,  so  würde  Ef.  zu  rathen  sein,  mehr  auf  die  Alliance 
ZQ  reflectieren. 

ad  2)  Ihr  Fürst  zweifle,  ob  durch  Translation  des  Deputationstages 
dem  Werk  zu  helfen  sei,  das  zulänglichste  Mittel  würde  sein  Reassumtion  des 
Reichstages,  jedoch  wenn  das  andere  zulänglicher  sollte  erachtet  werdeu, 
wollte  er  sich  gerne  conformieren. 

ad  3)  Graf  Taxis  gegenüber  wolle  ihr  Fürst  gern  für  der  Stände 
Gerechtsame  miteintreten.  Wie  er  wegen  des  Danziger  Eingriffs  dem  Ef. 
assistieren  könne,  fände  er  zwar  keine  Mittel,  würde  aber,  wenn  solche  an 
Hand  gegeben  würden,  sich  derselben  nicht  entbrechen. 

ad  4}  Hofften  sie  nicht,  dass  das,  so  sie  bei  dem  Directorio  nicht  än- 
dern könnten,  ihnen  beigemessen  werden  sollte,  jedoch  wenn  an  Hand  ge- 
geben würde,  wie  der  Sache  zu  helfen,  wollten  sie  es  gern  thun. 

Sie  erinnern  dann  noch  wegen  Renovation  der  Erbverbrüderung,  ferner 
dass  Ef.  sich  zur  Interposition  in  der  E.  Pfälzischen  Ehesache  erboten, 
Qod  hoffen,  Ef.  werde  in  dierer  Angelegenheit  in  Entstehung  der  Güte 
ferner  dem  Landgrafen  assistieren,  sie  hätten  schriftlich  abgefasst,  worauf 
die  Sache  jetzt  beruhe. 

Die  E. brandenburgischen  erwidern: 

ad  1)  betreffend  die  Garantie  beruhe  die  Sache  nicht  auf  der  qnaestio: 
an?  sondern  es  wäre  die  Garantie  offeriert  und  vom  Ef.  acceptiert  wor- 
den, und  mangelte  es  nur  daran,  dass  es  zur  Wirklichkeit  gebracht  würde. 
Was  sonst  erinnert  worden,  dass  es  besser  sei,  des  Reichs  Securität  festzusetzen 
oder  die  Rheinische  Allianz  nicht  ausser  Augen  zu  setzen,  so  habe  Ef. 
gleichfalls  die  Intention,  das  erstere  nicht  zu  lassen,  und  wenn  von  der 
Allianz  ihm  völlige  Nachricht  gegeben  würde,  wie  es  sich  gehöre,  so  wolle 
er  sich  der  Eintretung  halber  so  erklären,  dass  man  spüren  sollte,  dass  er 
alle  Mittel  gebrauche,  so  zur  Ruhe  des  Reiches  dienlich  seien,  nur  begehre 
er,  dass  die  Completierung  der  Garantie  vorher  gehen  möge  und  von  dem 
Landgrafen  solches  bei  den  anderen  getrieben  werde.  Sollte  es  aber  länger 
verzögert   oder  difficultiert  und  Ef.  etwa  gezwungen  werden,   mit  Frem* 


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30  1-  VerbaDdluDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

den  solche  consilia  za  ergreifen,  so  dem  Reiche  rielleicht  schaden  köoDten, 
so  wollte  Ef.  de  innocentia  bedungen  haben. 

ad  2)  Kf.  Hesse  die  rationes,  ob  Reichs-  oder  Depotationstag  besser, 
dahin  stehen ,  wollte  aber  den  Reichstag  wohl  belieben,  wenn  Hessen  ihn 
versichere,  aoch  andere  dahin  disponieren  zu  könnem  dass  man  den  Reichs- 
tag nicht  mit  anderen  Dingen  zubringen,  sondern  znförderst  von  der  Seen- 
rität  und  Befriedigung  des  Reiches  reden  wollte. 

ad  3}  verlangte  Kf.  von  dem  Landgrafen  nur,  was  derselbe  prästie- 
ren könnte,  dass  er,  wenn  Schweden  sich  der  Danziger  oder  Polen  au- 
nehmen  sollte,  sich  in  Schreiben  seiner  annehmen  möchte. 

Sie  bedanken  sich  wegen  Communication  in  der  K.  Pfälzischen 
Sache,  wollen  dem  Kf.  davon  referieren. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  13.  Januar  1661. 

[Bericht  über  die  Verhandlungen  mit  Hessen.] 
1661. 

13.  Jan.  Kf.  hat  auf  der  Reise  hieher  seinen  Schwager,  den  Landgrafen  von 
Hessen-Cassel  in  der  Grafschaft  Ravensberg  gesprochen  und  die 
Gelegenheit  benutzt,  mit  ihm  selbst  in  publicis  Unterredung  zu  pflegen  und 
auch  seine  bei  sich  habende  Räthe  mit  denen  jenes  in  Conferenz  treten  zo 
lassen  und  absonderlich  vorbringen  zu  lassen:  1)  Da  die  von  K.  Cöln, 
Hessen,  Brauuschweig  und  anderen  während  des  seh wedischeu  Krieges 
ihm  angebotene  und  von  ihm  angenommene  Garantie  noch  nicht  zur  Richtig- 
keit gebracht  sei,  ihm  aber  viel  daran  gelegen  sei,  weil  ihm  allerhand 
schwere  Bedräuungen,  deren  sich  der  Graf  Sehlippenbach  gebrauchet, 
vorkämen,  so  ersuche  er  den  Landgrafen,  bei  den  anderen  das  Werk  zu 
fördern,  damit  es  ohne  Säumnis  sustande  gebracht  werde  und  er  seine 
Mesures  danach  nehmen  könnte. 

2)  Da  bisher  durch  den  Streit  über  den  Deputationstag  die  vertrauliche 
Correspondenz  unter  den  Ständen  verhindert  sei,  so  dass  man  nicht  insge- 
samt die  Sicherheit  des  Reichs  in  Acht  nehmen  könne,  jetzt  aber  dem 
Reiche  von  den  Türken  schwere  Gefahr  drohe,  so  wünsche  Kf.,  dass  alle 
Stände  gegen  eine  solche  Gefahr  sich  insgesamt  vereinigten,  dazu  sei  eine 
schleunige  Zusammenkunft  nöthig,  ihm  scheine  die  vorseiende  Deputation 
dazu  nicht  undienlich  zu  sein,  er  ersuche  daher  den  Landgrafen,  dieselbe 
seinerseits  nicht  länger  zu  divertieren  zu  suchen,  vielmehr  deren  Beförderung 
sich  angelegen  sein  zu  lassen,  zumal  da  Braunsehweig  sich  deshalb 
auf  Hessen  bezogen  hätte  und  auch  K.Mainz  dafür  halte,  dass  die  Depa- 
tation  bequemer  an  einem  andern  Ort  als  zu  Frankfurt  anzustellen  sei. 

Der  Landgraf  habe  sich  darauf  nur  so  weit  herausgelassen:  ad  1)  er 
hätte  Erinnerung  gethan,  wegen  der  Garantie  eine  richtige  Antwort  abzu- 
fassen, dass  sie  noch  nicht  vollzogen  und  überschickt  wäre,  daran  wäre  die 
Verzögerung  Ursache,  näheres  über  diese  Verzögerung  und  über  den  Inhalt 
der  Antwort  hätten  die  Hessischen  nicht  angeben  wollen,  nur  endlich  hätten 


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Zasammenkauft  mit  dem  Landgrafen  von  Hessen.  31 

sie  erklärt,  dass  die  oblatio  garantiae  nur  mit  gewissen  Bedingungen  und 
modifieata  gewesen  und  dass  Ef.  zu  rathen  sei,  mehr  auf  die  Alliance  zu 
reflectieren.  ad  2)  den  Deputationstag  hielten  sie  für  kein  zulänglich  Mittel, 
das  Reich  in  guter  Harmonie  und  Sicherheit  zu  halten,  sondern  der  suspen- 
dierte  Reichstag  sei  mit  ehestem  wieder  zu  reassumieren.  Ef.  habe  erwidert, 
er  wolle  sich  kein  Mittel,  das  Reich  in  Sicherheit  zu  bringen,  und  also 
auch  nicht  einen  Reichstag  entgegen  sein  lassen ,  wenn  der  Landgraf  ihn  nur 
versichere  und  auch  andere  dahin  disponiere,  dass  der  Reichstag  nicht  mit 
anderen  Dingen  zugebracht,  sondern  vor  allem  des  Reichs  Sicherheit  fest- 
gestellt werde.  Der  Alliance  halber  habe  er  erklärt,  wenn  nur  vorher  die 
pure  angebotene  und  acceptierte  Garantie  richtig  und  ihm  von  der  Alliance 
völlige  Nachricht  gegeben,  wolle  er  sich  dergestalt  erklären,  dass  jedermann 
daraus  verspüren  könne,  wie  er  alle  Mittel  zu  gebrauchen  begierig  sei, 
welche  zu  des  Reiches  Ruhe  und  Besten  dienlich  sein  könnten. 

So  ist  man  mir  doch  mit  einem  mehreren  nicht,  als  mit  einem 
gemeinen  guten  Erbieten  begegnet,  und  hat  dabei  contestirt,  dass 
Hessen-Cassel  dergestalt  an  Schweden  nicht  hinge,  dass  es  darüber 
seine  Schuldigkeit  vergessen,  oder  mir  zu  einigem  Zweifel  Ursach 
geben  sollte,  auf  dem  Reichstag  wollte  es  äussersten  Vermögens  nach 
das  Seinige  thun,  und  das  würde  mir  Versicherung  genug  sein. 

Ob  nun  wohl  bis  dato  weder  wegen  der  Guarantie  noch  Alliance 
mir  einige  fernere  Nachricht  oder  Erklärung  zukommen,  es  auch  vor 
diesmal  mit  Hessen-Cassel  nicht  weiter  zu  bringen  gewesen,  so  ist  doch 
aus  der  gehaltenen  Conferenz  so  viel  zu  nehmen,  dass  sie  nunmehro 
nach  dem  gemachten  Frieden  die  vorhero  angebotene  Specialguarantie 
wieder  zurückzuziehen,  zu  der  in  Instrumente  pacis  und  anderen 
Reichssatzungen  paciscirten  aber  sich  zu  verstehen  schwerlich  gemeinet 
und  ihr  ganzes  Absehen   auf  einen  Reichstag  gerichtet  sei. 


Der  Kurfürst  an  den  Geheimenrath  Johann  v.  Portmann.^) 
D.  Cleve   15.  Januar  1661. 

[Erinnerung  an  E.  Cöln  wegen  der  Garantie.] 

Er  soll  K.  Cöln  auch  vortragen,  derselbe  werde  sich  erinnern,  dass  15.  Jan. 
er  nebst  den  Fürstlichen  Häusern  Brannschweig  und  Hessen  und  an- 

*)  Portmann  war  vom  Kf.  an  den  Korfursten  von  Goln  geschickt  worden, 
um  laat  seiner  Instruktion  (d.  Gleve  12.  Jannar  1661)  denselben  zu  bewegen,  in 
der  Wied sehen  Streitsache  mit  Kurpfalz  (s.  darüber  die  Einleitung  za  Ab- 
schnitt 2)  den  Forderungen  des  letzteren  nachzugehen ,  und  ferner  um  die  An- 
sicht desselben  darüber  zn  vernehmen,  was  angesichts  der  Türkengefahr  dem 
Kaiser  zd  rathen  sei.    Der  Kf.  sandte  ihm  dann  diese  weitere  Instraktion  nach. 


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32  1*  Verband luDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

deren  während  des  schwedischen  Krieges  den  Kf.  durch  Schreiben  ond  meh- 
rere Schickungen  za  einem  billigen  Vergleich  mit  Schweden  angemahnt  und 
dabei  anf  erfolgten  Frieden  den  Kf.  so  zn  garantieren  versprochen,  dass 
derselbe  sich  keines  Widrigen  von  Schweden  oder  jemand  anders  zu  be- 
fahren haben  solle,  dass  Kf.  die  ofiferierte  Garantie  angenommen  ond  dass 
man  allerseits  so  weit  einig  gewesen,  dass  es  nnr  an  der  Abfassung  noch 
ermangelt  habe.  Wie  Kf.  nun  durch  Beförderung  des  Friedens  K.Cölns 
und  der  mitnegotiierenden  Fürsten  Begehren  erfüllt,  so  hätte  er  auch  erwartet, 
dass  jene  ihrerseits  ihrem  Versprechen  nachkommen,  die  Oarantie  in  Rich- 
tigkeit bringen  oder  wenigstens  ihn  mit  einer  beständigen  und  deutlichen 
Resolution  würden  versehen  haben.  Da  aber  unerachtet  seines  Erinnerns 
dieses  alles  nicht  geschehen,  ihm  aber  merklich  daran  gelegen  sei,  dass  er 
in  dieser  Sache  Gewissheit  habe,  so  ersuche  er  K. Cöln  dem  Versprechen 
förderlichst  nachzukommen,  zumal  es  ein  mehreres  nicht  wäre,  als  zu  wel- 
chem ohnedem  ein  Mitkurfürst  und  Stand  dem  andern  sowohl  aus  dem  Ver- 
ein als  Instrumento  pacis  und  anderen  Reichssatzungen  verbunden.  Sollte 
man  die  Sache  difficnltieren  oder  gar  weit  von  sich  werfen  wollen,  so  soll 
er  dagegen  gehörige  remonstrationes  thun. 


K.Cölnische  Resolution  auf  des  v.  Portmann  Anbringen. 
Signatum  Bonn  18.  Januar  1661. 

[Bereitwilligkeit  die  Garantie  zu  leisten  and  eine  neue  Zasammenknnft  deswegen 
ZQ  beschicken.     Die  Türkengefahr.] 

18.  Jan.  K.  Cöln  erinnert  sich  sehr  wohl,  was  für  eine  Erklärung  in   seinem 

und  der  Fürstl.  Häuser  Braunschweig  und  Hessen  Namen  der  Parti- 
culargarantie  halber  gegen  Kf.  geschehen  sei,  er  hat  auch  nach  Abschlags 
des  Friedens  bei  jenen  Fürstl.  Hänsern  und  den  übrigen  in  der  engeren 
Correspondenz  stehenden  Kur-  und  Fürsten  wegen  Prästation  derselben  Er- 
innerung gethan,  was  darauf  insgesamt  für  gut  angesehen ,  werde  Ef.  aas 
der  in  seinem  und  beider  Fürstl.  Häuser  Namen  abgegebenen  Antwort  vom 
29.  Novembris  ersehen.  Sobald  Kf.  darauf  seine  Gedanken  inbetreff  der 
in  Vorschlag  gekommenen  Zusammenschickung  o£Fenbaren  werde,  sei  er 
erbietig y  die  Seinigen  dazu  abzuschicken  nnd  ihnen  solche  Instruktion  za 
ertheilen,  dass  daraus  seine  zn  Kf.  stets  tragende  Affection  zu  verspüren 
sein  solle. 

Anlangend  das  Türkische  Unwesen,  so  gehe  auch  K.  Cöln  dasselbe 
tief  zu  Herzen,  er  höre  auch,  dass  der  Kaiser  nicht  ausser  Apprehension 
sei  und  an  die  Kurfürsten  und  die  vornehmsten  Fürstlichen  Häuser  Gesandte, 
um  schleunige  Assistenz  nachzusuchen,  abschicken  wolle.  Er  glaube, 
dass  ein  fruchtbarer  Schluss  nicht  wohl  ohne  Unterredung  und  Beliebung 
gesamter  Kurfürsten  und  Stände  herauskommen  werde,  sobald  er  vernommen 
haben  werde,  was  die  Kaiserlichen  Abgesandten  deswegen  vorbringen  wür- 
den, werde  er  mit  Kf.  weiter  communicieren. 


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SendoDg  v.  Portmanns  an  Enrcöln.  33 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  8.  Februar  1661. 

[aof  des  Kf.  Schreiben  vom  13.  Januar.    Der  Deputationstag  soll  sich  in  Augs- 
burg versammeln.] 

Dank  dafür,  dass  Kf.  sich  bemüht  hat,  den  Landgrafen  von  Hessen-  8.  Febr. 
Gas  sei  znr  Einwilligung  in  die  Eteassnmption  des  Deputationstages  an  einem 
dritten  Orte  zu  bewegen.  Er  selbst  ist  mit  dem  Vorschlag  de  loco  tertio 
sehr  einverstanden  und  hat  seine  Gesandten  in  Regensburg  in  eventum 
dabin  instruiert,  wenn  die  dort  anwesenden  Kur-,  Fürsten  und  Stände  an  eh 
damit  zufrieden,  und  die  zu  Frankfurt  subsistierenden  Stände  die  Stadt 
Augsburg  pro  loco  tertio  gleichfalls  beliebten,  ebenfalls  für  diesen  Ort 
sich  zu  entscheiden.  Sollte  es  zum  Einverständnis  darüber  kommen,  so 
könnte  das  Werk  ohne  Zeitverlierung  zu  Stande  gebracht  und,  bis  man 
zu  einem  Reichstag  füglich  gelangen  könne,  mit  der  Deputationshandlung 
continuiert  und  dabei  nicht  nur  die  dazu  gehörigen  Materien  erörtert  son- 
dern auch  dasjenige  mit  beobachtet  werden,  was  die  Sicherheit  des  Rei- 
ches bei  dieser  je  länger,  je  mehr  überhand  nehmenden  Türkengefahr 
weiter  erfordern  wird.  Kf.  werde  seine  zu  Abwendung  dieser  Türkengefahr 
fuhrenden  sorgsamen  Gedanken  und  warum  hierzu  für  diesmal  ein  Reichs- 
tag nicht  zulänglich  sei ,  von  dem  an  ihn  abgeordneten  Reichshofrath  und 
Obristen,  Claudio  Grafen  von  Colalto^)  bereits  vernommen  haben'). 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten-    D.  Wien  13.  April  1661. 

[Feindliche  Absichten  der  Schweden  gegen  Bremen.    Gatachten  der  Kurfürsten.] 

Da  ihm  fast  von  allen  Seiten  Zeitung  eingekommen,  dass  Seh we den  13.  April. 
die  Stadt  Bremen  mit  Heeresmacht  angreifen  wolle,  angeblich  unter  dem 
Verwände,  weil  sie  ihm  als  Reichsstadt  den  Homagialeid  geleistet'),  so  hat 

>)  üeber  Colaltos  Sendong  an  den  Kf.  (Ende  Januar  1661}  s.  unten  die 
Binleitang  zu  Abschnitt  5. 

^  Kf.  fordert  darauf  (d.  Gleve  26.  Februar  1661)  sowohl  den  Landgrafen 
von  Hessen  als  auch  die  braanschweigischen  Herzoge  auf,  nach  dem  Wunsche 
des  Kaisers  die  Verlegung  der  Reichsdeputation  an  einen  dritten  Ort  zu  befor- 
dern. Landgraf  Wilhelm  (d.  Cassel  2./12.  März  1661)  erwidert,  da  nachgehends 
die  Laufte  sich  geändert  und  die  Türkengefahr  sich  vermehrt  habe,  so  dürfe 
man  sich  nicht  mit  Translation  des  Deputationstages  aufbalten,  sondern  müsse 
den  Kaiser  ersuchen,  sofort  den  Reichstag  zu  reassumieren.  Das  gleiche  fordern 
die  braunschweigischen  Herzoge  (d.  13./23.  Mai  1661),  doch  erklären  sie 
sich  bereit,  in  die  vorherige  Verlegung  der  Deputation  an  einen  dritten  Ort  zu 
willigen,  dafern  diese  ,in  ordine  ad  comitia  und  zur  Beförderung  derselben  an- 
gesehen*, und  ihre  Gesandten  dorthin  zu  schicken,  wenn  auch  andere  zu  Frank- 
furt Versammelte  das  gleiche  thäten. 

^  Ueber  diese  Streitigkeiten  der  Schwedischen  Regierung  mit  Bremen 
and  die  damals  von  'der  ersteren  gegen  die  Stadt  verübten  Gewaltthätigkeiten 
B.  Duntze,  Geschichte  der  freien  Stadt  Bremen,  lY,  S.  133 ff.  und  unten  die 
Einleitung  zu  Abschnitt  14. 

Mater,  x.  GMch.  d.  G.  Kurfürsten*    XI.  3 


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34  1-  VerhandlüDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

er  sich  entschlos.seD,  dem  ganzen  Eorfürstlicben  Collegiom  davon  Mittheilang 
zu  machen  nnd  dasselbe  zn  ersuchen ,  ihm  seine  Gedanken  darüber  zu  er- 
öfifnen,  er  giebt  dem  Kf.  in  antecessnm  davon  Nachricht,  damit  er  um  so 
reiflicher  überlegen  könne,  wie  dieser  drohenden  Gefahr  und  allem  ferneren 
Unheil  im  Reich  abzuhelfen  sei. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser,    D.  Cleve  4  Mai  1661. 

[auf  das  Schreiben  vom  13.  April.    Bedrohliche  Nachrichten  über  Schwedens 
Absichten,  Vorkehrungen  dagegen.] 

Mai.  Er  theilt  dem  Kaiser  abschriftlich  mit,  was  ihm  nicht  allein  über  die  Ab- 
sichten Schwedens  von  gewisser  Hand  zugekommen,  sondern  wie  er  auch  ab- 
sonderlich gewarnt  worden  ist.  ^)  Er  will  nicht  hofifen,  dass  dieses  wahr  sei, 
doch  will  er  sowohl  seine  Sachen  in  Acht  nehmen,  als  auch  alles  thun  und 
beitragen,  was  zur  Erhaltung  der  Ruhe  im  Reiche  dienen  kann.  Wenn  ihm 
von  seinen  Mitkurfürsten  das  kaiserl.  Schreiben  nebst  der  Vorhergehendeo 
Bedenken  communiciert  werde,  werde  er  sich  weiter  erklären,  bittet  auch 
den  Kaiser,  ihm  inzwischen  seine  Meinung  zn  eröffnen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz  .^)    D.  Cleve 

14.  Mai  1661. 

[Mittel  zur  Aufrecbterbaltang  der  Securitat  des  Reiches.] 

14.  Mai.  Er  hätte  gewünscht,  dass  K.Mainz  ihm  seine  Meinung  mitgetheilt 
hätte,  er  selbst  verharrt  bei  der  Meinung,  dass  kein  besseres  —  Mittel 
sei,  das  h.  Rom.  Reich  in  seinem  Wohlstand  und  Securitat  —  zu  ma- 
nuteniren,  denn  durch  rechtschaffene  einmüthige  Zusammensetzung  der 
sämtlichen  Glieder  und  des  Hauptes,  und  ob  sich  wohl  diesem  —  prin- 
cipio  bis  dato  viele  Widerwärtigkeiten  entgegengesetzet,  so  hoffe  ich 
doch,  Gott  werde  die  Sache  endlich  dergestalt  richten,  damit  das  irrige 
Deutschland  seine  bekannte  Mängel  und  Gebrechen  dermaleins  bereue, 
Haupt  und  Glieder  in  guter  Conferenz  —  für  den  Riss  zu  rechter 
Zeit  treten  und  die  von  Gott  verliehene  Glorie  und  Kräfte  erkenne. 


0  S.  Urk.  Q.  Akt.  IX  S.  243.  Nach  einer  Bemerkung  in  dem  Geheimeoraths- 
Protokoll  vom  3.  Mai  hatte  der  Kurfürst  dieses  warnende  Schreiben  von  dem  frü- 
her als  Gesandter  des  Königs  von  Dänemark  zu  ihm  abgeschickten  v.  Ahle  fei  d 
(8.  Urk.  n.  Akt.  VIII  S.  591  ff.)  aus  Flensburg  erhalten. 

^  Antwort  auf  ein  Schreiben  des  Kurfürsten  von  Mainz  vom  26.  April,  in 
welchem  derselbe  den  Kf.  von  dem  Kaiserlichen  Schreiben  inbetreflf  der  Bre- 
mischen Angelegenheit  beoachrichtigt  hatte. 


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Drohende  Absichten  Schwedens  gegen  Bremen.  35 

£r  zweifelt  nicht,  E.Mai nz  werde,  wie  bisher,  seine  Sorgfalt  allein  zu  Er- 
haltung und  Bestätigung  des  deutschen  Friedens  anwenden,  er  hofft  anch 
nicht,  dass  jemand  zu  nenem  Kriege  Ursache  geben  wolle.  Sollte  aber  dem 
R.  Reich  etwas  Widriges  begegnen,  so  wüssten  der  Kaiser  und  alle  Stände, 
dass  er  sich  niemals  dem  entzogen  alles  zo  thnn,  wozu  ihn  Vaterlandsliebe, 
sein  Amt,  die  Reichsconstitntionen ,  der  Westfälische  Friede  und  andere 
dergleichen  ?incula  verbinden. 


Resolntio^)  anf  die  vom  E.  Cölnischen  Abgesandten  Grafen 

von  Fürstenberg  bei  der  Conferenz  proponirte  Punkte. 

[Cleve  16.  Mai  1661.] 

1)  wegen  Unterhaltung  guten  Vertrauens;  darzu  seind  S.  Chf.  D.  16.  Mai. 
bereit  und  wollen  nichts  unterlassen,  was  darzu  dienlich  sein  würde. 

Schickung  nach  Beyern. 

2)  E.Göln  meinte  hochnöthig,  dem  Kaiser  Hülfe  contra  Turcam 
za  senden:  wie  die  Hülfe  universal  zu  machen? 

Bb.    Müsste  durch  einen  Beichstag  geschehen. 

K.Cöln  möchte  desfalls  an  den  Kaiser  mit  einem  bescheidenen 
Schreiben  suchen,  S.  Chf.  D.  wollten  für  sich  in  modum  consilii  auch 
schreiben. 

3)  Wegen  der  Schweden  Vorhaben  auf  Bremen"),  bittet  S. 
Chf  D.  Meinung  und  Bedenken,  K.  Cöln  wollte  thun,  was  J.  P.  ver- 
möchte. 

Ob  nicht  K.  Cöln,  Maintz  etc.  an  Schweden  schrieben,  sie  hätten 
Ternommen,  dass  sie  im  Beiche  etwas  moviren  wollten,  und  sie  dehor- 
tirten  davon  abzustehen. 

4)  dass  bei  dem  Beichstage  punctus  securitatis  der  erste  sein 
sollte. 

5)  dass  besser  wäre,  Völker  als  Geld  dem  Kaiser  zu  schicken. 

6)  Wann  es  sollte  zum  Bruch  kommen,  dass  das  Directorium 
aber  die  Armee  einem  Churfürsten  ohne  Ansehung  der  Beligion  ge- 
geben werden  solle. 

7)  Wegen  Hildesheim,  so  sich  zur  Türkenhülfe  nicht  verstehen 
wollen,  weil  kein  Beichstag  oder  Kreistag  noch  nicht  ausgeschrieben. 

8)  Ob  S.  Chf.  D.  belieben  die  Zusammenkunft  zu  Cöln:  quod  hie. 
Was  daselbst  zu  proponiren:  Garantie. 

')  Dieselbe  liegt  dem  Geheimenrathsprotokoll  vom  16.  Mai  bei. 
*)  8.  oben  8.  33  f. 

3* 


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36  1*  VerhandluDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

9)  Wie  die  Churf.  Präeminenz  zu  erhalten  und  die  alten  Fürsten 
von  den  neuen  zu  unterscheiden. 

S.  Chf.  D.  wollen  sich  quoad  primum  engagiren,  wie  es  die 
Noth  erforderte. 

Auch  quoad  secundum,  möchte  seine  Gedanken  eröffnen,  S.  Chf. 
D.  wollten  ihm  conformiren. 

10)  Beschwer  wider  das  Cammergericht  zu  Speyer  und  Reichs- 
hofrath.  Ob  Ch.  Göln  und  S.  Gh.  D.  desfalls  an  das  Gammergericbt 
ein  Gesamtschreiben  abgehen  lassen  wollten,  zu  vernehmen. 

Wegen  des  Reichshofraths  an  den  Kaiser  zu  schreiben. 

11)  Von  den  G.  Staaten  und  wegen  Rheinberg*),  ob  S.  Ghf. 
D.  durch  H.  Gopessen  sich  wollten  der  Sache  annehmen  und  gute 
officia  thun,  wollte  es  rasiren  lassen. 

Rs.  S.  Ghf.  D.  wollen  die  Sache  durchsehen  lassen. 

12)  Ob  wegen  der  Religion  in  Gülichschen  und  Glevischen  etc. 
Landen')  ein  Gewisses  zu  vergleichen. 

S.  Ghf.  D.  sind  zufrieden,  dass  die  Gommission  ihren  Fortgang 
nehme. 

13)  Wegen  der  Titulatur,  wollte  Durchleuchtigster  geben,  S.  Ghf. 
D.  auch  dergleichen  thun. 

14)  ein  Bedienter,  der  im  Gölnischen  10000  Thaler  gestohlen, 
abfolgen  zu  lassen,  weil  er  in  S.  Ghf.  D.  Landen  sein  sollte.  Fiat 
gegen  gewöhnlichen  Revers. 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  18.  Mai  1661. 

[Bericht  über  die  Eröffnungen  Furstenbergs.    Rath  K.  Coln  rrenndlich  entgegen- 
zukommen.] 

18.  Mai.  Er  theilt  ihm  mit,  was  K.CöIn  darch  seinen  Geheimenrath  Graf  Franz 
Egon  ?.  Fürstenberg  bei  ihm  dieser  Tage  anbringen  lassen.  E.  Göln 
habe  contestiert,  dass  ihm  an  nichts  mehr  gelegen,  als  an  Erhaltung  yon 
Ruhe  und  Frieden  im  Reiche,  dass  er  sich  auch  dem  Kaiser  gegenüber  zu 
aller  möglichen  Hülfe  gegen  den  Türken  erboten  habe  und  es  auch  in  der 

1}  Ueber  die  damaligen  durch  Eingriffe  der  Holländer,  welche  in  Rheio- 
berg  eine  Besatzung  hatten,  in  die  Verwaltung  dieser  dem  Kurfürsten  von  Göln 
gehörigen  Stadt  veranlassten  Streitigkeiten  s.  die  im  Diarium  Europ.  VI 
S.  358ff  und  danach  bei  Londorp  VIII  S.  739 ff.  abgedruckten  Aktenstucke. 

0  S.  darüber  M.  Lehmann,  Preussen  und  die  katholische  Kirche  I  S.  60f. 
und  unten  Abschnitt  8  über  die  Verhandlungen  mit  Pfalzneuburg. 


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Graf  Fürstenberg  io  Berliu.  37 

That  bezengen  wolle,  aber  er  gestehe,  dass  er  nicht  glaabe,  dass  dieser 
and  anderen  Sachen  durch  eine  particnlar  und  separierte  Hülfe  geholfen 
werden  könne,  sondern  es  dürfe  dem  Kaiser  nicht  l&nger  zn  widerrathen 
sein,  sich  zur  Berufung  eines  Reichstages  za  entschliessen ,  es  könnte  ja 
Yorher  unter  den  Correspondierenden  festgesetzt  werden,  dass  man  auf  dem 
Reichstage  keinen  anderen  Punkt  Tornehmen  wolle  und  solle,  ehe  der  punctus 
secnritatis  seine  Richtigkeit  hätte  und  Tollkommentlich  eingerichtet  wäre. 
Ferner  wären  ihm  die  Zeitungen  wegen  der  neuen  Bremischen  Unruhe  sehr 
za  Herzen  gegangen,  weil  er  aber,  wenn  es  sich  berichtetermassen  verhalten 
sollte,  die  Sache  und  die  Mittel  hell  und  klar  im  Instrnmento  pacis  befinde, 
so  hielte  er  anch  nicht  für  nöthig,  dass  man  sich  darüber  viel  zu  bedenken 
habe,  und  wolle  er  dem  Ef.  zu  solchem  Ende  communicieren,  wie  er  sich 
dieses  Punktes  halber  gegen  den  Kaiser  erklärt  habe.  Endlich  weil  £f.  in  seiner 
Antwort  sich  dahin  Terlauten  lassen,  dass  ihm  eine  Zusammenschickung 
seiner  mit  E.Cölns,  des  Hauses  Braunschweig  und  Hessens  Räthen 
nicht  entgegen,  sondern  er  dazu  geneigt  wäre,  so  erklärte  jener,  Kf.  möchte 
der  Meinung  bleiben  und  versichert  sein,  dass  E.Cöln  nichts  mehr  desi- 
deriere,  als  zu  des  Kaisers  und  dessen  Assistierender  Interesse  cooperie- 
ren  zn  helfen.  Kf.  hat  selbst  den  Grafen  von  Fürstenberg  mit  Fleiss 
sondiert,  hat  aber  nichts  anders  vernehmen  oder  penetrieren  können,  als 
dass  dasjenige,  was  er  vorgebracht,  recht  gemeinet.  Ef.  hat  sich  erboten, 
darüber  noch  weiter  mit  dem  E aiser  zn  €omninnicieren,  uod  hat  erklärt, 
K.Gölns  Meinung  sei  ihm  sehr  angenehm,  er  halte  für  nöthig,  darüber 
auch  mit  anderen  sich  zu  unterreden,  er  zweifle  nicht,  der  Eaiser  werde 
wenn  E.Cöln  ihn  so  versichere,  kein  Bedenken  haben,  den  von  etlichen  so 
sehr  getriebenen  Reichstag  länger  zu  verschieben.  Ef.  glaubt,  es  würde 
zu  des  Kaisers  Bestem  dienen,  wenn  derselbe  nunmehr  E.  Co  In  wohl  mes- 
nagieren  und  dadurch  befordern  wolle,  dass  auch  andere  herangezogen  nnd 
den  übrigen  der  bisherige  Prätext  benommen  werde,  nnd  dass  man  suche 
durch  allerhand  Mittel  gegen  die  sogenannten  Alliierten  sich  dergestrilt  zu 
bezeigen ,  damit  auf  allen  Fall  der  Unglimpf  auf  ihrer  Seite  bleibe.  Seine 
Intention  hiebei  sei  keine  andere,  als  dass  sie  sich  zur  special  Garantie  des 
deotschen  Friedens  verbündeten,  daferne  sie  aber  andere  Gedanken  und  Des- 
seios  führten,  so  werde  man  dasselbe  nicht  besser  penetrieren  können,  als 
bei  einer  Conferenz. 

Ef.  hat  den  vom  Eaiser  an  ihn  abgefertigten  Residenten  im  Haag 
Friqneti)  empfangen,  derselbe  wird  berichtet  haben,  dass  Ef.  dasjenige, 
was  er  desideriert,  schon  gethan  habe. 


*)  Ueber  dessen  Sendnog  an  den  Kf.  s.  ürk.  n.  Akt.  IX  S.  245. 


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3g  1.  Verhandlnngeo  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfllrsten.     D.  Laxenburg 
14.  Juni  1661.0 

[auf  das  Schreiben  vom  18.  Mai.    Billigung  der  verabredeten  Zasammenkunft; 
Reichs-    und  Deputationstag.     Bereitwilligkeit  K.  Cöln    freundlich  entgegenzu- 
kommen.] 

H.Juni.  Dank  für  die  Mittheilnng  und  trea  gemeinte  Expectoration.  Er  ist 
mit  der  von  dem  Kf.  veranlassten  Zasammenschlckong  einverstanden^  ebenso 
dass,  wenn  von  den  sogenannten  Alliierten  abseitige  Meinung  geführt 
würde,  man  sich  gegen  dieselben  gleichwohl  also  bezeige,  damit  auf  allen 
Fall  der  ünglimpf  auf  ihrer  Seite  bleibe,  er  zweifelt  nicht,  Kf.  werde  ent- 
sprechend seiner  jüngst  an  E.  Mainz  erlassenen  Erklärung')  seine  Abgesand- 
ten hauptsächlich  dahin  instruieren,  dass  die  Sicherheit  des  Reiches  nur 
durch  rechtschafifene  einmüthige  Zusammensetzung  der  sämtlichen  Glieder 
mit  ihrem  Haupte  ohne  Einmischung  fremder  Potentaten  und  Händel  auf- 
recht erhalten  werden  könne.  Betreffend  die  Frage  wegen  des  Reichstages 
werde  Ef.  aus  des  Kaisers  Schreiben  vom  14.  Mai  ersehen  haben,  dass  der- 
selbe bereit  sei  einen  Reichstag  zu  berufen,  wenn  man  mit  der  Deputations- 
handlung  in  loco  tertio  nur  solange  verfahren  werde,  bis  die  zum  Reichs- 
tage gehörigen  Materien  soweit  vorbereitet  seien,  dass  er  etwas  zuverlässiger 
die  Mass  nehmen  könne,  auf  was  für  einen  Termin  er  denselben  ansetzen 
solle.  Er  werde  nicht  unterlassen  E.C öl ns  gegen  ihn  contestierte  treuher- 
zige Affection  zu  cultivieren.    Wie  er  gegen  Ef.  mit  Dank  zu  erkennen  habe, 


^)  Zugleich  mit  diesem  erhielt  der  Kf.  auch  ein  früheres,  auch  an  andere 
Kurfürsten  gerichtetes  Schreiben  des  Kaisers  (d.  Laxenburg  14.  Mai  1661,  die 
Ausfertigung  desselben  für  Kurcöln  und  Kurpfalz  ist  Diarium  Europ.  VII 
S.  103  und  Londorp  VIII  S.  759  abgedruckt),  in  welchem  sich  derselbe  dar- 
über beklagt,  dass  ein  Tbeil  der  Reichsstande  sein  an  sie  besonders  gerichtetes 
Hülfsgesnch  so  ausdeuten  wolle,  als  wolle  er  ihnen  auf  solche  Weise  das  jus 
snffragii  nehmen,  und  dass  diese  daher  desto  eifriger  auf  Wiederberufhng  des 
Reichstages  drängten.  Er  habe  durch  den  an  Kurmainz  abgeschickten  Reichs- 
vicekanzler diesem  vorstellen  lassen,"warum  er  unter  den  Jetzigen  Verhaltnissen 
einen  Reichstag  auszuschreiben  nicht  für  nöthig  halte,  und  denselben  auffordern 
lassen,  den  Deputationstag  nach  Augsburg  möglichst  bald  auszuschreiben,  mit 
der  Versicherung,  dass  dort  auch  praeliminariter  von  dem  gehandelt  werden 
solle,  was  zur  Beförderung  des  Reichstages  dienen  könne,  und  dass  er,  wenn 
er  von  den  Reichaständen  die  Versicherung  erhalten  wurde,  dass  man  ohne  Weit- 
läufigkeit zum  Reichstage  gelangen  konnte,  einen  solchen  alsbald  ausschreiben 
wolle.  Kf.  möge  den  Ständen,  welchen  jene  Einbildung  gemacht  worden,  als 
wolle  er  ihnen  das  jus  snffragii  nehmen  und  dem  Reichstage  entfliehen,  diese 
Gedanken  benehmen  und  sie  versichern,  dass,  wenn  jener  Deputationstag  nur 
wenige  Monate  im  Schwange  sein  werde,  so  dass  der  Kaiser  zuverlässiger  be- 
stimmen könne,  auf  welchen  Termin  der  Reichstag  anzusetzen  sei,  er  es  an 
der  Ausschreibung  eines  solchen  nicht  werde  ermangeln  lassen. 

^  8.   oben  S.  84  das   Schreiben   des  Kf.  an  Kurmainz  vom  U.Mai  1661. 


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DeputatioD6t«g  und  Reichstag.  39 

dasB  derselbe  alle  seine  actiones  za  SolidieniDg  ihres  beiderseitigen  Inter- 
esses dirigiere,  so  werde  auch  er  selbst  nichts  unterlassen,  was  zn  diesem 
Zweck  immer  mehr  würde  erspriessen  können. 


Kuifiirst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  St  Martinsburg  15.  Juni  1661.0 

[Bereitwilligkeit  die  Sicherheit  des  Reiches  anfrechtsaerhalten  and  dem  Kf.  za  15.  Jani 
assistieren,  die  Rheinische  Allianz.] 

Er  hofft  nicht,  dass  jemand  Ton  den  Auswärtigen  das  Vaterland  zn 
bennrnhigen  beabsichtige,  sollte  es  geschehen,  so  wird  auch  er  mit  Rath 
Qiid  That  zu  allem  beitragen,  was  zu  dessen  Abwendnng  dienen  könne,  er 
wird  nicht  ermangeln,  deswegen  mit  dem  Kf.  zu  communicieren,  und  wenn 
dieser  selbst  wider  den  Reichsfrieden  angefochten  werden  sollte,  ihm  nach 
aller  Möglichkeit,  wie  er  es  auch  von  ihm  reciproce  erwarte,  wirklich  zu 
assistieren.  Gerade  zur  Erhaltung  des  Friedens  hat  er,  bis  man  sich  auf  nächst- 
künftigem Reichstage  einer  allgemeinen  Garantie  und  Reichssecurität  ver- 
gleichen möge,  die  zwischen  ihm  und  anderen  Kronen  und  Reichsständen 
aofgerichtete  Allianz  für  das  beste  und  sicherste  gehalten  und  daher  auch 
bisher  dabei  als  einem  in  dem  Friedensschluss  und  den  Reichssatzungen  ge- 
gründeten und  zu  niemandes  Offension,  sondern  allein  sich  wider  alle  un- 
billige Gewalt  zu  schützen  angesehenen  Mittel  bebarrt. 


Instructio,  wonach  sich  unsere  ....ClausErnstv.  Platen 

und  ßaban  v.  Canstein  bei  der  zwischen  uns  und  K.  Cölns 

Ijd.,  auch  denen  fürstlichen  Häusern  Braunschweig  und  Hessen 

in  der  Stadt  Co  In  angesetzten  Conferenz  zu  achten. 

D.  Cleve  20.  Juni  1661. 

[FeststellüDg  der  Garantie.    Ef.  ist  nicht  geneigt,  der  Rheinischen  Allianz  bei- 
zutreten.] 

Zweck  der  Zusammenkunft  ist  zu  überlegen,  wie  der  im  Reich  erlangte  20.  Juni. 
Friede  erhalten,   insonderheit  die  von  jenen  Fürsten  dem  Kf.  angebotene 


>)  Auf  ein  Schreiben  des  Kf.  vom  4.  Juni,  in  welchem  dieser  in  der  Haupt- 
sache die  in  dem  Schreiben  vom  14.  Mai  (S.  34)  ausgesprochenen  Gedanken 
wiederholt  hatte. 

')  Knrcoln,  die  drei  Herzoge  von  Brannschweig  und  die  zwei  Land- 
grafen von  Hessen  hatten  (18.  Mai  1661)  den  Ef.  zur  Bescbicknng  einer  Zn- 
sammenknnft  in  Coln  am  14./24.  Juni,  worüber  aach  schon  Graf  Fnrstenberg 
in  Berlin  (s.  oben  S.  35  f.)  verhandelt  hatte ,  eingeladen.    Es  erschienen  dort  als 


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40  !•  VerhandlangeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Garantie  prästiert  und  auf  einen  gewissen  Fuss  und  richtigen  Stand  ge- 
bracht werden  könne. 

So  haben  unsere  Abgeordnete  sich  dann  über  die  Particularitaten 
mit  denselben  zu  vernehmen.  Da  dann  dahin  zu  sehen  ist,  dass  diese 
Guarantie : 

1)  auf  den  MUnsterischen,  Osnabrückschen  und  dann  auch  den 
Olivischen  Frieden  gerichtet  werde, 

2)  dass  alle  unsere  im  Reiche  belegene  Lande,  dabei  sie  auch, 
dass  diese  auf  Preussen  extendiret  werden  möge,  zu  urgiren  und 
zu  remonstriren ,  dass  daselbst  nichts  angefangen  werden  könnte, 
welches  nicht  endlich  das  Römische  Reich  mitimpliciren  würde, 

3)  dass  anjetzo  festgestellet  werde  insgemein,  es  sollte  einer  dem 
anderen  getreulich  gegen  alle  diejenigen,  so  etwan  gegen  den  auf- 
gerichteten Friedenschluss  den  andern  vergewaltigen  würden,  eine 
mutuelle  und  reciproque  würkliche  Assistenz  nach  jeden  Vermögen 
leisten  und  auf  jedesmaliges  Erfordern  dieselbe  prästiren.  Was  aber 
die  Particularitaten  ratione  modi,  temporis,  quanti,  directorii  und  der- 
gleichen angehet,  darüber  können  sich  unsere  Abgesandte  mit  den 
anderen  vernehmen,  doch  darin  nichts  schliessen,  sondern  alles  zur 
Hinterbringung  an  sich  nehmen.  Sollten  aber  die  Abgeordneten  — 
sofort  auf  die  Frankfurtische  Alliance  und  dass  wir  uns  darinne  mit- 
begeben möchten,  kommen  und  zu  vernehmen  geben,  dass  sie  ausser 
derselbigen  sich  zu  keiner  anderen  Versicherung  verstehen  wollten, 
so  haben  die  Abgeordnete  anzudeuten,  dass  wir  die  Frankfurtische 
Allianz  —  an  ihren  Ort  gestellet  sein  Hessen.  Nachdem  aber  diese 
jetzige  Zusammenkunft  wegen  der  nicht  namens  der  sämtlichen  AI- 
Hirten,  sondern  S.  Churf.  Dchl.  zu  Cöl  n,  des  Fürstl.  Hauses  Braun- 
schweig  und  Hessen  angebotenen  Guarantie  und  auf  diese  Erbietung 
veranlasst  worden,  so  müsste  da  nur  dasjenige,  wesshalb  diese  Bei- 
einkunft angestellet,  alhier  in  Abhandlung  kommen. 

Ob  nun  diese  Guarantie  vermittelst  einer  Alliance  mit  K.Cöln  — 
Braunschweig  und  Hessen  zu  stände  gebracht  werden  sollte,  das 
könnten  wir  endlich  geschehen  lassen,  jedoch  haben  unsere  Abges. 
hierbei  allemal  in  Acht  zu  nehmen,  dass  nichts  hierin  geschehe,  so 


Bevollmächtigte  Kurcolos  Qraf  Franz  Egon  von  Fürstenberg  und  Dr.  Alden- 
hoven, der  drei  braonschweigischen  Herzoge  Dr.  Wi  tte,  von  Hessen-Cassel  Ge- 
beimerrath  Pagestecher,  von  Darmstadt  war  in  Folge  des  plötzlich  (11.  Jani) 
erfolgten  Todes  des  Landgrafen  Georg  die  Zusammenkunft  nicht  beschickt 
worden.    S.  über  dieselbe  Köcher  I  S.  300ff. 


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Zosamniobkuuft  zu  Cölu.  41 

der  Kaiser!.  Maj.  zugegen  oder  dem  mit  derselben  habenden  Bund- 
dQss  abbrüchig  sein  könnte.  Auch  können  sie  wohl  bei  Gelegenheit 
vor  sich  den  Abgeordneten  zu  verstehen  geben,  warum  wir  zu  Ein- 
tretung in   die  Frankfurtische  Alliance  uns   nicht  verstehen  könnten: 

1)  dass  uns  selbige,  wie  sie  eingerichtet  ist,  unbekannt, 

2)  darnebenst  unwissend,  ob  alle  und  jede  der  AUiirten  gemeint 
wären  sich  mit  uns  zu  setzen  und  auf  was  Maasse,  und  ob  auch  wir 
dasselbe  zu  thun  vermöchten. 

3)  Könnten  wir  nicht  umhin  hierbei  anzuführen,  dass  wir  bei 
dieser  Frankfurtischen  Alliance  nicht  die  Begegnung  empfangen,  so 
sich  billig  wo  nicht  in  respect  unserer  Person,  doch  in  Ansehung,  dass 
wir  von  ihnen  invitiret  gewesen  und  den  Tractaten  bis  bald  zum 
Ende  beiwohnen  lassen,  gebühret.  —  —  da  dann  uns  billig  be- 
denklich sein  müsste,  in  ein  solches  Bündniss,  dabei  wir  dergestalt 
tractiret  worden,  einzutreten  und  gleichsam  ein  Accessorium  zu  sein. 
Mit  vorgenannten  Chur-  und  Fürsten,  wie  auch  anderen  unsren  Mit- 
ständen aber  wären  wir  bereit  absonderlich  —  Defensivbündnis  ein- 
zugehen.   

Sollte  man  nun  auf  anderer  Seite  blos  bei  der  Eintretung  in  die 
Frankfurtische  Alliance  bestehen  bleiben,  so  haben  unsere  Gesandte 
zu  vernehmen,  wie  und  auf  was  Maasse  solches  geschehen  solle  und 
könne,  auch  was  darunter  vor  conditiones  vorgeschlagen  werden 
wollen,  wie  nicht  weniger,  was  vor  Sicherheit  die  Abgeordnete  wegen 
Schweden  und  Frankreich  geben  können,  und  diesen  Punkt  end- 
lich ad  referendum  annehmen,  doch  dabei  fügen,  dass  nicht  ihrerseits 
fernere  Communication  gänzlich  benommen  und  abgeschnitten  werde. 

Im  übrigen  kann  wohl  discoursweise,  und  wann  dazu  Anlass  ge- 
geben würde,  wegen  der  Schweden  Vornehmen,  imgleichen  der  Tür- 
kengefahr halber  sich  mit  den  Abgeordneten  vernommen  werden,  und 
wann  darbei  des  Deputation-  und  Keichstages  halber  von  ihnen  etwas 
moviret  wird,  darin  ist  denselben  unsere  Intention  bekannt. 


ProtocoUum  gehalten  zu  Colin  am  Rhein  den  28.  Juni  a.  1661. 

In   der   Proposition   der   Knr'-    und    Fürstlichen  Gesandten    wird   als28.  Joni. 
Zweck  der  Zosammenkonft  bezeichnet,  alles,  was  ad  conservationem  pacis 
in  imperio  et  manutentionem  instrumenti  pacis  immer  dien||ph,  zn  befördern 
und  danach  zu  trachten,   wie  man  diesen  gemeinsamen  Zweck  erreichen 
könne. 


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42  !•  Verhaadlaogen  wegen  der  Garantie  des  Friedena  etc. 

Die  K.brandenburgischen  erinnern  dagegen  daran,  dass  K. Cöln 
and  die  anderen  dnrch  besondere  Abschickong  dem  Kf.  die  Garantie  angeboteD 
und  dass  er  dieselbe  angenommen  hätte,  dass  es  also  nnr  daranf  ankomme,  dass 
diese  Garantie  recht  eingerichtet  werde.  Das  ganze  Werk  beruhe  darauf, 
dass  man  sich  zusammensetze,  einer  dem  andern  die  Hand  biete,  Kf.  meine, 
solcher  Zweck  könne  erreicht  werden,  wenn  er  sich  mit  K.  CölU;  den  Häu- 
sern Braunschweig  und  Hessen  verbinde,  dass  einer  dem  andern  mit 
allen  Kräften  und  Mitteln  assistieren  solle,  er  hoffe,  dass  man  bereit  sei,  auch 
Prenssen  mit  in  die  Garantie  aufzunehmen.  Die  K.Cölni8chen,  Braun- 
schweigischen  und  Hessischen  erwidern  darauf:  1)  betreffend  die  zu 
Berlin  offerierte  Garantie,  hätten  ihre  Principalen  dahin  gezielt,  dass  des 
Kf.  Lande  im  Reiche  sichergestellt  und  die  Krone  Schweden  auch  ver- 
sichert bleiben  möchte,  dass  ihre  Reichslande  ex  instrumento  pacis  auch 
befreit  und  die  oceupierten  Plätze  restituiert  werden,  und  also  die  Reichslande 
und  negotia  von  den  auswärtigen  separiert  werden  möchten,  und  hätte  maa 
diese  Separation  durch  eine  absonderliche  Declaration  genug  zu  erkennen 
gegeben,  woranf  aber  keine  Gegendeclaration  ?om  Kf.  erfolgt  wäre.  Weil 
aber  der  Friede  zuOliva  nacbgehends  geschlossen  und  exequiert  wäre,  so 
wäre  nicht  unbillig  zu  sagen,  dass  die  Sache  in  anderen  Stand  gekommen. 

2)  soviel  die  nähere  Zusammensetzung  mit  K. Cöln,  Brannschweig 
und  Hessen  betrifft,  hielten  sie,  weil  diese  Zusammeuschicknng  mit  Vor- 
wissen  ihrer  Alliierten  geschehen,  für  diensamer  und  hätten  Befehl  zu  verneh- 
men,  ob  Kf.  nicht  beliebig  wäre,  sich  mit  den  gesamten  Alliierten  in  nähere 
Zusammensetzung  zu  begeben,  und  könnte  man  alsdann  de  particularibas 
weiter  reden.  Wenn  mit  ihren  Principalen  und  den  Alliierten  eine  nähere 
Zusammensetzung  geschehe,  würde  dadurch  die  Garantie  wirklich  befördert 
und  der  Weg  zur  allgemeinen  Reichsdefension  gelegt  werden. 

Die  K.brandenburgischen  setzen  die  Veranlassung  wegen  der 
Garantie  weitläufiger  aus  einander,  es  sei  £f.  eine  Garantie  in  gemein,  nicht 
aber  auf  £xecution  des  Friedens  angeboten  worden,  dahin  gerichtet^  dass 
Schweden  im  Reich  sowohl  damals  als  später  nichts  anfangen  und 
dass  Kaiser  und  Kf.  desshalb  gesichert  sein  möchten.  Diese  Zusammen- 
kunft sei  bloss  zur  Garantie  angesehen  und  solche  zwischen  ihnen  bisher  nur 
allein  tractiert  worden.  Ob  Kf.  sich  mit  andern  Alliierten  verbinden  könne, 
dazu  wären  sie  nicht  instruiert,  Kf.  wüsste  auch  nicht,  ob  alle  Alliierten  sich  mit 
ihm  setzen  wollten  und  auf  was  Weise  und  Maass  solches  geschehen  sollte. 
Des  Ef.  Meinung  gehe  dahin,  sich  mit  K.Cöln,  Braunschweig  und 
Hessen  dergestalt  zu  setzen,  dass  einer  gehalten  sein  solle  den  andern 
bei  dem  Münsterschen  und  Olivischen  Friedensschluss  zu  schützen.  Dieses 
könne  gar  wohl  salvis  aliis  foederibus  geschehen. 

Die  K.Cölnischen,  Braunschw^igischen  und  Hessisch  en:  Bei 
der  Garantie  habe  man  auf  den  Olivischen  Frieden  keine  Reflexion  gemacht, 
sondern  denselby  vielmehr  von  den  Reichsnegotiis  separiert.  Kf.  habe  in 
einem  Schreiben  vom  3.  Juni  1660  den  Zweck  der  Zusammenkunft  also 
berahmt,  dass  der  Friede  im  Reiche  erhalten  werde.    Dieser  Zweck  könne 


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ZusammeDkunft  zu  GöId.  43 

nicht  sowohl  durch  particolier,  als  durch  gemeine  ZusammeDsetzung  erreicht 
werdeD.  Anf  eine  Particnlierconfoederation  seien  sie  nicht  instraiert,  das  Ab- 
sehen ihrer  Principalen  sei  nnr  darauf  gerichtet,  wie  die  Generalgarantie 
könnte  stabiliert  werden,  das  könnte  am  besten  geschehen  durch  die  Alliance, 
die  sie  schon  hätten,  wenn  Kf.  sich  mit  hinein  begeben  wolle.  Vermöge 
ihrer  Instruction  könnten  sie  erklären,  dass  keiner  der  Alliierten  sich  ?on 
solcher  Znsammensetzung  mit  K.Brandenburg  alieniert  bezeige. 

Die  K  brandenbnrgischen  können  nicht  einräumeu,  dass  man  bei 
der  Garantie  nicht  das  Absehen  auf  den  Olivischen  Frieden  sollte  genom- 
men haben.  Wegen  Eintretung  in  die  Frankfurter  Alliance,  wiederholen 
sie,  seien  sie  nicht  instruiert,  sie  wüssten  nicht,  ob  Kf.  in  dieselbe  werde 
eintreten  können,  1)  weil  demselben  die  Contenta  niemals  in  forma  commu- 
niciert, 

2)  in  dem,  so  dem  Kf.  vorgekommen,  hätte  man  gesehen,  dass  viele 
von  des  Kf.  Landen  darin  ausgesetzet, 

3)  weil  dieselbe  mit  allerhand  beschwerlichen  Conditionen  für  Kf.  an- 
gefüllt wäre, 

4)  weil  Kf.  bei  selbiger  Alliance  unbillig  behandelt  worden  wäre. 
Daza  ginge  die  ganze  Allianz  auf  den  Dänischen  Krieg,  so  sich  nun 

ganz  geändert ,  und  würden  also  ganz  andere  conditiones  erfordert  werden. 


Continuatio,  Cöln  29.  Juni  1661. 

Die  K.  Cölnischen,  Braunschweigischen  und  Hessischen  wün-29.  Jani. 
sehen,  weil  die  comitia  dazu  dienen  könnten,  dass  daselbst  von  Bestäti- 
gung des  Friedens  und  der  Generalgarantie  etwas  abgehandelt  werde, 
des  Kf.  Meinung,  wie  dazu  zu  gelangen,  zu  vernehmen,  und  ob  die  K. 
brandenburgischen  über  die  gestern  vorgewesenen  Punkte,  in  specie  wie 
man  sich  mit  den  gesamten  Alliierten  näher  setzen  könnte,  sich  ferner  ver 
nehmen  lassen  wollten. 

Die  K. Brandenburgischen:  Kf.  habe  dem  Kaiser  die  Noth wendig- 
keit der  comitia  vorgestellt,  namentlich,  dass  derselbe  ohne  diese  seine  de- 
sideria  wegen  der  Assistenz  gegen  den  Türken  nicht  erhalten  werde,  Kf. 
werde  bei  dieser  Intention  verharren,  hoffe,  der  Kaiser  werde  sich  zu  den 
comitiis  verstehen.  Es  wäre  darauf  zu  sehen,  dass  dann  dort  etwas  nütz- 
licheres pro  imperio,  als  bisher  geschehen,  möge  verrichtet  werden,  vor  allen 
Dingen  müsste  der  punctus  securitatis  publicae  vorgenommen  und  müsste  da- 
nach getrachtet  werden,  dass  man  mit  besserer  Conformität  in  consiliis  auf 
solchem  Reichstage  erscheine. 

üeber  den  Punkt  wegen  näherer  Verbindung  mit  den  sämtlichen  Alli- 
ierten könnten  Gesandte,  da  es  ihnen  an  Instruction  mangele,  nur  an  Kf. 
berichten.  Es  würde  ihnen  lieb  sein,  wenn  man  ihnen  an  die  Hand  geben 
wollte,  wie  und  auf  was  Maasse  die  Verbindung  mit  den  sämtlichen  Alliierten 
werkstellig  gemacht  werden  könnte,  sie  wollten  es  dann  dem  Kf.  referieren. 

Die  anderen  erklären,  am  folgenden  Tage  darauf  antworten  zu  wollen. 


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44  1»  Verhandlaagen  wegen  der  Garantie  des  Friedeos  etc. 

3.  Congressus,  30.  Juni  1661. 

30.  Juni.  Die    E.  Cölnischen,    Braunschweigischen    und    üessischen 

verlesen  eine  schriftliche  Erklärung ,  sie  könnten  nicht  einsehen^  wie  die 
angebotene  Garantie  auf  den  Polnischen  und  Olivischen  Frieden  und  dessen 
Garantie  ausgedeutet  werdeu  könne.  Ebenso  wenig  könnten  sie  begreifen, 
dass  man  auf  E. brandenburgischer  Seite  dafür  halten  wolle,  dass  was 
zwischen  dem  Ef.  und  ihren  Frincipalen  vorgegangen,  blos  in  ihrem  und 
nicht  zugleich  auch  ihrer  Mitalliierten  Namen  geschehen  wäre.  Weil  die  E. 
brandenburgischen  Gesandten  nur  instruiert  seien,  mit  den  schickenden  Kur- 
und  Fürsten  allein  sich  in  einen  näheren  Verein  einzulassen,  und  zwar  der- 
gestalt, dass  man  Ef.  auch  bei  dem  Olivischen  Frieden  garantieren  solle, 
sie  ihrerseits  aber  nur  instruiert  seien,  im  Namen  der  sämtlichen,  diese  Ab- 
schickung  mit  concernierenden  Alliierten  auf  das  Fundament  des  Teutschcn 
Friedensschlusses  mit  Ef.  über  eine  nähere  Zusammensetzung  zu  handeln, 
sonderlich  da  Ef.  in  die  mit  anderen  schon  habende  Samtalliaoz  miteinzu- 
treten inclinieren  sollte,  auf  welchen  Fall  man  auch  wohl  sich  getraue  dieje- 
nige DifiTicultät,  welche  von  selten  Pfalz  Neubnrgs  wegen  dessen  Exclusion 
aus  dem  Olivischen  Frieden  gemacht  werde,  aus  dem  Wege  2u  räumen,  so 
werde  es  für  diesmal  darauf  ankommen,  dass  man  beiderseits  referiere.  Sie 
erklären,  die  Eröffnung,  dass  keiner  von  den  Alliierten  mit  Ef.  sich  zu 
verbinden  abalieniert  sei,  hätten  sie  nicht  ex  commissione,  sondern  nur  für 
sich  gemacht.  Wenn  Ef.  sich  resolvieren  sollte,  sich  mit  sämtlichen  Alliieiten 
einzulassen,  so  könnte  dieses  doch  keineswegs  so  blosser  Dinge  durch  Ein- 
tretung in  die  Frankfurtische  Allianz  geschehen,  zumal  da  dieselbe  nicht  auf 
des  Ef.  jetzigen  Estat  proportioniert  wäre,  sie  stellen  den  E. brandenbur- 
gischen Gesandten  anheim,  ob  dieselben  sich  in  dem  Allianzrecess  ersehen  und 
mit  einigen  Erinnerungen,  was  Ef.  circa  modum  et  conditiones  etwa  de- 
siderieren  möchte,  um  davon  zugleich  zu  referieren,  an  die  Hand  gehen 
möchten.  Ueber  die  Frage,  ob  inzwischen,  wenn  einige  turbae  dem  Kf. 
zuwider  erregt  würden,  ihre  Frincipalen  demselben  zu  assistieren  gemeint, 
werde  man  referieren.  Da  ihren  Frincipalen  auf  diese  und  vorige  Expecto- 
rationen  wohl  anliegen  wird,  eigentlich  zu  wissen,  ob  Ef.  auch  mit  den  übri- 
gen Alliierten  sich  zu  vereinigen  Belieben  trage,  welche  Resolution,  da  Ef. 
in  der  Nähe  sei,  bald  eingeholt  werden  könne,  so  stehe  zu  der  E. branden- 
burgischen Gesandten  Gutfinden,  ob  sie  vermeinten,  dass  man  in  Erwartung 
dessen  noch  etwas  an  diesem  Ort  zu  subsistieren  habe,  oder  nicht. 

Wegen  des  Reichstages  stellen  sie  zu  bedenken ,  ob  nicht  abzuwarten 
sei,  bis  der  R.Yicekanzler  zu  E.Mainz  komme,  um  zu  sehen,  ob  der- 
selbe desfalls  einige  Commission  habe ,  und  hernach  auf  ein  Expediens  zu 
gedenken,  wie  der  Reichstag  könnte  befördert  werden. 

Die  E. brandenburgischen  bitten  um  Communication  der  schrift- 
lichen abgelesenen  Erklärung,  die  Frage  wegen  der  Garantie  wollten  sie, 
da  sie  die  Akten  nicht  bei  sich  hätten,  anstehen  lassen,  ebenso  ob,  wie 
jene  behaupten,  was  früher  und  jetzt  geschehen,  nomine  aller  Alliierten  ge- 


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ZQsammenkQDft  zn  GoId.  45 

schehen  sei,  Kf.  sei  der  Meinung,  dass  er  blos  mit  den  Principalen  der  Ge- 
Fandten  zn  thnn  hätte,  sie  hätten  anch  bei  jetziger  Conferenz  kein  anderes 
Crediti?  gehabt.  Den  Punkt  wegen  Verbindung  mit  sämtlichen  Alliierten 
müssten  sie,  da  sie  darauf  nicht  instruiert  seien,  ganz  zu  des  Kf.  Resolution 
stellen,  hielten  auch  dafür,  dass  man  sich  deswegen  hier  nicht  aufzuhalten 
habe,  es  sei  eine  Sache  Ton  hoher  Importanz,  Kf.  werde  sich  darin  nicht 
so  geschwinde  resolvieren,  wenn  es  zu  Tractaten  käme,  so  müssten  sie  da 
geschehen,  wo  alle  Alliierten  wären. 

Darauf  Schlass  der  Conferenz'}. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cleve 

9.  Juli  1661. 

[anf  das  Schreiben  vom  15.  Jnni.    Dank  für  die  zugesagte  Assistenz. 
AbwendoDg  der  Torkengefahr.] 

Dank  dafür,  dass  K.Mainz  sich  ihm  gegenüber  besonders  zu  e?en-  9.  Juli, 
taeller  Assistenz  erboten  habe,  er  versichert,  dass  auch  er  auf  begebende  Fälle 
ihm  solche  leisten  werde,  ersucht  ihn  zugleich  zu  allem  beizutragen,  was 
zu  Abwendung  der  Türkengefahr  gereichen  könne,  namentlich  verhüten 
zu  helfen,  dass  dem  Türken  nicht  durch  allzu  langsame  consilia  und  An- 
stellung Gelegenheit  zur  Ausführung  seines  blutdürstigen  Vorhabens  gege- 
ben werde*). 


Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  10.  Juli  1661. 

[anf  die  Schreiben  vom  14.  Mai  and  14.  Juoi.    Knrf.  will  des  Kaisers  Intention 
befordern,  die  meisten  Reichsstände  aber  verlangen  den  Reichstag.] 

—  Gleichwie  ich  nun  bisher  mich  allemal  beflissen  E.  Kais.  M.  lO.  Joli. 
desideria  und  bestes,  so  viel  an  mir,   zu  befördern,  also  werde  ich 


')  Auch  von  dem  Verlanf  dieser  Znsammenknnft  giebt  Kf.  dem  Kaiser  (d. 
Cleve  9.  Juli  1661)  Nachricht. 

')  Knrmainz  in  seiner  Antwort  (d.  Mainz  1.  August  1661,  abgedrnckt  in 
Diariom  Borop.  VII  S.  377,  Londorp  VIII  S.  774),  weist  darauf  hin,  vor 
allem  mfisse  die  gemeine  Securität  des  Reiches  festgestellt  werdeo,  dieses  könne 
aber  nicht  anf  einem  Depntations-,  sondern  nur  auf  einem  Reichstage  geschehen. 
Wenn  der  Kaiser  sich  zor  Wiederberufang  desselben  entschliessen  sollte,  konnte 
dort  nicht  nnr  gegen  den  Türken  von  selten  des  gesamten  Reiches  assistiert, 
sondern  auch  sonst  im  Reiche  gute  Ruhe  erhalten  werden.  Darauf  erwidert  Kf. 
W.  Cleve  lö.Angust  1661,  Diarium  Europ.  VII  S.411.  Londorp  VIII  S.  783), 
ihm  sei  gleichgültig,  ob  Depufations-  oder  Reichstag,  wenn  nur  der  Zweck  er- 
reicht werde,  und  stellt  Kurmainz  anheim,  ob  nicht  dem  Kaiser  zu  willfahren 


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46  1-    VerbandlangeD  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

ferner  nicht  unterlassen,  dasjenige  willig  beizutragen,  was  zu  Errei- 
chung E.  Kais.  M.  guten  Intention  diensamb  sein  wird.  Wiewohl  — 
die  meisten  Reichsstände  nochmals  die  Beschleunigung  des  Reichs- 
tages treiben,  die  Deputation  und  deren  Transferir-  und  Fortstellung 
decliniren  und  den  Reichstag  vor  das  bequemste  und  zulänglichste 
Mittel  halten,  dadurch  E.  Kais.  M.  nicht  allein  gegen  den  Türken 
mit  einmütiger  Zusammensetzung  unter  die  Arme  gegriffen,  sondern 
auch  der  Friede  und  die  Securität  im  Reich  erhalten  werden  könne.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  25.  Angust  1661. 

[Termin  für  den  Reichstag,  vorher  soll  die  Reichsdepatation  in  Angsbarg  zn- 
samnientreteii,  Kf.  sich  um  K.  Mainz's  BiDwilligang  bemühen.] 

25.  Aug.  —  Nachdem  mir  nun  von  unterschiedlichen  Ständen  die  Nach- 
richt als  von  E.Mainz*)  die  Erklärung  eingelanget,  wann  ich  den 
Reichstag  auf  einen  gewissen  Termin  ausschreiben  würde,  dass  dadurch 
alles  höchstschädliche  Misstrauen  verhütet  bleiben  —  und  das  Reich 
durch  Feststellung  des  Puncti  securitatis  bei  Fried  und  Ruhe  bestän- 
dig conserviret,  ich  aber  wider  den  Türken  mehrer  und  gewisser 
Hülff  versichert  sein  und  benebens  den. Rücken  auf  allen  Fall  frei 
haben  würde  —  Also  bin  ich  entschlossen  und  im  Werk  begriffen, 
mich  durch  meinen  R.  Vicekanzler,  wann  anders  Ew.  und  der  übrigen 
Kurfürsten  LL.  dero  erforderten  Gonsens  dem  Herkommen  nach  darzu 
zu  ertheilen  kein  Bedenken  haben  werden,  mich  dahin  vernehmen  zu 
lassen,  dass  ich  den  Reichstag  gegen  den  1.  Octobris  schierst  künf- 
tigen 1662  Jahres  nacher  Regensburg  unfehlbar  und  zu  rechter  Zeit 
auszuschreiben  erbietig  sei,  jedoch  mich  zu  Ihr.  Ld.  hinwiederumb 
gänzlich  versehe,  sie  würden  dero  mehrmaligem  Erbieten  und  Ver- 
sprechen zufolg  die  Sache   wegen  Translation   des  Deputationstages 


und  der  Anfang  und  praeparatorinm  zu  einem  besseren  Grande  aaf  dem  Depu- 
tationstag EQ  legen  eei,  weil  doch  mit  dem  Gontradicieren  schon  viele  Zeit  ver- 
gebene verlaofen  sei  und  leicht  noch  so  viel  verstreichen  könne. 

^)  S.  das  ausführliche  Memorial  desselben  (d.  Mainz  30.  Juli  1661 ,  gedruckt 
Londorp  VIII  8.  772flr.),  in  welchem  er  entsprechend  der  ihm  von  Frankreich 
ertheilten  Weisung  (s.  Guhraner  II  S.  309)  nachzuweisen  sucht,  dass  eine  Ver- 
legung der  Reichsdeputation  unstatthaft  sei,  und  zum  Schluss  äussert,  alles 
Misstrauen  werde  verhütet  und  die  Stunde  bei  guter  Affection  und  Treue  gegen 
den  Kaiser  erhalten  bleiben,  wenn  sich  derselbe  darüber  erkläre,  in  welcher 
Zeit  er  den  prorogierten  Reichstag  fortsetzen  wolle. 


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Reichstag  QDd  Depatationstag.  47 

dahin  richten,  dass  allerseits  deputirte  Stände  sich  mit  dem  förder- 
lichsten naeher  Augspurg  —  begeben  und  diejenige  Remissa,  so  ver- 
mög  jüngsten  Keicbsabschieds  praeparatorie  ausgemacht  werden  sollen, 
daselbst  unverlangt  an  die  Hand  nehmcD. 

Kf.  möge  ihm  seine  Gedanken  darüber  eröffnen,  wenn  er  gegen  die 
Ansschreibang  des  Reichstages  kein  Bedenken  trage ,  seinen  Consens  er- 
tbeilen  and  anch  K.Mainz  dazu  zu  disponieren  helfen'). 


Herzog  Christian  Lndwig  von  Brannschweig  und  Lüneburg 

an  den  Kurfürsten.    D.  auf  unserm  Jagdhause  Fuhrberg 

4./[14.]  November  1661,0 

[AokündigaDg  der  Entsenänng  von  Beyollmacbtigten  za  Conferenzen  Aber  den 

Elbhandel.) 

Ew.  Ld.  wird   zweifelsfrei  annoch   in  gutem   Andenken   ruhen,  14.  Nov. 
wasgestalt  ohnlängsthin ,  da  wir  Ew.  Ld.   sehr  angenehmen  Gegen- 


')  Kf.  in  seiner  Antwort  (d.  Cleve  9.  September  1661 ,  gedruckt  Diarium 
Bnrop.  VII  8.445,  Londorp  VIII  8.786)  ertbeilt  seinen  Consens  und  zeigt 
an,  dass  er  an  Knrmainz  dem  Wunsche  des  Kaisers  gemäss  geschrieben  habe. 
Das  Schreiben  an  Karmainz  (Diarium  Europ.  VII  S.  447.  Londorp  VIII 
S.  786)  ist  Yon  demselben  Datum,  ebenso  Schreiben  an  die  anderen  Kurfürsten, 
denen  Abschriften  jener  beiden  Schreiben  mitgetheilt  werden.  Kurmainz  er- 
widert dem  Kf.  darauf  (d.  Mainz  17.  September  1661,  Diarium  Europ.  VII 
S.  460.  Londorp  VIII  8.  786),  dass  er  mit  der  Berufung  des  Reichstages  einver- 
standen sei  und  seinen  Consens  dazu  ertheilt  habe,  dass  er  sich  aber  zu  der 
Verlegung  der  Reicbsdeputatioa  ausser  anderen  Gründen  schon  desshalb  nicht 
verstehen  könne,  weil  die  zu  Frankfurt  anwesenden  Reichsdeputierten  darein 
nicht  willigen  wollten.  In  ahnlicher  Weise,  unter  Berufung  auf  den  Widerspruch 
von  Kurmainz  und  der  anderen  Mitglieder  der  Deputation  zu  Frankfurt  lehnt 
Koreö In  die  Verlegung  ab,  während  Kurpfalz,  Kurtrier,  Kursachsen  und 
Korbaiern  ebenso  wie  Kf.  sich  einfach  zustimmend  zu  den  kaiserlichen  Vor- 
schlagen erklären  und  darauf  nochmalige  aber  ebenfalls  vergebliche  Versuche 
machen,  Kurmainz  umzustimmen  s.  die  Correspondens  darüber  Londorp  VIII 
S.  789 ff.,  vgl.  GrösBler  S.  17ff. 

')  Infolge  der  Zolle  und  anderweitigen  Belästigungen,  welche  Hamburg  dem 
Handel,  namentlich  mit  Uo\z  und  Getreide,  auf  der  Elbe  auferlegte,  hatte  Kf. 
mit  dem  Herzoge  Christian  Ludwig  von  Celle  Verhandlungen  angeknüpft, 
um  den  Elbhandel  aus  seinen  Landen,  statt  nach  Hamburg,  auf  der  Südelbe 
nach  Haarburg  zu  leiten.  Sohon  am  26.  September  1661  war  auf  einer  Con- 
ferenz  der  beiderseitigen  Bevollmächtigten  zu  Haarburg  eine  Convention  darüber 
vereinbart  worden.  Nachdem  dai  n  Kf.  auf  der  Rückreise  von  Cleve  nach  Berlin 
mit  dem  Herzoge,  den  ec  unterw«  gs  besuchte,  die  Angelegenheit  persönlich  be- 
sprochen hatte,  sandte  dieser  Mitte  November  die  Geheimen  Eammerräthe  Bodo 


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48  !•    VerhaDdluDgen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

wart  zu  geniessen  und  uns  mit  deroselben  —  zu  besprechen  die  Ehre 
gehabt,  unter  anderen  die  Abrede  genommen,  dass  wegen  der  be- 
haaptenden  freien  Schiffahrt  und  Handlung  auf  dem  Elbstrom  und 
Ratification  des  derobehuf  in  unser  Stadt  Haarburg  errichteten  Re- 
cessus  eine  Conference  einiger  aus  Mittel  unser  allerseits  Geheimen 
Räthe  angestellet  und  sodann  desfalls  ein  endlicher  Schluss  gemaehet 
werden  sollte. 

Er  wird  daher  seine  dazu  bereits  deputierten  Geheimen  Räthe  in  weni- 
gen Tagen  nach  Berlin  schicken. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Zell  6./[16.]  November  1661. 

[Greditir  für  B.  y.  Gladebeck  zu  besonderen  vertraulieben  Unterhandlungen. ] 
16.  Nov.  Nachdem  ich  zu  der  mit  Ew.  Ld.  Geheimen  Hinistris  der  Haar- 
burgischen Handlung  halber  anstellender  Gommunication  meinen  Geb. 
Cammerrath,  den  von  Gladebeck,  deputirt  und  abgcfertiget,  so  habe 
ich  demselben  zugleich  befohlen,  dass  er  sich  bei  dieser  Gelegenheit 
k  part  bei  Ew.  Ld.  unterthänigst  anmelden  und  meine  zu  deroselben 
tragende  —  Affection  und  Confidence  mit  mehrem  contestireu,  auch 
für  die  mir  neulich  gegönnete  Besuchung  gebührenden  Dank  abstatten 
und  danebenst  eine  und  andere  Eröffnung  thun  solle.  —  —  Zwei- 
fele *)  nicht,  Ew.  Ld.  werden  bei  unter  uns  abgeredete  Sachen  und 
deroselben  wohl  bewusst  beständig  beharren,  deswegen  den  Monsieur 
Gladebeck  meine  Meinung  Dero  entdecken  wird.  Hoffe  bald  die 
Ehre  zu  haben  E.  Ld.  auf  der  Reiherbeize  hinwieder  aufzuwarten 
vermöge  genommener  letzter  Abrede. 


Relation  Bodo  v.  Gladebeck's  an   Herzog  Christian  Ludwig 
von  Braunschweig  und  Lüneburg.    D.  Berlin  20./ [30.]  Novem- 
ber 166  L     (Hannoversches  Archiv.) 

[VerhandlaDgen  mit  dem  Kf.  nod  dessen  Rätben  wegen  Eintritts  in  die  Rhei- 
nische Allianz.] 

30.  Nov.         Nachdem  er  dem  Kf.  das  IlandschreibeD  des  Herzogs  übergeben  und 
dieser  daraus  ersehen,  dass  er  noch  etwas  a  part  ihm  vorzobringeni  hat  er 

V.  Gladebeck  nnd  Heinrich  Bessel  za  weiteren  Verhandlongen  nach  Berlin, 
and  zwischen  diesen  and  den  vom  Karfürsten  deputierten  Geheimenräthen  Claus 
Ernst  V.  Platen,  Otto  Grote  and  Friedrich  v.  Jena  warde  der  Vertrag 
vom  26.  November/6.  December  1601  (s.  v.  Morner  8.  256}  abgeschlossen,  wel- 
chen Kf.  am  30.  November/ 10.  December,  Herzog  Christian  Ludwig  am 
23.  December/ 2.  Januar  ratificierte. 

0  Die  letzten  Worte  sind  von  dem  Herzoge  eigenhändig  hinzugefügt. 


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VerhaDdlangeo  mit  v.  Oladebeck.  49 

nach  der  Tafel  ihn  alleio  wieder  in  sein  Gemach  gefordert.  Als  61.  bier  aufs 
neue  ihn  seines  Herrn  Freundschaft  versichert  und  bemerkt,  derselbe  erin- 
nere sich  dessen,  was  zu  verschiedenen  Malen  wegen  des  Eintretens  des 
Kf.  in  die  Frankfurter  Allianz  vorgekommen,  dafern  Kf.  meinte,  dass 
der  Herzog  hierzu  cooperieren  sollte,  so  möchte  er  es  demselben  ver- 
traulich an  die  Hand  geben,  dankt  Kf.  dafür  sehr  höflich,  und  erklärt, 
er  vertraue  auf  des  Herzogs  freundliche  Absichten,  ^denn  sie  ihrestheils 
kein  ander  Interesse  als  die  Wohlfahrt  des  Rom.  Reichs  hätten,  be- 
gehrten auch  von  dessen  Ständen  nichts  anders,  als  dass  sie  bei 
demjenigen  möchten  guarantiret  werden,  was  ihr  das  Instr.  pacis 
zueignete,  —  und  obschon  ihre  consilia  beschuldigt  werden  woll- 
ten, als  ob  sie  ganz  von  Oesterreicb  oder  Spanien  dependirten, 
so  solle  ich  jedoch  meinem  gn.  Fürsten  und  Herrn  —  versichern,  dass 
sie  weder  kaiserlich,  weder  spanisch,  weder  französisch,  weder  schwe- 
disch, sondern  einzig  und  allein  gut  reichisch  wären  und  fUr  dessen 
Freiheit  alle  ihre  consilia  und  actiones  dirigiren  würden,  es  möchte 
auch  niemand  glauben,  dass  sie  an  den  Kaiser  dergestalt  attachiret 
wären,  dass  sie  nicht  freie  Wahl  zu  reden  haben  sollten,  sie  wären 
imperatori  zu  nichts  in  der  Welt  obligiret  als  pro  salute  imperii  und 
dessen  Defension,  und  wann  imperator  diese  Stunde  etwas  dagegen 
anfangen  würde,  so  wäre  er  der  ärgste  Feind  des  Kaisers,  welches 
er  imperatori  klärlicb  sagen  und  schreiben  lassen,  auch  noch  neulich 
in  puncto  comitiorum  solche  remonstrationes  gethan,  dass  er  gewiss 
versichert,  dass  es  keiner  seiner  Mitstände  gethan  hätte,  er  hätte  sich 
aber  des  Vertrauens,  so  Ih.  Kais.  M.  zu  ihm  hätten,  bedienet  und 
deswegen  frei  heraus  geschrieben,  wollte  auch  femer  das  Seinige 
dabei  thun.  Das  Bündnis')  zwischen  Oesterreich  und  ihm  zielete 
auf  nichts  anders  als  die  Situation  der  Lande,  dass  weder  Schlesien 
noch  Böhmen  von  den  Schweden  nicht  könnte  angegriffen  werden, 
sie  müssten  denn  zuvor  sein  Land  berühren.  Wenn  nun  imperator 
den  geringsten  Widerstand  leistete,  die  Schweden  repoussirete  oder 
nicht  alsobald  in  seinen  Erblanden  Meister  werden  liesse,  so  hätte 
er  das  ganze  theatrum  belli  wo  nicht  von  beiden,  so  zum  wenigsten 
von  einer  Armee  im  Lande.  Weil  er  nun  doch  in  der  äussersten 
Gefahr  seiner  Ruin  auf  solche  zutragende  Fälle  sitzen  müsste,  so 
wollte  er  lieber  mitspielen  als  zusehend  das  Seinige  verlieren.  In 
Holstein    hätte   ihm  zwar  der  Kaiser  das  Generalat  über  die  ge- 


0  Das  Defensiv-  und  Offeusivbüuduis    vom  30.  Januar/ 9.  Februar  1658  (v. 
Mörner,  S.  683  f.). 

M«ter.  s.  Qescb.  d.  0.  Knrfunteii.    JU.  4 


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50  !•    Verhandlangen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

samte  conjungiiie  Armeen  aufgetragen,  er  hätte  es  aber  niemals 
pure  aeeeptiren,  auch  nicht  allerdings  abschlagen  wollen,  sondern 
hätte  das  Werk  in  solcher  Balance  gehalten,  dass  es  zu  nichts  scha- 
den und  ihn  nicht  gar  zu  weit  verbinden  könne. 

Mit  den  Kronen  hätte  er  allezeit  in  beständiger  guter  Freund- 
schaft gelebt  ....  Nachdem  er  aber  mit  Schweden  brechen  müssen, 
hätte  Frankreich  auch  seinen  disgusto  merken  lassen,  hätte  mit  Neu- 
burg sich  so  arctissime  gegen  ihn  verbunden,  dass  er  genugsam  seine 
Intention  gegen  ihn  verspüren  können.  Er  hätte  gar  gute  und  ver- 
trauliche Nachricht,  dass  Gravel  zu  Heidelberg  dem  Eurftlrsten 
zumuthen  dürfen  ^),  er  solle  der  Allianz,  so  er  mit  ihm,  Ef.,  gemacht, 
renunciiren,  oder  sein  König  würde  ihm  alle  Freundschaft  aufsagen. 
Nun  würde  ja  das  den  deutschen  Kur-  und  Fürsten  zum  höchsten 
Präjudiz  gereichen,  wenn  sie  sich  von  den  Kronen  sollten  fürschreiben 
lassen,  ob,  wie  und  mit  wem  sie  in  Bündnis  treten  oder  unter  sich 
verbinden  sollten.  Er  hätte  gegen  Frankreich  niemals  das  geringste 
gethan,  suchte  auch  noch  nichts  anders  als  seine  gute  Freundschaft, 
hätte  auch  unter  der  Hand  vertrauliche  Nachricht,  dass  man  am  fran- 
zösischen') Hofe  erbötig,  wann  Kf.  ihm,  dem  Gallo,  einen  Sehritt 
entgegen  thäte,  wollte  man  an  seiten  Frankreich  ihr  gern  drei  ent- 
gegen kommen;  er  hätte  aber  nichts  gegen  Frankreich  gesttndiget, 
könnte  sich  derowegen  auch  nicht  submittiren,  sondern  liesse  sie  in 
Wachsen  und  Subsistenz,  müsste  ihnen  trauen,  so  viel  er  könnte,  und 
würde  im  übrigen  ihr  guter  Freund  verbleiben.  Mons.  Budelweltz') 
hätte  etliche  Mal  herausgeschrieben  und  S.  Chf.  D.  grosse  contesta- 
tiones  gethan,  als  sie  nun  endlich  bei  dem  Mons.  Lionne  weiter 
nachfragen  und  sich  gleichsam  anmelden  lassen,  hätten  sie  eine  solche 
kaltsinnige  Antwort  bekommen,  dass  sich  die  Zeiten  nunmehr  geän- 
dert, das  Werk  in  einem  andern  Stand  und  anderwertig  zu  überlegen 
wäre.  Nun  wollte  der  König  in  Frankreich  alle  consilia  in  dem 
Römischen  Reiche  dirigiren  und  möchten  doch  die  deutschen  Kur- 
und  Fürsten  selbsten  bei  sich  erwägen,  in  was  für  Esclavität  sie  sich 
und  ihre  Nachkommen  stürzten.  Er  wiederholete  nochmaln  —  dass 
er  kein  spanisch,  noch  österreichisch,  noch  einiges  ander  Interesse 


0  S.  anten  Abschnitt  2. 

'0  S.  die  Schreiben  Wicqneforts  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin 
ürk.  u.  Akt  IX  S.  591  ff. 

3)  Podewils,  8.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  57ö. 


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VerhandlangeD  mit  v.  Gladebeck.  51 

als  nur  die  Freiheit  der  freien  Reichsstände  fovirete  —  und  hoflfe 
er  noch  zu  erleben,  dass  endlich  erkannt  werden  würde,  dass  die 
Brandenburgischen  consilia  aufrichtig  und  zu  des  Reichs  Besten  ge- 
meinet gewesen.  Wegen  Neuburg  hätte  er  keine  sonderliche  Re- 
flexion. Es  hätte  derselbe  zwar  seinen  Racken  an  Frankreich  ge- 
setzet, er  getrauete  aber  der  Gerechtigkeit  seiner  Sache  und  hätte 
seine  final  Deduction  herausgegeben,  die  er  uns  communiciren  wollte, 
und  hätte  sieder  dem  Neuburg  acquiesciret  und  dagegen  nichts  ein- 
wenden können.  Er  hätte  seinestheils  die  ganze  Sache  dem  GhurfÜrstl. 
CoUegio  zu  dessen  Interposition  untergeben  und  könnte  leicht  er- 
messen, wann  unparteiisch  darin  verfahren  würde,  wie  das  Urtheil 
fallen  möchte.  Es  wären  an  Spanischer  Seiten  für  diesem  einige 
Furschlage  ins  Mittel  kommen,  dass  der  Rhein  die  Grenze  zwischen 
ihnen  beiden  sein  sollte,  weil  aber  S.  Churf.  D.  darbei  gar  zu  viel 
verloren  und  nichts  als  die  Stadischen  Guarnisonen  in  ihrem  Lande 
behalten  hätten,  so  hätten  sie  diese  Handelung  ausschlagen  müssen, 
es  würde  ihr  aber  lieb  sein,  wenn  das  Churf.  Collegium  je  eher  je 
lieber  die  Sache  reassumiren  möchte.  Es  gaben  S.  Churf.  D.  nun  zu 
allem  unparteiischen  Nachsinnen,  ob  bei  solcher  Bewandnus  sie  sich 
der  Direction  der  auswärtigen  Cronen  gleichsamb  unterwerfen  und 
ihr  Interesse  in  dero  Hand  stellen  sollten.'' 

Als  Gl.  erwiderti  auch  die  consilia  des  fürstl.  Hauses  zielten  Dur  darauf, 
die  jara  statuom  zu  coDservieren  und  die  gute  Harmonie  im  Rom.  Reiche 
zu  stabilieren,  keineswegs  aber  sich  den  auswärtigen  Kronen  zu  unterwerfen 
oder  das  Interesse  in  ihre  Hände  zu  spielen,  man  könnte  also  mit  Kf.  gar 
leicht  sich  rereinigen  und  würde  nur  die  Frage  sein,  ob  man  sich  denn 
nicht  in  den  mediis  auch  yereinbaren  könnte,  antwortet  Kf.,  es  sollte  ihm 
gelbiges  nicht  entgegen  sein,  aber  in  der  Frankfurtischen  Allianz  wären  einige 
Dinge,  darin  er  so  pure  nicht  willigen  könnte,  weil  er  aber  des  Herzogs 
gute  Intention  darin  yerspürte,  so  wollte  er  durch  Dr.  Jena,  der  in  der 
Harburgischen  Sache  mit  ihnen  negotileren  würde,  auch  dies  Werk  weiter 
mit  ihm  überlegen  lassen. 

Den  21.  Donnerstags  eröffnet  ihm  Jena,  dass  er  von  Kf.  Befehl  1.  Dec. 
erhalten,  mit  ihm  in  Conferenz  zu  treten,  wiederholt  fast  eben  dasjenige,  was 
bereits  oben  angezeigt  ist,  giebt  dabei  aber  zu  verstehen,  dass  dem  Kf. 
das  Frankfurter  foedus  gar  zu  weitläufig  fallen  würde,  zumal  die  Interessen 
gar  zu  wunderlich  und  divers ,  und  solche  Personen  darin  begriffen  wären, 
die  vor  diesem  des  Kf.  Diener  gewesen  und  mit  denen  er  kein  foedus  machen 
wurde,    als    insonderheit  der   Graf  von  Wal  deck*).     Gl.  erwidert,    die 


1)  Graf  Heinrich  VII.  von  Waldeck  hatte  1438  seinen  Theil  der  Wal- 
deckecbeD  Lande  dem  Landgrafen  Ludwig  von  Hessen  zu  Lehn  aufgetragen 

4* 


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52  1-    VerhandlaDf^en  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

anfängliche  Intention  dieses  foederis  sei  gewesen,  endlich  und  unter  der 
Hand  das  ganze  Rom.  Reich  wieder  in  eine  gute  Harmonie  zu  setzen,  wenn 
man  nur  dem  noch  inhärierte,  könnte  das  foedus  nicht  zu  weitläufig  sein, 
Graf  Wal  deck  wäre  nicht  immediate,  sondern  mediate  in  demselben,  so 
dass  Ef.  weder  mit  ihm  paciscieren  noch  schliessen  dürfte,  er  hoffe,  wenn 
die  anderen  dubia  des  Kf.  nicht  wichtiger  wären  als  diese  jetzt  moyierten, 
so  würde  man  sowohl  in  modo  als  intentione  einig  werden. 
Dec.  Den  23.  neue  Conferenz  mit  Jena.    Derselbe  erklärt,  Kf.  würde  gern 

mit  allen  Ständen  des  Reiches  und  sonderlich,  wie  zu  Co  In*)  vorgekommen, 
mit  dem  Hause  Braunschweig,  Hessen  und  anderen  sich  vereinbaren, 
so  absolut  und  ohne  Restriction  aber  in  die  Frankfurter  Allianz  zu  treten 
würde  er  grosses  Bedenken  tragen,  er  hielte  vielmehr  dafür,  dass,  wenn  die  ob- 
erwähnten Kur-  und  Fürstlichen  Häuser  nebst  K.  Pfalz  in  einem  bestän- 
digen Bündnis  ständen,  man  der  Auswärtigen  nicht  bedürfen,  sondern  ge- 
gen Kaiser  und  Könige  sich  genugsam  redoutabel  machen  könnte.  Des 
Kf.  Verbindung  mit  dem  Kaiser  sei  der  Art,  dass  er  sich  auch  mit  an- 
deren setzen  könnte,  wie  er  wollte.  Ol.  erwidert,  separatim  und  exclusis 
coronis  noch  zur  Zeit  im  Rom.  Reich  beisammen  zu  stehen,  wäre  bisher 
von  vielen  für  imprarticabel  gehalten  worden  und  deswegen  sei  noch  neu- 
lich die  Frankfurter  Allianz  auf  3  Jahre  extendiert  worden*),  wenn  diese 
verflossen  und  Kf.  sich  inmittelst  mit  hinein  begeben,  so  würde  sich  als- 
dann überlegen  lassen,  ob  die  Stände  besser  allein  oder  bei  den  Kronen 
ständen,  inmittelst  wüssten  sich  die  Alliierten  keiner  sonderlichen  Direction 
von  den  Kronen  zu  erinnern.  Er  bittet  das  Bündnis  des  Kf.  mit  0 ester- 
reich zu  communicieren,  ebenso  wie  es  mit  dem  englischen  geschehen 
sei.  Jena  bemerkt  darauf,  ob  es  nicht  bei  den  Alliierten  zu  erhalten  sein 
möchte,  dass  P reu ssen  mit  eingeschlossen  werde.  Gl.  erwidert,  das  werde 
wohl  etwas  hart  halten,  und  wenn  Kf.  seine  anfänglichen  conditiones  gar 
zu  schwer  machte,  würde  es  fast  scheinen,  als  wenn  es  mit  der  Beitretung 
kein  Ernst  wäre.  Jena  hat  hierbei  so  ganz  allen  von  der  Sache  sich  nicht 
vernehmen  lassen,  sondern  dahin  gezielt,  dass  man  nicht  ganz  abrumpiereu 
möchte,  fragte  aber  nur  für  sich,  ob  mau  vermeinte,  dass  die  gesamten 
Alliierten  mit  des  Kf.  Eintretung  einig  sein  würden,  ob  die  Handlung  eini- 
gen Deputierten  könne  committiert  und  ob  nicht  auch  K.Pfalz,  als  des  Kf. 
Mitalliierter,    könne    mit  eingenommen   werden.     Gl.  erwidert,  an   seinem 


und  seitdeiD  stand  Waldeck  zu  Hessen  in  einem  Lehnsverhaltnis ,  das  frei- 
lich mehrfache  Streitigkeiten  veranlasste,  diese  wurden  1635  durch  einen  Ver- 
gleich beigelegt,  welcher  auch  in  dem  Westfälischen  Frieden  (XV  §  14)  bestätigt 
wurde.  S.  Schulze,  Die  Hausgesetze  der  regierenden  deutschen  Fürsten- 
häuser HI  S.  378  ff.  Vgl.  über  die  Aufnahme  des  Waldeckschen  Hauses  in  die 
Rheinische  Allianz  und  die  zweifelhafte  Stellung,  welche  es  in  derselben  ein- 
nahm, unten  Abschnitt  7  die  Relation  G.  v.  Jena's  vom  15/25.  December  1665. 

')  S.  oben  S.  39  ff. 

^)  Diese  Erneuerang  der  Bheinischen  Allianz  war  am  7.  März  1663  erfolgt, 
B.  Köcher  I  S.  313 ff. 


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YerhandlaDgen  mit  y.  Gladebeck.  53 

Hofe  sei  man  der  MeinoDg,  dass  Ef.  allen  angenehm  sei|  und  wolle  man 
in  diesem  and  den  anderen  Punkten  zn  unterbauen  sich  bemühen,  wenn 
man  nnr  des  Kf.  beständiger  Intention  versichert  wäre. 

Den  27.  Vormittags  eröffnet  ihm  Jena  des  Ef.  schliessliche  Resoln-  7.  Dec. 
tion:  dass  er  zwar  in  dieses  jetzige  Frankfurter  foedus,  wie  dasselbd  in  sei- 
ner Tollkommentlichen  forma  bestünde,  nicht  allerdings  treten  könnte,  son- 
dern er  müsste  für  sich  noch  einige  gewisse  conditiones  machen,  er  wäre 
aber  erbietig,  nach  Veranlassung  des  jetzigen  foederis  sich  mit  den  Alliierten 
za  setzen,  er  würde  aber  solchenfalls  auch  seinen  Mitalliierten,  den  Kurfür- 
sten von  Pfalz,  gern  mit  einnehmen  und  von  selbigem  sich  nicht  separieren, 
and  er  hoffe,  dass  dadurch  die  Allianz  dergestalt  verstärkt  und  verbunden 
werden  sollte,  dass  man  die  Wohlfahrt  des  Rom.  Reiches  auch  ohne  aus- 
wärtige praeceptores  endlich  beobachten  könnte,  jedoch  suchte  er  auch  mit 
den  Kronen  nichts  anders  als  beständige  Freundschaft  zu  halten.  Sein  foe- 
das  mit  Oesterreich  wäre  er  erbötig,  auch  das  Original,  zur  Collation 
zo  communicieren ,  er  verhoffte  aber,  der  Herzog  würde  das  Werk  dahin 
mesnagiereu,  dass  etwa  dem  Fürstlichen  Hause  Brau n schweig,  Hessen, 
Co  In  und  anderen  wenigen  die  Handlung  aufgetragen  werden  möchte.  Als 
Gl.  wünscht,  mau  möchte  doch  zu  besserer  Facilitiernng  des  Werkes  das 
Frankfurter  foedus  durchgehen  und  etwaige  desideria  dabei  mittheilen,  ver- 
langt J  e  n  a  Mittheilung  eines  Exemplares  des  foedus  und  bemerkt,  Kf.  werde 
sich  nicht  gern  einigem  Directorio  unterwerfen,  sondern  lieber  sehen,  dass 
man  ganz  keines  Directorii  Erwähnung  thäte,  ferner  Kf.  würde  nicht  mit 
Gravel  als  Gesandten,  sondern  lieber  mit  dem  Könige  selbst  unterschrei- 
ben, dafern  der  König  auch  nur  wegen  des  Elsass  darin  wäre,  würde  Kf. 
ihm  nicht  cedieren.  Gl.  erwidert,  wenn  die  übrigen  Erinnerungen  von  kei- 
ner grösseren  Wichtigkeit  als  diese  beiden  wären,  so  würde  dem  Werk 
leicbtlich  zu  helfen  sein,  wegen  K.Pfalz  werde  sein  Fürst  kein  Bedenken 
tragen,  er  fürchte  aber,  dass  von  Hessischer  Seite  solches  werde  diffi- 
cnltiert  werden^),  Jena  erwidert,  erhoffe  nicht,  dass  es  sich  daran  stossen 
werde,  das  Werk  werde  sich  appaisieren,  K.  Pfalz  habe  es  in  des  Kf. 
Hände  gelegt. 

1.  December.  Gl.  fragt  Jena,  ob  man  das  Frankfurter  foedus  nicht  11.  Dec. 
durchgehen  und  ihre  monita  vernehmen  möchte,  zumal  er  aus  dem  Cöl- 
nischen  Protokoll  ersehen,  dass  es  den  Ihrigen  daselbst  zugestellt  sei.  Jena 
erklärt,  diese  Akten  seien  noch  nicht  angekommen,  und  als  Gl.  sich  er- 
kundigt, ob  einige  Bedenken  dabei  wären,  vermeint  er,  man  müsste  ihrer- 
seits erst  wissen,  ob  die  gesamten  Alliierten  Kf.  admittieren  wollten,  eher 
könnte  er  sich  keiner  sonderlichen  Conditionen  vernehmen  lassen. 

3.  December  besucht  Gl.  wieder  Jena,  dieser  erläutert  des  Kf.  Er- 13.  Dec. 
klärnng  dahin,  dass  Kf.  in  die  jetzige  Allianz  nicht  eintreten  würde,  sondern 
erbötig  sei,  mit  den  gesamten  Alliierten  sich  zu  setzen,  die  Articul  aus  der 

^)  Ueber  die  Zwistigkeiteo  zwischen  Korpfalz  und  Hessen  s.  die  Ein- 
leitoDg  zu  Abschnitt  2. 


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54  1-     VerhandluDgeo  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Allianz  dnrchzageben  und  daraus  sich  zu  verbinden.  Was  er  jenesmal  von 
Französischer  Subscription  und  dergl.  erwähnt,  würde  keine  sonderliche 
Difficul täten  haben,  es  müsste  zoförderst  diese  quaestio  an  von  den  Alliierten 
resolviert  werden,  so  würde  Kf.  sich  wohl  zur  Billigkeit  weisen  lassen,  er 
würde  aber  K.Pfalz  nicht  verlassen  und  Freussen  gern  mit  einge- 
schlossen sehen.  Gl.  erwidert,  die  Prenssische  Condition  würde  schwerlich 
bei  allen  Alliierten  zu  erhalten  sein  und  also  fast  aHein  capabel  sein,  das 
Werk  zu  hindern,  er  wollte  nicht  hoffen,  dass  Kf.  darauf  bestehen  würde. 
Jeua  erwidert,  sie  wollten  Polen  und  Moskau  excipieren,  wenn  sie  nur 
wegen  Schweden  und  dessen  Beifall  gesichert  wären,  wiewohl  sie  sie  eben 
nicht  ^ross  fürchteten.    GK  erwidert,  er  könne  dazu  keine  Hoffnung  machen. 

14.  Dec.         4.  December  berichtet  ihm  Jena,  dass  er  mit  dem  Kf.  geredet,  der- 

selbe bliebe  beständig  bei  der  Preussi sehen  Inclusion.  Gl.  fragt»  ob  sie 
zur  Handlung  wohl  jemand  nach  Frankfurt  schicken  würden,  jener  ver- 
neint es. 

15.  Dec.         &•  December  redet  Gl.  mit  C  an  stein,  dass  er  nicht  glaube,  dass  die 

Preus6is(be  Inclusion  zu  erbalten  wäre.  Jener  erwidert,  Kf.  bestände 
zwar  darauf,  wenn  man  aber  im  übrigen  richtig  wäre,  würde  sich  dieses 
wohl  finden,  man  möchte  nur  nicht  die  Hand  abziehen.  Der  Für^t  von 
Anhalt  war  beim  Abschied  derselben  Meinung  und  erbot  sich  zu  aller 
Cooperation. 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     I).  Cöln  a.  d.  Spree  2./[l2.]  December  1661. 

IRecreditiv  für  v.  Gladebeck.] 

12.  Dec.  Als  Ew.  Ld.  nebenst  der  bekannten  und  nunmehro  abgehandelten 
Harburgischen  Sache  dero  Geh.  Gammerrath,  dem  von  Gladebeck, 
absonderlich  und  k  part  befehligen  wollen,  mich  nicht  nur  Ew.  Ld. 
beständigen  —  Affection  und  Confidence  zu  versichern,  sondern  auch 
in  andern  publicis  einige  vertrauliche  Eröffnung  zu  thun,  so  habe  ich 
bei  verstatteter  absonderlichen  Audienz  von  ihm  solches  alles  wohl 
eingenommen,  daraus  Ew.  Ld.  gegen  mich  und  unser  allerseits  ge- 
meines Vaterland  tragende  Affection,  Vorsorge  und  Vigilanz  mit 
grossem  Vergnügen  und  erfreulich  verspüret,  und  mich  gegen  ihn, 
den  von  Gladebeck,  in  eigener  Person  auch  sonsten  dergestalt  er- 
kläret, dass  E.  Ld.  aus  dessen  Relation  meine  für  deroselben  und 
dero  löbliches  fürstliches  Haus,  auch  für  allerseits  des  H.  Römischen 
Reichs  Glieder  Wohlfahrt  führende   Intention   verhoffentlich   sattsam 


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VerbandlaDgen  mit  v.  Qladebeck.  5Ö 

abnehmen  und   alles  zu   des  Vaterlandes,  auch  unser  beider  Cbur- 
und  Fflrstlicben  Häuser  Besten  mesnagiren  werden.  — 


Der  KurfQrst  an  den  KurfUrsten  von  Cöln.     D.  Cöln  a.  d. 
Spree  4/ [14.]  Jannar  1662. 

[YorBchlag  der  Abhaltaog  eineB  KarfürsteDtages.] 

—  Nachde;n  uns  weder  des  Ausschreibens  zu  besagtem  Reichstage  14.  Jan. 
halber  noch  der  Deputation  wegen  etwas  gewisses  ferner  zukommen, 

als  seindt  wir  dessen  täglich  gewärtig, Im  übrigen  ist  E.  Ld. 

erinnerlich,  wie  S.  Kais.  M.  in  verschiedenen  Reichssachen  der  HH. 
Kurfürsten  Sentiment  begehret  ^) ,  auch  ohne  das  verschiedene  Reichs- 
händel, absonderlich  die  Executionsordnung  und  das  Ghurf.  Collegium 
in  specie  belangend,  unter  Händen,  so  gegen  den  Reichstag  wohl  zu 
überlegen  wären.  Solchem  nach  stellen  wir  zu  E.  Ld.  reifen  !Nach- 
dencken,  ob  nicht  rathsam,  dass  ein  KurfUrstl.  CoUegialtag ')  förder- 
lichst möchte  ausgeschrieben  und  gehalten  werden,  damit,  wann  wir 
gleich  nicht  in  Person  beisammen  kommen  könnten,  dennoch  die 
Sachen  durch  unsere  zusammengeordneten  Räthe  überlegt  —  und 
zu  einem  allgemeinen  Schlüsse  befördert  werden  möchten,  gestalt  uns 
denn  auch  lieb  sein  würde,  wenn  E.  Ld.  mit  K.Mainz  Ld.  hieraus 
zu  communiciren  Belieben  tragen  wollten.  — 


*)  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  vom  13.  April  1661  (oben  S.  33),  in  wel- 
chem die  Kurfürsten  zn  einem  Gutachten  in  der  Bremischen  Angelegenheit  auf- 
gefordert werden.  Ein  solches  Gutachten  (d.  2.  December  1661)  ist  wirklich  von 
Kurmainz  abgefasst  und  darauf  von  allen  Kurfürsten  unterzeichnet  worden. 
Der  Kaiser  wird  darin  aufgefordert,  falls  Schweden  wirklich  gegen  Bremen 
etwas  Gewaltthatiges  vorzunehmen  gesonnen  sein  sollte,  dasselbe  davon  abzu- 
mahnen und  dahin  zu  wirken,  dass  der  Streit  entweder  gütlich  oder  auf  dem 
Rechtswege  beigelegt  werde.  Sollte  auch  dieses  nichts  verfangen,  „so  würden 
alsdann  auch  die  Reichsconstitutiones  und  der  Friedensschluss  weitere  Ziel  und 
Maass  geben,  was  zu  Abwendung  neuer  Unruhe  und  Erhaltung  gemeinen  Frie- 
dens im  Reich  ferner  hiebei  zu  thun  sein  möchte.*'  Zu  derselben  Zeit  hatte 
der  Kaiser  von  dem  Kf.  wie  auch  von  den  anderen  Kurfürsten  ein  neues  Gut- 
achten wegen  der  von  Schweden  errichteten  Warnemünder  Schanze  und 
anderer  schwedischer  Uebergriffe  verlangt  (Geheimenrsthsprotokoll  CÖln  a.  d.  8p. 

18/28.  December  1661\ 

')  Schon  im  Juni  1661   war  vom  kaiserlichen  Hofe  aus  die  Abhaltung  eines 

Kurfürsten  tage  8  angeregt  worden,  s.  das  Schreiben  des  Kf.  an  Kurpfalz  vom 

24.  Juni  1661  unten  in  Abschnitt  2. 


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56  1-  Verhandlungen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Kurfürsten. 
D.  Bonn  25.  Januar  1662. 

[auf  das  Schreiben  vom  4./14.  Januar.    Bedenken  wegen  des  KurfürstentageB.] 

25.  Jan.  Er  hätte  gewünscht,  dass  die  Depatation  za  Frankfurt  völlig  ergänzt 

geblieben,  oder  man  sich  der  Translation  halber  hätte  yergleichen  können, 
welchenfalls  das  Knrf.  Collegium  beisammen  gewesen,  ond  alle  vorfallen- 
den Sachen  von  demselben  ad  partem  hätten  überlegt,  auch  die  Jalousie, 
welche  die  Ausschreibung  eines  absonderlichen  CoUeglaltages  bei  den  übri- 
gen Reichsständen  gebären  würde,  abgewendet  werden  können,  es  werde 
ihm  jedoch  lieb  sein,  von  Kf.  zu  vernehmen,  was  demselben  hierin  für 
Gedanken  zu  Gemüth  gehen. 


Der  Kurfürst  an  den  KurfUrsten  von  Cöln. 
D.  Cöln  4./[14.]  März  1662. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  Januar.    Der  Kurfürstentag  kann  jetzt  nicht  mehr 

stattfinden.] 

14.  März.  Er  hätte  die  Ausschreibung  eines  Collegialtages  vor  dem  Reichstage 
für  sehr  nötig  und  nützlich  gehalten,  sieht  auch  nicht  ein,  wie  andere 
Stände  daraus  hätten  Jalousie  schöpfen  können,  da  aber  jetzt  der  ausge- 
schriebene Reichstag  nahe  vor  der  Thür,  sieht  er  nicht;  wie  zu  dergleichen 
Collegialtage  zu  gelangen. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  8.  Februar  1662. 

[Anzeige  der  Ausschreibung  des  Reichstages.    Der  Convent  zu  Regensburg  soll 
bis  zu  Beginn  des  Reichstages  fortgesetzt  werden.] 

8.  Febr.  Nachdem  er  aus  der  Relation  des  von  ihm  hierher  berufenen  R.Vice- 

kanzlers  ersehen,  dass  ein  Theil  der  Stände  noch  in  dem  Gedanken  ver- 
harre, als  ob  es  ihm  mit  dem  Reichstag  kein  rechter  Ernst  sei,  so  hat  er 
zu  Benehmung  dieses  ungleichen  Wahns  denselben,  wie  Kf.  aus  beikom- 
mendem Ausschreiben')  ersehen  wird,  innerhalb  4  Monaten  nach  Regensbnrg 
ausgeschrieben,  woraus  Kf.  erkennen  wird,  dass  er  weder  den  Reichstag  zu 
verzögern  noch  unter  der  für  gut  befundenen  Translation  und  Reassump- 
tion des  Deputationstages  einige  Gefährde  oder  Verlängerung  der  comi- 
tiorum,  sondern  vielmehr  die  Präparierung  der  dazu  gehörigen  Materien 
gesucht  habe.     Weil  aber  unterdessen   sein  und  der  mit   ihm   einstimmen- 

^)  d.  Wien  8.  Februar  16r>2  (Diar.  Earop.  VIII   S.  123ff.     Londorp  VIII 

S.  811  ff.). 


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Berufung  des  ReichBtagee.  57 

den  Stände  Respect  und  Reputation  erfordert,  dass  der  Convent  zaRegens- 
burg  nicht  aufgegeben  werde,  so  ersucht  er  Kf.,  seinem  daselbst  snbsistieren- 
den  Gesandten  anzubefehlen,  dass  er  sich  von  dort  nicht  hinweg  begebe, 
sondem  diese  geringe  Zeit  noch  daselbst  verharre. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser  25.  Februar/[7.  März]  1662. 

[auf  das  Schreiben  vom  8.  Febraar.     Kf.  wird  den  Reichstag  beschickeo,  hat 
seinen  Gesandten  von  Regeosborg  schon  laugst  abgefordert.] 

Kf.    wird    seine  Gesandten  gegen    die  angegebene  Zeit  mit  nöthiger  7.  März. 
Instruktion  nach  Regensburg  abfertigen. 

Belangend  £.  K.  M.  gnädigstes  Begehren,  dass  wir  den  Depu- 
tationstag  zu  Regensburg  continuiren  möchten,  so  ist  E.  E.  M.  be- 
kannt, dass  flirlängst  verschiedene  Stände  wie  auch  ich  meine  Ge- 
sandten von  dannen  abgefordert,  wie  denn  auch  von  der  Translation 
des  Tags  indessen  vielfältig  gesprochen  und  gehandelt  worden.  Da- 
ferne  aber  £.  E.  M.  die  Ihrige  dahin  zu  senden  gst.  entschlossen 
und  es  nöthig  finden,  dass  ich  wiederumb  annoch  für  dem  Junio  je- 
mandes auch  dahin  sende,  so  will  ich  dero  gsten  Begehren  und  Gut- 
finden zu  folgen  mich  gehorsamst  anschicken^).  — 


Churf.  Resolution,    so    dem    Chur -  Sächsischen   Abgesandten, 

Geheirabten  Rath  und  Cämmerern  Nickel  von  Gerstorffen^) 

ist  ertheilet.     D.  4./ [14.]  März  1662. 

[Ob  Kf.  den  Reichstag  personlich  besacben  werde,  ob  aaf  demselben  der  Strei- 
tigkeiten   wegen   Translation    des   Deputationstages   Erwähnung    zu   than.     Die 

Rheinische  Allianz.) 

Ob  Sie  aber  Ihres  Orts  solchen  Reichstag  persönlich  wer- 14.  März. 

den  beiwohnen  können,  dabei  müssen  Sie  wegen  allerhand  wichtigen 
Motiven  billig  anstehen,   zumablen  aus  dem  Keys.  Ausschreiben  zu 


*)  S.  oben  S.  25.  Es  ist  dieses  nicht  geschehen.  Von  den  Mitgliedern  der 
Deputation  waren,  als  sich  der  Reichstag  in  Regensborg  versammelte,  dort  ausser 
zwei  kaiserlichen  Deputierten  nur  noch  der  K.bairische,  K.  sächsische  und  Sach- 
sen -  Altenbnrgische  Gesandte  anwesend,  s.  Gemeiner,  Gesch.  der  öffent- 
lichen Yerhandlangen  des  zu  Regensbnrg  noch  fortwährenden  Reichstages  I  S.  12. 

^  In  der  yon  demselben  mandlich  rorgetragenec  and  dann  auch  schriftlich 
übergebenen  Proposition  (d.  Göln  a.  d.  Sp.  28.  Februar/ 10.  März  1662)  wird  bei 
Kf.  angefragt,  ob  er  in  Person   zum  Reichstage  nach  Regensburg  zu  kommen 


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58  1-   VerhaDdlnogen  wegen  der  Garantie  des  Friedens  etc. 

ergeben,  dass  noch  ungewiss,  ob  auch  I.  Keys.  M.  selbst  in  Person 
dahin  kommen  werden.  Wenn  aber  I.  Keys.  M.  der  Herrn  Chur- 
fürsten  persönliche  Gegenwart  begehren  und  deshalb  absonderlich  an 
Sie  etwas  gelangen  lassen  wttrden,  so  würden  S.  Chf.  D.  sich  als- 
dann nach  Gelegenheit  der  Zeit  darauf  zu  resolviren  haben,  inmit- 
telst aber  dero  Gesandten  mit  genügsamer  Vollmacht  —  dahin  abzu- 
fertigen nicht  unterlassen. 

Was  die  Translation  des  Reichsdeputationstags  anlanget  —  seind 
mit  I.  Churf.  D.  zu  Sachsen  darin  ganz  einig,  dass  solche  eine  Sache 
gewesen,  darin  sowohl  der  Keys.  M.  hohe  Autorität  als  des  Churf. 
coUegii  Respect  nicht  wenig  interessire,  dass  wider  alt  ^Herkommen 
einige  wenige  sich  den  majoribus  wiedersetzet  und  also  die  Fort- 
setzung des  Deputationstags  gehindert  haben,  allermassen  S.  Churf. 
D.  solches  in  dero  Schreiben  dabevor  gnugsam  zu  erkennen  gegeben. 
S.  Churf.  D.  hielten  auch  wohl  nöthig,  dass  man  dienliche  Wege 
ergreifen  könne,  wodurch  sowohl  dieses  inskflnftige  verhütet  als  die 
bei  dem  Reichsdirectorio  eingerissene  Mängel  und  Missbräuche,  wor- 
aus dieses  zum  Theil  entstanden,  remediret  und  abgestellet  werden 
möchten.  Alldieweil  aber  solche  Streitigkeiten  wegen  des  ausge- 
schriebenen Reichstages  nunmehr  cessiren,  so  stehen  S.  Chf.  D.  an, 
ob  nicht  zu  Erhaltung  und  Stiftung  guten  Vertrauens  und  damit  nicht 
andere  nöthige  und  nützliche  deliberationes  dadurch  aufgehalten  wer- 
den, solches  silentio  zu  involviren  —  und  solches  umb  so  viel  mehr, 
weil  I.  Keys.  M.  in  dem  Ausschreiben  davon  keine  Meldung  thun. 
Sollten  aber  I.  Keys.  M.  davon  in  der  Proposition  einige  Anregung 
thun  oder  von  der  andern  Seite  etwas  moviret  werden,  so  wird  man 
auch  dieserseiten  nicht  unterlassen  können,  die  Nothdurft  und  was 
das  Herkommen  und  die  Reichssatzungen  erfordern,  zu  beobachten, 
wie  dann  S.  Chf.  D.  —  dero  Gesandten  uff  allen  Fall  darüber  in- 
struiren  wollen. 


gedenke,  was  za  thnn  sei,  wenn  der  Kaiser  auf  dem  Reichstage  die  Sache  wegen 
der  Translation  des  Deputationstages  vorbringen  sollte,  nnd  ob,  falls  der  Kaiser 
dieselbe  mit  Stillschweigen  übergehe,  Kor-.  Fürsten  und  Stände  jenes  ungebahr- 
Hche  Verfahren  etlicher  weniger  ungeahndet  lassen  durften,  ferner  was  Kf.  von 
der  zwischen  einigeo  Reichsständen  aufgerichteten  Allianz  halte,  von  der  K.Sachsen 
gehört,  dass  sie  den  Reichsconstitutionen  zuwiderlaufende  Bestimmungen  ent- 
halte, ob  Kf.  mit  der  Ausschreibung  eines  Obersächsischen  Kreistages  nach 
Leipzig  einverstanden  sei  und  welche  Bewandnis  es  mit  dem  zwischen  dem  Kf. 
und  Herzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig  wegen  des  Eibhandels 
abgeschlossenen  Vertrage  (s.  oben  S.  47  f.)  habe. 


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VerhandlnDgen  mit  v.  Gersdorif.  59 

Ueber  die  von  einigen  Ständen  uffgerichtete  Alliance  hätten  S. 
Ghf.  D.  jederzeit  Klage  geführet  und  davor  gehalten,  dasB  obzwar  den 
Chur-,  Forsten  und  Ständen  des  Reichs  unverboten,  sowohl  unter 
sich  als  mit  frembdeu  Potentaten,  Herrschaften  und  Republiquen  Al- 
liancen  und  Bündnis  aufzurichten,  dennoch  diese  also  beschaffen, 
dass  sie  den  Fundamental gesetzen  und  Reichsverfassung  zuwider  zu 
laufen  scheine,  indem  nicht  allein,  wie  von  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  wohl 
angeführet,  darin  nicht  enthalten,  wenn  ein  Stand  von  einem  Alliirten 
angegriffen  würde,  dass  demselben  vermöge  der  Reichsexecutions- 
ordnung  und  andern  Satzungen  wider  den  alliirten  aggressorem  Hülfe 
wiederfahren  sollte,  sondern  vielmehr  das  contrarium  darin  zu  be- 
finden.   S.  Chf.  D.  hätten  zwar  es  an  gnugsamen  Remonstra- 
tionen nicht  mangeln  lassen,  wäre  aber  wenig  oder  gar  nichts  atten- 
diret  worden,  und  wäre  derselben  auch  die  alliance  von  den  Alliirten 
nicht  in  forma  communiciret  worden,  ausser  was  vor  weniger  Zeit 
von  S.  Chf.  D.  zu  Co  In  geschehen,  so  S.  Chf.  D.  Abgeordneten  davon 
zu  Co  In  ^)  bei  einer  Conferenz  Copei  zustellen  lassen.  Wie  es  sonst 
damit  vor  Jahr  beschaffen,  würden  S.  Chf.  ü.  zu  Sachsen  ohnzweifel 
wohl  Selbsten  Nachricht  haben,  indem  die  Alliirten  allmählig  mehr 
Stände  darein  zu  ziehen  sich  angelegen  sein  lassen,  auch  bereits  einige 
dieselbe  anzunehmen  bewogen,  und  von  neuen  unter  sich  renoviret 
haben.  Gestalt  auch  einige  S.  Chf.  D.  selbsten  sich  darein  zu  be- 
geben angetragen,  dabei  aber  S.  Chf.  D.  bisher  nicht  unbillig  ange- 
standen. Und  halten  S.  Chf.  D.  fast  ausser  Zweifel,  dass  sie  bei 
gegenwärtigem  Reichstag  noch  mehr  Stände  mit  darein  zu  bringen 
sich  äusserst  bemühen  werden.  Dannenhero  S.  Chf.  D.  würde  lieb 
gewesen  sein,  wenn  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  sich  hierunter  etwas  ferner 
herausgelassen,  ob  dem  Werk  also  zuzusehen  oder  was  dabei  zu  thun 
sein  möchte.  — 

1)  8.  oben  S.  39  ff. 


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Abschnitt   2. 

Die  Allianz  mit  Kur -Pfalz. 
1661. 


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Einleitung. 


Zu  dem  Karfürstea  Karl  Ladwig  von  der  Pfalz,  dem  Sohne  des 
QDglürklieheD  Friedrich  V.,  welcher,  nachdem  er  darch  den  Westfälischen 
Frieden  von  seinen  väterlichen  Landen  nnr  die  Unterpfalz  mit  der  achten 
Kur  erhalten  hatte,  dort  im  Jahre  1649  zur  Regiernng  gekommen  war,  hatte 
Karfiirst  Friedrich  Wilhelm,  obwohl  beide  dnrch  nahe  Verwandtschaft 
and  durch  dasselbe  religiöse  Bekenntnis  verbunden  waren,  doch  bis  zum 
Jahre  1661  in  keinem  näheren  Verhältnis  gestanden.  Im  Gegentheil  hatte 
zuerst  der  enge  Anschlnss  Karl  Ludwigs  an  den  Kaiser  und  die  Gefü- 
gigkeit desselben  gegen  die  österreichische  Politik,  welche  bei  der  Königs- 
wabl  zu  Augsburg  und  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  (1653  und 
1654)  zu  Tage  trat^,  das  Misstrauen  des  brandenburgischen  Kurfürsten 
erweckt,  und  die  Unterstützung,  welche  dieser  in  dem  Streite  Karl  Lud- 
wigs mit  seinem  Oheim,  dem  Pfalzgrafen  Ludwig  Philipp,  wegen  des 
diesem  zustehenden  Antheils  an  den  pfälzischen  Landen  dem  letzteren  hatte 
zukommen  lassen^,  sowie  Ceremonialstreitigkeiten >)  bei  der  Krönung  des 
neugewählten  Königs  Ferdinand  hatten  beide  noch  mehr  einander  ent- 
fremdet. Als  dann  1657  nach  dem  unerwarteten  Tode  Kaiser  Ferdi- 
nand III.  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  eine  Verständigung  mit  den 
übrigen  Kurfürsten  anzubahnen  versuchte  und,  wie  zu  den  anderen,  so  auch 
an  Karl  Ludwig  einen  Abgesandten  schickte,  hatte  jener  sich  sehr  reser- 
viert gehalten«),  bei  den  Wahlverhandlnngen  in  Frankfnrt  hatte  sich 
dann  gezeigt,  dass  derselbe  ganz  entgegengesetzt  gegen  seine  frühere  Haltung 
Oester  reich  feindlich  gesinnt  und  von  Frankreich  und  Schweden  gewon- 
nen war  ^),  wiederum  also  haben  djamals  beide  Kurfürsten  auf  der  entgegen- 


')  S.  ürk.  u.  Akt.  VI  S.  177.  224.  236.  255.  308  und  Karl  Ludwigs  Recht- 
fertigung  wegen  dieses  Verhaltens  S.  449.  Vgl.  Haus s er,  Gesch.  der  rhei- 
Dischen  Pfalz  II  S.  592  f. 

^  ürk.  u.  Akt.  VI  S.  305.  347,  vgl.  Häusser  II  S.  594. 

*)  ürk.  u.  Akt.  VI  8.242. 

*)  8.  ürk.  u.  Akt.  VIII  S.438f. 

5)  8.  ürk.  u.  Akt.  VIII  S.463ff.  4ö9,  vgl.  Häusser  II  S.  616. 


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R4  2.  Die  AlliaDE  mit  Kur-Pfalz. 

gesetzten  Seite  gestanden;  der  brandenburgische  Kurfürst  hat  damals  Karl 
Ludwig  im  Verdacht  gehabt^),  dass  er  sich  ganz  an  Frankreich  hin- 
gegeben und  sich  verpflichtet  habe,  demselben  seine  Festungen  zu  überlie- 
fern Damals  wurde  auch  der  Kurfürst,  freilich  zunächst  nur  vorübergehend, 
in  die  unglücklichen  Ehehändel  Karl  Ludwigs^)  mit  hineingezogen.  Die- 
ser hatte  sich  1650  mit  der  Hessischen  Prinzessin  Charlotte,  der  Schwester 
des  Landgrafen  Wilhelm  VL  von  Hessen-Cassel,  welcher  seinerseits 
seit  1649  mit  der  Schwester  Friedrich  Wilhelms,  Hedwig  Sophie,  ver- 
mählt war,  verheiratbet.  Seine  Ehe  mit  dieser  kalten,  uuweiblichen  und 
launenhaften  Fürstin  hatte  sich  aber  bald  zu  einer  sehr  unglücklichen 
gestaltet  und  schliesslich  (l6f)7)j  nachdem  der  Kurfürst  von  Liebe  zu 
einem  Hoffräulein  seiner  Gemahlin,  Luise  von  Degen feld^  welche  wie 
er  unter  den  Launen  derselben  zu  leiden  gehabt  hatte,  ergriffen  worden,  war 
es  zu  einem  vollständigen  Bruche  gekommen.  Der  Kurfürst,  ohne  dass  er  eine 
förmliche  Ehescheidung  zu  erwirken  versucht  hätte,  hatte  öffentlich  die  Ehe 
mit  seiner  Gemahlin  für  gelöst  erklärt  und  das  Luise  von  De  gen  fei  d 
gegebene  Eheversprechen  bekannt  gemacht').  Er  hatte  dann  den  Versuch 
gemacht^),  seinen  Schwager  Landgraf  Wilhelm  dazu  zu  bestimmen,  dass 
derselbe  seine  Schwester  dazu  bewegen  sollte,  Hei  d  el  berg  zu  verlassen  und 
zunächst  nach  einem  seiner  anderen  Schlösser  überzusiedeln,  allein  der  Land- 
graf hatte  sich  dazu  nicht  verstehen  wollen.  Vielmehr  betrachtete  man  am 
Casselschen  Hofe  das  Verhalten  Karl  Ludwigs  gegen  seine  Gemahlin  als 
einen  dem  ganzen  Hessischen  Hause  aiigethanen  Schimpf,  der  Landgraf 
verlangte  daher,  dass  derselbe  sich  mit  seiner  Gemahlin,  weiche  sich  jetzt 
dazu  bereit  erklärte,  wieder  aussöhne,  und  drohte  im  Weigerungsfälle  alle 
Anverwandten  des  Hauses  aufzurufen.    Davon  aber  wollte  Karl  Ludwig 

^)  Kf.  theilt  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  (d.  Oölu  a.  Sp.  15./25.  Decem- 
her  1657)  mit,  dass  er  gewisse  Nachricht  erhalten,  Kurpfals  habe  nicht  nur 
Frankenthal  Bcbon  an  Frankreich  abgetreten,  sondern  sei  auch  Vorhabens 
audero  am  Rhein  gelegene  Plätze  demselben  einzuräumen.  —  Diese  Nachricht 
ist  irrig,  Kurpfalz  bat  damals  allerdings  mit  Frankreich  ein  Bündnis  auf  3 
Jahre  abgeschlossen,  scheint  sich  aber  in  demselben  nur  verpflichtet  zu  haben, 
bei  der  Kaiserwahl  und  sonst  in  den  Reichsangelegenheiten  die  französische 
Politik  zu  unterstützen,  wofür  ihm  jährlich  40,000  Thaler  zugesagt  wurden,  s. 
Ludwig  XIV.  Instruktion  fürGravel  vom  28.  März  1G61  (GuhrauerH  S.  307). 

^  S.  über   dieselben    Kazner,    Luise   Raugräfin  von   Pfalz.     Häusser  U 

5.  609  ff.  Rommel,  Qeschichte  von  Hessen  IX  S.  G2ff.  Memoiren  der  Her- 
zogin Sophie  von  Hannover,  herausg.  von  Köcher  (Publicationen  aus  den 
K.  Preussischen  Staatsarchiven  IV  S.  46  ff.  57  ff.  und  Einleitung  S.  15  ff.).  Schreiben 
des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  und  der  Seinen,  herausg.  von 
Holland  (Bibliothek  des  Litterarischen  Vereins  in  Stuttgart  GLXVII). 

^  S.  die  Ehegelöbnisse   Luisens   und   des  Kurfürsten  vom  10.  Februar  und 

6.  März  1657  und  den  offenen  Brief  des  letzteren  vom  6.  März  1657  (Holland 
S.  14  ff.). 

^)  Relation  des  im  April  1657  nach  Cassel  geschickten  Kurpfalzischen  Ge- 
heimenrathes  v.  Hoen  (abschriftlich  im  Berliner  Geh.  Staatsarchiv). 


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tSialeitUDg.  '  65 

Dichte  wisseo,  vergeblich  versuchte  Landgraf  G  e  o  r  g  von  Hessen- Dar  in - 
Stadt,  der  zusammen  mit  einem  Casselschen  Abgesandten  za  diesem 
Zwecke  im  Juli  1657  nach  Heidelberg  kam,  zu  vermitteln^),  im  Janaar 
1658  vollzog  Karl  Ludwig  seine  förmliche  Vermählung  mit  Luise  v. 
Degenfeld  und  richtete  derselben;  da  die  Eurfürstin  in  Heidelberg 
blieb,  eineu  eigenen  Hofhalt  in  Schwetzingen  ein.  Darauf  wandte  mau 
sich  von  Hessischer  Seite  an  die  eibverbrüderten  Häuser  von  Sachsen 
und  Brandenburg,  man  gab  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm') 
und  dem  Korfiirsteu  Johann  Georg  von  Sachsen  Kunde  von  jenen  Ereig. 
nissen  und  ersuchte  sie  auf  Grund  der  nahen  Verwandtschaft  und  der  Erb- 
verbrüderung auf  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  dahin  einzuwirken,  dass 
derselbe  sich  zu  einer  Aussöhnung  mit  seiner  Gemahlin  verstehe.  Beide 
Kurfürsten  haben  sich  auch  wirklich  dazu  bereit  erklärt  und  Kurfürst 
Friedrich  Wilhelm  hat  seinem  Frincipalgesandten  bei  dem  Wahltage 
in  Frankfurt,  dem  Fürsten  Johann  Moritz  von  Nassau,  den  Auftrag 
ertheilt^,  zusammen  mit  dem  dort  persönlich  anwesenden  Kurfürsten  von 
Sachsen  den  ebenfalls  dort  anwesenden  Kurfürsten  von  der  Pfalz  zur 
gütlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten  mit  seiner  Gemahlin  zu  vermögen. 
Allein  jener  überzeugte  sich  sehr  bald  bei  Gelegenheit  eines  Besuches ,  deu 
er  Pfingsten  1658  zu  Heidelberg  machte,  dass  „die  Gemüther  schon  allzu- 
sehr von  einander  alieniert  seien.^^)  Vielleicht  hat  die  Entfremdung,  welche 
bald  darauf  zwischen  dem  Kurfürsten  nnd  dem  Landgrafen  Wilhelm  infolge 
des  Beitrittes  des  letzteren  zur  Rheinischen  Allianz  eintrat,  auch  auf  diese 
Angelegenheit  eingewirkt,  jedenfalls  scheint  von  brandenburgischer  Seite 
die  zugesagte  Einwirkung  auf  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  auch  nicht 
einmal  versucht  zu  sein.  Hessischerseits  hat  man  dann  auch  zunächst 
uicht  weiter  sich  bemüht,  den  Kurfürsten  in  diese  Angelegenheit  hineinzu- 
ziehen. Als  man  sich  dort  1660  doch  zu  Verhandlungen  mit  Karl  Lud- 
w  i  g  wegen  der  jetzt  auch  von  der  Kurfürstin  selbst  gewünschten  Entfer- 


^  S.  die  Briefe  des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  an  Luise  v.  Degenfeid 
vom  4.  u.  6.  Juli  1657  (Holland  S.  SOff.) 

^  Landgraf  Wilhelm  an  Kf.  d.  Cassel  12./22.  März  1658.  Der  Kurfürst 
von  der  Pfalz  hatte  schon  Endo  1657  durch  v.  Brandt  den  Kf.  über  diese  An- 
gelegenheit informieren  lassen,  s.  das  Schreiben  Karl  Ludwigs  an  Luise  v. 
Degeofeld  vom  3.  November  1657  (Holland  S.  54). 

^  Kf.  an  Forst  Johann  Moritz  von  Nassau  d.  Göln  a.  d.  Sp.  23.  März/ 
2.  April  1658,  unter  demselben  Datum  an  den  Landgrafen  Wilhelm. 

^}  Fürst  Moritz  von  Nassau  an  Kf.  d.  Frankfurt  8./18.  Juni  1658.  Karl 
Ludwig,  der  am  25.  Mai  Luise  v.  Degenfeld  angezeigt  hatte,  er  bringe  zu 
Pfingsten  Fürst  Moritz  mit,  schreibt  derselben  am  29.  Mai:  „Vetter  Moritz 
ist  bej  mihr  —  Er  gibt  mihr  in  meiner  Sachen  gross  recht,  sagt,  er  bette  es 
selbst  gethan;  wolte  gern  nach  Schwetzingen*'  (Holland  S.  76f.);  13.  Juni  mei- 
det er  (S.  79),  ein  guter  Freund  habe  verhindert,  dass  nicht  auf  der  Knrfurstin 
von  Sachsen  Vorschlag  alle  Kurfürsten  sich  bei  ihm  für  seine  Gemahlin  ver- 
wendet hätten. 

llAt«r.  B.  Qescb.  d.  O.  Kurfürsten.    XI.  5 


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66  2-     Die  Allianz  mit  Rur-Pfalz. 

nnng  derselben  aas  Heidelberg  verstand,  wandte  man  sich  ansser  an  den 
Landgrafen  Georg  an  das  Haupt  der  Rheinischen  Allianz,  den  Kurfürsten 
Johann  Philipp  von  Mainz^  und  unter  Vermittelnng  dieser  beiden 
Fürsten  wurden  im  August  Verhandlungen  begonnen,  die  sich  aber  zunächst 
bis  zu  Ende  dieses  Jahres  fruchtlos  hinzogen,  da  man  über  die  Bedingungen, 
unter  welchen  diese  Entfernung  erfolgen  sollte ,  namentlich  über  die  Höhe 
der  von  Karl  Ludwig  seiner  Gemahlin  zu  zahlenden  jährlichen  Unterhalts- 
summe sich  nicht  einigen  konnte  i).  Als  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm 
im  December  1660  auf  der  Durchreise  nach  Cleve  mit  dem  Landgrafen 
Wilhelm  auf  dem  Sparenberg  zusammenkam,  wurde  bei  den  dort  gehal- 
tenen Conferenzen ')  hessischerseits  auch  diese  pfälzische  Ehesache  beröhrt 
und  die  Hoffunng  ausgesprochen,  der  Kurfürst  werde,  wenn  dieselbe  sich 
nicht  sollte  in  der  Güte  beilegen  lassen,  dem  Landgrafen  beistehen,  branden- 
bnrgischerseits  aber  scheint  keine  bestimmte  Erklärung  darauf  abgegeben 
zu  sein. 

Gerade  damals  nun  hat  Kurfürst  Karl  Ludwig  einen  Versuch  gemacht, 
mit  dem  brandenburgischen  Kurfürsten  in  eine  nähere  Verbindung  zu  treten. 
Derselbe  glaubte  sich  damals  durch  den  Kaiser  und  den  Kurfürsten  von 
Cöln  in  seinen  Rechten  schwer  gekränkt  und  war  darüber  mit  dem  letz- 
teren in  einen  Streit  gerathen'),  welcher  schon  zu  Thätlichkeiten  geführt 
hatte.  Infolge  von  Streitigkeiten,  welche  zwischen  dem  Grafen  Friedrich 
von  Wied  und  dessen  ünterthanen  wegen  barter  von  dem  ersteren  gefor- 
derter Frohndienste  ausgebrochen  waren,  hatte  Kurfürst  Karl  Ludwig, 
an  welchen  als  den  Lehnsherren  des  Grafen  sich  die  Ünterthanen  desselben 
gewendet  hatten,  den  Grafen  vor  sein  Lehnsgericht  gefordert,  derselbe  aber 
hatte  sich  dort  nicht  gestellt,  sondern  die  Sache  vor  den  Reichshofrath 
gebracht.  Von  diesem  war  dieselbe  dem  Kurfürsten  von  Cölii  übertragen 
worden,  derselbe  hatte  diese  Kommission  auch  angenommen,  Bevollmäch- 
tigte in  die  Grafschaft  geschickt  und  diese  mit  militärischer  Gewalt  gegen 
die  aufständischen  ünterthanen  einschreiten  lassen.  Der  Kurfürst  von 
der  Pfalz,  der  dadurch  seine  lehnsherrlichen  Rechte  verletzt  glaubte, 
hatte  darauf  nicht  nur  bei  dem  Kaiser  Beschwerde  geführt,  sondern  auch 
sich  an  verschiedene  andere  Fürsten  gewendet  und  dieselben  um  Verwen- 
dung bei   dem    Kaiser   gebeten.     Auch    an    den    Kurfürsten    Friedrich 


^)  S.  über  diese  Verhaudlungen  die  Briefe  Karl  Lndwigs  an  Luise  v.  D. 
vom  4.  12.21.  August  und  2d.  October  IGGO  (HoHaDd  S.  lODff.)  und  diejenigen 
der  Herzogin  Sophie  von  Hannover  an  Karl  Ladwig  vom  24.  Juni,  8.  Juli, 
2G.  Sept.  und  9.  October  1660  (Briefwechsel  der  Herzogin  Sophie  von  Hannover 
mit  ihrem  Bruder,  dem  Kurfürsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz,  herausg.  von 
Bodemann  (Publ.  aus  den  K.  Preuss.  Staatsarchiven  XXVI)  S.  32ff).  Ob  das 
in  dem  Briefe  derselben  vom  17.  November  1G60  (S.  38)  erwähnte  Schreiben  des 
brandenborgischen  an  den  pfälzischen  Kurfürsten  auch  auf  diese  Ehesache  be- 
züglich gewesen,  Ist  nicht  zu  ersehen. 

^  S.  das  Protokoll  darüber  oben  S.  29  f. 

s)  S.  Diarium  Europaenm  VII  S.  149f. 


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ßiDleituog.  67 

Wilhelm  hatte  er  eia  solches  Schreiben *)  gerichtet,  und  dieser  hatte  darauf 
wirklich  sich  bei  dem  Kaiser  für  ihn  verwendet  ^).  Wahrscheinlich  dnrch 
dieses  Entgegenkommen  ermnthigt,  gab  dann  Karl  Lud wig^),  als  von  Kur- 
cölnischer  Seite  weitere  Gewaltschritte  erfolgten,  dem  Kurfürsten  Nachricht 
hievon  und  bat  ihn,  sich  seiner  anzunehmen  und  den  Kurfürsten  von  C  ö  1  n 
zu  ermahnen,  ?on  solchen  Schritten  abzulassen  und  ihn  in  seinen  lehns- 
herrlichen Rechten  nicht  weiter  zu  beeinträchtigen,  und  er  schickte  dann 
im  December  1660  seinen  Geheimen  Regierungsrath  Dr.  Arnold  Peil  zu 
dem  Kurfürsten,  um  denselben  dazu  zu  bewegen,  ihn  auch  weiter  mit  diplo- 
matischen und  im  Nothfalle  mit  militärischen  Mitteln  zu  unterstützen.  Peil 
wird  Ende  December*)  bei  dem  Kurfürsten  in  Cleve  angekommen  sein, 
über  die  mit  demselben  geführten  Verhandlungen  besitzen  wir  keine  Auf- 
zeichnungen, ans  den  folgenden  Schritten  des  Kurfürsten  aber  ersehen  wir, 
dass  derselbe  durchaus  auf  die  Wünsche  Karl  Ludwigs  eingegangen 
ist.  Er  entsandte  im  Januar  1661  seinen  Geheimenrath  v.  Portmann  an 
den  Kurfürsten  von  Cöln  und  Hess*)  demselben  vorstellen,  dass  jene  Wieder 
Angelegenheit  vor  die  Gerichtsbarkeit  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  gehöre 
und  dass  daher  eine  Kommission  in  derselben  nicht  statthaft  sei,  und  ihn 
auffordern,  das  von  jenem  schon  früher  gemachte  Anerbieten,  beide  Theile 
sollten  ihre  Truppen  aus  der  Grafschaft  zurückziehen  und  Kommissare  zu 
gütlicher  Schlichtung  des  Streites  zusammentreten  lassen,  anzunehmen,  zu- 
gleich aber  andeuten,  dass  er,  wenn  derselbe  diese  Forderungen  nicht  er- 
füllte, dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  sofort  durch  Entsendung  von  Truppen 
Hülfe  leisten  werde.  Diese  Sendung  hatte  auch  in  der  Hauptsache  den 
gewünschten  Erfolg,  denn  der  Kurfürst  von  Cöln  behauptete  in  der  Port- 
mann ertheilten  Resolution^)  allerdings,  dass  er  durchaus  nicht  in  die 
Rechte  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  eingegriffen  habe  und  dass  er  zur 
Widerlegung  der  von  demselben  gegen  ihn  erhobenen  Beschuldigunge  s 
eine  Darstellung  des  Verlaufes  der  ganzen  Angelegenheit  wolle  drucken 
assen),  erklärte  aber,  dass  von  seinen  Truppen  überhaupt  nur  noch  23  Mann 

1)  d.  Heidelberg  6./ 16.  September  1660. 

^  Kf.  an  den  Kaiser  d.  Cöln  a.  d.  Sp.  18. /28.  September  1660. 

')  Knrf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelbersr  13./23  November  1660,  darauf- 
hin riclitet  Kf.  ein  solches  ErmahnungsschreibeD  an  Kurcöln  d.  Sparemberg 
8./ 18.  December  1660. 

*)  Nach  einem  Schreiben  Kurf.  Karl  Ludwigs  an  Kf.  (d.  Heidelberg 
7./ 17.  December  1660)  war  Peil  am  Tage  vorher  abgereist. 

^  Instruktion  far  Johann  v.  Portmann  (d.  Cleve  12.  Januar  1661).  Ueber 
die  anderweitigen  Aufträge  desselben  s.  oben  S.  31  f. 

«)  d.  Bonn  18.  Januar  1661. 

^  Dieselbe  erschien  unter  dem  Titel:  „Umbständlicher  Bericht  zu  Männig- 
liefaes  WiBsenecbaft,  was  durch  Ihrer  Cbnrf.  Durchl.  zu  Collen  in  der  voo  Ihrer 
Born.  Kayserl.  Maj.  Ihre  in  Sachen  Herrn  Friedrichen  Graffen  zu  Wiedt  — 
gegen  desselben  ungehorsame  Underthanen  allergnädigst  auffgetragenen  Com- 
mission  verrichtet  worden.^*    Dagegen  erschien  von  Kurpfalziscber  Seite:  «Gründ- 


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68  2.     Die  AlliaDZ  mit  Kur-Pfalz. 

sich  in  der  Grafschaft  Wied  zum  Schatz  der  Person  des  Grafen  befänden, 
und  dass  er  aach  diese,  wenn  sich  die  Unterthanen  desselben  rahig  ver- 
halten and  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  versprechen  werde,  denselben  hia- 
fort  nicht  weiter  za  vergewaltigen,  abfordern  werde.  Zagleich  aber  trat 
der  Karfürst  auch  bei  dem  Kaiser  weiter  für  Karl  Ladwig  ein.  In 
Erwiderung  eines  Schreibens,  in  welchem  ihm  dieser*),  wie  er  behauptete, 
den  wahren  Hergang  der  Sache  auseinandergesetzt  hatte,  theilte  er  dem- 
selben mit,')  wie  sich  dieselbe  nach  der  Angabe  des  Pfälzers  verhalte, 
indem  er  hinzufügte,  der  Kaiser  werde  daraus  ersehen,  dass  jener  berech- 
tigt sei,  vor  seinem  Lehnhof  Klagen  gegen  seine  Lehnsleute  anzunehmen, 
uod  ihn  aufforderte,  denselben  bei  seinen  Rechten  zu  schützen,  den  Grafen 
von  Wied  an  dessen  Lehnshof  zu  verweisen  und  den  Kurfürsten  von  Cöln 
zur  Abführung  seiner  Truppen  anzuhalten. 

Was  für  weitere  Aufträge  ausser  in  dieser  Wieder  Angelegenheit  Peil 
gehabt  hat,  wissen  wir  nicht,  es  scheint,  dass  sein  Kurfürst  erst  nachträg- 
lich, nachdem  er  den  brandenburgischen  Kurfürsten  so  bereitwillig  zu  sei- 
ner Unterstützung  gefunden  hatte,  auf  den  Gedanken  gekommen  ist,  mit 
demselben  überhaupt  eine  engere  Verbindung  einzugehen,  denn  erst  vom 
28.  Februar  ist  das  Creditiv  datiert ,  in  welchem  er  seinen  Entschluss,  mit 
dem  Kurfürsten  von  Brandenburg  eine  Defensivallianz  abzuschliessen, 
ausspricht  und  Peil  zu  den  darauf  bezüglichen  Verhandlungen  bevoll- 
mächtigt, darauf  sind  dann  solche  Verhandlungen  geführt  worden,')  doch 
erst  vom  26.  April  ist  das  Creditiv  des  Karfürsten  Friedrich  Wilhelm 
für  den  von  ihm  zu  dem  Abschluss  der  Allianz  bevollmächtigten  Geheimen- 
rath  Friedrich  v.  Jena  ausgestellt.  Das  Resultat  dieser  Verhandlungen 
waren  dann  der  Allianzvertrag  nnd  der  Nebenrecess  vom  6.  Mai  1G61, 
welche  unten  zum  ersten  Male  abgedruckt  sind.  Ueber  die  Verhandlungen 
selbst  sind  weder  in  dem  Berliner  Geh.  Staatsarchive  Aufzeichnungen  vor- 
handen,  noch  haben  sich  in  dem  Generallandesarchiv  zu  Karlsruhe  oder 
dem  K.  Bairischen  Keichsarchiv  zu  München  solche  auffinden  lassen. 
Einigen  Ersatz  dafür  bietet  der  ebenfalls  unten  abgedruckte,  in  den  hie- 
sigen Akten  befindliche  Auszug  aus  der  Instruktion  Karl  Ludwigs  für 
Peil,  welcher  zusammengehalten  mit  den  Erklärungen,  welche  derselbe 
dann  in  Paris  über  die  Motive  dieser  Verbindung  mit  Brandenburg 
hat   abgeben    lassen    und    von    welchen   wir  durch  die   Instruktion   Lud- 


lieber  Oegenbericht  off  den  K.CöllDischen  oholengst  in  Truck  gegebeoeD  also 
geoandten  UmbständtlichsD  Bericht  die  Gräfflich  Wiedische  Sache  betreffend  etc.* 
Heydelberg  1661. 

0  Kaiser  Leopold  an  Kf.  d.  Wien  23.  November  1660. 

')  Kf.  an  Kaiser  Leopold  d.  Cleve  4.  Februar  1661. 

')  In  einem  Memorial  des  Karpfälzischen  Abgesandten  Caspar  v.  Borcke 
(October  1661)  wird  daran  erinnert,  dass  Kf.  zuerst  durch  den  OberprasidenteD 
V.  Schwerin  und  daon  selbst  am  29.  März/8.  April  Peil  erklärt  habe,  er  werde 
eich  in  dieser  Allianzsache  von  seiner  Schwester,  der  Landgräfio  von  Hessen, 
nicht  irre  machen  lassen. 


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BiDleitaog.  69 

wigs  XIV.  für  seinen  Ende  März  nach  Frankfurt  geschickten  Gesandten 
GraveP)  Kunde  erhalten,  deutlich  genug  die  Absichten,  welche  der  Knr- 
fürst  von  der  Pfalz  bei  dieser  Allianz  verfolgt  hat,  erkennen  lässt. 
Weniger  klar  lässt  sich  ersehen,  welche  Beweggründe  den  brandenburgischen 
Kurfürsten  dazu  bestimmt  haben,  eine  solche  Verbindung  einzugehen,  welche 
ihm  selbst  sehr  geringe  Vortheile  zusicherte,  dagegen  ihm  Verwickelung  in 
diejenigen  Händel  und  Streitigkeiten  in  Aussicht  stellte,  in  welche  der  Kur- 
fürst von  der  Pfalz  mit  seinen  Nachbaren  und  anderen  Reichsständen  gera- 
tben  wurde.  Dass  es  an  solchen  nicht  fehlen  würde,  wird  angesichts  der 
Lage  der  Kurpfälzischen  Territorien,  andererseits  des  Eifers,  mit  welchem 
Karl  Ludwig  alle  Rechtsansprüche  seines  Hauses  durchzuführen  suchte, 
und  der  Leidenschaftlichkeit  und  Hartnäckigkeit,  mit  welcher  er  an  solchen 
Ansprüchen  fest  hielt,  der  Kurfürst  ebenso  gut  wie  Ludwig  XIV. 3)  gewusst 
haben.  Aller  Wahrscheinlichkeit  nach  ist  es  vornehmlich  der  Gegensatz 
gegen  die  französische  Politik,  der  Wunsch  zu  verhüten,  dass  auch  der 
Kurfürst  von  der  Pfalz  ebenso  wie  die  Mitglieder  der  Rheinischen  Allianz 
ganz  in  das  Schlepptau  derselben  sich  ziehen  lasse,  gewesen,  was  ihn  zu 
diesem  Entschlüsse  bestimmt  hat.  Wie  wir  aus  der  Instruktion  für  Peil 
ersehen,  hat  Karl  Ludwig  durch  diesen  dem  Kurfürsten  erklären  lassen, 
wenn  sich  ihm  nicht  eine  anderweitige  Stütze  darbiete,  so  sehe  er  sich 
genöthigt,  eine  solche  wieder  bei  Frankreich  zu  suchen  und  die  vor  drei 
Jahren  mit  dieser  Macht  ahtgcschlossene  Allianz  zu  erneuern,  andererseits 
ersehen  wir  aus  der  Instruktion  Ludwigs  XIV.  für  Gravel,  dass  dem 
französischen  Könige  diese  Verbindung  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  mit 
dem  von  Brandenburg,  den  er  für  enger  denn  je  an  Oesterreich 
gekettet  hielt,  sehr  verdächtig  erschienen  ist  und  dass  er  seinem  Gesandten 
aufgetragen  hat,  alles  aufzubieten,  um  dieselbe  zu  vereiteln  und  Karl 
Ludwig  dafür  zum  Beitritt  zu  der  Rheinischen  Allianz  zu  bewegen. 

Diesen  Zweck,  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz  vom  Eintritt  in  die 
Rheinische  Allianz  und  von  einer  Unterordnung  unter  Frankreich  abzu- 
halten, hat  der  brandenburgische  Kurfürst  durch  die  mit  demselben  abge- 
schlossene Allianz  erreicht,  dagegen  ist  es  zu  einem  wirklich  engen  Bundes- 
Verhältnis  zwischen  beiden  nicht  gekommen.  Allerdings  ist  man  zunächst, 
wie  die  unten  publizierten  weiteren  Dokumente  beweisen,  in  vertraulicher  Weise 
einander  eutgegengekommen ,  Karl  Ludwig  hat  sowohl  unmittelbar  nach 
dem  Abschlnss  der  Allianz  dem  brandenburgischen  Kurfürsten  die  Anträge, 
welche  ihm  von  Frankreich  gemacht  wurden,  und  die  zu  seiner  Kennt- 
nis gekommenen,  gegen  Oesterreich  gerichteten  Machinationen  Frank- 


0  Guhraoerll  S.  306f. 

^  S.  dessen  ürtheil  über  Karl  Ludwig  (Guhrauerll  S.  307):  comme  c'est 
ao  esprit  pen  ferme  dans  ses  amiti^s,  fort  iotöress^  et  telJAment  appliqu^  pour 
cette  raison -U  a  toarmenter  et  a  cbicaner  tous  ses  voisios  et  la  noblesse  de 
TEmpire,  qa'il  en  tombe  dans  nne  haioe  generale,  qui  se  commnDiqcieroit  i  aes 
Protectenrs,  dans  des  causes  le  plos  souvent  iujastes,  oü  il  s'embarasse. 


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70  2.     Die  Allianz  mit  Kar-Pfalz. 

reiche  beim  Frankfurter  Bundesrath,  als  auch  nachher,  im  October  1661, 
die  neuen  ihm  durch  Gravel  übarmittelten  Vorschläge  Ludwigs  XIV., 
welche  dahin  giogen,  seine  Allianz  mit  Brandenburg  illusorisch  zu  machen 
und  ihn  doch  in  das  engte  Abhängigkeitsverhältnis  zu  Frankreich  zu 
bringen,  mitgetheilt,  und  der  Kurfürst  hat  nicht  nur,  indem  er  seinerseits 
dem  Kaiser  Kenntnis  davon  gab,  diesem  die  Interessen  seines  Bundes- 
genossen auf  das  wärmste  anempfohlen,  sondern  auch  bei  den  Verhandlun* 
geu,  welche  er  mit  Kurcöln,  den  brauusch weigischen  und  hessi- 
schen Fürsten  geführt  hat,  um  mit  diesen  in  ein  engeres  Bündnis  zu  treten, 
und  bei  den  ersten  Verhandlungen  wegen  seines  Beitrittes  zur  Rheinischen 
Allianz  auf  denselben  Rücksicht  genommen'),  sehr  bald  aber  ist  es  infolge 
davon,  dass  er  sich  zu  einer  Einmischung  in  jene  unglückseligen  Ehehändel 
desselben  bestimmen  liess,  zu  Differenzen  zwischen  ihnen  beiden  gekommen, 
welche  nicht  nur  das  freundschaftliche  Verhältnis  zwischen  ihnen  getrübt, 
sondern  auch  das  Fortbestehen  der  Allianz  überhaupt  auf  das  ernstlichste 
bedroht  haben.  Wir  wissen,  dass  diese  häuslichen  Verbältnisse  Karl 
Ludwigs  auch  bei  den  Verhandlungen  zu  Cleve  zur  Sprache  gekommen 
sind.  Bei  den  folgenden  Verhandlungen  ist  von  braudenburgischer  Seite  mehr- 
mals daran  erinnert  und  behauptet  worden,  der  Kurfürst  habe  nicht  nur  bei 
dieser  Gelegenheit  sich  bemüht,  eine  Aussöhnung  zwischen  Karl  Ludwig 
und  dessen  Gemahlin  zu  erreichen-),  sondern  auch,  er  habe  Bedenken  getra- 
gen 3),  die  Allianz  überhaupt  abzuschliessen,  ehe  jene  Sache  erledigt  sei, 
daher  habe  sich  der  Abschluss  derselben  verzögert  und  bei  demselben  sei 
die  Hessische  Angelegerheit  ausdrücklich  ausgenommen  worden^),  von 
Pfälzischer  Seite  dagegen  ist  dieses  bestritten  und  behauptet  worden,  jene 
Verzögerung  habe  andere  Ursachen  gehabt  und  bei  dem  Abschlüsse  der 
Allianz  sei  kein  solcher  Vorbehalt  gemacht  worden^),  es  ist  daran  erinnert 
worden^),  der  Kurfürst  habe  selbst  Peil  versichert,  er  würde  sich  in  dieser 
Allianz^^ache  durch  seine  Schwester,  die  Landgräfin  von  Hessen,  nicht 
irre  machen  lassen,  und  allerdings  konnte  von  jener  Seite  darauf  hinge- 
wiesen werden,  dass  in  dem  Allianzvertrage  jener  Händel  keine  Erwähnung 
geschieht,  sondern  dass  in  demselben  die  Hülfeleistung  im  Falle  eines  thät- 
lichen  Angriffs  von  selten  eines  oder  mehrerer  Reichsstände  ohne  irgend 
welchen  Vorbehalt  oder  Einschränkung  zugesagt  wird. 

Da  eine  auch  nur  auszugsweise  Wiedergabe   des  sehr  umfangreichen 
Aktenmaterials,  welches  im  Berliner  Geh.  Staatsarchiv  über   die  durch  die 


^)  S.  oben  S.  52 ff.  nnd  unten  Abschn.  7. 

^  Kf.  an  Landgraf  Wilhelm  von  Hessen  d.  Cleve  24.  Juni  1661. 

^  Kf.  an  Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  d.  Cleve  17.  Septem- 
ber 1661. 

*)  Kf.  an  0.  V.  Berlepsch  d.  Königsberg  23.  Februar  lü63. 

^)  0.  V.  Berlepechs  Relation  an  Kf.  d.  Heidelberg  22.  December/1.  Januar 
1662/16Ü3,  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  10./ 20.  August  1663. 

^)  S.  das  Bcbou  S.  68  citierte  Memorial  Caspar  v.  Borckea  .Octpber  1661). 


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Eioleitaag.  71 

Eiomischong  des  Kurfürsten  in  diese  sogenannte  Kurpfälzische  Ent- 
fern an  gssacbe  veranlassten  Verhandlungen  und  Streitigkeiten  vorhanden 
ist,  dnrch  den  Plan  dieses  Werkes  ausgeschlossen  ist,  andererseits  aber 
diese  sowohl  an  und  für  sich  ein  gewisses  Interesse  darbieten,  namentlich 
weil  sie  zeigen^  wie  eifrig  der  Kurfürst  damals  auch  bei  dieser  Gelegenheit 
für  die  Aufrechterhaltung  des  Friedens  im  Reiche  thätig  gewesen  ist,  als 
auch  da  sie  mit  auf  das  spätere  Verhalten  desselben  in  dem  unten  (Ab- 
schnitt 10)  näher  zu  behandelnden  Wildfangsstreite  eingewirkt  haben, 
so  möge  hier  eine  auf  jenes  Aktenmaterial  gegründete  kurze  Darlegung 
derselben  folgen. 

Nachdem  die,  wie  oben^)  erwähnt,  seit  August  1660  unter  Vermittlung 
des  Landgrafen  Georg  von  Darm  Stadt  und  des  Kurfürsten  Johann 
Philipp  von  Mainz  unternommenen  Verhandlungen  wegen  der  Entfernung 
der  Knrfürstin  Charlotte  aus  Heidelberg,  wohin  jetzt  Karl  Ludwig 
anch  seine  neue  Gemahlin  Luise  von  Degenfeld  hatte  übersiedeln 
lassen,  auch  nachdem  man  sich  über  den  Hauptpunkt,  den  Betrag  der 
der  Karfürstin  jährlich  zu  zahlenden  Geldsumme^),  geeinigt  hatte,  infolge 
der  Weigerung  Karl  Ludwigs,  auf  andere  von  Hessischer  Seite  gestellte 
Forderungen 3)  einzugehen,  sich  bis  in  den  Sommer  1661  fruchtlos  hinge* 
zogen  hatten,  wandte  sich  Landgraf  W  ilhelm  aufs  neue  an  den  Kurfürsten 
Friedrich  Wilhelm  mit  der  Bitte^),  sich  der  Sache  auzunehmen.  Der 
Kurfürst,  jedenfalls  in  der  llofihung,  dass  der  jetzt  mit  ihm  so  eng  ver- 
bündete Kurfürst  von  der  Pfalz  seine  Mahnungen  bereitwillig  berücksichti- 
gen werde,  sagte  dieses  zu^)  und  entsandte  bald  darauf  seineu  Clevischen 
Regierungsratb,  den  Freiherrn  v.  Heiden  nach  Heidelberg,  mit  dem  Auf< 
trage ^),  zunächst  zu  versuchen  Karl  Ludwig  zu  einer  Aussöhnung  mit 
der  Kurfürstin  zu  bewegen  und,  wenn  dieses  vergeblich  sein  sollte,  in  den- 
^elben  zu  dringen,  die  Verhandinngen  wegen  der  Entfernung  der  Kurfürstin 
sogleich,  noch  während  seiner  Anwesenheit,  und  auf  Grund  der  von  Hessi- 
scher Seite  (gestellten  Bedingungen  zum  Abschluss  zu  bringen.  Die  Sen- 
dung v.  Heide  ns,  welcher  Eode  Jnli  1661  in  Heidelberg  eintraf,  war 
aber   ganz   erfolglos')"    Karl   Ludwig  zeigte   sich   sehr  empfindlich  über 

>)  S.  65  f. 

^  Dieselbe  wurde  auf  8000  Thaler  jährlich  festgesetzt,  wovon  aber  einen 
Theil  (812^  Tbaler),  entsprechend  den  Zinsen  des  von  Hessischer  Seite  nicht  aus- 
gezahlten Heirathsgutes,  der  Landgraf  von  Hessen  zahlen  sollte. 

^  Dieselben  betrafen  vornehmlich  den  Vorbehalt  ungehinderter  Rückkehr 
der  Kurfürstin  nach  Heidelberg,  die  Sicherstellnng  der  von  Karl  Ludwig  der- 
selben zu  zahlenden  Summe  und  die  Befriedigaug  gewisser  anderer  von  der 
Kurfürstin  an  ihren  Gemahl  gestellten  Geldforderuogen. 

0  Landgraf  Wilhelm  an  Kf.  d.  Cassel  4./14.  Juni  1661. 

^)  Kf.  an  Landgraf  Wilhelm  d.  Cleve  24.  Juni  1661. 

^  Instruktion  far  v.  Heiden  d.  Cleve  11.  Juli  1661. 

0  Relation  v.  Heidens  d.  Heidelberg  23.  Joli  /  3.  Auj^ust  1661  und  desseq 
Diarium. 


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72  2.    Die  Allianz  mit  Kar-Pfalz. 

diese  plötzliche  BinmiscboDg  des  Karfürsten  in  seine  häuslichen  Angelegen- 
heiten ^  behauptete,  derselbe  habe  sich  von  Hessischer  Seite  gegen  ihn 
einnehmen  lassen,  wollte  von  einer  Aassöhnnng  mit  seiner  Gemahlin  gar- 
nichts  hören,  weigerte  sich  anfangs  auch,  anter  dem  Verwände,  dass  mit 
dem  inzwischen  erfolgten  Tode  des  Landgrafen  Georg  die  bisherige 
Mediation  erloschen  sei,  die  Yerhandlnngen  wegen  der  Entfernung  fortzu- 
setzen ,  bequemte  sich  nachher  zwar  doch  daza ,  verwarf  aber  einen  Theil 
der  Hessischen  Fordernngen  und  liess  einen  neuen  Yertragsentwarf  anf- 
setzen,  den  er  als  sein  Ultimatum  bezeichnete.  Er  entliess  Anfang  Aogost 
V.  Heiden  mit  einer  schriftlich  abgefassten  Resolution,  in  welcher  er  sich 
beklagte,  dass  der  Kurfürst,  durch  unwahre  Berichte  seiner  Gegner  ver- 
leitet, ganz  im  Widerspruch  za  den  ihm  bei  Abschlnss  der  Allianz  gemachten 
freundschaftlichen  Erbietungen  die  längst  abgethanen  Aussöhnnngsversache 
wieder  ernenert  habe,  ferner  dagegen  protestierte,  dass  die  Knrfürstin,  wie 
v.  Heiden  in  seiner  Proposition  sich  ausgedrückt  hatte,  gefangen  gehalten 
und  angeziemend  bebandelt  werde,  und  schliesslich  die  Erwartung  aussprach, 
dass  man  sich  weiterer  unbefugter  Einmischung  in  seine  häuslichen  Ange- 
legenheiten enthalten  werde.  Natürlich  empfand  der  Kurfürst  eine  so  schroffe 
Abweisung  sehr  übel.  Er  antwortete  erst  nach  längerer  Zwischenzeit  in 
einem  Schreiben^),  in  welchem  er  in  nicht  minder  scharfer  Weise  seinem 
Befremden  über  diese  ebenso  für  ihn  wie  für  den  Landgrafen  von  Hessen 
fast  schimpfliche  Begegnung  Ausdruck  gab,  trotzdem  aber  erklärte,  er  halte 
sich  für  verpflichtet,  zu  Verhütang  der  Extremitäten  alle  gütlichen  Mittel 
zu  versuchen,  and  daher  Karl  Ludwig  ermahnte,  die  Entfernungstractaten 
doch  nicht  um  nur  unbedeatender  Dinge  willen  länger  aafzuhalten,  sondern 
auf  Grund  der  Hessischen  Fordernngen  zum  Abschlass  zu  bringen.  Er 
erinnerte  bei  dieser  Gelegenheit  an  das,  was  er  dieser  Sache  wegen  bei 
Abschliessung  der  Allianz  zu  Peil  gesagt  habe,  und  sprach  zum  Schluss 
die  Hoffnung  aus,  der  Kurfürst  werde  nicht  Ursache  dazn  geben,  dass  von 
Hessischer  Seite  auf  Grund  der  Erbverbrüderung  weiter  in  ihn  gedrangen 
werde.  Dieses  Schreiben  hatte  zur  Folge,  dass  Karl  Ludwig  doch  ein- 
lenkte; er  schickte  seinen  Hofgerich tsrath  Caspar  v.  Borcke  zu  dem  Kur- 
fürsten nach  Cleve,  Hess')  demselben  versichern,  es  sei  ihm  nicht  in  den  Sinn 
gekommen,  dem  Kurfürsten  oder  dem  Landgrafen  schimpflich  zu  begegnen, 
er  habe  vielmehr  ans  Rücksicht  auf  den  ersteren  in  seinem  Entwurf  mehr,  als 
er  eigentlich  schaldig  gewesen,  nachgegeben;  freilich  aber  liess  er  wiederholen, 
jener  Entwurf  sei  sein  letztes  Wort,  weiter  könne  er  nicht  gehen.  Er  liess 
ferner,  sogar  unter  ßeifügang  von  Attesten  seiner  Hofbeamten,  darlegen,  dass 
der  Zustand  der  Kurfürstin  keineswegs  ein  so  kläglicher  sei,  wie  sie  und 
ihre  Verwandten  ihn  schilderten,  liess  bestreiten,  dass  der  Kurfürst  sich 
gegen  Peil  in  solcher  Weise  geäussert  hätte,  und  schliesslich   verlangen, 

')  Kf.  an  Karf.  Karl  Ludwig  d.  Cleve  17.  September  1G61. 
')  Memorial  v.  Borcke s  s.  d.   Die  daraaf  bezügliche  Resolution  des  Kf.  ist 
datiert  Cleve  13,  October  16G1. 


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ßinleitung.  73 

da  man  Hessischerseits  garkeine  gegründete  Ursache  zn  Beschwerden  hätte, 
dasft,  falls  man  von  dort  aus  thätlich  gegen  ihn  vergehen  sollte,  der  Knr- 
fürst  ihm  die  vertragsmässige  Hülfe  leiste.  Der  Knrfürst  hat  daranf  wieder 
gemahnt^  die  Sache  in  der  Qüte  beizulegen,  er  übersandte  dnrch  jenen 
V.  Borcke  einen  neuen  ihm  von  Hessischer  Seite  zugestellten  Vertragsent- 
worf und  machte  Vorschläge,  wie  die  noch  übrigen  Differenzpunkte  aus- 
geglichen werden  könnten.  Darauf  ist  mehrere  Monate  lang  über  dieses 
Projeet  hin  und  her  geschrieben  worden,  Karl  Ludwig  nahm  die  meisten 
Vorschläge  des  Euriürsten  an,  nun  erklärte  man  aber  auf  Hessischer  Seite 
diese  Zugeständnisse  für  sehr  unerheblich  und  bestand  auf  den  anderen  von 
Karl  Ludwig  verworfenen  Forderungen.  Der  Knrfürst  bemühte  sich  nach 
beid'^n  Seiten  hin  auszugleichen,  aber  ohne  Erfolg,  schliesslich  hat  er  einen 
Versuch  angestellt,  die  Sache  kurz  abzumachen.  Kurfürst  Karl  Ludwig 
hatte  im  April  1662  aufs  neue  v.  Borcke  zu  ihm  nach  Berlin  geschickt, 
der  Korfürst  hatte  das  von  demselben  übergebene  Memorial  nach  Gas  sei 
gesendet,  als  darauf  auch  von  dort  her  ein  Abgesandter,  der  Kanzler  Vul- 
tejus,  bei  ihm  erschien,  hatte  er  mit  jenen  beiden  wegen  der  noch  streiti- 
gen Punkte  verhandeln  lassen,  als  es  zu  keiner  Verständigung  kam,  Hess 
er  sich  selbst  genauer  über  die  noch  vorhandenen  Differenzpunkte  informie- 
ren, traf  darauf  eine  Entscheidung  über  dieselben  und  erklärte i)  (Anfang 
Aogust  1662),  wenn  diese  von  einem  von  beiden  Theilen  nicht  angenommen 
werden  sollte,  so  wollte  er  nichts  weiter  zor  gütlichen  Beilegung  des  Strei- 
tes beitragen,  auch  jenem  Theile  nicht  assistieren,  sondern  diesen  alles 
Unglück,  das  etwa  daraus  entstehen  sollte,  verantworten  lassen.  Jener 
Knrpfalzische  Abgesandte  ist  noch  bis  Anfang  September  bei  ihm  geblieben, 
mass  aber  auf  jene  Forderung  des  Kurfürsten,  dessen  Schiedsspruch  anzu- 
nehmen, keinen  Bescheid  von  seinem  Herren  erhalten  haben.  Als  auch  bis 
Mitte  November  keine  Antwort  von  demselben  eingetroffen  war*),  beschloss 
der  damals  schon  in  Königsberg  befindliche  Kurfürst  nochmals  durch 
Abschickung  eines  Gesandten,  des  Obristen  und  Schlosshauptmanns  zu 
Berlin  Otto  v.  Berlepsch  auf  ihn  einzuwirken.  Er  beauftragte  den- 
selben»), von  dem  Kurfürsten  Karl  Ludwig  eine  Erklärung  auf  seine 
Vorschläge  zu  fordern,  wenn  diese  zustimmend  laute ^  darauf  zu  dringen, 
dass  die  Sache  sofort  mit  Zuziehung  der  anderen  Vermittler  zum  vollstän- 
digen Abschluss  gebracht  werde,  sollte  aber  Karl  Ludwig  seinen  Schieds- 
spruch nicht  annehmen^  demselben  zn  erklären,  der  Knrfürst  könne  dieses  nur 
so  aufnehmen,  dass  jener  die  Sache  aufhalten  und  den  bedrängten  Zustand 
seiner  Gemahlin  noch  schlimmer  machen  wolle,  er  werde  daher  zusammen 
mit  dem  Landgrafen  von  Hessen  auf  andere  Mittel  zur  Rettung  derselben 

^  Kf.  an  Karf.  Karl  Ludwig  d.  Cöln  a.  Sp.  30.  Jali/9.  August  1662. 

^  Irrig  behaupten  Reiger,Die  aussgeleschte  Ror-Pfalz-Simmerische  Stamm- 
Linie  S.  66,  und  Rommel,  Gesch.  v.  Hessen,  IX  S.  64,  dass  16G2  wirklich  ein 
EntferouDgavertrag  abgeschlossen  sei. 

')  iDStraktioD  für  v.  Berlepsch  d    Köoigsberg  15.  November  166^. 


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74  2.    Die  Allianz  mit  Knr-Pfalz. 

denken  müssen.  Sehr  bald  aber,  nachdem  er  v.  Berlepsch  diese  Anf- 
träge  ertheilt  hatte,  traf  ein  Sehreiben  Karl  Ludwigs^)  bei  ihm  ein,  in 
welchem  derselbe  anzeigte,  dass  infolge  von  Streitigkeiten,  welche  zwischen 
ihm  nnd  dem  Landgrafen  ron  Hessen- Darmstadt  über  die  Besetzung 
der  Pfarre  in  der  beiden  gemeinschaftlich  gehörigen  Stadt  Um  Stadt  ans- 
gebrochen  waren,  der  Landgraf  Truppen  in  diese  Stadt  geschi(!kt  und  sei- 
nen dortigen  Amtskuecbt  habe  missbandeln  nnd  gefangen  setzen  lassen  ,'^ 
dann  bald  darauf  die  weitere  Anzeige'),  dass  stärkere  Darmstädtische  und 
auch  Casselsche  Truppen  sich  dort  festgesetzt  hätten,  verbunden  mit  der 
Aufforderung,  beide  Landgrafen  von  solchen  Thätlichkeiten  abzumahnen  und 
ihm  kraft  der  Allianz  Truppen  zu  Hülfe  zu  schicken.  Einen  Monat  später^) 
folgte  dann  die  Erklärung  Karl  Ludwigs,  er  könne  jetzt  infolge  der  von 
Hessischer  Seite  verübten  Gewaltthätigkeiten  die  Entfernungstractaten  nicht 
fortsetzen,  sondern  müsse  dieselben  auf  spätere  Zeit  aussetzen.  Der  Kur- 
fürst forderte  darauf  Karl  Ludwig  auf^),  zunächst  zu  versuchen  den  Streit 
wegen  Umstadt  auf  gütlichem  Wege  beizulegen,  wozu  Berlepsch  mithel- 
fen solle,  gelinge  dieses  nicht  nnd  sollten  von  Hessischer  Seite  noch  weitere 
Gewaltthätigkeiten  erfolgen,  so  werde  er  ihm  die  vertragsmässige  Hülfe 
schicken.  Zugleich  beauftragte  er  Berlepsch^),  sich  zu  bemühen,  jenen 
Streit  gütlich  beizulegen,  wenn  der  Kurfürst  von  der  Pfalz  seine  Vermittc- 
lung  annehme,  sich  nach  Darmstadt  und  Cassel  zu  begeben  und  die 
Landgrafen  zu  ermahnen,  da  von  ihnen  der  Anfang  mit  den  Thätlichkeiten 
gemacht  sei,  diese  einzustellen  und  Umstadt  wieder  zu  räumen.  Ber- 
lepsch war  inzwischen  in  Heidelberg  angekommen  und  hatte  sich  hier 
bemüht  Karl  Ludwig  zu  bewegen  ,  trotz  jener  Streitigkeiten  die  Entfer- 
nungstractaten wieder  aufzunehmen,  aber  vergebens,  derselbe  halte  nur 
jene  dem  Kurfürsten,  selbst  gegebene  Erklärung  wiederholt,  er  könne  Ehren 
halber  jetzt  mit  Hessen  nicht  verhandeln,  und  es  war  zwischen  beiden  schou 
zu  heftigen  Auseinandersetzungen  gekommen').  Infolge  jener  neuen  Wei- 
sungen des  Kurfürsten  begab  sich  Berlepsch  Anfang  Januar  1663  nach 
Darmstadt  und  dann  nach  Cassel  und  er  bewirkte  hier  ohne  besondere 
Schwierigkeiten,  dass  die  Landgrafen  sich  der  Mahnung  des  Kurfürsten 
fügten  und  die  Räumung  von  Umstadt  zusagten^).     Im  März  erfolgte  die- 

^)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  28.  October/7.  November  1662. 

^)  S.  über  diese  seit  dem  October  spielenden  Händel  die  Diarium  Europ. 
IX  S.  435 ff.  482 ff.  und  Londorp  VIII  S.  889  ff.  abgedruckten  Schriftstücke. 

s)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  17./27.  November  1662. 

*)  Derselbe  an  Kf.  d.  Heidelberg  16./ 26.  December  1662. 

^)  Kf.  au  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Königsberg  18.  December  1662. 

^  Kf.  an  V.  Berlepsch  d.  Königsberg  20.  Deceinber  1662. 

^  V.  Berlepschs  Relatiouen  voi»>  20.  und  22.  December  1662,  nach  der 
lezteren  bat  sich  Karl  Ludwig  heftig  über  den  Fürsten  von  Auhalt  be- 
schwert, der  jetzt  beim  Kf.  als  Premierminister  alles  dirigiere  und  der  sich  von 
Hessischer  Seite  gegen  ihn  habe  einnehmen  lassen. 

^)  V.  Berlepschs  Berichte  aus  Darmstadt  und  Cassel  vom  l./ll.  und 
13./ 23.  Januar  1663. 


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EiDleituDg.  75 

selbe  wirklich  und  dqd  versachte  der  inzwischen  nach  Heidelberg 
zurückgekehrte  v.  Berlepsch  infolge  neuer  Anweisungen  des  Kurfürsten ») 
?0D  Karl  Ludwig  eine  kategorische  Erklärung  auf  dessen  Vorschläge  in 
der  Entfernungssache  zu  erlangen.  Anfang  April  erhielt  er  endlich  eine 
solche,  in  der  aber  nur  in  einigen  Punkten  die  Vorschläge  des  Kurfürsten 
angenommen,  im  übrigeü  an  den  alten  Forderungen  Karl  Ludwigs  fest- 
gehalten und  noch  allerhand  für  die  Kurfürstin  ungünstige  und  verfängliche 
Vorbehalte  gemacht  wurden.  Vergeblich  versuchte  Berlepsch  durch 
mündliche  und  schriftliche  Vorstellungen  Karl  Ludwig  zu  weiterer  Nach- 
giebigkeit zu  bewegen,  endlich  entschloss  er  sich,  mit  der  letzten  Declara- 
tion  des  Kurfürsten  hervorzutreten,  er  erklärte  erst  den  Käthen  Karl  Lud- 
wigs und  dann  diesem  selbst,  dass  unter  diesen  Umständen  der  Kurfürst 
Hessen  assistieren  und  auf  andere  Art  für  die  Kurfürstin  eintreten  müsse, 
nod  reiste,  als  auch  diese  Drohung  ohne  Wirkung  blieb,  von  Heidel- 
berg ab').  Unterwegs  hielt  er  in  Um  Stadt  mit  dort  eingetroffenen  Pfälzi- 
schen nnd  Hessischen  Kommissaren  eine  Conferenz  behufs  Schlichtung  der 
Umstädtischen  Streitsache,  welche  aber  seinem  Berichte  nach  auch  durch 
die  Schuld  der  Pfälzischen  Abgesandten  sich  fruchtlos  zerschlugt).  Nach- 
träglich Hess  ihm  Karl  Ludwig  noch  ein  neues  Project  in  der  Entfernungs- 
sache zugeben,  welches  aber  auch  von  den  Vorschlägen  des  Kurfürsten 
mehrfach  abwich.  Wenn  schon  die  Berichte  v.  Berlepschs  den  Unwillen 
des  Kurfürsten  über  das  Verhalten  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  hatten 
erregen  müssen,  so  noch  mehr  ein  bald  darauf  eintreffendes  Schreiben  des 
letzteren,^)  in  welchem  derselbe  sich  heftig  über  v.  Berlepsch  beschwerte, 
der  ohne  Grund  die  Tractaten  abgebrochen,  sich  Drohungen  nnd  sogar  die 
Aufkündigung  der  Allianz  erlaubt  habe,  zugleich  aber  auch  dem  Kurfürsten 
selbst  vorwarf,  dass  er  sich  durch  die  parteiischen  Hessischen  Berichte 
gegen  ihn  habe  einnehmen  lassen,  nnd  schliesslich  erklärte,  wenn  derselbe 
doch  Berlepschs  Auftreten  gutheissen  und  Hessen  assistieren  sollte,  so 
werde  er  aller  Welt  seine  Unschuld  darthun  und  seine  Sicherheit  und  Ruhe 
mit  allen  erlaubten  Mitteln  zu  erhalten  snchen..  Der  Kurfürst  erwiderte 
darauf  in   einem  sehr  geharnischten  Schreiben*),  er  erklärte  zunächst,  er 


0  Kf.  an  V.  Berlepsch  d.  Königsberg  4.  und  23.  Februar  1663. 

^  V.  Berlepschs  Relation  s.  1.  11. /2L  April  1663,  sein  Recreditiv  ist  vom 
9.  April.  Vgl.  über  die  letzten  mit  ihm  geführten  Verhaudiangen  die  Briefe 
des  Kurfürsten  Karl  Ludwig  an  Luise  v.  D.  vom  12.  März,  3.  und  9.  Mai 
1663.  (Holland  S.  115.  119.  123.) 

3)  V.  Berlepschs  Relation  aus  Cassel  28.  April/7.  Mai  1663. 

*)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  20./30.  April  1663. 

*)  Kf.  an  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Königsberg  26.  Mai  1663,  darin  beisst  es, 
die  Kurfurstin  müsse  geschehen  lassen,  «dass  gleichsam  in  ihrem  Angesicht 
eine  andere  Frauensperson  gehalten,  welche  sie  aus  ihrem  Ehebette  und  von 
dem  Recht,  welches  ihr  der  Kurfürst  vor  Gott  uo^  der  Kirche  irersprochen,  mit 
grosser  Gewalt  ▼erdrungeu.''  Kf.  müsse  sich  derselben  annehmen,  «damit  der 
ganzen  Welt  gezeigt  werde,  dass  eine  geborene  deutsche  Prinzessin,  vermählte 


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76  2.    Die  Alliaot  mit  Knr-Pfals. 

könne  nicht  befinden,  dass  Berlepscb  wider  seine  Instro^tion  gehandelt, 
sieb  Drohungen  erlaubt  und  die  gütliche  Beilegung  des  Streites  ycrbindert 
habe,  ging  dann  aber  auf  die  Sache  der  Kurfürstin  und  die  unwürdige 
Behandlung,  welche  dieselbe  zu  erdulden  habe,  näher  ein,  erklärte,  er  müsse 
als  naher  Verwandter  sich  derselben  annehmen,  und  verwahrte  sich  endlich 
dagegen,  dass  die  zwischen  ihnen  beiden  abgeschlossene  Allianz  auch  auf 
diesen  Ehebande!  bezogen  werde.  Dieses  Schreiben  blieb  längere  Zeit 
ohne  Antwort,  inzwischen  starb  am  16.  Juli  1663  Landgraf  Wilhelm  von 
Hessen  und  für  seinen  unmündigen  ältesten  Sohn  übernahm  seine  Gemahlin 
Hedwig  Sophie,  die  Schwepter  Friedrich  Wilhelms,  die  vormund- 
srhaftliche  Regierung.  Diesen  Umstand  benutzte  der  Kurfürst  als  Vorwand, 
nm  doch  wieder  mit  Karl  Ludwig  anzuknüpfen >)  und  denselben  aufs  neue 
zu  ermahnen,  die  Entfernnngssache  zu  einem  gütlichen  Abschlass  zu  bringen. 
Inzwischen  aber,  aus  welchem  Anlass  ist  nicht  ersichtlich«),  hatte  die  Kur- 
fürstin Charlotte  wirklich  Heidelberg  verlassen  und  war  nachCassel 
übergesiedelt,  wo  sie  hinfort  geblieben  ist.  So  war  das  eingetreten,  was  Karl 
Ludwig  von  jeher  gewünscht  hatte,  er  hat  der  Rurfürstin  in  den  nächsten 
Jahren  jene  für  ihren  Unterhalt  festgesetzte  Summe  zahlen  lassen,  aber  er 
wollte  keine  bindenden  Verpflichtungen  deswegen  eingehen,  er  lehnte  daher 
in  seiner  Antwort  an  den  Kurfürsten')  unter  Hinweis  darauf,  dass  er  nach 
des  Landgrafen  Tode  nicht  wüsste,  mit  wem  er  unterhandeln  solle,  und 
dass  seine  Gemahlin  abgereist  sei  und  von  ihm  die  früher  geforderte 
Summe  ausgezahlt  erhalte,  weitere  Verhandlungen  ab  und  wiederholte,  als 
der  Kurfürst  sich  trotzdem  den  Anschein  gab^),  als  habe  er  seine  Antwort 
für  eine  zustimmende  gebalten,  und  neue  Vorschläge  zu  einer   Verstand:- 


Karfärstin  .  und  mit  den  vornehmsten  Kar-  und  FarstlicheD  Häasern  alliirte 
Färfltin  dergestalt  nobst  ihren  hohen  Anverwandten  nicht  dürfe  beachimpft  und 
durch  ihre  gewesene  Dienerin  nnd  Aufwärterin  gemartert  werden."  Karl  Lud- 
wig schreibt  an  Luise  v.  Degenfeld  7.  Juli  16(33  (Holland  8.  131):  ^Chor- 
Brand.  hatt  mihr  ein  annüts  und  mitt  vielen  Unwahrheiten  gespicktes  Schreiben 
zugeschickt.  Werden  es  der  Gebühr  beantworten.*"  Die  Herzogin  Sophie  mel- 
det demselben  11.  Juli  1663  (BodemannS.  60),  Kf.  solle  2000  Mann  bereithalten, 
nm  die  Hessen  zu  unterstützen,  und  solle  sehr  angehalten  über  dessen  Vertrag 
mit  Pfalz  Neuburg  sein. 

0  Kf.  an   Kurf.   Karl  Ludwig  d.  Jagdhaas  Romitten  1.  September  1663. 

3)  Aus  den  Schreiben  Karl  Ludwigs  an  Lnise  v.  I>.  vom  14.  Juni  und 
14.  September  1663  (Holland  S.  129.  132)  ergiebt  sich,  dass  in  der  Zwischenzeit 
die  Abreise  der  Kurfärstin  erfolgt  ist.  Irrig  lässt  Hausser  11  S.  612  die 
Kurfurstin  1662  nachCassel  zurückkehren,  Reiger,  die  aussgeleschte  Ghur- 
Pfalz-  Simmerische  Stammes -Linie  Si  71  erst  1665,  wogegen  schon  der  Ver- 
fasser der  neuen  Auflage  (1735)  Joannis  (S.  202  f.)  Bedenken  erbebt. 

*)  Kurf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  12./22.  October  1663.  üeber  die 
Entsendung  eines  neuen  pfälzischen  Gesandten  v.  Brunn  an  Kf.,  der  Anfang 
December  1663  in  Berlin  eintraf,  erfahren  wir  nur  durch  den  Brief  Karl  Lud- 
wigs an  Luise  v.  D.  vom  28.  December  1663  (Holland  S.  136.) 

*)  Kf.  an  Kurf.  Karl  Ludwig  d.  Cöln  a.  Spr.  14. /24.  December  1663. 


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EinleitaDg.  77 

gong  machte,  diese  Weigeroog  in  der  bestimmtesten  Weise  0-  Als  aber 
der  Kurfürst  nnn  wieder  mit  Aofkündigung  der  Allianz  drohte,  lenicte  er 
doch  wieder  ein  and  bequemte  sich  (März  1664)  zu  neaen  Verhaudlangen, 
bei  denen  der  Knrfürst,  welcher  sich  auch  erboten  hatte,  die  Garantie  des 
abznschliessenden  Vertrages  zn  übernehmen,  die  Vermittlerrolle  spielte,  es 
aber  nicht  verhindern  konnte,  dass  dieselben  wieder  dieses  und  das  ganze 
folgende  Jahr  (1665)  ohne  Ergebnis  sich  hinzogen.  Auf  erneute  Bitten  von 
Hessischer  Seite  machte  der  Karfürst  (Anfang  1666)  den  Versach,  durch 
den  zur  Beilegung  der  durch  die  Wildfangsstreitigkeiten  veranlassten  Hän- 
del nach  Heidelberg  abgeschickten  Freiherrn  v.  Mahren  hol  tz  die  Erle- 
digung der  Sache  zustande  zu  bringen,  das  gelang  aber  wieder  nicht,  da 
Kurfürst  Karl  Ludwig 3)  sich  anfangs  garnicht  auf  diese  Sache  einlassen 
wollte,  dann  aber  erklärte,  nur  wenn  verschiedene  Aenderungen  in  dem  Pro- 
jecte  des  Kurfürsten  vorgenommen  würden,  dasselbe  annehmen  zu  können. 
Nachdem  dann  Hessischerseits  auf  alle  diese  Forderungen  eingegangen 
war,  erklärte  sich  Ende  1666  Karl  Ludwig')  zur  Ausfertigung  des  Ver- 
trages bereit,  es  wurde  darauf  verabredet,  in  Regens  bürg  durch  die  dort 
auf  dem  Reichstage  anwesenden  Gesandten  aller  drei  Parteien  diese  Aus- 
fertigung und  die  Auswechselung  der  betrefifenden  Documcnte  vornehmen 
zu  lassen  ,  aber  dort  zogen  sich  die  Verhandlungen  darüber  wieder  das 
ganze  Jahr  1667  hin.  Endlich  zu  Ende  dieses  Jahres  kam  es  so  weit, 
dass  der  Kurfürst  das  von  der  Kurfürstin,  der  Landgräfin  und  ihm  selbst 
unterzeichnete  Exemplar  des  Vertrages  nach  Regensburg  zur  Auswechselung 
gegen  das  von  dem  Kurfürsten  Karl  Ludwig  unterzeichnete  Exemplar 
hinschickte^),  aber  nnn  wurden  von  Pfälzischer  Seite  wieder  neue  Vorwände 
her?orgesacht,  um  diese  Auswechselung  weiter  und  weiter  hinauszuschieben, 
so  dass  diese  Verhandlungen  doch  zn  keinem  Abschluss  gekommen  sind^). 


0  Knrf.  Karl  Ludwig  an  Rf.  d.  Heidelberg  18./28  Januar  1664. 

^  V.  Mahrenholtzs  Relationen  aus  Heidelberg  8./ 18.  Januar  und  aas  Speier 
15./ 25  Januar  1666. 

^  Rarf.  Rarl  Ludwig  an  Rf.  d.  Heidelberg  29.  Noven)ber/9. December  1666. 
▼gl.  das  Schreiben  desselben  an  Luise  v.  D.  vom  27.  October  1666  (Holland 
S.  178.) 

*)  Rf.  an  die  Gesandten  in  Regensburg  d.  Cöln  a.  Spr.  17./27.  December  1667. 

^)  S.  über  die  später  (1679)  wieder  erneuten  Bemühungen  der  Rurfurstin 
Charlotte  in  dieser  Angelegenheit  die  Briefe  Rarl  Ludwigs  an  seine  Schwe- 
ster, die  Herzogin  Sophie,  vom  1.  Februar,  4./14.  und  18./28.  October  1679  und 
die  Briefe  Hopbiens  vom  10.  October  und  25.  December  1679  (Bodemann 
S.  344  IT.). 


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Auszug  aus  der  Instruktion  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz  fiir 
seinen  Abgeordneten  Dr.  Peil  (s.  1.  et  d.  c.  Februar  1661). 

[Kf.  möge  seioe  BemäboDgen,  sich  mit  dem  Könige  von  England  anssasöbnen, 

unterstützen,  ihm  rathen,  ob  er  die  Allianz  mit  Frankreich  erneuern  solle,  selbst 

ihm  bei  Behauptung  seiner  Rechte  Hülfe  leisten.] 

Er  hat  dem  Kf.  auseinanderzusetzen,  in  welchen  Verhältnissen  K. 
Pfalz  in  England  früher  gelebt  babe,  wie  er  durch  die  Noth  gezwan- 
gen gewesen  sei,  sich  so  zn  halten,  dass  er  das  Parlament  nicht  offen- 
diere^);  er  habe  sich  dadurch  das  Missfallen  des  jetzigen  Königs  zugezogen, 
wolle  aber  jetzt  einen  Gesandten  nach  England  schicken  und  hoffe,  die 
Sache  zu  verglimpfen;  Kf.  möchte  dabei  gute  officia  anwenden,  auch  ein- 
rathen,  ob  etwas  Fuss  auf  die  englische  Freundschaft  zu  machen,  weil  er 
ex  antecedentibus  gesehen,  dass  wenig  darauf  zu  fussen. 

Er  soll  ferner  dem  Kf.  und  dessen  Geh.  Rath  v.  Schwerin  von  der 
zwischen  K.Pfalz  und  der  Krone  Frankreich  getroffenen  Alliance  sattsa- 
men Bericht  geben  and  dabei  anführen ,  dass  er  tempore  interregni ,  da 
Baiern  armiert  gewesen,  um  den  ihm  und  seinem  Kurhause  zustehenden 
Vicariatum  zu  disputieren  und  für  sich  zu  verfechten,  und  da  er  von  den 
wenigsten  Ständen  im  Reich  in  seiner  so  klaren  Befugnis  Beifall  bekom- 
men, sich  in  diese  Alliance,  um  sich  und  seine  Lande  vor  unbilliger  Gewalt 
zu  schützen,  zu  begeben  gemussiget  worden,  und  dass  darin  nichts  ent- 
halten, so  wider  die  Kays.  Mt.,  das  Reich  und  dessen  Constitutiones  laufe, 
und  ob  zwar  obgedachte  Alliance  ad  tempus,  nämlich  auf  drei  Jahre 
geschlossen  gewesen,  nunmehr  aber  solche  Zeit  expirieret,  so  hielte  er  doch 
gänzlich  dafür,  Kf.  würde  es  ihm  nicht  verdenken,  wenn  er  sich  um  Pro- 
longation derselben  bei  Frankreich  (welches  dazu  nicht  ungeneigt), 
bemühte.  Es  sei  denn,  dass  Kf.  es  für  besser  erachtete,  mit  Frank- 
reich allein  in  guter  Nachbarschaft  und  Freundschaft  zu  stehen,  ohne  sich 
in  eine  Particularverbündnis  wiederum  einzulassen,  welchenfalls  Peil  andere 
Vorschläge  von  Kf.  oder  dessen  vertrautem  Ministro,   H.  v.  Schwerin, 

V  S    HäufiTser  II  S.  564. 


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Gesandtschaft  Peil's.  79 

welchem  er  allein,  was  diesen  nnd  vorigen  Pnnkt  anlangt,  za  commnni- 
cieren ,  vernehmen  solle ,  wie  er  sich  auf  andere  Weise  gegen  seine  Wider- 
sacher manntenieren  könnte. 

Peil  soll  den  Kf.  nnd  dessen  Minister  ersncben,  durch  dessen  Auto- 
rität ihn  bei  seines  Kurhauses  uralten  Regalien,  Rechten  und  Privilegien 
(darin  vornehmlich  die  Unter- Pfälzischen  Lande  bestehen,  und  wenn  die- 
selben ihm  geschmälert  und  genommen  werden  sollten,  er  in  keiner  Consi- 
deration  sein  würde,  in  Betrachtung  die  Lande  klein  nnd  mit  grosser  Schul- 
denlast beschwert,  auch  er  selbst  mit  vielen  oneribns  beladen)  erhalten  zu 
helfen  und  zu  dem  Ende  ihm  seine  Assistenz  zur  Behauptung  seiner  Gerecht- 
same angedeihen  zu  lassen,  und  zwar  einestheils  mit  seinem  Voto  auf 
Reichs-  nnd  anderen  Tagen  und  mit  nachdrücklichen  Schreiben  gehörigen 
Orts,  anderntheils  auch,  da  es  nöthig,  mit  der  That  dem  Instr.  pacis  und 
Reichsconstitutionibus  gemäss,  [falls  er  dagegen  angegriffen  werden  sollte. 
Hiebei  soll  er  dem  Kf.  wohl  zu  Gemüth  führen,  dass  falls  in  ihn  ferner  mit 
Gewalt  nnd  Thätlichkeiten  (wie  jetzt  von  E.  Cöln  in  der  Wieder- Sache, 
welche  er  ob  summum  in  mora  periculum  vor  allen  andern  zu  treiben  hat) 
sollte  gedrungen  werden,  er  zu  Rettung  seiner  juriuro  und  Gerechtsame  end- 
lich sich  gemüssigt  sehen  würde,  sich  anderer  und  fremder  Hülfe,  (deren 
er  doch  lieber  entübrigt  sein  wollte),  zu  gebrauchen,  nnd  stelle  er  lieber 
Kf.  zu  bedenken  anheim,  ob  derselbe  ihm  zu  dieser  Extremität  rathen 
und  nicht  vielmehr  selbst  durch  die  jetzt  an  Hand  habende  Mittel  ihm  in 
seiner  klaren  Befugnis  Assistenz  leisten  wollte,  dagegen  wäre  er  erbötig, 
nicht  allein  des  Kf.  und  dessen  Kurhauses  Interesse  bei  allen  Begebenheiten 
nach  Möglichkeit  zu  befördern,  sondern  sich  anch  zu  einer  proportionierten 
Reciprocation  zu  obligieren. 


Defensivallianz    zwischen   Kurfürst    Friedrich    Wilhelm    von 

Brandenburg  und  Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz. 

D.  Cleve  26.  April/[6.  Mai]  1661.0 

Zu  wissen.  Demnach  zwischen  der  Ghurfürsten  zu  Branden-  6.  Mai. 
barg  und  Pfalz  Churffirstlichen  Durchleuchtigkeiten  höchstlöblichen 
Vorfahren  vor  vielen  und  langen  Jahren  eine  sonderbahre  vertraw- 
liche  Freundschafft  gestifftet,  dieselbe  zu  allen  Zeiten  und  Gelegen- 
heiten j  wegen  der  nahen  Anverwandnuss,  dazu  gekommener  Einig- 
keit in  der  Religion,  auch  gemeinen  Interesse  beständig  erhalten  und 
fort  für  fort  auf  beyderseits  hohe  Nachkommen  gepflanzt  und  fort- 
gebracht worden,  auch  bis  auf  gegen werttige  Stunde  der  Durch- 
leuchtigste Fürst  und  Herr,  Herr  Friederich  Wilhelm,  Marggraf  zu 

*)  luhaltsaogabe  bei  v.  Mörner,  S.  251. 


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80  2.    Die  Alliaoz  mit  Kor-Pfalz. 

Brandenburg,    des  Heyl.  Rom.  Reich»  Ertzkämmerer   und  Churfarst, 
zu  Magdeburg  u.  s.  w.  und  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Carl  Ludwig,  Pfalzgrave  bey  Rhein,   des  Heyl.  Rom.  Reichs  Ertz- 
schatzmeister  und  Churfürst,  Hertzog  in  Beyern,  als  beyderseits    re- 
girende  GhurfUrstliche  Durchleuchtigkeiten   durch  Gottes  Gnade   da- 
rinnen nicht  nur  unverrttckt  verharren,   besondern  auch  dieselbe   zu 
Gottes  Ehre,  des  Heyligen  Römischen  Reichs  Nutzen  und  Besten,   zu 
Beybehaltung  nöthigen  Vertrawens  zwischen  Haubt  und  Gliedern  und 
dann  zu  dero  eigener  Ghurfürstenthumben,  FUrstenthumben  und  Lan- 
den gutem  Gedeyen,  Ruhe  und  Wohlstand  je  mehr  und  mehr  zu  be- 
festigen und  zu  stiften  gemeinet  und   bedacht  seyn,  unnd  zu   Errei- 
chung solchen  Zwecks  und  damit  jedwedes  Theil  bey  dem  Seinig'en 
ungekränckt  seyn  und  bleiben,  und  keinesweges  betrübet  oder  de  facto 
beleydiget  werden  möge,  eine  nähere  Verständnuss  und  Defensivbiind- 
nuss  für  ein  zulangendes  Mittel  gehalten.    So  haben  Ihre  Churf&rst- 
liche  Durchleuchtigkeit  zu  Brandenburg  mich  dero  Geheimen  Raht  und 
Cantzler  des  Fürsten thumbs  Halberstatt  Friedrichen  von  Jena  mit 
gnugsamer  Vollmacht  und  Pienipotenz  versehen,  Ihre  Ghuritirstliche 
Durchleuchtigkeit  zu  Pfalz  aber  mich  dero  Geheimen  und  Regierung-s- 
raht  Arnold  Peilen  gleichergestalt  bevollmächtiget  mit  dem  gnädig- 
sten Befehl,  dass  wir  unns  beyderseits  zusammen  thun,  die   Sache 
mit    einander    überlegen    und    eine    Defensivbündnuss    tractiren   und 
schliessen  selten.    Alss  wir  nun  crafft  habender  vorangezogener  6e- 
waldt  und  Befelch  darüber  mit  einander  zu  verschiedenen  Mahlen  con- 
feriret,  so  baben  wir  uns  über  nachfolgende  Articul  und  Puncta  ein- 
mtlhtig  und  gründlich  verglichen. 

I. 

Unnd  soll  nun  zwar  zu  anfangs  diese  Defensivbündnuss  auf  des 
Heyl.  Rom.  Reichs  Constitutiones  und  auf  den  zu  Ossnabrugg  und 
Münster  abgehandelten  und  beschlossenen  Frieden  gegründet  und  ge- 
meint seyn. 

IL 

Darauf  beyderseits  Ihre  Ghurfürstliche  Durchleuchtigkeiten  ein- 
ander rechtschaffene  beständige  Freundschafft  versprechen.  Es  will 
und  soll  auch  ein  Theil  des  andern  und  dessen  Ghurfürstenthumben, 
FUrstenthumben  und  Landen  Nutzen,  Frommen  und  Aufnehmen  suchen 
und  nach  aller  Möglichkeit  befördern. 


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Der  AUiaDzvertrag.  31 

III. 

Zu  welchem  Ende  jedes  Theil  schuldig  und  gehalten  seyn  soll, 
demjenigen  Tfaeil,  welches  wieder  die  Reichsconstitutiones ,  den 
Teutschen  Frieden  und  Freyheit,  altes  Herkommen  und  aufge- 
richtete Verträge  ahn  seinem  Churffirstenthumb,  der  Marggrafschafft 
Brandenburg  oder  Pfaltzgrafschafft  bey  Rhein,  sambt  dazu  gehörigen 
FOrstenthumben ,  Landen,  Leuthen,  Mannen,  Underthanen,  Schutzver- 
wandten,  Angehörigen,  wie  auch  sonsten  allen  andern  Regalien, 
Privilegien,  Recht  und  Gerechtigkeiten  im  Heyl.  Römischen  Reich 
Teutscher  Nation,  sie  haben  Nahmen  wie  sie  wollen,  auss  was  Ur- 
sache oder  unter  was  für  Prätext  und  Schein  es  auch  seye,  betrübet 
und  angefochten  wtirde,  nicht  nur  mit  schleuniger  Interposition ,  son- 
dern auch  auf  Reichs-,  GoUegial-,  Deputation-,  Creyss-  und  andere 
dergleichen  Tage  und  Zusammenkunfften,  und  dann  ausser  solchen 
bey  der  Eayserl.  Mayestät,  denen  Herrn  Churfbrsten,  Fürsten  und 
Ständen  in  gesambt  oder  auch  absonderlich,  wie  auch  bey  ausslän- 
dischen  Potentaten  und  Republiquen  mit  allen  möglichen  officiis  ver- 
tretten  und  assistiren,  gestalt  denn  beyde  hohe  Paciscirende  sich  auch 
nebenst  deme  craift  dieses  verbunden,  auf  vorgedachten  Reichs-  und 
anndere  Diäten,  auch  wo  es  sonsten  nöthig  und  thunlich,  zu  des  Hey- 
ligen Römischen  Reichs  Besten  und  zu  Beybehaltung  der  alten  Teut- 
schen Freyheit,  des  Reichs  Praeeminenz  und  ihren  eigenen  Regalien, 
Privilegien,  Recht  und  Gerechtigkeiten,  Churfttrstenthumben,  sambt 
dazu  gehörigen  Fürstenthumben ,  Landen  und  Leuthen,  Mannen, 
Unnderthanen ,  Schutzverwandten  und  andern  Angehörigen  im  Reich 
Teutscher  Nation  Ruhe  und  Tranquillität,  die  consilia  zu  con- 
jungiren,  verträwlich  von  allem  und  jedem  zu  jeder  Zeit  mit  ein- 
ander zu  communiciren,  und  sich  dergestalt  in  ihren  votis  zu  ver- 
einigen, die  Ihrigen  auch  dahin  anzuweisen. 

IV. 

Dafern  aber  wieder  VerhofFen  bey  dem  offendirenden  Theil  keine 
Gtttte  etwas  verfangen,  sondern  derselbe  ungeachtet  aller  angewandten 
Officien  noch  weiter  und  de  facto  verfahren,  oder  da  auch  stracks 
und  zugleich  er  die  That  zur  Hand  nehmen  und  einen  von  beyden 
hohen  Paciscirenden  dero  Churfürstenthumb  und  dazu  gehörige  Fttr- 
stenthumb,  Lande,  Leuthe,  Mannen,  Underthanen,  Schutzverwandte 
und  andere  Angehörige  im  Römischen  Reiche  Teutscher  Nation  auss 

lfmt«r.  c.  Gesch.  d.  0.  Kurfürsten-    XI.  G 


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82  2.    Die  AUians  mit  Kor-Pfals. 

was  Ursache  oder  unter  was  vor  Prätext  und  Schein  es  immer  wolle, 
mit  Gewalt  angreiffen  und  beleidigen  oder  ahn  Exercirung  dero  Pri- 
vilegien, Regalien,  alt  Herkommen,  Recht  und  Gerechtigkeit  ein  oder 
mehr  Stände  oder  Glieder  des  Reichs  auf  einige  Weise  oder  Wege 
thätlich  hindern  oder  turbiren  wdrde,  so  sollen  zwar  die  gQttliche 
Mittel  nicht  zurdck  gesetzt  werden,  nichts  desto  weniger  aber  ein 
Theil  dem  andern  zu  assistiren  und  auf  geschehene  Notification  und 
Requisition  alssbald,  ohne  Aufenthalt  und  Saumnuss,  wQrckliche  Hülffe 
zu  schicken  schuldig  und  verbunden  seyn,  massen  beyderseits  Ihre 
Churfttrstliche  Durchleuchtigkeiten  sowohl  der  Anzahl  halber,  alss  auf 
was  Weise  und  Manier  solche  Hülffe  am  füglichsten  zu  Werck^  zu 
richten,  sich  in  einem  Nebenrecess  verglichen  haben. 

V. 

Unnd  obwohl  die  officia  und  die  Assistentz  auf  Reichs-,  Collegial-, 
Deputations-,  Creyss-  und  andern  Tagen,  inngleichen  bey  der  Kayser- 
lichen  Mayestät,  Churfttrsten,  FQrsten  und  Ständen,  auch  ausswerttigen 
Potentaten  und  Republiquen  auf  beyderseits  Ihre  Churfttrstlichen 
Durchleuchtigkeiten  obgedachte  ChnrfQrstenthumb  und  die  dazu  ge- 
hörige Ftlrstenthumbe,  Lannde,  Leuthe,  Mannen,  Unnderthanen,  Schutz- 
verwandte und  andere  Angehörige,  wie  auch  Regalien,  Privilegien, 
Recht  und  Gerechtigkeiten  im  Römischen  Reich  Teutscher  Nation, 
nichts  überall  davon  aussgenommen,  allein  gemeint  und  angesehen, 
so  soll  doch  die  würckliche  Hülffe,  so  des  Pfattzgrafens  Churfürstliche 
Durchleuchtigkeit  crafft  dieses  und  des  Nebenrecesses  zu  leisten 
schuldig,  ahn  selten  Ihrer  Ghurfürstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Bran- 
denburg nicht  weiter  verstanden  oder  begehrt  werden,  dann  sofern 
das  Hertzogthumb  Gleve,  Grafschafft  Marck  und  Ravensberg  mit  ihren 
Zubehör  von  einem  oder  mehr  Stännden  oder  Gliedern  des  Reichs  an- 
gefochten oder  beleidiget  werden  sollten. 

VI. 

Dafem  auch  bey,  vor  oder  nach  geschehener  Notification  und 
Requisition  oder  auch  wehrender  Httlffleistung  der  Requisitus  von 
andern  thätlich  solte  angegriffen  werden  oder  gegen  den  Erbfeind, 
wie  auch  sonsten  Ihrer  Kaysserlichen  Mayestät  und  dem  Römischen 
Reich  wttrkliche  Hülfe  leisten  mflsste,  so  solle  derselbe,  wann  er  die 
in  diesem  Bündnuss  und  Nebenrecess  versprochene  Hülffe  noch  nicht 


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Der  AUtanzvertrag.  83 

geschickt,  solche  zarückzubehalten  oder  die  albereit  geschickte  wie« 
der  abzufordern  befugt,  der  Requirent  auch  selbige  ohne  Aufenthalt 
sofort  folgen  zu  lassen  schuldig  seyn. 

VII. 

Unnd  alss  diese  Defensivbtlndnuss  sambt  dem  dabej  aufgerich- 
teten Nebenrecess  in  ihren  Articuln  und  Glausuln  nur  von  zukünftigen 
Thätlicbkeiten  und  Fällen  zu  verstehen,  also  solle  solches  alles  von 
dato  die  zehen  nechst  nach  einander  folgenden  Jahre  seine  Grafft 
und  Wttrckung  haben,  und  die  Zeit  tlber  nicht  nur  von  beyderseits 
hohen  Paciscirenden,  sondern  auch  von  dero  Successoren  und  Nach- 
kommen trewlich  und  unverbrüchlich,  doch  mit  diesem  Verstände  ge- 
halten werden,  dass  wann  einer  unter  ihnen  mit  einem  aussländischen 
Könige  oder  Republicque  solte  in  Streit  gerahten,  desselben  sich  der 
ander  gegen  solche  anzunehmen  durch  diese  Bündnuss  weiter  nicht 
gehalten  seyn  soll,  alss  die  Reichsconstitutiones  und  Westphälische 
Frieden  verordnen  und  mit  sich  bringen. 

Unnd  haben  wir  dazu  bestälte  und  zu  anfangs  genante  Gevoll- 
mächtigte  über  diese  Bündnuss  zwey  gleichlautende  Exemplaria  heut 
dato  aufgerichtet,  verfertigt  und  gegen  einander  aussgegeben,  damit 
dieselbe  von  beyderseits  Ihren  Ghurfttrstl.  Durchleuchtigkeiten  inner- 
halb vier  Wochen  von  dato  des  Schlusses  und  geschehener  unsserer 
Underschrifft  genehm  gehalten  und  ratificiret,  die  ratificationes  auch 
gegen  einander  aussgewechselt  werden  ^). 

Zu  mehrer  Beglaubigung  haben  wir  dieses  alles  unterschrieben 
und  besiegelt  So  geschehen  zu  Gleve  den  6.  May/ 26.  Aprilis  Taus- 
send  sechshundert  ein  und  sechzig. 

Friderich  von  Jena.  Arnoldus  Peil  D. 


Nebenrecess. 

Kund  und  zu  wissen  seye  hiemit  Jedermänniglich ,  demnach 
zwischen  Ihrer  Ghurfttrstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Brandenburg 
an  einem,  dann  Ihrer  Ghurfürstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Pfaltz  am 
andern  Theil  den  6.  May/ 26.  Aprilis  eine  Defensivalliance  beliebet 

0  Die  Ratification  dee  Allianzvertrages  nnd  des  Nebenrecessea  ist  von 
Karl  Ludwig  aasgestellt  Heidelberg  9.  /  [19.]  Mai  1661,  von  Kf.  Gleve  18./ 
28.  Mai  1661. 

6» 


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84  2.    Die  Allianz  mit  Ror-PfalE. 

und  aufgerichtet  und  dabey  beyden  hohen  Paciscenten  gefallen,  einen 
und  den  anndern  Punct  vorgedachter  Defenslybündnuss  nicht  einzu- 
verleiben, besondern  dieselbe  in  diesen  Neben-  und  Secreten  Recess 
zu  verfassen,  dass  darüber  beederseits  höchstgedachter  Ihrer  Chur- 
fttrstlichen  Durchleuchtigkeiten  Gevollmächtigte  folgendergestalt  sich 
vereiniget  undt  verglichen: 

I. 

Unnd  wollen  nun  zufolge  geschlossener  AUiance  und  da  der- 
selben gemeess  von  Ihrer  Churfürstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Pfaltz 
die  Notification  und  Requisition  auf  die  im  Haubtrecess  enthaltene  . 
Fälle  und  Bedingungen  diesem  Bündnuss  gemeess  geschehen,  Ihre 
Churfürstliche  Durchleuchtigkeit  zu  Brandenburg  hundert  zu  Ross  und 
dreyhundert  zu  Fuss  tüchtiger  geworbener  und  bewehrter  Mannschafft 
ohne  Auffenthalt  und  Säumnuss  zuschicken. 

II. 

Ingleichen  verbinden  sich  des  Pfaltzgrafen  Churfürstliche  Durch- 
leuchtigkeit  auf  geschehene  Notification  und  Erfordern  auf  gleich- 
massige  im  Haubtrecess  enthaltene  Fälle  und  Bedingungen  diesem 
Bündnuss  gemeess  Ihrer  Churfürstlichen  Durchleuchtigkeit  zu  Bran- 
denburg sobald  und  gleichfallss  ohne  einige  Verzögerung  zweyhun- 
dert  und  fünffzig  Mann  guter  tüchtiger  geworbener  und  bewehrter 
Musquetirer  ahn  statt  der  Hülife  zu  senden. 

III. 

Die  Hülffe  solle  von  beyden  Theilen  biss  ahn  des  Requirenten 
Gräntzen  geschickt  und  biss  dabin  von  demjenigen,  welcher  sie  schickt, 
unterhalten  werden.  Sobald  aber  die  Mannschafft  gedachte  Gräntzen 
erreicht,  so  bald  ist  dieselbe  von  demjenigen  nach  seiner  Verpfle- 
gungsordnung mit  aller  Notthurft  zu  versehen  und  zu  verpflegen, 
welchem  sie  zu  Hülffe  kommen,  es  wehre  dann  Sach,  dass  der  Orth, 
wo  mann  die  Hülff  benöthiget,  näher  alss  die  Gräntzen  oder  bey- 
seits  gelegen,  auf  welchen  Fall  auf  des  Herrn  Requirenten  Begehren 
der  commandirende  Officirer  mit  der  Hülffe  dahin  zu  gehen  beordert 
seyn  solle.  Mit  dem  Unterhalt  aber  und  Verpflegung  bleibt  es  da- 
bey, dass  sobald  die  Völcker  über  des  Herrn  Requisiti  Gräntzen  ge- 
bracht, der  Herr  Requirent  dieselbe  vorhergesetzter  Massen  über 
«ich  nehme. 


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Der  Alliaozvortrac^  ,  85 

IV. 

Unnd  wenn  die  Httlff  nun  in  des  Bequirenten  Gräntzen  und  von 
ihme  angenommen  ist,  so  soll  die  Mannschafft  und  OüBcirer  dessen 
Commando  und  Befehl,  welchem  sie  zugeschickt,  allerdings  und  nicht 
minder  als  ihres  Herren  Gebott  gehorsamen.  Doch  soll  der  Officirer, 
welcher  mit  der  Hülffe  geschickt  wird,  nicht  schuldig  oder  gehalten 
seyn  einem  Befehlshaber,  der  mit  ihme  in  gleicher  oder  geringerer 
Charge  stehet,  zu  pariren. 

So  geschehen  zu  Gleve  den  6.  May/26.  Aprilis  Tausendt  sechs- 
hundert ein  und  sechzig. 

Friderich  von  Jena.  Arnoldus  Peil  U. 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  Dr.  Peil.    Datum  ut 
in  litteris  25.  Mai/ [4.  Juni]  1661. 

[MiUheiluDg   der  von  Gravel  in   dem  RheiDischea  Allianzrath  gemachten  Propo- 
sitioD  wegen  der  Türkenhülfe.     Ob  man  nicht  die  Hülfscontingente  zariick- 

bebalten  solle.] 

PS.  Auch  —  habt  Ihr  K.Brandenburgs  Ld.  zu  remonstriren  4.  Juni. 
und  dero  —  äentinient  zu  vernehmen,  wann  occasione  der  vom  Pabst 
vorgeschlagenen  Türkenhülfe  die  von  Frankreich  durch  Mr.  Gra- 
velles  in  seiner  dem  Allianzrath  zu  Frankfurt  den  30.  Mai  st.  n.  ge- 
thanen  nachdenklichen  Proposition  *)  —  projectirte  Zusammenziehung 
der  Rheinischen  Conföderirten  neben  den  Französischen  Völkern  zu 
Werk  gerichtet  werden  sollte,  was  etwa  diejenige,  so  nicht  in  der 
Allianz  begriffen,  vor  Reflexion  darauf  zu  machen  haben  würden, 
und  ob  es  denselben  rathsamb  sei  in  Erwartung  solchen  Falls  sich 
von  Völkern  und  Mitteln  zu  entblössen  und  dieselbe  I.  Kais.  M. 
vertröstetermassen  zuzuschicken,  und  ob  nicht  I.  Kais.  M.  dazu  zu 
bewegen  sein  möchte,  dieselbe  bei  so  gestalten  Sachen  von  Schick- 
und  Unterhaltung  solcher  Völker  zu  dispensiren  ^). 

0  Dieselbe  entspricht  durchaus  den  Weisangen,  welche  Ladwig  XIV.  in 
der  Instruktion  vom  28.  März.  1661  ^Guhraaer  IL  S.  297  ff.)  Gravel  ertheilt  hatte. 

*)  KT.  erwidert  darauf  nur  (d.  Gleve  10.  Juni  1661),  auch  ihm  komme  Gra- 
vels  Proposition  sehr  nachdenklich  vor  uod  er  wolle  ihm  künftig  seine  Gedanken 
darüber  mittbeilen,  zugleich  giebt  er  ihm  NTachricht  von  der  auf  den  29.  Juni  in 
Co  In  mit  Kurcoln,  den  brauuschweigischen  und  hessischen  Fürsten  verabre- 
deten Zusammenkunft  (s.  oben  S.  39  ff.) 


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gg  2.     Die  Allianz  mit  Kur-Pfalz. 

Der  Kurfllrst  an  Kaiser  Leopold.     D.  Cleve  11.  Juni  1661. 

[Mittheilang  der  ihm  von  K-Pfalz  aber  die  fransosischeD  Antrage  gemachten  Er- 
öffnangen.    Verwendung  für  K.Pfals.] 

11.  Juni.  Er  übersendet  eine  Abschrift  der  Proposition,  welche  Gravel  oeolich  inn 
Allianzrathe  vorgebracht,  der  Anträge,  welche  derselbe  K.Pfalz  wegen 
dessen  Eintrittes  in  die  Allianz  gemacht,  nnd  der  ?on  diesem  darauf  er- 
theilten  Antwort. 

Ich  stelle  zu  Ew.  Kais.  M.  ferneren  Höchsterleuchteten  Nachsinnen, 
ob  Sie  vermeinen,  dass  etwa  K.Pfalz  durch  ein  gnädigstes  kaiser- 
liches Schreiben  bei  der  bisher  erwiesenen  guten  Bezeigung  beständig 
zu  verharren  zu  animiren,  und  ob  Ew.  Kais.  M.  darbenebenst  gnä- 
digst geruhen  möchten,  an  den  Reichshofrath  die  Verordnung  ergehen 
zu  lassen,  damit  Ihre  Ld.  (wie  sie  sich  beklagt)  etwas  gelinder  trac- 
tiret  und  darum  absonderlich  auf  dieselbe  künftig  mehrere  Reflexion 
genommen  werde,  weil  Ew.  Kais.  M.  sich  dadurch  eines  kurf&rst- 
lichen  voti  mehr  zu  versichern.  — 


Kurfttrst  Karl  Ludwig  au  den  Kurfürsten.     D.  Heidelberg 

7. /[l 7.]  Juni  1661. 

[Der  B.Vicekanzler  verlangt  Abhaltung  eines  Knrfarstentages.] 

17.  Juni.         Glückwunsch  zn  der  abgeschlossenen  Allianz. 

PS.  Sein  am  Kaiserlichen  Hofe  befindlicher  Abgesandter,  Obristlent- 
nant  Johann  v.  Arentin  hat  ihm  berichtet,  dass  der  R. Vicekanzler 
ihm  in  discnrsu  zu  verstehen  gegeben,  es  müsste  ein  Collegialtag  gehalten 
werden.  Da  er  Termuthet,  der  R.  Vicekanzler,  der,  wie  verlaute,  ehe- 
stens herauswärts  ins  Reich  kommen  werde,  werde  dergleichen  anfs  Brett 
werfen,  so  bittet  er  Kf.  ihm  sein  Sentiinent  darüber  zn  eröffnen.  Er  selbst 
hält  einen  Collegialtag  nicht  für  unrathsam  and  will,  wenn  Kf.  dabei 
kein  Bedenken  habe  und  der  Kaiser  einen  solchen  verlange,  'gern  damit 
einstimmen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  Karl  Ludwig.    D.  Cleve 

24.  Juni  1661. 

[Der  in  Wien  vorgeschlagene  Karfärstliche  Oollegialtag.l 

24.  Jnni.  Dank  für  die  guten  Erbietnngen ,  ferner  für  die  communicierte  Nach- 
richt, was  der  R. Vicekanzler  eines  vorseienden  Collegialtages  halber 
gedacht.    Sollte  auch   an  Kf.  etwas  gebracht  werden  und  er  sehen,   wie 


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Verwendang  fär  K.Pfalz  beim  Kaiser.  S7 

ein  solcher  GoIIegialtag  io  Vorschlag  gebracht  werden,  aoch  was  für  Sachen 
daranf  vorkommen  möchten ,  so  wird  er  sich  darauf  erklären  and  solches 
dem  Kurfürsten  communicieren.  Ihm  soll  sonst  keine  zu  des  Rom.  Reiches 
oder  seiner  Mitkurftirsten  ins  Mittel  kommende  Zusammenschickung  zu- 
wider sein. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  29.  Juni  1661. 

[aaf  die  Schreiben  vom  6.  u.  11.  Jani.    Sendang  des  R.Vicekanzler8  an  K.Mainz. 

Berücksichtignng  der  Verwendang  des  Rf.  für  K.Pfalz.]  > 

Dank  für  die  Mittheilungen.  Er  hat  seinen  Beichsyicekanssler29.  Juni. 
Wilderich  Freiherren  von  Walder sdorff  an  E.Mainz  abgeordnet, 
denselben  seiner  aufrichtigen  Intention  und  alles  dessen  zu  versichern,  was 
zu  Erhaltung  der  allgemeinen  Wohlfahrt  erspriesslich  und  zu  Maturierung 
des  von  einigen  Kurfürsten  und  Ständen  so  hoch  verlangten  Reichstages 
selbst  zulänglich  und  beförderlich  sein  könne. 

Was  dann .  nächst  diesem  die  nach  Ausweisung  Ihres  letzten 
Schreibens  wegen  Animir-  und  Beibehaltung  des  Churfttrsten  zu  Pfalz 
Ld.  gethane  wohlmeinende  Erinnerung  betrifft,  wollen  Ew.  Ld.  mir 
beständig  zutrauen,  dass  gleich  wie  ich  meinestheils  Ihrer  Ld.  alle 

Affection  zu  jeder  Begebenheit  zu  erweisen  geneigt  bin,  also 

ich  derselben  auch  dasjenige  widerfahren  lassen  werde,  was  Ihre 
die  justitia  immermehr  attribuiren  wird,  habe  dahero  —  meinen 
Reichshofrath  dahin  angewiesen,  dass  er  hierauf  seinen  mir  gelei- 
steten treuen  Pflichten  nach  gebührende  Reflexion  machen  und  Ihro 
Ld.  Gerechtsame  —  beobachten  wolle. 


Korfttrst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurftiraten.    D. 
Heidelberg  28.  October/[7.  November]  1661. 

[Alittheilung  neuer  französischer  Anträge.] 

£r  theilt  ihm  mit,  was  Üravelles  dieser  Tage  im  Namen  des  Königs  7.  Nov. 
▼on    Frankreich    bei   ihm   angebracht    und    welche  Antwort   er   darauf 
ertheilt  hat,  bittet  Ef.  ihm  seine  Gedanken  darüber  mitzutheilen  und  diese 
vertrauliche  Communication  dergestalt  zu  mesnagieren^  dass  ihm  keine  Unge- 
legenheit  deswegen  zuwachsen  möge. 


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gg  2.     Die  Allianz  mit  Knr-Pfals. 

Propositiöii  de  Mons.  Gravelles  attouchant  le  renouuellement 
de  TAlliance  aaec  la  France 

et 

La  resolution  la  dessus  de  S.  A.  E.  Pal.*  le  25.  Octob.  166L 

25.  Oct.  M.  Gravelles  a  propoß6  &  S.  A.  E.  Pal.f  que  le  Roy  Treschrestien, 

voyant  que  S.  A.  E.  troaaoit  de  la  dilficnltö  a  entrer  dans  rAlliance  du 
Rhin,  desiroit  de  reoouoeller  le  dernier  Traitt6  particulier  fait  aoec  S.  A. 
E.,  raais  qu'il  y  falloit,  ponr  precaution,  changer  et  adiouster  quelques 
Articles,  assanoir: 

Qn'en  attendant  que  S.  A.  E.  entre  dans  la  Confederatioa  qui  a 
6t6  conelue  entre  S.  M.**  Tresch.»«  et  quelques  Electeurs  et  Princes  de 
r Empire  ä  Mayence  le  15.  d'Aoust  de  Taun^e  1658,  S.  A.  E.  se  conforme 
cependaut  aux  Conseils  et  anz  resolutions  de  la  d.*  Confederatioa  en  tout  ce 
qui  regardera  la  seuret^,  le  bien  et  la  libert6  de  TEmpire. 

Que  S.  A.  E.«  declare ,  que  le  Traitt6  qu'Elle  a  fait  auec  M.  TElec- 
teur  de  Brandebourg  ne  nuira  et  ne  pourra  deroger  eu  rien  Ä  celluy 
qu'Elle  fait  auec  S.  M.'^  Trescb.°«  et  qu'en  toutes  les  rencontres  oil  les 
iuterests  et  les  desirs  de  lad.  M.^^  se  tronueront  contraires  aus  Sentiments 
dud.  Electeur  de  Brandenbourg  sad.  A.  E.  promette  d'opiner  dans 
le  College  Electoral  soit  ä  la  Diete  generale,  soit  daus  les  autres  Assem- 
blees  pnbliques  par  Elle  mesme  on  par  ses  Ministres  conformement  aux 
intentions  de  S.  M.^  Tresch.°«  en  tout  ce  qui  regardera  le  bien  de  TEnopire. 

Que  S.  A.  E.  s'estant  engagö  dans  le  mesme  Traitt6  fait  auec  led. 
Electeur  de  Brandenbourg  de  se  communiquer  reciproquement  tous 
leurs  Conseils  dans  les  affaires  publiques,  promette  et  s'oblige  que  nonob- 
stant  cette  Clause  Elle  ne  communiquera  rien  aud.  Elect'  de  Branden- 
bourg tant  qu'il  demeurera  engagö  dans  des  jnterests  contraires  qui 
puisse  nuire  a  ceux  du  Roy,  et  ne  luy  donnera  aucune  connoissance  de 
ce  que  S.  xM.^  Trescb.°<>  pourra  luy  auoir  confi^  de  ses  intentions  si  ce 
n'est  auec  le  consentement  prealable  obtenu  de  sa  M.^^  Tresch.°«. 

Que  le  Roy  Trescb.  ne  youloit  pas  se  mesler  des  differends  particuliers 
de  S.  A.  E.  (ayant  expressement  nomm6  ceux  qui  regardent  les  Leibeigene) 
autrement  que  par  Tentremise  de  ses  bons  Offices  et  exortations. 

Que  sad.  M.*«  Tresch.»«  desiroit  fort  que  S.  A.  E.  fust  en  bonne  intelli- 
gence  auec  la  Maison  de  Hessen  Cassel,  roais  qu'il  ne  disoit  pas  cella 
comme  une  coodition  sine  qua  non;  que  le  Roy  y  prenoit  interest  parce 
qu'ayant  est^  pendant  la  derniere  guerre  en  une  estroite  alliance  auec  cette 
maison  14  et  l'ayant  a  present  renouuell6e,  il  ne  voudroit  pas  que  faisant 
alliance  auec  S.  A.  E.  ses  alliös  vescussent  en  mesintelligence  ensemble. 
Sur  ce  que  dessus  S.  A.  E.  luy  fit  donner  pour  response  et  resolution: 

Que  S.  A.  E.  ne  doutoit  pas  que  led.  S.'  Gravelles  ne  se  souuienne 
des  conditions  auxquelles  S.  A.  E.  s'offrit  de  traitter  auec  luy  lors  qu'il  fut 
icy  au  Mois  de  May  de  cette  ann^e;  Surquoy  il  se  chargea  d'obtenir  un 
plein  pouuoir  de  S.  M.'*  Trescb."«. 


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Französische  Anträge  an  K.Pfalz.  89 

Qoe  S.  A.  E.  n'a  scea  remarqoer  par  sa  proposition  et  ce  qu'il  a  dit 
aus  GoDseillers  de  S.  A.  E.,  qu'il  ait  est^  pourven  aasdites  conditionS; 
mus  bieo  qoe  le  Traitte  qa'll  propose  scmbloit  batter  directement  i  Inj 
oster  la  libert^  de  son  suffrage  en  tout  ce  qal  regardera  la  seuretö,  le  bien 
et  la  liberf6  de  TEmpire^  en  TobligeaDt  ä  se  conformer  aox  Conseils  et 
resolations  de  quelques  Electenrs  et  Princes  de  FEmpire  Alliös  de  sa  M.^^ 
Trescb.B®  en  vertu  de  la  Coufederation  conclne  a  Mayence  le  15.  d'Aout 
16Ö8-  Ce  qne  ne  se  ponnoit  faire  sans  donner  grand  sniest  de  Jalousie 
a  S.  M.^  Imp>  et  aux  antres  Electenrs,  Princes  et  Estats  de  TEmpire 
qni  ne  sont  pas  de  cette  Confederation  et  particulierement  ä  M.  TElecteur 
de  ßrandenbourg  proche  parent  et  Alliö  de  S.  A.  E. 

Que  S.  A.  E.  n'auoit  Jamals  desirö  que  S.  M.^*  Tresch."«  interrompe 
le  cours  de  la  justice  de  l'Empire  en  faveur  des  droits  de  S.  A.  E.  mais 
seulemeot  d'en  estre  assist^e  par  ses  bons  Offices  et  contre  la  voye  de  fait. 

Que  pour  le  diffeiend  anec  M.  le  Landgrave  de  Hessen  Cassel  S. 
A.  E.  ayant  satisfait  M.  FElectenr  de  ßrandenbourg  sur  les  expediens 
que  led.  Electear  de  ßrandenbourg  a  proposö  pour  adiuster  les  points 
lesquels  i  son  auis  estoient  encor  a  decider  et  entrepris  d'y  disposer  aussi 
M.  le  Landgrave,  il  n'y  auoit  lieu  de  doutter^  qu'il  n'arriue  ä  un  bon 
aeoord. 

Que  8.  A.  E.  se  promettoit,  que  S.  M.**  Trescb.»«  aura  la  bont6  de 
ne  pas  trouver  mauuais  que  les  affaires  estans  en  ces  Termes,  S.  A.  E.  de- 
menre  daus  ceux  du  Traitte  de  paix,  qu'elle  obseruera  tousiours  de  tout 
&ont  pouuoir,  et  particulierement  en  tout  ce  qui  regarde  les  interests  de 
sa  M.'«  Tresch.«»,  la  seuret6,  le  bien  et  la  libert6.  de  TEmpire  et  que  S. 
M.*^  Tresch.^*  ne  lairra  pas  de  continuer  a  S.  A.  E.  sa  faueur  et  son  appny 
pour  le  ßien  de  ses  interests  en  conformit6  du  dit  Traittö.  Enquoy  S. 
A.  B.  prioit  le  d.  S/Grauelles  de  vouloir  employer  ses  bons  Offices. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.     D.  Cöln  a»  d. 
Spree  18.  November  1661. 

[auf  das  ScbreibeQ  vom  28.  October/7.  November.     Die  AnmassuDg  Frankreichs. 
AafrechterbaUuDg  der  Allianz.] 

Dank  für  die  vertranlicbe  Communication.  18.  Nov. 

Und  gleichwie  wir  das  Gravellische  An-  und  Vorbringen  der- 
gestalt beschaffen  zu  sein  befinden,  dass  dasselbe  von  mehrer  Con- 
sequenz  und  dahin  angesehen  zu  sein  scheine,  wie  man  ferner  einen 
und  den  anderen  Reichsstand  an  sich  ziehen  möge,  also  können  wir 
gleichwohl  nicht  begreifen,  wie  im  H.  Römischen  Reich  und  dessen 
öffentlichen  Versammlungen  oder  sonsten  unser  als  eines  Reichscuhr- 
fbrsten   für  die  Ehre    WUrde,  Ruhe  und  Wohlstand  unsers  geliebten 


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90  '^'    Die  Allianz  mit  Kur-Pfalz. 

Vaterlandes  teutscher  Nation  führende  Intention  und  Rathschlftge  mit 
dem  Könige  oder  Cron  Frankreich  concurriren  and  dahero  gegen 
einander  sein  werde,  viel  weniger,  wie  der  König  oder  Cron  von 
Frankreich,  nachdem  das  Reich  dem  Instrumento  pacis  seinerseiten 
ein  vollkommenes  GnQgen  gethan,  bei  den  Cuhrfttrstlichen  oder  an- 
dern Conventen  etwas  zu  erinnern.  Zwar  ist  es  uns  dabei  leid,  wie 
der  Gravelli  seines  Königes  und  unser  Interesse  ftir  zwo  wider- 
wertige  Dinge  halte,  und  seind  versichert,  dass  wir  darzu  unsers 
Orts  die  geringste  Ursach  nicht  gegeben,  als  wir  aber  bei  Lebzeiten 
des  Cardinal  Mazarini  ungeachtet  aller  geschehenen  Remonstration 
in  der  That  erfahren,  dass  Frankreich  von  seinen  alten  Maximen 
und  mit  unserm  Cuhrhaus  von  vieler  Zeit  hero  gehalten  genauen 
Gorrespondenz  abgelassen  und  soviel  möglich  wider  uns  und  unser 
Interesse  an  allen  Orten  stark  gearbeitet,  so  haben  wir  auch  unsere 
Conservation  so  gut  wir  gekonnt  sonsten  suchen  und  beobachten 
müssen.  Und  demnach  Ew.  Ld.  sich  albereit  wohl  und  dergestalt 
erkläret,  wie  es  einen  getreuen  Cuhrfttrsten  —  gebühret,  überdem  sich 
zu  beständiger  und  fester  Haltung  des  mit  uns  aufgerichteten  Bund- 
nus  nochmals  erbieten,  also  versichern  wir  Ew.  Ld.  hiermit  gleich- 
falls reciproce  zu  aller  beständigen  und  der  Allianz  gemässenen 
Freundschaft.  Und  weil  sowohl  das  Reich  als  auch  iedweder  Cuhr- 
fürst,  Fürst  und  Stand  desselben  nicht  nur  mit  dem  Könige  und 
Cron  Frankreich,  sondern  auch  anderen  auswertigen  in  gutem  Ver- 
trauen und  Nachbarschaft  zu  leben,  auch  wir  absonderlich  vor  uns 
keines  anderen  gemeinet  sein,  so  sehen  wir  nicht,  warumb  —  je- 
mand der  auswertigen  von  dem  Reich  oder  demselben  zugethanen 
Cuhrfttrsten,  Fürsten  und  Ständen  etwas  anders  und  weiters  zu  be- 
gehren haben.  Es  ist  Ew.  Ld.  aus  denen  alten  und  neuen  Geschich- 
ten mehr  dann  zuviel  bekannt,  dass  das  H.  Römische  Reich  niemals 
sich  in  besserem  Stande  befunden,  als  wenn  es  seine  Sachen  vor 
sich  allein  gehabt,  denen  Benachbarten  zur  Feindschaft  keine  Ursache 
gegeben  und  sich  aller  fremden  Sachen  soweit  entschlagen,  das  wird 
verhoffentlich  mit  Gottes  Hülfe  auch  noch  ietzo  das  beste  —  sein.  — 


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Französische  Anträge  an  EiPfalz.  91 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree  18.  No- 
vember 1661. 

[Mittheilnng  der  Eröffnnngen  von  E.Pfalz.    Frankreichs  anmassendes  Auftreten 

im  Reiche.] 

Er  theilt  demselben  das  Anbringen  Gravelles  an  K.Pfalz  und  dessen  18.  Nov. 
Erklärung  darauf  mit,  bittet  den  Kaiser,  ihm  seine  Meinung  darüber  zu 
eröffuen. 

Es  will  fast  das  Ansehen  gewinnen,  dass  nachdem  Münster  und 
Trier*)  sich  auch  in  die  also  genannte  Frankfurtische  Allianz  be- 
geben, man  die  annoch  wenig  ttbrige  Stände  vollend  hineinzuziehen  und 
dergestalt  das  arbitrium  im  H.  Römischen  Reich  per  indirectum  an 
sich  zu  bringen  suche,  welches,  wie  es  eine  Sache  von  der  aller- 
grössten  Wichtigkeit  ist,  also  werden  E.  Keys.  M.,  zumal  gegen  be- 
vorstehenden Reichstag  deroselben  —  reichlich  vorzusinnen  wissen 
nnd  ihro  belieben  lassen,  das  Werk  unbeschwert  in  geheimb  zu 
halten.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  29.  No- 
vember 1661. 

[auf  das  Schreiben  vom  18.  November.    Der  Anmassang  Frankreichs  muss  ent- 
gegen getreten  werden. 

Dank  für  die  Mittheilung.  Kurpfalz  hat  in  seiner  Antwort  an  29.  Nov. 
Gravelle  das  Werk  gar  reiflich  nnd  wohl  überlegt,  was  das  für  eine 
Freiheit  des  Reiches  sein  würde,  wenn  dessen  vornehmste  Sänien  sich  an 
eine  so  gestalte  Allianz  binden  lassen  sollten,  vermöge  deren  sie  sich  des 
höchsten  Kleinods  ihrer  Gerechtsame  und  Libertät  zu  begeben,  und  sich 
deren  nur  so  weit  zu  gebrauchen  befugt  sein  sollten,  als  es  der  Krone 
Frankreich  Interesse  zulassen  würde.  Auch  er  wie  Ef.  ist  der  Meinung, 
dass  man  auf  diese  als  eine  der  allerwichtigsten  Sachen  eine  absonderliche 
Reflexion  zu  machen  nnd  wohl  vorzusinnen  habe,  damit  solchem  weit  aus- 
sehenden Beginnen  gesteuert  werden  möge.  Kf.  möge  sich  bemühen,  K. 
Pfalz  bei  seiner  gnten  Intention  zn  erhalten. 

*).  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  war  schon  im  Januar  1661 
der  Rheinischen  Allians  beigetreten  (s.  Tucking,  Geschichte  des  Stifts  Münster 
anter  Christoph  Bernhard  von  Galen  S.  82;  Köche.r  I  S.  299.)»  Kurfürst  Karl 
Kaspar  von  Trier  im  Angnst  desselben  Jahres.  (Gnhraajer  II  S.  311,  Mignet, 
N^goeiations  relatives  ä  la  succession  d'Espagne  sous  Loais  XIV,  U  B.  19.) 


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Abschnitt   3. 

Die  Belehniing  des  Kurfürsten  durch  den  Kaiser  und 
die   Verhandlungen  über  die  schwedische  Belehnung. 

1661. 


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Einleitung. 


Nachdem  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  im  Juli  1642^)  durch  Kaiser 
Ferdinand  III.  die  Belehnuug  mit  seinen  Reichslanden  und  den  böhmi- 
schen Lehen  empfangen  hatte,  hatte  der  Tod  dieses  Kaisers  und  die 
Erhebung  des  Sohnes  desselben,  Leopold  I.  zur  kaiserlichen  Würde 
(18.  Juli  1658)  auch  für  ihn  eine  neue  Lehnsempfängnis  nöthig  gemacht. 
Da  die  damaligen  kriegerischen  Yerhältnisse  die  Ausführung  derselben 
innerhalb  der  eigentlich  vorgeschriebenen  Jahresfrist  unstatthaft  erscheinen 
liessen,  so  hatte  zu  Ende  derselben  der  damals  auf  dem  Feldzuge  in  Jüt- 
land  abwesende  Kurfürst  die  Geheimen  Räthe  in  Berlin  angewiesen'), 
dnrch  seinen  Residenten  in  Wien,  Andreas  Neumann,  um  Verlängerung 
dieser  Frist  nachsuchen  zu  lassen,  schon  jetzt  aber  die  zu  einer  solchen 
Belehnnng  nöthigen  Vorbereitungen  zu  treffen,  die  Instruktion,  Vollmachten, 
Creditive  n.  s.  w.  für  den  Geheimen  Rath  Johann  Friedrich  ▼.  Loben 
and  jenen  Andreas  Neumann,  welche  er  damit  zu  betrauen  gedachte, 
anzufertigen.  Der  Kaiser  hatte  dann  auf  das  Gesuch  Neumanns  zu- 
nächst durch  ein  Decret  vom  23.  Juli  1659  den  Termin  auf  6  Monate,  bis  zum 
23.  Januar  1660,  und  als  der  Kurfürst  infolge  der  Fortdauer  der  kriege- 
rischen Verwickelungen  zu  £nde  1659  um  eine  weitere  Prolongation  nach- 
suchen liess'),  durch  ein  neues  Decret  vom  19.  Januar  1660  auf  weitere 
6  Monate  bis  zum  23.  Juli,  dann  auf  ein  nochmaliges  Prolongationsgesuch^)« 
welches  mit  der  bevorstehenden  Reise  des  Kaisers  nach  Steiermark  und 
andererseits  damit,  dass  der  Kurfürst  infolge  des  Todes  seiner  Mutter  und 
des  eben  erfolgten  Friedensschlusses  seine  Minister  zu  allerhand  anderen 
Abschicknngen  gebrauchen  müsste,  motiviert  wurde,  auf  weitere  3  Monate, 
bis  zum  23.  October  1660  verlängert.  Diesen  Termin  scheint  der  Kurfürst 
wirklieh  einzuhalten  beabsichtigt  zu  haben.  Rechtzeitig  Hess  er  die  Vor- 
bereitungen, welche  vorher  doch  unterblieben  sein  müssen,  treflfen,  Anfang 


»)  8.  ürk.  u.  Akt.  I  S.  790. 

^  d.  Feldlager  bei  Coldingen  in  Jätland  30.  Juni  / 10.  Juli  1659. 

')  Kf.  ao  A.  Neomann  d.  Hauptquartier  zu  Barth  3./ 13.  November  1659. 

*)  Kf.  an  A.  Nenmann  d.  Goln  a.  d.  Spree  3./13.  Mai  1660. 


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9G  ^'    ^i®  Belehoang  des  KarffirsteD  n.  8.  w. 

Jali  wurde  eine  Instruktion  für  jene  beiden  Bevollmächtigten  durch  den 
Geheimenrath  Friedrich  v.  Jena  aufgesetzt,  der  Entwurf  desselben  wurde 
am  31.  Juli  im  Geheimen  Rathe  verlesen,  darauf  auch  an  Neumann  mit- 
getheilt  und  demselben  aufgetragen,  was  er  dabei  etwa  zu  erinnern  habe 
rechtzeitig  anzumelden,  auch  die  in  den  fränkischen  Fürstenthümern  regie- 
renden Vettern  des  Kurfürsten,  Markgraf  Albrecht  von  Anspach  and 
der  minderjährige  Markgraf  Christian  Ernst  von  Baireuth,  denen 
kraft  der  Dispositio  Achillea  und  des  dieselbe  bestätigenden  Geraer  Haas- 
Vertrages  die  Mitbelehnung  zur  gesamten  Hand  mit  den  Kurlanden  zustand, 
wurden  von  der  Absiebt  des  Kurfürsten  in  Kenntnis  gesetzt  und  aufgefor- 
dert, Bevollmächtigte  nach  Wien  zu  senden.  Schliesslich  aber  hat  der 
Kurfürst  doch  noch  einmal  eine  neue  Prolongation  des  Termins  nach- 
gesucht. In  einem  Rescripte  an  Neumann*)  schreibt  er,  derselbe  werde 
aus  seinem  vorigen  Rescripte  ersehen  haben,  dass  er  gewünscht  habe,  die 
Belehnungssache  jetzt  zu  Ende  zu  bringen.*  Da  er  sich  aber  aus  dem  In- 
strumento  pacis  und  sonst  ferner  habe  berichten  lassen,  dass  der  König 
von  Schweden  als  Herzog  von  Pommern  zu  der  Zeit,  wann  er  mit 
Pommern  belehnt  werde,  durch  seine  Bevollmächtigten  die  Mitbelehoung 
zu  empfangen  habe,  und  dass  er,  der  Kurfürst,  verpöichtet  sei,  demselben 
den  von  dem  Kaiser  für  die  Belehnung  angesetzten  Termin  vier  Monate 
vorher  anzuzeigen,  so  solle  Neu  mann  dieses  dem  Kaiser  vorstellen  und 
denselben  ersuchen,  wegen  dieser  ihm  nicht  eher  beigefallenen  Ursachen 
einen  weiteren  Indult  auf  wenigstens  6  Monate  zu  gewähren,  und  in  der 
That  bewilligte  der  Kaiser  durch  Decret  vom  12.  November,  dem  Antrage 
Neumanns  entsprechend,  eine  weitere  Prolongation  auf  8  Monate  bis  zam 

23.  Juni  1661. 

Es  Ist  durchaus  unglaublich,  dass  man  brandenburgischerseits,  wie  der 
Kurfürst  hier  vorgiebt,  jenes  durch  den  Westfälischen  Frieden  Schweden 
zugesprochene  Recht  der  Mitbelehnung  über  Hinter  pommern  und  Gam- 
mln und  die  noch  weiter  gehenden  Rechte,  welche  der  Kurfürst  in  dem 
Stettiner  Grenzrecess  von  1653  dieser  Krone  hatte  einräumen  müssen,  ein- 
fach vergessen  und  dass  man  sich  erst  nachträglich  derselben  erinnert 
haben  sollte,  vielmehr  ist  ganz  offenbar,  dass  der  Kurfürst  zu  Anfang  die 
bewusste  Absicht  gehabt  hat,  jene  Rechte  Schwedens,  und  zwar  nicht  so- 
wohl die  aus  dem  Westfälischen  Frieden  als  vielmehr  die  ans  jenem 
.Stettiner  Recess  abzuleitenden,  unberücksichtigt  zu  lassen.  In  dem  West- 
fälischen Friedensinstrument  ^)  war  Schweden  nur  die  Simultaninvestitur 
mit  Hinterpommern  und  Caromin  znerkannt  worden,  ohne  dass  dabei 
Näheres  über  die  Modalitäten  festgesetzt  oder  bestimmte  Verpflichtungen 
für  den  Kurfürsten  daran  geknüpft  wären,  erst  durch  den  Stettiner  Re- 
cess vom  14.  Mai  und   die  im  Anschlüsse  an  denselben  zu  Stockholm  am 

24.  Mai  1653  abgeschlossenen  Specialconventionen  waren  solche  festgesetzt 


»)  d.  Cöln  a.  d   Spree  13./ 23.  September  1G60. 
0  Inslr.  pacis  Osnabr.  X,  §  4   b.  auch  XI.  §  1*2. 


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EiDleitoDg.  97 

und  zDgleich  die  Schweden  eingeräaniten  Rechte  bedeutend  erweitert  wor- 
den. Einmal  nämlich  hatte  sich  der  Kurfürst  dort  verpflichten  müssen  i), 
wenn  yom  Kaiser  der  Termin  für  die  Lehnsempfangnis  festgesetzt  sei,  den- 
selben  yier  Monate  vorher  dem  schwedischen  Könige  anzuzeigen ,  damit 
derselbe  rechtzeitig  seine  Bevollmächtigten  zur  Entgegennahme  der  Simul- 
taninvestitur über  Hinterpommern  und  Gammln  an  den  Kaiserlichen  Hof 
entsenden  könne.  Ferner  aber  hatte  der  Kurfürst')  dem  Könige  und  der 
Krone  Schweden  die  früher  den  Herzogen  von  Pommern  kraft  der 
Erbvertrftge  zustehende  Anwartschaft  auf  die  Neumark,  das  Land  Stern- 
berg und  die  Schlösser  Vierraden  und  Löckenitz  samt  deren  Oebiet 
nnd  demgemäss  auch  die  Simultaninvestitur  mit  diesen  Landen  zugestehen 
müssen.  Dieses  auch  im  übrigen  so  ungünstigen  Vertrages,  welcher  ihm 
nur  im  Drange  der  Noth  abgepresst  war,  hat  der  Kurfürst  bei  nächster 
günstiger  Gelegenheit  sich  zu  entledigen  gesucht,  und  eine  solche  schienen 
die  glücklichen  Waffenerfolge  gegen  Schweden  im  nordischen  Kriege,  in 
dessen  letztem  Stadium  ein  grosser  Theil  des  Schwedischen  Pommerns  von 
den  Truppen  des  Kurfürsten  und  seiner  Bundesgenossen  besetzt  wurde,  dar- 
zubieten. Allerdings  hat  er,  ohne  grosse  Schwierigkeiten  zu  machen,  bei  den 
Friedensverhandlungen  in  0 1  i  v  a  und  den  gleichzeitigen  Verhandlungen  mit  den 
Braunschweigischen  Fürsten  und  deren  Genossen*)  in  die  Räumung 
und  Wiederabtretung  dieser  eroberten  Plätze  eingewilligt,  aber  jenen  Ver- 
trag betrachtete  er  als  durch  den  Krieg  hinfällig  geworden.  Er  verweigerte 
die  von  Schweden  geforderte  ausdrückliche  Erwähnung  und  Bestätigung 
desselben  in  dem  Olivaer  Friedensvertrage  und  gab  ganz  offen  kund,  dass 
er  denselben  nicht  für  zu  Recht  bestehend  anerkannte.  In  einer  bald  nach 
dem  Abschluss  des  Friedens,  sicherlich  auf  seine  Veranlassung  erschienenen 
Flugschrift^)  wird  auf  das  eindringlichste  die  Ungerechtigkeit  und  Gewalt- 
samkeit, mit  welcher  Schweden  bei  den  Stettiner  Tractaten  gegen  den  Kur- 
fürsten verfahren,  geschildert,  die  Ungerechtigkeit  und  Unbilligkeit  der 
Bestimmungen  des  Recesses  dargelegt  und  dem  Kurfürsten  die  Befugnis 
zugesprochen,    ohne    Rücksicht  auf  denselben   sich   wieder  in  den  Besitz 


')  Stettiner  Grenzrecess  §  27  (Dähnert,  Sammlung  gemeiner  n.  besonderer 
Pommerscher  und  Rügischer  Landes -Urkunden  I  S.  140),  vgl.  Specialconven- 
tioD  I  (Dahnert  S.  160). 

»)  Stettiner  Grenzrecess  §29  (3.143),  s.  Specialconvention  II  (8.  170). 

>)  S.  oben  S.  4ff. 

*)  Sammarium  prooessns,  qao  erga  serenissimam  et  potentissimnm  electorem 
Brandenbnrgicnm  contra  instrnmentam  pacis,  pragmaticas  imperii  sanctiones,  dei, 
natnrae,  gentium  oroniaqae  iara  circa  restitaendam  Pomeraniam  ulteriorem  apud 
ita  dictos  limitam  tractatus  Stetini  habitos  magna  iniastitia  atqae  aperta  vi 
osa  est  Saeeia  (s.  1.  1660).  Ohne  Zweifel  ist  es  diese  Schrift,  welche  des  Kf. 
Gesandter  in  Paris,  v.  Brandt,  ins  Französische  übersetzt,  um  sie  dem  Car- 
dinal Mazarin  zu  überreichen  (s.  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  580),  und  aaf  welche  der 
aebwediache  Reichskanzler  1663  v.  Grockow  gegenüber  hindeutet  (Urk.  n.  Akt. 
IX  8.751). 

Haler,  s.  Gesch.  d.  0.  Kurfurtteik     JLT.  7 


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98  3.    Die  Belehnnng  des  Knrfarsten  n.  s.  w. 

dessen  zu  setzen ,  was  ihjn  von  Rechts  wegen  zakomme,  und  der  Korförst 
hat  noch  nach  dem  Friedensschlüsse  bis  in  den  Herbst  1660  hinein  am 
französischen  Hofe  Unterhandinngen  führen  lassen  ^)y  welche  dahin  zielten, 
nnter  französischer  Einwirknng  von  Schweden  eine  günstigere  Grenzlinie 
in  Pommern  nnd  den  Verzicht  auf  den  Antheil  an  den  Colberger  SeezölleD, 
welchen  es  sich  anch  in  dem  Stettiner  Recess  ansbedungen,  zn  erwirken. 
Allein  diese  Bemühnngen  waren  ganz  erfolglos  nnd  einerseits  die  Erkennt- 
nis, dass  diese  Pläne  jetzt  doch  nicht  ansführbar  seien,  andererseits  der 
Wnnsch,  Schweden,  dessen  feindselige  Haltung  gegen  ihn  gewiss  znm  Theil 
dnrch  dieselben  hervorgerufen  war,  seinerseits  keinen  Vorwand  zn  dem 
befürchteten  kriegerischen  Losbrechen  darzubieten,  haben  den  Knrfürstea 
bewogen,  einznlenken  und  wenigstens  eine  directe  Verletzung  der  Bestim- 
mungen des  Stettiner  Vertrages  zu  vermeiden.  Er  hat  daher,  nachdem  er 
von  dem  Kaiser  die  erbetene  weitere  Prolongation  des  Termines  für  die 
Lehnsempf&ngnis  erlangt  hatte,  rechtzeitig  im  Januar  1661  dem  Könige 
von  Schweden,  allerdings  ohne  des  Stettioer  Vertrages  Erwähnung  zu 
thnn,  nur  nnter  Berufung  auf  das  demselben  dnrch  den  Westfälischeo 
Frieden  zugesprochene  Recht  der  Simultaninvestitur  Anzeige  von  dem  ihm 
dazu  gestellten  Termine  und  von  seiner  Absicht,  zu  demselben  Bevoll- 
mächtigte nach  Wien  zu  senden,  gemacht*).  Die  schwedische  Regentschaft 
erwiderte  darauf*),  dass  auch  sie  im  Begriff  sei,  eine  Gesandtschaft  nach 
Wien  zu  schicken,  um  dort  die  Belohnung  mit  den  Schweden  durch  den 
Westfälischen  Frieden  zugefallenen  Reichslanden  zn  betreiben,  nnd  dass 
sie  Sorge  tragen  werde,  inbetreff  der  Simnltaninvestitur  das,  was  ihr  nach 
dem  Friedensinstrument  obliege,  auszuführen.  Zugleich  machte  dieselbe 
dem  Kaiser  die  Anzeige ^),  dass  sie,  sobald  es  die  Jahreszeit  erlaube,  eine 
Gesandtschaft  wegen  der  Lehnsempfängnis  zu  ihm  schicken  werde,  nnd 
sie  entsandte  vorläufig  ein  Mitglied  derselben,  den  „in  den  Uerzogthümeru 
Bremen  und  Verden  bestellten  Regierungsrath^  Schweder  Dietrich 
Klei  he,  welcher  schon  1655^)  in  Wien  die  damals  vergeblichen  Verhand- 
lungen wegen  der  Belehnung  geführt  hatte,  dorthin  vorans,  um  zunächst 
die  Rechte  Schwedens  bei  der  Belehnung  des  Kurfürsten  wahrzunehmen. 
Derselbe  reiste  am  10.  Mai  von  Stockholm  ab,  sah  sich  aber  genöthigt,  sich 
nnterwegs  länger  aufzuhalten.  Die  Schwedische  Regierung  in  Stettin 
ersuchte  daher  den  Kurfürsten^,  falls  Kl  ei  he  nicht  zn  dem  bestimmten 


1)  S.  V.  Brandts  Berichte  ans  Paris  (Urk.  a.  Akt.  IX  S.  580 ff.). 

*)  d.  Cleve  13.  Januar  1661  (abgedruckt  in  , Bericht  und  Bewandois  der  In- 
vestitnrsache  zwischen  den  Römisch  Kaiserlichen  nnd  K.  Schwedischen  May.' 
Stralsund  1662,  aach  lateinisch  „Repraesentatio  etc.*  Beil.  F.) 

*)  Schwedische  Regentschaft  an  Kf.  d.  Stockholm  9.  Februar  1661. 

«)  Dieselbe  an  Kaiser  Leopold  d.  Stockholm  16./ 26.  Februar  1661  (Bericht 
nnd  Bewandois  (Repraesentatio)  Beil.  D ) 

*)  S.  Heyne,  Der  schwedische  Investiturstreit  1648—1664.  Progr.  Weilbarg 
1883  S.  11  ff. 

^  d.  Stettin  4/14.  Mai  1661. 


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BinleitiiDg.  99 

Termine  io  Wien  eintreffeD  sollte,  seine  Gesandtschaft  8  bis  14  Tage  auf 
denselben  warten  zu  lassen,  und  der  Kurfürst  befahl  dem  entsprechend 
r.  Löbeb^),  der  urspründlich  Anfang  Juni  hatte  abreisen  sollen,  seine 
Reise  noch  14  Tage  aufzuschieben,  y.  Loben  begab  sich  daher  zunächst 
noch  auf  seine  Güter ,  reiste  erst  am  28.  Juni  von  Peitz,  wohin  er  das 
übrige  Gesandtschaftspersonal  beschieden  hatte,  ab  und  traf  am  14.  Juli  in 
Wien  ein,  wo  inzwischen  auch  Kl  ei  he  schon  erschienen  war. 

Die  nachfolgenden  Akten  yeranschaulichen  den  Verlauf  der  von  den 
Gesandten  des  Karfürsten  dort  geführten  Verhandlungen,  welche  erst  im 
Oetober  ihren  Abschluss  gefunden  haben.  Die  lange  Verzögerang  der- 
selben und  die  Schwierigkeiten,  welche  die  Gesandten  zu  überwinden  hatten, 
worden  h  auptsächlich' durch  drei  Umstände  veranlasst.  Erstens  durch  einen 
zwischen  den  beiden  Vettern  des  Kurfürsten,  welche  die  Mitbelehnung  zu 
empfangen  hatten,  dem  Markgrafen  Alb  recht  von  Anspach  und  dem  noch 
unmündigen  Christian  Ernst  von  Bai reuth  ansgebrochenen  Präcedenz- 
Btreity  welcher  zur  Folge  hatte,  dass  die  erwartete  Gesandtschaft  des  letz* 
teren  nicht  in  Wien  erschien.  Zweitens  durch  die  von  Schweden  auf 
Grund  des  Stettiner  Recesses  erhobenen  Ansprüche,  namentlich  die  For- 
derung, dass  dasselbe  nicht  nur  zur  Simultaninvestitur  über  Hinterpom- 
mern und  Cammin,  sondern  kraft  der  durch  jenen  Recess  der  Krone 
Schweden  zuerkannten  Ezpectanz  auf  die  Neu  mark  und  die  benachbarten 
Gebiete  auch  zur  Mitbelehnung  über  die  Kurlande  zugelassen  werde,  und 
dass  der  Kurfürst  von  dem  Kaiser  die  Bestätigung  jenes  Recesses  ver- 
langen solle.  Endlich  drittens  durch  die  von  kaiserlicher  Seite  erhobene 
Forderung,  dass  nicht  wie  früher  alle  Reichslande  des  Kurfürsten  in  einen 
Lehnsakt  znsammengefasst  und  demgemäss  auch  nur  ein  Lehnsbrief  über 
dieselben  ausgestellt,  sondern  dass  über  die  von  demselben  durch  den 
Westfälischen  Frieden  erworbenen  Lande,  für  welche  damals  zum  ersten 
Male  die  Belehnung  nachgesucht  wurde,  besondere  Belehnungsakte  vorge- 
nommen und  eigene  Lehnsbriefe  ausgestellt,  und  dass  der  Kurfürst  beson- 
dere Lehnsgebühren  für  dieselben  bezahlen  solle. 

Die  erste  Schwierigkeit  wurde  dadurch  gehoben,  dass  der  Kurfürst, 
welcher  mit  Markgraf  Albrecht  zusammen  die  Vormundschaft  über  Markgraf 
Christian  Ernst  geführt  hatte,  für  den  letzteren,  welcher  gerade  damals 
die  Volljährigkeit  erlangte  >),  von  dem  Kaiser  einen  Indult  erwirkte,  dass  er 
erst  später  sowohl  die  Belehnung  mit  seinen  eigenen  Landen  als  auch  die 


>)  d.  Oieve  6.  Jooi  1661. 

>)  Christian  Ernst  (geb.  27.  Jali  1644)  hatte  am  27.  Jali  1661  das  18.  Jahr 
erreicht.  Er  hatte  die  letzten  Jahre  auf  Reisen  im  Auslände  zagebracht,  jetzt 
auf  der  Rückkehr  erschien  er  bei  dem  Eurfürsteo  in  Cleve,  dieser  resignierte 
dort  (25.  September  1661)  anf  die  Vormundschaft  und  überliess  ihm  die  Regie- 
rong,  welche  er  dann,  nachdem  er  am  29.  Oetober  in  Baireuth  eingezogen  war, 
wirklich  übernommen  hat.  S.  Rensohel,  Des  Dnrchlenchtigsten  Chnr-  und 
Fürstlichen  Hauses  Brandenburg  Stammbaum  (Bayreuth  1666)  S.  115. 

7* 


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1(X)  3.    Die  BelehDung  dei  Kurfürsten  n.  s.  w. 

Mitbelehnnng  mit  denen  des  Rnrfürsten  empfangen  dürfe  *),  worauf  an  dem 
Belehnungsakte  nur  die  Anspachische  Gesandtschaft  Tfaeii  genommen  hat. 
Den  Schwedischen  Forderungen  gegenüber  hatte  der  Kurfürst  von  vorne 
herein  seine  Gesandten  angewiesen,  sich  durchaus  passiv  zu  verhalten,  d.  b. 
es  dem  Schwedischen  Gesandten  zu  überlassen,  ob  er  die  Erfüllung  der- 
selben beim  Kaiser  durchsetzen  könne  oder  nicht  An  diesem  Verfahren 
hat  er  dieselben  conseqnent  festhalten  lassen,  und  seine  Voraussetzung, 
dass  man  kaiserlicherseits  in  dieser  Angelegenheit  in  seinem  Interesse  han- 
deln werde,  hat  sich  durchaus  erfüllt.  Der  Kaiser,  welcher  nach  dem 
Olivaer  Frieden  Schweden  in  nicht  minder  gespanntem  und  feindseligeoi 
Verhältnis  gegenüberstand  als  der  Kurfürst,  hat  unter  Berufnng  darauf, 
dass  die  in  dem  Stettiner  Recesse  vorbehaltene  Einhoiuug  der  kaiserlichen 
Ratification  bisher  nicht  erfolgt  sei  und  dass  in  demselben  Schweden  Rechte 
zugesprochen  seien,  welche  zu  bestätigen  er  durch  die  goldene  Bulle  und 
seine  Wahlcapitulation  verhindert  sei,  die  Berücksichtigung  jener  schwe- 
dischen Forderungen  verweigert,  und  wenngleich  es  Kleihe  gelang,  die 
Verhandlungen  längere  Zeit  aufzuhalten,  so  hat  er  doch  nicht  verhindern 
können,  dass  diese  endlich  den  Wünschen  des  Kurfürsten  gemäss  ihren 
Abschluss  fanden,  dass  die  Belehnung  desselben  mit  den  Kurlanden  ohne 
seine  Zuziehung  erfolgte,  worauf  er  sich  auch  von  derjenigen  mit  Hinter- 
pommern fern  gehalten  und  sich  begnügt  hat,  die  Ausstellung  eines 
kaiserlichen  Decretes  zu  erwirken,  in  welchem  erklärt  warde,  dass  das  bei 
der  Belehnung  des  Kurfürsten  Vorgegangene  den  aus  dem  Westfälischen 
Frieden  herstammenden  Rechten  Schwedens  nicht  präjudicieren  solle.  Jenen 
von  kaiserlicher  Seite  aufgestellten  Forderungen  entgegen  hatte  der  Kur- 
fürst seinen  Gesandten  aufgetragen,  dahin  zu  wirken,  dass  für  die  Aequi- 
valentlande  keine  besonderen  Lehnsbriefe  ausgestellt,  sondern  dass  dieselben, 
ebenso  wie  früher  Pommern,  mit  in  den  Hauptlehnsbrief  aufgenommen  würden, 
die  Verpflichtung  zur  Bezahluog  besonderer  Gebühren  hatte  er  vollständig 
abgelehnt.  In  dem  ersten  Punkte  hat  er  sich  nachher  den  Wünschen  des 
Kaisers  insofern  gefügt,  als  er,  damit  den  nach  dem  Westfälischen  Frieden 
Schweden  zustehenden  Rechten  Genüge  gethan  werden  könne,  zuliess,  dass 
zwei  Belehnungsakte,  der  eine  für  die  K  u  r  1  a  n  d  e  und  die  A  e  q u  i  v  al  e  n  t  e,  der 
andere  für  Hinterpommern  und  C  a m  m i n,  vorgenommen,  und  dass  bei  dem 
letzteren  Schweden  die  Zulassung  zur  Empfangnahme  der  gesamten  Hand 
gestattet  wurde.  In  dem  zweiten  Punkte,  in  Betrefif  der  von  kaiserlicher 
Seite  geforderten  Gebühren,  hat  er  in  der  Hauptsache  seinen  Willen  durch- 
gesetzt. Nur  für  Hinterpommern  erklärte  er  sich  bereit,  die  Regalien 
zu  entrichten,  und  als  die  Reichskanzlei  und  der  Reichshofrath  damit  nicht 
zufrieden  waren  und  durch  immer  weitere  Verzögerung  der  Belehnung  ihre 
Forderungen  durchzusetzen  suchten,  drohte  v.  Loben,  dass  er  abreisen 
und  die  ganzen  Verhandlungen  abbrechen  würde.     Schliesslich  liessen  sich 


0    Dieselbe  hat  erst  am  1.  August  1663  stattgefunden  (Diarium  Europ. 
X  S.  498). 


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Einleitung.  101 

die  Reichskanzlei,  die  Hofämter  nnd  die  niederen  kaiserliehen  Beamten  mit 
der  Zahlung  ziemlich  unbedeutender  Summen  (im  ganzen  c.  1300  Tbaler) 
zofriedenstellen,  während  der  Reichshofrath ,  welcher  den  Betrag  des  von 
ihm  beanspruchten  Laudemium  der  Generosität  des  Kurfürsten  anheimge- 
stellt hatte,  ganz  leer  ausging. 

Zu  Anfang  des  nächsten  Jahres  1662  erschien^)  in  Wien  jene  früher 
angekündigte  grosse  schwedische  Gesandtschaft,  um  dort  die  Be- 
lehnnng  ihres  Königs  mit  den  Reichslanden  und  bei  dieser  Gelegenheit  zu- 
gleich die  Bestätigung  des  Stettiner  Recesses  durch  den  Kaiser  sowie  die 
Erfüllung  anderer  Forderungen,  welche  schon  1655  durch  Kleihe  gestellt 
worden  waren,  zu  erwirken.  Gleichzeitig  schickte  die  schwedische  Regent- 
schaft an  den  Kurfürsten  den  Yicekanzler  von  Vorpommern  v.  Sternbacb, 
am  bei  demselben  über  die  Haltung,  welche  y.  Loben  Eleihe  gegenüber 
eingenommen  hatte,  Beschwerde  zu  führen  und  auf  Grund  des  Steltiner 
Recesses  von  dem  Kurfürsten  zu  verlangen,  dass  derselbe  jene  Forderun- 
gen Schwedens  in  Wien  unterstutzen  und  dort  selbst  die  Bestätigung  des 
Stettiner  Recesses  nachsuchen  solle.  Die  am  Schluss  dieses  Abschnittes 
abgedruckten  Akten  zeigen,  wie  der  Kurfürst  sich  diesem  Ansinnen  gegen- 
über verhalten,  wie  er  gerade  daraus,  dass  die  Erfüllung  desselben  als 
vertragsmässige  Pflicht  von  ihm  gefordert  wurde,  Gelegenheit  genommen 
hat,  dasselbe  auf  das  entschiedenste  abzulehnen,  und  wie  er  auch  in  Wien 
seinen  Residenten  Neu  mann  dieselbe  passive  Rolle  wie  früher  hat  weiter- 
spielen  lassen. 

An  dieser  ablehnenden  und  feindlichen  Haltung  Schweden  gegenüber 
bat  der  Kurfürst  auch  noch  weiter,  bis  in  das  Jahr  1663  hinein,  festgehalten. 
Sie  zeigt  sich  in  der  Instruktion  des  Kurfürsten  vom  2.  August  1662  ')  für 
seine  Gesandten  zum  Reichstage  in  Regensburg,  auf  welchen  der  Kai- 
ser, nachdem  die  Verhandlungen  mit  jener  schwedischen  Gesandtschaft 
sich  fruchtlos  zerschlagen  hatten,  die  ganze  schwedische  Belehnungssache 
rerwiesen  hatte,  ebenso  auch  in  der  seinem  nach  Schweden  geschickten 
Gesandten  v.  Krockow  mitgegebenen  Instruktion  vom  31.  October  1662 3) 
nnd  in  den  zu  Anfang  des  nächsten  Jahres  im  Geheimen  Rathe  des  Kur- 
fürsten gehaltenen  Berathungen*).  Dieselbe  ändert  sich  erst,  nachdem  der 
Korfürst  in  diesem  Jahre  eine  wirkliche  Aussöhnung  und  eine  engere  Ver- 
bindung mit  Schweden  als  nothwendig  erkannt  hat.    Schon  in  einem  Re- 


*)  S.  Heyne,  Der  schwedische  iDvestitarstreit  S.  17. 

*)  S.  unten  Abschnitt  4. 

')  ürk,  u.  Akt.  IX  S.  743. 

*)  Nach  dem  GeheimenrathsprotokoUe  vom  9.  Januar  1663  befiehlt  Kf.  in- 
folge der  Nachrichten  v.  Krockows  von  der  Armatur  der  Schweden  seinen  Ge- 
heimen Bäthen,  dass  ein  jeder"  von  ihnen  sein  schriftliches  Bedenken  aufsetzen 
solle,  «was  sie  vermeioten,  dass,  wenn  solche  Zeitung  continuieren  sollte,  Ef. 
zu  thun,  was  für  Aktionen  zu  machen,  wie  er  sich  zu  verhalten,  woher  die  Mittel 
zu  Debmen.* 


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102  3*    I)id  BelehouDg  des  Karffirsten  n.  8.  w. 

Bcript  ao  7.  Krockow  vom  1.  JqdI  1663^)  erklärt  er  sich  bereit,  als  wei- 
teren Beweis  seiner  Freundschaft  die  begehrte  Bestätigung  des  Stettiner 
Vertrages  und  die  Belehnung  Schwedens  mit  Pommern  beim  Kaiser  und 
Reichstage  zu  recomroandieren '),  und  da  man  damals  auch  am  kaiserlichen 
Hofe,  in  dem  Wunsche,  7on  Schweden  Hülfe  für  den  Türkenkrieg  zu  er- 
langen, geneigter  war  den  Forderungen  desselben  zu  willfahren,  so  nahmen 
die  seit  dem  März  1664  in  Regensburg  wiederaufgenommenen  Yerhand- 
langen')  einen  günstigen  Verlauf  uud  endeten  damit,  dass  am  5.  Mai  der 
schwedische  Gesandte  dort  die  Belehnung  empfing  und  in  dem  von  dem 
Kaiser  ausgestellten  Lehnsbriefe  der  gesamte  Stettiner  Recess  und  noch 
besonders  die  in  demselben  Schweden  zuerkannten  Anwartschaften  bestätigt 
wurden,  worauf  der  Kurfürst  am  19.  October  1664  im  Beisein  schwedischer 
Kommissare  die  Erbhuldigung  in  Hinterpommern  entgegengenommen  hat. 


h  Urk.  u.  Akt.  IX  8.755. 

')  S.  das  Rescript  an  die  Reichstagsgesandten  v.  9./19.  December  1663  unten 
Abschnitt  4. 

»)  S.  Heyne  S.  21f. 


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Instruction*),  wornach  sich  Unsere  .  .  .  Johan  Friederich 
Freiherr  v.  Loben  ^)  .  •  .  und  Andreas  Neamann^)  bei  Em- 
pfahung  der  Reichs  Lehn  zu  achten.    D.  Cleve  4.  Mai  1661*). 

[Waram  die  Belehoung  erst  jetzt  aachgesucht  wird;  auf  das  Beispiel  K.Sach8eD8 

uDd   K.Baierns    zu    achten;    die    far  Pommern    gewonnenen    Aeqaivalente;    die 

Belohnungen  zu  gesaroter  Hand,  von  welchen  die  über  Gleve,  Jülich,  Berg  zu 

sondern  sind;  Abfindung  der  Reichs -Kanzlei.] 

AU  nach  Absterben  der  R.  Keys.  M.,  weylandt  Ferdinand  III.  IftW- 
—  und  darauf  erfolgter  ordentlicher  Wahl  der  jetzigen  R.  Keys.  M.  4  Mai. 
Wir  uns  so  balde  erinnert,  wohin  Uns  Unsere  Pflicht  und  Schuldig- 
keit derer  von  dem  H.  Rom.  Reiche  zu  Lehn  tragenden  —  Lande  wie 
auch  aller  anderen  Anwartunge,  Privilegien,  Gnaden  und  Gerechtig- 
tigkeiten  halber  anwiese,  und  dass  Wir  dieselbe  zu  rechter  Zeit  zu 
suchen  hätten,  so  seind  Wir  zwar  derselben  mit  der  gewöhnlichen 
Mutbung  gehöriger  Maassen  und  zu  rechter  Zeit  nachkommen.  Dem- 
nach aber  beides  die  R.  Keys.  M.  ausser  dem  Reich  in  Ungarn  eine 
Zeit  lang  sich  aufgebalten,  dan  auch  Uns  Krieges  -  Expeditiones 
zugestossen,  wodurch  Wir  und  daher  verursachter  Abwesenheit  von 
Unsern  Landen  die  Lehn  wttrcklich  empfangen  zu  lassen  bishero  ab- 


0  Die  ivlohtigsten  Akten  für  diese  Belehnungssache  finden  sich  im  K.  Haus- 
archiv SU  Berlin.  Pufendorf  hat  dieselben  benutzt  und  giebt  auf  Grund  der- 
selben (IX  §29—31  8.  Ö67flf.)  eine  kurze  Darstellung  dieser  Ereignisse. 

*)  y.  Loben  hatte  schon  bei  der  ersten  Belehnung  des  Kurfürsten  1642,  eu- 
sammen  mit  dem  damaligen  Residenten  desselben  in  Wien,  Rebeneck,  als 
Bevollmächtigter  fungiert,  s.  ürk.  u.  Akt.  I  S.  790. 

*)  Andreas  Nenmann,  seit  1646  Resident  des  Kurfürsten  in  Wien,  s. 
ürk.  u.  Akt.  IV  S.890. 

*)  Das  Goncept  dieser  Instruction,  von  Friedrich  v.  Jena  geschrieben, 
trägt  ursprünglich  das  Datum  vom  9./19.  Juli  1660,  es  wurde  am  31.  Juli  im  Ge- 
heimen Ratbe  verlesen,  nachher  aber  auf  den  4.  Mai  1661  umdatiert,  s.  oben  S.  96. 


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104  3.    Die  BelehDUDg  des  Eurrürsten  a.  8.  w. 

gehalten,  deshalb  auch  von  I.  Keys.  M.  auf  geschehenes  geziemendes 
Anhalten  verschiedene  gnädigste  Indulta  ertheilet  und  numehro  end- 
lich zur  Abstattung  der  Würcklichkeit  und  solennen  Lehns-Empfahung 
der  Monat  Junius  dieses  Jahres  dazu  berabmet  —  so  haben  Wir 
Uns  resolviret  das  Werk  nicht  länger  anstehen  zu  lassen,  besondern 
zumal  Wir  in  Unserer  Residenz  wieder  angelanget,  der  verlangete 
Friede  durch  Gottes  Gnade  erfolget  und  dahero  die  vorgewesene  Ver- 
hinderungen guten  Theils  bei  Uns  aufhören,  dasselbe  —  zu  seiner 
Endschaft  und  Richtigkeit  zu  befördern,  weswegen  ihr,  der  Freih. 
V.  Loben,  euch  dan  zu  rechter  Zeit  von  hinnen  aufmachen  sollet, 
damit  ihr  euch  mit  Unserm  Rath  und  Residenten  Andreas  Neu- 
mannen zuvorhero  —  die  Sache  mit  einander  zu  überlegen  Zeit  und 
Gelegenheit  haben  möget. 

Ges.  haben  darauf  zu  sehen,  dass  die  Solennien  wie  sie  vor  Alters 
im  karfürstlichen  Hause  gebräuchlich  waren,  beobachtet  und  der  Lehns- 
eid in  der  alten  Form  geleistet,  sie  selbst  ganz  wie  die  von  K. Baiern 
und  K.  Sachsen  recipiert  und  traktiert  werden,  zumal  Neu  manu  vor 
diesem  berichtet  hatte,  dass  die  K.Mainzischeu  gegen  jene  zurückge- 
setzt worden  seien.  Doch  werden  sie  sich  so  zu  betragen  wissen,  dass 
keine  unnütze  Skrupel  erweckt,  oder  ohne  Grund  die  Hauptsache  aufge- 
hoben werde.  Bei  der  Audienz  haben  sie  die  Proposition  so  wie  sie  1638 
and  1642  abgelegt,  jedoch  mit  Berücksicbtigang  der  seither  im  Besitzstand 
eingetretenen  Veränderungen  abzulegen,  so  dass  in  specie  des  Hcrzogthums 
Magdeburg,  wie  auch  der  Fürstenthümer  Halberstadt,  Minden  und 
Camin,  auch  der  Snchung  der  gesamten  Hand  an  das  Herzogtham 
Mecklenburg,  das  Fürstenthum  Ratzeburg  und  sonst  überall  der  ge- 
samten Hand  für  unsere  Vettern,  die  Markgrafen  zu  Nürnberg  mitgedacht 
werde,  ausser  was  die  Herzogthümer  Jülich,  Cleve  und  Berg  nebst  den 
dazu  gehörigen  Landen  betrifft,  an  welchen  den  Markgrafen  weder  die  ge- 
samte Hand  noch  sonst  ein  ander  Recht  zusteht.  Ges.  erhalten  zwei  Haupt- 
Vollmachten,  eine  zu  Empfahung  der  ordentlichen  männlichen  Reichslehen, 
darunter  auch  die  Aeqnivalentlande  inbegriffen,  und  eine  für  die  Cleve- 
Jülich-Bergischen  Lande,  and  sie  haben  diese  Lehnssacbe,  absonder- 
lich die  Angelegenheit  der  Aequivalente,  bei  den  anwesenden  Ministris 
aufs  beste  zu  recommandieren  und  dabei  sich  der  beifolgenden  Creditive  ^) 
zu  bedienen. 


0  Sie  erhalten  solche  ausser  an  den  Kaiser,  die  verwittwete  Kaiserin  aod 
den  Erzherzog  Leopold  Wilhelm  an  Wenzel  Franz  Easebias  Herzog 
von  Sagan  und  Forst  von  Lobkowitz,  an  Johann  Weichardt  Fürst  von 
Anersperg,  an  Johann  Ferdinand  Fürst  von  Portia,  an  Dod  Annibal 
Gonzaga,  an  den  Hofmarschall  Graf  Stahremberg,  den  Geheimenrath  Graf 
V.  Traun  und  den  Oberkämmerer  des  Erzherzogs  Leopold  Wilhelm,  den  Grafen 


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iDStraktion  der  Gesandien.  105 

Und  ob  wir  wohl  —  dafür  halten  müssen,  dass  die  Belehnung 
ttber  die  Jülich-Gleve-Bergischen  und  zugehörigen  Lande  so  wenig 
vor  jetzo  als  vor  diesem  erfolgen  möchte,  so  ist  jedennoch  —  die 
Belehnung  —  mit  ganzem  Fleiss  zu  suchen  —  (damit)  uns  die  ge- 
ringste Schuld  der  bis  anhero  unentschieden  gebliebenen  Sachen  nicht 
beizumessen,  auf  den  äussersten  Fall  aber  unser  Recht  —  zu  ver- 
wahren.   Und  nachdem  wir  —  jetzo  auch  zugleich  mit  denen 

in  dem  Instrumento  Pacis  erhaltenen  Aequivalent  -  Landen ,  als 
Magdeburg,  Halberstadt,  Minden  und  Gamin  belehnet  werden 
müssen  und  dahero  die  Kotturft  erfordert,  dass  die  Lehnbriefe  dar- 
über als  die  ersten,  und  weil  die  Lande  geistliche  Güter  gewesen, 
wohl  und  ohne  einigen  Scrupel  oder  Praejuditz,  absonderlich  der- 
gestalt eingerichtet  werden  mögen  wie  unser  Haupt- Lehnbrief  über 
unsere  Chur-,  Herzogthümer  und  andere  Fürsten thümer,  und  dass  dem 
Papst  oder  andern  Päpstlern  zu  gefallen  keine  vorträgliche  oder  son- 
sten  einige  andere  Glausula  reservativa  hieringerückt  werde  — ,  so 
sehen  wir  nicht,  wie  wir  dergleichen  Glausul  gar  oder  doch  auf 
den  äussersten  Fall  anderer  Gestalt  zulassen  können,  als  dergestalt: 
„doch  uns  und  dem  h.  Reich  an  unser  Obrigkeit  und  sonst  männig- 
lich  an  seinen  Rechten  und  Gerechtigkeiten,  so  weit  sie  dem  Instr. 
Pacis  gemäss  und  demselben  auf  keinerlei  Weise  oder  Wege  zuwider 
und  entgegen,  unvorgreiflich  und  unschädlich."  Dieweil  auch  — 
diese  Aequivalent- Lande  gegen  das  abgetretene  Pommern  uns  zu- 
kommen, wir  aber  wegen  Pommern  keine  absonderliche  Lehnbriefe 
empfangen,  sondern  dieses  Herzogthum  mit  in  unsern  Hauptlehnbrief 
gesetzt  ist^  —  so  haben  •—  (Ges.)  dahin  es  zu  vermitteln,  da- 
mit auch  alle  diese  Aequivalent  -  Lande  zugleich  mit  in  unsern 
Hauptlehnbrief  gebracht  und  keine  Sonderung  gemacht  werde.  — 
Sie  haben  aber  nichts  destoweniger  dasjenige,  was  vorhin  der  Glausul 
halber  erinnert,  in  Acht  zu  nehmen,  und  dass  bei  denen  Aequivalent- 
Landen  unter  andern  gewöhnlichen  Rechten  aller  schiffreichen  und 
anderen  Strömen  und  Wasser  gedacht  und  sonsten  alle  Hoheit  und 
Recht,  sowohl  ob  als  unter  der  Erden  beobachtet,  und  bei  Halber- 
stadt Acht  gegeben  werde,  hiermit  Uns  weder  der  Probstei  halber 
noch  auch  sonsten  einiges  Präjuditz  zugezogen,   sondern  alles  ohne 

voo  Schwarzenberg  (sämtlich  datiert  Cleve  4.  Mai  1661),  aasserdem  Doch  an 
Ö6D  Erzherzog  Carl  Joseph  und  an  zahlreiche  andere  Hof-  and  Staatsbeamte, 
welche  letzteren  sie  aber  nicht  abgegeben,  sondern  wieder  zarückgebracht  haben 
B.  noten  die  Hanptrelation  vom  6./ 16.  October. 


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106  3.    Die  BelehDUDg  des  Kurfärsten  q.  s.  w. 

Nachteil  —  ausgefertigt  werde.  Und  was  ietzo  wegen  der  Probstei 
im  FOrstentum  Halberstadt  erinnert,  das  ist  auch  bei  Minden  in 
Acht  zu  haben,  weil  uns  Minden  mit  eben  den  Juribus  in  allen 
Stücken  ttbergeben,  mit  welchen  uns  Halberstadt  im  Instr.  Paeis 
zugeeignet. 

Weil  wir  auch  —  in  dem  Hauptlehnbriefe  zugleich  zu  gesam- 
ter Hand  das  Angefälle  des  Herzogthums  zu  Mecklenburg'),  des 
Fttrstenthums  zu  Wenden,  der  Grafschaft  Schwerin  mitsamt  denen 
Landen  Stargardt  und  Rostock  mit  ihren  Herrschaften  etc.  wirk- 
lich empfangen  und  damit  zugleich  belehnt  werden,  nunmehro  aber 
vermöge  des  Friedensschlusses ')  das  beste  Kleinod  des  Landes  als 
Stadt  und  Haven  Wiszmar,  Land  und  Amt  Pohl,  Insel  Walfisch 
und  Amt  Neuen  Kloster  mit  allen  Pertinentien  zu  Erlangung  des 
Friedens  her-  und  denen  Schweden  hingegeben  und  dagegen  anstatt 
eines  Aequivalents  das  Ftlrstenthum  Ratzeburg  mit  aller  Zubehör 
von  dem  h.  Rom.  Reiche  abgetreten,  die  Herzoge  von  Meckelnburg 
damit  belehnet  und  dergestalt  jetztgedachtes  Ftlrstenthum  anstatt  des 
Abganges  dem  Herzogthum  Mecklenburg  wiederzugelegt  worden, 
80  haben  Ges.  darauf  zu  achten,  dass  der  Hanptlehnbrief  in  Betreff  die- 
ses Punktes  io  eotsprechender  Weise  geändert  werde. 

Zn  dem  Akt  der  loyestifar  sind  auch  Bevollmächtigte  der  Herren  Vet- 
tern, Markgrafen  zu  Brandenborg  für  die  gesamte  Hand  zuzulassen*),  so 


^)  Darch  den  swischeo  Karfarst  Friedrich  IL  voo  Brandenbnrg  nnd  den 
Hersögen  Johann  V.  und  Heinrich  IV.  von  Schwerin  nnd  Heinrich  von 
Stargard  am  12.  April  1442  abgeschloeseoen  Wittstocker  Vertrag  war  dem  Eur- 
fürsten  nnd  dessen  Nachkommen  für  den  Fall  des  Erlöschens  des  gesamten 
Mecklenburgischen  Mannsstammes  die  Succession  in  den  Mecklenburgischen 
Landen  zugesichert  worden.  Dieser  Vertrag  war  noch  in  demselben  Jahre  1442 
von  Kaiser  Friedrich  III  bestätigt  worden,  nnd  seitdem  wurde  bei  jeder  Kaiser- 
lichen BelehnuDg  für  Kurbrandenburg  dieselbe  auch  auf  das  AngeflLlle  der  Mecklen- 
burgischen Laude  erstreckt,  s.  Sc  hülse,  Die  Hausgesetse  der  regierenden  deut- 
schen Fürstenhäuser  II  S.  19L 

')  S.  Instr.  pacis  Osnabr.  X,  §  6.  XII,  §  1. 

^  Auf  Grund  der  Dispositio  Achillea  und  des  diese  bestätigenden  Ge- 
raer Hausvertrages  von  1598  sowie  des  diesen  wiederum  bestätigenden  Onoltz- 
bacher  Vertrages  von  1603  stand  den  in  Anspach  und  Baireuth  cur  Regie- 
rung gekommenen  jüngeren  Linien  des  HohensoUerschen  Kurhauses  die  An- 
wartschaft auf  die  Kurfürstlichen  Lande  und  die  Milbelehnnng  mit  denselben  su. 
In  Anspach  (Onoltzbach)  regierte  damals  (1654  —  1667)  Markgraf  Albreoht, 
in  Baireuth  (Culmbach)  war  nach  dem  Tode  des  Markgrafen  Christian  1655 
dessen  früh  verwaister  unmündiger  Eukel  Christian  Ernst  zur  Regierung  ge- 
kommen,  für   welchen  bis  su  seiner  Volljährigkeit  (1661)  Kurfürst  Friedrich 


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iDStruktion  der  GesandteQ.  107 

wie  andererseits  für  die  Sparoeckiscben  nnd  Hallersteinischen  Reichs« 
leben,  welche  die  Herren  Vettern  in  Franken  inne  haben  nnd  besitzen,  die 
gesamte  Hand  für  den  Ef.  zn  snchen  ist.  Anch  sollen  die  Ges.  den 
Markgrafen  Albrecht  in  der  E>itzingi sehen  8ache^)  gegen  Würzbarg 
unterstützen  nnd  bei  dem  Kaiser  eine  dem  Vorschlage  des  Markgrafen  ent- 
sprechende Resolution  aaswirken. 

In  Betreff  der  Kanzlei -Gebühren  ist  anstreitig,  dass  ein  Karfürst 
für  Urkunden,  die  seine  Eurlande  angehen,  nichts  zn  zahlen  schuldig  ist; 
die  Aeqaivalente  hat  die  letzte  Wahl  •  Kapitulation ')  ausdrücklich  für  tax- 
frei erklärt.  Für  Pommern  hat  schon  des  Kf.  Vater  1638  7000  Thaler, 
und  überdies  für  die  Hofämter  jener  so  wie  der  jetzige  Ef.  1642  ein  Dop- 
peltes gezahlt,  und  da  ihm  überdies  nnr  ein  Theil  von  Pommern  zugefallen 
ist,  so  ist  er  am  so  weniger  verbunden,  noch  einmal  für  die  Aequivalent- 
lande  za  zahlen.  Alle  diese  Forderungen  haben  Ges.  deshalb  abzuweisen. 
Für  Camin,  obgleich  dasselbe  in  dem  Friedensschluss  nicht  ausdrück- 
lich zu  einem  weltlichen  Fürstenthum  erhoben  ist,  fordert  Kf.  doch,  da 
laut  des  Friedensschlusses')  selbst  die  Eanonikate  nach  dem  Tode  ihrer 
jetzigen  Inhaber  erlöschen  sollen,  dieselbe  Belehnnng  wie  für  die  übrigen 
Aequivalente. 


Die  Geheimen  Räthe  in  Berlin  (v.  Loben,  v.  Somnitz,  v.  Blu- 
menthal und  Tornow)  an  den  Kurfürsten.     D.  Colin  a.  d.  Sp. 
4/ [14]  Juni  1661. 

[Eventnelle  Forderangen  der  Schweden.] 

Sie  fragen  mit  Bezug  anf  y.  Loben s  Absendung  nnter  anderm  an:  U.Juni. 
Die  Schweden  werden,  wie  in  Oliva  so  anch  jetzt,  es  dahin  zu  bringen 
suchen,  dass  die  mit  ihnen  zu  Stettin  1650  (sicl)  aufgerichteten  Grenz-Pacta, 
wie  es  mit  den  pommerscben  Erbverträgen  bei  den  jedesmaligen  Beleh- 
nangen  der  Pommerschen  Herzoge  gebräuchlich  gewesen,  vom  Eaiser 
absonderlich  confirmiert  oder  wenigstens   die  darin  specificierten  nnd  dem 

Wilhelm  und  Markgraf  Alb  recht  die  Yormundscbaft  führten,  8.  Benschel, 
Des  Darchleuchtigeten  Char-  und  Farstlicben  Haases  Brandenburg  Stammbaom 
S.lllflf. 

0  S.  Instr.  pacis  Osnabr.  IV  §  23  nnd  die  genauere  Darstellung  dieses 
Streites  bei  Ren  sehe  1  S.  127. 

*)  Wahlcapitulation  Kaiser  Leopolds  I.  d.  Frankfurt  18.  Joli  1658  §  17 
(Londorp  YIII  S.  354):  «auch  sollen  diejenige  Chur-,  Fürsten  und  Stande, 
welche  vermog  des  Friedensschluss  Länder  haben  abtreten  und  davor  andere 
aonehmen  müssen,  zu  keiner  neuen  Cantzley-  oder  Lehngebühr  vor  die  über- 
kommene flertzog*  und  Fürstenthumen  und  Landen  vor  das  Mahl  angehalten 
werden,  oder  darzn  einigerley  Weiss  verbunden  sein.* 

*)  Instr.  pacis  Osnabr.  XI  §  5. 


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108  3.     Die  Belehoang  des  Kurfärsten  a.  s.  w. 

Ef.  abgegrenzten  Orte  dem  Lehnbrief  inseriert  werden.  Nun  ist  zwar  ein 
Unterschied  zwischen  Erbverträgen  nnd  Grenz-Pacten,  sie  finden  anch  nicht, 
dass  in  den  letzteren  wegen  der  kaiserlichen  Confirmation  etwas  enthalten. 
Demnach  bittet  v.  Loben  um  Instraktion  für  den  Fall^  dass  sie  hiernnter 
einigen  Beifall  erlangen  sollten. 

Des  Ef.  Vorfahren  haben  bei  den  Pommerschen  Belehnnngen  noch 
1626  daranf  gedrangen,  dass  wegen  der  Anwartschaft  anf  solche  Länder 
ihre  Abgesandten  zur  Mitberührnng  des  Evangelienbaches  and  Schwerdtes 
verstattet  werden  möchten,  sie  haben  aber  solches  nicht  erhalten,  son- 
dern sich  mit  Anrührung  des  Mantels  der  Pommerschen  Gesandten  bc- 
gnijgen  müssen.  Nun  finden  sich  in  den  Stettiner  Greoz-Pacten  die  Worte: 
per  contactnm  vexilli  nnd  werden  sich  die  Schweden  daranf  beziehen, 
dagegen  wird  Loben  die  Worte:  solitas  solennitates  und  solito  more 
halten  0  nnd  sich  von  dem  alten  Gebrauch  nicht  begeben,  bis  ihm  deshalb 
Befehl  des  Enrfürsten  zukomme. 


Der  Kurfürst  an  die  Geheimen  Räthe   in  Berlin.     D.  Cleve 

21.  Juni  1661. 

[Auf  die  Relation  vom  4/14.  Juni.     Die  Frage  wegen   GoDfirmation  der  Grenz- 
pacten  und  der  Cerimonieo  bei  der  Belehoung  mit  Pommern  ist  dem  Eaiser 

anheimzustellen.] 

21.  Juni.  —  In    Betreff  der    Confirmation    der   Stettiner   Grenz-Traktate 

durch  den  Kaiser  haben  sich  die  Gesandten  auf  den  Fall»  wenn  es  vor« 
kommen  sollte^  defectu  mandati  und  dass  sie  darüber  nicht  instruiert  zu 
entschuldigen,  und  dass  sie  daher  weder  dagegen  zu  reden  noch  auch 
darinnen  zu  willigen  hätten,  sondern  sie  müssten  es  zu  Ihro  Kaiserl.  Maj. 
Gefallen  stellen,  was  Sie  hiernnter  für  Recht  und  sonst  dem  Instrumeuto 
Pacis  gemäss  befinden  würden.  Es  würden  doch  ohne  das  alle  Confirma- 
tiones  salvo  jure  tertii  und  also  auch  dieses  dergestalt  eingerichtet  werden 
müssen.  Was  aber  die  Solemnia  Investiturae  wegen  Hinterpommern 
anlangt,  scheu  wir  nicht,  wie  man  von  Schwedischer  Seite,  da  sie  nur  die 
gesamte  Hand  an  Hinterpommern  haben,  dieselbe  aber  dem  Reichs- 
herkommen  nach  anders  nicht  denn  durch  Angreifung  des  Mantels  ge- 
schieht,   ein  mehres    werde   praetendieren  können,    wiewohl  auch  endlich 


0  Der  betreffende  Passus  des  Stettiner  Grenzvertrages  von  1653  (§27) 
lautet:  lode  obteoto  ab  Imperatore  termino  investiturae  renovandae  is  similiter 
quatoor  ante  mensibus  S.  Regiao  Maiestati  Sneciae  ad  modam  supradictam  a 
Saa  Sereoitate  Electorali  sigoificandas  est,  quo  S.  Regia  Maiestas  euos  ad  so- 
litas circa  recipieodam  simaltaneam  investituram  per  contactnm  vexilli  aoleoDi- 
tates  peragendas  matare  satia  ad  aalam  Caesaream  ablegare  simultaneamque 
iovestituram  saper  ducatu  nlterioris  Pomeraniae  episcopatnque  Camminenst  so- 
lito more  recipere  possit  (Dähnert,  I  8.140). 


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Schwedische  Forderangen.  109 

dergleichen  Solemnia  nicht  so  eigentlich  uns  sondern  den  Stylnm  Curiae 
angehen,  nnd  so  wird  solches  gleichfalls  zu  Ihr.  Kais.  M.  Verordnung 
stehen.  Ges.  haben  sich  aber  darüber  mit  den  Schwedischen  in  keinen 
Dispntat  noch  auch  über  die  Grenz  -  Traktaten  und  die  darin  enthal- 
tenen Worte  in  Streit  einzulassen,  damit  es  nicht  das  Ansehen  gewinne, 
als  wenn  sie  diesen  Traktat  dadurch  auch  approbierten.  —  ▼.  Loben  wird 
darüber  mit  den  Kais.  Ministris  in  Zeit  conferieren  und  vorbauen,  dass 
keine  Neuerung  uns  zum  Präjudiz  zugelassen  werde. 


Lorenz   Christoph   v.  Somnitz  an  den  Kurfürsten.     D.  Colin 
a.  d.  Sp.  25.  Juni/ [5.  Juli]  1661. 

[ZnaammeDkanft  mit  dem  Vorpommerscben  Kanzler  v.  Sterobach.] 

Er  ist  am  20.  [30.]  mit  dem  Schwedischen  Kanzler  zu  Stettin^)  in  Zeh-  5.  Jali. 
denick^  zusammen  gewesen.  Derselbe  bat  angebracht:  1)  Ef.  hätte  zu  Graf 
DohDa')|  der  neben  seinen  eigenen  Geschäften  auch  beauftragt  gewesen 
sei,  den  Kf.  der  Freundschaft  seines  Königs  zu  versichern,  gesagt,  jener 
contestiere  zwar  seines  Königs  Freundschaft,  er  würde  aber  eben  berichtet, 
dass  die  Schickung  aus  Schweden  nach  Warschau*)  zu  seinem  Nachtheil 
angesehen,  2)  der  Franzose  de  Bourdeaux^)  habe  gegen  Kf.  im  Namen 
des  Schwedischen  Königs  Sachen  ausgebracht,  die  das  gute  Vertrauen 
zwischen  diesem  und  Kf.  stören  möchten,  3)  Sehnolsky  habe  aus  Frank- 
furt berichtet,  dass  der  Kaiser  den  Deputierten  einiger  Reichsfürsten  ein  Me- 
morial wegen  der  bedrohlichen  schwedischen  Kriegsrüstungen*)  habe  zu- 
gehen lassen.  Sein  König  habe  ihn  beauftragt,  die  Nichtigkeit  dessen,  so 
Misstrauen  verursachen  könnte,  zu  weisen,  und  des  Königs  friedliche  In- 
tention gegen  Kf.  zu  bezeugen.  Wegen  der  Schickung  in  Polen,  so  sei 
Graf  Skitte^)  aufgetragen,  einige  Sachen,  die  Polen  und  Schweden  an- 

')  Der  Schwedische  Kanzler  in  Vorpommern  Heinrich  Coelestinv.  Stern- 
bach hatte  (d.  Stettin  2./12.  Juni  1661)  v.  Somnitz  aufgefordert,  mit  ihm  zu 
einer  geheimen  BesprechuDg  zuBammeüzukommen,  v.  Somnitz  hatte  (d.  Berlin 
5./ 15.  Juni)  dem  Kf.  davon  Mittbeiiang  gemacht  uod  demselbeo  angezeigt,  dass 
er  gesoDoen  sei,  dieser  Aufforderung  Folge  zu  leisten,  er  wolle  anhören,  was 
jener  vorbringen  werde,  und  sich  ihm  gegenüber  sehr  vorsichtig  halten.  Rf.  ge- 
nehmigt dann  diese  Zusammenkunft  (d.  Cleve  20.  Juni  1661). 

^  Zehdenick  an  der  Havel,  Regierungsbezirk  Potsdam,  Kreis  Templin. 

*)  S.  über  dessen  Aufenthalt  am  Hofe  des  Kurfürsten  zu  Cleve  (März  — 
April  1661)  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  733. 

*)  Gemeint  ist  die  Sendung  Steno  Bjelkes,  der  Ende  Mai  1661  als  schwe- 
discher Gesandter  in  Warschau  angekommen  war,  s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  253. 
Diarium  Europ.  YlII  S.  347. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  737. 

^  8.  darüber  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  739  u.  oben  S.  55. 

')  Irrig,  der  Gesandte  hiess  Bjelke. 


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110  3.    Die  Belehnaog  des  Earfdrsten  a.  s.  w. 

giDgeo^  za  tracüeren,  aber  dabei  auch  Acht  kd  haben,  dass  die  Frenod- 
Schaft  mit  Ef.  nicht  verletzt  würde.  Boardeaoz  betreffend  könote 
der  König,  was  derselbe  nach  seiner  Abreise  ans  Schweden  am  kurfürst- 
lichen Hofe  geredet  oder  geschrieben,  nicht  für  das  seinige  erkennen.  Die 
Armatur  sei  nothwendig  den  Moskowitern  gegenüber,  mit  denen  der 
Stillstand  nur  bis  in  den  Herbst  danre  0-  Er  betheoerte  darauf  des  Königs 
freundschaftliche  Gesinnungen  und  bat  Somnitz,  Kf.  zu  ersuchen,  da 
sein  König  mit  demselben  in  engere  Correspondenz  zu  treten  wünsche, 
Ef.  möchte  sich  erklären,  ob  dergleichen  fernere  Correspondenz  ihm  ge- 
fällig und  ob  er  jemand  dazu  deputieren  wolle.  Somnitz  yersieberte  da- 
gegen, dass  auch  Kf.  znr  Erhaltung  des  Friedens  und  der  Freundschaft 
geneigt  sei;  was  mit  Bonrdeaux  passiert,  wisse  er  nicht;  dass  Graf 
Schlippenbach  sofort  nach  dem  zu  Olira  geschlossenen  Frieden  sich 
vermerken  lassen,  dass  der  Krone  Schweden  nicht  angenehm  sein  würde^ 
wenn  El  hing  dem  Kf.  tradiert  würde,  wäre  zu  verschiedenen  Malen  be- 
richtet, auch  erweckte  bei  manchen  Nachdenken,  dass  berichtet  werde,  der 
Friede  zwischen  Schweden  und  Mose  au  sei  geschlossen  und  dennoch 
Schweden  in  ziemlicher  Armatur,  zumal  an  Orten,  die  von  Moscan  weit 
entlegen,  bestehen  bliebe.  Sternbach  sagte  dagegen,  mit  dem  Frieden 
mit  Moscan  habe  es  bisher  misslich  gestanden,  ihre  Armatur,  zumal  in 
Deutschland,  könne  niemand  ärgern.  Feldmarschall  Königs  mark  habe 
in  Bremen  die  Verpflegung  auf  die  Hälfte  reduciert,  in  Pommern  seien 
2  Regimenter  zu  Ross,  welche,  sobald  der  Friede  mit  Moscan  richtig,  cas- 
siert  werden  würden,  ob  Reichsadmiral  Wrangel  herauskommen  würde, 
sei  sehr  nngewiss.  Graf  Schlippenbach  wäre  dem  Kf.  bekannt  gewesen, 
auf  sein  Reden  wegen  El  hing  hätte  man  nicht  viel  zn  sehen. 

Wenn  ich  meine  einfältige  Gedanken  sagen  soll,  ist  nicht  ohne, 
dass  es  zum  Theil  auf  ein  Sondiren,  wie  man  etwa  gegen  Polen 
und  0 esterreich  gesinnt,  angesehen  gewesen  sein  mag,  sonsten 
aber  kommt  es  mir  so  für,  als  wenn  die  Leute  was  für  hätten  und 
E.  Churf.  D.  sich  gerne  vorher  versichern  wollten,  dann  die  Sincera- 
tion  —  war  sehr  gestudieret  —  auch  that  er,  als  wenn  Schweden 
f&rchtete,  dass  E.  Churf.  D.  wider  sie  was  fürnehmen  möchte,  gestalt 
er  dann  einmal  unter  andern  erwähnte,  man  möchte  ja  nicht  das 
praevenire  spielen  —^  däuchte  mir  also  wohl,  dass  sie  was  fürhaben 
müssen,  wohin  aber  ihre  Intention  gerichtet  sein  mag,  dess wegen 
konnte  man  aus  seinen  Discursen  nichts  gewisses  nehmen.  Von  dem 
Muscowi tischen  Kriege  und  dessen  Conduite  auf  Entstehung  des 

0  Aehnliche  freandfichaftiiche  und  berohigende  Erklärangen  erhielten  da- 
mals die  Gesandten  des  Kf.  v.  Hoverbeck  nnd  v.  Dobrczeuski  in  Waracbaa 
von  dem  dortigen  schwedischen  Gesandten  Bjelke  (s.  deren  Berichte  vom  4. 
u.  7.  Juni  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  257.  259)  und  ebenso  der  damals  von  dem  Kf. 
nach  Stockholm  geschickte  v.  Ledebnr  (s.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  736 ff.). 


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Zasammenkanft  y.  SomnitK*8  mit  v.  Steiobach.  111 

Friedens  redete  er  unverholen;  wann  er  von  Reichssachen  redete, 
wollte  er  behaupten,  dass  Schweden  im  Römischen  Reich  was  fürzu- 
nehmen keine  Lust  hätte.  —  Wie  ich  ihm  sagte,  dass  neulich  von 
Wien  geschrieben,  dass  I.  Kais.  M.  alle  Werbung  eingestellet  und 
daher  wollte  geschlossen  werden,  dass  die  Siebenbürgische  Sachen 
zum  Accommodement  kämen,  hörete  er  was  hoch  auf  und  fragte,  wo 
I.  Kais.  M.  auf  solchen  Fall  ihre  Völker  lassen  würden,  die  sie  schon 
in  ziemlicher  Anzahl  hätten.  Von  den  Polen  sprach  er  also,  als  wenn 
zwischen  ihnen  und  Schweden  noch  nicht  alles  richtig,  weil  die  Grenze 
an  der  Düne  noch  nicht  gezogen,  auch  weil  er  fÜrgab,  sambt  hätte 
der  Bischof  von  Craco  mehr  Anhang  in  Polen  als  der  jetzige  Erz- 
bischof, däuchte  mir  umb  so  viel  mehr,  dass  er  nur  umb  ausforschen 
willen  solche  Fragen  movirete,  er  hat  aber  von  mir  nichts  widerliches 
gegen  Polen  vernommen.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Loben.     D.  Cleve  12.  Juli  1661. 

[ZneammeDkanft  za  ZehdeDick.    Mittbeilong  davon  an  Fürst  Portia.] 

—  Schon  vor  seiner  Abreise  nach  Wien  werde  v.  L.  verstanden  haben,  12.  Juli, 
dass  zwischen  dem  Schwedischen  Kanzler  in  Stettin  und  dem  Kanzler 
in  Hinterpommern  mit  des  Kf.  Consens  20.  Jnni  st.  v.  [30.  Jnni]  zu  Zeh- 
denick  eine  Conferenz  stattgefunden  hat.  Der  Schwede  hat  den  Wunsch 
seines  Königs  und  der  Krone,  mit  Kf.  in  Freundschaft  zu  leben,  kund 
gegeben  und  contestiert,  dass  sie  das,  was  der  Franzose  de  Bourdeaux 
zur  Stömng  des  guten  Vertrauens  ausgesagt,  für  das  ihrige  nicht  agno- 
scierten,  vieiraehr  wünschten  sie  mit  Kf.  in  engere  Correspondenz  zu  treten, 
und  wollten  ihm  annehmliche  Bedingungen  anzeigen  lassen,  und  jener  hat 
angefragt,  ob  Kf.  die  Conferenz  zur  Anhörung  solcher  Vorschläge  conti- 
noieren  lassen  wolle.  Kf.  hat  dies  nicht  wohl  declinieren  können  und 
Somnitz  die  Fortsetzung  aufgetragen^).     Ges.  soll  dieses  dem   Fürsten 


>)  Kf.  weist  (d.  Cleve  12.  und  22.  Juli  1661)  v.  Somnitz  an,  Sternbach 
mitzatheilen,  dass  er  beauftragt  sei,  eine  neue  Zosammeokaoft  mit  ihm  zn  halten, 
ermahnt  ihn  aber,  dort  nar  za  vernehmen,  in  welcher  Weise  die  nähere  Cor- 
respondenz zustande  gebracht  werden  sollte,  und  sich  seinerseits  nicht  auszu- 
lassen. Somnitz  berichtet  ihm  darauf  (5.  October  1661),  er  habe  Sternbach 
von  jenen  Befehlen  des  Kf.  Mittheilung  gemacht,  aus  dessen  Antworten  aber 
sei  za  ersehen,  «wie  sie  von  der  vorhin  gesuchten  Conferenz  abstehen,  einige 
Particnlarprätensionen  als  die  Waldeckische  und  Biorenklauische  treiben,"  es 
scheine,  als  wollte  Sternbach  an  die  Hand  geben,  «dass  E.  Chf.  D.  in  Schwe- 
den schicken,  nnd  von  Ihrer  Seite  nunmehro  dergleichen  Conferenz  oder  Cor- 
respondenz begehren  möchten.*    Darauf  erwidert  Kf.  (d.  Cleve  11.  October  1661), 


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112  3.    Die  BelehnoDg  des  Karfürsten  n.  s.  w. 

Portia  vertranlich,  jedoch  ohne  Vorzeigoug  dieses  Schreibens,  com- 
monicieren  and  ihn  ersnchen,  dass  er  solches  dem  Kaiser  hioterbringe, 
sonst  aber  noch  geheim  halte,  bis  man  vernehme,  was  bei  dieser  Conferenz 
vorgehen  wird. 


V.  Loben  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  5./ 15.  Juli  1661. 

[Ankunft  in  Wien.    Türkeogefahr] 

15.  Jali.  ▼.  L.   hat   bei  seiner  gestrigen  Ankunft  in  Wien  den  Schwedischen 

Gesandten  Elej  nnd  den  des  Markgrafen  Albrecht  von  Onoltzbach, 
Grafen  yon  Hardeck  vorgefunden.  Nenmann  hat  Nachricht,  dass  anch 
der  Cnlmbacher  bald  eintreffen  werde.  Die  Türken  haben  eine  nene  Armee 
von  40000  M.  nach  Siebenbürgen  geschickt,  denen  zn  widerstehen  nnd  anf 
alles  ein  wachsames  Auge  zu  haben,  Montecncnli  an  die  Türkische  und 
Graf  V.  Staren berg  an  die  Siebenbürgiscbe  Grenze  geschickt  sind,  Sta- 
renberg aber,  der  nur  6000  M.  hat,  wird  nichts  tentieren  dürfen.  De 
Sonches  hält  sich  hier  auf  nnd  wird  wegen  der  Competenz  mit  Monte- 
cncnli wohl  nicht  nach  Ungarn,  sondern  nach  seinem  Gonvernement  zn 
Brunn  gehen.  Inzwischen  giebt  der  Sultan  viele  Friedensversichernngen, 
denen  man  aber  nicht  traut,  sondern  in  aller  dienlichen  Gegenverfassnng 
begriffen  ist,  anch  an  den  Werken  Wiens  fleissig  arbeitet  <),  so  dass  um 
die  Stadt  hernm  viele  stattliche  Gebäude,  Klöster  und  Gärten  umgerissen 
werden  müssen.  PS.  Der  Kaiser  hat  sich  mit  einer  Spanischen  In- 
fantin  versprochen,  was  noch  ganz  geheim  gehalten  wird. 


V.  Loben  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  24.  Juli  1661. 

[auf  das  Rescript  vom  12.  Juli.     Mittheilung  an  Portia.] 

24.  Juli.  Fürst  Portia  dankt  für  die  Mittheilnng,  derselbe  glaubt,  dass  die 
Schweden  nnd  Franzosen  sich  alle  Mühe  geben  würden,  das  zwischen 
dem  Kaiser  nnd  Brandenburg  bestehende  vertraute  Bünduis  wo  nicht  zn 
zerbrechen,  so  doch  zu  schwächen.  Er  billigt,  dass  Ef.  die  Fortsetzung 
der  Verhandlungen  gestattet  hat,  man  werde  die  Pläne  jener  besser  daraas 
kennen  lernen. 


er  finde  nicht  oothtg,  dass  Somnitz  über  die  in  des  Schwedischen  Kanzlers 
Schreiben  berührten  Punkte  sich  in  Schriftwechselung  einlasse,  sollte  von  jeDem 
ferner  etwas  Schriftliches  ao  ihn  gelangen,  so  solle  er  alles  bis  za  des  Ef. 
Rückkehr  anstehen  lassen. 

^)  üeber  diese  damaligen  Befestigungsarbeiten  in  Wien  s.  Diarium  Europ. 
VII  8.377;  Vni  S.  66. 


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Erste  Verhandlaogeo.  113 

Aus  dem  Diarium  v.  Löben's  und  Neumann's  über  ihre  Ver- 
handlungen in  Wien  vom  5./ 15.  bis  20./30.  Juli  1661. 

Nach  Uebergabe  seines  Creditivs  an  den  Oberkämmerer  Grafen  v.  Lam- 15.  Juli, 
berg  am  5./15.  Juli   erhält  v.  Loben  am  Nachmittage  des  8./18.  Audienz  18.  Jnli. 
beim  Kaiser,  welcher  ihm  möglichste  Beschlennigong  der  Belehnang  za- 
sagt,  am  9./ 19.  bei  der  yerwittweten  Kaiserin,  in  deren  Namen  Graf  Ma-  19.  Juli, 
radas  antwortet,  während  Erzherzog  Leopold  durch  seinen  Oberhofmei- 
ster Grafen  t.  Schwarzenberg  den  Empfang  wegen  Unwohlseins  ab- 
lehnt.   Schon  am  6./ 16.  hat  N  euman  n  Abschriften  der  früheren  Lehnsbriefe  16.  Jali. 
und   die  üblichen  Memorialien   dem   Reichs- Hofrath  übergeben,  hat  aber 
zugleich  vernommen,  dass  die  neue  Belehnung  nicht  in  einem  Lehnsbriefe 
restringiert,  sondern  yerschiedene  Briefe  ausgefertigt  werden  sollten,  damit 
den  Erb-  und  Hofämtern  die  Regalien  nicht  entgingen. 

7./17.  Juli  verhandelt  Neumann  mit  Klei  he.  Dieser  erklärt,  seine  17.  Jali. 
Negotiaton  bezwecke:  1.  Negotia  regia,  2.  Simultan-Investitur  für  Pommern, 
3.  die  Schwedische  Belehnung  mit  den  Reichslanden.  Die  Simultan-Investltur 
umfasse  auch  alle  Stettiner  Tractaten.  Da  er  über  die  letzteren  noch  Infor- 
mation aus  Stettin  erwarte,  so  hoffe  er,  wir  würden  ihm  Zeit  lassen,  zumal 
da  über  die  Schwedische  Belehnnug  bei  seiner  vorigen  Anwesenheit 0  zwar 
ein  Projekt')  entworfen  wäre,  bei  dem  es  jedoch  noch  allerlei  zu  bedenken 
gäbe.  Auch  sei  zur  Theilnahme  an  diesem  Schwedischen  Actus  ein  Herr 
Sparr,  aus  einer  der  ältesten  und  vornehmsten  Schwedischen  Familien, 
bestimmt,  der  aber  auch  erst  in  5  Wochen  hier  sein  werde.  Im  übrigen 
wünsche  sein  König  —  und  das  habe  er  schon  vor  v.  Ledeburs')  Ankunft 
las  Auge  genommen  —  mit  dem  Kf.  gute  Freundschaft  und  I^achbarschaft 
zu  halten.  Ueber  das  seit  14  Tagen  herrschende  Gerücht,  als  seien  Irrun- 
gen zwischen  Dänemark  und  Schweden  ausgebrochen,  äusserte  K leihe 
sich  dahin,  Dänemark  habe  seine  Miliz  noch  nicht  ans  Holstein  abgeführt, 
auch  in  Holstein  Contribution  erhoben  und  suche  auch  Femern  an  sich  zu 
bringen.  Darüber  habe  Schweden  in  Copenhagen  sich  beschwert  und  er- 
warte Abhülfe. 

Unter  Bezeugung,  dass  auch  der  Kf.  Freundschaft  und  gute  Nach- 
barschaft wünsche,  erklärten  wir,  dass  uns  aufgegeben  sei,  unser  Geschäft 


0  K leihe  war  Bchon  Ende  1654  von  König  Karl  X.  Qastav  nach  Wien 
geschickt  worden,  um  die  Belehnang  mit  den  durch  den  Westfälischen  Frieden 
tichweden  zogefalleDen  Reichslanden  zu  betreiben,  hatte  aber  schliesBlich  nach 
fruchtlosen  Verhandlaogen  1657  abreisen  mässen.  S.  Heyne,  Der  schwedische 
Investiturstreit  S.  11  ff. 

^  Dasselbe  ist  abgedruckt  in  Bericht  und  Bewandnis  (auch  lateinisch 
erschienen  unter  dem  Titel:  Repraesentatio  inter  S.  Caesaream  Maiestatem  et  S. 
Regiam  Maiestatem  actorum  de  negocio  investitarae  etc.  Stralsund  1663}  Beil.  B, 
danach  im  Diarium  Europ.  VIII  S.  428  u.  Londorp  VIII  8.844. 

»)  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  733ff. 
Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Knrfursteo.    XI.  8 


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114  3.    Die  BelehnaDg  des  Karfüraten  a.  e.  w. 

bald  zu  beendigen,  in  Betreff  des  Stettiner  Traktates*  nns  defectn  mandaci 
zn  entschuldigen,  uns  aber  gefallen  zu  lassen,  was  der  Kaiser  darin  für 
Recht  erklären  werde;  übrigens  verlange  nicht  einmal  der  Stettiner  Traktat 
die  Inserierung  der  Licent-CouTention  in  den  Lehns-Akt. 

Vom  13./28.  —  16./26.  Jnli  verfassen  und  überreichen  die  Gesandten 
dem  Reichshofrath  die  Anträge  (Memonalien)  wegen  des  Ef.  eigner  Be- 
lehnung und  wegen  der  gesaraten  Hand,  wobei  ihnen  der  Präcedenzstreit 
des  kürzlich  mündig  gewordenen  Markgrafen  Christian  Ernst  von  Gul  m- 
bach  mit  seinem  Vetter  Albrecht  von  Onolzbach  Schwierigkeiten  be- 
reitet, da  die  Gesandtschaft  des  Culmbachers  deswegen  erst  nach  6  Wochen 
26.  Juli,  eintreffen  will.  Am  16./ 26.  Juli  meldete  sich  Eleihe  an  und  stellte  in 
zweistündigem  Discurs  9  Forderungen  auf:  1)  vertrauliche  Besprechung 
wegen  der  gesamten  Hand  unter  gegenseitiger  Mittheilung  der  Instruktionen, 
2)  in  den  Lehnsbrief  des  Kf.  sollte  bei  solchen  Landen,  in  denen  Schweden 
die  Anwartschaft  und  gesamte  Hand  zustehe,  diese  Expectanz  mit  inseriert 
werden,  damit  die  verbündeten  Häuser  i)  nicht  deswegen  mit  Schweden 
in  Streitigkeiten  geriethen,  3)  Vorlage  des  Antrages,  den  Ges.  wegen  de.s 
Investitur -Akts  machen  würden,  4)  ob  man  des  Königs  dabei  gedenken 
werde?  5)  im  Pommerschen  Lehnsbrief  sei  des  Schweden  zukommenden 
Halbscheids  der  Liceoten  zu  erwähnen,  6)  Mittheilung,  wie  man  in  demsel- 
ben über  das  Herzogthum  Pommern  sich  äossern  wolle,  7)  ob  wir  befeh- 
ligt seien,  die  Confirmation  des  Stettiner  Recesses  zu  begehren?  8)  Ef. 
solle  sich  verpflichten,  nicht  nur  in  direkten  Anschreiben,  sondern  auch  einem 
Dritten  gegenüber  den  Eöoig  Majestas  statt  Regia  Dignitas  zn  nennen; 
in  solchem  Fall  werde  Eleihe  dem  Ef.  in  der  Vollmacht  an  den  RHof- 
rath  das  Prädicat  Serenissimus  Celsissimus  geben,  9)  wie  in  vorigen  Zeiten 
zwischen  den  Eurfürsten  und  den  Herzogen  von  Pommern^  so  solle  es  auch 
im  Pommerschen  Lehnsbrief  zwischen  dem  Ef.  und  Schweden  in  Betreff 
der  gesamten  Hand  gehalten  werden. 

Wir  erwiderten:  ad  1)  beim  bevorstehenden  Lehnsnegotium  wäre  es 
von  uns  auf  alle  von  Eaiser  und  Reich  dem  Ef.  zustehenden  Lande  ab- 
gesehen, in  welchen  terminis  wir  präcise  verbleiben  würden,  der  kgl.  Ges. 
aber  werde,  was  er  ratione  simultaneae  Investiturae  dabei  zu  verrichten, 
auch  wohl  in  Acht  zu  nehmen  wissen.  Ef.  habe  seiner  Obliegenheit  ge- 
mäss dem  Könige  zn  rechter  Zeit  Nachricht  gegeben  und  werde  auch  sonst 

0  Sachsen  and  Hessen,  denen  kraft  der  Erbverbräderang  mit  dem  Bran- 
denbargischeD  Haase  die  Anwartschaft  auf  dessen  Lande  zustand.  Nachdem 
durch  den  Erbvertrag  mit  den  Herzogen  von  Pommern  vom  30.  Juli  1571  (s. 
Bericht  und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  B)  Kurfürst  Johann  Georg 
diesen  die  Anwartschaft  auf  die  Neumark,  das  Land  Sternberg  n.  s.  w.  zuge- 
sprochen hatte,  war  in  der  Erneuerung  jener  Erbverbrfiderung  (d.  Naumburg 
30.  März  1614)  dieses  Anrecht  der  Pommerschen  Herzoge  auf  jene  Lande  aus- 
drücklich anerkannt  worden  (Bericht  und  Bewandnis  (Repraesentatio)  Beil.  T). 
Vgl.  Schulze,  Die  Hausgesetze  der  regierenden  deutschen  Fürstenhäuser  H 
S.38ff. 


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VerhandlangeD  mit  Eleihe  und  Schütz.  115 

allem,  was  den  Pactis  gemäsF,  nichts  in  den  Weg  legen,  2)  der  gesamteD  Hand 
Schwedens  im  Korf.  Lehnsbrief  zu  gedenken,  wäre  nicht  Herkommens. 
Was  jener  wegen  der  Erb  verbrüderten  anführte,  gehöre  nicht  hierher;  das 
Instromentum  Pacis  zeige  ihm,  was  es  damit  für  ßewandnis  habe.  Der- 
gleichen zu  movieren  würde  ohne  das.  beim  RHofrath  nnr  za  Weiterungen 
Anlass  geben  nnd  ich,  ▼.  Loben,  hätte  Befehl,  bald  möglich  mich  zo  ex- 
pedieren, ad  3)  würde  nnr  in  generalibus  bestehen  nnd  Schwedens  in  spe- 
cie  nicht  gedenken,  ad  4)  die  Reqnisita  der  Belehnnng  würden  im  RHof- 
rath examiniert,  ad  5),  6)  nnd  7)  wären  wir  nicht  instruiert,  ad  8)  der 
Titulatur  wegen  würden  wir  alles  an  den  Ef.  berichten  und  dessen  Befehle 
erwarten,  der  Ges.  würde  am  besten  thun,  diejenige  Vollmacht  einzuliefern, 
wodurch  dem  Ef.  am  wenigsten  zu  nahe  getreten  wird,  ad  9)  was  zwischen 
dem  Kf.  nnd  den  Pommerschcn  Herzogen  vorgegangen,  sei  vigore  pacto- 
ram  initorum  geschehen,  jetzt  Hesse  man  es  bei  demjenigen,  was  die  pu- 
blica und  andere  pacta  mit  sich  brächten,  denen  man  von  Seiten  des  Kf. 
za  inhaerieren  begehre.  —  Eleihe  bedauerte,  dass  wir  in  einem  und  an- 
deren uns  nicht  anders  erklärt  hätten,  lehnte  auch  unsere  Einladung,  bei 
ans  zn  Mittag  zu  bleiben,  mit  seinen  Geschäften  ab,  Hess  sich  aber  um 
4  Uhr  bei  Ne,umann  zu  Besuche  anmelden,  was  dieser  aus  Besorgnis, 
dass  jener  ein  anderes  zu  Disputat  bringen  würde,  ausschlug. 

Eleihe  betreibt  jetzt  die  Simultan -Investitur,  hat  deswegen  um  eine 
besondere  Audienz  nachgesucht  und  trachtet  danach,  nachdem  er  unsere 
Auslassungen  vernommen,  sich  beim  RHofrath  zn  insinuieren.  Deshalb 
wurde  für  gut  angesehen,  dass  ich,  Neumann  zum  RHofrath  Schütze, 
welchem  in  Abwesenheit  des  H.  Lindenspührer  das  von  uns  eingesandte 
Lehnsbriefs  -  Project  übergeben  worden,  mich  verfügte.  Ich  bemerkte 
ihm,  dass  Ef.  die  vom  Eaiser  ertbeilte  Anwartschaft  auf  Schwerin  und 
Ratzebnrg  freudig  aufgenommen  habe,  aber  gegen  die  beabsichtigte 
Sonderung  der  Aequivalente  in  einem  besondern  Lehnsbrief  remonstrieren 
müsse,  da  diese  Laude  nur  ein  Surrogat  für  das,  was  Ef.  amore  pacis 
in  Pommern  aufgegeben  hätte,  seien,  und  fragte,  in  wie  weit  er  sonst 
mit  unserm  Entwürfe  übereinstimme.  Schütz  antwortete:  In  Betreff 
Schwerins  und  Ratzeburgs  wären  im  RHofrath  allerhand  Bedenken  pro 
nnd  contra  vorgekommen,  über  welche  zu  entscheiden  man  dem  Eaiser  an- 
heimgegeben habe  (N.  weiss,  dass  der  Eaiser  zu  Gunsten  des  Ef.  entschieden 
hat).  Auch  wie  der  Lehusbrief  einzurichten,  beruhe  auf  des  Kaisers  Willen. 
Wie  man  Pommern,  magnum  tractum  Germaniae,  in  den  Eur- Lehns- 
brief habe  inserieren  können,  befremdete  viele  nicht  wenig.  Weil  aber 
Eaiser  und  Reich  hieran  soviel  nicht  gelegen  wäre,  so  stünde  dahin,  was 
der  Eaiser  thun  werde.  —  Auch  verspüren  wir,  dass  man  das  Herzog- 
thnm  Magdeburg,  weil  es  im  Instr.  Pacis  nur  als  eine  Expectanz  be- 
zeichnet ist,  nicht  ebenso  wie  die  bereits  in  Besitz  genommenen  Aequiva- 
lente in  den  Lehnsbrief  inserieren  will ,  und  bitten  wir  Ef.  uns  darüber  zu 
instruieren. 

PS.  1.    D.  Wien  20./30.  JnH  1661. 

8* 


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\IQ  3.    Die  BelehDQDg  des  KurforsteD  n.  s.  w. 

28.  Juli.         Vorgestern  war  Kleihc  wiederum  bei  Neuro  an n  und    erhob  gegen 

unser  Vorgehen  allerlei  Einwendungen;  namentlich  forderte  er  mit  Beru- 
fung auf  eine  Urkunde  und  gethane  Versprechungen,  dass  er  beim  Lehos- 
akt  mit  den  übrigen  Lehne -Empfängern  niederkniee,  das  Eyangelienbach 
berühre  und  den  Knopf  am  Schwerdte  küsse  n.  s.  w.  Ich  erinnerte 
K leihe,  er  möge  dem  Wesen  seinen  Lauf  lassen  und  vor  der  Zeit  nicht 
unnöthige  Sorge  tragen;  es  würde  im  RHofrath  alles  adjustiert  werden, 
den  Schweden  günstigen  Urkunden  stünden  Resolutionen  entgegen,  nath 
welchen  Usus  und  Observanz  in  contrarium  liefen.  Klei  he  sucht  mit  Fleiss 
Gelegenheit,  das  Lehnsnegotium  in  Conferenzen  und  dadurch  in  Weit- 
läuftigkeiten  zu  ziehen,  was  wir  abzuschneiden  uns  möglichst  bemuhen 
wollen.  — 

29.  Juli.         Gestern  haben  wir  beim  Fürsten  Fortia  Visite  abgelegt  und  ihm  die 

Lehns-Sache  recommendiert.  Porti a  contestierte,  dass,  indem  er  dem  EI. 
zu  Willen  sei,  er  auch  des  Kaisers  Nutzen  förderte.  Kf.  werde  nicht  be- 
reuen, dass  er  mit  dem  Kaiser  in  gutem  Vertrauen  stünde ;  man  würde  den 
Schweden  nicht  mehr  einräumen,  als  was  ihnen  vermöge  des  Instr.  Pac. 
gebühre.  Er  empfing  uns  oben  an  der  Stiege  und  begleitete  uns  bis  an 
die  Kutsche,  wie  auch  Tags  vorher  Fürst  Lobkowitz  gethan. 

30.  Juli.         PS.  2.    Nach  Abfassung  obiger  Relation   meldete  sich  Herr  Johann 

Ludwig  Herwig  Smoldt  gen.  Schütz  und  brachte  an  1)  der  RHof- 
raths-Secret'ir  hätte  ausser  Befehl  die  kaiserliche  Resolution  wegen  der 
Expektanz  auf  Schwerin  und  Ratze  bürg  herausgegeben,  welche  man 
deshalb  gerne  geheim  gehalten  haben  wolle,  damit  es  nicht  durch  allzufrühe 
Eröffnung  zu  Contradiction  anderer  gerathen  möchte,  zumal  Sachsen- 
Lauen  bürg  bei  den  Friedens -Traktaten  anf  diese  Lande  praetendiert 
und  es  durchgesetzt  habe,  dass  sein  Protest  dem  Instr.  Pac.  inseriert 
wurde  ^),  wogegen  vom  Kf.  nichts  eingewendet  noch  auf  die  den  Schweden 
in  Mecklenburg  zugewachsenen  Länder  etwas  bedingt  sei.  Falls  nun 
auch  S. Lauenburg  eine  Prätention  darauf  nicht  zustände,  *so  würden 
doch  diese  Lande  eveniente  casu  et  in  defectum  domus  Mecklenb.  Kaiser 
und  Reich  heimfallen,  wo  dann  der  Kaiser  dieselben  dem  Reiche  zu  in- 
corporieren  verbunden  wäre.  Nun  hätte  aber  der  Kaiser  in  Consideration 
gezogen  die  grossen  und  hohen  Merita  des  Kf.,  indem  er  durch  Hingebung 
der  vornehmsten  Theile  der  Pommerschen  Lande  das  ganze  Reich  obli- 
gieret,  und  wolle  ihm  daher  desto  eher  in  solcher  Anwartschaft  condes- 
cendieren. 

2.  In  Betreff  des  Lehnsbriefes  seien  zwar  die  Aequivalente  statt 
Pommerns  gegeben  und  Pommern  im  Hauptbriefe  begriffen;  das  sei  aber 
darum  geschehen,  weil  der  Kf.  und  sein  Vater  noch  nicht  in  possesslone 
solcher  Lande  gewesen ,  um  bei  obhan denen  Kriegslänften  ihre  jura  desto 
mehr  zu  bestärken ;  jetzt  sei  alles  in  sicherm  Stande,  die  Aequivalente  aber 
absonderliche  Herzog-  nnd  Fürstentbümer,  welche  auch  absonderliche  Ses- 


')  S.  Instr.  Pacis  Osnabr.  XII  §  1. 


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VerhandluDgeD  mit  Kleibe  and  Schatz.  117 

siones  and  Vota  aaf  dorn  Reichstage  führten.  Doch  stünde  es  den  Qes. 
frei,  solche  rationes  anzuführen ,  welche  den  Kaiser  und  RHofrath  bewegen 
möchten,  alles  in  Einen  Lehnsbrief  kommen  zu  lassen. 

3.  Die  über  die  Recorapensländer  ertheilten  Lebnsbriefe  würden  com 
insertione  teztQum  Instrument!  Pac.  expediert  werden.  Dass  der  Kaiser 
hiervon  nicht  abgehen  könne,  habe  diesen  Qrund,  weil  der  Stadt  Bremen 
auf  keine  andere  Weise  pro  tuenda  libertate  et  immedietate  Imperii  könnte 
geholfen  werden,  daher  auch  die  Schweden  sich  dem  Entwürfe  dieses  Lehns- 
briefes  heftig  widersetzten,  der  Kaiser  aber  davon  nicht  ablassen  wollte. 
Wollte  man  nun  dem  Kf.  willfährig  sein,  so  würden  die  Schweden  sofort 
gleiches  verlangen  und  die  Stadt  Bremen  in  Gefahr  bringen,  um  deren 
Conservation  der  Kf.  sich  so  dringend  beim  Kaiser  verwandt  habe.  Auch 
sei  das  Project  des  Lehnsbriefes  so  eingerichtet,  dass  es  in  anteceden- 
tibns  quam  sequentibns  auf  ganz  Pommern,  wie  es  1638  und  1642  ver* 
liehen,  laute,  obzwar  dieses  in  medio  etwas  restringiert  würde,  welches  die 
Schweden,  wenn  sie  Gommunication  des  Lehnsbriefes  begehren  würden 
—  es  stünde  dahin,  ob  man  ihnen  dieselbe  abschlagen  könnte,  —  nicht 
eingehen  oder  zugeben  würden.  Man  hätte  sich  sonst  zwar  wohl  zu  ver- 
sichern, dass  man  ihnen  nichts  übriges  einräumen  würde,,  es  wäre  hingegen 
bekannt,  wie  sie  bald,  wenn  man  ihnen  irgend  wie  nahe  kommen  wollte,  von 
contraventiones  Pacis  zu  reden  anfingen;  man  dürfe  ihnen  dazu  keinen 
Anlass  geben. 

4.  würde  sonderlich  auch  wegen  Magdeburgs  dem  Instrumento  Pac. 
nachzugeben  sein,  in  welchem  dasselbe  als  eine  Ezpectanz  bezeichnet  sei, 
and  könnte  der  Kaiser  davon  nicht  abgehen  in  Erwägung,  dass  der  jetzige 
Administrator  dieses  Land  noch  in  Possess  habe,  auch  unlängst  damit  be- 
lehnt sei.  Wollte  man  diese  Expectanz  dem  Hanptlehnsbriefe  inseriert 
wissen,  so  könnte  derselben  an  dem  Ort,  wo  der  Expectanz  auf  das  Her- 
zogthum  Mecklenburg  Meldung  geschehe,  gedacht  werden.  Wollte  man 
auf  Ausfertigung  eines  Lehnsbriefes  allein  beharren,  so  müsste  man  beim 
Kaiser  per  memoriale  einkommen,  damit  es  demselben  per  votum  könne 
Torgetragen  werden,  und  alsdann  könnte  über  die  Einrichtung  desselben 
gesprochen  werden,  uns  anheimstellend,  ob  wir  ein  anderes  Concept  dem 
RHofrathe  darüber  vorlegen  wollten.  Damit  aber  dies  ganze  Kur-  und 
Fürstliche  Lehns-Negotinm  desto  füglicher  eingerichtet  und  dem  Kaiser  auf 
einmal  vorgetragen  werde,  wäre  von  nöthen,  dass  auch  wegen  Culmbachs 
die  Requisita  prodnciert  würden.  Zwar  habe  der  Kaiser  wegen  des  ans- 
schreibendeq  Fürstenamts  sich  für  Onolzbach  resol viert,  doch  erwarte 
er  vom  Kf.  als  caput  familiae  Anträge,  wie  beide  Fürstenthümer  zu  ver- 
gleichen seien. 

Hierauf  wurde  von  uns  in  kurzem  so  geantwortet:  ad  1)  man  werde 
die  kaiserl.  Resolution  nicht  ausbreiten,  ad  2)  Aequivalcnte  könnten  nur 
ex  natura  surrogatorum  judiciert  werden,  ad  3)  hätte  es  mit  dem  Kf.  eine 
andere  Bewandniss  als  mit  anderen,  da  Kf.  im  vorigen  Lehnsbrief  ganz  Pom- 
mern erbalten ,  ad  4)  Magdeburg  sei  nicht  Anwartschaft,  sondern  ein  dem 


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11g  3.    Die  BelehDQDg  des  Karfarsten  a.  s.  w. 

Kf.  bereits  gehnldigtes  Herzogtbnm,  wenn  auch  Kf.  die  Nntzniessang 
ad  dies  Titae  dem  Administrator  nicht  streitig  maciien  wolle.  Ein  neues 
Projekt  darüber  abzufassen,  erscheine  ihnen  bedenklich,  doch  wolle  Neo- 
mann  sich  in  seinem  Hanse  mit  dem  Secretar  darüber  besprechen.  Anf 
Cnlmbach  sei  nicht  zn  warten. 

Schütz,  indem  er  dies  dahin  gestellt  sein  liess,  gab  zu  verstehen, 
dass,  wenngleich  alles  in  Einen  Lebnsbrief  gebracht  würde,  Kf.  doch 
der  Entrichtung  der  Regalien  für  die  Erbämter  wegen  Magdeburgs,  Hal- 
berstadts,  Mindens  und  Camins  sich  nicht  entziehen  werde,  sprach 
es  aber  nicht  ausdiücklich  aus,  so  dass  wir  es  unbeantwortet  Hessen.  Dar- 
auf kam  er  auf  das  Landemium,  welches  der  RHofrath  wegen  Magde- 
burgs begehrt:  Anno  1688  habe  des  Ef.  Vater  die  Zahlung  nur  deshalb 
anstehen  lassen,  weil  er  noch  nicht  zum  wirklichen  Possess  in  Pommern 
gelangt  sei,  der  RHofrath  hoffe  daher,  Kf.  werde  das  Landemium  jetzt  ab- 
führen lassen,  und  stelle  dessen  Betrag  dem  Kf.  als  einem  „mOdreichen^ 
Herrn  anheim.  Wir  versprachen  in  unserer  Relation  dessen  zn  gedenken. 
Der  RHofrath  behauptet,  dass  alles,  was  1638  bezahlt,  der  Kanzlei 
zugekommen  sei  und  er,  der  RHofrath,  daran  gar  nicht  participiert 
habe.  Bei  diesen^  ersten  Lehns  -  Negotium  nach  dem  Friedensschlüsse 
thäten  sich  allerhand  Difficultäten  vor  und  noch  andere  dürften  sich  bei 
Abfassung  des  Lehnsbriefes  zeigen;  wenn  man  nun  den  RHofrath,  der 
an  den  Emolnmenten  der  Kanzlei  nicht  participiert,  nicht  bedenke,  so 
könnte  dieser  leicht  Hindernisse  bereiten,  welche  Zeit-  und  deshalb  grossen 
Kostenaufwand  verursachen  möchten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  3.  August 

St.  n.  1661. 

[Verhandlangen  mit  dem  Reichshofrath  Schütz.] 

3.  Aag.  RHofrath  Schütz  hat  heute  bei  v.  Loben  vorgebracht,  dass  gestern 

Kleihe  den  Kaiser  schriftlich,  den  RHofrath  mündlich  1)  um  Abschrift 
aller  unserer  Eingaben,  2)  um  Zulassnng  zu  dem  für  unsere  Belehnung  an- 
gesetzten Termine  mit  Bezug  auf  die  Simultan -Investitur  gebeten,  auch 
gefordert,  dass  bei  der  Belehnung  auf  Grund  des  von  Kaiser  Rudolf  (d. 
Regensbnrg  12.  Ang.  1594)  den  Herzogen  von  Porom ern  ertheilten  Privi- 
legiums sämtliche  Gesandte  neben  einander  anf  den  Knieen  das  £vangelien- 
buch  berührten  und  den  Knopf  des  Schwerdtes  küssten,  dass  ferner  3)  die 
Stettinischen  Pacta  den  Lehnsbriefen  inseriert,  auch  4)  das  sogen.  Direc- 
torium  Ceremoniarum  ihm,  Kleihe,  ausgeantwortet  werde.  Weil  dies  nun 
morgen  dem  Kaiser  referiert  werden  solle,  die  Punkte  aber  wichtig  und 
dem  Kf.  nachtheilig  sein  könnten,  so  hätte  man  gemäss  dem  zwischen  dem 
Kaiser  und  Kf.  herrschenden  Vertrauen  erst  unser  Sentiment  darüber  ver- 
nehmen   wollen.     V.   Loben    bat  Schütz   gedankt   und    verheissen,  dass 


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VerbandlaDgen  mit  Schutz.  119 

Neu  mann  sich  darüber  mit  ihm  besprechen  solle,  dabei  aber  bemerkt: 
ad  1)  scheine  K leihe  nur  Gelegenheit  za  suchen^  durch  aufgefundene 
Scrapel  die  Sache  auf  die  lange  Bank  za  schieben,  wie  er  schon  darin 
kand  gebe,  dass  er  Aufschub  bis  dahin  verlange,  dass  der  Principal- 
Gesandte  Fh.  v.  Sparr,  von  dessen  Aufbruch  es  noch  still  sei,  angelangt 
wäre,  und  die  Schwedische  Hauptbelehnnng  über  die  in  Deutschland  gele- 
genen Lande  yorhergegangen  sei,  wogegen  sie  befehligt  seien,  sobald  nur 
der  Cnlmbachische  Gesandte  gekommen  wäre,  die  äusserste  Beschien- 
nignng  zu  betreiben,  ad  2)  hielten  sie  dafür,  dass  der  Kaiser  nicht  darein 
willigen  werde,  weil  es  gegen  das  Herkommen  nnd  auch  den  kurfürstlichen 
Gesandten  bei  den  Belehnungen  mit  Pommern  nicht  gestattet  worden  sei, 
aoch  läge  darin  ein  Präjudiz  für  die  Vettern  des  Kf ,  indem  zu  besorgen,  die 
Schweden  möchten  diesen  Actus  für  sich  erzwingen  und  jenen  gar  einst 
io  der  Succession  vorgreifen  wollen.  Wir  Ges.  würden  uns  der  Belehuung 
enthalten,  ehe  wir  dergleichen  uachtheilige  Dinge  gestatten  sollten.  Gegen 
4  wäre  nichts  einzuwenden.  Dass  der  Stettinischen  Pacta  im  Lehnsbriefe 
gedacht  werde,  werde  Kf.  nicht  gestatten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  6.  Augast 

St.  n.  1661. 

[Weitere  VerhaodloDgeD  mit  Schütz.] 

Neumann  hat  gestern  mit  Schütz  das  zwischen  diesem  und  v.  Lö-  6.  Aag. 
beu  Verhandelte  nochmals  besprochen.  Es  sei  zu  befürchten,  meinte  er, 
dass  wenn  die  Schweden  die  Simultan -Investitur,  auf  die  sie  so  dringen, 
weg  hätten,  sie  uro  die  Hauptbelehnnng,  woran  Kaiser  nnd  Reich  beson- 
deres Interesse  haben,  sich  nicht  bekümmern  dürften.  Zwar  könne  ihnen 
die  Simnl tan- Investitur  nicht  denegiert  werden,  wenn  sie  binnen  einem  Jahre 
nach  eztradiertem  Olivischen  Frieden  gefordert  würde.  Da  aber  dieser 
Termin  am  4.  oder  14.  Angnst  zu  Ende  gehe,  stünde  es  beim  Kaiser,  ob 
er  sie  ihnen  später  gestatten  wolle.  Kf.  fürchte  aber,  dass  die  Schwe- 
den, nachdem  sie  dieselbe  erlangt  hätten,  nicht  allein  den  posteris,  son- 
dern auch  dem  Kf.  selbst  allerhand  Einträge  in  den  anfälligen  Ländern 
ond  deren  Administration  machen  werden.  Der  nächste  Weg,  allen  zu 
besorgenden  moris  vorzubeugen,  werde  sein,  wenn  die  Investitur  des  Kf.  der 
Simultan -Investitur  vorhergehe.  —  Der  RHofrath,  welcher  vorgestern  und 
gestern  das  Lehnsnegotium  berieth,  hat  beschlossen,  der  Kaiser  könne 
nicht  zugeben,  dass  der  Schwedische  Gesandte  dem  völligen  Actus  Investi- 
turae,  zumal  wenn  Kf.  mit  der  Kur  belehnt  würde,  beiwohne,  daher  müssten 
3  Actus  gehalten  werden  1)  wegen  der  Kur,  2)  wegen  Pommern  und 
Camin,  3)  wegen  der  anderen  Lande;  auch  die  Regalien  für  die 
Erb-  nnd  Hofämter  würden  sich  dann  leichter  bestimmen  lassen;  die  ver- 
schiedenen Actus   nach  Nenmanns  Vorschlage   in  Einen   Lehnsbrief  zu 


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120  3.    Die  Belehnuug  des  Karfürsten  n.  s.  w. 

bringen,  hat  man  nicht  für  thaalich  gehalten  Ges.  rathen,  Kf.  möge 
2  Actus,  einen  für  alle  anderen  Lande,  den  anderen  für  Pommern  gestatten, 
dann  würden  die  Begalien  nur  für  Pommern  zu  zahlen  sein.  Freilich 
würden  die  Schweden  wegen  der  im  Stettiner  Traktate  gewonnenen  An- 
sprüche auf  Märkische  Gebiete  auch  bei  der  Investitur  der  Rurlande  hin- 
zugezogen werden  müssen.  Dieser  Uebelstand,  der  auch  dem  Kaiser  nicht 
genehm  sei,  werde  jedoch  beseitigt,  wenn  die  Schweden  zuerst  zum  Em- 
pfang der  Reichslehen  aufgefordert  werden;  dem  würden  sie  nicht  nach- 
kommen, schon  weil  der  Principal -Gesandte  nicht  zur  Stelle  ist,  Kf.  sei 
dann  nicht  schuldig,  auf  diese  Belehnung  zn  warten,  der  Kaiser  ebenso 
wenige  die  Schweden  zur  Simultan-Investitur  zuzulassen','  ehe  sie  sich  dem 
Reiche  verpflichtet  haben.  Kf.  wolle  bestimmen,  ob  im  Lehnsbriefe  das 
Herzogthnm  Stettin  auszulassen,  da  man  nicht  genau  wisse,  was  dazu 
gehört,  und  ob  für  den  Pupillen*),  da  v.  Stein  noch  immer  nicht  ange- 
kommen ist,  ein  Ind'nlt  zu  fordern  sei,  damit  durch  ihn  die  Belehnnng  des 
Kf.  nicht  aufgehalten  werde.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  in  Wien,     D.  Cleve 
16.  August  1661. 

[auf  das  PS.  vom  20./ 30.  Juli.     VerhaltaDgsbefehle.] 

16- Aug.  In  dem  Streite  zwischen  Onolzbach  und  Baireuth  hat  Kf.  als 
Vormund  eine  Interims-Verordnung  gemacht.  Da  aber  am  27ten  die  Vor- 
mundschaft endet,  so  wünscht  Kf.,  dass  bei  diesem  Actn  Investitnrae  beide 
Theile  sich  so  betragen  möchten,  damit  der  Streit  zu  des  Hauses  Respect 
und  ohne  Aergernis  zu  Ende  gebracht  werde.  Ges.  sollen  den  Kaiser 
zur  Ausstellung  einer  Erklärung  zu  bestimmen  suchen,  dass,  obgleich  Onolz- 
bach diesmal  Culmbach  vorgehe,  solches  der  Baireuthischen  Linie 
zu  keinem  Praejudiz  gereiche,  zumal  da  bei  Empfabung  der  gesamten 
Hand  an  den  Kur-  und  anderen  Landen  des  Kf.  Baireuth  ohne  das  dem 
Hause  Onolzbach  vorgehe.  Ges.  sollen  auf  Einen  Lehnsbrief  bestehen; 
Kf.  ist  zufrieden,  dass  der  Belehnnng  mit  Hinterpommern  hinzugefügt  wird : 
„wie  es  im  Instr.  Pac.  enthalten  und  wegen  der  Grenzen  in  Stettin  1653 
verglichen  ist.**  In  Betreff  Magdeburgs  sollen  Ges.  eine  Abschrift  des 
dem  Administrator  ertheilten  Lehnsbriefes  begehren  und  examinieren,  ob  das 
Instr.  Pac.  darin  angezogen  ist.  Mecklenburg  und  Magdeburg  dürfen 
nicht  zusammen  gestellt  werden,  da  Kf.  auf  Mecklenburg  erst  nach  Ab- 
gang des  ganzen  Mannsstammes  mitzusprechen  hat.  In  Betreff  des  Laude- 
mium  erwartet  Kf.,  was  deshalb  vom  RHofrath  praetendiert  wird,  Ges.  sollen 
ihnen  ihrerseits  keine  Hoffnung  geben.  Bei  dem  Acte  der  Investitur  kann 
Schweden  nicht  mehr  praetendieren  als  des  Kf.  Vettern.  Dem  Gesuche 
der  Schweden  nach  einer  Confirmation   des   Stettinischen  Grenz -Tractats 


^)  Markgraf  Christian  Ernst  von  Baireuth  s.  oben  S.  99. 


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VerhandluDgen  über  die  schwedischen  Forderaagen.  121 

Bolleo  sie  nicht  widersprechen.  Sie  sollen  auf  den  Empfang  der  Lehn, 
so  weit  es  die  Enr-,  die  Länder  im  Reiche  nnd  in  Böhmen  betrifft,  so- 
fort bestehen,  woranf  v.  Loben  sich  sogleich  znrUckzabegeben  hat.  Wenn 
man  aber  wegen  Pommerns  am  kais.  Hofe  nicht  sogleich  fertig  und  einig 
werden  kann,  so  sollNenmann  solches  ferner  allein  respicieren,  und  kann 
der  Hanpt-Lehnsbrief  so  lange  ausgestellt  bleiben,  bis  man  wegen  Pommerns 
in  Richtigkeit  ist. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.  D.  Wien  10./20.  August  1661. 

[Weitere  Yerhandlnogeo   mit  Wolkenetein  nod  Schütz  wegen   der  schwedischen 

Forderangen]. 
Der  Vicepräsident  ?.  Wolkenstein  und  RHofrath  Schütz  haben20.  Aug. 
uns  gestern  in  einer  Conferenz  im  Namen  des  Kaisers  eröffnet:  der  Kaiser 
wünsche,  wie  in  anderen  Dingen,  so  auch  darin  dem.Kf.  zu  willfahren, 
dass  die  Belebung  förderlichst  und  unico  actu  geschehe,  aber  die  Postu- 
late  der  Schweden  enthielten  mehrere  Formalia  nnd  Materialia,  vor  deren 
Ausgleichung  der  Lehnsakt  nicht  vor  sich  gehen  könne.  Formalia: 
Schweden  verlange  mit  den  Agnaten  ad  contrectationem  evangelii  et  gladii 
zugelassen  zu  werden  und  begründe  das  auf  eine  zwischen  Brandenburg 
und  Pommern  früher  geübte  Observanz ,  auf  die  Observanz  des  kaiser- 
lichen Lehnshofes  und  auf  den  Stettinischen  Recess,  in  welchem  dies  aus- 
drücklich Schweden  zugesagt  sei.  Nun  sei  dem  Kaiser  die  Observanz 
zwischen  Pommern  und  Brandenburg  nicht  bekannt,  am  Kaiserhofe  fände 
sich  aber  bei  der  Kanzlei  das  Contrarium,  es  habe  nämlich  1626  Kurfürst 
Georg  Wilhelm  auf  sein  Anbringen  wegen  der  Solennien  den  Bescheid 
erhalten,  dass  zwar  dergleichen  in  den  Lehnsbrief  eingerückt,  niemals  aber 
zur  Wirklichkeit  gelangt  sei.  Der  Stettinische  Recess  sei  vom  Kaiser 
nicht  ratificiert,  obgleich  beide  Tbeile  die  Ratification  desselben  reserviert 
hätten,  1)   auch  werde  die  Ratification   von  keinem  Theile  gesucht,   dieser 

^)  Der  betreffende  Passus  des  Stettiner  Recesses  (§  29)  lautet  (Dähnert  I 
8.148):  Caeteram  cum  S.  Regiae  Maiestati  Reguoqae  Sueciae  per  Instrumeotom 

Pacie  Don  modo  Citerior  Pomeraoia  et  Bugia ac  simultauea  investitora 

in  reliquam  eiusce  partem,  sed  etiaro  omoia  autecessorum  Oucam  Pomeraoiae 
jura  ac  ezpectantiae  atqae  ita  qaoqae  ezpectantia  et  simultauea  investitura  iu 
Neo-Marchiam  necnon  et  in  castra  Vierraden  ac  LÖckeoitz  eorumque  adperti- 
Dentia  bona  eis  Marchicos  fioes  in  Pomerania  sita  coocessa  et  collata  siot, 
IQ  eam  quidem  concessionem  et  expectantiam  sab  S.  Caesareae  Maiestatis  rati- 
ficatiooe  Ser.  D.  Blector   Braodenbargicus    ejusque    soccessores    Decnoo    agoati 

omoes hisce  deouc  coDseotiuDt  idqae   cum  declaratibne   sequenti:   nempe 

ei  coDtingat  —  S.  Electorem  BraDdenbargicum  eiusque  totam  domum  et  familiam 
Electoralem  absque  prole  maeeula  deficere,  quod  eo  casu  S.  Regia  Maiestas  Reges 
Begnumque  Sueciae  in  hasce  ditiones  succedere  earumque  vacuam  possessioDem 

praevia  supradicta  Caesarea  ratificatione arripere,  iuterea  autem  casu  ema- 

Dente  simultaoea  investitura  gaudere  debeant. 


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122  3.    Die  BelehDUDg  des  KurfärsteD  n.  s.  w. 

Recess  könne  also  vorläofig  Kaiser  und  Reich  nicht  hiuden,  und  der  Kaiser 
sei  nicht  gesonnen,  ans  dem  Herkommen  zn  schreiten  und  Schweden  das 
einzuräumen,  was  man  des  Kf.  Vorfahren  zu  vergönnen  Bedenken  getra- 
gen. Ad  Material ia  finde  der  Kaiser  bedenklich,  die  Verleihung  uui(  o  actu 
vorzunehmen ,  die  Expectanz  auf  die  Neumark  widerspreche  der  Verpflich- 
tung des  Kaisers,  vom  Reiche  nichts  zu  veräuBsern,  zugleich  auch  der  golde- 
nen Bulle,  wonach  die  Kurlande  ungetheilt  bleiben  sollen.  Der  Kaiser 
wünsche  aber  zu  wisseu,  ob  Ges.  es  für  den  Kf.  für  zuträglich  erachteten, 
den  Actum  zu  theilen,  oder  wie  sie  meinten,  dass  die  Schwedischen  Forde- 
rungen abzuwenden  seinen.  Wir  antworteten:  wir  stellten  die  Formalia 
in  des  Kaisers  Erkentnis,  meinten  aber,  dass  die  Forderung  an  die  Schwe- 
den, vorerst  ihre  eigenen  Feuda  zu  suchen,  alles  beseitigen  werde,  dng^en 
erklärten  wir  uns  gegen  die  Trennung  der  Actus  und  für  sofortige  Beleh- 
nung des  Kf.  Der  Krone  Schweden  könne  per  decretum  versichert  werden, 
dass  ihr  diese  Belehnung  nicht  praejndiciere,  sondern,  wenn  sie  für  ihre 
eigene  Lehen  praestanda  praestiert,  ihre  Befngniss  offen  gehalten  werden 
solle;  ich,  v.  Loben,  hielte  mich  schon  bis  in  die  sechste  Woche  hier  auf, 
der  Kf.  bedürfe  meiner  und  ich  müsste  auf  Beschleunigung  dringen. 

Jene  bestanden  dennoch  auf  Theilung  des  Actus;  dem  Kaiser  würde 
es  schwer,  anders  zu  verfahren,  nachdem  Kf.  einmal  selbst  den  Schwe- 
den die  Theilnahme  bewilligt  habe,  die  Schweden  aber,  wenn  mau 
ihnen  dies  direkt  abschlüge,  Ursache  nehmen  könnten,  mit  ihrer  Belehnung 
zum  Nachtheile  des  Reiches  zurückzuhalten,  die  Simultan -Investitur  über 
Hinter-Pommern  und  Camin  wolle  der  Kaiser,  indem  er  nur  so  weit  sich 
erkläre,  als  das  Instrumentum  Pac.  es  verlange,  so  restringieren,  dass  es, 
nullo  colore,  nicht  weiter  sollte  extendiert  werden  können.  Schliesslich 
theilten  die  Kaiserlichen  vertraulich  mit,  dass  sie  befehligt  seien,  mit  den 
Schweden  in  Conferenz  zu  treten,  doch  nur  über  einige  Formalia.  Heute 
Morgen  hat  Schütz  an  v.  Loben  geschrieben,  die  Relation  an  den  Kai- 
ser sei  coucipieit,  der  gesamte  RHofrath  wünsche  die  Sache  zum  Con- 
tento  des  Kf.  einzurichten,  Klei  he  habe  Aufschub  für  die  Conferenz  erlangt. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.  D.  Wien  13./23.  August  1661. 

[CoDferenz  der  Kaiserlichen  mit  Kleihe,  dessen  anscheinende  Vertraulichkeit.] 

23.  Aug.  Der  Kaiser  hat  befohlen,  die  ihm  übergebene  Relation  zurückzulegen, 
bis  die  Conferenz  mit  dem  Schweden  gehalten  sei;  diese  ist  heute  vor  sich  ge- 
gangen. Nach  derselben  zeigte  Kleihe  den  Gesandten  an,  dass  in  derselben 
an  dem  Eide  etwas  desideriert  worden  und  seine  Forderung,  dass  in  der  Voll- 
macht der  Titel  des  Königs  von  Schweden  dem  des  Kaisers  vorgesetzt 
werde,  nicht  gebilligt  sei.  Ges.  Hessen  sich  durch  diesen  Schein  der  Ver- 
traulichkeit nicht  bestimmen,  jenen,  was  er  sichtlich  mit  dieser  Mittheilnng 
bezweckte,  mit  dem  Resultate  ihrer  Conferenz  bekannt  zu  machen. 


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VerhandloDgen  fibor  die  Bchwedischen  ForderangOD.  123 

Der   Kurfürst  an  v.  Löben  und  Neumann.     D.  Tornhout  in 
Brabant  24.  August  1661. 

[auf  die  Belatioo  vom  6.  Angnst.    Die  Schwedisohen  ForderoDgeo.    Rechte  des 

Kf.  auf  HoheosollerD.] 

Beide  sollen  die  am  Schlnss  seines  Rescripts  vom  16.  Angnst  gegebene  24.  Aag. 
Ordre  strenge  befolgen,  insbesondere  sollen  sie  verhüten,  dass  ihm  auf 
keine  "Weise  von  den  Schweden  duich  die  gesamte  Hand  an  Hinter- 
pommern, Neumark,  Vierraden  und  Sternberg  eine  Coneurrenz  in 
der  Regierung  wegen  selbiger  Lande  introdueiert  werde,  und  ist  nöthig, 
dass  das  mit  ausdrücklichen  Worten  praecaviert  werde.  Wofern  aber  der 
Schwede  in  seinen  Memorialien  diesen  Punkt  nicht  berühre,  sollen  sie  auch 
deswegen  nichts  erinnern,  und  würde  sodann  gleichwohl  Schweden  nicht 
mehr  begehren  können,  als  andere  im  Reiche  simultanee  Investierte.  Was 
die  Titulatur  anbetrifft,  so  ist  dem  Schweden  glimpflich  anzuzeigen,  dass 
er  in  Wien  für  die  Krone  Schweden  als  Reichsstand  erscheint,  und  dass 
dem  £f.  nicht  allein  von  allen  Kur-  und  Fürsten,  sondern  auch  vom  Kai- 
ser der  Titel  Serenissimus  gegeben  wird.  Wenn  Kf.  aber  mit  seinem 
Könige  als  König  von  Schweden  correspondierte ,  so  hätte  man  sich  der 
Titulatur  halber  verglichen.  Sollte  jener  aber  damit  auch  auf  C  am  in  deuten, 
so  sollen  sie  ihm  anzeigen,  dass  Kf.  damit  vermöge  des  Instr.  Pac.  zu  beleh- 
nen ond  befngt  sei,  alle  Länder,  mit  welchen  er  belehnt  sei,  in  seinen  Titel 
aufzunehmen.  Dass  dem  Kaiser  durch  den  Stettiner  Vergleich  das  Werk 
erschwert  sei,  könne  er  leicht  glauben  und  hätte  er  es  gern  anders 
gesehen  und  gewünscht.  Wenn  sie  aber  am  kaiserl.  Hof  seinen  damaligen 
Znstand,  und  dass  Kaiser  und  Reich,  wie  sie  wohl  schuldig  gewesen,  bei 
der  Sache  nichts  hätten  thun  wollen,  bedächten,  so  würden  sie  von  sich  selbst 
gestehen,  dass  man  ihn  und  das  Reich  in  solchen  Zustand  gesetzt,  wie 
derselbe  jetzt  wäre.  Kf.  hätte  aber  dadurch  dem  Reiche  nicht  praeju- 
dicieren  wollen  noch  können.  Und  obgleich  seine  Vettern  den  Ver- 
gleich ratificieret,  so  wären  doch  die  Erbverbrüderten  nicht  weniger 
dabei  interessieret,  welche  doch  weder  dazu  ihren  Gonsens  gegeben 
hätten,  noch  deren  sonst  dabei  mit  einem  Worte  gedacht  sei.  Kf.  wollte 
den  Schweden  den  Vergleich  nicht  disputieren,  und  würde  Confirmation 
und  Ratification  zu  des  Kaisers  Belieben  stehen.  Sollten  die  Schweden 
jetzt  oder  dereinst,  wenn  die  Belehnung  über  Hinter-Pommern,  Neu- 
mark etc.  absonderlich  empfangen  würde,  bei  dem  Actu  luvest,  vorzu- 
sitzen  begehren,  so  ist  ihnen  zu  antworten,  dass  sie  nur  als  herzogliche  Ab- 
geschickte anzusehen  seien,  und  ohnedem  der,  welcher  nur  simultanee  investiert 
wird,  dem  principaliter  Belehnten  nachsitze.  Ihr  wüsstet  auch,  dass  bei 
der  in  Frankfurt  a.  M.  geschlossenen  Allianz  der  König  von  Schweden 
in  der  Ordnung  als  ein  Herzog  gesetzt  sei,  seine  Gevollmächtigten  auch  in 
dieser  Ordnung  unterschrieben.  Den  R.Hofratb  Schütz  können  sie  auf 
des  Kf.  Erkenntlichkeit  hoffen  lassen. 


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124  3.     Die  Belehnaog  des  Knrfursten  a.  s.  w. 

Dieweil  anch  unser  Eurhaas  ans  dem  Hohenzollerischen  Hanse 
seinen  Ursprnng  hat,  dasselbe  auf  gar  schwachen  Füssen  nnd  fast  auf  dem 
Falle  steht/)  es  aber  in  nnserm  Archivo  zu  Colin  a.  d.  Spr.  an  eigentlicher 
Nachricht  mangelt,  so  soll  Neu  mann  sich  bemühen,  aus  der  RHofrathsre- 
gistratur  einige  Nachrichten  darüber  einzuziehen,  und  nebst  y.  Lö  ben  beim 
Kaiser  und  den  vornehmsten  Ministern  Ansuchung  thnn,  dass  der  Kaiser 
über  das  Hohenzollersche  Reichslehen,  weil  es  mit  unseres  Hauses  An* 
fang  —  nnd  unsere  Vorfahren  es  vor  diesem  allezeit  gehabt,  nicht  zo 
unserm  Präjudiz  disponiere,  sondern  unser  altes  Recht  von  neuem  bestätige. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.  D.  Wien  21./31.  Auguöt  1661. 

[anf  das  Resor.  vom  16.  Aug.    EotscheidaDg  des  Kaisers  wegen  zweier 
Belehpungsactus.     Das  Laodemiam  für  den  BHofrath.] 

31.  Aug.  Schütz  hat  uns  im  Namen  des  Kaisers  gemeldet,  dass  die  ßelehnong 
in  2  Actns,  einem  für  die  Knrlande  nnd  Markgraf  Albrechts  Reichslehen, 
und  einem  für  Hinterpommern  und  Camin  erfolgen  könne,  wofern  im 
Taxamte  gebührende  Richtigkeit  gemacht  wäre,  die  Schweden  sollten  zur 
Mitbelehnnng  gelangen,  wenn  sie  ihr  Memorial  nach  des  Kaisers  Willen  ander* 
ten,  doch  dürften  sie  nur  den  Mantel  berühren.  Wir  erklärten  uns  mit  den  Ac- 
tibus  zufrieden,  doch  dürfe  der  Schwede  nur  bei  dem  letzteren  anwesend  sein. 
Dass  in  dem  einen  Lehusbriefe  alle  Lehen,  auch  die  Böhmischen,  zusammenge- 
^  fasst  werden,  will  der  Kaiser  nicht  zugeben,  schon  das  sei  eine  besondere 
Gnade,  dass  nicht  über  jedes  Fürstenthum  ein  besonderer  Lehnsbrief  ausgefer- 
tigt würde.  Nach  dem  Schluss  der  Conferenz  sondierte  v.  L.  Schütz,  wohin 
und  auf  eine  wie  hohe  Summe  der  RHofrath  wegen  des  Laudemii  zielte. 
Er  meinte,  wegen  des  Quanti  werde  jener  alles  des  Kf. ,  als  eines  weitbe- 
rühmten liberalen  Herrn   und  Potentaten  Willkür  lediglich  anheim  stellen. 


*)  Von  den  drei  Linien,  unter  welche  nach  dem  Tode  des  Grafen  Karl  L 
von  Hohenzollero  (1576),  der  1558  der  Alleiobesitzer  und  Stammhalter  der 
ganzen  schwäbischen  Linie  geworden  war,  die  Besitzungen  desselben  getheilt 
worden  waren,  war  die  jüngste  (die  Heigerlocher)  schon  1634  auegestorben,  ans 
der  älteren  (Hechinger)  war,  nachdem  Fürst  Eitelfriedrich  V  11.  Juli  1661  ge- 
storben war,  nur  dessen  schon  sechzig  Jahre  alter  Bruder  Philipp  Christoph 
übrig,  welcher  sich  erst  im  nächsten  Jahre  1662  vermählte,  nachher  aber  noch 
mehrere  Söhne  bekommen  hat.  Graf  Mein  r  ad  I.  von  der  mittleren  (Siegmari  nger) 
Linie  (1638  —  1681)  hatte  mehrere  Söhne.  S.  Schulze,  Die  Hausgesetze  der 
regierenden  deutschen  Fürstenhäuser  III  S.  632  ff.  Schon  1488  hatten  die  Sohne 
des  damals  gestorbenen  Grafen  Jost  Nicklas  eine  Üebereinkanft  getroffen,  dass 
sie  einander  beerben,  für  den  Fall  ihres  allseitigen  erblosen  Ablebens  aber  das 
Baus  Brandenbarg  zu  Erben  einsetzen  wollten.    Schulze  a.a.O.  S.  551. 


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Verzögerang  darch  Eleihe.  125 

Ges.  fragen  schliesslich  an,  ob  Markgraf  Christian  Ernst,  der 
27.  Jali  1644  geboren,  als  majorenn  zu  betrachten  sei,  da  annas  inceptns 
pro  completo  nicht  gehalten  werde. 


V.  Loben  an  den  Kurfürsten  (eigenhändig).     D.  Wien 
28.  August  /  7.  September  1661. 

ISchwterigkeit  mit  Kleihe  zq  verhandelD,  derselbe  sncht  die  Sache  hiDznzieheo]. 

Da  uns  von  Berlin  über  die  Armatar  und  die  besorglichen  Einfälle  der  7.  Sept. 
Schweden  viel  geschrieben  wird,  auch  allerlei  Zeitungen  umlaufen,  die  nur 
bestimmt  sind,  den  Kaiser  und  RHofrath  irre  zu  fähren,  so  lege  ich  bei, 
was  der  Rath  und  der  Hauptmann  von  Kolbatz^)  mir  überschrieben  hat. 
Mein  hiesiges  Geschäft  geht  schwer  und  langsam  weiter,  und  wenn  auch 
gestern  eine  neue  Conferenz  mit  den  Deputierten  des  RHofrathes  gehalten 
ist,  nach  welcher  keine  weitere  Verhandlung  mehr  Btaltfinden  darf,  so  fürchte 
ich  doeb^  durch  Eleihe  noch  lange  aufgehalten  zu  werden.  Mit  Kleihe 
ist  übel  zn  negotiieren,  und  kann  man  wohl  nicht  in  gutem  an  ihn  kommen, 
raassen  er,  wie  freundlich  man  sich  auch  gegen  ihn  behauptet,  dennoch 
io  seiner  eingebildeten  Meinung  continuieret,  selbiges  mit  Yergessung  aller 
Rationen,  redet  ohne  Aufhören  von  seines  Königreiches  grosser  Macht,  dass 
sie  ein  Heer  von  30  completeu  Regimentern  NationaWölker  aus  dem  König- 
reich ohoe  Nachtheil  schicken  und  damit,  wohin  sie  wollten,  gehen  könnten, 
und  dass  man  alles  aus  Furcht  vor  dieser  eingebildeten  Macht  thun  müsse, 
wie  er  sich  dann  nicht  gescheut  uns  seinen  Secretar  mit  einem  Entwurf, 
wie  er  es  haben  wolle,  auf  den  Hals  zu  schicken,  und  solches  Concept  ohne 
seine,  sondern  nur  des  Secretars  Unterschrift,  was  Ursache  gewesen,  dass 
wir  ihm  den  Aufsatz  zurückgesandt  und  uns  defectn  mandati  entschuldigt 
haben.  —  Ich  verspüre  wohl,  dass  seine  Intention  dahin  geht,  den  Haupt- 
actus  80  lange  aufzuhalten,  bis  die  Sache  wegen  des  Stettinischen  Yer- 
gleirhes  am  kaiserlichen  Hofe  und  bei  Kf.  so  weit  stabiliert  werde, 
dass   die   darin  enthaltenen  Lande   und  Plätze  mit  Hinterpommern  und 


*)  Derselbe  (Franz  v.  Feiend  schreibt  an  v.  Loben  (d.  Kolbatz  9/19.  Angnst 
ICiJl),  die  Gerächte  von  den  kriegerischen  Absichten' der  Schweden  bestätigteu 
sich  nicht,  es  solle  in  Schweden  ein  grosser  Geld-  und  Proviantmangel  sein,  auch 
in  Pommern,  namentUob  io  Rügen  sei  unerhörter  Misswachs,  uud  die  Vor- 
pommerschen  Stände  hätten  durchgesetzt,  dass  die  deutschen  Soldaten  abgedankt 
und  schwedische  Nationalvölker  in  die  Festungen  nothdarftig  verlegt  werden 
sollten,  welche  mit  Eommisbrod  und  Käse  zufrieden  wären.  Es  scheine  daher, 
als  wären  die  Schweden  des  Krieges  müde,  nicht  so  sehr  ihres  Willens  sondern 
ihrer  unzureichenden  Mittel  wegen,  nur  W  ran  gel  sei  kriegerisch  gesinnt,  die  an- 
deren Häupter  der  Regierung  seien  friedlich  und  wurden  wohl,  zumal  während 
der  Minderjährigkeit  des  Königs,  besonders  im  Römischen  Reich,  nicht  so  leicht 
Krieg  anfangen. 


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126  ^«    I)ie  Belehnnog  des  Kurforsteo  a.  8.  w. 

Ca  min  zusammen  gezogen,  er  za  dem  Hauptactus  gelassen  und  hernach 
alles  in  des  Ef.  Hanptlehnsbricf  gebracht  werden  möge.  Ef.  wolle  bei 
Zeiten  daran  denken,  wie  seinem  Ansinnen,  welches  nicht  lange  ausbleiben 
wird,  zu  begegnen  und  zu  antworten  sei.  Ich  fürchte,  dass  das  Geld  des 
Schweden  an  den  Orten,  da  man  es  nicht  verhüten  kann,  die  Gedanken  und 
guten  Concepte  verändern  dürfte.  So  machen  mir  auch  die  von  den  RHof- 
raths-Deputierten  geführten  Worte  nicht  wenig  Nachdenken,  indem  uns  auf 
mein  Anbringen,  dass  ich  mit  dem  Schwedischen  Legato  sonderlich  wegen  Be- 
stätigung des  Stettiner  Recesses  mich  einzulassen  nicht  instruiert  sei,  alsbald 
von  jenen  vorgehalten  wurde:  der  Kaiser  hätte  zu  Kf.  das  Vertrauen,  der- 
selbe würde  bei  diesem  Werke  nicht  allein  auf  sich  und  sein  Kurf.  Haus 
sehen,  sondern  zuvörderst  auf  des  Kaisers  hohes  Amt  und  das  h.  Römische 
Reich  selber,  wobei  H.  v.  Wolkenstein  auch  erwähnte,  dass  dem  Kaiser 
und  Reiche  nimmer  zu  rathen^  dass  ausländischen  formidablen  Potentaten 
so  stattliche  Festungen,  als  Cüstrin  und  Driesen  mit  ihren  beifliessenden 
Strömen  wären,  in  ihrer  Hand  gelassen  würden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.  D.  Cleve  23.  September  1661. 

IZurückweisnog  der  Forderang  des  Grafen  Schwarzeoberg.  Die  Belehnnog  kann 
in  zwei  actas  erfolgen,  der  Schwedische  darf  nur  bei  der  Investitar  mit  Hinter- 
pommero,  nicht  bei  der  mit  der  Knr  zugegen  sein,  der  Stettinische  Becess  in  den 
Lebosbrief  nicht  eingerückt  werden,    Kf.  will  für  Hioterpoinmern  die   einfachen 

Regalien  erlegen]. 

Sept.  Gereichet  uns  anfangs  zu  sonderbarem  gnädigsten  Gefallen,  dass  ihr 
euch  zu  demjenigen,  was  der  Graf  von  Schwartzenberg^)  wegen  des  Erz- 
herzogs Ld.  begehret,  nicht  verstanden.  Wir  befehlen  euch  auch  hiemit 
gnädigst  und  ernstlich,  dass  ihr  euch  darzu  durchaus  nicht  bequemet.  — 
Wie  uns  dann  auch  nicht  wenig  zu  Gemüth  gehet,  dass  der  Graf  von 
Schwartzenberg  von  einigem  actu  submissionls  Erwähnung  gethan  und 
dahero  auch  von  dem  Kaiserl.  Hause  ein  Argument  ziehen  und  vor  einen 
Erzherzog  eben  dasjenige  haben  wollen,  was  ein  Römischer  Kaiser  präten- 
diret.  Wir  haben  uns  deshalb  —  bei  dem  Fürsten  von  Portia  —  be- 
schweret, werden  die  Sache  mit  andern  unsern  Herren  Mitchurfürsten,  Fürsten 
und  Ständen  communicieren  und  davon  auf  künftigem  Reichstag  weiter  reden. 

Soviel  das  Lehnsnegotium  betrifft,    so  zweifeln  wir  nicht,  ihr  werdet 

unser  gnädigstes  Rescript  de  dato  Tnrnhout  ^)  vor  Ankunft  dieses  erhalten  und 
ans  demselben  unsere  fernere  Meinung  und  dass   wir  in  die  zweeen  Actus 


1)  S.  unten  die  Hanptrelation  der  Gesandten.  Ueber  Graf  Adolf  v. 
Schwartzenberg,  den  Sohn  des  früheren  braodenbnrgischen  Ministers,  s.  Wolf, 
Fürst  Wenzel  Lobkowitz  S.  72.  Vgl  über  diesen  Vorgang  Pnfendorf  IX 
§  31  (S.  569  f.). 

^  S.  oben  S.  123. 


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üegebährliche  Forderang  des  Grafen  Schwarzenberg.  127 

gewilliget  gesehen,  haben.  Dass  aber  der  Schwedische  bei  dem  acta  in- 
vestitnrae,  wann  wir  mit  der  Chur  belehnt  werden,  sein  könne  oder  solle, 
dazu  können  wir  nns  keineswegs  verstehen,  wir  mögen  «ach  nicht  absehen, 
ans  was  für  einem  Schein  er  solches  Sachen  oder  prätendiren  könne.  Und  ob 
wir  es  wohl  nochmals  dabei  bewenden  lassen,  dass  wir  den  zu  Stettin  aaf- 
gerichteten  Rccess  vor  uns  nicht  anfechten  oder  dispatiren  and  sonsten  alles 
dasjenige  thun  wollen,  was  in  Instromento  Pacis  enthalten,  dieweil  ihr  aber 
nntertbänigst  berichtet,  dass  I.  Kaiser!.  M.  aas  vielen  erheblichen  Ursachen 
bedenken,  den  Schweden  contra  Instrnmentnm  Pacis  an  der  Neu  mark  etc. 
die  gesamte  Hand  za  geben,  so  könntet  ihr  ante  actum  investiturae  ein  — 
Memorial  übergeben,  und  in  demselben  berichten,  was  die  Schweden  ans  dem 
Stettinischen  Vergleich  an  die  Nen  mark,  Sternberg  etc.  prätendirten,  and 
dass,  weil  wir  den  Vergleich  dazumal  eingehen  müssen,  ietzo  nicht  gemeint, 
denselben  zu  disputiren,  sondern  müssteu  das  übrige,  was  I.  Kais.  M.  vor 
sich  and  des  Reiches  wegen  dabei  zn  verordnen  allergnädigst  gemeinet,  zu 
dero  allergnädigstem  Gefallen  stellen,  doch  dass  die  Ghurlande  keineswegs 
separiret  ond  getrennet  werden,  ihr  begehretet  durch  die  Belehnung,  welche 
uns  geschähe,  dem  Könige  und  der  Krohn  Schweden  an  deren  Befugnissen 
nichts  zn  pr&judiciren  und  deswegen  vor  euch  proteistando  bedingen,  und 
darauf  könnet  ihr  in  Gottes  Namen  (wenn  es  nicht  albereit  geschehen)  die 
Belehnung  in  zween  actibus  vor  sich  gehea  lassen  und  bei  Hinterpommern 
und  Camin  den  Schwedischen  zur  Empfahung  der  gesamten  Hand  zulassen. 

Ob  wir  auch  wohl  wegen   der  in  Instrumento  Pacis  überkommenen 

Lande  weder  ratione  regalinm  noch  sonsten  ichtwas  gestehen,  so  wollen  wir 
doch  endlich  zufrieden  sein,  dass  ihr,  wie  ihr  euch  albereit  herausgelassen, 
wegen  Hin  terpommern  die  regalia  eiufach  erleget,  zu  einem  mehreren  aber 
euch  durchaus  nicht  verstehet.  Sollte  m^u  euch  auch  dieserhalben  oder 
auch  wegen  der  Schweden  über  die  Gebühr  aufhalten  wollen,  so  habt  ihr 
anzuzeigen,  dass  ihr  endlich  de  diligentia  Protestation  einlegen  und  ihr,  der  v. 

Loben,  euch   wieder  zurückbegeben  wolltet. Dass  sich  Ihre  Maj. 

gnädigst  resolviret,  alle  unsere  Lehen  in  einem   Lehnbrief  endlich  bringen 

zu   lassen,    dafür  werdet   ihr   euch  gebührend  bedanken. Dass    der 

Stettinische  Vergleich  unserm  Lehnbriefe  eingerüeket  werde,  das  kann  nicht 
sein,  wie  weit  aber  derselbe  bei  Pommern,  der  Grenzen  halber,  zu  gedenken, 
deswegen  haben  wir  euch  albereit  gemessenen  Befehl  neulich  zukommen 
lassen. 


Der  Kurfürst  an  Fürst  Portia.    D.  Cleve  23,  September  1661. 

(Conc.  F.  V.  Jena.) 

[Beschwerde  aber  die  Forderang  des  Grafen  Schwarzenberg,  dass  die  Gesandten 
dem  Erzhersoge  Leopold  Wilhelm  gleiche  Ehren  wie  dem  Kaiser  erweisen  sollen-l 

£w.  Ld.  wollen  aus  beiliegendem  Extract  vernehmen ,  was  der  Graf  23.  Sept. 
7ü  Schwarzenberg    wegen    des  H.  Erzherzogen  Leopolp  Wilhelms 


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128  3.     Die  BelehnoDg  des  EnrfarsteD  u.  a.  w. 

zu  Oesterreich  Ld«  an  ansere  itzo  zu  Wien  subsistirende  Gesandten,  dass 
nemblich  Hochg.  S.  Ld.  von  ihnen  eben  solche  Submission  und  Ehre  als 
Ihrer  Kays.  M.  selbst  bei  der  Proposition  und  Andienz  triboiret  werden 
müsse,  prätendiren  dürfen.  Nun  befrembdet  nns  solches  alles  nicht  unbillig 
und  können  wir  uns  in  diesen  des  Grafen  von  Schwarzenberg  gegen 
unseren  Gesandten  geführten  ungereumbten  und  unrermnteten  Discursen  fast 
nicht  schicken.  Sinthemal  uns  im  Rom.  Reich  von  keinem  Kaiser  mehr 
als  nur  von  einem  das  geringste  wissend.  Wann  auch  sein,  des  Grafen 
von  Schwarzenberg,  Argument  fest  stehen  sollte,  dass  nemblich  allen 
denjenigen,  so  auf  dem  Ealserl.  Schlosse  wohnen,  wie  er  rermeinet,  auch 
Eaiserl.  Ehre  angethan  werden  müsste,  so  geben  wir  Ew.  Ld.  zu  bedenken 
anheimb  —  was  vor  eine  seltsame  und  wunderliche  Folgerung  daraus 
erwachsen  würde,  haben  derowegen  solches  E.  Ld.  vermittelst  dieses  mit 
wenigen  vorzustellen  eine  Nothturft  befunden  und  werden  nicht  unterlassen 
dieses  Schwarzenbergische  ungewöhnliche  und  neuerliche  Anbringen  auch  un- 
sern  H.H.  Mitcburfürsten  wie  auch  andern  Fürsten  und  Ständen  zu  remonstri- 
ren  und  daraus  bei  künftigem  Reichstage  der  Nothturft  nach  zu  commuoicieren. 
Unterdessen  ersuchen  wir  E.  Ld.  —  Sie  belieben  es  bei  allerhöchstg.  Ihrer 
Kays.  M.  dahin  zu  vermitteln,  damit  dieses  mehrobg.  Grafen  von  Schwarzen- 
berg gebührend  vorgehalten  und  auch  von  Ihrer  Kays.  M.  der  H.H.  Chur- 
fürsten  Praeeminenz,  Recht  und  Befugniss  denen  Reichsfundamentalsatzun- 
gen gemäss  auch  an  Ihrem  Kays.  Hof  conserviret  —  werden  möge.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  14./24  Sep- 
tember 1661. 

[Belehunog  mit  deo  Karlaoden.] 

24.  Sept.  Nachdem  der  Kaiser  endlich  den  ersten  actum  auf  heute  gegen  10  Uhr 
zu  Ebersdorff  angesetzt,  haben  sich  die  sämtlichen  Gesandten  vorher 
um  8  Uhr  in  v.  Löbens  Logement  eingefunden  und  sind  sie  in  sechs 
Kutschen,  darunter  die  v.  Löbens  und  des  Grafen  von  H ardegg  mit  6,  die 
anderen  mit' zwei  Pferden  bespannt  waren,  nach  Ebersdorff  gefahren. 
Dort  ging  dann  der  actus  um  halb  elf  mit  eben  den  Cerimonien,  welche  in 
dem  Directorio  beschrieben,  vor  sich.  Das  Gemach  war  fast  klein  und  mit 
Zusehern  sehr  angefüllt,  darunter  sich  auch  des  Schwedischen  Gesandten 
Secretarius  und  andere  Bediente  befanden.  Der  Kaiser  bezeugte  sich  bei 
dem  ganzen  actu  ganz  gnädig,  nahm  den  Hut  sowohl  bei  unserem  Heran- 
nahen als  Abtritt  sehr  tief  ab.  Zu  seiner  rechten  Hand  stand  der  O.  Mar- 
schalk Graf  von  Starenberg  mit  dem  blossen  Schwert,  an  der  linken  aber 
ein  Graf  von  Hoheozollern  als  Erbkämmerer.  Der  H.  Yicepräsident 
Graf  von  VVolckenstein  that  im  Namen  des  Kaisers  auf  unsere  und  der 
Gevollmächtigten  Markgraf  Albrechts  Proposition  die  Antwort,  wie  er 
uns  dann  auch  die  formulam  juramenti,  so  wir  nachsprachen ,  vorlas.    Der 


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Die  Belehnnog  mit  den  Karlandon.  129 

Kais.  O.  Hofmeister  Fürst  von  Portia  hielt  nebst  dem  Grafen  von  Hoben- 
zollern  das  Evangelienbach.  Sonst  standen  ringsherum  noch  verschiedene 
Kaiserliche  Minister,  welche  dem  actns  bis  za  Ende  znsahen.  Nach  En- 
dignng  desselben  wurden  wir  wie  auch  die  anderen  Fürstl.  Markgräflichen 
Gesandten  vom  O.Hofmarschall ,  welcher  nn^  des  Tages  vorher  einladen 
lassen,  tractiert,  und  ist  sonsten  vor  diesmal  wegen  der  Regalien,  ausser 
das»  der  Hofmarschall  in  seinem  and  der  anderen  Erb-  and  Hofämter  Namen 
deshalb  Erinnernng  that,  ons  nichts  in  den  Weg  gelegt  worden,  vermuthlich 
weil  dieser  actus  vornehmlich  das  Chnrfürstenthum  concernieret,  weswegen 
keine  regalia  entrichtet  werden,  wir  dürfen  ans  aber  nicht  einbilden,  dass 
man  davon  still  schweigen  würde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  18./28.  Sep- 
tember 1661. 

[Weitere  Verzögerangen.] 

V.  Loben  hat  zufolge  des  Kf.  Befehl  and  nachdem  er  die  Verzögerung  23.  Sept. 
und  Schwierigkeit,  so  sich  wegen  der  Schwedischen  gesamten  Hand  er 
eignet,  vermerkt,  sich  bemüht,  dass  dessen  unerwartet  die  anderen  Reichs- 
uod  Böhmischen  Sachen  zur  Richtigkeit  gebracht  werden  möchten,  allein  man 
hat  an  Kaiserl.  und  R.Hofraths  Seiten  keines  von  beiden  zurücksetzen  wollen, 
sondern  die  Conferenzen  mit  dem  Schwedischen  Abgesandten  und  uns  pari 
passa  fortgesetzt,  und  man  ist  willens,  nun  den  particularen  Actus  über 
Hinterpommern  und  Gamin,  und  zwar  noch  vor  dem  böhmischen, 
vorgehen  zu  lassen.  Dieser  Actus  wird  nun  wohl  bald  nach  der  Rückkehr 
des  Kaisers  von  Neustadt  vor  sich  gehen,  sie  bitten  daher  am  weiteres  Geld, 
da  die  ihnen  mitgegebenen  und  per  Wechsel  übermachten  8000  Thaler  nicht 
ausreichen. 

PS.  Heute  Mittags  12  Uhr  haben  sich  bei  mir,  v.  Loben,  drei  Per- 
sonen angegeben,  davon  einer  sich  für  einen  Notar,  die  anderen  beiden 
aber  für  Zeugen  ausgaben,  der  Notarius  berichtete,  er  sei  vom  Schwedischen 
Oesandten  an  mich,  v.  Loben,  geschickt,  ich  fiel  ihm  darauf  ins  Wort, 
sagend,  dass  ich  nicht  allein  Gesandter  wäre,  und  darauf  kam  Neu  mann 
aaf  Erfordern  auch  dazu,  da  er  dann  continaieret  und  nichts  mehr  gesaget 
als  nämlich  wegen  des  Stettinischen  Recesses,  welches  er  etliche  Mal  wie- 
derholte, nnd  weil  er  nun  sich  nicht  zu  explicieren  wusste,  die  andern  bei- 
den aber  ihm  einhelfen  wollten  und  sagten,  dass  es  defectu  mandati  und 
wegen  der  Belehnung  wäre,  dabei  aber  die  Schrift,  so  er  in  der  Hand 
hatte,  weder  von  sich  selbst  zeigte  noch  auch  wir  zu  sehen  begehrten,  so 
haben  wir  ihm  angedeutet,  dass  wir  ans  in  ihre  Reden  nicht  zu  finden 
wüssten,  und  wenn  sie  sich  nicht  besser  und  deutlicher  zu  vernehmen  geben 
könnten,  sie  sich  nur  wieder,  woher  sie  gekommen,  zu  begeben  hätten. 
Zugleich  haben  wir  denselben  vorgehalten ,  dass  wir  mit  dem  Schwedischen 

lf»t«r.  X.  Gesch.  d.  O.  Kurfilrston.    XI.  9 


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130  3*    'Oie  Belohnung  des  EurfqrBten  n.  8.  w. 

Gesandten  nichts  zn  thnn ,  nnd  sie ,  sonderlich  der  Notarias,  es  schwer  zu 
verantworten  haben  würden,  dass  sie  sich  dergestalt  gegen  I.  MaJ.  gebrau- 
chen Hessen,  als  welche  den  Karfürsten  wie  andere  Kar-  and  Fürsten  belehnt 
hätte,  nnd  wann  sie  diesfalls  etwas  anzabringen  hätten,  daselbst  Sachen 
nndy  was  ihnen  darüber  begegnen  würde,  erwarten  Itnöchten.  Womit  dieselbe, 
nachdem  sie  sich  entschuldigt,  sich  zwar  zurückbegeben,  wir  aber  des 
Schwedischen  Gesandten  Intention  daraus  klärlich  genug  abnehmen  können, 
dass  es  nämlich  ihm  nor  darum  zu  thnn,  wie  er  einige  acta  formieren  und 
sich  vielleicht  deren  etwa  hernach  bedienen  möchte,  derhalben  wir  'desto 
mehr  Ursach  gehabt,  uns  auch  diesmal  nicht  viel  mit  ihm  einzulassen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  25.  September/ 

5.  Oetober  1661. 

[BelehnuDg  mit  den'  Böbmiscben  Lehen.     Entwurf  des  Generallehobriefes.] 

5.  Oct.  Vorgestern  ist  im  Kaiserlichen  Geheimen  Rath  beschlossen  worden,  dass 

die  Böhmischen  Lehen  heute,  Mittwoch  um  10  ühr  zu  Ebersdorf 
empfangen  werden  sollten,  und  ist  solches  nunmehr  auch  wirklich  erfolgt. 
Gestern  Nachmittag  haben  sie  auch  endlich  das  Project  des  Generallehns- 
briefes  erhalten,  sie  werden  sich  bemühen ,  dass  derselbe  noch  etwas  mehr 
nach  des  Kf.  Intention  eingerichtet  und  womöglich  noch  vor  v.  Löbens 
Aufbruch  ausgefertigt  werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  28.  September/ 

8.  Oetober  1661. 

[ßesorgoisse   vor  den  Absichten   Schwedens,     v.   Lobens  Verabschiedung   auf- 
geschoben.] 

8.  Oct.  Sie  freaen  sich,    dass  auch  Kf.  in  seinem  Rescript  vom  23.  Sept.  sich 

dahin  ausgesprochen,  dass  der  Belehnungsact  über  die  Kurmark  Branden- 
burg nicht  gethcilt  werden  dürfe.  Sie  haben  sich  dahin  bemüht,  nicht  nur 
wegen  des  Befehles  des  Kf.  vom  14/24.  August,  darauf  Acht  zu  haben, 
alle  Concurrenz  in  der  Regierung  zu  vermeiden,  sondern  auch  weil  v.  Lo- 
ben als  Deputierter  zu  den  Hinterpommerschen  Landtagstractaten  und  zum 
F.  Pommersches)  Leichenbegängnis  zu  Stettin^)  wohl  vernommen,  womit  man 
schon  damals  von  Schwedischer  Seite  umgegangen,  indem  der  Schwedische 

0  Das  Leicbenbegänguis  des  letzten  Pommerschen  Herzogs  Bogislav  XIV., 
welches  erst,  nachdem  die  Streitigkeiten  zwischen  Schweden  und  dem  Kf.  über  das 
Erbe  desselben  durch  den  Stettiner  GrenKreccss  beendigt  waren,  am  25.  Mai  1654 
za  Stettin  gefeiert  wnrde,  9.  v.  Bobleu,  Die  Erwerbung  Pommerns  durch  die 
Holienzollern  S.  35  f. 


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Belehnang  mit  den  böhmiscben  Lehen,  mit  Hinterpommern  n.  Camin.  131 

Abgesandte  Lilienstrohm^)  ihm  über  der  Tafel  vorgeworfen,  dass  Kf. 
neben  der  Lotberiscben  auch  die  Reformierte  Religion  in  Hinterpommern 
einführen  wollte  nnd  dass  Schweden  wegen  seiner  Anwartnng  nnd  gesamten 
Hand  solches  nicht  leiden  würde,  woher  nicht  zweifelhaft,  dass  dergleichen 
ans  solchem  vermeinten  principio  herfliessendes  Eingreifen  nun  hiernärhst 
nach  wegen  der  Neumark  werde  prätendiert  werden,  wenn  die  mit  ihnen 
anfgerichtete  Stettinische  Pacta  also  simpliciter  sollten  confirmicrt  und  sie 
zur  gesamten  Hand  auch  über  solche  Provinz  admittiert  worden  sein. 

PS.  Loben  hat  sich  28.  Sept./8.  Oct.  beim  Kaiser  Audienz  erbeten, 
um  von  demselben  Abschied  zu  nehmen,  dieser  aber  hat  von  ihm  verlangt, 
er  solle  sich  noch  ein  paar  Tage  gedulden,  dann  werde  der  Kai&er  ihm 
fernere  Resolution  seines  Abschieds  halber  zukommen  lassen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  5./ 15.  Oc- 

tober  1661. 

[Belehnung  über  Hinterpommern  und  Camin.    v.  Löbens  Verabscbiedang.] 

Auf  ihr  eingegebenes  Memorial  wider  das  abermalige  Anmutben  wegen  15.  Oct. 
so  vieler  Regalien  und  nach  einfacher  Erlegung  derselben  ratione  des  Her- 
zogthums  Hinterpommern  beim  Taxamt  ist  ihnen  die  Belehnung  über  Hin- 
terpommern und  Camin  angekündigt,  auch  darauf  gestern  Morgens 
um  eilf  Uhr  zn  Ebersdorff  verrichtet  worden,  ratione  solennium  ging 
es  ebenso  wie  bei  den  anderen  Belehnungen  zu,  ausser  dass,  weil  ich,  der 
Freiherr  v.  Loben,  mit  einem  catarrho  befallen  gewesen,  ich,  Nenmann 
die  Proposition  und  Danksagung  auf  den  Knieen  gethan. 

Obgleich  der  Schwedische  Gesandte  noch  des  Abends  vorher,  als 
v.  Loben  ihm  von  der  Ansage  zu  solcher  Belehnung  berichten  lassen, 
in  Zweifel  gestanden,  ob  er  dem  Actu  beiwohnen  wollte,  nnd  zugesagt, 
dass  er  ihn  solches  noch  an  demselben  Abend  wollte  wissen  lassen,  so 
ist  doch  weder  solches  erfolgt,  noch  auch  er  am  folgenden  Morgen  bei  dem 
Airtu  gegenwärtig,  sein  Secretarius  aber  dabei  als  ein  spectator  befindlich 
gewesen.  Dem  R.Hofrathssecretar  Schütz  gegenüber  hat  er  erklärt,  er 
wolle  sich  bei  den  Kaiserlichen  Geh.  Räthen  bemühen,  dass  der  Actus  noch 
differiert  würde'). 

V.  Loben  hat  gestern  gleich  nach  dem  Actus  sich  vom  Kaiser  und  den 
dort  anwesenden  Kais.  Ministris  verabschiedet,  will  heute  dasselbe  bei  den 


>)  Jobann  Nicodemus  Liliestrom,  Vicepräsident  von  Vorpommern  s. 
ürk.  u.  Akt.  IV  S  923  ff. 

*)  Bei  der  Abschiedsvisite,  welche  v.  Loben  dem  schwedischen  Gesandten 
macht,  erklärt  dieser,  er  sei  deswegen  nicht  bei  dem  Belehnnngsakt  erschienen, 
„weil  ihm  mit  der  Titulatur,  lateinischer  Sprache  nnd  sonst  nicht  gefugt  sei,  und 
well  in  dem  ihm  communicierten  Hanptbelehnungsproject  des  Karförsten  demselben 
etliche  Sachen  attribuiret  worden,  deren  er  sich  schon  vorlängst  begeben  hätte.* 

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132  3-    l^>e  ßelehnuDg  des  Karfarsten  n.  a.  w. 

hiesigen  und  dem  Schwedischen  Gesandten  thun  und  übermorgen,  Montag, 
seine  Rückreise  antreten. 


V.   Löben's  und  Andreas   Neumann's  Hauptrelation.     D. 
Wien  6./16.  October  1661. 

16.  Oct.  Nachdem  wir  vom  5./ 15.  Juli  ab  von  Posten  zu  Posten  berichtet,  wie 

es  mit  dem  Lehnsnegocio  daher  gegangen,  und  dasselbe  durch  allerhand 
Hindernisse  bis  in  die  zwölfte  Woche  hingezogen  und  endlich  von  I.  Eais.  M. 
veranlasst  worden,  dass  E.  Cbf.  D.  von  I.  Eais.  M.  und  dem  Reiche  recog- 
noscierende  Leben  nicht,  wie  vor  diesem,  una  vice  eodemqne  actu,  sondern 
wegen  der  durch  den  Frieden  von  1648  erfolgten  Veränderung  und  darin 
der  Krone  Schweden  auf  Hinterpommern  und  Camin  ertheilten  Expectanz 
in  duobus  separatis  actibus  ertheiU,  und  zwar  in  dem  anderen  die  Schweden 
zu  gesamter  Hand  admittiert  werden  sollten,  so  achten  wir  unnöthig ,  alles 
der  Länge  nach  hier  zu  wiederholen,  und  wollen  nur  dasjenige  berühren, 
was  zu  diesem  Belehnungswerk  eigentlich  und  hauptsächlich  gehört  und 
woraus  bei  künftigen  Fällen  die  Series  actorum  soviel  klärlicher  erhellen 
könne.  Und  zwar  weil  der  Ingrcss  dieser  Handlung  von  Ueberreichung 
der  zwei  Creditive  an  I.  Kais.  M.,  das  eine  tanqnam  ad  Caesarem,  das 
andere  tanqnam   ad  Bohemiae   regem,  und   der  darauf  folgenden  Audienz 

17.  Jali.  gemacht  worden,  so  sind   die   Creditive  zwar  bald   am  vierten  Tage  nach 

V.  Lobe  US  Ankunft,  weil  L  M.  die  Tage  vorher  verreist  gewesen,  dem 
Kais.  O.Kämmerer,  Graf  v.  Laraberg,  durch  den  Secretarius  Leg?Uionis 

18.  Jali.  überreicht,  die  Audienz  auch  des   andern  Tags  daniuf  durch  einen  kaiserl. 

Trabanten  gegen  3  Uhr  Nachmittag  angesagt  und   dabei  die  Proposition 

sowohl  wegen  der  Reichs-  als  Böhmischen  Lehen  durch  mich,  v.  Loben, 

^  vorgelegt  worden.     Bei  der  verwittweten  Kaiserin,  bei  deren  Vice-Oberhof- 

meiscer,Graf  v.  M  aradas,  die  Creditive  gleichfalls  abgegeben  waren,  erhielten 

19.  Juli,  wir  Tags  nachher  4  Uhr  Nachmittags  im  Favoritenhause  im   Beisein  Dero 

Hofdamen  Audienz,  wobei  die  Kaiserin  durch  Dero  Vice -Oberhofmeister 
Antwort  ertheilte.  Das  Creditiv  an  Erzherzog  Leopold  Wilhelm  hat 
der  O.Kämmerer  Graf  v.  Schwarzenberg  zwar  an  sich  genommen,  des 
Fürsten  Unpässlicbkeit  aber  anfangs  zur  Entschuldigung  angewandt,  warum 
die  Audienz  zur  Zeit  ihren  Fortgang  nicht  haben  könne.  Als  aber  diese 
Ursache  cessierte,  brachte  der  Graf  ein  anderes  Obstaculum  in  den  Weg, 
dass  nämlich  der  Fürst,  als  vom  kaiserlichen  Hause  und  der  auf  der  kaiser- 
lichen Burg  wohnte,  sowohl  als  der  jüngere  Erzherzog  Carolus  Jose- 
phus  bei  diesem  vassallagii  et  submissionis  actu  ebeudergleicheu  Tracta- 
ment  als  der  Kaiser  mit  dem  Hutdeckeu  und  sonst  praetendierten ,  dessen 
wir  uns  aber,  nachdem  wir  bei  dem  anwesenden  ehemaligen  Kursächsischen 
Priucipal-Gesandten  v.  Burckerode  uns  vorher  erkundigt  hatten,  in  dem 
Wege  billig  verweigert,  und  daher  diese  Visite  und  Audienz  gar  zurück- 
geblieben, was  S.  Chf.  D.  13./23.  August  approbiert.    An  die  kaiserl.  Mi- 


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Hauptrelation  der  GesaDdteD.  133 

nUtros  und  fast  alle  Geheime  und  Reichs  -  Hofräthe  hatten  wir  Creditive; 
wir  haben  sie  aber  nur  an  die  vornehmsten  abgegeben;  and  bei  der  ab- 
gestatteten  Visite  nnser  Anbringen  vornehmlich  auf  die  Beförderung  des 
Lehnswerkes  und  Recommendation  der  Jüliohschen  Belehnung  gerichtet. 
Unterschiedliche  haben  uns  darauf  zu  Gaste  geladen  und  sonst  alle  Ehren 
angethan.  Während  wir  mit  den  Visiten  zu  thun  hatten,  hat  man  bei  der 
Canzlei  nicht  ermangelt,  diejenigen  Urkunden,  deren  Confirmation  nach- 
gesucht wurde  ^  abschreiben  und  vidimieren  zu  lassen..  Da  ferner  der  Ge- 
neral-Leb  üb  rief  propter  dispositionem  lostrum.  Pac.  wesentlich  hat  geändert 
werden  müssen,  so  haben  wir  uns  bemüht,  sonderlich  dem  R.Hofrath 
Schütz  diesfalls  E.  Chf.  D.  Intention  beizubringen,  damit  er  dieselbe  be- 
fördern helfe.  Nächstdem  wurden  folgende  Memorialia  dem  R.Hofrath  über- 
geben: 1)  M.  pro  Investitura,  2)  M.  über  die  Belehnung  des  Chf.  mit 
den  Jülich-Cleve-Bergschen  Landen,  3)  M  um  des  Chf.  gesamte  Hand  an 
allen  und  jeden  der  Vettern  in  Franken  tragende  Reichs- Leben,  4)  M.  um 
Ertheilang  eines  Scheines  wegen  der.  etwa  noch  mangelnden  Pommernschen 
Urkunden.  Obzwar  zu  wünschen  gewesen  wäre,  dass  auf  diese  Memorialia 
gewierige  Resolution  hätte  erfolgen  und,  wie  vor  diesem,  die  Belehnungs- 
actns  bald  angesetzt  werden  wollen,  so  hat  doch  solches  aus  deu  angege- 
benen Ursachen,  theils  aber  auch  weil  die  Culmbachischen  Gesandten  erst 
23.  Aug./2.  Sept.  ankamen,  eher  nicht  geschehen  können,  ausser  dass  der 
kais.  Coromissar  mit  uns  sowie  mit  dem  Schwedischen  Gesandten  Conferenzen 
pflog,  darüber  an  den  R.Hofrath  referiert  und  verschiedene  Gutachten  an 
den  Kaiser  abgefasst  wurden  und  endlich  eine  Resolution  ertheilt  wurde,  24.  Sept. 
wornach  der  erste  Belehnungsactus  am  14./24.  Sept.  um  10  Uhr  Vormittag 
zu  Ebersdorf  vor  sich  gehen  solle,  was  Tags  vorher  communiciert  wurde. 
Gleichwie  nun  vorher  auf  E.  Gbf.  D.  Rescript  vom  6./ 16.  August  wir  uns 
mit  dem  Culmbacher  Abgesandten  deswegen  vereinigt,  dass  Markgraf 
Christian  Ernsts  Lehen  vor  diesmal  nicht  empfangen,  sondern  solches 
bis  zur  Antretuog  Dero  Regierung  differiert  werden  möchte,  gestalt  dem 
wir  deswegen  die  Indulta  auf  2  Monats  Frist  erhalten,  auch  E.  Chf.  D. 
Befehl  vom  23.  Sept.  zufolge  noch  um  fernere  Prorogation  angehalten 
worden,  so  ist  es  auch  dabei  verblieben  und  sind  also  vor  diesmal  nur 
E.  Chf.  D.  und  des  Markgrafen  AI  brecht  zu  Onolzbach  Lehen  uno  actu 
empfangen  und  die  gesamte  Hand  dabei  reciproce  beobachtet  worden. 
Auf  nnser  erstes  Memoriale  haben  wir  die  Griginal-Documenta  und  Confir- 
mationes  erhalten,  welche  mit  den  zuvor  mitgetheilten  Kopeien  collationiert 
und  richtig  befunden  worden.  Und  weil  E.  Chf.  D.  General  -  Lehenbrief, 
dessen  Concept  ausm  R.Hofrath  communicieret  worden,  und  die  davon  de- 
peadicrende  Generalis  Confirmatio  sowohl  wegen  der  von  uns  beigefügten 
Notalen  und  Erinnerungen,  welche  noch  zur  Zeit  vom  R.Hofrath  nicht 
allerdings  attendiert  werden  wollen,  als  auch  weil  solches  LehenbriefsPro- 
ject  den  Schweden  communiciert  worden,  bisher  noch  zu  keinem  Stande 
haben  gebracht  werden  können^  so  werde  ich,  Neumann,  E.  Chf.  D.  fer- 
nem   Befehl  sonderlich  wegen  der  völligen  Insertion  des  Art.  XI.  Instru- 


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134  3      Die  BelehDang  des  Kurfürsten  u.  s.  w. 

menti  Fac.  and  in  demselben  enthaltenen  Paragraph!:  Civitati  vero  Magde- 
bargensi,  gehorsamst  erwarten,  auch  Dero  Intention  za  erreichen  mir  äus- 
serst angelegen  sein  lassen,  wiewohl  Schütz,  von  dessen  Direktion  das 
Werk  grossentheils  dependiert,  uns  dazu  jüngst  28.  Sept./8.  Oct.  fast  wenig 
Hoffnnng  gemacht. 

Nachdem  es  dann  mit  der  Belehnung  von  Hinterpommern  und  Camin 
wegen  obiger  Difficultäten  sich  ziemlich  verweilet,  auch  der  vielfaltigen 
Regalien  halber  noch  immerfort  Zumuthungen  geschehen;  so  dass  der 
Tax- Amts- Verwalter  aus  vorgegebenem  Befehl  des  O. Hofmarschalls  sich 
noch  2  Tage  vorher  angemeldet  und  angedeutet,  es  würde  dieser  Actus 
luvestiturae  nicht  ehender  vorgehen,  bis  man  von  den  verschiedenen  Fürsten- 
thümern  die  Regalien  entrichtet  hätte,  wir  aber  dagegen  ein  abermaliges  Me- 
morial an  den  Kaiser  dem  O.Hofmeister  Fürsten  v.  Portia  haben  überbringen 
lassen  und  derselbige  sich  entschuldigt,  und  dass  solcher  angeforderten 
Regallen  halber  dem  Actus  kein  Hindernis  zugezogen  werden  solle, 
versichert,  so  ist  hierauf  die^e  Belehnung  über  Hinlerpommein  und 
14.  Oct.  Camin  am  4. / 14.  October  Vormittags  um  11  Uhr  zu  Ebersdorf  verrichtet 
worden.  Vorher  hat  man  uns  das  Directorium  Ceremoniarum  communiciert, 
dabei  aber  zu  beobachten,  dass  obwohl  des  kgl.  Schwedischen  Ablegati  darin 
and  quo  loco  et  ordine  er  seine  Stelle  zu  halten,  gedacht  wird,  derselbe 
doch  bei  solchem  Acta  nicht  erschienen  ist,  hat  sich  vielmehr  bemühet, 
damit  derselbe  differieret  werden  möchte.  Von  dem  Expectanzbriefe  auf 
Hinterpommern  and  Camin,  wie  auch  von  dem  decreto  assecurationis, 
dass  dieser  mit  dem  Chur-  und  Fürstlichen  Hause  Brandenburg  allein  vor- 
gegangene Actus  luvestiturae  über  Hinterpommern  und  Oamin  dem  Könige 
und  der  Krone  Schweden  an  ihrem  ex  Instr.  Pacis  zustehenden  Jure  si- 
multaneae  luvest,  nicht  solle  praejudicierlich  sein,  so  man  dem  Schwedi- 
schen Gesandten  eriheilt,  sind  uns  Copiae,  wie  auch  was  derselbe  wegen 
der  praetendierenden  gesamten  Hand  und  Expectantia  auf  die  Neumark  etc. 
beim  R.Hofrath  eingegeben,  communiciert  worden. 

Beim  Hinterpomnierschen  Lehnsakte  hat  Neu  mann  statt  des  mit 
einem  Katarrh  befallenen  v.  Loben  die  Proposition  und  Danksagung  auf 
den  Knicen  abgelegt.  Die  Belehnung  über  die  Jülich -Cleve- Bergischen 
Herzogthümer,  welche  die  Gesandten  zweimal  schriftlich  forderten,  wird 
ebensowenig  jetzt  als  früher  erfolgen,  es  ist  ihnen  aber  der  gewöhnliche 
Schein  darüber,  dass  sie  diese  Lehen  gebührlich  gesucht  hätten,  ertheilt 
worden,  und  als  der  Churfürstlich  Sächsische  Anwalt  gegen  ihre  Forderung 
protestierte,  haben  Ges.  dagegen  eine  Reprote Station  eingereicht.  Zu  den 
Lehen  der  Vettern  in  Franken  sind  Ges.  zwar  zu  denen  des  Markgrafen 
Albrecht  am  14/24.  Sept.  zu  gesamter  Hand  zugelassen  worden.  Weil 
aber  Markgraf  Albrechts  Lehnsbrief  von  Adjustierung  des  churfürstlichen 
dependiert  und  vorher  nicht  ausgefertigt  werden  kann,  auch  Markgraf 
Christian  Ernsts  Belehnung  noch  bevorsteht,  wo  auch  die  Investitur 
über  die  Sparneck-  und  Wallersteinschen  Reichslehen  geschehen  wird,  so 
wird   Neu  mann  erst  küuft'g   zu   den    betreffenden  Lehnsbriefen   gelangen 


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Hauptrelation  d«r  Gesandten.  135 

köooen.  Auch  einen  Schein  darüber^  dass  die  etwa  noch  nicht  vorgelegten 
Pommerschen  Privilegienbriefe  dem  Kf.  nicht  schädlich  sein  sollen,  und  die 
Erlaabnisy  in  den  Registraturen  der  R.Hofraths- Kanzlei  sich  danach  umzu- 
sehen, bat  Neumann  noch  nicht  erhalten;  hat  aber  bereits  die  Registratur 
danach  durchsucht  und  giebt  ein  Verzeichnis  derer,  die  er  dort  gefun- 
den hat. 

In  Betreff  der  vom  Tfixamt  geforderten  Regalien  und  der  Prätension 
des  gesamten  R.Hofraths  Collegii  ratione  Laudemii  ist  zwar  jetzt  keine 
fernere  lustanz  gethan,  sondern  alles  in  £.  Cljf.  D.  Belieben  gestellt,  so 
stehen  sie  doch  annoch  in  dem  festen  Gedanken,  £.  Chf.  D.  werde  von 
sich  selbst  ihnen  eine  Gnade  widerfahren  und  sie  Dero  Liberalität  und 
Müdigkeit  empfinden  lassen.  Sonst  baben  wir  dem  Rescript  vom  23.  Sept. 
zufolge  noch  vor  dem  Actu  über  Hinterpommeru  uncf  Camiu  die  einfachen 
Regalien  wegen  Hinterpommern  beim  Taxamt  abtragen  lassen^).  Dem 
Markgrafen  Albrecht  haben  wir  befohlener  Maassen  in  der  Kitzingischen 
Sache  alle  mögliche  Assistenz  geleistet. 


Der  Kurfürst  an  Fürst  Portia.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
4./ 14.  November  1661. 

[ZarückweisuDg  der  Forderaag  des  Qrafeo  Schwarzenberg.] 

Wir  haben  aus  E.  Ld.  Beantwortung  de  dato  Ebersdorf  vom  18.  Octo- 14.  Nov. 
bris 3)  so  viel  wahrgenommen,  dass  sie  zwar  der  Meinung  sein  wollen, 
samt  hätte  unser  —  Freiherr  v.  Loben  dasjenige,  was  ihm  der  Graf 
V.  Schwarzenberg  wegen  der  von  desH.  Erzherzogen  Ld.  prätendierten 
Submission  angezeiget,  nicht  wohl  eingenommen,  gleichwohl  dabei  in  denen 
Gedanken  stehen,  dass,  weil  der  actus  investiturae  ein  actus  submissionis, 
des  H.  Erzherzogs  Ld.  aber  auf  dem  Kaiserlichen  Schlosse  sich  anfbielten, 


0  Laut  der  den  Akten  builiegenden  QaittaQgen  sind  bezahlt  worden: 
an   die    Reichskanzlei    wegen    ausgefertigter    Kaiserlicüer   Gonfirmationsbriefe 

für  Kf. 168  Thaler  20  Gr. 

an  die  Hofämter  (8  ä  120  Fl.) 960  Fl. 

die  Geh.  Reichssekretäre  (2  ä  24  Fl.) ....      48  FI. 

den  ReichBtaxator 20  Fl. 

den  Reiohsregistrator 20  Fl. 

die  KaozlisteD  in  gesamt 30  Fl. 

für  die  Kapsel __, 3^  Fl. 

1081  Fl.  «   720  Thaler  20  Gr. 
an  die  Kaiserlichen  ünterofficiere   (darunter 
gerechnet  auch  100  Thaler  an  A.  Neumann 

und  15  Thaler  an  dessen  Schreiber.) 537  Thaler 

zusammen     1426  Thaler   10  Gr. 

^  Dieselbe  fehlt  in  den  Acten.     Vgl.  über  die  Sache  oben  S.  126  ff. 


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136  3.    Die  BelehDQDg  des  Karfärsteo  a.  8.  w. 

in  ihrer  Macht  und  Gewalt  nicht  gestanden,  uusere  des  Lehos  halber  ab- 
geschickte Gesandten  als  formelle  Gesandten  zu  qualificieren  und  zu  trac- 
tieren.  Wan  aber  nosere  Gesandtschaft  die  Sache  anders  nicht  als  E.  Ld. 
eingenommen,  sie  uns  auch  nie  anders  daron  —  referieret,  —  also  müssen 
wir  nochmals  bekennen,  dass  uns  dergleichen  Anmuthen  —  nicht  wenig 
befrembdet  und  von  mehrer  unzulässiger  Conseqnenz  vorkommet.  Dan  gleich- 
wie kein  Cuhrfürst,  Fürst  und  Stand  des  H.  Römischen  Reichs  gegen 
jemand  anders  als  dem  Kaiser  und  dem  H.  Römischen  Reich  bei  der  Lehns- 
empfängnis einige  Submission  zu  erzeigen  schuldig,  also  werden  sie  auch 
keinem  unbeschadet  ihrer  und  des  Reichs  Gerechtsame  und  Hoheit  ein- 
räumen können,  dass  er  von  Submission  rede  und  dasjenige  an  sich  nehme 
und  ziehe,  was  dem  zeitlichen  Kaiser  und  dem  H.  R.  Reiche  einzig  und 
allein  gebühret,  und  weil  es  nun  keine  andere  Beschaffenheit  mit  des  H. 
Erzherzogen  Ld.  Beginnen  hat,  und  das  Argument,  dass  L  Ld.  auf  dem 
Kais.  Schloss  sich  aufhalten,  uns  oder  andern  des  H.  R.  Reichs  Cuhr- 
fürsten,  Fürsten  und  Ständen  nicht  praejudicieren  und  die  von  ihnen  ge- 
schickten Gesandtschaften  qualificieren  oder  disqualificieren  kann,  demnach 
so  müssen  wir  es  nochmals  bei  unserm  vorigen  an  E.  Ld.  abgelassenen 
Schreiben  bewenden  lassen. 


Andreas  Neumann  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien  15.  Fe- 
bruar 1662. 

[EiDBOodoDg  der  GeneralcoDfirmatioD,  die  Anfertigung  des  Lehosbriefes 

verzögert  sich.] 

15.  Febr.  Er  übersendet  die  GeneralconfirmHtion  der  Privilegien  und  Rechte  des 
£f.  Die  der  Kanzlei  zugestellten  Monita  sind  meist  beobachtet  worden, 
bei  einigen  Punkten  aber  wäre  es  erforderlich  gewesen,  an  den  R.Hofrath 
zu  gehen,  er  hat  dieses  vermieden^  weil  es  danu  dem  Schwedischen  Able- 
gatus  kund  geworden  wäre  und  zur  Contradiction  hätte  Anlass  gegeben 
werden  können.  Die  Ausfertigung  des  Lehnsbriefes  wird,  wie  Schütz  ihm 
gesagt,  mit  Fleiss  nicht  stark  betrieben,  da  man  des  Kf.  Intention,  ab- 
sonderlich in  betreff  der  Klausel  wegen  Magdeburg,  zu  befördern  sonst 
nicht  ungeneigt  sein  würde,  jetzt  aber,  ehe  es  mit  dem  Schwedischen  Lehns- 
brief seine  Richtigkeit  erlangt,  Difficultäten  geben  dürfte,  da  die  Schweden 
sogleich  darauf  fallen  und  die  Auslassung  des  coutextus  Instrumenti  Pacis 
gleichfalls  prätendieren  würden. 


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YerhaDdlnDgeii  mit  v.  Sternbach.  187 

Proposition    des   Pommerschen    Kanzlers   Heinrich  Coelestin 

V.  Sternbach  an  die  Deputierten  des  Kurfürsten.    D.  Cöln 

a,  Sp.  17./ 27.  Februar  1662. 

[Klage  über  v.  Loben,  die  Schwedische  BelehouDg,  Kf.  soll  die  BestatigUDg  des 
Stettinischeo  Recesses  dnrch  den  Kaiser  befördere] 

Sein  König  hat  gehofft,  dass  die  anlangst  in  Wien  gewesenen  Abgc^  27.  Febr. 
sandten  des  Kf.  dessen  Neigung  zur  Herstellung  der  alten  Freundschaft  mit 
Schweden  durch  die  That  bewiesen  und  mit  dem  Schwedischen  Abgesandten 
Kleyhe  über  die  Beförderung  dessen,  was  zwischen  Schweden  und  Kf. 
in  Kraft  und  Anleitung  des  Instr.  pacis  in  Stettin  abgehandelt  worden,  ver- 
trauliche Commnnication  gepflogen  haben  würden.  Der  Baron  t.  Loben 
aber  bat  nicht  allein  nicht  gestehen  wollen,  dass  er  von  Kf.  Ordre  hätte, 
mit  demselben  über  das,  was  besagten  Stettinisehen  Recess  anginge,  zu 
communicieren,  sondern  gar  negiert,  dass  er  von  solchem  Recess  etwas 
wüsste,  daher  er  auch  so  viel  weniger  nötbig  zu  haben  vermeinet,  sich 
im  geringsten  darum  zu  bekümmern,  massen  er,  der  Baron  v.  Loben 
noch  weiter,  als  ihm  Kleyhe  ein  und  anders,  wovon  er  gemeint,  dass 
dass  es  denselben  auf  andere  und  bessere  Qedanken  werde  bringen  können, 
gleichwohl  in  gebührender  Moderation  zu  Gemüthe  führen  lassen,  mit  ein 
Haufen  ungestümer  Worte  ausgefahren,  alles  sinistre  gedeutet  und  vermit^ 
telst  des  daraus  gemachten  Quereis  sich  desto  besser  aller  correspondence 
äasaern  zn  können  gehalten.  Derselbe  hätte  dann  nicht  gesucht  zur  Con- 
firmation  desjenigen,  was  zwischen  beiden  Principalen  abgehandelt,  zu  ge- 
langen, sondern  darauf  bestanden  und  es  geschehen  lassen,  dass  ihm  die 
Investitur  in  antiquis  terminis  conferiert  worden.  Demzufolge  hat  sich 
Kleyhe  entschliessen  müssen,  von  dem  ihm  sonst  committiert  gewesenen 
actn  simultaneae  investiturae  wegzubleiben.  Da  der  Kaiser  demselben  ein 
Beeret,  kurz  vor  der  Kurfürstl.  Lehnsempfängnis,  hat  zustellen  lassen, 
dass  dieselbe  den  Rechten  des  Königs  und  der  Krone  Schweden  nicht 
präjudicierlich  sein  sollte,  so  habe  sein  König  sich  damit  contentieren 
lassen  müssen,  er  glaubt  auch,  dass  jene  Bezeigung  nicht  mit  des  Kf. 
Willen  und  auf  sein  Geheiss  geschehen  sei,  da  er  aber  im  Werk  begriffen 
ist,   jetzt  am  Kaiserlichen   Hofe  das  negotium  investiturae  principale   be- 


')  In  dem  für  denselben  ausgestellten  Creditiv  (d.  Stockholm  12./ 22.  December 
1661)  erklärt  die  schwedische  Regentschaft,  sie  habe  gehofft,  dass  die  Abgesandten 
des  Karfürsten  am  Kaiserlichen  Hofe  eingedenk  des  Stettiner  Recesses  mit 
ihrem  behufs  der  Belehnung  dorthin  geschickten  Gesandten  in  commani  Interesse 
et  simultaneae  investiturae  negotio  communicare  sustinerent.  Da  sie  jetzt  ihre 
Gesandten  zur  Lehnsempfängnis  nach  Wien  geschickt  hätten,  enteendeten  sie 
zugleich  Sternbach  an  den  Kf,  um  mit  demselben  darüber  und  über  andere 
ihm  aufgetragene  Dinge  zu  verhandeln.  Vgl.  über  die  Sendung  desselben  die 
Berichte  des  gleichzeitig  in  Berlin  anwesenden  französischen  Abgesandten  de 
Lesseins  (Urk.  u.  Akt.  H  8.255.  257). 


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138  3-     1^10  BelchouDg  dee  KurffirsteD  a.  b.  w. 

treiben  zu  lassen;  and  seine  dazu  Bevollmächtigten^  schon  auf  der  Reise 
sind,  und  ihm  sehr  daran  gelegen  ist,  die  Belehnung  über  alles,  wozu  er 
in  kraft  des  Westflllischen  Friedensschlusses  und  des  daraus  geflossenen 
Stettinischen  Recesses  berechtigt,  zn  erlangen,  Ef.  aber  die  Gonfirmation 
selbigen  Recesses  bei  dem  Kaiser  mit  zu  befördern  aus  gedachtem  lustru- 
mento  verpflichtet  ist,  so  ersucht  der  König  den  Kf.,  dass  er  dessen  allen 
sich  erinnern  und  nunmehr  von  seiner  Seite  einen  Ministrum  benennen  und 
verordnen  wolle,  welcher  mit  den  Schwedischen  Abgesandten  am  Kaiser- 
lichen Hofe  vertraulich  communicicre  und  die  Confirmation  auf  alle  dien- 
liche Wege  dergestalt  befördere,  dass  dieselbe  entweder  in  einem  abson- 
derlichen Instrumento  expediert,  oder  auch  in  dem  Lehnbrief  mit  einge- 
führt werde. 


Resolution  des  Kurfürsten  auf  v.  Sternbachs  Proposition. 
D.  Cöln  a.  Sp.  19./[29.]  Februar  1662. 

[ZurAckweisaag  der  Beschwerdeo  gegen  v.  Löbeo,  Verweigeraog  der  Goopera- 
tioo  am  kaiserlichen  Hofe.] 

29.  Febr.  Kf.  hat  aus  Sternbachs  Vortrage  die  Beschwerde  über  v.  Loben 
und  die  jetzige  Forderung  des  Königs  vernommen  und  demselben  folgende 
Resolution  zn  ertheilen  anbefohlen.  Wie  Kf.  dem  Könige  die  Zeit  der 
vom  Kaiser  angesetzten  Investitur  angezeigt  und,  da  am  Kaiserl.  Hofe  über 
des  Schwedischen  Ablegati  Suchen  einige  Schwierigkeit  sich  ereignet,  seine 
Abgeordneten  bis  in  die  fünfzehn  Wochen  in  Wien  habe  verweilen  lassen, 
so  lebe  er  auch  der  Zuversicht,  v.  Loben  werde  sich  gegen  K leihe  so 
betragen  haben,  wie  die  Aflfectiou,  welche  der  Kf.  gegen  den  König  hege, 
fordere. 

Gestalt  dan  auch  S.  Ghf.  D.  sehr  lieb  gewesen  wäre,  wenn  durch 
besagten  K.  Schwedischen  Ablegati  fast  harte  und  bedräuliche  Re- 
monstration — ,  dass  er  zwischen  I.  Kön.  M.  und  S.  Chf.  D.,  wenn 
er  [Loben]  ihm  in  seinem  Begehren  nicht  allerdings  fftgete,  Weite- 
rung und  Unheil  stiften  würde,  bemeldter  Freih.  v.  Loben  nicht 
hätte  dürfen  veranlasst  werden,  dieselbe  zu  Herzen  und  zu  Gemttthe 
zu  ziehen.  —   Anlangend  die  S.  Ghf.  D.   angestellte   Assistenz   und 

0  Es  waren  Peter  Sparre,  Vicepräsident  des  Kgl.  Hofgerichts  io  Stock- 
holm, und  David  Mevint,  Vicekaosler  des  Tribanals  io  Wismar.  Sie  kamen 
mit  grossem  Gefolge  im  April  16G2  in  Wien  an,  s.  Diarium  Enrop.  VUI  S.  308. 
AuBrührlichen  Bericht  über  die  dort  von  denselbeD  geführten  VerhandluDgen  mit 
zahlreichen  Urkuodeobeilagen  enthält  die  von  Mevius  verfasste  Schrift:  „Bericht 
und  Bewandnis,"  (RepraeseDtatio)  Stralsuad  1663.  S.  oben  S.  113;  vergl.  auch 
Heyne  S.  17  ff. 


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VerhandlaDgen  mit  v.  Sternbacb.  139 

Cooperation,  so  seind  zwar  S.  Chf.  D.  die  zwischen  I.  Kön.  M.  und 
deroselben  befindliche  Blut-  und  nachbarliche  Freundschaft  und  Cor* 
respondenz  —  zu  cultiviren  und  zu  erhalten  allerwege  entschlossen.  — 
Aldieweil  Sie  aber  yernehmen  mQssen,  welchermassen  die  besagte 
Cooperation  ex  pacto  und  als  ein  debitum  gefordert  wird,  und  aber 
aus  keiner  Convention  oder  Pacto  dergleichen  etwas  aufzubringen  oder 
zu  erweisen,  dass  S.  Chf.  D.  sich  dazu  verbindlich  gemacht,  I.  Eon. 
M.  auch  selbst  erkennen  werden,  mit  was  für  einer  neuen  Beschwerde 
8.  Chf.  D.  sich  dergestalt  beladen  wQrden,  als  setzen  Sie  zu  dersel- 
ben das  freundvetterliche  Vertrauen,  sie  werden  S.  Chf.  D.  mit  sol- 
chem Ansinnen  fernerhin  verschonen  und  sich  allewege  versichert  halten, 
dass  S.  Chf.  D.  sonsten  deroselben  angenehme  Freundschaft  und  ge- 
fällige Dienste  nicht  allein  den  Pactis,  sondern  auch  der  nachbar- 
lichen Freundschaft  zufolge  zu  erweisen  sich  willig  werden  erfinden 
lassen. 


Zweites  Memorial  v.  Sternbachs.     D.  Cöln  a.  Sp.  27.  Fe- 
bruar/[9.  März]  1662. 

[WiederboloDg  der  Beschwerden  über  v.  Loben.    Kf.  iat  durch  sein  Versprechen 
dasQ  yerpflichtet,  die  Ratification  des  Stettiner  Grenzrecesses  durch  den  Kaiser 

zu  befördern.] 

Wiederholung  der  Beschwerden  gegen  ▼.  Loben  wegen  seines  Ver- 9.  März 
haltens  gegen  KI  ei  he,   Darlegnng  verschiedener  Gründe,  aus  denen  Kf. 
verpflichtet  sei,   zur    Ratificierung    des  Stettinischen  Grenzrecesses   durch 
den  Kaiser  zu  cooperieren. 

I.  Churf.  D.  aber  haben  aus  diesem  allen  ohnfehlbar  zu  urtheilen, 
dass  I.  Kon.  M.  umb  keiner  andern  Ursaeh  vrillen,  als  dass  dero- 
selben daher,  dass  I.  Churf.  D.  die  Ratification  des  Grenzrecesses  nicht 
suchen  lassen,  die  simultanea  investitura  gehörigermaassen  hat  wollen 
difficultiret  werden,  dero  Durchl.  darunter  ersuchen  müssen.  —  — 
In  Erw&gung,  dass  zwischen  I.  Kön.  M.  und  I.  Churf.  D.  ein  gewisser 
Vergleich  getroffen,  derselbe  dergestalt  ratificiret,  dass  von  I.  Churf. 
D.  nomine  suo  et  successorum  suorum  bona  et  electorali  fide  ver- 
sprochen und  angenommen,  nicht  zu  gestatten,  dass  sothanem  Ver- 
gleich auch  von  andern  auf  einigerlei  Weise  zuwider  gehandelt  werde. 

Gleichwie  nun  I.  Kön.  M.  ihrerseits  was  im  Kamen  der  Kön.  M. 
und  Cron  Schweden  solchergestalt  ^benermassen  verheissen  und  ver- 


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140  3*     1^1^  Belehonng  des  Kurfürsten  u.  s.  w. 

schrieben,  Ihrer  Ghurf.  D.  ufrichtig  und  Königlich  zu  halten  —  sich 
angelegen  sein  lassen,  also  verlassen  sich  dieselbe  nicht  minder  uf 
die  Erf&llung  I.  Ghurf.  D.  gegebenen  Wortes,  dass  nämlich,  weil  die 
Kais.  M.  die  Ersuchung  umb  die  Ratification  des  Stettinischen  Re- 
cessus  vor  noth wendig  hSlt  und,  solange  sie  darumb  von  I.  Ghurf  D. 
nicht  reqniriret  worden,  die  Investitur  Ihrer  Kon.  M.  also,  wie  es 
dero  Sicherheit  erfordert,  förmblich  zu  thun  nicht  verstehen  will,  I. 
Ghurf  D.  die  Requisition  thun  zu  lassen  kein  Beschwerde  nehmen, 
viel  weniger,  als  ob  aus  keiner  Gonvention  oder  pacto  dergleichen 
etwas  ufzubringen  oder  zu  erweisen  wäre,  sich  bedeuten  lassen  werden. 
Dann  zum  Fall  es  also  angesehen  werden  sollte,  ob  hätten  die  Gon- 
trahentes  sub  hujusmodi  formalitate  verborum:  dass  sie  die  Ratifica- 
tion oder  Gonfirmation  des  Grenzrecesses  bei  der  Kais.  M.  entweder 
separatim  oder  conjunctim  beschaffen  wollten,  sich  nicht  verbindlich 
gemacht,  würde  doch  bei  so  gestellten  Sachen,  da  die  Ratification  ge- 
suchet zu  werden  der  Kais.  Hof  vor  noth  wendig  genommen,  —  der 
Gontrahirenden  Theile  Intention,  Wille  und  Meinung  gewesen  sein, 
dass  sie  zugleich  solche  Ratification  suchen  sollten.  — 


Erklärung  des  Kurfürsten  auf  des  Schwedischen  Abgesandten 
anderwärtiges  Memorial.    D,  Cöln  a.  Sp.  17. /[27,]  März  1662. 

[Wiedorholuog   der   frnhereo    Erklärung.     Ef.  hat  kein   derartiges   Versprechen 

gegeben.] 

27.  März.         Kf.  läset  betreffend  die   Beschwerde   gegen  v.  Loben  es  bei  seiner 
früheren  Resolution  bewenden. 

Den  Hauptpunkt  belangend,  so  will  zwar  bemeldter  Herr  Able- 
gatus  auf  die  Erfüllung  S.  Churf.  D.  gegebenen  Worte  dringen.  Nun 
seind  zwar  S.  Churf.  D.  dero  gethanen  Versprechen  allezeit  fllrstlich 
nachzukommen  beständig  gesinnet,  als  aber,  dass  deswegen  einiges 
Wort  gegeben,  nicht  dargethan  worden,  noch  dargethan  werden  kann, 
und  im  übrigen  S.  Churf.  D.  diesesorts  sich  hierunter  in  einige  Dis- 
ceptation  einzulassen  Bedenken  tragen,  so  wollen  sie  auch  gleichfalls 
dieses  passus  halber  auf  dero  Resolution  sich  beziehen.  Und  weil 
von  dem  K.  Schwed.  H.  Ablegato  eine  und  andere  Erklärung,  so  in 
dieser  Sachen  am  Kais.  Hofe  soll  gefallen  sein,  und  dadurch  man 
sich  auf  S.  Churf.  D.  beziehen  wollen,  angeführt  wird,  davon  aber 
Sr.  Churf.  D.  bis  hieher  sonsten  nicht  das  geringste  zu  Ohren  gekom- 


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Verhandlangen  mit  v.  Sternbacb.  141 

men,  so  werden  S.  Ghurf.  D.  des  Zustandes  der  Sachen  sieb  erkun- 
digen, und  wie  sie  Ihrer  Kön,  M.  dasjenige,  wozu  sie  rechtswegen 
befuget,  zu  streiten  garnicht  gemeinet,  als  leben  sie  auch  der  guten 
Zuversicht,  man  werde  auch  an  Ihr.  Kön.  M.  selten  mit  neuen  be- 
schwerlichen Anstellungen  sie  zu  behelligen  fernerhin  kein  Belieben 
tragen  '). 


Der  Kurfürst  an  Andreas  Neumann.     D.  Cöln  a.  Sp. 
29.  April /[9.  Mai]  1662. 

[Verhandlangen  mit  v.  Sterobach.     Kf.  ist  nicht  yerpflichtet,  die  Ratification  des 
StettiniRchen  Yertrages  vom  Kaiser  sn  fordern.] 

Kf.  giebt  demselben  Nachriebt  von  den  dem  Kanzler  v.  Stern bach  er-  9.  Mai. 
theilten  Resolutionen  und  befiehlt  ihm,  sich  auch  dem   Schwedischen  6p- 
sandten  in  Wien  gegenüber  demgemäss  zn  verhalten. 

Was  in  specie  die  im  besagten  Pommerischen  Grenzreeess  ge- 
meldete Expectanz  auf  die  Neumark  belanget,  da  ist  euch  ohne 
Zweifel  erinnerlich,  dass  wir  darin  sub  ratificatione  Caesarea  consen- 
tiret  und  also,  nachdem  wir  solche  ratificationem  als  eine  conditionem 
zu  unserer  Verwahrung,  damit  wir  weder  dem  Reiche  noch  dem 
Kaiser  praejudicirten,  a  parte  Suecica  selbst  requiriret,  so  seind  wir 
ja  die  von  uns  ihnen  angestellte  Gondition  zu  praestiren  nicht  schuldig. 
Es  giebt  auch  das  protocollum,  dass  unsere  Gommissarii  bei  diesem 
Punkte  bedungen,  wenn  es  etwa  deswegen  Streit  abgeben  sollte,  der 
Kön.  Maj.  zu  Schweden  selbigen  auszuführen  obliegen  würde.  Ihr 
habt  euch  aber  mit  den  Schwedischen  hierüber  nicht  einzulassen,  son- 
dern defectum  mandati  vorzuschützen.  Und  wie  man  alhier  dem 
Schwedischen  Ablegato  versprochen'),  dass  man  weder  hierunter 
was  hindern  noch  befördern  wollte,  als  habt  ihr  euch  danach  zu 
achten. 


*)  Das  Recreditiv  des  Knrfärsten  für  v.  Sternbach  ist  datiert  vom  26.  März/ 
5.  April  1662.  Ueber  dessen  Abreise  and  die  ihm  ertheilte  Resolution  des  Kf. 
s.  auch  Lesseins*  Bericht  vom  11.  April  (Urk.  und  Akt.  II  S.  275.) 

')  S.  Lesseins'  Bericht  vom  11.  April,  dem  der  Kf.  selbst  von  diesem  Ver- 
sprechen Nachricht  gegeben  hatte. 


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142  3.    Die  BeleboQog  des  Knrfarsten  q.  b.  w. 

Andreas  Nenmann  an  den  Knrftirsten.     D.  Wien 
3./ 13.  Mai  1662. 

[Die  Forderongen  der  Schweden  in  b.treff  des  Lehnbriefee  werden  nicht  erfüllt 

werden.] 

13.  Mai.  Den    Schwedischen    Gesandten    hat    man    ein    Dekret  0    zngefertigt, 

Donnerstag  l./H.  Mai  die  Lehen  zu  empfangen,  und  ist  Sonntag  vorher 
mit  ihnen  conferiert  worden.  Sie  bestanden  hier  darauf,  dass  ihr  Lehns- 
brief möchte  adjustiert  und  die  Monita  beobachtet  werden,  die  sie  später 
schriftlich  eingaben '),  in  welchen  sie  hauptsächlich  eingerückt  haben  wollen  : 
jas  fortificandi  mare  alluens,  Oommendas,  Monasteria,  Recessnm  Steti- 
nensem  und  einen  General  -  Passns  wefi;en  der  Stadt  Bremen.  Man  wird 
zwar  endlich  ante  actum  Investiturae  ein  Goncept  des  Lehnsbriefes  herans- 
geben,  aber  nach  dem  Inhalt  des  Instrnm.  Pacis  und  weiter  ni«  bts  hinein- 
seteen  nnd  alsdann  ihnen  freistellen,  ob  sie  die  Lehen  empfangen  wollen 
oder  nicht;  die  Insertion  des  Stettin.  Recesses  will  beim  RHofrath  nicht 
angenommen  werden;  ob  der  Kaiser  im  Geheimen  Rathe  sich  dazu  ver- 
stehen wird,  stehe  dahin,  wird  gleichwohl  schwerlich  davor  gehalten.  Die 
Gesandten  lassen  sich  verlauten,  wenn  man's  nicht  machte,  wie  sie  verlangen, 
dass  sie  davon  ziehen  wollen,  worauf  man  es  wird  ankommen  lassen,  weil 
man  geneigt  gewesen  ihnen  zu  geben,  was  das  Instrum.  Pacis  mit  sieh 
fuhrt.  Und  weil  der  Kaiser  Estat  macht,  am  9./ 19.  nach  Presbnrg  zu  ver- 
reisen, so  werden  sie  sich  bald  resol vieren  müssen,  was  sie  thun  wollen, 
indem  auf  den  Ungarischen  Landtag  wenigstens  ein  Vierteljahr  hingehen 
wird  und  sie  nicht  nachfolgen  werden. 


Andreas  Nenmann  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
10. /20.  Mai  1662. 

[Der  Kaiser  will  den  Stettiner  Recees  nicht  ratificiereo.] 

20.  Mai.  Er  übersendet  die  Monita  der  Schweden  gegen  das  Projekt  des  Lehns- 
briefes. Man  hat  im  RHofrath  ein  neues  Projekt  aufgesetzt  nnd  meint  ein 
Temperament  aufgefunden  zu  haben,  wie  man  dem  Instr.  Pacis  nachgehen 
and  doch  des  Stettin.  Recesses  halber  das  Werk  in  suspenso  halten  könne. 
Es  will  sich  aber  nicht  schicken,  und  ist  der  Kaiser  damit  nicht  zufrieden 
gewesen,  welchem  im  Interesse  des  Erzhauses  die  Auslegung  der  Expec- 
tanzen  und  die  Genehmigung  des  Stettiner  Recesses,  was  Artikel  29  an- 
betrifft, nicht  genehm  ist.    Die  Schwedischen  Gesandten  berufen  sich  auf  das 

h  d.  4.  Mai  1662  (Bericht  und  Bewandnis  (RepraeseDtatio)  Beil.  H. 
Diarium  Europ.  VIII  S.  439.    Londorp  VIII  8.847). 

>)  S.  Bericht  und  Bewandnis  (Rppraeaentatio)  Beil.  G.  D  iarium  Europ. 
VIII  S.  420.    Londorp  VIII  S.  842. 


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VerhandlungeD  in  Wien  Aber  die  schwedische  Belehonog.  143 

vorhin  ausgehändigte  Concept,  worin  der  Secretar  ohne  Befehl  den  Stetti- 
nischen  Recess  angezogen  hat.  Alles  dependiert  von  des  Kaisers  Kati6cation, 
welche  absqne  consensn  Statnum  vel  saJtem  Electorum  nicht  erfolgen  kann. 
Sollte  es  znr  Belehnung  kommen,  so  kehrt  der  Kaiser  von  Presburg,  wo 
er  jetzt  ist,  zurück. 


Andreas  Nenmann  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
17./ 27.  Mai  1662. 

[Aaf    das  Rescript  vom  29.  April/ 9.  Mai.     Verhandlangen  mit  den  deputierten 
Reicbshofratbeu  wegen  der  schwedischen  Forderangen.] 

Seit  Sparr  and  Meyins  hier  angelangt,  haben  mir  dieselben  keinen  27.  Mai. 
Anlass  gegeben,  mit  ihnen  zn  reden.  Gestern  aber  schicicte  der  Reichs- 
Vicekanzler  zn  mir  und  begehrte,  dass  ich  zu  ihm  käme.  Er  sprach  an- 
fangs mit  mir  allein  über  die  Schwedische  Belehnung,  doch  kamen  bald 
die  anderen  zu  diesem  Belehnungswerk  deputierten  Reichshofräthe  (Graf 
V.  Wolcicenstein,  Walderode  und  Schütz)  dazn,  worauf  er  m'r  vor- 
trug, ich  würde  wissen,  dass  man  mit  jener  Belehnung  bisher  occnpiert  ge- 
wesen. Die  Schweden  behan  ten  nnn  anf  der  Goufirmation  des  Stettinischen 
Recesses,  beriefen  sich  auf  des  Kf.  und  der  Agnaten  Consens,  anch  dass 
ihnen  a.  1655  ein  Goncept  ihres  Lehnsbriefes,  worin  des  Stettinischen  Re- 
cesses gedacht  wird'),  wäre  zugestellt,  und  trotz  der  vielen  Jahre  Iseine 
Contradictio  sich  hervorthäte  und  dieses  alles  in  Notorietate  bestünde,  und 
begehrten  daher  zn  wissen,  ob  der  Kaiser,  was  von  keinem  widersprochen 
worden,  vor  sich  difficnltieren  wolle.  Alle  bisherigen  Remonstrationes  hätten 
nichts  verfangen,  sie  beharrten  vielmehr  darauf,  dass  der  Rec.  Stett.  durch 
das  Instr.  Pacis  veranlasst  nnd  also  in  demselben  fundiert,  anch  in  dem 
neulichen  Olivischen  Frieden  Artic.  1  bestätigt  wäre,  dass  sie  ohne  dessen 
Insertion  oder  Confirmation  die  Lehen  nicht  empfangen  könnten,  anch 
weder  des  Instr.  Pacis  noch  des  vorstehenden  Recesses  gesichert  sein 
würden.  Er  wolle  nun  vernehmen,  ob  wegen  des  Ef.  ich  etwas  dabei  an 
Hand  zn  geben  hätte,  weil  der  Kaiser  nicht  gern  wollte,  dass  dem  Kf.  nnd 
dessen  Hanse  Ungelegenheit  entstehen  sollte.  Ich  erklärte,  dass  ich  über 
diese  Dinge  keinen  Befehl  hätte,  dem  Sternbach  habe  Kf.  gesagt,  dass  er 
das,  wozn  er  verpflichtet  gewesen,  praestiert  habe,  und  zu  weiterem  nicht 
verbunden  sei.  Das  1655  abgefasste  Concept  eines  Schwedischen  Lehns- 
briefes sei,  so  viel  Neu  mann  vernehme,  ein  unvollkommenes  Werk,  doch 
wäre  ihm  davon  weiteres  nicht  bewusst,   viel  weniger,  wie  es  mit  dem  an- 


*)  Der  belreffende  Passus  desselben  lantet:  ea  latitudioe  partis  oricutalis, 
proat  inter  Regios  et  filectorales  commissarioB  circa  ezactionem  limilam  cae- 
teroroQiqae  minutioram  definitionem  Stetini  die  4.  Mail  a.  1G.^)3  pecnliari  et  ab 
otriusque  partis  principalibus  ratihabita  recessu  pleue  convootum  est. 


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144  3*    ^10  BelehnuDg  des  KnrfurBten  a.  s.  w. 

geblichen  Consens  der  Markgrafen  bewandt  sei.  Nachmittag  theilt  Schätz 
Neamann  mit,  das  Werk  sei  noch  mit  ziemlichen  Difficultäten  amfangeo, 
die  Schwedischen  Abgesandten  wollten  von  ihren  Monitis  nicht  weichen 
nnd  drohten  davon  zn  ziehen,  wofern  man  ihnen  nicht  deferierte.  Was  nun 
nach  den  eintretenden  h.  Pfingsttagen  weiter  vorgehen  and  aus  dem  Werke 
endlich  werden  wird,  steht  zu  erwarten. 


Andreas  Neumann  an  den  Kurflirsten.     D.  Wien 
14. /24.  Juni  1662. 

[Kaiserliche  Besolation,  neues  Memorial  der  Schweden.] 

24  Juni.  In   der  Schwedischen  Lehnssarhe  ist,  nachdem  der  Kaiser  einige  zu- 

rückgebliebene Geh.  Räthe  nach  Fressburg  convociert,  resolviert^,  sie 
ihnen  secnndnm  tenorem  Instr.  Pacis  zu  geben  und  mit  dem  übrigen  an 
den  Reichstag  zu  verweisen.  Sie  haben  aber  durch  ein  Memorial  cathe- 
goricam  resolutionem  auf  ja  oder  nein  begehrt,  und  soll  das  Memorial 
ziemlich  hart  eingerichtet,  auch  Wiedererstattung  der  verursachten  Kosteu 
und  Schäden  darin  bedingt  sein.  Ob  sie  mit  solcher  Bedrohung  etwas  her- 
ausbringen werden,  steht  zu  erwarten;  dem  Verlaut  nach  macheu  sie  sich 
reisefertig. 


Andreas  Neumann  an  den  Kurflirsten.     D.  Wien 
21.  Juni/ I.Juli  1662. 

[Neue  Resolution  des  Kaisers.    Abreise  der  Behwedischeo  Gesandten.] 

1.  Juli.  (auf  ein  Resciipt  des  Kf.  vom  28.  Mai,  worin  er  angewiesen  ist,  sich  in 

das  Schwedische  Belebnungswerk  weiter  gar  nicht  einzulassen.)  Uebersende 
hiermit  der  Schwedischen  Gesandten  rationes,  so  zu  Behauptung  ihres  In- 
tents  dem  Reichshofrath  hinterbrachte),  deren  ungeachtet  sein  Kais.  M. 
darbei  geblieben  ^) ,  dass  die  Sache  ad  comitia  zu  remittieren ,  worauf  die 
Gesandten  am  verschienen  Dienstag  nach  Presbnrg  gereiset,  von  Ihr.  Maj., 
wie  geschehen,  Abschied  zu  nehmen,  und  sein  gestern  wieder  anhero  kommen, 
willens  anstehende   Woche  ihre  Rückreise  anzutreten,  nehmen  ihren   Weg 


0  Die  Kaiserliche  ResolutioD  vom  18.  Juni  1662  in  Bericht  nnd  Bewaodais 
(Repraesenlatio)  Beil.  N.  Diarium  Europ.  VIII  S.  644.    Londorp  VIII  8.868. 

^  Memorial  der  Schwedischen  Gesandten  vom  21.  Juni  1662  in  Bericht 
und  Bewandnis  (ßepraesentatio)  Boil.  0.  Diarium  Burop.  VIII  S.  652.  Lon- 
dorp VIII  8.869. 

^  Zweite  Kaiserliche  Resolution  vum  28.  Juni  1662  in  Bericht  und  Be- 
wandnis (Repraesontatio)  Beil.  P.  Diarium  Europ.  VIII  S.  668.  Londorp 
VIII  8.  873. 


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Abreise  der  schwed.  OesandteD.    Drohende  AbaichteD  Schwedens.  145 

über  Prag.  Der  Baron  Sparr  soll  sich  im  Bremischen  aufhalten,  Kleihe 
aber  nach  Schweden  gehen  wollen,  mündliche  Relation  zu  erstatten  und 
sodann  den  Reichstag  za  besnehen,  dem  Snolsky  anch  beiwohnen  soll. 


Ewald  V.  Kleist^)  an  den  Kurfürsten.    D.  Sternberg 
31.  Oetober/[10.  November]  1662. 

Er  hat  dem  Kf.  am  23.  aus  Dargnn  berichtet,  was  zwischen  dem  10.  Nov. 
Schwedischen  Reich6admiral  und  ihm  wegen  der  Investitur  über  die  Ex- 
pectantien  im  Discars  vorgegangen.  Der  Camiusche  Kapitular  Weissen- 
fels  hat  ihm  zu  verstehen  gegeben,  man  fürchte  schwedischerseits ,  dass 
Kf.  sich  der  Occasion,  da  am  kaiserl.  Hofe  der  Belehnuug  über  die  im 
Grenzrecess  ^exprimierten  Expectantien  widersprochen  wird,  dahin  bedie- 
nen wolle,  dass  der  ganze  Grenzrecess  möchte  umgestossen  werden,  und 
dass  solches  ohne  Krieg  nicht  würde  geschehen  können.  Er  hat  das  aber 
durchaus  verneint.  Sonst  wird  man  gewahr,  dass  von  schwedischer  Seite 
so  bald  keine  Investitur  mehr  wird  gesucht  werden,  sondern  man  es  darauf 
ankommen  lassen  will,  ob  die  Zeit  käme,  da  man  sie  offerieren  würde,  wie 
denn  auch  die  Schickung  auf  den  Reichstag  so  bald  nicht  geschehen  wird. 
Der  Yerdruss  auf  den  kaiserlichen  Hof  ist  sehr  merklich  und  die  Begierde, 
des  Reichs  Stände  gegen  denselben  zu  animieren,  auch  daher  abzunehmen, 
dass  der  R.admiral  oftmals  wiederholte,  der  Kaiser  bemühe  sich  sehr,  die 
Krone  Polen  an  sich  zu  bringen  und  fomentiere  daher  die  Conföderation, 
wenn  es  ihm  gelinge,  sei  es  um  des  Reichs  Freiheit  gethan,  und  dieselbe 
noch  mehr  in  Gefahr  als  1629.  Diese  Materie,  nebst  dem,  was  wegen 
Lothringen  das  französische  Interesse  ist,  scheint  die  vornehmste  bei  den 
Conferenzen  gewesen  zu  sein,  welche  der  Reichsadmiral  occasione  des 
Schwalbachschen  Bades*)  mit  etlichen  Kur-  und  Fürsten  gehalten. 
Bei  K.Mainz  ist  er  zweimal  und  dieser  ebenso  oft  bei  ihm  gewesen,  er 
soll  sogar  atif  dieser  Reise  selbst  bis  in  Frankreich  gewesen  sein,  dessen 
wahrer,  eigentlicher  Grund  nicht  zu  penetrieren  gewesen  ist.  Daran  aber 
ist  kein  Zweifel,  dass  zwischen  Frankreich  und  Schweden  das  Concert 
ganz  fertig,  und  je  geheimer  es  gehalten  wird,  je  mehr  und  besser  dieje- 
nigen, welchen  an  diesem  Geheimnis  gelegen,  sich  vorzusehen  haben. 


1)  Ewald  V.  Kleist,  Geheimer  Rath,  1649—1651  Gesandter  des  Kf.  in  Stock- 
holm  (8.  lY  S.  843  ff.},  1656  und  1657  wiederholt  als  Gesandter  nach  Dänemark 
and  zu  König  Karl  X.  Gustav  entsendet  (s.   VIII  S.  113 ff.  124 ff.  175 ff.  228 f.). 

^  Wrangel  war  (Diarium  Europ.  VIII  S.  643)  incognito  am  5.  Juli  1662 
in  Frankfurt  angekomoien  und  von  dort  über  Mainz,  wo  er  stattlich  empfangen 
wurde,  nach  Lange  nach  walbach  gereist.  Ende  August  kam  er  dann  (Diar. 
Europ.  IX,  S.  186)  inCöln  an  und  reiste  von  hier  über  Holland  nach  dem  Her- 
zogthum  Bremen. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Karfürstcn.     XI.  10 


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146  3-    1^16  Belehonng  des  Kurfürsten  n.  s.  w. 

Die  National -Regimenter  in  Schweden  sind  ganz  complet  nnd  rühmt 
man  sie  30000  Mann  stark,  davon  über  15000  Mann  zu  Felde  gehen  können, 
ohne  was  im  Bremischen  vorhanden,  und  soll  jetzt  mit  Königsmarck 
wegen  Werbungen  des  Orts  für  Schweden  gehandelt  werden. 

Bei  dem  allen  bleibt  dennoch  Gott  Richter  auf  Erden. 


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Abschnitt   4. 

Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 
1662  —  1664. 


10* 


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Einleitung. 


Als  der  im  Jahre  1653  in  Regensburg  zusammeDgetretene  Reichstag 
im  Mai  des  folgenden  Jahres  geschlossen  wurde,  obwohl  die  Mehrzahl  der 
demselben  durch  das  Westfälische  Friedensinstrument  zugewiesenen  Reichs- 
verfassungsfragen noch  nicht  ihre  Erledigung  gefunden  hatten,  war  be- 
stimmt worden  ^),  dass  derselbe  behufs  Vollendung  dieser  Aufgabe  nach 
zwei  Jahren,  am  17.  Mai  1656  sich  wieder  versammeln  und  dass  inzwischen 
eine  der  wichtigsten  und  schwierigsten  unter  jenen  Fragen,  diejenige  be- 
treffend die  casus  restituendorum  ex  capite  amnestiae  et  gravaminum, 
d.  h.  die  Ausführung  der  Bestimmungen  des  Friedensinstrumeutes  über  den 
kirchlichen  Rechts  -  und  Besitzstand,  durch  die  jetzt  streng  paritätisch  zu- 
sammengesetzte ordentliche  Reichsdeputation,  welche  auf  den  1.  October 
1654  nach  Frankfurt  a.  M.  berufen  wurde,  in  Angriff  genommen  werden 
sollte.  Die  letztere  ist,  allerdings  erst  ein  Jahr  später,  im  September  1655, 
in  Frankfurt  zusammengetreten,  hat  dort,  freilich  ohne  irgend  etwas  Er- 
hebliches auszurichten,  bis  zu  Ende  der  Regierung  Kaiser  Ferdinand  III. 
getagt,  ein  Theil  ihrer  Mitglieder  bat  dann  eigenmächtig  auch  nach  dem 
Tode  dieses  und  nachher  nach  der  Wahl  des  neuen  Kaisers  Leopold  I., 
trotzdem  derselbe  ihre  Verlegung  nach  Regensburg  forderte,  ihre  Sitzun- 
gen dort  fortgesetzt  und  hat  so  Veranlassung  zu  jenen  Streitigkeiten  ge- 
geben, welche  im  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes  behandelt  worden  sind. 
Dagegen  ist  der  Reichstag  weder  an  jenem  festgesetzten  Termine  noch 
überhaupt  während  der  Regierung  Ferdinand  III.  wieder  zusammenberufen 
worden,  und  auch  dessen  Nachfolger  hat  sich  lange  gesträubt,  jene  Zusage 
seines  Vaters  zu  erfüllen.  Eine  wirkliche  Erledigung  und  Ordnung  aller 
jener  noch  offenen  und  streitigen  Fragen  der  Reichsverfassnng  lag  über- 
haupt durchaus  nicht  im  Interesse  der  kaiserlich  -  österreichischen  Politik, 
und  am  wenigsten  konnte  diese  damals,  nachdem  gerade  im  Gegensatze 
zu   ihr  ein  Theil  sowohl  der  katholischen  als   auch    der  protestantischen 


*)  Reichstagsabscbied   7on  1654  §  191.  192   (v.  Meiern,  Regenspargische 
BeiebstagB-HaDdlnDgen  H  S.  138  f.). 


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150  4-    ^^^  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Fürsten  sich  mit  Frankreich  nnd  Schweden  zur  Rheinischen  Allianz 
vereinigt  hatte,  hoffen,  dass  eine  solche  ihren  Wünschen  gemäss  werde 
zustande  gebracht  werden  können.  Daher  hat  der  Kaiser  dem  ihm  zu- 
erst von  einigen  befreundeten  Fürsten  zu  Anfang  des  Jahres  1660  ge- 
machten Vorschlag'),  jenem  Streite  über  die  Verlegung  der  Reichsdepu- 
tation durch  Wiederberufung  des  Reichstages  ein  Ende  zu  machen,  welcher 
bald  auch  von  den  Fürsten  der  Oppositionspartei  wiederholt  wurde,  kein 
Gehör  geschenkt,  und  auch,  als  zu  Ende  dieses  Jahres  infolge  der  üblen 
Wendung,  welche  die  Siebenbürgischen  Wirren  nahmen,  die  Gefahr  eines 
neuen  Türkenkrieges  heraufzog,  und  er  sich  entschloss,  für  einen  solchen 
die  Hülfe  der  deutschen  Reichsstände  in  Anspruch  zu  nehmen,  hat  er  zu- 
nächst unter  dem  Vorwande'),  dass  Gefahr  im  Verzuge  sei,  auf  anderem 
Wege,  durch  besondere  Verhandlungen  mit  den  einzelnen  mächtigeren  Für- 
sten und  Städten  diese  Absicht  zu  erreichen  gesucht.  Allein  nur  ein  Theil 
derselben  zeigte  sich  willfährig,  und  den  Fürsten  der  Oppositionspartei  gab 
gerade  dieses  Hülfsgesuch  des  Kaisers  Gelegenheit,  mit  um  so  grösserem 
Nachdrnck  die  Berufung  des  Reichstages  zu  fordern.  Das  Haupt  derselben, 
der  Kurfürst  von  Mainz,  verlangte  in  der  Resolution,  welche  er  dem  an 
ihn  abgeschickten  kaiserlichen  Gesandten  ertheilte^),  als  das  beste  Mittel, 
nm  einmütbig  dem  Türken  entgegenzutreten,  die  Wiederberufung  des  Reichs- 
tages und  sagte  nur  für  den  Fall,  dass  es  vor  derselben  zum  wirklichen 
Ausbruch  des  Krieges  kommen  sollte,  die  Stellung  von  Hülfstruppen  zu. 
Noch  entschiedener  war  die  Sprache,  welche  der  Pfalzgraf  von  Neuburg 
führte <),  und  in  ähnlicher  Weise  machten  auch  die  Braunschweigischen 


»)  S.  oben  Abschn.  1  S.  11. 

^)  Vortrag  der  kaiserlichen  Gesandten  an  die  Reichsstände  wegen  der  Tür- 
kenbülfe  (Diar.  Europ.  VI  8.235.  Londorp  YIII  8.744):  , Dieselbe  thun  sich 
zwar  des  alten  Herkommens  guter  maassen  bescheiden,  dass  dergleichen  An- 
suchen and  Begehren  auf  einer  allgemeinen  Reichs-  oder  Kreisversammlung  ge- 
schehen sollte,  nachdem  aber  mehr  bedeutete  vor  Augen  stehende  Gefahr  ein- 
zigen Verzug  nit  leidet  und  dargegen  bekannt  ist,  wie  schwer,  kostbar  und  lang- 
sam es  mit  solchen  Zusammenkünften  hergehet,  so  haben  I.  K.  M.  nothwendig 
diesen  nähern  Weg  der  absonderlichen  Schickung  ergreifen  —  müssen. 

^  Diar.  £urop.  VI  8.  240.  Londorp  VIII  8.  746.  Ueber  die  später  von 
Kurmainz  gestellten  Bedingungen  8.  Ludwig  XIV.  Instruktion  für  Gravel 
(Guhrauer  II  S.  305). 

*)  Resolution  von  Pfalz -Neuburg  an  den  kaiserl.  Gesandten  Grafen  zu 
Konigseck,  d.  Düsseldorf  6.  Februar  1661  (Londorp  VIII  8.747):  er  ver- 
weigert eine  bestimmte  Erklärung,  weil  eine  einseitige  Hülfe  nicht  allein  dem 
Kaiser  wenig  nützen,  ^sondern  von  den  Mitständen  eine  solche  Specialdeclara- 
tion  als  ein  Vorgriff  in  eine  allgemeine  Reichssache  aufgenommen  und  ungleiche 
Gedanken  erwecken  werde",  dagegen  zweifle  er  nicht,  wenn  der  Kaiser  die 
Reichsstände  zu  einem  Reichstage  förderlichst  berufen  werde,  dass  dieselben 
ohne  ZeitverlieruDg  denselben  beobachten  und  zu  Abwendung  der  Gefahr  freudig 
concurrieren  werden,  und  dass  im  Fall  der  Feind  vor  Ablauf  des  im  Reichstags- 


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EioleituDg.  151 

Fürsteo,  der  Herzog  ?oq  Würtemberg,  der  Landgraf  von  Hessen- 
Cassel  u.  a. ')  ihre  Hülfeleistnng  von  der  Berafang  des  Reichstages  ab- 
häDgig.  Der  Kaiser  versuchte  diese  Opposition  dadurch  zu  beschwich- 
tigen, dass  er  in  einem  Schreiben,  welches  er  am  14.  Mai  1661  an  den 
Kurfürsten  von  Mainz  und  auch  an  die  anderen  Kurfürsten  richtete^),  im 
Princip  in  die  Bernfung  des  Reichstages  einwilligte  und  gegen  die  Deu- 
tung, welche  man  jenen  besonderen  Hülfsgesuchen  an  die  einzelnen  Reichs- 
stände gegeben  hatte,  als  wolle  er  auf  solche  Weise  denselben  ihr  jus' 
suffragii  nehmen  und  dem  Reichstage  entfliehen,  protestierte.  Aber  er 
erklärte  doch  wieder,  dass  er  unter  den  jetzigen  Verhältnissen  die  Aus- 
schreibung des  Reichstages  nicht  für  thuulich  halte,  und  verlangte,  dass  zu- 
nächst der  Deputatioustag  nach  Augsburg  verlegt  werde,  mit  der  Versiche- 
rung, dass  dort  auch  praeliminariter  von  dem  gehandelt  werden  solle,  was 
zur  Beförderung  des  Reichstages  dienen  könne,  und  dass  er,  wenn  er  von 
den  Reichsständen  die  Versicherung  erhalten  werde,  dass  man  ohne  Weit- 
läufigkeit zum  Reichstage  gelangen  könne,  einen  solchen  bald  ausschreiben 
wolle.  Allein  dieser  Versuch,  zu  dessen  weiterer  Durchführung  er  den 
Reichsvicekanzler  v.  Waldersdorf  nach  Mainz  schickte,  scheiterte  voll- 
ständig. Der  Kurfürst  von  Mainz  und  dessen  Bundesgenossen  verharrten 
einerseits  bei  ihrem  Widerspruch  gegen  die  Verlegung  der  Reichsdeputation, 
andererseits  beschlossen  sie  auf  den  Vorschlag  Ludwigs  XIV.,  welcher 
so  in  geschicktester  Weise  die  Bemühungen  sowohl  des  Kaisers  als  auch 
des  mit  diesem  Hand  in  Hand  gehenden  Papstes  zu  vereiteln  wusste^), 
zwar  dem  Kaiser  Hülfstrup^en  anzubieten,  aber  unter  Bediogungeu,  von 
denen  man  im  voraus  wusste,  dass  derselbe  sie  nicht  annehmen  werde, 
nämlich  dass  die  gesamten  Alliierten  als  solche  im  Verein  mit  Frankreich 
ein  besonderes  Hülfsheer  schicken  wollten.  Obwohl  dieses  Anerbieten  ihm 
uicht  officiell  mitgetheilt  wurde,  bewog  doch  die  Kunde  von  diesen  Ab- 
sichten der  Alliierten  den  Kaiser,  zumal  da  die  .Gefahr  eines  Krieges  mit 
den  Türken  immer  ernstlicher  heranzutreten  schien,  zu  weiterem  Nachgeben. 
Zu  einer  solchen  Demüthigung,  die  Hülfe  des  so  verhassten  und  bisher  so 
viel  geschmähten  Rheinbundes  anzunehmen,  wollte  er  sich  nicht  verstehen, 
leichter  als  mit  diesem  schien  es  doch  möglich  sich  mit  einem  Reichstage 
zu  verständigen,  so  erklärte  der  Kaiser  schon  im  August  1661^),  dass  er 
den  Reichstag  auf  den  L  October  des  nächsten  Jahres  ausschreiben  wolle, 


auBschreiben  benannten  Termins  losbrechen  sollte,  die  Reichsstände  „in  ADsehnng 
des  ausgeschriebenen  Reichstages  anerwartet  des  BeichsschlaBses'*  dem  Kaiser 
beispringen  werden. 

')  8.  Kocher,  Gesch.  von  Hannover  und  Brauoschweig  I  S.  307.  Sattler, 
Gesch.  des  Herzogthums  Würtenberg  X  S.  10  f.     Vgl.  oben  Abscho.  1  S.  29. 

^  Diar.  Eorop.  VII  S.  103.  Londorp  VIII  S.  759.  S.  oben  Abechn  1  S.34. 

*)  8.  Guhrauer  H  S.  297 ff.   Köcher  I  S.  307  ff. 

*)  8.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  den  Kf.  vom  25.  August  1661  oben  Ab* 
schnitt  1  S.  46. 


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152  4>    I^or  ÄDfaog  des  Regensbarger  Reichstages. 

erbat  deo  CoDsens  der  Karfürsten  dazo,  stellte  freilich  nochmals  das  Ver- 
langen, dass  zunächst  der  Depntationstag  in  Augsburg  zusammentreten 
solle,  Hess  aber,  da  der  Kurfürst  von  Mainz  und  dessen  Bundesgenossen 
bei  ihrem  Widerspruche  dagegen  verharrten,  schliesslich  diese  Forderung 
fallen  und  schrieb  am  8.  Februar  1662^),  unter  Hinweis  auf  die  immer 
weiteren  Uebergriffe  der  Türken  in  Ungarn  und  ihre  bedrohlichen  Rüstun- 
gen, sowie  andererseits  darauf,  dass  er  „schon  sonst  gemäss  dem  letzten 
Reichsabschied  entschlossen  gewesen  sei,  zu  fernerer  Abhandlung  der  aus- 
gestellten  Punkte  und  zu  Erhaltung  yon  Friede  und  Einigkeit  den  proro- 
gierten  Reichstag  zu  reassumieren^^  den  Reichstag  und  zwar  schon  auf  den 
S.Juni  dieses  Jahres  nach  Regensburg  aus.  Als  Aufgabe  desselben 
wurde  in  diesem  Ausschreiben  nur  bezeichnet,  es  solle  berathen  werden, 
wie  dem  Türken  kräftig  und  nachdrücklich  gesteuert,  derselbe  von  den 
kaiserlichen  Erblanden  abgehalten  und  dadurch  auch  das  Römische  Reich 
in  beständiger  Ruhe  und  Sicherheit  erhalten  bleiben  möge,  doch  enthielt 
jene  vorhergehende  Erklärung  wenigstens  indirect  das  Zugeständnis,  dass 
auf  demselben  auch  die  auf  dem  letzten  Reichstage  unerledigt  gebliebenen 
Fragen  wieder  aufgenommen  und  auch  über  die  securitas  imperii,  über  eine 
Reichskriegsverfassung  berathschlagt  werden  sollte- 

Das  Verhalten  des  brandenburgischen  Kurfürsten  in  den  der  wirk- 
lichen Bernfung  des  Reichstages  vorhergehenden  Streitigkeiten  und  Verhand- 
lungen ist  schon  oben  im  1.  Abschnitt  näher  dargelegt  worden,  die  nachfolgend 
milgetheilten  Akten  sollen  die  Wirksamkeit  veranschaulichen,  welche  der- 
selbe durch  seiue  Gesandtschaft  auf  dem  Reichstage  zunächst  während  der 
beiden  ersten  Jahre  des  Bestehens  desselben  ausgeübt  hat.  Die  Auswahl 
aus  dem  ungemein  umfangreichen  Aktenmateriale  ^  ist  von  dem  Gesichts* 
punkte  aus  getroffen  worden,  dass  diese  Auszüge  neben  der  besonderen 
Aktion  des  Kurfürsten  und  seiner  Gesandten  auch  den  allgemeinen  Verlauf 
der  Reichstagsverhandlungen  erkennen  lassen  sollen.  Allerdings  liegt  eine 
auf  urkundlicher  Grundlage  beruhende  Geschichte')  jenes  Reichstages  vor, 
doch  bietet  dieselbe,  für  welche  vornehmlich  reichsstädtische  Gesandtschafts- 
akten benutzt  siod,  weder  ein  ganz  vollständiges  Bild  der  dortigen  Vor- 
gänge, noch  finden  diese  immer  die  richtige  Beleuchtung  und  Würdigung, 


0  Diar.  Earop.  VIII  S.  123ff.  Londorp  VIII  S.  811ff.  Fachner  v.  Eg- 
gen stör  ff,  Vollständige  SammluDg  aller  von  Anfang  des  noch  fürwährenden 
Teutschen  Reichstages  de  anno  1663  biss  anhero  abgefassteo  Reicbsschlüsbe 
I  S.  1  ff. 

'-*)  Ausser  den  sehr  zahlreichen  und  ansführlichen ,  mit  vielen  Beilagen  aus- 
gestatteten Relationen  der  Gesandten  nnd  den  Sitzungsprotokollen  liegt  noch 
ein  voD  6.  v.  Jena  eigenhändig  geführtes  nioht  minder  umfangreiches  Dia- 
rium vor. 

^)  Gemeiner,  Geschichte  der  öffentlichen  Verhandlaogen  des  zu  Regens^ 
burg  noch  fortwährenden  Reichstages,  I.  II.  Nörnberg  1794.  95.  Auffallender 
Weise  sind  auch  die  Verhandlungen  dieses  Reichstages  von  Pufendorf  fast 
ganz  unberücksichtigt  gelassen  worden,  dagegen   sind  die  Hauptmomente  der- 


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BinleitoDg.  153 

so  dasB  eine  Ergänzong  derselben  ans  anderweitigen   Quellen  keineswegs 
als  überflüssig  erscheint. 

Die  wirkliebe  Eröffnung  des  ursprünglich  auf  den  8.  Juni  1662  be- 
rufenen Reichstages  hat  sich  sehr  lange  hingezogen.  Als  die  branden- 
bnrgische  Qesandtschaft  Anfang  September  in  Regensburg  ankam,  waren 
dort  ausser  den  kaiserlichen  Kommissaren,  deren  Haupt,  der  Erzbischof  von 
Salzburg  erst  wenige  Tage  vorher  seinen  Einzug  in  die  Stadt  gehalten 
hatte,  nur  wenige  andere  Gesandten  anwesend,  erst  allmählich  in  den  näch- 
sten Monaten  fand  sich  eine  grössere  Zahl  zusammen,  am  2.  December 
kündigte  der  Erzbischof  von  Salzburg  an,  dass  der  Kaiser  die  Ver- 
lesung der  Proposition  und  damit  die  Eröffnung  des  Reichstages  auf  den 
20.  Januar  1663  festgesetzt  habe,  an  diesem  Tage  fand  dieselbe  wirklich 
statt  und  darauf  haben  die  Sitzungen  begonnen.  Gleich  zu  Anfang  trat 
der  Gegensatz  der  Parteien  hervor;  während  der  Kaiser  und  die  demselben 
willfährige  Majorität  im  Kurfürsten-  und  Fürstencollegium  zunächst  nur 
den  ersten  Funkt  der  kaiserlichen  Proposition,  die  Berathung  über  die  dem 
Kaiser  gegen  die  Türken  zu  leistende  Hülfe,  in  Angriff  nehmen  wollte, 
verlangte  die  Oppositionspartei,  die  Rheinischen  Alliierten,  und  unter  ihnen 
namentlich  die  weltlichen  Fürsten,  welche  auf  Anregung  und  unter  Leitting 
von  Pfalz -Neuburg  im  April  1662  zu  dem  „Pürstenverein"  zusammen- 
getreten waren  1).  auf  deren  Seite  sich  aber  bald  auch  einige  andere  Fürsten 
und  zeitweilig  auch  die  Reichsstädte  stellten,  auch  gleichzeitige  Vornahme 
der  beiden  anderen  Punkte,  der  Reichskriegsverfassung  und  der  durch  das 
Friedensinstrument  auf  den  Reichstag  verwiesenen  Fragen,  namentlich  über 
die  Wahlcapitulation,  doch  konnten  die  letzteren  damit  nicht  durchdringen, 
und  80  hat  der  Reichstag  angesichts  der  immer  drohender  herannahenden 
Türkengefahr  sich  bis  zum  Juli  ausschliesslich  mit  den  die  Türkeuhülfe 
betreffenden  Fragen  beschäftigt.  Entsprechend  den  Weisungen,  welche  er 
seinen  Gesandten  schon  in  ihrer  Instruktion  ertheilt  hatte,  lässt  der  Kurfürst 
dieselben  während  dieser  Verhandlungen  durchaus  die  Wünsche  und  For- 
derungen des  Kaisers  unterstützen^  freilich  aber  bedingt  er  insgeheim  aus, 
dass  er  selbst  mit  Rücksicht  auf  die  Gefahren,  welche  ihm  im  Norden 
durch  die  feindselige  Haltung  Schwedens  und  Polens  und  durch  die 
Streitigkeiten  mit  den  preussischen  Ständen  drohten,  von  der  Leistung  der 
Hülfe  entbunden  sein  sollte.  Anfang  Juli  erhielten  diese  Berathungen  über 
die  Türkenhülfe  mit  der  Ueberreichung  eines  Reichsgutachtens  an  den 
Kaiser,  in  welchem  sich  das  Kurfürsten-  und  die  Majorität  des  Fürsten- 
collegiums   zu  der  Zahlung  von  50  Römermonaten  auf  ein  Jahr,  die  Al- 


selbeo  schon  von  Droysen,  Gesch.  der  Preuss.  Politik  111,3  S.  28ff.  hervor-, 
gehoben  worden,  neuerdings  sind  dann  die  dortigen  Vorgänge,  aber  nor  des  er- 
sten Jahres  1663,  genauer  von  Köcher,  Gesch.  von  Hannover  und  Braunschweig 
I  S.  321  ff.  dargestellt  worden. 

^)   8.  Sattler,    Gesch.  des  Herzogthums   Wurtenberg  X  S.  19.    Köcher, 
I  S.  316  ff. 


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154  4*    I^er  Anfang  des  Regensbnrger  Reichstages. 

liierten,  denen  der  Kaiser  nun  doch  dieses  Zugeständnis  machen  mnsste, 
ZQ  der  Stellang  eines  entsprechenden  Truppencorps  unter  besonderen,  oiit 
dem  Erzbischof  von  Salzburg  vereinbarten  Bedingungen^  von  den  Städten 
nur  ein  Theil  zur  Zahlung  von  20  Römermonaten  erboten,  einen  vorläufigen, 
sehr  ungenügenden  Abschluss,  und  es  wurden  nun  die  anderen  Fragen  vor- 
genommen. Nach  langen  Streitigkeiten  darüber,  in  welcher  Ordnung  über 
dieselben  berathen  werden  sollte,  einigte  man  sich  Anfang  September  d^hin, 
dass  in  der  nächsten  Zeit  nur  die  Reichskrieg6verfassung,  vom  1.  November 
an  aber  abwechselnd  mit  derselben  auch  die  Wahlcapitnlation  berathen 
werden  sollte.  Obwohl  inzwischen  der  Krieg  in  Ungarn  begonnen  hatte 
und  bei  den  glücklichen  Erfolgen  der  Türken  bald  auch  die  deutschen 
Erblande  des  Kaisers  in  ^ä(;h:^ter  Nähe  von  denselben  bedroht  wurden, 
wurden  die  Verh.indlungen  über  die  R eic hs kr iegs Verfassung  zunächst 
rein  theoretisch  und  mit  derselben  L;mü;8amkeit  und  Uneinigkeit  wie  vorher 
geführt,  so  dass  erst  Anfang  December  ein  einhelliger  Bcv^^chluss  der  drei 
Collegien  zu  stände  kam,  nach  welchem  ein  jeder  Reichsstand  das  Triplum 
seines  alten  Anschlages  bereit  halten  sollte.  Kurfürst  Friedrich  Wil- 
helm, der  inzwischen  dem  Kaiser  ein  besonderes  Hülfscorps  geschickt 
hatte,  hat  sich  allerdings  auch  nn  jenen  Berathungeu  betheiligt  und  die- 
selben durch  gute  Rathschläge,  welche  er  ertheilen  Hess,  zu  fördern  ge- 
>ucht,  er  hat  aber  fortgesetzt  darauf  gedrungen,  dass  dieselben  beschleunigt 
und  dass  vor  allem  der  augenblicklich  drohenden  Gefahr  gegenüber  wirk- 
lich Hülfe  geschafft  werden  solle;  in  der  Erkenntnis,  dass  ein  nach  dem 
bewilligten  Triplum  aufgestelltes  Reichsheer  (c.  30,000  Mann)  nicht  aus- 
reiche, verlangt  er,  dass  man  sich  zunächst  über  eine  grössere  Zahl  von 
Truppen  (er  schlug  60,000  Mann  vor)  vergleichen  und  dann  erst  überlegen 
solle,  wieviel  die  einzelnen  Reichsstände  dazu  zu  stellen  hätten,  er  dringt 
darauf,  dass  die  Fragen  wegen  einer  beständigen  Reichskriegsverfassung 
und  wegen  der  gegenwärtig  zu  leistenden  Türkenhülfe  von  einander  ge- 
sondert und  dass  zunächst,  da  die  höchste  Gefahr  im  Verzuge  sei,  nur  die 
zweite  erledigt  werde.  Nur  dieses  letztere  ist  erreicht  worden,  im  übrigen 
aber  nahmen  die  Verhandlungen,  auch  nachdem  Ende  December  der  Kaiser 
und  dadurch  veranlasst  die  übrigen  Kurfürsten  und  zahlreiche  andere  Für- 
sten persönlich  in  Regens  bürg  erschienen  waren,  (Kurfürst  Friedrich 
Wilhelm  hat  die  Frage,  ob  auch  er  der  an  ihn  ergangenen  Einladung 
dorthin  Folge  leisten  solle,  ernstlich  in  seinem  Geheimen  Rathe  erörtern 
lassen,  aber  sich  schliesslich  namentlich  mit  Rücksicht  darauf,  dass  die 
Wirren  in  Polen  seine  Anwesenheit  im  eigenen  Lande  erforderten,  ent- 
schlossen, dieselbe  abzulehnen)  denselben  schwerfälligen  Verlauf  wie  vorher, 
zu  der  Bewilligung  einer  grösseren  Streitmacht  wollte  man  sich  nicht  ver- 
stehen, und  Monate  vergingen,  ehe  man  sich  über  die  Einrichtung  und  Aus- 
rüstung des  nach  dem  Triplum  aufzustellenden  Reichsheeres,  welches,  da 
die  Truppen  der  Alliierten  ein  besonderes  Corps  für  sich  bildeten ,  auf 
20,000  Manu  augeschlagen  wurde,  namentlich  über  die  Besetzung  der 
höheren  Befehlshaberstellea  einigen  konnte.     So  hat  sich  diese  Reichsarmee 


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EioIeitoDg.  155 

erst  Mitte  Juli  1664  mit  der  kaiserlichen  Armee  unter  Monte cnccoli  ver- 
einigt und  hat  nur  ao  den  letzten  Kämpfen,  denen  schon  im  September 
der  von  dem  Kaiser  auf  eigene  Hand  abgegchlossene  Friede  ein  Ende 
machte,  mit  wenig  Ruhm  Thell  genommen.  Der  Kurfürst  hat  sich  die  von 
dem  Reichstage  in  diesen  Angelegenheiten  gefassten  Beschlüsse  gefallen 
lassen,  hat  nach  wie  vor  die  Forderungen  des  Kaisers  unterstützt,  hat 
aber  seinerseits  unter  Berufung  darauf,  dass  er  dem  Kaiser  ein  besonderes 
Hülfscorps  geschickt  habe^  und  dasp  dieses  stärker  sei,  als  das  nach  dem 
Triplam  auf  ihn  fallende  Contingent  betragen  würde,  jeden  Beitrag  zu  den 
Kosten  des  Reichsheeres  abgelehnt. 

Die  mit  der  Türkenhülfe  zusammenhängenden  Fragen  haben  bis  gegen 
Ende  des  Jribres  1664  den  Reichstag  üo  überwiegend  beschäftigt;  dass 
neben  ihnen  und  der  Erfurter  Angelegenheit,  welche  zeitweilig  im  Sep- 
tember und  October  die  ordentlichen  Reichstagsverhandlungen  ganz  in's 
Stocken  brachte,  nur  noch  ein  anderer  wichtiger  Punkt,  nämlich  die  Wahl- 
capitalation,  in  Angriff  genommen  worden  ist.  Nach  dem  am  26.  Sep- 
tember 1663  gefassten  Beschlüsse  sollte  vom  1.  November  dieses  Jahres  an 
diese  Frage  abwechselnd  mit  der  Reichskriegsverfassung  berathen  werden, 
dem  zufolge  waren  im  October  die  kurfürstlichen  Gesandten  zu  vertrau- 
lichen Besprechungen  über  diese  Angelegenheit  zusammengetreten,  am 
19.  November  fassten  sie  eine  Declaration  ab,  in  welcher  die  Zugeständnisse, 
zu  denen  sich  die  Kurfürsten  aus  freien  Stücken  bereit  erklärten,  angegeben 
wurden,  und  |);ellten  am  23.  November  dieselbe  dem  Directorium  des  Fürsten- 
collegiums  zu.  Diese  Zugeständnisse  waren  aber  so  unbedeutend,  dass  die 
Fürsten,  insbesondere  die  Mitglieder  der  Oppositionspartei,  damit  durchaus 
nicht  zufrieden  waren,  vielmehr  wurden  von  denselben  ähnlich  wie  schon 
auf  dem  vorigen  Reichstage  Forderungen  erhoben,  welche  darauf  hinzielten, 
den  Kurfürsten  bei  der  Abfassung  der  Wahlcapitulation  gänzlich  die  Hände 
zu  binden  und  so  die  Prärogativen  derselben  auf  das  äusserste  zu  be- 
i^cbränken.  Doch  wurden  auch  die  Verhandlungen  über  diese  Frage  so 
hinausgezogen,  dass  dieselben  bis  zu  Ende  des  Jahres  nicht  über  die  vor- 
bereitenden Stadien  hinausgekommen  sind.  Innerhalb  des  Fürstencollegiums 
selbst  DQachte  sich  der  Gegensatz  zwischen  den  weltlichen  und  den 
geistlichen  Mitgliedern  desselben  geltend,  zunächst  traten  nur  die  er^teren 
und  zwar  unter  Ausschliessung  der  Gesandten  derjenigen  kurfürstlichen 
Häuser,  welche  als  Inhaber  von  Fürstenthümern  auch  diesem  Collegium 
angehörten,  zusammen  und  stellten  ein  Gegenproject  einer  „beständigen^ 
Wahlcapitulation  auf.  Nachdem  sie  Anfang  Juli  1664  damit  fertig  gewor- 
den waren,  traten  nun  die  Geistlichen,  von  denen  auch  die  Vertreter  der 
kurfürstlichen  Häuser,  darunter  auch  der  des  brandenburgischen  Kurfürsten, 
hinzugezogen  wurden,  ihrerseits  zusammen,  um  über  das  kurfürstliche  Pro- 
ject  zu  berathen,  erst  Ende  November  wurden  sie  mit  ihren  Bemerkungen 
zu  demselben  fertig  und  erst  Anfang  Decembcr  haben  dann  die  Berathun- 
gen  darüber  im  pleuuni  des  Fürstencollegiums  begonnen.  Kurfürst  Fried- 
rieh Wilhelm  hat  auch  jetzt  in   dieser  Frage  dieselbe  Haltung  einge- 


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156  4-    I^or  Anfang  des  Regensbürger  Reichstages. 

Qommea  wie  auf  dem  vorigen  Reichstage^  er  hat  allerdings  gegenüber  jenen 
so  weit  gehenden  Forderungen  der  Pürstenpartei  an  der  Behauptung  der 
wesentlichen,  in  den  Reichsgesetzen  und  dem  Herkommen  begründeten 
Vorrechten  der  Kurfürsten  mit  Entschiedenheit  festgehalten  und  hat  zu 
diesem  Zwecke  unter  diesen  selbst  eine  festere  Vereinigung  zn  begründen 
versucht,  aber  er  hat  sonst  gegen  billige  Forderungen  der  Fürsten  zur 
Nachgiebigkeit  gerathen.  Er  hat  gleich  zu  Anfang,  als  ihm  jene  kurfürst- 
liche Declaration,  die  den  Charakter  eines  Ultimatum  trug,  mitgetheilt  wurde, 
erklärt,  die  Fürsten  würden  sich  sicherlich  nicht  mit  diesen  Zugeständ- 
nissen begnügen,  und  darein  gewilligt,  dass  mit  denselben  weiter  darüber 
verhandelt  werde,  ebenso  hat  er  nachher,  obwohl  er  vorher  das  Gegentheil 
gewünscht  und  gefordert  hatte,  nachgegeben,  dass  diese  Verhandlungen  im 
plenum  in  ordentlicher  Weise  geführt  wurden. 

Neben  den  eigentlichen  Reichstagsgeschäften  haben  die  brandenbur- 
gisclien  Gesandten  in  Regensburg  in  diesen  Jahren  auch  andere  Verhand- 
lungen zu  führen  p:ehabt,  sie  erhielten  den  Auftrag,  beim  Kaiser  die  Resti- 
tution von  Jägerndorf  zu  betreiben,  sie  sind  mit  den  Gesandten  des 
Pfalzgrafen  von  Neuburg  und  mit  denjenigen  Fürsten,  welche  sich  zur 
Vermittelung  der  Streitigkeiten  desselben  mit  dem  Kurfürsten  erboten,  in 
Unterhandlungen  getreten,  und  haben,  freilich  schliesslich  ohne  Erfolg,  zu- 
nächst in  der  Streitfrage  über  das  Directorium  im  wei>tfäli sehen  Kreise 
einen  Ausgleich  anzubahnen  versucht,  ihnen  wurden  dann  im  Jahre  1664, 
nachdem  der  Kurfürst  sich  entschlossen  hatte,  der  R he ini selben  Allianz 
beizutreten,  die  darauf  bezüglichen  Verhandlungen  mit  dem  jetzt  auch  in 
Regensburg  anwesenden  Bundesrathe  übertragen;  auch  über  diese  ander- 
weitige Thätigkeit  derselben   geben  die  hier  mitgetheilten  Akten  Auskunft. 

Die  Gesandtschaft,  welche  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  im  August 
1662,  jedenfalls  in  der  Voraussetzung,  dass  auch  dieser  Reichstag  eine 
nicht  allzu  lange  Dauer  haben  werde,  nach  Regensburg  schickte,  war  eine 
sehr  zahlreiche  und  ansehnliche,  sie  bestand  aus  den  beiden  Mitgliedern 
des  Geheimen  Rathes  Clans  Ernst  v.  Platen  und  Carl  Caspar 
V.  Blumenthal,  aus  dem  Halberstädtischen  Regierungs-  und  Landrath 
Curt  Asche  v.  Mahrenholtz  und  dem  Frankfurter  Professor  Dr.  Gott- 
fried V.  Jena,  denen  4  Edelleute  und  ein  stattliches  anderweitiges  Ge- 
folge beigegeben  wurden.  Die  lange  Verzögerung  der  Eröffnung  des 
Reichstages,  dann  das  unerwartete  Hinziehen  der  Verhandlungen  desselben 
haben  aber  den  Kurfürsten  bald  veranlasst,  namentlich  aus  Rücksicht  auf 
den  grossen  Kostenaufwand,  dieselbe  einzuschränken.  Schon  Anfang  De- 
cember  1662,  also  noch  ehe  die  eigentlichen  Reichstagsverhandlongen  be- 
gonnen hatten,  wurde  v.  Blumenthal  abberufen,  um  die  Gesandtschaft 
nach  Paris  zu  übernehmen,  im  Mai  1663  wurde  auch  v.  Platen  und  der 
grössere  Theil  des  Gefolges  zurückgerufen,  so  dass  nur  v.  Mahrenholtz 
und  Jena,  jener  als  Vertreter  des  Kurfürsten  im  Kurfürsten-,  dieser  im 
Fürstencollegium,  mit  bescheidenem  Gefolge  in  Regensburg  zurückblieben. 


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Einleitung.  157 

Der  erstere  war  schon  im  Jahre  vorher  0  (Januar — Februar  1661)  zu 
einer  diplomatischen  Sendung  an  den  dänischen  Hof  verwendet  worden, 
er  ist  bis  zu  seihem  Tode  (29.  October  1674  ^)  in  Regensburg  geblieben, 
ohne,  wie  es  scheint,  dort  eine  bedeutende  Rolle  zu  spielen,  der  letztere 
hat  hier  zum  ersten  Male  die  diplomatische  Carriere  und  zugleich  diejenige 
Stellung  angetreten,  in  welcher  er  nachher  lange  Jahre  verblieben  ist,  und 
in  welcher  er  eine  hervorragende  Thätigkeit  entwickelt  hat.  Gottfried 
von  Jena'),  der  jüngere  Bruder  des  Geheimen  Rathes  und  Halberstäd- 
tischen Kanzlers  Friedrich  von  Jena,  1620  in  Zerbst  geboren,  hatte 
wie  jener  sich  der  jaristischen  Laufbahn  zugewandt  und  nach  Absolvierung 
seiner  Studien  auf  den  Universitäten  Wittenberg,  Giessen  und  Mar- 
burg und  nach  längeren  Reisen  sich  als  Docent  der  Rechte  in  HeideU 
berg  niedergelassen,  war  dann  aber  1655  als  Nachfolger  seines  damals 
von  dem  Kurfürsten  als  Geheimer  Rath  in  dessen  unmittelbare  Nähe  ge- 
zogenen Bruders  als  ordentlicher  Professor  der  Rechte  an  die  Univer- 
sität Frankfurt  a.  0.  berufen  worden.  Dort  hat  er  sich  neben  seiner 
akademischen  Thätigkeit  durch  die  Anfertigung  von  Rechtsdeductionen  und 
Gutachten  hervorgethan,  er  wurde  dafür  von  dem  Kurfürsten  mit  dem  Titel 
eines  Geheimen  Rathes  beehrt  und  1662  als  Mitglied  der  Reichstagsgesandt- 
schaft nach  Regensburg  entsendet.  In  dieser  neuen  Stellung  als  Ver- 
treter des  Kurfürsten  auf  dem  immer  verlängerten  und  schliesslich  in  eine 
ständige  Versammlung  verwandelten  Reichstage  ist  er  ein  Viertel  Jahrhun- 
dert lang,  beinahe  bis  zum  Tode  des  Grossen  Kurfürsten,  bis  zum  Sommer 
1687  *)  verblieben,  nnd  er  hat  dieselbe  auf  das  geschickteste  und  würdigste 


»)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  719f. 

>)  Irrig  setzen  Cos  mar  nnd  Elaproth,  Gesch.  des  PreussischeD  Geheimen 
Staatsraths  S.  362  seioen  Tod  anf  den  18.  September  1689  ao;  O.  v.  Jena  mel- 
det (d.  Regenshurg  19./29.  October  1674),  dass  v.  M.  an  diesem  Tage  Nachmittags 
3  Uhr  nach  ganz  kurzer  Krankheit  (er  hat  noch  die  vorhergehende  Relation  vom 
15./25.  October  unterzeichnet)  gestorben  sei.  ^ 

')  S.  Isaacsohn  in  der  AUgem.  deutschen  Biographie  XIII  S.  762. 

*)  Irrig  giebt  Isaacsohn  a.  a.  0.  an,  G.  v.  Jena  sei  trotz  der  zu  Anfang 
des  Jahres  1687  zwischen  ihm  und  dem  Kf.  entstandenen  Differenzen  anf  seinem 
Posten  in  Regenshurg  bis  über  den  Tod  des  Kf.  hinaus  verblieben.  Allerdings 
wurden  jene  Diflferenzen  ausgeglichen,  der  Kf.  versichert  ihn  (d.  Potsdam 
22.  März/ 1.  April  1687)  wieder  seiner  früheren  Huld  und  Gnade,  gewährt  ihm 
aber  zunächst  einen  dreimonatlichen  Urlaub,  um  seine  in  Brescia  sich  aufhaltende 
Tochter  daselbst  zu  besuchen,  und  weist  ihn  an,  sodann  sich  zur  Beobachtung 
seiner  obliegenden  Funktionen  im  Herzogthum  Magdeburg  wieder  einzufinden, 
nimmt  aber  (d.  Potsdam  29.  Mai  /  8.  Juni  1687)  den  ertheilten  Urlaub  wieder  zurück 
nnd  befiehlt  ihm,  sogleich  nach  Halle  sich  zu  begeben,  und  J.  meldet  von  dort 
am  2./ 12.  Juli  desselben  Jahres,  dass  er  dort  angekommen  sei.  Nach  seinem 
Abgange  verwaltete  zunächst  der  schon  1680  ihm  beigegebene  C.  Schonheck 
allein  die  Gesandtschaftsgeschäfte,  bis  der  Kf.  noch  in  demselben  Jahre  Ernst 
V.  Metternich  und  Wolfgang  v.  Schmettau  zu  seinen  Gesandten  beim 
Reichstage  ernannte. 


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158  4-    Der  Anfang  des  Regensburger  ReichetageB. 

and  zar  volleo  Zufriedenheit  seines  Herren  ausgefüllt.  Mit  einer  gründ- 
lichen Kenntnis  der  verwickelten  staatsrechtlichen  Verhältnisse  verband  er 
eine  scharfe  Beobachtungsgabe;  und  auch  mit  den  damaligen  Künsten  der 
diplomatischen  Intrigue  hat  er  sich  schnell  vertraut  gemacht;  bei  aller  Ent- 
schiedenheit; mit  welcher  er  die  Rechte  und  Interessen  seines  Herrn  ver- 
trat, zeigte  er  sich  doch  mild  und  versöhnlich,  er  war  von  angenehmen 
Umgangsformen  und  hat  sich  so  auch  bei  seinen  Genossen  in  Regensburg 
allgemeiner  Achtung  und  Beliebtheit  erfreut. 

Als  Anhang  sind  diesem  Abschnitte  die  auf  die  Versammlungen  des 
Obersächsischen  Kreises  zu  Leipzig  (October  1663  und  Juni  1664) 
und  auf  die  beiden  Zusammenkünfte  des  brandenburgischen  Kurfürsten  mit 
dem  Kurfürsten  Johann  Georg  von  Sachsen  (December  1663  und  Juni 
1664)  bezüglichen  Akten  beigegeben.  Dieselben  Fragen;  welche  den  Reichs- 
tag beschäftigten;  namentlich  die  Abwehr  der  Türkengefahr  und  die  Er- 
furter Händel,  sind  auch  auf  diesen  Zusammenkünften  zur  Sprache  gekom- 
men. Von  Interesse  sind  dieselben  namentlich  deswegen;  weil  sie  zeigen, 
wie  der  Kurfürst  den  damals  angesichts  der  Türkengefahr  auch  im  Ober- 
sächsischen Kreise  gemachten  Versuch  der  Organisierung  einer  Landes- 
vertheidigung  unterstützt,  wie  er  zugleich  sich  bemüht  hat,  einerseits  eine 
Vereinigung  desselben  mit  dem  benachbarten  Niedersächsischen  Kreise, 
in  welchem  eine  ähnliche  Einrichtung  begründet  war,  herbeizuführen,  anderer- 
seits eine  besondere  Verbindung  mit  Kursachsen  und  anderen  benach- 
barten Fürsten  zur  gegenseitigen  Hülfeleistung  zu  stände  zu  bringen,  wie 
er  ferner  sich  bemüht  hat;  überhaupt  mit  Kursachsen  in  ein  näheres 
und  engeres  Verhältnis  zu  treten,  welche  Versuche  aber  durch  die  un- 
schlüssige und  zweideutige  Haltung  des  sächsischen  Kurfürsten  vereitelt 
worden  sind. 


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Instruktion  der  Reichstagsgesandten.  159 


Instruktion,  womit  wir  —  unsere  liebe  getreue  Claus  Ernst 
V.  Platen  — ,  Christoph  Casparn  Freiherrn  v.  Blumenthal  — , 
Gurt  Aschen  von  Mahrenholtz  —  und  Gottfrieden  v.  Jena  auf 
den  am  8.  Juni  1662  ausgeschriebenen  Reichstag  naher  Re- 
gensburg abgefertiget  haben.  D.  Cöln  a.  d.  Sp.  23.  Juli/ 
[2.  August]  1662. 

Sie  sollen,  obwohl  die  kaiserlichen  Eommissarien  wohl  nicht  zum  fest-  2.  Aug. 
gesetzten  Termin  eintrefifen  werden,  doch  im  Juli  in  Regensburg  sich 
einfinden,  v.  Platen  soll  im  Kurfürstlichen  Collegio  des  Kf.  Stelle  halten 
und  Freih.  v.  Blumenthal  das  Wort  führen,  im  Fürstenrath  aber  v.  Mah- 
renholtz wegen  Hai  berstadt  und  Pommern,  v.  Jena  wegen  Minden 
and  Camin  reden  und  votieren^). 

Als  Funkte  der  Berathschlagnng  bezeichnet  das  kaiserliche  Ausschreiben, 
d.  Wien  8.  Februar*),  dass: 

1)  Yon  der  Sicherheit  des  Reiches  und  wie  dem  Türkischen  Yorbruch 
in  dasselbe  als  auch  in  die  Kaiserlichen  Erblande  zu  wehren, 

2)  von  der  dnrch  den  Friedensschluss  und  letzten  Reichsabschied  zur 
allgemeinen  Erörterung  verwiesenen  Reichsangelegenheiten  zu  handeln 
sein  wird. 

Woneben  dann  einige  andere  absonderlich  uns  und  unsere  Lande 
angehende,  dann   auch  diejenige  Sachen,  so  uns  sonsten  recomman- 
dieret,  zu  beobachten  sein  werden. 
I.    Türken  hülfe.    Ges.  sollen  dafür  stimmen,  dass  solch  Werk  zu- 
erst .vorgenommen  werde,  zuförderst  aber  rathen,  dass  der  Kaiser  quibus- 
cnnqne  honestis  conditionibus  Frieden    mit  dem  Türken  machen  möchte; 
sollte  dies  nicht  möglich  sein   und  zur  Deliberation  kommen,   ob  und  wie 

')  S.  die  ähnliche  Geschäftsvertheilnng  in  der  laBtraktion  für  die  Gesandten 
aat  dem  vorigen  Reichstage,  Urk.  u.  Akt.  VI  S.  164. 

')  Diarium  Europ.  VIII  S.  123ff.  Londorp  VIII  S.  811  ff.  Pachner 
7.  Eggenstorff,  Vollstäodige  Sammlaog  aller  von  Anfang  des  noch  fürwäh- 
reuden  Teutschen  Reichstags  de  anno  1G63  biss  anhero  abgefassten  Keicha- 
schlösse  I  S.  Iff.     Vgl.  oben  S.    56  u.  152. 


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160  4-    ^^f  Anfang  des  Regenaburger  Reichbtages. 

weit  sich  das  Reich  dieses  Krieges  anznnehmen  habe,  so  befindet  Kf.  in 
Anbetracht  der  aach  deni  Reiche  durch  die  Türken  drohenden  Gefahr  die 
Hülfe  für  nöthig.  Betreffend  1)  die  Frage,  wie  stark  die  Hülfe  sein  solle, 
kann  Ef.  jetzt  noch  nichts  resolvieren,  sondern  will  sie  erst  auf  empfan- 
genen Bericht  hierüber  instruieren.  Einwendungen  wegen  Moderation  der 
Matrikul  u.  dgl.  sollen  nicht  beachtet,  sondern  deren  Erörterung  auf  an- 
dere Zusammenkünfte  verschoben  werden. 

Jedoch  haben  unsere  Abgesandten  bei  den  Kaiserlichen  Commis- 
sarien  ingeheimb  zu  bedingen,  dass,  da  es  anjetzo  an  nnsern  Gren- 
zen sehr  trübe  aussiebet  und  wir  umb  unserer  Lande  aus  der  Nach- 
barschaft anscheinenden  Gefahr  willen  eben  jetzo  noch  in  kostbaren 
Verfassungen  stehen  müssen,  wir  zu  solcher  allgemeinen  TürkenhQlfe 
für  diesesmal  und  ehe  wir  von  der  obgesagten  Gefahr  befreiet,  wie 
gerne  wir  auch  wollten,  etwas  beizutragen  nicht  vermöchten,  und 
hoffeten  also,  Ihre  Kais.  Majestät  hierunter  uns  nicht  verdenken,  son- 
dern das  Türkische  Wesen  vielmehr  dahin  richten  würden,  dass  durch 
Gelegenheit  desselben  andere  nicht  Anlass  nehmen  möchten,  Sie  und 
uns  zu  beleidigen  und  zu  infestiren. 

Betreffend  die  Fragen:  2)  ob  die  Hülfe  in  Völkern  oder  Geld  beste- 
hen,  3)  wenn  Völker  zu  senden,  wie  es  mit  ihrem  Unterhalt,  4)  wie  es  mit 
dem  Commando  und  der  Direktion  des  ganzen  Wesens  zn  halten  sein 
solle,  hält  Kf.  die  Geldhülfe  für  die  geeignetste,  doch  da  auch  hierbei 
Schwierigkeiten  sind  und  er  zu  diesem  Werke  diesmal  überhaupt  nichts 
beitragen  kann,  können  sich  die  Gesandte  den  Majoribus  accommodieren ; 
5)  wie  das  Geld  aufzubringen,  wird  am  passendsten  der  Ausschlag  nach 
den  Römermonaten  gemacht  werden,  auch  nach  den  Beschlüssen  früherer 
Reichstage  auswärtige  christliche  Potentaten,  auch  die  Eidgenossen,  der 
Ritterorden  und  die  unmittelbare  Reichsritterschaft  um  Geldhülfe  und  Sen- 
dung yon  Truppen  angegangen  werden  können;  6)  wegen  der  Artillerie, 
ist  es  wie  früher  zu  halten,  dass  die  Könige  von  Ungarn  diese  anzuschaffen, 
die  Kreise  etwas  Feldgeschütz  ihren  Völkern  mitzugeben  haben.  Betref- 
fend 7)  die  anderweitige  Sicherheit  des  Reichs,  so  scheinen  Gefahren  für  das- 
selbe jetzt  nicht  zu  fürchten  zu  sein,  man  müsse  Streitigkeiten  mit  aus- 
wärtigen Mächten  jetzt  nicht  anregen,  aber  doch  dafür  sorgen,  dass  das 
Reich  in  unvermutheten  Fällen  nicht  gar  bloss  stehen,  sondern  ein  jeder 
der  Executionsordnung  gemäss  sich  bezeigen  möge. 

II.     Punkte,   welche   durch  das   Instrumentum   paci  s  auf  einen 
allgemeinen  Reichstag  verwiesen,  aber  auf  dem  vorigen  Reichs- 
tag nicht  völlig  abgethan  sind. 

1)  Justitialia.     Betreffend  Abthoung  der  Mängel  bei  dem  Reichskam- 
mergericht, Verbesserung  der  Ordnung  desselben  sowie  der  Reichshof- 


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loBtruktioD  der  Reichstagsgesandten.  161 

'  rathsordoung  sollen  Ges.  in  a]Ien  zweifelhaften  Fällen  erst  an  Kf. 
referieren.  Eine  Revision  der  Eammergerichts-Matriknl  ist,  nachdem 
aaf  dem  letzten  Reichstage  Erhöhung  der  Gehälter  der  Assessoren 
und  sonstigen  Officianten  desselben  beschlossen  ist  ^),  nothwendig. 
Betreffend  die  Präsentation  der  Assessoren  von  evangelischer  Seite 
sollen  Ges.  dahin  sehen,  dass  Ef.  im  niedersächsischen  Kreise  mit  zar 
Präsentation  gezogen  werde,  im  westfälischen  Kreise  aber  den  einen 
evangelischen  Assessor  allein  präsentiere.  Auch  in  der  Kanzlei  soll 
die  Parität  der  Religionen  durchgeführt,  die  Visitation  derselben  nicht 
.durch  K.Mainz  allein,  sondern  mit  Zuziehung  anderer,  darunter 
auch  evangelischer  Stände,  erfolgen.  Bei  der  neuen  Reich shofraths- 
Ordnung^)  sollen  die  Monita  der  Stände'}  berücksichtigt,  in  dem 
Reichsbofrath  selbst  die  Zahl  der  evangelischen  Mitglieder  vermehrt  wer- 
den, so  dass  die  Parität  wirklich  beobachtet  werden  kann;  Qes.  sollen 
auch  dahin  wirken,  dass  den  evangelischen  Mitgliedern  grössere  Re- 
ligionsfreiheit gewährt  werde. 

2)  Ecclesiastica.  Bei  Erledigung  der  Restitutionsfragen  sollen  Ges. 
ihr  Absehen  auf  das  Instr.  pacis,  den  Nürnbergischen  Executions- 
recess  und  den  arctior  modus  exequendi  richten. 

3)  Politica.  In  betrefif  der  Herstellung  der  Parität  im  Kurfürsten- 
collegium  auf  Deputationstagen  soll  es,  da  über  andere  Vor- 
schläge Kur-  und  Fürstencollegium  sich  nicht  haben  verständigen 
können,  bei  dem  alternierenden  quarto  voto^),  das  auf  ein  interim  bei 
jüngster  Deputation  eingeführt  ist,  verbleiben.  In  der  Frage  wegen 
der  Pluralitas  votorum  in  collectis')  hat  Kf.  sich  jetzt  für  die 
von  den  evangelischen  Fürsten  vorgeschlagene^)  Distinktion  entschie- 
den, dass  nicht  bei  voluntariae,  sondern  nur  bei  necessariae  coUectae 
die  majora  zu  gelten  hätten,  und  zwar  nur,  wenn  die  Majorität  wenig- 
itens  zwei  Drittel  der  Vota  betrage.  Wenn  zwei  Drittel  der  Vota 
nnius  collegii  eine  collecta  für  necessaria  erklären,  so  soll  dieselbe 
dafür  zu  achten  sein. 

Verhandlungen  über  die  Frage  wegen  einer  beständigen  Wahl- 
capitulation  ^)  haben  die  Ges.  sich  zu  bemühen  zu  verhüten,  sollten  sie 

0  BeichstagsabBchied  von  1654  §  11  (v.  Meiern  II  Anhang  S.  97);  8.  Urk. 
u.  Akt.  VI  S.  294. 

2)  8.  V.  Meiern  I  S.  1133fr.    Urk.  u.  Akt.  VI  S.  436.  450. 

.»)  V.  Meiern  I  S.  1135  f. 

^)  Reichstagsabschied  von  1654  §  191  (v.  Meiern  II  Anhang  S.  138).  S.  Urk. 
u.  Akt  VI  S.  319ff.  348.  400f.    DroysenlU,  2  S.  87ff.    Kocher  I  S.lOSff.  149. 

^)  S.  über  die  darüber  anf  dem  letzten  Reichstage  geführten  Verhandlungen 
Droyeen  HI,  2  S.  86  ff.    Köcher  I  S.  108ff.  149. 

h  8.  Urk.  u.  Akt.  VI  S.  320f. 

0  S.  über  die  Verhandlungen  darüber  anf  dem  letzten  Reichstage  und  die 
Stellungnahme  des  Ef.  Urk.  q.  Akt.  VI  S.  375 ff.  400ff.  Droysen  a.  a.  0. 
Köcher  a.  a.  0. 

Mater,  x.  Gesch.  d.  O.  Kurfürsten     XI.  1 1 


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162  4*    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reicbstages. 

doch  vorgenommen  werden,  so  sollen  sie  darauf  sehen,  dass  in  einer  solchen 
Capitulation  den  Rechten  der  Kurfürsten  nichts  vergeben  werde;  es  wird 
sich  schwerlich  practicieren  lassen,  eine  solche  Capitulation  aufzusetzen, 
darin  nach  Gelegenheit  der  Zeit  bei  künftigen  Fällen  nichts  zu  ändern 
vorfallen  sollte. 

Wegen  der  Achtserklärungi)  soll  die  Bestimmung  der  Wahlcapi- 
tulation^  wiederholt  und  dem  Reichsabschiede  inseriert  werden,  dass  kein 
Stand  des  Reiches  ohne  der  gesamten  Stände  Erkenntnis  und  Einwilligung 
oder  wenigstens  der  sieben  Kurfürsten  bei  einer  Collegialvcrsammlung  in 
die  Acht  erklärt  werden  dürfe;  der  Punkt  des  letzten  Reichstagsabschieds ^, 
worin  dem  Kammergericht  die  Achtserklärung  ex  solo  capite  contumaciae 
zuerkannt  wird,  soll  geändert  werden. 

Wegen  Verbesserung  der  Defensions-  und  Executionsord- 
nung  ist  auch  Kf.  der  Meinung,  dass  diese  wohl  eingerichtet  und  es  nur 
dahin  zu  bringen  sei,  dass  sie  wirklich  ausgeführt  werde,  doch  soll  der 
Punkt  der  Executionsordnung  geändert  werden,  dass  erst  ein  Kreis  seine 
Macht  allein  versuchen  und  erst,  wenn  diese  sich  nicht  als  ausreichend  er- 
weist,  andere  Kreise  herangezogen  werden  sollen,  vielmehr  muss  sofort  die 
Hülfe  nach  der  Gefahr  und  Macht  des  Feindes  eingerichtet  und  einem 
solchen  mit  gesamter  Macht  begegnet  werden. 

Es  soll  eine  Verbesserung  der  Polizeiordnung  vorgenommen  wer- 
den, auf  Grund  der  auf  dem  niedersächsischen  Kreistage  zu  Braunschweig 
1654  gemachten  Vorschläge,  doch  muss  allen  Ständen  freigelassen  werden, 
nach  Gelegenheit  und  Zustand  ihrer  Lande  die  Polizei  einzurichten,  nur 
dass  darin  nichts,  so  der  allgemeinen  Polizei  direct  entgegenlaufe,  festge- 
setzt werde. 

Im  Kriege  unbefugterweise  eingeführte  Zölle^)  sollen  abgeschafft,  neue 
gemäss  der  Wahlcapitulation  ^)  nur  mit  Zustimmung  des  Kurfürstencolle- 
giums  gestattet  werden.  Ges.  sollen  sich  bemühen,  dass  DonaiArörth 
restituiert,  dass  dasPostwesen  geregelt  werde.  Wenn,  wie  zu  erwarten, 
die  Mitglieder  des  Deputationstages,  über  dessen  Translocation  es  zu 


^)  Vgl.  die  ähnlichen  Vorschriften  in  der  Instruktion  für  die  Reichstagsge- 
sandten vom  16.  December  1652  (Urk.  a.  Akt.  VI  S.  153  f.)  and  die  Instruktion 
für  dieselben  vom  21.  Mai  1653  (S.  218). 

3)  Wahlcapitulation  Kaiser  Leopolds  I.  (d.  Frankfurt  18.  Juli  1658)  §  28 
(Londorp  vm  8.357). 

^  Eine  solche  Bestimmung  findet  sich  dort  nicht,  vielmehr  werden  in  §  36 
die  im  Fall  der  contumacia  bisher  gebräuchlichen  Wege,  entweder  auf  die  Poen 
der  Acht  oder  Immission  ez  primo  vel  secnndo  decreto  zu  procedlereui  unter- 
sagt und  in  §  162  dem  Kammergericht  vorgeschrieben,  nur  in  soweit  es  demsel- 
ben vermöge  der  Reichsabscbiede  und  der  KGordnang  gebühre,  zur  Achtserklä- 
rung  zu  schreiten. 

^)  Vgl.  die  ähnlichen  Vorschriften  in  der  Instruktion  für  die  Reichstagsge- 
sandteo  vom  16.  December  1652  (Urk.  u.  Akt.  VI  8. 160). 

*)  Wahlcapitulation  Kaiser  Leopolds  I.  §21  (Londorp  VIII  S.  355). 


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Instruktion  der  Reicbstagsgesandten.  163 

so  heftigen  Streitigkeiten  gekommen  ist,  Bestätigong  alles  dessen,  was  sie 
getban  ond  verrichtet ^  vom  Reichstage  fordern,  so  müssen  zunächst  die 
actus  ond  Handlungen,  deren  Confirmation  gesucht  wird,  specificiert  werden, 
doch  wünscht  Kt^),  dass  diese  Sache,  als  welche  sehr  stachlich  ist,  weil 
diese  Streitigkeiten  nunmehr  cessieren,  nicht  möchte  angeregt  werden. 

III.    Punkte,  welche  Kf.  in  particnlari  concernieren: 

1)  Man  untersteht  sich")  ihm  ratione  der  Stifter  und  Bisthümer  Bran- 
denburg, Havelberg  undLebns  und  der  Herrschaften  Rupp in, 
Schwedt  und  Vierraden  absonderliche  collectas  anznmuthen;  dies 
ist  durchaus  ungegründet,  doch  sollte  wegen  dieses  Punktes  von  den 
anderen  Reichsständen  nichts  moniert  werden,  so  haben  auch  Ges.  ihn 
zu  übergehen.  Weil  bei  diesem  Reichstage  Redressierung  der  Matricul 
vorgenommen  werden  soll,  so  haben  Ges.  sich  zu  bemühen,  dass 
eine  Redressierung')  derselben  auch  inbetreff  der  unrechtmässig  be- 
lasteten Lande  Cleve,  Mark  und  Ravensberg,  ferner  Hinter- 
pommern, Halberstadt  und  Magdeburg  vorgenommen  werde. 

2)  Gegenüber  der  Stadt  Magdeburg*),  welche  die  im  Instr.  pacis  ver- 
glichene Eventual- Erbhuldigung  verweigert  und  einen  Immediatstand 
beansprucht,  haben  Ges.  sich  zu  bemühen,  dass  dieselbe  nicht  die 
vom  Kaiser  geforderte  Bestätigung  des  Privilegium  Ottonianum  erhält, 
vielmehr  Rath  und  Bürgerschaft  der  Alten  Stadt  Magdeburg  von 
ihrem  Unfug  und  Widersetzlichkeit  abgemahnt,  hingegen  zur  Ablei- 
stung des  Eides  angewiesen, und,  falls  sie  sessionem  et  votum  bean- 
spruchen sollten,  zurückgewiesen  werden,  auch  die  Forderung  der- 
selben wegen  Ausdehnung  ihres  privilegii  muniendi  et  fortificandi  auf 
alle  eine  Viertelmeile  Weges  um  die  Stadt  liegende  bona  privatorum 
und  wegen  Verhinderung  der  Wiederaufbauung  der  beiden  Land- 
städte Neustadt  und  Sudenburg  sind  ganz  ungegründet.  Ges. 
sollen  sich  in  diesen  Sachen  mit  den  Gesandten  des  Administrators 
vereinigen. 

3)  Ges.  haben  die  Rechte  des  Kf.  zu  wahren,  falls  wegen  der  Jülich- 
schen  Sncces  sionssache  auf  dem  Reichstage  etwas  vorkommen 
sollte,  oder  falls  die  Stadt  Herfordt^),  obwohl  sich  dieselbe  mit 
ihm  verglichen,   oder  die  Städte  Wesel  und  Duisburg^  als  freie 


0  S.  oben  S.  58  f. 

^  Tgl.  die  ganz  ähnlichen  Vorschriften  in  der  Instruktion  vom  16.  Decem- 
ber  1652.    (ürk.  u.  Akt.  VI  S.  152  f.) 

»)  ibid.  S.  152f. 

*)  ibid.  S.  161.  Näheres  über  diese  Streitigkeiten  mit  Magdeburg  nnten 
in  Abschn.  13. 

^)  ibid.  S.  162.  Die  Stadt  hat  allerdings  1653  auf  dem  Reichstage  Versuche 
gemacht,  ihre  Reicbsstandschaft  geltend  zu  machen,  8.  ebendaselbst  S.  166  f. 
195  f.  220. 

ö)  ibid.  S.  163. 

11* 


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134  3.    Die  Belehnung  des  Earfarsteo  q.  8.  w. 

Reichsstädte  sesßionem  et  votam  beanspruchen,  oder  der  Cardinal 
V.  HarrachO  angebliche  Rechte  auf  die  Probstei  Halberstadt 
vorbringen  sollte. 

4)  Der  König  von  Schweden')  hat  vom  Kf.  dessen  Assistenz  nachge- 
sucht, um  vom  Kaiser  mit  der  Pommerischen  Belehnnng  auch  zugleich 
die  Ratification  des  Grenzrecesses  zu  erlangen,  Kf.  hat  dieses  aber 
abgeschlagen,  Ges.  sollen  sich  darauf  nicht  einlassen,  sondern  anstatt 
voti  die  dem  schwedischen  Gesandten  ertheilte  Resolution  3)  vorlesen. 

5)  Kf.  hat  sich  bisher  nicht  entschlossen,  der  Aufiforderung  einiger  Stände 
und  des  Königs  von  Frankreich,  der  AUiance  derselben  beizu- 
treten^), nachzukommen;  sollte  auf  dem  Reichstage  von  diesen  des- 
wegen etwas  an  die  Ges.  gebracht  werden,  so  haben  sie  zu  erklären, 
darauf  nicht  instruiert  zu  sein ,   es  aber  an  Kf.  referieren  zu  wollen. 

6)  Gegenüber  etwaigen  Klagen  einzelner  Stände  über  Belegung  mit  Durch- 
zügen oder  Quartier  im  letzten  Kriege  wider  Schweden  sollen  Ges. 
nachweisen,  dass  Kf.  keine  Schuld  daran  trage.  Andererseits  aber 
sollen  sie  dafür,  dass  Kf.  erst  im  fünften  Jahre  nach  dem  Osnabrück- 
sehen  Frieden  in  den  Besitz  von  Hinterpommern  gekommen, 
Schadenersatz  oder,  dass  dem  Kf.  deswegen  einige  caduc  Lehne  zuge- 
wandt werden,  fordern. 

7)  Sollte  wegen  der  Posten*)  etwas  vorgehen,  so  sollen  Ges.  sich 
darüber  beschweren,  dass  der  Kaiserliche  Generalpostmeister  Graf 
Taxis  sich  erlaubt  hat,  des  Kf.  Recht,  in  seinen  Landen  Posten  anzu- 
legen^ anzufechten,  und  dahin  wirken,  dass  diesem  sein  unbegründetes 
Vornehmen  und  die  harten  Reden,  die  er  in  seinen  Schriften  gebraucht 
hat,  verwiesen  und  Kf.  bei  seinem  Rechte  geschützt  werde. 

IV.     Schliesslichen  nun  auf  diejenige  zu  kommen,  so  unsere 
Assistenz  und  Hülfe  bedürfen  und  uns  zum  Theil  darum  er- 
sucht haben: 

1)  Ges.  sollen  mit  den  anderen  evangelischen  Ständen  zusammen  beim 
Kaiser  Fürbitte  für  seine  evangelischen  Unterthanen  wegen  mehrerer 
Religionsfreiheit  einlegen. 

2)  sollen  sie  sich  der  Interessen  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  der  Kf. 
darum  ersucht  hat^,  annehmen. 


I)  ibid.  S.  164;  vgl.  die  Relation  der  Gesandten  vom  17.  Juli  16.53  (S.  25G). 

>)  S.  oben  Abschn.  3  S.  137  ff. 

»)  8.  oben  S.  138. 140. 

♦)  8.  die  Verhandlungen  mit  Lesseins  ürk.  u.  Akt.  II  S.  243  ff.  IX  S.  600 ff. 

^)  S.  schon  die  Vorscbriftea  in  der  lustruktion  vom  16.  Oecember  1652.  (Urk. 
n.  Akt.  VI  S.  164 f.)    Vgl.  Stephan,  Geschichte  der  preassischeo  Poat  S.  39 ff. 

^  Auf  Grund  der  zwischen  ihnen  6.  Mai  1661  abgeschlossenen  Allianz  (s. 
oben  Abscbo.  2)  hatte  Kurfürst  Carl  Ludwig  den  Kf.  ersucht,  ihn  auf  dem 
Reichstage  zn  unterstützen. 


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lostraktioD  der  ReichstagsgesandteD.  165 

3)  Kf.  hat  versacht,  den  Streit  zwischen  den  beiden  brandenburgi- 
schen Hänsern  in  Franken')  über  die  Präcedenz  and  das  ausschrei- 
bende Fürstenamt  und  Direktorium  im  fränkischen  Kreise  zu  schlich- 
ten; wenn  sie  sich  nicht  beruhigen,  so  sollen  Ges.  sich  weiter  um 
einen  Vergleich  Jbemühen  und  vorschlagen,  dass  jene  inzwischen  ihnen 
das  Votum  in  beider  Häuser  Namen  überlassen,  auch  sollen  sie  die 
Kitzinger  Sache  derselben  gegen  K.Mainz')  und  die  Forderung 
des  Markgrafen  Christian  Wilhelm')  gegen  den  Administrator  von 
Magdeburg  unterstützen. 

4)  Der  Herzog  von  Mecklenburg  hat  des  Kf.  Assistenz  gegen  Schwe- 
den wegen  des  Warmünder  Zolles^)  nachgesucht;  Ef.  hält  Schwe- 
den dazu  nicht  für  befugt  und  sollen  Ges.  demgemäss  ihr  votum 
eip  richten. 

5)  Ges.  sollen  den  Heermeister,  Fürsten  zu  Nassau,  bei  seinen  Be- 
mühungen wegen  der  3  Ordenscomtureien  Mirow,  Nemerow  und 
Wildenbruch*)  unterstützen. 

6)  Der  Kaiser  hat  vom  Kf.  sein  Gutachten  über  die  Lothringische 
Translation,  über  die  von  Frankreich  geforderte  Huldigung  der  zehn 
Städte  im  Elsass  und  wegen  der  Strass burgischen  Huldigung 
gefordert.  Kf.  ist  über  diese  Punkte  nicht  genügend  informiert,  Ges. 
sollen  zusehen,  was  darüber  für  Information  ertheilt  wird,  und  wohin 
andere  zielen,  und  danach  sich  in  ihrem  votum  richten  oder  an  ihn 
referieren. 

Ges.   sollen   alles  jederzeit  unter  sich  insgesamt  wohl  überlegen  und 


0  S.  oben  Abschn.  3  S.  99. 

^  S.  darüber  ReDSchel,  Des  DurchleiichtigsteD  Cbur-  and  Färstlichea  Hauses 
Brandenbarg  Stammbaum  (Bayreuth  1666}  S.  127. 

')  Des  Grossoheims  des  Ef.,  des  ehemaligen,  seit  1632  katholisch  geworde- 
Deo  Administrators  von  Magdeburg.  Die  Streitigkeiten  desselben  mit  dem 
jetzigen  Administrator  von  Magdeburg,  Aagast  von  Sachsen,  betrafen  die 
ihm  aus  dem  Erzstift  zu  zahlenden  rückstandigen  Alimentgelder,  b.  Ürk.  a. 
Akt  IV  S.  905. 

*)  S.  die  darüber  schon  auf  dem  vorigen  Reichstage  1653  vorgebrachten  Kla- 
gen bei  V.  Meiern  I  S.  356  ff. 

^)  Durch  den  Westfälischen  Frieden  (Art.  XII  §  3)  waren  dem  Hause  M  ek- 
le nburg  als  Entschädigung  anch  die  daselbst  gelegenen  Johanniterordens-Com* 
tareien  Mirow  und  Nemerow  zugesprochen  worden,  doch  unter  der  Bedin- 
gung, dass  dasselbe  die  Einwilligung  des  Ordens  erwirke  und  diesem  sowie  dem 
Kurfürsten  von  Brandenburg  als  Patron  desselben  die  üblichen  Leistungen  fort- 
entrichte. Der  Orden  protestierte  aber  dagegen  und  forderte  nicht  nur  die 
Responsgelder,  sondern  nach  dem  Tode  des  Herzogs  AdolfFriedrich  1658  auch 
die  Rückgabe  der  Comtureien  selbst,  und  auch  der  Kf.  unterstützte  dieses  Be- 
gehren. S.  über  die  darüber  bis  zum  Jahre  1693  sich  hinziehenden  Streitigkeiten 
Lisch  in  Jahrbücher  des  Vereins  für  Meklenburgische  Geschichte  und  Alter- 
thamskunde  IX  S.  67  f. 


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16ß  4.     Der  Aufung  des  Begeusburger  Reichstagee. 

nichts  ohne  gemeines  Gutbefioden  thun,  votieren  oder  handeln,  alles  fleissi^ 
protocoUieren  and  dem  Ef.  von  allem ,  was  passiert,  bei  allen  Posten  aas- 
führlichen  Bericht  senden. 


V.  Blumenthal,  v.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten. 
D.  Regensburg  25.  Augu8t/[4.  September]  1662. 

[Aokanft.     Qeringe  Zahl  der  Anwesenden.] 

4.  Sept.  Sie  sind  gestern  hier  angekommen,  v.  Platen')  hat  sich  in  Jadenbach 
von  ihnen  getrennt  und  ist  noch  nicht  eiugetroflfen.  Der  Erzbischof  von 
Salzburg')  ist  am  19./29  August  hier  angelangt*),  will  aber,  weil  nur  we- 
nige Gesandte  anwesend  sind,  wieder  abreisen  und  Graf  Wolkenstein 
hier  lassen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  *a.  d.  Spree 
26.  August/[5.  September]  1662. 

[Wie  sie  sich  gegen  den  französischen  Gesandten  verhalten  sollen.] 

5.  Sept.  Er  sendet  Abschriften  der  Berichte  Becks  über  seine  Audienz  beim 

Könige  von  Frankreich  und  über  die  mit  demselben  wegen  Einenernng 
der  Allianz  gehaltenen  Discurse,  sowie  seines  Rescripts  an  denselben*). 
Sollte  der  französische  Gesandte  ihnen  gegenüber  diese  Sache  berühren, 
und  die  nene  Instruktion,  welche  Kf.  ihnen  darüber  zufertigen  will,  noch 
nicht  angelangt  sein,  so  sollen  sie  dieses  demselben  anzeigen,  inzwischen 
demselben  mit  aller  Courtoisie  und  Vertraulichkeit  begegnen  und  des  Kf. 
Geneigtheit  zur  Freundschaft  mit  dem  Könige  versichern. 


0  V.  Platen  begab  sich  zunächst  za  den  Markgrafen  von  Ansbach  und 
Baireath,um  eine  Ausgleichung  des  zwischen  denselben  aasgebrochenen  Präce- 
denzstreites  (s.  8.  165)  zu  versuchen.  Er  meldet  dem  Ef.  26.  Augnst/ö.  September 
aus  Baireath,  Markgraf  Albrecht  von  Ansbach  wolle  den  Vorschlag  des  Kf. 
nicht  annehmen,  beide  Markgrafen  wollten  sich  auf  dem  Reichstage  der  Session 
enthalten  und  ihr  votum  einem  anderen  auftragen. 

^  Erzbischof  Gnidobald  von  Salzburg,  kaiserlicher  Principalkommissarius; 
neben  ihm  hatte  der  Kaiser  den  Reichshofraths-Vicepräsidenten  Grafen  von 
Wolckenstein  and  den  Reichsbofrath  Crane  zu  Kommissarien  bestellt.  Die 
österreichische  Gesandtschaft  bestand  aus  Graf  von  Weissen  wolf, -Freiherr 
V.  Volroar,  Dr.  Scherer  and  Dr.  Höcher.    S.  Diar.  Earop.  VIII  S.  567. 

^  S.  die  Beschreibung  seines  Einzuges  Diar.  Europ.  IX  S.  188 ff. 

<)  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  615  f. 


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ÄDkanft  der  Gesandten.     Aensserungen  des  Erzbischofs  von  Salzburg.     167 

Die  Gesanflten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
l./ll.  September  1662. 

[Absichten  der  Depatierten  in  Frankfurt.    Cerimonialstreit  mit  dem  Erzbischof 

von  Salzburg.] 

y.  Platen  ist  vor  drei  Tagen  auch  von  Baireuth  hier  angelangt.  11. Sept. 
Es  scbeiDt  mit  dem  Reichstag  sehr  langsam  and  schläfrig  daherzugehen; 
die  za  Frank  fort  Snbsistierenden  werden  sich  wohl  nicht  so  geschwind 
hier  einfinden;  wie  ihnen  der  knrsächsische  Gesandte  Dr.  Strauch  mitge- 
theilt,  wollen  dieselben ,  um  ihre  bisherigen  actiones  zu  beschönigen  nnd 
den  Convent  mit  Manier  anfzoheben,  einen  DepntationsabsQhied  verfassen 
nnd  sich  hier  nicht  einlassen,  ehe  selbiger  vom  ganzen  Reich  confirroiert 
worden.  Ges.  haben  sich  heute  bei  dem  Kaiserlichen  Principal -Commissa- 
rias,  dem  Erzbischof  von  Salzburg,  zur  Visite  anmelden  lassen;  da  derselbe 
aber  erklärt  hat,  sie  so  behandeln  zu  wollen,  wie  er  andere  kurfürstliche 
Gesandte  zu  Salzburg  zu  behandeln  pflegte ,  und  sich  geweigert,  ihnen,  wie 
sie  verlangt,  die  Präcedenz  und  Oberhand  und  den  Titel  Excellenz  zu  geben, 
so  haben  sie  die  Visite  aufgeschoben  und  fragen  bei  Ef.  an,  wie  sie  sich 
dem  gegenüber  zu  verhalten  haben.  ^) 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
22.  October  st.  v.  /  [1.  November]  1662. 

[Visite  bei  dem  Erzbischof  von  Salzburg.] 

V.  Blumenthal  hat  den  20./. 30.  Audienz  beim  Erzbischof  von  Salz-  l.Nov. 
bürg  gehabt.  Nach  Erörterung  des  Präcedenzstreites,  wobei  jener  sowohl 
als  V.  Bl.  auf  ihren  Behauptungen  nnd  Forderungen  beharren,  spricht  der 
Erzbischof  über  den  Reichstag,  beklagt,  dass  es  mit  demselben  so  schläfrig 
herginge,  auf  seine  Anfrage  beim  Kaiser,  ob  er,  ohne  auf  die  anderen 
Stände  zu  warten,  mit  der  Proposition  verfahren  solle,  habe  er  noch  keine 
Antwort,  ja  er  wäre  versichert,  dass  man  zu  Wien  weniger  auf  den  Reichs- 
tag als  alhier  gedächte.  So  gefiele  ihm  die  Kaiserliche  Conduite  bei  jetzi- 
gem Türkenkriege  auch  gar  nicht,  sagte,  er  hätte  Leute,  die  sich  zu  gar 
nichts  resolvieren  könnten.  Der  Feldmarschall  Monte cucoli  wäre  zwar  ein 
capabel  jSnbjectum,  allein  gar  zu  speculatif,  langsam  nnd  behutsam.  Zum 
Schlnss  erwähnt  er  des  päpstlichen  und  französischen  Streites'),  giebt  dem 
Papste  auf  das  höchste  Unrecht  und  erklärt,  derselbe  disgnstiere  alle  tent- 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cüstrin  17./ [27.]  September  1662),  sie  sollten  auf 
ihrer  Forderung  bestehen,  wenn  dieselbe  nicht  erfüllt  würde,  den  Erzbischof 
einzeln  und  ohne  Solennitäten  besuchen,  aber  in  den  Geschäften  fleissig  mit  ihm 
communicieren. 

^  8.  Ranke,  Franzosische  Geschichte  III  S.  295 ff. 


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168  4-    Der  Anfang  des  Begensbarger  Reichetagee. 

sehen  Fürsten;  er  hätte  ihm  neulich  einen  Brief  geschrieben,  den  er  ans 
Fenster  zn  stecken  Bedenken  tragen  würde;  er  wünschte  nnr,  dass  durch 
genauere  Zusammentretnng  der  teutschen  Fürsten  0  dem  Pabst  ein  solcher 
Knoten  möge  vorgelegt  werden,  den  er  nicht  aufzulösen  vermöchte. 


Dieselben  an   den  Kurfürsten.     D.   Regensburg  10./ 20.  No- 
vember 1662. 

[Aensserungen  des  Erzbischofs  von  Salzburg.] 

20.  Nov.  V.  Platen  und  v.  Blumenthal  sind  gestern  einer  Einladung  des 
Erzbischofs  von  Salzburg  zur  Mittagsmahlzcit  gefolgt;  dabei  erzählte  der 
Erzbischof^  er  hätte  an  den  Kaiser  gelangen  lassen,  weil  man  den  Frieden 
mit  den  Türken  für  gewiss  hielte,  so  würde  nicht  zu  rathen  sein,  den  An- 
fang des  Reichstages  von  der  Hülfe  der  Stände  zq  Beibehaltung  der  kaiser- 
lichen Armatur  zn  machen,  sondern  man  solle  zunächst  die  auf  dem  letzten 
Reichstage  unerledigt  gebliebenen  Reichssachen,  namentlich  punctum  securi- 
tatis  imperii  vornehmen,  und  würde  der  Kaiser  darauf  bedacht  sein  müssen, 
dass  den  gravaminibus  imperii  abgeholfen  werde;  wenn  solches  geschehen, 
würde  sich  am  besten  von  der  Elülfe  reden  lassen.  Er  wüsste  zwar,  dass 
er  damit  bei  den  kaiserlichen  ministris  schlechten  Dank  verdiente,  der  Kaiser 
hätte  ihm  aber  doch  anheimgegeben,  wenn  die  KMainzische  Hauptgesandt- 
schaft käme^),  mit  derselben  und  dem  kurfürstlichen  CoUegio  zu  überlegen, 
wie  die  Proposition  am  füglichsten  einzurichten  sei.  Man  glaubt  aber  allge- 
mein, dass  die  Proposition  vor  dem  neuen  Jahre  nicht  geschehen  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  23.  November/ 
[3.  December]  1662. 

[FestaetzuDg  der  Eröffoang  des  Reichstages.] 

3.  Dec.  t>er  Erzbischof  von  Salzburg  hat  zn  gestern  Nachmittag  erst  um  V32 

die  kurfürstlichen  und  dann  um  VaS  die  fürstlichen  Gesandten  zu  sich  berufen; 
V.  Mahrenholtz  ist  zu  dem  ersten,  Jena  zu  dem  zweiten  Termin  erschie- 


^)  Auch  Rarfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  billigte  das  Vorgehen  Lud- 
wigs XIV.  gegen  den  Papst,  und  Ludwig  XIV.  selbst  hat  damals  eine  Yereini- 
gUDg  des  französischen  und  deutschen  Klerus  gegen  denselben  gewünscht,  s. 
die  Rescripte  des  Königs  an  Gravel  vom  28.  September  und  28.  October  1602 
(Guhrauer,  Karmainz  in  der  Epoche  von  1672,  II  S.  341.344). 

^)  Anfang  November  ist  in  Regensburg  als  Gesandter  für  K.Mainz  nur 
Dr.  Ettinger  anwesend,  erst  am  25.  November  kommt  der  Kaozler  Mehl, 
18.  Januar  1663  der  Principalgesandte,  Bischofvon  Worms,  an,  letzterer  stirbt 
daselbst  am  13.  März  1663  (S.  Diar.  Europ.  IX  S.  508.  X  S.  4.  132.). 


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EröffQUDg  des  Reichstages.  169 

neu ,  auf  dem  ersten  theilte  der  Erzbischof  mit,  dass  der  Kaiser  für  den 
20.  -Janaar  st.  n.  die  Proposition  festgesetzt  habe,  und  fragte,  ob  die  kur- 
fürstlichen Gesandten  damit  einverstanden  wären;  auf  ihre  bejahende  Er- 
klärung theilte  er  dieses  dann  nachher  den  fürstlichen  Gesandten  mit,  die 
sich  auch  zustimmend  erklärten. 


Dieselben^  an   den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  12.  /22.  Ja- 
nuar 1663. 

[Eröffnung  des  Reichstages.) 

Vorgestern,  Sonnabend  den  10./20.')  wurde  die  Reichstagsproposi- 22  Jan. 
tion')  eröffnet;  obgleich  sowohl  auf  der  geistlichen  als  weltlichen  Bank 
ao  die  40  Stände  fehlten.  Freitag  Nachmittag  fand  vorher  im  Hause  des 
EMainzischen  Kanzlers  Mehl  eine  Zusammenkunft  der  kurfürstlichen  Ge- 
sandten statt,  worin  über  allerhand  Gerimonialien ,  worin  die  Präeminenz 
des  Kurfürsten  zu  wahren,  verhandelt  wurde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  15./ 25.  Ja- 
nuar 1663. 

[Beschlüsse  über  die  Beihenfolge  der  zu  berathenden  Gegenstände  und  den 

modus  tractandi.] 

Dienstag  den  13./23.  Januar  wurde  die  erste  Session^)  gehalten;   die  in  25.  Jao. 
beiden  Collegien  ad  deliberandum  vorgetragenen  Punkte  waren: 

1)  nach  welcher  Ordnung  die  in  der  kaiserlichen  Proposition  enitialtenen 
Materien  vorzunehmen? 

2)  was  für  ein  modus  tractandi  hierin  zu  halten  sei? 

Beide  Gollegien   beschlossen:  1)  die  vom  Kaiser  in  der  Proposition 
gemachte  Ordnung  zu  observieren,  also  zunächst  von  der  Hülfe  gegen  den 


0  V.  Blamenthal,  den  Kf.  für  die  Gesandtschaft  nach  Paris  bestimmt  hatte, 
(s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  616)  hat  inzwischen  4.  December  Begensburg  verlassen 
and  ist  zunächst  nach  Berlin  gereist  (Diar.  Europ.  IX  S.  508.)< 

^  S.  die  aosfuhrliche  Schilderung  der  Eroffnongssitzung  Diar.  Europ.  X 
S.  5ff.;  Theatr.  Europ.  IX  S.  8ö7f.;  Gemeiner  I  S.  17  ff. 

^  In  derselben  (Diar.  Europ.  X  S.  12ff.;  Londorp  VIII  S.  963;  Pachner 
V,  Eggenstorff  I  8.  7  ff.)  werden  drei  Punkte  zur  Berathuog  gestellt:  1)  Hülfe 
gegen  die  Türken,  2)  Erhaltung  der  Rohe  und  Sicherheit  des  Reiches,  3)  Erle- 
digung der  nach  dem  Friedensschluss  zu  vollziehenden  und  auf  den  Reichstag 
verwiesenen  Gegenstände,  es  wird  aber  verlangt,  dass  zunächst  der  erste  erle- 
digt werde. 

«)  S.  Gemeiner  I  S  23ff. 


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170  4.    Der  AnfaDg  des  Begensburger  Reichstages. 

ErbfeiRd  za  handeln,  doch  so,  dass  die  in  den  beiden  letzten  Pnnkten  be- 
griffenen Materien  nach  Möglichkeit  zugleich  mit  vorgenommen  würden. 

2)  die  Dinge  sollten  ordentlich  in  pleno  vorgetragen  werden,  doch  dass 
nach  der  Sachen  Beschaffenheit  zn  Zeiten  anch  deputati  solche  vorzuneh- 
men verordnet  würden. 

Ges.  erbitten  vom  Ef.  Anweisung  inbetreff  der  Türkenhülfe,  ob  sie  auf 
das  Geld  oder  anf  das  Volk  gehen,  und  wieviel  sie  bewilligen  sollen.  Sie 
haben  wegen  des  Fürstenthums  C ammin  ein  Memorial  ^)  dem  Erzbischof  von 
Salzburg  übergeben. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  19.  /  29.  Ja- 
nuar 1663. 

[Gespräch  Jenas  mit  Grane,  AndeatuDg,  dass  Kf.  nicht  zu  der  Türkenhülfe  bei- 
tragen könne.) 

29.  Jan.  Heute  wird  die  zweite  Sitzung  gehalten  werden.    Weil  dort  über  die 

Türkenhülfe  berathen  werden  soll,  haben  Ges.  es  für  nöthig  gehalten,  den 
Kaiserlichen  Eommissarien  von  weitem  zn  verstehen  zn  geben,  dass  Ef. 
diesesmal  sich  an  der  Leistung  von  Volk  oder  Oeld  nicht  betheiligen  könne. 
Daher  hat  sich  Jena  zu  Crane  begeben  und  zunächst  als  Verwand 
angefragt,  ob  dem  Kaiser  mit  Volk  oder  Geld  mehr  gedient  sei.  Jener 
antwortete,  der  Kaiser  würde  hierin  indifferent  sein  und  den  Ständen  solches 
anheimstellen.  Im  Discurs  kamen  sie  auf  die  vom  Ef.  geführten  Kriege  und 
wie  Kf.  auch  jetzt  noch  in  Waffen  bereit  stehen  müsste,  und  Jena  be- 
merkte darauf,  dass  Ef.  wohl  für  entschuldigt  gehalten  werden  würde,  wenn 
er  für  diesmal  mit  der  Hülfeleistung  verschont  zn  sein  suchen  müsste.  Da 
aber  jener  hierauf  nicht  antwortete,  so  merkte  Jena,  dass  er  keine  Instruk- 
tion oder  Macht  in  diesem  Werke  hätte,  weshalb  er  es  auch  nicht  für  ge- 
rathen  hielt,  sich  deshalb  deutlicher  herauszulassen.  Ges.  bitten  Kf.  um 
Anweisung,  was  von  ihnen  hierin  ferner  zu  thun  sei,  sie  bitten  zu  erwägen, 
ob  es  nicht  räthlich  sei,  dass  Kf.  selbst  an  den  Kaiser  schriebe,  und  ob 
dem  Dinge  nicht  besser  zu  Wien  als  hier  abgeholfen  werden  könne. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  22.  Januar  / 

1.  Februar  1663. 

[Vorgänge  in  der  Sitzung  vom  21./ 31.  Janaar.] 

Febr.  In  der  gestrigen  zweiten  Session*)  wurde  im  kurfürstlichen  Collegio 

deliberiert,  auf  welche   Weise  die  Türkenhülfe  einzurichten   sei,  und  be- 

^)  Loodorp  VIII  S.  967  f.,  darin  wird  verlangt  dass  dem  durch  den  Wetit- 
fäÜBchen  Frieden  säcularisi arten  Bisthum  Cammin  die  ihm  gebührende  Stelle  im 
Fürstenrathe  angewiesen  werde. 

2)  S.  Gemeiner  I  S.  27flF. 


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Erste  BerathQDgen.  171 

scblossen,  gewisse  Fragen  abzufassen  und  solche  ad  deliberundum  in  colle- 
giis  zu  proponieren.  Im  Fürstenrath  kam  erst  die  Sache  wegen  der  Ses- 
sion für  Cammin  vor,  dann  proponierte  das  Direktorin m  die  Frage,  ob  dem 
Kaiser  gegen  die  Türken  zu  helfen  wäre,  welches  auch  beliebet  ward,  doch 
dass  die  anderen  Materien  specificiert,  zugleich  mit  vorgenommen  und  ab- 
gehandelt werden  möchten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  26.  Januar/ 

5.  Februar  1663. 

[Die  Sitzangen  vom  21./31.  Jannar  nnd  24.  Januar  /  3.  Februar.] 

Genauerer  Bericht  über  die  Vorgänge  in  der  zweiten  Session.  Die  5.  Febr. 
Kurfürsten  hatten  für  unnöthig  erklärt,  vom  Kaiser  Information  wegen  des 
ungarischen  Wesens  zu  verlangen,  ebenso  dass  die  im  2.  und  3.  Punkt  der 
Proposition  enthaltenen  Materien  von  den  Directorien  specificiert  würden, 
sondern  man  sollte  erst  den  ersten  Punkt  abhandeln.  Im  Fürstenrath 
verlangte  ein  Theil  znnächst  nähere  Information  und  Specificierung  jener 
Punkte,  die  Majorität  aber  erklärte  sich  dagegen;  doch  bestritten  einige, 
darunter  alle  Alliierten,  dass  es  wirklich  die  Majorität  gewesen.  In  der  fol- 
genden «Sitzung  (24.  Januar /3.  Februar^)  behaupteten  die  Alliierten,  die  Ma- 
jorität sei  eine  ganz  geringe  gewesen,  um  2  oder  3  vota  sollte  nicht  der 
anderen  Meinung  hintenangesetzt  werden,  doch  blieb  es  dabei.  Weil  aber 
auch  die  Städtischen  Information  über  die  ungarischen  Verhältnisse  und 
subdivisionem  secundi'et  tertii  puncti  begehrten,  wurde  endlich  verwilligt, 
dass  bei  den  Kaiserlichen  Kommissarien  Information  könne  eingezogen 
werden,  doch  dass  dadurch  der  Handlung  des  ersten  Punktes  kein  Auf- 
schub gemacht,  und  dass  inzwischen  die  directoria  den  2.  und  3.  Punkt 
subdividiertcn  und  materias  tractandas  spezifizierten. 

Die  Alliierten  haben  wohl  50  Punkte  aufgesetzt,  welche  alle  auf 
diesem  Reichstage  abgehandelt  werden  sollen.  Ihre  vota  richten  sie  auf 
einerlei  Weise  ^n  und  nennet  einer  des  andern  ohne  Unterschied  ein  vor- 
treflfliches  votnm,  mit  ihnen  stimmen  und  treten  auch  zusammen:  Sach- 
sen-Altenburg, Brandenburg  Culmbach  und  Bamberg. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.   Königsberg  2./12.  Fe- 
bruar 1663. 

[auf  die  Relation  vom  15./ 25.  Januar.    Kf.  verlangt  von  der  Leistung  der  Tür- 
kenhülfe  entbanden  zu  werden.] 

—  Solchem  nach  habet  Ihr,  was  sothane  Htllfe  belanget,  zwar  da- 12.  Febr. 
hin  zu  votiren,  dass  wir,  gleich  anderen  getreuen  Churfürsten,  Ftlrsten 

'}  S.  Gemeiner  I  S.  30ff. 


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172  4.    Der  Anfang  des  Regensburger  Beiclistages. 

und  Ständen  des  Reiches  dieselbe  zu  thun  bereit  und  erbötig  wären. 
Gh.  |:Dieweil  Euch  aber  zum  Theil  bekandt,  wir  uns  auch  nicht  anders 
erinnern,  als  dass  es  Euch  in  Instructione  mitgegeben,  dass,  wann  es 
zu  der  wQrklichen  Leistung  der  Hülfe  oder  Abführung  der  Römer- 
monat vor  diesem  gekommen,  wir  von  dem  Keyser  zuvorhero  ver- 
sichert worden,  dass  wir  zu  der  Würklichkeit  nicht  gehalten,  also 
habet  Ihr  auch  itzo  mit  dem  (jrafen  von  Wolckenstein  und  Granen 
deswegen  ä  part  im  Vertrauen  zu  reden  und  es  gleichfalls  dahin  zu 
beforderen,  auch  auf  solchen  Fall  I.  Keys.  M.  in  diesem  Stück  mit 
euren  Yotis  an  Hand  zu  gehen.  :|^) 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
2./ 12.  Februar  1663. 

[Sitzang  vom  30.  Januar/ 9.  Februar,  Gespräch  mit  der  österreichischen  Oesandt- 
schaft  wegen  Befreiung  von  der  Türkenhulfe.] 

12.  Febr.  Die  Direktoren  des  kur-  und  fürstliclien  Collegiam  haben  sich  zasam- 
mengethaDy  den  ersten  Pankt  in  Specialfragen  dividiert^)  und  zugleich  da- 
bei einige  Nachricht  von  dem  siebenbürgischen  Zustand  gegeben; 3)  daraaf 
•  wurden  30.  Januar/ 9,  Februar*)  alle  3  Collegia  berufen,  um  über  diese 
Specialmembra  zu  rathscblagen.  Kurfürsten-  und  Fürstencollegium  be- 
schlossen, sogleich  zur  Deliberation  zu  schreiten,  doch  wurde  nichts  rechts 
verglichen,  weil  die  Frankfurter  Alliierten  sich  nicht  eher  herauslassen 
wollten,  bis  auch  der  2.  und  3.  Punkt  der  Proposition  subdividiert  und 
roateriae  tractandae  spezifiziert  seien;  die  Städtischen  entschuldigten  sich 
defectu  mandatorum. 

Der  Kaiser  begehrt  nach  dem  zur  Diktatur  Gegebenen  eine  starke 
Oeldhülfe,  da  aber  weder  in  dem  kaiserlichen  Ausschreiben  noch  der  Pro- 
position etwas  davon  enthalten,  so  werden  sich  Ges.  vorläußg  defectu  man- 
dati  entschuldigen  und  des  Kf.  Resolution  abwarten. 

Bei  einer  Visite  d^r  österreichischen  Gesandtschaft  am  31.  Jan./lO.  Febr. 
erklärte  dieselbe,  der  Kaiser  wünsche  lieber  Geld  als  Volk,  Ges.  erwiderten, 
auch  sie  seien  auf  Geldbülfe  instruiert,  Kf.  aber  hoffe,  dass  der  Kaiser  die 
Erschöpfung  seiner  Lande  und,  dass  er  noch  beständig  in  Wafifen  bleiben 
müsse,  berücksichtigen  werde;  jene  erklärten  darauf,  sie  erkennten,  dass 
Kf.  Ursache  habe,  sich  in  Verfassung  zu  halten,  und    wüsste  man  nicht. 


^)S.  oben  S.  160.    Kf.  wiederholt  diese  Weisung  am  6.  März  1663. 

2)  S.  Pachner  v.  Bggenstorff  I.  S.  llff. 

3)  Diar.  Europ,  X  S.  30ff.  (irrig  als  vom  19./ 29.  Januar).    Londorp  VIU 
S.  965. 

*)  S.  Gemeiner  I  S.  33£r. 


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BerathaogOD  über  die  Tärkenbülfe.  173 

wenn  man  in  Ungarn  orcnpiert,  wessen  man  sich  a  tergo  zu  versehen  hätte, 
was  sie  wegen  des  Contingents  des  Kf.  angeführt,  würde  sich  schon  finden. 


Dieselben    an  den  Kurfürsten.     D.   Regensburg  5./ 15.  Fe- 
bruar 1663. 

[Sitzung  vom  3./ 13.  Februar.    Parteinahme  eines  Theiles  der  Allierten  für 

die  Städte.] 

Die  Berathschlagung  über  die  3  membra  von  Punkt  1  ist  am  3./13.  Fe-  !•''>•  F**br. 
broar*)  durch  das  Conclusum  der  Städtischen')  verzögert  worden;  gestern') 
ist  im  kurfürstlichen  und  fürstlichen  Colleglo  wieder  beschlossen    worden, 
dass  man  die  Frage,  quomodo  die  Turkenhülfe  zu  leisten   sei,  vornehme 
und  die  Reichsstädte  ermahne,  sich  diesem  Beschlnss  zu  accommodieren. 

Es  fangen  sonsten  etliche  von  denen  Herrn  Alliirten  im  Fürsten- 
rath  an,  ob  sie  gleich  auf  vorigem  Reichstage  ganz  anders  gesinnet 
gewesen,  der  Städte  sich  anzunehmen*),  und  wollen  lieber,  dass  die- 
selbige  sofort  mit  im  Anfange,  ehe  die  beide  höhere  Collegia  ver- 
glichen, zur  Re-  und  Correlation  gezogen  würden,  und  das  städtische 
Votum  so  viel  als  das  Churfürstliche  oder  Fürstliche  gelte.  Man 
Biebet  wohl,  dass  sie  vermeinen,  wann  solches  geschehe,  es  zu  ihrem 
Zweck  dienlich  sein  würde.  — 


Der   Kurfürst    an    die    Gesandten.     D.  Königsberg  18.  Fe- 
bruar 1663. 

[Weserzoll  des  Grafen  von  Oldenburg.] 

Der  Graf  von  Oldenburg  hat,  trotz  der  Vorstellungen  desKf.  am  Kai- 18.  Febr. 
serlichen  Hofe,  vom  Reichshofrath  erwirkt,  dass  er  über  den  für  einige  Jahre 
erlangten  WeserzoU  nach  seinem  Belieben  disponieren  darf;  doch  werden 
davon  sowohl  die  Rechte  des  kurfürstlichen  CoUegiums  als  auch  des  Kf. 
besonderes  Interesse  betroffen,  der  Reichshofrath  ist  nicht  befugt,  sich 
dergleichen  Concessionen  anzumassen,  der  Zoll  darf  ohne  Zustimmung  des 


0  In  der  Relation  steht  irrthümlich  6./16.  Janaar. 

*)  8.  Gemeiner  I  8.37.  Darin  verlangen  dieselben  genauere  Information 
über  den  Türkenkrieg,  erklären,  dass  sie  über  mehrere  Punkte  der  dictierten  Sub- 
division  ohne  Instruktion  seien,  und  fordern  zunächst  Erledigung  der  Fr  ob 
die  Majorität  die  anders  Stimmenden  verbindlich  mache,  Revision  der  Matrikel  u.  a. 

>)  S.  Gemeiner  I  S.  38ff. 

*)  S.  Gemeiner  I  S.  39. 


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174  4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

karfürstlichen  Coll^giuuis  nicht  alieniert  werden.    Ges.   sollen   dieser  Sache 
wegen  mit  den  anderen  karfürstlichen  Gesandten  commanicieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
9./ 19.  Februar  1663. 

[Nachgiebigkeit  der  Städte.] 

19.  Febr.  Die  Reichsstädte  haben  sich  soweit  accommodiertO,  dass  die  Frage, 
wie  dem  Kaiser  die  Hülfe  wider  die  Türken  ea  leisten^  hente  in  Delibera- 
tion  gezogen  werde,  doch  mit  der  Bedingung,  dass  sie  in  materia  collec- 
tarum  per  plura  sich  nicht  wollten  binden  lassen  und  dass  die  noch  anre- 
vidierte Matrikai  ihnen  nicht  nachtheilig  sei.  * 

Die  Pfalz- Nenbargischen  Gesandten')  haben  privatim  Jena  eine 
Schrift")  mitgetheilt,  welche  der  Pfalzgraf  in  der  Jülichschen  Successions- 
sache  hat  drncken  lassen,  deren  Verfasser  der  jetzt  verstorbene  Kanzler 
Sillemann  sei.  Sie  gedachten,  dass,  wenn  sie  das  votam  wegen  der  Jülich- 
schen Läader  sachten,  des  Kf.  Gesandten  mit  ihnen  wohl  amtreten  würden, 
and  wünschten,  dass  die  ganze  Jülichsche  Sache  per  sententiam  decidiert 
werden  oder  dass  ihr  Herr  and  der  Ef.  einmal  persönlich  zusammen  kommen 
möchten,  damit  ein  endlicher  gänzlicher  Vergleich  getroffen  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  19.  Februar  / 

1.  März  1663. 

[Geldhülfe  ist  beschlossen  worden.    Vorschläge  wegen  des  qoanti.] 

1  März.  Alle  drei  Collegien  haben  sich  für  die^Hülfe  in  Geld  entschieden*),  nnd 
soll  nun  ein  gemeines  Gutachten  abgefasst  und  den  kaiserlichen  Komrais- 
sarien  übergeben  werden.  Jetzt  wird  man  de  quanto  and  de  modo  collec- 
tandi  rathschlagen,  Ges.  erbitten  dafür  nähere  Instruktion. 

Einige  der  geistlichen  Fürsten  schlagen  60  Römerraonate,  20  pro  prae- 
terito,  20  pro  praesenti  und  20  pro  futnro  vor.  Im  Fürstenrath  ist  von 
einigen,  namentlich  Wü rzb u  rg,  gerathen  worden,  dass  ein  gemeines Eriegs- 
heer  zu  der  Stände  und  des  Reiches  Sicherheit  möge  aufgerichtet  werden, 


0  B.  Gemeiner!  S.  40. 

')  Der  Christ  nod  Hofrathsprasident  Wolf  Jacob  Ungelter  v.  Diessen- 
hansen  und  der  Hofrath  Dr.  Oarrer  (üiar.  Eürop.  IX  8.508). 

')  Lucii  Veronensis  de  saccessione  in  jara  ditionesque  Jaliae,  Gliviae, 
Aiontiam,  Marchiae  et  Ravensbergae  etc.  dissertatio,  refutatio,  apologia  anno  16G0 
tertium  recognita,  s.  anten  Abechn.  8. 

*)  S.  über  die  Verhandlungen  darüber  Gemeiner  I  S.  4lff. 


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'      BerathnDgen  über  die  Tüjkenhulfe.  -     175 

dessen  man  sich  contra  queracnnqne  sofort  zq  bedienen  hätte;  Ges.  bitten 
anch  deswegen  am  Instruktion. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  26.  Februar  / 

8.  März  1663. 

[Reservatum  der  Alliierten.] 

Das  Reichsgutachtan  bat  noch  nicht  übergeben  werden  können,  weil  8.  März. 
die  Alliierten  evangelischen  Theiles  nnd  einige  andere  das  reservatum 
hineinrücken  wollen^),  dass  sie  zur  Leistung  der  Hülfe  wider  den  Türken  • 
sich  nicht  verbindlich  machen  wollen,  wenn  die  im  2.  nnd  3.  Pnnkt  der  Pro- 
position begriffenen  Materien  auf  diesem  Reichstag  nicht  ausgemacht  werden 
sollten.  Das  kurfürstliche  und  die  Mehrheit  des  fürstl.  Colleginms  wollen 
es  auslassen,  unterdessen  steht  dessbalb  das  ganze  Werk  still.  Die  Alliier- 
ten erklären,  sie  wollten  solche  Versicherung,  weil  sie  erfahren  hätten,  so- 
bald iQan  mit  dem  ersten  Pnnkt  fertig  sei,  wollten  die  Kurfürstlichen  davon- 
ziehen; überhaupt  feind  sie  gegen  das  kurfürstliche  Collegium  nicht  zum 
besten  gesinnt. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  2./12.  März  1663. 

IDas  Beichfigutachten.    Gespräch  mit  Graf  Wolckenstein  über  Befreiung  des  Kf. 

von  der  Türkenbülfe.] 

Das  Reichsgutachten 2)  ist  nun  glücklich  zustande  gekommen  und  wird  12.  März, 
den  kaiserlichen  Kommissarien  per  deputatos  übergeben  werden. 

Qes.  sind  heute  bei  dem  Grafen  v.  Wolckenstein  gewesen  und  haben 
bei  ihm,  was  Kf.  ihnen  wegen  der  Türkenbülfe  befohlen,  angebracht,  auch 
gemeldet,  was  der  Kaiser  deswegen  dem  Kf.  schon  für  Vertröstung  gegeben. 
Er  erklärte  darauf,  dass  der  Kaiser  dem  gethanen  Versprechen  wohl  gnä- 
digst nachkommen  lassen  würde,  er  wollte  es  mit  H.  Cranen  besprechen, 
den  sie  morgen  auch  besuchen  wollen. 


0  S.  Gemeiner  I  S.  44ff. 

^  d.  12.  März  1663  (Diar.  Europ.  X  8.  124  ff.  Londorp  VIII  S.  967 
Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.  13),  aber  die  vorhergehenden  Verhaodlaogen 
s.  Gemeiner  I  S.  48.  Dasselbe  wnrde  am  15.  März  den  kaiserlicheD  Kommissa- 
rien übergebeq,  darauf  erfolgte  eine  zustimmende  kaieeriicbe  Resolution  vom 
2.  April  1663  (Londorp  VIII  S.  969f.  Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.  15), 
in  welcher  der  Kaiser  verlangt,  dass  ihm  aufs  eheste  mit  einer  absonderlichen 
erheblichen  Hülfe  assistiert  werde. 


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176  ^-    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
12./22.  März  1663. 

[Sitzung  vom  9./ 19.  März.    Verschiedene  Abstimmung  io  betreff  der   Leistung 

der  Türkenhulfe.] 

22.  März.  I^iG  Frage,  wie  die  Türkenhulfe  za  leisten,  ist  9. /19.  vorgenommen 
worden,  ini  kurfürstlichen  Collegium  haben  Mainz,  Cöln  und  Baiern 
für  Volk,  sie,  Sachsen  und  Pfalz  für  Geld  gestimmt,  Trier  hat  sich 
nicht  entschieden  erklärt.  Im  Fürstenrathe  stimmten  alle  Alliierten  und 
einige  andere  für  Volk,  andere  für  Geld,  andere  Hessen  sich  garnicht  her- 
aus, andere  wieder  stellten  allerhand  Bedingungen.  In  dem  endlich  abge- 
*     fassten  Conclusum  ist  enthalten: 

1)  Anordnung  eines  allgemeinen  Gebetes. 

2)  Ausländische  Potentaten  sollen  um  Hülfe  angerufen,  auch  die  Reichs- 
ritterschaft und  die  Hansestädte  dazu  gezogen  werden. 

3)  Ratione  auxilii  hätte  sich  die  Majorität  für  Geldhülfe  erklärt. 

Es  scheint,  dass  diejenigen,  so  Volk,  und  diejenigen,  so  Geld  gewilligt, 
bei  ihrem  Erbieten  werden  gelassen  werden,  sonderlich  da  es  eine  frei- 
willige Hülfe  ist,  und  der  Kaiser  wird  au^  wohl  damit  zufrieden  sein. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
12./ 22.  März  1663. 

[Befreiung  des  Kurfürsten  von  der  Türkenhulfe.] 

22.  März.  Als  gestern  der  Graf  v.  Wolckenstein  und  Herr  Grane  ihnen 
die  Gegenvisite  gemacht,  haben  sie  den  Punkt  wegen  Befreiung  des  Kf. 
von  der  Türkenhulfe  wieder  vorgebracht.  Beide  erkannten  die  rationes, 
welche  sie  angeführt,  für  erheblich,  erklärten  aber,  sie  könnten  darüber 
nichts  rcsol vieren,  erboten  sich  aber,  deswegen  an  den  Kaiser  zu  refe- 
rieren und  die  Sache  auch  vor  dem  Erzbischof  von  Salzburg  geheim 
zu  halten.  Ges.  sind  in  Zweifel,  wie  sie  sich  inzwischen,  bis  sie  Bescheid 
erhalten,  verhalten  sollen,  werden  aber  wohl  mit  ihren  votis  wie  bisher  fort- 
fahren müssen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg 
17./27.  März  1663. 

[auf  die  Relationen  vom  19.  Februar/ 1.  März  und  2./ 12.  März.    Die  Türkenhulfe. 
Das  Würzburger  Projeet    Die  Neuburgische  Sache] 

27.  März.         ^a  Kf.  sieht,  dass  inbetreff  der  Türkenhulfe  noch  zur  Zeit  wenig  Stat  zu 
machen,  so   befiehlt  er  den  Ges.  sich  zu   bemühen,  dass    der  Kaiser  auf 


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BerathongeD  über  die  Tarkeohülfe.  177 

allen  Fall  sich  eines  gewissen  za  versichern  habe.  Das  von  Würzburg  be- 
antragte Heer  znr  Defensiou  des  Reiches  contra  quoscunque  anbetreffend, 
lässt  er  sieh  die  Sache  an  nnd  für  sich  nicht  zuwider  sein,  wünscht  aber 
erst  nähere  Auskunft  darüber.  In  der  Nenburgischen  Sache  kommen 
3  Punkte  vor: 

1)  ratione  voti,  ob  sie  auch  von  Seiten  des  Kf.  solches  prätendieren  und 
den  Nenburgischen  unterstützen  sollen.  Darüber,  ob  es'vortheilhaft, 
sollen  Ges.  erst  ihre  Meinung  äussern. 
*  2)  wegen  des  westfälischen  Kreisdirectoriums  nnd  der  Bemü- 
hungen von  Osnabrück,  Münster  nnd  Brannscbweig  eine  Ei- 
nigung darüber  zu  vermitteln:  Kf.  ist  bereit  dazu,  will  mit  der  Alter- 
nation zufrieden  sein,  doch  so,  dass  er  den  Anfang  mit  dem  Direc- 
toriö  auf  dem  Kreistage  mache.. 
3)  wegen  eines  hauptsächlichen  Vergleiches.  Er  will  sich  auch  darin 
so  zeigen,  dass  man  erkennen  soll,  dass  er  zu  Friede  nnd  Einigkeit 
geneigt  sei. 


Die  Gesandten  an  den  Kurflirsten.     D.  Regensburg 
20./ 30.  März  1663. 

[Erneueradg  der  Rheinischen  Allianz.] 

Von  der  Frankfurter  Allianz  haben  sie  Nachricht,  dass  diese  zwar  auf  30.  März 
3  Jahre  prolongiert  sei^),  dass  die  dort  befindlichen  Gesandten  sich  aber 
alle  separieren 3),  auch  der  französische  Gesandte  Gravel  und  der  schwe- 
dische Schnoltzki  seien  entweder  schon  auf  der  Reise  hieher  oder  doch 
znm  Aufbruch  bereit,  von  den  Reichsstädten  befinde  sich  keine  in  der  Al- 
lianz nnd  wolle  man  solche  auch  nicht  aufnehmen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  6.  April  1663. 

[aaf  die  Belatioo  vom  12./22.  März.    Unterstützung  der  kaiserlichen  Fordernng.] 

—  Dieweil  wir  nun  nicht  zweifeln,  es  werde  :|  Ihre  Key.  Mt.  [:  die  G.April, 
von   Euch  angefahrte   und   in  der  kundbaren  Wahrheit  bestehenden 
Ursachen  :|  bei  sieh  wohl  gelten  lassen  und  sich  unserem  Verlangen 


0  I^ie  Rheinische  Allianz  war  am  7.  März  1663  auf  drei  Jahre  (Aagast 
16*14—1667)  verlängert  worden  (Dumont  VI,  2  8.453).  S.  M.igDet,  Nögociations 
relaiivea  i  la  saccession  d'Espagne  II  8.  19.     Köcher  I  S.  314. 

')  Am  12.  März  heschloss  der  Bundesrath  zu  Frankfurt  die  Uebereiedelung 
nach  Regeosbnrg,  doch  hatten  schon  vorher  die  meisten  Mitglieder  der  Allianz 
ihre  Gesandten  dorthin  geschickt,  s.  Rocher  I  S.  313f. 

Mater,  x.  Gesch.  d.  Q.  Kurfürsten     XI.  12 


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178  ^*    I>er  Anfang  des  Regensbarger  Reichstagefl. 

nach  erklären,  | :  also  habet  Ihr  gegen  vorgedachte  :  |  beide  Commis- 
sarien  zu  gedencken,  dass,  weil  Ihr  nicht  zweifeltet,  es  würde  auf  ihre 
geschehene  Relation  die  kaiserliche  Resolution  so,  wie  wir  dicRelbe 
begehrten,  einkommen,  also  wolltet  Ihr  in  solchem  Vertrauen  kraft 
habendes  unsers  aussdrucklichen  Befehls  sie  ratione  modi  et  quanti 
so,  wie  sie  es  desideriren  möchten,  in  Euren  Votissecundiren,  gestalt 
Ihr  dann  auch,  wie  itzo  gedacht,  solches  zu  thun  und  allen  mü^ 
liehen  Fleiss  mit  guter  Manier  anzuwenden,  damit  Ihre  Key.  Mt.  in 
diesem  Sttlck  zu  ihrem  Intent  ie  eher  ie  lieber  gelangen  möge.  | :  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
30.  März/ 9.  April  1663. 

[BeratbuDgen  über  das  Qaantum  der  Türkenhülfe.] 

9.  April.  VergaDgeneo  Freitag  >)  ist  eine  Session  gehalten  and  die  qnaestio  quanti 
(wie  gross  die  Hülfe  in  praesenti  and  in  fnturam  dem  Kaiser  zo  leisten) 
berathen  worden,  doch  ist  niemand  weder  im  Karfürsten-  noch  im  Fürstenrathe 
gewesen,  der  darüber  etwas  gewisses  determinieret  hätte,  auch  Ges.  haben 
sich  za  keinem  qaanto  erboten,  sondern  gefordert,  die  kaiserlichen  Kom- 
missarien möchten  angeben,  mit  was  für  einem  quanto  dem  Kaiser  gedient 
wäre.  Sonnabend  ist  Mahrenholtz  bei  H.  Crane  gewesen  und  hat  ihn 
gefragt,  auf  was  für  eine  Samme  eigentlich  der  Kaiser  zielte,  und  ob  schon 
Antwort  von  demselben  inbetreff  der  Forderung  des  Kf.  diesmal  von  der 
Leistung  der  Hülfe  entbunden  zu  werden,  eingetroffen  sei.  Crane  ant- 
wortete, die  kaiserlichen  Kommissarien  wären  nicht  instruiert,  den  Ständen 
etwas  ratione  quanti  vorzuschlagen,  doch  gab  er  auf  M's.  wcitejes  Drängen 
endlich  zu  verstehen,  dass  im  Salzburgischen  Votum  60  Römernionate 
pro  praesenti  und,  wenn  es  zum  Kriege  komme,  jährlich  50  Monat  in  futu- 
rum ofiferiert  worden,  in  dem  Pfalz-Lauternschen  Votum  aber  hätte 
man  sich  besser  und,  wie  er  redete,  hurtiger  heransgelasseu  und  pro  prae- 
senti 100  Römermonate  gewilligt,  welches  dem  Kaiser  gewiss  zum  Gefallen 
gereichen  wurde.  Auf  ihren  Bericht  an  den  Kaiser  wegen  der  Forderung 
des  Kf.  sei  noch  keine  Antwort  erfolgt,  der  Kaiser  würde  aber  gewiss  die 
gefährdete  Lage  des  Ef.  berücksichtigen.  Er  wüsste  auch  nicht  anders,  als 
•  dass  derselbe  dem  Kf.  durch  eine  Gesandtschaft  schon  vor  d'esem  Ver- 
sicherung gegeben,  dass  er  von  seinem  Antheil  befreit  werden  sollte,  wobei 
er  es  wohl  werde  bewenden  lassen.  Nachdem  nun  am  30.  März/9.  April 
wieder  ratione  quanti  zu  Rath  angesagt,  aber  von  der  österreichischen  Ge- 
sandtschaft bei  voriger  Session  gar  übel  empfunden,   dass  niemand  ausser 


^)  Ueber  diese   Sitzung  vom  27.  März/6.  April  nnd  über  die  folgende  vom 
30.  März/9.  April  8.  Gemeiner  I  S  52f. 


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Berathangen  aber  die  Türkenhälfe.  179 

Salzburg  nnd  Pfalz-Lau tero  ein  quantam  habe  benennen  wollen,  haben 
sie  beschlossen,  obwohl  sie  darauf  nicht  instruiert  sind,  auf  Rati6kation 
des  Kf.  100  Römermonate  vorzuschlagen,  dafür  haltend,  dass,  weil  Kf.  dabei 
nichts  zutragen  wolle,  wie  er  ausdrücklich  habe  bedingen  lassen,  es  ihm 
gleich  sein  werde,  ob  viel  oder  wenig  verwilligt  werde,  und  dass  dadurch 
Kf.  bei  dem  Kaiser  sich  soviel  angenehmer  machen  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  3./ 13.  April  1663. 

[Vorschläge  wegen  des  Quantum.] 

Sie  haben  100  Römermonate  für  die  Türkenhülfe  vorgeschlagen.     Die,  13.  April. 
welche  sich  anfänglich  zu  Volk  erboten,  haben  erklärt,  dem  Kaiser,  wenn 
es  zum  öffentlichen  Kriege  käme,  8000  Mann  oder  mehr  mit  der  nöthigen 
Artollerie  auf  ein  Jahr,  im  Nothfall  noch  länger,  auf  ihre  Kosten  stellen  zu 
wollen,  doch  da  Verschiedene  noch  keine  bestimmte  Erklärung  abgegeben,  ^ 
ist  man  noch  zu  keiner  Re-  und  Correlation  geschritten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  6./16.  April  1663. 

[Abstimmung  wegen  des  Quantum  der  Tärkeohülfe.] 

Heute  ist  wieder  Sitzung  gewesen;  im  Kurfürstencollegium  hat  dieMa-ic.  April, 
jorität  auf  50  Römermonate  gestimmt,  auch  sie  haben  sich  dem  accommo- 
diert.     Im  Fürst^rath  hat  die  Majorität  auf  50  Römermonate  ratione  prae- 
teriti  et  praesentis  auxilii  geschlossen,  von  der  künftigen  Hülfe  werde  künftig 
zu  reden  sein. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  17.  April  1663. 

[Abberufung  v.  Platens.] 

Kf.  sieht  sich  der  grossen  Kosten  wegen  genöthigt,  seine  Gesandtschaf- 17.  April, 
ten  möglichst  einzuziehen,  daher  erhält  v.  Platen  den  Befehl,  nach  Berlin 
zurückzukehren^),  v.  Mahrenholtz  und  Dr.  Jena  sollen  dortbleiben  und 
ihren  Staat  und  Suite  so  einrichten,  dass  sie  monatlich  mit  600  Rtbl.  aus- 
kommen. 


0  V.  Platen  reist  am  15.  Mai  ab. 


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180  I^ei*  Anfang  des  Begensburger  Reichstages. 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Kegensbarg 
16./26.  April  1663. 

[Resolotion  des  Kaisers  auf  die  Forderung  des  Kf.     Verlangen  des  Administra- 
tors von  Magdeburg] 

26. April.  Vorgestern  hat   ihnen    Crane  die  Antwort   des  Kaisers    auf  seinen, 

ond  des  Grafen  Wol(!ken8tein  Bericht  wegen  der  brandenburgischen  For- 
dernng  mitgetheilt,  dieselbe  lautet: 

Wie  nun  erstbesagten  ChurfQrsten  zu  Brandenburg  Ldn.  sieh 
gegen  uns  woll  versichert  wissen,  dass  wir  derselben  in  allen  müg- 
lichen  Dingen  zu  willfahren  geneigt  seind,  also  werden  wir  Ihrer  Ldn. 
desideria  des  Orts  dergestalt  beobachten,  dass  Sie  damit  zuversichtlich 
woll  vergnügt  und  hinwiederumb  beursacht  sein  werden,  unsere  dem 
Rom.  Reich  und  der  gfinzen  Christenheit  sowoU  alss  unsern  beider- 
^  seits  der  Gefahr  am  nächsten  gelegenen  Land  und  Leuten  zum  besten 
angesehene  Intention  Ihres  Theils  nicht  weniger  zu  secundiren. 

Ges.  fragen  an,  ob  Kf.  es  dabei  bewenden  oder  aber  noch  etwas  dess- 
halb  erinnern  lassen  wolle,  und  stellen  anheim,  ob  er  deswegen  an  Crane, 
welcher  sich  dieser  Sache  voruehmlich  angenommen,  schreiben  wolle.  Der 
Gesandte  des  Herzogs  August  von  Sachsen,  Administrators  von  Magde- 
burg, hat  ihnen  mitgetheilt,  sein  Herr  habe  mit  Kurs  ach  sen  einen  Ver- 
gleich geschlossen,  wodurch  er  die  landesfürstliche  Hoheit  über  etliche  Aem- 
ter  erhalten  ^),  er  beanspruche  daher  Session  und  votnm  im  Fürstenrath.  Der 
Kaiser  habe  bereits  seine  Zustimmung  dazu  erthcilt,  an  Kf.  wäre  deswegen 
auch  geschrieben,  und  er  wünschte  zu  wissen,  was  ihnen  hierin  zu  thun 
anbefohlen  sei.  Sie  haben  erwidert,  dass  sie  noch  keine  Resolution  des- 
wegen erhalten  hätten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
17. /27.  April  1663. 

[Ges.  sollen  ihr  V^otnm  in  betreff  des  Qaaotam  redressieren.] 

27.  April.  —  Im  übrigen  so  ist  euch  unsere  eigentliche  Meinung  ratione 
subsidii,  welches  Ihter  Keys.  M.  zu  leisten,  aus  mehren  Rescripten  zur 
gnüge  bekannt,  und  hättet  ihr  euch  daher  auf  mehr  Monate  als  an- 
dere herauslassen  sollen,  und  weil  wir  sehen,  dass  ihr  darinnen  das 
pfalzische  Votum  gefolget  und.  sub  spe  rati  euch  auf  100  Monat  in 
futurum  herausgelassen,  wir  :|  aber  vielmehr  den  Dank  bei  Ihrer  Keys. 

^)  S.  Opel,  Die  YereiuiguDg  des  Herzogthums  Magdeburg  mit  KorbrandeD- 
burg  8:  7. 


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Die  TürkeDhülfe.    Das  von  dem  Admio.  von  Magdeburg  gesachtc  Votum.     181 

M.  ZU  haben  verlangen,  dass  wir  anderen  und  nicht  andere  uns  vor- 
gehen, {:  solchem  nach  so  habt  ihr  dahin  zu  sehen,  damit  ihr  mit 
guter  Manier  euer  Votum,  als  welches  sub  spe  rati  abgeleget,:|  der- 
gestalt redressiret,  I :  dass  ihr  in  euren  Yotis  an  und  furbringet,  dass 
ehe  und  bevor  eure  unt.  Selation  bei  uns  einkommen :  {  unser  gnädig- 
ster Befehl  ratione  quanti  eingelanget.  Was  nun  die  Keyserliche,  als 
mit  welchen  ihr  daraus  vorhero  zu  communiciren,  begehren  möchten, 
dass  ihr  ratione  quanti  sowohl  wegen  des  künftigen  als  vergangenen 
votiren  sollet,  darnach  habt  ihr  euch  zu  richten,  doch  dass  eure  Vota 
auf  eine  höhere  Summa  als  die  pfalzische  ist,  und,  wann  die  Eeyser- 
liehen  es  zu  determiniren  Bedenken  hätten,  zum  wenigsten  auf  150 
Monat  eingerichtet  werden,  | :  und  dass,  wan  inskunftige  ein  mehres  fttr 
des  Reiches  und  der  Christenheit  Bestes  notig  sein  möchte,  damit  nach 
Beschaffenheit  der  Sachen  continuiret  werde.  Dass  aber  einem  andern 
als  dem  Keyser  die  Disposition  über  dem  Geld  gegeben  werde,  das 
halten  wir  gar  nicht  f(ir  zuträglich,  und  werdet  ihr  daher,  wie  ihr 
alleweil  zu  unserm  gnädigsten  Gefallen  gethan,  femer  im  Votiren 
fortfahren.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
27.  April  /  7.  Mai  1663. 

[EröffnuDgen  des  nenen  PfalzneDbargisohen  Gesandten.] 

Der  K.Sächsische  Gesandte  hat  aufs  neue  wegen  Session  und  Vo-  7.  Mai. 
tum  des  Administrators,  Herzog  Augast,  Eriniieruog  gethan.  Pfalz-Neu- 
bürg  hat  einen  seiner  vorigen  Abgesandten,  v.  Didinghansen,  abge- 
fordert und  an  dessen  Stelle  den  v.  Rauten  stein,  der  früher  in  Polen  zu 
01i?a  bei  den  Tractaten ^),  auch  zu  Frankfurt  a.  M.  gewesen,  hieher  ge- 
sandt, welcher  sofort,  als  er  das  erste  Mal  in  den  Fürstenrath  gekommen, 
Jena  zugesprochea  und  sich  zu  Fortsetzung  der  Freundschaft,  in  der  je- 
ner mit  dem  früheren  Abgesandten  gestanden,  erboten.  Als  sie  dann  priva- 
tim von  der  Jülichschen  Sache  gesprocbcn,  erklärte  er,  es  sei  für  beide  Theile 
nützlich,  wenn  ein  endlicher  Vergleich  aufgerichtet  würde,  und  dass  ein 
jeder  mit  des  anderen  Assistenz  der  Jülichschen  Lande  halber  ein  votum 
suchen  könnte. 


')  S.  ürk.  u.  Akt.  Vm  S.  711. 


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Ig2  DerAnfaiig  des  Regensbarger  Reichstages. 

Gottfried  V.  Jena')  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
8./ 18.  Mai  1663. 

[Versöholicbe    AeasseraDg   des    Pf.  NeabnrglBchen    GesandteD.     VerhandliiDgeD 
wegen  des  für  den  Administrator  von  Magdeburg  verlaDgten  Yotums.] 

Mai.  Vorgestern  wurde  das  vom  Reichsdirectorio  abgefasste  Reicbsgut- 
achten')  den  Ständen  per  dictatnram  mitgetheilt  und  worden  denselben  Tag 
alle  eonsilia  berufen,  doch  ist  es  noch  zu  keinem  Schlass  gekommen. 

Der  Pfalzneubnrgische  Gesandte  v.  Rauten  stein  hat  mit  J.  vertrau- 
lich geredet,  er  hätte  über  ihr  früheres  Gespräch")  seinem  Fürsten  berichtet, 
dieser  wäre  damit  wohl  zufrieden  und  wünsche,  J.  möge  dem  Kf.  berichten, 
dass  er  zu  einem  beständigen  Vergleich  wohl  geneigt  sei,  und  könnten  dazu 
einige  Interponenten  vorgeschlngen  werden;  J.  hat  erklärt,  darüber  an  Kf. 
berichten  zu  wollen,  und  erwartet  von  diesem  Instruktion. 

Wegen  der  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg  hat  er  mit 
dem  E.  sächsischen  Abgeordneten  Strauch  verhandelt  und  dabei  des  Kf. 
Forderung  vertreten,  dass  jener  ratione  loci  nichts  den  Fürstenthümern  des 
Kf.  Präjudicierliches  prätendieren  dürfe. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  11./21.  Mai  1663. 

[Berathangen  über  das  Reichsgatachten  wegen  des  Qaantnm.] 

21.  xMai.  Trotz  dreier  Sitzungen  (Freitag,  Sonnabend   und  heute)  ist  doch  das 

Reichsgutachten  noch  nicht  zustande  gekommen^),  im  kurfürstlichen  Colle- 
gio  ist  jetzt  eine  vollständige  Conformität  erzielt,  nachdem  der  Kurcölnische 
auch  zu  50  Römermonaten  sich  erboten ,  gleichwohl  ist  angezeigt  worden, 
dass  Kf.  sie  inzwischen  auf  100  Monat,  auch  wohl  noch  mehr  instruiert 
habe.  Die  bewilligte  Sutnme  soll  in  zwei  Terminen,  künftigen  Michaelis 
und  Ostern  1664  erlegt  werden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.   D.  Regensburg  15./25.  Mai  1663. 

[Das  Reichsgatachten  ist  zustande  gekommen.    Bevorstehende  Berathang  wegen 

des  futurum  auxiliam.] 

25  Mai.  Das   Reichsgutachten  ^)   ist  glücklich  zustande    gcfkommen    und   heute 

durch  Deputierte   den  kaiserlichen  Koramissarien  übergeben  worden.     Der 

*)  v:  Mahrenholtz  war  nach  Halberstadt  gegangen,  um  dort  die  für  die 
Gesandtschaft  bestimmten  Gelder  flüssig  zu  machen. 

^  S.  über  dasselbe  und  über  die  vorhergehenden  Verhandlungen  Gemei- 
ner I  S.  55ff. 

»)  S.  oben  S.  181. 

0  S.  Gemeiner  I  S.  63ff. 

*)  d.  13/23.  Mai  1663  (Londorp  VIU  S.  971  flF.  Fachner  v.  Eggen- 
storff  I  S.  18 f.). 


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Die  Tarkenhälfe     Die  Forderung  des  Admin.  von  Magdeburg.  183 

Erzbischof    von  Salzburg   hat   darauf-  io    seiner  Antwort  erklärt,  man 

möchte  jetzt  zuerst  das  futurum  anxilium  abhandeln,  weil  der  Bruch  und 

Krieg  mit  den  Türken  sehr  wahrscheinlich  wäre,  der  Kaiser  würde  sich 
Volk  so  lieb  als  Geld  sein  lassen. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  26.  Mai  1663. 

[Die  kaiserliche  ResolutioD,  die  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg.) 

—  So  viel  die  keys.  Kesolution,  welche  euch  von  Cranen  com- 26.  Mai. 
municiret,  belangt,  da  sind  wir  der  Meinung,  dass  ihr  andeutet,  dass 
wir  die  Kesolution  also  verstünden  und  annehmen,  als  wir  es  von 
Ihrer  Keys.  M.  desideriret.  —  Was  des  H.  Administratoris  zu  Magde- 
burg  Ld.  prä^endirte  Session  und  Votum  ratione  Querfurt  betrifft, 
da  lassen  wir  es  nochmals  bei  unserm  jüngsten  Bescript  ^),  und  habet 
ihr  euch  durch  keine  majora  davon  bringen  zu  lassen,  als  welche  uns 
und  anderen  das  jus  iam  in  ipso  Instrumento  pacis  quaesitum  nicht 
entziehen  oder  nehmen  können,  auf  solche  Weise  könnte  einer,  der 
allererst  in  Fürstenstand  erhoben,  durch  die  majora  denen  älteren  vor- 
gezogen werden,  welches  doch  injustum  und  inauditum.  — 


Gottfried  v.  Jena  an  den  Kurflirsten.    D.  Regensburg 
18./28.  Mai  1663. 

[Berathnng  über  die  künftige  Hülfe,   Forderang,  dass  auch  der  punctos  securi- 
tatis  zugleich  vorgenommen  werde.] 

Gleich  am  Sonnabend  sind  wieder  die  OoUegia  berufen  worden,  nnd  28.  Mai 
heute')  ist  dann  der  Punkt  von  der  künftigen  Hülfe  ordentlich  vorgenom- 
men, doch  noch  kein  Beschluss  gefasst  worden.  Im  kurfürstlichen  waren 
die  plara  (Cöln,  Trier,  Mainz  und  Baiern)  für  Volk;  Branden- 
burg beantragte,  da  das  kurf.  coUegium  vorher  einmütbig  auf  Geld  ge- 
stimmt und  der  Kaiser  erklärt  hätte,  dass  ihm  ebenso  mit  Geld  wie  mit  Volk 
gedient,  möchte  man  sich  npch  zur  Zeit  auf  50  Hömermonate  au  Geld  er- 

0  Ein  solche»  ist  in  den  Akten  nicht  erhalten,  der  Inhalt  desselben  ist  aus 
den  spateren  Rescripten  nnd  Relationen  der  Gesandten  ersichtlich.  Kf.  willigt 
ein,  dass  der  Administrator  für  sein  Fürstentham  Sachsen-Qaerfart  Sits  nnd 
Stimme  im  Färstenrath  erhalte,  will  aber  nicht  zugeben,  dass  derselbe,  wie  er 
verlangt,  mit  den  übrigen  sächsischen  Häusern  zusammen  vor  seinen  Färsten- 
thümern  die  Stelle  erhalte. 

^  S   Gemeiner  I  S.  69  f. 


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134  4.     Der  Aufang  des  Regensbarger  Reichstages. 

klären,  auch  damit,  so  lange  der  Türkenkrieg  währte,  continuieren,  wovon, 
in  Betrachtung  die  Matricnl  sehr  geschwächt,  etwa  ^000  Mann,  wenn  die 
andern  zum 'Kriegsheer  nöthigen  Dinge  mitgerechnet  würden,  erhalten  wer- 
den könnten.  Mit  geringerm  wäre  kein  genügsamer  Widerstand  zu  thun 
oder  was  Fruchtbar! iches  zu  verrichten.  K.Mainz  verlangte,  dass  der  punc- 
tus  securitatis  zugleich  mit  der  Türkenbülfe  vorgenommen  werde,  die  Ma- 
jorität aber  erklärte  sich  dafür,  dass  dieses  erst  nach  ausgemachtem  erstem 
Punkt  in  Richtigkeit  zu  bringen  sei.  Auch  im  Fürstenrath  stellten  die 
Alliierten  und  wenige  andere  dieselbe  Forderung,  dass  die  Sicherheit  des 
Reiches  sofort  und  zugleich  mit  der  künftigen  Hülfe  abzuhandeln  wäre. 


E.  V.  Platen  an  den  Kurfürsten,     Berlin  22.  Mai  / 
[1.  Juni]  1663. 

[Vorschlage  der  K.Mainzischen  oud  K.Gölnischen  wegen  der  künftigen 
ReicbsverfasBung.] 

1.  Joni.  Er  ist  vorgestern  hier  angekommen,  will  nur  berichten,  dass,  als  er  von 

einigen  Gesandtschaften,  darunter  der  K.Mainzischen  und  K.Gölni- 
schen, Abschied  genommen,  von  denselben  ein  Discnrs  wegen  der  künfti- 
gen Reichsverfassung  angefangen  wurde.  Der  K.Mainzi8che  Kanzler  Mehl 
erklärte,  sein  Herr  sei  auf  den  Gedanken  gekommen,  es  müsste  nothwendig 
im  Reiche  eine  beständige  Kriegsverfassung  eingerichtet  werden,  und  zwar 
müsste,  da  den  alten  Reichsverfassungen  und  der  Execntionsordnung  fast  nie 
nachgelebt  sei  und  die  Hinderung  unter  anderem  aus  der  Matricul  herrührte, 
etwas  ganz  neues  gemacht  werden,  nämlich: 

1)  der  Kaiser  müsste  sich  mit  den  Ständen  und  diese  unter  sich  zu. 
mutueller  Hülfe  auf  das  kräftigste  verbinden. 

2)  auch  die  auswärtigen  benachbarten  Kronen,  namentlich  Frankreich 
und  Schweden,  müssten  hinzugezogen  werden,  so  dass  auch  diese 
sich  mit  dem  Reiche  zu  mutueller  Hülfe  verbänden. 

.3)  es   müsste   jederzeit    ein   vollkommenes   Kriegsheer   aus    geworbener 
Mannschaft  mit  Generalen,  sonstigen  Officieren,  Artollerie  und  Muni- 
tion in  Bereitschaft  gehalten  werden,  wozu  jeder  Stand  das  seinige 
contribuieren  müsste. 
4)  Jedem  Stande  müsste  freie  Hand  gelassen   werden,  wie  hoch  er  sich 
anschlagen  und  was  er  bei  solchem  gemeinnützigen  Werke  thun  wolle. 
Er  hat  darauf  nur  erinnert,  *ob  es  auch   dem  Reiche  zuträglich  sein 
würde,  sowohl  die  Fremden  so  weit  in   des  Reiches  Affairen  zu  mischen, 
als  auch  sich  zu  ihrer  mutnellen  Defension  contra  quoscunque,  da  sie  oft 
viel  Streit  mit  ihren  Nachbaren  hätten,  zu  verbinden. 

Bei  dem  K.Gölnischen  Gesandten  D.  Aithofen  hat  es  fast  gleichen 
Discnrs  gegeben,  derselbe  hat  nur  noch  hinzugefügt,  dass  man  Frankreich 
und  Schweden  ohnedem  wegen  der  abgetretenen  Reichslande  zur  Garantie 


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Project  einer  Beichskriegsverfassoog.    Forderung  des  Admin.  v.  Magdeb.      135 

verbanden  sei,  die  sie  sehr  weit  (z.B.  Schweden  im  polnischen  Kriege) 
eztendierten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg  1.  Juni  1663. 

[Geneigtheit  za  einem  Vergleich  mit  Pfalz -Netiburg.] 

In  betreff  der  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg  wieder-  1  Juni, 
holt  Kf.  seine  frühere  Entscheidung.  Mit  dem  Pfalzneuburgischen 
Gesandten  soll  Jena  ferner  reden  und  ihm  andeuten,  Kf.  sei  geneigt,  wenn 
Pfaizneuburg  es  beliebe,  sich  mit  ihm  in  gutes  Yei trauen  zu  setzen 
und  einen  gütlichen  Vergleich  nicht  auszuschlagen,  er  wolle  erwarten,  was 
jener  ratione  modi  compositionis  und  personarum  median tinm  vorschlagen 
werde,  und  werde  sich  dann  darauf  erklären. 


V.  Mahrenholtz  und  Gottfried  v.  Jena  an  den  Kurflirsten. 
D.  Regensburg  25.  Mai  /4.  Juni  1663. 

l  K.Sachsens  Forderung  wegen  des  Administrators.    Die  Angriffe  gegen  die 

Beformierten.]  * 

Die  kursächsischen  Gesandten  haben  wieder  die  Sache  des  Administrators  4.  Juni, 
vorgebracht  und  verlangt,  Oes.  sollten  wenigstens  sub  spe  fati  demselben  den 
Vorsitz  vor  Halberstadt  und  consequenter  den  anderen  Fürstenthümern  des 
Kf.  verwilligen,  sie  haben  aber  erklärt,  des  Kf.  Befehl  abwarten  zu  müs- 
sen, und  dabei  dessen  Weisung  gemäss  bemerkt,  Kf.  hätte  K.  Sachsen  und 
dem  Administrator  zu  Liebe  rem  ipsam,  nämlich  sessionem  und  votum, 
verwilligt,  in  der  Zuversicht,  es  werde  das  alte  Vertrauen  zwischen  ihnen 
erhalten  und  in  K.Sachsens  Landen  nicht  ^ut  geheissen  werden,  des  Kf.  . 
Religionsverwandte  wider  den  Keligions-  und  Osnabrückischen  Friedens- 
schlnss  zu  beschweren^),  v.  Gersdorf  erwiderte,  der  Kaiser  hätte  dem  Ad- 
ministrator schon  sessionem  unti  votum  concediert,  wenn  er  aber  die  Stelle 
bei  den  anderen  sächsischen  Häusern  nicht  erhielte,,  werde  er  Session  und 
Votum  nicht  begehren.  K.Sachsen  würde  an  dem,  was  privat  doctores 
gegen  einander  schrieben,  kein  Gefallen  tragen,  und  falls  einer^  dass  er 
sich  vergriffen,  wie  dann  nöthig  wäre,  überwiesen  werden  sollte,  würde  er 
aUdann  solchen  in  seinen  Landen  nicht  dulden.  Was  Calovius  geschrie- 
ben, deshalb  hätte  er  sich  entschuldigt.') 


0  S.  über  diese  theologischen  Streitigkeiten,  durch  welche  das  gegen  die 
UniverBitat  Wittenberg  gerichtete  Edict  des  Kf.  vom  21.  Aogast  1662  veranlasst 
worden  ist,  Hering,  Nene  Beitrage  zur  Gesch.  der  evangelisch -reformirten 
Kirche  in  den  Prenssiscb  -  Brandenbnrgischen  Ländern  II  S.  160  ff.  nnd  unten  im 
Anbang  die  Akten  über   die  Zusammenkunft  des  Kf.  mit  K.Sachsen  za  Torgau. 

^  Hering  a   a.  0    S.  172  ff. 


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186  4-    I^or  Aofang  des  Regeosbarger  Reichstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbarg 
29.  Mai/ 8.  Juni  1663. 

[Droheode  Nachrichten  von  der  Türkeogefahr.] 

8.  Juui.  Vor  wenigeD  Tageo  ist  der  Graf  Lacroa  von  Wieo  angekommeD ,  um 

dem  Erzbischof  von  Salzburg  die  Türkengefahr  vorzustellen^),  der  darauf 
auch  beiliegendes  Schriftstück')  über  den  ungarischen  Zustand  den  Ständen 
per  dictaturam  mitgetheilt  hat,  darüber  ist  heute  deliberiert'),  aber  weder 
im  kurfürstlichen  noch  fürstlichen  Coilegium  zu  einem  Schluss  gekommen; 
im  ersteren  wurde  erklärt,  da  der  Kaiser  an  alle  Kurfürsten  dieser  Sache 
halber  Gesandte  geschickt,  müssten  sie  deren  Befehl  abwarten;  im  Fürsten- 
rathe  wird  es  wohl  zu  keinem  einmüthlgen  Beschluss  kommen,  die  Alliierten 
verlangen,  dass  der  punctus  securitatis  mit  der  künftigen  Türkenhülfe  zu- 
gleich vorzunehmen  sei,  werden  es  aber  nicht  durchsetzen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  5./15.  Juni  1663. 

[Berathungen  wegen  der  küoftigeo  Türkenhülfe.] 

ir).Juni.  Der  künftigen  TürkeuhüITe  wegen  ist  es   im  Fürstenrath  noch   zu  kei- 

nem conclusum  gekommen,  wegen  der  Verschiedenheit  der  Meinungen  und 
da  sich  noch  etliche  20  defectu  instructionis  entschuldigt.  Die  Alliierten^ 
welche  sich  zu  Volk  erboten,  sind  gestern  und  vorgestern  bei  den  K.Maia- 
zfschen  versammelt  gewesen,  um  sich  zunächst  unter  sich  wegen  der  Con- 
ditionen,  unter  welchen  sie  die  Völker  schicken  wollen,  zu  vergleichen,  sie 
werden  dann  ihre  Bediugungen  dem  Erzbischof  von  Salzburg  mittheilen. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  19./29.  Juni  1663, 

[UneiDigkeit  iobetreff  der  zu  leistenden  Türkenhülfe.] 

29.  Jaui.  Mit  dem  futuro  amilio  wird  es  nun  bald  zu  Ende  kommen,  doch  bleibt 
es  ratione  quanti  sowohl  im  fürstlichen  als  auch  städtischen  Collegio  bei 
der  Difformität,  muss  also  das  allgemeine  Reichsgutarhten  secundum  con- 
clusa  difformia  eingerichtet  werden  und  ist  es  daher  zu  keiner  durchgehen- 
den Qleichheit  (welches  wohl  vor  diesem  im  h.  Reich  niemals  geschehen) 
zu  bringen.  Die  Alliierten  haben  ihre  (abschriftlich  beiliegenden)  Condi- 
tionen  übergeben. 

^)  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  den  Erzbischof  von  Salzburg  d.  Lazen- 
burg9.  Mai  1B63  (Diar.  Burop.  X  S.  207  f.    Londorp  VIII  S.  971). 

«)  x)iar  Knrop.  X  S.  260ff.  Londorp  VIII  S.  973.  Pachner  v.  Eggon- 
Btorff  I  S.20. 

^  G  eoieioer  I  S.  72. 


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Die  Türkengofahr.    Berathungen  über  die  TürkeDhülfe.  187 

Nach  Erledigung  des  ersten  Punktes  wird  es  jetzt  bald  znr  Verhand- 
lung über  den  zweiten,  die  Sicherheit  des  Reiches,  kommen;  Ges.  erwarten 
darüber  des  Ef.  Willensmeinnng. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
6.  Juli  St.  V.  1663. 

[auf  die   Relation  vom  29.  Mai/8.  Jnoi.    Mahnnogen   an  die  Reichsstande ,  die 
Türkenbulfe  ernster  auzagreifen.    Eigene  Bulfserbietnngen  des  Kf.] 

—  Wir  betrüben  uns  über,  dergleichen  Verzögerung  und  gefährlichen  16.  Juli. 
Aufenthalt  nicht  wenig  und  dass  man  des  Erbfeindes  dessein  nicht 
mit  mehreren  Ernst  und  Eifer  zu  Herzen  nimmt.  —  Ihr  habet  dahero 
unsertwegen  dies  Werk  beweglich  und  glimpflich  vorzustellen  — 
dass  gleichwohl,  da  der  Allerhöchste  annoch  Mittel  genug  verliehen, 
solchem  allen  in  Zeiten  mit  dessen  göttlichen  Beistand  vorzukommen 
und  abzuwehren,  diejenigen  eine  schwere  Verantwortung  über  sich 
und  ihre  Nachkommen  ziehen  würden,  welche  durch  andere  Respecte 
die  Defension  des  Vaterlandes  zu  hindern  oder  doch  zu  divertiren 
suchen,  und  weil  wir  versichert  wären,  dass  unter  allen  Gliedern  des 
Reiches  niemand  wäre,  welcher  an  solcher  Auflage  zu  participiren 
begehrefe,  vielmehr  alle  Kräfte  und  Mittel  wider  Gottes  und  des  Vater- 
landes Feind  anzuwenden  begierig,  so  wollten  wir  ihnen  allen  und 
jeden  als  ein  getreues  Mitglied  die  Beförderung  dieses  Werkes  bester- 
massen  recommandiret  haben,  und  weil  wir  Euch  neulich  albereit 
gnädigst  anbefohlen,  dass 'Ihr  unsertwegen  150  Römermonat  willigen 
solltet,  also  lassen  wir  es  nochmals  dabei  bewenden,  und  haben  wir 
denn,  nachdem  die  Keys.  M.  durch  eine  eigene  Abschickung ')  uns 
die  instehende  Gefahr  repraesentiren  lassen  und  umb  schlünige  Hülfe 
an  Volck,  Munition  und  Geld  beweglich  anhalten  lassen,  deroselben 
alsofort  einige  Völcker  zu  Ross  und  Fuss,  etliche  hundert  Centner 
Pulver,  etliche  tausend  Stuck  Kugeln  und  Granaten  und  dann  hun- 
dert tausend  Rthaler  versprochen,  das  Geld  albereit  wirklich  gezahlet, 
und  sollen  die  Volcker  und  Munition,  so  bald  es  Ihre  Keys.  M.  noti- 
ficiren  und  begehren  werden,  marchiren  und  geliefert  werden,  wel- 
ches alles  Ihr  bei  guter  Gelegenheit  zu  erwähnen  und  dahin  mit  allen 
Vleiss  Euch  zu  bemühen,   damit   vor  allen  Dingen  der  punctus  der 


0  üeber  diese  Sendung  Lisola's  an  den  Kf.  s.  unten  Abschn.  5. 


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188  4.     Der  AnTang  des  Regensburger  Reichstages. 

Türkenhülfe  vest  gesetzet  und  durch  keine  andere  Materie  divertiret 
werde.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
10./20.  Juli  1663. 

[MittheilaDgeo  RautensteiDS.] 

20.  Juli.  In  pnblicis  ist  in  14  Tagen  niclits  geschehen,  die  Stände  sind  so  lange 
nicht  ZQsammen  berufen  worden,  da  man  erst  die  kaiserliche  Resolution 
auf  das  Reich sgutacht^n  erwartet,  vermnthlich  wird  der  Kaiser^nicht  mit 
dem^  was  bisher  bewilligt,  zufrieden  sein,  sondern  eine  andere,  besser  ein- 
gerichtete, coiiforme  und  st&rkere  Hülfe  begehren. 

PS.    Der  Pfalz-Neuburgische  Gesandte,  Rautenstein,  hat  Jena  an-, 
gezeigt,  sein  Herr  hielte  das,  was  hier  wegen  eines  gütlichen  Vergleiches 
geredet  sei,  für  aufrichtig  geroeint  und  schlage  seinerseits  den  König  von 
Frankreich  und  den  Bischof  von  Münster  als  Interponenten  vor,  wün- 
sche die  Sache  aber  vorläufig  noch  geheim  zu  halten. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten  D.  Regensburg  17./ 27.  Juli  1663. 

[Die  kaiserliche  Reaolation  anf  das  Reichsgatacbteo.] 

27.  Juli.  Die  kaiserliche  Resolution  i)   auf  das  Reichsgutachten  ist  nun   erfolgt 

und  werden  jetzt,  nach  3  Wochen,  die  Stände  zusammenbernfen  werden, 
doch  ist  zu  fürchten,  dass  keiner  oder  wenige  sich  anders  oder  zu  einem 
höheren  quanto  erbieten  werde ^  man  meint,  der  Kaiser  werde  geschehen 
lassen^),  dass  jetzt  der  panctus  securitatis  angegriffen  werde,  doch  mit  dem 


0  d.  24./14.  Juli  1663  (Kondorp  VIU  S.  981f.,  Pachner  v.  Eggenetorff 
I  8.33).  Darin  verlangt  der  Kaiser,  dass  die  ez  causa  praesentis  et  praeteriti 
temporis  bewilligte  Geldhülfe  anticipiert  werde,  dass  diejenigen  Reichsstande, 
welche  weniger  als  50  Römermonate  bewilligt,  den  anderen  beitreten,  dass  für 
die  auf  dieses  Jahr  bewilligte  Geldhülfe  bestimmte  und  zwar  möglichst  nahe 
Termine  festgesetzt  und  dass,  da  zu  besorgen  sei,  dass  der  Krieg  in  diesem 
Jahre  nicht  werde  beendigt  werden,  zeitig  wegen  fernerer  Hülfe  Beschlnss 
gefaset  werde,  dass  ferner  diejenigen,  welche  Volkshulfe  bewilligt  hätten, 
ihre  Truppen  sofort  anmarschieren  liessen,  damit  er  dieselben  Ende  Juli  oder 
Anfang  August  zur  Hand  habe,  die  vorgeschlagenen  Bedingungen  habe  er  schon 
durch  deu  Erzbischof  von  Salzburg  auf  die  Billigkeit  adjustieren  lassen.  (S. 
den  Vertrag  mit  den  Alliierten  wegen  der  von  diesen  zu  stellenden  Hülfstruppen 
d.  Regensburg  11.  Juli  1663  Diar.  Europ.  IX  S.  406  ff.,  Londorp  VUI  S.  977, 
Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.  30f.) 

^  Der  Erzbischof  von  Salzburg  theilt  (d.  Regensbnrg  27.  Juli  1663).  dem 
K. Mainzischen  Direktorium  den  Inhalt  der  kaiserlichen  Resolution  mit  und 
stellt  anheim,  da  die  Gesandten  deswegen  erst  Instruktion  von  ihren  Principalen 


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Die  Törkenhülfe.     Die  secnritas  imperii.  189 

'Vorbehalt,  wenn  die  Türkengefahr  nicht  nachliesse,  den  pnnctns  anzilii  zu 
resssamieren. 

Ges.  haben  den  inzwischen  angelangten  französischen  Gesandten  G  ra - 
Tel  besucht  und  wegen  des  Tractaineuts  garkeine  Schwierigkeit  gefunden. 

E.B airische  und  K. Mainzische  Truppen  sind  schon  auf  dem 
Marsch  nach  Ungarn. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
20./30.  Juli  1663. 

[BemerkoDgeD  in  betreff  der  secaritas  imperii.     Geneigtheit  zar  Verstan- 
dignng  mit  Pfalz-Nenbarg.] 

Kf.   bedauert ,    dass    es    der  Türkeugefahr  gegenüber  nicht  zu  etw.is  30.  Juli. 
Rechtschaffenem  gekommen  ist;  er  selbst  will  für  das  Vaterland  und  die 
Christenheit  beitragen,  soviel  ihm   der  Allerhöchste  Vermögen  und  Kräfte 
verleihe. 

1)  Wann  nun  der  punetus  securitatis  imperii  vor  und  in  Delibera- 
tion  kommen  sollte,  so  habt  Ihr  unsertwegen  in  beiden  Collegiis  das 
Votum  dahin  abzulegen,  dass  wir  verhoffeten,  man  werde  uns  im 
h.  röm.  Reich  das  Zeugniss  geben,  dass  wir  bis  anhero  nichts  anders 
gesuchet,  dann  dass  die  Ruhe  und  so  teuer  erworbene  Friede  —  er- 
halten und  conserviret  werden  möehte.  Da  hätten  wir  nun  wohl  bei 
uns  kein  zulänglicher  und  sicheres  Mittel  finden  können,  dann  dass 
zuforderst  im  h.  röm.  Reiche  zwischen  Haupt  und  Gliedern  ein  rech- 
tes und  höchst  nöthiges  Vertrauen  und  Verständnuss  gestiftet  und  be- 
festiget werde,  und  hätten  auch  zu  keinem  andern  Zweck  alle  unsere 
eonsilia  und  actiones  gerichtet,  möchten  aber  nicht  eigentlich  wissen 
oder  sagen,  woran  es  sich  bis  anhero  gestossen,  befindeten  aber  dieses 
bei  uns,  dass  so  lange  im  Reich  selbst  zwischen  den  Gliedern  und 
dem  Haupt  und  dann  denen  Gliedern  unter  sich  selbst  ohne  An-  • 
sehn  und  Unterschied  der  Religion  kein  rechtes  Vertrauen  gestiftet, 
alle  factiones,  studia  und  Misstrauen  aufhöre,  an  der  Securität  des 
Vaterlandes  vergeblich  und  ohne  Effect  gearbeitet  werde.  Wir  er- 
beten uns  und  wollten  ferner  in  der  That  mit  Gottes  Hülfe  beweisen, 
dass  wir  unserem  Eeyser,  zumal  dem  gegenwärtigen,  welchem  doch 
auch   nicht   das  geringste  zu  imputiren  oder  beizumessen,   dass   er 


erwarten  würden,  inzwischen  d.n  punctas  seonritatis  vorznnehmeD  und  die  Ver- 
baodlnDgen  wegen  der  Anticipation  fortzusetzen  (Diar.  Enrop.  IX  S.  428ff.y 
Londorp  VIII  S.  979f). 


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190  ^'    C^or  AofaDg  des  Regenaborger  ReichBtages. 

einigen  Stand  betrübet  oder  zu  Weiterung  Uraach  und  Anlass  ge-* 
geben,  allen  schuldigen  Respect  leisten  und  gegen  alle  und  jede  un- 
sere Herrn  Miteburfürsten,  Fürsten  und  Stände  dergestalt  betragen 
wollen,  wie  es  einem  getreuen  und  redlichen  Gliede  des  Vaterlandes 
gebühret  und  die  Grundgesetze  und  andern  des  Reiches  Constitutionen 
erfoderten,  und  nebenst  ihm  des  h.  röm.  Reichs  Ehre  und  Ruhe  — 
samt  der  vor  diesem  erworbenen  Reputation,  Praeeminentz  und  Glorie 
mainteniren  und  nach  äussersten  Kräften  und  Vermögen  vertreten 
helfen  wollten» 

2)  Negst  diesem  so  gehörte  zu  der  Securität  des  Reiches,  dass 
dasselbe  mit  allen  Benachtbahrten  in  gutem  Verständnuss  stunde  und 
bliebe.  Unter  den  Benachtbahrten  wären  Frankreich  und  Schweden 
die  vornehmsten,  wann  nun  fler  mit  denselben  zu  Ossnabrugg  und 
Münster  aufgerichtete  Friede  beständig  gehalten  und  dasjenige,  was 
beiden  aus  obgedachtem  Frieden  zukommet  und  würcklich  tradiret, 
gelassei)  wurde,  so  hätte  es  mit  beiden  Cronen  seine  gute  Richtigkeit 
und  würden  sie  auch  an  ihrem  Ort  nicht  weniger  den  Frieden  un- 
verbrüchlich zu  halten  geneiget  sein. 

3)  —  bestünde  die  Sicherheit  des  Reiches  auch  mit  darin,  dass 
sich  da  s  h.  röm.  Reich  von  niemand  zu  nahe  treten  Hesse  oder  gar 
zu  viel  leidete,  denn  auf  die  Wei^e  käme  es  in  Verachtung,  wurde 
man  sich  aber  einmal  und  einmüthig  des  Vaterlandes  Interesse  ange- 
legen halten  und  dasselbe  mit  Nachdruck  secundiren,  so  wurde  sich 
auch  wohl  hernachmals  einer  und  der  andere  bedenken,  dasselbe 
zu  lacessiren. 

4)  —  so  hätte  man  nun  über  hundert  Jahr  bis  gegenwärtige  Zeit 
an  einer  guten  Ordnung,  wie  nemlich  ein  Creyss  dem  andern  und 
ein  Stand  dem  andern  im  Nothfall  assistiren  und  mit  Hülfe  erschei- 
nen sollte  ,  gearbeitet,  man  hätte  aber  gleichwohl  kein  besseres  be- 
finden können,  als  das  Fundamentum,  •  welches  in  der  Executions- 
ordnung  vom  Jahr  1555  enthalten,  wir  hätten  auch  wohl  so  viel 
wahrgenommen  und  in  der  That  erfahren,  dass  es  nicht  so  sehr  au 
guter  Ordnung  als  an  denenjenigen  ermangelt,  welche  denselben  Ord- 
nungen kein  Gnüge  thun  und  denenselben  nachkommen  wollen,  ge- 
stalt  man  sich  dann  bisdahero  so  wenig  auf  die  allgemeine  Reichs- 
verfassungen, Executionsordnung  und  was  darauf  mehr  erfolget,  als 
auf  particulär  Verbandnusse,  Vereinigung,  Etbverbrüderung  und  der- 
gleichen zu  verlassen  gehabt,  wurde  demnach  dahin  vornemlich  mit 
zu  arbeiten  sein,  dass  nach   Anweisung  der  Executionsordnung  die 


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Die  Becorita  imperii.  191 

Sache  vorgenommen,  was  in  der  Executionsordnung  nicht  zureichend, 
verbessert,  was  mangelhaft,  hinzugethan,  und  absonderlich  darauf  das 
Absehen  gerichtet  werde,  damit  der  Ordnung,  welche  gemachet  und 
beliebet,  ein  rechter  Nachdruck  gegeben  werde,  damit  die  bedarfen- 
den Stände  darauf  sich  auf  allen  Nothfall  verlassen  und  darauf  Staat 
machen  können. 

5)  —  wurde  nöthig  sein,  dass  Haupt  und  Glieder  alle  ihre  con- 
silia  einzig  und  allein  auf  das  h.  röm.  Reich  und  desselben  wahres 
Interesse  wendeten  und  sich  davon  durch  kein  fremdes  Absehn,  es 
sei  auch  dasselbe  wie  es  wolle,  abwendig  machen  lassen. 

6)  So  wurde  auch  für  das  sechste  nicht  undienlich  sondern  zur 
Sicherheit  des  Reiches  nothig  sein,  dass  ein  perpetuus  miles  im  h. 
röm.  Reich  unterhalten  wurde,  welcher  nicht  so  sehr  in  numero  als 
in  robore  und  in  geübten  und  tapferen  Soldaten  und  OfGcieren  be- 
stünde und  dass  dieselben  ordentlich  und  ohne  Abgang  besoldet  wür- 
den, und  diese  letztere  securitatis  media  alle  wurden  sich  leichtlich 
finden,  wann  nur  das  erste  seine  gute  Richtigkeit  hätte. 

Dieses  wären  unsere  treugemeinten  privat  Gedanken  für  die 
Sicherheit  des  Vaterlandes  und  wollten  der  übrigen  gleichfalss  ver- 
nehmen und  an  unsern  Ort  alles  getreulich  beitragen  helfen.  Und 
diese  unsere  Meinung  nun  habt  Ihr  in  Euren  Votis  verbotenus,  wie 
dieselbe  alhier  zu  befinden,  abzulegen,  der  übrigen  Churfursten,  Für- 
sten und  Stände  Meinungen  und  Vota  vleissig  protocoUiren  zu  lassen 
und  uns  unt.  zu  berichten. 

Ges.  sollen  den  franzöbischen  Gesandten  Gravel  visitieren  und  des 
Kf.  freundschaftliche  Gesiunuug  gegen  die  Krone  Frankreich  contestiereo. 

PS.  Rautensteio  sollen  sie  auf  seine  neuliche  Erklärung  von  selten 
des  Et.  versichero,  dass  auch  von  diesem  die  Sache  aufrichtig  gemeint 
sei,  er  wünsche  aber^  dass  dieselbe  zunächst  im  geheimen  nud  ohne  Hin- 
zuziehung von  Vermittlern  zwischen  ihren  beiderseitigen  Räthen  abgethan 
werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
24.  Juli/ 3.  August  1663. 

[BerathoDgen  über  den  panctas  secnritatis.] 
Vorgestern,  Mittwoch,  sind  die  Stände  wieder  zusammenbernfen  wor-  3.  Aug. 
den 9  nachdem  K.Mainz  eine  Art  Proposition')  betreffend  punctum  securi- 

0   d.   RegeoBburg  19./29.  JuU  1663  (Diar.  Burop.  IX  S.  430.    Londorp 
VllI  S.  980f.    Pachoer  v.  BggeDStorff  I  S.  44),  s.  Gemeiner  I  S.  83  f. 


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/ 


192  4-    I^cf  Aofang  des.BegeDBbarger  Reichstages. 

tatis  hat  öffeDtlich  dictieren  lassen,  über  welche  Neuerang  der  Erzbischof 
von  Salz  barg  sehr  angehalten  ist.  Im  karfürstlichen  Collegio  propo- 
nierte  das  K. Main  zische  Direktorinm,  dass  nach  abgehandeltem  ersten  Punkt 
nun  der  punctus  securitatis  vorzunehmen  sei,  er  hätte  seine  Gedanken  darü- 
ber schon  schriftlich  mitgetheilt.  Die  meisten  (auch  Oes.)  stimmten  darauf 
dafür;  dass  dieses  K.Mainzische  Memorial  erst  den  Principalen  einzusenden 
und  deren  Meinung  zu  erwarten  sei;  im  Fürstenrath  brachte  das  öster- 
reichische  Direktorium  den  punctus  securitatis  so  vor,  wie  er  in  der  kai- ' 
serlichen  Proposition  enthalten  ist,  die  Umfrage  wurde  aber  nicht  zu  Ende 
gebracht,  die  Mehrzahl  hat  bisher  verlangt,  dass  die  Directoria  diesen  Punkt 
in  membra  subdividieren  und  dann  solche  proponieren  möchten^).  Sach- 
sen-Altenburg, auch  BrandenburgCulmbach  und  Braunschweig 
beantragten,  dass  die  Capitulatio  perpetua  zuerst  vorgenommen  werde. 
Dabei  scheint  die  Intention  eines  oder  anderen  zu  sein,  den  statum  des  R. 
Reichs  anders  zu  formieren,  man  wünscht,  die  von  den  Kurfürsten  depen- 
dierendcn  Gesandten  solange  aas  dem  Fürstenrath  los  zu  werden,  bis  die 
das  kurfürstliche  CoUegium  und  dessen  Präeminenz  angehenden  Dinge  zu 
Ende  gebracht  sind.  Ges.  aber  wollen  zu  bewirken  Sachen,  dass  diese 
Frage  noch  etwas  zurückbleibe. 

Graf  Hohenlohes),  General  der  Frankfurter  Alliierten,  ist  hergekom- 
men, dieselben  halten  viele  Zusammenkünfte,  bei  welchen  sich  auch  der 
französische  Gesandte  einfindet. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
30.  Juli  /  9.  August  1663. 

[VerhandluDgen  über  den  panctas  securitatis.] 

9.  Ang.  Die  Umfrage  im  Fürstenrath  ist  24.  Juli/ 3.  August ')  fortgesetzt  und 

beendet  worden,  es  wurde  beschlossen,  dass  die  fürstlichen  Directoria  mit 
dem  K.Mainzischen  sich  zusammen  thun,  den  punctum  securitatis  in  ge- 
wisse membra  subdividieren  und  solche  in  eine  Ordnung,  wie  sie  vorzuneh- 
men, bringen  sollten.  Es  wurden  von  verschiedenen  Seiten  verschiedene 
Punkte,  die  zuerst  zu  behandeln  seien,  vorgeschlagen  (so  die  Wahlcapitu- 
lation,  von  ihnen  selbst  der  punctus  restituendorum).    Mittwoch  wurde  das 


^)  V.  Jena  in  dem  Votum  für  Halberstadt  verlangt:  1)  das  Direktorium 
möchte  diese  Punkte  so  vortragen,  dass  nicht  bald  unter  den  Stauden  oder  Golle- 
gien  Streit  entstehe;  2)  man  möchte  zuerst  das  Reich  ^egen  des  Türken  Einbrach 
in  Sicherheit  setzen,  3)  zugleich  aber  den  punctum  restituendorum  vornehmen, 
der  nach  dem  FriedensschluBs  zuerst  zu  erledigen  sei.  Er  erklärt  zugleich,  dass 
das  von  E. Mainz  Dictierte  keine  Proposition  sein  könne,  dass  dem  Fnrstencol- 
legium  überhaupt  ausser  seinen  Direktoren  niemand  etwas  zu  proponieren  habe. 

>)  S.  über  denselben  Theätr.  Europ.  IX  S.  8G3  ff. 

^  S.  Gemeiner  I  S.  85. 


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Berathnngeo  über  die  vorsunehmeodea  GegeDataode.  193 

knrfurstliche  Collegiom  allein  convociert,  E.Mainz  wünschte,  man  möchte, 
sich  näher  herauslassen,  man  erklärte  aber,  man  habe  zunächst  das  E.Uain- 
zische  Memorial  den  Principalen  eingeschickt,  man  wünsche,  weil  im  Fürsten- 
rath  der  pnnctus  secnritatis  sehr  weit  extendiert  werde,  die  directoria  möch- 
ten sich  zasammenthun  und  diesen  Punkt  in  gewisse  capit^  dividieren,  damit 
nicht  die  beiden  CoUegien  über  verschiedene  Materien  deliberierten,  beson- 
ders wäre  die  Executionsordnung  zu  verbessern;  E.Mainz  will  aber  vorläufig 
diese  Snbdivision  nicht  übernehmen,  bis  man  sich  specialius  erklärt  hätte. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
7./17.  August  1663. 

[Die  Erklärung  des  Korfärsten.     Weitere  Berathuogen  über  den  panctus 

securitatis.] 

Ges.  haben  des  Ef.  Rescript  vom  30./20.  Juli  am  4./14.  August  erhalten  17.  Aug. 
und  bei  heutiger  Zusammenkunft 0  dessen  Meinung  befohlenermassen  in 
ihren  votis  in  beiden  Collegien  verbotenus  vorgetragen;  es  wurde  dieses 
nicht  allein  mit  guter  Attention  in  beiden  collegiis  angeh(5rt,  sondern  auch 
gar  wohl  aufgenommen  und  fast  hoch  gehalten.  Im  kurfürstlichen  Colle- 
gium  gingen  die  majora  dahin  2),  dass  eine  Provisionalverfassung  zu  des 
Reiches  Sicherheit  ehestens  zu  machen  sei,  damit  man  einer  Reichshülfe 
sowohl  gegen  den  Erbfeind  als  contra  quosvis  invasionis  casus  versichert 
wäre,  und  dass  auch  die  Ezecntionsordnung  revidiert  werden  müsse.  Im 
Fürstenrath  erklärte  sich  die  Majorität  wieder  dafür,  die  directoria  möchten 
zunächst  den  Punkt  in  gewisse  membra  subdividieren  und  diese  den  Stän- 
den mittheilen.  Die  allermeisten  auf  der  weltlichen  Bank  bestehen  aber 
dsirauf,  dass  die  perpetua  capitniatio  zunächst  abgehandelt  werde,  deuten 
in  Privatgesprächen  auch  das  votum  des  Ef.  dahin,  weil  darin  vorgestellt 
werde,  dass  das  innerliche  gute  Vertrauen  ^wischen  Haupt  und  Gliedern 
zuerst  zu  stabilieren  wäre,  während  Ges.  daraus  schliessen^  dass  zuefst  die 
Executionsordnung  und  der  perpetnus  railes  weiter  abzuhandeln  sei;  sie  er- 
bitten des  Kf.  Gedanken  über  die  perpetnierliche  Capitulation. 


Dieselben  an  den  Kurfttrsten.     D.  Regensburg 
14./ 24.  August  1663. 

[Weitere  BerathnDgen  über  die  zu  behandelnden  Gegenstände.] 
Das  kurfürstliche  Collegium    hat   endlich    per   majora    beschlossen  '),  24-  Aag. 
dass   die  Executionsordnung  zu  revidieren  sei,  im  Fürstenrath^)  aber  hat 

^)  S.  Gemeiner  I  S.  89ff. 

^  S.    ddn    E.Mainzischen    Avisationszettel   d.    17.  August   1663  (Londorp 
vra  S.  983). 

')  12./22.  Augnst  s.  Gemeiner  I  S.  92. 
*)  S   Gemeiner  I  S.  89  ff. 

Mater,  c.  Ge«ch  d.  G.  Rnrrursten.    XI.  13 


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l94  ^'    ^^^  ADfaog  des  Begensbarger  Reichstage^. 

• 
es  wegen  der  VerscbiedeDheit  der  Meinungen   noch  zn  keinem   wirklichen 

Bescblnss  kommen  können;  die  Alliierten  aof  der  weltlichen  Bank  (denn 
die  Geistlichen  nehmen  es  sich  nicht  i»n)  und  andere,  damnter  die  kur- 
fürstlichen Hänser  zum  grösseren  Theil  mit  sind,  dringen  daranf,  dass  die 
Capitnlation  zuerst  Yorgenommen  werde;  sie  selbst  haben  in  Ermangelung 
besonderer  Instruktion  verlangt,  dass  zuerst  die  Executionsordnung  und 
Verfassung  im  Reich,  auch  der  puuctus  restitnendorum  zn  Ende  zu  briu* 
gen  and  dann  der  defectns  comitiorum  zn  corrigieren  sei.  Einige  im  Für- 
stenrath  lassen  sich  verlauten,  Ef.  würde  denjenigen,  welche  die  Einrichtung 
der  perpetnierlichen  Capitnlation  zuförderst  urgicrten,  nicht  abfallen,  weil  er 
auf  dem  vorigen  Reichstage^)  durch  seine  Qesandten  im  Fürstenrath  sol- 
ches Werk  habe  secundieren  lassen. 


Der  Kurfürst  an  die  GesaDdten.     D.  Königsberg 
31.  August  1663. 

[ErhaltQog  der  kurfürstlichen  Prärogativen.] 

31. Aug.  Ges.   sollen  sich   die  Erhaltung  der  kurfürstlichen  Prärogativen')  an- 

gelegen sein  und  sich  auf  keine  Weise  ans  dem  Fürstenrath  excludieren 
lassen.  Ef.  ist  betrübt  über  die  Vorgänge  auf  dem  Reichstag  und  fürchtet, 
dass  nur  noch  grösserer  Zwiespalt  dadurch  entstehen  wird.  Wenn  diese 
Materie  im  Fürstenrath  vorkommen  sollte,  sollen  sie  erklären,  sie  müssten 
darüber  erst  an  Kf.  referieren,  bis  sie  Resolution  erhielten,  möchte  mit  dem 
conclusum  innegehalten  werden,  im  Kurfürbtenrath  haben  sie  sich  möglichst 
mit  Baiern  und  Sachsen  zn  conformieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg. 
21/31.  August  1663. 

[Berathang  über  die  zu  behandeluden  Gegenstände.    Frankreichs  Erbieten  zar 

Türkenhülfe.] 

31.  Aug.  Man  hat  sich  noch  immer  nicht  verglichen,  welche  Materie  zuerst  vor- 

zunehmen sei;  im  Fürstenrath  verlangen  die  meisten  Weltlichen  zuerst  die 
Wahlcapitulation,  die  anderen,  darunter  auch  Halberstadt,  haben  be- 
schlossen, mit  der  Wahlcapitulation  zugleich  eine  Verfassung  im  Reich 
aufzurichten,  und  zwar  solle  über  beides  in  pleno  verhandelt,  zugleich  der 
punctus  restitnendorum  durch  Deputierte  vorgenommen  werden.  Dieser 
Beschlus!?  derselben  ist  heute  durch  das  österreichische  Direktorium  den  an- 


^)  S.  Droysen  lU,  2  8.98  f. 

^  S.  das  Rescript  des   Kf.   ao   seine  Gesandten    anf  dem   Reichstage  vom 
r>/15.  Februar  1654  (ürk.  u.  Akt.  VI  S.  400). 


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PeststelloDg  der  vorzuDeliineDdeD  QegeDBtäDde.  295 

deren  mitgetheilt  worden,    dieselben  haben    sich  aber   noch  nicht  daranf 
erklärt. 

Die  Alliierten  haben  Bomb  ach  zum  General-Major  bestellt,  ihre  Trup- 
pen sollen  schon  anf  dem  Marsch  sein.  Frankreich  erbietet  sich  zam 
simpel  Allianceanschlag,  800  z.  Pf.  und  1600  z.  F.  nnter  denselben  Bedin- 
gungen, wie  die  anderen  Alliierten,  zo  schicken. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
28.  August/?.  September  1663. 

[Feststellung  der  zu  behandeloden  Gegenstände;  allgemeine  Zufriedenheit  mit  dem 
Votum  des  Kf.  wegen  der  Wahlcapitulation.] 

Im  Fürstenrath  ist  es  endlich,  nachdem  Halb  er  Stadt  erklärt,  weil  7.  Sept. 
sich  immer  nene  Difficultäten  ereigneten  und  man  diese  wichtigen  Dinge 
nicht  in  pleno  tradieren  wolle,  müsse  es  seine  Meinung  zurückziehen,  an 
sich  halten  und  nene  Instruktion  erwarten,  zu  einer  Einigung  gekommen'), 
nämlich  zugleich  mit  der  allgemeinen  Reichsdefension  und  der  Wahlcapitu- 
lation anzufangen  und  damit  bis  zu  Ende  der  Sachen  zu  continuieren ,  zu- 
gleich aber  auch  den  pnnctus  restituendorum ,  diesen  per  deputatos,  die 
beiden  anderen  aber  in  pleno  zu  verhandeln;  anch  Halberstadt  hat  sub 
spe  rati  eingewilligt^ 

Sonst  wird  es  *Ew.  Chf.  D.  sehr  wohl  gedeutet,  dass  das  von 
dero  dependirende  Halberstadt  —  sich  der  Capitulation  nicht  wider- 
setzet —  sondern  gütlich  und  aus  Liebe  zu  Stiftung  innerlichen  Ver- 
trauens in  dero  eheste  Handlung  gewilliget,  und  seind  dergestalt  beide 
Tbeile  mit  Halberstadt  Aber  die  massen  wohl  zufrieden  und  stellen 
sich  mit  Gebehrden  sehr  freundlich.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten*    D.  Insterburg 
10.  September  1663. 

[auf  die  Relation  vom  14. /24.  August    Zusammengehen  mit  K.Baiern  und  E.Sach- 
sen gegenüber  den  bei  der  Wahlcapitulation  beabsichtigten  Nenemngen.] 

Ef.    erneuert    seine    Anweisung,    mit    den    K.  Bairischen    und    K.  10.  Sept. 
Sächsischen  vertraulich  zu  communicieren ,   wie  man  sich  den  im  Für- 
stenrathe  beabsichtigten  Neuerungen  gegenüber   zu  verbalten  habe.     Sie 
sollen  femer  zu  penetrieren  versuchen,  was  eigentlich  bei  der  Capitulation 
prätendiert  werde  und  anf  welche  Weise  man  dieselbe  eingerichtet  haben 


0  S.  das  Oonclasam  7om  26.  Augoat / 5.  September  Londorp  VIII  S.  983, 
vgl.  Gemeiner  I  8.  98f. 

13* 


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196  4-    ^®r  Anfang  des  Regenabarger  Reichstages. 

wolle,  ferner  sollen  sie  berichten,  wer  neben  den  Alliierten,  Alteubnrg 
und  Cnlmbach  noch  dieses  Werk  wider  das  unstreitige  Recht  der  Kur- 
fürsten treibe.  Man  hat  sowohl  bei  Anfrichtung  der  Wahlcapitniation  auf 
dem  vorigen  Reichstage  zu  Regensburg  als  auch  bei  der  Wahl  des  jetzi- 
gen Kaisers  1658  die  Erinnerungen  aller  Stände  berücksichtigt;  es  ist  also 
den  Vorschriften  des  Instr.  pacis  sattsam  Genüge  geschehen.  YorläuGg, 
bis  Kf.  ihnen  weitere  Resolution  gesandt,  sollen  sie  erklären,  sie  hätten  in 
betreff  der  Capitulation  wegen  Ferne  des  Weges  noch  keine  Instruktion 
erhalten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
4/ 14.  September  1663. 

[Streit  zwischen  Kur-  and  FürstencoUeg   über  Vornahme  der  Wablcapitulatioo. 
Klagen  Bremens  über  Schweden.    Freandliche  Erklärungen  des  schwedischen 

Gesandten.] 

14.Sept  Das  kurfürstliche  Collegiuna  hat  beschlossen  i),    dass  zuerst  nur    die 

Reichs ?erfassung  und  erst  nach  deren  Abhandlung  die  Wahlcapitulatiou 
vorzunehmen  sei.  Vorgestern  kamen  darauf  beide  höhere  Collegia  zur  Re- 
und  Correlation  zusammen,  die  Sache  wurde  aber  nicht  verglichen.  Inmit- 
telst geht  etlicher  Meinung  im  kurfürstlichen  Collegio  dahin ,  lieber  gütlich 
sofort  zu  verwilligen,  dass  die  Capitulation  mit  der  Reichs  Verfassung  zusam- 
men verhandelt  werde,  Ges.  werden  sich  der  Majorität  anschliessen. 

Der  Deputierte  der  Stadt  Bremen  >)  hat  geklagt,  dass  der  Herzoglich 
Bremische  Gesandte  die  Exclusion  der  Stadt  vom  Reichstage  verlangt  und 
gefordert  habe,  dass  die  Stadt  ihre  Quote  zur  Türkensteuer  dem  Herzog- 
thum  erlegen  solle,  er  fürchtet  Thätlichkeiten  und  bittet  um  Unterstützung. 

Der  Schwedische  Gesandte  wegen  Bremen  hat  in  Privatdiscursen 
mit  Halberstadt  erklärt,  die  Krone  Schweden  und  ihre  ministri  hätten 
es  mit  Brandenburg  imm«r  ehrlich  gemeint,  wenn  Kf.  mit  derselben  in 
gutem  Vertrauen  stünde,  würde  es  für  beide  Theile  der  grösste  Nutzen  sein, 
Halberstadt  hat  geantwortet,  dass  Kf.  dazu  bereit  sei. 


0  S.  das  Conclusum  vom  2/12.  September  Londorp  VIII,  S.  986,  vgl.  Ge- 
meiner I  S.  94. 

3)  Dr.  Burchard  Eden.  Schon  am  27.  Januar  1663  hatte  der  Schwedisch- 
Bremische  Gesandte  (Snol  skt)  einen  Protest  gegen  die  Zulassung  der  Stadt  zum 
Reichstage  eingereicht  (Londorp  Vm.  S.  966),  wogegen  Eden  um  Schutz  der 
Reichsimmedietät  der  Stadt  beim  Beichetage  eingekommen  war  (L  o  nd  orp  a.  a.  0.). 
Vgl.  Dnntze,  Gesch.  der  freien  Stadt  Bremen  IV  S.  138. 


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WahlcapitalatioD.    Tarkeogefabr.  197 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Königsberg. 
21.  September  1663. 

[aaf  die  Relation  vom  2d.  August/ 7.  September.   NothweDdigkeit  schneller  Hülfe. 
Die  flülfssendung  des  Kf.] 

I  Ges.  werden  nochmals  angewiesen,  sich  wegen  des  modi  tractandi  ma-  21.  Sept. 

terias  nach  den  E.B  airischen  und  K.Sächsischen  zn  richten.  Kf.  ist 
dorchaus  nicht  dagegen,  dass  nach  Anweisung  des  Instr.  pacis  die  Wahl- 
capitnlation  vorgenommen  und  womöglich  eine  perpetua  eingerichtet  werde, 
angesichts  der  traurigen  Nachrichten  ans  Ungarn  und  Oesterreich  aber 
hält  er  es  vor  allem  für  nöthig,  dass  ein  jeder  sofort  nach  Kräften  Hülfe 
leiste.  Es  wird  ja  an  der  Capitniation  nichts  versäumt  und  es  kann 
ohne  Gefahr  des  Reiches  damit  auf  einige  Wochen  Anstand  haben. 
Ihr  habet  es  in  beiden  CoUegien  anzuzeigen  und  unsertwegen  zu 
bitten,  dass  man  jetzt  nicht  so  sehr  auf  die  Matricul  oder  Gleichheit, 
sondern  auf  die  Noth  sehen  und  schicken  möge,  was  man  könnte; 
auf  allen  Fall  und  wann  es  nicht  verfangen  will,  so  seind  wir  ent- 
schuldiget und  haben  wir  gethan,  was  in  unserm  Vermögen  gewesen. 
Wir  schicken  Ihrer  M.  1000  Musquetirer,  500  Reuter  und  600  Tra- 
guner,  guter  tüchtiger  und  geübter  Mannschaft,  und  werden  uns  des 
Vaterlandes  und  der  Christenheit  Elend  mit  Gottes  Hülfe  ferner  an- 
gelegt sein  lassen.  Inskunftige  werden  wir  euch  des  Defensions- 
werks  halber  specialius.  instruiren,  weil  wir  durchaus  nicht  rathen 
können,  dass  man  durch  langsame  Handlung  und  Conditionirung  die 
Hülfe  aufhalte  oder  dieselbe  allererst  nach  geschlossener  und  ver- 
glichener Defension  resolviren  und  schicken  wolle,  dann  da  wurde 

I         ^  dieselbe  wenig  nutze  sein  und  verfangen.  — 


Der  Kurfürst  an  dieselben.  D.  Königsberg  21.  September  1663. 

[Zosammengehen  mit  K. Mainz.    Qes.  solleD  in  die  Vornahme  der  Capitniation 

einwilligeD.] 

Der  Enrfurst  vonMainz,  dem  Kf.  sein  votnm  wegen  der  secnritas  publica 21.  Sept. 
mitgetheilt  hat,  hat  in  seinem  Antwortschreiben  (d.  Mainz  4.  September)  er- 
klärt, dass  er  darüber  mit  Kf.  einig  wäre  und  seiner  Gesandtschaft  in  Re- 
gensbarg  befohlen  habe,  mit  der  brandenbnrgischen  vertraulich  zu  confe- 
rieren,  Kf.  befiehlt  daher  den  Gesandten,  mit  der  K. Mainzischen  Gesandt- 
schaft wegen  der  Türkengefabr,  der  Präeminenz  des  kurf.  Collegiams  und 
der  Sicherheit  des  Reichs  vertraulich  zu  communicieren.  — 

Und  können  wir  endlich  geschehen  lassen,  dass  man  so  v^eit  die 
Capitniation  vornehme,  als  solches  in  Instrumento  pacis  gegründet, 


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198  4.    Der  Anfang  des  Regensbnrger  Reichbtages. 

in  welchem  doch  dem  Cuhrflirstlichen  Collegio  nichts  entzogen.  Ihr 
habt  hierunter  mit  aller  Behutsamkeit  zu  procediren  und  lieber  eine 
Sache,  daran  ihr  zweifelt,  bis  zu  unserer  gn.  Resolution  auszustellen.  — 


Die  Gesandten  an  den  KurfUrsten.     D.  Regensburg 
11./21.  September  1663. 

[Furcht  infolge  des  Streifzoges  der  Tataren  und  Tarken.] 

21. Sept.  Wegen   des  Streifens   der  Türken   und  Tataren*)   ist   nicht   nur 

grosses  Geschrei,  sondern  auch  Flüchten  in  Böhmen,  Voigtland,  Ober- 
pfalz und  den  benachbarten  Landen  gewesen,  so  dass  die  Leate,  eine 
Meile  von  dieser  Stadt  wohnend,  sich  und  das  Ihrige  nicht  mehr  getrauet, 
auch  alhier  die  Stücke  auf  die  Bastions  gebracht  worden,  doch  hat  sich 
dies  jetzt,  nachdem  diese  streifenden  Parteien  zurückgegangen,  wieder  ver- 
loren. 


Die  Gesandten  an  den  Kf.     D.  Regensburg 
17. /27.  September  1663. 

[VerstäDdignng  zwischen  dem  kurfürstl.  and  fürstlichen  CoUeginm.   Forderungen 
der  Fürstlichen  bei  der  Wahlcapitolation.] 

.  27.  Sept.  Nachdem  das  fürstliche  Collegium  das  von  dem  kurfürstlichen  vorge- 
schlagene Temperament'),  dass  nämlich  securitas  allein  bis  zum  1.  No- 
vember zu  tractieren  und  alsdann  die  Capitnlation  zu  combiniereri  sei, 
gebilligt,  sind  vorgestern,  Mittwoch,  beide  höhere  Collegia  zur  Re-  und 
Correlation  geschritten  und  haben  sich  endlich  verglichen'). 

V.    Jena  hat  erfahren,  dass  die  Forderungen  der  Fürstlichen  wegen 
der  Wahlcapitulation  sich  auf  folgende  Punkte  richten : 

1)  ratione  banni. 

2)  rat.   teloneorum,    dass  künftig  neue  Zölle  zu  bewilligen,   nicht  den 
Kurfürsten  allein  zustehen  solle. 

3)  rat.  postarum. 

4)  rat.  belli  et  pacis,  dass  ehe  solche  vorgenommen  würden,  alle  Stände 
darüber  zu  vernehmen  wären. 

5)  rat.  eligendi  regem  Romanornm^  dass  zunächst  alle  Stände  zu  verneh- 
men, ob  solches  bei  Lebzeiten  eines  römischen  Kaisers  nützlich  und 


')  S.  darüber  unten  Abschn.  5. 

^  S.  Gemeiner  I  S.  95 ff. 

>)  Kor-  und  Fürstliches  Conclusom  vom  16./ 26  September  Londorp  VlII 

S.  986. 


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Türkengefahr.    VerBtandigoDg  über  die  zu  berathendeD  Gegenstände.  igg 

uöthig  sei;  weno  sie  es  für  gut  befinden  würden,  sollten  die  Kurfürsten 
nachher  nach  ihrem  Belieben  w&hlen,  wen  sie  wollten. 


Dieselben  an  den  Kurfllrsten.     D.  Regensburg 
25.  8eptember/5.  October  1663. 

[Mittheilang  der  MahnaogeQ    des   Kf.  Grosserer  Eifer  seit  dem  Tatareneinfall.] 

Bei  Torgestriger  Session  haben  Ges.  nach  des  Kf»  BefehP)  in  ihren  5.0ct 
votis  erinnert,  dass  männiglich  sofort  nnd  noch  vor  aasgemachtem  Defen- 
fiionswerke  sich  in  Verfassung  stellen  und  die  vorhandenen  Völker  alsobald 
anmarschieren  lassen  möchte,  Ef.  hätte  schon  eine  ziemliche  Anzahl  tüchti- 
ger Mannschaft  anziehen  lassen.  Einige  erklärten  sich  hierauf  ziemlich^ 
etliche  aber  nahmen  solches  ad  referendnm  an,  es  scheint,  es  hätte  der 
nenliche  Streif  der  Tataren^  und  der  dadurch  weit  und  breit  entstan- 
dene Schrecken  verursacht,  dass  manche  die  Gefahr  etwas  besser  zu  be- 
herzigen anfangen  wollen. 

800  Pfalz-Neuburgische  und  1000  Münsterische  Musquetiere, 
letztere  mit  12  Regimentsstücken  und  Mörsern,  sind  nach  Oest^rreich  durch- 
marscbiert  * 


Gottfried  v.  Jena  an  den  KurfUrsten.    D.  Regensburg 
2./ 12.  October  1663. 

[EinigoDg  über  den  modus  tractandi  materias.    Verhältnis  der  Gesandten 

zu  Gravel.] 

Die  3  Collegieu  haben  sich  über  den  modus  tractandi  materias  nun  12.  Oct. 
dahin  verglichen,  dass  nach  verflossenem  October  die  Sicherheit  oder  Ver- 
fassung des  Reichs  4  Tage  und  dann  wieder  die  Capitulation  4  Tage  alter- 
native in  pleno  tractiert  werde.  Nachdem  durch  die  directoria  die  Ver- 
fassung des  Reichs  in  11  Punkte  eingetheilt')  nnd  diese  per  dictaturam 
den  Ständen  mitgetheilt  worden,  begann  am  vergangenen  Mittwoch  die 
Berathnng.  Im  kurf.  Colleg  wurde  nur  beschlossen,  bei  Stellung  des 
Fnsses  die  Reichsmatrikul  zu  beobachten  Im  Fürstenrath  ist  noch  ni(?ht6 
geschlossen  worden. 

Freih.    von  Blumenthal    hat^)    (21.  Sept.)    aus    Paris    geschrieben, 

1)  S.  das  Rescript  vom  21.  September  oben  S.  197. 

^  8.  oben  S.  198  nnd  unten  Abscbn.  5. 

')  Subdivisio  des  punctuB  securitatis  d.  8.  Octüber/28.  September  1663.  Pach- 
ner  V.  BggenBtorff  I  S.  46f.     Gemeiner  I  S.  105  f. 

*)  S.  V. ßlumeuthals  Relation  an  den  Kurfürsten,  d.  Paris  11/21.  September 
1663  (Urk.  n.  Akt.  IX  8.659.) 


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200  4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  ReichsUgeB. 

LjODiie  habe  das  vertraoliclie  Verhältnis  zwischen  hiesiger  Gesandtschaft 
und  Gravel  gerühmt,  and  sie  aufgefordert,  da  dieses  seiner  Negotiation 
zustatten  kommen  könne,  darin  fortzufahren;  sie  bitten,  Kf.  möchte  ihnen 
etwas  an  die  Hand  geben,  dadurch  sie  Gelegenheit  erhielten,  zu  Zeiten 
Gravel  mehr  zu  sprechen.  Derselbe  hat  neulich  Jena  in  seiner  Eigen- 
schaft als  für  das  Fürstenthum  Nas sau, Votierenden  besucht,  sich  zu  allen 
Diensten  erboten,  erklärt,  er  menge  sich  in  nichts,  suche  Eintracht  zu  er- 
halten ^  der  König  von  Frankreich  habe  sich  sogar  zum  Dupel-  und  Tri- 
pelanschlag  zur  Türkenhülfe  erboten,  der  Kaiser  aber  habe  es  nicht  anneh- 
men wollen. 


Gottfried  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
9./ 19.  October  1663. 

[Berathungen  über  die  beiden  ersten  Punkte  der  Reichskriegsverfaesong. 
Beschwerden  gegen  die  Matrikai.] 

19.  Oct.  In  beiden  höheren  Collegien  ist  über  die  11  Punkte  berathschlagt,  doch 

nur  die  beiden  ersten')  recht  angegriffen  w<nrden.  Der  Fnss  wird  ohne 
Zweifel  nach  der  Reichsmatrikul  und  dere§  Anschlag  eingerichtet  werden, 
das  Quantum  aber  kann  erst  dann  seine  Determination  erlangen,  wenn  zu- 
nächst klar  gemacht  wird,  was  die  Matrikul  und  deren  Simpel-Anschlag 
wirklich  austragen. 

K.Trier  und  K.Cöln  haben  20000  z.  Fuss  und  50000  z.  Ross  vor- 
geschlageui  einige  im  Fürstenrath  40  bis  50000,  andere  meinen,  um  die 
Sache  schneller  zu  erledigen,  solle  man  sich  mit  denen,  die  sich  über  ein 
zu  hohes  Contingent  beschweren,  gütlich  einigen.  Einige  Stände  in  dem 
Niedersächsischen  Kreise  (Magdeburg^,  Mecklenburg-Schwerin  und 
Mecklenbnrg-Güstrow,  Sachsen-Lauenburg)  bringen  schon  ihre 
Beschwerden  über  allzugrossen  Anschlag  ad  dictaturam  und  wollen  um 
Moderation  oder  Rectification  derselben  anhalten.  Da  diese  Frage  sicher 
vorkommen  wird,  schlägt  Ges.  vor,  Kf.  möchte  allen  seinen  Provinzen  und 
Landen  befehlen,  ihre  gravamina  über  das  allzngrosse  Contingent  aufzu- 
setzen und  möglichst  bald  herzuschicken. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
19. /9.  October  1663  (eigenhändig). 

[Vertrauliche   Berathnng   des   kurfurstl.  Coilegiums   über   die   Wahlcapitolation. 
Klagen  über  die  kaiserlicheo  Mioister.] 

19.  Oct.  Das  kurfürstliche  Collegium  hat  schon  vor  einigen  Wochen  beschlossen, 

über  die  Capitulation  vertraulieb  zu  verhandeln,  ein  gemeinsames  Gutachten 

^  S.  über  diese  VerbaudluDgen  Gemeiner  I  S.  108  ff. 


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ReichskriegayerfaBBUDg  und  WahlcapituIatioD.  201 

abzufassen  nnd  den  Principalen  zn  übersenden.  Doch  ist  diese  Familiär* 
conferenz  erst  am  2./12.  gehalten  worden,  doch  ist  dort  nur  sine  ordine  dis- 
carriert  nnd  endlich  beschlossen  worden,  dass  ein  jeder  Gesandter  seine 
Gedanken  schriftlich  am  7./ 17.  dem  directorio  übergeben  sollte,  daraus 
dann  das  gemeinsame  Gutachten  abzufassen  wäre.  Doch  ist  auf  den  be- 
stimmten Tag  damit  nicht  innegehalten  worden ,  da  Jena  aber  mit  seinem 
[beiliegenden]  Gutachten  fertig  erschien,  erbat  es  sich  Director  Mehl 
zur  Commnnication,  erklärte,  dass  er  damit  ganz  einverstanden  sei  nnd  es 
seinem  Kurfürsten  zusenden  wolle  ^).  Das  Collegium  hat  auch  beschlossen, 
um  die  Sache  geheimer  zu  halten,  selbige  remotis  secretariis  oder  proto- 
collistis  zu  verhandeln,  so  dass  die  Gesandten  selbst  die  Protokolle  und 
Relationen  abzufassen  haben. 

Hiebe]  wurde  auch  erinnert  und  abgeredet,  dass  ein  iet weder 
seinem  gn.  Herrn  Oberen  gebührlichst  in  geheim  hinterbringen  sollte, 
wie  theils  der  Herren  Fürstlichen  sich  verlauten  Hessen,  dass  Keys. 
Maj.  vornehmste  Ministri  dem  ßegiment  im  Rom.  Reiche  bei  diesen 
gefährlichen  Läuiften  nicht  wie  es  sich  gebührete  vorstünden,  und 
dass  denen  Herrn  Churfürsten  zukäme,  hierin  zu  wachen  und  Sorge 
zu  tragen,  Keys.  Maj.  deshalben  zu  erinnern  und  abzurathen,  sich 
des  Werks  bei  diesen  Läufften  selbst  mit  anzunehmen.  Schiene  zu 
befahren,  wann  dieses  länger  anstünde,  und  die  Herrn  Churfürsten 
sich  nicht  interponirten  und  auf  des  Reichs  Wohlfahrt  selbst  mit 
sehen,  auch  etwas  der  Regierung  sich  mitannehmen,  dass  die  Herrn 
Fürsten  etwas  hierin  tentiren  möchten.  — 


•    Der  KurfUrst  an  die  Gesandten.     D.  Königsberg 
12./ 22.  October  1663. 

[Bei  der  drohenden  Gefahr  ist  zuerst  die  DefeDsioDSverfassaDg  schnell  zu  er- 
ledigen.] 

Angesichts  der  Türkengefahr,  und  nachdem  der  Kaiser  ihm  die  Noth  22.  Oct. 
in  einem  besonderen  Schreiben ')  vorgestellt  und  begehrt  hat,  die  Hülfe  ohne 
einig  ander  Absehen  zu  Regensburg  zu  poussieren,  befiehlt  er  ihnen, 
da  die  Türken  für  das  nächste  Jahr  mit  einer  unglaublich  grossen  Macht 
gegen  Ungarn  sich  herausbegeben  und  absonderlich  gegen  Teutschland  den 
Krieg  eifrigst  fortzusetzen  beabsichtigen  sollen,  dem  kurfürstlichen  und 
fürstlichen  Collegio  dieses  zu  remonstrieren  und  dahin  mit  höchstem  Fleiss 
zu  cooperieren,  damit  man  bei  solcher  Beschaffenheit  die  Hauptreflexion 

0  16/26.  October  sendet  er  auch  Abschriften  der  Gatachteo  von  Trier,  Cölc, 
Baiern,  Sachsen  und  Pfalz  dem  Kf.  ein. 

>)  d.  Wien  3.  October  1663  s.  unten  At>8übn.  5. 


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202  4*    I^er  AofaDg  des  Regensburger  Beichetagee. 

vor  allen  Dingen  auf  die  Rettung  des  Vaterlandes  —  richten  möge, 
damit  in  Betrachtung  dieser  jetzterwähnten  Gefahr  die  Defensions- 
Verfassung  vor  allen  andern  Sachen  vor  die  Hand  genommen,  ohne 
Yerlierung  einiger  Zeit  verglichen,  und  wann  dieselbe  zur  Richtigkeit 
gebracht,  alsdann  des  GhurfUrstlichen  Collegii  selbsteigener  Meinung 
nach  von  der  Gapitulation  nach  Ausweisung  des  Instrumenti  pacis 
und  der  Guldnen  Bull  gebandelt  werde,  man  auch  auf  keine  Matrikul 
oder  auf  einen  langwierigen  modum  wegen  Aufbringung  der  Hflife 
sein  Absehen  richten,  sondern  dieselbe  schleunigst  schicken  möge,  wie 
solche  ein  jetweder  zu  thun  vermag.  — 


Gottfried  V.  Jena  an  den  KurfUrsten.    D.  Regensburg 
16./26.  October  1663. 

[BewaffnoDg  des  Landvolks  io  den  Kreisen.    Vorschläge  wegen  Beilegang  des 
Streites  über  das  Directoriam  im  Westfälischen  Kreise.] 

26.  Oct.  Es  wird  noch  über  den  Foss,  darauf  die  Reichsverfassong  zu  stellen, 

verhandelt.  Es  ist  anch  beschlosseo  worden,  dass  in  allen  Keichskreisen 
die  tüchtigen  Landvölker  armiert  und  in  Bereitschaft  gehalten  werden 
sollen^  um  sie  im  Nothfall  zn  gebrauchen.  Im  Schwäbischen  Kreise  ist 
es  schon  ausgeführt;  der  bairische,  fränkische  und  schwäbische 
Kreis  wollen  eine  Zusammenkunft  veranstalten,  um  sich  wegen  Hülfeleistung 
zu  vergleichen.  Ein  Theil  der  w est phäli sehen  Stände  klagt,  dass  wegen 
Unrichtigkeit  des  directorü  der  Kreis  Schaden  leide  und  nicht  zusammen- 
komme; dem  Anspruch  Münsters,  dass  ihm  vorläufig  das  Direktorium 
allein  gegeben  werde,  hat  Ges.  und  ebenso  Pfalz-Neuburg  widersprochen, 
Ges.  hat  vorgeschlagen,  es  vorläufig  dem  Kf.  allein  zu  überlassen.  Er 
übersendet  das  jetzt  von  K.Mainz  dem  kurfürstlichen  CoUegio  communi- 
cierte  Verfassungsproject. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Marienwerder 
in  Preussen  5.  November  1663. 

[Der  Anschlag  zur  Reichsdefension  ist  ungenügend,  eilige  Hülfe  notbwendig.] 

5.  Nov.  Die   Berichte  vom  8./ 18.  und  9./ 19.  October    hat  Ef.  auf  der  Reise 

nach  Brandenburg  erhalten,  er  kann  erst  nach  seiner  Rückkehr  nach  Berlin 
ihnen  ausführlicheren  Befehl  darauf  zukommen  lassen.  Vorläufig  verweist 
er  sie  wegen  der  Gapitulation  anf  sein  Schreiben  an  K.Mainz, 

Die  Anzahl  der  20000  Mann  z.  F.  und  6  000  Reuter,  worauf  die 
Reichsdefension  gerichtet  werden  sollte,  finden  wir  nicht  allein  ge- 


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Die  ReichsknegsverfassiiDg.  203 

ring,  sondern  aueh  nicht  proportioniret,  wovon  wir  Euch  hienegst 
unsere  fernere  Meinung  wissen  lassen  wollen.  Dass  man  aber  der 
gegenwärtigen  Gefahr  vom  Türken  durch  dieses  Mittel  zu  begegnen 
gedencken  wollte,  würde  im  geringsten  sich  nicht  practiciren  lassen, 
and  bestehet  der  Kachdruck  und  das  pondus  derjenigen  Hülfe,  welche 
I.  Kais.  M.  geleistet  werden  soll,  furnehmlich  in  der  Eilfertigkeit  und 
wnrcklicher  schleunigster  Anstalt.  — 

Ef.    sendet  bei,  was  er  deswegen  an  die  meisten  Fürsten  geschrie- 
ben hat'). 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regens- 
burg 29.  October/8.  November  1663. 

[auf  das  Reaoript  vom  12/22.  October.    Berathungen  über  das  qaaDtum  der  Reichs- 

verfassang.] 

Das  Quantum  der  ReichsTerfassoog  hat  noch  nicht  festgestellt  werden  8.  Nov. 
können,  weil  anfänglich  einige  Geistliehen ,  welche  eine  beträchtliche  Yer- 
ringernng  ihres  alten  Anschlages  am  Kais.  Hofe  aasgewirkt,  Ursache  zur 
Yerzögerong  gaben  >),  die  aber  nun  damit  stille  sind,  jetzt  aber  hat  das 
Salzbnrgische  Direktorium  allein  das  Werk  verzögert,  welches  für  sich 
die  Moderation  zn  behaupten  sucht ').  Ges.  haben  nach  Befehl  die  grosse 
Gefahr  beweglich  vorgestellt  und  ihrerseits  sab  spe  rati  sich  zn  dem  alten 
Matrikulanschlag  für  diesesmal  und  salva  fotura  rectificatione  erklärt,  wenn  ^ 

alle  anderen  Kurfürsten,  Fürsten  und  Stände  das  gleiche  leisten  wollten. 


Dieselben  an  den-Kurfllrsten.     D.  Regensburg 
5./ 15.  November  1663. 

[Bescbluss   des    Triplom.     Versöhnliche  Erklärang   des    PtNeubargischeo    Ge- 
sandten.    Erklärung  des  Kurfärstencollegs  wegen  der  Wahlcapitalation.] 

Wegen  der  Reicbsdefension  haben  sich  endlich  beide  höheren  Gollegia  15.  Nov. 
dahin  verglichen  *),  dass  ein  jeder  Stand  .mit  dem  triplnm  seines  alten  An- 
schlages an  geworbener  Mannschaft  sich  gefasst  halten  solle,  um  solche 
zn  stellen.    Wie  aber  die  Reichsmatrikul  und  deren  Moderation  be&tändig- 


*)  d.  Königsberg  15./25.  October  1663  s.  unten  Abschn.  5. 
')  Ueber  diese  Streitigkeiten  wegen  Moderation  s.  Gemeiner  I,  S.  HO  ff. 
*)  S.  Gemeiner  I,  S.  115. 

*)  S.  das  ConclusomiLect.  7.  November  1663.    Londorp  VIII,  8.  992.,  vgl. 
Gemeiner  I,  S.  116. 


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204  4     Der  Anfang  des  Kegeosbnrger  Reichstages. 

lieh  einzorichten,  <lavon  wäre  sno  loco  zu  reden ,  unterdessen  aber  sollte 
hier  mit  den  gravatis  vermittelst  der  Kreise  provisionaliter  gehandelt  werden. 
Das  reichsstädtische  Collegiam  ^)  bat  sich  zwar  die  ProTisionalmoderation 
gefallen  lassen,  allein  zum  gedachten  triplo  .sich  noch  nicht  verstehen  wollen 
und  einmüthig  erklärt,  dass  dieses  Defensiqnswerk  nicht  von  einem  immer- 
währenden, sondern  nur  von  einem  zeitlichen,  pro  durante  periculo  et  necessi- 
tate,  zu  verstehen  sei,  auch  K.Sachsen,  K.Pfalz  und  einige  im  Fürsten- 
rath  meinen  ebenso  nnd  halten  perpetuum  militem  für  unnöthi^,  die  meisten 
aber  meinen,  dass  eine  wirkliche  perpetnierliche  Verfassung  aufzurichten  sei. 

Betreffend  das  Directorium  im  «Westfälischen  Kreise  scheint  es  mit 
des  Kf.  Satisfaction  dermaleins  zum  Ende  zu  gelangen.  Der  Pfalz -Neu- 
burgische  Gesandte  hat  v.  Jena  einen  Eztract  aus  dem  Vergleich  mit 
Brandenburg  von  1647 ')  zugestellt  mit  der  Erklärung,  dass  er  davon  bisher 
nichts  gewusst,  und  weil  die  Hauptsache  sei,  dass  den  Cleve-  und  Jülich- 
schen  Landen  zwei  Vota  auf  Kreistagen  verwilligt  würden,  so  habe  er  mit 
den  Gesandten  der  anderen  Kreisstände  deswegen  geredet,  mit  Begehren, 
es  an  ihre  Principalen  zu  bringen,  und  ihnen  die  Nützlichkeit  und  Billig- 
keit dieses  Ausgleiches  remonstriert.  Ges.  haben  sich  darauf  noch  nicht 
erklärt,  sondern  erwarten  des  Kf.  Befehl. 

PS.  Das  Knrfürstencolleg  hat  jetzt  auf  Vorschlag  von  K.Mainz  be- 
schlossen, den  Fürsten  und  Ständen  eine  schriftliche  Erklärung^  was  es  in 
beire^der  Wahlcapitolation  einzugehen  willens,  semel  pro  semper  zuzustellen; 
sie  senden  den  Entwurf  dazu  ein.  Sie  hoffen,  da  im  Fürstenrath  unterschied- 
liche anfangen  sich  mitius  auszulassen,  es  werde  noch  so  ziemlich  ablaufen. 

Die  desideria  der  Fürsten  sind  ausser  den  früher  erwähnten >):  jus  fa- 
ciendi foedera  inter  se  et  cum  exteris,  suffragia  statuum,  si  leges  universales 
ferendae,  und  der  Kaiser  möchte  sich  solcher  ministrornm  gebrauchen,  die 
dem  Reiche  nicht  etwa  schädlich  sein  möchten. 


Geheimenraths-Protocoll.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
9./ 19.  November  1663. 

[Ob  Kf.  persÖDlich  nach  Regensbnrg  sich  zum  Reichstage  begeben  und  das 
Reichsgeneralat  aDoehmen  solle.] 
praes.  8.  Ohf.  D.    I.  F.  6.  v.  Anhalt.  Graf  v.  Doboa.   Freih.  v.  Schwerin.  Freih. 
V.  Loben,    floverbeck.   Platen. 

19.  Nov.  Kf.  proponiert  die  Frage,  weil  der  Kaiser  ihm  geschrieben ')  und  begehrt, 

dass   er  persönlich   auf  den  Reichstag  nach  Regensburg  kommen  möchte, 
ob  ihm  bei  gegenwärtigem  Zustande  zu  rathen  sei,   solche  Reise   zu  thun. 

0  S.  Gemeiner  I  S.  116  f. 

^  ProviBionalvergieich  zwischen  Kf.  and  dem  Pfalzgrafen  Wolfgang  Wil- 
helm von  Neuburg  vom  T.April  1647(Londorp  VI  8.  241  ff.)  s.  ürk.  u.  Akt. 
IV  S.  335. 

»)  Oben  S.  198. 

^)  Dieses  Schreiben  des  Kaisers  liegt  den  Akten  nicht  bei. 


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Entflchlass  des  Kf.,  nicht  persönlich  nach  Regensbarg  zq  geben.  205 

O.  Präs.  V.  Schwerin  erklärt  sich  dagegen: 

1)  weil  S.  Chf.  D.  m  solchem  Lande,  das  in  Frontieren  vieler 
Potentaten  gelegen,  da  viel  Unruhe  ist,  ut  in  Polen,  item  in 
Schweden  solche  Sachen  vorgehen,  da  der  Effect  im  Vorjahr 
zu  sehen  sein  wird.     • 

2)  der  Effectus  itineris  ist  dubius. 

3)  die  Mittel,  die  sie  haben,  vielm.ehr  zur  Defension  ihrer  Lande 
als  auf  eine  .kostbare  Beise  zu  verwenden;  scheinet,  dass  es 
dem  Kaiser  nur  blos  darum  zu  thun,  dass  S.  Chf.  D.  die  andern 
Churflirsten  und  Stände  dazu  treiben  soll,  welches  wohl  ein  Ge- 
sandter thun  könnte. 

Auch  die  anderen  änssern  sich  in  ähnlicher  Weise,  endlich  Kf. :  Sie 
hielten  davor,  dass  sie  hohe  Ursache  hier  zu  bleiben: 

1)  wo  es  also  ist,  dass  es  mit  Polen  also  abgelaufen,  dass  sie 
vom  Moskowiter  geschlagen. 

2)  die  potissima  ratio,  warum  der  Kaiser  mich  dahin  haben  will, 
scheinet,  dass  ich  die  Brücke  niedertreten  solle,  welches  aber 
nicht  zu  vermuthen,  zumahlen  meine  eigene  Vettern  sich  nicht 
nach  meinen  votis  richten  wollen. 

3)  weil  man  wegen  Schweden  nicht  weiss,  was  sie  vorhaben 
möchten  gegen  diesen  künftigen  Sommer.  — 

An  den  Kaiser  könnte  man  also  schreiben,  hätte  ihr  Schreiben 
erhalten,  und  wie  gerne  ich  wollte,*  und  wegen  der  grossen  Beise ,  so 
ich  itzo  gethan,  und  wegen  meiner  Unpasslichkelt,  so  mir  itzo  zu 
begegnen  pfleget,  würde  sich  nicht  wohl  thun  und  ich  solche  Hinreise 
nicht  verrichten  können.  — 

Wegen  des  Generalats  anzunehmen  hätten  S.  Chf.  D.  gross  Beden- 
ken, sie  wüssten,  wie  es  ihren  Vorfahren  ergangen,  denen  man  kein 
Geld  gegeben  und  hätten  ihre  grösste  Schuldeif  dadurch  gemacht;  wä- 
ren auch  allerhand  Völker,  da  man  die  Officiere  noch  auch  die  Gemei- 
nen kennete  und  daher  schwerlich  was  rechtschaffenes  auszurichten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
13./ 23.  November  1663. 

[Die  Declaration  des  Kurfürsten-  ao  das  FürBieocoUeg.    Der  Erfurter  Streit.]. 

Vorigen  Montag  hat  das  kurfürstliche  CoUegium  seine  jetzt  revidierte  23.  Nov. 
schriftliche  Declaration  ^)  dem   Directorium  des  fürstlicbeD  Collegiums  zu- 

V  Dict.  10.  November  1663,  Londorp  VIII,  S.  992  f.  8.  Gemeiner  I,  S.  119. 


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206  4-     ^^f  Anfang  des  Regensbnrger  Reichetages. 

gebtellt,  nach  Verlesaug  dieser  Proposition  aber  ist  die  Umfrage  nicht  zu 
Ende  geführt  worden,  da  alle  verlangten,  dass  diese  Erklärung  per  dicta- 
turam  zu  commonicieren  sei ,  was  auch  geschehen ;  seitdem  ist  es  noch  za 
keiner  Sitzung  gekommen.  Die  Fürstlichen  sind  seither  in  ihrem  Begehren 
mitiores  und  temperati  nnd  nicht  mehr  so  importan,  es  scheint  auch,  dass 
die  vom  Kf.  an  die  meisten  Fürsten  abgelassenen  Schreiben')  nicht  allein  wohl 
aufgenommen  sind,  sondern  auch  eine  gute,  erspriessliche  Wirkung  haben 
werden. 

Die  K. Mainzische  Gesandtschaft  hat  ihnen  vor  3  Tagen  die  ge- 
druckte Relation')  der  Kaiser!.  Commissarien  nnd  des  Heroldes,  die  wider  die 
Stadt  Erfurt  die  Acht  publicieren  sollten,  zugeschickt,  auch  ihnen  gestern 
ein  Schreiben  von  E. Mainz  an  Kf.  in  dieser  Sache  mitgetheilt.  Der  K. 
fiächsische  Qesandte  Strauch  hat  auch  mit  ihnen  über  die  Sache  gesprochen, 
Boineburg  habe  ihm  gesagt,  K.Maiuz  wolle  vorläufig  keine  wirkliche 
Belagerung  der  Stadt  vornehmen,  aber  dieselbe  durch  100-200  Reiter  in- 
commodieren  lassen,  das  Haus  Sachsen  werde  aber  dazu  nicht  still  bleiben 
können;  Strauch  wünscht,  dass  die  Execation  aufgeschoben  werden  möge, 
damit  inzwischen  die  Stadt,  in  welcher  der  Rath  zur  Parition  erbötig  und 
der  Pöbel  allein  jetzt  regiere,  durch  andere  geringere  Mittel  zur  Schuldig- 
keit gebracht  werde,  und  bittet,  Kf.  möge  auch  in  diesem  Sinne  an  K.Mainz 
schreiben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
17./27.  November  1663. 

[aaf  die  Relation  vom  ö/lö.  November.*  Bemerkungen  aber  den  BeBchlnss  wegen 

des  Triplumi  die  Erkläroog  des  Pfalz-Nenbargiechen,  das  Schreiben  des  Kurfürsten - 

College.    Der  zu  erwartende  spanische  Oeaandte.] 

27.  Nov.  Kf.  ist  erfreut,  dass  das  kurf.  und  fürstl.  Collegium  sich  auf  ein  trip- 
lum  verglichen,  hoflfti  auch  die  Städte  werden  sich  dazu  disponieren  lassen, 
Ges.  haben  sich  dahin  zu  bemühen  und  zu  sehen»  dass  niemand  aus  dem 
kur-  und  fürstlichen  Collegio  durch  der  Städte  Opposition  sich  abwendig 
machen  lasse. 

Die  Moderation  betreffend,  gönnen  v^ir  dieselbe  den  gravatis  gar 
gerne,  jedoch  muss  vor  allen  Dingen  dahin  gesehen  werden,  dass 
solche  Materie  die  wirckliche  Aufbringung  der  Assistenz  nicht  hin- 
dere. Ob  der  miles  perpetuus  sein  solle,  der  itzo  vom  Reich  aufge- 
bracht wird,  halten  wir  anitzo  nicht  von  der  Zeit,  davon  zu  delibe- 
riren,  sondern  es  wird  die  Zeit,  die  Gefahr  und  die  Minderung  der- 


0  S.  oben  S.  203  und  nnten  Abschn.  5. 

3)  S.  Diar.  Europ.  XS.929ff.  Londorp  VIII  S.  9d6ff.   Vgl.  nnten  Abschn.  6. 


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Die  Erfarter  Angelegenheit.    BeschlusB  des  Triplam.  207 

selben  inskttnftige  hierzu  mehr  Anlass  und  Licht  geben  können, 
dannenhejo  Ihr  dahin  zu  rahten  habet,  dass  man  itzo  alle  solche 
onnöthige  Dinge  bei  Seit  setze  und  blos  und  allein  sich  mit  recht- 
schaflFener  Hülfe  gegen  die  besorgliche  Macht  des  Türken  im  Früh- 
ling gefasst  machen  solle.  —  Gleichwie  uns  auch  lieb  zu  vernehmen, 
dass  der  Neuburgische  Gesandte  nunmehr  erkennet,  dass  wir  Theil 
an  der  Direction  im  Westphälischen  Greise  haben,  also  erinnern  wir 
uns  auch  wohl,  was  wir  uns  im  Jahr  1647  mit  dem  Pfalzgrafen  von 
Neuburg  deshalb  verglichen,  und  wann. es  auch  von  Neuburgischer 
Seite  bishero  nicht  wäre  gehindert  worden,  so  möchten  die  zwei  Vota 
längst  eingewilligt  sein;  wir  wollen  aber  ehest  an  die  Westphälische 
Creisstände  schreiben  und  zweifeln  im  geringsten  nicht,  sie  werden 
sich  alle  willig  darzu  verstehen,  nur  habet  Ihr  bei  dem  Pfalzneu- 
burgischen anzuhalten,  dass  ihrerseits  desgleichen  geschehe. 

Kf.  ist  mit  dem  Schreiben  des  kurfürstlichen  ao  das  fürstliche  Colie- 
gium  sonst  wohl  zufrieden,  besorgt  aber,  es  möchte  dem  letzteren  noch 
nicht  vollkommene  Satisfaktion  geben,  er  hätte  daher  lieber  gesehen,  dass 
man  es  nicht  als  nltimam  resolutionem  ausgegeben;  Ges.  sollen  sich  bemü- 
hen, die  anderen  kurfürstlichen  Gesandten  dahin  zu  disponieren,  dass  sib 
sich  mit  den  Fürstlichen  vergleichen,  jedoch  sei  dabin  zu  sehen,  dass  der 
Präenifnenz  der  Kurfürsten  kein  Nachtheil  geschehe. 

Mit  dem  Gesandten,  Graf  Carlo  Archinto,  welchen  nach  der  Mel- 

*dang  des  hiesigen  spanischen  Gesandten^)   der  König  von  Spanien  nach 

Regeasburg  schicken  werde,  sollen  sie  gute  Correspondenz  unterhalten. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensbnrg 
20. /30.  November  1663. 

Im  Fürstenrath  ist  über  die  Declaration  der  Kurfürsten  berathen  wor-  30.  Nov. 
den*),  und  kann  das  Kurfürstencolleg  vorläufig  mit  den  Beschlüssen  wohl 
zufrieden  sein.  Der  Versuch,  es  dahin  zu  bringen,  dass  die  monita  per  * 
deputatos  zusammen  getragen  und  dann  in  pleno  'deliberiert  würden,  um 
dadurch  einen  oder  andern,  so  etwas  hinderlich  fället,  auszuschliessen ,  ist 
vereitelt  worden.  Es  scheint,  dass  es  im  Fürstenrath  selbst  wegen  Viel- 
heit der  Köpfe  und  unterschiedlicher  Inclinationen  in  materia  capitnlationis 
allerhand  Difficultäten  geben  dürfte. 


^)  Sebastian  d*(Jcedo  s.  anten  Abschn.  5. 
s)  S.  Gemeiner  I  8.  120 ff. 


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208  4.    Der  Anfaog  des  Regensbarger  Reichstages. 

Der  Kurfürst  an  die .  Gesandten.     D.  Cöln 
21.  November/[l.  December.]  1663. 

[auf  die  Relation  vom  13./ 23.  November.    Wie  über  die   DecIaratioD  der  Ear- 
fürsteD    zu  verhandeln  und  die   Reichskriegsverfassung  einzurichten  sei.     Ver- 
fahren des  Ef.  in  der  Erfurter  Angelegenheit.] 

1.  Dec.  Ef.  zweifelt  sehr,   dass  die  Fürsten  sich  mit  dem   in   der  Declaration 

der  Kurfürsten  Enthaltenen  begnügen  werden,  meint  also,  dass,  wenn  die- 
selben darauf  bestehen,  dass  die  materia  capitulationis  ordinario  modo  vor- 
genommen werde,  man  ihnen  dieses  zugestehen ,  die  Declaration  loco  con- 
clusi  repetieren  und  darauf  ihr  conclusum  begehren  solle.  Darum  aber 
darf  der  ponctos  defensionis  nicht  ins  stocken  gerathen;  Kf.  hält  den  An- 
schlag auf  3  Römerzüge,  welcher  kaum  30,000  M.  zu  Ross  und  Fuss  aus- 
tragea  würde,  für  viel  zu  gering,  man  müsse  sich  zunächst  eines  gewissen 
quanti  an  Mannschaft  z.  R.  und  z.  F.  vergleichen  und  alsdann,  wie  solche 
von  den  Ständen  aufzubringen  und  unter  dieselben  zu  vertheilen,  überlegen, 
das  quantum  auch  so  einrichten,  dass  man  nach  Gelegenheit  auch  offensive 
agieren  könne;  der  Anschlag  sei  zum  wenigsten  auf  60,000  Mann,  40,000 
z.  F.  nnd  20,000  z.  R.,  zu  machen,  dahin  sollen  Ges.  ihr  votnm  einrichten. 
Man  wird  in  Regensburg  schwerlich,  wie  eigentlich  der  Krieg  zu  führen, 
ein  gewisses  verordnen  können,  sondern  man  wird  das  Absehen  nur  daranf 
zu  richten  haben,  damit  es  an  Volk,  Geld,  Munition,  Proviant  und  anderen 
nöthigen  Stücken  nicht  ermangele. 

in  der  Erfurter  Sache  i)  hat  K.Sachsen  bisher  noch  nichts  an  ihn 
gelangen  lassen,  ausser  dass  gestern  der  G. Wachtmeister  Arnim  her- 
gekommen nnd  dabei  einige  Apertur  gethan,  wohl  aber  bat  Kf.  von  den 
Herzogen  Friedrich  Wilhelm  und  Ernst  von  Sachsen,  von  E.Mainz 
und  der  Stadt  Erfurt  Schreiben  erhalten,  er  hat  darauf  an  K.Mainz  ge- 
schrieben und  demselben  gerathen,  die  Vollstreckung  des  banni  bei  diesen 
gefährlichen  Zeiten  nicht  zu  eifrig  zu  urgieren,  sondern  den  Sachen  auf 
einige  Zeit  Anstand  zu  geben ,  da  sich  ohne  Zweifel  andere  Mittel  an  die 
Hand  geben  würden,  die  Stadt  zum  Gehorsam  zu  bringen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
27.  November/ 7.  December  1663. 

[aof  das  Rescript  vom  17.  Nov.    Beschlnss  der  Reichsstädte.    Umtriebe  der  Pf.- 
Nenburgischen.    Nene  Berathnngen  aber  die  Reichskriegsverfassung.] 

7.  Dec.  I^ic  Reichsstädte  haben  sich  per  majora  zum  duplum  erklärt  und  zwar, 

dass  etliche  dasselbe  nicht  in  Mannschaft,  sondern  mit  Geld  oder  anderen 
zum  Kriege  dienlichen  Dingen  abtragen  wollten. 


^)  S.  über  diese  Erfurter  Angelegenheit  unten  Abschn.  G. 


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Erfarter  und  Westnilische  Kreisangelegenheit    Reichskriegeverfassang  209 

Die  Neaborgi sehen  Gesandten  haben  zwar  Jena  den  Eztract  aus 
dem  Vergleich  von  1647  mitgetheilt  und  auch  sonst  nichts  anders  bezeugt, 
als  ob  sie  darwider  nichts  zu  sagen  hätten.  Allein  er  hat  kürzlich  er- 
fahren, dass  sie  heimlich  bei  den  Ereisständen  und  sonst  die  Ausfuh-. 
rang  der  verglichenen  Alternation  zu  hindern  und  es  dahin  zu  spielen 
suchen,  dass  Pfalz-Nenburg  allein  das  directoriuro  circnli  provisionaliter 
aufgetragen  werde.  Jena  hat  dagegen  eifrig  bei  den  Ständen  remonstriert 
und  die  Rechte  des  Kf.  verfochten,  und  hat  dieses  vornehmlich  die  Pfalz- 
Neaborgischen  und  Catholischen  und  auch  andere,  so  dubii  amici,  stutzig 
gemacht,  dass  er  vorgegeben,  er  vermuthe,  dass,  sobald  sich  jemand  unter- 
stände einen  Kreistag  auszuschreiben,  Ef.  incontinenter  desgleichen  thun  würde, 
es  stände  dahin,  zu  welchem  die  meisten  Stände  kämen.  Wenn  Kf.  in  der 
Sache  an  die  Kreisstände  schreiben  wollte,  wird  dieses  hofifentlich  gute 
Früchte  tragen. 

Im  Fürstenrath  hat  man  bei  der  kurfürstlichen  Declaration  erinnert, 
dass  dieselbe  gar  zu  general  sei^  und  verlangt,  dass  das  kurfürstliche  Colle- 
giam  sich  specialius  herauslassen  möchte. 

Nachdem  man  4  Tage  von  der  Capitulation  gehandelt,  wurde  den 
21.  materia  defensionis  reassumiert  %  doch  ist  es  im  Kurfürstenrath  noch  zu 
keinem  Conelnsnm  gekommen  und  im  Fürstenrath  ist  man  in  drei  Sitzungen 
Doch  nicht  mit  der  Umfrage  fertig  geworden.  Ges.  haben  sich  vorläufig 
defectu  instrnctionis  entschuldigt. 


Der  Kurflirst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
l./[ll.]December  1663. 

(Abgelesen  in  Consilio  am  30.  November/ [10.  December]  in  praes.  S.  Chf.  D. 
und  anderer  geheimbten  Käthe.) 

[aaf  die  Relation  vom  20. /30.  November.   Bemerkungen  über  die  11  Funkte,  be- 
treffend die  ReichskriegsverfasBung.] 

Bei  der  andringenden  Türkengefahr    müssen  der  punctus    securitatis  n  d^q^ 
publicae  in  quoscunqne  casus  und,  wie  der  gegenwärtigen  Türkengefahr  zu 
widerstehen,    vor  allen  Dingen  abgethan  werden,    Ges.   haben    darauf  zu 
dringen,  dass  diese  zwei  Casus  getrennt  und  der  letztere,  als  wobei  snm- 
mum  periculum   in  mora,    zuerst   abgethan    werde.     Kf.  wiederholt    seine 
vorige  Weisung,  der  Anschlag  müsse  wenigstens  auf  60,000  Mann  gemacht 
werden,  sie  sollen  denen  von  den  Städten  zureden,  dass  sie  sich  in  solcher 
allgemeinen  Noth  mit  den  kur-  nnd  fürstlichen  Collcgiis  conformieren. 
Auf  die  11  überschickten  Fragen^  bemerkt  Kf.  vorläufig: 
ad  1)  Er  ist  damit  zufrieden,  dass  der  Fnss  der  Verfassung  auf  die 
Reichsmatrikul  salva  moderatione  genommen  werde. 

>)  S.  Gemeiner  I  S.  123 ff. 

>)  S.  oben  die  Relation  vom  2./12.  Oktober  S.  199. 

Uftter.  c.  Qescb.  d.  G.  Kurfurtsen.    XL  14 


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210  4.    Der  Ad  fang  des  BegeDsburger  ReichBtages. 

ad  2)  ratione  der  beständigen  Verfassung  auf  künftige  Fälle  ist  er  mit 
dem  Triplum  einverstanden,  für  die  gegenwärtige  Türkengefahr  aber  genügt 
die  Tripulhülfe  nicht. 

ad  3)  Ein  Regiment  z.  F.  hat  aus  10  Compagnieeu,  und  jede  Com- 
pagnie  ans  150  gemeinen  Knechten,  ohne  prima  plana,  ein  Regiment  z.  R. 
aus  10  Compagnieen  und  jede  Compagnie  aus  100  gemeinen  Reutern  zu 
bestehen.  Die  Stände,  welche  ein  Regiment  oder  eine  Compagnie  stellen, 
haben  alle  Officiere  zu  bestellen,  solche,  deren  Contingent  nicht  soviel  aus- 
trägt, müssen  zusammengesetzt  und  eine  Disposition  gemacht  werden,  was 
ein  jeder  von  Officieren  annehmen  und  bestellen  soll. 

ad  4)  So  lange  die  Völker  nicht  zusammengeführt  werden,  haben  sie 
in  dessen  Pflicht  zu  stehen,  der  sie  wirbt  und  unterhält,  wenn  sie  aber  zu- 
sammengeführt werden,  sind  sie  in  des  Reiches,  des  Kaisers  und  der  ge- 
samten Stände  Pflichten  zu  nehmen,  bleiben  aber  daneben  in  dessen  Pflicht, 
der  sie  schickt 

ad  5)  Das  Oberdirectorium  muss  den^  Kaiser  und  den  Ständen  des 
Reiches  bleiben,  welche  sich  auch  wegen  Bestellung  der  Generale  werden 
zu  vergleichen  haben.  Den  Generalen  wird  das  Directorium,  wenn's  zur 
Action  kommt,  anzuvertrauen  sein,  doch  muss  dem  Stand,  dem  durch  dieses 
Corpus  Hülfe  geschieht,  so  lange  in  seinen  Landen  agiert  wird,' der  Vorzug 
gelassen  werden.  Die  Generalität  wird  durch  gemeine  Wahl  des  Kaisers 
und  der  Stände,  wie  in  andere  Reichssachen  Herkommen  ist,  zu  bestellen 
sein,  und  muss  dabei  das  Absehen  vornehmlich  auf  die  Capacität  def  Person 
und  derselben  Erfahrenheit  gerichtet  werden.  Ein  Kriegsrath  ist  nöthig, 
über  die  Ali;  der  Besetzung  desselben  will  Kf.  erst  die  Vorschläge  anderer 
i  hören  und  sich  dann  resolvieren,  es  werden  aber  auch  dazu  Leute,  die 
nicht  allein  studiert,  sondern  auch  des  Krieges  erfahren  sind,  zu  nehmen  s§in. 

ad  6)  Das  ganze  Werk  ist  nur  zur  Defension  des  Reiches  in  gemein 
und  eines  jeden  Standes  contra  qnoscunque  invasores,  dabei  dann  blos 
auf  das  factum  invasionis  und  nicht  quo  jure  quave  injuria  der  Invadent 
oder  Friedebrecher  dazn  bewogen,  zu  sehen  ist.  Ob  die  ganze  Verfassung 
oder  die  Hälfte  oder  weniger  zu  senden  oder  aufzufordern,  wird  ex  viribus 
invadentis  zu  judicieren  sein.  Sobald  ein  Tumult  im  Reich  entsteht,  ist 
ein  Reichstag  auszuschreiben,  aber  mit  der  Hülfe  kann  so  lange,  dass  alle 
Stände  darin  consentieren  oder  ein  gemeines  Reichsconclusum  herauskomme, 
nicht  verzogen  werden. 

ad  7)  So  lange  die  Völker  nicht  aufgefordert  werden,  steht  jedem 
Stande  des  Reiches  frei,  ^ie  seinigen  zu  verpflegen,  wie  er  will,  wenn  sie 
aber  aufgefordert  werden,  so  müssen  sie  einerlei  Verpflegung  erhalten,  über 
welche  man  sich  zu  vergleichen  hat. 

ad  8)  Ein  jeder  Stand  hat  Magazine  einzurichten,  daraus  er  zur  Zeit 
der  Noth  der  Soldatesque  entweder  gegen  bare  Zahlung  Proviant  zukommen 
lassen  oder  einen  Vorschuss  thun  könne.  Einquartierung  wird  nicht  abzu- 
wenden sein,  aber  jeder  Stand  hat  seine  Völker  selbst  zu  unterhalten. 

ad  9)  Competenz  der  Officiere  wird  dadurch  verhütet  werden  können^ 


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Die  ReichskriegsverfassiiDg.  211 

wenn  nicht  junge  Leute,  sondern  alte,  geschickte  und  capable  Männer  dazn 
genommen  werden,  und  weiss  man,  wie  die  Chargen  anf  einander  folgen, 
unter  denen,  die  in  gleicher  Charge  stehen,  werden  die,  so  die  Charge  bei 
diesem  Werke  am  längsten  bedient  haben,  vorgehen,  oder  will  man,  dass 
die  Obersten  einander  in  dem  Rang  und  Ordnung,  wie  sonst  Kur-  und 
Fürsten  nnd  Stände,  folgen,  so  kann  Kf.  auch  damit  zufrieden  sein.  Den 
Generalen  aber  müssen  alle  Christen  indifferent  parieren. 

ad  10)  Wegen  der  ArtoUerie,  Munition  nnd  dergleichen  wird  zwar  ein 
Anschlag,  wie  viel  bei  einem  Feldzug  nöthig,  zu  machen  und  solcher  unter 
alle  Stände  proportionaliter  zu  vertheilen  sein,  doch  mnss  jeder  Stand  da- 
von einen  grösseren  Vorrath  bereit  halten,  um,  wenn  er  beleidigt  wird, 
soviel«  in  der  Eile  nöthig  hergeben  zu  können. 

ad  11)  Die  Wachsamkeit  und  dass  ein  Stand  dem  anderen  bei  Zeiten, 
wenn  etwas  vorgeht,  Nachricht  geben  mnss,  findet  sich  von  ihm  selbst. 

Dieses  haben  wir  in  der  Eile  aufsetzen  lassen.  —  Ihr  habt  aber 
vor  allem  dahin  zu  sehen,  dass  zufoderst  das  Werk,  wie  der  jetzigen 
Türkengefahr  zu  begegnen,  erörtert  und  fest  gesetzet  werde,  in  der 
beständigen  Verfassung  aber  befinden  wir  die  Sache  der  Wichtigkeit  — 
dass  man  sich  hierin  nicht  übereile,  sondern  dem  einen  nnd  dem 
andern  Zeit  zu  lassen ,  damit  er  von  dem,  was  votiret,  seinen  Princi- 
palen  Relation  thue,  derselbe  sich  darin  ersehen  und  desto  besser 
resolviren  könne.  Gestalt  Ihr  solches  zu  erinnern  und  Euch,  was  wir 
Euch  hierin  befohlen,  dergestalt  zu  gebrauchen,  wie  Ihr  sehen  werdet, 
dass  sich  die  andern  herauslassen,  darnach  Ihr  Euch  auch  zu  richten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
2./[12.]December  1663. 

[WahruDg  der  Rechte  des  Rf.  auf  einer  etwaigen  Zasammenkanft  des  West- 

fälischen  Kreises] 

Da  auf  dem  1653  zu  Essen  abgehaltenen  Westfälischen  Kreistage^)  12.  Dec. 
dem  Ef.  allerhand  Präjudicia  und  Torten  zugefügt  sind,  so  ist  zu  verhüten, 
dass  ihm  dergleichen  femer  begegnen  möge.  Die  Streitigkeiten  mit  Nen- 
barg  wegen  des  Ausschreibens  und  Directoriums  lässt  er  für  jetzt  dahin- 
gestellt sein,  Ges.  sollen  aber,  wenn  eine  Zusammenkunft  der  Rreisstände 
erfolgen  sollte;  darauf  bestehen,  dass,  wenn  die  ihm  wegen  des  Herzog- 
thums  Cleff,  des  Fürstenthums  Minden,  der  Grafschaften  Marck  und 
Ravensberg  zustehenden  vier  vota  in  Zweifel  gezogen  werden  sollten, 


')  8.  ürk.  u.  Akt.  VI  S.  474  ff, 

14^ 


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212  4-    I^or  Anfang  des  Regensbnrger  Reichstages. 

er  sich  zu  nichts  ratione  dieser  Lande  verstehen,  noch  sich  zu  Effectuierung 
dessen,  was  vom  Kreise  beschlossen  werden  sollte,  verbunden  erachten  werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
4./14.  December  1663. 

[Verhandlungen  aber  die  BeichskriegsverfasBung.    Das  Directorinm  im  West- 
fälischen Kreise.] 

14.  Dec.  Sie  haben  die  Vorschläge  des  Ef.,  dass  zuvörderst  das  Quantum  des 

'Simpelanschlages  in  Richtigkeit  gesetzt  werden  möge,  und  dass  der  An- 
schlag zum  wenigsten  auf  40000  z.  F.  und  20000  z.  R.  zu  machen  und 
offensive  zu  agieren  sei,  vorgestellt ,  aber  ohne  Erfolg,  manche  Stände 
wollen  sich  auch  zu  dem  Triplnm  nicht,  ausser  salva  moderatione,  ver- 
stehen, die  Städte  verharren  bei  dem  Dnplum. 

In  materia  defensionis  ist  eifrig  berathen^)  und  über  alle  11  Punkte 
sowohl  im  kurfürstl.  als  fürstlichen  Collegium  ein  Gonclusum  abgefasst 
worden. 

Gegenüber  den  Bemühungen  Pfalz-Neuburgs,  das  Directorium  im 
westfälischen  Kreise  allein  *zu  erhalten,  hat  man  für  nöthig  erachtet,  im 
Mindenschen  Voto  anzuführen,  dass  die  Alternation  verglichen,  auch  den 
Ereisständen  erspriesslich  sei,  und  dass  die  zwei  Vota  nicht  difficultiert 
werden  könnten.  Es  scheint,  dass  diese  vorgebrachten  Motive  manchen 
Gesandten  ziemlich  afficiert  und  anf  den  rechten  Weg  gebracht  haben, 
auch  der  Pf  alz- Neuburgische  Gesandte,  der  zuerst  gereizt  geantwortet, 
bat  (ebenso  wie  manche  andere  um  Gommunication  der  Erklärung,  die  auch 
gewährt  wurde.  Die  Pfalz'neuburgischen  haben  inzwischen  nochmal, 
dass  sie  zur  Güte  nicht  ungeneigt,  erklärt,  von  Münster  aber  scheint  es, 
dass  es  solches  lieber  gehindert  sähe. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
7./[17.]  December  1663. 

[Kf.  wird  nicht  selbst  nach  Regen sbarg  kommen.] 

17.  Dec. Endlich  geben  wir  euch  gn.  zu  vernehmen,  dass  zwar  I.  K.  M. 

inständig  bei  uns  angehalten,  in  Person  nach  Regenspurg  zu  kom- 
men, dass  wir  auch  nicht  ungeneigt  gewesen,  wenn  nicht  die  Weit- 
läufigkeit unsrer  Regierung,  Situation  der  Lande  und,  dass  wir  jeder- 
zeit auch  unser  Absehen  ufif  Pohlen  und  was  aldort  passirt,  haben 
müssen,  uns  daran  gehindert,  daher  wir  bewogen,  uns  bei  I.  K.  M. 

')  S.  Gemeiner  I  S.  124 ff. 


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Westfälisches  Kreisdirectormm.    Schwedische  Belehnang.  213 

za  entschuldigen ,  so  auch  I.  K.  M.  in  Gnaden  angenommen.  —  Werdet 
euch  demnach  bei  Ankunft  I.  K.  M.  und  denen  andern  in  Person 
ankommenden  Chur-  und  Fürsten  umb  Audienz  anmelden,  solche  Ent- 
schuldigung wiederholen,  I.  E.  M.  unsere  beständige  Affection  zu  dero 
und  des  Reichs  Wohlfahrt  wie  ingleichen  bei  andern  Chur-  und  Ftlr- 
ßten  versichern,  —t 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
9./[19.]  December  1663. 

[BefördeniDg  der  schwedischen  Belehnnng.] 

Da  er  aus  S c h w e  d e n  Nachricht  erhalten^),  dass  man  dort  wegen  der  19.  Dec. 
schlechten  Behandlnng  der  nach  Wien  geschickten  Gesandtschaft^)  sehr 
disgnstiert  und  nicht  gemeint  sei,  fernere  Ansuchnng  der  Investitur  halber 
ZD  thnn,  aach  sich  wegen  des  Snccnrses  wider  den  Erbfeind  nicht  so  zn 
bekümmern,  wie  es  nöthig  ist,  befiehlt  er  ihnen,  E.  Mainz  dieses  vorzu- 
stellen und  ihn  zn  veranlassen,  am  kaiserlichen  Hofe  dahin  zn  wirken, 
dass  Schweden  aufs  neue  zur  Empfahung  der  Lehen  invitieret  werde, 
auch  sollen  sie  selbst  bei  den  kaiserlichen  Ministris  die  Sache  befördern. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
18./28.  December  1663. 

[Ankunft  des  Kaisers.    Berathang  der  kurfürBtlichen  Gesandten  üher  die  dem- 
selben abzustattende  Visite.] 

Der  Kaiser  ist  Sonnabend  den  12./22.  hier  angekommen 3) ,  durch 'sei-  28. Dec. 
nen  Einzng  und  durch  die  katholischen  Feiertage  sind  die  Berathnngen 
unterbrochen  worden,  so  dass  es  in  materia  defensionis  noch  zu  nichts  weiter 
gekommen  ist.  Kf.  möge  sie  instruieren,  wen  er  bei  det  bevorstehenden  Wahl 
des  Reichsgenerals  vorgeschlagen  haben  wolle,  und  ob  er  geneigt  sei,  seine 
Völker  dem  Ober-,  Niedersächsischen  und  Westfälischen  Kreise  zu  conjun- 
gieren  und  einige  Gelder  zu  den  Kreiskassen  zu  contribuieren. 

Die  Reformlernng  der  Reichsmatrikul  wird  ein  sehr  schwieriges  und 
lange  dauerndes  Werk  sein,  Ges.  geben  zu  bedenken,  ob  es  nicht  dienlich 
wäre,  wenn  eine  ganz  neue  Reichsmatrikul  gemacht  würde. 


^)  S.  die  Relationen  v.  Krockows  aas  Stockholm  vom  17.  und  29.  November 
1663  (ürk.  o.  Akt.  IX  S.  760.  763). 
')  8.  oben  Abschn.  3  S.  142  ff. 
»)  S.  Diar.  Europ.  X  S.  913f.  Theatr.  Europ.  IX  S.  874, 


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214  4-    I^^r  Anfang  des  Begensbnrger  Reichstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg  24.  December 
1663/3.  Januar  1664. 

[Vorschlag  des  Kaisers  wegen  der  Tarkenhülfe.   Von  der  immerwährenden  Reichs- 

kriegsverfassnng    ist    es   still   geworden.     Drohangen   Rantensteins   gegen   den 

Paderbornschen  Gesandten.    Visiten  bei  E.Mainz  und  dem  Kaiser.    Empfehlang 

der  schwedischen  Belehnang.] 

3.  Jan.  Der  Kaiser  hat  am  letzten  SoDDabend  seine  Meinnng  wegen  des  Hülfs- 

werksO  in  allen  Collegien  verlesen  lassen,  dass  zuerst  der  Fuss  oder  das 
einfache  Quantum  in  Richtigkeit  zu  bringen  sei,  der  Vorschlag  wurde  so- 
fort allgemein  angenommen. 

Von  der  immerwährenden  beständigen  Verfassung  und  in  Bereitschaft 
stehender  Soldatesque  wird  es  etwas  stille,  und  haben  einige  Stände  dazu 
wenig  Belieben.  Das  Haus  Oesterreich  hat  zu  dieser  Sache  auch  keine 
Lust,  wie  denn  dessen  Directorium  im  Fürstenrath  vor  etlichen  Wochen 
Jena  ersucht  hat,  solche  hindern  zu  helfen.  £r  hat  geantwortet,  dass  er 
solches  öffentlich  nicht  thun  dürfe,  aber  gerathen,  dass  sich  das  oester- 
reichische  Directorium  nicht  mehr  opponiere,  sondern  sich  anstelle,  als  in* 
dinierte  es  dazu,  dadurch  würde  es  eher  erhalten,  dass  das  Ding  stecken 
bliebe, als  per  manifestam  contradictionem.  Nachdem  nun  Oesterreich  sich 
also  bezeugt,  ist  es  davon  ziemlich  stille  geworden  und  hat  es  niemand  so 
stark  mehr  urgiert. 

Ueber  die  Antworten  auf  des  Kf.  Schreiben  an  die  Westfälischen 
Kreisstände  ^  haben  Oes.  noch  nichs  erfahren.  Nup  der  Gesandte  des 
Bischofs  von  Paderborn,  Meiuders  hat  Jena  auf  sein  Nachfragen  er- 
klärt, sein  Herr  wäre  zufrieden,  dass  die  zwei  im  Vergleich  von  1647  ge- 
dachten Vota  verwilligt  würden,  und  dass  Ef.  das  Directorium  alternative 
führe.  Als  er  solches  dem  Pfalz -Neuburgischen  Gesandten  Rautenstein 
offenbart,  habe  sich  dieser  verlauten  lassen,  ob  der  Bischof  haben  wollte, 
dass  sein  Herr  demselben  mit  sechs  oder  siebentausend  Mann  ins  Land 
fallen  sollte,  der  Bischof  verliesse  sich  aber  auf  Kf.  Ob  nun  zwar  diese 
aus  Unbesonnenheit  ausgestossenen  minae  wohl  wenig  zu  fürchten,  so  be- 
richtet er  doch  dem  Kf.  davon  und  wird  sich  dieselben  hier  sonderlich  zu 
Nutze  zu  machen  wissen. 

Sonnabend  den  19./ 29.  haben  Ges.  bei  K.Mainz')  die  Visite  abge- 
legt; derselbe  bedauerte  des  Kf.  Abwesenheit,  sprach  seine  Freude  aus, 
dass  beide  in  materia  defensionis  et  capitulatlonis  eines  Sinnes  wären,  wollte 
auch,  dass  den  Türken  zuförderst  begegnet  und  alsdann  erst  die  perpe- 
tuierliche  Verfassung  eingerichtet  würde.    £r  befinde  sonst  noch  hier  zur 


1}  Dict.  19./29.  December  (Londorp  vm,  S.  997 f.  Pachner  v.  Eggens- 
torff  I  8.55.). 

*)  S.  das  Rescript  des  Kf.  vom  17./27.  November  1663  oben  S.  207. 

*}  Derselbe  war  am  20.  December  in  Begensburg  angekommen  s.  Diar.  B  arop 
X  S.  913. 


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WestfaÜBches  Kreisdirectorium.    Schwedische  Belehnaog.  215 

Zeit  wenig  gethan,  wolle  aber  dem  Kaiser  frei  zureden  nnd  das  Werk  bei 
dessen  Ministris  mit  gelinden  nnd  anderen  Worten  nrgieren.  Wegen  der 
schwedischen  Investitur^),  welche  Sache  Ges.  ihm  empfohlen,  würde  er 
Sorge  tragen.  An  demselben  Nachmittag  5  Uhr  haben  sie  dann  Audienz 
beim  Kaiser  gehabt  und  sind  auf  das  ehrenvollste  behandelt  worden. 
Am  Montag  machte  Jena  einen  Besuch  bei  Fürst  Auersperg,  um  das  An- 
suchen des  Kf.  ^egen  der  schwedischen  Investitur  vorzubringen,  der- 
selbe erklärte,  dass  vom  Reich shofrath  legitime  darin  verfahren  sei,  was  aber 
etwa  ausser  diesem  sonst  vorgegangen,  damit  wäre  er  nicht  in  allem  einig 
gewesen,  wollte  diese  Sache  beobachten ,  Oraf  Windischgrätz')  sei  nach 
Schweden  geschickt,  mit  dem  könne  davon  geredet  werden.  Yorgestern 
hat  Jena  auch  aus  derselben  Ursache  Fürst  Portia  besucht;  derselbe 
erklärte,  dem  Könige  von  Schweden  sei  zu  Wien  die  Investitur  nicht 
abgeschlagen,  sondern  er  sei  wegen  der  unterschiedlichen.  Interessenten  an 
die  Reichsstände  verwiesen  worden,  es  würde  auch  vermuthlich  hier  wie- 
der vorkommen,  er  wollte  der  geschehenen  Erinnerung  eingedenk  sein. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  29.  December  1663/ 

[8.  Januar  1664.] 

[auf  die  Belation  vom  18. /28.  December.    Beantwortung  der  Anfragen  der 

Gesandten.] 

Wegen  Benennung  des  Reichsfeldhauptmanns  hat  er  ihnen  in  einem  s.  jan. 
besonderen  Rescript^)  die  Nothdurft  befohlen,  wegen  Benennung  gewisser 
Personen  zu  den  Kriegsräthen  will  er  zunächst  die  Vorschläge  vonseiten 
der  Vorsitzenden  abwarten.  Ob  er  seine  Völker  mit  anderen  Ereisvölkern 
nach  Situation  eines  jeden  Landes  conjungieren  oder  absonderliche  Regi- 
menter daraus  formieren  wolle,  darauf  kann  er  sich  noch  nicht  erklären, 
sondern  will  vorher  die  particuliere  Repartition  erwarten,  sich  auch  nach 
anderen  Fürsten,  welche  in  verschiedenen  Kreisen  Länder  haben,  richten. 
Auch  inbetreff  der  Capitulation  will  er  zunächst  erwarten,  was  von  den 
Fürsten  dabei  wird  erinnert  werden.  Die  alte  Matrikul  ganz  zu  verwerfen 
und  eine  ganz  neue  zu  machen,  hält  er  nicht  für  rathsam,  das  würde  eben- 
soviel Difficnltäten  geben,  doch  sollen  Ges.  ihm  ihre  Gedanken  darüber 
ausführlicher  mittheilen. 


1)  S.  das  Bescript  des  Ef.  vom  9./19.  December  1663  oben  S.  213. 
')  S.  über  dessen  Sendung  nach  Stockholm  Diar.  Europ.  XI  S.  63. 
')  S.  das  folgende  Bescript  vom  30.  December/9.  Jaoaar, 


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216  4-    Der  AnfaDg  des  Regensbarger  Reichstages. 

Der  Kurfürst  an  die  Gresandten.    D.  Cöln  30.  December  1663/ 

[9.  Januar  1664.] 

[Conferenz  mit  E.SachseD  io  Torgan.    Vorschläge  wegen  des  Gommando  der 
Reichsarmee.    Die  Jägcrodorfer  Sache.    Gütliche  Beilegung  der  Erfurter  Sache. 
Unterstützung  der  Forderung  des  Administrators  von  Magdeburg.] 
9.  Jan.  Er  tbeilt  ihnen  die  Resultate  der  mit  K.Sachsen  za  Torgaa^)  gehalte- 

nen Conferenz  mit.  K.Sachsen  hat  ihn  für  das  Gommando  der  Reichsarmee 
vorgeschlagen,  er  hat  aber  verschiedene  Bedenken  dagegen  vorgestellt. 

Sollte  nun  diese  Materie  daselbst  furkommen  —  so  habt  Ihr  unser 
Votum  auf  Ghur-Saehsens  Ld.  —  abzulegen,  in  Erwägung  dieselbe 
nicht  allein  für  ihre  Person  der  Rötn.  K.  M.  und  dem  ganzen  Reich 
ausser  allem  Zweifel  angenehm,  sondern  auch  wegen  dero  mit  denen 
oesterreichischen  Erblanden  meistentheils  an^grenzenden  Estats  bei 
dem  Werk  zum  hogsten  interessiret  wären.  Im  Fall  aber  auch  I.  Ld. 
sich  desfalls  entschuldigen  mogten,  so  könnet  Ihr  in  unserm  voto  auf 
Hertzog  Friedrich  Wilhelms  Ld.  zu  Sachsen-Altenburg  zielen. 

K.Sachsen  will  persönlich  nach  Regensbnrg  gehen  und  hat  zuge- 
sagt, dort  des  Kf.  consilia  und  Intention ,  sowohl  in  publicis;  als  in  den 
particnlieren  Angelegenheiten  seines  Hauses  zu  befördern,  besonders  beim 
Kaiser  wegen  Restitution  des  Fürstenthums  Jägerndorf  zu  intercedieren, 
welche  hochimportierende  Sache  Ges.   aufs  fleissigste  zu   befördern  haben. 

In  der  Erfurter  Sache  sollen  Ges.  vorstellen,  dass  man  billig  aller- 
band occasiones  zu  innerlichen  Troublen  verhüten  müsse,  K.Mainz  könnte 
darum  doch  zu  seiner  Intention  und  Befugnissen  gelangen,  wozu  sie  dem- 
selben des  Kf.  Assistenz  und  Interposition  offerieren  sollen. 

Ges.  sollen  die  Sache  des  Administrators  von  Magdeburg  wegen  Vo- 
tum und  sessio  den  Wünschen  desselben  gemäss  secundieren  ^). 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
1./ 11.  Januar  1664. 

[Beschlüsse  über  die  Reichshälfe.    Das  Westfälische  Kreisdirectorium.] 

11.  Jan.  Das  kurfürstliche  und  fürstliche   Collegium  haben  sich  am  30.  Decem- 

ber zu  einem  gemeinschaftlichen  conclusum^)  über  die  Reichshülfe  geeinigt; 
von  den  Städten^)  haben  nur  14  erklärt,  das  Triplum  erlegen  zu  wollen. 

0  S.  uDten  den  Anhang. 

^  Dazu  hatte  sich  Kf.  auf  der  Zusammenkunft  mit  K.Sachsen  zn  Torgau  be- 
stimmen lassen  s.  ebendaselbst. 

3)  Londorp  VIII  S.  993  (wiederholt  IX  S.  1),  Pachner  v.  Eggenstorff 
I  S.  58.  6.  Gemeiner  I  S.  127  ff. 

*)  Das  CoDclasum  derselben  Lect.  7.  November.  Londorp  VIII  S.  993  ff. 
(IX  8.  2ff.),  8.  Gemeiner  I  S:  135 ff. 


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Zusammenkanft  zu  Torgaa.    Westfälisches  Kreisdirectorium.  217 

Im  karfüsrtlichen  Gollegium  ist  am  28.  durch  das  Directoriam  proponiert 
worden,  dass  vom  Reich  an  Pfalz-Neuburg  oder  Münster  geschrieben 
and  Erkundigung  eingezogen  werden  solle,  was  ein  jeder  Stand  im  West- 
fälischen Kreise  an  Y  ölkern  geschickt  oder  sonst  coutribniert,  und  welcher 
noch  in  Rest  sei,  dem  aber  hat  Mah renhol tz  als  den  Rechten  des  Kf. 
präjudicierlich  widersprochen,  und  Jena  hat  darauf  Boineburg  Vorstel- 
langen  gemacht  und  diesen  dahin  gebracht,  dass  er,  was  vom  Westfälischen 
Kreisdirectorio  vorgekommen,  aus  den  Protokollen  hat  auslöschen  lassen. 
Jena  hat  die  Gelegenheit  benutzt,  um  die  Drohungen  Rautensteins  gegen 
den  Paderbornischen  Oesandten^  anderen  mitzutheilen  und  sich  darüber 
zu  beklagen,  Rautenstein  hat  ihm  darauf  erklärt,  die  Sache  verhielte 
sich  anders,  als  der  Paderbornische  sie  erzählt  habe. 

Der  Schwedische  Gesandte  Schnolski  hat  sich  sehr  für  die  Bemühun- 
gen der  Ges.  bei  K. Mainz  in  der  Investitursache  bedankt.  ^ 

Dienstag  haben  sie  den  spanischen  Gesandten,  Grafen  d'Archinto 
besucht.     Vorgestern  hat  K. Baiern  hier  seinen  Einzug^)  gehalten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
6./[16.]  Januar  1664. 

[BemerkuDgeD  zu  der  Beichskriegsverfassung.    Die  Drohangen  BaatensteiDS. 
Aufnahme  Fürst  Badziwills  in  den  Füratenrath.] 

Weitere')  Bemerkungen  und  Vorschläge  zu  den  einzelnen  Punkten  der  i6.  Jan. 
Reicbskriegsverfassung. 

Die  Antwort  des  Pfalz-Neuburgischen  an  den  Paderbornschen 
Gesandten  kommt  ihm  sehr  insolent  vor,  er  kann  nicht  glauben,  dass  der 
Ffalzgraf  demselben  solches  sollte  in  Instruktion  gegeben  haben,  doch  darf 
man  das  nicht  hingehen  lassen,  sondern  jener  soll  befragt  werden,  ob  er 
solches  auf  seines  Herrn  Befehl  gethan.  Falls  der  Paderbornsche  Gesandte 
Bedenken  tragen  sollte,  dieses  zu  thun,  soll  Jena  bei  Gelegenheit  mit  Zu- 
ziehung eines  anderen  Gesandten  ihn  deswegen  zur  Rede  stellen.  Dem 
Paderbornschen  aber  sollen  sie  mittheilen,  Kf.  hoffe  nicht,  der  Pfalzgraf 
werde  so  verfahren,  sollte  es  aber  geschehen,  so  werde  Ef.  ihm  mit  aller 
Macht  assistieren. 

Ges.  sollen  die  Bemühungen  des  Fürsten  RadziviP),  zur  Session  und 
Votum  im  Fürstenrath  zugelassen  zu  werden,  unterstützen. 


^}  S.  die  BelatioD  vom  24.  December/3.  Januar  oben  S.  214. 

2)  S.  Diar.  Enrop.  XI  S.  18.    Theatr.  Burop.  IX  S.  874. 

3)  8.  oben  S.  214. 

*)  8.  über  den  schon  auf  dem  vorigeD  Reichstage  von  demselben  gemachten 
Yersnch,  die  KeichestandBchaft  zu  erlangen,  Urk.  u.  Akt.  VI  S.  209.  450. 


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218  4.    Der  Anfaag  des  RegeDsbarger  Reichstages. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  7./[17.]  Januar  1664. 

[HuifegesQch  bei  den  Niederlanden.] 

17.  Jan.  Da  es  wegen  der  Hülfe  und  Defension  wider    den  Türken   bei   den 

Reicbsdeliberationen  so  langsam  hergeht,  hat  Kf.  durch  einige  seiner  Räthe 
in  den  Niederlanden  Hülfe  sollicitieren  lassen^).  Ges.  sollen  K.Mainz 
und  den  kaiserlichen  Ministern  davon  Mittheilang  machen,  damit  diese  da- 
hin wirken,  dass  die  Oeneral Staaten  von  dem  ganzen  Reiche  hierzu  ersucht 
oder  er  beauftragt  werde,  im  Namen  des  ganzen  Reiches  dergleichen  bei 
denselben  zu  sollicitieren. 


*       Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 

8./18.  Januar  1664. 

[Das  Votum  des  Rf.  im  Westfälischen  Kreise.    Bemühungen  Magdeburgs,  seine 
Ansprüche  auf  Reichsunmittelbarkeit  durchzusetzen.    Bewilligung  für  den 

Provi:Änt.] 

18.  Jan.  Der  Osn  ab  rück  sehe  Gesandte  hat  ihnen  erklärt,  dass  er  beauftragt 
sei,  Kf.  im  Westfälischen  Kreise  für  seine  Clevischen  Lande  ein  Votum  za 
verwilligen  nnd  auch  des  Directoriums  wegen  an  die  Hand  za  gehen.  Auch 
Münster  erklärt  sich  in  ähnlicher  Weise  günstig.  Ges.  glauben,  Kf.  thue 
sehr  recht,  wenn  er  es  zunächst  bei  einem  Votum  dort  bewenden  lassen 
wolle;  wenn  er  jetzt  auch  solche  für  Mark  und  Ravensberg  forderte, 
würde  es  nur  Weitläufigkeit  verursachen. 

K.Mainz  hat  ihnen  durch  Boinebnrg  Copie  einer  Supplication  der 
Stadt  Magdeburg^)  mitgetheilt,  worin  sich  dieselbe  auf  die  erdichtete  Otto- 
nische Freiheit  und  das  eztendierte  Festungsrecht  stützt.  Ges.  schlagen 
vor,  Kf.  möchte  desswegen  an  K.Mainz  schreiben;  derselbe  könne  dieses 
Attentat  der  Magdeburger  sehr  zurückhalten,  oder  anch  etwas ' deswegen 
proponieren  lassen.  Die  Magdeburger  haben  ausserdem  ihr  Gontingent  nnd 
Contribatiou  dem  Erzbischof  von  Salzburg,  als  kaiserlichem  Principal- 
kommissar,  offeriert  nnd  hier  erlegen  wollen,  sind  aber  damit  abgewiesen 
worden.  Der  Sjndic'us  I  d  e  u  ist  noch  hier,  der  Bürgermeister  Rosen  stock 
ist  schon  längst  nach  Hanse  gereist. 

Im  kurfürstlichen  CoUeg  ist  auf  Remonstration  des  Kaisers  per  ma- 
jora  beschlossen  worden ,  4  Römermonate  zur  Anschaffung  von  Proviant 


^}  S.  unten  Abschn.  5. 

')  d.  19.  December  1663,  darin  wird  K.Mainz  ersnchti  auf  dem  Reichstage 
dahin  zu  wirken,  dass  der  die  Stadt  Magdeburg  betreffende  Paragraph  des 
Westfälischen  Friedens  zur  Ausführung  gebracht  werde,  s.  über  diese  Be- 
muhuDgen  Magdeburgs  beim  Reichstage  Hoff  mann,  Otto  von  Guericke  her- 
ausg.  von  Opel  S.  164  f. 


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Westfölisches  Kreisdirectoriüm.    BemühangeD  Magdeburgs.  219 

ZQ  bewilligen 0,   die  Gesandten  von  E. Sachsen,  E.Pfalz  und  aocli  sie 
haben  sich  defectu  instrnctionis  entschuldigt. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
15./25.  Januar  1664. 

[Der  Pf.Neubargische  Gesandte  Giese.    Die  JägerDdorfsche  Sache  ist  bei  Fürst 
Portia  yorgebracht  worden.    Wünsche  des  Kaisers  in  betreff  der  Besetzung  des 

Beichsgeneralats.] 

In  publicis  ist,  obgleich  der  Eaiser  sich  nnn  schon  bei  fünf  Wochen  hier  25.  Jan, 
befindet,  auch  die  Stände  sich  öfters  versammeln,  wenig  fortgeschritten^).. 

Pfalz-Neuburg  hat  an  Stelle  Eautensteins  seinen  Obersten  Kanz- 
ler 6  bis  e  hieher  geschickt,  derselbe  hat  Jena  freundlich  zugesprochen,  sein 
Herr  wolle  dem  Ef.  sessio  et  vota  im  Westfälischen  Kreise  nicht  difficul- 
tieren,  wenn  er  nicht  befürchtete,  dass  daran  das  verglichene. directorinm 
alternativum  hinge  und  daraus  folge. 

Mahrenholtz  hat  Freitag  dem  Fürsten  Portia  eine  Visite  gemacht 
und  dabei  Gelegenheit  genommen^  der  Jägerndorf  sehen  Sache  zu  ge- 
denken und  des  Ef.  Recht  und  Praetention  kurz  anzuführen,  er  vermerkte 
aber  wohl,  dass  jener  sich  in  etwas  alterierte,  er  antwortete  gar  kürzlich, 
er  hätte  nicht  vermuthet,  dass  diese  Sache  jetzt  vorkommen  würde,  und 
wäre  darin  nicht  eigentlich  informiert,  wollte  doch  gerne  sein  Bestes  und 
Möglichstes  zu  des  Kf.  Satisfaction  thun.  M.  hat  ihm,  damit  er  sich  nicht 
ans  Mangel  der  Information  zu  entschuldigen  hätte,  eine  Copie  der  ihm 
vom  Kf.  zugeschickten  species  facti  übergeben,  die  jener  auch  angenom- 
men hat. 

P.  S.  Soeben  hat  sie  Herr  Hoc  her,  welcher  wegen  Oesterreich 
im  Fürstenrath  das  Directorium  führt,  besucht,  hat  ihnen  einen  Gruss 
des  Kaisers  und  dessen  Dank  für  ihr  bisheriges  Comportement,  zu- 
gleich die  Bitte  mitgetheilt,  sie  möchten  dahin  wirken,  dass  nicht  fernere 
Weitläufigkeit  und  Aufschub  verursacht  werde;  vor  allem  sei  nöthig,  dass 
das  Generalat  versehen  und  der  Obriste  Feldhauptmann  vorhanden  sei; 
der  Kaiser  incliniere  dahin,  dass  das  Reichsgeneralat  dem  Markgrafen 
zu  Baden,  der  ein  teutscher  Fürst,  bei  20  Jahren  in  Kriegen  geübt  und 
dessen  Valor  bekannt  sei,  aufgetragen  werde,  er  hätte  auch  beabsichtigt, 
des  Kf.  Generalfeldmarschall  Sparren  dem  Markgrafen  zu  adjungieren; 
trüge  derselbe  aber  Bedenken,  unter  diesem  zu  stehen,  so  wollte  der  Kaiser 
ihn   bei  seiner  eigenen  Armee,  welche   Graf  Montocucoli  commandiert, 


^)  Kf.  in  einem  Rescript  vom  19./29.  Januar  ertheilt  seine  Zastimmnng  dazn. 

')  S.  über  die  den  ganzen  Januar  sich  hinziehenden  Verhandlungen,  welche 
sich  hauptsächlich  darum  drehen,  auch  die  Städte  zur  Einwilligung  in  das  Tri- 
plnm  zu  bewegen  Gemeiner  I  S.  138 ff. 


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220  4*    ^^^  Anfang  des  Begensburger  Reichstages.  ^ 

als  mit  dem  er  in  guter  Freundschaft  gelebt,  accommodieren,  er  gedächte 
auch  den  Pfalzgrafeo  von  Snltzbach,  den  General  Würtz  nnd  an- 
dere in  seine  Dienste  za  nehmen.  Der  Kaiser  hielte  für  nicht  nöthig ,  den 
Eriegsrath  mit  absonderlichen  Snbjectis  za  bestellen,  derselbe  könnte  ans 
den  Generalen  nnd  anderen  Eriegsbedienten  formiert  werden.  Da  die 
Alliierten  die  Ihrigen  nicht  zn  den  Ereisvöllcern  stossen  lassen  und  auch 
ihren  eigenen  General  behalten  nnd  unterhalten  wollten,  so  würden  die 
übrigen  Stände  die  Unkosten  für  die  Reichsgeneralität  allein  tragen  müssen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten,     D.  Regensburg 
21./31.  Januar  1664. 

[K. Mainz  und  Münster  habe  ihre  Yermittelaog  in  dem  Streit  wegen  des 
Directoriams  im  Westfölischen  Kreise  angeboten.] 

31.  Jan.  Sie  haben  die  Vorschläge  des  Ef.  wegen  einer  Hülfesuchnng  bei  den 

Generalstaaten  E.Mainz  mitgetheilt,  derselbe  hat  sich  zur  Beförderung 
der  Sache  erboten;  namentlich  Munition  werde  von  dorther  leicht  geliefert 
werden  können.  Ges.  haben  bei  dieser  Gelegenheit  demselben  die  West- 
fälische Ereissache  empfohlen;  er  erbot  sich  zu  allem  Guten,  dem  Ef. 
werde  es  sehr  nutzlich  sein,  wenn  die  Sache  in  Güte  beigelegt  würde;  er 
wäre  bereit,  dazu  mitzuhelfen  und  in  eigener  Person  den  Traktaten  beizu- 
wohnen. Auch  der  Bischof  von  Münster,  dem  Jena  als  Nassauischer 
Gesandter  seine  Visite  machte,  erbot  sich  von  selbst  zur  Vermittelung ;  er 
erklärte,  es  wäre  der  Wahrheit  ganz  zuwider,  dass  er  mit  Pfalz-Neu- 
b  u  r  g  wegen  des  Directoriums  ein  pactum,  dass  kein  anderer  zu  demselben 
gelangen  solle,  aufgerichtet;  er  sei  zwar  mit  Pfalz-Neuburg  alliiert, 
machte  daraus  aber  nicht  causam  communem.  Wenn  dem  Ef.  E.  Mainz 
angenehm  wäre,  wollte  er  mit  demselben  communicieren. 

Im  städtischen  Collegium  hat  sich  die  Majorität  nun  auch  zum  Triplum 
erklärt  0?  cloch  wollen  sie  zwei  Drittel  an  Soldaten,  das  dritte  an  Geld  und 
Munition  leisten. 


Der  Kurfilrfst  an  die  Gesandten.     D.  [Cöln]  26.  Januar/ 
[5.  Februar]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  15./25.  Januar.     Was  die  Gesandten  in  der  Jägemdorfer 
Sache  tban  sollen.    Feldmarschall  Sparr.] 

5.  Febr.  —  In  der  Jägern  dorfischen  Sache  wird  die  Nothdurft  erfodern, 
dass  Ihr  ein  kurz  Memorial  abfasset,  simpliciter  umb  Restitution  des 
Herzogthumbs  anhaltet  und  solches  I.  E.  M.  abgebet  und  Resolution 
begehret. Sollte  bei  einer  Conferenz  oder  sonst  auch  angetragen 

1)  S.  Geroeiner  I  S.  145  f. 


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Westfälisches  Kreisdirectoriom.    Jägerndorfer  Sache.  221 

werden,  dass  I.  K.  M.  uns  an  Geld,  wie  sie  sich  vor  deme  yerneh- 
men  lassen '),  Satisfaction  thnn  wollten,  so  habet  Ihr  solches  pure  zu 
refusiren,  und  dass  Ihr  solches  nicht  einmal  ad  referendum  annehmen 
durfftet,  Euch  vernehmen  zu  lassen,  —  wann  aber  in  Vorschlag  käme, 
uns  an  Land  und  Leuten  ein  Aequivalent  zu  geben,  so  habet  Ihr 
solches  ad  referendum  anzunehmen  und,  was  man  uns  eigentlich  geben 
will,  mit  Fleiss  zu  erkundigen,  und  könnet  Ihr  hierin  den  Spani- 
schen Gesandten  auch  umb  Assistenz  ersuchen'). 

Auch  Ef.  findet  es  höchst  nöthig,  dass  der  Feldhanptmann  baldigst 
benannt  werde,  lässt  es  aber  deswegen  bei  seiner  früheren  Resolntion. ') 

ünsern  Feldmarschall  Sparren  aber,  weil  wir  uns  selbst  in  De- 
fension  zu  setzen  entschlossen,  von  uns  zu  lassen,  —  können  wir  uns 
noch  zur  Zeit  nicht  erklären.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
29.  Januar/ 8.  Februar  1664. 

[Vorschlag  einer  ZasammenkoDfi  der  Weatfaiiachen  Kreisstände.    Das  Beichs- 

gntachten  wegen  der  Türkenhülfe.    Yerhand langen  mit  den  kaiserlichen  Ministem 

wegen  der  Jägerndorfer  Sache.] 

Zu  Erledigung  der  Westfälischen  Kreissache  dürfte  sehr  dienlich  8.  Febr. 
sein,  wenn  die  Westfälischen  Kreisstände  zusammen  kommen  könnten.  Ges. 
schlagen  vor,  dass  sie  eripächtigt  werden  vorzuschlagen,  dass  diese  Stände 
ohne  Cleve  nnd  Jülich,  nur  einmal  und  allein  des  streitigen  Directorii 
halber,  zusammen  kämen,  nnd  dass  ihre  Gesandten  dazu  von  Münster 
convociert  würden,  doch  müsste  Minden  mit  dabeisein. 

Zu  Ernenernng  der  Erbverbrüdernng*)  finden  sie  sowohl  die*K ur  s  äch s i- 
sehen  als  anch  Hessischen  Hänser  sehr  incliniert,  sie  haben  eine  bal- 
dige Zusammenkunft,  um  de  praelinlinaribus  et  generalibus  zu  reden,  vor- 
geschlagen. 

In  puncto  der  Verfassung  wider  den  Erbfeind  ist  es  endlich  zu  einem 
Reicbsgntachten  ^)  gekommen,  welches  dem  Kaiser  durch  das  K.  Mainz i sc  he 

')  zuletzt  1659,  s.  ürk.  u.  Akt.  VIII  S.  371. 

^  In  einem  Bescript  vom  30.  Janaar/9.  Febraar  weist  Rf.  sie  an,  auch  K.Mainz 
nnd  R.Baiern  am  Cooperation  in  dieser  Sache  anzngehen. 

3)  S.  oben  S.  216. 

*)  S.  die  darüber  aaf  der  Zasammenkanft  zu  Torgau  zwischen  Kf.  nnd 
K.Sachsen  getroffenen  Verabredungen  unten  im  Anhang. 

^}  d.  18.  Januar  1664:  Diar.  Europ.  XI  S.  36  ff.  Londorp  IX  S.  235  f. 
Pachner  v.  Eggenstorff  I  S  58  Die  kaiserliche  Resolution  darauf  d. 
28.Januar/7.  Februar  1664:  Londorp  IX  S.  296 ff.  Pachner  v.  Eggenstorff. 
IS.  62.     Vgl.  Theatr.  Europ.  IV  S.  1101.    Gemeiner  I  S.  147f. 


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222  4-    I^^r  Aofang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Directorium  übergeben  worden  ist,  doch  hat  das  reichsstädtische  Collegiom 
eine  besondere  Specification  ausgestellt,  wie  viel  diese  oder  jene  Stadt  con- 
tribuieren  wolle/ 

Die  Jägerndorfsche  Sache  hat  Mahrenholtz  ferner  den  Fürsten 
von  Auersperg  nnd  Lobkowitz  vorgestellt,  sie  contestierten  sonderbaren 
Eifer  gegen  Kf.,  entschuldigten  sich  aber,  sie  wären  nicht  eigentlich  in- 
formiert, die  Sache  würde  am  besten  dem  Grafen  von  Nostitz,  als  Böh- 
mischem Kanzler,  bekannt  sein.  Mit  diesem  hat  M.  auch  davon  geredet, 
hat  aber  aus  seinen  Discursen  erkannt,  dass  er  nicht  gern  davon  hörte,  nnd 
Hess  derselbe  fast  schlechte  Affection  vermerken. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
3./[13.]  Februar  1664f 

[auf  die  Relation   vom  21./ 31.  Jannar.     Kf.  hält  an  dem  Vergleich  wegen  des 
Westfälischen  Directorinms  fest,  verlangt  Berufung  eines  Kreistages.] 

13.  Febr.  —  Wegen  des  WestpfäHseben  Creyss-Directorii,  weil  wir  darin 
einen  richtigen  Vergleich  *)  mit  Pfalz-Neu burgs  Ld.  vor  uns  haben, 
können  wir  uns  anderergestait  nicht  erklären,  als  wie  wir  Euch  neu- 
licher Zeit  gn.  in  Befehl  gegeben.  —  Und  weil  wir,  wo  nicht  aller, 
doch  der  meisten  Westpfälischen  Greyss- Stände  Ver willigung  des 
duplicis  Yoti  et  sessionis  in  Händen  haben  —  so  halten  wir,  dass 
hiedurch  die  Sache  seine  Richtigkeit  habe  und  die  Gondition,  so  dem 
Pacto  annectiret,  purificiret  sei,  also  dass  es  nun  an  nichts  ermangelt, 
als  dass  sich  der  Ffaltzgraf  dem  Vergleiche  accommodire,  und  man 
also  nach  Inhalt  solches  Vergleichs  zum  Ausschreiben  des  Greyss- 
tages  schreite.  Habt  demnach  aus  solchen  Schreiben,  darin  das  du- 
plex Votum  zugestanden  wird,  einen  Extract  zu  machen  und  sowohl 
Sr.  Ld.  dem  Ghurfürsten  zu  Maintz,  als  dem  Bischöfe  zu  Münster 
vermittelst  gebührender  Danksagung  vor  ihr  gutes  Erbieten  solches 
vorzutragen  und  dieselbe  zu  ersuchen,  dass  sie  solches  dem  Pfaltz- 
grafen  von  Neuburg  vorstellen  und  dieselben  dahin  disponiren  wollen, 
dass  sie  es  auch  ihrestheils  bei  dem  Vergleich  bewenden  lassen  mögen, 
gestalt  darauf  die  Ausschreibung  des  Greysstages  nach  Anweisung 
des  Vergleichs  communi  nomine  von  uns  und  dem  Pfaltzgrafen  nebst 
Münster  wirklich  geschehen  kann.  —  Was  die  gänzliche  Hinlegung 
des  Successionsstreits  anlanget,  finden  wir  dabei  wegen  der  vielen 


'}  Gemeint  ist  der  Vergleich  vom  6.  April  1647  s.  oben  S.  204. 


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Westfälische  and  Jägerndorfer  Sache.  223 

Interessenten  allerhand  Difficultäten,   wollen  euch  aber  mit  ehestem 
unsere  Meinung  dartiber  wissen  lassen.     Inmittelst  aber  könnet  ihr 
'  alle  gute  Contestationes  unsertwegen  thun.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
5./15.  Februar  1664 

[Gerächte  vom  Abschluss  der  Allianz  des  Rf.    mit  FraDkreich.     Reichsscblass 
wegen  des  Proviantweseqs.] 

Die  Rheinische  Alliaozsache  belangend,  ist  hier  ungefähr  vor  15.  Febr. 
10  Tagen  ans  Paris  Nachricht  gekommen,  dass  Kf.  mit  dem  Könige  von 
Frankreich  am  14.  Jannar  habe  schliessen  lassen ^)y  auch  geneigt  wäre, 
in  diese  Allianz  zn  treten.  Daranf  haben  Ges.  an  selten  der  HH.  Alli- 
ierten sofort  fast  mehr  Liebe,  AflFectioa  und  Vertrauen  verspürt  und  wahr- 
genommen, dass  dieselben  auf  des  Kf.  Person  sonderbare  Reflexion  machen, 
ihn  zum  Alliierten  wünschen  und  den  grossen  Nntzen  hervorheben,  den  er 
dadurch  dem  Yaterlande  erweisen  werde.  Einige  andere  aber,  die,  ob  sie  die 
besten  Freunde,  wir  nicht  wissen,  darunter  anch  die  Pfalznenburgischen 
sein  mögen,  nnd  die  ihr  eigenes  Interesse  und  Nutzen  durch  diese  neue 
obhandene  genauere  Freundschaft  nicht  befördert  sehen,  Hessen  ihnen  wohl 
lieber  sein,  wenn  das  Werk  seinen  Fortgang  nicht  gewinne. 

Betreffend  die  materia  defensionis  ist  es  wegen  des  Proviantwesens  zn 
einem  allgemeinen  Reichsschluss^  gekommen,  dass  ein  jeder  Kreis  noth- 
wendige  Proviantbediente  bestellen,  auf  6  Monat  Proviant  anschaffen  und 
seine  Völker  versorgen  solle;  die  Alliierten  aber  wollen  sich  deswegen  nicht 
in  Unordnung  nnd  Weitläufigkeit  setzen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
12./22.  Februar  1664. 

[Memorial  an  den  Kaiser  wegen  der  Jägerndorfer  Sache.    VerhandluDgeo  über 
die  zu  ernennenden  Beichsgenerale.] 

Wegen  der  Restitution  von  Jägern dorf  haben  sie  ein  kurzes  Memorial  22.  Febr. 
für  den  Kaiser  abgefasst  nnd  diesem  in  einer  Audienz  vorge^ern  übergeben. 
Der  Kaiser  antwortete ;  dass  er  allemal  geneigt  gewesen,  dem  Ef.  seine 
Affection  zu  erweisen,  wobei  er  auch  künftig  verharren  würde,  er  wollte 
das  Memorial  durchlesen  und  ihnen  darauf  seine  Resolution  zukommen 
lassen. 


1)  Diese  Gerüchte  waren  irrig  s.  ürk.  n.  Akt.  IX  S.  672  ff. 
')  d.  11/1. Februar  1664  (Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.69.)  8.  Gemeiner 
I  S.  148  ff. 


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224  ^*    I>er  Anfang  des  Begensburger  Reichstages. 

Ueber  die  ßen^nnang  der  Generalität  ^  ist  vorgestern  in  den  Collegien 
die  Berathung  begonnen  worden.  Im  Korfürstenrath  ist  es  noch  zu  keinem 
Schloss  gekommen,  im  Fürstenrath  ist  die  Umfrage  nnr  bis  Sachsen- 
Gotha  gebracht.  Des  Ef.  Person  ist  von  Magdeburg,  Pfalz- Laatern 
und  Pfalz-Veldentz  vorgeschlagen  worden,  sonst  ist  auch  Pfalz- Nen- 
burgs,  Pfalz-Salzbachs  and  Baden-Badens  gedacht  worden  and 
sind  noch  zur  Zeit  die  plura  für  Baden-Baden  vorbanden'). 

Der  Reichspfennigmeister,  Freiherr  v.  Hohen feldt,  hat  gegen  Jena 
erwähnt,  dass  manche  Stände  ihren  alten  Matrikular- Anschlag  selbst  mode- 
rierten und  die  Römermonate  danach  erlegten,  Ges.  fragen  an,  ob  Ef.  für 
seine  Lande  es  nicht  ebenso  machen  wolle. 


Der  KurfUrst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  16./[26.]  Februar  1664. 

[Information  für  den  Kaiser  in  betreff  der  dnrch  v.  Blamenthal  mit  Frankreich 
geführten  Verhandlungen.] 

26.  Febr.  —  Nachdem  sowohl  der  keyserliche  als  königl.  hispanische  sich 
anitzo  bei  unserm  Hofe  befindende  Minister  sich  dessen  vermerken 
lassen'),  dass  die  durch  unsern  Geheimbten  Raht,  den  Freiherrn 
von  Blumenthal  eine  Zeit  hero  mit  dem  Könige  in  Frankreich 
gepflogene  Handlung^)  bei  beiden  Höfen  allerhand  Nachdenken  ver- 
anlasset, und  wir  leicht  ermessen  können,  dass  daraus  bei  entste- 
hender gründlichen  Nachricht  von  dem,  was  vorgangen,  leicht  ein 
Misstrauen  erwachsen  dürfte,  so  haben  wir,  umb  demselben  vor- 
zukommen, die  prorogirte  Preussische  Alliance  ^)  in  extensa  copia 
euch  beigefügt  uberschicken  wollen.  So  ihr  —  Ihrer  Keyserl.  M.  bei 
bequemer  Gelegenheit  in  unserm  Namen  zu.  communiciren  und  dabei 
gebührend  zu  berichten  haben  werdet,  welchergestalt,  da  uns  sonsten 
in  allem,  was  unserstheils  erinnert  oder  desideriret  worden,  deferiret, 

')  S.  Gemeiner  I  S.  151ff.;  sehr  irrig  wird  dort  (S.  152)  behauptet:  „Unter 
den  deutschen  Fürsten  bewarb  sich  sonderlich  der  Ghurfürst  von  Brandenburg 
um  die  erste  Stelle. '^ 

^  S.  „Specification  derjenigen  Generalen ,  so  bey  der  den  20.  Februar  1664 
gehaltenen  Session  in  unterschiedlichen  votis  in  Vorschlag  gekommen''.  (Diar. 
Europ.  XI  S.  81  ff). 

3)  S.  das  Protokoll  über  die  am  8./18.  April  1664  zu  Berlin  mit  Lisola  und 
Ucedo  gehaltene  Conferenz  unten  Abschn.  5. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  620 ff.  Die  Verhandlungen  waren  damals  noch  keines- 
wegs zum  Abschluss  gekommen,  schienen  aber  damals  (s.  y.  Blumenthal s  Re- 
lation vom  1Ö./25.  Januar  1664  S.  673)  demselben  nahe  zu  sein. 

*)  Pufendorf  1.  IX  §  60  (S.  602). 


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MittheÜQDg  über  die  Verbandlongen  mit  Frankreich.  225 

wir  uns  dennoch  keineswegs  dabin  hätten  wollen  lenken  lassen,  dass 
wir  nachgeben  sollten  ^),  dass  des  Königs  AUiirte  mit  Kamen  speci- 
ficirt,  unserseit  aber  der  mit  Ihrer  Eeyserl.  M.  habenden  AUiance 
per  expressum  nicht  mitgedacht  würde,  wie  aber  endlich  das  Expe- 
diens  ins  Mittel  kommen,  dass  der  von  beider  Theile  Alliirten  dispo- 
nirende  Artikel  in  general  terminis  eingericht  werden  könnte,  und  man 
französischer  seiten  sich  daran  vergnügen  lassen,  hätten  wir  solches 
mit  Fug  und  Glimpf  nicht  ausschlagen  können.  Als  nun  hierunter 
nichts  vorgangen,  so  Ihrer  Keyserl.  M.  Interessen  zuwiderliefe  oder 
der  mit  deroselben  aufgerichteten  Alliance  entgegen  wäre,  so  haben 
sich  dieselbe  zu  versichern,  dass  wir  deshalb  nicht  weniger  dann  vor- 
hin ihr  und  des  H.  R.  Reichs  Bestes  und  Aufnehmen  unserm  Vermögen 
nach  zu  befordern  uns  jederzeit  werden  angelegen  sein  lassen. 

Der  von  Frankreich  bei  dieser  Negotiation  endlich  ausge- 
würkten  Guarantie')  über  den  dem  Instrumento  pacis  Olivensis  zu  Ver- 
sicherung unsrer  Jurium  beigefugten  Articulum  separatum,  wofern  es 
der  Discurs  nicht  mit  sich  bringt  oder  auch  Anlass  dazu  gegeben 
wird,  achten  wir  nicht  nöthig  sei  zu  gedencken,  weil  alles,  was  des- 
halb im  jetztgedachten  Frieden  disponiret,  Ihrer  Keys.  M.  gevoUmäch- 
tigte  Gesandte  mit  gut  gefunden  und  Sie  selbst  in  dero  extradirten 
Keyserl.  Ratification  approbiret. 

Es  hat  auch  mehrgemelter  unser  Geheimbter  Raht  eine  Declara- 
tion  *)  ausgestellet,  dass  wir  uns  mit  denen  in  der  so  genannten 
Rheinischen  Alliance  stehenden  Gronen,  Chur-  und  Fürsten  mit  ver- 
bünden wollen.  Es  soll  aber  auch  (welches  Ihr  ebenmässig  zu  ver- 
sichern habt)  nicht  anders  dann  mit  Beibehaltung  unsers  Ihrer  Eeyserl. 
M.  zutragenden  schuldigen  Respects  und  vermittel&t  solcher  Modi- 
ficationen  geschehen,  dadurch  des  H.  Rom.  Reichs  Ruhe  und  Sicher- 
heit bestätiget  werde.  — 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensborg 
19./29.  Februar  1664. 

[Gespräche  mit  E. Mainz  und  Munster.    Bestellung  der  BeichsgeDeralitat.    Das 
Westfälische  Kreisdirectorium.] 

Ges.  habeo  eiae  Audienz   bei   E.  Mainz  gehabt.     Wegen  der  Hülfe- 29.  Febr* 
Buehoog  bei  den  Generalstaaten  will  derselbe  veranlassen,  dass  zunächst, 

0  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  629  ff. 

»)  Pufendorf  l.  TX  §  Gl    S.  602  f). 

')  Eine  solche  Declaration  ist  nachher  nicht  von  Blumen  tbal,  sondern  von 

Mater,  z.  Gesch.  d.  Q.  Knrfürsteo.    XI.  15 


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226  4-    ^^r  Anfang  des  Regenaborger  Reichstages. 

zur  Beschleanigung  der  Sache,  nnr  ein  Schreiben  vom  karfürstlichen  Colle- 
giom  an  Kf.  abgelassen  werde,  worin  derselbe  ersucht  wird,  im  Namen  des 
Reichs  Hülfe  gegen  die  Türken  von  den  Niederlanden  zu  erbitten.  In  der 
Jägerndorfschen  Angelegenheit  erklärt  er,  nicht  genügend  informiert 
zu  sein,  erbietet  sich  aber,  nicht  nnr  selbst  zu  helfen,  sondern  auch  das 
kurfürstliche  Collegium  zur  Intercession  zu  veranlassen.  Auch  wegen  des 
Westfälischen  Ereisdirectoriums  will  er  das  Seinige  thun,  er  erwähnte 
wieder  eines  endlichen  Hauptvergleichs.  Jena  ist  auch  beim  Bischof 
von  Münster  gewesen  und  hat  im  Namen  des  Kf.  für  dessen  Anerbieten 
gedankt  und  ihn  gebeten,  Pfalz-Neuburg,  der  in  wenigen  Tagen  hier 
erwartet  wird,  dahin  zu  disponieren,  dass  er  das  Directorium  alternativum 
nicht  länger  difQcoltiere.  Der  Bischof  zeigte  sich  sehr  befriedigt,  kam  auch 
bald  auf  das  Hauptwerk  und  erbot  sich,  ohne  alle  Passion  zu  dessen  güt- 
licher Beilegung  zn  cooperieren,  er  bezeigte  gegen  den  Kf.  ganz  besonderen 
Respekt,  erklärte  sich  bereit,  mit  dem  Pfalzgrafen  wegen  des  Direktoriums 
zu  reden,  hielt  dafür,  dass,  wenn  das  Hauptwerk  beigelegt  werden  könnte, 
dieses  sich  von  selbst  geben  würde.  Er  fragte,  nach  welchem  Jahr  die 
Religion  einzurichten,  ob  nach  1609  oder  1624.  Jena  hat  sich  mit  Mangel 
an  Instruktion  entschuldigt,  aufgefordert  aber,  seine  Privatgedanken  za 
entdecken,  erklärte  er,  diese  Sache  werde  sich  schwerlich  mit  Fug  nach 
a.  1624  regulieren  lassen,  da  durch  die  von  den  possedierenden  Fürsten 
ausgestellten  Reversalen  die  Unterthanen  ein  qnaesitum  jus  hätten. 

Es  stehet  dahin,  wie  Ihre  F.  6n.  eigentlich  intentioniret,  allein 
dürfte  Ew.  Ch.  D.  darunib  mehr. nützlich  als  nachtheilig  fallen,  weil 
Sie  die  Reputation  gerne  werden  haben  wollen ,  dass  Sie  diesen  so 
lange  gedauerten  Streit  und  wichtige  Sache  schlichten  helfen,  und 
dass  Sie  vermeinen,  als  ein  Nachbar  beständige  Ruhe  zu  haben. 

In  den  Reichscollegien  ist  über  die  Bestellung  der  Generalität  ver- 
handelt worden,  Ges.  haben  in  beiden  Collegien  K.Sachsen  nnd,  wenn 
dieser  ablehnte,  Herzog  Friedrich  Wilhelm  von  Altenbnrg  vorge- 
schlagen. Die  meisten  im  Kurfürstenrath  und  auch  ein  Theil  der  Fürsten 
meinen,  dass  zur  Zeit  noch  kein  Reichsfeldhauptmann,  sondern  nur  die 
Feldmarschälle  oder  General-Lieutenants  zu  verordnen  seien,  daher  sind 
auch  der  Markgraf  von  Baden  und  Pfalzgraf  von  Sultzbach  nnr 
zn  Feldmarschällen  vorgeschhigen  worden.  Pfalz-Neuburg  hat  nur 
ein  einiges  Votum  bekommen,  hingegen  seindt  Ew.  Chf.  D.  von  allen 
denen,  so  vermeinen,  dass  ein  Reichsfeldhauptniann  oder  Generalis-, 
simus  nöthig  sei,  dazu  genannt  worden,  dabei  dann  ausführlich  de- 
monstriret,  wie  niemand  zu  finden,  der  mit  allen  denen  zu  diesem 
wichtigen   Werke   gehörigen   nöthigen    Qualitäten,  Experientz,  Valor 

dem  Kf.  selbst  (Pafendorf  1.  IX  §63  S.  603)  ausgestellt  worden,  dnd  auch 
während  der  Verhandlangen  in  Paris  ist  nur  von  einer  solchen  die  Rede  s.  Urk. 
u.  Akt.  IX  S.  671  ff. 


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Das  westfälische  Ereisdirectoriam.    ßestellaDg  der  Eeichsgeiieralitat         227 

und  Glück  begäbet  sei,  als  Ew.  Chf.  D.  höchste  PersoD.  Auf  E. 
Sachsen  und  Sachsen-Altenburg  hat  ausser  uns  keiner  der  Vor- 
oder Nachsitzenden  gestimmt.  —  So  wird  auch  wohl  das  Westfählische 
Kreysdirektorium  und  die  darin  competirende  sessiones  und  vota  zum 
billigmässigen  Stande  zu  bringen,  das  allerdurchdringendste  Mittel  sein, 
dessen  Ew.  Chf.  D.  —  vor  etlichen  Wochen  erwähnet,  dass  Sie  näm- 
lich von  denen  Jülich-  und  Gleveschen  Landen  so  lange  keine  Onera 
beitragen  wollten,  bis  dasjenige  Ihr  eingeräumet  wäre,  was  andern 
ultro  vergönnet  wird.  — 


Dieselben  an  den  Karfürsten.    D.  Regensbnrg 
26.  Februar/ 7.  März  1664. 

[BestellQDg  der  Reicbsgeneralitat.    Audienz  bei  K. Sachsen.    Wänsche  der  Alli- 
•     ierten  in  betreff  der  Verbandlaogen  mit  Kf.] 

Im  Eurfürstencolleg,  wo  Mainz,  Trier,  Baiern  and  der  hente  vor  T.März, 
acht  Tagen  hier  angekommene  Kurfürst  von  Sachsen  persönlich  zugegen 
waren,  sind  gewählt  worden  ^): 

znm  Generallieatenant  z.  if.  Graf  Georg  Friedrich  t.  Waldeck, 

Gen.-Feldzengmeister  und  Generallientenant  z.  F.  Gr.  Franz  Fagger, 

Gen.-Wachtmeister  z.  R.  Herzog  Hans  Adolph  v.  Holstein, 

Gen.-Wachtmeister  z.  F.  Freih.  ?.  Bngg  und  Holtz; 
zu  Kriegsrathsdirectoren  sind  ernannt: 

Bischof  zu  Münster,  der  dies  Amt  auf  seine  eigenen  Kosten  ver- 
walten will,  und 

Markgraf  zu  Baden-Durlacb. 
Zu  Kriegs-  oder  Assistenzräthen,  auf  Vorschlag  von  K.  Sachsen: 

T.  Haubitz  und  Graf  Lynar. 

Ges.  haben  wegen  mangelnder  Instruktion  zu  allen  diesen,  ausser  Mark- 
graf Leopold  Wilhelm  von  Baden^)  und  Graf  Ljnar^),  nichts  sagen 
können. 


0  S.  das  karfürstlicbe  CoDclasum  vom  27.  Februar/ 8.  März  Diar.  Earop. 
XI  S.  8öf. 

^  Derselbe  hatte  schon  am  30.  October  1663  nnd  dann  nochmals  am  7.  Februar 
1664  Kf.  ersucht,  seine  Ernennung  zum  Reichsfeld  mar  schall  zu  befBrdern,  und 
Kf.  hatte  ihm  seine  Unterstützung  in  einem  Schreiben  vom  6/16.  Februar  zugesagt, 
8.  das  Bescript  des  Ef.  an  die  Gesandten  vom  l./ll.  März  8.  229. 

')  Kf.  hatte  durch  Rescript  vom  9./ 19.  Februar  nach  Verabredung  mit 
E.Sachsen  die  Gesandten  angewiesen,  denselben  vorzuschlagen. 

15* 


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228  ^'    I^^r  Anfang  des  Regen sburger  Reichstagefl. 

Im  Fürstenrath  sind  die  anderen  Stände  mit  Ansschlnss  der  Alliierten  0 
zusammengekommen  und  haben  gewählt'): 

zum  Qen.-Lieutenant  z.  Pf.  Graf  Georg  Friedrich  v.  Waldeck'), 
General  über  die  Cavallerie  Herzog  Ulrich  zu  Würtemberg, 
Gen.- Feldzeugmeister    und   General    von    der  Infanterie   Graf  Franz 

Gen.- Wachtmeister  z.  Pf.  Herzog  Hans  Adolph  v.  Holstein, 

Gen.- Wachtmeister   z.  F.    Gustav   Adolph    v.    Baden    und    Baron 
y-  Bugg, 
von  Bestellung  des  Kriegsraths    und   des  Directoriums  desselben  ist  dort 
noch  nicht  geredet  worden. 

K.  Sachsen  hat  ihnen  vorgestern  Audienz  ertheilt  und  auf  die  von 
ihnen  vorgetragenen  4  Punkte:  Erneuerung  der  Erbverbrüderung,  Schreiben 
an  Polen  wegen  der  Königswahl,  Restitution  von  Jägerndorf  und  Abschaf- 
fung der  Missbräuche  der  Zünfte  und  Innungen,  ihnen  vergnügliche  Ant- 
wort ertheilt. 

.  Die  Gesandten  der  Alliierten  erklären,  dass  die  monita  des  Ef.  ^)  zu 
dem  Allianzvertrage  hier,  wo  sie  alle  bei  einander  und  bevollmächtigt  wären, 
am  füglichsten  samt  dem  ganzen  Werk  sich  einrichten  lassen-  würden. 

K.  Mainz  schickt  an  Kf.  das  Schreiben  des  kurfürstlichen^  Colleginms 
wegen  Hulfeleistung  der  Niederlande  zum  Türken  kriege. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  l./H.  März  1664. 

[Die  Jägerodorfer  Sache  and  das  Westfälische   Kreisdirectoriam.    Reichsgene- 
ralität.    Des  Kf.  Leistung  zur  Türkenhülfe.] 

11.  März.  Die  Jägerndorfsche  Sache  sollen  sie  fleissig  poussieren,  da  der 
Kaiser  nicht  lange  dort  verweilen  wird  und  die,  so  der  Sache  nicht  wohl 
wollen,  daher  Gelegenheit  nehmen  möchten,  sie  bis  zur  Abreise  der  Kaisers 
zu  trainieren,  da  sie  dann  wieder  wie  früher  ins  Stocken  gerathen  würde. 
Eine  gleiche  Verzögerung  fürchtet  er  wegen  des  Westfälischen  Kreis- 
direktoriums,  zumal  da  K.Mainz  und  Münster  immer  davon  abstrahieren 
und  auf  die  Vergleichung  des  Hauptstreites  kommen,  welches  doch  nicht 


^)  8.  über  die  Verhaadlungeo  mit  den  Alliierten,  weiche  darauf  beatandeo, 
ihren  Truppen  se.lbst  eioen  Chef  zu  geben  und  weder  an  den  ADordnaogen  für 
die  übrigen  Eeichstruppen  noch  an  den  Beiträgen  für  dieselben  Tbeil  zn  nehmen, 
Gemeiner  I  S.  153 ff. 

^  S    das  fürstliche  CoDclaaum  Diar.  Europ.  XI  S.  88. 

^  Derselbe  theilt  dem  Kf.  13.  März  seine  Ernennung  mit,  £f.  beglückwünscht 
ihn  darauf  am  1Ö./25-  März  und  ersucht  ihn  um  Mittheilungen  über  die  Kriegser- 
eignisse, welcher  Aufforderung  auch  Wal  deck  durch  Briefe  vom  15.  Mai,  12.  Juni, 
15.  Juli  und  ein  uodatiertes  Schreiben  entsproctien  hat. 

*)  S.  UDten  AbscbD.  7. 


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Bestellang  der  BeichsgeDerftlität.  229 

so  geschwinde  wird  erreicht  werdeo  können.  Ges.  sollen  aosdrüeklich  er- 
klären, dass  Kf.;  wenn  nian  ihn  darin  länger  aufhalten  and  nicht  za  der 
Session  und  Votum  und  alternierendem  Directorium  nach  Inhalt  des  Ver- 
gleiches wolle  kommen  lassen,  von  seinen  Westfälischen  Landen  weder  zu 
der  Türkenhülfe  noch  zu  anderen  Reichs-  oder  Kreisoneribus  das  geringste 
beitragen  wolle.  Wegen  der  Religion  kann  Kf.  nicht  von  den  Reversalen 
nnjd  dem  terminus  1612  abstehen. 

Wegen  Benennung  der  Generalität  ist  Kf.  einverstanden  damit,  dass 
die  Bestellang  eines  obersten  Reichsfeldhanptmanns  vorläufig  ausgesetzt 
werde;  er  würde  gern  sehen,  dass  Markgraf  Leopold  von  Baden  die 
Feldmarschällcharge  erlange,  ist  auch  zufrieden,  dass  Herzog  Ulrich  von 
Würtemberg  Gen.-Leutnant  über  die  Cavallerie,  Graf  Fug^er  Gen.- 
Leutnant  zu  Fuss,  der  Herzog  von  Holstein  Gen.- Wachtmeister  zu 
Ross,  und  wünscht,  dass  Herzog  August  von  Holstein,  der  seine  Völker 
comniandiert,  bei  der  Reichsarmee  Gen.-  Wachtmeister  zu  Fuss  werde. 

Was  sonst  uns  an  Völkern  wegen  aller  unser  Lande  zu  der  Tri- 
peltOrkenhülfe  zukommt,  habet  Ihr  aus  beigehendem  Uffsatz^)  zu  er- 

^)  yUfifsatz,  was  S.  Chf.  D.  zum  eiDfachen  und  zum  dreifachen  Römerzuge 
kompt  nach  der  Nürnberger  Repartition,  darin  aber  S.  Chf.  O.  dero  Lande  zum 
Theil  sehr  graviret  befinden: 

Einfach  Triplum 


z.  Robb 

z.  Fuss 

60 

277 

ChurbraudeDburg 

13| 

83 

Pommeru 

6 

28 

Gamin 

14 

66 

Halberstadt 

10 

16 

Minden 

35 

161i 

Cleve  und  Mark 

2 

8 

Hohenstein,  so  S.  Chf.  D.  uff 
sich  nehmen 

6 

17 

Ravensperg 

146J  ü56Jt 

Nun  haben  S.  Chf.  D.  bei  der  keyBerÜchen  Armee: 
500  z.  Robb,  ist  also  zu  viel 

machet  z.  Fuss 
600  Dragoner,  thun  z.  Fuss 
1100  z.  FuBB,  bleibt 

wäre  nach  soh  hem  Calculo  zu  viel 
Seinen  Ständen  gegenüber  hat  der  Kf.  ganz  anders  gerechnet.  In  dem  Aus- 
schreiben zu  dem  kurmärkischen  Landtage  (d.  Coln  22.  Januar/ 1.  Februar  1664) 
giebt  er  als  das  auf  die  Kurmark  nach  dem  doppelten  Triplum  (zur  Reichs-  und 
Kreishulfe)  fallende  Contingent  an:  860  z.  Robb  und  2712  z.  Fuss;  für  Halber- 
stadt (und  ähnlich  für  Pommern)  140  z.  Robb,  48  z.  Fubb;  für  Minden  100  z. 
Robb,  48  z.  Fubb;  für  RaveuBberg  CO  z.  Robb,  51  z.  Fubb;  für  Cleve  und  Mark 
350  z.  Robb,  484  z.  Fubb  (in  dem  Rescript  an  Beinen  Statthalter  in  Cleve,  den 


z.  Robb 

z.  Fuss 

180 

831 

41 

249 

18 

84 

42 

198 

30 

48 

105 

484 

iil 

6 

24 

18 

51 

440 

1969 

60  z.  Robb 

■   180 

1200 

1100 

2480 

521 

Mann.« 

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230  4.     Der  Anfang  des  Regeasburger  Reichstages. 

sehen.  Ob  nun  zwar  in  dem  Simpelanschlag  einige  unser  Lande 
graviret  sein,  und  wir  deswegen  Moderation  begehren,  so  lassen  wir 
es  doch  wegen  des  Volkes  dabei  bewenden,  weil  wir  —  schon  Ihr. 
E.  M.  mehr  Völker  als  uns  zukommen,  wann  vor  3  zu  Fuss  ein  Reuter 
und  vor  2  zu  Fuss  ein  Dragoner  gerechnet  wird,  —  zugeschicket  haben, 
so  wir  hierzu  zu  emploiren  oder  wegen  der  Türkenhülfe  rechnen  wollen, 
doch  uns,  ob  dieselbe  zu  andern  Reichsvölkern  gehen,  oder  bei  der 
Eeyserl.  Armee  bleiben  sollen,  die  Resolution  vorbehalten.  Sollte  es 
aber  zu  Schickung  einiger  Gelder  wegen  Unterhaltes  der  Generalität, 
Artollerie  oder  dergleichen  kommen,  so  werden  wir  uns  der  Modera- 
tion, so  andere  Eurem  Vermelden  nach  thun,  auch  gebrauchen  und 
soviel  uns  gut  deucht  einschicken. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
4/ 14.  März  1664. 

[Das  Westfälische  Kreisdirectorium.    Audienz  beim  Kaiser.] 

14.  März.  ^i^  Reichsarmee,  welche  Ton  den  nicht  zur  Rheinischen  Allianz  ge- 
hörenden Ständen  zusammengebracht  wird,  soll  sich  ungefähr  auf  4000  z.  R. 
und  16000  2.  F.  belaufen i). 

Sonst  geht  es  in  allem  hier  ebenso  langsam  von  statten  wie  früher, 
auch  wegen  des  Westfälischen  Kreisdirectorii  steht  es  noch  in  vorigen 
terminis.  Sie  haben  in  Privatdiscursen  erklärt,  Ef.  würde,  wenn  seine 
Forderungen  nicht  erfüllt  werden  sollten,  seine  westfälischen  Länder  exi- 
mieren,  ufn  sie  als  souverain  zu  besitzen.  Der  Bischof  von  Münster 
ist  zu  Pfalz -Neu  bürg,  der  seine  Reise  hierher  aufgegeben  hat,  gereist, 
um  ihn  zu  bestimmen,  des  directorium  alternativnm  wegen  nicht  länger  zu 
difTicultieren ,  zugleich  angeblich,  weil  der  Pfalzgraf  einen  seiner  Prinzen 
zum  Hoch-  und  Teutschmeister  befördert  zu  sehen  wünscht. 

Vorigen  Montag  hatten  Ges.  Audienz  beim  Kaiser,  condolierten  dem- 
selben zum  Tode  des  Erzherzogs   Carl  Joseph'),  recommandierten  den 


Prinzen  Johann  Moritz  von  Nassau  vom  5.  Februar  giebt  er  letzteres  sogar 
auf  365  z.  Boss,  1946  z.  Fuss  an,  s.  Urk.  u.  Akt.  V  S.  99*2).  Die  kurmärkischeo 
Stände  aber  haben  dagegen  remonstriert  und  in  ihrem  Memorial  vom  8./ld.  März 
daraufhingewiesen,  dass  in.deh  Beichsanschlägen  und  Matrikeln  die  Enrmark 
nur  zu  einer  simplen  Anlage  von  60  z.  Ross  und  277  z.  Fuss  gefanden  werde. 

^)  Diese  ganz  ungefähre  Berechnung  war  in  der^Sitzung  vom  19./29.  Februar 
aufgestellt  worden  s.  Gemeiner  I  S.  154. 

^  Erzherzog  Carl  Joseph,  Bruder  Kaiser  Leopolds,  Deutschordenshoch- 
meister,  Bischof  von  Passau,  Breslau  und  Olmütz  war  16  Januar  1664  zu 
Linz  gestorben  s.  Diar.  Europ.  XI  S.  627. 


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VermHtelang  der  Streitigkeiten  mit  Pf.  Nenburg.  231 

Herzog  zu  Brannscbweig^)  und  Landgrafen  za  Hessen^  za  dem  va- 
Gierenden  Hoch-  und  Tcatscbmeister- ,  aacb  Bisthümern,  tbaten  Apertnr') 
des  französischen  prorogierten  foederis,  übergaben  die  Artikel  in  extensa 
forma  mit  angebängten  Contestationen  und  Versicherung  beständiger  Treue 
und  baten  um  kaiserliche  Resolution  auf  das  Memorial  wegen  der  Restitution 
von  Jägerndorf  und  wegen  Camins.  Der  Kaiser  antwortete  auf  alle 
4  Punkte  ordentlich,  bedankte  sich  für  die  Condolenz  und  Apertur  und 
that  im  übilgen  allergnädigste  Vertröstung. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
11. /21.  März  1664. 

[Münster  und  K.Mainz  erbieten  sich  zur  Vermittelang  mit  Pfalz-Neubarg.    Mark- 
graf von  Baden  BeichsfeldmarBcbali.     Der  neue  Kalender] 

Der  Bischof  von  Münster  hat,  nachdem  er  von  dem  Besuche  bei 21. März, 
dem  Pfalzgrafen  van  Neuburg  zurückgekommen,  Jena,  mitgetheilt,  der 
Pfalzgraf  habe  sich,  nachdem  er  ihm  hart  ^ugeredet^  bereit  erklärt,  gütlich 
zu  tractieren,  er  selbst  sei  bereit,  als  Vermittler  zu  fungieren,  und  könnte 
zunächst  nur  punctus  directorii  et  religionis  abgehandelt  werden,  da  dann 
Kf.  noch  einen  Evangelischen  zu  adjungieren  hätte,  und  kam  dabei  der 
Gesandte  der  Frau  Landgräfin  von  Hessen-Cassel  in  Vorschlag.  Auch 
E.Mainz  hat  sich  abermals  zur  Interposition  erboten  und  sich  auch  bereit 
erklärt,  zunächst  nur  punctum  directorii  et  religionis  anzutreten,  auch  Frh. 
V.  Boinebnrg  hat  seinen  Wunsch  zu  erkennen  gegeben,  Kf.  bei  dieser 
Gelegenheit  einen  Signalen  Dienst  zu  erweisen. 

In  publicis  ist  man  etliche  Wochen  garnicht  fortgeschritten ^),  auch  die 
Bestellung  der  Geneiale  hat  sich  verzögert,  einige  Stände  wollen  den 
Markgrafen  von  Baden  nicht,  doch  ist  es  endlich  im  Kur-  und  Fürsten- 
rath  zu  Beschlüssen  gekommen,  aus  denen  aber  noch  nicht  ein  einheitlicher 
gemacht  worden  ist,  doch  ist  der  Markgraf  von  Baden  zum  Feldmarschall 
ernannt  worden.  Von  Bestellung  eines  Reichsfeldhauptmanns  ist  vorläufig 
abstrahiert  worden. 

Im  kurfürstl.  Collegio  ist  vorgekommen,  ob  nicht  endlich  der  neue  Ka- 


*}  Johann  Friedrich,  Bruder  der  regierenden  Herzoge  Christian  Lud- 
wig von  Celle  und  Georg  Wilhelm  von  Calenberg,  der  1651  zur  katho- 
lischen Kirche  übergetreten  war,  s.  Kocher  I  S.  358 ff. 

')  Friedrich,  jüngster  Sohn  des  Landgrafen  Ludwig  V.  von  Hessen- 
Darm  Stadt,  seit  1636  zur  katholischen  Kirche  übergetreten,  seit  1638  General- 
prior des  Malteserordens  in  Deutschland,  seit  1655  Cardinal.  Kf.  hatte  durch 
Kescript  vom  13./23.  Februar  die  Gesandten  angewiesen,  sich  für  beide  beim  Kaiser 
zu  verwenden. 

^  8.  das  Rescript  des  Kf.  vom  16./26.  Februar  oben  S.  224. 

*)  8.  Gemeiner  I  S.  157  ff. 


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232  4.     Der  Anfang  des  Regensburger  ReichBtajres. 

lender  angenommen  nnd  ein  Reiehskalender  genannt  werden  könnte  >);  K. 
Sachsen  hat  sich  daza  bereit  erklärt,  man  hofft  es  auch  vom  Kf.,  da  seine 
preussischen  und  clevischen  Länder  and  aach  die  meisten  Nachbaren  sich 
desselben  bedienen. 

R.  Mainz  wünscht  wie  die  übrigen  Kurfürsten  TOtum  et  sessionem  im 
Fürstenrath,  etwa  wegen  des  Eichsfeldes  oder  Kheingaues.  Die  Re- 
novation der  Erbyerbrüderung  wird  schwerlich  bei  E.  Sachsens  An- 
wesenheit, der  in  14  Tagen  von  hier  aufbrechen  will,  vorkommen,  sie  er- 
innern wegen  dieser  und  anderer  Sachen  dessen  Gesandten  öfter. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cölnl5./25.  März  1664. 

[AusDahmestelluDg  der  Alliierten.     Die  EriegsrathsdirectoreD.     Monita   zu  der 

VerpflegUDgsordinanz.] 

25.  März.  —  Befinden  sonsten  dem  Reiche  wenig  vorträglich  zu  sein,  dass 
zwischen  denen  Alliirten  und  andern  Reichsständen  gleichsam  eine 
Division  gemacht  wird,  und  diese  absonderlich  und  jene  auch  abson- 
derlich ihre  Generalität  setzen,  selbige  absonderlich  unterhalten  und 
keine  gemeine  causam  machen  wollen.  Es  scheint  solches  einer 
Trennung  im  Reiche  nicht  unähnlich,  daraus  leicht  mehre  Weiterung 
entstehen  kBjüu,  —  Und  wenn  es  noch  dahin  zu  bringen,  dass  man 
der  Alliirten  Armee  mit  der  andern  Stände  in  ein  Corpus  brächte, 
und  nicht  diese  des  Heichs  und  jene  der  Alliirten,  sondern  beide 
zusammen  die  Reichsarmee  nennete,  so  wurde  dadurch  vielen  besor- 
genden Confusionen  vorgebauet  werden.  Es  scheinet  aber,  dass  es 
damit  schon  zu  späte  und  dass  man  also  uff  ander  Media,  Uneinig- 
keit zu  verhüten,  wenn  die  Noth  die  Conjunction  erfodern  sollte,  wird 
bedacht  sein  müssen,  so  doch  daruff  beruhen  wird,  dass  man  gewisse 
Regeln  setze,  welcher  Feldmarschalk  das  oberste  Commendo  und  den 
Vorzug  haben  und  wie  die  andern  Generals  von  beiden  Corporibus 
und  die  Regimenter  einander  folgen  sollen. 

Ef.  kann  nicht  einsehen,  weshalb  zwei  Reichsfürsten  zu  Direktoren  des 
Eriegsraths  genommen  werden,  sie  dürfen  keine  andere  Gewalt  als  die 
anderen  Eriegsräthe,  nur  den  Yorsftz  haben. 

Monita  zu  dem  Entwarf  der  VerpflegangsordinauZi  namentlich  meint  Ef., 
da  die  Reichsarmee  oft  neben  und  mit  der  kaiserlichen  agieren  würde,  so  würde 
es  am  passendsten  sein,  diese  Verpflegnug  nach  der  kaiserlichen  einzurichten. 


0  S.  das  kaiserliche  Decret  vom  4.  April  1664  (Londorp  IX  S.  250.    Pach- 
ner  V.  Eggenstorff  I  S.  80). 


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VerhaltoD  der  Alliiorten.    VersammlaDg  der  Westfälischeo  Kreisatände.     .    233 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten,     D.  Regensburg 
18./ 28.  März  1664. 

[Herzog  Angast   von  Holstein.     Versammlang    der  Westfälischen   Kreisständo. 
Erbverbrüderung.     Neue  vota.] 

Wegen   des  Herzogs   Augast  von  Holstein,   den  Ges.   aaf  Befehl  28. März, 
des  Kf.   zum  Generalmajor   bei   der  Reicbsarmee    vorgeschlagen,   ist   be- 
schlossen^), dass  er  dazn  angenommen   sein  solle,   wenn  die   kurfürstlichen 
Truppen  zum  Kreiscorps  stiessen. 

Der  Bischof  von  Münster  hat  die  Westfälischen  Kreisstände, 
welche  nicht  der  Rheinischen  Allianz  angehören,  der  Türkeuhülfe  halber 
zu  sich  geladen;  Jena,  obwohl  nicht  eingeladen,  hat  sich  auch  dorthin 
begeben  und  hat  seine  Stelle  zur  Rechten  des  Bischofs  von  Münster  einge- 
nommen, doch  wurde  dort  ohne  Ordnung  geredet,  einige  ersuchten  Jena, 
Kf.  möchte  doch  (wie  Münster,  Pfalz- Neuburg,  Paderborn  und 
Osnabrück  sich  erboten)  ausser  dem  triplo  noch  das  simplum  cum  di- 
midio  bewilligen,  er  erklärte  darauf,  wenn  seinen  desideriis  a  circulo  ein 
Genügen  geschehen,  möchte  er  wohl  sub  rato  was  thun.  Wegen  der  Erb- 
verbrüderung hat  bei  K.Sachsens  Anwesenheit  nichts  vorgenommen  werden 
können,  da  dieser  durch  Tisiteu,  Gastereien  u.  s.  w.  an  diesem  und  der- 
gleichen mehr  verhindert  worden.  Er  will  in  8  bis  10  Tagen  abreisen  und 
dann  bald  Kf.  besuchen.  Pfalz-Sulzbach  sucht  Session  im  Fürstenrath, 
dasselbe  soll  auch  K.  Baiern  für  die  Oberpfalz,  Münster  für  Strom- 
berg und  andere,  etwa  12,  beabsichtigen.  Da  im  Fürstenrath  schon  über 
90  vota  sind',  so  wäre  besser  auf  Mittel  zu  denken,  dieselben  zu  vermiudera 
als  zu  vermehren. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
23.  März/ [2.  April]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  11/21.  März.     Die  Streitigkeiten  mit  Pfalz  Neuburg.    Ein 

einheitlicher  Kalender] 

Kf.  hat  gern  vernommen,  dass  K.Mainz  und  Münster  sich  zur  Ver- 2.  April, 
mittelung  mit  Pfalz -Neu  bürg  erboten  haben.  Wegen  des  directorii  aber 
ist  ein  richtiger  Vergleich  vorhanden,  und  kann  Kf.  nicht  zugemuthet  werden, 
sich  desselben  zu  begeben  und  in  neue  Traktaten  einzulassen.  Ges.  sollen 
dieses  K.Mainz  und  Münster  remonstrieren  und  sie  ersuchen,  dem  Pfalz- 
grafen zuzureden,  diesem  Vergleich,  wie  Kf.  erbietig  sei,  nachzuleben.  Die  Re- 
ligionssache aber  hängt  von  gewissen  vom  Kaiser  dazu  verordneten  Kommis- 


0  S.  das  ConcluBum  d.  26./ 16.  März  1664  (Di ar.  Euro p.  XI  S.  124fif.    Lon- 
dorp  IX  S.  247.    Pachner  v.  Bggenstorff  I  S.  77  f). 


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234  Der  Anfang  des  Regeosbarger  Reichstages. 

sarieni)  ab,  welche  wieder  ihre  Subdelegierten  verordnet  haben  (aaf  des  Kf. 
Seite  sind  es:  Herzog  Aogost  von  BrauDschweig-WoIfeabü  ttel, 
Fürst  Friedrich  von  Anhalt  und  der  neulich  verstorbene  Für.<t  von  Nas- 
sau-Dillenbnrg),  bei  denselben  ist  die  Sache  instruiert  und  sie  haben 
alle  Acta  nnd  Informatioues  in  Händen,  daher  zweifelt  Kf.,  ob  die  Sache 
von  ihnen  avociert  werden  und  er  sich  in  andere  Traktaten  einlassen  könne. 
Da  ihm  aber  lieb  sein  würde,  dass  dieser  Streit  ehest  abgethan  werden 
möchte,  so  sollen  Ges.  mit  den  betreffenden  Gesandten  reden,  ob  sie  hierauf 
von  ihren  Herren  mit  instruiert  seien,  dann  könnte  er  wohl  geschehen  las- 
sen, dass  es  dort  zu  gelegener  Zeit  vorgenommen  werde  und  K.Mainz 
und  Münster  sich  zugleich  mit  interponierten. 

Wegen  des  Feldhauptmanns,  Feldmarscballs  und  der  Instruktion  für  den 
Reichskriegsrath  willKf.  sich  den  Majoritätsbeschlüssen  conformieren.  Er 
ist  auch  einverstanden  damit,  dass  durchgehende  einerlei  Kalender  einge- 
führt und  dazu  der  neue  gebraucht  werde,  doch  soll  es  nicht  das  Ansehen 
haben,  als  wenn  es  in  Respect  des  Papstes  geschehe.  Ges.  sollen  darüber 
mit  anderen  evangelischen  Ständen  conferieren. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
25.  März/4.  April  1664. 

[Der   Reichskriegsrath.      Schwedische    Belehnung.      VerwendaDgBSchreiben    des 
KurfurateucoUegs  wegoo  Jägerndorf.] 

4.  April.  Im  Fürstenrath   war  vorigen   Freitag  beschlossen  worden,    dass  kein 

eigener  Kriegsrath  gebildet  werden  solle,  am  Mittwoch  aber  ist  das  Gegen- 
theil  beschlossen  worden  und  haben  sich  auch  die  meisten  Alliierten  erklärt, 
zu  demselben  beitragen  zu  wollen,  damit  das  Kreis-  und  der  Alliierten  Cor- 
pus hierdurch  zusammengehalten  würden^). 

Die  Kreisvölker  sollen  den  14./24.  April  zu  Ungarisch  Altenburg 
auf  dem  Rendezvous  sein,  es  ist  aber  dazu  noch  wenig  Apparenz;  ehe  man 
hier  alles,  wie  es  sein  soll,  einrichtet,  dürfte  der  Sommer  meistentheils 
vergehen. 

Den  Schweden  ist  die  formula  investiturae  zugestellt  worden,  dazu  sie 
ihre  monita  gethan,  und  soll,  wenn  sie  es  begehren,  der  Stettinische  Ver- 
gleich dem  Lehnsbrief  eingerückt  werden.  Ges.  fragen  an,  ob  sie  eine  Copie 
des  Lebnsbriefs  begehren  oder  aber  es  so  geschehen  lassen  sollen'). 

0  DieselUen  waren  1651  bei  Gelegenheit  des  Vergleichs  zwischen  dem  Ef. 
und  dem  Pfalzgrafen  eingesetzt  worden  s.  diesen  Vergleich  vom  11.  October  1651 
(Londorp  VI  S.  632). 

^  S.  Gemeiner  I  S.  164 f. 

3)  Kf.  (d.  Colu  5./15.  April  1664)  erklärt  sich  damit  einverstanden,  dass  der 
Stettinische  Recess  dem  schwedischen  Lehnsbrief  wörtlich  inseriert  werde,  beauf- 
tragt aber  die  Gesandten,  eine  Abschrift  des  letzteren  vor  seiner  Ausfertigung 
zu  verlangen  und  ihm  einzuschicken.  * 


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Reichsgeceralität  und  Kriegsratb.    JägerDdorfer  Sache.  235 

Wegeu  der  Restitution  von  Jägerndorf  haben  sie  das  von  dem  Knr- 
fürstencolleg  dem  Kaiser  einzureichende  Memorial  selbst  abgefasst  und  dem 
Freih.  v.  Boineburg  zugestellt,  heute  soll  dasselbe  im  Kurfürstencolleg 
vorgelesen  und  eingerichtet  werden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cölu 
•      29.  März/[8.  April]  1664. 

[auf  die  Relation  7om  18./28.  März.    Ef.  will  zur  Bezahlung  der  Reichsgenerali- 
tät nicht  beitragen.] 

Kf.  will  sich  die  Beschlüsse  wegeu  der  Generalität,  deren  Bezahlung  8.  April. 
und  was  demselben  anhängig,  wohl  gefallen  lassen,  weil  seine  Völker  schon 
bei  der  kaiserlichen  Armee  sind  und  schwerlich  zu  dem  Reichscorpus  kom- 
men werden;  er  erwartet  daher,  und  Ges.  sollen  dahin  wirken,  dass  man 
ihn  mit  dem  Zutrag  zum  Unterhalt  der  Generalität,  Anschaffung  des  Pro- 
viants und  was  hiervon  dependieret,  verschone,  zumal  da  er  über  die 
Yolkshülfe  dem  Kaiser  auch  ein  ansehnliches  an  Munition  (200  Gentner 
Pulver)  zugeschickt  hat. 


Die     Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
31.  März/ 10.  April  1664.* 

[Kommiseion  wegen  der  Jülicb-Cleveschen  Religionssache.    Reichskriegsrath.] 

Wegeu  der  Kommissarien  in  betreff  der  Religionsangelegenheit  in  den  10- April. 
Jülich-Clevescben  Landen  haben  sie  durch  den  Residenten  Neu  mann 
Erkundigungen  eingezogen.  An  Steile  des  Fürsten  von  Nassau-Dilien- 
burg  ist  dessen  Sohn  eingesetzt  worden,  hat  aber  dawider  excipiert;  der 
Wolfenbütte  Ische  Gesandte  hat  erklärt^  dass  er  mit  Vollmacht  versehen 
sei,  das  gesamte  fürstl.  Anhaltische  Haus  hat  das  votum  dem  Sachsen- 
Gothaischen  Gesandten  aufgetragen,  welchem  von  dieser  Sache  nichts 
bewusst  ist,  und  mit  Nassau-Dillenburg  ist  es  noch  nicht  richtig, 
Jena  führt  dieses  Votum,  Pfalz-NeubuTg  wird  aber  vermuthiich  gegen 
ihn  excipieren  lassen.  Ges.  glauben,  dass  hier  in  dieser  Sache  schwerlich 
etwas  Fruchtbares  wird  verrichtet  werden  können^),  zumal  ingemein  da- 
für gehalten  wird,  dass  gegenwärtiger  Reichstag  sich  in  kurzem  endigen 
dürfte. 

Wegen  des  Kriegsraths  haben,  da  auch  die  Alliierten  an  demselben 
Theil  haben  wollen,    das  kurf.-  und  fürstliche   Collegium  die  Einsetzung. 

1)  Auch  Kf.  (d.  Coln  12./22.  April  1664)  erklärt  auf  Grund  dieses  Berichtes, 
die  Kommission  werde  sich  dort  bei  dem  Reichstage  nicht  füglich  expedieren 
laeBen, 


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236  4-    ^cr  Aofang  des  RegenRburger  Reichstages. 

von  vier  Kriegsrätheo  beschlossen*),  die  Reichsstädte  wollen  auch  zwei 
dazu  ordnen,  worüber  man  aber  noch  nicht  einig  ist.  Ueber  die  Befugnisse 
der  Reichskriegsraths-Directoren  wird  etwas  concipiert  werden. 

Das  von  den  Ges,  entworfene  Empfehlungsschreiben  des  Kurfürsten- 
collegiums  in  der  Jägerndorfer  Sache  ist  im  Colleginra  angenommen 
und  wird  von  K.Mainz  dem  Kaiser  insinuiert  werden.  Ges.  bekommen 
auch  nunmehr  etwas  bessere  Hoffnnng  dieser  Sache  wegen  als  zuvor,  in- 
dem sie  vernommen,  man  solle  an  Seiten  des  Kaisers  entschlossen  sein, 
deswegen  mit  ihnen  in  Conferenz  zu  treten. 

Ges.  übersenden  den  im  Kurfürstencolleg  angenommenen  Entwurf  einer 
constnntis  capitulationis,  der  jetzt  den  Fürtten  übergeben  ist. 

K.Mainz  prätendiert  votum  et  sessionem  im  Fürstenrath  für  Lorsch, 
auch  Fürst  Porti a  fängt  an  dergleichen  zu  suchen^). 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.  D.  Regensburg  8./ 18.  April  1664. 

[Beibülfe  zur  Artillerie.     Zusammenkunft  der  Evangelischen. J 

18. April.  Im  kurf.  Collegio  haben  sich  dieser  Tage  alle,  ausgenommen  sie  und 
die  K.pfälzische  Gesandtschaft,  erboten,  dem  Kaiser  wegen  der  Artillerie 
8  Römermonate  zu  zahlen^). 

Die  gesamten  Evangelischen  Fürstlichen  hielten  unter  Vorsitz  von 
Magdeburg  eine  Zusammenkunft  und  beriethen  über  6  Punkte: 

1)  Religionsfreiheit  für  die  seh  lesischen  ünterthancn. 

2)  Monita  wegen  der  Reichshofrathsordnung. 

3)  Visitierung  des  Reichshofraths  durch  K.Mainz  allein. 

4)  wegen  der  Sache  des  Herzogs  Christian  von  Mecklenburg*)  und 
der  ihm  angeblich  vom  Kaiser  ertheilteu  Dispensation. 

5)  was  bei  der  Erfurter  Achtsache  zu  thun. 

6)  wegen  Klagen  evangelischer  Unterthanen  im  Stift  Bamberg. 
£s  wurde  beschlossen^): 

ad  1.     Wegen    der    evangelischen    kaiserlichen    Erbunterthanen    solle 
K.Sachsen   durch   eine  Deputation  aufgefordert  werden,   persönlich  dem 


^)  CoDclusum  vom  30.  März/9.  April  1664  (Londorp  IX  S.  251.  Pachner 
V.  Eggenstorff  IS.  82).  Die  InstriiktioD  für  den  Reichskriegsrath  vom  17./27.  März 
Londorp  IX  S.  244  ff. 

^  8.  die  betreffenden  kaiserlichen  Decrete  vom  31.  und  27.  März  1664. 
Pachner  v.  Eggenstorff  I  S.  79.  85. 

^)  S.  Gemeiner  I  S.  173. 

*}  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  646. 

')  S.  diese  Bescbiüsse  (d.  Regensburg  28.  März  (?),  dict.  4./ 14.  Mai  1G64) 
bidi  V.  Scbaurotby  Vollständige  Sammlung  aller  Conclusorum,  Schreiben  und  an- 
dt^rer  übrigen  Verhacdiungen  des  bochpreisslichen  Corporis  Evangelicorom  I. 
S.  Öl8. 


L 


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ZaBammenkaoft  der  EvaDgeliecheo.  237 

Kaiser  zuzureden,  dass  dasjenige  erbalten  werde,  was  dem  Instr.  pacis 
gemäss  sei^). 

ad  2  und  3.  Die  Reiehsbofrathsordnong  sei  durcbzugeben,  die  nöthigen 
monita  zu  verfassen  und  bernach  eines  gewissen  zu  yergleicben  und  zu  be- 
obachten, dass  solcbe  Ordnung  zu  wirklieber  Observanz  komme.  Inzwiscben 
solle  K.Mainz  ersuebt  werden,  mit  der  beabsiebtigten  Visitation  einzubalten. 

ad  4.  Wegen  des  Herzogs  C brist ian  von  M ekle nburg  solle  durch 
die  Deputierten  mit  K.  Sachsen  vertraulich  communiciert  werden,  dass  den 
Evangelischen  dadurch  nichts  beschwerliches  zustehen,  sondern  das  ausge- 
wirkte kaiserliche  Decret  wieder  cassiert  werden  möchte^,  hernach  solle 
auch  mit  dem  französischen  Gesandten  Gravel  daraus  geredet  werden. 

ad  5.  An  die  Stadt  Erfurt  wolle  man  ein  bewegliches  Schreiben 
abgehen  lassen,  um  sie  zur  Parition  zu  ermahnen,  worin  aber  der  wider  sie 
gebrauchte  Process  nicht  zu  billigen. 

ad  6.  Wegen  der  evangelischen  Unterthanen  im  Stift  Bamberg 
könne  die  von  ihnen  verlangte  Kommission  nrgiert  werden. 

K.Sacbsen  ist  gestern,  der  Bischof  von  Münster  vor  eHugen  Tagen 
abgereist,  Feldm.  Sparr  gebt  beute  zu  Wasser  nach  Wien. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
15./25.  April  1664. 

[unterhalt    der    Reichsgeneralitat.      KaiBerliche    Bestätigaog    des    Testamentes 

des  Kf.] 

Ges.  haben  im  Fürstenrath  umständlich  vorgestellt,  warum  Ef.  seine  25.  April. 
Truppen  zu  der  kaiserlichen  Armee  hat  stossen  lassen,  und  dass  ihm  daher 
nicht  zngemuthet  werden  könne,  zu  Unterhaltung  der  Kreis-Generalität, 
Anschaffung  des  Proviants  und  dergl.  etwas  zu  contribuieren.  Die  Kreis- 
stände sehen  ein,  dass  ihnen  der  Unterhalt  der  Generalität  und  vieler  an- 
derer Dinge  sehr  schwer  fallen  dürfte,  aus  welchen  Ursachen  und  Unge- 
wissbeiten  das  ganze  Werk  stecken  bleibt. 

Die  vom  Kf.  über  seine  inter  serenissimos  filios  aufgerichtete  Dispo- 
sition ')  begehrte  Confirmatiou  durch  den  Kaiser  wird  in  wenigen  Tagen, 
wie  ihnen  zugesagt  worden,  ausgestellt  werden. 


^)  S.  (las  deswegen  an  den  Kaiser  gerichtete  Schreiben  der  Evangelischen 
Staude,  d.  Begensburg  13.  April  1664,  v.  Schanroth  II  S.  19. 

')  S.  das  Schreiben  derselben  von  demselben  Datum,  v.  Schaaroth  II 
S.  172. 

>)  Das  Testament  des  Kf.  vom  23.  März  1664,  die  kaiserliche  Bestätigang 
ist  vom  29.  April  1664  datirt,  s.  Droysen,  Das  Testament  des  Grossen  Kur- 
fürsten S.  9  (Gesch.  der  Pr.  Pol.  IV  4  S.  133). 


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238  I^or  AnfaDg  des  BegeDsburger  Beicbstages. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
22.  April/2.  Mai  1664. 

[HiDziehuDg  der  Jägerndorfer  Sache.    Die  schwedische  Belehonng.] 

2.  Mai.  Iq  der  Jägerndorfschen  Sache  geschieht  trotz  aller  ihrer  Bemühuo 

gen  nichts,  es  ist  den  kaiserlichen  Ministern  damit  kein  Ernst  and  sie 
suchen  nur  diese  Sache  anfznschieben.  Die  Schwedischen  Gesandten 
haben  ihnen  eine  Abschrift  des  Lehnbriefs  mitgethcilt,  die  Investitur  selbst 
soll  anf  heute  angesetzt  sein. 

In  den  Collegien  ist  bisher  yornehmlich  von  Unterhalt  der  Generalität, 
Besetzung  des  Generalstabs  und  der  Eriegskanzlei  verhandelt  worden*). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
26.  April/[6.  Mai]  1664. 

[Beilegung  der  Erfurter  Sache.] 

6.  Mai.  Der  Rath  von  Erfurt  hat  in  einem  Schreiben^  um  seine  Cooperation 

gebeten,  damit  die  Stadt  wieder  aus  der  Acht  erledigt  werde.    Ges.  sollen, 

.wenn  diese  Sache  vorkommen  sollte,  sich  derselben  annehmen  und   dahin 

wirken,  dass  sie  gütlich  beigelegt  werde,  insonderheit  aber  dabei  in  Acht 

nehmen,  dass  K.Mainz  dadurch  nicht  disgustiert  werde. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
29.  April  /  9.  Mai  1664. 

[Eioführang  Portias.    Die  neuen  vota.    Besolatioo  wegen  Jägerndorfs.     Schwe- 
dische BelehnuDg.]  1 

9.  Mai.  Fürst  Portia  hat   die  begehrte  Session   erlangt')  und  ist  vom  Erz^ 

bischof  von' Salzburg  in  den  Fürstenrath  eingeführt  worden;  es  werden 
so  viel  neue  vota  gesucht^),  dass  man  sich  nicht  wohl  darin  schicken  kann, 
und  es  dürfte  aus  Inclination,  Freundschaft,  gegenwärtigem  oder  künftigem 
Interesse  fast  allen  gefügt  werden,  ob  zwar  viel  nützlicher  wäre,  die  vota 
zu  verringern  und  zu  contrahieren.    Wenn  noch  mehrere  recipiert  werden 

1)  S.  Gemeiner  I  S.  176ff. 

>)  d.  14./24.  April  1664  s.  unten  Abschn.  6. 

^     S.  Gemeiner  I  S.  162.      ^ 

*)  Vgl.  die  Relation  vom  18./28.  März  oben  S.  233.  Die  kaiserlichen  Decrete 
betreffend  die  Admission  von  E.Cöln  und  Herzog  Jalius  Heinrich  von 
Lanenburg  für  Engern  und  Westfalen  (d.  25.  April)  und  von  Münster  für 
Stromberg  (d.  2.  Juli  1653,  dict.  Regensburg 5.  Mai  1664)  bei  Pachner  v.Eggen-: 
Btorff  I  S.  90.  92. 


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Kaiserliche  Resolation  wegen  Jagerndorf.  239 

sollten,  erkläreo   etliche  Häuser,  sich  garnicht  mehr  dnrcb  majora  binäeQ 
lassen  za  wollen. 

InderJägerndorfschen  Sache  haben  sie  endlich  beifolgende  kaiserliche 
Resolntion  *)  erhalten,  darinnen  nurten  die  vor  diesem  gebotene  Summe, 
von  welcher  man  anfänglich  alhier  nichts  wissen  wollte,  agnosciret 
und  confirmiret  wird.  Wir  haben  zwar  ein  mehreres  gewünscht  und 
die  Restitution  des  Landes  prätendiret,  weil  aber  keine  andere  Re- 
solution zu  erhalten  gewesen,  haben  wir  diese  uns  zugeschickte  — 
angenommen,  und  stunden  gar  nach  so  langem  Verzug  in  Furcht,  man 
werde  uns  ohne  alle  Antwort  lassen. 

Am  25.  haben  die  Schwedischen  Gesandten  die  Reichsbelehnnng 
empfangen^),  am  folgenden  Dienstag  Dänemark  die  über  Holstein. 

Der  Kaiser  ist  gestern  nach  Linz  abgereist^).  K.Mainz  wird  anch  in 
3 — 4  Tagen  abreisen. 


*)  d.  Ratisbonae  6.  lAaii  1664:  »Der  Rom.  Key.  auch  zu  HangarD  and  Bo- 
bemb  Kooigl.  Majestät,  unserm  allergDädigsten  Herrn  ist  ausführlich  vorgetragen 
worden,  was  bei  deroselben  H.  Conrad  Aschen  von  Mahrenholtz  und  H. 
Gottfried  von  Jena  auf  gnädigsten  Befehl  Ihrer  Churf.  Durchl.  zu  Branden- 
burg wegen  des  Fürstenlhumbs  Jagerndorff  angebracht,  seiot  auch  böchstbesagter 
Ihrer  Key.  und  Königl.  Maj.  die  vielfältig  und  hocherspriessüche  Dienste,  welche 
dero  hochlöbl.  Ertzhaus  Ihre  Churf.  Durchl.  und  dero  hochgeehrte  Vorfahren 
ganz  rühm-  und  annehmlich  geleistet  und  noch  weiters  zu  leisten  vermögen,  wohl 
bekannt,  welche  ansehnliche  merita,  gleich  wie  Ihre  Key.  und  Konigl.  Maj.  zu 
dero  danknehmigen  Gemäth  ziehen  und  hoch  estimiren,  also  hätten  Sie  auch  wün- 
schen mögen,  Selbe  mit  der  hiebevor  vertrösteten  Erkantnuss  der  einroalhundert 
und  achtzigtausend  Reichsthaler  zu  begegnen  und  Ihro  Durchl.  mit  der  Bezah- 
lung an  die  Hand  zu  gehen.  Es  ist  aber  Ihro  Durchl.  selbst  wohl  bekannt  und 
menniglich  vor  Augen,  in  was  kummerhaften  Zustand  Sie  sich  leider  der  Zeit 
befinden  und  nit  allein  dero  Cammergefäil  aufs  höchste  erschöpfet,  sondern  auch 
seithero  des  Welitzkischen  Salzes  Mittel  Ihro  entfallen  und  dergestalt  wider 
Ihren  Willen  und  Zuversicht  dasjenige  zu  prästiren  nicht  vermögen,  wessen  Sie 
sich  hiebevor  gegen  Ihre  Durchl.  vernehmen  lassen.  Haben  derohalben  zu 
Deroselben  das  gnädig  freundoheimliche  Vertrauen,  Sie  diese  so  beschwerliche 
Zeit  selbst  erwägen  und  in  dessen  Ansehung  in  gutwilliger  Geduld  stehen  wer- 
den, mit  dieser  Versicherung,  dass  sobald  Sie  die  hierzu  erforderte  Mittel  haben 
wurden,  Sie  die  hievorige  willfahrige  Erklärung  berührter  Summen  Bezahlung 
ins  Werk   setzen  und  sich  dergestalt  bezeigen  wollten,  dass  Ihro  Durchl.  Ihrer 

Key.  Maj.  Affection  und  dankbares  Gemüth  in  der  That  verspüren  sollen. ** 

In  seinem  Schreiben  an  den  Kf.  (d.  Regensburg  7.  Mai  1664)  bezieht  sich  der 
Kaiser  auf  diese  Resolution  und  ersucht  Kf.*.  „bei  jetzigen  kummerhaften  Zu- 
stand sich  hierinuen  von  Selbsten  finden  und  wegen  Werkstelligmachung  unserer 
hievorigen  willfahrigen  gnädigsten  Erklärung  noch  in  etwas  in  Geduld  stehen*' 
zu  wollen. 

«)  S.  oben  Abschn.  3  S.  102. 

^  S.  Diar.  Europ.  XI  S.  226. 


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240  4-     ^^^  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

Der  Kanzlist  Preasse  geht  heute  mit  der  vom  Kaiser   confirmierten 
Disposition^)  nach  Berlin  zurück. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.   D.  Regensburg  5./15.  Mai  1664. 

[Verhandlangen  des  Earfürsten  von  Mainz  and  des  schwedischen  Gesandten  mit 

Pfalz-Nenbarg  ] 

15/ Mai.  Zu  Pfalz  Neu  bürg,  welcher  sieb,  um  den  Kaiser  zu  Straubing  auf- 
zusuchen, in  der  Nähe  in  einem  Kloster  aufgehalten  hat,  sind  K.Mainz 
und  der  schwedische  Gesandte  Schnolski  gefahren  und  haben  mit  dem- 
selben, wie  sie  den  Ges.  mitgetheilt,  wegen  des  Jülichschen  Religions- 
streits und  des  Westfälischen  Kreisdirectoriums  geredet;  der  Pfalzgraf 
hat  erklärt,  er  sei  an  dem  Vorgegangenen  nicht  Ursache^  ein  Beamter') 
hätte  über  Befehl  gehandelt,  sei  auch  dafür  bestraft  und  des  Dienstes  entr 
setzt.  £r  wäre  geneigt ,  das  Religionswesen  auf  ein  gewisses  und  bestän- 
diges kommen  zu  lassen,  und  würde  das  Directoriutn  nicht  eher  yerwilligen. 
K.Mai  DZ  bittet,  Kf.  möchte  es  nur  noch  jetzt  in  statu  quo  auf  ein  Interim 
lassen  und  nicht  ferner  zu  einer  oder  anderen  Execution  schreiten,  damit 
die  Sache  dadurch  nicht  schwerer  würde;  auch  die  Pfalz-Neuburgischen, 
mit  denen  sie  wegen  der  Sache  geredet,  und  der  Schwedische  raten, 
alles  vorläufig  in  dem  jetzigen  Zustande  zu  lassen,  bis  entweder  die  Inter- 
position  oder  die  Kommission  zum  Ende  gelange. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D,  Cöln 
11./21.  Mai  1664 

[aaf  die  Relation  vom  29.  April/9.  Mai.    Die  neuen  vota.    Beitrag  zu  dem  Unter- 
halt der  Generalität  and  der  Artillerie.    Die  kaiserliche  Resolotion  in  der  Jägern- 

dorfer  Sache.] 

21.  Mai.  Wegen  der  gesuchten  neuen  vota  (ausgenommen  Querfurt)  sollen 
Ges.  auf  die  Inconvenientien,  welche  aus  Multiplication  derselben  entstehen, 
und  wie  durch  dieselben  dem  Reich  so  garkein  Nutzen  zuwachsen  würde,  hin- 
weisen. Wenn  anderen  neue  Sessiones  zugestanden  würden,  so  behalte  sich 
anch  Kf.  vor,  dergleichen  wegen  der  Neu  mark,  der  Stifter  Brandenburg 
Havelberg  undLebus  und  der  Grafschaften  Ruppin  und  Vierraden 
zu  suchen. 

Was  andere  Kur-  und  Fürsten  zu  den  Unterhalt  des  Kriegsrats 
und  der  Artollerie  verwilligen,  lassen   wir  dahin  gestellet  sein,   Ihr 

1)  S.  oben  S.  237. 

^  Rautenstein.  S.  oben  S.  214.  217.  219. 


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Die  Denen  vota,  die  Erfurter  nnd  Bremer  Sache.  '  241 

aber  habt  Euch  dazu  nicht  zu  erklären,  sondern  uns  die  freie  Hand, 
ob  wir  dazu  etwas  geben  wollen  oder  nicht,  vorzubehalten. 

Mit  der  Keyserl.  Resolution  wegeii  Jägerndorff  können  wir  nicht 
zufrieden  sein,  ^eil  aber  nach  Abreise  Ih.  K.  M.  bei  gegenwärtigem 
Reichstage  dabei  schwerlich  ein  mehreres  wird  können  gethan  werden, 
als  werden  wir  die  Notturft  desshalb  sonst  beobachten  lassen.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfttrsten.     D.  Regensburg 
20./30.  Mai  1664. 

(Die  Denen  vota.    Die  Erfnrter  Sache.    Beschwerden  Bremens  aber  die  Schwe- 
dische Regiernng.] 

Durch  ihre  and  der  meisten  anderen  Weltlichen  Bemübangen  ist  es  80.  Mai. 
dahin  gebracht  worden^  dass  die  neuen  prätendierten  sessiones  et  vota,  aas- 
genommen Qnerfurty  Salzbach  und  Lorsch^  verschoben  worden  sind, 
sie  haben  es  aber  nicht  verhindern  können,  dass  aach  C ammin,  obwohl  es 
sich  bei  demselben  nur  um  den  ihb  za  assignierenden  Ort  handelt,  den 
übrigen  gleichgestellt  worden  ist. 

Za  Anschaffang  and '  Unterhaitong  der  Aitillerie  ist  wegen  des  Kf. 
nichts  verwilligr,  sondern  die  Sache  von  ihnen  so  beobachtet  worden,  dass 
als  diejenigen  Stände,  welche  hiezu  contribuieren ,  specificiert  worden,  Kf 
darnnter  nicht  befindlich  gewesen. 

Von  der  Stadt  Erfurt  Acht  ist  es  eine  Zeit  lang  ganz  still  gewesen, 
man  hört  von  keiner  Handlang,  welche  hier  vorgenommen  werden  sollte, 
auch  von  dem,  was  zwischen  E.Mainz  and  K.Sachsen  hier  deswegen  ab- 
geredet sein  mag,  ist  keine  weitere  Nachricht,  als  dass  K.Sachsen  den  zu 
ihm  namens  der  evangelischen  Stände  abgeschickten  Depntierten  versichert 
hat,  dass  von  K.Mainz  der  Religion  in  der  Stadt  kein  Nachtheil  zugezo- 
gen werden  würde,  dass  aber  ein  Reichsstand  sein  Recht  prosequiere, 
könne  mau  demselben  nicht  verdenken. 

Die  Fürstlichen  haben  jetzt  die  vom  kurfürstlichen  Collegio  projec- 
tierte  beständige  Capitulation  unter  Händen  und  stellen  in  Aassicht,  dass 
sie  bald  mit  ihren  monitis  dazu  fertig  sein  wurden. 

Die  Stadt  Bremen^)  beschwert  sich  beim  Kaiser  über  die  Schwe- 
dische Regierung,  dass  diese  der  Stadt  Gefälle  in  den  unter  schwedischer 
Territorialhoheit  stehenden  Dorfschaften  arrestiert,  weil  sie  ihr  Contingent 
an  der  Contribution  nicht  zu  der  Landkasse  geliefert;  ferner  darüber,  dass 
sie  trotz  zweier  kaiserlicher  Decrete  nicht  im  Niedersächsischen  Kreise  ad 


*)  S.  Dnntse,- Qesch.   der  freien  Stadt  Bremen  IV  S.  138.  146  und  unten 
den  Abscbo.  über  die  Bremischen  Handel. 

Mater,  z.  Gescb.  d.  G.  Karfursten.    ZI.  IG 


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242  ^-    Der  Anfang  des  Regeusbarger  Reichstages. 

Yotum  et'  Sessionen)  zugelassen  worden,  der  Kaiser  will  wieder  in  dieser 
Sache  ein  Gutachten  der  Kurfürsten^)  fordern. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
7./ [17.]  Juni  1664. 

[Beförderung  der  Tärkenhulfe.  Wegen  Beilegung  der  Streitigkeiten  mit  Pfalz-Neu- 
burg erwartet  Ef.  Vorschläge.) 

17.  Juni.  Da  man  mit  den  Berathungen  über  die  Reichsdefension  gegen  die 
Türken  noch  immer  nicht  zu  Ende  gekommen  ist,  sollen  Ges.  sich  der  Be- 
förderung der  Sache  annehmen,  wobei  dann  das  Absehen  nicht  blos  auf 
dieses  Jahr,  sondern  auch,  weil  leider  der  Frieden  mit  den  Türken  in  so 
kurzer  Zeit  nicht  zu  hoffen,  auch  darauf  zu  richten  sein  wird,  wie  es  ins- 
künftige  und  zwar  so  lange  der  Krieg  währet  zu  continuieren,  und  dass 
man  auch  von  Zeit  zu  Zeit  recrutiere. 

'In  der  Westfälischen  Directions*  und  J  ül  Ichs  che  n  Religionssache 
sieht  er  nicht,  so  lange  keine  Vorschläge  geschehen,  wie  er  ihnen  weitere 
Information  oder  Vollmacht  geben  könne,  doch  hat  er  an  seinen  C le- 
vis eben  Statthalter  und  Regierung  geschrieben  und  ihr  Gutachten,  wie 
aus  der  Sache  zu  kommen  und  was  für  Mittel  und  Vorschläge  sich  dazu 
finden  möchten,  gefordert,  unterdessen  sollen  Ges.  denen,  welche  sich 
zur  Interposition  erbieten,  dafür  Dank  sagen  und  sie  bitten,  ihre  Vorschläge 
zu  eröffnen. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
10./ 20-  Juni  1664. 

20.  Juni.  Es  wird  jetzt  über  die  Instruktion  des  Reichsfeldmarschalls,  des  Reichs- 
kriegsraths  und  der  Directoren  desselben  berathschlagt '),  dann  soll  darüber 
verhandelt  werden,  wie  lange  diese  Reichshülfe  dem  Kaiser  zu  leisten  sei  ^). 


0  lieber  das  frühere  Gutachten  der  Kurfürsten  in  dieser  Bremischen  An- 
gelegenheit 8.  oben  Abschn.  1  S.  33  f.  und  55. 

^  S.  Oemeiner  I  S.  19ü.  Die  Instruktion  für  die  Reichskriegsrathsdirek- 
toren  d.  22.  Juni  1664  Londorp  IX  8.  264.  Pachner  v.  Eggonstorff  I 
S.  111  ff. 

*)  Ef.  erneuert  in  Bezug  darauf  (d.  Cöln  21.  Juni/1.  Juli  1664)  seine  In- 
struktion vom  7./17.  Juni,  dass  wegen  der  Dauer  der  Hälfe  keine  bestimmte  Zeit 
festzusetzen,  sondern  dieselbe,  so  lange  der  Krieg  dauere,  zu  leisten  und  von 
Zeit  zu  Zeit,  namentlich  im  nächsten  Herbst,  zu  ergänzen  sei. 


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Bevorstehende  Auflösung  des  Reichstages.     Wahlcapitulation.         243 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
24  Juni /4.  Juli  1664. 

[  Wahlcapitulation.] 

Die  Gapitolation  ist  von  den  weltlichen  Fürstlichen  wieder  dnrcbge-  4.  Juli, 
gangen  und  nach  ihrer  Meinung  eingerichtet  und  darauf  den  geistlichen 
übergeben  worden,  um  deren  Willen  ebenso  zu  vernehmen.  Dieselben  wer- 
den hente  dazu  zusammenkommen  und  haben  auch  Ges.,  die  als  Isurfürst- 
liehe  von  den  Weltlichen  nicht  gerufen  worden  waren,  eingeladen;  einer  von 
ihnen  wird  sich  auch  dort  einfinden.  Das  jus  adcapitulandi,  welches  das 
kurfürstliche  CoUeg  sich  reserviert,  ist  in  dem  von  den  Weltlichen  ge- 
machten Aufsatz  g^anz  ausgelassen  worden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
5./15.  Juli  1664. 

[Angebliche  Absicht,  den  Reichstag  aufzulösen.] 

Er  theilt  ihnen  mit,  was  K.Pfalz  an  ihn  wegen  Aufhebung  des  Reichs-  16.  Juli, 
tages   und  dass  derselbe  in  einen  Deputatioustag  möge  verändert  werden 
gebracht,  sowie  seine  Antwort  darauf  und  ein  darauf  bezügliches  Schreiben 
an  K.Sachsen ^).    Sollte  etwas  wegen  Dissolntion  des  Reichstages  vor- 
kommen, so  sollen  sie  sich  nach  seiner  dort  ausgesprochenen  Meinung  richten. 


G.  V.  Jena')  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
15./ 25.  Juli  1664. 

(auf  das  Rescript  vom  5./15.  Juli.     Berathungen  der  Geistlichen  über  die  Wahl* 

capitulation.] 

Es  soll  daftkin  getrachtet  werden,  dass   die  etwa •  beabsichtigte  Disso- 25.  Juli. 
Intion  des  Reichstages  verhütet  bleibe,  oder  aber,  wenn  ein  Deputationstag 
beliebt  würde,  solcher  ohne  alle  Trennung  angetreten,  auch  die  Reise  der  Ge- 
sandten von  hier  auf  Nürnberg  oder  Augsburg  unerwartet  eines  neuen 
Ansschreibens  gerichtet  und  die  Handlungen  daselbst  fortgesetzt  werden. 

Die  Instrulstionen  für  den  Reichslsriegsrath,  den  Feldmarschall  und  die 
General- Commissarien  sind  jetzt  fertig');  inzwischen  haben  die  Verhand- 
lungen über  die  Capitulation  von  selten  der  geistlichen  und  einiger  welt- 
lichen Stände,  welche  von  den  Weltlichen  vorher  ausgeschlossen  waren, 
begonnen. 

')  Diese  Schreiben  liegen  den  Akten  nicht  bei. 
*)  V.  Mahrenholtz  war  wieder  nach  Halberstadt  verreist. 
')  S.  über  diese  langwierfgen  Verbandlungen  Gemeiner  I  S.  205 ff. 

16* 


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244  *         4.    Der  Anfang  des  Regensburger  Reichstages. 

.  Man  hat  auch  dort  das  von  den  Kurfürstlichen  abgefasste  Project  zu 
Grunde  gelegt,  gleich  über  das  Prooemium  aber  waren  die  Meinungen  sehr 
verschieden,  schliesslich  hat  die  Majorität  sich  für  die  Fassung:  ,,So  ist  ein- 
mal ein  Project  derselben  vom  Churf.  Collegio  abgefasst,  in  allen  dreien 
Käthen  für  Hand  genommen,  berathschlaget  und  endlich  erdeutete  CapitA- 
lation  erkläret  worden,  wie  folgt,^  entschieden. 

Wegen  Rekrutierung  der  Reichsarmee  ist  einmüthig  beschlossen  wor- 
den^), dass  alle  Stände  deq  Abgang  ihres  Contingents  an  Mannschaft 
spätestens  bis  Mitte  September  aus  eigenen  Mitteln  zu  recrutieren  schuldig: 
sein  sollen. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
22.  Juli  / 1.  August  1664. 

[Oesuch  des  Kaisers  um  Beihülfe  zur  Artillerie.   YerhandlaDgeD  der  Geistlichen 
über  die  Wahlcapitulatioo.] 

l.Aug.  Nachdem  es  mit  den  Instruktionen  und  Rekruten  seine  Richtigkeit  er- 

langt, ist  materia  assistentiae  fast  gänzlich  abgethan.  Doch  lässt  der  Kai- 
ser nun  wieder  um  etliche  Römermonate  zu  Anschaffung  und  Einrichtung  ei- 
ner nöthigen  Artillerie  anhalten ').  Die  Alliierten  wollen  sich  hierin  gänzlich 
eximieren,  weil  sie  deswegen  mit  dem  Kaiser  einen  besonderen  Vertrag 
gemacht,  auch  manche  andere  Stände  zeigen  wenig  Neigung,  dazu  zu  con- 
tribuieren;  Ges.  wollen  nach  ihrer  Instruktion  dahin  arbeiten,  dass  dem 
Kaiser  zu  diesem  hochnöthigen  Dinge  ein  Zuschub  geschehe.  Bei  den 
weiteren  Verhandlungen  wegen  der  Capitulation  hat  namentlich  der  Passus 
wegen  der  Wahl  eines  römischen  Königs  bei  Lebzeiten  eines  Kaisers  grosse 
Schwierigkeiten  gemacht,  die  Majorität  der  Geistlichen  hat  beschlossen, 
diese  Frage  vorläufig  auszustellen.  Diese  Verhandlungen  zeigen,  dass  die 
meisten  Fürsten  entweder  das  Recht  des  kurfürstL  Collegii  zu  schmälern 
oder  das,  was  ihnen  zu  gute  in  der  entworfenen  Capitulation  enthalten,  auf 
Rechnung  zu  nehmen  und  nach  und  nach  mehr  an  sich  zu  z|jehen  gedenken. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Eegensburg 
29.  Juli/ 8.  August  1664. 

[Qesuch  Erfurts.    Glückliche  Kämpfe  bei  Parkan  und  au  der  Raab.] 

8.  Aag.  Wegen  der  Stadt  Erfurt  hat  sich  einer  bei  ihnen  angemeldet  und 

das  instrumentum  paritionis  und  ein. Memorial  übergeben,  worin  der  Rath 
die  Gesandten  ersucht,  nachdem  nun  die  Einführung  der  Gebetsformel 
erfolgt  sei,  sich  zu  Gunsten  der  Stadt  zu  verwenden  und  auch  bei  Ef.  ihre 

0  Dict.  23./13..Juli  1664.     Pachner  v.  Egg^nstorff  I  S.  125. 
2)  S.  Gemeiner  I  S.  218  ff. 


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WahlcapitalatioD.     Glückliche  Kämpfe  gegen  die  Tarken.  245 

Sache  za  recommendiereo.  Er  hat  geantwortet,  Kf.  hätte  sich  deswegen 
schon  beim  Kaiser  verwendet  und  hätte  aach  der  Gesandtschaft  dem  ent- 
sprechende Befehle  1)  ertheilt. 

PS.  Der  Erzbischof  von  Salzburg  hat  ihm  gestern  Abend  noch 
spät  eben  eingetrofifene  Briefe  des  Kaisers  mitgetheilt,  welche  melden,  dass 
General  de  Souches  Barchan  erobert  und  die  Donaabrücke  bei  Gran 
zerstört'),  und  dass  die  conjungierte  Armee  die  Türken,  welche  mit  ganzer 
Macht  die  Raab  haben  passieren  wollen,  nach  langem  Gefecht^)  glücklich 
zurückgetrieben  und  einige  Tausend  erschlagen  habe. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  2./ 12.  Augast  1664 

[BewilliguDg  der  Beibülfe  zur  Artillerie.     Wahrung  der  Rechte  der  Kurfürsten.] 

Kf.  befindet  für  billig,  dass  dem  Kaiser  wegen  der  Artillerie  von  den  12.  Aug. 
Reiehsständen,  aber  ebenso  auch  von  den  Alliierten  mit  einigen  Römer- 
monaten an   die  Hand  gegangen  werde;  in  betreff  der  Höhe  des  Beitrages 
sollen  sie  sich  nach  den  Vorsitzenden  im  kurfürstl.  Colleginm  richten. 

In  betreff  der  Capitulation  findet  Kf.,  dass  man  nunmehr  den  Kurfürsten 
recht  ans  Herz  greife,  indem  man  ihnen  die  freie  Wahl  eines  römischen 
Königs  vivente  imperatore  zu  entziehen  und  selbige  allen  Ständen  gemein 
zn  machen  gedenkt^  Ges.  haben  bei  ihrem  Widerstände  dagegen  zu  behar- 
ren, da  hierin  der  Kurfürsten  Recht  kl^r  durch  die  Observanz  bestätigt 
ist.  Kf.  könne  daher  die  Aussetzung  dieses  Punktes  nicht  verwilligen,  es 
sei  denn,  dass  in  den  Reichsabschied  gesetzt  würde,  man  hätte  sich  über 
diesen  Punkt  nicht  vergleichen  können  und  die  Kurfürsten  hätten  sich  ihr 
Recht  vorbehalten. 


G.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regeüsburg 
5./ 15.  August  1664. 

.  [BecrutieruDg.    Beitrag  zur  Artillerie.    Verpflichtung  der  Landstande  zu  den 
LegatioDskosten  beizutragen.     Erklärung  Oravels.] 

Die  Recrutiernng  ist  bewilligt,  die  Mannschaft  soll  Mitte  September  in  15.  Aug. 
Ungarn  sein.    Gott  gebe,   dass   die  Zeit  besser,   als  verwichen,   mit  der 


1)  S.  das  Rescript  vom  26.  April/6.  Mai  oben  S.  238.  Kf.  weist  darauf  die 
Gesandten  (d.  Cöln  9./19.  August  1664)  an,  in  betreff  dieser  Erfurter  Angelegenheit 
die  Meinung  der  anderen  Kurfürstlichen,  namentlich  von  K.Mainz  zu  sondieren. 

*)  S.  darüber  unten  Abschn.  5. 

^  Gemeint  ist  die  Schlacht  bei  St.  Gotthard  am  I.August  1664.  S.  das 
Schreiben  des  Kaisers  andenErzbiecbofvon  Salzburg  (d.  Wien  4.  August  1664) 
und  die  Relationen  des  Markgrafen  Leopold  von  Baden  (d.  Fürstenfeld 
4.  August  1664)  und  des  Grafen   Hobenlobe  (d.  Feldlager  bei   St.  Gotthard 


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246  ^'     ^^f  Anfang  des  Regeosburger  Ruichbtages. 

Reichbhülfe  beobachtet  werde,  ein  Theil  der  Kreise  hat  die  Ihrigen  erst  im 
Juli  oder  gar  im  Angnst  geliefert,  von  manchen  Mannschaften  wird  wohl 
wenig  oder  garnichts  übrig  sein,  daher  wird  die  Recrutierong  sehr  schwer 
fallen  und  wohl  nicht  viel  anders  als  anf  eine  neue  Leistung  des  tripli 
aaslanfen. 

Nachdem  das  Korfürstencollegiom  schon  am  6./ 16.  Mai  sich  zu  8  Rö- 
mermonaten als  Beihülfe  zur  Artillerie  erboten,  hat  jetzt  anch  die  Majorität 
des  Fürstenrathes  beschlossen  i),  dem  Kaiser  dazu  einen  Beitrag  za  leisten. 

Ebenfalls  ist  beschlossen  worden^),  dass  die  Landstände  nnd  Unter- 
thanen  die  Legationskosten  zu  Reichs-,  Deputations-  und  Kreistagen  mit- 
tragen sollen. 

Der  französische  Gesandte  Gravel  hat  neulich  gegen  Jena  erwähnt, 
dass  die  Tractateu  zwischen  denl  Könige  und  dem  Kf.  den  Schloss  er- 
reicht') nnd  er  den  Befehl  hätte,  wenn  Sachen,  des  Kf.  Interesse  betreffend, 
vorkämen,  solche  von  seiten  seines  Königs  za  secandieren^). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten    D.  Regensburg 
12./ 22.  August  1664. 

[Beitrag  zar  Artillerie.    Erklärung  der  Alliierten.] 

22.  Aog.  Wegen  der  Artillerie  ist  es  noch  nicht  zar  Re-  nnd  Correlation  ge- 

kommen, da  das  im  Fürstenrath  gemachte  Conclnsnm  mehr  eine  Erzählung 
unterschiedlicher  Meinungen,  als  ein  gleichstimmender  gewisser  Schluss  ist. 
Die  geistlichen  Fürsten  sind  noch  mit  der  Berathung  über  die  Wahl- 
capitulation  beschäftigt.  Punctus  gravaminum  et  restituendorum  bleibt  noch 
immer  cum  magno  gravamine  gravatorum  unangegriffen. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D,  Regensburg 
19./29,  August  1664. 

[Verhandlungeu  im  Farstenrath  über  GoDtinaaiion  der  Türkenhülfe.] 

29.  Aog.  üeber  die  Continuation  der  Hülfe  wider  den  Erbfeind»)  ist  im  Fürsten- 

rath eine  Umfrage  gehalten,  aber  sehr  ungleich  gestimmt  worden,   viele 

2.  Aagust  1664)  an  die  ReichstagsgesaodteD  Diar.  Europ.  XI  S.  423ff.  Lon- 
dorp  IX  S.  274ff. 

1)  8.  Gemeiner  I  8.  218 f. 

»)  S.  Gemeiner  I  S.219. 

^  S.  über  die  neaen,  zum  Abscblass  fahrenden  Unterhand langen  v.  Blamen- 
thals  in  Paris,  Jani  bis  Aagust  1664,  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  682 ff. 

«)  Ef.  weist  darauf  die  Gesandten  an  (d.  Göln  16./26.  Aagust  1664),  Gravel 
dafür  za  danken  and  zu  verBicbern ,  dass  auch  er  sich  werde  angelegen  sein 
lassen,  die  billigen  Interessen  des  französischen  Königs  zu  befördern. 

^)  S,  über  diese  Verhaüdlangen  Gemeiner  I  8.  221  ff. 


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WabIcapitalatioD.    ErfurtcTr  Sache.  247 

haben  die  EntscbeiduDg  darüber  noch  verschieben  wollen,  um,  wenn  der 
Kaiser  in  puncto  capitnlationis  und  sonst  ihnen  nicht  zu  Willen  wäre,  ihm 
die  Assistenz  entziehen  zu  können,  nnd  da  sie  fürchten,  dass,  wenn  es  mit 
dem  puncto  auf  etliche  gewisse  Jahre  seine  Richtigkeit  erlangte,  der  Reichs- 
tag werde  aufgelöst  werden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Oöln  29.  August  / 
[8.  September]  1664. 

[Behandlung  der  Wahlcapitulationssache.    Die  Erfurter  Angelegenheit.] 

Wegen  des  punctus  capitnlationis  hat  das  gesamte  kurfürstliche  Golle-  8.  Sept. 
gium  zu  verhüten  gewünscht,  dass  man  hierüber  zu  keinen  ordentlichen 
Deliberationen ,  noch  weniger  aber  zu  den  gewöhnlichen  Re-  nnd  Corre- 
lationen  kommen  möchte,  Ges.  sollen  also  danach  handeln  und  dahin  wirken, 
dass  man  sich  sonst  extraordinarie  wegen  der  monita  des  fürstlichen  Colle- 
ginms  vergleichen  möge. 

Die  Erfurter  Sache  findet  Ef.  so  beschaffen,  dass,  wenn  E.Mainz 
bei  seiner  Resolution,  die  Stadt  mit  Gewalt  zu  bezwingen,  verbleiben  sollte, 
daraus  leicht  ein  grosses  Feuer  im  Reich  angesteckt  werden  könnte.  Da- 
her hat  er  an  E.Mainz  geschrieben  und  Berlepsch  an  denselben  ge- 
schickt, um  ihn  von  der  vorhabenden  Expedition  abmahnen  zu  lassen  i). 
Ges.  sollen  inzwischen  mit  der  interessierten  Eur-  und  Fürsten  Abgesandten, 
als  Sachsen-Altenburg,  Weimar  und  Gotha,  aber  nicht  weniger 
mit  den  Egl.  Schwedischen  nnd  Braunschwe'igischen  und  Hessi- 
schen daraus  communicieren.  Sollten  dieselben  dahin  zielen,  dass  nomine 
imperii  an  E.Mainz  geschrieben  und  derselbe  davon  dehortiert  werden' solle, 
haben,  sie  solches  mit  zu  befördern. 


V.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regens- 
burg 2./12.  September  1664. 

[Berathaogen  und  Massregeln  der  Evangelischen  in  der  Erfurter  Angelegenheit.] 

In  den  gemeinen  Reichsgeschäften  ist  diese  ganze  acht  Tage  her  nichts  12.  Sept. 
gehandelt  worden^,  weil  glaubwürdige  Eunde  gekommen,  dass  E.Mainz 
Truppen  zusammengezogen,  zu  denen  auch  lothringische  Truppen  gestossen, 
um  die  Execution  an  £rfurt  zu  vollstrecken,  auch  würden  dazu  noch  et- 
liche tausend  französische,  um  Metz  stehende,  und  andere  Völker  erwartet. 
Dorch  diese  Zeitung  sind  die  evangelischen  Fürsten  bewogen  worden,  vor 
acht  Tagen»  26.  August/ 5.  September,  aus  der  gemeinen  Rathsstube  ab- 


')  S.  unten  Abschn.  6. 

^  8.  Gemeiner  I  S.  224  ff.    Kocher  I  S.  3d4f. 


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248  ^'    ^6f  Aofang  des  RegeDsburger  ReichstageB. 

zutreten  and  sich  in  der  Depntationsstube  allein  zu  versammeln,  dahin  auch 
Halber  Stadt  ans  dem  kurfürstlichen  Collegio  gerufen  worden.  Die  De- 
liberationen  sind  auch  Sonnabend  nnd  Sonntag  fortgesetzt  worden,  manche 
waren  der  Ansicht,  man  sollte  den  österreichischen  Gesandten  andeuten, 
dass,  wenn  der  Kaiser  diesem  gefahrdrohenden  Wesen  nicht  steuerte  und 
K.Mainz  zurückhielte,  die  evangelischen  Stände  den  Rath  nicht  mehr  be- 
suchen, keine  Recruten  schicken,  ja  ihre  in  Ungarn  stehenden  Vülker  zurüclc- 
rufen  würden;  Jena  aber  erschien  dies  noch  zur  Zeit  zu  heftig  und  er 
schlug  gelindere  Mittel  vor.  Darauf  wurde  für  gut  befunden,  davon  zu  ab- 
strahieren, und  geht  der  vom  Magdeburgischen  Directorio  abgefasste  Schluss  ^) 
dahin,  im  Namen  der  Evaogelischen  an  den  Erzbischof  von  Salzburg, 
H.  Gravel  und  an  die  österreichische  Gesandtschaft  gewisse  deputati 
abzusenden,  die  das  in  dem  coucluso  Enthaltene  remonstrieren  sollen. 

Am  Montag  liess  der  knrsächsische  Gesandte,  H.  Strauch,  alle 
evangelische  Kur-,  Fürst-,  Graf-  und  Städtische  in  sein  Quartier  laden,  wo 
auch  Mahrenholtz^)  sich  einfand.  In  seiner  Propositiou  wurde  des  Er- 
furter Wesens  specialiter  nicht  gedacht,  sondern  nur  generaliter  vorge- 
tragen, wie  ein  Theil  der  Augsbnrgischen  Religionsverwandten  schon  lange 
begehrt,  einen  solchen  Convent  zu  halten,  und  weil  nunmehr  der  punctus 
restituendorum  et  gravaminum  vorkommen  sollte,  da  auch  von  der  Visitation 
•und  Ordnung  des  Reichshofraths  zu  reden,  wollte  er  vernehmen,  was  die 
Stände  hiebei  oder  auch  sonst  zu  erinoern  hätten,  darauf  der  kurpfäi  zische 
sofort  auf  Erfurt  gefallen  nnd  ausgeführt,  wie  dieses  das  allerwichtigste 
sei,  dessen  Meinung  die  Nachstimmenden  gefolgt,  da  dann  das  bereits  ge- 
machte fürstliche  concli^um  in  Umfrage  gestellt,  welches  in  der  Hauptsache 
unverrückt  geblieben,  doch  vom  Knrsächsischen  Directorium  ein  conclusum') 
im  Namen  aller  obgedachter  Stände  aufgesetzt  worden.  Es  hat  sich  auch 
sonst  anfangs  der  Kursächsische  dieses  Dinges  gar  wenig  angenommen, 
vielleicht  aus  Mangel  der  Instruktion,  welches  mancherlei  Gedanken  er- 
weckt hat*).  • 

Ges.  haben,  obwohl  man  ihnen  sehr  angelegen,  die  deputationes  an  den 
Erzbischof  von  Salzburg  und  Gravel  «u  übernehmen,  sich  doch  ent- 
schuldigt und  sich  nicht  eben  sonderlich  interessieren  wollen,  da  ihre  In- 
struktionen sie  zu  nichts  mehr,  sls  geschehen,  anweisen»  Die  öster- 
reichische  Gesandtschaft  hat  Jena  ersucht,  dem  Convent  beizuwohnen, 
nm  zu  verhüten,  wenn  etwas  dem  gemeinen  Wesen  oder  der  Verfassung 
wider  den  Türken  Nachtheiliges  vorkommen  sollte. 


0  S.  CJooclusum  priocipam  EvaDgelicoram  d.  26.  Augast  1664  die  wegen 
der  Erfarter  Sache  vorzakehrende  Massregeln  betreffend,  v.  Schaoroth  I  S.  521. 

')  Derselbe  war  am  5.  September  wieder  nach  Regensborg  zurückgekehrt. 

^  S.  Relation  was  bei  gesamter  Evangel.  Stande  Zusammenkanft  den 
29.  Aagasti  1664  wegen  furhabender  Ch.  Mainzischer  Ueberziehung  der  Stadt 
Erfurt  furgekommen,  v.  Schaarotb  1  S.  523. 

^)  S.  über  K.Sachsens  Verhalten  iu  dieser  Erfarter  Angelegenheit  anten 
Abschn.  6.  •  * 


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Die  Erfarter  Aogelegenheit.  249 

Dienstag  und  Mittwoch  sind  darauf  die  deputati  bei  dem  Erzbischof 
YOD  Salzburg  und  der  österreichischen  Gesandtschaft  gewesen,  der 
£rzbi6chof  erklärte,  er  sei  darauf  nicht  instruiert,  hätte  auch  keine  Nach- 
rieht vom  Anmarsch  fremder  Truppen,  K.Mainz  gebe  die  besten  Versiche- 
rungen, er  wolle  aber  den  Vortragt,  den  er  schriftlich  begehrte  und  erhielt« 
dem  Kaiser  Yorstellen  nnd  die  Sache  recommendieren,  er  ermahnte  aber,  dar- 
über die  publicas  deliberationes  nicht  zu  unterlassen.  Die  österreichische 
Gesandtschaft  erwiderte  ähnlich,  erklärte,  dass  dieses  kein  ad  comitia  ge- 
höriges Ding,  Erfurt  kein  Stand  des  Reiches,  der  Kaiser  durch  die  Ca- 
pitulation  in  dergleichen  Processen  gebunden,  auch  sonst  an  diesem  Handel 
ganz  unschuldig  sei. 

Bei  Gravel  hat  die  Deputation  nicht  ausgerichtet  werd(;n  können,  da 
derselbe  sich  mit  Unpässlichkeit  entschuldigte,  worauf  beschlossen  wurde, 
ihm  etwas  schriftlich  zu  schicken  >),  mit  der  ßitte,  es  seinem  Könige  zu  re- 
commendieren. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regerisbarg 
9./ 19.  September  1664. 

[Die  Erfurter  Sache.] 

Die  Erfurter  Sache  hat  wieder  veranlasst,  dass  in  den  anderen  Ge-  19.  Sept. 
Schäften,  nichts  hat  gehandelt  werden  können,  di»  die  Gesandten  der  Augs- 
burgischen Confessionsverwandteu  Fürsten  coutinuierlicb  a  part  darüber  be- 
rathen  haben.  Am  30.  August  sind  im  Namen  derselben  Hal-berstadt,  * 
Würtemberg,  die  Fränkischen  Grafen  nnd  die  Städte  Regensburg 
und  Golmar  an  die  österreichische  Gesandtschaft  deputiert  worden, 
da  dann  von  Halberstadt  die  Sache  ausführlich  und  beweglich  vorge- 
stellt und  gebeten  worden  ist,  dieselbe  dem  Kaiser  schleunigst  zu  hinter- 
bringen und  zu  remonstrieren,  dass  mit  der  Execution  zurückgehalten, 
super  paritione  erkannt  und  auf  allen  Fall  auf  Mittel  gedacht  werden  möge, 
die  einer  und  ander  zu  apprehendieren  nicht  ürsach  hätte;  man  sei  durch- 
aus nicht  gemeint,  die  Rechte  von  K.Mainz  in  Zweifel  zu  ziehen.  Zu- 
gleich sind  von  der  gesamten  Augsburgischen  Confessions verwandten  Ge- 
sandten Schreiben')  an  den  Kaiser,  K.Maiuz,  die  Reichskriegsraths- 
directoren  und  einige  ausschreibende  Fürsten  gerichtet,  auch  an  Gravel 


^)  8.  denselben  und  die  darauf  von  dem  Erzbischof  von  Salzburg  ertheilte 
BesolutioQ  (d.  30.  August  1664),  bei  v.  Schauroth  I  S.  527  ff. 

')  S.  Indiculus  ratiooum,  qnae  Ohristianissimae  suae  Regiae  Maiestati  per- 
saadeant,  ut  non  tan  tum  ab  opprlmenda  civitate  Erfurtensi  regias  maaus  absti- 
nere  sed  et  Emin^ntissimo  d.  Electafi  Moguntino,  ut  civitati  parcat,  auotor  esse 
velit,  bei  v.  Schauroth  I  S. 538  ff. 

^  S.  dieselben,  sämtlich  datiert  Begensburg  3./[ld]  ^ptember  1664,  bei 
V.  Schauroth  I  S.öSOff. 


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250  4-     Doc  Anfang  des  Regensbnrger  Reichstages. 

Information  gegeben  worden.  Die  Aagsbargischen  Confessionsverwandten 
Fürstlichen  haben  auch  nnterschiedlich  an  die  Katholischen  gebracht  *)»  ^^^ 
die  Erfnrter  Sache  im  Fürstenrath  conjnnctim  deliberiert  werden  möchte, 
allein  dieselben  haben  sich  dazu  nicht  bequemen  wollen,  theils  vorschützend 
Mangel  an  Instruktion,  die  Sache  gehöre  nicht  ad  comitia,  sei  schon  an 
den  Kaiser  ausgebracht  und  stünde  erst  dessen  Resolution  zu  erwarten, 
theils  gaben  sie  auch  vor,  dass  jeder  Fürst  berechtigt  sei,  seine  Unter* 
thanen  zum  Gehorsam  zu  bringen,  und  würde,  wenn  sich  andere  daraus 
hielten,  keine  Weitläufigkeit  oder  Unruhe  im  Reiche  entstehen. 


Dieselben  an  den  Kurfttrsten.    D.  Regensburg 
16,/ 26.  September  1664. 

[Die  Erfurter  Sache.] 

26.  Sept.  Wegen  der  Erfurter  Sache  haben  die  Augsbargischen  Confessions- 
verwandten  Fürstlichen  auch  diese  acht  Tage  oft  berathen  und  haben  be- 
schlossen, dieses  Werk  sei  von  solcher  Wichtigkeit,  dass  es  vor  allen  an- 
deren in  den  drei  Reichsräthen  vorzunehmen  sei,  und  wird  das  Magdebur- 
gische Directorium  solchen  wiederholten  Beschluss  den  Katholischen  um- 
ständlich hinterbringen,  doch  steht  zu  vermuthen,  dass  sie  dieses  Begehren 
auch  jetzt  abzulehnen  suchen  werden.  Sonst  ist  nicht  zu  merken »  dass 
einige  Gesandten  zu  der  rechten  Realität  genngsam  instruieret^  und  werden 
anch  die  anmarschierenden  Truppen  durch  den  Kur-  und  Oberrheinischen^ 
*     Niedersäcbsischen  und  Fränkischen  Kreis  ohne  Hinderung  gelassen. 


Der  Kurfttrst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln 
20./ [30.]  September  1664. 

[Oes.  sollen  sich  Erfurts  annehmen,  doch  wegen  dieser  Sache  die  Beiohsdelibe- 
rationen  nicht  ausgesetst  werden.] 

30.  Sept.  —  In  der  Erfi^rtischen  Sache  habt  Ihr  wohl  gethan,  dass  Ihr 
Euch  der  Stadt,  dass  dieselbe  a  banno  imperii  absolviret  und  dass 
Ghur  Mainz  von  der  vorhabenden  Militarexecution  abgemahnet 
werden  mochte,  mit  angenommen,  allermassen  wir  dann  auch  uns 
äusserst  angelegen  sein  lassen'),  Ghur  Mainz  Ld.  von  solchen  Extre- 
mitäten abzumahnen.     Wiewohl  es  das  Ansehen  gewinnet,  dass  es 


0  S.  ExtractuB  Fürstlicher  Protocolloram  dd.  3./ 13.  Sept  —  26.  Oct./5.  Nov. 
1664  betreffend  dasjenige,  was  wegen  der  Erfurtischen  Sache  aod  deren  Propo- 
sition auch  Inseriroag  in  das  Conclusun  zwischen  denen  Färstlich- Evangelischen 
und  üatholischen  vorgegangen,  bei  v.  Schanroth  I  3.  554 ff. 


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Die  Erfarter  AogelegeDheit.  251 

nunmehr  -schon  80  weit  gekommen  und  die  Sache  nicht  zu  remediren, 
indem  die  Churmainzischen  Truppen  schon  wirklich  vor  die  Stadt 
gerückt  sein  auch  zwischen  ihnen  und  der  Stadt,  dem  eintreffenden 
Bericht  nach,  schon  viel  Hostilitäten  rorgegangen.  So  habet  Ihr  den- 
noch darin  zu  continuiren  und  wie  dieses  Feuer  wieder  zu  leachen 
mit  anderen  Evangelischen  zu  überlegen,  gestalt  wir  solches  zu  Wege 
zu  bringea  ebenermassen  continuiren  und  unsern  Berleps  ')  an 
C hur- Mainz  L.  abgeschickt  haben.  Dass  man  aber  darumb  sich 
gar  des  Raths  enthalten  und  alle  andern  Sachen  wolle  stecken  lassen, 
davor  stehen  wir  an,  und  habet  Ihr,  wie  Ihr  solches  schon  wider- 
rathen,  zu  suchen  die  Evangelischen  zu  disponiren,  dass  sie  sich 
wieder  bei  den  ordinären  Berathungen  einfinden.  -~ 


Die  Gesandten  an  den  KurfUrdten.    D.  Kegensburg 
23.  September  /  3.  October  1664. 

[Die  Erfurter  Sache.    Abschlass  des  Friedene  mit  den  Türken.] 

• 

Da  die  Evangelischen  und  Katholischen  in  ihrer  angleichen  Meinung  3.  Oct. 
wegen  Voraebmang  der  Erfurter  Execations- Sache  verharren  nnd  jeder 
Theil  deswegen  absonderlich  zusanomenkommt,  so  hat  nochmals  nichts  an- 
deres vorgenommen  werden  können.  Ein  kaiserliches  Decret  vom  20.  Sep- 
tember 1664^  verwirft  die  Parition  der  Erfurter  nnd  lässt  es  bei  der 
declaratio  banni  bestehen,  wofern  nicht  die  Stadt  plene  pariere  nnd  E. Mainz 
als  pars  laesa  für  sie  intercediere. 

Von  den  Alliierten  ist  jetzt  die  Eidesformel  für  die  R.Eriegsräthe  fest- 
gestellt worden ;  es  dürfte  aber  der  ganze  panotas  assistentiae  und  also  auch 
diese  Dinge  ihre  abhelfliche  Maasse  erlangt  haben,  nachdem  heute  in  den 
Reichscollegiis  durch  die  directoria  öffentlich  verkündigt  worden,  wie  der 
Friede  mit  den  Türken  gebchlossen,  auch  die  Feindseligkeit  zwischen  den 
in  Ungarn  stehenden  Armeeen  bereits  aufgehoben  sei%  und  sollten  die  con- 
ditiones  pacis  den  Ständen  ehest  communiciert  werden. 


^)  S.  über  dessen  Sendung  unten  Abschn.  G. 

^  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  den  Ef.  von  demselben  Datum  unten 
Abschn.  6. 

*)  S.  die  Schreiben  des  Fürsten  Portia  an  die  Beichskriegsdirektoren  (d. 
Eberstorf  28.  September)  und  dieser  an  die  Reichstagsgesandten  (d.  Wien 
19./29.  September  1664)  Diar.  Enrop.  XI  S.  501  ff.    Londorp  IX  S.  279, 


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252  ^'    I^or  Anfang  des  Begensbarger  Reichstages. 

Die  Gesandten  an  den  Knrftirsten.    D.  Regensbnrg 
30.  September/ 10.  October  1664. 

[Wiederbeginn   der  ordentlichen  Reichstagsverhandlungen.    Die  jetzt  vorzaneb- 

menden  Pankte.] 

10.  Oct.  Die  BemühoDgen  der  EvangelischeD;  die  Execotion  gegen  Erfart  zu 

verbäten,  sind  vergeblicb  gewesen,  die  Feindseligkeiten  haben  schon  be- 
gonnen, die  französische  Cayallerie  steht  schon  Yor  der  Stadt,  die  Infanterie 
marschiert  durchs  Würzburgische  dorthin. 

Die  ordentlichen  Deliberationen  haben  wieder  begonnen,  auch  die  Evan- 
gelischen haben  sich  dazn  bequemt,  bei  der  Umfrage  im  Fürstenrath  über 
vier  vom  Herzog  Johann  Adolf  von  Holstein  übergebene  Pnnkte^ 
aber  haben  sie  in  ihren  votis  der  Erfurter  Sache  gedacht  nnd  die  Katho- 
lischen nochmals  vergeblich  ermahnt,  sich  mit  ihnen  zu  gemeinschaftlichen 
Schritten  bei  K.Mainz  zu  vereinigen. 

Da  sich  die  Conjuncturen  wegen  des  mit  den  Türken  geschlossenen 
Friedens,  über  welchen  verschieden  geurtheilt  wird,  merklich  geändert  haben 
und  von  der  Hülfeleistung  nicht  mehr  geredet  werden  darf,  wollen  nunmehr 
die  Evangelischen  punctum  securitatis,  restituendorum  et  gravaminum  und 
das  Polizeiwesen  vorgenommen,  auch  die  Gapijtulation  beschleunigt  und  also 
gegenwärtigen  Reichstag  continuiert  haben^  die  Catholischen  aber  erwäh- 
nen hievon  nichts  und  scheint^  dass  sie  die  Dissolution  dieses  Gonvents  ihnen 
nicht  möchten  zuwider  sein  lassen,  doch  soll  der  Erzbischof  von  Salzburg 
den  Winter  über  hier  anszuhalten  resolviert  haben. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
7./ 17.  October  1664. 

[Streit  wegen  Erwähnung  der  Erfurter  Sache.    Anzeige  des  Friedens  mit 
•     den  Türken.] 

17. Oct.  lieber  die  in   dem  Memorial  des  Herzogs  von  Holstein  enthalteneu 

Punkte  ist  es  noch  zu  keinem  Schluss  gekommen,  da  sich  Evangelische 
und  Katholische  wegen  der  von  den  ersteren  dabei  verlangten  Erwähnung 
der  Erfurter  Sache  nicht  haben  einigen  können'). 

Der  Kaiser  hat  betreffend  den  mit  den  Türken  abgeschlossenen  20jäh- 
rigen  Stillstand  und  dessen  Conditionen  an  den  Erzbischof  von  Salzburg 
ein  Schreiben  ^)  gerichtet  mit  Begehren,  solches  den  anwesenden  Gesandten 
mitzutheilen. 


M  S.  Gemeiner  II  S.  4. 

^  S.  Gemeiner  II  8.6  0*.    v.  Schauroth  I  8.554 ff. 

*)  D.  Bbersdorf  5.  October  1664  Pacbner  v.  Eggenstorff  I  S.  136  ff. 


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ErledigQDg  der  Erfurter  Angelegenheit.     Der  Frieden  mit  den  Türken.     253 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
14./24.  October  1664. 

[Schlichtang  des  Streites  zwischdo  den  Evangelischen   und  Katholischen  über 
die  Erfurter  Sache.    Die  neu  proponierten  Punkte.] 

Nachdem  die  Nachricht  der  Uebergabe  vod  Erfurt  elDgetroffen,  haben  24.  Oct. 
endlich  die  Katholischen  nachgegeben,  dass  dem  concluso  ^)  folgende  Worte 
beigerückt  würden:  ^£s  haben  die  H.H.  Angsbargischen  Gonfessions  Ver- 
wandten in  ihren  votis  einige  Erinnernngen  wegen  Erfnrt  gethan,  hingegen 
aber  die  H.H.  Gatholisehen  es  bei  ihren  vorigen,  dieser  Sache  halber  ge- 
thanen  Erklärungen  bewenden  lassen^,  nnd  dieses  ist  alles,  dämm  man  sich 
und  die  übrigen  Reichsgeschäfte  in  die  siebente  Woche  aufgehalten.  Nach 
diesem  erfolgten  Vergleich  sind  in  allen  •  drei  RathscoUegiis  nachfolgende 
Punkte  proponiert  worden: 

1)  Wie  der  Herzog  von  Holstein,  welcher  Reisekosten  prätendiert, 

2)  Der  F.  ßaden-Durlachsche  Secretarius,  der  dergleichen  nnd  einen 
Recompens  fordert,  zn  expedieren. 

3)  Wie  dem  Kaiser  wegen  des  nötificierten  Friedens  za  antworten. 

4)  Wie  es  mit  der  R.Kriegsratfas-Directoren  nnd  Generalität  Erlassung, 
deren  rückständiger  Gage  etc.  und  Abführung  der  Völker  zu  halten. 

5)  Was  an  den  Gen.  Kriegs- Commissanus  zu  schreiben. 

.  Beschlüsse  darüber  sind  noch  nicht  zustande  gekommen.  Da  Kf.  beim 
Kreiscorpo  nicht  concurriert,  ist  von  ihnen  zu  dem  allermeisten  wenig  ge- 
sagt worden,  da  sie  decisive  hierüber  nicht  votieren  können. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbufg 
.21./31.  October  1664. 

[Beschwerden  über  den  vom  Kaiser  eigenmächtig  geschlossenen  Frieden.    Fort- 
setzung des  Reichstages.] 

Alle  dem  Türkenkriege  noch  anhängende  Dinge  sind  erörtert  und  abgethan  31.  Oc. 
worden '),  auch  das  Glückwunsch-  und  Dankschreiben  an  den  Kaiser  wegen 
des  getroffenen  Stillstandes  ist  schon  abgegangen,  es  hat  deswegen  einige 
Difficultäten  ^  gegeben,  da  mehrere  Fürstliche  mit  dem  gemachten  Frieden 
nicht  zufrieden  gewesen  und  in  ihren  Votis  erwähnt,  der  Kaiser  hätte  vorher 
den  Ständen  von  den  vorseienden  Traktaten  Mittheilung  machen  und  ihre  Mei- 
nung und  Gutachten  einholen  sollen,  im  kurfürstlichen  Colleg  hat  der  K.C  öl- 
nische  dergleichen  vorgestellt,  doch  ist  er  von  niemand  secundiert  worden 
und  ist  es  dabei  geblieben.  Nach  geendigter  Umfrage  im  Fürstenrath  hat 
dns  österreichische  Directorinm  glimpflich  auf  jene  Anschuldigungen 

0  d.  15./25.  October  1664  (Londorp  IX  S.280f.),  s.  v.  Schauroth  I  S.  688  f. 
*)  8.  den  Reichsschluss   vom  19./29.  October  1664  (Londorp  IX  S.  283. 
Pachner  v.  Bggenstorff  I  S.  138*flf.). 
3)  S.  Gemeiner  11  S.  8. 


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254  4*    I^er  Anfaflg  des  Regensbarger  Reichstages. 

geantwortet  0-  Der  Kaiser  hat  dorch  dasselbe  versichern  lassen ,  er  wolle 
cooperieren,  dass  trotz  des  erlangten  Friedens  die  veranlassenden  Materien 
angegriffen ,  ausgearbeitet  und  also  der  Reichstag  ferner  continniert  werde. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
28.  October  /  7.  November  1664. 

7.  Nov.  Die  Angsburgischen  Confessionsverwandten  nnd  die  Katholischen  kom- 
men der  Gapitnlation  wegen  absonderlich  zusammen,  die  auf  die  Religion 
bezüglichen  Dinge,  welche  einzurücken  begehrt  werden,  zu  überlegen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
4./ 14  November  1664. 

[Wiederaufbabme  der  BerathuDgeo  über  die  Wahlcapitalatioo.    K.Gölns  Antrag, 
wegen  des   vom  Kaiser  eigenmächtig  gesdilosseaen  Friedens  Klage  za  fuhren.] 

14.  Nov.  Auf  das  Drängen  der  Evangelischen ,  welche  deswegen  eine  Deputation 

an  den  Erzbischof  von  Salzburg  geschickt,  haben  die  Katholischen  die 
Berathung  der  Gapitnlation  Sonnabend  wieder  aufgenommen ,  haben  aber 
beschlossen,  die  Hauptsachen,  das  prooeminm,  den  epilogns,  die  electio 
regia  Komanorum  und  bannnm  bis  zuletzt  zu  lassen,  trotzdem  Ges.  dagegen 
remonstriert.  Ebensowenig  konnten  Ges.  am  Montag,  bei  der  Berathung  • 
des  Postwesens,  mit  ihrem  Widerspruch  dagegen,  dass  dasselbe  ein  regale' 
nnd  reservatum  Gaesaris  sei«  oder  wenigstens,  dass  auch  ein  künftiger  Kai- 
ser dasselbe  haben  müsste,  durchdringen.  De  modo  deliberandi  et  tractandi 
capitulationis  materiam  ist  abermals  geredet,  aber  zwischen  beiden  Parten 
im  Fürstenrath  noch  nichts  verglichen  wordeu,  die  Evangelischen,  mit  ihnen 
auch  Ges.,  bleiben  dabei,  dass  alles  extra  plennm,  wie  angefangen,  zu  trac- 
tieren  und  zu  schliessen  sei,  die  anderen  wollen  es  dagegen  in  pleno  haben. 
Wenn  sonst,  wie  aus  allen  bisher  vorgegangenen  Dingen  zu  sehen,  das 
kurf.  CoUegium  mit  den  Katholischen  allein  zu  thun  hätte,  würde  alles,  wie 
es  Vor  diesem  gewesen,  bleiben,  wie  denn  die  geistliche  Bank  allemal,  wenn 
die  Weltlichen  darauf  gedrungen,  es  mit  Stillschweigen  übergangen ,  auch, 
dass  sie  es  vornehmen  müssten,  fast  genöthigt  sind. 

K. Göln  hat  beantragt,  alle  Kurfürsten  sollten,  wenn  sie  dem  Kaiser 
zu  dem  Frieden  gratulierten,  eine  kleine  Ahndung  thun,  dass  solcher  ohne 
des  kurfürstl.  Gollegii  Yorbewusst  und  Rath  eingegangen  sei. 


'}  Schriftliche  Information  des  Hochl.  Oesterreichischen  Directorii  an  den 
Fürstenrath  auf  dem  Reichstag  in  Regensbarg  von  den  Ursachen  des  mit  den 
Türken  in  Ungarn  geschlossenen  Stillstands  (d.  14. /24.  October  1664)  Diar. 
Earop.  XI  S.  öOdff.    Londorp  IX  S.  309ff. 


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Wahloapitnlation.    Paoctas  restitaeDdoram.     Türkenfrieden.  255 

Dieselben  an  den  Kurfttrsten.     D.  Regensburg 
ll./21..November  1664. 

[Verhand langen  über  den  punctus  restitaendoram  und  über  die  Wahlcapitalation.] 

Endlich  Mittwoch  den  9./ 19.  November  sind  die  schon  auf  yorigem  21.  Nov. 
Reichstage  ad  ponctam  restitnendornro  Deputierten  (darunter  aus  dem  kur- 
fürstlichen Collegium  auch  Brandenburg)  zubammmen  gekommen  und  ha- 
ben gemäss  dem  bereits  am  24.  October  1668  gemachten  conrlusum  be- 
schlossen, dass  die  zu  Frankfurt  gewesenen  Deputat!  Relation  erstatten 
sollen,  was  yorgegangen  und  warum  man  dazumal  nichts  frnchtbarliches 
habe  verrichten  können.  Es  ist  wenig  Aussicht  auf  einen  erwünschten  Aus- 
gang dieser  Sache. 

Die  Katholischen  sind  nunmehr  mit  ihren  monita  wegen  der  Capitula- 
tion  fertig,  haben  aber  die  wichtigsten  Punkte  unerörtert  gelassen.  In  der 
Postsache  haben  Ges.  verlangt,  dass  dem  Kf.  in  seinen  Landen  allein 
das  Recht  zustehen  sollte,  dessen  sich  der  Kaiser  in  seinen  Erbländern 
im  Postwesen  bediente,  der  österreichische  Gesandte  Hess  sich  gar 
freundlich  vernehmen,  doch  ist  es  bei  allgemeinen  Vertröstungen  geblieben. 

Der  Erzbischof  von  Salzburg^)  ist  nach  Hause  gereist,  hat  aber  er- 
klärt, in  kurzem  wieder  zurückzukehren. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten  [s.  1.].    15.;[25.]  No- 
vember 1664. 

[auf  die  Relation  vom  4./ 14.  November.    Postwesen.    Kf.  billigt  die  Art  des 

FriedensschlusBeB.] 

Wegen  des   Postwesens  kann  er  nicht  einräumen,  dass  es 'ein*  solch  25.  Nov. 
Reservatum  imperatorum  sei,  dass  den  Ständen  deswegen  in  ihren  Landen 
alle  Disposition  benommen  würde;  der  Kaiser  habe  seine  Erblande  selbst 
von  dem  Reichspostamt  ezimiert,  daher  könne  ^r  dieses  anderen  Kur-  und 
Fürsten  nicht  absprechen. 

Ob  aber  bei  Ihr.  Keys.  M.  Anhang,  zu  thun,  dass  sie  vor  Schlies- 
sung des  Friedens  von  dem  kurfürstlichen  Collegium  kein  Gutachten 
begehret,  dabei  stehen  wir  an.  Der  Krieg  ist  bisher  hauptsächlich 
nur  I.  K.  M.  wegen  Ungern  angegangen,  und  hat  das  Reich  nur  Hülfe 
geleistet,  die  Stände  selbst  haben  das  Subsidium  nur  pro  voluntario 
gehalten  —  und,  das  das  Principaliste  ist,  so  wollen  in  Kriegssachen 
die  Zeiten  nicht  zulassen,  weitläuftige  consultationes  anzustellen  und 
vieler  abwesender  Stände  Gutachten  einiuhol'en.  —  Wir  haben  auch 


1}  S.  Diar.  Europ.  XII  S.  2f. 


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256  «     4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  Reichstages. 

I.  E.  M.  ZU  dem  Frieden  schon  grataliret ')  und  desgleichen  werden 
andere  unsere  Herren  MitchurfÜrsten  ohne  Zweifel  auch  schon  gethan 
haben.  —  Daher  wir  davor  halten,  dass  man  damit  zurückzuhalten, 
in  noch  mehrer  Erwegung,  dass  I.  E.  M.  auch  darumb  die  Traktaten 
geheim  gehalten,  damit  dadurch  die  Stände  durch  geschöpfte  Hoffnung 
des  Friedens  nicht  in  den  Deliberationen  und  Fortsetzung  der  Eriegs- 
rüstungen  schläfferig  gemacht  werden,  welche  considerationes  uns  dan 
dahin  bewogen,  dass  wir  I.  E.  M.  in  diesem  Punkt  wohl  entschul- 
diget nehmen.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  23.  November  / 
3.  December  1664:. 

[Abfährung  der  Besatzung  aas  Erfort] 

3.  Dec.  Da  trotz  der  vor  erfolgter  Redaction  von  Erfurt  sowohl  von  E.Mai  nz 

als  auch  von  E.Sachsen  üod  demEaiser  gemachten  Hoffnung,  dass  so- 
bald die  Stadt  zur  Parition  und  Submission  gebracht,  das  fremde  Eriegs- 
volk  wieder  abgeführt  und  alles  in  vorigen  Stand  gesetzt  werden  solle,  eine 
ansehnliche  Besatzung  französischer  nnd  knrmainzi'scher  Völker  bis  dato  in 
der  Stadt  gehalten  wird,  welches  den  im  Ereise  und  den  benachbarten  Stän- 
den kein  geringes  Nachdenken  billig  verursacht,  so  sollen  Ges.  deswegen 
mit  d6n  Gesandten  der  hierbei  interessierten  Hänser,  namentlich  mit  den 
knr-  und  fürstlichen  Sächsischen  communicieren  nnd  mit  denselben  über- 
legen, wie  E.Mainz  dahin  zu  disponieren  sei,  diese  ansehnliche  Besatzung 
aus  der  Stadt  abzuführen').  Was  dazu  gut  befunden  wird,  sollen  sie  mit 
allem  Eifer  nud  Ernst  befördern. 


Die. Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
25.  November  /  5.  December  1664. 

[Die  Wahlcapitulation  soll  im  plenum  des  Ffirstenrathes  weiter  behandelt  werden.] 

5.  Dec.  Im  Fürstencolleg  ist  von  Geld-  nnd  Proviantrechnnngen  und  den  Prä- 

tensionen  einiger  Officiere  und  Bedienten  gehandelt  nnd  fast  alles  abgethan 
worden*).  Wegen  der  Capitulation  haben  Evangelische  und  Eatholische  zu 
keiner  durchgehenden  Gonformität  gelangen  können,  haben  daher  beschlossen 


0  S.  das  Schreiben  des  Kf.  an  den  Kaiser  vom  20./30.  October  1664  unten 
Abschn.  5.  « 

^  8.  die  Schreiben   des  Ef.   an  K.Mainz  und   an  Herzog  August  von 
Sachsen  vom  23.  November / 3.  December  1664  unten  Abschn.  6. 
.    ^  S.  Gemeiner  II  S.  Uff. 


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Erfurter  Sache.     Wablcapitnlation.  257 

am  die  Sache  nicht  länger  aufzuhalten^  dass  ein  jeder  seine  Meinung  in 
pablico  sagen  möchte;  aoch  die  übrigen  kurfürstlichen  Gesandten  haben 
darein  gewilligt,  in  der  Hoffnung,  die  Katholischen  geistlichen  würden  es 
durchgehend  mit  den  Kurfürstlichen  halten  und  also  die  majora  machen. 
Es  dürfte  aber  mit  nichten  erfolgen,  da  nicht  wenige  derselben  sich  mit 
Salzburg,  welches  ad  partes  Evangelicorum  ziemlich  incliniert,  confor- 
mieren^). 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
26./16.  December  1664. 

Mriteria  capitulationis  ist  noch  im   vorigen  Stande;  Ges.  haben  aber  16. Dec. 
unterdessen  das  Werk  ganz  in  der  Stille  so  herumgeworfen,  dass  die  meiä*- 
ten  im  Fürstenrath  und  auch  die  Kurfürstlichen  das  Werk  nur  extra  plenum 
vornehmen  wollen. 

In  puncto  restituendorum  ist  nichts  geschehen,  auch  die  Relation  an 
die  3  Reichscollegia  von  den  früheren  Deputatis  nicht  verglichen,  viel  we- 
niger abgestattet,  und  hat  man  etliche  Tage  her  die  Proviantrechnuug 
durchgesehen. 


^)  £f.  erwidert  darauf  (d.  GöId  5./ [15.]  December  1664),  wenn  ee  nicht  an- 
ders zn  verbäten  sei,  wolle  aoch  er  in  die  Beratbung  darnber  in  pleno  willigen, 
er  halte  es  auch  nicht  für  rathsam,  über  die  qnaestiones  praejodicialies  viel  Dis- 
pntierena  zu  machen,  Ges.  sollten  nnr  dahin  wirken,  dass  den  Karfarsten  ihre 
althergebrachten  Vorrechte  und  das  jns  adcapitnlandi  verblieben. 


Mater,  z.  Oeseh.  d.  G.  Karfursten.    XI.  l7 


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Anhang 

Die  Obersächsischen  Kreistage  zu  Leipzig  (October  1663  und 

Juni    1664)    und    die   Zusammenkünfte    der    Kurfürsten    von 

Sachsen  und  Brandenburg  zu   Torgau  und  Berlin  (December 

1663  und  Mai  1664). 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurftlrsten. 
D.  Dresden  3./[13.]  Juli  1663. 

[Vorschlag  der  Bernfong  eines  Obersächsischen  Kreistages.] 

13.  Juli.  Er  zweifelt  nicht,  dass  der  kaiserliche  Abgesandte  Graf  Isola  bereits 

in  Königsberg  angehingt  und  bei  Kf.  dieselben  Anträge  auf  Succars  bei  der 
Türkengefahr  wie  Graf  Dietrichstein  bei  ihm  gestellt  haben  werde.  Ob- 
gleich er  sich  nach  Gelegenheit  der  Zeit  und  Beschafifenheit  zu  etwas  er- 
klärt hat^),  anch  solches  aufzubringen  im  Werk  begriffen  ist,  hat  der  Kai- 
ser aufs  neue  durch  ein  Handschreiben  vom  23.  Juni  um  Beschleunigung 
der  Hülfe  nachgesucht.  Da  auch  der  Obersächslsche  Kreis  durch  die  Tür- 
kengefahr bedroht  ist,  auf  dem  Reichstage  zu  Regens  bürg  aber  es  sehr 
langsam  und  wunderlich  zugeht,  so  beabsichtigt  er  eine  Versammlung  der 
Obersächsischen  Kreisstände  zu  berufen,  bittet  Kf.  ihm  seine  Gedanken 
darüber  za  eröffnen. 


^)  Laut  dem  beiliegpoden  Dankschreiben  des  Kaisers  vom  23.  Juni  hatte 
sich  K.Sachsen  zur  Lieferung  von  300  Centner  Pulver  und  zar  Stellung  einer 
Compagnie  Beiter  von  125  Mann  nnd  von  1000  Mann  zu  Fass  erboten.  Dem 
Wunsche  des  Kaisers  entsprechend,  welcher  erklärte,  dass  ihm  bei  diesen  Gon- 
jnnctoren  mit  Fnssvolk  mehr  gedient  sei,  schickte  er  nachher  ein  Regiment  Fuss- 
volk  (1174  Mann  in  6  Compagnieen),  welche,  nachdem  sie  am  16.  September  von 
dem  Kurfürsten  zu  Torgau  gemustert  waren,  am  26.  September  deu  Marsch  nach 
Ungarn  antraten,  s.  Schuster  und  Francke,  Geschichte  der  sächsischen  Armee 
I  8.  85. 


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Bern  fang  eines  ObersäcbsischeD  Kreistaged.  259 

Der  Kurfttrst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen^). 
D.  Königsberg  31.  Juli  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  3./ 13.  Jali.     Vorschlag  einer  Verständignng  der   Kur- 
fürsten untereinander.    Znatimmang  znr  Berufung  eines  Kreistages.] 

Ef.  dankt  für  die  Mittheilang  und  dass  E.Sachsen  sich  die  angewöhn-  31.  Juli, 
liebe  Art  zn  Regensburg  zu  Herzen  nehme.  Da  man  dort,  wie  er  höre, 
den  Fundamentalgesetzen  und  dem  statni  reipublicae  Romanae  zuwider- 
laufende und  vornehmlich  die  Eurfürsten  und  deren  Fräeminenz  touchierende 
Dinge  vorhabe,  so  werde  ohne  Zweifel  E.Sachsen  eine  rechtschafiPene 
vertrauliche  Correspondeuz  zwischen  den  Eurfürsten  darüber  für  nöthig  er- 
achten, wie  die  Sache  recht  anzugreifen  und  ob  man  hieraus  a  part  oder 
collegialiter  oder  durch .  Schickung  sich  unterreden  solle,  auch  was  sonst 
mehr  dabei  zn  beobachten  sein  werde,  damit  die  Harmonie  im  Reiche  er- 
halten werde.    Mit  der  Berufung  des  Ereistages  ist  er  einverstanden'). 


Instruktion  für  den  Geh.  Hof  und  Kammergerichts  Rath,  auch 
Vicekanzler  zu  Cöln  a.  d.  Spree,  Lucius  v.  Rahden  auf  den 
Obersächsischen  Kreistag.     D.  Königsberg  24./ 14.  Sep- 
tember 1663. 

[Sicherung  des  Kreises,  schleunige  Entsendung  der  noch  rückständigen  Kreis- 

.    truppen.] 

Ef.  hat  dem  E aiser  schon  1000  Musketiere,  600  Dragoner  und  500  24. Sept 
Reiter  zu  Hülfe  geschickt,  will  auch  ferner  sowohl  daselbst  als  bei  dem 
Obersächsischen  Ereise  das  Seinige  thnn.  Das  Werk  ist  so  beschaffen, 
dass  man  sich  durch  lange  Deliberationen  nicht  aufhalten  darf,  das  beste 
ist,  jeder  Stand  soll  das  Seinige  so  beitragen  und  eine  solche  Mannschaft 
an  die  Hand  schaffen,  welche  zu  Sicherung  der  Grenzen  ausreicht,  und  diese 
Mannschaft  soll  aus  des  Ereises  Mitteln  unterhalten  werden,  dabei  aber  ist 
nicht  nöthig,  kostbare  Generale  und  andere  hohe  Officiere  zu  bestellen,  falls 
nicht  das  Defensionswerk  zu  eztendieren  sei  und  die  Nothdurft  eine  stärkere 


^)  Schon  vor  Empfang  des  Schreibens  vom  13.  Juli,  das  erst  am  25.  Juli  in 
Königsberg  anlangte,  hatte  Kf.  seinerseits  (d.  Königsberg  20.  Juli  1663)  K.- 
Sachsen mitgetheilt,  dass  er  Anstalten  treffe,  dem  Kaiser  Hülfe  zu  senden 
und  seine  Lande  in  Vertheidigungezustand  zu  setzen,  und  angefragt,  welcher 
Hülfe  er  sich  im  Nothfalle  von  demselben  zu  versehen  habe  und  ob  und  was  er 
meine,  dass  dieses  Punktes  halber  im  Kreise  zu  berathschlagcn  und  zu  thun  sei. 

*)  K.Sachsen  theilt  darauf  Kf.  mit  (d.  Dresden  2./12.  September  1663),  dass 
er,  zumal  nachdem  durch  den  Einbruch  der  Tataren  in  Mähren  alle  benachr 
harten  Lande  in  Schrecken  gesetzt  seien,  den  Kreistag  nach  Leipzig  auf  den 
27.  September  berufen  habe. 

17* 


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260  4-    ^01*  Anfang  des  Begensbnrger  EeichsUgds.    Anhang. 

Verfassung  erforderte.  Zugleich  soll  er  erinnern,  dass  die  Stände,  welche 
dem  Kaiser  noch  keine  Hülfe  geschickt,  dieselbe  auf  das  äasserste  beschlea- 
nigen  mögen.  Sollte  weiteres  vorgebracht  werden,  so  hat  er  sich  defectu 
mandati  ond  dass  dem  Kf.  das  Aasschreiben  erst  am  23./ 13.  zugekommen 
sei,  zn  entschnldigen. 


Kreisabschied  des  Obersächsischen  Kreistages. 
D.  Leipzig  10./[20.]  October  1663. 

[Kreisverfassnng  nach  dem  Triplam.    Anweisung  an  die  Gesandten  in  Regensburg. 
Zahlung  vorlanfig  eines  Bomermonates  zur  Ereiskasse.j 

20.  Oct  Zur  Vertheidigang  des  Kreises  ist  das  Triplnm  des  auf  dem  Kreistage 
1657  festgesetzten  Simplum,  das  ein  jeder  Stand  bereit  halten  solle,  bewilligt 
worden ;  jeder  Stand  soll  sein  Contingent  an  Volk  *)  möglichst  schnell,  $p&- 
testens  binnen  2  Monaten  aufbringen,  dem  Kreisobersten  Anzeige  davon 
machen  und  dessen  Ordre  wegen  der  Zusammenführnng,  Verpflichtung  und 
Musterung  erwarten;  zugleich  sollen  die  Stände  ihre  XJnterthanen  mit  Ge* 
wehr  versehen  nnd  dann  fleissig  ezercieren  lassen,  damit  sie  im  Nothfall  auf- 
geboten werden  können,  ihre  Grenzen  und  Festungen  wohl  besetzen  und  auf 
unbekannte  Reisende  nnd  durchstreichende  Leute  fleissige  Aufsicht  halten. 

Es  ist  eine  Liste  der  Officiere  nnd  Gemeinen,  wie  stark  die  Regimenter 
sein  and  welche  Stände  ihre  Völker  zusammenführen  sollen,  wie  viel  davon 
unter  jede  Compagnie  und  Fähnlein  zn  bringen,  was  einem  jeden  zum 
monatlichen  Sold  zu  geben,  und  wie  es  mit  der  Artillerie,  Munition  und 
anderem  zn  halten,  gemacht  worden. 

Jeder  Stand  hat  sein  Contingent  selbst  zu  unterhalten,  doch  soll  das- 
jenige, was  in  gemein  auf  hohe  Befehlshaber,  Stabspersonen  und  andere 
Kriegsbediente,  Artillerie,  Munition,  Kundschaft  und  anderes  aufzuwenden, 
in  gemein  nach  dem  Anschlag  eines  jeden  entrichtet  werden. 

Sollte  die  Gefahr  sich  vergrössern  and  die  türkischen  Truppen  weiter 
einbrechen,  so  ist  dem  Kreisobersten,  Nach-  nnd  Zugeordneten  anheim- 
gestellt, einen  Theil  des  Fussvolks  in  Dragoner  zn  verwandeln. 

Um  schnelle  nnd  zuverlässige  Nachricht  von  den  Kriegsereignissen  zn 
erhalten,  soll  eine  Gorrespondenz  mit  dem  Statthalter  in  Prag  nnd  dem 
Oberamt  in  Schlesien  eingerichtet  und  Gorrespondenten  an  verschiedenen 
Orten  bestellt  werden. 

Ein  Kreiszahl'  nnd  proviantmeister  soll  bestellt  werden.  Die  Gesand- 
ten  in  Regen sbnrg  sollen    von    ihren  Frincipalen  Befehl  erhalten,  den 

^)  Der  Anschlag  nach  dem  Triplam  betragt  im  ganzen:  807  Mann  z.  Rose, 
3513  z.  Fqss,  23736  Rtblr.,  davon  fallen  anf: 

K.Brandenburg  180  z.  R  831  z.  F.  5484  Bthlr. 

Pommern  102     «  600     ,  3624       , 

Cammin  18     ,  84    ,  552       , 


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Obersacbsischer  Kreistag  zu  Leipzig.  261 

punctum  srcuritatls  aufs  schleunigste  abzuhandeln  und  so  die  wirkhclie 
Hülfeleistnog  desto  eher  zu  Staude  zu  bringen. 

Die  benachbarten  Kreise  sind  zum  Beistand  aufzufordern. 

Ein  Römermonat  soll  spätestens  innerhalb  2  Monaten  in  die  Kasse 
gezahlt  und,  da  dieses  wahrscheinlich  nicht  zureichen  wird,  von  dem  Kreis- 
obersten, auf  vorhergehende  Gommunication  mit  den  Nach-  und  Zugeordne- 
ten, noch  ein  oder  zwei  Monate  ausgeschrieben  werden. 

Diese  Verfassung  soll^  wenn  die  Gefahr  durch  Friedenshandlung  oder 
sonst  sich  endigen  sollte,  auch  ihre  Endschaft  erreichen. 

Die  Stadt  Erfurt  soll  durch  ein  Schreiben  ermahnt  werden,  mit  Geld, 
Geschütz  und  dergl.  zu  dieser  Verfassung  beizutragen. 


Aus  V.  Rahdens  Relation.    D.  Leipzig  ll./[21.]  Oetober  1663. 

5./15.  Oetober  ist  auf  die  Frage,  ob  diese  Hülfe  im  Kreise  zu  behalteo  21.0ct. 
oder  dem  K.a  i  s  e  r  auf  Begehren  etwas  davon  zu  schicken  sei,  per  majora  be- 
schlossen, dass,  wenn  die  deliberationes  auf  dem  Reichstage  sich  verzögerten 
und  der  Kaiser  in  äusserster  Gefahr  Hülfe  begehrte  und  die  benachbarten 
Kreise  sich  dazu  auch  verstehen  wollteu,  der  Kreisoberste  solches  den  an- 
deren Kreisständen  notificieren  und  nach  deren  eingelangter  Meinung  mit 
dem  Nach-  und  Zugeordneten  einen  Schluss  wegen  Zuschickung  der  Hülfe 
machen  solle.  Doch  soll  dieser  Schluss  dem  Kreisabschiede  nicht  inseriert 
werden,  damit,  weil  derselbe  dem  Kaiser  zugesendet  wird,  dieser  nicht 
Anlass  nehme,  die  in  eventum  gewilligte  Hülfe  sofort  zu  begehren. 

7./17.  Oetober  wird  beschlossen,  den  Kaiser  in  einem  Schreiben  zu  er- 
suchen, dass  die  Ezecution  wider  Erfurt  etwas  suspendiert  und  nicht 
K.Mainz,  sondern  dem  Obersächsischen  Kreise  befohlen  werden  möchte. 

10./20.  Oetober  wird  beschlossen,  zwei  Schreiben  an  Erfurt  zu  richten, 
in  dem  einen  die  Stadt  um  Beitragung  zur  Defension  dieses  Kreises,  in  dem 
anderen  ^)  zu  Parition  der  zwischen  ihr  und  K.Mainz  publicierten  Urtheile 
anzumahnen. 

Die  Lüneburgischen  Gesandten,  welche  für  Walkenried  an  dem 
Kreistage  Theil  nehmen,  haben  in  voto  Erwähnung  gethan,  dass  eine  ge- 
nauere Correspondenz  zwischen  diesem  und  dem  Niedersächsischen  Kreise 
gestiftet  werden  möchte,  und,  als  solches  von  den  anderen  nicht  attendiert 
worden,  von  Rahden  privatim  begehrt»  solches  dem  Kf.  zu  berichten. 


')  Beide  sind  datiert  Leipzig  10./[20.]  Oetober  1663,   das  letztere  gedruckt 
Üiar.  Europ.  X  S.  759.    Londorp  VIII  S.  935  f. 


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262  ^'    I^or  Aofang  des  Regensborger  Beichetages.     Aohang. 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  2./[12.]  December  1663. 

[SeodoDg  Pflag'8  v.  Eottwicz  behafs  näherer  Verabredung  über   die  gewüoBcbte 
persönliche  ZuBammeokanft.] 

12.  Dec.  Er  hat  aas  der  Relation  seines  Oeh.  Eriegsraths  und  G.  Wachtmeisters 

Wolf  Christoph  v.  Arnimb»)  sich  vergewissert,  dass  Kf.  wünsche'), 
wegen  erforderter  persönlicher  Erscheinung  auf  dem  Reichstage  und  auch 
wegen  anderer  die  Wohlfahrt  des  Reiches,  insonderheit  auch  die  Angelegen- 
heiten des  kurfürstlichen  collegii  concernierenden  Materien  mit  ihm  zu  con- 
ferieren.  Auch  er  selbst  verlangt  nicht  weniger  danach,  ehe  er  sich  auf  die 
Reise  dorthin  begebe,  sich  mit  Kf.  vertraulich  zu  besprechen,  und  da  Kf. 
ihm  die  Bestimmung  von  Ort  und  Zeit  anheimgegeben,  so  sendet  er  behufs 
näherer  Verabredung  seinen  Kämmerer  und  Trabanten -Hauptmann  Hie- 
ronymus  Siegmund  Pflug  zu  Kottwiez^. 


Actum   Torgau  187  [28.]  December  hora  3  postmeridiana  auf 

churfürstlichem  Schloss  in   des  Freih.   v.  Schwerin   Gemach. 

Praes.    Churf.    Sachs.    Geh.    Rath    Freiherr    v.    Frisen    und 

Ü.  Präs.  Freih.  v.  Schwerin. 

28.  Dec.  V.  Schwerin  erinnert  an  die  vor  6  Jahren  zu  Lieh tenb er g  zwischen 

beiden  Kf.  gehaltene  Zusammenkunft^),  welche  die  einstimmige  Wahl  des 
jetzigen  Kaisers,  Beendigung  des  damaligen  Krieges  und  andere  segens- 
reichen Folgen  gehabt  habe,  daher  habe  auch  Kf.  diese  Zusammenkunft 
gewünscht.  Derselbe  verspüre  zu  seinem  Leidwesen  auf  dem  Reichstage 
sehr  wenig  Ernst  bei   dem  Defensionswerk  und  der  Beförderung   des  vom 


1)  (Jeher  die  Verhandlaogen  mit  demselben  findet  sich  nur  folgende  Notiz 
in  dem  Geheimenraths- Protokoll  vom  21.  November/ 1.  December  1663:  »Reeo- 
Intion,  80  H.  Hoverbeck  dem  K-Sächsischeo  Abgeschickten  H.  v.  Arnheim 
geben  soll:  dass  S.  Gbf.  D.  hätten  wänscben  mögen,  dass  es  ihr  möglich  wäre, 
da  sie  nur  erst  ins  Land  kommen ,  solche  ferne  Reise  dabin  zu  thnn,  würde  ihr 
lieb  sein,  wenn  gleichwohl  K.Sachsen  dahin  ziehen  mochte  and  des  Reiches  Beste 
befördern.  Wegen  K. Main zs  Sache  mit  Erfurt  hätte  man  ihm  geschrieben,  da- 
fern  es  auch  begehrt  würde,  wollten  S.  Chf.  D.  alle  gute  officia  aach  media- 
toria  anwenden. '' 

*)  Schon  in  einem  Schreiben  an  K.Sachsen  vom  15./25.  November  spricht 
Kf.  die  Hoffnung  aus,  es  werde  die  von  ihm  jüngst  vorgeschlagene  persönlicbe 
Zusammenkunft  bald  stattfinden. 

^  Kf.  erwidert  (Cöln  8./18.  December  1663),  er  habe  nach  Besprechung  mit 
Kottwicz  beschlossen,  sich  am  18./ 28.  bei  K.Sachsen  in  Torgau  einzufinden. 

*)  December  1657,  s.  Pufendorf  1.  VII  §  33  (Ö.  417f.).  ürk.  u.  Akt.  VIII 
S.  470. 


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ZusammenknDft  za  Torgau.  263 

Kaiser  begehrten  Saccurses,  es  sei  za  besorgen,  dass  der  Winter  verfliess<>n 
werde,  ohne  dass  dieses  wichtige  Werk  zur  Richtigkeit  gelange.  Bei  den 
dem  Reiche  aber  nicht  nur  von  den  Türken,  sondern  auch  von  andern  be- 
nachbarten Kronen,  welche  stark  rüsteten,  drohenden  Gefahren  achte  sich 
Ef.  verpflichtet,  die  Sache  mit  behörigem  Nachdruck  zu  befördern  und  bitte 
K.S.  ihm  zu  eröfifnen,  wie  dies  Werk  am  füglichsten  anzugreifen  sei.  Kf. 
wünsche  zu  wissen,  ob  K.S.  allein  zu  Richtung  eines  ezercitus  oder  allein 
zu  einer  Geldhülfe  oder  theils  auf  Geld,  theils  auf  Volk  incliniere,  was  er 
ferner  wegen  des  Hauptes,  dessen  Commando  das  Heer  zu  untergeben,  für 
Absichten  hätte.  Weil  auch  bei  einer  Armee,  wozu  ein  jeder  Stand  seine 
Leute  schickt,  vielfältige  confasiones  nothwendig  entstehen,  ob  es  nicht 
am  rathsamsten  sei,  mit  dem  Haupte,  welchem  die  Armee  untergeben  wer- 
den solle,  zu  capitulieren ,  dass  derselbe  die  Armee  selbst,  jedoch  unter 
des  Reiches  Pflichten  werbe. 

2)  Da  aber  die  Erfahrung  bezeuge,  dass  es  mit  solcher  allgemeinen 
Hülfe  langsam  zugehe,  die  Gefahr  abör  den  Landen  beider  Kurfürsten  am 
nächsten  sei,  so  fragt  er  au,  ob  sie  nicht  zur  Defension  der  Grenze  ent- 
weder allein  oder  mit  Zuziehung  einiger  Nachbaren  auf  eine  Verfassung 
bedacht  sein  wollten,  und  was  K.S.  solchen  Falles  wegen  Anzahl  der 
Mannschaft  und  sonst  conditionieren  wolle. 

3)  Da,  wie  die  Reichstagsakten  ergeben,  das  einmüthige  Zusammen- 
gehen der  Reichsstände  auch  dadurch  gehindert  wird,  dass  zwischen  dem 
kur-  und  dem  fürstlichen  Collegium  allerhand  Streitigkeiten,  namentlich 
wegen  der  verlangten  capitulatio  perpetua,  vorfallen,  so  sieht  Kf.  zwar^), 
wie  wenig  die  Prätensionen  des  fürstlichen  Collegiums  fundiert  sind  und 
man  ihuen  schon  soviel  zugestanden  hat,  dass  sie  damit  zufrieden  sein 
könnten.  Da  er  aber  fürchtet,  dass  die  Fürsten  sich  .hierin  sehr  hart- 
näckig zeigen  und  auf  fremde  Kronen,  welche  sie  darin  bestärken,  verlassen 
werden,  gleichwohl  aber  die  Wohlfahrt  des  Reiches  erfordert,  dass  man 
mit  ihnen  in  Einigkeit  und  Frieden  verbleibe,  so  wünscht  Kf.  zu  wis- 
sen, wohin  K.S.s  Gedanken  hierin  zielen,  damit  man  diesen  Punkt  zu  Re- 
gensburg desto  einmüthiger  zur  Richtigkeit  befördere,  welche  Einmüthig- 
keit  zu  Wege  zu  bringen  auch  K.  Mainz  2)  sehr  beflissen  ist. 

4)  Kf.  wäre  deswegen  und  aus  anderen  Ursachen  gern  selbst  nach 
Regen sbnrg  gekommen,  da  ihm  aber  solche  Verhinderungen  zngestossen 
seien,  welche  nicht  nur  statum  publicum  sondern  auch  seine  eigenen  Län- 
der concernierten,  so  müsse  er,  namentlich  wegen  des  sehr  fremden  und 
verwirrten  Zustandes  in  Polen,  seine  Grenzen  in  Obacht  nehmen  und  habe 
sich  deswegen  beim  Kaiser  entschuldigt.  Kf.  wünsche  zu  wissen,  was  K.S. 
zu  thun  gedenke;  wenn  derselbe  nach  Regensbnrg  gehen  sollte,  werde 
er  seine  dortigen  Gesandten  anweisen,  die  Intentionen  desselben  nach  Mög- 
lichkeit zu  befördern. 

0  S.  das  Rescript  des  Kf  an  die  ReichBtagsgesaadten  vom  27.  November 
1663,  oben  S.  207. 

^  S.  das  Rescript  an  dieselben  vom  21.  September,  oben  S.  197. 


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264  4*    I)®r  Anfang  des  Regensbnrger  Beicbstages.     Anhang. 

5)  Aoch  vom  Polniscben  Wesen  halte  Ef.  nicht  für  nndienlicb,  K.  8. 
nähere  Information  za  geben.  Dort  wäre  zwar  die  Conföderation  aufge- 
hoben^), aber  der  Adel  wäre  noch  immer  von  Mibstranen  erfüllt,  weil  das- 
jenige, was  versprochen  worden,  nicht  gehalten  und  noch  immer  stark 
gearbeitet  werde,  einen  französischen  König  bei  Lebzeiten  des  jetzigen  mit 
Verlost  der  Freiheit  ins  Reich  zn  fuhren.  Als  das  allergefährlichste  fürchte 
Ef.,  dass  es  zwischen  dem  Hofe  und  den  Ständen  zn  solchen  Extremitäten 
kommen  möchte,  dass  aoch  aoswärtige  Kronen  dazo  schlagen  oder  wohl 
gar  vom  Hofe  dazo  sollicitiert  werden  möchten.  Da  non  diese  Trooblen 
das  Rom  Reich  gar  leicht  implicieren  könnten  und  es  allein  daranf  ankäme, 
dass  entweder  de  electione  vivo  rege  garnicht  geredet  oder,  wenn  solches 
geschehen  sollte,  der  Republik  ein  solches  Sobjectom  vorgeschlagen  werde, 
von  dem  weder  dieselbe  noch  die  Nachbaren  einige  Jalousie  zo  befahren, 
so  wurde  es  Ef.  lieb  sein,  wenn  K.S.  sein  Ontachten  darüber  ertheilte,  ob 
es  nicht  zoträglich  wäre,  dass  die  Krone  Polen  vom  ganzen  Rom.  Reiche 
ersncht  werde,  einen  solchen  König  und  ans  solcher  Familie  zo  wählen, 
der  keinem  der  benachbarten  Potentaten  oder  Stände  Ombrage  geben 
könnte. 

6)  Aoch  habe  Kf.  K.S.  nicht  verbergen  wollen,  was  er  jetzt  in  Frank- 
reich und  Schweden  negotiieren  lasse.  Der  König  von  Frankreich') 
hätte  nach  dem  Olivaer  Frieden  öfters  zo  verstehen  gegeben,  dass  ihm  die 
Renovation  des  vorigen  Bündnisses  angenehm  sein  würde,  aoch  zo  dem 
Ende  an  Kf.  einige  Schickongen^  gethan,  Kf.  hätte,  da  jene  vorige  Allianz 
bloss  in  Instr.  pacis  fondiert  und  zo  keines  Standes  Beleidigong  angesehen 
sei,  solche  Offerte  ohne  Offension  nicht  abschlagen  können  ond  deswegen 
zor  Erneuerong  solcher  Allianz  einen  nach  Paris  geschickt^),  die  Sache  wäre 
längst  richtig  gewesen,  wenn  Frankreich  nicht  hätte  etwas  weiter  gehen 
wollen,  wozo  sich  Kf.  garnicht  verstehen  wolle.  Gleiche  Beschaffenheit 
hätte  es  mit  der  Gesandtschaft  in  Schweden,  woselbst  die  Regierang  ihm 
zom  öfteren  Freondschaft  ond  die  Renovation  der  Allianz  angeboten  hätte  ^), 
Kf.  in  der  Hoffnong,  dass  solches  zur  Erhaltong  des  Friedens  gereichen 
werde,  habe  darein  eingewilligt^).  Es  wäre  ihm  auch  Bericht  zogekommen, 
von  dem  er  jedoch  nicht  wüsste,  ob  er  fondiert  wäre,  dass  Frankreich 
von    dem    neolich    katholisch    gewordenen    Herzog    von    Mecklenburg^) 


0  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  385  f. 

»)  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  591  ff. 

')  Ueber  die  Sendung  L  es  seine'  an  Kf.  (Janaar  bis  April  1662),  s.  Urk. 
u.  Akt.  II  S.  243  ff.,  IX  8.  599  ff. 

*)  Ueber  die  Sendung  v.  Blumentbals  nach  Paris  (seit  Januar  1663)  8. 
Urk.  u.  Akt.  IX  S.  620 ff. 

»)  S.  oben  Abschn.  3  S.  109  f. 

^  8.  aber  die  Sendung  v.  Erockows  nach  Schweden  (seit  December  1662) 
Urk.  u.  Akt.  IX  S.  742 ff. 

f)  S.  Diar.  Europ.  X  S.  642  f.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  661,  über  solche  Ge- 
rüchte Diar,  Europ.  XI  S.  620.    Urk.  u.  Akt.  IX  S.  674. 


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ZasamineDkQDft  zu  Torgau.  265 

sein  ganzes  Herzogtham  oder  doch  einen  grossen  Theil  desselben  an  sich 
zu  erhandeln  beabsichtige. 

7)  K.S.  habe  schon  1647  bei  den  Münsterschen  Tractaten  wegen  Er- 
neuerung der  Brbverbrtidernng  zwischen  Sachsen,  Brandenburg 
und  Hessen  erinnern  lassen,  auch  1657  sei  die  Sache  zu  Lichtenberg 
vorgekommen  und  habe  Kf.  versprochen^  das  Werk  nach  Möglichkeit  zu 
fördern.  Kf.  meine,  dass  die  Confirmation  von  Kaiser  und  Reich  bei  dieser 
Conjunctur  wohl  zu  erlangen  sein  werde. 

8)  Kf .  danke  K.S.,  dass  er  seine  Verordnung  wegen  der  Witten- 
bergischen Universität^)  so,  wie  sie  gemeint  sei,  aufgenommen  habe 
Es  sei  weder  geschehen,  um  jene  hochberühmte  Universität  zu  beschimpfen, 
noch  um  seinen  Lutherischen  Unterthanen  in  ihrer  Religion  Eintrag  zu 
thun,  noch  gar  um  K.S.  zu  nahe  zu  treten,  sondern  Kf.  suche  nur  seine 
Lande  in  Ruhe  und  Einigkeit  zu  erhalten. 

9)  Kf.  erinnere  sich,  dass  auf  der  vorigen  Zasammenkunft  eines  Cere- 
moniels  Erwähnung  geschehen,  wie  sich  Kur-  und  Fürsten  sowohl  in  Person 
unter  einander,  als  auch  gegen  auswärtige  königliche  und  andere  Gesandte, 
und  wie  sich  die  Gesandten  unter  einander  zu  comportieren.  Weil  aber 
nichts  Beständiges  abgeredet  und  inzwischen  sich  in  Regensburg  und 
anderen  Orten  allerhand  Neuerungen  zugetragen,  so  verlange  Kf.  K.S.s 
Meinung  darüber  zu  vernehmen,  damit  man  sich  eines  gewissen  hierunter 
vergleichen  könne. 

10)  Kf.  bitte  K.S.  um  Intercession  beim  Kaiser,  namentlich  wenn  er  den- 
selben persönlich  in  Regensburg  begrusse,  inbetreff  der  Restitution  von 
Jägerndorf. 

11)  Kf.  habe,  sobald  er  vernommen,  dass  die  Häuser  Sachsen  bei 
der  Stadt  Erfurt  interessiert  seien,  K.Mainz  von  der  beabsichtigten 
Ezecntion  abgemahnt^).  Wenn  K.S.  ihm  seine  fernere  Meinung  wegen 
dieser  Sache  eröffnen  wolle,  so  werde  er  nicht  unterlassen,  dessen  Interesse 
weiter  nach  Möglichkeit  zu  fördern. 

12)  Kf.  wolle  vorstellen,  welchen  Schaden  und  Ungelegenheit  seine  und 
die   benachbarten  Lande  bei   den   von  Alters  so  angestellten  Gilden  und 

^)  Das  Edikt  des  Kf.  vom  21.  Angost  1662,  in  welchem  allen  br'aDdeqbnr- 
gischen  Unterthanen,  welche  Theologie  and  Philosophie  studieren  wollten,  der 
Besuch  der  Universität  Wittenberg  verboten  wurde.  Dasselbe  war  veran- 
lasst worden  durch  eine  von  der  dortigen  theologischen  Fakultät  in  demselben 
Jahre  herausgegebene  Schrift,  betreffend  das  1661  zu  Gassel  zwischen  lutheri- 
schen und  reformierten  Theologen  gehaltene  Colloquium,  in  welcher  eine  Ver- 
einigung zwischen  beiden  Gonfeasionen  für  unmöglich  erklärt  und  den  Reformier- 
ten der  Name  der' Evangelischen  abgesprochen  worden  war.  S.  Hering,  Nene 
Beitrage  zur  Geschichte  der  evangeliscb-reformirten  Kirche  in  den  Preussisch- 
Brandenborgischen  Ländern  II  S.  160  ff.  Brandes,  Geschichte  der  kirchlichen 
Politik  des  Hauses  Brandeobarg  I  S.  233  ff.  Vgl.  oben  S.  185  and  Urk.  u.  Akt. 
IX  S.  767. 

^  S.  das  Schreiben  des  Kf.  an  K.Mainz  vom  25.  November  1663,  unten  Ab- 
schnitt 6. 


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266  4-    ^^^  Ad  fang  des  Regeosburger  ReichBtages.     Anhang. 

Zünften»)  fmpfinden,  und  ünfragm,  ob  K.S.  nicht  diensam  finde,  auf 
einem  Kreistage  oder  adf  gegenwärti(i:eni  Reichstage  darauf  zu  dringen, 
dass  solche  Zönfte  entweder  aufgehoben  oder  dergestalt  modificiert  würden, 
dass  dadurch  nicht  andere  geschickte  Leute  sich  in  diesen  Landen  nieder- 
zulassen abgehalten  werden  möchten. 

V.  Friesen   erklärt,   er  werde  über  diese  proponierten  Punkte  seinem 
Herrn  referieren  und  danu  antworten. 


Actum  Torgau  19./[29.]  Üecember  hora  9  antemeridiana  praes. 
Freih.  v.  Friesen  und  Freih.  v.  Schwerin. 

29.  Dec.  V.  Friesen  erklärt  nach  abgestattetem  Danke: 

ad  1.  Inbetreff  der  Türken  hülfe.  E.S.  wisse  nach  den  eingekom- 
menen Relationen  nicht  anders,  als  dass  die  Volkshülfe  in  allen  Reichs- 
coUegien  beliebt  worden,  nnd  es  sei  nicht  wohl  abzusehen,  wie  dies  zu  än> 
dern,  es  könnte  doch  einem  jeden  Stand,  der  etwa  wenig  Volk  gebe,  Geld 
zu  zahlen  gestattet  werden.  Auch  auf  dem  jüngsten  Kreistage  zu  Leipzig 
sei  beschlossen  worden^),  da:>s  all^  Stände  des  Obersächsischen  Kreises  sich 
mit  einer  gewissen  Anzahl  Volk  ohne  Geld  gefa<st  halten  sollten.  InbetrefiF 
des  Quantum  habe  K  Baiern  schon  längst  im  kurfürstl.  Collegium  die 
Frage  angeregt,  ob  nicht  der  Türkenkrieg  besser  ofi'ensive  als  defensive 
zu  führen  sei.  Diese  Frage  wäre  zwar  noch  nicht  vom  Directorium  pro- 
poniert,  sollte  es  aber  noch  geschehen,  so  müsste  eine  weit  grössere  Hülfe 
erfolgen,  über  welche  am  füglichsten  auf  dem  Reichstage  durch  den  Kaiser 
selbi>t  zu  verbandeln  sei.  Auch  K.S.  erkenr:e,  dass  man  die  Armee  mit 
einem  qualificierten  Haupte  versehen  müsse,  er  habe  schon  längst  gehört, 
dass  vom  Kaiser  deraKf.  wegen  Uebernahme  des  Reichsgeneralats  Antrag 
geschehen,  er  wünsche  zu  vernehmen,  ob  dieser  Antrag  erfolgt  sei  und  wie 
sich  Kf.  darauf  erklärt  habe ;  ihm  wäre  diese  Nachricht  sehr  angenehm  ge- 
wesen^ da  er  zu  Kf.  ganz  besonderes  Vertrauen  hege,  nnd  er  sehe  keine 
Ursache,  warum  Kf.  dieses  ausschlagen  solle.  Ueber  die  Einrichtung  der 
Capitulation  bei  der  Reichsarmee  sei  am  füglichsten  zu  Regeiisburg  zu 
schliessen  und  dabei  die  Executionsordnung  zu  Grunde  zu  legen. 

ad  2.  Auch  K.S.  erkenne  eine  solche  Verfassung  zur  Sicherung 
der  Grenzen  für  nothwendig.  Doch  sei  dem  auf  dem  letzten  Kreistage 
einigermassen  providiert  worden,  indem  die  Stände  beschlossen  hätten,  dass 
die  Türkenhülfe  aus  zwei  Theilen  bestehen  solle,  von  denen  der  eine  wider 
die  Türken,  der  andere  zur  Vertheidigung  der  Grenzen  z'ü  gebrauchen  sei. 

*)  Ueber  die  auf  die  Abstellung  der  Zunftmissbräuche  gerichteten  Bestre- 
bungen und  Massregeln  des  Kf.  s.  Moritz  Meyer,  Gesch.  der  Preussiscbeu 
Handwerkerpolitik  1  S.  63  ff. 

3)  S.  oben  ö.  240. 


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Zasammenkanft  zn  Torgan.  267 

Aach  hätte  er  daneben  sein  Absehen  auf  eine  Landesverfassung  gerichtet, 
wonach  von  beiden  Kurfürsten  zur  Sicherang  ihres  Estats  eine  Anzahl  ge- 
worbener Völker,  etwa  3000  z.  F.  and  1000  z.  R.,  aufgebracht  und  unter- 
halten werden  mussten. 

ad  3.  K.S.  sei  erfreut  darüber,  dass  im  kurfürstl.  Collegium  ein  solches 
Temperament,  wie  in  K.brandenb.  Proposition  erwähnt,  gefunden  sei,  er  hoffe, 
dass  die  Fürsten  sich  damit  befriedigen  lassen,  und,  wenn  dieses  nicht  ge- 
schehen sollte,  Ef.  die  wohlhergebraehte  Präeminenz  der  Kurfürsten  sich 
aufs  beste  werde  recommendiert  sein  lassen,  bitte  zugleich  um  Communi- 
cation  des  Schreibens  von  E.Mainz  an  Kf.;  an  ihn  wäre  bis  jetzt  nichts 
gekommen,  aasser  was  Reiffenberg')  mündlich  gedacht. 

ad  4.  E.S.  bedauere,  dass  Ef.  nicht  nach  Regensbnrg  kommen 
könne,  er  selbst  werde  der  kaiserlichen  Einladung  folgen,  erwarte  aber  erst 
Nachricht,  wer  von  den  übrigen  Kurfürsten  bereits  zur  Stelle  sei. 

ad  5.  Ein  an  P  ölen  zu  richtendes  Gesamtschreiben  des  Reiches  Hesse 
E.S.  sich  nicht  missfallen;  wie  es  einzurichten  sei,  werde  sich  am  besten 
in  Regensburg  verhandeln  lassen.  Man  werde  zu  verhüten  haben,  dass 
keiner  Partei  in  Polen  einige  Jalousie  gegeben,  vicinis  regnis  keine  un- 
gleiche impressiones  erregt,  alles  aber  mit  Vorwissen  und  Gefallen  des 
Kaisers  vorgenommen  werde. 

ad  6.  Die  Erneuerung  der  Allianzen  des  Ef.  mit  Frankreich  und 
Schweden  halte  auch  er  zur  Erhaltung  guter  Correspondenz  mit  den 
Nachbarreichen  für  sehr  dienlich. 

ad  7.  Die  Erneuerung  der  Erbverbrüderung  wünsche  er  auch 
sehr,  die  näheren  Verbandlungen  darüber  könnten  am  passendsten  in  Re- 
gensbnrg geführt  werden. 

ad  8.  Das  Edikt  des  Ef.  wider  die  theologische  Facultät  zu  Wit- 
tenberg habe  K.S.  nicht  anders  aufgenommen,  als  es  gemeint  gewesen, 
wiewohl  er  dessen  Commnnicntion  vor  der  Ankündigung  gewünscht  hätte. 
Aus  einem  Schreiben,  welches  er  bald  nach  Auslassung  des  Ediktes  am 
23.  Januar  erlassen^,  könne  Ef.  ersehen,  dass  er  nicht  gemeint  sei,  seinen 
Theologen  unbefugte  Eingriffe  zu  gestatten,  auch  Kf.  werde  gewiss  geneigt 
sein,  alles,  was  ratione  dieses  Ediktes  sowohl  bei  anderen  Evangelischen 
ungleiche  Opinion  erwecken  könne  als  auch  sonst  bedenklich  sein  möchte, 
aus  dem  Wege  zu  räumen. 

ad  9.  Das  Ceremoniale  betreffend  erwarte  man  das  Project  des 
Kf.,  wie  man  1657  übereingekommen  sei. 

ad  10.  Für  die  Restitution  von  Jägerndorf  wolle  K.S.  alles  thun, 
was  Kf.  wünsche. 


0  S.  aber  desBen  Sendung  an  K. Sachsen,  welche  zu  dem  geheimen  Vertrage 
zu  Torgau  vom  30.  November  1663  geführt  hatte,  Heibig,  Johann  Philipp  von 
Mainz  und  Johann  Georg  IL  von  Sacbsen  während  der  Erfurter  Wirren,  1650— 
1667  (Archiv  für  die  Sächsische  Geschichte  III)  S.  415  ff, 

»)  S.  Hering,  Neue  Beiträge  II  S.  172  ff. 


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268  4     I^er  Anfang  des  Regeosbargör  Reichstages.    Anbang. 

ad  11.  K.S.  erkenne  mit  Dank,  dass  Kf.  seine  Gedanken  dahio  ge- 
ricbtet,  dass  die  yod  K.Mainz  gegen  Erfurt  gerichtete  Executton  sas- 
pendiert  werde,  auch  er  hätte  sich  gegen  den  jüngsten  K.Mainzischen  Ab- 
gesandten in  gleicher  Weise  erklärt,  er  könnte  nicht  anders  merken ,  denn 
dass  dieses  etwas  gefruchtet^  indem  K.Mainz  die  Völker  wieder  zarück- 
gezogen,  hätte  aber  ohnlängst  nicht  ohne  Befremdung  vernommen,  dass  der- 
selbe wieder  von  Herzog  Ernst  einen  Pass  durch  dessen  Lande  gefordert 
hätte.  Sollte  dieses  auf  einen  gewaltsamen  Angriff  angesehen  sein,  so 
laufe  dieses  der  von  dem  Baron  v.  Boynebnrg  zu  Regeneburg  gethanen 
Erklärung  zuwider^  dass  man  nichts  Thätliches  gegen  Erfurt  vornehmen, 
sondern  erwarten  werde,  was  man  zu  Regensburg  zu  Conservierung  der 
Reputation  und  Rechte  von  K.Mainz  im  kurfürstl.  CoUeginm  oder  sonst 
ergreifen  werde.  K  S.  habe  daher  seine  dortigen  Gesandten  dem  ent- 
sprechend instruiert,  er  werde  schwerlich  wegen  seines  Interesse  geschehen 
lassen,  dass  eine  solche  Stadt  sub  praetextu  dieser  Execution  occupiert  und 
seiner  Protection  entzogen  werde. 

ad  12.  K.S.  vermeine,  dass  dieser  Punkt  auf  dem  Reichstage  erörtert 
und  die  Innungen  dergestalt  eingerichtet  werden  müssten,  dass  die  hohe 
Landesobrigkeit  sich  vorbehalte,  selbige  zu  restringieren  oder  zu  modificieren. 

Ferner  hätte  K.S.  an  Kf.  zu  bringen  begehrt,  was  wegen  des  dem 
Herzog  August  zu  Sachsen  neulich  zu  Regensburg  vom  Kaiser  und 
den  meisten  Ständen  bewilligten  voti  et  sessionis  vorgegangen  i).  Er  hoffe, 
Kf.  werde  das  Werk  nicht  ferner  difficulticren,  bei  der  Aufrufuug  des  votnm 
solle  nicht  Quer  fürt  genannt  werden  und  also  kein  neues  votum  sein, 
sondern  das  alte  Sächsische  votum  bleiben,  recommendiere  solches  nochmals 
aufs  beste. 

Schwerin  dankt  und  erklärt,  darüber  dem  Kf.  referieren  zu  wollen. 


Actum  Torgau  19./ [29.]  December  1663  hora  4  postmeridiana. 

29. Dec.  Schwerin  erklärt:  ad  1.    Obzwar  Kf.  dafür  halte,  dass  das  in  Re- 

gensburg bewilligte  Triplum  bei  weitem  nicht  zureiche,  so  wolle  er  es 
doch  dabei  bewenden  lassen,  weil  er  befürchte,  dass,  wenn  man  etwas  neues 
proponieren  liesse,  solches  mehr  zur  Behinderung  als  zur  Beförderung  der 
Sache  ausschlagen  könnte,  zumal  weil  die  Städte  sich  so  gar  widerwärtig 
bewiesen.  K.S.  möge  dabin  wirken,  dass,  wenn  die  24000  Mann,  auf  welche 
er  das  Triplum  berechne,  aufgebracht  wären,  man  auf  mehr  Succurs  be- 
dacht sein  möge,  weil  bekannt,  dass  solches  corpus  in  solchen  Quartieren 
leicht  zerschmelzen  werde.  Auch  gefiele  dem  Kf.  das  K.  Bairische  votum 
so  uneben  nicht,  da  alles  vergebens  sein  würde,  wenn  man  nicht  zum  hello 
offensivo  wider  den  Türken  überginge.  Wegen  des  General-Commando  der 
Reichsarmee  sei  am  kaiserl.  Hofe  und  andern  Orten  viel  Redens  und  Für- 

')  S.  oben  S.  180  ff. 


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Zusammenkatift  eh  Torgan.  269 

schlageiis  gewesen.  Wie  aber  Kf.  bei  allen  Occasionen  zu  erkennen  gege- 
ben, daes  die  Regierung  so  vieler  Lande  und  andere  Angelegenheiten  ihm 
nicht  gestatteten,  ein  so  schweres  Werk  über  sich  zu  nehmen,  absonderlich 
da  er  beim  Reiche  auch  keinen  grossen  Eifer  verspüre,  die  Hülfe  mit  Nach- 
druck zu  leisten,  so  wäre  auch  ferner  an  ihn  deshalb  nichts  gebracht  wor- 
den. Ef.  wünsche,  dass  der  Allerhöchste  ein  solches  Haupt  erwecken 
wolle,  80  dieser  Last  genugsam  gewachsen^  und  dass  einer  aus  dem  K.- 
Säc heischen  Hause  sich  damit  beladen  lassen  wolle,  er  wolle  dieses  nach 
allen  seinen  Kräften  befördern  helfen,  E.S.  möchte  sich  darüber  ezpecto- 
rieren. 

Kf.  halte  es  auch  für  zuträglicher,  wenn  die  Reichsarmee  nicht  von 
einem  Haupte  geworben  werden  soll,  dass  die  Werbungen  in  den  Kreisen 
von  einem  jeglichen  Kreisobersten  geschehen,  da  es  viel  Weitläuftigkeit 
geben  würde^  wenn  die  Werbungen  von  so  vielen  Ständen  sollten  angestellt 
werden.  Er  besorge,  wenn  dieses  in  Regensburg  proponiert  werden  sollte, 
daas  es  nur  Verzug  verursachen  dürfte,  weil  die  meisten  Gesandtschaften 
sich  defectu  mandati  entschuldigen  würden,  daher  würde  ihm  lieb  sein,  wenn 
K.S.  sich  zu  einer  Defensionshülfe  verstehen  wollte,  welche,  ob  sie  zwar 
zu  allen  Occasionen  nicht  zureichend,  doch  zur  Abwendung  der  Gefahr 
hochnöthig  sei,  er  erbiete  sich  zu  einer  gleichmässigen  Hülfe  und  erwarte 
nor,  wie  hoch  K.S.  solche  determinieren  wolle,  auch  werde  ihm  lieb  sein, 
wenn  die  Ereishülfe  zustande  gebracht  werden  könnte.  — 

ad  5.  E.S.  möge  Sorge  tragen,  dass  das  Schreiben  an  Polen  behut- 
sam eingerichtet  werde,  Kf.  sehe  es  nicht  gern,  dass  fremde  Kronen,  ab- 
Bonderlich  Frankreich,  daraus  OfiFension  ergreife.  — 

ad  10.  IL  ES.  möge  die  Jägerndorfer  Sache  befördern,  Ef.  wolle 
dem  Begehren  zufolge  entwerfen  lassen,  wie  etwa  das  Schreiben  einzurich- 
ten sein  möchte,  er  werde  sich  ebenso  die  Erfurter  Sache  aufs  beste  re- 
commendiert  sein  lassen. 

Das  desiderium  des  Herzogs  August  finde  Ef.  auf  aller  Billigkeit 
beruhend  und  es  sei  ihm  lieb,  dass  die  evangelischen  vota  vermehrt  würden, 
es  würde  damit  auch  keine  Schwierigkeit  geben.  Es  wäre  nur  Streit  ratione 
loci,  und  dass  seine  Vettern  von  Baireuth  sich  beschweren  möchten. 
Daher  wünsche  Ef.  zu  wissen,  wie  sich  dieselben  etwa  darüber  erklärt  hät- 
ten, er  halte  dafür,  dass  es  nicht  gross  zu  bedeuten  hätte,  was  für  ein  Ort 
dem  Herzoge  August  assigniert  würde. 

V.  Friesen  danfkt  und  sagt  zu,  E.S.  werde  über  die  verglichenen  Punkte 
seinen  Gesandten  in  Regensburg  gemessenen  Befehl  zukommen  lassen 
and  auch  in  publicis  mit  dem  Kf.  alle  gute  Correspondenz  continuieren, 
nur  wegen  des  letzten'  Punktes  hofifte  er,  Kf.  werde  das  desiderium  des 
Herzogs  August  per  mandata  an  seine  Gesandtschaft  so  secundieren  lassen, 
dass  ihm  nicht  allein  votum  und  sessio  an  sich  selbst,  sondern  auch  der  Ort; 
wo  das  K.Säch8ische  Hans  seine  vota  ablegt,  gestattet  werde. 


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270  4*    D^r  Anfang  dee  Regeneburger  Reicbstages.    Anhang. 

Actum  Torgau  20./[30.]December  1663  hora  10  matutina. 

30.  Dec.  V.  Friesen  erklärt  als  Antwort  K.S.s,  derselbe  sei  mit  Kf.  darin  einig, 

dass  zum  Türkeukriege  24000  Mann  nicht  zulangen,  man  wolle  daher  in 
Regensbnrg  Yotieren,  dass  man  nach  deren  Aufbringung  dem  Kaiser  mit 
noch  einem  considerablen  Corpo  secnndiere.  K.S.  wünsche  zum  Anführer 
ein  Haupt  von  Ansehen,  hoffe,  dass  Kf.,  wenn  das  Werk  direct  an  ihn  ge- 
bracht werde,  sich  mit  dieser  Function  werde  beladen  lassen,  er  hoffe,  dass 
wenn  ein  Haupt  von  solcher  Autorität  dazu  käme,  der  Eifer  im  Reich 
grösser  sein  werde.  Die  a  parte  Verfassung  von  K.Sachsen  und  K. Bran- 
denburg werde  ohne  Abbruch  der  Kreisverfassnng  verstanden,  also  dass 
die  4000  Mann  zu  beiderseitiger  Defension  zu  gebrauchen.  Da  K.S.  dem 
Kaiser  ein  starkes  Regiment  gesandt,  was  andere  Kreisstände  nicht  gethun, 
so  dürfe  dieses  Regiment  und  auch  was  Kf.  für  den  Kaiser  gethan  die 
Kreishülfe  vertreten  und  wolle  man  die  anderen  Kreisstände  ermahnen,  sich 
in  gleicher  Weise  anzustrengen.  Wenn  K.S.  und  Kf.  jeder  mit  4000  Mann 
gefasst  wären,  könnte  solches  eine  bastante  Reserve  sein,  die  Grenze  zu 
vertheidigen  nnd  im  Nothfail  auch  zur  Assistenz  gegen  die  Türken  zu  ge- 
brauchen *). 

Im  Streite  der  collegia  verspricht  K.S.  in  Regensburg  gute  officia, 
für  die  Erb  Verbrüderung  Mittheilung  der  nöthigen  Archivalien;  er  will  in 
Regensburg  im  Interesse  beider  wirken,  dafür  soll  Kf.  als  Nachgeord- 
neter im  Kreise  dafür  sorgen,  dass  daheim  alles  in  Ruhe  and  Frieden  bleibe, 
und  die  Wünsche  Herzog  Augusts  unterstützen^). 

Infolge  des  Beginnens  des  Eisganges  auf  der  Elbe  bricht  Kf.  sogleich 
auf,  so  dass  keine  Conferenz  mehr  gehalten  werden  kann,  seine  Bagage 
muss  über  Dresden  zurückgehen. 


Geheimenraths- Protokoll.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
19. /[29.]  Januar  1664. 

[Conferenz  mit  General  Würtz.] 
29.  Jan.  H.  Kanzler  Jena  referiert  von  der  Conferenz,    so  er  mit  H.  Würtz 


1)  Auf  eine  Anfrage  K.Sachsens  vom  d./13.  März  1664,  ob  Kf.,  nachdem  sie 
zu  Torgaa  verabredet  hätten,  3000  Mann  z.  F.  und  1000  z.  R.  zur  Sicherung 
ihrer  Lande  parat  zu  halten,  noch  bei  seiner  damaligen  Mein&ng  verharre,  antwortet 
Kf.  (d.  Cöln  15/25.  März  1664):  ,So  haben  wir  auch  soviel  Völker  anf  den  Bei- 
nen, dasB  wir  demselben,  was  wir  zu  Torgan  mit  E.  Ld.  verabredet,  wenn  es 
die  Noth  erfordert,  jederzeit,  sonderlich  was  das  Fussvolk  anlanget,  ein  wnrk- 
liches  Genüge  leisten  können,  und  zn  den  Reutern  können  wir  auch  leichtlich 
gelangen,  also  daes  wir  es  unserstheils  bei  solcher  Abrede  nochmals  bewenden 
lassen  und  von  E.  Ld.,  wie  Sie  es  halten  wolle,  fernere  Erklärung  erwarten.*' 

^  S.  das  Rescript  des  Kf.'an  die  Beichstagsgesandten  vom  9.  Januar  1664, 
in  welchem  er  denselben  die  Ergebnisse  der  Torgaaer  Zasammeukanft  mitthoilt 
und  ihnen  die  entsprechenden  Weisungen  ertbeilt,  oben  S.  216. 


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Gonfereoz  mit  Würtz.  ZosammeDkooft  mit  R. Sachsen  za  Berlin.  271 

gehalten  1);  weil  er  über  der  Gratulation  noch  etwas  mehr  anzobringeD,  ob 
er  Apertur  davon  thon  wollte. 

Würtz  bat  erklärt,  er  sollte,  nachdem  Kf.  an  die  Pommersche  Regierung 
geschrieben  und  die  Noth  des  Türken  vorgestellt,  sie  dieses  dem  König 
commnniciert  und  derselbe  des  Kf.  Vorsorge  wohl  aufgenommen;  vernehmen, 
1)  wie  Kf,  vermeine,  wie  es  wegen  der  Defension  contra  Turcam  einzurich- 
ten, 2)  hätte  er  wissen  wollen,  wie  die  negotia  der  Tractaten  in  Schweden 
ständen.  Dann  fragte  er  an  wegen  der  Rheinischen  Allianz,  ob  Kf.  hinein- 
treten wolle.  Es  ist  ihm  erklärt  worden,  Kf.  hätte  sich  erklärt,  aber  es  wä- 
ren etliche  Punkte  darin,  so  nach  dem  jetzigen  Znstand  nicht  könnten  bestehen. 

Es  wird  berathen,  was  ihm  wegen  der  Verfassung  gegen  den  Türken 
zu  sagen  sei,  Kf.  entscheidet: 

1)  zu  reden  von  der  Defension,  wie  wir  die  Grenzen  gegen  die  Ca- 
naillen [vertheidigen  wollen],  ihm  zu  sagen  und  zu  commnnicieren,  was  mit 
K.Sachsen  vorgegangen. 

Ob  man  nicht  Mecklenburg,  Braunschweig-Lüneburg  auch 
dahin  disponieren  könne,  dass  sie  uns  assistierten.  Gewiss  wäre  es,  dass 
es  das  beste,  wenn  man  ein  Haupt  hätte,  dem  man  das  Geld  gebe,  aber 
das  wird  schwerlich  geschehen. 

Was  von  Krockau  geschrieben,  kann  man  ihm  commnnicieren,  und 
möchte  H.  Würtz  auch  seine  Meinung  sagen. 


ProtocoUum  was  bei  Anwesenheit  I.  Chf.  D.  zu  Sachsen  alhie 

zu  Cöln  an  der  Spree  aufm  Schlosse  im  April  1664  die  Churf. 

Sachs.   Herren  Geheimen  Räthe  des  Herrn  Oberpräsidenten 

Freiherm  von  Schwerin  Gn.  proponiret  haben. 

1.  Conferenz.  ProtocoU  dessen,  v^as  die  K.Sächs.  H.H.  Ministri,  der 
Freiherr  v.  Friesen  und  General-Lieutenant  Wolf  Christian  v.  Arnheim 
den  24.  April  1664  dem  Churbrand.  H.  Oberpräs.  Freiherrn  v.  Schwerin 

proponiret. 
V.  Friesen  erklärt,  K.8.  hätte  inKegensburg  mit  Freuden  die  grosse  4.  Mai. 
Sorgfalt  verspürt,  welche  Kf.  zur  Erhaltung  der  Sicherheit  im  Reiche  öffent- 
lich bezeigt,  und  dass  zwischen  den  beiderseitigen  Gesandten  gute  Ver- 
traulichkeit gepflogen,  er  habe  auch  befohlen,  solche  Vertraulichkeit  zu  con- 
tinuieren.  K.8.  habe,  wie  er  zu  Torgau  zugesagt,  die  Jägerndorf  er 
Sache  sofort  dem  Kaiser  schriftlich  vorgestellt,  auch  dieselbe  in  Regeusburg 
beim  Kaiser  mündlich  und  beim  kurfürstl.  Collegio  recomniendiert  und  er- 
biete sich,  auch  ferner  darin  alle  gute  officia  zu  thun     Betreffend  die  ver- 


')  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  775.  778.  Würtz  war  wahrscheinlich  von  der 
BchwediBcheo-  Regierung  nach  Berlin  geschickt  worden,  um  dem  Kf.  zu  seiner 
glücklichen  Heimkehr  aus  Prenssen  zu  gratulieren. 


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272  4-    ^^^  Ad  fang  des  Begensbarger  Reichstages.     Anhang. 

abredete  reciproque  Assistenz  habe  K.S.  schon  angefangen,  za  deren 
Ezpedierung  Anstalt  zn  machen,  es  wäre  ihm  lieb  gewesen  zu  vernehmen, 
dass  Kf.  sich  mit  dem  Schwedischen  O.Lieuten.  Würtz  deshalb  vereint 
nnd  dessen  Gedanken  ihm  mitgetheilt  habe  %  die  beabsichtigte  Znsammen- 
schicknng  von  Gesandten  lasse  er  sich  desto  mehr  gefallen,  je  vortbeilhafter 
es  für  den  ganzen  Kreis  wäre,  dass  dergleichen  gute  Verfassung  geschehe. 
Nachdem  neulich  der  Niedersächsische  Kreis  auf  ein  Triplum  an  Völ- 
kern und  ein  Simplum  an  Gelde  geschlossen,  und  da  es  gute  Facilität  geben 
könnte,  wenn  diese  beiden  Kreise  zusammenhielten,  wünsche  er  des  Kf.  Ge- 
danken darüber  zu  vernehmen,  ob  man  den  Obersächsischen  Kreis  dazu 
disponieren  und  zu  diesem  Zweck  eine  Kreisversammlung  ausschreiben  solle. 

K.S.  danke  dafür,  dass  Kf.  in  der  Erfurter  Sache  wirklich  die  Ver- 
mittelung  betrieben  hätte,  dessen  Schreiben  an  K.Mainz  sei  nicht  ohne 
Effect  gewesen.  Da  er  aber  bemerke,  dass  der  Kaiser  stark  auf  die  Pa- 
rition  dringe,  gleichwohl  aber  verlaute,  dass  der  gemeine  Pöbel  so  unge- 
zogen sei,  dass  der  Magistrat  nicht  mehr  Macht  hätte  denselben  zur  Raison 
zu  bringen,  auf  welchen  Fall  K.Mainz  sicher  auf  die  Ezecution  dringen 
werde,  so  wäre  er  sehr  besorgt  und  wünsche  von  Kf.  zu  vernehmen,  was 
vor  die  Hand  zu  nehmen,  damit  demselben  vorgekommen  und  gefährliche 
Consequenzen  verhindert  würden. 

V.  Schwerin  bezeugt  des  Kf.  Freude  über  diesen  Besuch,  bittet  mit 
der  Bewirthung  nach  Gelegenheit  der  Zeit  vorlieb  zu  nehmen  und  verspricht 
Antwort  auf  die  proponierten  Punkte. 

2.  Conferenz.     Den  25.  April  1664. 

5.  Mai.  V.  Schwerin  erklärt:  ad  1)  Kf.  danke  für  die  Bemühungen  K.Ss.  in  der 
Jägerndorfschen  Sache,  da  aber  darauf  bisher  noch  kein  effectus  am 
kaiserlichen  Hofe  erfolgt  sei,  Kf.  aber  gemeint  sei,  in  dieser  Sache  ein- 

1)  Kf.  hatte  (d.  Cola  22.  März/l.April  1664)  K.Sachseo  mitgetheilt,  er  habe 
neulich  mit  dem  Schwedischen  6.Li6uteoant  v.  Würtz  bei  dessen  Anwesenheit 
in  Berlin,  gemäss  der  in  Torgan  getroffenen  Abrede,  wegen  einer  Defensions- 
verfassnng  der  vornehmsten  Stande  des  Ober-  and  Niedersächsischen  Kreises 
gegen  die  Türken  verhandelt  (s.  darober  das  oben  S.  270  f.  mitgetheilte  Qeh.Baths- 
ProtokoU  vom  19./29.  Jannar  1664);  derselbe  habe  jetzt  (in  einem  Schreiben  an 
den  Karsten  von  Anhalt,  d.  Stettin  10./20.  März  1664)  berichtet,  dass  man  in 
Schweden  bereit  sei,  das  Werk  za  befördern  und  auch  andere  Stände  des 
Niedersacbsischen  Kreises,  das  Haas  Braunschweig,  Mecklenburg  und  Hol- 
stein aufzunehmen.  Kf.  habe  sich  darauf  zur  Beschickung  einer  Zasammenkonft  be- 
reit erklärt  und  als  Ort  derselben  Goslar,  Magdeburg,  Tangermünde,  Salzwedel  and 
Lüneburg  vorgeschlagen;  er  ersucht  K.Sachsen,  auch  an  dem  Werke  mitzuhelfen 
und  wogen  Ort  und  Zeit  seine  Meinung  zu  eröffnen.  Darauf  hatte  Herzog  Mo- 
ritz von  Sachsen,  als  Statthalter  für  seinen  noch  in  Begensburg  abwesenden 
Bruder,  geantwortet  (d.  Dresden  31.  März/ 10.  April  1664),  er  werde  dieses  dem 
Kurfürsten  bei  dessen  bald  bevorstehender  Bäckkehr  melden,  nnd  gebeten,  so 
lange  zu  warten.    S.  auch  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  778. 


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ZnsammenkoDft  mit  K. Sachsen  sa  B^rliD-  273 

mal  eioe  endliche  Richtigkeit  zu  treffeo,  so  ersuche  er  E.S.,  ihn  auch  fer- 
ner dabei  za  anterstützen. 

ad  2)  £f.  halte  anch  jetzt  für  nöthig,  aasser  der  Reichshülfe  aaf  De- 
fension  der  Grenze  hedacht  zn  sein.  Er  habe  zwar  gemeint,  dass  das 
vom  Obersächsisehen  Kreise  bewilligte  Triplam  zur  Ereisdefension  angese- 
hen sein  solle,  da  er  aber  hente  vernommen,  dass  es  auf  die  zq  Regensburg' 
gewilligte  Tripelhülfe  zn  verstehen  sei,  so  wolle  er  sich  mit  K.S.  gern 
hierunter  conformieren,  wenn  man  nach  dem  Beispiel  des  Niedersächsischen 
Kreises  auch  eine  solche  absonderliche  Hälfe  thnn  möchte-,  er  stelle  ganz 
K.S.  anheim,  wie  dieses  werkstellig  zn  machen  sei. 

ad  3)  in  der  Erfurter  Sache,  da  K.S.  selbst  erkenne,  dass  der  Kai- 
ser und  K. Mainz  auf  die  Parition  dringen  würden,  und  wünsche,  dass  die 
Stadt  billig  parieren  solle,  so  erbiete  sich  Kf.,  dieselbe  dazu  zu  ermahnen. 
Er  gebe  auch  zu  bedenken,  ob  es  nicht  rathsam  sei,  im  Falle  die  jura,  jvelche 
beide  Kurfürsten  zu  Sachsen  und  zu  Mainz  an  diese  Stadt  prätendierten, 
noch  streitig  wären,  dass  sie  beide  sich  zuförderst  darüber  verglichen,  was 
einem  jeden  zustehen  solle,  und  K.S.  alsdann  sich  erbiete,  er  und  sein 
H^ns  und  erforderlichen  Falls  der  gaUze  Obersächsische  Kreis  wollten'  die 
Stadt  dazu  bringen,  dass  sie  dasjenige,  was  man  alsdann  E.Mainz  zuge- 
stehen werde,  acceptieren  solle,  wozu  Kf.  seine  Hülfe  zusage. 

lieber  die  anderen  Torgauer  Funkte  wolle  er  nicht  proponieren,  da  er  * 
sehe,  dasB  K.S.  so  sehr  wieder  wegeile.  Da  aber  von  den  Gesandten  zu 
Regensburg  berichtet  werde^  dass,  sobald  der  Kaiser  aufgebrochen,  man 
deliberieren  wolle,  ob  der  Reichstag  continuiert  oder  in  einen  Deputations- 
tag verändert  werden  solle,  wünsche  Ef.  E.S.s  Gedanken  darüber  zu  ver- 
nehmen. Noch  einen  anderen  Punkt  halte  Kf.  für  nöthig,  hier  zu  repe- 
tieren. Bei  neulicher  Zusammenkunft  sei  desideriert  worden  ^},  dass  das  von 
Kf.  wider  die  theologische  Fakultät  zu  Wittenberg  erlassene  Edikt  ge- 
mildert  werde.  Ef.  habe  das  auch  so  viel  bei  ihm  gelten  lassen,  dass  er 
seitdem  wider  den  Inhalt  des  Edikts  diejenigen,  welche  nur  von  Wittenberg 
gekommen,  zum  ministerio  befördert  hätte,  und  er  hätte  es  noch  ein  wenig 
ansehen  wollen,  wie  sich  die  Theologi  anf  E.S.s  harten  Verweis  verhalten 
würden,  da  dann  das  Edikt  nicht  allein  von  sich  selbst  dahin  gefallen,  son- 
dern Ef.  auch  den  jungen  studiosis  den  Besuch  von  Wittenberg  erlaubt 
haben  würde.  Allein  zu  seiner  grossen  Bestürzung  sei  neulich  ein  grosses 
weitläuftiges  Scriptum  der  Wittenberger  theologischen  Fakultät  hervor- 
gekommen '),  worin  dergleichen  harte,  anzügliche  und  erschreckliche  Redens- 
arten enthalten ,  als  noch  nie  sich  in  Schriften  zwischen  diesen  streitenden 
evangelischen  Eirchen  gefunden:  Ef.  wolle  davon,  dass  in  diesem  Scriptum 
den  reformierten  Glaubensgenossen  die  Seeligkeit  ganz  abgesprochen  werde, 
und  anderem  abseben,  darüber  aber  könne  er  nicht  umbin  zum  höchsten 

')  S.  oben  S.  265.  267. 

•  ^  Diese  Schrift  führte  deo  Titel:  Zeugnisse  der  theologischeo  Fakultät  und 
Ministeriaois ,  dasa  die  Calvinische  und  Zwinglische  Lehre  verdammlich  sei*,  s. 
Hering,  Neue  Beiträge  II  S.  179. 

Mater,  x.  Oeicb.  d.  G.  Kurfunteu.    XI.  ]8 


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274  4.    Der  Anfang  des  Regensbarger  ReichaUges.    Anhang. 

za  klagen,  dasB  dieses  Scriptnm  eigentlich  gegeo  ihn  gerichtet,  dass  darin 
welter  gegangen  sei,  als  es  Theologis  gezieme,  dass  sie  hieranter  .aach 
wider  den  Religionsfrieden  und  das  Instr.  Pacis  handelten,  dass  sie  auf 
ganz  nnverantwortliche  Weise  ihn  und  seine  Vorfahren  beschuldigten,  als 
hätten  sie  ihre  getreuen  Lutherischen  Unterthanen  aus  dem  Lande  yertrei- 
ben  wollen,  u.  s.  w. 

Kf.  stelle  zu  K.S.s  Belieben,  was  er  gegen  die  Autoren  dieses 
Buches  wegen  ihres  Ungehorsams  verordnen  wolle,  und  sei  nicht  gemeint, 
ihm  hierüber  etwas  vorzuschreiben,  bitte  aber  K.S.  es  künftijg  nicht  übel 
zu  entpfinden,  wenn  er  solche  Mittel-  gegen  dieses  Scriptum  der  Witten- 
berger Theologen  gebrauche,  die  den  autoribus  ihren  Unfug  öffentlich  zeu- 
gen und  seine  getreuen  Unterthanen  warnen  könnten,  sich  vor  diesem 
Scriptum  zu  hüten. 

T.«Frie6en  versichert  darauf,  dass  weder  sie,  die  Deputierten,  noch, 
wie  sie  meinten,  ihr  Kurfürst,  von  dem  Buch  der  Wittenberger  wisse,  der- 
selbe werde  sich  gewiss  darauf  so  erklären ,  dass  Kf.  zufrieden '  sein  und 
das  gute  Vertrauen  zwischen  ihnen  nicht  gestört  werde,  sie  würden  hier- 
über wie  über  das  andere  referieren. '  •. 


3.  Conferenz.    a  meridie  eodem  die  den  25.  April  1664. 

5.  Mai.  V.   Friesen  erwidert:    Wegen  der  Assistenz  wolle  K.S.  eine  Zusam- 

menkunft des  Obersächsischen  Kreises  zu  Montag  nach  Trinitatis  an- 
setzen, die  Verhandlung  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  könnte 
bei  dieser  Zusammenkunft  gleichfalls  besprochen  werden,  wie  denn,  wann 
ratione  modi  die  Kreisobersten  es  festgestellt,  die  Sache  leicht  einzurichten 
sein  werde,  weil  im  Niedersächsischen  Kreise  dergleichen  schon  angestellt 
sein  solle.  Da  aber  indessen  Brandenburg  und  Sachsen  leicht  die 
erste  Gefahr  treffen  könne,  so  stelle  er  anheira,  ob*  man  sich  nicht  hier- 
unter schon  praeliminariter  in  quanto  und  modo  succurrendi  einigen  wolle. 
NB.  Dieses  ward  hernach  also  declariert,  dass  'es  nic^t  allhier  abgehandelt 
werden  sollte,  sondern  erst  auf  dem  bevorstehenden  Convent. 

K.S.  danke  für  des  Kf.  Erbieten,  Erfurt  zu  disponieren,  dass  die  Strei- 
tigkeit beigelegt  werde.  Nachdem  von  Regensburg  eine  Schickung  an 
Erfurt  geschehen  und  sie  zum  schuldigen  Gehorsam  anermahnt  worden, 
wünsche  er  erst  zu  erfahren,  was  solches  gefruchtet;  wenn  solcher  Bericht 
einkäme,  wollte  er  ferner  Apertur  davon  thun  und  bitte  er,  dass  Kf.  dann 
seinem  Erbieten  nachkommen  wollte.  Er  tvüsste  aber  nicht,  dass  wegen 
der  jurium  mit  K.Mainz  Streit  entstanden  sei,  als  bis  zu  der  neulich  von 
demselben  begehrten  Qebetsformel ,  vermeinte  sonst,  ob  nicht  der  Parition 
dadurch  abzuhelfen,  wenn  untersucht  würde,  was  eines  jeden  Intention  in 
dieser  Sache  gewesen,  und  hernach  das  Werk  vel  per  interpositionem  yel 
per  coromis«ionem  gehoben  würde. 

W^gen  der  Erb  v  erbrü(leruiig  werde  Kf.  von  seinen  Gesandten  er- 


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ZasammoDkanft  mit  K.Sachseo  eu  Berlio.  275 

fahren  habend),  dass  die  Gesandten  d^r  drei  Uäaser  deshalb  beim  Kaiser 
hätten  einkommen  wollen. 

Das  Buch  der  Wittenberger  Theologen  kenne  E.S.  nicht,  er 
werde  es  einfordern  und  examinieren  lassen  und,  wenn  es  sich  also  befinde, 
als  angezogen  worden,  solche  Verordnung  ergehen  lassen,  dass  man  spüren 
solle;  er  wbHe,  dass  dem  Instr.  pacis  und  den  Reichsgesetzen  nachgelebt 
und,  soviel  Gewissens  halber  geschehen  kann,  nachgekommen  werde. 

£.S.  sehe  es  gern,  dass  der  Reichstag  continniert  werde. 

4.  Conferenz.    Dfcn  26.  April  1664. 

T.  Schwerin  erklärt,  Ef.  bitte  um  Fortsetzung  der  Recommendation    6.  Mai. 
in  der  Jägerudorfer  Sache.    Ba  er  vernehme,  dass  K.S.  ehestens  znm 
Kaiser  nach  Prag  kommen  werde,  so  bitte  er  dort  die  Sache  zu  recom- 
mendieren/ 

Kf.  sei  mit  Zeit  und  Ort  für  di^Obersächsische  Kreisverfassnng 
einverstanden.  Modus  und  Quantum  der  gegeiüseitlgen  Assistenz  bedürfe  reifer 
Deliberation,  vorläufig  meine  er,  weil  beide  Kreise  sich  von  allem  aufgebrachr 
ten  Volk  nicht  würden  entblössen  wollen,  hätte  man  zu  begehren,  es  möchte 
die  HäMie  der  aufgebrachten  Völker  zur  Bewachung  der  Grenzen  beider 
Kurfürstenthümer  hergegeben  werden,  deren  Unterhalt  aus  den  Kreisen  er- 
folgen müsse.  Da  K.S.  zur  Besetzung  seiner  Grenzen  von  diesen  Truppen 
mehr  vonnöthen  haben  werde,  so  werde 'er  mit  einem  Drittel  jener  Hälfte 
zufrieden  sein,  die  er  ins  Crossensche  und  einige  andere  Orte  an  dem  Neuen 
Graben  verlegen  werde,  K.S.  werde  etwa  die  SecbsstÄdte  in  Acht  zu  neh- 
men haben.  Auch  werde  der  attaquierte  Tbefl  von  dem  anderen,  der  dies 
nicht  zu  befahren  habe,  succurriert  werden  müssen,  worüber  die  Officiere 
zu  beordern  seien. 

Für  die  Continuierung  des  Reichstages  werde  auch  Kf.  durch  seine 
Gesandten  wirken  lassen. 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Dresden  13./[23.]  Mai  1664 

[Berufung  eines  Kreistages  nach  Leipzig.] 

Nachdem  die  jüngst  zu  Brannschweig  fersammelt  gewesenen  Ge-  23.  Mai. 
sandten  der  Stände  des  Niedersächsischen  Kreises  bei  den  Ober- 
sächsischen beantragt  haben,  dass  Tcrmitteist  Zusammenschickuug  beide 
Kreise  sich  vereinigen  möchten,  wie  die  Assistenz  bei  diesen  höchstgefähr- 
lichen Zeiten  einzurichten ,  nachdem  ferner  der  Obersäehsische  Kreis  das 
im  vorigen  Jahre  zu  Leipzig  bewilligte  Triplum  dem  Kaiser  bat  gänz- 
lich zur  Hülfe  senden  müssen  und  derselbe  daher  bei  der  aufs  n^ue  dro- 
_  _  _  ^ 

0  S    die  Rotationen  derselben  vom  21.  und  28.  März  16^)4,  (oben  S.  2d2f.). 
worin  sieklageo,  dass  K.Sachsen  auch  um  diese  Angelegenheit  sich  nicht  kammere. 

18* 


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276  4-    ^^^  Anfang  des  Regensbarger  Reichstagen.    Anhang. 

henden  Türkengefahr  ganz  ohne  Yerfassang  steht,  hat  er  nach  Torheriger 
persönlicher  Unterredung  mit  Ef.  und  dem  Herzoge  voo  Alten  barg  eine 
Ereisversammlang  anf  den  13.  Juni  nach  Leipzig  ansgeschrieben,  am  vor- 
nehmlich  za  bereden ,  ob,  gleich  dem  Niedersächsischen  Kreise,  noch  «in 
anderweitiges  Triplnm  an  Volk  und  Simplom  an  Geld  zu  des  Kreises  Yer- 
sicherang  eilend  zasammenzubringen  und  wie  die  Grenzen  zu  besetzen,  auch 
was  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  der  reciprocierlichen  Hülfe  nnd 
Assistenz  halber  zu  tractieren  und  wer  deshalb  abzuschicken  sein  möchte. 
Kf.  möchte  die  Versammlung  beschicken. 

PS.    Er  empfiehlt  seinen  Gen.  Lieutenant  Wolf  Christo pb  v.  Ar- 
nimb  zum  General  über  die-  Ei^eistruppen. 


Instraction  für  ansere  Hof-  nnd  Kammergerichts-  nnd  Halber- 
stftdtische  Regiernngs-  nnd  Kammerräthe   Philipp  Wambold 
von  Umstadt  nnd  Johann  Bndendach.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
.     •  7./[17.]  Jnni  1664. 

[Aafbriognng  eines  Krmsheeres;  Sicherang- der  Grenzen;  Vereinigong  mit  dem 
Niedersäcbsischeo  Kreise.    Die  Erfurter  Sache.] 
•  • 

17.  Jani.  1)  Ef.    erachtet    für   nöthig,   dass    ausser   der  gemeinen    Reichshülfe, 

welche  im  Felde  wider  den  Türken  agieren  muss,  zur  Defension  des  Krei- 
ses ein  Triplnm  an  Volk  nnd  Simplum  an  Geld  spätestens  in  2  Monaten 
aufgebracht  und  dabei  die  1663  gemachte  Eintheilung  der  Comptfgaieen, 
Regimenter  u.  s.  w.  beibehalten  werde.  Was  Kf.  für  seine  Eurlande  von 
den  vorigen  Bewilligungen  noch  schuldig  (etwa  1828  Reichsthaler),  erhalten 
Oes.  mit  sur  Ablieferung  in  die  Kreiskasse,  was  Kf.  wegen  Hinterpom- 
mern und  Cammin  von  den  seit  1656  ge willigten  Römermon^ten  noch 
zuzutragen  hat,  soll  auch  ehest  erfolgen. 

2)  SoHten  die  kaiserliche  und  Reichsarmee  sich  vor  dem  Erbfeind  re- 
tirieren  müssen,  so  müssen  alle  Völker  des  Kreises  zusammengezogen  nnd, 
da^  die  beiden  Kurfürstenthümer  zunächst  von  dem  Angriff  bedroht  sind, 
diese  vornehmlich  geschützt  werden,  Kf.  würde  dann  Crossen,  Frank- 
furt a.  0.,  Beeskow  und  die  Oerter  dahernm  in  Acht  nehmen  uiid  will, 
da  K. Sachsen  mehr  Oerter  zn  besetzen  hat,  mit  einem  Drittel  des  Kreis- 
volks zufrieden  sein,  und  müsste  im  Nothfall  ein  Theil  dem  anderen  un- 
gesäumt succurrieren. 

3)  Kf.  wünscht  Vereinigung  mit  dem  Niedersächischen  Kreise  zu 
gegenseitiger  Hülifeleistung,  es  muss  sofort  eine  Abschickung  dortbin  erfol- 
gen,, dieselbe  würde  am  besten  von  K.Sachsen,  Kf.  und  Sachsen- Alten- 
burg g^cheheu,  Kf.  will  dazu  seinen  Halberstädtischen  Regiernngsrath 
Johann  Butendach  bestnimen.  Da  die  Siehe) heit  des  Obersächsischen 
Kreises  besonders  darauf  beruht,  dass  die  Grenzen  der  Ober  und  Nie- 
der-Lausitz  wohl  verwahrt  werden,  so  sollen  Ges.  anfragen,  ob  K.S. 


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InstraktioD  für  die  GesandteD  zam  ObersächsiacheD  Kreistage.         277 

dazu   die  KreLshüliü  mit  gebräacbeo  wolle,  doch  müsste  er  dann  a  part 
dieser  Lande  wegen  zu  diesem  Defensionswerk  zutragen. 

4)  Ef.  ist  einverstandeii  damit,  dass  W.  Chr.  v.  Arnimb  als  Oen. 
Lieutenant  das  Commando  über  die  Kreistruppen  tibertragen  werde,  doch 
darf  ihm,  bevor  er  nicht  wirkliche  Dienste  thnt,  die  Tolle  Verpflegung  nicht 

.  gereicht  werden.  Diese  Verfassung  darf  erst  aufhören';  wenn  die  Gefahr 
beseitigt  ist  Die  Artillerie  betreffend  bat  schwere  Stücke  der  Stand  her- 
zugeben, in  dessen  X<ande  agiert  wird,  wegen  der  Feldstücke  kann  es  bei 
dem  bleiben;  w^s  auf  dem  vorigen  Kreistage  beschlossen  ist. 

In  dem  Notificationsschreiben  an  den  Kaiser  kann  erwähnt  werden, 
derselbe  möchte  wegen  des  Proviants  für  die  Armeeen,   Beschirmung  der 

Frenzen  und  Festungen  gute  Anstalt  treffen  und  den  Ungarn,  Schlesiern 
und  Mähren  das  cxercitinm  religionis  nicht  ferner  hemmen  lassen. 

Auf  diesem  Kreistage  ist  auch  die  Erfurter  Sache  zu  überlegen. 
Ges.  sollen  Torschlagen,  dass  nomine  des  Kreises  einige  Völker  in  die 
Stadt  entweder  mit  Zulassunjg  des  Raths  und  der  Bürgerschaft  gelegt 
oder  sonst  hineingebracht  würden,  um  die  Aufrührerischen  so  viel  besser 
zum  Gehorsam  zu  bringen  und  den  Kreis  zu  verwahren,  dass  nicht  an- 
dere auf  Mittel,  sie  zum  Gehorsam  zu  bringen,  bedacht  sein  dürfen,  sodann 
müsste  man  trachten,  dass  die  Stadt  mit  K.Mainz  ausgesöhnt  werde  und 
demselben  Satisfaction  geschehe,  doch  so,  .dass  ihm  nicht  mehr,  als  wozu 
er  vorher  befugt,  attribuiert  werde,  dann  würde  es  sich  wegen  des  Kaisers 
und  Reiches  hernach  auch  wohl  finden. 


Nebenmemorial  für   die  Kurfürstlichen  Abgesandten  zu.  dem 
Kreistage,    D.  Cöln  7./[17.]  Juni  1664. 

[Die  besondere  VerfasBUDg  zwischen  E.Sachsen  und  K.Brandenburg.    Zuziehung 
Schwedens.    Besetzung  des    Kreisgeneralats.    Znlasauog   Herzog  Augusts   von  ^ 

Sachsen  zum  Kreistage.] 

Die  von  K.Sachsen  auf  der  Zusammenkunft  zu  Torgau  angeregte  17.  Juni, 
absonderliche  Verfassung  beider  Kurfürstenthümer  hält  Kf.  in  Anbetracht 
der  Gefahr  und,  da  es  mit  solcher  Kreishülfe  so  langsam  dahergeht,  auch 
jetzt  für  nöthig  und  zuträglich.  £r  lässt  es  bei  dem  dort  verabredeten 
Quantum  (3000  z.  F.  und  lOOO  z.  R.),  doch  könnte  zur  Erleichterung  der 
Unterthaneu  hierin  die  Kreishülfe  mitbegriffen  werden. 

Well  aber  gegen  einen  mächtigen  Feind  diese  Verfassung  zu  schwach 
sein  würde,  so  wünscht  Kf.,  dass  auch  Schweden,  mit  welchem  er  schon 
deswegen  verhandelt  hat  i),  und  andere  fürstliche  Häuser  dazugezogen  werden. 
Wenn  die  K. Sächsischen  damit  übereinstimmen,  so  könnte  mit  den  an- 
wesenden Schwedischen  Gesandten  sofort  daraus  communiciert ,  das 
ganze  Werk  aber  müsste  auf  eine  besondere  Zusammenkunft  verschoben 

^)  S.  oben  ftj.  271. 


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278  ^^^  Anfang  des  Regensbarger  Reicbstaget.     Anhang. 

and  zn  dieser  auch  die  anderen,  welche  welter  dazu  zu  ziehen,  eingeladen 
werden,  inmittelst  bliebe  doch  das,  was  Kf.  mit  K.Sacbaen  abgeredet;  in 
seinem  vigor.  •     • 

Nachdem  nachträglich  Fürst  Emanuel  Ton  Anhalt  bei  Ef.  angehalten, 
dass  er  zu  der  Charge  als  General  über  die  Rreistruppen  employiert  würde, 
so  lässt  Kf.  Fich  denselben,  doch  nur  im  Fall  E.S.  TOn  dem  v.  Arnimb 
abstehen  sollte,  gefallen. 

Nachdem  E.Sachsen  bei  Ef.  angehalten,  dass  eic  seinem  Bruder,  dem 
Administrator  Ton  Magdeburg,  bei  diesem  Kreistage  Session  und  Totnm 
wegen  Querfurt  gestatten  und  ihm,  wie  in  Regensburg,  darin  gegen  zu 
erwarten^^e  Opposition  assistieren  möchte,  und  Ef.  ihm  auf  dem  Reichstage 
dieses  zugestanden  hat,  so  sollen  Qes.  darein  willigen  und  jenen  dabe# 
unterstützen. 


Wambold  and  Badendach  an  den  Kurfürsten^    D.  Leipzig 
15./[2B.]  Juni  1664. 

[Besprechung  mit  den  K.Sächsisohen  Qesandten.    Eröffnung  des  Kreistages.] 

25.  Juni.  12./22.  Juui  Bind  sie  in  Leipzig  angelangt,  haben  aber  ausser  den  E.S&ch- 
sischßu  Abgesandten  nur  den  für  Vorpommern,  Obristen  Wulff,  vorgefunden. 
13./ 23.  Juni  haben  sie  die  E. Sächsischen  besucht  und  angefragt,  wie 
E.S.  in  betreff  der  Aufnahme  von  Schweden  in  die  besondere  Verfassung 
denke;  jene  erklärten  aber,  da  auf  der  neulichen  Conferenz  zu  Berlin 
davon  nichts  vorgekommen,  sondern  nur  dieser  Ereistag,  Bewilligung  noch 
eines  Simplum  und  Verbindung  mit  dem  Niedersächsischen  Ereise,  so  hätte 
man  geglaubt,  Ef.  hätte  seine  Meinung  geändert.  Vergeblich  remonstrierten 
sie  dagegen,  jene  behaupteten,  darüber  nichts  in  Instruktion  zn  haben. 
9  y.  Arnim,  der  etwas  mehr  Affection  zu  dieser  Verfassung  als  die  beiden 
ander.en  zeigte,  berichtete,  ;K.S.  hätte  unter  dem  Namen  des  Landvolks 
wohl  8000  M.  recht  geworbene  Völker  auf  den  Beinefi.  Als  sie  darauf 
fragten,  ob  sich  E.S.  zur  Besetzung  der  Grenzen  in  der  Lausitz  der 
Kreishülfe  bedienen  wolle,  konnten  sie  darauf  auch  garkeine  kategorische 
Resolution  erhalten.  In  der  ersten  Sitzung  14. /24.  Juni  wurde  nach  Ver* 
lesung  der  Creditiye  die  Froposition  von  den  E.Sächsischen  abgelegt,  heute, 
15./25.  Juni,  in  der  zweiten  Sitzung  wurde  der  erste  Punkt  der  Proposition, 
Aufbringung  eines  zweiten  Triplum  an  Mannschaft  und  Simplum  an  Geld, 
verhandelt.  Die  Verfassung  selbst  wurde  durchgehends  für  nothwendig  befnu" 
den,  die  meisten  aber  wollten  von  einer  Werbung  nichts  hören,  sondern 
stimmten  auf  Bewehrung  des  Landvolks  oder  auf  ein  Simplum  oder  hoch* 
'  Btens  ein  halbes  Triplum  geworbener  Völker. 


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Obersachsischer  Kreistag  eu  Leipzig.  279 

Dieselben>n  den  KurfUrsten.    D.  Leipzig  18./[28.]  Jani  1664. 

[Verhandlnngeo  auf  dem  Kreistage.] 

Am  16. /26.  hat  sich  endlich  die  Majorität  für  das  Triplam  an  Volk  2d.  Juni, 
and  Simplum  an  Geld  erkl&rt.  Betreffs  des  zweiten  Punktes*  (Bewahrung 
der  Grenzen)  waren  aach  die  Meinungen  sehr  ungleich ,  die  Majorität  ent- 
schied endlich  am  17./27.  dahin,  dass  dieser  Punkt  sich  am  besten  bei  der 
bevorstehenden  Gonferenz  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  würde  erörtern 
lassen,  dass  auch  eine  Besichtigung  der  Grenzen  nöthig  sei,  diese  aber, 
ebenso  auch,  auf  welche  Weise  das  Triplum  zu  employieren,  den  Ereisäni- 
tern  anheimzugeben  sei.  Nachmittags  wurde  Punkt  3,  Bestellung  eii^es 
Generals,  vorgenommen  und  von  K.Sachsen  G.L.  v.  Arn  he  im  b  empfohlen, 
wegen  Verschiedenheit  der  vota  aber  konnte  noch  kein  rechtes  oonciusnm* 
gemacht  werden.  Heute  (]d./28.)  wurde  über  Punkt  4  berathen  und  fast 
einstimmig  beschlossen,  dass  die  Zusammenachickung  mit  dem  Nieder - 
sächsischen  Kreise  nothwendig  sei,  und  wurde  dieselbe  den  Kreisämtern, 
K.Sachscn,  K-Bran^denburg  und  Sachsen* Altenburg  übertragen. 
Bei  dieser  Gelegenheit  wurde  auch  die  Erfurter  Sache  vorgebracht  und 
fast  einstimmig  beschlossen,  an  den  Kaiser  und  an  K.Mainz  zu  schreiben, 
dass  die  Stadt,  nachdem  dort  die  innere  Unruhe  beseitigt  und  sie  schon 
völlige  Parition  geleistet,  vom  Banne  befreit  werden  möge.  Gestern  Nach- 
mittag bei  der  Gegenvisite  der  K. Sächsischen  haben  sie  sich  vergeblich 
bemüht,  deren  eigentliche  Intention  in  betreff  der  absonderlichen  Verfassung 
zu  erfahren,  dieselben  erklärten  nur,  man  solle  noch  nicht  mit^den  Schwe- 
dischen communicieren,  sondern  erst  den  Ausgang  dieses  Tages  und  der 
Cbnferenz  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  abwarten. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  22.  Juni/ 
[2.  Juli]  1664. 

[K.Sachsen^verweigert  die  besondere  Verfassung.    Die  Erfurter  Sache.] 

Da  auch  aus  dem  Beantwortungsschrefben  K. Sachsens  hervorgeht,  2. Juli. 
dass  derselbe  die  absonderliche  Verfassung  nicht  für  vorträglieh  hält,  so 
sollen  sie  deswegen  keine  weitere  Anregung  thun.  Dass  Erfurt  den  kai- 
serlichen Mandaten  völlige  Parition  gethan,  kann  Kf.  aus  dem,  was  bisher 
ihm  zugekommen,  der  Formul  des.  Gebets  und  anderem,  nicht  befinden,  Oes.  . 
BoUen  darüber  gewissen  Bericht  einziehen  und,  wenn  es  sich  nicht  befindet, 
ihrer  Instruktion  nachleben. 


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280  ^^f  AofaDg  des  Regenaburger  Reichstages.    AohaDg. 

Die  Gesandten  an  den  KurfÜröten.     1).  Leipzig  27.  Juni  / 

[7.  Juli]  1664. 

[Die  letEteo  YerhaodlaDgen  aaf  dem  Kreistage.] 

• 

7.  Juli.  Nachdem  am  2()./.30.  and  21./31.  Jaoi  zanäcbst  darch  eiue  Deputatioo 

mit  G.  L.  V.  Aruimb  verbandelt  und  dann  beschlossen  worden  war,  anter 
den  von  dieser  mit  demselben  verabredeten  Bedingungen  demselben  das 
Commando  der  Kreisvölker  zu  übertragen,  wurde  am  23.  und  24.  wegen 
Verbesserung  der  Verpflegungsordnung  verhandelt  und  ausserdem  beschlos- 
sen, dem  Proviantmeister  wegen  der  Correspondenz  monatlich  SO  Thalcr 
zi^  seiner  Oage  zuzulegen.  Am  25.  wurde  der  Abschied  verlesen,  G.L. 
V.  Aruimb  dem  Kreise  verpflichtet  und  das  Notificatiousschreiben  an  den 
Kaiser  1)  mit  der  inserieiten  Verwendung  für  Erfurt  verlesen,  und  als  Ges. 
beantragten,  denselben  wegen  Beischaffung  des  Proviants  für  die  Armee 
in  Ungarn,  Bewachung  der  Grenze  und  Gestaltung  des  exercitii  religlonis 
in  seinen  Erb!  luden  zu  erinnern,  beschlossen,  deswegen  besondere  Schrei- 
ben abzufassen.  Am  26.  wurden  dieselben,  sowie  die  revidierte  Verpfle- 
gungsordnnng  verlesen  und  dann  der  Kreistag  geschlossen 


Ereis^bschied  des  Ober&ächäischen  Kreistages.     D.  Leipzig 
25.  Juni/ [5.  Juli]  1664. 

[BewilliguDg  eines  neaen  Triplum  an  Volk  und  vorlaufig  eines  Simplum  an  Geld. 

iQspiciurung  der  Grenzen.    Ernenoung  v.  Arnims  zum  General  der  Kreistruppen, 

Korohöffers  zum  Kreiszahl-  und  proviantmeister.] 

5.  Juli.  Da  das  im  vorigen  Jahre  beschlossene  und  wirklich  aufgebrachte  Tri- 

plum an  Volk,  nachdem  auf  dem  Reichstage  dem  Kaiser  vom  ganzen 
Reiche  ein  'triplum  bewilligt  worden,  nach  Ungarn  geschickt  und  so  die 
ganze  Kreisverfassung  dahin  angewendet  ist,  ist  in  anbetracht  der  foft-  . 
dauernden  Gefahr  beschlossen  worden,  ein  neues  Triplum  aufzubringen, 
wozu  ein  jeder  Stand  sein  Contingent  binnen  zwei  Monates  bereit  zu  halten 
hat.  Zugleich  hat  jeder  Stand  Vorkehrung  zu  thun,  dass  im  Nothfalle  ein 
allgemeines  Landaufgebot  erfolgen  kann. 

Die  auf  dem  vorigen  Kreistage  angefertigte  Liste  der  aufzubringenden 
Völker  und  dje  Bestimmungen  über  die  Vertheilung  derselben  unter  die 
einzelnen  Stände,  über  Besoldung,  Artillerie,  Munition  u.  s.  w.  sind  revi- 
diert und  neueingerichtet  worden  und  sollen  in  dieser  Gestalt  pro  norma 
dienen. 


0  Dasselbe  (d.  25.  Jani/ö.  Joli  1664)  bei  v.  Tettau,  Die  Reduktion  von 
Erfurt  und  die  ihr  vorangegangenen  Wirren  (Jahrbücher  der  K:  Akademie  gemeio- 
nätziger  Wisse Dschaften  zu  Erfart.  Neue  Folge.  III  S.  334  f.;  Inhaltsangabe 
Diar.  Europ.  XI  S.  383. 


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Obersachs) scher  Kreistag  zu  Leipzig.  281 

Zq  dem  auf  dem  vorigen  Kreistage  bewilligten  Simplum  an  Qeld  ist 
nocb  ein  anderweitiges  Simplum  binnen  Monatsfrist  zur  Kasse  zu  liefern 
bewilligt  worden  y  auch  soll  im  Fall  der  Nöth  von  dein  Kreisobersten  mit 
Zustimmirog  des  Nach-  nnd  Zugeordneten  noch  ein  Monat  ausgeschrieben 
werden. 

Betreffend  die  Sicherung  der  Grenzen  des  Kreises  gegen  Böhmen  nnd 
Schlesien  hin,  ist  zunächst  Inspiciemng  derselben  und  Berichterstattung 
darüber  an  den  Kreisobersten  beschlossen  worden.  Ob  aber  solche  Qrenze 
mit  Land?ölkern  zn  besetzen  nnd  das  Triplum  von  den  Geworbenen  zu 
mehrerem  Nachdruck  beisammenzuhalten  nnd  an  den  bedrohten  Ort  zn 
stellen,  ist  bis  nach  der  mit  den  Niedersächsischen  Kreisdepntierten 
jvegen  reciprocierlicher  Assistenz  beider  Kreise  zu  haltenden  Conferenz 
ausgesetzt  worden. 

Das  Commando  über  das  KreiBcorpo  ist  dem  G.Lieutenant  v.  Arnim b 
übertragen  worden,  derselbe  spll  nur  einen  G.Adjutanten  unter  sich  haben 
nnd  soll  dafür  vom  1.  September  an  ausser  der  Kriegsoperation  monatlich 
233  Rthlr.  8  Groschen,  wenn  er  aber  zn  Felde  gehen  und  gegen  den  Feind 
agieren  mnss,  466  Rtbir.  16  Groschen  erhalten.  Zum  Kreiszahl-  nnd  pro-' 
viantmeister  ist  der  Obriste  Wachtmeister  Johann  Kornhöffer  ernannt 
nnd  demselben  für  sich  und  seine  Leute  100  Rthlr,  dazu  noch  für  Füh- 
rung der  Correspondenz  30  Rthlr.  monatlich  bewilligt  worden. 

Die  Kreisrechnnngen  des  Raths  von  Leipzig  sollen  durch  eine  De- 
putation geprüft  werden. 

Dieser  Kreisabschied  soll  dem  Herkommen  nach  dem  Kaiser  nnd  den 
4  benachbarten  correspondierenden  Kreisen  communiciert  werden. 


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Abschnitt   5. 

Der  Ttirkenkrieg. 
1663  —  1664. 


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Einleitung. 


Der  Krieg*,  welchen  Kaiser  Leopold  T.  in  den  Jahren  1663—1664  ge- 
gen die  Türken  zu  führen  gehabt  hat,  ist  veranlasst  worden')  durch  die 
Siebenbürgischen  Wirren  der  Jahre  1658 — 1662,  und  dies6  wiederum 
haben  ihren  Ursprung  in  den  Verwickelungen  des  nordischen  Krieges. 
An  diesem  Kriege  hatte  auch,  und 'zwar  auf  schwedischer  Seite,  der  unter 
türkischer  Oberhoheit  stehende  Grossfürst  von  Siebenbürgen,  Georg 
Rak'oczy  II.  Theil' genommen.  Von  König  Karl  Gustav  durch  das 
Versprechen  eines  Theiles  von  Polen  angelockt,  war  derselbe,  ohne  die 
Zustimmung  dos  Sultans  einzuholen,  1657  mit  Heeresmacht  in  Polen  ein- 
gefallen, aber  sein  Unternehmen  hatte  den  unglücklichsten  Ausgang  gehabt; 
Ton  seinem  schwedischen  Bundesgenossen,  welcher  inzwischen  seine  Waffen 
gegen  Dänemark  gewendet  hatte,  im  Stich  gelassen,  war  er  von  den 
Polen  und  den  mit  diesen  verbündeten  Tataren  geschlagen  worden;  fast 
sein  ganzes  Heer  war  vernichtet  worden,  und  er  selbst  hatte  als  Flüchtling 
in  seine  Heimat  heimkehren  müssen.  Zugleich  aber  hatte  er  sich  durch  sein 
unvorsichtiges  Unternehmen  die  Ungnade  des  Sultans  Muh  am  ed  IV.  zuge- 
zogen. Dieser,  welcher  mit  Folen  in  Frieden  geblieben  war  und  dasselbe  durch 
die  von  ihm  abhängigen  Tataren  hatte  unterstützen  lassen,  erklärte  Rakoczy 
für  abgesetzt,'  lies^  da  derselbe  Widerstand  leistete,  Truppen  in  Sieben- 
bürgen einrücken  und  ernannte,  ohne  sich  um  das  Wahlrecht  der  dortigen 
Stände  zu  kümmern,  einen  anderen  Magnaten  Barcsai,  welcher  sich  zu 
härteren  Bedingungen  verstehen  musste,  zum  Grossfürsten.  Aber  die  Mehr- 
zahl der  Siebenbürgen  hielt  an  Räkoczy  fest,  und  so  wurde  dieses  Land 
während  der  Jahre  1658 — 1660  der  Schauplatz  eines  wechselvollen  und  ver- 
heerenden Krieges,  in  welchem  schliesslich  Rakoczy  unterlag.  Im  Mai 
166Q  wurde  er  in  dem  entscheidenden  Treffen  bei  Szaroosfalva  geschla- 
gen  und  tötlich  verwundet  und  starb  bald  nachher  in  Gross  Wardein. 

')  8.  V.  fingel,  Geschichte  des  Ungarischen  Reiches  V  S.  Iff.  Zinkeisen, 
Geschichte  des  Osmauischen  Reiches  IV  8.  871  ff.  Pohler,  Oesterreichs  Türken- 
krieg  1603— 16G4  (Programm  des  köutgl.  Friedrichsgymnasinms  zn  Frankfurt  a.  0. 
1879;  dasselbe  behandelt  nyr  die  Vorgeschichte  dos  Krieges  bis  1660}, 


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286  *  .    ^'     ^^^  Türkenkrieg. 

Das  türkische  Heer  zog  darauf  gegen  diese  feste  Stadt,  die  klefne  Besatzung 
derselben  vertheidigte  sich  mit  der  grössten  Tapferkeit,  mosste  aber  endlich 
am  30.  Augnst' capitulieren.  Doch  die  Anhänger  Rakoczys  setzten  den 
Widerstand  fort  und  erwählten  1.  Januar  1661  dessen  früheren  Feldherren 
Kemeny  Janos  znm  Grossfürsten,  aber  die  Pforte  wollte  denselben  nicht 
anerkennen,  sie  erzwang,  nachdem  Barcsai  in  dessen  Hände  gefallen  und 
von  ihm  getötet  war,  die  Erhebung  eines  anderen  Magnaten  Michael 
Apaffy  zum  Grossfürsten  und  Hess,  als  Kemeny  den  Widerstand  fort- 
setzte, 1661  aufs  neue  ein  Heer  in  Siebenbürgen  einrücken. 

Die  oesterreichische  Regiernng  hatte  in  diesen  Wirren  bisher  eine 
sehr  zweideutige  Haltung  eingenommen.  Sie  hatte  die  Bitten  Rakoczys  um 
Hülfe  zurückgewiesen,  hatte  denselben  aber  inKgeheim  zum  Widerstände 
ermuntert  und  ihn  in  seiner  Bedrängniss  1658  zum  Abschluss  eines  Ver- 
trages, bewogen,  in  welchem  er  vier  Festungen  dem  Kaiser  zu  übergeben 
zugesagt,  und  diese  Festungen  waren  dann  auch  durch  die  Truppen 
des  in  Oberungarn  stehenden  kaiserlichen  Generals  de  Sonches  besetzt 
worden.  Als  dann  die  Türken  Tor  Gross  Wardein  erschienen,  hatte 
die  Besatzung  in  Wien  um  Hülfe  gebeten,  der  Kaiser  hatte  auch  de 
Solches  den  Befehl  «rtheilt,  der  Stadt»  Entsatz  zu  bringen,  allein  der  Be- 
fehl war  zu  spät  gekommen  und  dessen  Truppenmacht  zu  schwach  ge- 
wesen, als  da^s  er  demselben  hätte  Folge  leisten  können.  Nach  dem  Falle 
der  Stadt  hatte  dann  die  oesterreichische  Regierung  in  Gonstantinopel 
drohende  Vorstellungen  gemacht,  sich  des  Wahlrechts  der  siebenbür- 
gischen  Stände  angenommen  und  zugleich  verlangt,  dass  diejenigen  sie- 
ben oberungarischen  *Comitate,  welche  sie  früher  Rakoczy  ebenso  wie 
dessen  beiden  Vorgängern  Bethlen  Gabor  und  Georg  Rakoczy 
I.  auf  Lebenszeit  überlassen  hatte  und  welche  sie  jetzt  als  heimgefallen 
betrachtete,  ihr  zurückgegeben  würden,  aber  die  Pforte  wollte  davon 
nichts  wissen  und  so  kam  es,  obwohl  keine  förmliche  Kriegserklärung  er- 
folgte, 1661  zum  Ausbruch  der  Feindseligkeiten  in  Ungarn.  Diese  i)  wur- 
den zunächst  von  beiden  Seiten  mit  sehr  ungenügenden  Streitkräften  ge- 
führt. Der  kaiserliche  Feldmarschall  Montecuccoli,  welcher  mit  etwa 
25000  Mann  bei  Comorn  stand,  erhielt  den  Befehl,  nach  Siebenbürgen  vor- 
zugehen und  Kemeny  Janos  zu  unterstützen.  An  Air  Theiss  bei  To- 
kai  angekommen,  fand  er  das  türkische  Heer  unter  dem  Pascha  Ali  von 
1?emeswar  bis  dorthin  vorgedrungen^  aber  derselbe  wagte  keinen  Kampf 
und  zog  sich  vor  ihm  zurück,  Montecuccoli  folgte  demselben  bis  in  das 
Innere  von  Siebenbürgen,  besetzte  Klansenburg,  aber  sein  Heer  litt  in 
dem  ausgesogenen  Lande,  deäsen  Bevölkerung  den  Kaiserlichen  wider- 
willig; ja  feindlich  gegenübertrat,  die  grösste  Noth,  so  begnügte  er  sich 
damit,  Klansenburg  mit  Besatzung  und  Proviant  zu  versehen  und'  ein 

0  S.  iZinkeiaeo  a.  a.  0.  IV  S.  901ff.  Rinteleo,  die  Feldzüge  Monte- 
caccolis  gegen  die  Tarken  von  1661—1664  (Oesterreichische  militärische  Zeit- 
Bcbrift  I,  1  S.  Iff).    Campori,  Raimondo  Montecaccoli  S.  360ff. 


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BiQloitaog.  287 

kleines  Truppencorps  bei  Eemeny  Janos  znrückznlassen,  dann  kehrte  er 
nach  Oberongarn  in  die  Winterquartiere  zurück,  während  auch  die  Türken 
sich  nach  Temeswar  zurückbegaben. 

Zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  1662  fand  Kemeny  Janos  bei  ei- 
nem Versuche^  seinen  Gegner  Apaffy  zu  überwältigen,  seinen  Untergang. 
Apaffy  verlangte  (darauf  von  dem  Kaiser  Anerkennung  und  Räumung« 
der  von  den  Truppen  desselben  besetzten  Plätze ,  der  Kaiser  wies  diese 
Forderungen  zurück,  knüpfte  aber  mit  der  Pforte  zuerst  durch  den  nach 
Constantlnopel  geschickten  Hofkammerrath  Be^is,  dann  durch  seinen 
dortigen  Residenten  Rennig  er  Unterhandlungen  an,  welche  von  den  Tür- 
ken das  ganze  Jahr  hindurch  hingezogen  wurden,  während  dieselben  gleich« 
zeitig  gewaltige  Rüstungen  yeranstalteten.  Trotzdem  erneuerte  der  Wiener 
Hof,  welcher  zumal  bei  der  schwierigen  Stimmung  der  Unghrn  den  Krieg 
zu  yermeiden  wünschte,  (den  im  Mai  1662  in  Pressburg  versammelten  Reichs- 
tag hatten  die  protestantischen  Stände,  weil  ihre  Klagen  abgewiesen  worden 
waren,  verlassen,  und  auch  die  übrigen  hatten  die  Entfernung  der  deutschen 
Truppen  aus  dem  Lande  verlangt)  Anfang  166§  die  Unterhandlungen  und 
schickte  den  Freiherrn  de  Goes  an  den  türkischen  Hof.  Anfangs  zeigte 
sich  der  Sultan. zu  Unterhandlungen  bereit,  beauftragte  Ali  Pascha  mit 
denselben,  und  zwischen  diesem  und  d  e  G  o  e  s  sowie  dem  demselben  beige- 
gebenen Renniger  kam  es  in  Temeswar  zum  Absc&luss  eines  Präli- 
mioarvertrages,  nach  welchem  der  Kaiser  zwei  von  jenen  ungarisch A  Comi- 
taten  zurückerhalten,  dafür  aber  Apaff j  anerkennen  und  in  die  Schleifung 
der  von  dem  Banns  von  Croatien,  Graf  Niclas  Zriny  neu  angelegten 
Festung  Serin  war  willigen  sollte.  Der  Kafser  ratificierte  diesen  Vertrag, 
als  nun  aber  de  Goes  und  Renniger  sich  zu  dem  Grossvezier  Achmed 
Köprili  begaben,  welcher  inzwischen  an  der*  Spitze  eines  grossen  Heeres 
bis  Belgrad  vorgerückt  war,  wurden  sie- von  diesem  auf  das  hochmüthigste 
empfangen,  die  Ratification  des  Vertrages  verweigert  und  neue,  geradezu  de- 
müthigende  Bedingungen  (Zahlung  einer  Kriegscontribntjpn  und  Erneuerung 
des  früheren  Tributs)  gefordert,  auf  welche  sie  nicht  eingehen  konnten,  und 
sie  in  Haft  behalten.  So  brach  der  Krieg  wieder  aus  und  zwar  für  den 
Kaiser,  unter  den  ungünstigsten  Aussichten,  da  derselbe  dem  türkischen 
Heere  von  120,000  Mann,  welches  ^icht  nur  Ungfirn,  sondern  auch  seine 
deutschen  Erblande  bedrohte,  von  eigenen  Truppen  nur  etwa  28,0OP  Mann 
entgegenzustellen  hatte,  von  denen  ein  Theil  in  den  sicbenbürgischen  und 
ungarischen  Plätzen  zerstreut  lag. 

Allerdings  hatte  der  Kaiser  gleich  beim  Beginn  dieser  Verwickelungen 
versucht,  sich  Unterstützung  von  Deutschland  her  zu  verschaffen,  er  hatte 
zu  diesem  Zwecke  zunächst,  da  er  die  Berufung  eines  Reichstages  zu  ver- 
meiden wüneclite'),  bald  nach  dem  Falle  von  Gross  Wardein,  zu  Ende 
des  Jahres  1660,  Abgesandte  an  die  einzelnen  Kurfürsten  und  an  die  mäch- 
tigeren Fürsten  und  Reichsstädte  geschickt,  um  von  diesen  eine  Beihülfe 

»)  8.  oben  8.  150. 


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288  5-    I>er  Türkenkrieg. 

womöglich  an  Geld  für  die  gegen  die  Türken  zn  treffenden  Rüstungen  so 
erwirken.  Bei  dem  Kurfürsten  von  Brandenborg,  welcher  damals  in 
Cleve  verweilte,  erschien  Anfang  1661  der  kaiserliche  Reichshofrath  nnd 
Kämmerer,  Obrist  Oraf  Claadios  Colalto,  welcher  schon  so  Anfang  des 
'  Jahres  1660  znsammen  mit  seinem  Schwiegervater,  dem  Fürsten  Qonsaga, 
*zo  demselben  nach  Berlin  gesendet  gewesen  war ').  tJeber  die  mit  dem- 
selben geführten  Yerhandlongen  finden  sich  jetzt  in  dem  Berliner  Geheimen 
Staatsarchiv  keine  Anfzeichnongen,  solche  scheinen  aber  noch  Pofendorf 
vorgelegen  zo  haben ,  ond  ans  dessen  Angaben  *) ,  welche  durch  gelegent- 
liche Aeusserungen ')  des  Kaisers,  des  Kurfürsten  und  der  Gesandten  des- 
selben auf  dem  Reichstage  bestätigt  werden,  geht  hervor,  dass  Colalto 
dem  Kurfürsten  die  Gefahr  eines  Türkenkrieges,  nachdem  durch  die  Be- 
setzung von  Gross  Wardein  der  Waffenstillstand  von  1649  gebrochen 
sei,  vorgestellt  und  Hülfe  von  ihm  selbst  sowie  Verwendung  deswegen  bei 
anderen  Fürsten  gebeten  hat,  dass  der  Kurfürst*),  sich  dazu  bereit  erklärt 
und  Zahlung  von  100000  Thalern  Subsidiengeldern  versprochen,  insgeheim 
aber  sich  ausbedungen  hat',  dass  er  diese  Summe  nicht  gleich  zu  zahlen 
brauche,  sondern  der  Kaiser  dieselbe  erst,  wenn  es  wirklich  zum  Kriege 
kommen  sollte,  verlangen  sollte.  Die  versprochenen  Schritte»  bei  anderen 
Fürsten  hat  der  Kurfürst  gethan  %  er  hat  damit  aber  ebenso  wenig  Erfolg 
gehabt  wie  der  Kaiser  selbst,  und  so  musste  sich  dieser,  am  Hülfe  zu  er- 
halten, Anfang  1662  zur  Berufung  des  Reichstages  entschliessen.  Welche 
Rolle  der  Kurfürst  auf  demselben,  gespielt,  wie  er  sich  insbesondere  in  den 
Verbandlongen  über  die  Türkenhülfe  verhalten  hat,  geht  aus  den  in  dem 
vorigen  Abschnitte  mitgetheilten  Aktenstücken  hervor  nnd  ist  auch  in  der 
Einleitung  zu  demselben  kurz  dargelegt  worden.  Der  Kurfürst  hat  auch 
dort  während  der  die  ganze  erste  Hälfte  des  Jahres  1663  sich  hinziehenden 
Verhandlungen  darüber  die  Forderungen  des  Kaisers  nachdrücklich  unter- 
stützt, freilich  aber  hat  er  sich  wieder  insgeheim  ausbedungen,  dass  er  selbst 
von  der  von  dem  Reiche  zu  leistenden  Hülfe  entbunden  sein  sollte.  Dieses 
ja  nicht  gerade  besonders  rühmlich  erscheinende  Verhalten  erklärt  sich 
daraus,  dass  der  damals  in  Preussen  befindliche  Kurfürst  angesichts  der 
ihm  von  Schweden  und  von  Polen  her  drohenden  Gefahren  sowie  seiner 

')  8.  ürk.  n.  Akt.  VIH  S.  421.  428. 

»)  L.  IX  §  77  (8.  620). 

*)  S.  das  Schreiben  des  Kaisers  an  Kf.  vom  26.  Mai  1663  ond  disn  Öericht 
der  Oesandteo  ans  Regensbarg  vom  9.  April  (oben  S.  178.)  Der  Kf.  bemerkt 
10  einem  Bescripte  an  die  Gesandten  vom  6.  März  166H,  er  habe,  als  der  Kaiser 
Colalto  zu  ihm  nach  Cleve  geschickt,  sich  willfährig  wegen  der  Tarkenhalfe  erklärt. 

*)  In  dem  Oeheimenraths-Protokoll  vom  11;  Februar  1661  wird  bemerkt:  ,,Der 
H.  0.  Präsid.  verlesen  das  Concept  einer  Resolution,  so  dem  kaiserl.  Abgeord-  ' 
netea  Grafen  Colalto  wegen  gesuchter  Tärkenhülfe  gegeben  worden.*" 

^)  Naph  den  Geheimenraths-Protokollen  vom  11.  Februar  und  5.  Mars  lässt 
Kf.  sowohl  die  Colalto  ertheilte  Resolution  als  auch  ein  in  Aogelegcnheit  der 
Türkenhülfe  nn  den  Kaiser  gerichtetes  Schreiben  den  übrigen  Kurfürsten  mittheilen. 


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Eioleitüog.  289 

Streitigkeiten  mit  den  Prenssischen  Ständen  es  für  nothwendig  erachtete, 
die  sehr  beschränkten  Mittel  an  Truppen  und  Geld,  welche  er  besass,  za- 
sammenznhalten ,  um  dieselben  im  Nothfall  dort  im  Norden  zum  Schntz 
seiner  eigenen  Lande  nnd  zur  Wahrung  seiner  Interessen  in  verwenden. 
Andererseits  aber  ist  es  sehr  wahrscheinlich ,  dass  auch  er  ebenso  wie  an- 
dere dem  Kaiser  weniger  günstig  gesinnte  Fürsten  Zweifel  daran  gehegt 
hat,  ob  denn  wirklich  die  Gefahr  des  Türkenkrieges  so  ernstlich  sei,  nnd 
ob  nicht  der  Argwohn,  welcher  von  französischer  Seite  auch  ihm  gegen- 
über geäussert  wurde  0 9  dass  der  Kaiser  nicht  daran  denke,  gegen  die 
Türken  Krieg  zu  führen,  sondern  dass  er  die  unter  diesem  Vorwande  von  dem 
Reiche  zu  erlangenden  Mittel  zu  ganz  anderen  Zwecken  zu  verwenden  ge- 
denke, gegründet  sei.  Aus  den  Berichten,  welche  er  von  seinem  Residenten 
in  Wien,  A.  Neu  mann  erhielt,  erfuhr  er,  dass  man  am  kaiserlichen  Hofe 
eifrig  bemüht  sei,  den  Bruch  mit  den  Türken  zu  verhüten,  dass  noch  bis 
in  den  Sommer  1662  hinein  die  Aussichten  auf  Erhaltnug  des  Friedens 
günstig  schienen,  nachher  klangen  die  Nachrichten*  allerdings  drohender, 
zu  Anfang  1663  aber,  gerade  als  die  Reichstagsverhandlungen  begannen, 
kam  die  Kunde  von  dem  zu  Temeswar  abgeschlossenen  Waffenstillstände 
nnd  erst  Ende  Juni,  nachdem  man  erfahren  hatte,  dass  der  Grossvezier 
jenen  Vertrag  verworfen  habe  und  mit  seinem  Heere  im  Auzuge  sei,  konute 
kein  Zweifel  mehr  darüber  bestehen,  dass  der  Krieg  wirklich  vor  der  Thür 
stehe.  Am  kaiserlichen  Hofe  ht  man  schon  Anfang  Mai  infolge  der  Nach- 
richten über  die  tüikischen  Rüstungen  von  der  Aussichtslosigkeit  der  Frie- 
densverhandlungen überzeugt  gewesen,  angesichts  der  drohenden  Gefahr 
und  in  der  Erkenntnis,  dass  vom  Reichstage  wenig,  am  wenigsten  eine 
schleunige  Beschaffung  von  Hülfe  zu  erwarten  sei,  entschloss  sich  der 
Kaiser  anfs  neue,  Gesandtschaften  an  einzelne  ihm  freundlich  gesinnte^Für- 
sten  zu  senden  und  von  diesen  die  sofortige  Sendung  von  Hülfstruppen  zu 
erbitten.  Mit  diesem  Auftrage  erschien  Ende  Juni  bei  dem  noch  immer  in 
Königsberg  weilenden  Kurfürsten  der  demselben  schon  von  den  Verhand- 
lungen der  Jahre  I6ÖT—I66O»)  sowie  von  seiner  späteren  Thätigkeit  als 
Gesandter  in  Polen')  wohlbekannte  Freiherr  de  Ligola,  dem  bald  auch 
ein  spanischer  Gesandter  d'Ucedo  folgte.  Damals  hatte  der  Kurfürst 
freiere  Hand,  schon  Anfang  Mal  waren  die  Streitigkeiten  mit  den  Preussir 
sehen  Ständen  geschlichtet  und  ein  den  Wünschen  des  Kurfürsten  entspre- 
chender Landtagsabschied  zustande  gekommen^),  auch  die  Aussichten  in 
Polen  hatten  sich  günstiger  gestaltet  und  ebenso  hatten   die  seit  Anfang 


0  S.  Urk.  Q.  Akt.  H  S.  261f.  26df.  Vgl.  die  Schreiben  Ludwigs  XIV.  au 
Gravel  vom  4.  Januar,  27.  Mai,  14.  Juni  und  9.  September  16G2  (Quhrauerll, 
S.  321.  332   334:  341). 

»)  8.  Urk.  u.  Akt.  VIU  8.  212ff.  346ff.  702ff. 

»)  8.  Urk.  u.  Akt.  IX,  8.  29 ff. 

*)  S.  Pufendorfl.  IX§50  (S.  ö89f.).  Droysen,  Geach.  der  Preuss.  Politik 
UI,  2  8. 454. 

Mater,  s.  Gescb  ä.  0.  Knrfurston.    XI,  ^9 


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2iK)  5-    I>^r  Türkenkrieg. 

des  Jahres  in  Schweden  durch  v.  Krockow  geführten  Verhandlungen  gc* 
rade  damals  einen  ernsteren  Gang  genommen  *),  der  Kf.  war  so  im  stände, 
dem  bedrängten  Kaiser  Hülfe  zu  leisten,  and  er  hat  dieses  anch  wirklich 
in  nacbdrurklichsfer  Weise  gethan. 

Die  in  diesem  Abschnitt  mitgelheilten  Akten  heginnen  mit  den  vom 
Juli  an  bis  Anfang  September  1663  mit  Li  sola  geführten  Verhandlungen, 
dieselben  verfolgen  dann  die  Schicksale  des  von  dem  Kurfürsten  dem  Kai- 
ser unter  Führung  des  Herzogs  August  von  Holstein  zu  Hülfe  geschick- 
ten Truppencorps  und  sie  veranschaulichen  zugleich  die  Bemühungen,  welche 
der  Kurfürst  ebenso  wie  auf  dem  Reichstage  und  im  Obersächsischeii 
Kreise  auch  bei  anderen  Reichsfürsten  und  in  den  Niederlanden  im  Inter- 
esse des  Kaisers  aufgewendet  bat  Des  ruhmvollen  Antheils,  welchen  die 
brandenburgischen  Hülf^truppen  an  dem  Feldzuge  des  Jahres  1664  auf  dem 
oberungarischen  Kriegsschanplatze  genommen  haben,  ist  in  den  von  kaiser- 
licher Seite  veröffentlichen  Berichten  wenig  gedacht  worden  und  auch  in 
den  auf  diesen  beruhenden  späteren  Darstellungen  dieser  Kämpfe  ist  davon 
wenig  zu  fiuden'),  zuerst  Fufendorf)  hat  auf  Grund  der  von  ihm  be- 
nutzten Relationen  des  Herzogs  von  Holstein  einen  zwar  gedrängten, 
aber  die  wesentlichen  Funkte  berührenden  Bericht  darüber  gegeben  und 
nenerdings  hat  dann  Drojsen*)  sowohl  diese  militärischen  Ereignisse  als 
überhaupt  die  Thätigkeit,  welche  der  Kurfürst  während  dieses  Türkenkrieges 
entfaltet  hat,  in  eingehender  Weise  dargestellt  und  gewürdigt 

Wenn  der  Kurfürst  in  so  eifriger  und  wenigstens  theilweise  erfolgreicher 
Weise  den  Kaiser  in  diesem  Türkenkriege  unterstützt  hat,  so  hat  er  dabei 
doch  keineswegs  seine  eigenen  Interessen  ausser  Acht  gelassen  Er  hat  bei 
den  Verhandlungen  mit  Li  sola  es  durchgesetzt,  dass  der  Kaiser  den  Sold 
und  Unterhalt  der  ihm  zn  Hülfe  gesandten  Truppen  übernahm,  und  da  er  unter 
Berufung  darauf,  dass  dieses  dem  Kaiser  überlassene  Corps  stärlfer  sei  als 
das  Contingent,  welches  er  nach  der  Reichsmatrikel  zu  dem  Reichsheere 
hätte  stellen  müssen,  jeden  Beitrag  zu  der  Ausrüstung  und  dem  Unterhalt 
dieses  lezteren  ablehnte,  so  hat  er  wenigstens  Geldopfer  auf  diesen  Krieg 
nicht  verwendet,  im  ^egentheil  selbst  während  dieser  Zeit  an  den  Heeres- 
kosten sparen  können^).  Zugleich  hat  er  diese  Gelegenheit  benutzt,  um 
eine  alte  und  schon  mehrmals  vorgebrachte  Forderung  an  den  Kaiser  zu 
erneuern.  Schon  auf  dem  letzten  Rei«  hstage^^)  (1653),  dann  bei  Gelegenheit 
der  Kaiserwahl  Leopolds  L  (165H)  und  nachher  auch  während  der  durch 
die    Bundesgenossenschaft  im    nordischen    Kriege    veranlassten    Verband 


0  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  755. 

^  S.  Droyeen,  Beiträge  zur  Kritik  Pufendorfa  8.  89 ff. 

»)  L.  IX  §  77.  78.    S.  Droysen  a.  a.  0. 

*)  Gesch.  der  Freuss.  Folitik  lU,  3  8.  30  ff. 

^)  8.  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Karfürsten  S. '242f. 

«)  S.  ürk.  n.  Akt.  VI  8.  201f.  207.  209.  2nff.  2-2öff.  271. 


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.     Eioleitnog.  291 

lungen  ^)  hatte  der  Karfürst  die  alte  Forderang  seines  Hauses  aof  die 
Zurückgabe  des  Fürstenthumsi  Jägern dorf  oder  auf  eine  wenigstens  tfaeil- 
weise  in  Landgebiet  bestehende  Entschädigang  dafür  geltend  gemacht,  aber 
diese  Bemühangen  waren  bisher  immer  erfolglos  gewesen,  der  Kaiser  hatte 
sich  znletzt  in  der  dem  nach  Wien  geschickten  Oeheimenratbe  Friedrich 
Y.  Jena  am  5.  Januar  1669  ertheilten  Resolution')  nur  zu  einer  Oeldent- 
schädiguDg  im-6etrage  von  180,000  Thalern  bereit  erklärt.  Doch  hatte  der 
Kurfürst  die  Sache  nicht  ruhen  lassen,  schon  Ende  December  1661,  als 
die  Berufung  des  Reichstages  schon  als  sicher  gelten  konnte,  hatte  er  in 
seinem  Geheimen  Rathe')  die  Frage  erörtern  lassen,  ob  er  nicht  wieder 
schon  jetzt  bei  Zeiten  wegen  der  Satisfaction  für  Jägern  dorf  am  kaiser- 
lichen Hof  anhalten  und>  wenn  diese  nicht  erfolgte,  diese*  Sache  an  den 
Reichstag  bringen  sollte,  und  Anfang  Mai  1662  hatte  er  dann  wirklich  an 
den  Kaiser  ein  Schreiben  gerichtet^),  in  welchem  er  nach  Recapitulation 
der  bisher  in  dieser  Angelegenheit  geführten  Verhandlungen,  bei  denen,  wie 
er  klagte,  sein  Haus  allezeit  mit  dilatorischen  Resolutionen  vergeblich  auf- 
gehalten worden  sei,  und  nochmaliger  Auseinandersetzung  des  Sachverhaltes 

')  S.  ürk.  0.  Akt.  VIII  S.  339ff.  366flf.  500.  513 f. 

*)  ürk.  u.  Akt.  VITI  S.  371. 

^  Geheimenraths-Protokoll  vom  18./28.  December  1661 ;  sam  Schluss  heisst 
es:  „Es  ist  aber  ans  diesem  allen  bei  dem  Discars  verblieben  nod  kein  Schluss 
geworden.* 

*)  d.  CöId  28.  April/ 8.  Mai  1662.  Der  Schluss  lautet:  «.Ich  werde  dahero  ge- 
nöthigt  En.  Keys.  M.  nochmals  gauE  gehorsambst  —  zu  bitten,  Sie  wollen  in 
Betrachtang  meiner  sonderbaren .  Dienste  und  offenbaren  klaren  Rechteos  nun- 
mehro  geruhen,  den  jetzigen  Detentorem,  den  Forsten  von  Lichte  ost  ein  —  an- 
zobefehlen,  sofort  mein  Herzogthnm  Jägerndorf  zo  raomeo  ond  mich  damit  nicht 
länger  aofbalten  zo  lassen.  Damit  aoch  Eo.  Keys.  M.  mit  dieser  Sache  so  viel 
ond  allein  nicht  mehr  behelliget. werden  dÖrffen,  will  ich  mich  bei  so  bewandten 
Umstanden  zogleich  an  mein  Herzogthomb  ond  dessen  oorechtmässigen  Deten- 
torem  —  halten  ond  werde  also  aof  des  Detentoris  fernere  Verzögerong  mit  Eu. 
Keys.  M.  gnädigsten  Permission  ood  Zolass  sehen,  wie  ich  ehest  wieder  zo  der 
wfirklichen  Possession  —  gelangen  könne.  Welches  mir  dann  weder  Eo.  Keys. 
M.  noch  aoch  jemand  anders  gestalten  Sachen  nach  —  nicht  verdenken,  son- 
dern vielmehr  mir  dazo  behulflich  sein  werden.  Gleichwie  ich  aber  dieses  alles 
an  Eo.  Keys.  M.  nicht  deshalb  bringe,  als  wenn  ich  mich  mit  dem  Detentore,  da 
das  Recht  so  latfge  nicht  zo  erhalten  ond  ich  dazo  noch  destitntos  nod  objeotost 
rechtlich  einlassen  wollen,  also  bedinge  ich  aoch  hiermit  nochmals  zom  aller- 
feierlichsten  ond  getröste  mich  Eo.  Keys.  M.  guädigsten  Beistandes.*'  In  dem 
Geheimenraths-Protokoll  vom  14./24.  April  wird  bemerkt:  „Ein  Goncept Schreibens 
an  I.  Keys.  M.  wegen  Jägerndorffische  Restitotion  von  H.  Oantzl.  Jena  verlesen 
worden.  H.  Plateo  vermeinte,  es  sei  etwas  zo  hart  eingerichtet.  S.  Chf.  D. 
sagten,  da?s  Sie  diese  Sache  schon  zo  Osnabrogge  hätten  wollen  anhängig  machen, 
Graf  Traotmannsdorff  hätte  aber  gesagt,  man  mochte  es  nicht  thon,  dann 
I.  K.  M.  wollte  S.  Chf.  D.  gewiss  Satisfaction  geben,  man  sollte  es  derowegen 
•0  lassen,  wie  es  wäre*. 

19* 


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292  ö.    Der  TürkeDkrieg. 

aad  der  Rechtsfrage  den  Kaiser  ersuchte,  in  Aobetraebt  ^seiner  sonderbaren 
Dienste  und  offenbaren  klaren  Rechts^  dem  Detentor,  Fürsten  von  Lichten- 
stein  anznbefehlen,  sofort  das  Herzogthum  ihm  abzutreten,  widrigenfalls  er 
erklärte  entschlossen  zu  sein,  sich  selbst  in  den  Besitz  desselben  zu  setzen. 
Dieses  Schreiben  scheint  garnicht  beantwortet  worden  zu  sein,  der  Kurfürst 
aber  hat  nnn  die  Gelegenheit,  welche  ihm  die  Bemühungen  des  Kaisers, 
für  den  Türkenkrieg  seine  militärische  Hülfe  und  sonstige  Unterstützung  zu  er- 
langen, darboten,  dazu  benutzt,  um  mit  allem  Nachdruck  diese  Sache  wieder 
zu  betreiben.  Er  hat  sofort  bei  den  ersten  Verhandinngen  mit  Li  sola  die 
Rückgabe  von  Jägern dorf  gefordert,  hat  dann  das  Erscheinen  des  spa- 
nischen Gesandten  an  seinem  Hofe  dazu  benutzt,  um  von  dem  Könige  von 
Spctnien  die  Zusage  zu  erwirken,  jene  Forderung  beim  Kaiser  zu  unter- 
stützen, er  hat  dann  einerseits  bei  den  weiteren  Verhandlungen,  welche 
nach  seiner  Rückkehr  nach  Berlin  mit  jenen  beiden  Gesandten  geführt 
wurden,  eben  dieses  Verlangen  wieder  vorgebracht,  andererseits  durch  seine 
Gesandten  in  Regensburg  während  der  Anwesenheit  des  Kaisers  daselbst 
diese  Sache  betreiben  lassen,  dabei  auch  sich  die  Fürsprache  des  Kurfür- 
sten von  Sachsen  und  nachher  des  ganzen  kurfürstlichen  Collegiums  zu 
erwirken  gewusst.  Trotzdem  waren  auch  diesesm^^l  seine  Bemühungen  ganz 
vergebens,  nachdem  Li  sola  und  der  spanische  Gesandte  ihn  mit  unbe- 
stimmten Versprechungen  hingehalten,  in  Regens  bürg  die  kaiserlichen 
Minister  die  Verhandlungen  monatelang  verzögert  hatten,  erfolgte  schliess- 
lich am  6.  Mai  1664  die  Resolution  des  Kaisers  *),  in  welcher  derselbe  nur 
auf  sein  früheres  Versprechen,  dem  Kurfürsten  eine  Eotscliädigungssnmme 
von  180  000  Thalern  zu  zahlen,  Bezug  nahm,  aber  erlclärte,  dass  er  in  seiner 
jetzigen  bedrängten  Lnge  ausser  Staude  sei,  diese  Summe  zu  bezahlen,  und 
dass  der  Kurfürst  sich  daher  vorläufig  gedulden  müsse.  Der  Kurfürst  hat 
darauf  erklären  lassen,  dass  er  sich  mit  einer  solchen  Resolution  nicht  zu- 
frieden geben  könnte,  und  hat,  als  der  Kaiser  im  Augnst  1664  mit  ihm 
wegen  Sendung  weiterer  Hülfstruppen  verhandeln  Hess,  seine  Forderung 
erneuert,  jetzt  sogar  geradezu  die  Gewährung  jener  Hülfe  von  der  Erfüllung 
derselben  abhängig  gemacht,  aber  auch  jetzt  nichts  ausgerichtet,  da  der 
Kaiser  sich  inzwischen  zum  Frieden  ent^chlossen  hatte  und  so  auf  die  Sen- 
dung der  Hülfbtruppen  verzichten  konnte.  Wie  der  Kurfürst  diese  Miss- 
erfolge aufgenommen,  warum  er  trotz  derselben  doch  immer  wieder  jene 
Forderung  erneuert  und  mit  welchen  Nebengedanken  er  sich  schon  damals 
getragen  hat,  das  erfahren  wir  aus  einem,  wenige  Jahre  Später  von  ihm 
aufgezeichneten  merkwürdigen  Entwürfe  znr  Erwerbung  Schlesiens'),  in 
welchem  er  dieser  wiederholten  Bemühungen  um  die  Wiedererwerbung  von 
Jägern  dorf  gedenkt  und  erklärt,  er  habe  in  der  Hoffnung  auf  eine  günsti- 
gere Zukunft  sich  durch  die  Fru<  htlosigkeit  derselben  keineswegs  betrüben 


')  S.  oben  S.  239. 

^  Rauke,  Genesis   des   Prenaslschen  Staates  S.  518ff;   dieses  Schrirtstuck 
fällt  in  die  Zeit  zwidcben  1667  und  1671. 


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EinleitQDg.  293 

lassen'),  dann  aber  aoseiiiaadersetzt/  welche  Rechte  er  und  sein  Haus  für 
den  damals  in  naher  Aussicht  erscheinenden  Fall  des  Aossterbens  des 
Habsburgischen  Hauses  auf  ganz  Schlesien  geltend  machen  und  mit  wel- 
chen Mitteln  dieselben  durchgeführt  werden  könnten. 

^)  „lomittels,  anf  das  es  nicht  in  Vergas  geratüD  mochte,  offtera  ErioDeniDg 
tbuo  lassen,  worauff  aber  weuig  oder  gar  nichts  erfolget  ist,  wessen  Ich  mich 
keineswegs  betrübt  habe,  denn  eio  Freondt  borgt  dem  aidereu  biss  zur  gele- 
geoen  Zeitt." 


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Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    *D.  Wien  26.  Mai  1663^. 

[Die  Tärkeogefahr.     Bitte  nm  Hälfe.] 

26.  Mai.  £r  bat  dem  Reichstage  voQ  der  drohenden  Türkengefabr  Nachricht*) 

gegeben,  zugleich  aber  noch  an  einzelne  Stände  besondere  Gesandtschaften 
geschickt.  Zum  Ef.  sich  zu  begeben  hat  er  den  Reichshofrath ,  Freiherrn 
Franciscns  de  Lisola,  beauftragt*)!  da  er  aber  bei  dem  unsicheren 
Gesundheitszustande  desselben  zweifelt,  ob  derselbe  sich  rechtzeitig  bei 
Kf.  einfinden  werde,  so  stellt  er  ihm  durch  dieses  Schreiben  seine  bedrängte 
Lage  vor.  Er  hat  nichts  unterlassen,  was  zu  einem  friedlichen  Vergleiche 
hätte  führen  können,  hat  nach  Möglichkeit  gerüstet  und  Vorkehrungen  ge- 
trofifcn,  dieselben  reichen  aber  gegen  die  Uebermacht  des  Feindes  nicht  aus 
und  tr  braucht  Hülfe,  er  bittet  daher  Kf.,  ihm  solche  durch  rechtzeitige 
Sendung  von  Truppen,  Eriegsniunition  und  Geld  zu  leisten. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  25.  Juni  1663. 

[Drohende  Nachrichten  von  den  türkischen  Absichten.    Bitte  um  Hülfe.] 

25.  Juoi.  Er  theilt  dem  Ef.  die  Berichte  seiner  an  den  Grossvezier  geschickten 

Gesandten*)  mit,   welche  zeigen,  dass  dieser  schon  den  Marsch  angetreten 

0  Schreiben  ähnlicheD  Inhalts^hat  der  Kaiser  unter  demselben  Datum  auch 
an  andere  Fürsten  abgelassen,  8.  Diar.  Europ.  X  S.  328 ff.  Londorp  VIII 
8. 973f.  •  ' 

'j  S.  die  Relation  der  Beichstagsgesandteo  vom  8.  Juni  1(363  oben  Abschn.  4 
S.  186. 

*)  Schon  in  einem  Schreiben  vom  2.  Mai  1668  hatte  der  Kaiser  dem  Kf.  an- 
gezeigt, dass  er  Lisola  zu  ihm  senden  würde.  Der  Resident  des  Kf.  in  Wien 
Andr.  Nenmann  meldet  von  dort  am  12.  Mai,  Lisola  habe  sich  heate  von  ihm 
verabschiedet,  wolle  morgen  abreisen  and  über  Breslau  und  Danzig  a  grandes 
journöes  seine  Reise  zam  K f.  nach  Königsberg  aasführen.  Ueber  die  Besorg- 
nisse, welche  Lisolas  Gesandtschaft  zam  Kf.  in  Frankreich  wie  in  Schwe- 
den erweckte,  s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  647.  755. 

*)  Es  liegen  der  Bericht  Rennigers  aas  Griechisch  Weissenburg  vom 
H.Juni  und  die  Berichte  von  de  Goes  und  Renniger  vod  demselben  Datam 


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Sendang  Lisola's.  295 

uud  bei  deu  Traktateu  ganz  uubilüge  Bediuguugen  gestellt  hat^  und  er- 
sucht deoselben,  ihm  mit  allem,  was  er  an  Volk,  Geld  und  Munition  immer 
eutrathen  könne^  s^hlennigst  an  die  Hand  zu  gehen,  zugleich  seine  eigenen 
Lande  in  Vertheidigungszustand  zu  setzen,  damit  man  dem  Feinde  wenig- 
stens Widerstand  leisten  könne,  bis  von  den  anderen  Reichsständen  grösse- 
rer Succnrs  komme. 


Der  Kurfürst  an  den  Fürsten  Portia.     D.  Königsberg 
3.  Juli  1663. 

[Bereitwilligkeit,  die  WüDScbe  des  Kaisera  zu  erfulleo,  seine  GegenfordorangoD.] 

Wir  zweifeln  nicht,  Ew.  Ld.  werden  aus  —  des  Freiherrn  von  3.  Juli. 
Isola  Relationen  mit  mebrem  ersehen,  was  gestalt  wir  unb  in  allen 
von  demselben  proponirten  Punkten  und  Sachen  Ihrer  Key.  M.  alier- 
gnädigsten   Intention   gemäss    erkläret    haben,    —    also    haben    wir 
auch  zu  Ew.  Ld.  das  Vertrauen,  Sie  werden  Dero  Wohlverniogenheit  * 

nach  unsere  Angelegenheiten  und  billigmässige  desideria,  insonderheit 
wegen  des  Ilerzogthumbs  Jägerndorf  bei  I.  Key^  M.  hinwiederumb 
bestermassen  recommendiren,  damit  uns  darin  alle  behörige  Satisfac- 
tion  wiederfahre  und  wir  zu  unsern  so  klaren  Befugnissen  dermaleins 
kommen  mögen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Königsberg 
17.  Juli  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  Juni.  Zusage  von  Hülfe.] 

Dank  für  die  Mittheilnogen,   Kf.  hofift,  dass  wenigstens  der  grössere  17.  Juli. 
Theil  der  Reichsstände  das  Ihrige  bei  der  Sache  thun  werde. 

So  viel  mich  belanget,  so  haben  E.  Key.  M.  so  viel  Staat  auf 
mich  zu  machen,  als  ich  nur  immer  bei  meinem  £.  Key.  M.  bekann- 
ten Zustand  werde  thun  können,  ich  zweifei  auch  nicht,  es  werde  der 
Freiherr  von  Lisola  E.  Key.  M.  meine  Erklärung  allerunterthänigst 
zu  wissen  gemacht  haben,  es  ist  auch  solchem  zufolge  von  mir  albereit 
die  Ordre  gestellet,  dass  zwene  hundert  Gentner  Pulver  zu  E.  Key.  M. 

über  ihre  Andieos  beim  Grossvezier  (Lundorp  VIII  8.  925 flf.,  erstere  auch  Diar. 
Europ.  X  8.  334ff.)  und  das  Schreiben  des  Grossveziers  an  den  Fürsten  Lob- 
kowitz  vom  20.  Juni  1663  .Diar.  Europ.  X  8  343ff.  Loodorp  VlII  8.  930)  bei. 


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2%  i>.     Der  Tärkeokrieg. 

Diiipo«ition  naebm  Fraokfort  an  der  Oder  gebracht  werden.  Wann 
ieh  auch  nar  Xachriehl  erhalten,  mit  was  far  Sorten  an  StQekkugeln 
und  Granaten  E.  M.  gedienet,  will  ich  deroselbea  etliche  tausend 
Stück  nachm  vorgedacbten  Frankfurt  schicken,  so  viel  Völker  als  ich 
ror  diesmal  entrathen  kann,  wann  E.  Key.  M.  Erklärung  einlanget, 
marcbiren  lassen  und  in  meinen  Landen  alle  mngliche  Anstalt  und 
Verfassung  machen,  auch  mich  mit  allerhand  Notdurft  an  Munition 
und  Magazins  versehen.  — 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein*).   D.  Königs- 
berg 20.  Juli  1663  (conc.  Fürst  Job.  Georg  v.  Anhalt). 

{Aas  welchen. Truppen  er   das  Hälfsheer  gegen  die  Türken,  dessen  Anfähraog 
ihm  fibertragen  wird,  zusammensetzen  soll.] 

20.  Jnll.  Nachdem  Wir  Ihrer  Key.  M.  einige  Völker  zum  Succurs  nach  der 

Hchlesien  zu  schicken  resolviret  und  dazu  eine  Compagnie  zu  Pf.  uud 
2  Comp.  Dragoner  von  Unseren  Preussischen  Völkern,  imgleichen 
500  M.  von  Ew.  Ld.  ßegiment  und  500  von  dem  Goltzischen  Regi- 
ment neben  der  in  Unser  Grafschaft  Ravensperg  liegenden  Esqua- 
dron  Dragoner*)  dcstinirt  und  verordnet,  auch  Ew.  Ld.  aus  sonder- 
barem zu  Deroselben  tragenden  Vertrawen  das  Commando  über  diese 
Volker  aufgetragen:  als  zweifeln  wir  nicht,  Sie  werden  solches  gern 
und  willig  Ober  sich  nehmen,  wie  wir  Ihro  dan  fernere  Instruction 
Ihres  eigentlichen  Verhaltens  halber  hiernegst  zuschicken  werden. 
Inmittelst  haben  Wir  vorberUrter  Unserer  Squadron  Dragoner  Ordre 
gegeben,  mit  dem  fttrderlichsten  sich  auf  den  Marche  nach  Unserer 
Ghur  Brandenburg  zu  begeben  und  ihres  ferneren  Verhaltens  halber 
von  Ew.  Ld.  Ordre  zu  erwarten,  wie  Wir  dan  auch  Unserm  G.W.  v. 
Goltzen  anbefohlen,  500  M.  von  seinem  Regiment  in  Bereitschaft 
zu  halten,  damit  sie  auf  fernere  Ordre  zu  Ew.  Ld.  stossen  können, 
Welche  von  Dero  Regiment  gleichergestalt  500  M.  zum  March  parat 


')  August,  Eweiter  Sohn  des  Hersogs  Joachim  Ernst  von  Holstein-Plön, 
geb.  9.  Mai  1635,  war  1669  in  den  Dienst  des  Kf.  getreten  und  war  Generalwacht- 
meister und  Oberst  des  im  Halberstädtischen  und  in  der  Altmark  stehenden  In- 
fanterieregimentes, s.  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Rurfürsten  und  ihre  Unter- 
haltung während  der  Jahre  1660— 1606  (Histor.  Zeitschr.  N.F.  XVII  S.  234  ff.). 

^)  S.  ebendaselbst  S.  284. 


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Bildaog  eines  Hülfscorps.  297 

ZU  halten  und  solche  in  4  Compagnien  jede  ad  125  M.  yertheilen  zu 
lassen  belieben  wollen;  jedoch  muss  denen  dabey  comniandirenden 
Officieren  angedeutet  werden,  dasB  wan  hiernegst  diese  Volker  wiede- 
rumb  in  Unsern  Landen  ins  Quartier  gehen  würden,  alles  dabey  wie' 
derumb  in  den  vorigen  Stand  und  auf  die  jetzige  Verpflegung  gerichtet 
werden  soll;  die  beim  Graben 0  arbeitenden  Soldaten  können  Ew.  Ld. 
dabey  lassen,  und  diese  500  M.  von  den  andern,  so  in  Halberstadt 
und  der  Alten  Mark  logiren,  unterm  Coramendo  Dero  Obristlieutenant 
Sparren')  marchiren  lassen.  — 


Der  Kurfürst  an   den  Feldmarschall  v.   Sparr.     D.  Königs- 
berg 20.  Juli  1663. 

[ADordnuogeD  iabetreflf  der  dem  Kaiser  za  Hülfe  zü  schickeDden  Truppen.] 
£r  hat  dem  Kaiser  Succars  ao  Volk  versprochen,  dazu  eine  Com- t^O.  Joli. 
pagoi^Kciiter  und  zwei  Cümpaguiceii  Dragoner  von  den  P  reu  ssischeu 
Völkern,  fünfhundert  Mann  von  dem  Golzischen  und  fünfhundert  von  dem 
Holsteinischen  Regiment  nebst  der  in  der  Grafschaft Ravensberg  logie- 
renden Esquadron  Dragoner  destiniert,  anch  über  alle  diese  Völker  das 
Commando  dcmG.  Wm.  Herzog  zu  Holstein  aufgetragen.  Sparr  soll  dieses 
Werk  befördern  und  dem  G.  Wni.  Golz  die  nötbigen  Ordres  zukommen  lassen ; 
die  500  Mann  desselben,  sollen  in  4  Compagnieen  vertheilc  und  die  nöthigen 
Officiere  bei  denbclben  bestellt,  die  Fahnen  aber  aus  dem  kurfürstlichen 
Zeughause  genommen  und  darauf  diese  Völker  dem  Commando  des  Herzogs 
von  Holstein  untergeben  werden,  auch  mit  G.Fzm.  Dörfling  soll  er 
dessen  Esquadron  halber  communicieren,  welche  er  nach  der  Ankunft  in  der 
Mark  Brandenburg  in  drei  Compagnieen  vertheilen  und  die  dritte  einem 
qualificierten  guten  Officier  untergeben  kann.  Er  soll  wegen  dieser  Sache 
anch  mit  dem  Oberpräsidenten  und  den  Geh.  Räthen  in  Cöln  reden,  damit 
wegen  des  Marsches,  Nachtlager  u.  s.  w.  die  nöthigen  Anstalten  bei  Zeiten 
getroffen  werden. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  1.  August  1663. 

[Dank  für  die  sagesagte  Hülfe.] 
•  Ich  habe  sowohl  aus  Ew.  Ld.  Schreiben  vom  17ten  nächst  ver-  i.Aug. 
wichenen  Monats  als  auch  aus  —  des  Freiherrn  von  Li  sola  Relation 

')  Der  1661  begonaeoe  „Nene  Graben'',  spätere  Friedrich- Wilhelms-Canal , 
welcher  die  Oder  oberhalb  Frankfurt  mit  der  Spree  verbindet,  s.  über  die  Yer- 
weoduDg  von  Soldaten  dabei  Hirsch  a.  a.  O.  S.  239. 

*)  Anselm  Casimir  Ferdioand  v.  Sparr,  Vetter  des  Feldmarschalls,  s. 
V.  Möruer,  Märkische  Kriegsohprsteo  S  27. 


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298  ö.    Der  Turkenkrleg. 

mit  mehrerm  vernotuiuen,  nicht  allein  mit  was  fttr  treameinender 
guter  Resolution  Ew.  Ld.  sich  erboten,  über  die  vorhin  bewilligte 
Mannschaft  noch  bis  in  die  300  Reuter  und  300  Dragoner  mit  zu 
Bchicken,  sonderu  auch  in  was  f&r  gute  Verfassung  Sie  Ihre  eigne 
Länder  wider  allen  besorgenden  Vorbruch  des  Erbfeinds  zu  setzen 
im  Werk  sein. 
Dank  dafür. 


Convention  in  betreff  der  von  dem  Kurfürsten  für  den  Türken- 
krieg zu  stellenden  Hüifstruppen.     Signatum  Königsberg 
23.  August  1663. 

23.  Aug.  Nachdem   S.    Ch.    D.    zu    Brandenburg    sich   gegen    den  Keys. 

Herrn  Abgesandten  den  Freiherrn  de  Tlsola  erkläret,  der  Rom. 
Key.  M.  einige  von  Dero  Völkern,  als  nämlich  1000  Mann  zu  Fuss, 
400  Reuter  und  600  Dragoner  zum  Succurs  gegen  den  Erbfeind%uzu- 
schicken,  als  sein  deswegen  nachfolgende  Puncta  abgeredet  und  — 
von  dem  Herrn  Abgesandten  unterschrieben  worden:  1.  S.  Ch,  D.  ha- 
ben anfänglich  vervvilliget,  dass  die  Reuter  und  Dragoner  zur  Monte- 
cucolischen  Armee'),  jedoch  diesseit  der  Donaw  und  nicht  darüber 
geführt  werden  mügen.  2.  Die  Fussvölker  aber  gehen  nicht  weiter 
als  in  Schlesien.  3.  Alle  Trouppen,  welche  S.  Ch.  D.  Ihrer  Keys.  M. 
zuschicken,  werden  an  Unterhalt,  Verpflegung,  Proviant  und  Quartieren 
als  in  Diensten  auf  Zug,  Ritt  und  Wachten  denen  keys.  Völkern  nach 
Proportion  überall  gleich  tractiret.  4  Wan  S.  Ch.  D.  dieser  Völker 
Selbsten  von  Köthen  haben  und  solche  zum  Theil  oder  alle  abfordern, 
oder  I.  Keys.  M.  deren  nicht  mehr  bedürfen  würden,  müssen  solche 
ohne  einzigen  Abgang  in  solchem  Stand  und  Anzahl,  wie  sie  anitzo 
geschickt  werden,  und  zwar  ohne  einzige  S.  Ch.  D.  Kosten  oder 
Gefahr  auf  den  Grenzen  der  Chur  und  Mark  Brandenburg  geg^n 
Schlesien  wieder  geliefert  werden.  5.  Weil  auch  Ihre  Key.  M.  diese 
Trouppen  auf  Dero  Kosten  unterhalten  und  verpflegen  lassen,  so  be- 
halten Sie  dahingegen  diejenige  100  M.  Rthl.,  welche  jüngsthin  an 
Ihre  Key.  M.  bey  Ihrer  Kgl.  M.  zuHispanien  von  S.  Ch.  D.  cediret 
und  abgetreten^),  und  wollen  Sie  dessfals  hiernegst  von  Ih.  K.  M. 

*j  Dieselbe  stand  damals  nördlich  von  der  Donau  in  der  Nähe  von  Pressburg, 
•8.  Diar.  Europ.  X  S.  571. 

^  Bei  Gelegenheit  der  Sendung  v.  Blumenthals  an  den  spanischen   Hof 
(d.  Urk.  U.Akt.  IX  S  574f.)  hatte  König  Philipp  IV.  dem  Kf.,«  solange  derselbe 


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Conventioo  mit  Lisola.  299 

niehts  ferner  praetendiren.  6.  Sonstea  soll  diesen  Trouppen  so  wohl 
im  Feld  als  in  den  Quartieren  ihr  Exercitium  Religionis  nach  der  A. 
C.  in  Predigten,  Administration  der  Sacramente,  Begräbnissen  und 
andern  Dingen  ungehindert  verstattet,  ihnen  auch  zu  solchem  End 
ihre  Frediger  gelassen  und  sie  darin  keinesweges  geirret  werden. 
7.  Wen  die  Musquetirer  in  einige  Plätze  verlegt  werden  sollten,  solchen- 
falls lassen  S.  Ch.  D.  geschehen,  dass  sowohl  die  Officirer  als  Gemeine, 
sa  lang  sie  in  den  Plätzen  liegen,  zugleich  in  I.  Keys.  M.  Eidespflicht 
mitgenommen  werden.  8.  Die  Compagnien  zu  Pferd  und  Dragoner  sollen 
unter  keine  andere  Regimenter  vertheilet  werden,  sondern  in  ihren  ab- 
sonderlichen  Squadronen  sowohl  bey  Occasionen  als  in  Märchen  und 
Quartieren  bestehen  bleiben.    9.  Gleicher  gestalt  sollen  die  Fussvölker 


iü  dtiin  Büudnia  mit  dem  Kaiser  verbleiben  werde,  eine  jahrliche  Subsidie  von 
100000  Tbalero  versprocheo,  deren  Zahlanj;  durch  den  spanischen  Gesandten  in 
Wien,  Marqais  de  laFuente,  geschehen  sollte.  Der  Kf.  hatte  darauf  mehrmale 
(5.  Jali,  18.  August  und  12.  October  1660)  von  diesem  letzteren  die  Zahlung  jener 
Summe  gefordert,  aber  von  demselben  immer,  zuletzt  noch  12.  März  1661,  die 
Antwort  erhalten,  dass  ihm  deswegen  aus  Spanien  keine  Nachricht  zugekommen 
sei.  Bald  darauf  aber  war  bei  dem  damals  in  Gleve  residierenden  Kf.  ein  Abge- 
sandter des  Statthalters  der  spanischen  Niederlande,  des  Marquis  de  Uarazena, 
mit  einem  gehreiben  desselben  (d.  Brüssel  2{5.  März  1661)  erschienen,  in  welchem 
dieser  dem  Kf.  mittheilte,  sein  König  habe  ihn  beauftragt  demselben  auzuzeigen, 
dasB  er  beschlossen  habe,  diese  Summe  ihm  jetzt  und  auch  künftig  auszahlen  zu 
lassen,  und  auf  die  Mittheilung  davon  hatte  auch  la  Fuente  dem  Kf.  geschrieben 
(d.  Wien  4.  Mai  1661),  er  hab«  von  seinem  Könige  den  gleichen  Auftrag  erhalten 
und  hoffe  das  Geld  dazu  aus  Neapel  zu  empfangen;  die  Zahlung  war  aber  auch 
darauf  nicht  erfolgt.  Jetzt  .nun  (3.  Juli  1663)  richtete  Kf.  ein  Schreiben  an 
den  Vicekönig  von  Neapel,  Grafen  von  Fenneranda,  in  welchem  er  denselben 
ersuchte,  dem  Ueberbringer  gegen  eine  demselben  mitgegebene  Quittung 
100000  Thaler  von  jenen  ihm  zugesagten  Geldern  auszahlen  zu  lassen,  und  vom 
4.  Juli  liegt  eine  schriftliche  Erklärung  Li  sola  s  vor,  dass  er  vom  Kf.  eine 
Quittung  über  100000  von  dem  Vicekouig  von  Neapel  an  denselben  zu  zahlende 
Thaler  empfangen  habe,  welche  der  Kf.  dem  Kaiser  als  Bulfsgelder  zum  Türken- 
kriege überlassen  habe  (s.  auch  unten  das  Dankschreiben  des  Kaisers  vom 
23.  September  1663).  Infolge  der  Versprechungen,  welche  der  eben  damals  bei 
dem  Kf.  eingetroffene  spanische  Gesandte  Ucedo  demselben  machte,  dass  ihm 
ausser  jener  dem  Kaiser  cedierten  Summe  noch  weitere  100000  Thaler  in  Neapel 
gezahlt  werden  sollten,  hat  der  Kf.  versucht,  vermittelst  eines  in  Wien  lebenden 
italienischen  Kaufmanns  Pestalozzi  diese  Summe  zu  erhalten,  die  darüber  b'is 
in  den  Juli  1665  fortgesetzte  Gorrespondenz  aber  war  ganz  erfolglos.  Ucedo 
erklärt  in  der  am  18.  April  1664  zu  Berlin  mit  dem  Fürsten  Anhalt,  O.v.  Schwe- 
rin und  Lisola  gehaltenen  Gonferenz  (^s.  das  Protokoll  derselben  unten),  dass, 
wenn  der  Kf.  in  die  Rheinische  Allianz  treten  sollte,  sein  König  das  versprochene 
Geld  nicht  geben  könne. 


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300  5.     Oer  Tnrkenkrieg. 

• 
nicht  hin  und  wieder  vertheilt,  sondern  ihnen  die  Quartiere  in  der 

Nähe  bey  einander  assigniret  werden,  und  wen.  es  ja  die  Noth  erfor- 
derte, solche  etwas  zu  verlegen,  zum  wenigsten  2  Compagnien  bey- 
sainmen  verbleiben.  10.  Die  Lieferung  der  Trouppen  geschiehet  auf 
den  Schlesischen  Gräntzen,  und  werden  I.  Keys.  M.  gewisse  Commis- 
sarien  zu  deren  Empfahung  verordnen.  11.  Das  Kriegsrecht  so  wohl 
in  civilibus  als  criminalibus  neben  freier  Aunehm-  und  Absetzung  der 
Officirer  bleibt  einig  und  allein  bei  S.  Ch.  D.  und  denen  jenigen, 
welche  die  zum  Succurs  geschickte  Trouppen  commandiren,  und  soll 
ihnen  dessfalls  im  geringsten  kein  Eintrag  noch  Schoiälerung  geschehen. 


Instruction,  vrornach  sich  Unser  —  General  Wachtmeister, 
Obrister  z.  F.  und  freundlicher  lieber  Vetter  Herr  Augustus, 
Erbe  zu  Norvregen,  Hertzog  zu  Schlessvrig-Holstein  etc.  bey 
denen  I.  Keys.  M.  zu  Hulf  geschickten  Trouppen  in  ein  und 
anderm  zu  achten.  D.  Königsberg  24.  August  1663. 
(conc.  Fürst  J.  G.  von  Anhalt.) 

[Wiederholang  aod  Erläuterung  der  in  der  Cooveotion  getroffeDeu  Verabredongeo.] 
24.  Aug.  Nachdem  —  Wir  —  der  Conditionen  halber  —  auf  welche  diese 

Hülfe  geschickt  werden  soll  —  mit  dem  bei  uns  anwesenden  —  FH. 
de  risola  weiter  verglichen,  als  haben  Wir  zuvorderst  dasjenige, 
was  Wir  wegen  des  Commando  über  diese  Völker  für  diesem  Ih.  Ld. 
geschrieben,  hiemit  nochraal  wiederholen  und  solches  —  Ih.  Ld.  — 
auftragen  wollen,  der  —  Zuversicht,  Ih.  Ld.  dasselbe  Dero  gethanen 
Erbieten  gemäss  willig  über  sich  nehmen  und  sich  dergestalt  dabei 
comportiren  und  bezeugen  werden,  wie  es  der  Sachen  Notturfi  und 
Dero  selbst  eigener  hoher  Ruhm  erfordert. 

2.  Die  zu  diesem  Succurs  destinirten  Völker  bestehen  in  nach- 
folgenden Trouppen:  500  M.  z.  F.  von  Ih.  Ld.  unterhaböndem  Regiment, 
500  z.  F.  vom  Golzischen  Regiment,  die  Derflingsche  Esquadron 
Dragoner,  so  in  der  Grafschaft  Ravensberg  bishero  gestanden,  300 
Dragoner,  so  aus  dem  Herzogthumb  Preussen  geschickt  werden,  das 
Fürstl.  Radzivilsche  Regiment  z.  Pf,  von  400  Reutern,  welches 
auch  aus  dem  Herzogth.  Preussen  geschickt  wird.  — 

3.  Von  obspecificirten  Völkern  nun  können  Ih.  Ld.  an  die  Dörf- 
ingsche  Esquadron  Dragoner  und  die  1000  M,  z.  F.  solche  Ordre 
«rgehen  lassen,  dass  sie  sich  zu  behöriger  Zeit  und  zwar  dergestalt  auf 


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lustiuktion  für  Herzog  Aagust  von  Holstein.  301 

den  March  begeben,  damit  sie  ohngefähr  gegen  den  .  .  .  bey  Grön- 
berg  in  Schlesien  aufm  Rendezvous  anlangen  können,  gestalt  dan  ge- 
gen solche  Zeit  die  Preussische  Trouppen  auch  daselbst  ankommen 
werden. 

4.  Denen  Officiren  muss  beim  March  ernstlich  anbefohlen  werden, 
allenthalben  scharfe  Ordre  und  Disciplin  zu  halten  und  an  denen  Or- 
ten, welche  sie  berühren,  nicht  die  geringste  Insolenz  zu  verüben, 
noch  zu  einigen  Klagten  Ursach  zu  geben,  welches  dan  desto  mehr 
von  denselben  zu  praetendiren ,  weil  ihnen  aus  ihren  jetzigen  Quar- 
tieren ein  Monat  Sold  mit  auf  den  March  vermog  ergangener  Ver- 
ordnung gegeben  werden  soll,  wie  dann  auch  Ih.  Ld.  die  Vorsehung 
zu  thun  wissen  werden,  damit  den  Beambten  und  Obrigkeiten  der 
Oerter,  so  der  March  treffen  wird,  in  Zeiten  Notification  davon  ge- 
schehe, damit  in  ein  und  anderm  die  benotigte  Anstalt  von  denselben 
gemacht  werden  könne.  Welcher  gestalt  und  auf  was  Weise  aber  der 
March  durch  die  Mark  Brandenburg  zu  nehmen,  solches  werden  Ih. 
Ld.  mit  denen  zu  Colin  a.  Sp.  hinterlassenen  Oberpraesidenten  und 
G.H.Rhäten  wie  auch  mit  dem  G.Feldmarschall  Sparren  zu  verab- 
reden haben,  damit  alles  in  guter  Ordre  und  ohne  Beschwerung  der 
Unterthanen  geschehe. 

5.  JNicht  weniger  werden  Ih.  Ld.  nach  der  Schlesie  denen  Keys. 
Oberampt- Bedienten  in  Zeiten  von  Ihrer  Ankunft  Notification  thun, 
damit  sie  von  einigen  Commissarien  auf  den  Grentzen  empfangen,  die 
Trouppen  darauf  besichtiget,  in  die  Quartier  geführet  und  mit  behöri- 
ger Verpflegung  versehen  werden  mögen. 

6.  Worauf  dan  ferner  Ih.  Ld.  auf  die  Conservation  und  Bey- 
behaltung  dieser  Trouppen  fleissig  und  sorgfältig  achten  werden,  in- 
sonderheit damit  solche  dem  Versprechen  gemäss  mit  behörigen  Quar- 
tieren versehen  'und  ihnen  ihr  Tractament  und  Verpflegung  jedesmal 
richtig  gegeben  werde,  die  Officirer  auch  keinen  Unterschleif  und 
Partirerey  dabei  gebrauchen,  sondern  denen  Gemeinen  und  Unteroffi- 
ciren  das  ihrige  ohne  Abzug  reichen  mUgen. 

7.  (Convention  §  2.  9.  und  7.) 

8.  (Convention  §  8.) 

9.  (Convention  §  3.) 

10.  (Convention  §  4.)  Also  werden  Ih.  Ld.  zu  beobachten  wissen, 
dass  diejenige,  so  etwa  abgehen,  versterben,  verlaufen  oder  für  dem 
Teind  bleiben  mögten,  alsofort  wieder  ersetzet  und  zu  solchem  End 


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302  5.     Der  Tärkeokriegr. 

die  nötige  Eecruyten  und  Werbegelder  ausgezahlet,  von  den  OflSeiren 
auch  zur  Werbung  und  Gompletirung  ihrer  Coropagnien  wQrcklicli 
angewendet  werden  mugen. 

11.  (Convention- §  4.) 

12.  (Convention  §6.) 

13.  Das  völlige  Kriegsrecht  über  diese  Trouppen  behalten  Ih. 
Ld.  und  die  dabei  commandirende  hohe  Officirer  in  civilibus  et  cri- 
minalibus,  welche  aber  auch  auf  eiukommende  Klage  unverzögerte 
Justiz  zu  administriren,  alle  unverantwortliche  Excesse  gebührend  be- 
straffen und  darin  sich  dergestalt  bezeigen  müssen,  damit  Niemand 
mit  Fug  über  sie  zu  klagen  •  Ursache  haben  möge. 

14.  Inigleichen  bleibt  sowoU  Ih.  Ld.  als  denen  andern  Regi- 
mentern und  Squadronen  die  Bestell-  und  Annehmung  der  etwan  ster- 
benden oder  sonsten  abgehenden  Officirer,  wobey  dan  dieser  Unter- 
scheid zu  halten,  i&ss  wen  beim  F.  Radziviischen  Regiment  wie 
auch  bey  denen  Esquadronen  der  Dragoner  einige  Officirer  vom 
Lieutenant  an  zu  rechnen  für-  dem  Feinde  bleiben  oder  sonsten  bei 
währendem  Feldzuge  abgehen  würden,  Ih.  Ld.  solche  mit  Communi- 
cation  der  hohen  Officirer  an  diejenige,  welche  dazu  für  andern  qua- 
Kficiret,  wieder  vergeben  mögen.  Würde  aber  ein  Christ- Lieutenant, 
Ober  Wachtmeister,  Rittmeister  oder  Capitain  abgehen,  solchenfalls 
können  zwar  Ib.  Ld.  interimsweise  das  Commando  jemand  anders 
auftragen,  die  Charge  und  Compagnie  aber  bleibt  alsdan  denen,  wel- 
chen das  Regiment  und  die  Esquadronen  gehören,  wieder  zu  verge- 
ben, und  soll  dessfalls  anff  Ih.  Ld.  Bericht  alsofort  behörige  Ordre 
gestellet  werden. 

15.  Das  Commando  bey  ein  oder  andern  furfallenden  Occasion 
betreffend  lassen  wir  zwar  geschehen,  dass  die  Keys.  Officirer,  allsie 
auch  gleich  jüngere  Officirer  als  die  unserige  wären, »den  Unserigen, 
so  mit  denselben  in  einem  Grad  und  Charge  sein,  furgezogen  wer- 
den. Wen  aber  unsere  Officirer  höhere  Charge  als  die  keyserliche 
bedienen,  solchenfalls-  müssen  sie  auch  denselben'  nicht  cediren  noch 
sich  von  ihnen  commandiren  lassen. 

16.  Wegen  der  Gefangenen  ist  verabredet,  dass  alle  Unsere 
Officirer,  welche  vom  Feind  gefangen  werden  mögten,  auf  I.  Keys.  M. 
Kosten  wiederumb  befreiet  und  rangooniret  werden  sollen;  hingegen 
gehören  auch  alle  von  unsern  Völkern  eingebrachte  Gefangene  Ih. 
Keys.  M.,  welches  Ih.  Ld.  also  zu  beobachten  wissen  werden. 


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InatruktioD  für  Herzog  Aagnst  vod  Holstein.  303 

17.  Schliesslich  stellen  wir  es  Ih.  Ld.  frei,  ob  Sie  bey  3er  In- 
fanterie in  Schlesien  verbleiben  oder  mU  der  Cavallerie  und  den  Dra- 
gonern zur  Keys.  Armöe  gehen  wollen.  Und  werden  dieselben  sich  im 
übrigen  gefallen  lassen,  mit  Uns  wie  anch  mit  Unserra  CF^Marschall 
fleissig  zu  correspondiren  und  Uns  bei  allen  Posten,  was  etwa  furge- 
Jiet,  zu  berichten.  Wünsche  Ih.  Ld.  damit  eine  glückliche  Reise,  und 
dass  diese  Expedition  und  Dero  führende  Conduite  zu  Gottes  Ehren, 
der  Rom.  Keys.  M.  allergnädigsten  Wohlgefallen  und  Ihr  selbsten  zum 
unsterblichen  Ruhm  gereichen  mögeO- 


Die  Geheimen  Käthe  an  den  Kurfürsten.    D.  Coln  a.  d.  Spree 

24.  August  1663, 

[ÄukonftFirDemonts,  dessen  Bitte,  den  Marsch  der  Hiilfstrnppen  za  beschleunigen.] 

Der  G.Feldzeagmeister  uud  Landebhanplmann  des  Fürstentboms  Glo-  24.  Aog. 
gaa,  V.  Firnemont,  ist  hier  angekommen,  hat  sich  bei  ihnen  angemeldet 
und  auf  Grand  eines  im  Auszüge  vorgelegten  Schreibens  L isolas  um 
Bescbleanignng  des  MarRcbes  der  brandenbnrgischen  Hülfstruppen  gebeten, 
da  die  Türken  schon  bei  Gran  ständen  nnd  die  Hülfe,  wenn  sie  sich  ver- 
zögere, zu  spät  kommen  würde,  zugleich  wollte  er  Zeit  und  Ort,  wo  er 
die  Truppen  an  der  Grenze  erwarten  sollte,  besprechen,  v.  Platen,  der 
mit  ihm,  da  der  Oberpräsident  bettlägerig  war,  verhandelte,  hat  das  Säu- 
men des  Herzogs  von  Holstein  entschuldigt,  der  seine  Truppen  aus  ver- 
schiedenen Orten,  bis  aus  dem  Raveiisbergischen  her,  zusammenziehe  und 
deFFen  Officlere  wegen  Mangel  an  Pferden  uud  Wagen  noch  nicht  zum 
Marsch  parat  seien,  doch  sollte  der  Aufzug  möglichst  beschleunigt  werden^). 


0  Unter  demselben  Datum  (Königsberg  24.  August  1BG3)  erlasst  der  Kf.  A'u- 
weidDogen  an  G.Fm.  Sparr,  sich  des  Marsches  der  Truppen  aosunebmen  und 
wegen  des  von  denselben  eiozuschlagendeo  Weges  sich  mit  den  Gehefmeo  Rathen 
in  Berlin  zu  verständigen,  ao  G.Wachtm.  Goltz;  die  von  seinem  Regiment 
Commandierteo  in  Bereitschaft  su  halten,  an  G.Wachtm.  Marwitz,  mit  seiner 
Eskadron  Dragoner  aufsubrecben  und  weitere  Ordre  vom  Herzog  von  Holstein 
ZQ  erwarten,  und  an  die  Geheimen  Räthe  in  Berlin,  dem  Herzog  von  Holstein 
Kommissare  entgegenzuschicken,  welche  die  Truppen  bis  an  die  schlesische 
Grenze  bringen  sollen,  und  sich  wegen  des  einzuschlagenden  Weges  mit  G.Fm. 
Sparr  zu  vergleichen. 

^  Kf.  erwidert  (d.  Kiauten  31./21.  August  1663),  er  habe  schon  bei  vorij?er 
Post  Ordre  ergehen  lassen,  dass  die  Truppen  ihren  Marsch  beschleunigen  sollten, 
und  er  hoffe,  dass  dieselben  in  kurzer  Zeit  sich  ^n  der  schlosischen  Grenze 
Btelleo  wurden.  Er  habe  ursprünglich  nur  die  im  Ravensbergischen  stehenden 
Dragoner  versprochen,  nachher  aber  noch  die  in  Preusaen  vorhandenen  drei  Com« 
pagnieeo  hinzugethan. 


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304  5.     Der  Türkenkrieg. 

Freiherr  de  Lisola  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
1.  September  1663. 

[Bitte  Dm  BescbleauigUDg  des.  Marsches  der  Hülfstruppeo.] 

1.  Sept.  Kf.  möge  die  nöthigen  Befehle  zur  Beschleonigung  des  Marsches  seiner 

Hülfstnippen  ertheilen^).  Baron  Vernemont,  der  deswegen  in  Berlin  ge- 
wesen, schreibe  ihm,  dass  dieselben  noch  keine  andere  Ordre  als  sich  bereit 
zu  halten  hätten,  er  selbst  erfahre,  da<a  auch  die  hiesigen  Truppen  noch 
keinen  Befehl  znra  Marsch  erhalten  hätten.  Er  fürchtet,  dieselben  würden 
zu  spät  kommen. 


Der  Kurfürst  an  den  Freilierrn  de  Lisola.     D.  Insterburg 
4.  September  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  \.  Sept.     Die  Marschbefehle  sind  ertbeilt] 

4.  Sept.  —  Sobald  man  jüngetenhin  wegen  der  Conditionen  einig  gewesen, 
[haben]  wir  alsofort  denen  in  Teutschland  stehenden  Trouppen  Ordre 
ertheilet,  aufs  schleunigste  aufzubrechen  und  ihren  March  nach  denen 
Schlesischen  Grenzen  zu  zu  nehmen,  wir  Zweifeln  auch  nicht,  dieselben 
werden  anitzo  in  March  begriflfen  sein  und  in  kurzer  Zeit  bei  Grünen - 
berg  anlangen,  wie  dann  gleicher  Gestalt  denjenigen  Compagnien, 
welche  aus  diesem  unserm  Herzogthumb  geschicket  werden  sollen,  die 
Ordre  zum  March  bereits  ertheilet  und  denenselben  auf  den  17.  dieses 
das  Rendezvous  im  Ambt  Marienwerder  bei  der  Weixel  assi- 
gniret. 


Der  Kurfürst  an  den  Herzog  Augustus  von  Holstein.     D. 
Insterburg  9.  September  1663. 

9.  Sept.  Die  preussischen  Compagnieen  sind  auf  dem  Marsch,  er  soll  seinen  Marsch 
so  beschlennigen ,  dass  er  gegen  den  10.  October  auf  der  schlesischen 
Grenze  sein  könne. 


')  Auch  der  K  aiser  hatte  in  eioem  Schreiben  (d.  Wien  20.  August  I6G0)  den 
Kf.  gebeten,  indem  er  ihm  von  dem  unglücklichen  Gefecht,  welches  Graf  For- 
gatsch  den  Türken  geliefertiiatte,  von  der  Belagerung  von  Neu  hau  sei  und  der 
Vereinigung  der  Tataren,  Walachen  und  Moldauer  mit  dem  Türkischen  Heere 
(s.  Oiar.  Kurop.  IX  S.  486 ff.  579ff.  591.  Theatr.  Europ,  IX  S.  947ff.^  Mit- 
Uieilung  machte,  seinen  offerierten  Succurs  möglichst  accclerieren  %vl  lassen. 


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Anmarsch  der  brandenborgiBcheD  HüIfstruppeD.  305 

Freiherr  de  Lisola  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
19.  September  1663. 

[Eroeate  Bitte  um  Beechleunigang  des  Marsches  der  Hulfstrnppen.] 

Er  beschwört  den  Kf.  aof  Grund  der  in  einem  beiliegenden  Briefe  von  19.  Sept. 
de  Soucbes  enthaltenen  Nachrichten  über  den  Einfall  der  Tataren  in 
Mähren^)  und  die  bedrohte  Lage  der  kaiserlichen  Provinzen,  und  da  er  von 
einigen  Officieren  gehört,  dass  dieselben  einige  Tage  auf  dem  Rendezvous 
bei  Marienwerder  bleiben  und  langsam  marschieren  wollen,  seinen  Officieren 
den  Befehl  zu  ertheilen;  den  Marsch  auf  das  äusserste  zu  beschleunigen. 


Der  Kurfürst  an  den  Freiherrn  de  Lisola.     D.  Rositten 
20.  September  1663. 

[Ursache  der  Verzogernog.] 

—  Was  unsere  Truppen  betrifft,  so  ist  Euch  genugsam  wissend,  20.  Sept. 
dass  dieselbe  den  ganzen  Sommer  parat  gewesen,  und  sobald  man 
der  Konditionen  nach  Wiederkunft  des  Secretarii  von  Wien,  welcher 
zimblich  lang  aussenblieben,  einig  worden,  —  denselben  auch  anbe- 
fohlen, solchen  aufs  möglichste  zu  beschleunigen  —  wie  dann  solche 
Ordren  annoch  bei  dieser  Post  von  uns  wiederholet  werden').  — 


0  8.  Diar.  Europ.  X  S.  594 ff.  Londorp.  VIII,  S.  932f.,  Theatr.  Europ. 
IX  S.  952.  Aach  v.  FernemoDt  in  einem  Schreiben  an  die  Geh.  Rathe  in  Berlin 
(d.  Gr.  Glogan  17.  September  1663)  giebt  denselbeo  Nachricht  von  diesem  Ein- 
fall in  Mähren,  von  den  Befürchtnogen ,  dass  aach  die  Hauptmacht  der  Feinde 
sich  gegen  Mähren  und  Schlesien  wenden  werde,  and  von  den  dort  getroffenen 
VertheidigangsaDBtalten,  and  bittet  am  BeBchleooigang  des  MarscheB  der  Hülfe- 
troppen.  Andr.  Neamann  meldet  aus  Wien  (<i.  September  16G3),  die  Tataren 
seien  aber  die  Waag  gegangen,  setzt^^n  jeneeits  der  Donao  alles  in  Brand,  streiften 
bis  ans  Marchfeld,  man  erwarte  sie  etandlich  vor  den  Donaabrücken.  S.  aach 
den  Bericht  der  Gesandten  aas  Regensbarg  vom  21.  September  oben  Abschnitt  4 
S.  198,  and  ürk.  a.  A  kt   IX  8.  863. 

^  Unter  demselben  Datam  ergeht  an  den  Herzog  von  Holstein  diö  Ordre, 
wegen  der  zanehmenden  Gefahr  seinen  Marsch  za  beschleaaigen;  falls  die  Ravens- 
bergischen  Dragoner  noch  nicht  bei  ihm  angelangt  seien,  solle  er  die  Fossvölker 
voraas  nach  Schlesien  marschieren  lassen  and  O.Wachtm  Marwitz  befehlen,  ihm 
anfs  Bchleanigste  za  folgen.  Die  preussischen  Reiter  ond  Dragoner  hätten  Be- 
fehl erhalten,  nicht  auf  seine  Ankanft  zu  warten,  sondern  ihren  Marsch  nach  der 
schlesischen  Grenze  fortzasetzen. 

Maler,  z  Gesch.  d.  G.  Kurfü raten.    XI.  20 


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306  &•    I>er  Tärkenkrieg. 

Herzog  Augnstns  von  Holstein  an  den  KarfQrsten. 
J).  8.  1.  12./[22.]  September  1663. 

[auf  das  Rescript  vom  9.  September.    Ursache  seiner  Verspätung  ] 

22.  Sept.  __  Bin  anitzo  in  vollem  Marsch  begriflfen,  werde  nicht  manquiren 

auf  die  bestimmte  Zeit  an  die  schlesiscfae  Grenze  anzulangen  und 
wollte  ich  schon  weiter  fortsein,  wenn  nicht  die  Derflingsche  Dra- 
goner so  langsam  wären,  ob  ich  sie  schon  mehr  als  zu  zeitig  zum 
Aufbruch  beordert  habe  ^).  Es  scheinet,  der  Oberst  Marvitz  sei  was 
nachlässig,  er  entschuldiget  sich,  wie  auch  der  6. major  Eller  *)  schrei- 
bet, dass  sie  mit  die  Sattel  nicht  haben  können  fertig  werden.  — 

Kaiser  Leopold  an  den  KurfUrsten.     D.  Wien  23.  Sep- 
tember 1663. 

[Dank  für  die  Hfilfe.    Bitte,  die  Fosstnippen  bis  Mähren  vorrücken  za  lassen.] 

23.  Sept.         Er  hat  dorch  L  is  ol  a  Nachricht  von  dem  Jlülfserbieten  des  Kf.  erhalten. 

So  nimb  ich  die  bewilligte  sowohl  Volk,  als  die  bei  der  Cron 
Spanien  ausstehende  hunderttausend  Reichstlialer  *)  GeldhQlf  zu  freund- 
gnadigem  Dank  an  und  ersuche  solchem  nach  Ew.  Ld.  —  dass  Sie 
die  Völker  ehest  mQglich,  und  zwar  die  Reuterey  und  Dragoner  wo- 
hin sie  destiniret,  auf  das  schleunigste  fortziehen,  die  Infanterie 
aber,  weil  dieselbe,  als  ich  vemimb,  alte  versuchte  Rnedht  sein  und 
die  Zeit  vor  dem  Winter  kurz,  wenigst  bis  in  Mähren,  welches  ihro 
nur  umb  ein  geringes  weiter  als  Schlesien  entlegen,  fortgehenlassen 
wollen.  — 


Memoire  &  S.  A.  E.  de  Tenvoy^  d'Espagne,*)    Pr.  Königs- 
berg 3.  Octobris  1663. 

[Zablong   der  Snbsidien.     Anflösang  der   Rheinischen  Allians.     Aafnahoie  des 
Königs  von  Spanien  in  die  Oeneralgarantie  des  Reiches.    Erledigung  der  Jägern- 

d orfer  Angelegenheit] 

3.  Oct.  S.  M.  le  roi  mon  maistre  par  sa  lettre  du  29  d'aoust  me  com- 

mande  de  reiterer  les  remerciments  a  S.  A.  E.  tant  du  secours  qu'elle 

0  Aach  am  27.  September  meldet  er  dem  Kf.  von  Zossen  ans,  er  sei  dort 
angelangt  und  würde  schon  weiter  sein,  wenn  er  nur  die  Dragoner  fortkriegen 
könnte,  von  denen  er  noch  nicht  wisse,  ob  sie  ober  die  Elbe  seien. 

^  Qouverneur  des  Sparenberg  im  Ravensbergischcn. 

^  S.  oben  S.  299. 

^}  Im  Jnli  1668,  bald  nachdem  Lisola  in  Königsberg  erschienen  war,  hutte 


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Antrage  des  spanischen  Gesandten.  307 

donne  a  Tempereor  que  pour  la  perseuerance  qu'elle  tesmoigne  dans 
sa  bonne  resolation  de  lie  86  point  separer  des  interests  de  la  tres 
auguste  maison  et  de  ne  uouloir  entrer  en  aucune  [alliance]  a  son 
preiudice  et  sans  son  inclusion. 

Elle  m'aduertit  aussi,  qu'elle  a  despeschö  de  nouueau  au  Vice 
Roy  deNaples,  affin  qa'il  haste  le  premier  payement  des  cent  mille 
escus,  et  luy  donn6  en  celä  tant  de  presse  et  des  ordres  si  preeis, 
qu'elle  veut  meme,  qu*il  laisse  toutes  autres  eonsiderations  et  dif&eultä 
en  arriere  pour  satisfaire  a  cette  Obligation,  de  sorte  que  celuy,  a 
qui  V.  A.  E.  en  a  donn6  la  Charge,  serä  fort  bien  receu  et  bien  traittä,  et 
il  en  serä  de  mesme  h  qui  que  ce  soit,  qu'il  plairrä  a  S.  A.  E.  enuoyer 
en  cour  d'Espagne. 

S.  M.  tesnioigne  desirer  et  trouuer  fort  a  propos  que  Ion  tra- 
uaille  a  desfaire  doucement  la  ligue  du  Rhin,  en  quoy  Ion  negotie  a 
present  non  sans  esperance  de  succes,   les   electeurs   ecclesiastiques 


sich  dort  auch  ein  spanischer  Gesandter  Sebastian  d'Ücedo  eingefanden  (s. 
Pafendorf  1.  IX  §  58  (S.  598),  64  (8.  604);  Droysen  m,  3  S.  29  nennt  denselben 
irrthümlich  Macedo).    König  Philipp  IV.  in  seinem  Creditiv  (d.  Madrid  6.  October 

1662)  nennt  denselben:  in  nostro  Mediolanensis  statns  exercitu  praeciponm  no- 
strnm  antigrapbum  und  bezeichnet  als  den  Aaftrag,  den  er  demselben  ertheilt,  dem 
Kf.  seine  Freundschaft  zn  bezeugen  und  dieselbe  noch  mehr  zu  befestigen. 
28.  Mai  1663  melden  der  Oberpräsident  v.  8chwerin*and  die  Geheimen  Räthe 
in  Berlin  dem  Kf.,  dass  nach  einer  Mittheilang  A.  Nenmanns  aus  Wien  der  Ge- 
sandte dort  angekommen  sei  nnd  nach  Berlin  reisen  wolle,  und  fragen  an,  wie 
sie  sich  demselben  gegenüber  verhalten  sollen,  worauf  Kf.  (d.  Königsberg  7.  Juni 

1663)  sie  anweist,  denselben  zu  ihm  dorthin  zu  verweisen.  In  einem  am  23.  Sep- 
tember daselbst  übergebenen  Memoire  spricht  derselbe  dem  Kf.  auf  Grund  eines 
Schreibens  seines  Königs  vom  15.  August  dessen  Dank  für  die  ihm,  dem  Gesand- 
ten, bereitete  freundliche  Aufnahme  und  für  die  Zuneigung,  welche  Kf.  gegen  den 
König  und  dessen  Haus  bezeugt  habe,  ans,  versichert,  dass  das  Versprechen 
wegen  der  Subsidienzahlung'(8.  oben  S.  299)  in  Neapel  zur  Ausführung  gebracht 
werden  wurde,  ferner  dass  derselbe  in  betreff  des  Ceremoniells  (darüber  hatte 
schon  V.  Blumenthal  1660  (s.  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  572)  den  Auftrag  gehabt,  mit 
dem  spanischen  Hof  zu  verhandeln)  die  näheren  Vorschläge  des  Kf.  erwarte, 
welche  er,  der  Gesandte,  inzwischen  eingesandt  habe;  er  macht  ferner  dem  Kf* 
Anzeige  von  der  Verlobung  des  Kaisers  mit  der  Infantin  (dieselbe  war  .am 
27.  März  (s.  Diar.  Burop.  X  S.  242)  zu  Madrid  publieiert  worden)  und  entschul- 
digt, dass  dies  nicht  schon  früher  geschehen  sei,  damit,  dass  man  am  spanischen 
Hofe  nicht  gewusst  habe,  wohin  man  den  betreffenden  Befehl  an  den  Gesandten 
schicken  solle,  endlich  ersucht  er  im  Auftrage  des  spanischen  Gesandten  in 
Wien  Marquis  de  laFuente  den  Kf,  seinen  dortigen  Gesandten  anzuweisen, 
mit  demselben  in  nähere  Verbindung  zu  treten.  —  üoedö  ist  dem  Kf.  nachher 
von  Königsberg  nach  Berlin  gefolgt  und  ist  bis  Ende  December  1664  bei  dem- 
selben geblieben. 

20* 


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ö.    Der  Tärkenkrieg. 

cominencant  d'ouurir  les  yeux  et  de  conoistre,  que  les  uns  de  cette 
ligue  ne  sont  pas  conformes  a  Tiaterest  des  princes  de  Tenipire,  et 
si  la  chose  reussit  en  cette  conformitö,  Ion  aura  ueritablement  ce  qae 
Ion  desire,  mais  Ion  ne  \siUBe-  pas  pour  cela  de  juger,  qu'il  sera  fort 
apropos,  que  S.  M.  seit  comprise  dans  la  garantie  generale  de  Tem- 
pire,  ce  qui  ne  luy  peut  estre  refusä  comme  membre  de  ce  corps, 
ayant  mesnie  extremement  approouä  la  proposition  de  faire  une  ligue 
entre  S.  M.  I.  et  les  autres  princes  de  Tempire,  qui  uoudront  y  en- 
trer  pour  la  commune  seuretä. 

Desirant  aussi  a  S.  A.  E.  toute  sorte  de  satisfaction  eile  ordonne 
au  duc  deMedina  de  las  Torres,  son  premier  ministre,  de  traitter 
aucc  Tanibassadeur  de  Tempereur  pour  trouuer  le  moyens  d'aiuster 
raflfaire  de  Jcgersdorff  a  rentiere  satisfaction  de  S.  A.  E.,  a  quoy 
S.  M.  et  le  duc  de  Medina  apporteront  toute  sorte  d'application, 
afßn  que  S.  A.  £.  seit  pleinement  contente. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfltrsten.     D.  Wien 
3.  October  1663. 

[Die  DefeDsioDSverfassong  auf  dem  Reichstage.] 

3. Oct.  Die  Türken  haben  Nenhänsl  genommen,  der  Saltan   soll  im  nächsten 

Jahre  selbst  ins  Feld  ziehen  wollen,  die  Eiblande  des  Kaisers  und  die  an- 
grenzenden Lande  sind  in  grosser  Gefahr.  Daher  hat  er  durch  den  Erz- 
biechof  von  Salzburg  den  Reichstag  aufgefordert,  den  punctum  defensionis 
wenigstens  provisionaliter  nach  eines  jeden  Vermögen  einzurichten.  Er  er- 
sucht Kf.  seine  Gesandten  anzuweisen,  dazu  mitzuwirken,  dass  zunächst 
diese  Defensionsverfassnng  znt^ta:ide  gebracht  und  erst  nachher  von  der 
Capitulation  gehandelt  werde. 


Freiherr  de  Lisola  an  den  Kurfürsten.     D.  Königsberg 
4.  October  1663. 

[Die  Infanterie  soll  bis  Mähren  vorgehen.     Wunsch  einer  schnellen  Beendignng 
der  prenesischen  Wirren.] 

4.  Oct.  —  Sa  Majeste  Imperiale  se  sent  fort  obligee  des  secours,  qu'il 

a  pleu  ä  V.  A.  S.  luy  envoyer  —  eile  souhaitte  seulement  pour  comble 
de  faueurs,  qu'il  plaise  a  V.  A.  S.  envoyer  un  ordre  a  M.  Ic  prince 
d'Holstein,  a  ce  que  Tinfanterie  puisse  passer  jusques  en  Moravie, 


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Marsch  der  brandeoburgtscheo  Hülfstroppen.  309 

ou  eile  sera  bien  traittee  et  conservee  aussi  soigneusement  que  si 
elles  demeuroient  en  Silesie,  le  principal  interest  a  present  est  de 
eonserver  ce  pays  et  le  preserver  de  rinondati<^n  de  ces  barbares, 
qui  pourroient  facilement  penetrer  plus'  outre.  Si  les  ennemis  nous 
voyent  prepares  a  la  deffence,  ils  modereront  leur  audace,  mais  s'ils 
voyeut  nos  trouppes  dispersees  ailleurs  et  la  Moravie  desgarnie,  cela 
leur  donnera  courage  d'y  entrer.  —  Je  luy  despesche  mon  secretaire, 
affin  que,  s'il  est  possible,  il  me  rapporte  les  ordres  de  V.  A.  pour  M. 
le  prinee  d'Holstein  et  que  je  puisse  expedier  le  Courier  sans  delay. 
Nostre  cour  est  dans  une  grande  impatience  de  voir  V.  A.  S. 
hors  de  ces  embarras  de  Prasse  pour  pouvoir  de  plus  pröz  commu- 
Diquer  auec  eile  et  songer  a  la  commune  seuret^.  II  Importe  de  ter- 
miner icy  les  affaires  en  toutes  facons,  j'en  souhaitte  a  V.  A.  S.  un 
succez  tel,  qu'elle  peut  desirer,  esperant,  que  Dieu  benira  la  justice 
de  la  cause  commune  et  qu'il  confondra  a  la  fin  ceux,  qui  auront  de 
mauvais  desseins.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.  D.  Freystadt 
zwei  Meilen  von  Grüneberg  25.  September/ 5.  October  1663. 

[Das  Rendezvoue  der  Trappen  soll  za  Frejgtadt  sein,  Zustand  der  Truppen,  noch 
keine  Anweisung  wegen  der  Quartiere.] 

—  Berichte  derselben,  dass  ich  gestern  als  den  4.  dieses  bei  5.  oct. 
Grüneberg  angelanget  mit  den  commendirten  500  Mann  meines  Begi- 
ments,  weil  aber  die  Kais.  Commissarii  nicht  vor  gut  befunden,  dass 
der  Bendevous  der  sämbtlichen  Truppen  dort  sein  sollte,  so  habe  ich 
mich  mit  ihnen  verglichen,  dass  es  alhier,  wo  ich  itzo  stehe,  sein 
sollte.  Die  Preussischen  als  Goltzschen  auch  die  Derfflingsche 
Dragoner  stehen  itzo  alle  umb  Crossen,  und  hab  ich  ihnen  befohlen, 
den  Marsch  hie  her  zu  richten,  damit  Ghurf.  6n.  Lande  nicht  von 
unnöthigem  Stilliegen  mQgen  beschweret  werden.  Ich  will  hoffen,  es 
sei  solche  Ordre  unterweges  gehalten,  dass  E.  Gh.  Gn.  desswegen 
keine  Elachte  vorkommen  werde.  Von  den  Preussschen  Dragonern 
seind  150  zu  Fuss,  von  den  Bavensperschen  bei  60,  das  Fussvolk 
und  Beutter  seind  noch  im  guten  Stande.  Ich  habe  schon  zu  unter- 
schiedliche Mal  an  das  Oberamt  geschrieben,  umb  mich  zu  erkundigen, 
wo  die  Quartier  uns  werden  assigniret  werden,  so  wollen  sie  noch 
von  nichts  wissen  und  schreiben,  dass  deswegen  von  I.  Kais.  M.  noch 


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310  ö.    Der  TörkeDkrieg. 

nichts  befohlen*  Ich  schreibe  auch  diese  Post  deswegen  an  dem  Fürst 
Conzaga  und  Lobcovitz  als  Krieges  Präsidenten.  Und  weil  das 
Oberamtjbegehret,  dass  ich  mit  den  Truppen  den  graden  Weg  nach 
Breslau  marschieren  soll,  so  werde  ich,  sobald  sie  nur  etliche  Tage 
ausgeruhet,  demselben  nachleben.  — 


Der  KurfUrst  an  den  Kaiser.     D.  Königsberg  7.  October  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  September.     Die  Fusstnippen  sollen  nach  Mähren 
marschieren.    Erinnerong  wegen  Jägerndorfs.] 

7.  Oct.  —  Auf  dass  Ew.  Key.  M.  ferner  sehen  und  erfahren  möge,  dass 

ich  derselben  nach  Müglichkeit  willig  und  gern  an  Hand  gehe,  so 
habe  ich  den  Herzog  von  Holstein  beordert'),  dass  er  die  Fussknecht 
nachm  Mähren  marchiren  lassen  solle,  und  will  ich  nicht  zweifeln, 
weil  sie  albereit  in  der  Schlesie  ankommen,  sie  werden  auch  nu 
ehest  in  Mähren  sein  —  habe  auch  das  sichere  Vertrauen  zu  E. 
Key.  M.,  Sie  werden  endlich  meiner  gerechten  Jägerndorfischen 
Sache  ihre  abhelfliche  Mass  geben  und  mich  dadurch  zu  Dero  Dienst 
noch  freudiger  machen.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Wanse^  21.  October  st  n.  1663. 

[Streit  wegen  der  Quartiere.] 

21.  Oct.  Gleich  itzo  bekomme  ich  Schreiben  von  Breslaw,  dass  Bie  auch 

das  Fussvolk  hier  im  Lande  nicht  behalten  wollen,  sondern  wollen, 
wir  sollen  zur  Armee  gehen,  habe  ich  mich  deswegen  auch  resolviret, 
auch  die  Reutter  und  Dragoner  nicht  abfolgen  zu  lassen,  sondern  will 
mich  im  bischofflichen  NeuB(?)  setzen  mit  ßeutter,  Dragoner  und 
Fussvoik  und  dorten  so  lange  stehen,  bis  sie  sich  entweder  ein  an- 
ders resolviren,  oder  Ih.  Chf.  Gn.  ein  anderes  befehlen.  Es  scheinet, 
sie  achten  unser  nicht,  weil  es  gegen  Winter,  wollten  unser  wohl  gern 
wieder  los  sein.  — 


')  Kf.  ertheilt  demselben  (d.  Königsberg  7.  October  16G3)  den  Befehl,  die 
Fuasknechte  bis  nach  Mähren,  aber  nicht  weiter,  marschieren  nnd  in  gute  Oerter 
legen  zu  lassen. 

^  Wansen,  an  der  Ohlau  im  Regierungsbezirk  Breslau,  s.w.  von  Brieg. 


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Streitigkeiten  wegen  der  Quartiere.  311 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.  D.  Zobten  22.  October  st  n.  1663. 

[Verdächtiges  Verhalten  der  kaiserlichen  Behörden,  üble  Lage  seiner  Truppen.] 

—  Berichte  deroselben  nochmals  —  dass  sie  uns  hier  weder  22.  Oct. 
Quartier  noch  Verpflegung  noch  nichts  gestehen  wollen,  wollen,  wir 
sollen  zur  Haubtarmee  gehen.  Ich  weiss  nicht,  was  ich  vor  Gedanken 
schöpfen  soll,  sie  reden  hier,  ob  sollten  wir  auf  das  Fürstenthumb 
Jegerndorff  oder  Schweinitz  und  Gaur  einig  Absehen  haben. 
Selbe  Gedanken  ihnen  zu  benehmen,  habe  ich  ihnen  die  Punkten,  so 
in  meiner  Instruktion  von  Ih.  Churf.  Gn.  auf  das  Quartier  und  Ver- 
pflegung gehen,  abcopiren  lassen,  werde  sehen,  was  sie  nun  machen 
werden.  Ich  habe  neue  Munition  von  ihnen  begehret,  wenn  wir  ja 
auf  die  Grenze  gehen  sollten,  welches  mir  auch  abgeschlagen  worden, 
bin  also  übel  daran  und  sehe  ich  nicht,  wie  wir  ein  paar  Monat  hier 
ohne  unsern  Buin  subsistiren  werden,  ja  nicht  den  November  aus.  Ich 
habe  E.  Gbf.  D.  schon  neulich  berichtet,  wie  dass  wegen  des  weiten 
Marsch  über  100  Dragoner  von  beiden  Spuadronen  zu  Fuss,  wie 
auch  bei  die  Reutter  wohl  50.  — 

Die  Beutter  stehen  itzo  in  der  Grafschaft  Gl  atz*),  ich  will  mit 
den  Reuttern  zur  Seuchen  Armee  gehen,  welche  1500  Mann  stark  und 
bei  Eremsier  stehet,  und  werde  das  Fussvolk  unter  Conduite  des 
Ob.  L.  Sparren  hier  stehen  lassen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Königsberg 
22./ 12.  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  3.  October.    Ratl^schlage  inbetreflf  der  Kriegführang.] 

Er   wird  seiner  Gesandtschaft  in  Regensburg   dem   Wunsche    des  22.  Oct. 
Kaisers  gemäss  Weisung  zugehen  lassen  *). 

0  Qottfr.  von  Jena  sendet  aus  Regensburg  dem  Kf.  ein  Schreiben  der  Bob- 
mischen Regierung  an  den  Erzbischof  von  Salzburg  (d.  Prag  22.  October  1663), 
welches  ihm  dieser  mitgetheilt  hat.  Darin  wird  geklagt,  dass  600  Dragoner  und 
400  Reiter  brandenbnrgische.Hnlf8truppen  mit  zwei  Stäben  und  sehr  vielem  Tross 
nach  Böhmen  gekommen  seien,  welche  nur  der  Ordre  des  Herzogs  vorn  Holstein 
parieren  wollten,  «sich  unbewusst  der  Regierung  und  ohne  einigen  von  dem  Kaiser 
vorher  eingelangten  Befehl  sich  von  Selbsten  logieret,  stattlich  traotieren  lassen 
nnd  von  keiner  Zahlung  melden".  Der  Erzbischof  wird  gebeten ,  sich  bei  den 
brandenborgischen  Reichstagsgeiaandten  zu  verwenden,  dass  diese  Truppen  wieder 
von  dort  fort  und  nach  Oesterreich,  oder  wo  sonst  der  Kaiser  befehle,  abgeführt 
wfirden  und  dass  sie  in  den  kaiserlichen  Landen  der  dortigen  Regierung  den  nöthigen 
Respect  erwiesen. 

*)  S.  das  Rescript  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  22.  October  1663 
oben  Abschn.  4  S.  201. 


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312  5.    Der  Türkenkrieg. 

E.  Key.  M.  werden  besser  thun,  wann  Sie  alles,  was  müglich, 
zusammenziehen  und  das  Hauptwerk  des  Erbfeindes  vornehmlich  re- 
spiciren,  weil  doch  ohnmQglich  mit  zertheilter  Macht  und  einzelnen 
Trouppen  oder  Regimentern  ihme  Abbruch  zu  thun  oder  sein  Dessein 
zu  brechen.  —  Deroselben  will  ich  auch  aus  aufrichtigen  getreuen 
Herzen  als  ein  getreuer  Churftirst  ohnmassgebig  rathen,  ob  es  nicht 
müglich  denen  Evangelischen  in  dero  Erblanden  mehrere  Gewisseus- 
freiheit  zu  gönnen,  und  zweifele  nicht,  es  werde  solches  zu  E.  Key. 
M.  merklichen  und  unausbleiblichen  Nutzen  und  Besten  gereichen,  zu- 
mal sie  dergleichen  unter  den  Türken  zu  gemessen.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Fürsten  von  Brannschweig^  Hessen^  Wür- 

temberg,  Altenburg,  Gotha,  Weimar,  Anspach,  Oalmbach,  Sim- 

meni,  Mecklenburg,  Anhalt  and  den  Administrator  zu  Halle. 

D.  Königsberg  15./ 25.  October  1663. 

[MabnoDg,  aaf  dem  Reichetage  für  die  Törkenhülfe  zu  wirken  ] 
25. Oct  Er  weist  auf  die  dem  ganzen  Reiche  drohende  Türkengefahr  hin,  be- 

klagt, dasB  man  anf  der  gegenwärtigen  Reichsversammlnng  so  wen'g  Eifer 
in  Beschützung  der  Christenheit  und  Rettung  des  Kaisers  zeige ,  sondern 
lieber  die  Zeit  mit  solchen  Sachen,  welche  bei  weitem  nicht  so  pressant 
seien,  zubringe,  ersucht  denselben  zur  Herstellung  des  so  nöthigen  extra- 
ordinären Defensioaswerkes  mitzuwirken  und  seine  Gesandten  zu  Regens- 
burg dahin  zu  instruieren,  dass  diese  Materie,  und  zwar,  wenn  nicht  eher, 
doch  vor  Ausgang  des  Winters  und  vor  Herannahen  des  Frühlings  erledigt 
werde  *). 


')  Darauf  antwortet  zuerst  Herzog  Ernst  von  Gotha  in  einem  langen  Schrei- 
ben (d.  FriedeoBtein  28.  October /[7.  November]  1663),  in  welchem  er  erklärt,  er 
sei  mit  Kf.  durchaus  darin  einig,  dass  in  solcher  Gefahr  das  Reich  hohe  Ursache 
habe,  sicn  anders  und  besser  anzogreifen.  Doch  ständen  dem  manche  alten 
Schäden  hinderlich  entgegen:  das  grosse  Misstraaen  und  die  Zerrüttung  unter 
den  Ständen  in  geistlichen  und  weltlichen  Sachen,  der  verderbliche  Eigennutz 
und  die  bei  den  Vorfahren  nicht  erhörte  Pracht  und  der  Luxus,  der  «mit  Oppression 
und  EnervatioD  der  armen  Unterthanen*'  an  den  meisten  Orten  getrieben  werde, 
sowie  die  Mängel  der  Justiz.  Er  sei  bereit,  nach  Kräften  zu  helfen,  und  er  ersucht 
den  Kf.,  der  sowohl  zur  Abwendung  der  Gefahr  von  aussen  als  auch  zur  inner- 
lichen Besserung  des  gefahrlich  laboriereoden  Status  publici  viel  beitragen  könne, 
beideilei  Zwecke  bei  den  ReichBConsoltationeD  in  Obacht  zu  Lehmen,  dass  neben 
der  Kriegsbereitschaft  wider  den  auswärtigen  Feind  auch  die  Harmonie  zwischen 
Haupt  und  Gliedern  des  Reichs  und  dieser  Glieder  Proportion  und  Correspondenz 


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Die  brandeDbnrgischeD  Hülfstruppen  in  Mähren.  313 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.    D.  Riesen- 
burg 4  November  1663. 

[auf  das  Scbreibeo  vom  21.  October.     Wiederholang  der  Ordre  vom  7.  October.] 

Er  ersieht,  dass  dem  Herzoge  eeiue  Ordre  noch  nicht  zugegangen  ist,  4.  Nov. 
wiederholt  daher  dieselbe,  dass  er  auf  Ordre'  des  Kaisers  seine  Fussvöliser 
bis  nach  Mähren,  aber  nicht  weiter,  gehen  lassen  solle,  wegen  der  Reuter 
ond  Dragoner  aber  bleibe  es  bei  der  vorigen  Abrede  und  Verordnung. 
Es  verwundert  ihn  nicht  wenig,  dass  man  sich  der  Völker  nicht  mehr  an- 
nimmt and  derselben  sich  besser  zu  bedienen  sucht. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    *D.  Bei 
Troppau  5.  November  st.  n.  1663. 

Er  hat  des  Kf.  Ordre  vom  7.  October  erhalten ,  marschiert  heute  nach  5.  Nov. 
Troppau,  um  dort  nach  Mähreu  überzugehen.     F.Zm.  Souches  schreibt 
ihm,  dass  seine  Quartiere  im  Olmützschen  und  Stern  bergseben  Kreis 
sein  sollen.    Die  Truppeu  siud  in  gutem  Stande. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Sterenberg  12.  November  1663. 

[Die  Quartiere  in  Mähren.] 

Er  hat  nunmehr  die  Quartiere  in  Mähren,  wie  eine  beigefügte  Speci-  12.  Nov. 
fication  angiebt,  bezogen.  Die  Quartiere  sind  ziemlich  gut,  von  Geld  will 
man  aber  noch  nichts  wissen,  sondern  vertröstet  ihn  auf  den  Landtag ')> 
welcher  den  18.  dieses  zu  Brunn  gehalten  werden  soll.  Die  türkische  Ar- 
mee steht  noch  bei  Neuhäusel,  den  F.Zm.  de  Souches  hat  er,  da  der- 
selbe von  hier  abwesend  ist,  noch  nicht  gesehen. 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein. 
D.  Oöln  a.  d.  Spree  9./[19.]  November  1663. 

[Forderung  schärferer  DiBcipIin.] 

Da  die  kaiserlichen  Minister  Klage  geführt  haben,  dass  seine  Truppen  19.  Nov. 
schlechte  Ordnung  und  Disciplin  halten,  Kf.   auch   nach  i^eiuer  Rückkehr 
hieher  vernommen  hat,  dass  dieselben  auch  auf  dem  Durchzuge  durch  seine 


befördert  werde.  —  Auch  von  deu  andereo  Fürsten  trafen  im  Laufe  des  November 
Schreiben  mit  äholicheo  allgemeineu  Erbietungen  fin. 

*)  S.   den  Extract  aas  der  diesem  Landtage  vorgelegten  Proposition    Diar. 
Europ.  X  8.887. 


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314  5.    Der  Türkenkrieg. 

eigenen  Lande  nicht  aller  Orten  gleich  gute  Disciplin  gehalten,  so  weist  er 
ihn  an,  seiner  Instruktion  gemäss  bei  allen  seinem  Commando  anvertrauten 
Völkern  scharf  und  ernstliche  Ordre  zu  halten  und  die  vorfallenden  Inso* 
lentien  exemplariter  zu  bestrafen,  auch  die  Officiere  zu  Haltung  scharfer 
Disciplin  bei  Vermeidang  der  Ungnade  des.Kf.,  Entsetzung  ihrer  Chargen 
und  nach  Befinden  Leib-  und  Lebenstrafe  anzuweisen. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Sterenberg  28.  November  1663. 

[ZusammentrefifeD  mit  de  Souches,  dessen  ForderoDg,  io  Böhmen  Quartiere    za 
beziehen,  und  andere  verdächtige  Reden.] 

28.  Nov.  Er  hat  vom  Kaiser  Befehl i)  erhalten,  seine  Reiter  und  Dragoner  mit 

F.Zm.  de  Souches  eine  Cavalcade  nach  Ungarn^)  unternehmen  zu 
lassen.  Obwohl  darin  nicht  enthalten  war,  dass  er  selbst  mitziehen  sollte, 
hat  er  sich  doch  entschlossen,  dieses  zu  thun,  um  besser  auf  die  Leute 
Acht  zu  haben,  da  er  gehört,  de  Souches  wolle  die  Dragoner  in  den  un- 
garischen Bergstädten  diesen  Winter  lassen,  wo  sie  unfehlbar  hätten  cre- 
picren  müssen. 

Wie  ich  nun  den  24.  dieses  bei  Hung.  ßadisch,  wie  meine  Ordre 
vom  F.Zm.  lautet,  mich  eingefunden  und  gleich  zum  de  Souches  bin 
geritten,  mich  von  ein  und  andern  zu  bereden,  so  hat  er  mir  gleich  Or. 
der  ertheilet,  wieder  in  die  Quartier  zu  gehen;  und  wie  ich  mich  darüber 
beschweret,  wendete  er  vor,  der  Feind  hätte  sich  zurückgegeben  und 
hätte  uns  bei  sich  itzo  nicht  nöthig,  und  dass  er  bastant  genug  wäre,  das 
Sächsche  Fussvölk  allein  hin  zu  convoyiren,  wo  es  diesen  Winter  stehen 
bleiben  sollte^),  sagete  darneben,  dass  L  Maj.  mir  Order  ertheilen  würden, 
mit  FussYolk  und  allem  in  Bohemen  Quartier  zu  beziehen.  Weil  aber 
Ih.  Ghurf.  Gn.  Order  lautet,  das  Fussvölk  nicht  aus  Mähren  gehen  zu 
lassen,  so  werde  ich  mich  an  Churf.  Gn.  Order  halten.  Der  .F.Zm. 
versicherte  mich  darneben,  dass  Ih.  Maj.  nicht  gesinnet  wären,  uns  mit 
Verpflegung  versehen  zu  lassen,  sondern  praetendirten,  dass  Ew.  Churf. 
Gn.  selbe  gleich  andern  Churf.  selber  bezahlten,  und  haben  wir  bis 
datto  noch  nichts  empfangen,  werde  desswegen  Ew.  Churf.  Gn.  gnä- 


0  d.  Wien  11.  November  1663. 

^  S.  Diar.  Enrop.  X  S.  920.  Der  Haaptsweck  derselben,  Novigrad  und 
Leweoz  zu  entsetzen,  wurde  nicht  erreicht. 

^)  Die  K.eächsicheD  Hnlfstruppen,  1174  Mann  z.  Fuss  unter  dem  O.Lieutenant 
JohüDü  Christoph  Brand  v.  Lindau  waren  Ende  September  in  Böhmen  an- 
gelangt; und  bezogen  die  Winterquartiere  in  Oberangarn  in  der  Gegend  von  Krem- 
üitE.  S.  Schuster  und  Francke,  Gesch.  der  Sächsischen  Armed  I  S.  85. 


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Klagen  über  schlechte  DUclplin.    AeasseraDgen  de  Soaches.  315 

dige  Verordnung  erwarten.  Er  gedachte,  dass,  so  Ew.  Churf.  Gn.  ßich 
nicht  resolviren  würden,  diese  Völker  Ib.  Maj.  ganz  zu  schenken,  dass 
sie  selbe  aucb  nicht  unterhalten  würde,  verspräche  mir  auch  darbey, 
dass,  wen  Ib.  Churf.  Gn.  solches  eingehen  würden,  Ib.  Maj.  gesinnet 
wäre,  bey  der  Armee  mich  als  General  Wachtmeister  zu  bestätigen. 
Wie  ieh-  aber  vorwandte,  dass  so  lange  Ew.  Churf.  Gn.  mich  in  dero 
Dienste  gnädig  leiden  wollten,  ich  keinen  anderen  Herrn  verlangete, 
ward  er  sehr  still.  Und  ob  dieses  nun  zwar  blosser  Discours,  so  habe 
ich  doch  Churf.  Gn.  hiermit  gehorsamst  ersuchen  wollen,  wenn  sie 
sich  hierzu  resolviren  sollten,  weil  ich  nicht  zweifele,  dass  fleissige 
Ansuchung  hierumb  geschehen  wird,  dass  sie  doch  meiner  nunmehro 
4  Jahr  lang  geleistete  Dienste  in  Gnaden  eingedenk  sein  wollten  und 
mich  aus  dero  Dienste  so  gar  nicht  zu  verstoszen,  zumahlen  ich  nicht 
gesinnet,  ausser  Diensten  Churf.  Gn.  mich  hier  zu  engagiren. 


Herzog  AugUBtus  von  Holstein  an  den  Kurftirsten. 
D.  Sterenberg  30.  November  st.  n.  1663. 

[aaf  das  Rescript  vom  9./19.  Vertheidigang  gegen  die  Vorwurfe  wegen  schlechter 
Disciplin,  Klage  über  die  Verpflegung.    Meuterei.    Neue  Quartiere  in  Böhmen.] 

In  den  Earfürstlichen  Landen  weiss  er  nicht,  dass  auf  dem  Marsch  ir-  30.  Nov. 
gend  eine  Klage  erhoben  sei,  die  nicht  sofort  remediert  worden,  er  verlangt, 
dass  die  Kommissare,  welche  ihn  durch  die  Mark  geführt,  ihre  Klagen 
schriftlich  aufsetzen.  In  den  Kaiserlichen  Landen  ist  er  von  Anfang  an 
schlecht  tractiert  worden,  man  hat  ihm  keine  Verpflegung  noch  Quartier 
geben  wollen,  so  hat  er  an  vielen  Orten  snbsistieren  müssen,  doch  sind  da- 
bei besondere  Excesse  nicht  vorgefallen  und  ist  strenge  Jnstiz  geübt  worden. 
Man  bleibt  hier  dabei  und  will  ihm  keine  Verpflegung  geben,  er  hat  seit- 
dem er  in  den  kaiserlichen  Landen  ist  nicht  mehr  als  7000  Gulden  empfangen. 
Li  sola  hat  nach  Breslau  geschrieben,  Kf.  hätte  ihm  40000  Rthlr.  zu  Be- 
zahlung der  Leute  mitgegeben ;  wenn  solche  Reden  bei  den  Soldaten  laut- 
bar werden  sollten,  so  könnte  das  üble  Folgen  haben,  schon  vor  etlichen 
Tagen  hat  des  Landhofmeisters  Wallenrodt  Compagnie  gar  eine  Meuterei 
angefangen,  indem  sie  behauptet,  es  restierte  ihnen  noch  so  viel  aus  Preussen, 
sie  hätten  von  dem  Landhofmeister  noch  ao  4000  Rthlr.  zu  prätendieren ; 
er  hat  dem  O.L.  Koller  befohlen,  es  zu  untersuchen. 

PS.    Man  verlangt  von  ihm,   er  solle  mit  allen  seineu  Truppen  nach 
Böhmen  gehen,  er  erwartet  des  Kf.  Ordre. 


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316  5.    Der  TürkeDkrieg. 

Der  Kurftlrst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.    D.  Colin 
22.  November /[2.  December]  1663. 

[Verwendang  der  Truppen.    De  Soaches'  AensseraogeD.] 

2.  Dec.  Niichdem  der  Kaiser  begehrt Oi   dass  die  Infanterie  weiter  vorrückea 

solle,  gestattet  er,  dass  dieselbe  bis  nach  Mähren  gehe,  za  Verrichtung 
der  Inipresa  aber  soll  unr  die  Hälfte  der  Völker  hergegeben  und  ausdrück- 
lich bedungen  werden,  dass  dieselben  nach  verrichteter  Expedition  wieder 
in  die  Quartiere  zurückkehren  sollen,  Reuter  und  Dragoner  dagegen  können 
wohin  es  der  Dienst  dos  Kaiser  fordert  employiert  werden.  Den  Bericht 
über  de  Souches'  Discurse  hat  er  mit  Befremden  gelesen  und  deswegen  an 
den  Kaiser  geschrieben'),  er  erwaitet  ausführlichen  Bericht  über  die  bishe- 
rige Verpflegung. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Sterenberg  4.  December  1663. 

[Quartiere  in  Böhmen.] 

4.  Dec.  Der  Kaiser  hat  der  Landesbauptmaunschaft  in  M ä h r  e n  befohlen,  seinen 

Truppen  den  Monat  November  zu  zahleui  dieselbe  kann  aber  mit  den  Ständen 
noch  nicht  richtig  werden.  Der  Kaiser  hat  durch  F.M.  Montecuccoli 
ihm  befohlen,  mit  allen  seinen  Völkern  nach  Böhmen  zu  marschieren  und 
dort  die  Quartiere  vom  1.  December  an  sich  zahlen  zu  lassen,  er  ninss  dar- 
auf eiugehen,  will  aber  hier  so  lange  bleiben,  bis  der  volle  Monat  November 
gezahlt  ist'). 


*)  lu  einem  Schreiben  an  Li  sola  vom  27.  October,  welches  dieser  von  Kü- 
Stria  aus  am  7.  November  dem  Kf.  zugeschickt  hatte. 

^  Dieses  Schreiben  liegt  den  Akten  nicht  bei. 

3)  Am  7.  December  meldet  er,  dass  er,  obwohl  ibm  der  Rest  auf  den  November 
noch  nicht  gezahlt  sei,  doch  um  nicht  zu  Klagen,  als  ob  er  des  Feldmarschalls 
Ordre  nicht  stracks  pariert,  Anlass  zu  geben,  morgen  nach  Böhmen  aufbrechen 
wolle.  Doch  steht  er  noch  am  16.  in  Steruberg  und  meldet  von  dort  aus  an 
diesem  Tage,  die  Dragoner,  welche  am  weitesten  zurückständen,  würden  heute 
den  Marsch  nach  Böhmen  beginnen,  er  selbst  würde  noch  zwei  Tage  warten  und, 
wenn  er  bis  dahin  keinen  Befehl  vom  Kf.  erhalte,  auch  mit  dem  Fussvolk  auf- 
brechen, am  16.  werde  er  mit  allen  Truppen  bei  Landeskron  in  Böhmen  stehen, 
wo  Kommissare  dieselben  zählen  sollten,  .welches  mir  recht  lieb,  weil  ich  ge- 
wiss weiss,  dass  wir  bei  200  Mann  stärker  sind  als  2000''.  Kf.  genehmigt  (d. 
Cöln  8./ 18.  December  1663)  die  Verlegung  der  Quartiere  nach  Böhmen. 


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Yerlegnog  der  Qaatriere  nach  Böhmen.    Confbrenz  mit  Lisola  und  ücedo.     317 

Protocollura,  was  bei  der  Conferenz,  so  I.  F.  D.  der  Fürst 
von  Anhalt  und  der  H.  O.Präsident  Freih.  v.  Schwerin  mit 
dem  Kaiserlichen  und  Spanischen  Gesandten,  *  dem  H.  Baron 
de  Lisola  und  Don  Sebastian  d'Ussiedo  [gehalten],  vorgegan- 
gen, am  l./[lli]  December  1663. 

[Massregelo  gegen  die  Türken.] 

Fürst  Anhalt  macht  den  Ingress,  weil  die  H.H.  Gesandten  zn  unter-  ll.Dec. 
Bchiedenen  Malen  bei  Kf.  Anregung  gethau^  dass  von  dem  Türkischen  Wesen, 
wie  auch  von  den  Reichssachen  und  Polnischen  Händeln  möchte  conferiert 
werden,  so  hätte  Kf.  diese  Conferenz  verordnet  und  möchten  sie  belieben 
anzudeuten,  von  welchem  Punkte  man  zuerst  reden  wollte. 

Lisola  stellt  zn  ihrer  Wahl,  welchen  Punkt  man  dieses  Mal  vornehmen 
wolle. 

F.Anhalt:  Weil  die  Gefahr  von  den  Türken  die  gröste,  würde  das 
nöthigste  sein,  davon  zuerst  zu  reden. 

Lisola:  Der  Kaiser  thäte  dagegen  alles,  was  in  seinen  Kräften  siehe, 
hoffe  im  Frühling  50000  Mann  ins  Feld  zu  fuhren,  ziehe  selbst  jetzt  nach 
Regensburg,  die  Assistenz  dort  zu  befördern,  er  selbst  wäre  deshalb  zurück- 
gekommen, um  Kf  zu  dieser  Reise  zu  disponieren,  der  Kaiser  fürchte,  andere 
möchten  sich  ein  Fxempel  daran  nehmen,  wenn  Kf.  nicht  käme.  Wie  er 
von  Königsberg  weggezogen,  wäre  Kf.  gar  geneigt  zu  dieser  Reise  gewesen. 

F.Anhalt:  Es  wäre  ihm  schon  gesagt,  was  Kf.  daran  verhindere ^)) 
dies  würde  aber  dem  Kaiser  nichts  schaden,  da  Kf.  dessen  Intention  auch 
durch  seine  Gesandten  genugsam  befördern  würde. 

L.  hat  darauf  zu  wissen  begehrt,  was  des  Kf.  Meinung  wäre,  wie  es 
mit  dem  Succurs  anzustellen,  denn,  wenn  derselbe  nach  etlicher  Stände 
Meinung  geschickt  werden  sollte,  so  würde  der  Kaiser  lieber  garkeincn 
Legehren. 

Schwerin,  von  F.Anhalt  aufgefordert  fortzufahren,  erinnert  Lisola 
daran,  dass  ihm  schon  angezeigt  wäre,  wie  nöthig  es  sei,  dass  der  Kaiser 
seinen  Vorschlag  von  dem  Succurs  dem  Kf.  eröffnete,  damit  dieser  den-  . 
selben  ins  Werk  zu  setzen  zu  helfen  sich  bemühen  könnte,  er  hoffe,  wenn 
der  Kaiser  sich  angelegen  sein  Hesse,  das  ganz  zerfallene  .Vertrauen  im 
Reich  zu  restabilieren ,  dass  alsdann  alles  besser  von  statten  gehen  würde. 
Es  sei  ihnen  auch  angezeigt  worden,  wie  Kf.  sich  angelegen  sein  lasse'), 
dass  alle  anderen  Sachen  zurückgestellt  und  allein  vom  Succurs  tractiert 
werde,  es  wäre  auch  von  K.Mainz')  und  anderen  Fürston  gute  Vertröstung 
eingekommen,  es  sei  ihnen  auch  Bericht  geschehen,  was  der  R  Admiral  in 


0  S.  oben  Abscho.  4  S.  204r. 
»)  S.  oben  S.  197.  201  f. 
»)  S.  oben  S.  197. 


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318  5.     Der  Turkenkrieg. 

Schweden  Wrangel  für  Erbieten  von  einer  Diversion  in  der  WallacheiO 
getban. 

Lisola:  Des  Kf.  goter  Intention  halte  er  sieb  versiebert,  aber  von  den 
meisten  glaube  er,  dass  sie  dureb  den  Saccors  des  Kaisers  Autorität  viel- 
mehr gänzlich  zu  untertreten  suchten.  Das  geschwundene  Vertrauen  zu  re- 
stabilieren  sei  keine  Sache,  welche  so  geschwinde  sich  thun  Hesse,  inson- 
derheit da  die  meisten  so  gar  dependent  von  fremden  Kronen  wären,  auf 
allen  Fall  wäre  besser,  dass  diejenigen,  so  es  mit  dem  Kaiser  halten,  ihre 
Macht  zusammensetzten  und  dem  Kaiser  hülfen,  Kf.  möchte  selbst  erwägen, 
wie  es  ihm  gefallen  würde,  wenn  Pf. Neuburg  oder  einem  anderen,  dem  er 
nicht  vertraue,  die  Reichsarmee  untergeben  würde.  Die  Diversion  in  der 
Wallachei  hätte  er  schon  längst  am  kaiserlichen  Hof  gerathen,  H.Lubo- 
mirskj  offerierte^  dem  Kaiser  dazu  8000  Pferde,  Wrangel  wäre  mit 
guter  Hoffnung  zu  unterhalten,  er  glaubte  nicht,  dass  die  Schweden  die 
französische  Wahl  zu  befördern  gedächten  und  daher  könnte  man  es  von 
ihnen  wohl  annehmen,  jedoch  müssten  nicht  gar  zu  viel  Schweden  bei  der 
Armee  sein. 

F.Anhalt  schlägt  vor,  dass  der  Kaiser  sich  erklären  möchte,  keine 
italienische  oder  fremde  O/Bciere  zu  der  Armee  zu  geben,  Lisola  sagt 
dieses  zu,  man  würde  nur  diejenigen  nehmen,  welche  Kur-  und  Fürsten  vor- 
schlagen würden.  Es  würde  dem  Kaiser  am  liebsten  sein,  wenn  Kf.  es 
dahin  beförderte,  dass  die  Hülfe  zum  Theil  an  Geld,  zum  Theil  an  Volk 
angenommen  werde,  denn  ohne  Geld  würde  der  Kaiser  auch  seine  eigene 
Armee  nicht  unterhalten  können,  er  urgierte  uorbmals,  dass  Kf.  seine  Be- 
denken, wie  der  Succurs  einzurichten,  dem  Kaiser  eröffnen  möchte. 

Als  ihnen  hierauf  Ouvertüre  gethan  worden  von  demjenigen  Bedenken, 
so  neulich  im  Rath  verlesen  worden,  dass  durch  2  Schiffsarmeeen  dem  Tür- 
ken im  Archipelago  Abbruch  geschehen  könnte,  hat  der  Spanische 
Gesandte  weitläufig  remonstriert,  das3  den  Türken  am  selben  Orte  garkein 
Abbruch  geschehen  könnte. 

Da  nun  hierauf  weiter  gefragt  wurde,  ob  von  dem  Könige  von  Per- 
sien nicht  zu  hoffen,  dass  er  eine  Diversion  machen  würde,  haben  sie 
angedeutet,  dass  von  demselben  das  allermeiste  geschehen  könnte  und 
dass  der  Kaiser  auch  wohl  dahin  schicken  würde,  auch  gewünscht,  dass 
der  Friede  zwischen  Mo  sc  au  und  Polen  getroffen  würde,  weil  dem  Tür- 
ken auch  dadurch  sehr  wehe  geschehen  könnte. 

F.Anhalt  referiert,  dass  der  Herzog  von  Holstein  sehr  klagte,  dass 
des  Kf.  Truppen  Noth  litten,  Lisola  regerierte,  dass  über  ihn  grosse 
Klage  käme,  dass  er  so  übel  Ordre  hielte. 

F.Anhalt  that  Anregung  wegen  Restitution  von  Jägerndorf,  worauf 
beide  Gesandte  gar   gute  Vertröstung   gethan,   dass  Kf.  ehestens   wegen 


')  S.  ürk.u.  Akt.  IX  S.  760. 

^}  S.  Diar.  Europ.  X  S.  701.  818. 


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Conferenz  mit  Lisola  und  Ucedo.    Die  Quartiere  in  Böhmen.  319 

eines  Aequivalents   Resolntion  bekommen    würde,    womit  diese  Conferenz 
geendiget. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königin  Grätz  26.  Decemberst.  n.  1663. 

[EiDrichtQDg  der  Quartiere  Mo  Böhmen.    Bezahlung  der  Trappen.] 

Er  bat  jetzt  die  Quartiere  hier  in  Böhmen  bezogen,  die  1000  Mann  26.  Dec. 
z.  F.  and  5  Compagnieen  z.  Pf.  logieren  im  Königgrätzer  Kreise,  die 
übrigen  5  Compagnien  z.  Pf.  unter  dem  Commando  des  Ob.L.  Block 
und  Ob.W.  Marwitz  in  der  Grafschaft  Glatz,  die  Quartiere  sind  alle 
an  einander  längs  der  Mährischen  Grenze,  so  dass  die  Trappen,  wenn  es 
nöthig  ist,  in  kurzem  zusammen  kommen  können.  Wegen  der  Bezahlung 
sind  sie  jetzt  anf  den  November  und  December  contentiert,  die  Musquetiere 
haben  je  2Va  Rthlr.,  die  Reuter  und  Dragoner  je  4  Rthlr.  20  Gr.  erhalten. 
Obgleich  der  Kaiser  nur  zwei  Regimentsstäbe  gnt  thut,  hat  er  doch  drei, 
einen  z.  F. ,  einen  z.  Ross  und  einen  bei  den  Dragonern  bezahlt  und  das  . 
Geld  daher  genommen,  dass  ein  Musquetier  hier  nach  der  kaiserlichen 
Ordinanz  3  Gr.  mehr  als  2Va  Rthlr.  kriegt.  Die  Dragoner  und  Reiter  zu 
Fuss  sind  schon  meist  remontiert,  weil  hier  die  Pferde  gar  wohlfeil  sind*). 


Instruction,  wonach,  unsere  —  Geh.  Clevische  Regierungs- 
auch  Amtscammerräthe  und  Resident  im  Hage  Werner  Wil-  ^ 
heim  Blaspeil,  Jan  Copes  und  Sylvester  Danckelman  bei 
der  ihnen  aufgetragenen  Commission  an  die  HH.  Staten  Ge- 
neral der  Vereinigten  Niederlande  der  gegenwärtigen  Türken- 
gefahr halber  sich  gehorsamst  zu  achten  haben.     D.  Colin 

a.  d.  Spree  7./[17.]  Januar  1664. 
(Conc.  0.  V.  Schwerin.    Jjcctum  in  consilio  7./ [17.]  Januar  1664.) 
[Hülfe  gegen  die  Tarken.] 

Hinweis  auf  die  Türkengefahr,  die  Unzulänglichkeit  der  Mittel  des  Kf.,  17.  Jan. 
das  langsnme  Betreiben  des  Werkes  in  Regensburg  und  anderer  Orten, 
Kf.  wünscht  die  Niederlande  dazn  zu  bewegen,   zulängliche  Hülfe  zu 
leisten,  er  bemüht  sich  daher  dahin,  dass  vom  Kaiser  und  dem  ganzen  Reiche 


')  In  den  folgenden  Relationen  ans  dem  Januar  und  Februar  meldet  der 
Herzog  nur,  dass  die  Trappen  in  gutem  Stande  seien,  anch  für  jene  beiden 
Monate  die  richtigen  Assignationen  erhalten  hätten,  dass  sie  aber  sehnsuchtig 
anf  einen  gnteo  Feldzag  warteten,  weil  hier  sonst  ,,gar  schlechter  Zeitver- 
treib«*  aei. 


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320  ö.    Der  Türkenkrieg. 

durch  eine  expresse  Gesandtschaft  bei  den  Geueralstaaten  dieses  eifrig  solli- 
citiert  werden  solle'),  inzwischen  sollen  die  Ges.  das  Werk,  nachdem  sie 
es  mit  der  Prinzessin  von  Uranien  überlegt,  die  übrigen  im  Haag, 
Danckelmann  in  den  anderen  Provinzen  betreiben. 

In  der  ersten  Conferenz  sollen  sie  nur  eine  generale  gnte  Erklärung  za 
erhalten  suchen,  nachher  aber  bei  ferneren  Conferenzen  im  einzelnen  fordern  : 

1)  Anempfehlung  der  Sammlung  freiwilliger  Beiträge  an  alle  Provinzen. 

2)  Aussendung  einer  SrhifiPsflotte  im  Namen  der  Generalität,  um  dem 
Türken  eine  Diversion  zu  machen,  oder  wenigstens  Erlaubnis,  dass  ei- 
nige ihrer  Einwohner  solches  propriis  sumtibus  unternähmen,  in 
welchem  Falle  Ges.  sich  zn  bemühen  haben,  eine  Societät  von  reichen 
Leuten  zusammenzubringen,  die  dergleichen  versuchen  sollten. 

Sollte  man  aus  Furcht,  dass  die  Commercia  gehindert  würden,  keine 
direrte  Hülfe  leisten  wollen,  so  sollen  sie  vorschlagen,  dass  die  G.Staaten 
einige  Trnppen  licentiieren ,  sofort  aber  wieder  zur  Hülfe  gegen  den  Eib- 
feind annehmen  lassen  möchten,  jedoch  dürften  dann  dazu  keine  Werbegelder 
gefordert  werden. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
22.  Februar/ [3.  März]  1664. 

[Qemeioschaftliche  Bemühungen  io  Holland  Manitioo  za  erhalten.] 

3.  MäfE.  Kf.  hat  aus  einem  Schreiben  des  Kaisers  vom  4.  Febinar  ersehen,  dass 

derseU}e  seinen  Vorschlag,  zu  versuchen  eine  gute  Anzahl  Kriegsmnnition 
•  in  Holland  zu  erlangen,  gebilligt  und  seinen  nach  Dänemark  geschickten 
Gesandten,  Graf  Sinzendorff  angewiesen  hat,  nach  Verrichtung  seines 
dortigen  Auftrages  nach  Holland  zu  gehen  und  den  angeregten  Vorschlag 
bei  den  G.Staaten  ins  Werk  zu  richten.  Kf.  hat  seine  Räthe  im  Haag  an- 
gewiesen*), denselben  dabei  zu  unterstützen. 


')  S.  das  Rescript  des  Kf.  von  demselben  Datum  an  die  Gesandten  in  Regens- 
barg  (oben  Abschn.  4  S.  218)  und  die  Relationen  derselben  vom  31.  Januar  (S.  220). 
29.  Februar  (S.  225)  und  7.  Mär»  (8.  22S).  Auf  den  Vorschlag  von  K.Maini  wurde 
die  Sache  nur  an  das  Kurfürstencolleg  gebracht  und  dieses  richtete  (d.  Regens- 
burg 5.  Mars  1(;64)  ein  Schreiben  an  den  Kf.,  in  welchem  es  denselben  ersucht, 
bei  den  Niederländischen  Staaten  das  Hülfsgesuch  des  EaiserB  zu  unterstütseo. 
Der  Kf.  schickte  dasselbe  den  Gesandten  zu  mit  der  Weisung  (d.  C5ln  12./22.  März 
1664)  von  demselben  bei  Gelegenheit  Gebrauch  zu  machen  und  das  Werk  nach 
Möglichkeit  zu  befördern ,  doch  nichts  publice  ohne  den  Rath  seiner  Schwieger- 
mutter und  Goncertierung  mit  dem  kaiserlichen  Gesandten,  dem  eben  damals 
im  Haag  eingetroffenen  Grafen  Sinzendorf  (s.  Diar.  Europ.  XI  S.  176  ff.)  vor- 
zunehmen, .damit  wir  uns  nicht  prostituieren  und,  im  Fall  nichts  zu  erlangen, 
vergeblich  sollicitieret  haben  mögen**. 

'^  Kf.  sendet  unter  demselben  Datum   an   D laspeil  und  Copes  den   be- 


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HüIfegesQch  in  Holland.     Marsch  der  Truppen  nach  Ungarn.  321 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Augnstus  von  Holstein.     D.  Cöln 
23.  Februar/ [4.  März]  1664. 

[H.  soll  den  Befehlen  des  Kaisers  gehorchen.] 

Nachdem  die  Söm.  E.  M.  uns  gst.  zu  vernehmen  gegeben  '),  4.  Mars, 
wasmassen  Sie  entschlossen  wären,  mit  dem 'ehesten  einige  Operation 
in  Ungarn  fürzunehmen,  wobei  Sie  unsere  Auxiliarvölker  von  nöthen, 
als  gesinnen  wir  von  E.  Ld.  — ,  Sie  wollen  auf  allerhöchst  Ih.  K.  M. 
Ordre  und  Befehl  sich  dazu  williglich  gebrauchen  lassen  und  das- 
jenige, was  Ihne  desfalss  oder  sonsten  anbefohlen  werden  mögte,  ne- 
benst  denen  Ihrem  Commando  anvertrawten  Völkern  ohnweigerlich 
exequiren.  — 


Herzog  Angnstus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königin  Grätz  6.März  1664. 

[Befehl  Montecaccolis  nach  Ungarn  aufzubrechen. ] 

£r  übersendet  ein  Schreiben  des  F.M.  Montecuccoli'),  in  welchem  6.  März, 
ihm  befohlen  wird,  zn  der  Armee  de  Sonches'  nach  Ungarn  zu  ziehen. 

treffenden  Befehl.  ~  Diese  Versuche,  von  den  Niederlanden  Hülfe  zu  erhalten, 
waren  ganz  vergeblich,  Blaspeil  und  Gopes  melden  (d.  S*6ravenhage  4.  März 
1664):  ,Die  Apparenz,  etwas  zu  erlangen,  ist  so  schlecht,  dass  Ihre  Hoheit  sehr 
bedenklich  und  schwierig  sein,  Ew.Chf.  D.  zu  rathen,  diese  Sache  mit  Eifer  trei- 
ben zu  lassen^,  und  (8.  März),  es  werde  sehr  schwer  fallen,  der  Gomroercien  hal- 
ber etwas  auszurichten,  Holland  werde  sich  wahrscheinlich  nach  England  richten, 
das  ebenso  bedeutenden  Handel  nach  den  Türkischen  Landen  treibe,  und  man 
werde  dem  Gesandten  die  Bedrückung  der  Protestanten  in  Ungarn  vorhalten,  und 
(8.  April),  Sinzendorf  könne  nichts  aasrichten,  daher  würde  es  ganz  vergeblich 
sein,  wenn  sie  wegen  des  Kf.  in  dieser  Sache  Schritte  zu  thun  versuchten,  und 
Danckelmann  berichtet  (Haag  13.  Juni),  als  er  im  Januar  dorthin  gekommen, 
seien  unter  dem  Eindrucke  der  von  den  Tataren  in  Mähren  verübten  Gräuel 
viele  vornehme  Personen  zur  Beisteuer  von  Geld  bereit  gewesen,  aber  die  lang- 
same Ankunft  Sinzendorfv,  günstigere  Nachrichten  aus  Ungarn  und  Oester- 
reich,  auch  eingeschlichene  Simultäten  hätten  die  Gemnther  erkältet,  so  dass  die 
Generalstaaten  beschlossen  hätten,  sich  nach  den  benachbarten  Fürsten,  nament- 
lich nach  England  zu  richten,  auch  von  dort  habe  Graf  Konigseck  gemeldet, 
dass  der  Konig  wegen  des  bevorstehenden  Krieges  mit  Holland  sich  zum 
wirklichen  Beistand  gegen  die  Türken  nicht  verstehen  könne.  (S.  anchM^moi- 
res  du  comte  d 'Estrad es  H  S.  244  f.  und  Alpen,  De  vita  et  rebus  gestis- 
Christophori  Bernardi  episcopi  Monasteriensis  I,  S.  612  ff.)- 

1)  Das  betreffende  Schreiben  liegt  den  Akten  nicht  bei. 

^  d.  Wien  29.  Februar  16G4,  darin  theilt  der  F.M.  dem  Herzog  mit,  es  solle 
ein  Corps  in  Ungarn  jenseits  der  Donau  unter  dem  Commando  des  G.Fzm.  Grafen 

Mftter.  X.  GMch.  d.  G.  Kurfur«teD.    XI.  21 


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322  5.    Der  Türkenkrieg. 

Obgleich  er  von  Kf.  keinen  Befehl  hat,  das  Fussvolk  dorthin  zn  führen, 
hat  er  demselben  doch  erwidert,  dass  er  seiner  Ordre  nachkommen  werde, 
er  bittet  aber  den  Ef.,  ihm  schleanigst  Bescheid  znkomroen  zn  lassen^). 


Protocollum  dessen,  was  bei  der  Conferenz,  so  I.  F.  G.  zu 
Anhalt  und  der  H.  0.  Präsident  Freih.  v.  Schwerin  mit  den 
kaiserlichen  und  spanischen  Gesandten,,  dem  H.  Baron  de  Li- 
sola  und  H.  Don  Sebastian  d'Ussiedo  gehalten,  vorgegangen 
8./[18.]  April  1664. 

[Klage  über  das  reservierte  Verhalten  des  Kaisers.    Die  polnische  Wahl.    Dro- 

hencle  Forderung  der  Restitution  von  Jägerndorf.     Wenn  Kf.  in  die  Rheinische 

Allianis  tritt,  will  Spanien  die  Snbsidien  nicht  zahlen.] 

18.  April.  Nachdem  F.Anhalt  die  Conferenz  eröffnet,  propooiert  v.  Schwerin: 
Kf.  hätte  in  der  am  1.  December  gehaltenen  Conferenz'),  da  von  der  Ge- 
fahr der  Türken  und  des  Polnischen  Wesens  gehandelt,  insonderheit 
begehrt,  dass  der  Kaiser  ihn  allezeit  wissen  lassen  möchte,  wohin  seine  Ge- 
danken in  den  vorfallenden  Sachen  gingen,  wiewohl  dieses  nicht  geschehen, 
hoffe  er,  der  Kaiser  werde  aus  dem,  was  zn  Regensburg  vorgefallen,  sei- 
nen Eifer  und  Devotion  für  das  Interesse  desselben  ersehen  haben.  Er  wün 
sehe  nun  vornehmlich  des  Kaiser  Meinung  zu  wissen  wegen  des  von  dem 
Bischof  zn  Münster  desiderierten  Directorii  über  die  Reiöhsarmoe,  ferner,  ob 
des  Kaisers  Begehren  wäre,  dass,  wie  es  von  einigen  vorgeschlagen  worden^ 
ein  Hanpt  aus  dem  Reich  znm  Reichsgeneral  benennet  werde,  weiter  ob  der 
Kaiser  noch  für  rathsam  hielte,  dass  man  mit  anderen  Potentaten  aaf  eine 
Diversion  in  der  Wällachei  negotiieren  sollte,  nnd  dann,  was  der  Kaiser 
intentioniert  wäre  wegen  Verhinderung  der  französischen  Wahl  in  Polen. 

de  Souches  gebildet  werden  nnd  auch  die  brandenbnrgischen  Hülfstrnppen 
zn  demselben  gehören,  er  solle  daher  mit  allen  seinen  Truppen  aus  seinen  jetzigen 
Quartieren  so  aufbrechen,  dass  er  am  29.  März  in  Hradisch  ankommen  und  von 
dort  weiter  nach  T  re  n  c  h  i  n  in  Ungarn  marschieren  könne,  woselbst  er  weitere  Ordres 
von  deSouches  erhalten  werde.  Beigefügt  sind  Yerbaltongsvorschriften,  darunter 
auch  die,  er  solle,  in  Ungarn  angekommen,  eine  Liste  seiner  Völker,  wie  sie  sich 
effective  befanden,  einschicken,  ferner  er  werde  eine  monatliche  Verpflegung  an- 
ticipando  erbalten  nnd  er  solle  einige  OfGciere  in  den  bisherigen  Quartieren  zu- 
rücklassen, um  den  Völkern  die  nach  und  nach  fallende  Verpflegung  nachzu- 
schicken. 

0  Kf-  (d.  Cöln  2./ 12.  März  1664)  wiederholt  darauf  seine  frühere  Ordre,  er 
solle  den  Befehlen  des  Kaisers  Folge  leisten,  und  wünscht  ihm  zu  dem  bevor- 
stehenden Feldzuge  Glück.  Der  Herzog  meldet  am  25.  März  von  Zwittau  bei 
Brunn  aus,  dass  er  auf  dem  Marsche  nach  Oberungarn  dort  angelangt  sei. 

')  S.  oben  S.  317  f. 


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Gonferenz  mit  Lisola  und  ücedo.  323 

Denn  ob  ^war  Ef.  die  Allianz  mit  Frankreich  schlösse^),  hätte  er  sich 
doch  im  geringsten  nicht  verobligiert,  solche  za  befördern,  wollte  vielmehr 
hiernnter  das  gemeine  Interesse  beobachten.  Die  commnnicierte  Allianz 
wäre  zwar  in  einigen  Wörtern  aber  nicht  in  Snbstantialibus  geändert,  so* 
bald  sie  vollends  adjastiert,  sollte  sie  in  forma  wieder  communiciert  werden. 
Die  Schwedischen  Tractaten')  wären  noch  wenig  avanciert;  wenn  das  ver- 
sprochene Schwedische  Froject  einkäme,  wollte  Kf.  auch  part  davon  geben. 

Bei  solcher  Bezeugung  seiner  Devotion  aber  sei  es  dem  Ef.  sehr, 
schmerzlich ,  dass  er  trotz  aller  Promessen  nicht  za  der  Restitution  von 
Jägerndorf  gelangen  könne,  er  müsse  glanben,  die  Kaiserlichen  Ministri 
meinten,  da  er  und  sein  Vater  sich  nun  bald  40  Jahre  hätten  mit  Vertröstun- 
gen abspeisen  lassen,  so  würde  dieses  das  beste  Mittel  pein  also  zu  conti- 
nuieren,  Ef.  aber  wolle  sich  nicht  länger  aufhalten  lassen,  er  wolle  hiermit 
declariert  haben'),  dass  er  den  Fürsten  von  Lichtenstein  pro  injnsto 
usurpatore  halte  und  dass  er  nach  soviel  gehabter  Geduld  gegen  denselben 
alle  Mittel,  zu  dem  Seinigen  zu  gelangen,  gebrauchen  werde,  er  wolle  zwar 
dabei  den  Respect  gegen  den  Eaiser  nicht  vergessen,  er  halte  sich  aber 
versichert,  ders^elbe  werde  ihn  mit  dem  Fürsten  von  Lichtenstein  gewäh- 
ren lassen. 

Lisola  repliciert,  er  hätte  dem  Ef.  schon  längst  vorgetragen,  der 
Eaiser  begehre,  Ef.  möchte  seinen  Gesandten  in  Regensburg  befehlen, 
alles  daselbst  mit  den  kaiserlichen  Kommissaren  zu  überlegen  und  nach 
gemachtem  Concert  zu  exequieren,  es  wird  ihm  aber  entgegnet,  dass  solches 
zwar  in  geringen  Dingen  wohl  sein  könnte,  wie  die  Gesandten  auch  solchen 
Befehl  hätten,  aber  in  diesen  und  anderen  wichtigen  Sachen  könnten  die 
Gesandten    nicht  ohne  des  Kf.  Resolution  etwas  thun. 

Lisola  fährt  darauf  fort,  was  des  Bischofs  zu  Münster  prätendierte 
Directiou  anlangte,  würde  dem  Kaiser  lieb  sein  zu  vernehmen,  was  Ef.  da- 
von meine,  und  sich  alsdann  darnach  regulieren;  wegen  der  beiden  folgenden 
Funkte  hätte  er  noch  keine  Resolution  erhalten.  Dtf8  Polnische  Werk 
anlangend'hielte  er  davor,  wenn  man  die  Election  mit  Gewalt  durchbringen 
wollte,  so  würde  der  Kaiser  sich  solchem  Dessein  opponieren,  es  wäre 
aber  schwer,  etwas  in  dieser  Sache  zu  thun,  weil  man  vor  Frankreich  nichts 
geheimes  vornehmen  könnte,  der  Kaiser  hätte  das  Vertrauen  zu  Ef.,  der- 
selbe werde  bei  der  Allianz  mit  Frankreich  seine  vorige  Affection  und  guten 
Vorsatz  nicht  ändern;  wegen  der  Rheinischen  Allianz  hoffe  er,  Ef. 
werde  sich  besser  bedenken,  er  würde  dadurch  zu  vielen  schädlichen  Din- 
gen gezogen  werden,  denen  er  sich  dann  nicht  würde  entziehen  können. 

0  V.  Blnmenthal  war  Aufang  April  von  Paris  nach  Berlin  zurückgekehrt 
und  wurde  finde  Mai  aufs  neue  behufs  VervoIlstandiguDg  und  Ratificierung  der 
Vertrage  dorthin  geschickt  s.  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  679  ff.  und  über  die  dem  Kaiser 
davon  gemachten  MittheilnngeD  oben  S.  224 f.  231. 

»)  S.  Urk.  u.  Akt.  IX  ä.  759  ff. 

^  Dieselbe  Drohung  schon  io  dem  Schreiben  des  Kf.  an  den  Kaiser  vom 
7.  Mai  16ri2  oben  S.  291. 

21* 


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324  5.    Der  Tärkenkrieg. 

Betreffend  die  Jägerndorfs  che  Sache  hätte  er  sich  seiner  Zosage 
gcuQgsam  acquLttiert  und  die  Sache  mit  grossem  Eifer  recommendiert^  er 
hoffe,  dass  Kf.  noch  Geduld  haben  werde  und  dass  das,  was  er  jetst  an* 
ziehen  lassen,  keine  genommene  Resolution,  sondern  nur  die  Sache  zu  be- 
fördern gemeint  sei. 

F.Anhalt  und  Schwerin,  nachdem  sie  einen  Abtritt  genommen  und 
sich  unterredet,  reassumieren  namentlich  den  Funkt  wegen  Jägerndorf 
pnd  erklären,  dass  solches  garnicht  acherzweise  geredet  sondern  des  Kf. 
feste  Resolution  sei,  und  dass  er  auch  schon  befohlen,  solches  dem  Kaiser 
selbst  zu  schreiben,  er  sei  verwundert,  dass  man  jetzt  von  der  Sache  noch 
weniger  spräche  als  vorhin.  D.  Ussiedo  recapituliert  darauf,  was  zu 
Königsberg  und  hier  in  dieser  Sache  vorgegangen,  er  habe  das  Werk  auf 
das  beste  dem  Könige  recommendiert  und  dieser  auch  an  den  Kaiser  ge- 
schrieben, damit  dem  Kf.  Satisfaction  geschehen  möchte. 

Lisola  zeigt  darauf  an,  Kf.  habe  in  Preussen  erklärt,  dass  er  mit 
einem  billigmässigen  Aequivalent  zufrieden  sein  *)  und  sich  der  fructuum 
perceptorum  begeben  wollte,  es  wird  ihm  aber  regeriert,  Kf.  sei  jetzt  nicht 
weiter  daran  gebunden,  weil  ihm  nicht  sofort  die  Restitution  gethan  oder 
ein  Aequivalent  gegeben,  und  wollte  er  auch  davon  nunmehr  nicht  abstehen, 
es  würde  wohl  das  letzte  Mal  sein,  dass  er  von  dieser  Sache  auf  solche 
Art  sprechen  würde. 

Lisola  verspricht  dieses  alles  zu  referieren.  Don  Ussiedo  erklärt 
darauf,  dass  sein  König  grosse  Jalousie  über  v.  Blumen th als  Negotiation 
zu  Paris  genommen*),  vornehmlich  wenn  Kf.  in  die  Rheinische  Allianz 
sollte  treten  wollen,  weil  das  Haus  Oesterreich  dadurch  ganz  und  gar  wurde 
abandonniert  werden,  es  könnte  auch  auf  solchen  Fall  sein  König  das 
versprochene  Geld')  nicht  geben,  und  hat  demnach  grosse  Instanz  gethan, 
dass  Kf.  in  dieselbe  nicht  treten  möchte. 

£s  ist  dieses  letztere  ad  referendum  angenommen  und  die  Conferenz 
damit  geendigt  wordeif. 


^)  Nach  der  Angabe  des  späteren  kaiserlichen  Gesandten  Baron  Fridag,  der 
sich  dafür  auf  des  Rf.  eigene  MittbeiluDgen  beruft,  ist  schon  bei  diesen  Ver- 
handlungen mit  Lisola  die  Abtretung  des  Schwiebaser  Kreises  als  Ersatz 
für  Jägerndorf  zur  Sprache  gekommen,  s.  Fri  dag s  Relation  an  den  Kaiser  ans  dem 
Docember  1689  bei  Fribram,  Oesterreich  und  Brandenburg  1688—1700  S.  214. 
Nach  ebendesselben  Angabe  ist  auch  schon  durch  Lisola  Fürst  Anhalt  ,ei- 
uiger  reellen  Kays.  Gnadensbezeugungen  vertröstet  worden*  (Relation  vom  22.  März 
1686  bei  Fribram,  Oesterreich  und  Brandenburg  1685—1686  S.  101). 

')  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  26.  Februar 
1664  oben  S.  224. 

»>  S.  oben  S.  299. 


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Conferenzen  mit  Lisola  und  ücedo.  325 

ProtocoUum  dessen,  was  bei  .der  Conferen^,  so  I.  F.  D.  zu  An- 
halt und  der  H.  O.  Präsident  Freih.  v.  Schwerin  mit  dem  Spani- 
schen Gesandten  gehalten,  vorgegangen  ll./[21.]  April  [1664]. 

[Die   spanischen  Subsidien.     Eintritt   des  Kf.   in    di^  Rheinische  Alliane.     Die 

Jägern  dorfer  Sache.] 

Es  wird  dem  Don  Ussiedo  angezeigt,  Ef.  sei  durch  dessen  jüngste2i.Aprn. 
Proposition^  sein  König  könnte*),  im  Fall  Ef.  in  die  Rheioische  Allianz  treten 
wollte,  das  versprochene  Geld  nicht  geben,  ziemlich  surprennieret  worden, 
er  wünsche  zu  vernehmen,  ob  der  Gesandte  dieses  aus  seinem  eigenen 
moavement  geredet,  oder  ob  er  von  seinem  Könige  Ordre  dazu  hätte.  Der 
König  hätte  keine  Ursache,  über  v.  Blumenthals  Negotiation  Ombrage 
zu  jiehmen,  jene  Alliance  wäre  eine  pure  defensive  Alliance,  die  Artikel 
sollten  communiciert  werden,  würde  darin  etwas  sein,  so  wider  ihr  Interesse 
liefe,  so  wolle  Ef.  solches  evitieren.  Wenn  aber  der  Eönig  trotzdem  Be- 
lieben trage,  das  versprochene  auuuum  subsidinm  nicht  ferner  zu  continuieren? 
so  wolle  Kf.  darum  seine  Freundschaft  nicht  brechen  und  sich  desto  glück- 
licher schätzen,  wenn  er  auch  ohne  solches  Geld  demselben  angenehme 
.  Dienste  erweisen  könnte. 

D.  Ussiedo  antwortet,  es  wäre  seinem  Eönige  Bericht  zugekommen, 
dass  Ef.  sich  jdergestalt  mit  Frankreich  vertiefte  und  in  eine  solche  Liga 
träte,  welche  dem  Könige  und  dem  ganzen  Hause  Oesterreich  sehr  prä- 
jndicierlich ,  darauf  hätte  der  Eönig  ihm  geschrieben,  er  könnte  es  nicht 
glauben,  und  auf  solchen  widrigen  Fall  würde  er  das  Geld  nicht  con- 
tinuieren  können ,  da  doch  noch  vom  20.  Martii  eine  indispensable  Ordre 
ergangen,*  an  Kf,  ohne  Aufenthalt  das  Geld  zu  zahlen,  er  hätte  auch  zum 
dritten  Mal  wegen  Jägerndorf  an  den  Kaiser  geschrieben,  er  hielte 
davor,  wenn  Ef.  mit  dem  Hause  Oesterreich  in  fester  Freundschaft 
stände,  bedürfte  er  der  anderen  Allianzen  nicht.  In  der  Rheinischen 
Allianz  wäre  nichts  dem  Könige  präjudicierlicbes,  nnr  rapportierte  sie  sich 
auf  das  Instr.  pacis,  welches  derselbe  nicht  angenommen,  weil  darin  enthalten, 
dass  das  Reich  dem  Könige  von  Spanien  keine  Assistenz  leisten  sollte,  wie 
denn  GTammon  t  und  Lionne  zu  Frankfurt  solches  gar  stark  urgiert  hätten. 

Nach  genommenem  Abtritt  wird  ihm  repliciert,  dass  solches  ein  Irrthum 
wäre,  das  was  von  Verweigerung  der  Hülfe  an  Spanien  paciscieret  werde, 
redete  nur  de  hello  praeterito,  nunmehr  aber  stände  einem  jeden  frei,  nach 
seinem  Belieben  Spanien  zu  assistieren,  worauf  ihm  weitläufig  die  Ursachen 
auseinandergestetzt  werden,  welche  K f.  obligierten,  in  die  Allianz  zu  treten, 
weiche  Spanien  nicht  schadeten,  aber  dem  Kf.  zu  statten  kämen,  und  dass 
es  Spanien  und  dem  Hause  Oesterreich  selbst  vortheilhaft  wäre,  wenn  Kf. 
darein  trete;  er  könnte  trotz  solcher  Allianz,  wenn  das  Haus  Oesterreich 
attaquiert  werde.  Hülfe  wohl  schicken. 


1)  S.  das  vorhergehende  Protokoll  vom  15.  April  8.  824. 


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326  ^-    ^^r  Türkenkrieg. 

D.  Ussiedo  verspricht  dieses  nm^tändlich  zu  berichten  und  bittet,  in 
die  Allianz  eine  Ciaasel  zu  setzen,  so  dem  Hanse  Oesterreich  zum  besten'^ 
käme,  und  dass  sie  auch  eine  offene  Thür  dazu  behielten.    Hierauf  ist  noch- 
mals das  Jägern  dorfische  negotium  auf  das  beweglichste  recommendiert 
und  damit  die  Conferenz  geendigt  worden. 


Herzog  Augustua  von  Holstein  an    den  Kurfllrsten.     D.  Im 
Feldlager  vor  Neutra  22.  Aprilis  ßt.  n.  1664. 

[Belagerung  von  l^eutra.    Zustand  der  Truppen.] 

22.  April.  Er  ist  dem  Befehl  des  Ef.,  mit  nach  Ungarn  zu  ziehen,  nachgekommen'): 
zuraahlen  wir  Neutra')  vor  6  Tagen  belagert,  der  Feind  hat 
gleich  von  Anfang  die  Stadt  verlassen  und  in  Brand  gestecket  und 
sich  im  Schloss  retiriret,  welches  sehr  fest,  wir  sind  aber  schon 
so  weit  mit  der  Mine  gekommen,  dass  ich  verhoffe,  wir  morgen  unter 
einem  Bollwerk  sein  wollen,  es  liegen  600  Mann  darin.  Unsere  Armee 
bestehet  mit  Ungern  und  alles  in  10000  Mann'),  ich  habe  mich  mit 
dem  F.M.  Souches  soweit  verglichen,  dass  ich  die  Infanterie  sowohl 
Keyserliche  als  Sächsche  commendire,  und  der  6. Wm.  .Garnier  die 

Reutter Sonst  sind  die  Lcutte  noch  in  gutem  Stande  und  habe 

ich  noch  nicht  mehr  als  40  Beschädigte  und  Dotte.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Im  Feldlager  unter  Neutra 

4.  Mai  St.  n.  1664. 

[Einnahme  von  Neutra.] 

4.  Mai.  Vorgestern  .  .  .  haben  wir  Neutra  mit  Accord  erobert,  seindt  ge- 

stern ausgezogen  bei  700  Mann  zu  Ross  und  Fuss,  wackere Xeutte, 
und  nach  Neuheusel  convoiyret.  Und  weil  ich  die  Ehre  gehabt  mit 
Ew.  Churf.  6n.  mir  anvertrauten  Völcker  die  Approche  und  Mine  zu 

')  S.  über  den  Beginn  des  Feldzuges  in  Oberungarn  de  Souches'  Bericht 
an  den  Kaiser  s.  d.  (Jali  1GG4)  Diar.  Europ.  XI  S.  448  ff. 

^  S.  über  die  Belagerung  von  Neutra  Diar.  Kurop.  XI  S.  197  ff.  451  f. 
(Beschreibung  und  Plan  der  Stadt  und  des  Scblosses  X  S.  923  ff.).  S.  auch 
Theatr.  Europ.  IX  S.  1156  und  Rintelen  in  Oesterr.  militär.  Zeitschrift  j 
Heft  3  S.  270. 

')  Diar.  Europ.  XI  S.  197  wird  die  Stärke  der  Armee  auf  16000  Mann  an- 
gegeben, wogegen  Rintelen  a.  a.  O.  S.  270  dieselbe  nur  auf  8500  Mann  ausser 
den  ungarischen  Truppen  berechnet. 


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BelageruDg  vod  Neutra.    Gefecht  bei  Czeroowitz.  327 

führen,  habe  ich  beim  Accord  auch  die  Ehre  gehabt,  die  erste  Geisel 
zu  geben  und  die  Breschen  zu  besetzen  ^).  Nunmehr  aber  wir  inner- 
halb wenig  Tagen  yon  hier  nach  Levenza  marchiren  werden,  selbes 
zu  attacquiren,  und  ich  meine  Leute  nicht  gerne  so  zertheilen  werde 

lassen,  wird  das  Schloss  Ton  den  Eeyserlichen  besetzet  werden 

Die  türkische  Macht,  so  hier  herumb,  wird  noch  zur  Zeit  über  8000 
nicht  sein.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.  D.  St.  Creutz 
in  den  Bergstetten  18.  Mai  st.  n.  1664. 

[Glückliches  Gefecht.    Mangelnde  Verpflegung.     Uebler  Zustand  der  Truppen.] 

Sie    sind  seit  dem  Aufbrach  von  Neutra  beständig  hin  und  wieder  18.  Mai. 
marschiert,  sind  durch  schlechtes  Wetter  an  der  Belagerung  von  Levenz 
verhindert  worden. 

Vorgestern')  ist  uns  der  Feind  mit  20000  Türeken  und  Tartern 
in  die  ReseiTC  gefallen,  und  weil  unsere  Armee  in  allen  nicht  8000 
war,  weil  die  meisten  hin  und  wieder  commendiret,  sah  es  wohl' 
zum  flbeln  Aussschlag  aus,  aber  Gott  und  des  Feldmarschalks  Souches 
seine  gute  Conduite  haben  uns  erhalten  und  haben  Ew.  Ghurf.  Gn. 
Leute  vor  allen  den  Ruhm,  dass  sie  vor  allen  das  beste  gethan,  und 
ist  kein  ander  Fussvolk  als  das  meine  darbet  gewest,  haben  sich  wohl 
gehalten  und  im  freien  Felde  mit  ihnen  gefochten.  Ich  habe  über 
50  Mann  von  Mussquetire,  Keutter,  Dragoner  nicht  verloren,  unter 
welchen  ist  ein  Haubtmann  und  2  Leutenambts  von  Marvitz,  der  Tür- 
ken sind  bei  1000  todt  und  beschädigt,  und  haben  wir  unterschiedene 

Fahnen  bekommen. Ob  uns  zwar  versprochen,  dass,  wenn  wir 

schon  zu  Felde,  dass  gleichwohl  unsere  Verpflegung  folgen  sollte,  nun 

')  Laut  Beilage  zu  dieser  Relation  betrug  der  Verlust  der  brandenburgischen 
Truppen  vur  Neutra  an  Todten  3  Dragoner,  16  Gemeine  und  ein  Sergeant  vom 
Fussvolk,  an  Verwundeten  im  ganzen  25  Mann. 

';  S.  über  dieses  Treffen  bei  Czernowitz  (Ü./ 16.  Mai)  Diar.  Europ.  XI 
S.  274  ff.,  woselbst  (8.  278  f.)  auf  Grund  eines  .Bericht-Schreibens''  vom  17.  Mai, 
das  auch  der  Relation  A.  Neumanns  beiliegt,  auch  der  Mitwirkung  der  bran- 
denburgischen Truppen  Erwähnung  geschieht.  Auch  in  einem  Neumanns  Re- 
lation beiliegenden  „Extract-Schreiben  des  H.  G.Wm.  Garnier''  d.  18.  Mai  1664 
heisst  es:  „und  hat  sich  in  dieser  Occasion  die  Cavallerie,  die  es  am  meisten 
getroffen-,  sehr  wohl  comportiret  uud  voraus  die  Braudenburgische  und  Sächsische 
Reutter.*  S.  auch  Theatr.  Kurop.  IX  S.  1158 f.  Oesterr.  roilitär.  Zeitschr.  I 
8.  272. 


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328  ö-    ^®*'  Türkenkrieg. 

wir  aber  ins  Feld  sein,  will  man  nichts  von  wfssen,  habe  ich  also 
nichts,  da  ich  die  Leute  mit  helfen  kann,  und  sehe  nichts  als  ihre  Ruin 
vor  Augen  ....  und  ist  unsere  Condition  in  solchem  Fall  viel  schlim- 
mer als  alle  andern  Reichsvölker,  weil  wir  von  niemand  nichts  kriegen 
werden.  So  ist  deswegen  mein  gehorsames  Bitten,  E.  Chf.  6n.  gnädig 
vor  uns  an  I.  Kais.  M.  schreiben  wollen  und,  im  Fall  dieses  nichts 
fruchten  werde,  mir  mit  etwas  gnädig  beistehen,  damit  ich  die 
Leutte  mit  Schuhe  und  Kleidung  helfen  könnte*  auch  die  Krancken  bes- 
ser assistiren  könnte,  was  ich  habe  gehabt,  habe  ich  schon  vorge- 
schossen*). — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  St.  Creutz  22.  Mai  1664. 

[Mangel  an  LebeosinittelD  und  Krankheiten.] 

22.  Mai.  Berichte  deroselben,  dass  sieder  dem  letzten,  so  ich  geschrieben, 

nichts  Notables  vorgefallen,  wir  liegen  hier  und  wird  uns  der  Hunger 
mehr  verderben  als  der  Feind,  und  scheinet,  dass  man  es  mit  uns 
machen  will  wie  ihr  alter  Gebrauch,  die  Krankheiten  reissen  auch 
sehr  ein,  ich  habe  kaum  noch  von  dem  Fussvolk  800  Gemeine  Dienst 
zu  thun,  die  Dragoner  haben  auch  sehr  abgenommen.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Linz  13.  Juni  1664. 

[Kriegsnachrichten.    Bitte  am  Mitwirkung  des  Kf.  bei  dem  Reichstage.] 

IB.  Jani.  Wegen  des  Anzuges  eines  starken  Eotsatzheeres  unter  dem  Grossve- 

zier  selbst  hat  die  Belagerung  vou  Canisa')  aufgegeben  werden  müssen, 
GrafStrozzi  hat  darauf  die  Türken,  als  sie  versuchten  die  Mur  zu  über- 
schreiten,    zurückgetrieben,     ist    aber    dabei    gefallen').     Er    selbst    ge- 


0*  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  24.  Mai/3.  Juni  1664),  er  habe  wegen  der 
Verpflegung  der  Truppen  an  Fürst  Lobkowitz  geschrieben,  zugleich  von  dem 
sich  bei  ihm  aufhaltenden  kaiserlichen  Abgesandten  (Lisola)  begehrt,  dass  er 
deswegen  bei  Hofe  Vorstellungen  mache.  14./24.  Juni  meldet  er,  dass  er  auch 
an  de  Souches  deswegen  geschrieben  habe. 

^  Die  vereinigten  Truppen  Zriny's,  Strozzi's  und  Hohenlohe's  hatten  am 
27.  April  die  Belagerung  von  Canisa  begonnen,  hatten  dieselbe  aber  infolge  des 
Anzuges  eines  grossen  türkischen  Kntsatzheeres  unter  dem  Grossvezier  am  22.  Mai 
aufgeben  und  sich  nach  Serinwar  zurückziehen  müssen,  s.  Diar.  Europ.  XI 
S.  204ff.  248ff.  Theatr.  Europ.  IX  S.  1166  ff.  Oesterr.  milit.  Zeitschrift.  II 
S.  Iff. 

»)  S.  Diar.  Europ.  XI  S.  270.     GrafStrozzi  hatte  sich  Anfang  1660  ala 


kl 


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Mangelhafte  Verpflegung  der  Truppen.  329 

denkt  den  21.  Juni  nach  Wien  zurückzukehren  und  will  alle  möglichen 
Anstrengungen  gegen  den  Feind  machen,  bittet  den  Kf.  zu  cooperieren, 
dass  der  punctus  assistentiae  und  die  Rekrutierung  der  Truppen  und  ebenso 
die  von  dem  Kurfürstencolleg  bewilligte  Geldhülfe  für  die  Feldartillerie  ^) 
unverzüglich  ausgeführt  werde. 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Angustus  von  Holstein.     D.  Cöln 
a.  d.  Spree  7./[17.]  Juni  1664. 

[Nichterwähnung  der  Brandenburger  in  de  Souches*  Bericht  über  das  Gefecht  bei 

Gzernowitz.] 

Er  übersendet  ihm  eine  Abschrift  des  Berichtes  de  Souches'*)  über  17.  Juni, 
das  Gefecht  bei  H.  Kreuz  an  die  kaiserlichen  Geheimen  Räthe  vom  17.  Mai. 

Weilln  aber  darin  weder  Ew.  Ld.  noch  unserer  Völker  garkeine 
Meldung  geschiehet,  welche  es  doch  Ew.  Ld.  und  anderer  Bericht 
nach  an  ihrer  Devoir  garnicht  ermangeln  lassen,  als  stellen  wir  dero- 
selben  anheimb,  ob  Sie  sich  hierüber  bei  vorged.  G.Fm.  deSouches 
nicht  glimpflich  beschweren  wollen,  angesehen  derselbe  darin  wohl 
anderer  Particulieren  —  Erwähnung  gethan.  —    . 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
21.  Jum/[1.  Juli]  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  13.  Juni.    Bereitwilligkeit  zur  Unteretützung.    Ungenügende 
Yertheidignngsanstalten  in  den  kaiserlichen  Landen.] 

Er  will   des   Kaisers  Absichten  nnterstützen,   hat  seine  Gesandten   in    1.   Juli. 
Regensburg  dem  entsprechend  angewiesen'). 

Wobei  ich  jedoch  aus  treudevotestem  Gemüth  nicht  unterlassen 
kann,  Ew.  Key.  M.  gehorsambst  zu  hinterbringen,  dass  an  versehiede- 
neu  Orten  sowohl  in-  als  ausserhalb  Reichs  vielfältige  Beschwerden 
geführet  werden,  dass  in  Ew.  Key.  M.  eigenen  Königreichen  und 
Erblanden  keine  gnugsame  noch  proportionirliche  Anstalt  zur  Gegen- 
wehr gemacht  werde,  daher  dann  bei  vielen  nicht  allein  die  Giedanken 


BevoHmachtiger  Montecuccoli's  am  brandenburgischen  Hofe  anfgebalte^n  s.  ürk. 
u.  Akt.  VIII  S.  413. 

1)  S.  oben  Abschn.  4  S.  244. 

3)  abgedruckt  Diar.  Europ.  XI  S.  276  f. 

')  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  12  Au- 
gust (oben  S.  245). 


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330  5.    Der  TürkeDkrieg. 

ersteheo,  ob  wäre  es  mit  diesem  Kriege  kein  rechter  Ernst,  sondern 
es  lasset  sich  auch  die  Assistenz  dannenhero  desto  träger  und  an- 
williger  hin  und  wieder  verspüren,  das»  man  bei  der  so  augenschein- 
lichen und  täglich  wachsenden  Gefahr  und  Macht  eines  so  grausamen 
Feindes  billig  einen  wahren  Eifer  und  Ernst  yerspUren  Hesse  und  die 
Defensions-  und  Rettungsmittel,  so  der  höchste  Gott  Ew.  Key.  M. 
herrlichen  und  reichen  Landen  gegeben,  bei  so  grosser  Noth  auch 
gebührend  gebrauchte.  — 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Neutra 

1.  Juli  St.  n.  1664. 

[de  Soucbes'  EotscbaldigangeD.] 

1.  Jali.  Er  hat  sich  sofort  nach  Empfang  des  kurf.  Schreibens  [?om  7.  Juni]  >) 

bei  de  Souches  beschwert;  da  er  sich  denn  überaus  sehr  entschuldiget 
und  seine  Schwachheit  vorwenden,  dass  er  die  Schreiben  selber  nicht 
lesen  können,  sondern  habe  sich  auf  seinen  Secretario  verlassen,  wel- 
cher, wie  er  itzo  vernehme,  vom  General  Garnier  und  Obrist  Eochari 
ein  Pferd  geschenkt  bekommen,  w^elches  die  wahrhaftige  Relation  ge- 
ändert, schicket  mir  danebens  gestern  eine  Abschrift  eines  Schreiben 
so  er  an  Ew.  Churf.  6n.  vom  20.  Juni  abgehen  lassen*),  ob  nun  Ew. 

0  S.  S.  329.  * 

^  Ueber  die  Ereigoisse  im  Juni  liegen  keine  Berichte  des  Herzogs  von 
Holstein  vor.  De  Souches  hatte  am  9.  Juni  die  Belagerung  von  Leweus 
begonnen,  am  12.  die  Stadt  gestürmt,  worauf  die  Besatzung  am  folgenden  Tage 
gegen  Zusicherung  freien  Abzuges  auch  das  Schloss  übergeben  hatte.  Er  hatte 
dann  auf  die  Runde,  dass  ein  starkes  türkisches  Corps  jenseits  der.  Theiss  za- 
sammengezogen  werde,  um  einen  Einfall  nach  Mähren  hin  zu  nnternehmen,  sich 
mit  der  Reiterei  und  den  Dragonern  bei  St.  Benedict  und  dann  bei  Frei- 
städtl  gelagert  und  das  Fussvolk  weiter  zurück  nach  den  Bergstädten  verlegt, 
war  dann  aber,  als  jenes  feindliche  Corps  bei  Neuhäusel  erschienen  war,  mit 
der  ganzen  Armee  nach  Neutra  gezogen,  wo  dieselbe  am  I.Juli  anlangte,  s. 
Diar.  Europ.  XI  S.  375 ff.  und  (de  Souches' Bericht)  S.  453.  Theatr.  Europ. 
IX  S.  1160  f. 

^  In  demselben  (d.  Neutra  20.  Juni)  schreibt  de  Souches:  „Hiermit  aber 
thae  auch  meines  Orts  gehorsamsten  Dank  ablegen,  dass  Ew.  Chf.  D.  hochan- 
sehnliche Truppen  meinem  Commando  anvertrauet  worden,  welche  in  Wahrheit 
durchgehend  tapfere  Leute  und  so  beschaffen  seind,  dass,  wenn  selbige  nicht 
wären,  wir  mannichmal  den  Feind  nicht  so  leicht  reponssiret  haben  würden, 
bevorab  in  der  Belagerung  Neutra,  allwo  die  Fussvölker  mit  unverdrossener 
Mühe  die  Approchen  an  des  Feindes  Werke  gebracht  und  den  Belagerten  viel 
zu  schaffen  gegeben,   in  dem  Treffen  aber  bei  Czernowitz  sowohl  Reuter   als 


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De  Sooches  Entschaldignog.  331 

Churf.  Gd.  solches  werden  erhalten  haben,  stehet  darhin,  gewiss  ist, 
dass  ich  ans  allen  Actionen  sehe,  dass  er  meine  Freundschaft  sehr 
Buchet,  und  weil  ich  keine  Ehre  darin  suche,  meinen  Namen  durch 
Geld  in  den  gedruckten  Zeitungen  zu  briugen,  so  kann  es  leicht  sein, 
dass  andere  mir  vorgezogen  werden.  Ew.  Churf.  6n.  werden  aber 
allezeit  vernehmen,  dass  wir  wie  ehrliche  Leute  thun  werden.  Itzo 
ist  der  F.M.  sehr  krank')  an  den  Blutgang,  und  zweifeln  viele,  dass 
er  auffkommen  werde,  er  hat  mir  das  Commando  über  die  Artoglerie 
und  Infanterie  aufgetragen  und  dem  G.Wm.  Knie,  welcher  die  Reutter 
commendiret,  befohlen,  in  guter  Verstandtnus  zu  leben;  sonsten  nehmen 
die  Krankheiten  viel  Leutte  weg  —  und  nehmen  unsere  Armeen  also 
ab  und  der  Feind  verstärcket  sich.  Die  Türken  stehen  noch  bey 
Neuheusssel,  wir  bey  Neutra,  morgen  aber  werden  wir  nach  der 
Wage  raarschiren.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Freystettel  5.  Juli  1664. 

[Der  Kaiser  waDScht  noch  weitere  1000  Mann.] 

Landmarächall  v.  Traun,  der  vom  Kaiser  hieher  geschickt')  ist,  hat  5.  Jali. 
ihn  besucht  und  geäussert,  demselben  wäre  gute  Infanterie  sehr  nöthig, 
wenn  derselbe  wüsste,  dass  er  keine  abschlägige  Antwort  erhielte^  wollte 
er  Kf.  bitten,  ihm  noch  1000  Mann  zu  schicken,  Ef.  wurde  es  ein  leichtes 
sein;  sie  aus  seinen  zahlreichen  Besatzungen  zu  nehmen.  Abaffi  soll  mit 
30000  Mann  im  Anznge  sein,  unsere  Arme^  ist  nicht  mehr  7000,  wir  werden 
also  was  zu  thun  haben.  Gestern  haben  sich  die  Armeeen  zu  Serinvar 
coniungiert  ^)  und  vermuthet  man ,  dass  es  heute  zu  einem  Treffen  kommen 
werde. 


Dragooer  und  Fussvöiker  mit  einer  wunderlichen  Resolation  gefocbten  und  den 
Feind  merklichen  aufgehalten,  dann  letztlichen  auch  vor  Lewentz  die  ersten  ge- 
wesen Bein,  welche  mit  den  Chursächsiechen  Fnsdvölkern  die  Stadt  gestürmet 
und  erobert  haben,  jedoch  über  alle  des  Hertzogen  Augusti  Heldenmath,  wel- 
cher ihm  auch  die  geringste  Arbeit  wider  den  Feind  zu  verrichten  vor  eine  Ehre 
schätzet,  auch  mit  löblicher  Wachsamkeit  und  väterlicher  Vorsorge  den  Trappen 
untern  Arm  greifet'. 

')  S.  Diar.  Europ.  XI  ö.  453. 

'0  S.  über  dessen  Sendung  Diar.  Europ.  XI  S.  378. 

^)  Montecuccoli  selbst  war,  nachdem  er  den  Befehl  erhalten  hatte,  an  der 
Yertheidigang  der  durch  den  Grossvezier  schwer  bedrängten,  bisher  von  Zriny 
und  Uohenlohe  vertheidigteu  Festung  Serinwar  Theil  zu  nehmen,  am  Abend 
des  14- Juni  dort  eingetroffen,   ein  Theil  der  kaiserlichen  Truppen  folgte  in  den 


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332  5.    Der  Tfirkenkrieg. 

Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Karfttrsten.     D. 
St.  Benedict  20.  Juli  1664. 

[Glückliches*  Treffeo  bei  LeweoE.]  • 

20.  Juli.  Seit  seinem  letzten  Schreiben  von  Freystettel  ist  nichts  Bemerkens- 
werthes  passiert,  bis  auf  den  19.  dieses,  welchen  Tag  wir  aber  mit 
dem  Feind  eine  so  glückliche  Bataglie ')  geliefert,  dass  vielleicht  in 
vielen  Jahren  dergleichen  nicht  geschehen  in  Ungarn.  Der  Feind 
hatte  Leventz  sieder  den  11.  dieses  belagert,  alwo  gegenwärtig 
waren  der  Yisir  von  Offen,  der  Bascha  von  Keuheusel,  der  Fürst 
auss  Moldaivund  der  auss  der  Wallachei,  und  haben  sie  sich  ge- 
rechnet insgesamt  den  Tartern  auf  25000  Mann  *).  Wess wegen  sich 
der  F.M.  de  Souches  auf  erhaltenen  Befehl  von  Hoffe,  selben  Platz 
zu  securiren  und  mit  dem  Feind  zu  schlagen,  den  16.  dieses  von 
Freystettel  aufgebrochen  und  den  18.  zu  Nacht  an  der  Gran  an- 
gelanget, da  es  denn  gleich  selben  Abend  mit  dem  Feind  einige  Ren- 
contre  gegeben,  und  haben  wir  selben  poussiret,  dass  der  Pas  ver- 
lassen und  uns  das  Wasser  freigelassen  worden.  Den  19.  aber  zu 
Morgens  seindt  wir  den  Fluss  Gran  passiret,  uns  auf  ienerseiten  in 
Bataglie  gestellet  und  zwar  so,  dass  der  F.M.Leut.  Heister*)  den 
rechten  Flügel  kommandiret,  Knie  den  linken,  ich  in  der  Mitten  das 
Fussvolk  und  die  Stücke,  in  allen  9000  Mann,  und  seindt  in  solcher 
Postur  bis  auf  den  Mittag  eine  viertel  Weges  von  des  Feindes  Lager 
gestanden,  Nachmittag  aber  .commendirte  der  F.M.  den  Obersten 
Gaprara  mit  tausend  Pferde  nebens  den  Obw.  Marwitzen  mit  150 
Dragonern  den  Feind  zu  attacquiren  und  selben  aus  dem  Lager  zu 
locken,  welcher  denn  auch  nicht  faul  war,  sondern  gleich  erschien 
und  sich  mit  schrecklichen  Geschrei  und  Lärm  ins  Feld  stellte  und 

näcbsten  Tagen,  während  die  Reichsarmee  nud  das  fransösiscbe  Hfilfscorps  sich 
erst  nach  der  Erobernog  voo  Seriowar  durch  die  Türken  (17.  und  22.  Juli)  mit 
ihm  vereinigten,  s.  Diar.  ßurop.  XI  S.  353 ff.  Theatr.  Europ.  IX  8.  1189ff. 
Oesterr.  milifr.  Zeitschr.  II  ä.  18  ff. 

>}  8.  ober  dieses  Treffen  den  aosführlichen  Beriebt  von  de8oucheB  an  den 
Kaiser  d.  Lewenz  20.  Juli  16ü4  (Diar.  Earop.  XIS.454ff.  Londorp  IX  S.  269 f.). 
Der  Kaiser  theilt  denselben .  (d.  Wien  23.  Juli  1G64)  dem  Kf.  mit  nnd  bemerkt 
dabei,  er  habe  daraus  auch  erfahren,  „mit  was  für  tapferer  and  fast  unglaublicher 
Resolution''  des  Kf.  Hulfsvölker  sich  bei  dieser  Gelegenheit  verhalten  hätten. 

*)  Auf  soviel  schätzt  sie  auch  de  Souches,  nath  den  Aussagen  der  Ge- 
fangenen aber,  sagt  derselbe,  seien  es  30—40,000  Mann  gewesen. 

')  Derselbe  mit  seinem  Corps  hatte  sich  am  15.  Juli  zu  Freystattel  mit  de 
Souches'  Armee  vereinigt. 


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Treffen  bei  Lewenz.  333 

auf  tiDS  loRging,  eucbete  uns  auf  beiden  Seiten  in  den  Rücken  zu 
kommen  und  uns  in  Gonfusion  zu  bringen,  welches  auch  bald  wäre 
geschehen  gewesen  wegen  der  grossen  Menge.  Der  F.M.  war  zum 
Obersten  Caprara  geritten,  und  weil  derselbe  poussiret  wurde,  wurde 
dem  G.Wm.  Knie  befohlen,  selben  mit  ein  Regiment  zu  Pferde  zu 
secundiren.  Unterdessen  drängete  der*Feind  aber  ie  mehr  und  mehr 
auf  beiden  FlUgeln,  selbe  zu  trennen  und  uns  in  den  ROcken  zu  kom- 
men, wie  denn  auf  der  linken  Seite  eine  Hochte  war,  welche  er  oc- 
cupiren  wollte.  Und  weil  der  G.Wm.  Knie  zum  FM.  geschicket  war, 
und  also  der  linke  FlUgel  ohne  Raubt,  so  befahl  mir  der  F.M.Leut. 
Heistef  selben  zu  nehmen  und  gegen  den  Berg  zu  avanciren,  wel- 
ches ich  so  glücklich  getahn,  dass  der  Feind  ist  repoussiret  worden. 
Er  hat  nochmahl  unterschiedlich  angesetzet,  aber  wie  wir  gleich  und 
mit  guter  Ordnung  darauf  los  gedrungen,  hat  er  das  Feld  gereumet 
mit  Hinterlassung  Stücke,  Bagagie  und  Fahnen,  unter  den  Stücken 
ist  eine  ganze  Gartaune.  Das  Fussvolk  ist  alles  todt  geblieben  und 
sonsten  viel  Yornehme  Leute,  gefangen  ist  niemand  geworden,  weil 
alles  ist  niedergemachet  worden.  Die  Beute  bei  der  Bagagie  ist 
gar  gross  gewesen.  Der  Verlust  unserer  Armee  ist  nicht  80  Mann, 
von  meinen  Leuten,  ausser  etliche  Dragoner,  ist  nichts  geblieben,  kein 
Fussvolk  ist  nicht  zum  Treffen  gekommen,  weil  sie  an  einen  avan- 
tagosen  Ort  standen,  wo  der  Feind  nicht  leisten  wollte.  Ew.  Churf. 
D.  Dragoner  aber  und  Reutter  haben  sich  uberauss  wohl  gehalten, 
absonderlich  der  Obw.  Marvitz.  —  Nun  sind  wir  im  Marsch  be- 
griffeQ  nach  Gran  zu  gehen,  dem  Feind  die  Brücken  über  die  Donau 
zu  verderben,  wenn  uns  Gott  darzu  Glück  giebet,  sindt  wir  Meister 
diesseit  der  Donau  ins  Feld. 

PS.  Ew.  Ghf  Gn.  berichte  auch,  dass  ich  auf  diese  Völker  den 
Monat  Majum  und  Junium  in  Bezahlung  von  L  K.  M.  erhalten  und 
hoffe  den  Julium  auch  zu  kriegen. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.     D.  Im 
Feldlager  vor  Comorre  3.  August  1664. 

[EioDabme  von  Parkan.] 

Er  übersendet  die  Gopie  eines  kaiserl.  Handschreibens  (d.  Wien  23.  Juli  3.  Aag. 
1664),  worin  er  ond  seine  Trappen  wegen  der  in  dem  TrefiFea  bei  Lewentz 
bewiesenen  Tapferkeit  belobt  werden. 


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334  5.    Der  Tarkenkrieg. 

Wir  sind  den  ersten  dieses  vor  Baracan^i  welches  sonsten 
Gayata  genannt  wird  und  vor  die  Schiffbrücken  zu  Gran  lieget, 
gerücket,  ein  welches  selbes  Ort  wie  auch  die  Brücke  zu  ruiniren, 
es  ist  ein  fester  Ort  mit  zwo  Wassergraben  und  dubbelde  Palanquen 
und  war  besetzet  mit<1500  Janitzscharen ,  lieget  so  nahe  unter  dem 
Schloss  von  Gran,  dass  es  mit  Duppelhacken  kann  beschossen  wer- 
den.  Wie  wir  nun  davor  gekommen,  hat  der  F.M.  gleich  alle  Re- 
gimenter zu  Fuss  mit  fliegenden  Fahnen  darauf  los  gehen  lassen, 
da  wir  uns  gleich,  ohngeachtes  ihr  starke  Gegenwehr,  am  ersten 
Graben  loschiret  und  angefangen  den  Graben  zu  füllen  und  die  Pa- 
lissaden umbzuhauen  umb  zu  stürmen,  welches  gewehret  bitf  in  die 
Nacht.  Aber  sobald  es  finster  geworden,  haben  sie  den  Ort  sowohl 
als  die  Brücke  schandtlich  verlassen,  Stücke  und  alles  im  Stiche  ge- 
lassen und  sich  über  das  Wasser  retiriret,  hinder  sich  alles  in  Brand 
gestecket  mit  Hinterlassung  vieler  Dothen  und  Beschädigten,  ist  dieses 
also  ein  grosses  Gelück,  welches  den  keyserlichen  Ländern  zu  grossen 
Nutzen  gereichet,  zumahlen  der  Feind  nun  keine  Brücke  mehr  über 
die  Donaw  hat  als  zu  Fest,  welches  weit  abgelegen.  Wir  haben  et- 
liche 40  Dothe  und  87  Beschädigte.  Ich  werde  in  3  Tagen  nach 
Wien,  mich  und  meine  Bagage,  welche  alles  ruiniret,  zumahlen  ich  mit 
guten  Pferden  im  Felde  kommen  und  nun  mit  Ochsen  fahre,  wieder 
zu  renoviren. — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Comorre  7.  August  st.  n.  1664. 

[BestaDd  der  Trappen,  frühe  Winterquartiere.    Bitte  am  Erlaubnis,  ea  Ef.  reisen 

zu  dürfen] 

7.  Aug.  Er  übersendet  die  Listen '),  wie  stark  (»eine  Truppen  noch  effecti?e  an 

Gesunden  y  Kranken  und  Beschädigten  sind,  Ef.  wird  daraus  ersehen,  dass 
dieselben  ziemlich  im  Stande  sind.  Er  wünscht  nur  etwas  Ruhe  zu  haben, 
die  Mundierung  wieder  auszubessern,  ehe  das  Herbstwetter  eintritt.  Er 
bittet  um  Erlaubnis,  wenn  die  Quartiere  bezogen  seien  und  er  alles  in  Stand 


')  S.  über  diese  Einnahme  von  Park  an  den  Bericht  von  de  Soncbes  an 
den  Kaiser  (d.  Feldlager  an  der  Donau,  oberhalb  Gran  2.  August  1664)  Diar- 
Europ.  XI  S.  461  ff. 

^  Danach  zahlen  die  4  Gompagnieen  e.  Robb  noch  396  Mann,  darunter  wirk- 
lich dieDSttfauend  22f>,  während  22  tot  oder  verloren  sind,  die  Radziwillschen 
Dragoner  255  (davon  dienstthuend  239,  verloren  12),  die  Derfflingschen  Dra- 
goner 322  (davon  dienstthuend  239,  verloren  5H),  die  8  Compagnieen  z.  Fuss  820 
(davon  dienstthuend  615,  verloren  148). 


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EiDDahme  von.ParkaD.    Bitte  des  Kaisers  am  weiteren  Succnrs.         335 

gesetzt  habe,  sich  zu  Kf.  begeben  zo  dürfen^).  Man  redet  hier  von  gar 
zeitigen  Winterquartieren,  da  sie  schon  im  März  den  Feldzng  begonnen 
haben. 


Kaiser  Leopold.     Instruktion  für  Herzog  August  von  Holstein. 
D.  Wien  20.  August  1664. 

[Rf.  soll  weitere  Truppen  zur  RekrntieruDg  der  Reichsarmee  hergeben.] 

Er  soll  den  Ef.  ersachen,  den  Ereis&tänden  zu  Snpplierang  ihrer  Ver*  20.  Aag. 
Stärkungswerbung  von  seiner  auf  den  Beinen  habenden  alten  Soldatesca  noch 
ein  paar  tausend  Mann  wegen  der  auf  dem  Verzug  liegenden  Gefahr  zu 
überlassen,  der  Kaiser  werde  demselben  dafür  Wiedererstattung  und  Satis- 
faction  an  Mannschaft  oder  Geld  yerschaflfeo.  Der  Kaiser  wünscht,  dass 
ihm  diese  Völker  möglichst  bald,  noch  vor  AuBgang  des  September  zuge- 
sendet werden,  er  wird  Verordnung  ergehen  lassen,  dass  dieselben  auf 
den  Schlesischen  Grenzen  übernommen  und  gleich  den  anderen  mit  dem  un- 
entbehrlichen Unterhalt  versehen  werden  >). 


Geheimenraths-Protocoll.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
l9./[29.]  August  1664. 

praes.  S.  Gbf.  D.     I.  F.  D.  v.  Anhalt.    H.  Gr.   von  Dona.    Freih.    v.  Schwerin. 

Freih.  v.  Loben.    H.  v.  Hoverbeck.    H.  v.  Platen.    H.  v.  Somnitz. 

[Ob  Kf.  die  von  dem  Kaiser  geforderten  weiteren  Truppen  schicken  solle.] 

Kaiserliches  Schreiben  und  Instruction  des  Herzog  Augusti  zu29.  Aag. 
Holstein')  verlesen,  darinnen  I.  K.  M.  begehret,  S.  Chf.  D.  möchten 
noch  2000  ihrer  ältesten  und  besten  Soldaten  vor  Ausgang  des  Sep- 
tember schjeken,  sollte  defalciret  werden  an  den  Becruiten  oder  sonst 
Geld  davor  gegeben  werden. 

Der  Reichs  Directoren  Schreiben^)  in  eadem  causa  verlesen. 

S.  Chf.  D.  erinnern  wegen  des  Moscowiters,  dass  er  Miene 
machte,  in  Preussen  einzubrechen,  2)  wegen  derTartaren,  die  tran- 
situm  durch  Schlesien  bei  Polen  begehren. 

0  Kf.  ertheilt  diese  Erlaubnis  (d.  Cöln  a.  d.  Sp.  17./27.  August  16G4). 

^)  Unter  demselben  Datum  erlasst  der  Kaiser  auch  Schreiben  ähnlichen  In- 
halts an  K.Baiern  und  an  die  Fürsten  von  Hessen-Gasselund  Braunscbweig. 

^)  S.  das  vorhergehende  Schreiben  vom  20.  August. 

^)  Auch  diese  (der  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  und  der 
Markgraf  Friedrich  von  Baden)  hatten  sich  mit  Schreiben  desselben  Inhalts 
wie  das  kaiserliche  (d.  Wien  19.  August  1664)  an  den  Kf.,  sowie  auch  an  K.Bai- 
ern und  die  Fürslen  von  Hessen-Cape el  und  Braunschweig  gewendet. 


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336  5.    Der  Turkenkrieg 

F.  ZU  Anhalt,  dass  S.  Chf.  D.  noch  1000  Mann  dem  Ea}8er 
schickte,  Kaiser  wollte  vor  einen  Mann  15  bis  16  Thaler  geben,  mochte 
S.  Chf.  D.  das  Geld  nehmen,  die  Hälfte  davon  zu  Werbung  anderer 
Völker  employiren,  die  andere  Hälfte  anderswo  anwenden. 

G.  T.  Dona:  quaestio  est,  ob  S.  Chf.  D.  solle  die  2000  schicken, 
der  Nutzen  und  Gefahr  zu  consideriren:  das  Land  würde  entblösset,. 
die  Gefahr  vor  Moscowiter  und  Tartaren  ist  da:  meinet  es  würde 
eine  Schule  der  Soldaten  sein,  so  S.  Chf.  D.  ohne  ihre  Kosten  in 
fremde  Lande  hielte,  würde  also  nicht  undienlich  sein,  solche  lOÖO 
Mann  zu  schicken,  möchten  aber  nicht  lauter  alte,  sondern  auch 
einige  neue  mit  darunter  sein   und   sollten  von  unterschiedenen  Re- 

'  gimentern  genommen  werden. 

H.  0.  [v.  Schwerin]:  S.  Chf.  D.  erwägen  die  Sache  billig  wegen 
des  Moscowiters  und  die  schlechte  Anstalt,  so  in  Polen  ist.  Weil 
L  K.  M.  versprochen,  S.  Chf.  D.  alsofort  in  casu  necessitatis  ihre 
Völker  wieder  folgen  zu  lassen,  conformiret  mit  denen,  die  sagen,  dass 
S.  Chf.  D.  die  Völker  schicken,  vor  die  angebotene  Bezahlung,  und 
dass  wegen  Jägern dorf  wieder  aufs  eifrigste  vorgestellet  und  urgiret 
werde. 

V.  Loeben  ähnlich. 

H.  V.  Hoverbeck:  Es  könnte  wohl  sein,  dass  Moscau  und  Tar- 
taren etwas  thua  möchten,  aber  die  Türkische  Gefahr  sei  die  pres- 
sauste,  und  wann  dieser  gesteuert  wird,  so  geschieht  es  auch  den 
Tartaren.  Von  Moscau,  meinet  er,  sei  nicht  zu  befahren,  dass  er  mehr 
Feinde  machen  wollte,  da  er  Polen  hat  und  mit  Schweden  noch  nicht 
richtig;  meinet,  dass  die  Völker  wohl  könnten  abgefolget  werden,  so 
kämen  S.  Chf.  D.  an  allen  Orten  in  Consideration,  ihre  Volker  wür- 
den in  steten  exercitio  erhalten  und  die  Länder  hier  würden  etwas 
subleviret  von  dem  onere  zu  erhalten. 

H.  V.  Platen:  Wann  S.  Chf.  D.  dem  Kaiser  werde  willfahren, 
dass  sie  bei  der  ganzen  Welt  grossen  Buhm  erwerben  und  dass  sie 
die  1000  Mann  schicken  könnte.  De  modo  wird  müssen  gehandelt 
werden  auf  die  conditiones,  gleich  wie  die  anderen  zu  schicken,  so 
können  sie  selbe  auf  den  Nothfall  wieder  haben  und  wären  wohl 
exerciret. 

H.  Somnitz:  sei  wohl  gerathen,  dass  S.  Chf.  D.  mit  1000  Mann 
dem  Kaiser  zu  Hülfe  komme,  auch  mit  Werbung  anderer  1000  Mann 
sich  anheischig  mache.  Er  habe  vernommen  von  Recruiten,  so  vom 
Reich  gewilliget,  wann  sie  solche  schicken  müssten,  hätten  sie  nichts 


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Weitere  von  dem  Kaiser  begehrte  Hülfsleistoog.  337 

davon  zu  hoffen,  wäre  also  besser  itzo  zu  thun.    Wenn  Werbung  ge- 
seheben  sollte,  dass  solche  ausserhalb  der  Lande  geschehe. 

S.  Chf.  D.:  wird  zuerst  zu  bedenken  sein,  wie  S.  Chf.  D.  sich 
vor  dem  Moscowiter  in  Preussen  zu  versichern,  darnach  wird  sich 
das  andere  alles  richten.  In  Preussen^)  zu  Mdmel  4  Compagnien, 
Pill  au  400  Mann,  800  Eulenburgische,  150  Pferde,  150  Dragoner; 
auf  die  Lehnpilichtigen  ist  sich  nicht  zu  verlassen,  Landvolk  seind 
500  ohngefähr,  Wibrantzen  seind  nichts  ntttze.  Wann  sie  nicht  vor 
dem  Moscowiter  sicher  sein,  können  sie  hier  nichts  resolviren.  Man 
möchte  conditiones  bedingen: 

1)  dass  S.  Chf.  D.  möchte  in  allen  andern  Landen  werben, 

2)  dass  die  Truppen  stets  beisammen  bleiben, 

3)  dass  sie  den  Namen  von  Brandenburg  führen, 

4)  dass  die  Stücke,  so  man  erobert,  nach  advenant  getheilet  werden, 
item  die  Fähndel. 

Res.  Sollen  1000  Mann  geschickt  werden  mit  gewissen  Condi- 
tionen,  so  noch  aufzusetzen. 


Resolution  des  Kurftirsten  an  den  Herzog  Augustus  von  Hol- 
stein.   D.  Cöln  20. /[30.]  August   1664.0 

[BediDgoDgeo,  onter  denen  Ef.  dem  Kaiser  weitere  Hülfe  schicken  will.] 

—  Nun  sein  zwar  höchstged.  S.  Chf.  D.  allezeit  begierig  gewesen,  30.  Ang. 
Ihrer  Key.  M.  bei  aÜen  Occasionen,  insonderheit  auch  bei  dem  gegen- 
wärtigem Türkischen  Kriege  dero  gehorsambste  Devotion  in  der  That 
zu  contestiren  — ,  S.  Chf.  D.  können  aber  daneben  nicht  umbhin,  Ihrer 
Key.  M.  zu  remonstriren,  dass  alle  dero  Lande  und  insonderheit  das 
Herzogthumb  Preussen  überall  vielfältiger  und  grosser  Gefahr  offen 
stehen  —  und  es  dannenhero  deroselben  gefährlich  ausschlagen  könnte, 
wenn  sie  bei  solcher  Beschaffenheit  sich  und  ihre  Lande  aller  Defen- 
sion  entblösseten.  über  dem  sein  auch  höchstg.  S.  Chf.  D.  bishero 
auch  in  dero  gerechtesten  desideriis,  sonderlich  wegen  Restitution  des 
Herzogthumbs  Jägerndorf,  so  unglücklich,  dass  ohngeachtet  aller 
hohen   Versicherungen   sie    bis   auf  die  gegenwärtige  Stunde   sehen 


1)  S.  Hirsch,  Die  Armee  des  Gr.  Kurfürsten  S.  233.  241. 

3)  Von  demselben  Datum  ist  auch  die  Antwort  des  Ef.  an  die  beiden  Heichs- 
kriegsraths  -  Directoren ,  in  welcher  auf  die  an  den  Kaiser  ergangene  Resolution 
verwiesen  wird. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  22 


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338  &    ^«r  Torktokrieg. 

mllMeii,  dasB  solches  von  einem  Frembden  usurpiret  werde  und  man 
wegen  dessen  Bestitation  neulich  in  einer  schriftlichen  Besolation') 
sich  noch  weiniger  and  schlechter,  als  jemals  zuvor  geschehen,  er- 
kläret, welchem  allem  nach  S.  Chf.  D.  wohl  Ursach  hätten,  gleich 
anderen  vielen  Beichsständen  an  sich  zu  halten  und  sich  mit  fernerer 
H&Ife  nicht  zu  incommodiren.  Nichts  desto  weniger,  weil  S.  Chf.  D. 
gleichwohl  hoffen,  es  werden  Ihre  E.  M.  endlich  dero  heharrliche 
Devotion  gn.  erwägen  und  also  auch  dieselbe  an  dero  Kaiserlichen 
oft  versicherten  Affection  nicht  femer  zweifeln  lassen,  insonderheit 
aber  S.  Chf.  D.  mit  förderlichster  Bestitution  dero  Herzogthumbs,  wie 
auch  völliger  Satisfaction  und  Refusion  der  fructuum  perceptorum 
et  percipiendorum  erfreuen*),  so  wollen  S.  Chf.  D.  in  solcher  festen 
Zuversicht  f&r  diesesmal  Ihrer  Key.  M.  mit  eintausend  Knechten,  je- 
doch unter  nachfolgenden  Conditionen  abermalen  gehorsambst  an 
Hand  gehen: 

1)  Dass  dieselbe  mit  eben  dem  Beding  auf  Ihrer  Key.  M.  selten 
und  auf  die  Art  und  Weise,  wie  f&r  diesem  zu  Königsberg  man  sich 
mit  dem  Freiherrn  de  Lisola  verglichen  (welche  conditiones  des 
Herzogen  von  Holstein  F.  6n.  bekannt  sein),  ausser  was  nachge- 
hends  darunter  geändert,  Ihrer.  Key.  M.  zum  Succurs  geschicket  wer- 
den sollen. 

Weiln  auch  Ihre  Key.  M.,  begehret  zu  dero  Diensten  noch  ein- 
tausend Mann  gegen  Erlegung  der  Werbegelder  und  Unkosten  werben 
zu  lassen,  so  wollen  S.  Chf  D.  ohngeachtet  aller  in  dergleichen  Fäl- 
len fttrgehender  Ungelegenheiten  Ihrer  Key.  M.  hierunter  mit  dieser 
Condition  gehorsambst  willfahren,  dass  deroselben  dazu  20000  Bthlr. 
erlegt  und  ausgezahlt  werden  sollen. 

Ihre  Key.  M.  würden  sich  auch  gn.  gefallen  lassen,  einigen  Cburf 
Officiren  die  Werbung  in  der  Schlesien  solchenfalls  zu  gestatten, 
damit  diese  Völker  desto  besser  aufgebracht  werden  möchten.  Zu 
welchem  End  dann   auch  dieses  Begiment  allzeit  den  Namen  eines 


1)  S.  oben  Abschn.  4  S.  239. 

*)  Der  Resident  des  Ef.  io  Wien,  A.  Nenmann,  welchen  dieser  beanflragt 
hatte  (d.  Coln  20./30.  Aagnst  1664),  dem  Herzoge  von  Holstein  in  den  demselben 
übertragenen  Geschäften  znr  Hand  za  sein,  antwortet  darauf  (d.  Wien  31.  Angnst/ 
10.  September) ,  er  werde  diesem  Befehle  nachkommen,  .wie  dann  hochbesagte 
I.  Fürstl.  Gn.  ?on  dem,  was  Ew.  Chf.  D.  io  der  Jägerndorfschen  Sache  dero- 
selben  committiret,  mir  Nachricht  gegeben,  and  wie  weit  ich  hierin  sn  gehen 
and  was  numehr  zn  thnn,  Ew.  Chf.  D.  gnadigsten  Befehls  gewärtig  bin*. 


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Weitere  vod  dem  Kaiser  begehrte  Hülfsleistang.  339 

Brandenburgischen  Regiments  behalten  mttsste,  wiewohl  Bonsten 
Ib.  Key.  M.  sich  dessen  nach  dero  gn.  Gefallen  gebrauchen  können 
und  S.  Chf.  D.  nicht  praetendiren ,  dass  diese  Völker  dergestalt  und 
auf  die  conditiones  wie  dero  Ihrer  Key.  M.  zum  Succurs  geschickte 
Auxiliar  Völker  avociret  oder  sonsten  tractiret  oder  consideriret  wer- 
den sollten. 

Sobald  nun  Ihre  K.  M.  sich  auf  obiges  gn.  erkläret  und  eine 
schriftliche  Resolution  desfalls  Ihrer  Fürstl.  6n.  ertheilet,  welche  die- 
selbe sofort  anhero  zu  schicken  hätten,  wollen  S.  Chf.  D.  die  Völker 
marchiren  lassen,  also  dass  sie  noch  ftlr  Ausgang  des  Septembris  in 
Ihrer  Key.  M.  Erblanden  geliefert  werden  sollen.^)  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
9.  September  1664^). 

[BinstellnDg  der  Eriegsoperationen,   Ef.  soll  die  bewilligteD   MaDDSchafteD  zn- 

rückbehalteD.] 

Er  hat  sowohl  ans  einem  Schreiben  des  Ef.  vom  20.  Aagast  als  auch  19.  Sept. 
aus  der  Relatioo  des  Herzogs  von  Holstein  ersehen,  dass  Ef.  sich  zu 
der  ihm  aDgesonnenen  Ueberlassang  von  ein  paar  taaseod  Mann  bereit  er- 
klärt hat,  er  dankt  ihm  dafür,  theilt  ihm  aber  mit,  dass  er,  nachdem  die 
Türken,  während  das  verbündete  Heer  sich  ausgeruht,  die  Festungen  Grau 
undNenhänsel  verproviantiert  und  mit  stärkerer  Besatzung  versehen  haben, 
so  dass  in  diesem  Jahre  ein  Angriff  auf  dieselben  nicht  mehr  werde  unter- 
nommen werden  können,  ferner  wögen  der  Strapazen,  welche  die  Truppen 
würden  aushalten  müssen,  und  da  auch  die  Reichskriegsraths-Directoren  und 
Generale  der  Ansicht  seien,  dass  in  diesem  Jahre  weitere  Operationen  nicht 
mehr  unternommen  werden  könnten,  beschlossen  habe,  die  Reichsstände 
nicht  um  weitere  Anticipation  der  verlangten  Völker  zu  ersuchen.  Er  bittet 
daher  Ef.,  mit  der  auch  von  ihm  verwilligten  Mannschaft  zurückzuhalten, 
zugleich  durch  seine  Gesandtschaft  in  Regensburg  dahin  zu  wirken,  dass 
nicht  allein  der  punctus  continuandae  assistentiae  zur  Richtigkeit  gebracht 


')  Wenige  Tage  darauf,  anter  dem  Eindruck  der  in  der  Erfurter  Ange- 
legenheit eiDgetroffenen  Nachrichten,  droht  Kf.  nicht  nur,  die  neube willigten 
Truppen  nicht  zu  schicken,  sondern  auch  das  Corps  des  Herzogs  von  Holstein 
aus  Ungarn  zaruckzurufeD,  b.  die  Schreiben  an  den  Eai  ser  und  an  E. Mainz  vom 
27.  August/ 6.  September  unten  Abschn.  6. 

^  Vgl.  das  Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhaltes  von  demselben  Datum  an  den 
Brzbischof  von  Salzbarg  zur  Mittheilung  an  die  Reichsstände  Londorp  IX 
S.  277. 

22* 


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340  ^'    I^or  Türkenkrieg. 

ood  sofort  ins  Werk  gesetzt  werde,  sondern  auch,  dass  die  noch  rück- 
ständigen Contigente  geworben  und  für  das  nächste  Frühjahr  in  Bereit- 
schaft gehalten  würden. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
11.  September  1664. 

[Der  Kaiser  bedarf  der  Hülfe  vorläufig  nicht.     Friedensgerücbte.] 

11.  Sept.  Berichte  in  Eile,  dass  ich  vor  6  Tagen  hier  angelanget,  in  Hoff- 

nung wegen  meiner  guten  Verrichtung  gar  angenehm  zu  sein,  habe 
desswegen  einige  Resolution  von  hiesigen  Ministris  verlanget,  wel- 
che mir  gestern  ist  gegeben  worden,  als  nämlich,  dass  man  itzo 
der  Hülffe  nicht  bedarff,  zumahlen  die  Resolution,  einigen  Platz  zu 
attacquiren,  sich  schon  geändert  und  man  verhoffet,  zu  Ende  Octobris 
in  die  Winterquartiere  zu  gehen,  haben  die  Bayrische,  Salzburgische 
und  andere,  welche  schon  im  Marsch  gewesen,  contramandiret.  Mich 
deucht,  dass  alle  die  Zurückschickung  der  Völker  etwas  andres  aut 
sich  habe  und  dass  man  den  Frieden  unter  der  Hand  ohn  Vorwissen 
einiges  Stande^  des  Reichs  suche  zu  schliessen,  viele  wollen  sagen, 
es  sei  schon  meistentheils  richtig  M.  Sie  haben  mir  zwar  gesaget, 
ich  möchte  Ew.  Churf.  On.  bitten,  dass  sie  diese  gefastete  Resolution, 
Ihre  K.  M.  mit  Volk  zu  assistiren,  mochten  zu  künftiges  Vorjahr  werk- 
stellig  machen,  ich  weiss  aber  nicht,  ob  es  Ew.  Churf.  6n.  vortheil- 
haftig  sein  wird,  den  ganzen  Winter  Leute  auf  den  Beinen  zu  halten 
umb  selbe  hernach  im  Sommer  hier  crepiren  zu  lassen.  Ich  werde 
in  zwei  Tagen  wieder  zur  Armee. 


*)  Kf.  ist  durch  diese  Friedensgerücbte  keineswegs  überrascht  worden.  Schon 
am  7./17.  Juli  hatte  ihm  A.  Nenmaon  von  Regensbnrg  aus  berichtet,  nachdem 
der  Feind  Serin  war  zerstört  habe,  meine  man,  er  werde  sum  Frieden  geneigt 
sein,  dass  man  aber  auch  am  kaiserlichen  Hofe  die  Gedanken  meistens  suni 
Frieden  richte,  darauf  deute  auch  die  Anfertigung  von  Silbergeschirr  hin,  das 
wabrscheiolich  zu  Präsenten  bestimmt  sei.  Derselbe  meldet  14./24.  Juli:  „Kann 
man  nur  den  Frieden  auf  einigerlei  Weise  erhandeln,  so  wird  man's  nicht  unter- 
lassen' und  aus  Wien,  wohin  er  am  2.  August  zurückgekehrt  war,  18./23.  August, 
ein  Courier  Rennigers  melde  Inclinatfon  des  Grossveziers  zum  Frieden,  auch 
hier  verlange  man  nichts  höheres  als  den  Frieden,  und  31.  August/ 10.  September: 
,Mit  den  Friedensgedanken  gehet  man  noch  immerfort  umb,  und  wenn  man  ta- 
liter  qualiter  zur  Facification  kommen  kann,  wird  man's  nicht  ausschlagen,  zumal 
wegen  der  Nachrichten  aus  Spanien,  wo  der  Tod  des  Königs  befürchtet  wird." 


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AblehDQDg  weiterer  Hulfstroppen.  341 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Grimnitz 
7./[17.]  September  16640- 

[auf  das  Schreiben    vom    9.  September.     Verwunderung   über   die   Veränderung 
des  Entschlusses,   Unzuträglichkeiten  dadurch  für  Ef.     Die  von  dem  Kf.  gelei- 
steten Dienste.    RestifotiOD  von  Jagerndorf.] 

—  Nun  muss  ich  zwar  Ew.  Key.  M.  hochsterleuchteten  Verstände  17.  Sept. 
und  directorio  anheimb  gestellet  sein  lassen,  welcher  gestalt  dieselbe 
diesen  Krieg  —  fortzusetzen  und  was  Sie  dabei  zu  thun  und  zu  re- 
solviren  —  gut  finden,  ich  hätt  mich  aber  dieser  Veränderung  desto 
weniger  versehen,  weil  Ew.  Key.  M.  dieser  anderweiten  Hülfe  halber 
so  eifrige  und  ernstliehe  Instanz  bei  mir  thun  lassen,  wodurch  ich 
denn  auch  bewogen  worden,  nicht  allein  die  Völker  bereits  gegen  die 
Grenzen  marchiren  zu  lassen,  sondern  auch  dabei  sofort  die  nöthige 
Officirer^  bestellet  —  welches  alles  mir  und  meinen  Landen  anitzo 
nicht  ohne  grosse  Beschwerde  auf  dem  Halse  bleibet.  Ich  lebe  aber 
hiebei    der   unterthänigsten  Hoffnung   und  Zuversicht,    Ew.  Key.  M. 


^)  0.  Y.  Schwerin  hatte  dem  damals  von  Berlin  abwesenden  Kf.  das  Schrei- 
(ben  des  Kaisers  vom  9.  September  zugesendet  und  in  einem  Begleitschreiben 
d.  C51n  a.  Spr.  6./16.  September)  gerathen,  in  der  zu  ertheilenden  Antwort  dar- 
auf hinzuweisen,  dass  Kf.,  nachdem  der  Kaiser  diese  Hülfe  so  eifrig  von  ihm 
verlangt  habe,  nicht  hätte  denken  können,  dass  dieselbe  nicht  wurde  angenommen 
werden,  er  hätte  schon  die  nothigen  Anstalten  dazu  getroffen.  £r  hoffe,  der 
Kaiser  werde  seine  Willfährigkeit  künftig  erkennen,  namentlich  ihm  in  der  Jägern - 
dorfer  Sache  endlich  die  längst  desiderierte  Satisfaction  widerfahren  lassen. 
Diesen  Vorschlägen  gemäss  ist  das  Schreiben  ausgefertigt 

3)  Kf.  hatte  gleich  am  20./ 30.  August  an  den  bei  der  Armee  Montecuccolis 
stehenden  Kämmerer  Freiberrn  v.  Wald  bürg  geschrieben,  ihm  mitgetheilt,  dass 
er  ihm  das  Gommando  nebst  der  Obristlieutenantscharge  über  die  dem  Kaiser 
zuzuschickenden  1000  Mann  übertragen  wolle ,  und  ihn  aufgefordert,  da  diese 
Trappen  von  verschiedenen  Orten  zusammengebracht  und  möglichst  bald  nach 
den  kaiserlichen  £rblanden  geführt  werden  müssten,  sich,  sobald  der  Herzog  von 
Holstein  die  desiderierte  Resolution  vom  Kaiser  erhalten  haben  werde,  nach  Berlin 
zu  verfügen,  zugleich  hatte  Kf.  den  F.M.  v.  Sparr  angewiesen,  Wald  barg,  dem 
er  jenes  Gommando  übertragen  habe,  auf  das  schleunigste  hieher  zu  dimittieren. 
Wald  bürg  in  seiner  Antwort  (d.  im  Feldlager  unweit  der  Waag  9/19.  September 
1664)  dankt  dem  Kf.  für  das  ihm  zugedachte  Gommando,  da  ihm  aber  der  Herzog 
von  Holstein  gestern  mitgetheilt  habe,  dass  die  Sache  zurückgegangen  sei  und 
die  Völker  diesen  Herbst  nicht  marschieren  würden,  so  werde  er  hier  des  Kf. 
weitere  Befehle  abwarten.  —  Andere  Officiere  dagegen  sind  von  dem  Kf.  wirklich 
schon  angestellt  worden,  am  20./30.  September  weist  derselbe  den  Oberlicentein- 
nehmer  Preunel  an,  1000  Thaler  zur  Goutentierung  derjenigen  Officiere  zu  zahlen, 
welche  mach  Ungarn  zur  kaiserlichen  Armee  hätten  gehen  sollen,  jetzt  aber  coq* 
tramandiert  seien. 


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342  5-     ^^^  Türkenkrieg. 

werde  meiDe  bei  diesem  Werk  und  sonsten  jedesmal  bezeugte  gehor- 
sambste  Devotion  und  Willfährigkeit  hiernegst  in  keyserlichen  Gnaden 
erkennen  —  wie  ich  denn  insonderheit  zu  Ew.  Key.  M.  das  feste  Ver- 
trauen setze,  Sie  werden  dermaleins  denen  von  dero  —  Vorfahren 
und  Ew.  K.  M.  selbst  so  oft  gethanen  guten  Versprechen  und  Zusagen 
sich  gnädigst  erinnern  und  mir  in  der  Jegerndor fischen  Restitutiohs- 
sache  Satisfaction  widerfahren  zu  lassen  geneigt  sein.  — 


Otto  Christof  v.  Sparr*)  an  den  Kurfürsten.     D.  Im  Haupt- 
quartier Wiskilet  19.  September  st.  n.  1664. 

[Waldbarg.    ErnenDung  des  H.  v.  Holstein  zum  G.FeldmarschalU  Lieutenant.] 

19.  Sept.  Er  hat  Waldbnrg  seine  Ernennung  notificiert  und  es  so  eingerichtet^ 
dass  derselbe  seine  Compagnie  zu  Pf.  unter  dem  Obristen  Schmidt,  wann 
es  ihm  beliebt,  quittieren  kann.  Er  hat  auch  des  Kf.  NotificationsschreibeD, 
dass  er  den  Herzog  von  Holstein  znm  G.FeldmarschalU  Lieutenant  be- 
stellt'),  erhalten,  wird  dem  gleichfalls  Parition  leisten  und  den  Herzog  da- 
für respectieren,  und  gratuliert  demselben  zu  dieser  Charge. 


1)  Schon  Ende  Januar  1664  hatte  der  Kaiser  den  Gesandten  des  Ef.  in 
Begensburg  (b.  deren  Relation  vom  1Ö./2Ö.  Janaar  oben  8.  219)  seinen  Wunsch 
mittheilen  lassen,  des  Ef.  G.F.M.  Otto  Christoph  v.  Sparr  für  den  Tarkenkrieg 
in  seinen  Dienst  zu  bekommen,  und  zwar  in  der  Armee  Montecuccolis  zu 
verwenden.  Der  Ef.  hatte  darauf  zunächst  (5.  Februar,  oben  S.  221}  erklart,  da 
er  sich  selbst  in  Defension  zu  setzen  entschlossen  sei,  so  könne  er  sich  wegen 
Sparr's  noch  nicht  erklären,  doch  hatte  er  dann  schon  Ende  Februar  auf  direktes 
Ersuchen  des  Kaisers  demselben  die  Erlaubnis  zum  vorlaufigen  Uebertritt  in  dessen 
Dienst  ertheilt.  Sparr  hat  sich  zunächst  gegen  Mitte  April  nach  Begensburg, 
wo  sich  damals  das  kaiserliche  Hoflager  befand,  begeben,  von  dort  reiste  er, 
wie  der  ebenfalls  dort  anwesende  Besident  des  Ef.  A.  Neu  mann  am  24.  April 
meldet,  am  18.  April  zu  Wasser  nach  Wien,  um  dort  einige  Wochen  zu  bleiben 
und  gute  Anstalten  zu  machen.  Er  hat  sich  dann  zu  der  bei  Ung.  Altenburg 
stehenden  kaiserlichen  Armee  begeben,  hat  Anfang  Juni  diese  von  dort  nach  der 
Mar  geführt,  ist  selbst  am  20.  Juni  (s.  Diar.  Europ.  XI  S.  357)  bei  Serinwar 
eingetroffen  und  hat  an  den  dortigen,  sowie  nachher  an  den  weiteren  Eämpfen 
bis  zu  Ende  des  Feldzages  Theil  genommen.  Am  27.  November  1664  schreibt 
der  Eaiser  dem  Kf.,  da  ihr  beiderseitiger  Feldmarschall  v.  Sparr  eine  Beise 
nach  Hause  unternehmen  wolle,  so  bezeuge  er  demselben,  dass  er  durch  Tapfer- 
keit und  Kriegserfahrung  sich  ganz  zu  seiner  Zufriedenheit  bewiesen  habe. 

*)  Wie  er  den  Herzog  von  Holstein  durch  Verleihung  dieser  Charge  für 
die  in  dem  Turkenkriege  geleisteten  Dienste  belohnte,  so  erliess  der  Kf.  auch 
(d.  Cöln  20./30.  August  1664)  gleichlautende  Schreiben  an  die  Obristlieutenants 
Block,  Koller  und  Marwitz,  sowie  an  den  Obristwachtmeister  Sparr,  in 


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Uothätigkeit  der  vereiDigten  Armee.  343 

Herzog  Angustns  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Im 
Feldlager  bey  Freystettel  26.  September  1664. 

[Unthätigkeit  der  vereiDigten  Armee,  Erankbeiten.] 

—  Es  gehet  itzo  hier  nehrisch  zu,  wir  seind  itzo  mit  der  Haubt-  26.  Sept 
armee  und  Reichs,  Alliierten  und  Frantzosche  Armee  conjungiret '), 
seind  in  allen  über  20000  Man')  nicht  stark.  Montecuculi  saget 
alle  Tage  von  schlagen,  aber  es  wird  nichts  daraus  und  wird  es  auch 
wohl  schwerlich  darzu  kommen  und  sterben  die  Musquetiere  hauffich 
weck,  und  seind  in  3  Wochen  von  denen  mir  anvertrauten  136  ge- 
storben. — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Im  Lager  bey  Freystettel 
27.  September  1664. 

[Mangelnde  Besahlang,  der  Friede  scheint  sicher.] 

—  es  gehet  zimlich  schlecht  zu,  man  ist  uns  itzo  3  Monat  schul-  27.  Sept. 
dig  und  ob  man  mir  zwar  bei  meinen  damaligen  Keisen  zu  Ih.  Churf. 

denen  er  ihnen  mittheilt»  dass  der  Herzog  von  Holstein  bei  seiner  Anwesenheit 
daselbst  gerahmt  habe,  dass  sie  nicht  allein  für  die  ihrem  Commando  unterge- 
benen Truppen  gute  Sorge  getragen,  sondern  auch  bei  den  Rencontren  und  Occa- 
sionen  gegen  den  Feind  Tapferkeit  und  gute  Resolution  bewiesen  hätten,  und 
bezeugt  ihnen  sein  Wohlgefallen  darüber. 

^)  Nach  der  Schlacht  bei  St  Gotthard  (1.  August),  durch  welche  der  Ver- 
such des  Grossveziers,  die  Raab  zu  überschreiten,  von  Montecuccoli  vereitelt 
worden  war,  hatte  sich  der  erstere  gegen  Stuhlweissenburghin  zurückgezogen, 
wahrend  Montecuccoli's  Armee  nach  Oedenbnrg  hin  abzog  und  dann  An- 
fang September  zwischen  Co morn,  Raab  und  Ungarisch- Altenburg  Stellung 
nahm.  Inzwischen  hatte  die  Armee  de  Sonches',  welche  aber  jetzt,  nachdem 
dieser  selbst  sich  nach  Wien  begeben  hatte,  von  dem  General  Heister  befehligt 
wurde,  sich  nordlich  von  der  Donau  bei  Co  morn  gelagert  und  von  hier  aus  Neu- 
bau sei  eingeschlossen  gehalten.  Auf  das  Gerücht  aber,  dass  eine  grosse  türkische 
Armee  zum  Bntsatz  dieser  Stadt  herannahe,  gab  Heister  seine  Stellung  auf 
und  zog  sich  nach  der  Schutt  zurück,  so  dass  der  Grossvezier,  welcher  inzwischen 
(27.  August)  in  Gran  angelangt  war  und  die  dortige  Donaubrücke  wiederherge- 
stellt hatte,  Verstärkungen  an  Truppen  und  Proviant  nach  Neuhäusel  werfen 
konnte.  Darauf  ging  auch  Montecuccoli  mit  den  kaiserlichen,  den  Reichstruppen 
und  den  französischen  Hnlfstruppen  am  7.  September  bei  Pressburg  über  die 
Donau  und  lagerte  sich  an  der  Waag  bei  Tyrna  und  Freistättl,  wo  auch  Hei- 
sters Corps  zu  ihm  stiess,  und  dort  ist  die  vereinigte  Armee  bis  zum  Friedens- 
schluss  stehen  geblieben.  S.  Diar.  Burop.  XIS. 483ff.  Oesterr.  milit.  Zeitschr. 
ni  8.  23  ff. 

>)  Oesterr.  militär.  Zeitschr.  III  S.  S2  wird  die  Stärke  der  vereinigten  Ar- 
meeen  auf  40  000  Mann  angegeben. 


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344  5.    Der  Türkenkrieg. 

Gn.  versprochen,  es  solte  alles  richtig  bezahlet  werden,  sehe  ich  doch 
itzb,  dass  man  alle  Zusage,  weil  man  unser  vielleicht  nicht  gross  mehr 
bedarf,  vergessen.  Sie  sagen  zu  Wien  noch,  der  Friede  sei  nicht 
geschlossen,  aber  in  allen  Grenzfestungen  reiten  die  Türken  aus  und 
ein,  handeln  und  verkaufen  wie  sie  wollen,  haben  alle  Gefan- 
genen, die  sie  diesen  Feldzug  gemacht,  wieder  herüber  geschickt  ohne 
Kaution,  gewiss  gelaube  ich,  dass  sie  uns  wollen  hier  crepiren  lassen, 
damit  man  zu  nichts  mehr  dauchlich,  ich  bitte,  Ew.  Churf.  Gn.  wolle 
es  am  keyserlichen  Hofe  remonstriren  und  sich  unser  genedigst  an- 
nehmen. — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Im  Feldlager  vor  Freystettel 

1.  October  1664. 

[Der  Friede  ist  geschlosBeo.     Bitte  am  VerhaltüDgsbefehle.] 

l.Oct.  —  Ich  kann  —  nichts  schreiben,  als  dass  der  Friede  hier  rich- 

tig*), die  conditiones  seindt  zwar  noch  geheimb,  aber  es  ist  kein 
Zweifel,  dass  es  Friede  ist.  Man  weiss  nicht,  wie  man  die  Auxiliar- 
volcker  will  los  werden,  man  redet,  dass  man  uns  in  die  Bergstette 
lägern  will,  welches  ich  aber  totaliter  abgeschlagen  und  ohne  expresse 
Ordre  von  E.  Chf.  Gn.  nicht  thun  werde. 
Er  bittet  um  Verhaltungsbefehle. 


Derselbe  au  den  Kurfürsten.    D.  Wien  8.  October  st.  n.  1664. 

[Uebler  Zastand  seiner  Truppen.] 

8.  Oct.  Er  hat  auf  seine  letzten  Schreiben  noch  keine  Antwort,  bittet  um  Ver- 

baltangsbefehle. Es  seind  bei  Reitern  und  Dragonern  über  300  zu 
Fuss,  von  dem  Fussvolk  ist  der  Abgang  auch  bei  400  Mann;  in  der 
mir  mitgegebenen  Instruction ')  stehet,  dass  diese  Volcker  Ih.  Rom.  E. 
M.  versprochen  im  selben  Stande  und  Anzahl  wieder  zu  lielBfern,  wie 
sie  sie  empfangen.  — 


^;  Der  schon  am  10.  Aagast  in  dem  Hauptquartier  des  Grossveziers  zu  Vas- 
var  auf  20  Jahre  abgeschlossene  Friede  war  erst  nach  der  beiderseitigen  Rati- 
fication am  26.  September  bekannt  gemacht  worden,  s.  Zinkeisen  IV  S.  932ff., 
das  Ffiedensdokument  bei  Dumont,  Corps  diplomatique  VI  2.  S.  2Jf. 

^  S.  oben  S.  301  (§  10),  vgl.  auch  S.  298  (§  4). 


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Der  Friedeo.    Uebler  Zostand  der  Hulfetruppen.  345 

Der  KurfUrst  an  Herzog  Augustus  von  Holstein.     D.  Cöln 
3./[13.]  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  1.  October.    Die  Truppen  sollen  im  kaiserlichen  Gebiet 

Quartiere  beziehen] 

Er  ist  erfrenty  dass  der  Friede  geschlossen,  wünscht  die  Bedingangen  13.  Oct. 
desselben  zn  erfahren.  Wir  wollen  sonsten  nicht  vermuthen,  dass  Ihre 
K.  M.  die  Auxiliarvölcker  so  gesehwind  dimittiren  und  weggehen  lassen 
werden,  wie  uns  dan  bey  dieser  Zeit  auch  deren  Verpflegung  und  Unter- 
halt, weil  dieses  alles  unvermuthet  kommet,  sehr  ungelegen  fallen 
würde,  und  wollen  E.  Ld.  demnach  Gefallen  tragen,  umb  gute  Quar- 
tiere bey  Zeiten  anzuhalten,  auch  austrücklich  dabei  bedingen,  dass 
Sie  sich  mit  unsern  Trouppen  nicht  nach  den  Bergstetten  weisen  und 
verlegen  lassen  können. 

Er  will  auch  an  G.Fm.  Sparr  deswegen  schreiben. 


Herzog  Augastas  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien 
14.  October  st.  n.  1664 

[Die  Truppen  sind  ohne  Sold  und  Lebensmittel  in  traurigster  Lage.] 

Er  hat  seit  seiner  Rückkehr  von  Berlin  keine  Antwort  auf  seine  ver-  14.  Oct. 
schiedenen  Schreiben  erhalten,  bittet  dringend  darum.  Ich  liege  hier  mit 
grossen  Unkosten  und  solicitire  sowohl  4  restirende  Monat  Sold,  als 
den  Julium,  Aug.,  Sept.,  Oct.,  von  welchem  allem  ich  nichts  erhalten 
kan,  ob  es  gleich  vorhin  zu  geben  versprochen.  Die  Trouppen  stehen 
noch  auf  die  Ungersche  Grenze,  ohne  dass  geringste  von  Lebens- 
mittel nicht  ist,  und  gehen  die  Pferde  sowohl  von  Reuttern  als  Dra- 
gonern alle  zu  Grunde.  —  Die  Ordre  vom  Hofe  zum  Abmarsch  habe 
ich  noch  nicht  erhalten ich  vermuthe  sie  stundlich. 

Herzog  Angustns  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
22.  October  st.  n.  1664. 

[auf  das  Bescript  vom  3./13.  October.    Quartiere  sind  nicht  bewilligt,  die  Truppen 
sind  schon  auf  dem  Rückmarsch.] 

£r  hat  sich  vergeblich  bemüht,  Quartiere  zu  erhalte'n.     Man  wendet  22  Oct. 
mir  vor,  dass  Ih.  Mai.  schon  mehr  uns  gegeben  als  uns  zukomme, 
dass  sie  selbst  resolviret,  8  Regimenter  zu  Fuss  und  5  zu  Pferde  zu  redu- 
ciren,  und  dass  also  man  ihr  nicht  verdenken  könne,  dass  sie  uns  nicht 


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346  5-     Der  Turkenkrieg. 

hier  behalten  konte,  alle  andern  Trouppen  sind  schon  marschiret  ^), 
ich  habe  auch  meine  Abfertigung  gänzlich  von  hier  und  seind  I.  Churf. 
6n.  Trouppen  schon  im  Marsch  nach  Schlesien,  5  Wochen  werden 
sie  wohl  zubringen,  ehe  sie  an  £.  Churf.  Gn.  Grenze  kommen.  —  Vor 
einer  halben  Stunde  ist  ein  Courier  von  Chur  Maintz  hier  angekom- 
men, berichtet,  dass  Erfurt  auf  Discretion  übergegangen *),  worüber 
gross  Frohlocken.  — 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Augastus  von  Holstein.     D.  Göln 
20./ [30.]  October  1664 

[Eventueller  BackmarBch  der  Truppen.    ErgäosnDg  derselben.] 

30.  Oct.         Er  verwundert  eich,  dass  derselbe  seine  Schreiben  nicht  erhalten. 

Was  Ew.  Ld.  BQckmarche  betrift,  geben  wir  deroselben  aus  un- 
serem an  Ih.  K.  H.  abgelassenen  Antwortschreiben  mit  mehrem  zu 
vernehmen,  wohin  unsere  Intention  desfalls  zielet,  sollte  man  nun  am 
keyserlichen  Hofe  der  ferneren  Quartier  und  Verpflegung  halber  viele 
Difficultäten  machen  und  sich  dazu  nicht  verstehen  wollen,  solchenfalls 
hatten  Ew.  Ld.  gewisse  Commissarien  zu  begehren,  welche  Sie  mit 
der  Soldatesque  bis  auf  unsere  Gränze  begleiteten.  —  —  Inmittelst 
haben  £.  Ld.  fest  darauf  zu  bestehen,  dass  man  dem  aufgerichteten 
Vergleich  gemess  die  Volcker  uns  in  so  starcker  Anzahl,  als  wir  solche 
geschickt,  wie  ingleichen  mit  behöriger  Montirung  wieder  lieffere. 
Er  hat  G.Fm.  Sparr  anbefohlen,  daeo  zu  cooperieren. 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
20. /[30.]  October  1664. 

[Glackwunsch   znm  Frieden.     Wunsch,    dass  seinen  Trappen  noch  einige  Zeit 
Quartiere  gestattet  werden,  Forderung,  dass  die  vereinbarten  Bedingungen  erfällt 

werden.] 

30. Oct.  Aus  einem  Schreiben  des  Kaisers  vom  5.  October*),  das  er  aber  erst 

am  18./ [28.]  erhalten,  hat  er  die  zwanzigjährige  Prorogation  des  Stillstan- 

^)  Anfang  October  war  die  bisher  bei  Freistättel  vereinigte  Armee  auf- 
gelost worden  und  hatten  darauf  die  verschiedenen  Contingente  der  Reichsarmee 
.  sowie  die  Truppen  der  Alliierten  und  das  französische  Hülfsoorps  den  Rückmarsch 
angetreten. 

^  Die  Uebergabe  von  Erfurt  war  am  16.  October  erfolgt,  s.  darüber  unten 
Abschn.  6. 

*)  Dasselbe  liegt  den  Akten  nicht  bei. 


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Der  Frieden.    Rückmarsch  der  HälfstrnppeD.  347 

des  mit  den  Türken,  die  Ursachen,  welche  den  Kaiser  dazn  bewogen,  ond  die 
dabei  aosgemacbten  Bedingungen  erfahren. 

Wie  nun  Ew.  K.  M.  für  sothane  Communication  gehorsambst 
danke,  also  wünsche  ich,  dass  dieses  Werk  zu  Ew.  E.  M.  und  der 
ganzen  werthen  Christenheit  beständiger  Wohlfahrt  gedeihen  und  die- 
selbe an  allen  Orten  —  in  friedlichem  und  ruhigem  Wohlstand  durch 
des  Höchsten  Gnade  erhalten  werden  möge.  Was  sonsten  meine  zu 
Ew.  Key.  M.  geschickte  Äuxiliarvolker  und  deren  Abführung  betrifft, 
muss  ich  wohl  bekennen,  dass  weiln  Ew.  Key.  M.  umb  dero  Ver- 
stärkung so  inständigste  Erinnerung  noch  ohnlängst  bei  mir  thun 
lassen,  ich  mich  nicht  versehen  können,  dass  solche  mir  annoch  für 
den  Winter  wieder  zugeschicket  werden  sollten,  und  also  auf  deren 
Verlegung  keine  Anstalt  gemachet.  Wie  aber  solchem  allem  so  ac- 
commodire  ich  mich  hierunter  billig  Ew.  Key.  M.  gnädigstem  Gutfin- 
den und  werde  deroselben  mit  fernerer  Verpflegung  meiner  Trouppen 
wider  dero  —  Intention  —  keineswegs  beschwerlich  fallen.  —  öo 
lebe  ich  doch  dabei  der  unterthänigsten  Zuversicht,  Ew.  K.  M.  werden 
die  nachdrückliche  Vorsehung  thun,  damit  den  Völkern  —  ihr  resti- 
render  Sold  ausgezahlet,  daneben  auch  wegen  Montirung  der  Unbe- 
rittenen —  gebührende  Anstalt  gemacht  und  darauf  die  Völker  dem  mit 
Ew.  K.  M.  Hofrath,  dem  Freiherm  von  Lisola  aufgerichteten  Vergleich 
gemäss  bis  an  die  Grenze  meiner  Chur  und  Mark  Brandenburg  wieder 
geliefert  werden  mögen.  Sollte  es  aber  ohne  Ew.  Key.  M.  höchste 
Incommodität  geschehen  können,  dass  ihnen  noch  auf  einige  Zeit  die 
Quartiere  gestattet  werden  könnten,  würde  Ew.  Key.  M.  ich  aus  vor- 
angezogener Ursach  wohl  sonderbare  hohe  Obligation  desfalls  haben. 


Herzog  Augustus  von  Holstein  an  den  Kurfürsten.    D.  Breslau 

1.  November  1664. 

[Marsch  der  Troppen.    Der  Sold  ist  bezahlt.    BemonueraDg  ist  nicht  zu  erlangen 

gewesen.] 

Er  ist  hier,  am  die  restierenden  Marschmonate  za  empfangen  und  am  i.  Nov. 
mit  dem  K.  Amt  wegen  des  Dorebmarsches  zu  coDieriereD;  die  Truppen 
werden  hente  oder  morgen  an  der  Scblesischen  Grenze  anlangen  und  wohl 
noch  4   Wochen  gebrauchen;   bis  sie    an  der  Kurraärkischen  Grenze  bei 
Crossen  anlangen,  da  von  dem  G. Kriegs -Commissario  angeordnet  ist^), 

0  Auch  Kf.  weist  (d.  Cöln  24.  October/3.  November  1664)  den  Herzog  an, 
möglichst  langsam  seinen  Marsch  fortzusetzen,  damit  nichts  zurückbleibe.  In 
Schlesien  bei  Gruneberg  könne  er  etwas  stehen  bleiben  und  ausruhen. 


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348  5.    Der  Turkenkrieg. 

dass  sie  nicht  aber  2  Meilen  des  Tages  marschieren  and  den  dritten  still 
liegen  sollen.  Man  hat  zq  Wien  Abrechnung  gemacht,  was  ans  au  unsenn 
Sold  restierte,  und  ist  befunden,  dass  wir  dasjenige  empfangen,  was  ans 
dem  Versprechen  des  Kaisers  gemäss  gebührt,  da  mit  Li  sola  ver- 
glichen worden,  dass  wir  den  kaiserlichen  Regimentern  an  Bezahlung 
gleich  gehalten  werden  sollten,  zum  Marsch  hat  der  Kaiser  ans  noch 
einen  Monat  Sold  mitgeben  lassen.  Beifolgende  Liste  ^)  weist  den  Ab- 
gang der  Völker  und  deren  jetzige  Effektivstärke  nach.  Wegen  Ke- 
montierung  der  Unberittenen  hat  er  sich  vergeblich  bemüht,  man  wendet 
vor,  dass  diese  Reichs-  und  Anxiliarvölker  völlig  zu  contentieren  eine 
Million  erfordern  würde,  wozu  man  jetzt  nicht  die  Mittel  hätte.  Man  könnte 
die  Leute  wohl  ergänzen,  da  der  Kaiser  8  Regimenter  z.  F.  und  5  z.  R. 
rednciert,  aber  die  Mannschaft  ist  so  liederlich  und  zerrissen,  dass  die 
Lande  des  Kf.  davon  mehr  Schaden  als  Nutzen  haben  würden. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.     D.  Wien 
2.  November  1664. 

[Dank  für  die  Hülfe.    Er  kann  den  brandenburgi sehen  Truppen  keine  Quartiere 

gewähren.] 

2. Nov.  Dank    für  die  geleistete  treue  Hülfe,  er  ist  bereit  dieselbe  mit  gleich- 

massiger  Gegenbezeigung  zu  verschulden,  auch  den  Abgang  von  dem,  was 
er  nach  dem  mit  Lisola  getroffenen  Vergleich  zu  erstatten  habe,  von 
seinen  Völkern  zu  ersetzen.  Es  wäre  ihm  lieb  gewesen,  wenn  er  des  Kf. 
Völkern  in  seinen  Landen  noch  einige  Ergötzlichkeit  hätte  gewähren  können, 
aber  die  Quartiere  für  seine  eigenen  Völker  sind  so  enge,  dass  er  diese 
nicht  unterzubringen  weiss,  daher  hat  er  dem  Herzog  Augustus  geschrie« 
ben,  er  möchte  seinen  Marsch  so  beschleunigen,  da^s  er  noch  vor  dem 
Winterwetter  die  Mark  Brandenburg  erreiche.^ 


0  Nach  derselbeo  zählt: 

die  HolsteiDBche  Eskadron  343  Mann, 

die  Goltzsche  Eskadron  331      *" 

das  Radziwillsche  Regiment  zu  Robb  Berittene  324 

zo  FuBB  62 

386 

die  BadziwillBche  Eskadron  Dragoner  Berittene  197 

zu  FnsB  57 

254 

die  DerfflingerBche  Eskadron  Dragoner  Berittene         185 

zu  Fqbb  45 


230 
zuBaminen  also  674  Mann  z.  F.,  386  z.  Pf.,  484  Dragoner. 

^  Die  brandenburgischeo  Truppen  sind  Ende  November  in  der  Mark  wieder 
angelangt. 


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Abschnitt   6. 

Die   Erfurter    Händel. 
1663  —  1665. 


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Einleitung. 


Wie  80  viele  bischöfliche  St&dte  hatte  auch  das  zum  Mainzer  Erzstift 
gehörige  Erfurt^)  im  Mittelalter  seinem  geistlichen  Herren  gegenüber  eine 
sehr  selbständige  Stellnog  errungen,  doch  hatte  die  Stadt  nicht  die  volle 
Unabhängigkeit  nnd  Reichsnnmittelbarkeit  erworben,  vielmehr  hatten  die 
Mainzer  Kurfürsten,  anch  nachdem  dieselbe  im  Reformationszeitalter  pro- 
testantisch geworden  war,  dort  einen  Theil  der  Gerichtsbarkeit  und  die 
Landesherrlichkeit  über  einige  Dörfer  des  Stadtgebietes  behauptet,  während 
andererseits  die  Sächsischen  Fürsten  ausi  dem  Wettioer  Hause  die  Aner- 
kennung ihres  Schutzrechts  über  die  Stadt  und  die  Lehnsherrlichkeit  über 
einen  Theil  der  zu  dem  Gebiete  derselben  gehörigen  Dörfer  durchgesetzt 
hatten.  Während  des  Dreissigjährigen  Krieges  >)  hatte  die  Stadt,  nachdem 
sie  1631  den  siegreichen  Schwedenkönig  Gustav  Adolf  aufgenommen  hatte, 
von  diesem  die  Mainzischen  Domaoialbesitznngen  zum  Geschenk  nnd  die 
Zusicherung  erhalten,  dass  sie  in  den  dereinstigen  Frieden  namentlich  ein- 
geschlossen, also  als  reichsnnmittelbar  anerkannt  werden  sollte.  Die  Schwe- 
den, welche,  nachdem  die  Stadt  nach  dem  Frager  Frieden  demselben  bei- 
getreten war  und  die  schwache  schwedische  Besatzung  zum  Abzug  ge- 
nöthigt  hatte,  sich  1636  derselben  wieder  bemächtigt  nnd  dieselbe  bis  zum 
Ende  des  Krieges  behauptet  hatten,  hatten  sich  bei  den  Friedensverhand- 
lungen wirklich  aber  vergeblich  bemüht,  die  Anerkennung  der  Reichsnnmit- 
telbarkeit derselben  durchzusetzen,  und  so  war  durch  den  Westfälischen 
Frieden  das  frühere  keineswegs  klare  Rechtsverhältnis  zwischen  der  Stadt 
und   dem  Mainzer  Erzstifte  wiederhergestellt  worden.    Der  ehrgeizige  und 


')  S.  V.  Tettau,  üeber  das  staatsrechtliche  VerhältDis  von  Erfurt  zum 
Erzstift  Mainz.  (Jahrbücher  der  K.  Akademie  gemeinuatziger  Wissenschaften 
zu  Erfurt.    Nene  Folge,  Heft  I.    Erfurt  1860.) 

^S.  Herrmann,  Der  Kampf  um  Erfurt  1636—1638.  (Hallesche  Abhand- 
Inogen  zur  neueren  Geschichte,  Heft  Xn.    Halle  1880.) 


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352  6.    Die  firfarter  Handel. 

klage  Kurfürst  Johann  Philipp  v.  Schönborn»)  zeigte  sich  aber  sofort 
bestrebt^  seine  Rechte  in  der  Stadt  zn  befestigen  und  auszudehnen,  und  diese 
Bemühungen  wurden  durch  innere  Zwistigkeiten,  welche  damals  in  der  Stadt 
zwischen  dem  Rath  und  der  Bürgerschaft  ausgebrochen  waren,  erleichtert. 
Auf  seinen  Antrag  bestellte  Kaiser  Ferdinand  III.  1649  eine  Kommission, 
bestehend  aus  dem  Bischöfe  von  Bamberg  und  dem  Herzoge  von  Würtem- 
berg^  um  sowohl  das  Erzstift  in  die  Gerechtsame,  welche  dasselbe  vor  dem 
Kriege  in  der  Stadt  besessen,  wiedereinzuführen  als  auch  jene  inneren  Strei> 
tigkeiten  zu  schlichten,  und  die  Subdelegierten  derselben,  welche  im  Sep- 
tember 1649  in  der  Stadt  erschienen,  brachten  in  der  That  einerseits  den 
sogenannten  Compositionsrecess  vom  4.  August  1650  zu  stände,  durch  wel- 
chen jene  inneren  Wirren  beigelegt  und  das  Stadtregiment  neu  geordnet 
wurde,  andererseits  schlichteten  sie  durch  den  sogenannten  Restitntionsre- 
cess  vom  18.  Juli  desselben  Jahres  auch  die  zwischen  der  Stadt  und  dem 
Kurfürsten  streitigen  Punkte.  Die  Hanptschwierigkeit  dabei  hatte  die  erst 
zuletzt  von  dem  Kurfürsten  erhobene  Forderung  bereitet,  dass  das,  wie 
derselbe  behauptete,  früher  übliche  Kirchengebet  für  ihn  selbst  und  das 
Erzstift  in  den  evangelischen  Kirchen  der  Stadt  wiederhergestellt  werden 
sollte.  Obwohl  der  Rath  lebhaft  dagegen  protestiert  und  geltend  gemacht 
hatte,  dass  ein  solches  Gebet  erst  1626,  also  nach  dem  in  dem  Friedens- 
schluss  festgesetzten  Normaljahre  1624  vorübergehend  abgehalten  worden 
sei,  so  hatten  die  Kommissare  doch,  da  ein  Theii  der  Bürgerschaft  sich  für 
die  Wiedereinführung  aussprach,  dieselbe,  aber  ohne  eine  bestimmte  Formel 
für  jenes  Gebet  festzusetzen,  in  den  Restitutionsrecess  aufgenommen.  Bald 
nach  der  Abreise  der  Kommissare  aber  brachen  neue  Streitigkeiten  zwischen 
dem  Rathe  und  der  von  ehrgeizigen  Führern,  namentlich  dem  Magister 
Volkmat*  Limprecht  geleiteten  Volkspartei  aus,  welche  auch  die  nächsten 
Jahre  hindurch  fortdauerten.  Das  Kirchengebet  für  den  Kurfürsten  wurde 
infolge  der  Weigerung  der  protestantischen  Geistlichkeit  nicht  abgehalten, 
so  erwirkte  Kurfürst  Johann  Philipp  im  Jahre  1654  die  Absendnng 
einer  neuen  kaiserlichen  Kommission,  des  Reichshofraths  v.  Bohn  und  des 
Kammergerichtsfiskals  v.  Emmerich  nach  Erfurt.  Das  Ergebnis  der 
Thätigkeit  derselben  war  der  sogenannte  Additionalrecess  von  1655,  in 
welchem  die  Streitigkeiten  über  die  Rathswahl  geschlichtet,  in  betreff  des 
Kirchengebetes  aber  erklärt  wurde,  dass  es  bei  den  Bestimmungen  des 
Restitutionsrecesses  bleiben  solle.  Trotzdem  wurde  dasselbe  nicht  einge- 
führt und  auch  die  inneren  Wirren  in  der  Stadt  hörten  nicht  auf,  sie  wurden 
geschürt  durch  jenen  Limprecht,  das  frühere  Haupt  der  Volkspartei, 
welcher  auf  Betreiben  der  kaiserlichen  Kommissare  1654  als  Obervierherr 
Mitglied  des  Stadtregiments  geworden  war,  auch  in  den  nächstfolgenden 
Jahren  immer  wiedergewählt  worden  war,  schliesslich  aber,  nachdem  er  sich 


0  S.  für  das  Folgende  v.  Tettan,  Die  RednktioD  von  Erfurt  und  die  ihr 
voranagegangeDen  Wirren  1647  —  1665.  (Jahrb.  der  Erfurter  Akademie.  Neue 
Folge,  Heft  III.    Erfurt  1863.) 


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BinleituDg.  353 

durch  sein  ehrgeiziges  und  hochmüthiges  Auftreten  auch  unter  seinen  ehe« 
maligen  Anhängern  zahlreiche  Feinde  erweckt  hatte,  1659  bei  der  Wahl  für 
das  nächste  Jahr  übergangen  war  und  nun  voll  Zorn  und  Hass  sich  nach 
Mainz  begab  und  mit  dem  Kurfürsten  in  Verbindung  trat.  Durch  ihu 
noch  mehr  aufgereizt  erneuerte  dieser  beim  Kaiser  seine  Beschwerden  über 
die  Stadt,  namentlich  wegen  der  Nicbteinführung  des  Kirchengebetes  und 
bewirkte  die  Absendung  einer  neuen  kaiserlichen  Kommission  nach  £rfurt. 
Der  Reichshofrath  v.  Schmidburg,  welcher  infolge  der  Erkrankung  des 
zweiten  Mitgliedes  derselben,  Jenes  Reichshofratbs  ?.  Emmerich,  allein 
im  September  1660  dort  erschien,  verfuhr  auf  die  willkürlichste  Weise,  er 
setzte  sogleich  Limp recht  wieder  zum  Obervierherrn  ein,  entfernte  die 
Gegner  desselben  aus  dem  Stadtregimente,  änderte  die  Zusammensetzung  des- 
selben und  bewirkte  mit  Limprechts  Hülfe  von  diesem  die  Annahme  einer 
von  ihm  vorgeschlagenen  Gebetsformel,  allein  das  Auftreten  desselben  und 
die  weiteren  Uebergriffe,  welche  sich  der  Kurfürst  und  dessen  Beamte  und 
Anhänger  erlaubten,  erregten  in  der  Bürgerschaft  heftige  Erbitterung,  das 
Kirchengebet  für  den  Kurfürsten,  durch  dessen  Annahme  man  die  landes- 
herrliche Gewalt  desselben  anzuerkennen  und  damit  die  Freiheiten  der  Stadt 
zu  gefährden  fürchtete,  wurde  trotz  weiterer  kaiserlicher  Mandate  nicht 
eingeführt,  vielmehr  Massregeln  zum  Widerstände  vorbereltel.  Man  hoffte 
in  Erfurt  auf  den  Beistand  des  Kurfürsten  von  Sachsen  und  der  Sächsi- 
schen Herzoge,  als  der  Schutzherren  der  Stadt,  welche  eine  Erweiterung 
der  Rechte  des  Mainzer  Kurfürsten  nicht  dulden  würden,  und  in  der  That 
waren ^)  sowohl  die  Ernestiner,  die  Herzoge  Ernst  von  Gotha,  Frie- 
drich Wilhelm  von  Altenburg  und  Wilhelm  von  Weimar,  als  auch 
die  mit  eigenen  Herrschaften  ausgestatteten  Brüder  des  Kuriürstcn,  der 
Administrator  August  von  Magdeburg  und  die  Herzoge  Christian  von 
Merseburg  und  Moritz  von  Zeitz  geneigt,  sich  der  Stadt  anzunehmen, 
sie  berathschlagten  darüber,  Truppen  in  dieselbe  hineinzulegen,  um  die 
Volkserhebung  niederzuhalten  und  auch  etwaigen  Gewaltanschlägeu  von 
aussen  die  Spitze  zu  bieten ,  allein  sie  wurden  gelähmt  durch  die  Haltung 
des  Kurfürsten  Johann  Georg  U.  von  Sachsen,  welcher  sich  zu  keinem 
energischen  Vorgehen  entschliessen  konnte.  Erst  nachdem  im  December 
1662  eine  vierte  kaiserliche  Kommission,  bestehend  aus  den  beiden  Reichs- 
bofräthen  v.  Schmidburg  und  v.  Goppel d,  in  Erfurt  erschienen  war, 
welche  auf  das  gebieterischste  Gehorsam  und  Bestrafung  der  Widerspäa- 
stigen  forderte,  traf  dort  Anfang  Januar  1663  auch  eine  Gesandtschaft 
des  Kurfürsten  und  der  Herzoge  von  Sachsen  ein  und  versuchte  zu  ver- 
mitteln,  die  Erfurter  zur  Annahme  der  Gebetsformel   gegen  eine  von  dem 


^)  S.  Hei  big,  Johann  Philipp  von  Mainz  und  Johann  Georg  IL  von 
Sachsen  während  der  Erfurter  Wirren  1650—1667  (Archiv  für  die  Sächsische  Ge- 
schichte Iir.  1805)  S.  401  ff.  Kirch  ho  ff,  IHe  Besitzergreifung  Erfarts  durch 
Kurroainz  1664  (Zeitschr.  für  Preussiacho  Geschichte  und  Landeskunde  VIII.  1871) 
S.  97  ff. 

Mftter.  X  Oe8ch.  4-  0.  KurHireten.    XT.  23 


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3ö4  6.    Die  Erfarter  Handel. 

Mainzer  Karfürsten  auszustellende,  die  sonstigen  Rechte  der  Stadt  sichernde 
Erklärung  ZQ  bewogen,  allein  die  kaiserlichen  Eomniissaie  wollten  eine  Ein- 
mischnng  derselben  nicht  dulden,  verlangten  unbedingten  Gehorsam  and 
bewirkten  dadnrch  (Juni  1663)  einen  Ausbrach  der  Leidenschaft  des  Volkes, 
welcher  sich  zunächst  gegen  Limprecht  and  dessen  Genossen  richtete, 
durch  welchen  sich  aber  aach  der  noch  dort  ^inwesende  kaiserliche  Kom- 
missar y.  Schmidburg  bedroht  sah,  so  dass  derselbe  aus  der  Stadt  floh 
and  sich  za  dem  Korfürsten  von  Mainz  begab.  Auf  das  Betreiben 
dieser  beiden  erfolgte  ein  kaiserliches  Mandat  vom  28.  Juli,  in  welchem 
der  Stadt  nnr  eine  achttägige  Frii^t  gestellt  wurde,  am  die  kaiserlichen 
Befehle  zur  Ausführnng  zu  bringen,  and,  wenn  dieses  nicht  geschehe,  die 
Kommissare  beauftragt  worden,  die  Reichsacht  über  dieselbe  aaszu- 
sprechen. In  Erfurt  war  inzwischen  die  Aofregung  immer  höher  gestiegen, 
gegenüber  dem  Rath,  welcher  durch  Nachgiebigkeit  gegen  den  Kaiser  and 
den  Kurfürsten  von  Mainz  die  von  aussen  drohende  Gefahr  abzuwenden 
sachte,  gewann  in  der  Bürgerschaft  eine  extreme  Partei  mehr  nnd  mehr 
das  Uebergewicht«  welche  von  keinen  Zugeständnissen  etwas  wiesen  wollte. 
Leicht  hätte  der  Karfürst  von  Sachsen  dorch  bewaffnete  Unterstützung  des 
Rathes  die  Stadt  retten  können,  allein  derselbe  begnügte  sich  damit,  den 
Kaiser  zu  ersochen,  mit  der  Ezecotion  gegen  die  Stadt  noch  einzohalten. 
Inzwischen  aber  verlor  dort  der  Rath  immer  mehr  die  Autorität  and  kam 
der  Pöbel  zur  Herrschaft.  Als  Ende  September  1663  zwei  von  den  in  Mübl- 
hauhcn  befindlichen  kaiserlichen  Kommissaren  abgeschickte  kaiserliche  Notare 
iu  Erfurt  erschienen,  um  dort  jenes  kaiserliche  Mandat  zu  insinuieren,  erhielten 
dieselben  keine  Antwort  and  worden  bei  ihrer  Abreise  von  der  Menge  be- 
schimpft. Der  Rath  sochte  daranf  durch  Zusage  des  Gehorsams  die  Kommis- 
sare za  begütigen,  allein  diese  liessen  sich  von  dem  Kurfürsten  von  Mainz 
bestimmen,  sofort  die  Achtserklärang  zu  publicieren.  Am  8.  October  1663  er- 
schien der  Reichsherold  Jacob  Lidl  v.  Schwanen feld  in  der  Stadt,  um 
das  Achtsdekret  zu  verkündigen,  aber  er  samt  seinen  Begleitern  wurden 
von  der  unbändigen  und  wüthciidcn  Menge  beschimpft  nnd  gemisshandelt, 
und  nur  mit  Mühe  gelang  es  durch  das  Einschreiten  Besonnener,  sie  vor 
noch  Schlimmerem  zu  behüten  und  ihnen  zur  Flucht  zo  verhelfen.  Darauf 
schickte  Anfang  November  der  Kurfürst  von  Mainz  eine  Truppenabtheilnng 
gegen  Erfurt,  diese  verübte  aber  nar  in  der  Nähe  der  Stadt  einige  rohe 
Gewaltthaten  und  ergriff  vor  einem  Ausfalle  der  Bürger  die  Flucht.  In  der 
Stadt  aber  herrschte  jetzt  vollständige  Anarchie,  nach  der  Rückkehr  der  aas- 
gezogenen Bürger  von  der  Verfolgung  der  Mainzischen  Truppen  kam  es 
dort  zu  wilden  Ezcessen,  der  oberste  Rathsmcister  Kniephof  wurde  er- 
mordet, dann  dem  seit  dem  Juni  gefangen  gehaltenen  Limprecht  der  Pro- 
cess  gemacht  und  derselbe  am  30.  November  hingerichtet. 

Diese  Excesse  boten  dem  Kurfürsten  von  Mainz  die  willkommene  Ge- 
legenheit, mit  Gewalt  gegen  d!e  Stadt  vorzugehen,  um  diese  dann  seiner 
Herrschaft  vollständig  zu  unterwerfen.  Jener  erste  Misserfolg  seiner  Truppen 
hatte  gezeigt,  dass  er  einer  grösseren  Macht  bedürfe,  um  dieselbe  zu  be- 


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EioleitaDg:.  355 

zwingen,  und  in  der  umsichtigsten  und  geschicktesten  Weise  hat  er  nun 
seine  Vorbereitnngen  dazu  getroffen.  Um  zunächst  zu  verhüten,  dass  der 
Kurfürst  von  Sachsen,  als  Schutzherr  der  Stadt,  sich  derselben  annehme 
ond  seinen  Plänen  entgegentrete,  entsandte^)  er  an  denselben  im  October 
1663  eine  Gesandtschaft  bestehend  ans  dem  Domherrn  v.  Reiffenberg 
und  dem  Dr.  Molitor,  und  diesen  gelang  es,  den  schwachen  und  kurzsich- 
tigen Kurfürsten  zum  Abschlnss  des  Tor  g  au  er  Vertrages  vom  20/30.  No- 
vember 1663  zu  bereden,  in  welchem  derselbe  sich  zur  Unterstützung  der 
Achtsvollstreckung  gegen  Erfurt  verpflichtete,  wogegen  ihm  zugesagt  wurde, 
dass  er  die  sächsischen  Lehndörfer  im  Erfurter  Gebiet  als  sein  Eigenthum 
behalten,  dass  ihm  mit  dem  Kurfürsten  von  Mainz  zusammen  in  der  Stadt 
gehuldigt  werden,  dass  er  mit  demselben  zusammen  die  Stadt  besetzen 
nnd  dass  alles  Nähere  auf  einer  persönlichen  Zusammenkunft  beider  Kur- 
fürsten festgesetzt  werden  solle.  Diese  persönliche  Begegnung  fand  zu  An- 
fang des  nächsten  Jahres  1664  in  Regensburg,  wohin  beide  Kurfürsten 
ebenso  wie  der  Kai^ser  zur  Theilnahme  an  den  Reichstagsverhandlungen 
sich  begeben  hatten,  statt,  und  dort  gelang  es  Johann  Philipp  den  säch- 
sischen Kurfürsten  durch  die  Zusage,  dass  die  Torgauer  Versprechungen 
erfüllt  werden  sollten,  vollständig  zu  gewinnen  und  von  jeder  wirksamen 
Intervention  zu  Gunsten  der  Stadt  abzuhalten.  Ebendort  aber  wusste  er 
sich  auch  dem  Kaiser,  zu  dem  er  als  das  Haupt  der  französischen  Partei 
im  Reiche  in  den  letzten  Jahren  in  sehr  gespanntem  Verhältnis  gestanden 
hatte,  wieder  zu  nähern  und,  indem  er  auf  dem  Reichstage  nnd  bei  den 
Rheinischen  Alliierten  dessen  Bemühungen  um  Unterstützung  im  Türken- 
kriege beförderte,  zu  erwirken,  dass  derselbe  ihm  gegen  Erfurt  vollständig 
freie  Hand  Hess.  Zugleich  wusste  er  die  geistlichen  katholischen  Mitglieder 
der  Rheinischen  Allianz  dazu  zu  bewegen,  ihm  die  Stellung  von  Hülfstrnppen 
zu  dem  Feldzuge  gegen  Erfurt  zuzusagen,  ebenso  von  dem  Herzoge  von 
Lothringen  die  Ueberlassung  von  Truppen  zu  diesem  Unternehmen  zu 
erwirken,  und  endlich  bemühte  er  sich  dann  auch,  von  König  Ludwig  XIV. 
bewaffnete  Unterstützung  zu  erlangen.  Zu  diesem  Zwecke')  hatte  er  ur- 
sprunglich seinen  bisherigen  einflussreicben  Minister,  den  Freiherrn  v.  Boine- 
bnrg  nach  Paris  zu  senden  beabsichtigt,  da  dieser  sich  aber  bei  dem 
französischen  Könige  zu  grosser  Annäherung  an  den  kaiserlichen  Hof  ver- 
dächtig gemacht  hatte,  so  wurde  Ende  Juni  1664  ebenjener  Freiherr  v. 
Reiffenberg  zu  demselben  geschickt,  und  diesem  gelang  es  denn  auch 
mit  leichter  Mühe,  den  französischen  König  zur  Erfüllung  der  Wünsche  des, 
Kurfürsten,  zur  Zusage  eines  Hülfscorps  von  6000  Mann  zu  bestimmen 
während  . dieser  da'für  damals  Boineburg  der  Rache  Frankreichs  auf- 
opfern masste.  Im  August  1664  sammelten  sich  die  Truppen  des  Mainzer 
Kurfürsten  und  seiner  Verbündeten  theils  im  Eichsfelde,  theils  im  Würz- 
burgischen, und  Anfang  September  rückten  dieselben  gegen  Erfurt  heran. 


')  S.  U  eibig  a.  a.  O.  S.415fir. 

^  S.  Gahrauer,  Kur-Maioz  In  den  Epoche  von  1672  I.  8.  5.5 ff. 

23* 


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356  '^-     ^i^  Erfurter  Uändel. 

Der  Kurfürst  von  Br  aodeo  bürg*)  ist  in  diese  Erfurter  Händel  erst  zu 
Ende  des  Jahres  1663,  nachdem  schon  die  Arhtserlclärung  gegen  die  Stadt 
erfolgt  und  dieselben  damit  in  ihr  letztes  Stadium  getreten  waren ,  hinein- 
gezogen worden,  und  zwar  hat  man  sich  fast  gleichzeitig  von  drei  Seiten 
aus  an  ihn  gewandt.  Der  Kurfürst  von  Mainz  hat  ibm  Anzeige  davon  ge- 
macht, dass  er  im  Begriff  sei,  die  Exemtion  ge^^en  die  Stadt  vorzunehmen, 
und  um  seine  Unterstützung  dabei  nachgesucht,  die  Herzoge  von  Gotha  und 
Altenburg  haben  ihm  die  sowohl  der  Stadt  als  auch  dem  Sächsischen  Hause 
von  Kur  mainz  drohende  Gefahr  vorgestellt  und  ihn  gebeten,  bei  dem  letzte- 
ren und  bei  dem  Kaiser  sich  zu  bemühen,  dase  die  gewaltsame  Exeeutioii 
aufgegeben  und  die  Sache  durch  Unterhandlungen  beigelegt  werde,  und  auch 
der  Hath  von  Erfurt  hat  unter  Darlegung  der  Ungerechtigkeit  des  gegen 
die  Stadt  eingeschlagenen  Verfahrens  die  gleiche  Bitte  an  ihn  gerichtet. 
Wie  die  hier  mitgetheilten  Akten  darlegen,  hat  der  Kurfürst  von  vorne 
herein  und  nachher  fortgesetzt  in  dieser  Angelegenheit  eine  sehr  vorsichtige 
Haltung  eingenommen.  Er  hat  auf  jene  Bitten  hin  im  November  1663  dem 
Kurfürhten  von  Mainz  Vorstellungen  gemacht  und  ihn  zu  fiicdliiher  Bei- 
legung der  Sache  zu  bewegen  gesucht,  er  hat  dann  auf  den  Zusammen- 
künften mit  dem  Kurfürsten  von  Sachsen  zu  Torgau  und  Berlin  (Decem- 
ber  1663  und  Mai  1664]  mit  diesem  auch  über  die  Erfuiter  Sache  verhan- 
delt und,  ohne  Kenntnis  von  den  geheimen  Abmachungen  desselben  mit 
Kurmainz  und  in  der  Meinung,  dass  derselbe  sich  wirklich  der  Stadt  an- 
nehmen wolle,  wenn  dieselbe  den  schuldigen  Gehorsam  leiste,  sich  bereit 
ei klärt,  mit  demselben  dabei  Hand  in  Hand  zu  gehen.  Er  hat  dann  auch 
im  Angust  166  ^  nachdem  inzwischen  die  kriegerischen  Rüstungen  des 
Mai  nzer  Kurfürsten  bekanntgeworden  waren  und  er  aufs  neue  sowohl  von 
der  Stadt  Erfurt  als  auch  von  dem  Herzoge  von  Gotha  gebeten  wor- 
den war,  dazwischenzutreten,  siih  darauf  beschränkt,  bei  dem  Kurfürsten 
von  Mainz  jene  Vorstellungen  zu  wiederholen  und  seine  Vermittelung  an- 
zubieten. Erbt  als  er  Anfaiig  September  aus  einem  Schreiben  des  Kur- 
fürsten von  Sachsen  ersah,  dass  derselbe  ruhig  die  Stadt  ihrem  Schicksal 
zu  überlassen  beabsichtige  und  dass  der  Kurfürst  von  Mainz  auch  gegen 
die  bisherigen  Beschützer  der  Stadt,  die  Sächsischen  Herzoge,  Drohungen 
geäussert  habe,  entschloss  er  sich  zu  nachdrücklicherem  Auftreten,  verlangte 

')  Das  Verhalten  des  Rf.  in  diesen  Erfurter  Häudeln  ist  bisher  keineswegs 
genügend  aufgeklärt  gewesen.  Pnfendorf  hat  auch  diese  Angelegenheit  gauz 
übergangen,  v.  Tettau,  der  hauptsächlich  auf  den  Erfurter  chrouikaliBchen  Dar- 
stellungen fusst,  ist  über  diesen  Punkt  sehr  mangelhaft  unterrichtet,  Kirch- 
hoff  hat  zwar  in  den  von  ihm  hauptsächlich  benutzten  Materialien  des  Weimarer 
Archivs  darüber  manches  gefanden,  seine  Quellen  aber  sehr  flüchtig  verarbeitet, 
Droysen  (Gesch.  der  Preuss.  Politik  III,  3  S.  47  ff.)  stellt  zwar  die  damalige 
Politik  des  Kf.  in  ihrem  weiteren  Zusammenhange  in  grossen  Zügen  richtig  dar, 
doch  ist  ihm  nicht  das  gesamte  in  Berlin  vorhandene  Material,  namentlich  nicht 
die  alleriliogs  sehr  fragmt'Utarischen  Nachrichten  über  die  Verhandinngen  mit 
Reiffeil berg  im  September  1664  und  nachher  im  März  16GÖ  bekaont  gewesen. 


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Einleitang.  357 

vom  Karfürsten  von  Mainz,  an  den  er,  um  diese  Mabonngeu  noch  eiu- 
dringlicher  vorznstelleo,  seinen  Schlosshaaptmann  v.  Berlepsch  schickte, 
und  auch  vom  Kaiser  Einstellung  der  Executiou,  indem  er  drohte,  sonst 
nicht  nur  die  eben  zugesagten  weiteren  Hülfstrappen  nach  Ungarn  nicht  zu 
schicken,  sondern  auch  seine  schon  dort  befindliche^  Truppen  zurückzurufen 
und  mit  Schweden  und  anderen  Kreisständen  in  engere  Verbindung  zu 
treten,  und  suchte  zugleich  durch  die  ernstlichsten  Vorstellungen  demKurfürstcu 
von  Sachsen  die  Augen  über  das  Verderbliche  seiner  Politik  zu  öffnen. 
Doch  gelang  es  dem  wenige  Tage  darauf  bei  ihm  anlangenden  Mainzischen 
Abgesandten,  eben  jenem  Freiherren  v.  Reiffenberg,  indem  derselbe  ihm 
theils  über  die  von  seinem  Herren  bei  dieser  Expedition  gegen  Erfurt  ver- 
folgten Absichten  die  beruhigendsten  Zusicherungen  gab,  andererseits  ihm 
dessen  Unterstützung  in  seinen  eigenen,  namentlich  in  der  Polnischen  An- 
gelegenheit, und  ein  Zusammengehen  desselben  mit  ihm  auf  dem  Reichs- 
tage in  Aussicht  stellte,  ihn  zu  beschwichtigen,  so  dass  er  von  seinem  Wider- 
spruche gegen  die  Ausführung  der  Ezecntion  abstand^  an  v.  Berlepsch 
dem  entsprechende  neue  Weisungen  sandte  nnd  nach  Verabredung  mit 
V.  Reiffenberg  die  Erfurter  auf  das  ernstlichste  ermahnte,  sich  den  Forde- 
rungen des  Kurfürsten  zu  fügen  und  so  die  Anwendung  von  Gewalt  zu  ver- 
hüten, und  der  Rath  der  Stadt,  welcher  inzwischen  wieder  der  unbändigen 
Menge  Herr  geworden  war,  hat  diesen  Rathschlägeu  folgend  sich  in  der 
That  bemüht,  eine  friedliche  Lösung  der  Sache  herbeizuführen  und  so  die 
Freiheiten  der  Stadt  zu  behaupten.  Freilich  musste  Kurfürst  Friedrich 
Wilhelm  bald  erkennen,  dass  auch  er  von  Reiffenberg  getäuscht  sei, 
denn  der  Kurfürst  von  Mainz  erklärte  sich  nun  nicht  mit  der  inzwischen 
erfolgten  Einführung  des  Kirchengebets  und  der  angebotenen  Genugthuung 
für  die  verübten  Excesse  zufrieden,  sondern  verlangte  als  Realassecuratiou 
die  Einräumung  der  Barg  und  zweier  Thore,  d.  h.  die  militärische  Be- 
setzung der  Stadt,  und  Hess,  als  diese  sich  nicht  sogleich  dazu  verstehen 
wollte,  die  förmliche  Belagerung  beginnen.  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm 
hat  sich  dem  gegenüber  darauf  beschränkt,  durch  Verhandlungen  den  Kur- 
fürsten von  Mainz  zum  Aufgeben  oder  wenigstens  zur  Milderung  dieser 
Forderungen  zu  bewegen;  der  Vorschlag,  welchen  der  Rath  von  Erfurt, 
der  Herzog  von  Gotha  und  auch  sein  mit  diesen  Verhandlungen  betrauter 
Gesandter  v.  Berlepsch  ihm  machten >),  bevor  die  Einschliessung  der 
Stadt  vollendet  sei,  Truppen  in  dieselbe  zu  werfen,  hat  er  zwar  nicht  ganz 
von  der  Hand  gewiesen,  aber  doch  sich  dafür  entschieden,  nur,  wenn  die 
Zustimmung  des  Mainzer  Kurfürsten  dazu  zu  erlangen  wäre,  denselben 
auszuführen,   nnd  da  diese,  wie  voranszusehen   war,  nicht  ertheilt  wnrde, 


^  8.  unten  Berlepschs  Relationen  vom  l./ll.,  4./14.,  6.yi6.,  uod  17./27.  Sep- 
tember und  des  Kf.  Resiripte  vom  7./17.,  12/22.  September  und  21.  September/ 
1.  Oetober.  Irrig  behauptet  Kirchhoff  a.  a.  0.  S.  188,  der  Gedanke,  Erfurt 
durch  braudeuburgisühe  Truppen  zu  besetzen,  habe  einerseits  in  Berlin,  anderer- 
seits in  Gotha  und  Weimar  seinen  Ursprung  gehabt. 


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358  ^*    ^^^  Erfarter  Händel. 

bat  er  davon  Abstand  genommen  und  offen  den  Erfurtern  erklären  lassen, 
dass  sie  von  ihm  keine  weitere  Unterstützung  zu  hoffen  hätten.  Dem  Di*än- 
gen  der  Sächsischen  flerzoge,  welche  noch  ganz  znletzt  (Anfang  October 
1664)  durch  eine  Gesandtschaft  ihn  dazu  zu  bestimmen  suchten,  sich  der 
Stadt  thatkräftig  anzunehmen,  bat  er  nur  insoweit  Folge  geleistet,  dass  er 
sich  zur  Abschickung  einer  neuen  Gesandtschaft  an  den  Kurfürsten  Ton 
Mainz  behufs  Anknüpfung  weiterer  Unterbaodluugen  entscbloss,  er  bat  aber 
von  vorne  herein  erklärt,  dass  er  davon  wenig  Erfolg  hoffe,  und  er  bat,  als 
dann  die  Kunde  kam,  dass  die  Stadt  sich  inzwischen  (16.  October)  ergeben 
habe,  die  Abschickung  jener  Gesandtschaft  ganz  unterlassen.  Auch  nachher, 
als  infolge  der  neuen  Befestigungen,  welche  der  Kurfürst  von  Mainz  sofort 
in  der  jetzt  von  ihm  besetzten  Stadt  vornehmen  Hess,  des  längeren  Verblei- 
bens der  fremden  Truppen  desselben,  der  Veränderung  der  Stadtverfassung 
und  der  Eingriffe  in  die  von  den  Sächsischen  Herzogen  beanspruchten 
Rechte  diese  letzteren  wieder  seine  Hülfe  in  Anspruch  nahmen,  hat  er  sich 
nur  auf  gütliche  Vorstellungen  bei  dem  Kurfürsten  von  Mainz  beschränkt. 

Dass  der  Kurfürst  sich  hier  so  zurückhaltend  gezeigt  hat,  ist  nicht 
etwa  dadurch  veranlasst  worden,  dass  er  die  in  diesem  ganzen  Verfahren 
gegen  Erfurt  und  in  der  scbliesslichen  Besetzung  dieser  Stadt,  einer  der 
wichtigsten  Festungen  Norddeutschlands,  durch  jenen  ganz  an  Frankreich 
geketteten  katholischen  Fürsten  liegende  Gefahr  verkannt  hätte,  im  Gegen- 
theil  er  bat  seiner  Missbillignng  und  den  auch  bei  ihm  dadurch  erweckten 
Befürchtungen  den  deutlichsten  Ausdruck  gegeben,  aber  er  hat  sich  so  vor- 
sichtig zurückgehalten,  weil  er  erkannte,  dass  er  selbst,  zumal  da  damals 
die  Hälfte  seiner  Truppen  fern  in  Ungarn  stand,  zu  schwach  sei,  der  von 
dem  Kurfürsten  von  Mainz  aufgebotenen  Truppenmacht  entgegenzutreten, 
weil  er  sich  überzeugte,  dass  auf  Kursachsen  garnicht  zu  rechnen  sei  nnd 
dass  er  auch  von  den  anderen  sächsischen  Herzogen  und  den  übrigen  pro- 
testantischen norddeutschen  Fürsten  und  von  Schweden,  so  laut  dieselben 
auch  ihren  Unwillen  über  das  Vorgehen  des  Mainzer  Kurfürsten  kund  gaben, 
keinen  wirklichen  Beistand  zu  erwarten  habe,  nnd  weil  er  sich  scheute, 
durch  etwaigen  Widerstand  gleichzeitig  den  Kaiser,  unter  dessen  Autorität 
der  Mainzer  Kurfürst  handelte,  nnd  den  König  von  Frankreich,  welcher 
demselben  seinen  Beistand  geliehen  hatte,  herauszufordern  und  so  weitere 
Unruhen  nnd  Gefahren  für  Norddentscbland  heraufzubeschwören.  Ausserdem 
hat  ihn  noch  ein  besonderer  Umstand  mit  dazu  bestimmt,  nämlich  die  Rück- 
sicht auf  Magdeburg,  welche  Stadt  in  ähnlicher  Weise  wie  Erfurt  ihrem 
Landesherren  und  ihm  selbst,  dem  einstigen  Nachfolger  desselben,  trotzte, 
deren  Widerstand  er  schon  damals  entschlossen  war  bei  günstiger  Gelegen- 
heit ebenfalls,  wenn  nothwendig,  mit  Waffengewalt  zu  brechen  und  welcher 
er  daher  keineswegs  durch  ein  nachdrückliches  Auftreten  für  Erfurt  gegen 
den  Kurfürsten  von  Mainz  zu  einem  Präcedens  verhelfen  wollte,  auf  welches 
sie  nnd  ihre  etwaigen  Beschützer  sich  ihm  gegenüber  einstmals  berufen 
könnten. 

Im  Anhange  ist  ein  gedrängter  Auszug  aus  den  Akten  des  im  Februar 


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EioleituDg.  359 

1665  zu  Leipzig  abgehaltenen  Obersächsiscben  Kreistages,  welcher 
ein  Nachfipiel  zu  den  Erfurter  Händein  bildet,  mitgetheilt  worden.  Dieselben 
sind  dadurch  besonders  von  Interesse,  weil  sie  zeigen,  wie  der  brandenbar- 
gische  Knrfürst^  da  der  Kurfürst  von  Sachsen  auch  hier  in  seiner  passiven 
Haltung  verharrt  und  alle  Massregeln,  welche  ein  nachdrücklicheres  Auf- 
treten des  Kreises  gegenüber  den  weiteren  Uebergriffen  des  Mainzer  Kar- 
fürsten ermöglichen  sollen,  zu  hintertreiben  sucht,  die  führende  Rolle  über- 
nimmt und  es  durchsetzt,  dass  wirklich  einige  solche  Massregeln,  die  Auf- 
bringung einer  freilich  gegen  seinen  Wunsch  sehr  unbedeutenden  Kriegs- 
macht, weitere  Verhandlungen  mit  dem  Niedersächsischen  Kreise  wegen 
einer  schon  im  Jahre  vorher  beabsichtigten  engeren  Verbindung  mit  dem- 
selben und  die  Forderung,  dass  bei  den  Verhandlungen  zwischen  Kur- 
mainz und  den  Sächsischen  Fürsten  die  Vermittlung  anderer  Kreis- 
stände zugelassen  werde,  beschlossen  werden. 


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KnrflirBt  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  KurfUrsten.     D. 
St.  Martinsburg  in  unserer  Stadt  Maintz  20.  October  1663. 

[Anzeige,  dass  er  die   über   Erfurt  verhäDgte  Acht  sa  ▼ollBlreckeo  im  Begriff 
Bei.    Bitte  aoa  Unterstütsang.] 

20.  Oct.  Kurzer  Bericht  über  den  von  der  Stadt  Erfurt  ihm  und  den  kAiserlicben 

Mandaten  gegenüber  beharrlich  fortgesetzten  Ungehorsam,  über  die  Ver- 
kündigung der  vom  Kaiser  über  die  Stadt  verhängten  Reichsacht  und  die 
dabei  erfolgte  Misshandinng  des  damit  beauftragten  Reichsherolds. 

So  seind  wir  auch,  vermög  der  von  der  Rom.  Kay.  M.  uns  auf- 
getragenen Execution  zu  angeregter  Vollstreckung  des  Kayserlichen 
Reichsbanns  und  Acht,  und  weiln  bevorab  die  Burgerschafft,  wie  ge- 
meldet, in  öffentlichem  Uffstand  eich  befindet  und  sich  unsere  Dorff"- 
schafften  ausszublUndern  und  in  Brand  zu  stecken  ohne  Scheu  ver- 
lauten lassen,  im  Werck  begriffen,  dagegen  nöthige  Verordnung  zu 
thun  und  sie  von  dergleichen  Vorhaben  ab-  und  einzuhalten.  Und 
haben  weniger  nit  auch  Ew.  Ld.  hiemit  von  allen  Nachricht  geben 
und,  weiln  nunmehr  bey  diesen  Leuthen  der  schuldige  Gehorsamb  und 
Rcspect  gantz  und  gar  erloschen  ist,  dieselbe  hiebei  freundlich  ersuchen 
wollen,  wofern  etwan  diese  unbendige  Reichsächter  bei  deroselben  sich 
zu  beschönen  understehen  oder  sonsten  Ihre  ein  wideriger  Bericht  ein- 
langen sollte,  demselben  nit  allein  kein  Gehör  oder  Glauben  zu  ge- 
ben, sondern  auch  uns  hierin  in  krafft  der  Churfürstlichen  Verein  mit 
Rath  und  That  zu  assistiren,  indem  einmahl,  wan  dergleichen  Mediat- 
Btfttten  und  Underthanen  sotbane  —  Sedition  und  Auffstand  gegen 
ihre  Obrigkeit  ungestrafft  hingelassen  —  daraus  auch  bei  andern  leicht 
höchst  schädliche  Consequentien  erfolgen  würden  —  zumahln  wir 
auch  durch  die  vorhabende  würckliche  Vollstreckung  des  Banns  nit  ge- 
meint seind,  weder  der  Statt  in  ihrem  vermög  des  Friedenschlusses 
habendem  Religionsexercitio  noch  auch  dem  Haus  Sachsen  in  seinen 
der  Orten  habenden  und  hergebrachten  Particularjuribps  Eintrag  zu  thuen. 


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Anzeige  der  beabsichtigten  Execntion  gegen  Erfurt.  361 

Herzog  Ernst  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.    D.  [Frieden- 
stein] 28.  October/[7.  November]  1663. 

[Der  St«nd  der  Erfurter  Sache.  Bitte  um  Vermittelung.] 
PS.')  Auch  —  müssen  Ew.  Ld.  unserer  und  unsers  gesambten  7. Nor. 
Chur-  und  Fürstlichen  Hauses  dringender  Angelegenheit  nach  wir 
wehemüthig  zu  vernehmen  geben,  welcher  gestalt  die  itn  Ende  des 
an  Keys.  M.  —  copeylich  beigefügten  Schreibens')  berührte  Erfurti- 
sche Sache  nun  dermassen  gefährlich  worden,  dass  wir  ohne  sonder- 
bare göttliche  Hülfe  und  Ver^iittelung  hoher  wohl  affectionirter  Stände 
fast  nicht  sehen,  wie  ohne  grosses  Unheil  unserer  und  anderer  Silchs. 
Lande  und  Leute  das  Vorhaben,  welches  des  H.  Churfürsten  zu 
Maintz  Ld.  nun  mit  feindseliger  Angreifung  gedachter  Stadt  Er- 
furt in^  Werk  zu  richten  suchet,  abgehen  könne.  Was  unsers 
Hauses  Interesse  dabei  sei,  das  ist  am  Keys.  Hof,  wiewohl  ohne  ver- 
hofften Effect,  nun  viel  Jahr  hero  angeftthret  worden.  E.  Ld.  wollen 
—  sich  aus  beiliegender  Deduction '),  die  zwar  Glimpf  halber  —  nur 
ein  und  anderen  Orts  vertraulich  communiciret  worden,  sich  vortragen 
lassen,  worauf  das  Werk  von  a.  1648  her  bis  in  den  verwichenen 
Monat  Junium  beruhet.  Seithero  nun  hat  der  Maintzische  Antrieb 
BO  viel  durchgedrungen,  dass  die  Acht  wider  die  Stadt  publiciret  und 
der  Pöfel  zu  desperaten  Resolutionen  dadurch  folgends  praecipi- 
tiret  worden.  Wir  sind  wohl  versichert,  dass  E.  Ld.,  als  es  doch  die 
letztere  keys.  Gapitulation*)  nicht  allein  im  Fall,  da  Stände,  son- 
dern auch  da  andere  in  diese  äusserste  Straf  der  Acht  zu  verur- 
theilen  sind,  erfordert,  umb  solches  Urtheil  keine  Wissenschaft  tragen, 
also  dessen  Valor  und  darauf  selbst  angemasste  Maintzische  Execu- 
tions-Befugniss   nicht  agnosciren   werden.     Was   auch   auf  jüngsten 

^)  Postscriptum  zu  dem  oben  Abschn.  5  S.'313  erwähnten  Schreiben  von 
demselben  Datum,  der  Antwort  auf  des  Ef.  Circularschreiben  vom  2ö.  October  1663. 

^  In  demselben  (d.  Friedenstein  14. /24.  Juni  1663),  der  Antwort  auf  ein 
Schreiben  des  Kaisers  (d.  Wien  23.  Mai  1663),  in  welchem  d«*r8elbe  die  Turken- 
gefahr  geschildert  und  um  Hälfe  gebeten  hatte,  erklärt  sich  der  Herzog  zur 
Hnlfeleistnng  bereit,  räth  aber  dem  Kaiser,  durch  Zugeständnisse  an  die  Pro- 
testanten in  Ungarn  sich  deren  eifrige  Unterstützung  zu  verschaffen  und  in  Deutsch- 
land die  kriegerische  Executiou  gegen  Erfurt  nicht  zu  gestatten. 

*)  Jnstitia  protectionis  Sazonicae  in  civitate  Erfurtensi  sive  brevis  expositio 
indubitati  juris,  quod  Ser.  Elector  et  Duces  äaxoniae  —  more  majorum  et  se- 
cundom  Imperii  leges  pacisque  publioae  constitutiones  merito  ezercent.  A.  1663^ 
mense  Junio,  verfasst  von  dem  Gothaischon  Kanzler  Veit  v.  Seckendorf 
(wiederabgedruckt  Diar.  Europ.  XI  Appendix,  Londorp  IX  S.  35ff.). 

*)  Wablcapitulation  Kaiser  Leopold  I.  §28  (Londorp  VIII  8.357.). 


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362  6.    Die  ErfarUr  Häodel. 

Creystag  zu  Leipzig  deshalben  an  Key.  M.  geschrieben  worden*), 
das  wird  E.  Ld.  von  dero  Gesandtschaft  wohl  der  Gebühr  nach  sein 
referiret  worden.  Inzwischen  hat  es  das  Ansehen,  es  werde  zu  unwie- 
derbringlichen Schaden  unsers  Hauses  die  mitten  in  unsern  —  Landen 
gelegene  und  unserm  Hause  in  so  viel  Wege  verbundene  Stadt  in 
Maintzische  Hände  und  Superioritat  fallen,  also  ihre  zimblichermassen 
hergebrachte  Freiheit,  sonderlich  was  das  jus  armorum  betrifft,  ver- 
lieren und  dannenhero  unserm  Hause,  ja  dem  ganzen  Ober-Sächsischen 
Creis  ein  immerwährendes  Präjudiz  zumal  in  Kriegszeiten  entstehen  — . 
Ew.  Ld.  —  wollen  ihres  hohen  Ortes  sich  zu  unsers  Hauses  und 
der  gemeinen  Wohlfahrt  und  Ruhe  Aufnehmen  und  Beförderung  ge- 
fallen lassen,  dero  Gesandtschaft  zu  Regensburg  furdersamst  zu  in- 
struiren,  dass  sie  diese  wichtige  Sache  —  in  bessere  Wege  richten 
helfe.  Wir  sind  nebst  unsern  Herren  Vettern  erbötig,  was  nur  zu 
billiger  Vergnügung  des  H.  Churfürsten  zu  Maintz  Ld.  immer  dienen 
kann,  aufrichtig  zu  befördern,  allermassen  wir  dann,  ohngeachtet  S. 
Ld.  auf  unsere  und  unserer  HH.  Vettern  bisshero  an  Sie  abgelassene 
Schreiben  nicht  einst  mit  einer  Antwort  sich  vernehmen  lassen,  dennoch 
uns  überwunden,  deroselben  solche  freundliche  Anerbietung  ^)  zu  thun 
—  darauf  Sie  —  Ihres  Stifts  jura  und  Sicherheit  viel  beständiger  als 
auf  die  itzo  in  Sinn  gefasste  Opportunitäten  —  bauen  könnten.   —  *) 

Der  Rath  zu  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D. 
2./[12].  November  1663. 

[AuseiDandersetzuDg  der  Sachlage.    Bitte  um  VerwenduDg  beim  Kaiser  und  beim 

Reichstage.] 
12.  Nov.  Dank  dafür,  dass  Kf.  auf  dem  jüngsten  Kreistage  zu  Leipzig*)  sieh 

nebst  den  anderen  Kreisständen  der  Stadt  angenommen  hat.    Da  sie  fürchten, 

^)  S.  oben  Abschn.  4,  Anhang  S.  261. 

>)  In  dem  abschriftiich  beigelegten  Schreiben  an  K.Mains  (d.  Priedensteio 
21./31.  October  1663)  stellt  der  Herzog  demselben  die  Uebelstände  und  Gefahren 
vor,  welche  ein  gewaltsames  Vorgehen  gegen  Erfurt  verursachen  würde,  und  for- 
dert ihn  auf,  sich  sunachst  auf  einer  Conferens  mit  dem  Hanee  Sachsen  über 
sein  Vorhaben  zu  benehmen.  Ueber  die  früheren  Verhandlungen  desselben  mit 
K.Mainz  s.  Ki rohhoff,  Die  Besitzergreifung  Erfurts  durch  Eurmainz  (Zeitschr. 
für  Preussische  Geschichte  und  Landeskunde  Jahrg.  VIII  1871)  S.  108  ff. 

*)  Auch  HerzogFriedrich  Wilhelm  von  Sachsen-Altenburg  wendet  sich 
in  einem  Schreiben  (d.  Altenburg  3./ 13.  November  1663)  an  den  Kf.  mit  der 
Bitte,  bei  dem  Kaiser  und  K.Mainz  dahin  zu  wirken,  dass  letzterer  sich  all«r 
Thätlichkeiten  und  der  unrechtmässigen  Ezecution  enthalte  und  es  zu  gütlicher 
Unterhandlung  kommen  lasse. 

*)  8.  oben  Abscbn.  4.  Anhang  S.  258  ff. 


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VerwendoDgsgesuche  ao  den  Rf.  363 

dass  ihre  Feinde  K.  Mainz  hertig  anliegen  werden,  bei  dem  Kaiser  and  dem 
kurfürstlichen  CoUegio  die  Sache  8o  durcbxatreiben,  dass  die  Execution  doch 
fortgesetzt  werde,  so  wollen  sie  kurz  vortragen,  was  bisher  sowohl  in  meritis 
als  circa  processum  in  dieser  Sache  vorgegangen.  Auseinandersetzung 
der  Vorgänge  von  dem  Erseheinen  der  ersten  kaiserlichen  Kommission  im 
Jahre  1650  an  bis  zn  der  Publicieruug  der  Reichsacht  durch  den  kaiser- 
lichen Herold,  welcher  bei  dieser  Gologeuheit  allerdings  von  einzelnen  be- 
schimpft, aber  doch  mit  Qlimpf  entlassen  worden  sei. 

Sie  haben  jetzt  zu  ihrer  Betrübnis  hören  müssen,  dass  K.Mainz  die 
Execution  der  Acht  übernehmen  und  dazu  seine  eigenen  und  seiner  Alliierten 
Mittel  anwenden  wolle.  Sie  stellen  dem  Kf.  die  Ungerechtigkeit  des  ganzen 
Verfahrens  vor,  bezeugen,  dass  sie  nach  Möglichkeit  sich  gefugt  und  nach- 
gegeben haben,  hoffen,  dass  K.Sachsen  sowohl  als  Kreisoberister  als  auch 
als  Scbutzherr  nebst  dem  Fürst!.  Hause  den  Einbruch  jener  Völker  nicht 
gestatten  werde,  bitten  aber  auch  Kf.,  sich  ihrer  beim  Kaiser  und  K.Sacbsen 
und  auf  dem  Reichstage  anzunehmen,  damit  die  Execution,  wo  nicht  gar 
abgethan,  wenigstens  einstweilen  suspendiert  werde'). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D. 
Cöln  15./[25.]  November  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  20.  October.    Ratb,  die  Execution  gegen  Erfurt  vorläufig 

Bu  anterlassen.] 

—  Wie  wir  nun  —  ganz  ungern  vernehmen,  dass  E.  Ld.  von  25.  Nov. 
dieser  Stadt  dergleichen  Widersetzlichkeit  und  Ungehorsam  erwiesen, 
auch  keineswegs  zweifeln,  E.  Ld.  werden  an  Ihrer  Seiten  nichts  ha- 
ben ermangeln  lassen,  was  zu  gütlicher  Hinlegung  aller  dieser  Irrun- 
gen und  Streitigkeiten  erspri esslich  sein  könne,  also  können  wir  E. 
Ld.  auch  nicht  verdenken,  dass  dieselbe  auf  nachtrQckliche  und  in 
den  Reichsconstitutionibus  fundirte  Weise  und  Wege  Dero  Respect 
und  jura  zu  mainteniren  und  die  Widerspenstigen  zur  Raison  zu  brin- 
gen beflissen  sein.  Wir  erkennen  uns  nicht  allein  vermög  Gburfttrst- 
licher  Verein  schuldig,  sondern  sein  auch  von  uns  selbsten  ganz  ge- 
neigt, E.  Ld.  in  dieser  Dero  Angelegenheit  mit  Rath  und  That  zu 
assistiren.    Stellen  aber  E.  Ld.  hocherleuchtetem  Kachsinnen  anbeimb, 

')  Beigelegt  ist  eine  Abschrift  des  Paritions-lDStrameDtes  (d.  24.  September 
1663)  oud  die  Druckschrift:  , Gründliche  Dedaction  aud  warhaffter  Bericht,  dass 
die  Stadt  Erfurt  in  puncto  dess  von  Ihrer  Cburfärstl.  Gnadea  zu  Mayotz  bey 
derselben  gesuchten  Kirchen-Gebets  uud  sonsten  keine  straffbare  Widersetzlich- 
keit oder  Ungebähr,  wie  ihr  solche  uugüllich  beygemessen  werden  will,  verübet 
etc."  1663  (wiederabgedruckt  Di ar.  Europ    XI  Appendix,  Londorp  IX  S.  5ff.). 


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364  6.    Die  Erfurter  Händel. 

ob  nicht  diesem  Werk  bei  den  jetzigen  höchstgefährlicben  Conjuncturen 
und  da  unBer  geliebtes  Vaterland  vom  Erbfeind  des  Christlichen  Na- 
mens in  so  augenscheinlicher  grossen  Gefahr  begriffen,  lieber  noch  auf 
einige  Zeit  ein  Anstand  zu  geben,  als  zu  wttrcklicher  Execution  der 
publicirten  Achtserklärnng,  welche  ohne  überaus  grosse  Zerrüttung  und 
Ohngelegenheit  des  Obersftchsischen  Greises  und  aller  dazu  gehörigen 
Stände,  ja  des  ganzen  Römischen  Reichs  nicht  werkstellig  gemacht  wer- 
den kann,  noch  zur  Zeit  zu  schreiten,  wozu  dann  —  E.  Ld.  desto  mehr 
geneigt  sein  werden,  weil  Sie  dadurch  Ihren  jnribus  nicht  allein  nichts 
präjudiciren  oder  vergeben,  sondern  auch  das  —  Haus  Sachsen  sich 
dieser  Sache  sowohl  ratione  neben  E.  Ld.  in  der  Stadt  Erfurt  haben- 
den Gerechtigkeiten,  als  auch,  weil  solche  mitten  in  Dero  Landen  ge- 
legen, sehr  annimbt,  der  Magistrat  auch  und  viele  verständige  Leute 
an  denen  bisherigen  ungehorsamen  und  halsstarrigen  Proceduren  dem 
Verlaut  nach  nicht  schuldig,  sondern  daran  ein  Missfallen  tragen,  der 
unbändige  Pöbel  aber  jedesmal  in  gebührendem  Zwang  nicht  gehalten 
werden  kann,  wie  solches  die  gegen  den  Magistrat  selbst  verübte 
harte  Proceduren')  genugsamb  darthun.  Wir  haben  demnach  nicht 
unterlassen  wollen,  E.  Ld.  dieses  —  furzustellen,  und  zweifeln  nicht, 
Dieselbe  werden,  so  viel  es  immer  möglich,  alle  hochschädliche  Extre- 
mitäten und  innerliche  Trennungen  in  unserm  Vaterlande  bei  diesen 
Leuften  verhüten,  hingegen  aber  das  hochnötige  Defensionswerk  und 
Aie  h  Key.  M.  versprochene  Hülfe  —  auch  ferner  befordern  zu 
helfen  geneigt  sein"^). 


0  S.  V.  Tettau,  Die  Redaktion  vod  Erfurt  und  die  ihr  vorausgegangeneQ 
Wirreo  1647—1665  (Jahrbücher  der  K.  Alcademie  gemeioDütziger  WisseDschaften 
zu  Erfurt.  Neue  Folge,  Heft  III)  S.  115 ff.,  Heibig,  Johann  Philipp  von  Mainz 
und  Jobann  Georg  IL  von  Sachsen  während  der  Erfurter  Wirren  1650  —  1667 
^Archiv  für  die  Sächsische  Geschichte  IIL)  S.  405  ff. 

')  Nachdem  K.Mainz  (d.  Schloss  Marienberg  ob  Würzbarg  16.  November 
1663)  dem  Kf.  den  gedruckt  erschienenen  Bericht  der  kaiserlichen  Kommissarien 
und  des  Reichsherolds  über  die  ihnen  in  Erfurt  zugefügten  Real-  und  Verbal- 
injurien (8.  Diar.  Europ.  X  S.  955ff.,  929ff.  Londorp  VIII  S.  936  ff.)  zuge- 
sandt und  erklärt  hat,  er  müsse  darauf  bedacht  sein,  wie  solche  Leute  von  dem 
angedrohten  Ueberfalle  seiner  angrenzenden  Lande  ab-  und  zum  schuldigen  Ge- 
horsam angehalten  werden  mochten,  erwidert  derselbe  (d.  Cöln  2./ 12.  Dt^cember 
lf;63)  in  ganz  ähnlicher  Weise,  er  könne  es  ihm  nicht  verdenken,  dass  er  seinen 
Respect  und  seine  Rechte  durch  nachdrückliche  Mittel  zu  wahren  beabsichtige, 
bittet  ihn  aber  mit  Rücksicht  auf  die  drohenden  Conjuncturen  die  Sache  noch 
etwas  in  suspenso  zu  lassen. 


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Verwendang  des  Ef.  bei  K.Mainz  für  Erfurt.  365 

Der  Kurflirst  an  die  Herzoge  Ernst  und  Friedrich  Wilhelm 
von  Sachsen.     D.  Cöln  15./[25.]  November  1663. 

[auf  die  Schreiben  vom  28.  Oclober/[7.  November]  und  3./ [13-]  November. 
Mittbeiinng  der  K.Mains  gemachten  Vorstellungen.] 

Er  lässt  dabin  gestellt,  was  E.Mai oz  für  Ursache  and  Faodament  zu  25.  Nov. 
seinen  bisherigen  Procedaren  gegen  Erfurt  habe  nnd  wie  weit  das  Haas 
Sachsen  ratione  seiner  jurium  bei  der  Sache  interessiert  sei^  er  hält  aber 
ODter  den  jetzigen  Gonjonctaren  die  Execation  der  Acht  and  die  derselben 
nothwendig  aniclebenden  Extremitäten  für  so  bedenklich,  dass  er  K.Mainz 
bewegliche  Vorstellungen  gemacht  und  gebeten  hat,  dem  Werk  znm  wenig- 
sten einigen  Anstand  zu  geben. 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Marienberg  ob  Würzburg  12.  December  1663. 

[auf  das  Schreiben  vom  15./25.  Nov.    Die  Ansfäbruug  der  Acht  gegen  Krfurt  kann 
zu  keinen  weiteren  Gefahren  Anläse  geben.    Erfurt  wird   vom  Hause  Sachsen 

aufgestachelt.] 

Die  Auslüliruüg  der  Acht  gegen  seine  nngehorsameu  Unterthanen  in  12.  Dec. 
Erfurt  wird  weder  die  Türkenhüife  verhindern  noch  sonst  zu  Weiteruageu 
Anlass  geben,  am  wenigsten  im  Obersächsischeu  Kreise,  da  Erfurt  als 
eine  zu  K.Mainz  gehörige  Stadt  zum  Rheinischen  Kreise  geholt.  Die 
Erfurter,  welche  jetzt  gegen  alle  Bürger  und  Rathsherren,  die  Devotion 
gegen  den  Kaiser  zeigen,  mit  Absetzung,  Gefängnis  und  Todesstrate  vor- 
gehen, werden  von  Nachbaren,  sonderlich  von  dem  Hause  Sachsen  und 
dessen  unruhigen  Ministris,  im  Ungehorsam  bestäikt,  von  ihnen  werden 
Schmähschriften  und  ^Scarteken^  gegen  ihn  verbreitet*)  und  die  Schutzge- 
rechtigkeit Sachsens  zum  Vorwande  genommen,  obgleich  in  dem  zwischen 
der  Stadt  nnd  demselben  über  den  Schutz  abgeschlossenen  Vertrage  E.Mainz 
ausgeschlossen  ist.  Er  versichert,  dass  die  Völker,  welche  die  Acht  aus- 
führen sollen,  niemand  ausser  denen,  welche  sich  selbst  der  Acht  theilhafc 
machen  würden,  verletzen  würden*). 


■)  Beigelegt  ist  die  Schrift:  Assertio  juris  Moguutini  contra  affectatam  Ju- 
Btitiam  Protectionis  Sazonicae  in  civitate  Erfurtensi.  Moguntini  a.  1663  m.  Octobri 
(wiederabgedruckt  Di ar.  Burop.  XI  Appendix,  Londorp  IX  S.  63ff.).  Von  säch- 
sischer Seite  wurde  darauf  veröffeutlicbt:  Repetita  et  necessaria  defensio  Justae 
proUctionis  Sazonicae  etc.  1664  (Diar.  Europ.  XI  a.  a.  0.  Londorp  IX» 
S.  110  ff). 

*)  Durch  ein  Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhalts  (d.  Regensburg  10.  Januar 
1664)  beantwortet  K.Mainz  dasjenige  des  Kf.  vom  12.  December  1663. 


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366  6     ^io  Erfarter  Handel. 

Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurftlrsten.  D.  1 1./[21.]  März  1664. 

[Bitte  am  fernere  Unterstutzong.] 

21. März.  Die  Stadt  hat  die  erfrealiche  Nachricht  erhalten,  dass  anf  das  Gesach 
vom  2.  November  1663  Kf.  nicht  allein  an  K.Main s  verschiedene  beweg- 
liche Schreiben  hat  abgehen  lassen ^  sondern  anch  seine  Gesandten  in 
Regensbnrg  zur  Vermittelang  eines  gütlichen  Vergleichs  instruiert  hat')- 
Die  Stadt  dankt  dafür  and  bittet  ihn,  anch  fernerhin  dazu  zn  cooperieren, 
dass  der  Kaiser  den  erbetenen  salvas  conductas')  bewillige  und  K.Mainz 
zn  einem  gütlichen  Vergleiche  bewogen  werde,  in  welchem  der  Stadt  ihre 
Freiheiten  nnd  Rechte  gelassen  würden. 

Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.  D.  14./[24].  April  1664. 

[Er  ist  znr  EiDfubniDg  des  Kirchengebetes  bereit,  bittet  nm  weitere  Unterstfitznng 
anf  dem  Reichstage  nnd  Schutz  gegen  etwaige  Gewaltmassregeln.] 

24.  April.  Die  Stadt  ist  sehr  bestürzt  darüber,  dass  trotz  der  Verwendung  des 
Kf.,  anderer  hoher  Potentaten  nnd  ganzer  Kreise  sie  doch  weder  Aufhebung 
der  Acht  noch  freies  Geleit  erlangt  hat;  sie  ist  aber  dadurch  wieder  ziem- 
lich getröstet  und  ei freut,  dass  gleichwohl  die  evangelischen  Fürsten  nnd 
Stände  durch  ihre  Botschafter  auf  dem  Reichstage  die  Sache  in  die  Hand 
nehmen')  und  Willfährigkeit  zur  Assistenz  verspüren  lassen,  wie  der  Stadt 
durch  ein  Schreiben  jener  Gesandten^)  und  durch  den  zu  ihnen  geschickten 
k.Fächsischen  Commissarius  ^)  versichert  worden.  Da  aber  beides  eine  ernst- 
liche Ermahnung  zur  Parition  in  puncto  precum  in  sich  gehalten  mit  Ver- 
tröstung, dass  die  Stadt  sodann  über  die  anderen  Punkte  sattsam  gehört 
nnd  ihr  treulich  assistiert  werden  solle,  so  wollen  sie   dabei  so  viel  ihnen 


*)  Kf.  hat  bisher  nur  in  dem  Rescript  vom  1.  December  1663  an  die  Ge- 
sandten in  Regensburg  (s.  oben  Abschn.  4,  S.  208)  der  Brihrter  Angelegenheit 
gedacht. 

^  Zu  Anfang  des  Jahres  1664  war  es  dem  neuen  Rathe  von  Erfurt  unter 
Leitung  des  energischen  Rathsroeisters  G.  H.  Lndolf  gelungen,  der  inneren 
Unruhen  Herr  zu  werden  nnd  den  Pöbel  zum  Gehorsam  zu  bringen.  Der  Rath 
hatte  darauf  den  Kaiser  nm  einen  Geleitsbrief  für  Abgeordnete  der  Stadt  und 
um  Aufhebung  der  Acht  gebeten,  zugleich  aber  sich  auch  an  die  Schwedische 
Regierang  (d.  12./22.  Januar  1664,  Londorp  IX  S.  221)  und  dann  auch  an  die 
zu  Regensburg  versammelten  Reicbsstände  (d.  8./ 18.  März  1664,  Londorp  IX 
S.  217)  gewendet  und  nm  deren  Vermitteluog  beim  Kaiser  und  bei  R.Mainz  nach- 
gesucht.   S.  v.  Tettau  S.  184f.    Heibig  S.  419. 

3)  S.  die  Relation  der  Gesandten  aus  Regensbnrg  vom  18.  April  1664  (S.236). 

*)  (l.  Rogenpbura:  28.  März  1664  (Londorp  IX  S.  219). 

^)  Meniae,  Geheimer  Ralh  des  Herzogs  Moritz  von  Zeitz,  über  dessen 
Sendung  nach  Erfurt  (Uect-uiber  1663  und  Anfang  1664)  e.  Heibig  S.  417. 


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Erfurt  Bncht  die  Verwendaog  des  Rf.  367 

Dar  immer  möglich  thun,  sie  hoffen,  es  werde  die  Gemeinde  die  Umstände 
in  solche  Consideration  ziehen,  dass  es  zu  weiteren  Extremitäten  nicht 
ausschlagen  dürfte.     Sie  bitten  Kf.,  sich  ihrer  weiter  anzunehmen  *). 


Otto  Wilhelm  v.  Berlepsch^  an  den  Rathsherren  Ludoif  in 
Erfurt.     D.  Berlin  27.  April  /  [7.  Mai]  1664. 

[Rf.  will  eich  der  Stadt  aDoehmen,  hat  mit  R.Sachsen  darüber  verhaadeit,  doch 
mass  man  zunächst  Qewissheit  haben,  ob  die  Parition  wirklich  geschehen.] 

Nachdem  S.  Chf.  D.  zu  Brandenburg,  meinem  gnädigsten  Churf.  7.  Mai. 
und  Herrn,  ich  das  von  dem  Bath  mir  jüngsten  zugesendetes  Schreiben 
—  Qberreichet,  haben  sie  gnädigst  und  wohl  aufgenommen,  dass  ge- 
meine Stadt  bei  dero  jetzigen  unglückseligen  Zustande  auch  bei  dero- 
selben  Zuflucht  suchen  wolle,  und  wie  Sie  dieselben  aus  der  vor  Augen 
schwebenden  Gefahr  gern  gerettet  sehen  möchten,  auch  desshalber 
dero  zu  Regensburg  anwesenden  Gesandten  albereit  instruiret,  mit 
allen  Kräften  dahin  zu  cooperiren,  ob  die  Acht  suspendirt  und  ein 
salvus  Conductus  zu  erlangen,  also  haben  sie  auch  bei  jetziger  An- 
wesenheit der  Churf.  D.  zu  Sachsen')  sowohl  mit  Deroselben  als 
Dero  beihabenden  ministris  fleissig  tiberlegen  lassen,  auf  was  Massen 
die  Stadt  wiederumb  in  voriger  Beruhigung  gesetzt  und  hierzu  etwa 
ein  sicheres  und  zureichendes  Expcdienz  erfunden  werden  könnte. 
Weiln  nun  Eingangs  gedachtes  Schreiben  die  Parition,  darauf  Keys. 
M.  so  feste  bestehen,  zwar  vertröstet,  des  H.  Maenii^)  Relation  aber 
liöchstged.  S.  Chf.  D.  zu  Sachsen  bis  dato  noch  nicht  erstattet  und 
man  also  keinen  gewissen  Grund  haben  können,  ob  sothane  Parition 
geschehen  oder  nicht,  auch  vielmehr  das  letztere  und  dass  der  Pöbel 
sich  hierzu  noch  garnicht  wollen  disponiren  lassen,  aus  anderweitig 
einkommender  Nachricht  verlauten  wilP),  so  hat  dcrhalben,  bis  zu 


')  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  io  Regensbarg  vom  26.  April/ 
G.  Mai  (S.  238). 

^  Oberst  und  Schlosshaoptmann  zu  Berlin,  s.  oben  Abschn.  2  S.  73. 

')  S.  oben  Abschn.  4  Anhang  S.271ff. 

^  S.  S.  3&3  und  Abschn.  4.  Anhang  S.  274. 

^)  Erst  am  19.  Mai  1664  warde  in  Erfurt  das  Kirchengebet  fQr  K.Mainz  nach 
der  Formel  von  1660,  nachdem  zavor  am  5.  Mai  die  evangelische  Geistlichkeit 
der  Stadt  aUerdings  noter  manchen  Vorbehalten  ihre  Zustimmung  dazu  kundge- 
geben hatte,  von  den  Kanzeln  verlesen,  doch  gab  sich  bei  dem  niederen  Volke 
noch  immer  grosse  ünsufriedenheit  darüber  kund,  s.  Diar.  Europ.  XI  S.  379 
v.  Tettau  8.  179. 


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368  6.    Die  Erforier  HäDdei. 

eingelangter  Gewissheit,  die  Sache  ausgesetzet  werdeo  müsBen  und 
vor  diesesmal  nichts  grQndlichers  resolviret  werden  können.  Ihre 
Chf.  D.  zu  Sachsen  reisen  heute  von  hier  wieder  ab  und  habe  ich 
dies  in  antecessum  vertraulich  benachrichtigen  wollen.  — 


Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt 
l./[ll.]  August  1664. 

[Ihre  Sache  soll  nicht  7or   deo  Reicbshofrath  gebracht,  soodero  durch   Kaiser- 
liche Kommissare  anf  dem  Reichstage  beigelegt  werden.) 

11.  Aug.  Dank  für  die  Verwendung  der  obersächsischen  Kreisfetände  in  ihrer 

Sache  beim  Kaiser  ^y  doch  sind  sie  8ehr  betrübt,  dass  die  verschiedeaeii 
Intercessioncn  und  auch  die  Bemühungen  der  gesamten  evangelischen 
Stände  zu  Hegensburg^)  noch  Iceine  Wirkung  gehabt,  so  dass  wegen 
mangelnder  Resolution  sie  in  ihrem  Elend  gleichsam  verschmachten  und 
durch  Abgang  alles  Handels  und  Wandels  vergehen  müssen,  zumal  da  sie 
erfahren,  ein  Theil  der  evaugelischen  Stände  solle  der  Meinung  sein,  als 
müsste  ihre  Sache  vor  dem  Beichsbofrath  ausgemacht  werden.  Sie  bitten 
daher  Kf.,  mit  seinen  Mitständen  darauf  bedacht  zu  sein,  dass  durch  kaiser- 
liche Kommission  uninteressierter  Fürsten  und  Stände  die  Sache  auf  dem 
Reichstage  vorgenommen  und  durch  gütliche  Vermittelnng  oder  derselben 
Ausspruch  erörtert,  auch  die  dissentierenden  evangelischen  Stände  zur  Cou- 
formität  gebracht,  mittlerzeit  aber  und  ehe  solches  geschieht  ihnen  kräf- 
tige Versicherung  wiederfahre,  dass  sie  vor  anderweitigem  Verhör  mit  keiner 
Execution  belegt  werden  sollen '). 


Der  Knrftirst  an  den  Rath  von  Erfurt     D.  Cöln 
8./ 18.  August  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  l./[ll.]  August.    Zusage  seiner  Vermittelnng.] 

18.  Aug.  —  Gleich  wie  wir  nun  gn.  gern  vernehmen,  dass  Ihr  demjenigen, 
was  an  selten  Chur  Mainz  in  puncto  des  Kirchengebetes  von  £uch 
erfordert  worden,  ein  GnOge  gethan  und  deswegen  gebührende  Pari- 
tion  geleistet,  also  wollen  wir  nicht  unterlassen  uns  dahin  zu  bemtthen, 


>)  S.  oben  Abschu.  4  Anhang  S.  279  f. 
^  S.  oben  Abschn.  4  S.  237. 
^  S.  über  die  gleichseitigen  Bemühungen  Erfurts  bei  den  Gesandten  des  J 

Kf.  in  liegensburg  deren  Relation  vom  8.  August  1064  (oben  Abschn.  4  S.  244). 


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Geeache  um  Vermittelnng  des  Ef.  369 

dass  Ihr  mit  GburMainz  Ld.  wieder  ausgesöhnet  und  also  a  banno 
liberiret  und  dermaleinst  wieder  in  ruhigen  Stand  gesetzet  werden 
möget*).  — 


Herzog  Ernst  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D.  Frieden- 
stein 18. /[28.]  August  1664. 

[Aufforderung  an  Kf.,  sich  zur  Vermittelnng  in  der  Erfurter  Sache  zu  erbieten.] 

Angesichts  der  jetzt  in  Mainz  gehaltenen  bedenklichen  Deliberationen  28.  Aug. 
und  Präparationen  hält  er  es  für  dringend  nothwendig,  dass  neben  Rela- 
xation der  Acht  das  Interesse  des  Gesamthanses  Sachsen  vermöge  des 
von  dem  Kaiser  confirmierten  Erbschntzvertrages  und  anderer  mit  der  Stadt 
abgeschlossenen  Concordate  von  einer  Commission  uninteressierter  Fürsten 
des  Reiches  vorgenommen  und  in  zuverlässigeren  Stand  gebracht,  zugleich 
die  Differenzen  zwischen  Karmainz  and  der  Stadt  geschlichtet  werden. 
Sollte  aber  eine  solche  Commission  nicht  zu  erlangen  sein,  fragt  er  an, 
ob  nicht  Kf.  allen  Theilen  znm  besten,  mit  Zuziehung  anderer  Fürsten  sich 
zn  einer  freiwilligen  Interposition,  der  sich  K.Mainz  hoffentlich  nicht  ent- 
ziehen werde,  entsohliessen  wollte. 


Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfurt 
19./ [29.]  August  1664. 

[Drohende  Exekution.    Bitte  um  Verwendung  bei  Kurmaioz.) 

Lothringische  Trappen  sollen  nebst  etlichen  tausend  Mann  kurmain-  29.  Aug. 
zischen  Landvolks  wider  ihre  Stadt  gebraucht  werden.  Sie  haben  sich  auf 
das  äusserste  bemüht,  den  Karfursten  zur  Versöhnung  zn  bewegen,  aber 
vergebens,  derselbe  hat  die  Schreiben  der  Stadt  nicht  angenommen,  dessen 
Ministri  haben  ihnen  nicht  geantwortet,  ja  durch  dessen  Gesandten  in  Re- 
gensburg ist  dem  Sächsischen  Agenten,  der  ihre  Stadt  geraume  Zeit  pa- 
trocinierte,  verwiesen  worden,  dass  er  sich  von  der  Stadt  gebrauchen  lasse. 
Kf.  möge  deshalb  nebst  K.Sachsen,  den  die  Stadt  gleichfalls  angernfen 
hat,  sich  derselben  annehmen  nnd  sich  bemühen,  dass  die  Exekntion  ver- 
hütet nnd  die  kurmainzischen  Prätensionen  auf  andere  Art  componiert 
würden. 


1}  S.  das  Rescript  des  Kf.  an  die  Gesandten  in  Regensburg  S.  247. 

Mftter.  s.  Oesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XT.  24 


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370  ^-     ^>^  Erfurter  Händel. 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Erfart  23.  Augast  / 
2.  September  1664. 

[Greditiy  für  den  Rathsherrn  Lndolf.] 

.Sept.  Die  Gefahr  nähert  sich  dermassen,  dass  sie,  um  Kf.  ihretwegen  anzu- 
flehen, den  Ueberbringer ,  ihren  Rathsfreund  Georg  Heinrieh  Lndol- 
f e  n  *)  an  ihn  abgeschickt  haben ,  Kf.  möge  denselben  hören  ond  mit  ge- 
wieriger  Resolution  versehen  lassen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
24.  August/ [3.  September]  1664. 

[Abmabnnog  von  kriegerischen  Massregeln  gegen  Erfart.    Anerbieten  seiner 

Vermittelung.] 

3.  Sept.  Kf.  hat  gehofft,  dass  K.Mainz  seinen  Vorstellnngen  Gehör  geben  und 

sich  aller  Thätlicbkeiten  gegen  Erfurt  enthalten  werde. 

—  Also  haben  wir  hingegen  mit  BetrQbnisB  von  verschiedenen 
Orten  die  Nachricht  erlanget,  dass  Ew.  Ld.  nunmehr  andere  Resolu- 
tion ergriffen  und  entschlossen  sein  sollen,  die  Stadt  vermittelst  fremb- 
der  und  auswertiger  Hülfe  anzugreifen  und  zu  occupiren.  —  Ew.  Ld. 
werden  uns  nicht  verdenken,  dass  wir  dieser  Sachen  halber  mit  un- 
serer wohlgemeinten  Erinnerung  bei  deroselben  abermahl  einkommen, 
Ew.  Ld.  freund-  und  brüderlich  ersuchend,  Sie  wollen  von  dergleichen 
Fürnehmen  —  abstehen  und  sich  hierunter  anders  begreiffen,  auch  ihre 
gefallen  lassen,  dass  die  noch  übrige  Missverst&nde  zwischen  Ew.  Ld. 
und  der  Stadt  entweder  durch  eine  Reichscommission  untersuchet  und 
der  Billigkeit  nach  erörtert  —  oder,  dafern  zu  dergleichen  Reichs- 
commission so  bald  nicht  zu  gelangen  und  Ew.  Ld.  dieselbe  nicht 
anständig  sein  möchte,  solchenfalls  anderer  uninteressirter  Chur-  und 
Fürsten  gütliche  Interposition,  worunter  wir  dan  auch  aus  guter 
Wohlmeinung  die  unsere  freundbrüderlich  offeriret  haben  wollen,  in 
diesem  Negotio  zu  belieben.  —  Sollten  nun  Ew.  Ld.  anitzo  gegen  die 
Stadt  Erfurt,  zumahl  dieselbe  schuldige  Parition  geleistet,  mit  der- 
gleichen Extremitäten  verfahren  und  dadurch  so  grosse  unvermeid- 
liche Weiterungen  und  Gefahr  im  Reich  verursachen,  könnten  dieselbe 
leicht  ermessen,  wie  hoch  dasselbe  die  gesambte  Stände  des  Reichs 
betrüben  würde.  — 

0  S.  oben  S.  866  f. 


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Verwendung  des  Kf.  fär  Erfurt.  371 

Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  24.  August  /  [3.  Sep- 
tember] 1664. 

[Bitte  um  Aufhebung  der  Acht  gegen  Erfurt  und  Verhütung  dee  Herbeiziehecs 

fremder  Truppen.] 

MittheiloDg  seiner  dem  Kurfürsten  yon  Mainz  gemachten  Anerbietnn-  3.  Sept. 
gen  wegen  gütlicher  Beilegung  der  Erfurter  Händel. 

Also  stelle  Ew.  K.  M.  ich  —  zu  bedenken  anheim,  ob  dieselbe 
bei  so  gestalten  Sachen  und  da  die  Stadt  gegen  ChurMayntz  Ld. 
schuldige  Parition  und  Submission  erwiesen  —  geruhen  wollen,  zu 
besserer  Erreichung  des  intendirten  Zweckes  die  —  Achtserklärung 
nunmehr  aufzuheben,  auch  ChurMayntz  von  ferneren  Extremitäten 
gegen  die  Stadt,  insonderheit  von  Einführung  frembder  und  auslän- 
discher Kriegsvölker  in  den  Greis  abzumahnen,  nicht  zwar  zu  dem 
Ende,  dass  I.  Ld.  das  geringste  von  ihrem  Respect  und  Gerechtigkeit 
entzogen  werden  sollte,  welches  ich  vielmehr  nach  Vermögen  verhüten 
und,  soviel  an  mir  ist,  dieselbe  und  dero  Erzstift  bei  ihren  zustehenden 
juribus  mainteniren  helfen  werde.  Ew.  Keys.  M.  werden  aber  —  die 
Wichtigkeit  dieses  Werkes  erwägen  und  zu  Verhütung  allerhand 
Weiterungen  alle  keyserliche  Vorsorge  auch  ohne  mein  gehorsambstes 
Erinnern  tragen,  insonderheit  aber  gn.  consideriren,  wie  hoch  Dero 
eigenes  Interesse  bei  dem  Ihre  obliegenden  beschwerlichen  Kriege 
wider  den  Erbfeind  hierunter  vertire,  und  dass  diejenigen  Völker  und 
Mittel,  welche  bei  diesem  Werke  gebraucht  werden,  viel  besser  und 
nützlicher  zur  Verstärkung  Dero  Armeen  und  Fortsetzung  der  wider 
den  Türken  —  erlangten  guten  Progressen  employret  werden  könnten. 


Der  Kurfürst -an  den  Rath  von  Erfurt.     D.  Cöln 
24.  August/[3.  September]  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  19.  /  29.  August.    Zusage  seiner  Intercession  bei  Kur- 
mainz und  dem  Kaiser,  Ermahnung  zum  Gehorsam.] 

—  Wie  wir  Euch  nun,  nachdem  Ihr  (wie  wir  nicht  anders  wis-  3.  Sept. 
sen)  in  allem  Euch  ChurMayntz  Ld.  submittiret  —  endlich  bestän- 
dige Ruhe  und  Sicherheit  gern  gönnen,  als  wird  uns  nichts  lieber  sein, 
als  dass  wir  es  durch  unsere  gute  Officia  dahin  befördern  könnten, 
gestalt  wir  dann  in  solcher  Intention  ChurMayntz  nicht  aliein  von  der- 
gleichen Extremitäten  —  abgerathen  und  zu  gütlicher  Hinlegung  der 

24* 


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372  ß-    Die  Erfurter  Häodel. 

noch  Übrigen  Differentien  einiger  uninteressirter  Chur-  und  Fürsten, 
auch  darunter  Unsere  selbsteigne  Interposition  fürgeschlagen,  sondern 
auch  zu  besserer  Erreichung  dieses  Zweckes  bei  der  R.  Keys.  M.  umb 
Aufhebung  der  ergangenen  Achtserklärung  wider  Euch  facta  iam  pa- 
ritione  inständig  —  Ansuchung  thun  lassen.  Wir  wünschen,  dass  von 
allen  Seiten  hierauf  einig  guter  Effect  erfolgen  —  möge,  wollen 
Euch  aber  auch  hiebei  erinnert  haben,  Euch  hinfüro  in  allen  Stücken 
gegen  iiochged.  H.  GhurfQrsten  Ld.  dergestalt  zu  erweisen,  damit  Sie 
je  mehr  und  mehr  eurer  —  Submission  versichert  werden  und  über 
Euch  zu  klagen  keine  Ursach  haben  mögen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurflirsten  von  Sachsen.     D.  Cöln 
24.  August/ [3.  September]  1664. 

3.  Sept.  Er  theilt  demselben  sein  an  Eormainz  gerichtetes  Schreiben  mit  nnd 

bittet  ihn  dringend,  ihm  in  hergebrachtem  Vertraaen  zu  entdecicen,  wohin 
seine  Meinung  deshalb  gerichtet  sei  und  was  er  znr  Erhaltung  von  Friede 
nnd  Einigkeit  für  das  fürträglichste  und  bequemste  erachte. 


Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten. 
D.  Waltheimb  25.  August/ 4.  September  1664. 

[Knrmainz  mnss  bei  Exekution  der  Acht  gegen  Erfurt  freie  Hand  gelassen  werden.] 
4.  Sept.  Er  übersendet  ein  Schreiben  yon  E.Mainz')  wegen  der  Exekution  ge- 

gen Erfurt.  Aldieweil  nun  darab  gänzlich  abzunehmen,  was  S.  Ld. 
zu  Maintz,  die  Stadt  Erfurt  zu  gewisser  Submission,  gehöriger 
Satisfaction  und  künftiger  Versicherung  zu  bringen,  fflr  ein  endliche 
Resolution  gefast,  darzu  auch  allbereit  solchen  Anstalt  gemacht,  dass 
meines  Ermessens  nicht   sehe,   wie   sie   ohne  gefährliche  Weiterung 

0  Id  demselben  (d.  Mainz  28.  August  1664)  kundigt  E.Mainz  an,  dass  seine 
Truppen  gegen  Erfurt  im  Anzüge  seien,  er  verspricht,  ohne  K.Sachsen  s  Vorwissen 
und  Willen  nichts  zu  unternehmen  und  den  Rechten  des  Hauses  Sachsen  keinen 
Eintrag  zu  thuo,  er  wolle  auch  sonst  niemand  beleidigen  und  begehre  nur  einen 
innoxius  transitus.  Er  sei  entschlossen,  denjenigen  „so  bisher  die  Erfnrtische 
Aechter  fomentiret  und  in  ihrem  Ungehorsam  durch  ihre  theils  Bediente  gehals- 
etarrigt  haben,  der  Gebuhr  zu  begegnen'',  (dass  dieser  Passus  in  dem  sonst  ziem- 
lich gleichlautenden  Schreiben  an  Kf.  von  demselben  Datum  (unten,  S.  378 
Anm.  3)  ausgelassen  ist,  hat  schon  Droysen  III,  3  S.  50  hervorgehoben),  ver- 
spricht aber  mit  solcher  Behutsamkeit  zu  verfahren,  dass  kein  Stand  des  Reichs 
sich  zu  beschweren  haben  werde.  S.  über  das  Verhältnis  E.Sachsens  zu  E.- 
MaiDz  Heibig  S.  419ff. 


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Correspondenz  mit  K  Sachsen  und  K. Mainz.  373 

unbeliebiger  Interponenten  davon  abgehalten  werden  mögen,  mich 
aber  darbei  genugsam  versichert,  alles  mit  meinem  Zuthun  zu  reguliren, 
als  finde  nicht,  wie  wir  uns  in  einigerlei  Weiss  in  solche  gefährliche 
Sachen  einmischen,  oder  wie  man  an  selten  des  gesambten  Ober- 
Sächsischen  Greises  sich  diesem  Werck  unterziehen  könne,  dardurch 
die  Cron  Franckreich  und  andere  Alliirte  zu  irritiren  und  gleich- 
samb  Selbsten  diejenige  Gefahr  und  Ungelegenheit  zu  erwecken,  welche 
man  sonsten  in  alleweg  zu  verhQten  suchet,  bevorab  da  Ihre  Kay. 
May.  in  ihrem  Handbrieflein ')  —  ein  besonders  ressentiment  über  die 
Aechter  erweisen,  und  weil  nicht  zu  zweifeln,  es  werden  Ihre  Ld.  zu 
Maintz  Euer  Ld.  eben  dergleichen  Zumuhtungen  tuhn,  als  habe 
freundbrtiderlicher  Schuldigkeit  nach  nit  unterlassen  sollen,  Ihro  meine 
GemühtsmeinuDg  in  Zeiten  hierin  zu  entdecken.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  vou  Mainz.     D.  Cöln 
27.  August /[6- September]  1664  0- 

Lect.   in  consilio  praes.  SereDissimo.     Fürstl.  Dl.  von  Anhalt.      OberPr.  Freih. 

V.  Schwerin.    H.  v.  Hoverbeck. 
[Gefahren,  welche  Earmainzs  beabsichtigter  Angriff  gegen  Erfurt  heranfbeschwort. 
Ernstliche  Warnung  davor,  erneate  Aufforderung,  seine  Vermittelung  anzunehmen. 
Kf.  wird  mit  Schweden  communicieren,  muss  seine  zur  weiteren  Türkenhülfe  be- 
stimmten Truppen  zurückhalten.] 

—  Nachdem  wir  —  aus  demjenigen,  so  E.  Ld.  vom  28.  August  6.  Sept. 
an  Ghursachsens  Ld.  geschrieben  und  von  derselben  uns  communi- 
ciret  worden,  ersehen,  dass  E.  Ld.  nunmehr  im  Werk  begrifiFen  wären, 
sowohl  mit  Dero  eignen  als  andern  Auxiliarvölkern  nicht  allein  die 
Stadt  Erfurt,  besondern  auch  andere,  welche  dieselbe  fomentiret,  an- 
zugreifen, so  haben  wir  nicht  unterlassen  können,  E.  Ld.  ferner  beweg- 
lich f&rzustellen,  in  was  äusserste  Gefahr  —  hiedurch  die  ganze  Christen- 
heit, das  Rom.  Reich  und  anfäuglich  dieser  Obersächsische  Creis  würde 

0  Beigelegt  ist  ein  Eztract  Icaiserli che n  Handbriefs  an  E.Sachsen:  ,Ich 
bedanke  mich  des  beharrlichen  Vertrauens,  so  Euer  Ld.  allweg  auf  mich  haben, 
und  erachte  rathsam,  seiner  Ld.  zu  Maintz  nit  nur  unhinderlich  zu  sein,  gegen 
ihrer  aller  Schuldigkeit  und  Respects  vergessene  Erfurter  Aechter  zu  agiren, 
sondern  auch  dero  auf  Begehren  kräftig  zu  assistiren  und  den  Fürsten  in  Gotha 
und  andere  der  Stadt  Helfere  von  weiterer  Gefahr  abzumahnen,  sich  in  die  Sache 
weiter  nicht  zu  mischen,  und  werden  Eure  Ld.  wohl  thun,  die  mit  Seiner  Ld. 
za  Maintz  nähere  gute  Verstandnuss  zu  continuiren,  angesehen  dieses  dem  Rö- 
mischen Reich  viel  gutes  zubringen  kann.* 

')  Schon  gedruckt  Diar.  Europ.  XI  S.  4B9.    Londorp  IX  S.  226. 


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374  6.    Die  Erfurter  Händel. 

gesetzet  werden,  wenn  E.  Ld.  dergleichen  Fttmehmen  ins  Werk  richten 
würden.  Dann  ob  zwar  E.  Ld.  —  versichern,  dass  Sie  ftr  dero  Völ- 
ker nur  transitum  innoxium  begehren,  so  versehen  wir  uns  doch  freund- 
brttderlich,  E.  Ld.  werden  uns  nicht  Abel  nehmen,  wenn  wir  deroselben 
—  fttrstellen  müssen,  dass  Sie  hierin  etwas  versprechen,  so  ausser  dero 
Vermögen  und  Kräften  ist.  Dann  wie  unmüglich  es  sei,  heutiges  Tages 
Kriegsvölker  in  solcher  Disciplin  zu  führen  und  von  allen  Exorbitantien 
abzuhalten,  solches  ist  E.  Ld.  und  der  ganzen  Welt  bekannt,  E.  Ld.  kön- 
nen auch  leicht  ermessen,  dass  sich  niemand  hierauf  verlassen,  sondern 
ein  jedweder  diesen  Anzug  als  eine  gewaltsame  Oppression  ansehen 
und  apprehendiren  wird.  E.  Ld.  ist  —  genugsam  bekannt,  was  aus 
dergleichen  Executionen  und  oftmalen  viel  kleineren  Feuer  für  grosse 
Inconvenientien  und  schwere  Entzündungen  entstehen. 

Kf.  bittet  K.MaiQZ  am  der  Liebe  willeo,  welche  er  zum  Vaterlande, 
dem  H.  Römischen  Reiche  trage,  es  nicht  dazu  kommen  zu  lassen,  sondern 
sein  früher  gemachtes  Anerbieten  anzonehmen,  er  könne  sich  dabei  ver- 
sichert halten,  dass  Kf.  nicht  ruhen  werde,  bis  er  in  allen  Stücken  billige 
und  gebührende  Satisfaction  erlangt  habe. 

Sollten  aber  E.  Ld.  —  in  diesem  Vorhaben  —  verharren  —  und 
daraus  unser  geliebtes  Vaterland  —  in  neue  innerliche  Unruhe  ge- 
rathen,  —  so  müssen  wir  zwar  Oott  und  der  Zeit  solches  anheim- 
stellen, wollen  aber  für  der  ganzen  Welt  zum  —  feierlichsten  pro- 
testiret  haben,  dass  die  Verantwortung  und  eines  jetweden  erlittener 
Schade  von  denen  allein  zu  erfordern,  welche  an  solchem  Unwesen 
schuldig  sein,  hoffen  auch,  E.  Ld.  werden  uns  nicht  verdenken,  dass 
wir  dieses  weitaussehende  Werk,  woran  des  Obersächsischen  Kreises 
Wohlfahrt  und  Verderben  hänget,  mit  anderen  Creiseingesessenen, 
sonderlich  aber  der  Gron  Schweden  communiciren,  nicht  zwar  hie- 
durch  E.  Ld.  den  geringsten  Verdruss  zuzufügen,  sondern  nur  bloss 
und  allein  umb  den  Greis  in  Ruhe  zu  erbalten  und  uns  für  allerhand 
Gefahr  und  Oppression  zu  präserviren.  Wobei  wir  dann  dieses 
nicht  weinig  beklagen  müssen,  dass  wir  an  unserm  guten  Vorsatz 
hiedurch  behindert  werden  und  diejenige  1000  Knechte,  welche  wir 
sonsten  in  weinig  Tagen  L  Key.  M.  zu  Hülfe  zu  schicken  ent- 
schlossen waren'),  nunmehr  nicht  marchiren  lassen  können,  sondern 
vielmehr  unsere  bereits  bei  der  Keys.  Armee  habende  Völker  zu  re- 
vociren  und  uns  deren  zu  unserer  und  des  Greises  Sicherheit  zu  ge- 

')  S.  oben  Abechn.  b  8.  335  fl". 


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GorrespondeDe  mit  K  Mainz  und  dem  Kaiser.  375 

brauchen  gezwungen  werden,  im  Fall  E.  Ld.  bei  dero  Fürhaben  fest- 
stehen und  der  Greis  in  solche  motus  kommen  sollte^). 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  27.  August/ 
[6.  September]  1664. 

[  VorstelluDg  der  Gefahren,  welche  die  Ezekntion  gegen  Erfurt  verursachen  werde, 
dringende  Bitte,  dieselbe  zu  verhüten,  sonst  mnss  Kf.  seine  Hülfstruppeu 

zurückrufen.  ] 

Ew.  Keys.  M.  werden  mein  gehorsambstes  Schreiben  vom  24.  hu-  6.  Sept. 
jus^)  wegen  der  Stadt  Erfurt  verhoffentlich  wohl  erhalten  haben. 
Nachdem  mir  nun  seiter  von  GhurSachsens  Ld.  die  Nachricht  zu- 
gekommen^ dass  GhurMainzs  Ld.  im  Begriff  sei,  nicht  allein  die 
Stadt  Erfurt,  sondern  auch  diejenige,  welche  derselben  Sache  fo- 
mentiret,  und  zwar  mit  frembden  Eriegsvölkern  anzugreifen,  Ih.  Ld. 
sich  auch  dabei  auf  ein  von  E.  Keys.  M.  gethanes  Schreiben  bezieben, 
worin  dieselbe  dieses  alles  approbiren,  so  hab  ich  nicht  umhin  kön- 
nen, E.  Keys.  M.  nochmahlen  klärlich  f&r  die  Augen  zu  stellen,  was 
f&r  Gefahr,  Noth  und  Ungelegenheit  der  ganzen  Ghristenheit,  dem 
Söm.  Reich   und  insonderheit  diesem  Obersächsischen  Greise  hieraus 


0  An  demselben  Tage  ergeht  ein  Rescript  au  0.  W.  v.  Berlepsoh,  er  solle 
dieses  Schreiben  persönlich  an  R.Mainz  übergeben  und  mündlich  den  Inhalt  des- 
selben nachdrücklich  vortragen,  namentlich  hervorheben,  dass  weder  Kf.  noch 
sonst  ein  evangelischer  Stand  seine  Truppen  bei  der  kaiserlichen  Armee  lassen 
könne,  sondern  auf  seine  eigene  Sicherheit  denlftn  müsse,  im  übrigen  solle  er 
sich  des  Bathes  des  Herzogs  von  Gotha  bedienen.  Diesem  schickt  Kf.  dieses 
Schreiben  zu,  mit  der  Bitte,  es  an  v.  Berlepsch,  der  sich  vielleicht  noch  bei 
ihm  befinde,  zu  übergeben  oder,  wenn  derselbe  schon  abgereist  sei,  es  ihm  nach- 
zusenden. Zugleich  ergehen  Schreiben  an  denselben  Herzog  Ernst  von  Sachsen, 
ferner  an  Herzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig-Celle  und  an  die 
Landgräfin  von  Hessen,  in  denen  Kf.  denselben  von  den  Absichten  K.Main zs  und 
seinen  dagegen  erhobenen  Remonstrationen  Mittheilung  macht  und  bemerkt,  die 
Angelegenheit  treffe  zunächst  den  Obersächsischen  Kreis,  werde  sich  aber,  wenn  es 
zu  Thätlichkeiten  kommen  sollte,  über  das  ganze  Reich  verbreiten.  Ein  ähnliches 
Schreiben  ergeht  unter  demselben  Datum  an  die  Schwedische  Regierung  in 
Stettin,  Kf.  bittet  dieselbe  um  MRtheilung  ihrer  Gedanken,  wie  diesem  Unheil  bei 
Zelten  zuvorzukommen  sei,  und  spricht  die  Zuversicht  aus,  Hülfe  zu  erhalten,  im 
Fall  die  Sache  in  grosse  Weitläufigkeit  und  der  Kreis  in  Unruhe  gerathen  sollte. 
S.  auch  das  Rescript  an  die  Gesandten  in  Regensburg  vom  8.  September  (Abscün.  4 
S.247). 

*)  Oben  S.  371. 


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376  6.    Die  Erfurter  Händel. 

erwachsen  wird.  Dan  weil  es  an  dem,  dass  dieser  Greis  mit  Ein- 
führung und  Ueberziehung  fremder  Völker  bedrawet  wird,  so  haben 
E.  Keys.  M.  leicht  zu  ermessen,  dass  anstatt  die  Stände  des  Reichs 
sich  weiter  angreifen  werden,  E.  Keys.  M.  wider  den  Erbfeind  einige 
Httlfe  zu  schicken,  ein  jetweder  die  seinige,  so  er  daselbst  hat,  vieU 
mehr  zu  eigener  Sicherheit  wieder  revociren   und  abfordern   werde. 

—  Diesem  allen  nach  will  E.  Keys.  M.  nochmalen  —  gebeten 
haben,  Sie  wollen  um  dero  eigenen  hohen  Interesses  willen  —  wie 
auch  zu  Erhaltung  des  so  theuer  erworbenen  Friedens  im  H.  Rom. 
Reich  und  in  Erwägung,  wie  devot  sich  der  Obersächsische  Kreis 
absonderlich  kegen  E.  Keys.  M.  allemahl  bewiesen,  Dero  Keys.  Aucto- 
rität  bei  diesem  weitaussehenden  Werk  dahin  interponiren,  damit 
Ghurmayntz  von  dero  Fürhaben  abstehen  und  sich  daran,  dass  Sie 
sonsten  zu  dero  Intent  und  Befugsamkeiten  ohnfehlbarlich  gelangen 
sollen,   vergnügen   lassen.     Sollten   aber  E.  Keys.  M.    wider  meine 

—  Zuversicht  dessen  Bedenken  tragen  und  bei  demjenigen,  was  Sie 
an  Chursachsen  Ld.  geschrieben,  verharren,  so  verhoff  ich,  E.  Keys. 
M.  werden  auch  nicht  ungnädig  empfinden  noch  Übel  deuten,  dass  ich 
bei  sothaner  Beschaffenheit  nicht  allein  die  durch  des  Hertzogen  zu 
Holstein  Ld.  neulich  versprochene  eintausend  Knechte  nicht  schicken 
kann,  sondern  auch  meine  bei  E.  Keys.  M.  Armee  bereits  habende 
Völker  wieder  anhero  zu  meiner  und  des  Greises  Sicherheit  alsofort 
revociren  müsse.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Sachsen.     D.  Cölu 
27.  August/[6.  September]  16640- 

[aaf  das  Schreiben  vom  25.  Angust  /  4.  September.  Ernste  Mahonog,  E.  Mainz 
nicht  die  Exekution  gegen  Erfart  mit  fremden  Trappen  sn  gestatten,  Warnung 
vor  K.Mainzs  Versprechangen,  Aafforderang,  selbst  die  Exekution  zu  übernehmen.] 

6.  Sept.  —  Nnn  muss  ich  wohl  gestehen,  dass  ich  nicht  ohne  sonderbare 

Bestürzung  sowohl  GhurMayntz  Ld.  gefasste  Resolution,  als  auch 
dass  Ew.  Ld.  Ihre  solches  gefährliches  Vorhaben  mit  gefallen  lassen, 
ja,  wie  es  fast  scheinet,  das  Werk  mit  zu  befordern  gedenken,  ver- 
nommen.   Ew.  Ld.  werden  inmittelst  aus  meinem  vom  24ten  huius 


0  Goncipiert  von  0.  v.  Schwerin,  mit  eigenhändigen  Correctnren  des  Kf.; 
schon  gedruckt  bei  Heibig  S.  438f. 


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GorrespoDdeos  mit  dem  Kaiser  und  K.Sacbsen.  377 

an  Sie  gethanen  Schreiben')  yernommen  haben,  wie  hoch  ich  diese 
Sache  apprehendire,  von  welcher  Meinung  ich  dann  auch  nochmalen 
nicht  abstehen  kann.  Dann  ob  zwar  GhurMayntz  Ld.  fürgeben, 
es  sollte  diese  Expedition  ohne  jemandes  Beleidigung  geschehen,  ich 
auch  desfalls  an  Ihrer  guten  Intention  nicht  zweifele,  so  können  doch 
E.  Ld.  leicht  ermessen,  dass  I.  Ld.  darin  mehr  promittiren,  als  Sie 
Selbsten  prästiren  können.  Zudem  geruhen  E.  Ld.  hochvernünftig  zu 
bedenken,  wie  sich  dieses  Erbieten  mit  derjenigen  klaren  Bedräuung 
reime,  welche  in  GhurMayntz  Ld.  Schreiben  enthalten,  dass  Sie 
nämlich  denjenigen,  so  bishero  die  Erfurter  fomentiret,  der  Gebühr 
zu  begegnen  entschlossen  wären.  Ich  hoffe  zwar  nicht,  dass  Ew.  Ld. 
selbst  hiedurch  gemeint  sein  werden,  welche  sich  sonsten  dieser  Stadt 
f&r  diesem  rühmlich  angenommen,  auch  mir  noch  jüngsthin  bei  un- 
serer Zusammenkunft  zu  Torgaw  dieses  Werk  zu  eifriger  Beahndung 
fleissig  recommendiren  lassen^).  Dieses  aber  ist  allein  hieraus  ohn- 
schwer  abzunehmen,  dass  gleichwohl  Ew.  Ld.  eigenes  hohes  Haus 
biermit  verstanden  werde,  und  muss  ich  dahin  gestellet  sein  lassen, 
wie  und  welchergestalt  E.  Ld.  solches  in  Consideration  ziehen  werden. 
Ich  aber  werde  inzwischen  denen  theuren  Pflichten  nach,-  womit  ich 
dem  Reich  verbunden,  und  tragenden  nachgeordneten  Ampts  halber 
alles  getreulich  rathen  und  thun,  was  zu  Abwendung  der  bevorste- 
henden Gefahr  gereichen  kann,  gestalt  dann  E.  Ld.  mir  nicht  verdenken 
werden,  dass  ich  dieses  weitaussehende  Werk,  woran  dieses  Obersäch 
si sehen  Greises  Gonservation  oder  gänzliche  Ruin  hänget,  sofort  an  die 
Cron  Schweden  und  andere  Greiseingesessene  gelangen  lasse. 
Ich  werde  auch  bei  solchen  Gonjuncturen  nicht  allein  keine  mehr 
Völker  wider  den  Erbfeind  schicken  können,  sondern  auch  diejenige, 
welche  ich  bereits  geschickt,  alsofort  revociren  müssen,  welches  andere 
Evangelische  Stände  ausser  Zweifel  auch  thun  werden.  Was  nun  der 
ganzen  Ghristenheit,  dem  Rom.  Reich,  fürnehmlich  aber  diesem  Ober- 
sächsischen Greise  hieraus  für  Gefahr,  Schaden  und  Ungelegenheit 
entstehen  würde,  solches  muss  ich  zu  deren  Verantwortung  und  Er- 
stattung stellen,  die  dieses  Uebel  verursachen  und  auch  nicht  genug- 
sam abwenden,  will  auch  desfalls  und  von  allen  hieraus  entstehenden 
Inconvenientien  aufs  feierlichste  protestiret  haben.  Wenn  Ew.  Ld. 
dieses  Werk  und  was  Ihr  selbst  und  Dero  Ghurfürstlichen  Hause  da- 


0  Oben  S.  372. 

^  S.  AbBcbD.  4  ADbang  S.  262  flf. 


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9.  Sept. 


378  6.    Die  Erfurter  Häadel. 

ran  gelegen,  Dero  hohem  Verstand  nach  wohl  überlegen  werden,  so 
halte  ich  mich  versichert,  Sie  werden  mir  dieses  nicht  (Ibel  deuten, 
sondern  vielmehr  meiner  treu  gemeinten  Erinnerungen  halber  mir 
Dank  wissen  und  ^)  vielmehr  ChurMayntz  Ld.  beweglich  ersuchen,  von 
diesem  Vorhaben  abzustehen,  und  Deroselben  vorstellen,  dass  Sie  durch 
mein  und  anderer  Interposition  zu  ihrer  gebührenden  Satisfaction  un- 
zweiflieb  gerathen,  durch  die  Extremitäten  aber  leichtlich  ihrer  Hoff- 
nung verfehlen  können.  Ich  bezeuge  sonst  nochmalen,  dass  dieses 
alles  nicht  dahin  angesehen,  ChurMayntz  Ld.  an  Dero  Gerechtig- 
keiten zu  kränken,  sondern  ich  bleibe  vielmehr  erbötig,  so  viel  an 
mir  ist,  Deroselben  zu  deren  Erhaltung  behttlflich  zu  sein.  — 

PS').  Ich  bitte  Ew.  Ld.  consideriren  dieses  hohe  Werk  wohl, 
da  ich  besorge,  man  werde  derselben  viel  zusagen  und  versprechen, 
und  wen  der  Ohrdt  in  andere  Hände  komptt,  nichts  halten,  zu  deme 
ist  es  des  Keysers  Interesse  nicht,  undt  wer  diesses  dem  Keyser 
rahten  thudt,  der  ist  gewiss  kein  treuer  Diener.  ChurMeins  Ld. 
muss  und  soll  Sattisffaction  geschehen,  undt  werde  ich  mich  hiezu 
wilig  gebrauchen  lassen,  aber  frembde  Völcker  in  die  Ereisse  zur  Exe- 
cntion  zu  gebrauchen,  ist  niehmals  im  Reich  erhöret  Ew.  Ld.  wollen 
hochuernunftig  diesses  vberlegen  undt  bey  Zeitten  alles  Ungeluck  ver- 
hütten helffen,  vndt  were  das  beste,  Ew.  Ld.  weiten  die  Execution 
selber  durch  Ihre  vndt  des  Kreisses  Volcker  verrichten,  damitt  dieselbe 
das  Werck  in  Händen  behalten,  undt  werde  auff  Begehren  Ew.  Ld.  hirin 
treulich  assistiren,  wan  es  nicht  sonst  durch  Gühte  beigelegt  wurde. 


Geheimenraths-Protokoll.    D.  30.  AugU8t/[9.  September]  1664. 

[VerbandluDgeD  mit  v.  Reiffenberg.] 

—  —  Hierauf  hat  der  K.Mainzische  Gesandte  Freih.  v.  Reiffen- 
berg') bei  S.  Chf.   D.  Audienz  gehabt.     Worauf  ein  Schreiben  an 


0  Die  Worte:  .und  vielmehr  —  verfehlen  konneo*  sind  vom  Rf.  selbst  io 
dem  GoDcept  hinzagefägt. 

^  Vom  Kf.  eigeohändig  im  Goncept  hiozugefügt  (von  Heibig  nicht  mitab- 
gedmckt). 

*)  S.  über  denselben  Heibig  a.  a.  0.  S.  420  nnd  im  Archiv  f.  Sächsische 
Gesch.  I  S.  292.  Reiffenberg  war  der  Ueberbringer  eines  Schreibens  von  K.- 
Mainz an  den  Kf.  (d.  St.  Martinsbnrg  in  Mains  28.  Angnst  1664),  in  welchem 
derselbe  anknüpfend  an  das  Schreiben  des  Kf.  vom  25.  November  1663  (oben 
S.  363)  erklärt,  er  habe  bisher  zu  seinem  eigenen  grossen  Schaden  mit  der  Eze- 


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Sendung  v.  Beiffenbergs  za  Kf.  379 

S.  Chf.  D.  vom  Könige  von  Frankreich  *)  verlesen  worden,  darinnen 
er  notificiret,  dass  er  dem  Eurf.  zu  Mainz  ein  Corps  schicket  wider 
die  Erfurter,  fis.  Man  wird  ihm  remonstriren,  dass  dieses  ein  grosses 
Feuer  anzünden,  dass  S.  Chf.  D.  K.Mainz  geschrieben,  ihm  zu  sei- 
nem Recht  zu  verhelfen,  dass  es  wider  das  Herkommen,  fremde  Völ- 
ker in  den  Kreis  zu  bringen,  dass  S.  Chf.  D.  wollte  ihn  mit  dero  ei- 
genen Truppen  assistiren. 

Als  solches  durch  H.  Ober  Präsid.  und  H.  Platen  dem  Gesand- 
ten hinterbracht,  haben  sie  wieder  rapportiret:  Er  wttsste,  dass  S. 
Chf.  D.  an  K. Mainz  geschrieben  im  November,  darinnen  eben  die 
Motiven,  so  sie  itzo  hätten  vorbringen  lassen.  Wäre  ihm  vom  Kaiser 
aufgetragen  die  Execution,  Erfurt  gehörte  nicht  zu  dem  Obersächsischen 
sondern  Rheinischen  Kreise,  begehrte  nichts  als  innoxium  transitum,  £x- 
trema  wären  nicht  zu  besorgen,  den  Sächsischen  sollten  ihre  jura  blei- 
ben, wiewohl  sie  noch  nicht  deduciret;  würde  nicht  Respects  genug  sein, 
dass  S.  Chf.  D.  sich  zwischen  K.Mainz  und  seine  Unterthanen  inter- 
ponirten.  *  Erfurter  hätten  das  vorige  nicht  repariret,  K.Mainz  mttsste 
auch  seine  Sicherheit  dabei  haben;  versichert  S.  Chf.  D.  wieder  zu 
assistiren,  wäre  ungerne  zu  fremder  Hülfe  gekommen,  allein  weil  der 
Kaiser  mit  den  Türken  empeschiret,  hätte  er  nicht  anders  gekonnt. 

S.  Chf.  D.  meinen  ihm  vorzuhalten,  dass  sein  guter  Credit  bei 


kotion  gegen  Erfurt  Anstand  genommen,  in  der  Hoffnung,  die  Stadt  werde  sich 
unterwerfen,  dieselbe  beharre  aber  in  ihrer  Widersetzlichkeit ,  habe  weder  dem 
Kaiser  noch  ihm  Satisfaction  geleistet,  vielmehr  ihre  widerspänstigen  Handlungen 
noch  durch  die  eigenmächtige  Hinrichtung  solcher,  welche  in  kaiserlichem  und 
seinem  Specialschutz  gestanden,  und  andere  Verletzungen  seiner  Jurisdictions- 
rechte  vermehrt.  Desshalb  sei  er  genötbigt,  jetzt  die  ihm  vom  Kaiser  übertragene 
Exekution  der  Acht  zu  vollstrecken,  er  habe  es  dabei  mit  seinen  eigenen  rebellischen 
Unterthanen  zu  thun;  er  versichert,  er  wolle  die  Stadt  in  ihrer  BeligionsabaDg 
nicht  kränken,  auch  den  Rechten  des  Hauses  Sachsen  keinen  Eintrag  thun,  der 
Obersächsische  Kreis,  zu  dem  Erfurt  als  pars  integra  seines  Erzstifts  garnicht 
gehöre,  habe  dabei  nichts  zu  furchten,  er  werde  alles  auf  eigene  Spesen  thun 
und  bei  den  Benachbarten  nur  transitum  innoxium  suchen.  In  einer  eigenhän- 
digen Nachschrift  zu  Beiffenbergs  Greditiv  (d.  31.  August)  bittet  er,  denselben 
nicht  als  Abgesandten  zu  tractieren,  sondern  ihm  ohne  Cerimonien  Zutritt  zu 
gestatten,  damit  er  alles  dieses  dem  Kf.  mündlich  vortragen  k5nne.  Das  Becre- 
ditiv  des  Kf.  für  B.  ist  schon  am  29.  August/8.  September  ausgestellt.  Weiteres 
über  die  mit  demselben  geführten  Verhandlungen  ergeben  das  unten  mitgetheilte 
Schreiben  von  K.Mainz  an  Kf.  vom  22.  September  und  das  Protokoll  über  die 
Verhandlung  mit  den  Sächsischen  Gesandten  vom  12.  October. 
1)  d.  Fontainebleau  25.  Juli  1664  (Qrk.  n.  Akt.  U,  S.  285f). 


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380  6.    Die  Erfurter  Handel. 

den  Ständen  sehr  fallen  wörde,  Sie  würden  es  vor  einen  Schimpf  ach- 
ten, wenn  er  S.  Chf.  D.  Mediation  verwürfe. 

H.  0.  Präs.  vermeinte,  wann  man  auf  harte  Manier  mit  ihm 
sprechen  solle,  so  mtlsste  S.  Chf.  D.  auch  resolviren,  dass  ein  Nach- 
druck erfolge. 

S.  Chf.  D.:  Könnte  wohl  etwas  gemildert  werden,  und  wollten 
erwarten,  was  K. Mainz  antworten  würde  auf  S.  Chf.  D.  Schreiben, 
dass  es  ohne  Ungelegenheit  im  Kreise  nicht  würde  abgehen;  vorzu- 
halten, dass  er  S.  Chf.  D.  nicht  assistiret  in  der  Pommerschen  Grenz- 
sache. Rapportirten  wieder:  Es  liefe  auf  eine  Parität  aus  zwischen  H. 
und  Unterthan,  wenn  S.  Chf.  D.  sich  interponirten,  er  suche  sonst 
durch  die  arma  nichts  anderes,  K.Mainz  besorgte,  die  Erfurter  würden 
trotzig  reden.  Wann  S.  Chf.  D.  mit  ihm  wollten  einen  Trompeter 
schicken,  sie  vermahnen,  dass  sie  sich  accommodiren  wollten. 

Müssten  sich  erinnern,  was  vorher  geschrieben,  und  was  mit 
Macht  K. Mainz  sie  wollte  zur  raison  bringen,  sollten  dero wegen 
gebührende  Satisfaction  geben,  wo  nicht,  wollte  S.  Chf.  D.  selbst  sie 
dazu  anhalten. 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  31.  August/ 
[10.  September]  1664 

[EröffouDgen  des  K.MalDzischeD  Abgesandten.     Kf.  hat   die   Stadt  zur  Unter- 

werfang  ermahnt] 

10.  Sept.  Seit  selDem  vorigen  Schreiben  hat  K.Mai  dz  durch  einen  Abgesandten 

ihm  loitgetheilt,  dass  er  schon  in  wirklicher  Expedition  gegen  Erfurt  be- 
griffen wäre,  zugleich  aber  versichert,  dass  dieses  Vorhaben  zu  keines 
Standes  Offension  oder  Beschwerde  gereichen  solle.  Kf.  mass  zwar  sol- 
ches alles  dahin  gestellt  sein  lassen,  hofft  aber,  die  Stadt  werde  sich  den 
kaiserlichen  Verordnangen  gemäss  so  gegen  K. Mainz  submittieren,  dass 
dieser  vollkommene  Satisfaction  erlange,  nnd  hat  die  Stadt  ernstlich  dazu 
ermahnt. 


Der  Kurfürst  an  die  Stadt  Erfurt.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
31.  Augu8t/[10.  September]  1664. 

[Strenge  Mahoung  zur  Unterwerfung  anter  K.Mainz,  sonst  müsse  Kf.  demselben 

Hülfe  leisten.] 

10.  Sept.         Er  hat  von  Anfang  an  ungern  von  ihrer  Widersetzlichkeit  gegen  K.- 
Mainz  vernommen  und,  indem  er  sich  bemüht  hat,  die  daraas  entstände- 


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Mahnaog  an  Erfort  snr  ünterwerfnog.  381 

nen  Streitigkeiten  beizulegen,  gehofft,  sie  würden  Bich  so  bezeigt  haben, 
dass  K.Mainz  dadnrch  seine  Ungnade  fahren  zn  lassen  bewogen  worden 
wäre.  Er  hört  aber  mit  besonderem  Missfallen,  dass  dieses  nicht  der  Fall, 
sie  vielmehr  mit  Eingriffen  nnd  nnverantwortlichen  Procednren  gegen  E.- 
Mainz fortfahren,  wodnrch  dieser  bewogen  worden  ist,  zu  Conserviernng 
seines  Respects  nnd  seiner  Rechte  nachdrücklichere  Mittel  zu  ergreifen. 
Ef.  wünscht,  dass  sie  sich  anders  begreifen  nnd  dadnrch  sowohl  den  ihnen 
drohenden  Untergang  als  auch  viele  andere  in  diesem  Obersächsischen  Ereise 
zn  befahrenden  Ungelegenheiten  verhüten  mögen.  Bisher  hat  man  die 
vorgegangenen  hochärgerlichen  Procednren  damit  entschuldigen  wollen, 
dass  der  gemeine  Pöbel  sich  dergleichen  unterfinge,  welchen  sie  nicht  alle- 
zeit im  Zaum  halten  könnten,  nachdem  sie  aber  jetzt  ihren  Respect  wieder- 
erlangt und  dennoch  gegen  E.Mainz  allerhand  Attentate  vorgegangen, 
dieser  aber  mit  der  Exekution  gegen  sie  vom  Eaiser  beauftragt  und  zu 
deren  Vollstreckung  genugsam  bemittelt  ist,  ermahnt  Ef.  sie,  so  lieb  ihnen 
ihre  Wohlfahrt  und  die  Abwendung  der  gänzlichen  Desolation  der  Stadt 
sei,  sich  nicht  ferner  gegen  E.Mainz  zn  opiniastrieren,  sondern  demselben 
in  allen  Stücken  zu  submittieren.  In  diesem  Falle  will  Ef.  sich  weiter 
für  sie  bei  demselben  verwenden,  andererseits  aber  wird  er  nicht  unter- 
lassen können  kraft  seines  in  diesem,  der  Stadt  so  benachbarten  Ereise 
tragenden  Amtes  sowie  der  Reichssatzungen  und  des  kurfürstlichen  Vereins, 
worauf  er  schon  von  K.  Mainz  requiriert  ist,  demselben  zu  Ausführung  der 
kaiserlichen  Sentenz  allen  Zuschub  und  Hülfe  zu  leisten  >). 


1)  Abscbriften  dieses  Schreibeos  wurden  an  Reiffenberg  und  ao  Herzog 
Ernst  von  Gotha  mitgetheilt.  An  den  letzteren  richtet  Ef.  nnter  demselben 
Datum  ein  Schreiben,  in  welchem  er  demselben  anzeigt,  er  habe  infolge  der 
Erklärungen  v.  Reiffenbergs  es  für  notbig  erachtet,  der  Stadt  Erfurt  etwas 
beweglich  zu  schreiben  und  sie  ernstlich  zu  ermahnen,  durch  demüthigste 
Submission  E.Mainzs  Ungnade  und  den  ihr  sonst  drohenden  Ruin  abzuwenden. 
Da  E.Mainz  sich  auch  durch  R.  darüber  beklagt  habe,  dass  einige  von  den 
Erfurter  Rädelsführern  sich  an  des  Herzogs  Hofe  aufhielten  und  sich  auf 
seinen  Schutz  verliessen,  so  rath  er  ihm,  sich  derselben  nicht  weiter  anzu- 
nehmen, sondern  auch  seinerseits  die  Stadt  zu  gebührender  Submission  zu  er- 
mahnen. Auch  an  E.Sachsen,  den  Administrator  in  Halle  und  an  die  Schwe- 
dische Regierung  in  Stettin  ergeht  unter  demselben  Datum,  an  den  Herzog  von 
Altenburg  am  5./15.  September  die  Aufforderung,  Erfurt,  so  wie  Ef.  es  ge- 
than,  zur  Submission  zu  ermahnen.  Auch  v.  Berlepsch  erhält  Abschriften  der 
Schreiben  an  Erfurt  nnd  ao  Herzog  Ernst  von  Gotha  und  die  Weisung,  nach- 
dem die  Sachen  in  einen  andern  Stand  gerathen  und  E.Mainz  durch  seinen 
Abgesandten  dem'Ef.  seine  eigentliche  Intention  und  Dessein  notificieren  lassen, 
werde  er  ans  diesen  Schreiben  ersehen,  wohin  des  Ef.  Gedanken  nunmehr  zielten, 
er  solle  sich  danach  in  seiner  Negotiation  richten. 


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382  6.    Die  Erfurter  Häadel. 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Knrftirsten.    D. 
Dresden  l./[ll.]  September  1664. 

[auf  die  Schreiben  des  Kf.  ▼om  24.  and  27.  Aogust    Bemahnngen  wegen  gut- 
lieber  Beilegang  der  Erforter  Sache.] 

11.  Sept.  —  Also  haben  wir  nicht  ermaDgelt,  die  von  E,  Ld.  —  treuge- 
meinte Motiven  reiflich  zu  consideriren  und  seind  dadurch  bewogen 
worden,  nicht  allein  an  GhurMainz  Ld.  in  gleichförmiger  Intention 
mit  £.  L.  ansf&hrlich  zu  schreiben  und  deroselben  die  gütliche  Hand- 
lung mit  Suspension  der  schon  ergriffeneu  Execntionswaffen  wohl- 
meinend einzurathen,  sondern  auch  unsern  Geheimen  Rath  Nico  In 
von  Gersdorff  an  die  Rom.  Kais.  Mt.  mit  gewisser  Instruction  ab- 
zufertigen und  Ih.  Mt.  die  bei  der  GhurMainz.  vermittelst  frembder 
Auxiliarvölcker  vorhabende  Execution  eintretende  wichtige  Bedencken 
gebührend  furstellen  zu  lassen,  könten  auch  der  Sachen  anders  nicht 
denn  vorträglich  erachten,  dafem  E.  L.  auch  ihres  Orts  iemands  der 
Ihrigen  an  Kay.  Mt.  Hof  unsäumblich  zu  schicken,  der  dasjenige,  was 
E.  L.  an  Uns  in  gegenwärtiger  Materie  gelangen  lassen,  in  dero  Na- 
men remonstrirte,  Gefallen  tragen  weiten').  — 


Herzog  Ernst  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.     D.  Frieden- 
stein 1. /[!!.]  September  1664. 

[AasBichten  auf  eine  friedliche  Lösang  des  Erfurter  Streites.] 

11  Sept.  Nach  Berlepsch  8  gestriger  Abreise   ist   der  K.  Main  zische  Jäger- 

meister Wolff  Dietrich  Tmchsess  za  ^Wezhaossen  bei  ihm  mit 
einem  Schreiben  seines  Kurfürsten  erschienen,  hat  om  freien  Durchzog  für 
die  Mainzischen  Troppen  gegen  Bezahlong  des  Aofgangs  nachgesucht, 
dabei  versichert,  dass  noch  diese  Wochen  an  Französischen  Völkern 
100  Compagnieen  z.  Foss  ond  20  z.  Pferde  über  den  Rhein  gehen  ond 
dass  nach  deren  Ankonft  der  Aofbroch  erfolgen  solle.  Es  ist  unrecht,  dass 
der  Stadt,  welche  in  der  Gebetssache  pariert  und  sich  zu  Sobmission  ond 
Satisfaktion  erboten  hat,  in  specie  nie  gesagt  worden  ist,  was  man  ferner 
von  ihr  desideriere;  doch  scheinen  ja  jetzt  die  Aassichten  günstiger,  da  in 
dem  Schreiben  von  E.Mainz  die  gutwillige  Sobmission  der  Stadt,  von  dem 


1)  Ef.  erwidert  darauf  (Coln  7./ 17.  September  1664),  es  freue  ihn,  dass 
E.Sachsen  seine  wohlgemeinte  Remonstration  so  wohl  aufgenommen,  an  E.Mains 
geschrieben  und  an  den  letsteren  einen  Gesandten  geschickt  habe.'  Seinerseits  eine 
Abscbickuog  an  den  Eaiser  zu  tbun,  halte  er  nicht  für  nöthig,  zumal  er  bereits 
das  N5thige  an  denselben  habe  schriftlich  gelangen  lassen. 


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V.  Berlepscbs  VerhaDdlnngeD  mit  Herzog  Ernst  von  GothaP         383 

Abgesandten  aber  die  Znlassnng  einer  freiwilligen  Interposition  nninteres- 
aiertor  Kar-  oder  Fürsten  nicht  gänzlich  abgeschnitten  worden;  er  hofft, 
wenn  Kf.  zn  diesem  Ende  eine  Abschickung  an  K.  Mainz  sende,  so  könnte 
das  Werk  ohne  sonderbare  Weitläaftigkeit  gehoben  werden;  er  will  in- 
zwischen mit  seinen  Vettern  anf  billige  Vorschläge  bedacht  sein^  bittet  Kf. 
anch  sonst  Mittel  anzuwenden,  nm  die  militärische  Execntion,  wenn  nicht 
zn  divertieren,  doch  zn  mildern.  Er  hat  zwar  gehofft,  E. Sachsen  würde 
anch  eine  Schicknng  an  E. Mainz  resolvieren,  da  es  sich  aber  damit  ver- 
zieht, so  wird  die  Beförderung  von  selten  des  Ef.  nm  so  nöthiger  sein. 

PS.  Inzwischen  hat  er  des  Kf.  Schreiben  vom  27.  Angnst/6.  Sep- 
tember mit  dem  Beischlnss  an  Berlepsch  erhalten,  er  dankt,  dass  Ef.  das, 
worum  er  gebeten,  schon  von  selbst  beschlossen  habe,  und  hofft,  dass  vor 
erlangter  Antwort  von  den  Sächsischen  Höfen,  an  welche  gedachter  Ab- 
gesandte gegangen,  nicht  mit  wirklichem  Einbruch  werde  verfahren  werden. 


Otto  Wilhelm  v.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Uhrlehen 
l./[ll.]Septemher  1664. 

[Verhandlung  mit  Herzog  Ernst  von  Gotha.] 

Er  hat  sich  gestern  zu  Herzog  Ernst  nach  Gotha  begeben  und  dem-  11.  Sept. 
selben  den  Vorschlag  des  Ef.  mitgetheilt,  dass  die  Stadt  im  Namen  des 
ganzen  Ereises  gleichsam  in  Sequester  genommen,  mit  Garnison  versehen 
und  so  E. Mainz  durch  den  Ereis  zu  gehöriger  Satisfaction  verholfen 
werden  solle  und  daiss  der  Herzog  sich  bemühen  möchte,  auch  E.Sachsen 
dafür  zu  gewinnen. 

Der  Herzog  zeigte  sich  sehr  erfreut,  zumal  er  und  alle  seine  Vettern 
dieses  Expediens  jederzeit  für  das  einzige  und  sicherste  gehalten.  Da  man 
erfahren,  dass  E. Sachsen  zu  Eemnitz  in  Musterung  seiner  Völker  be- 
griffen sei,  hätten  ein  Theil  seiner  Vettern,  namentlich  Halle  und  Merse- 
burg gemeint,  man  sollte  zunächst  vernehmen,  ob  derselbe  zu  Protektion 
der  Stadt  zu  bewegen  sein  möchte.  Apfangs  sei  auch  einige  Hoffnung 
dazu  gewesen,  schliesslich  aber  hätte  E.Sachsen  sich  nur  mit  Mühe  da- 
hin bringen  lassen,  dass  Obrist  Streytss  mit  der  Leibgarde  und  3  anderen 
Compagnieen  commandiert  worden,  nur  die  k.6ächsischen  Lehndörfer  zu  prote- 
gieren, derselbe  sei  wieder  nach  Dresden  aufgebrochen  und  habe  pro  ultima 
resolutione  ertheilt,  man  wollte  mit  £f.  hieraus  communicieren.  E.  Mainz 
dränge  fort,  seine  Artillerie  stehe  schon  bei  Königshofen.  wo  er  selbst  auch 
heute  oder  morgen  anlangen  werde,  er  habe  in  CasseP)  um  Verstattung 
freien  Durchzuges  gebeten,  denselben  auch  erhalten  und  dabei  offen  mit- 
getheilt, dass  er  von  französischen  und  lothringischen  Truppen  assistiert 


I)  S.  Eöcher  I,  S.  335,  der  schon  die  Angabe  Droysens  (III,  3  8.  50), 
Hessen  habe  den  Durchmarsch  verweigert,  berichtigt. 


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384  6.    Die  Brftirter  HäDdel. 

sei.  Der  Herzog  wolle  zwar  versachen,  da  K.  Sachsen  so  yitl  Difficol- 
täten  mache,  dass  das  ganze  übrige  sächsische  Haas  die  vorgeschlagene 
Protektion  antrete,  da  aber  die  Zeit  sehr  knrz  nnd  vor  allem  daran  gele- 
gen sei,  dass  K.Mainz  ansserhalb  des  Kreises  gehalten  werde,  so  bitte 
er  Kf.y  noch  durch  eine  eilfertige  Abschicknng  nach  Königshofen  za  ver- 
snchen,  ob  K.Mainz  zn  divertieren  and  auf  bessere  Gedanken  zo  bringen 
sei,  nnd,  falls  dieses  nicht  mehr  gelinge,  aach  bei  bereits  angefangener 
Attaqae  nicht  von  der  angebotenen  Interposition  abzustehen,  sondern  da- 
nach zu  trachten,  ob  derselbe  nicht  an  Erlangang  billiger  Satisfactioft  sich 
begnügen  wolle.  Auch  wollte  der  Herzog  wissen,  ob,  falls  dieses  alles 
nichts  fruchten  sollte,  der  Stadt  mit  Gewalt  zu  assistieren  und  die  Bela- 
gerung aufzuheben  sei.  Er  hat  erwidert,  zu  der  desiderierten  Abschickung 
an  K.Mainz  werde  Kf.  gewiss  geneigt  sein,  auch  in  die  Besetzui^  der 
Stadt  zusammen  mit  dem  Hanse  Sachsen,  allenfalls  auch  ohne  den  Kreis- 
obersten,  würde  er  wohl  einstimmen,  auf  die  letzte  sehr  schwere  und  wich- 
tige  Frage  aber  hätte  Kf.  ihn  nicht  instruiert  und  hätte  ihn  auch  nicht  in- 
struieren können,  da  derselbe  gemeint,  es  könnte  durch  die  vorgeschlagene 
Kreisbesetzung  diesen  extremis  vorgebaut  werden,  er  wolle  jedoch  darüber 
ausführlich  referieren. 

PS.  Herzog  Ernst,  welcher  garwohl  die  dem  ganzen  Kreise  und 
namentlich  den  benachbarten  Fürsten  durch  die  ^Occupation  von  Erfurt 
drohende  Gefahr  begreift,  indem  K.Mainz  danach  trachten  werde,  sie 
gleich  als  ein  praoceptor  seine  untergebenen  Schüler  unter  stetiger  Ruthe 
zu  halten,  wie  denn  bei  solcher  Conjunctur  schon  viele  alte  und  verlegene 
Prätensionen  hervorgesncht  würden,  bittet  Kf.,  weil  K.Mainz  wegen  der 
Erfurter  Sache  nicht  nur  seine  eigene  versprochene  fernere  Reichshülfe, 
sondern  auch  die  anderer  Stände  zurückhalte,  desgleichen  auch  von  K.- 
Sachsen geschehe,  er  möchte  ebenfalls  deswegen  die  Seinigen  etwas  zurück- 
halten, wenigstens  dessen  semblant  machen,  das  würde  nicht  wenigen  Ef- 
fect haben.  In  der  Stadt  Erfurt  ist  sehr  schlechte  Anstalt,  so  dass  er 
«ie  in  gar  kurzem  verloren  schätzt. 


Der  Kurfürst  an  den  Freiherrn  v.  Schwerin.     D.  Gross 
Schönbeck  l./[ll.]  September  1664 

[Die  dem  Erfurter  Abgesandten  zu  ertheilende  Antwort.] 

11.  Sept.         —  Wir  haben  uns  —  referiren  lassen,  wasgestalt.  ein  Abgeord- 
neter der  Stadt  Erfurt ')  sich  aldorten  angegeben  und  bei  uns  Hülfe 

—  wider  die  ihnen  bevorstehende  Gefahr  gebeten.    Nun  finden  wir 

—  nicht  diensamb,  dass  er  eben  collegialiter  vernommen  werde,  und 


0  Der  Rathsmeister  Lud  elf,  s.  v.  Tettau  S.  194. 


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SeodoDg  Ludolfs  nach  Berlin.  3g5 

könnt  ihr  ihm  demnach  en  particulier  fflrstellen,  was  wir  bishero  bei 
der  Stadt  gethan  und  wie  wir  es  an  unsern  guten  officiis  an  keinem 
Ort  ermangeln  lassen,  umb  die  besorgte  Extremitäten  zu  verhüten. 
Als  aber  die  Sache  nunmehr  dahin  gerathen,  dass  Ch.Mainz  Ld.  mit 
einer  considerablen  Macht  sie  mit  Gewalt  anzugreifen  furhaben,  die 
Völker  auch  bereits  im  March  begriflfen  und  ein  Theil  derselben  wohl 
schon  ohnfern  von  der  Stadt  stehen  möchten,  so  wäre  unsers  Ermes- 
sens zu  spät,  auf  einige  Gegenverfassnng  anitzo  zu  gedenken,  und 
würde  die  Stadt  aller  Apparentz  nach  schon  subjugiret  sein,  ehe  —  man 
«ich  in  benöthigte  Postur  desfalls  zu  setzen  vermöchte.  Wir  könnten 
deshalb  kein  ander  Mittel  furschlagen,  als  dass  sie  bei  so  gestalten 
Dingen  sich  I.  Ld.  submittirten  und  deroselben  in  allem  schuldigen  Ge- 
horsam —  oflFerirten.  Wir  wollten  hoflfen,  L  Ld.  werden  sich  dadurch  zu 
milden  und  gelinden  Gedanken  bewegen  lassen,  wie  wir  denn  auch  des- 
wegen an  Sie  geschrieben  und  unserm  —  Abgeordneten  in  Befehl  gegeben, 
sich  dahin  zu  bemühen.  Ein  mehres  könnten  wir  anitzo  bei  dem  Werk 
nicht  thun,  wann  sie  auch  unsre  eigene  Stadt  wäre  und  wir  noch  so 
gern  sie  für  allem  Ruin  und  Verderb  praeserviret  sehen  möchten.  — 


Otto  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.    D.  Cöln 
2./ [12.]  September  1664. 

[YerhaDdlaDgen  mit  dem  Erfurter  Abgesandten,  an  K.Sacbsen  zu  richteDdes 

Schreiben.] 
Er  hat  den  Erfurter  Abgesandten  bei  sich  gehabt  ond  demselben  alles,  12.  Sept. 
was  Kf.  ihm  anbefohlen,  angedeutet.  Derselbe  dankte  sehr  dafür,  dass  Kf.  ihm 
offenherzig  habe  erklären  lassen,  dass  keine  Assistenz  zu  hoffen,  und  klagte 
sehr,  dass  K.Sachsen  sie  niemals  habe  wissen  lassen,  was  sie  thun  sollten. 
Wenn  sie  verlassen  würden,  müssten  sie  alles  eingehen,  wasR-Mainz  von 
ihnen  begehrte,  er  wünschte  nur,  dass  Kf.  nndE-Sachsen  ihre  Leute  da- 
selbst hätten,  was  diese  ihnen  vorschreiben  würden,  wollten  sie  willig  thun. 
Derselbe  meinte,  man  würde  künftig  bereuen,  dass  man  eine  so  mächtige 
Stadt  in  der  Katholischen  Hände  hätte  gerathen  lassen,  er  hat  ihm  aber 
auseinandergesetzt,  was  Kf.  alles  für  sie  gethan  und  warum  er  jetzt  nicht 
mehr  thun  könnte,  wodnrch  jener  sich  auch  überzeugen  liess.  •  Er  räth  dem 
Kf.,  an  K.Sachsen  zu  schreiben  und  denselben  aufzufordern,  als  Schutzherr 
der  Stadt  dieselbe  wissen  zu  lassen,  wie  sie  sich  betragen  solle  ^). 


')  Kf.  ersQcht  darauf  (d.  Scboobeck  3./13.  September  1664)  K.Sachseo,  ihm 
seine  Gedanken  zu  eröffnen,  wie  sie  sich  ferner  in  dieser  Erfurter  Sache  verhalten 
und  was  sie  ferner  dazu  than  sollten,  damit  die  Stadt  nicht  in  die  Hände  der  Katholi- 
schen gerathe  und  die  E. Sächsische  Schatzgerechtigkeit  nicht  geschmälert  würde. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  O.  Karffirsten.    XI.  25 


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386  ^'    I>i®  Erfurter  Händel. 

Der  Rath  von  Erfart  an  den  Kurfürsten.     D.  Erfnrt 
4/ 14.  September  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  31.  Angust/ 10.  September.    Nochmaliges  Erbieten   zur 
Submission.    Bitte  am  nähere  Beseichnnog  dessen,  was  von  ihnen  verlangt  wird.] 

14.  Sept.  Das  Schreiben  des  Ef.  bat  sie  in  grosse  Bestürzung  versetzt,  da  sie 
daraus  yernommeD,  dass  sie  bei  demselben  angegeben  worden ,  als  ob  sie 
es  an  der  schuldigen  Submission  hätten  ermangeln  lassen  und  noch  fort- 
gesetzt in  die  Rechte  von  K.Mainz  eingriffen.  Ihr  Hauptunglück  ist,  dass 
ihr  Schreiben,  Reden  und  Schicken  nicht  so  viel  fruchten  will,  dass  man 
ihnen  nur  sagte,  woran  es  noch  ermangelte  und  welches  die  Art  und  Be- 
schaffenheit ihrer  Submission  sein  sollte.  Ihre  Schreiben  an  E.Mainz  sind 
nicht  angenommen  worden;  sie  bitten  daher  Ef.,  sie  zu  bescheiden,  was  für 
eine  Submission  und  wie  sie  dieselbe  thun  sollen,  oder  dafern  des  Kf.  Ab- 
gesandter, welcher  jetzt  auf  der  Reise  zu  E.Mainz  begriffen,  auf  diesen 
Punkt  nicht  etwa  specialiter  instruiert  sein  sollte,  demselben  zu  befehlen, 
die  capita  snbmissionis  et  paritionis  zu  erforschen.  Sie  versichern  dem  Ef., 
dass  sie  dessen  Verordnung  in  allertiefstem  Respect  annehmen  und  mensch- 
licher Möglichkeit  nach  folgen  werden,  im  Fall  aber,  dass  Kf.  in  ihre  an- 
gebotene Submission  noch  einigen  Zweifel  setzen  sollte,  sind  sie  nochmals 
wie  zuvor  erbötig,  die  Stadt  und  deren  ganzen  Zustand  in  des  Ereises 
Hände  zu  stellen.  Sie  bitten  nochmals  Ef.,  den  Extremitäten  zuvorzu- 
kommen. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Gotha  4./ 14.  Sep- 
tember 1664. 

[Er  hat  seine  Reise  sa  E-Mains  aufschieben  müssen,  Herzog  Ernst  wünscht,  dass 
Ef.  vorläufig  Erfart  besetzen  lasse.] 

14.  Sept.  Er  hat  das  Schreiben  des  Ef.  an  E.Mainz,  aber  kein  Creditiv  für 
sich  vorgefunden  und  hat  sich  daher  entschlossen,  zunächst  hier  zu  bleiben, 
bis  er  ein  solches  erhalte,  er  hat  aber  das  Schreiben  an  E. Mainz,  der 
sieh  in  Würz  bürg  aufhält,  vorausgeschickt  mit  einem  Begleitschreiben, 
in  welchem  er  demselben  seine  bevorstehende  Ankunft  angezeigt  und  ihn 
ersucht  hat,  bis  dahin  seine  Truppen  zurückzuhalten.  £r  hofft,  E.Mains 
werde  mit  de»  Satisfaction,  auf  die  man  hier  zielt,  zufrieden  sein,  da  aber 
dazu  einige  schwere  Punkte  gehören,  welche  der  Stadt  etwas  sauer  an- 
kommen möchten,  so  wäre  zu  wünschen,  es  könnte  noch  jetzt,  indem  die 
Furcht  vorhanden,  snb  specie  defensionis  eine  Garnison  hineingebracht 
werden,  damit  man  dem  Rath  allenfalls  gegen  den  unbesonnenen  Pöbel 
assistieren  könnte,  solches  könnte  gegen  E.Mainz  gar  wohl  entschuldigt 
werden.  Herzog  Ernst  klagt,  dass  ein  Theil  seiner  Vettern  dieses  Punktes 
halber    wieder   unnöthige  Difficultäten  mache   und  dass  man  sich  in  E.- 


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Nenes  Erbieten  des  Ef.  zur  VermittelaDg.  387 

Sachsens  Bezeigtingen  garnicht  zn  finden  wisse,  derselbe  meint,  E.Mainz 
werde  die  Stadt  weit  lieber  in  des  Ef.,  als  eines  ganz  uninteressierten  nnd 
zugleich  so  vornehmen  Mediatoris,  als  in  sächsischen  Händen  sehen,  und 
schlägt  vor,  dass  Ef.  sich  solchergestalt  der  Stadt,  nm  sie  znm  Oehorsam 
nnd  znr  desiderierten  Satisfaction  zu  bringen,  versichern  möchte.  Da  B. 
ohne  des  Kf.  Befehl  hierin  nichts  thun  kann,  so  erwartet  er  dessen  Wei- 
sungen. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.    D.  Cöln  a.  ä. 
Spree  5./[15.]  September  1664 

[Nochmaliges  Erbieten  zur  Yermittelnng.] 

Wir  zweifeln  nicht,  E.  Li.  Abgesandter  der  Freiherr  von  Beiffen- 15.  Sept. 
berg  werde  bei  deroselben  wieder  angelanget  und  Ihre  mit  mehreren 
referiret  haben,  wie  wir  bei  dem  bekannten  Erfurtischen  Unwesen 
nichts  mehr  wttnschen,  als  dass  E.  Ld.  alle  gebührende  Satisfaction 
von  der  Stadt  erhalten  möge,  die  Extremitäten  aber,  womit  selbige 
Stadt  bedräuet  wird,  evitiret  werden  konnten;  gestalt  wir  dan  zu  sol- 
chem Ende  an  die  Stadt  in  sotbanen  terminis  geschrieben,  dass  E.  Ld. 
verhoffentlicb  daraus  gnugsam  verspüren  werden,  dass  wir  dieses  alles 
aufrichtig  meinen.  Dieweil  uns  nun  seit  des  obgemelten  Abgesandtens 
Abreise  diese  Nachricht  zugekommen,  dass  E.  Ld.  selbst  wohl  darzu 
geneiget  wäre,  dass  sich  einige  Ghur-  oder  FQrsten  zu  Erlangung 
solchen  Zwecks  bemObeten,  wan  es  nur  von  denen  geschähe,  so  ganz 
uninteressiret  wären,  so  haben  wir  nicht  unterlassen  können,  zu  Ver- 
hütung aller  gefährlichen  Motuum  uns  nochmals  hierzu  wohlmeinend 
zu  offeriren,  mit  Versicherung,  dass,  gleich  wie  wir  bei  diesem  ganzen 
Werk  kein  ander  Interesse  haben,  dan  dass  Friede  und  Ruhe  erhalten, 
auch  E.  Ld.  als  unsern  MitChurfÜrsten  alle  gebührende  Satisfaction 
wiederfahre,  also  wir  uns  auch  bei  solcher  Interposition  dergestalt  be- 
zeugen wollen,  dass  E.  Ld.  verhoffentlicb  —  zufrieden  sein  werden  0. 


^)  unter  demselben  Datum  schreibt  Kf.  anch  an  E. Sachsen,  E.Mainz 
scheine  geneigt  za  sein,  seine  Interposition  anzunehmen,  jener  möge  anch 
dabin  wirken  nnd  zugleich  die  Erfurter  wissen  lassen,  wie  weit  sie  sich  gegen 
K.Mainz  erklären  sollten. 

25* 


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388  6*    ^i^  Erfurter  Händel. 

August,  Herzog  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.    D.  Hall  5./[lo.]  September  1664. 

[Bitte  um  ÜDterstätsnDg  der  bäcbsiBchen  Gesandtschaft.] 

15. Sept.  Sein  Broder,  der  Karfürst  von  Sachsen,  hat  auf  vielfältige  gute  Re- 

monstrationen endlich  einige  Völker  gegen  Er  fort  abgeschickt  i)  nnd  es  ist 
zn  hoffen,  nachdem  Ef.  demselben  die  höchste  Gefahr  des  Kreises  hat  remon- 
strieren lassen,  dass  die  consilia  desselben  näher  zum  Zweck  gehen  werden. 
Er  bittet  Kf.,  den  von  ihm  nnd  den  anderen  Sächsischen  Herzogen  ge- 
machten Vorschlag,  dass  nämlich  von  K. Sachsen  nnd  ihnen  eine  Ab- 
schickang  sowohl  an  die  Generale  als  an  Erfurt  geschehe,  um  die  schul- 
dige Parition  zu  befördern  und  die  militärische  Execution  zu  suspendieren, 
zn  unterstützen.  K.Mainz  werde  dann  gewiss  andere  Gedanken  fassen, 
oder,  wenn  es  dieses  nicht  thäte,  der  ganzen  Welt  zu  erkennen  geben, 
dass  es  anter  der  kaiserlichen  Execution  ganz  andere  Interessen  suche. 
Ihnen  aber  werde  es  dann  nicht  zu  verdenken  sein,  wenn  sie  dahin  trach- 
teten, diese  Excessivexekudon  ferner  einzuhalten  und  nicht  zu  dulden,  dass 
K.Mainz  mit  auswärtigen  Kriegsvölkern  den  Obersächsischen  Kreis  in* 
festiere  und  mit  dem  absoluten  Dominat  in  Erfurt  zugleich  das  jus  prae- 
sidii  daselbst  erlange.  Allerdings  aber  sei  dahin  zu  sehen,  dass  die  Stadt 
E.Mainz  Satisfaction  leiste,  und  wolle  auch  er  sich  weiter  deswegen  be- 
mühen*). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten.     D. 
Schloss  Marienberg  ob  Würzburg  15.  September  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  24.  Angn8t/3.  September.     Nichtigkeit  der  Aasflächte 
des  Erfurter  Rathes.    K. Mainz  wird  die  Exekution  ausfahren,  gegen  die  Gehor- 
samen Gnade  oben.     Sendung  Reiffenbergs  an  Kf.] 

15.  Sept.  Dank  dafür,  dass  Kf.  in  seinem  Schreiben  erklärt  hat,  K.Mainzs  ober- 
herrliche Rechte  über  Erfurt  nicht  kränken  lassen,  sondern  mit  erhalten  zn 
wollen.  Die  Ausflüchte  des  Erfurter  Raths,  als  wenn  nur  der  Pöbel  unge- 
horsam gewesen  sei,  sind  ganz  nichtig,  der  Rath  selbst  hat,  wie  an  meh- 
reren Beispielen    gezeigt   wird,    sich   des  Ungehorsams  gegen  den  Kaiser 


0  8.  onten  S.  390  nnd  v.  Tettan  S.  200. 

^  Kf.  erwidert  demselben  (Goln  7./17.  September  1664),  er  hoffe  von  der 
Sendung  v.  Gersdorf fs  an  den  Kaiser  (s.  ä.  382)  guten  Erfolg,  billige  die  vorge- 
schlagene Absendung  ao  die  Generale  und  an  die  Erfurter  and  sei  bereit,  die 
selbe  zo  unterstützen.  Zugleich  aber  ermahnt  er  den  Herzog  nochmals  dazu,Inebst 
seinen  Brüdern  und  Vettern  aaf  die  Stadt  einzuwirken,  dass  dieselbe  alle 
schaldige  Parition  leiste.  ,Denn  Ew.  Ld.  können  selbst  leicht  ermessen,  was 
für  Conseqaentien  es  bei  anderen  Städten  verarsachen  werde,  wenn  man  dieser 
in  soweit  patrociniren  wollte,  dass  sie  sich  der  schuldigen  Parition  und  billig- 
massigen  Satisfaction  entbreche.* 


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K.Mainzs  FordernDgen.  389 

and  gegen  ihn  schuldig  gemacht  und  sich  Eingriffe  in  seine  Rechte  er- 
laobt.  Kf.  werde  daher  verhoffentlich  die  Exekntion  gegen  solche  Frie- 
densbrecher „zn  einem  abscheulichen  Exempel^  ohne  Hinderung  gesche- 
hen lassen,  die  er  so  auszuführen  entschlossen  ist,  dass  dadurch  keine 
motus  im  Reiche  und  Niemandem  Schaden  verursacht  werde,  es  müsste 
denn  jemand  sich  gegen  die  Reichsconstitudonen  und  den  Friedensschlnss 
in  dieses  Exekutionsnegotium  einmischen.  Wenn  sich  die  Stadt  oder 
ein  Theil  der  Bürgerschaft  allen  gewaltsamen  Widerstandes  enthalte  und 
sich  willig  untergehe,  so  will  er  gegen  die  Gehorsamen  Gnade  üben  und 
seine  Satisfaction  wegen  verursachter  Kosten  und  Schadens  nur  an  ge- 
meiner Stadt  suchen.  Kf.  wird  durch  den  an  ihn  gesandten  v.  Reiffen- 
berg  weiteres  über  seine  Intention  vernehmen*). 


V.  Berlepsch  an  den  Kurflirsten.     D.  Erfurt  6./[16.]  Sep- 
tember 1664. 

[Wahrscheinliche  Forderaogeo,  welche  E. Maine  an  Erfort  Btelleo  wird.    Kf.  möge 
die  Stadt  besetzen,  vorläufig  Trappen  in  die  Nähe  schicken.] 

Er  hat  in  Gotha  aus  den  Akten  zusammensuchen  lassen,  worin  die  16.  Sept. 
übrigen  capita  paritionis  et  submissionis  bestehen  würden,  und  der  Rath  von 
Erfurt  hat  sich  darauf  erklärt  Die  schwersten  Punkte  bei  der  ganzen 
Sache  sind:  1)  Limprechts  DecoUation ^).  Man  ist  zwar  geneigt,  zur 
Reparation  dieses  Fehlers  den  Leichnam  ehrlich  zu  begraben,  fürchtet  aber, 
dass  es  bei  der  Translocation  desselben  ohne  Assistenz  einer  Besatzung 
wieder  zu  Ezcessen  des  Pöbels  kommen  werde').  2)  Die  K.Mainzische 
Satisfaction;  es  ist  zu  fürchten,  K.Mainz  werde  dieselbe,  wozu  auch 
die  mulcta  kömmt,  ziemlich  hoch  bemessen,  wenn  nicht  des  Kf.  Fürbitte 
ihn  zur  Milde  bestimme.  Jedenfalls  werden  in  Ermangelung  baarer  Mittel, 
die  wahrhaftig  hier  nicht  vorhanden,  etliche  Dorfschaften  herhalten  müssen. 
Der  dritte  und  allerschwerste  Punkt  ist  der  der  Caution.  Wie  verlautet, 
begehrt  K.Mainz  zur  Versicherung  die  Burg  und  ein  Thor  der  Stadt; 
dazu  wird  das  Haus  Sachsen  nicht  assentieren.  Es  scheint  dieses 
auch  so  praejudicierlich,  dass  er  nicht  sieht,  ob  man  auch  des  Kreises  hal- 


1)  In  einem  neuen  Schreiben  (d.  Neustadt  19.  September  1664)  erklart 
K.Main 2,  er  habe  inzwischen  von  v.  Bei ffen berg  vernommen,  wie  wohl  Kf. 
dessen  in  seinem  Namen  gethane  Remonstration  aufgenommen  und  sich  darauf 
anderwärts  erklärt  habe.  Er  versichert  nochmals,  dass  er  nicht  die  allergeringste 
Zerrättung  und  Ungelegenheit  im  Reich  beabsichtige,  sondern  dass  er,  sobald  sich 
die  Stadt  vermittelst  Realassecuration  so  snbmittiere,  dass  er  ihr  trauen  könne, 
die  fremden  Völker  wieder  werde  fortfuhren  lassen. 

»)  S.  V.  Tettau  S.  153. 

')  Die  feierliche  Beisetzung  der  Leiche  geschah  erst  nach  der  Einnahme  der 
Stadt  am  17,  November  (v.  Tettau  S.  154). 


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390  6.    Die  Erfurter  H&Ddel. 

ber  es  werde  znlasseo  dürfen,  desshalb  wäre  höchlich  za  wünschen,  dass 
E.Mainz  die  cantionem  iaratoriaoi  nnd  darbei  des  Ka^-  und  Fürstlichen 
Hauses  Sachsen  Oarantie  acceptieren  möchte.  Es  wird  hier  aufs  Brod  ge- 
worfen, man  wolle  inmittelst  dem  Kf.  die  Barg  zu  besetzen  überliefern, 
damit  dieser  hingegen  sein  Wort  für  die  Stadt  geben  könnte.  E.Sachsen 
hätte  durch  rechtzeitiges  Einschreiten  die  ganze  Sache  in  besseren  Stand 
bringen  können.  Die  beiden  E.Sächsisohen  Obersten  Neitsch  nnd  Rambs- 
dorff  liegen  mit  500  Mann  zn  Hoss  und  Fnss  auf  den  Dorfschaften  *)  mit 
grossen  Eosten  der  Stadt,  wollen  sich  aber  weiters  nicht  annehmen,  als  die 
Sächsischen  Lehnsdörfer  zn  saWeguardieren,  und  sind  guter  Dinge. 

Sonsten  bittet  der  Bath  und  finden  es  Hertzog  Ernsten  F.  D. 
—  gleichmäflsig  sehr  gut,  es  möchte  E.  Churf.  D.  zwei  oder  drei- 
hundert Mann  der  Ihren  in  das  Stift  Halberstadt  rücken  lassen,  da- 
mit sie  auf  allen  Fall,  weil  die  Chur-S&chsische  gar  nichts  bei  der 
Sache  thun  wollen,  nach  abgehandelten  Dingen  dem  Bath  und  Bflrger- 
schafft  bei  Translocation  des  Limprechts  Görper  gegen  besorgendes 
Tumultuiren  des  vorstädtischen  Pövels  assistiren  oder  auch  auf  vor- 
berührten  Fall  zu  Besetzung  der  Burg  näher  an  der  Hand  sein  möch- 
ten. Und  will  gleichwohl  der  Bath  genugsamb  documentiren,  dass  er 
an  gehörigen  Orten  flehentlichst  —  angesucht,  man  wolle  ihn  mit 
Yolck  und  einer  Garnison  assistiren,  damit  er  den  Pöbel  im  Zaum  halten 
konnte,  er  hätte  es  aber  keinmal  erhalten  können.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Berlepsch.    D.  Cöln  7./[17.]  Sep- 
tember 1664. 

[Er  soll  Yorlänfig  auf  die  'in  Erfurt  gemachten  Vorschläge  sich  nicht  erklären, 
aber  sondieren,  ob  K.Mains  in  die  Besetsnng  Erfurts  darch  Trappen  des  Kf.  ein- 
willigen würde.] 

17.  Sept.  Er  erhält  das  gewünschte  Creditiv,  soll  seine  Reise  schleunigst  fort- 
setzen,  Ef.  hofft,  dass,  nachdem  anch  K.Sachsen  an  K.Mainz  deswegen 
geschrieben,  dieser  seine  Interposition  annehmen  werde. 

Du  hast  dich  aber  insonderheit  in  Acht  zu  nehmen,  dass,  ehe  und 
bevor  Du  von  GhurMainz  eine  und  andere  Sesolution  erhalten.  Du 
daselbst*)  zu  keinem  der  vorgeschlagenen  Mittel  resolvirst,  weil 
GhurMainz  solches  vor  eine  Partialität  halten  könnte,  dannenhero 
hast  Du  auch  den  Vorschlag,  ob  man  Garnison  in  Erfurt  legen  soll, 


')  8.  V.  Tettau  S.  200. 
>)  d.  h.  in  Erfurt. 


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Berichte  v.  Berlepschs.  391 

weder  zu  approbiren  noch  zu  improbiren.  Dann  wir  sehen  die  Sache 
also  beschaffen  zu  sein,  dass,  wenn  GhurMainz  die  Interposition 
und  alle  gütliche  Mittel  ausschlagen,  dennoch  Zeit  genug  vorhanden 
sein  würde,  dass  wir  unser  Gutdünken  darzu  geben  können.  Die 
1000  Knechte,  so  wir  dem  Keyser  schicken  wollen,  bleiben  ohne 
das  nun  alhier,  weil  I.  Key.  M.  vor  Winters  dieselben  nicht  begehren  ^). 
Dieses  aber  kannst  Du  wohl  bei  GhurMainz  sondiren,  ob  S.  Ld.  ge- 
schehen lassen  wollen,  dass,  wenn  man  verspürete,  dass  der  gemeine 
rasende  Pöbel  dem  Magistrate  hinderlich  wäre,  GhurMainz  Ld.  alle 
Satisfaction  zu  thun,  man  dieserseits  eine  Garnison  in  die  Stadt  zu 
bringen  trachte,  durch  welche  die  unbesonnene  Bürgerschaft  zur 
raison  gebracht  werden  könnte  *).  — 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben  7.  /  [17.]  Sep- 
tember 1664. 

[Bemühongen  bei  Reiffeoberg  und  G.Wm.  Sommerfeld,  den  weiteren  Yormarsch 
der  karmaiDzischen  Truppen  zu  inhibieren.] 

Gestern  hat  Baron  Reiffenberg  en  passant,  von  Dresden  kommend,  17. Sept. 
bei  ihm  angesprochen,  und  da  derselbe  noch  denselben  Abend  in  das  Main- 
zische Hauptquartier  nach  Dorla,  2  Meilen  von  hier,  reisen  wollte,  hat  B. 
ihm  mitgeüieilt,  zu  welcher  raisonnablen  Satisfaction  und  Submission  sich 
die  Stadt  Erfurt  erkläre,  und  ihn  gebeten,  dahin  zu  wirken,  dass  bis  E.- 
Mainz davon  Nachricht  erhalte,  die  Truppen  nicht  weiter  vorrückten,  was 
jener  auch  versprach.  Da  aber  in  der  Nacht  von  den  K.Säch8ischen  ge- 
meldet wurde,  dass  die  Mainzischen  doch  näher  anrücken  würden,  so  hat 
er  Reiffenberg  noch  einen  Trompeter  mit  einem  Schreiben  desselben 
Inhalts  nachgesandt.  Dennoch  liegen  jetzt  die  Truppen  auf  Rendezvous 
zu  Ton  na,  nur  eine  kleine  Meile  von  hier  und  drei  Meilen  von  Erfurt» 
5000  Mann  mit  16  Feldgeschützen  unter  den  G.Wachtmeistern  Sommerfeld 
und  Pleuren.  B.  hat  zum  üeberfluss  auch  ein  Schreiben  an  Sommer- 
feld gesandt  und  ihn  darin  ersucht,  dort  stehen  zu  bleiben,  hat  abej 
noch  keine  Antwort  erhalten.  Die  französischen  Truppen  sollen  noch  jen- 
seits des  Thüringer  Waldes  liegen,  E.Mainz  sich  in  Königshofen  be- 
finden.   Wie  auch  die  Antwort  fällt,  will  B.  sofort  zu  ihm  reisen.    Er  be« 

0  S.  oben  Abschn.  5.  S.  339. 

*)  Ganz  ähnlich  änssert  sich  Kf.  in  einem  Bescript  an  v.  Berlepsch  vom 
9./ 19.  September,  er  habe  ans  dessen  Relation  vom  6. /16.  September  mit  Befrie- 
digung ersehen,  dass  man  in  Erfurt  fleissig  überlege,  wie  man  K.Mainz  befrie- 
digen k5nne.  Truppen  aber  nach  der  Stadt  zu  schicken,  wie  Herzog  Ernst  von 
Gotha  wünsche,  trage  er  Bedenken,  bevor  sich  E.Mainz  vernehmen  lasse,  dass 
ihm  solches  nicht  zuwider  sein  wurde. 


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392  6-    I>ie  Erfurter  Handel. 

sorgt,  die  Stadt,  welche  sich  von  aller  Welt  verlassen  sieht,  werde  sich  in 
ihrer  Desperation  dahin  bringen  lassen,  dass  sie  die  Schlüssel  zar  Barg 
und  zur  Stadt  überliefert  und  Garnison  einnimmt. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Gotha  8./ [18.]  Sep- 
tember 1664. 

[Vergebliche  Verhandlungen  mit  Reiffenberg.    K.Mains  will  Erfurt  ganz  in  der 
Gewalt  haben.    Bitte  um  neue  Instruktion]. 

18.  Sept.  Da  trotz  der  Versicherungen  Reiffenbergs  die  Armee  avanciert,  die 

Infanterie  gestern  zu  Gräfe ntonna  angelangt  und  die  Cavallerie  in  die 
n&chsten  Dörfer  vor  Erfurt  fortgezogen  ist,  hat  er  sich  selbst  ins  Haupt- 
quartier nach  Tonna  begeben  und  nochmals  Reiffenberg  Vorstellungen 
gemacht,  sonderlich  dass  die  Sache  gar  in  einem  anderen  Stande,  dass  man 
jetzt  mit  raison  der  Stadt  nichts  Feindliches  zumuthen  könnte.  Jener  er- 
klärte, er  habe  zu  Berlin  zur  genüge  ausgeführt,  dass  man  desKf.  Inter- 
Position  contra  rebelles  snbditos  nicht  annehmen  könne,  die  Sache  wäre 
durch  ihn  auch  in  ganz  anderen  Stand  gesetzt  und  dem  Ef.  aller  Zweifel 
und  Ombrage,  so  er  bei  dem  Werke  haben  könne,  benommen,  man  müsste 
von  der  Stadt  genügsame  Assecuration  haben  und  das  wäre  keine  andere, 
als  ein  Thor  und  die  Burg.  Darauf  hat  B.  erwidert,  der  Assecnrations- 
punkt  wäre  das  letzte,  wenn  Submission  und  Satisfaction  erst  richtig  nnd 
die  Stadt  ihrer  Amnestie  und  Pardon  versichert,  dann  hätte  man  von  der 
Assecuration  zu  reden,  man  könnte  ihr  ja  nicht  zumuthen,  sich  auf  blosse 
Discretion  ohne  alle  Gegenversicherung  zu  ergeben.  Darauf  war  die  Ant- 
wort, man  wolle  sie  mit  Hand  und  Siegel  aller  kurfürstlichen  Gnade  ver- 
sichern, dafern  sie  aber  nicht  heute  die  Burg  samt  dem  Thore  einräomteD, 
müsste  man  sie  mit  Gewalt  dazu  bringen.  Darauf  hat  B.  Abschied  ge- 
nommen und  sich  hierher  begeben. 

Weil  nun  dieses  Ansinnen  sampt  der  ganzen  Bezeigung  so  viel 
klärlich  andeutet,  dass  man  nicht  nur  eine  billige  raisonnable  Satis- 
faction und  Submission,  sondern  die  Stadt  Erfurt  haben  will,  und 
ich  also  nicht  v^issen  kann,  ob  dieses  die  eigentliche  Intention  und  das 
Dessein,  so  Ghur Mainz  £.  Ghf.  D.  durch  den  von  Reiffenberg 
notificiren  lassen,  und  ob  auch  E.  Ghf.  D.  Gedanken,  darnach  ich  mich 
in  meiner  Negotiation  richten  solle,  hierauf  zielen,  so  bitte  £.  Cbf. 
D.  v^olle  mich  ungesäumet  gn.  berichten  lassen,  wessen  ich  mich  hier- 
bei zu  verhalten.  Herzog  Ernsten  F.  D.  finden  rathsamer,  dass  ich 
allhier  verbleibe,  und  vermeinen,  ich  könne  bessere  Officia  darinnen 
praestiren,  wann  ich  mit  Tractaten  zwischen  der  Stadt  und  den  Trup- 
pen Zeit  zu  gewinnen  suchte,  als  wann  ich  also  sonder  Creditif  nach 


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V.  Berlepschs  VerhaDdluDgen  mit  v.  Reiffenberg..  393 

KöDigshofen  ginge  und  inmittelst  die  Stadt  nbern  Haufen  werfen 
Hess  —  welches  ich  mir  alles  umb  so  viel  lieber  mit  gefallen  lassen, 
damit  ich  selbst  auch  Zeit  gewinne,  E.  Ch.  D.  gnädigste  Resolution 
hierüber  zu  erlangen,  welches  bei  dieser  über  Halle  gehenden  Gelegen- 
heit zum  längsten  in  8  Tagen  sein  kann.  — 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  20.  Sep- 
tember 1664. 

[Trots  der  nachträgiicheD  ÜDterwerfungserklärung  Erfurts    läset  er  es  bei  der 
AchtserkläroDg  bewenden.     Kf.  soll  die  Aosfubrung  derselben  geschehen  lassen.] 

Die  Stadt  Erfurt  hat  sich  trotz  der  Achtserklärang  nicht  zum  Gebor-  20.  Sept. 
sam  verstanden,  sondern  den  kaiserlichen  Herold  anf  das  übelste  behandelt. 

Nun  ist  z^ar  dieselbige  bei  uns  anitzo  mit  underthänigsten 
Schreiben  einkommen,  dardurch  sie  die  würckliche  Parition  zu  laisten 
vermaint,  nachdeme  aber  dieselbe  theils  gar  zu  spatt  und  unvollkom- 
men einkommen,  ab  haben  wir  es  umb  so  vil  mehr  ihres  gethanen 
Elnwendens  ungehindert  bei  der  ergangenen  Aachts  £rc]ärung  noch- 
mals allerdings  bewenden  lassen  müssen.  —  So  haben  wir  —  £.  L. 
hieyon  auf  den  Fall,  Sie  hierunter  umb  ein  widriges  belanget  wur- 
den, also  hiermit  in  so  yil  Nachricht  geben  wollen,  mit  dem  Ersuchen, 
Sie  wollen,  dafern  ichtwas  an  Sie  gebracht  wurde,  demselben  nicht 
Gehör  oder  Statt  geben,  sondern  vilmehr  (zumalen  gedachtes  Ghur- 
fbrsten  zu  Maintz  L.  uns  die  Versicherung  gethan,  dase  alles  auf 
ihren  eigenen  Kosten  —  vorgenohmen  und  niemanden  dardurch  eini- 
ger Schaden  zuegezogen  werden  solte,  wir  uns  auch  gegen  Ihre  L. 
yersiehem,  dass  Sie  in  diesem  allem  den  Reichs  Satzungen  nichts  zu- 
wider vornehmen  noch  einig  Stand  des  Beichs  beleidigen  werden)  zu 
Kühe  stehen  und  unverhinderlich  zugeben*). — 


^)  A.  Nenmann  meldet  aas  Wien  21.  September/ 1.  October  1664,  in  der 
Erfurter  Sache  sei  die  Parition  der  Stadt  für  insafQcient  erkannt,  die  Acht  er- 
üeaert  und  die  Stadt  angewiesen  worden,  von  K.Mainz  Intercession  zu  erwirken; 
das  darüber  abgefasste  kaiserliche  Beeret  sei  dem  Anwalt  der  Stadt  erst  8  Tage, 
Dachdem  es  geschlossen,  zugekommen.  Die  Erfurter  seien  während  der  Kommis- 
BioD  wohl  disponiert  gewesen,  sich  bei  Zeiten  in  die  Sache  zu  schicken,  man  habe 
sie  aber  von  hier  aus  mit  Vertröstungen,  es  werde  nicht  ad  extrema  kommen, 
aufgehalten,  als  es  aber  zum  letzten  Streich,  ad  decernendum  bannum,  gekommen, 
habe  sich  einer  mit  dem  anderen  conformiert.  Er  sei  letzten  Sonntag  bei  dem 
K. Sächsischen  Qeh.  Bath  v.  Qersdorff  gewesen,  welcher  über  das  Decret  nicht 
wenig  betreten  war,  indem  es  scheine,  als  ob  man  den  Erfurtern  noch  den  Weg 
2Q  eluctieren  offen  halte  and  gleichwohl  sie  in  R.Mai nzs  arbitrinm  stelle. 


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394  6.    Die  Erfurter  Handel. 

Der  Kurfürst  an  v.  Berlepsch.    D.  Cöln  12. /[22.]  Sep- 
tember 1664. 

[auf  die  Relation  vom  8./ 18.  Sept.    Er  soll  seine  Aufträge  an  K.Mainz  ausrich- 
ten.   Kf.  kann  für  Erfurt  nichts  weiter  thun] 

22.  Sept.  Kf.  hat  ungern  ans  B.'s  Relation  ersehen,  dass  derselbe  E.Mainz  noch 

nicht  gesprochen  hat;  er  soll  sich  jetzt  sofort  zu  demselben  begeben  and 
demselben,  was  Kf.  ihm  früher  zageschrieben ,  aaf  das  beweglichste  vor- 
stellen, namentlich  remonstrieren,  dass,  wenn  K.Mainz  anf  den  Fordernngen 
wegen  Einräumung  der  Burg  und  eines  Thores  bestehe,  er  dadurch  bei 
männiglichen  die  höchste  Jalousie  und  das  gewisse  Nachdenken  erregen 
werde,  dass  er  mehr  die  Stadt  unter  seine  Gewalt  absolute  bringen,  als 
seinen  Respect  und  jura  zu  saWieren  gedenke.  Da  dieses  seinen  früheren 
Versicherungen  durchaus  nicht  conform  sei,  so  hoffe  Kf.,  er  werde  sich  zu 
gelinderen  Accordmitteln'  verstehen. 

Dafern  Du  nun  sehen  würdest,  dasB  dieses  alles  nicht  verschlagen 
und  Ch.Mainz  Ld.  auf  Ihrer  Intention  fest  bestehen  würden,  so  hastu 
es  endlich  gehen  zu  lassen,  wie  es  will,  und  denen  Sächsischen  und 
andern  interessirten  Fürsten  und  Ständen  zu  remonstriren,  dass  wir 
es  gar  anders  gewünschet,  auch  das  Unserige  bei  der  Sache  gethan. 
Weil  man  aber  dieselbe  in  solchen  Stand,  worin  sie  anitzo  begrififen 
wäre,  gerathen  lassen  und  so  weinig  wir  als  jemand  in  Postur  wäre, 
Ch.Mainz  Ld.  mit  Gewalt  zu  verhindern,  dass  Sie  Ihr  Dessein  nicht 
nach  Belieben  ausfahren  könnten,  so  wüssten  wir  nichts,  was  wir 
weiter  dabei  zu  thun  vermöchten,  welches  Du  dann  desto  behutsamer 
zu  remonstriren,  damit  sie  desfalls  keine  Ombrage  von  uns  fassen, 
Ch.Mainz  Ld.  auch  zu  keinen  ungleichen  Gedanken  gegen  uns  be- 
wogen werden  möge,  als  wenn  wir  deroselben  den  etwan  von  ihr  zu 
hoffenden  glücklichen  Ausschlag  missgönneten.  Wir  möchten  auch 
wohl  selbst  hiernächst  mit  einigen  unsern  Städten  nicht  ungleiche 
Differentien  bekommen,  worin  wir  dann  auch  nicht  gern  sehen  möch- 
ten, dass  sich  andere  allzuviel  mischen  oder  sich  derselben  annehmen 
sollten.  — 


V,  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Uhrleben  12./ [22.]  Sep- 
tember 1664. 

[Boffnung,  dass  die  Unterhandlungen  «ich  hinziehen  werden.) 

22. Sept.  Auf  den  Rath  des  Herzogs  Ernst  von  Sachsen  ist  er  bis  zum  Ein- 

treffen seines  Creditivs  hier  geblieben^  um  inzwischen  durch  gütliche  Com- 


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y.  Berlepsch's  Sendang  ao  K.Mainz.  395 

Positionsvorschläge  zwischen  den  K.Mainsischen  Geheimen  Käthen  ▼.  Greif - 
fenklan  und  y.  Reiffenberg  nnd  der  Stadt  das  Weik  zu  protrahieren. 
Die  Kurmainzischen  haben  sich  zwar  ohne  Ordre  ihres  Herrn  zu  der  Inter- 
position  nicht  verstehen  wollen,  sondern  den  Deputierten  der  Stadt,  welche 
anf  freies  Geleit  am  9ten  im  Hauptquartier  zn  Elxleben  erschienen'), 
selbst  ihre  Forderungen  vorgetragen,  er  hofft  aber  doch,  die  Stadt^  welche 
zwar  in  änsserster  Perplezität  sei,  werde  die  Sache  mit  Tractaten  etwas 
aufhalten,  wie  denn  bisher  noch  nicht  die  geringste  Hostilität  vorgegangen 
sei.  Er  übersendet  zwei  Antworten  von  K.Mainz  anf  seine  au  denselben 
abgelassenen  Schreiben*). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königshofen  22.  September  1664. 

{Dank  far   den  Reiffenberg  ertheilten  Bescheid,  Geneigtheit,  aaf  die  WaDsche 

des  £f.  einzogehen,  Reiffeoberg  soll  Dach  Beendigung  der  Erfurter  Sache  noch 

einmal  zu  Ef.  kommen.] 

Reiffenberg  hat  ihm  von  seiner  Verrichtung  bei  Ef.  inbetreff  der  22. Sept. 
Erfurter  Friedensezekution,  und  auch  was  Kf.  mit  demselben  absonderlich 
wegen  einer  Zusammenkunft  der  Kurfürsten  und  eines  engeren  und  näheren 
Vereins  zwischen  denselben,  wie  auch  des  Polnischen  Wesens  halber  und 
sonst  im  Vertrauen  geredet,  referiert.  Er  dankt  für  die  willfährige  kurbrü- 
derliche Bezeigung  und  für  das  in  ihn  gesetzte  Vertrauen  und  versichert, 
dass  falls  dem  Kf.  dergleichen  oder  auch  sonst  Widriges  zustehen  sollte,  er 
sich  auch  ebenso  erweisen  werde,  und  dass  aus  dieser  Exekution  nicht 
die  geringste  Unruhe  entspringen,  man  vielmehr  verspüren  solle,  dass  er 
sich  wie  bisher  nur  des  Römischen  Reiches  Freiheit  und  Sccurität,  abson- 
derlich des  kurfürstlichen  Collegii  Präeminenz  und  Hoheit  conservieren  zu 
helfen  bemühen  werde.  Da  auch  er  selbst  aus  den  Regensburgischen  Hand- 
langen nnd  sonst  genugsam  abnehmen  kann,  dass  des  Reiches  Hoheit  und 
Sicherheit  nicht  bestehen  werde,  wenn  nicht  das  kurfürstliche  Collegium 
vor  anderen  Hand  anlegen  werde,   so  lässt  er  sich  auch  zu  solchem  Ende 


0  S.  V.  Tettau  S.  211. 

^  In  dem  ersten  Schreiben  (d.  Wemeck  17.  September  1664)  erklärt  K.Mai  dz, 
er  wolle  sich  des  Kf.  Interpositioo  nicht  zuwider  sein  lassen,  wenn  ihm  nur  zofor- 
derst  von  der  Stadt  vermittelet  Binräamaog  der  Barg  und  eines  Thores  Real- 
aesecuratioD  geleistet  werde,  die  Versicherung  der  Stadt  oder  des  Kf.  könne 
ihm  bei  dem  verwirrten  Zustande  in  der  Stadt  nicht  genügen.  Er  sei  bereit 
y.  Berlepsoh  in  Königshofen,  wohin  er  im  Begriff  sei  sich  zu  begeben,  zn 
empfangen.  In  dem  zweiten  (d.  Neustadt  19.  September  1664)  theilt  er  B.  mit, 
er  habe  von  dem  an  Kf.  abgeschickten  v.  Reiffenberg  Bericht  erhalten,  wo- 
nach Kf.  seine  Gedanken  in  der  Erfurter  Angelegenheit  geändert  habe,  er  zweite 
nicht,  B.  werde  inzwischen  andere  Instruktionen  erhalten  haben, 


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396  6.    Die  Erfurter  Händel. 

die  oähero  und  engere  ZosamoieDsetzüng  der  Karfursten  nicht  znwider  sein. 
Sobald  die  Erfurter  Sache  in  etwas  zur  Richtigkeit  gebracht ,  eoll  Reif- 
fenberg  noch  einmal  za  Ef.  kommen  and  desshalb  sowie  wegen  des  Pol- 
nischen Wesens  and  anderer  Dinge  demselben  seine  Gedanken  mündlieh 
eröffnen  and  vernehmen,  wie  er  dem  Kf.  and  dessen  Hanse  werde  dienen 
können '). 


Philipp  Ludwig  v.  Reiffenberg  an  den  Kurfllrsten.    D.  Haupt- 
quartier vor  Erfurt  Gispersleben  24./14.  September  1664. 

[Klage  über  v.  Berlepscb,  der  die  Stadt  zur  Widersetzlichkeit  aufreize.] 
24.  Sept.  Bei  seiner  Rückkehr  von  Berlin  hat  er  die  Trappen  in   wirklichem 

Marsch  %üt  Berennang  Erfnrts  gefanden,  so  dass  die  Stadt  den  Ernst 
hätte  spüren  können.  Aber  die  Einrathangen  des  Kf.  haben  dieselbe  nicht 
abgehalten,  za  Widersetzlichkeiten  zn  schreiten,  infolge  dessen  sein  Enrfurst 
die  sonst  mit  langsamem  Marsch  znrückgehaltenen  französischen  Trappen 
za  avancieren  beordert  und  gestern  schwere  Stücke  hat  herbeiführen  lassen. 
Die  Stadt  würde  schon  vor  8  Tagen  bei  Empfang  des  Schreibens  des  Ef. 
sich  gefügt  haben,  wenn  nicht  der  Schlosshanptmann  v.  Berlepsch  an- 
dere Sentimenten  geführt,  die  seiner  jüngsten  Negotiation  bei  Ef.  und 
dessen  gegen  seinen  Enrfürsten  freundbrüderlicher  Affection  (die  ihm  etwa 
unwissend  oder  unglaublich)  nicht  gemäss  und  zugegen  gestanden,  und 
die  Bürgerschaft  in  Erwartung  fremder  Hülfe  oder  Interposition  fremder 
Potentaten  zum  Widerstand  verleitet,  was  ihnen  zu  totalem  Ruin  gereichen 
würde,  wogegen  nach  prästierter  realer  Yersichernng,  für  welche  die  Burg 
und  zwei  Thore  gefordert  würden,  sein  Herr  die  Bestrafung  zu  mildern 
geneigt  gewesen  wäre.  Er  hofft  aber  noch  immer,  dass  die  Sache  sich  in 
der  Güte  accommodieren  werde*). 

August  Herzog  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Schloss  Freyburg  15./ [25.]  Sep- 
tember 1664. 

[Bedrohte  Lage  von  Erfort    K.Sacheens  geheimer  Vertrag  mit  K. Mainz.) 
26.  Sept.         Berichte,   dass   unsers   geliebteu  Bruders,   des  ChurfÜrsten   von 
Sachsen  Ld.  Dero  vor  Erfurt  gehabte  Völker  zu  Boss  mehrentheils 

^)  Kf.  in  seiner  Antwort  (d.  Cöln  28.  Septemb6r/8.  October  1664)  versichert, 
dass  er  wie  bisher  so  aach  ferner  dazu  beitragen  wolle,  dass  E.Mainzs  Respect 
und  Rechte  in  Erfurt  wiederhergestellt  werden,  räth  ihm  aber,  wenn  er  dieses 
erlangt,  der  Stadt  mit  keinen  ferneren  Extremitäten  zuzusetzen,  sondern  solche 
nach  Möglichkeit  zu  verhüten.  Die  Sendung  Reiffenbergs  werde  er  gern 
sehen  und  er  werde  es  an  Gontinuation  treubrüderlicber  Correspondenz  nicht 
ermangeln  lassen. 

>)  S.  V.  Tettau  S.201. 


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Klagen  über  v.  Berlepach.    Eröffnangen  des  Adm.  von  Magdebnrg.         397 

wieder  abgefordert  und  gegen  Ungarn  fortgehen  lassen,  auch  die 
Interposition  bei  Churmainz  nicht  eher,  als  bis  es  ihm  vom  Rom. 
Kaiser  erlaubt  und  aufgetragen  wird,  mit  antreten  will,  daher  auch 
wir  an  Abschickung  auf  Mainz  und  dessen  Generales  gehindert  wor- 
den sind,  indem  nunmehr  auch  gar  dieses  betrüblich  herauskombt, 
dass  ChurSachsens  Ld.  mit  ChurMainz  vorlängst  einen  geheimbten 
Vergleich  dieser  Sache  wegen  unter  sich  getroffen  haben  soll,  also 
dass  —  der  Status  in  diesem  Obersächsischen  Greis  mit  Uebermeiste- 
rung  der  Stadt,  alwo  die  ChurMainzischen  bereits  an  Graben  kommen 
und  die  Stadt  zu  Einräumung  der  Cyriacsburg  *)  in  Traktaten'  stehen 
soll,  sich  ziemlich  verändern  dürfte. 

Er   wünscht  darüber  mit  Kf.  nächstens  in  nähere  Communication  zn 
treten*). 


Geheimenraths- Protokoll).     D.  16./ [26.]  September. 

Wegen  der  Erfurtischen  Sache,  dass  S.  Chf.  D.  wollten  alles  26.  Sept. 
tbun,  was  zu  Appaisirung  der  Sache  diente,  aber  deshalb  particulier 
Allianz  zu  machen,  wolle  er  nicht  rathen. 

H.  0.,  ob  nicht  ein  Trompeter  an  E.Mainz  zu  schicken  und 
zu  schreiben,  ob  K.Mainz  wollte  die  Sache  in  S.  Chf.  D.  Hand  stellen, 
weil  die  Erfurter  sich  zu  allem  Billigen  erklärten. 

17./[27.]  September. 

H.  Platen  referiret  von  der  Conferenz  mit  H.  Gladebeck,  dass  27.  Sept. 
er  sehr  darauf  ginge,  dass  man  wegen  der  Erfurtischen  Sache  und 


0  Die  die  Stadt  beherrschende  Citadelle  s.  v.  Tettaa  S.  208. 

2)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  2d.  September/ 8.  October  1664),  anter  den 
obwaltenden  Umständen  sei  das  beste,  Erfurt  zu  aller  möglicher  Submission  zu- 
persuadieren,  jedoch  vorbehaltlich»  dass  die  Gerechtsame  des  Sächsischen  Hau- 
ses nicht  verletzt  und  in  statu  religionis  nichts  geändert  werde. 

^  Diese  Berathungen  wurden  veranlasst  durch  das  Erscheinen  des  von  dem 
Herzoge  Christian  Ludwig  von  Celle  und  den  anderen  braunschweigischen 
Fürsten  nach  Berlin  gesandten  Gebeimenrathes  B.  v.  Gladebeck,  welcher  den 
Auftrag  hatte,  dort  ebenso  wie  dieses  gleichzeitig  andere  Gesandte  in  Cassel  und 
bei  der  Schwedischen  Regierung  in  Stade  thaten,  gegenüber  dem  drohenden 
Vorgehen  von  K.Mainz  und  dessen  katholischen  Bundesgenossen  eine  engere  Ver- 
einigung zwischen  diesen  evangelischen  Reicl^sständen  zustande  zu  bringen,  s. 
Köcher  IS.  d37ff.  (Gladebecks  Credit!  v  ist  datiert  Fuhrberg  9./19.  September, 
das  Recreditiv  des  Kf.  Cöln  27.  September/ 7.  October  1664.) 


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398  6-     ^1®  Erfurter  Handel. 

der  dar  anlangenden  französiscben  Hülfe   eine  Verfassung  zwischen 
etlichen  FQrsten  und  Ständen  machen  mtlsste. 

S.  Chf.  D.  finden  solches  nicht  gut,  gäbe  Anlass  den  CatholiscbeD 
zur  Gegenliga. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfttrsten.     D.  Gotha  17./ [27.]  Sep- 
tember 1664. 

[VerhandlaDgen  mit  K. Mainz  zu  KonigshofeD,  Ablehnang  der  Yermitteloog 

des  Ef.] 

27. Sept.  Nachdem  es  vor  Erfurt  zu  Feindseligkeiten  gekommen,   hat  er  sich 

auf  den  Ratb  des  Herzogs  Ernst  und  in  der  Hoffnung,  die  Annahme  des 
von  ihm  vorgeschlagenen  Temperaments,  dass  die  zwei  Posten  von  Ef.  ood 
K.Sachsen  mit  K. Mainz  zugleich  bis  znm  Aastrag  der  Sache  besetzt 
werden  sollten,  durchzusetzen,  zu  K.  Mainz  auf  den  Weg  gemacht,  ist  14/ 
24.  zu  Königshofen  angelangt  und  hat  am  Nachmittage  bei  dem  am 
Podagra  bettlägerigen  Kurfürsten  Audienz  gehabt.  Er  erkl&rte  demselben, 
er  sei  nur  gekommen,  um  zu  vernehmen,  da  Erfurt  in  allem  übrigen  zar 
Unterwerfung  erbötig  sei,  ob  der  Kurfürst  nicht  bei  der  Forderung  wegen 
Einräumung  der  Burg  und  eines  Stadtthores  einige  Temperamente  zulassen 
wollte,  da  sonst  der  Kreis  und  die  gesamten  Evangelischen  davon  Ombrage 
nehmen  und  Schwierigkeiten  machen  würden.  Der  Kurfürst  dankte,  erklärte 
aber,  die  angebotene  Interposition  wie  auch  das  Temperament,  das  B.  den 
Seinigen  schon  vorgeschlagen,  könne  er  nicht  annehmen,  Ef.  würde  sich 
selbst  Tort  thun,  wenn  er  einen  seiner  Mitkurfürsteu  und  dessen  rebellische 
Unterthanen  durch  eine  solche  Interposition  in  gleichen  Grad  setzen  wollte, 
die  Stadt  hätte  ihn  14  Jahre  lang  gleichsam  bei  der  Nase  herumgeführt, 
alle  gerühmte  paritiones  wären  nur  illusiones,  wenn  aber  die  Stadt  durch 
Einräumung  der  Burg  und  des  Thores  ihre  Submission  realiter  zeigte,  so 
wollte  er  in  den  übrigen  Punkten  des  Kf.  vorbittliche  Interposition  gern 
admittieren  und  Gnade  üben.  Niemand  hätte  ihm  zu  contradicieren,  Sachsen 
sollte  bei  seinem  Rechte  bleiben,  die  Schrift,  welche  etliche  Gesandte  zu 
Regensburg  sich  unterstanden  herauszugeben '),  sollte  schon  gebührend  be- 
antwortet werden.  Als  B.  einwirft,  das  vorgeschlagene  Temperament  be- 
zwecke nur,  dass  ihm  soviel  eher  zur  Submission  und  Satisfaction  verholfen 
werde,  erwidert  er,  sie  selbst  allein  hätten  es  verschuldet,  dass  es  jetzt  za 
den  extrema  gekommen.  Sollten  sie  K.Sachsen  und  Kf.  zu  Besetznog 
der  Posten  einnehmen,  würde  es  nur  neue  Weiterungen  geben  und  die  Stadt 
alles  ab  ovo  wieder  disputieren. 


^)  Das  Schreiben  der  Gesandten  der  evangelischen  Stände  an  K.Mains  d. 
Regensburg  3/13.  September  1664  (v.  Schanroth  I  S.  535).  Die  Antwort  von 
K.Mainz  darauf  d.  KSnigshofen  30.  September  1664  ebendaselbst  S.  600. 


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VerhandlaDgeD  v.  Berlepsche  mit  K. Mainz  lo  KönigshofeD.  399 

Aach  bei  einer  zweiten  Audienz  am  folgenden  Tage  wiederholte  er  die» 
selben  Erklärungen  and  verlangte,  B.  solle  die  Stadt  zn  Leistnng  der  be- 
gehrten Realsnbmission  ermahnen,  was  dieser  auch  schliesslich,  aber  mit 
der  Erklärung,  es  werde  einen  ganz  conträren  Effect  haben  und  die  Stadt 
dadurch  zn  mehrerer  Desperation  veranlasst  werden,  zusagte.  Noch  an  dem- 
selben Tage  ist  er  abgereist,  er  bekennt  übrigens,  dass  ihm  dort  alle  Civilität, 
auch  von  dem  dort  anwesenden  französischen  Oeneral  Pradelle  wider- 
fahren sei,  auch  dieser  habe  ihn  höflich  ermahnt,  die  Stadt  zu  gütlicher 
Submission  zu  bewegen. 

Er  übersendet  einen  Bericht  über  die  Verhandlungen  der  K.Main  zi- 
schen mit  der  Stadt  und  die  Instruktion  der  Gesandten  der  sächsischen 
Fürsten,  welche  sich  ehestens  zu  Berlin  einfinden  werden,  damit  Ef.  bei 
Zeiten  seine  mesures  danach  nehmen  könne. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Gotha  17./[27.]  Sep- 
tember 1664. 

[Schlechte  Vertheidigaogsanstalten  in  Erfurt.    Vorsehläge,  wie  die  Stadt  zu 

retten  sei.] 

E.Mainz  will  Erfurt  selbst  haben  und  das  wird  ihm  nicht  entgehen,  27.  Sept. 
denn  Rath  und  Bürger  besitzen  nicht  die  geringste  Eenntnis,  wie  man  mit 
Contreapprochen  u.  s.  w.  den  Feind  von  den  Werken  abhalten  könne, 
wollen  alles  mit  dem  groben  Oeschütz  yerrichten,  wobei  sie  ihr  Pulver 
unnütz  verschiessen.  Die  KMainzischen  sind  während  der  4  Tage,  dass  er 
nachEönigshofen  gewesen,  bis  auf  den  Graben  vor  dem  S.  Andreasthor 
gekommen  und  haben  zwei  Batterieen  errichtet,  gerade  hier  ist  die 
schwächste  Stelle  der  Stadt.  So  steht  es  jetzt,  kommen  noch  die  Fran- 
zosen hinzu,  wenn  es  anders  so  lange  noch  währt,  so  wird  es  kurze  Arbeit 
geben.  Das  einzige  Mittel,  die  Stadt  zu  retten,  ist  seines  Erachtens  fol- 
gendes: Es  ist  wenig  Cavallerie,  nicht  über  1000  Pferde  vorhanden,  welche 
mit  der  einen  Seite  von  der  Attaque  bis  zur  Burg  genug  zn  thun  hat,  so 
dass  die  ganze  Weimarische  Seite  ansser  kleinen  Batterieen  frei  ist. 
Hier  könnte  man  noch  leicht  einen  Cavalier  mit  Reitern  und  Dragonern 
hineinwerfen,  der,  da  die  Exekution  dem  Ereise  gebühre,  befehligt  würde, 
sich  der  Burg,  der  Stadtthore  und  aller  Posten  zu  versichern,  damit  E.« 
Mainz  ohne  Weitläufigkeit  behörige  Submission  und  Satisfaction  erlange. 
K.Mainzischerseits  fürchtet  man  dieses  und  sucht  daher  keine  Zeit  zu  ver- 
lieren.  Alle  künftigen  Abschickungen,  offerierte  Interpositionen,  Regens- 
bnrgische  Demonstrationen,  Schreiben  an  Frankreich,  auf  welche  der  Säch- 
sischen Fürsten  consilia  allein  zielen,  werden  keinen  anderen  Effect  haben 
als  des  Ef.  jetzige  Absendung.  Falls  solches  Expediens  nicht  bald  oder 
anderer  Motive •  halber  garnicht  resol viert  werden  könnte,  möge  Ef.  ihm  nur 
mit  einem   Wort  Apertur  thun,  weil  er  noch  Mittel  und  Wege  habe,  der 


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400  6.    Die  Erfarter  H&ndel. 

Stadt  einen  Wink  zu  geben,  damit  sie  durch  die  begehrte  Submission  nnd 
Einränmung  der  beiden  benannten  Posten  sich  noch  etwa  nächst  des  Ef. 
Intercession  eine  Amnestie  paciscieren  könne.  Sonst  würde  die  Stadt  sich 
nachher  entweder  ohne  eine  Capitnlation  auf  Gnade  oder  Ungnade  ergeben 
müssen,  oder  es  auf  ein  Magdeburgisches  Massacre  anlaufen.  Dazu  würde 
es  K.Mainz  für  eine  Freundschaft  erkennen,  wenn  Ef.  von  dem  Dinge 
jetzt  retrocedieren  wolle,  während  Ef.  demselben,  ausser  diesem  vorge- 
schlagenen Ezpediens,  nur  Yerdruss,  doch  ohne  alten  gewünschten  Effect, 
geben  könnte.  Er  schreibt  dieses  als  des  Ef.  verpflichteter  treuer  Diener, 
und  hat  es  zu  diesem  Zweck  so  adressiert,  dass  es  nur  in  dessen  eigene 
Hände  komme,  er  bittet  um  schleunigen  Bescheid. 


Der  Kurfürst  an  v.  Berlepsch.    D.  Cöln  21.  September/ 
[1.  October]  1664. 

[auf  die  beiden  RelationeD  vom  11. ßl.  September.    B.  soll  versachen  E. Mainz 

zu  bewegen,  von  der  Besetzung  der  Stadt  Abstand  za  nehmen,  dann  Erfurt  zur 

Oeffonng  der  Thore  zureden.] 

1.  Oct.  —  Nun  würde  uns  wqhl  sehr  lieb  gewesen  sein,  wann  Chur- 

Mayutz  Ld.  gelindere  Wege  eingehen,  unsere  Interposition  annehmen 
und  sich  der  Realassecuration  begeben  wollten,  wir  verspüren  aber 
wohl  so  viel,  dass  darzu  schwerlich  einige  Hofifnung  vorhanden.  Weil 
wir  auch  solches  schon  längst  wahrgenommen  und  nicht  absehen  kön- 
nen, was  man  fttr  Mittel  zu  gebrauchen  hätte,  dieses  Werk  mit  eini- 
gem Nachtruck  zu  hindern,  als  haben  wir  Dir  bereits  unsere  Inten- 
tion —  genngsamb  zu  verstehen  gegeben,  wir  wollen  auch  nicht  hof- 
fen, dass  Du  ChurMayntz  Ld.  einige  Ursache  gegeben,  uns  etwan 
hiernächst  in  dergleichen  Fällen  behinderlich  zu  sein.  Sollte  sich 
sonsten  die  Stadt  für  Einlangung  dieses  noch  nicht  ergeben  haben 
und  noch  Zeit  übrig  sein,  desfalls  ferner  zu  negotiiren,  so  hast  Du 
Dich  abermalen  bei  ChurMayntz  anzugeben  und  Dich  dahin  zu  er- 
bieten, dass,  wann  in  regard  unser  und  anderer  Vorbitte  Ih.  Ld.  sich 
dahin  erklären  wollten,  dass  nach  gethaner  Oeffnung  und  erfolgter  ge- 
nügsamer Submission  und  was  dem  anhängig  Sie  die  Stadt  ohne  Be- 
satzung lassen  und  Ihre  Sicherheit  allein  darin  nehmen  wollen,  dass 
die  Mauren  dergestalt  zugerichtet  würden'),  damit  Ih.  Ld.  keine  fer- 


^)  Den  SächBischen  Gesandten  gegenüber  äussert  K f.  am 2.  October,  er  habe 
Berlepsch  Befehl  ertheilt,  „die  Basiernng  der  Burg  nnd  Wälle  um  die  Stadl*" 
vorzuschlagen,  s.  Kirchhoff,  S.  190. 


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Weitere  Yerhandlangen  mit  K.Mains.  401 

nere  Opposition  von  der  Stadt  zu  befahren,  so  wollten  wir  der  Stadt 
zureden  lassen,  dass  sie  dieses  alles  begehrtermassen  thun  sollte, 
gestalt  Du  dann  auch  hiermit  befehliget  wirst,  auf  solchen  Fall  der 
Stadt  ihre  gegenwärtige  Gefahr  und  was  för  Unglück  ihr  bevorstehe, 
fflrzustellen  und  sie  dannenhero  zu  sothaner  Oeffnung  aufs  eiferigste 
zu  vermahnen.  Wflrde  aber  weder  GhurMainz  noch  auch  die  Stadt 
sich  hierzu  verstehen  wollen,  so  hastu  Dich  hierin  nicht  weiter  zu  be- 
mühen, sondern  Dich  wieder  anhero  zu  begeben,  dann  wir  nicht  ge- 
sonnen sein,  uns  einseitig  in  dieses  Werk  ferner  zu  mischen,  sondern 
wir  wollen  erwarten,  was  der  gesambte  Greis  oder  die  zu  Regensburg 
versamleten  St&nde  schliessen  werden. 

B.  soll  Herzog  Ernst  von  dieser  Resolution  Nachricht  geben ^). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Königshofen  6.  October  1664. 

[WideraetEliohkeit  Erfurts.] 

Erfurt  hat  sich  nicht  unterworfen  nnd  nicht  die  verlangte  Realasse-  6.  Oct. 
curation  geleistet,  hat  sich  vielmehr  zur  Oegenwehr  gesetzt ,  Streifparteien 
ausgeschickt,  seinen  mit  kaiserlichen  Dehortationsschreiben  an  Ef.,  E.Sach- 
sen und  die  anderen  Sächsischen  Fürsten  abgeschickten  Trompeter*)  bei 
Arnstadt  überfallen  und  plündern  und  demselben  die  Briefe  abnehmen 
lassen«  Daraus  wird  Ef.  selbst  ersehen,  dass  er  mit  der  Exekution  fort- 
fahren nnd  die  Stadt  mit  Gewalt  znm  Gehorsam  bringen  müsse.  Er  hofft, 
Ef.  werde  ihm  vor  geleisteter  Realassecnration  weiteres  nicht  znmuthen. 


^)  Ganz  ähnliche  Weisungen  enthalt  auch  ein  Rescript  des  Kf.  an  v.  Ber- 
lepsch  vom  26.  September/ 6.  October;  Eom  Schlnss  ermahnt  ihn  Kf.,  keinen 
Prätext  oder  Anlass  za  geben ,  dass  man  von  K.Mainzischer  Seite ,  wie  schon 
geschehen,  ihm  vorhalten  könne,  dass  er  die  Stadt  in  ihrer  Widersetzlichkeit 
bestärkt  habe,  ,denn  wir  beständig  gemeint  sein,  Ghur-Mainz  Ld.  in  dieser 
Sache  nicht  ohnnothig  —  za  disgastiren,  sondern  vielmehr  Dero  Freandschaft  nnd 
Affection,  welche  uns  in  dergleichen  nnd  vielen  anderen  Fällen  nützlich  and  nöthig 
sein  kann,  zn  erhalten." 

»)  8.  V.  Tettau  S.219f. 


Mater,  t.  Qescb.  d.  O.  Kurfürsten.    XI.  26 


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402  6.    Die  Erfarter  Händel. 

1.  Conferenz^),  so  S.  Ohurf.  Dchl.  zu  Brandenbarg  Deputirte 
H.  Oberpräsident  Freih.  von  Schwerin  und  H.  Oberhoftnar- 
scball   der  von  Canstein  mit  denen  vom  Hause  Sachsen  ge- 
schickten HH.  Abgesandten  Dietrich  von  Rundeck  und 
D.  Wexen  gehalten,  den  2./[12.]  October  1664. 

12.  Oct.  I^ie  karfürstlichen  Depotierteo  erklären  es  für  überflüssig  zu  rekapitu- 

lieren, welche  Schritte  Ef.  bisher  in  der  Erfarter  Sache  gethan.  Nachdem 
die  Abgesandten  and  deren  Frincipale  desideriert,  Kf.  möchte  sich  noch 
weiter  interponieren,  haben  sie  ihnen  za  hinterbringen ,  Kf.  habe  sich  ent- 
schlossen, noch  eine  Abschickung  an  E.Mainz  abzuordnen,  am  denselben 
za  bewegen,  von  allen  Extremitäten  abzasteheo.  Die  Abgesandten  möchten 
sich  darüber  erklären,  was  ihre  Principalen  bei  der  Sache  za  than  ent- 
schlossen seien,  wenn  E.Mainz  mit  den  ihm  gemachten  Vorschlägen  nicht 
znfrieden  sein,  sondern  auf  der  Einräumang  der  Cyriacksbarg  und  einer 
Pforte  bestehen  sollte.  Und  wenn  auch  der  Eönig  von  Frankreich  serio 
das  VFerk  embrassieren,  den  Secoars  schicken  und  dem  Werk  ferneren  Nach- 
druck geben  sollte,  ob  sie  meinten,  alsdann  ausser  solcher  gutlichen  Hand- 
lung etwas  Ernstliches  bei  der  Sache  vorzunehmen,  und  ob  sie  versichert 
wären,  dass  andere  Obersächsische  Fürsten  und  Stände  dahin  inclinierten, 
dass  sie  diesös  Werk  nebst  dem  Fürstlichen  Hanse  Sachsen  mit  embrassie- 
ren wollten;  Ef.  wünsche  dieses  zu  erfahren,   damit  er  in  seinen  Consiliis 


0  Auf  einer  ZnaammeDkooft  zu  Naamborg  hatten  die  SächsischeD  Herzoge 
eine  Gesandtschaft  an  den  Kf.  beschlossen,  welche  am  l./H*  October  in  Berlin 
eintraf  (S.  v.  Tettaa  8.  274,  Kirchhoff  S.  189).  Das  Greditiv  för  dieselbe  ist 
von  dem  Administrator  von  Magdeburg,  Herzog  Augast  ausgestellt  (Halle 
16.  September  1664),  welcher  darin  in  seinem,  seiner  jüngeren  Brüder  und  sei- 
ner Vettern  Namen  seinen  Geheimenrath  und  Präsidenten  Georg  Dietrich 
V.  Bondeck  und  den  Weimarisehen  Hof-  und  Kammerrath  D.  Johann  Chri- 
stoph Wex  zu  Verhandlungen  mit  dem  Kf.  beglaubigt.  In  einem  vom  l./ll.  Oc- 
tober datierten  Memorial  bezeichnen  dieselben  als  Zweck  ihrer  Sendung r  Nach- 
dem Kf.  K.Mainz  verschiedentlich  abgemahnt  und  zuletzt  die  Mediation  zur 
Güte  bei  demselben  unternommen,  K.Mainz  aber  durch  Raiffenbergs  Sen- 
dung seine  Intention  mit  allerhand  Vorwänden  beschönigt  und  dahin  habe  ar- 
beiten wollen,  dass  Kf.  von  seiner  Intention  abgehalten  werde,  sollten  sie  Kf. 
um  fernere  Continuation  der  gütlichen  Interposition  ersuchen,  damit  K.- Mai  uz 
in  puncto  satisfactionis  zu  leidlichen  Bedingungen  bewogen,  der  punctus  paritio- 
nis  bei  der  Stadt  festgestellt  und  also  in  allem  der  Justiz  und  Billigkeit  nach 
Satisfaction  geschafft,  im  übrigen  hervorkommende  und  vorlängst  gemnthmasste 
excessuB  und  Vorhaben  K.Mainz  benommen  und  mit  Fleiss  präcaviert  werden 
mochten.  Sie  legen  ausserdem  vor:  1)  Unmassgebliche  Punkten,  worauf  die 
vorhabende  Tractaten  bei  jetsigem  Erfurtischen  Unwesen  einzurichten,  2)  Kurzer 
Entwurf  der  Ch.Mainzisohen  Prätensionen  an  und  wider  die  Stadt  Erfurt 
Vgl.  über  die  mit  dieser  Gesandtschaft  geführten  Verhandlungen  Kirchhoff 
S.  109  ff. 


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Gooferenzen  mit  den  Bachsischen  Gesandten.  403 

Beine  Mesures  danach  nehmen  könne,  er  müsse  hierbei  eonsiderieren ,  dass 
die  meisten  Fürstlichen  Hänser  mit  dem  Könige  in  Frankreich  jetzt  in 
Allianz  stehen,  er  habe  also  wohl  zu  bedenken,  dass  er  sich  in  ein  solches 
Werk  einmischen  sollte,  Ef.  wünsche  auch  vertraute  Communication  dar- 
über zu  erhalten,  wie  K.  Sachsen  bei  diesem  Werke  jetzt  intentioniert  wäre, 
derselbe  habe  anfangs  in  seinem  Schreiben  erklärt,  dass  er  K.Mainz  hier- 
nnter  gar  nicht  behinderlich  sein  wollte,  jetzt  aber  habe  Kf.  verspürt,  dass 
er  eine  andere  Resolution  gefasst,  nnd  schliesse  daraus,  dass  er  seine  Con« 
silia  geändert.  Die  von  den  Abgesandten  übergebenen  Puncta  betreffend, 
habe  Kf.  zwar  keine  partiknlare  Information,  er  werde  aber  seinem  Abge- 
sandten an  K.Mainz  befehlen,  dieselben  zu  befördern,  er  hoffe,  es  würden 
sich  auch  einige  von  den  Sächsischen  Ministris  dort  befinden,  von  denen 
er  mehrere  Information  werde  nehmen  können.  Freih.  v.  Beiffenberg 
hätte  dem  Kf.  hoch  betheuert,  dass  K.Mainz  kein  perpetuum  praesidiam 
in  der  Stadt  Erfurt  zu  halten  begehrte,  schon  der  Kosten  wegen,  und 
hätte  selbst  ins  Mittel  gebracht,  dass  E.Mainz  auf  eine  oder  andere  Stadt, 
80  davor  cavierte,  sehen  möchte,  doch  erklärt,  dass  K.Mainz  sich  von 
der  Stadt,  als  seiner  Mnnicipalstadt,  nichts  könnte  limitieren  noch  vorschrei- 
ben lassen. 

Responsio  der  Sächsischen  Abgesandten:  Ihre  Frincipalen 
würden  sehr  erfreut  sein,  dass  Kf.  seine  Interposition  contiuuieren  wolle, 
und  sie  hofften  davon  guten  Erfolg.  Dieselben  wünschten,  dass  ihre  Con- 
silia  etwas  mehr  Stand  gefasst  hätten,  sonderlich  bei  K.Sachsen  als 
•Capite  familiae,  doch  wäre  neulich  Sachsen-Altenburg  bei  Kur-Sach- 
sen gewesen  >),  und  dieser  hätte  erklärt,  wenn  KMainz  sich  nicht  zu 
gütlicher  Handlung  bewegen  lassen  wollte,  die  Sache  auf  einen  Kreistag 
zu  bringen,  wenn  K.Mainz  sich  nicht  zu  den  auch  von  ihm  genehmigten 
Bedingungen  verstehen  wollte,  sollte  man  der  anderen  Stände  Consilia  und 
Bedenken  darüber  vernehmen.  Abges.  können  ferner  in  particulari  ver- 
sichern, dass  ihre  Frincipalen  nicht  manquieren  würden  alles  dasjenige  bei- 
zutragen, damit  Erfurt  in  der  Consistenz  bei  dem  Obersächsischen  Kreise 
wie  bisher  verbliebe.  Es  ginge  denselben  sehr  zu  Gemüthe,  dass  der  König 
von  Frankreich  sich  soweit  in  diesem  Werke  engagierte,  sie  hätten  be- 
absichtigt, an  den  König  eine  Schickung  zu  thnn  und  demselben  in  spe- 
cialibus  rechte  Information  zu  geben,  Herzog  Bernhard')  zu  Sachsen 


1)  io  Colditz,  8.  Heibig  S.  426. 

*)  Bernhard,  jüngerer  Sohn  des  Herzogs  Wilhelm  von  Weimar,  geb. 
21.  Februar  1628,  seit  dem  Tode  seines  Vaters  1662  Herzog  in  Jena  (s.  Bark- 
hardt,  Stammtafeln  der  Ernestinischen  Linie  des  Hauses  Sachsen,  Tafel  3).  Den 
Akten  liegt  ein  Brief  von  P.  Fuchs  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin  (d. 
Jena  4./14.  October  1664)  bei,  in  welchem  derselbe  erzählt,  wie  er  auf  den  Wonsch 
jenes  Herzogs  Bernhard,  der  einen  des  Französischen  Mächtigen  in  seinem 
Gefolge  zu  haben  gewünscht,  mit  demselben  das  französische  Lager  vor  Erfurt 
besucht  hat,  ferner  eine  Aufzeichnung  über  die  Unterredungen,  welche  der  Her- 

26* 


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404  6.    Die  Brfdrter  Handel. 

sei  dazu  vorgeschlagen  worden  nnd  hätte  es  anch  übernommen,  in  der 
Furcht  aber,  zq  spät  zn  kommen ,  hätte  derselbe  die  Reise  unterlassen. 
Doch  hielten  ihre  Principalen  noch  dafär,  dass  die  Schickung  fortgehen 
sollte,  wenn  Kf.  es  für  gut  und  dienlich  erachte.  Die  Behauptung  von 
K.Maine,  dass  ihm  omnimoda  jurisdictio  et  snperioritas  in  Erfurt,  als 
seiner  Municipalstadt,  zustehe,  sei  unbegründet;  es  hätte  die  Stadt  ihre  an- 
tiqua  jura  nnd  das  Haus  Sachsen  hätte  ebenfalls  seine  jura  daran.  Sie 
wünschten,  was  Reiffenberg  wegen  des  präsidium  perpetuum  gesagt, 
möchte  ernst  sein,  circumstantiae  gäben  ein  anderes,  dass  er  per  praesidium 
sich  zum  Meister  der  Stadt  machen  wolle.  Wegen  der  Caution  könne 
K.Mainz  sich  nicht  beschweren,  wenn  ^ie  vom  Hause  Sachsen  oder  dem 
Obersächsischen  Kreise  geschehe. 

2.  Conferenz,  gehalten  den  3./ [13.]  October  1664,  zwischen 

die  Sächsischen  HH.  Abgesandten  und  H.  Oberpräsident  Freih. 

von  Schwerin  allein,  weil  H.  Canstein  andere  Qeschäfte  zvl 

verrichten  gehabt*). 

13.  Oct.  ^*  Schwerin  theilt  den  Abgesandten  mit,  wegen  der  Abschickung 

nach  Fran.kreich  furchte  Kf.  zwar,  dass  es  etwas  eu  spät  damit  sein  dürfte, 
doch  weil  man  nicht  sagen  könnte,  wie  weit  es  mit  der  Belagerung  von 
statten  gehen  möchte,  wurde  es  nicht  undienlich  sein,  solche  Schickung 
ehestenst  werkstellig  zu  machen.  Kf.  habe  den  Abgesandten  mit  der  heu-  ^ 
tigen  Post  eingetroffene,  die  Sache  betreffende  Stücke  mittheilen  lassen^. 
Er  bleibe  bei  seiner  Erklärung,  noch  eine  Oesandtschaft  an  K.Mains 
schicken  zu  wollen,  doch  müsste  mit  solcher  Abschickung  und  Negotiation 
etwas  behutsam  verfahren  werden,  weil  K.Mainz  beständig  die  Interposi- 
tion,  weil  die  Sache  zwischen  Herrschaft  und  Unterthanen  wäre,  verworfen 
habe,  auch  weil  die  Stadt  sich  sehr  gröblich  vergriffen  und  weil  man  vor- 


zog mit  General  Pradel  io  Gegenwart  der  K.Mainzischen  Minister  und  anderer 
fraozösischer  Herren  gehalten,  dieselben  sind  aber  von  sehr  geringem  Interesse. 
Pradel  erklärte,  er  habe  Befehl,  den  Kampf  fortzusetzen,  bis  Erfurt  sich  K.- 
Mainz unterworfen  hätte,  im  Nothfall  auch  das  franzosische  Corps  aus  Ungarn, 
wo  schon  Friede  geschlossen  sei,  herbeizuziehen. 

1)  In  dem  Gehoimenraths-ProtokoU  vom  3./ 13.  October  ist  vermerkt:  »Das 
Protokoll  wegen  der  Oonferenz,  so  gestern  mit  den  Sächsischen  Abgesandten 
wegen  der  Stadt  Erfurt  gehalten  worden,  verlesen.  Bes.  8.  Chf  D.  wollten  die 
Expedition  thon  und  an  E.Sachsen  schreibeu,  ob  er  auch  wollte  einen  schicken. 
An  H.  Berlepsch  zu  schreiben,  dass  er  herkommen  und  referieren  solle.' 

')  Es  siod  dieses  das  Schreiben  von  K.Mainz  an  Kf  vom  6.  October  (oben 
S.  401),  das  Schreiben  des  Generals  Pradel  an  Erfurt,  in  welchem  er  die 
Stadt  zur  Ergebung  auffordert,  (Diar.  Europ.  XI  S.  492.  LondorpIX  S.  230) 
und  ein  Schreiben  von  K. Sachsen  mit  Abschriften  der  Schreiben  des  Kaisers 
an  denselben,  an  Kf  und  an  den  Obersächsischen  Kreis,  welche  die  Erfurter 
dem  aufgefangenen  mainziscben  Trompeter  (s.  S.  401)  abgenommen  hatten. 


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ConfereozoD  mit  deo  Bächsischen  GeeandteD.  405 

sehen  müsste,  damit  andere  Städte  nicht  darauf  fassen  möchten,  dergleichen 
aoch  bei  Gelegenheit  zu  praetendieren,  sonderlich  hätte  der  H.  Administra- 
tor solches  wohl  zu  erwägen,  weil  bekannt,  wie  die  Stadt  Magdeburg  sich 
eine  Zeit  hero  betragen.  Sollte  aber  der  glimpfliche  Weg  nicht  succedieren, 
so  stünde  es  dahin,  wie  man  das  Werk  ferner  anzugreifen  sich  unter  ein- 
ander vergleichen  möchte;  Ef.  wünsche  ihre  Gedanken  hierüber  zu  yernehmen. 
Die  Abgesandten  danken,  dass  Kf.  bei  seiner  Intention  beharre,  auch 
sie  erkennen  an,  dass  behutsam  bei  der  Sache  zu  verfahren  sei,  und  dass  die 
Stadt  sich  sehr  grob  vergriffen,  doch  müsste  man  nun  bedacht  sein,  wie  es 
wieder  remediert  und  eines  und  des  andern  jura  ungekränkt  blieben,  E. - 
Mainzs  Ansprüche  auf  die  omnimoda  superioritas  aber  erforderten  alti- 
orem  indagiuem,  der  H.  Administrator  befände  auch,  dass  die  Erfurtische 
Sache  ganz  anders  als  mit  Magdeburg  stehe,  also  daraus  dieser  Stadt 
kein  Präjudiz  zuwachsen  könnte.  Sie  bedanken  sich  für  Commnnication 
des  Schreibens  von  K.Mainz,  es  wäre  nicht  ohne,  dass  E.Mainz  darin 
Ton  Ef.  begehre,  dass  er  sich  des  Werks  nicht  weiter  annehme,  doch  mein- 
ten sie,  die  Handlung  werde  so  viel  veranlassen,  dass  E.Mainz  sich  anders 
anschicken  werde,  weil  derselbe  anfangs  sehr  hart  zu  sein  pflegte,  aber 
sich  dann  noch  endlich  behandeln  Hesse.  Den  Excess  mit  dem  Trompeter 
könnte  man  nicht  die  ganze  Stadt  entgelten  lassen.  E.Sachsen  hätte  an 
K.Mainz  geschrieben,  dass  er  zufrieden  sein  möchte,  dass  ihm  drei  Thore 
eingeräumt  würden,  worauf  aber  noch  keine  Antwort  erfolgt  sei  ^). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
4./[14.]  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  6.  October.    Aufforderung  zur  Milde  gegen  Erfurt.    Ad- 
käodigung  einer  neuen  Gesandtschaft.] 

—  Gleichwie  Yfir  nun  ganz  ungern  yernehmen,  dass  die  Stadt  sich  14.  Oct. 
aufs  neue  dergestalt  verlaufen,  und  E.  Ld.  aus  diesem  Werk  so  grossen 
Verdruss  empfinden,  also  können  £.  Ld.  sich  auch  wohl  versichert 
halten,  dass  wir  dero  Begehren  zufolge  Sie  hierunter  nicht  weiter  be- 
unruhigen würden,  wie  wir  dann  auch  so  weinig  vorhero  als  anitzo 
bei  Anwendung  unserer  Officiorum  zu  gütlicher  Hinlegung  aller  Streitig- 
keiten den  geringsten  Kegard  nicht  auf  die  Stadt,  als  deren  Ohnbe- 
sonnenheit  und  Widersetzlichkeit  wir  keineswegs  approbiren,  genom- 
men, sondern  aus  der  zu  E.  Ld.  tragenden  getreuen  und  aufrichtigen 
Freundschaft  wie  auch   aus   wohlmeinender   treuen  Sorgfalt   für  die 


0  Das  Recreditiv  des  Kf.  für  die  Gesandten  ist  am  4./ 14.  October  ausge- 
stellt, am  Ö./15.  hatten  sie  Abscbiedsaudienz  beim  Kt  S.  über  dieselbe  Kirch* 
hoff  8.  19L 


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406  6     Die  Erfurter  Händel. 

Beruhigung  des  Vaterlandes  und  des  gemeinen  christl.  Wesens  Wohl- 
fahrt bewogen  worden,  und  wan  wir  E.  Ld.  Freundschaft  weniger  aes- 
timirt  —  würden  wir  uns  der  Sache  wohl  nicht  ferner  annehmen,  — 
und  E.  Ld.  Begehren  damit  einen  Gnfige  thun.  Aldiweil  wir  aber  E.  Ld. 
unsere  Affection  —  zu  contestiren  suchen,  so  können  wir  nicht  unter- 
lassen, E.  Ld.  nochmal  —  zu  ersuchen,  Sie  geruhen  aller  dieser  — 
Exorbitantien  ohngeachtet  Dero  Gnade  gegen  die  Stadt  allen  anderen 
Gonsiliis,  insonderheit  auch  der  allergerechtesten  Schärfe  und  Strafe 
zu  praeferiren  —  da  dieses  Werk  an  verschiedenen  hohen  Orten  in 
sonderbare  und  ganz  nachdenkliche  Consideration  genommen  wird, 
und  im  Fall  E.  Ld.  auf  eine  solche  Bealassecuration  beständig  blei- 
ben —  die  Stadt  eine  solche  Assistenz  erlangen  möchte,  dass  E.  Ld. 
dadurch  in  grosse  Weitläufigkeit  gerathen  und  Dero  Intention  desto 
weiniger  besorglich  erreichen,  auch  ex  eventu  alsdan  erkennen  würden, 
wie  treulich  mit  deroselben  wir  es  gemeint.  Und  weil  wir  von  diesem 
allem  so  gewisse  und  beständige  Nachricht  haben,  dass  wir  darauf 
genugsam  fussen  können,  gleichwohl  aber  auch  nichts  hoher  und  lieber 
wünschen,  als  dass  E.  Ld.  mit  recht  guter  und  vollkommener  Satisfao- 
tion  aus  diesen  Händeln  kommen  mögen,  so  werden  wir  die  Freiheit 
nehmen,  erster  Tage  noch  eine  Abschickung  an  E.  Ld.  deswegen  zu 
thun,  nicht  —  als  wenn  wir  uns  zwischen  E.  Ld.  und  der  Stadt  zu 
interponiren  —  weiniger  die  Stadt  in  ihrer  Opiniatretät  zu  verhärten  — 
gedachten,  sondern  nur  —  umb  E.  Ld.  von  obigem  und  was  uns  desfals 
weiter  zukommen  wird  desto  mehrere  und  vertraulichere  Nachricht 
zu  geben  und  unsere  Meinung  und  Gedanken,  wie  die  Sache  etwan 
zu  E.  Ld.  vollkommener  Satisfaction  einzurichten,  ohnmassgeblich 
furzustellen.  Wir  zweifeln  daneben  auch  nicht,  wen  die  Stadt  sehen 
—  wird,  dass  E.  Ld.  durch  unsere  Intercession  —  sich  zur  Glemenz 
und  gnäd.  Bezeigung  disponiren  lassen,  alsdan  werde  dieselbe  umb 
desto  eher  von  ihrer  desperaten  Resolution  abstehen  — '). 


^)  Von  demselben  [Tage  (4./14.  October)  liegt  das  OoDcept  zu  einer  Instruk- 
tion für  die  za  der  Gesandtschaft  an  ff. Mainz  bestimmten  Geh.-Rathe  v.  Bia- 
menthal  und  Friedrich  v.  Jena  vor;  darin  wird  angegeben,  diese  Gesandt- 
schaft sei  veranlasst  durch  die  von  den  Sächsischen  Gesandten  vorgetragene 
Bitte,  noch  eine  Schickung  an  K.Mainz  zu  thun  und  denselben  von  seinen 
Forderungen  (Besetzung  der  Burg  und  einiger  Thore)  abzarathen  und  zum  Ein- 
gehen auf  mildere  Bedingaogen,  wie  jene  sie  vorgeschlagen,  zu  bestimmen.  Die 
Gesandten  sollen  in  Verbindang  mit  den  Sächsischen  Gesandten  dieses  zu  er- 
reichen suchen,  sie  sollen  K.Mainz  erklären,  Kf.  hätte  Berlepsch,  weil  ihm 


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Beabsichtigte  neue  GesaDdtschaft  an  K. Mainz.  407 

Philipp  Ludwig  v.  Reiffenberg  an  den  Kurfürsten.    D-  Erfurt 
16. /6.  October  1664  (praes.  10./[20.]  October). 

[Anzeige  der  Uebergabe  von  Erfurt.] 

Erfurt  bat  sich  hente  Mittag  auf  Gnade  seinem  Earfürsten  williglich  20.  Oct. 
ergeben  '),  nachdem  man  ziemlichen  Ernst  erweisen  müssen.  Er  hat  die 
Borg  mit  400  and  zwei  Thore  anf  jeder  Seite  der  Stadt  mit  600  Mann 
besetzt,  nnd  ist  den  guten  Unterthanen  ihr  Frevel  leid.  Wie  sein  Herr 
alles  regulieren  und  seine  Sicherheit  festsetzen  wolle,  davon  wird  er  später 
Nachricht  geben. 


Partialitat  ffir  Erfurt  vorgeworfen  worden,  abgerufen.  Dabei  steht  vermerkt: 
„Weil  eben,  da  diese  Instruktion  abgelesen  werden  sollen,  die  Zeitung  einge- 
laufen, dasB  Erfurt  sich  ergeben,  00  hat  es  derselben  nicht  bedurft. '^  An  dem- 
selben Tage  schreibt  Ef.  an  v.  Berlepsch,  er  habe  seit  dem  17./27.  September 
keinen  Bericht  von  ihm  erhalten,  auch  zwei  dorthin  geschickte  Trompeter  seien 
nicht  zurückgekehrt.  Da  Kf.  dem  Hause  Sachsen  neue  Verhandlungen  mit 
E.Mainz  zugesagt  habe,  aber  vorher  wissen  müsse,  was  bei  Erfurt  passiert  sei, 
Bo  soll  B.  sofort  zur  Berichterstattung  zurückkehren.  An  demselben  Tage  femer 
schreibt  Ef.  an  den  Eanzler  Fr.  v.  Jena  in  Halberstadt  und  fordert  den- 
selben auf,  nachdem  die  Sächsischen  Fürsten  ihn  ersucht  hätten,  sich  des  Er- 
furter Werkes  in  Entstehung  der  Güte  mit  Ernst  und  Nachdruck  anzunehmen, 
ein  Gutachten  einzusenden,  ob,  wenn  alle  officia  zu  gütlicher  Gomposition  nichts 
fruchten  sollten,  Ef.  salva  conscientia  et  justitia  weitergehen  und  K.Mainz  in 
seiner  Absicht,  die  Stadt  durch  Realassecuration  zum  Gehorsam  zu  bringen, 
entgegentreten  solle,  und  ob  Kf.  dadurch  nicht  sich  selbst,  weil  ihm  das  gleiche 
von  Städten,  die  ihm  zukämen,  widerfahren  konnte,  präjudicieren  würde.  In 
seiner  Antwort  (d.  Halberstadt  8./18.  October  1664)  lehnt  v.  Jena  es  ab,  über 
Dinge  zu  urtheilen,  von  welchen  er  nur  mangelhafte  Kenntnis  besitze,  und  weist 
nur  darauf  hin,  die  Erfurter  Sache  sei  ihm  von  Anfang  an  namentlich  deshalb 
verdächtig  vorgekommen,  weil  nur  Katholische  dabei  interessiert  seien,  nnd  dieser 
Verdacht  sei  noch  dadurch  bestärkt  worden,  dass  K.Mainz  wegen  der  beabsich- 
tigten Ezecntion  nicht  mit  den  Reichsständen  oder  dem  knrfürstl.  GoUegium 
commnniciert,  sondern  die  Sache  in  Frankreich  festgestellt  und  E.Sachsen 
durch  Promessen  aus  der  Sache  gezogen  habe.  Ef.  müsse  bei  dieser  Sache  auch 
anf  den  Polnischen  Zustand  reflectieren,  ,wenn,  wie  die  gemeinen  Zeitungen 
geben,  die  französische  und  schwedische  consilia  nebenst  der  Königin  noch 
nicht  ruhen,  und  wer  weiss,  ob  Frankreich  eben  soviel  Volk  wegen  Erfurt 
hinausschickt,  ob  es  nicht  auf  allen  Fall  mit  auf  Polen  angesehen,  da  dann 
Ew.  Ghf.  D.  die  Vorwacht  haben.  Gott  weiss,  nachdem  man  am  Kaiserl.  Hofe 
ohne  die  geringste  vorhergegangene  Communication  mit  dem  türkischen  Vertrage 
so  sehr  geeilet,  was  mehr  für  motus  daraus  erfolgen.** 

0  S.  V.  Tettau  S.  223  ff.    Der  Gapitulationsvertrag  vom  6./15.  October  1664: 
Diar.  Enrop.  XIS.  619ff.    Londorp  IX  S.  233.   Theatr.  Europ.  IX  S.  1125. 


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408  6.    Die  Brfiirter  Handel. 

Der  Rath  von  Erfurt  an  den  Kurfürsten.    D,  Erfurt 
7./[17.]  October  1664. 

(Aoseige  der  Uebergabe.    Bitte  am  feroere  Verwendaog.] 

17.  Oct.  Die  Stadt   bat  sieb   vorgestern  ergeben  nnd  gestern  die  Ciriacsbarg 

and  zwei  Tbore  einräamen  müssen. 

Und  nachdem  nunmehr  die  Sache  darauf  beruhet,  dass  mit  L 
Churf.  6n.  zu  Mayntz,  welche  in  wenig  Tagen  in  Person  aich  alhier 
einfinden  werden,  die  von  deroselben  prätendirten  Übrigen  Puncten 
abgehandelt  werden  müssen,  bei  Schliessung  des  Accords  aber  gedachte 
H.  Generalen  sich  erkläret  haben,  dass  GhurMainz  anderer  hoher  Her- 
ren und  Fürsten  Interposition  ins  künftige  darbei  leiden  wollen,  also 
gelanget  an  E.  Churf.  D.  unser  unterthänigstes  flehentliches  Ersuchen, 
dieselben  geruhen  gnädigst  sich  unserer  —  noch  ferner  väterlich  an- 
zunehmen und  fl^rdersambst  eine  solche  gnädigste  Interposition  zu  be- 
lieben, dass  wir  sowohl  bei  unseren  noch  habenden  so  geist-  als 
weltlichen  Freiheiten  und  Gerechtsamen  gelassen  werden,  als  auch 
leidliche  Conditionen  in  denen  prätendirten  Satisfactions  und  anderen 
Puncten  erlangen  mögen.  — 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.     D.  Uhrleben 
7./[17.]  October  1664. 

[Rechtfertigung  gegen  die  K.Mainsischen  Anklagen,    uebergabe  der  Btadt.] 

17.  Oct.  Nachdem  er  ans   den  Kescripten  vom  12.,  21.  und  26.  September  des 

Ef.  Intention  abgesehen  nnd  vermerkt,  dass  diejenigen,  welche  die  Sache 
viel  näher  interessiert,  sieb  nicht  dazu  haben  entschliessen  wollen,  etwas 
von  Volk  in  die  Stadt  zn  werfen  (was  durch  die  in  den  Erfnrtiscben  Dorf- 
schaften stehenden  E.8ächsischen  Tmppen  noch  bis  auf  die  letzte  Stunde 
ganz  leicht  hätte  geschehen  können)^  so  bat  er  selbst  wahrgenommen, 
dass  dem  Kf.  nicht  zu  rathen,  sieb  einseitig  des  Werkes  weiter  anzuneh- 
men. Die  E.Mainziscben  aber  tbuen  ihm  Unrecht,  wenn  sie  ihm  beimessen 
wollen,  die  Stadt  sei  durch  ihn  gleichsam  gebalsstarrigt  worden,  er  hat 
ihnen  angeboten,  wenn  sie  bei  der  begehrten  Einräumung  der  Burg  und 
eines  Thores  nur  das  allergeringste  Temperament  admittieren  würden,  da- 
durch man  denjenigen,  so  etwa  Präjudiz  hieraus  besorgen  möchten,  etlicher- 
massen  Satisfaction  geben  könnte,  so  sollte  die  Stadt  in  des  Ef.  Namen 
zn  solcher  Oeffnung  angemahnt  werden.  Man  hat  aber  darauf  bestanden, 
er  sollte  dieselbe  ohne  alle  Condition  dazu  schriftlich  anmahnen,  das  bat 
er  nicht  gethan,  um  nicht  dem  Ef.  bei  dem  Sächsischen  Hause,  den  beiden 


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Uebergabe  voo  Erfurt.  409 

Sächsischen  Kreisen  und  den  ku  Regensbnrg  yersammelten  Evangelischen 
Ständen  Verdacht  zu  erwecken,  sondern  er  hat  lieber  das  Werk  gehen 
lassen,  wie  es  gewollt 

Was  den  Zastand  der  Stadt  anbetrifft,  so  wird  Kf.  schon  ans  seiner 
Relation  vom  17. /27.  September  haben  abnehmen  können,  dass  es  keine 
langwierige  Belagerang  abgeben  würde.  Das  ist  aacb  erfolgt.  General 
de  Pradel,  der  sofort  das  völlige  Commando  angetreten ^  ist  ungefähr 
mit  1000  Pferden  am  25.  September  angekommen,  auf  sein  am  29.  insinu- 
iertes Schreiben  an  die  Stadt,  mit  ihm  in  Communication  zu  treten,  sind  De- 
putierte derselben  ins  Lager  gekommen,  den  Erbietnngen  derselben  gegen- 
über ist  man  darauf  bestanden,  dass  sie  nächst  der  Burg  zwei  Thore  ein- 
räumen sollten,  alsdann  wollte  man  gegen  sie  Gnade  erweisen  und  gewisse 
Erklärung  gegen  sie  thun.  Die  Deputierten  haben  hierauf  nichts  schliessen 
können,  sind  aber  durch  die  gethanen  Bedrohungen  und  vernommene  An- 
kunft des  französischen  Fussvolks,  das  schon  damals  5  Meilen  von  Erfurt 
logiert,  desgleichen  durch  900  Kanonenschüsse,  welche  man  auf  das  An- 
dreasthor und  durch  die  Dörfer  gethan,  und  60  wiewohl  ohne  Schaden  ein- 
geworfene Granaten  so  eingeschreckt  worden,  dass  sie  12  Geisseln  offeriert 
und  begehrt,  Beiffenberg  und  Pradel  möchten  selbst  in  die  Stadt  kom- 
men, allen  Räthen  und  Vormündern  vorzuhalten,  was  man  ihnen,  den  De- 
putierten, angezeigt,  wie  auch  erfolgt.  Und  haben  sonder  Zweifel  Reif fen- 
bergs  Bedrohungen  einerseits  und  dann  P radeis  glimpfliche  Worte  so  viel 
gewirkt»  dass  man  gestern  die  Burg  und  zwei  Thore  geöffnet,  und  sollen 
also  gestern  2O0O  Mann  in  die  Stadt  marchiert  sein.  Die  eigentlichen  Par- 
ticularia  des  Accords  sind  ihm,  da  alles  in  der  Stadt  tractiert  worden,  nicht 
bekannt,  zwei  Schreiben  sind  ihm  zugegangen,  danach  sich  die  Stadt  zu 
französischer  Sequestration  erboten  i),  so  dasb  er  nicht  eigentlich  sagen  kann, 
ob  nicht  vielleicht  dieses  acceptiert  wordeii.  Er  hat  aber  einen  Expressen 
im  Lager,  der  ihm  diesen  Abend  alle  Umstände  mittheilen  wird. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D-  Uhrleben 
9./[19.]October  1664. 

[K. Mainz  wünscht,  dass  er  noch  langer  dort  bleibe.    Erfurt  scheint  milde  be- 
handelt za  werden.] 

Heute  von  einem  Besuch  in  Erfurt  zurückgekehrt,  hat  er  den  Befehl  19.  Oct. 
des  Ef.  vom  4.  October  erhalten.  Er  hat  darauf  sogleich  die  Rückreise 
antreten  wollen,  der  K.Mainzische  Geh.Rath  von  Greiffenklau  hat  ihm 
aber  ein  Schreiben  seines  Kurfürsten  gezeigt^  darin  derselbe  an  ihn  begeh- 
ren lassen,  nicht  zu  verreisen,  bis  er  in  Erfurt  angelangt,  welches  unfehl- 
bar innerhalb  drei  Tagen  geschehen  soll,  da  er  beabsichtige,  etwas  wegen 

0  Dies  ist  in  der^That  geschehen,  aber  ohne  Erfolg,  s.  Droysen  III  3  S. 
53.  579. 


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410  6.    Die  Erfurter  Händel. 

einer  gewissen  Allianz  auch  sonsten  ein  uod  anders  an  Kf.  bringen  zn  las- 
sen; er  will  daher  noch  bleiben.  Dass  seine  Relation  nicht  eher  abgegan- 
gen, kommt  daher,  dass  er  nichts  Gewisses  hat  referieren  können. 

In  Erfurt  bleiben  die  Borg  nnd  die  Thore  stark  besetzt,  in  die  Stadt 
ist  aber  niemand  einlogiert,  nor  die  K.Mainzischen  Ministri  liegen  im  Main- 
zischen Ilofe,  die  Stadt  verkauft  Lebensmittel  zu  bestimmten  Preisen.  Von 
der  Amnestie  sind  8  Personen  ansgeschlossen  i). 

Es  scheint,  dass  die  Stadt,  indem  mau  damit  zufrieden,  dass  man  sie 
nor  im  Besitz  hat,  ond  mehr  dabin  zielet,  sie  zo  gewinnen  als  zo  bestrafen, 
ziemlich  gelinde  wird  traktiert  werden.  Wie  es  aber  um  die  Jura  des  Han- 
ses  Sachsen  und  sonderlich  um  dessen  Erbschutzgerechtigkeit  kommen 
möchte,  kann  er  nicht  sagen.  Von  Main  zischer  Seite  ist  man  dem  Hanse 
Sachsen  pure  nichts  daran  geständig,  ond  auch  die  Stadt  zeigt  nicht  so 
grosses  Belieben  mehr,  die  Schntzgelder  länger  abzustatten.  B.  freut  sich, 
dass  die  Stadt  nie  vom  Ef.  zu  dieser  unconditionierten  Oeffnung  angemah- 
net worden,  sondern  solches  von  K.Sachsen  selbst >)  geschehen  ist,  so 
dass  man  also  ihm  inskünftige  deswegen  nichts  beimessen  kann« 

Die  Eurmainzischen  haben  ihm  auf  seine  Vorstellungen,  dass  des  £f. 
Intention  nur  darauf  ginge,  durch  seine  Vorschläge  K.Mainz  desto  schleo- 
niger  zu  seinen  Bechten  zu  verhelfen,  dieses  vorgerückt:  sie  könnten  wohl 
sehen,  dass  Kf.  seine  Ordren  nicht  sosehr  ex  proprio  motu,  als  der  Im- 
portunität  anderer  Leute  sich  dadurch  zu  entladen,  abgehen  lasse'). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Erfurt  22.  October  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  4./14.  October.    Zusage  milder  Behandlung  von  Erfurt, 

baldiger  Entlassung  der  flülfstrnppen,  Unterstutzang  anderer  gegen  aufsässige 

Untertbanen,  baldiger  Absendnng  Reiffenbergs.] 

22.  Oct.  Er  hat,  nachdem  er  nach  der  Uebergabe  von  Erfurt  in  die  Stadt  sieb 

begeben  nnd  eben  im  Begriff  gewesen  ist,  dem  Kf.  hievon  Notification  zo 
thnn,  dessen  Schreiben  vom  4.  October  erhalren.  Er  hat  alles  Einrathen 
des  Ef.  ganz  wohl  vermerkt  und  erkennt  sich  daher  demselben  zu  sonder- 
lichem Dank  obligiert.  Er  selbst  ist  in  höchsten  Aengsten  und  Sorgen  ge- 
wesen, die  Stadt  würde  noch  weiter  die  französischen  Hülfsvölker  erwarten 
nnd  es  zu  den  äussersten  Extremitäten  kommen  lassen,  nachdem  aber  dieses 
nicht  geschehen  nnd  die  Stadt  nach  kurzer  Beschiessnug  sich  unterworfen, 

1)  S.  V.  Tettau  S.  230,  dieselben  wurden  aber  nachher  (ibid.  S.  248)  auch 
begnadigt. 

>)  S.  das  Schreiben  K.Sachsens  an  die  Stadt  (d.  Torgau  2./12.  October 
1664)  Diar.  Burop.  XI  S.  516.    Londorp  IX  S.  232. 

»)  Das  Recreditiv  für  v.  Berlepsch  isT  erat  Erfurt  25.  October,  1664  aus- 
gestellt, Berichte  über  weitere  Verhandlungen  liegen  aber  von  ihm  nicht  vor. 


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E. Mainz  in  Erfurt.  411 

wird  man  auch  anderen  Orts  künftig  zn  reclamieren  um  so  weniger  Ursache 
haben,  da  er,  obwohl  die  Stadt  auch  noch  während  des  letzten  Stillstandes 
ganz  frevelmüthiger  Weise  in  die  14  Soldaten  niedergeschossen  und  ge- 
qnetscht  habe,  dennoch  dieses  ans  Güte  hat  dissimulieren  lassen,  trotz  aller 
Excesse  Rath  und  Bürgerschaft  pordonniert  hat  und  des  Kaisers  und  seine 
eigene  Satisfaction  und  Icünftige  Assecuration  an  gemeinem  Stadtwesen  zu 
suchen  bedacht  ist.  Er  wird  zu  Benehmnng  aller  ungleichen  Jalousie,  so- 
bald er  hier  seine  Gerechtsame  und  seine  Vergnügung  wegen  verursachter 
Kosten  und  Schadens,  wie  auch  seine  künftige  Sicherheit  auf  einen  sicheren 
Fuss  gestellt  hat,  die  französischen  und  anderen  Auzüiartrnppen  ohne  je- 
mandes Beschädigung  wieder  zurück  gehen  lassen,  so  dass  der  Frieden  nicht 
turbiert  werden  soll.  Er  ist  bereit,  wo  einer  oder  ander  gegen  den  Priedens- 
schluss  gedrückt  oder  beschwert  und  von  seinen  eigenen  ünterthanen ,  wie 
ihm  bescheben,  angefochten  und  beschimpft  werden  sollte,  demselben  nach 
allem  Vermögen  zu  assistieren.  Er  wird,  sobald  die  Angelegenheiten  in  Er- 
furt geordnet  sind,  Reiffenberg  an  Kf.  schicken,  um  demselben  weitere 
mündliche  Mittheilungen  zu  machen,  auch  eine  etwaige  Abschickung  des 
Kf.  zu  ihm  wird  ihm  willkommen  sein. 


Herzog  August  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Halle  15./[25.]  October  1664. 

[Verdächtige  Haltung  K. Sachsens.    Allians  mit  Frankreich.] 

E.  Ld.  habe  ich  jüngsthin  —  communieiret^  wie  so  unvermuthet  25.  Oct 
und  fast  liderlich  die  Stadt  Erfurt  sich  bewegen  lassen,  nach  Anlei- 
tung eines  von  meines  freundlich  geliebten  Brüdern,  des  H.  Churf&rsten 
zu  Sachsen  Ld.  abgelassenen  Schreibens  an  GhurMainz  Ld.  sich  zu- 
ergeben. Nunmehr  ist  es  an  dem,  dass  Ch.Mainz  Ld.  in  Person  den 
Einzug  in  Erfurt  gehalten,  und  nachdem  Ch.Mainz  der  Stadt  zwar 
völligen  Pardon  bis  auf  6  Personen,  welche  extradiret  werden  sollen, 
zugesaget,  so  wird  man  sich  nun  bald  äussern,  wie  der  Effect  erfolgen 
und  S.  Ld.  den  Zustand  des  Orts  in  einem  und  andern  einzurichten 
vermeinen  werden.  Ch.Sacbsen  Ld.  findet  sich  zu  Leipzig,  wo- 
selbst Sie  Altenburg  und  meines  Bruders  Moritz  Ld.  zu  sich  be- 
schieden und  auch  gegen  dieselben  fürgegeben,  dass  S.  Ld.  die  Jura 
unsers  Chur-  und  fttrstl.  Hauses  feststellen,  auch  wegen  des  Obersächsi- 
schen Greises  Interesse  einen  Creistag  ausschreiben  wollen,  inmassen  aut 
LL  Ldd.  geschehene  Remonstration  Ch.Sacbsen  Ld.  die  sonst  auf  Er- 
furt zu  Ch.Mainz  vorgehabte  Reise  etwas  eingestellet.  Es  will  aber 
nunmehr  verlauten,  dass  Chf.  Ld.  solche  Reise  nunmehr  nach  Abireise 


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412  6.    Die  Erforter  Handel. 

beider  HH.  Herzoge  Ldd.  dennoch  furzustellen  Vorhabens,  auch  zu 
solchem  Ende  den  Churpriuzen  selbst  mitzunehmen  entschlossen  sei. 
Und  weiln  mir  Aber  das  die  gewisse  Nachricht  zukommen^  dass  Sr.  des 
H.  Churf.  Ld.  durch  GhurMainzische  Unterhandlung  mit  dem  König 
in  Frankreich  sich  in  gewisse  AUiance  begeben Oi  bo  ^tehe  ich  in 
denen  sorgsamben  Gedanken,  es  durfte  in  solchem  pacto  auch  der  Er- 
furter Sache  wegen  etwas  begriffen  sein,  und  kann  dem  allem  nach 
nicht  darfttr  halten,  dass  durch  diese  Zusammenkunft  unserm  Chur- 
haus  oder  dem  Obersächsischen  Greise  sonderlicher  Nuz  zu  schöpfen 
sein  könne.  —  Als  ersuche  und  bitte  E.  Ld.  ich  freundvetterlich, 
weil  deroselben  so  wohl  als  mir  angelegen  sein  wird,  von  diesen 
Emergentien  grundliche  Nachricht  zu  wissen,  Sie  wollen  Ihre  belieben 
lassen,  —  dero  Residenten')  anzubefehlen,  damit  die  AUiancepuncten 
erhoben  und  furters  mir  im  Vertrauen  —  communicirt  werden. 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.    D.  Cöln 
19./ [29.]  October  1664. 

[GratolatioD  sar  Uebergabe  voa  Erfurt.    Kf.  erbietet  sich  zur  Vermittelang  iti 
den  Streitigkeiteo  mit  dem  S&ohfiischen  Hanse.] 

29.  Oct.  Nachdem  wir  yon  verschiedenen  Orten  und  insonderheit  auch  von 
Ew.  L.  Geheimbten  Bath  dem  Freyherrn  von  Reiffenberg  die  gewisse 
Nachricht  erhalten,  dass  Ew.  Ld.  dero  Intention  wider  die  Stadt  Er- 
furt in  so  weit  erreichet,  dass  dieselbe  sich  nicht  allein  Ew.  Ld. 
Onade  ergeben  —  sondern  auch  zur  Realassecuration  die  Ciriacsburg 
neben  zweien  Thoren  bis  zu  fernerer  Adjustirung  des  ganzen  Werks 
Ew.  Ld.  eingeräumet,  so  haben  wir  unserer  Schuldigkeit  und  der  Ew. 
Ld.  zutragenden  freundbrdderlichen  Affection  gemäss  erachtet,  Ew.  Ld. 
desfalls  wohlmeinend  zu  gratuliren,  wie  wir  uns  dann  insonderheit 
höchlich  erfreuen,  dass  das  Werk  ohne  grosse  Weitläuftigkeit  und 
Blutvergiessen  in  diesen  Stand  gerathen,  und  daneben  von  Herzen 
wünschen,  dass  femer  alle  noch  übrige  Streitigkeiten  in  der  Oüte 
—  und  zu  Ew.  Ld.  guter  Satisfaction  beigelegt  werden  möchten,  und 


0  Ueber  diese  in  der  That  unter  Vermittelang  v.  Reiffenbergs  saerst 
2./12.  April  1664  sn  Regensburg  abgeschlossene  Aliians  (Onmont,  Gorps  diplo- 
matique VI,  3  S.  7  ff.),  welche  im  September  1665  erneuert  wurde,  s.  Heibig, 
Die  diplomatischen  Beziehungen  Johann  Qeorgs  II.  von  Sachsen  su  Frankreich 
(Archiv  fflr  Sächsische  Gesch.  I)  S.  289 ff.    Dropsen  111,3  S.  41.  578. 

*)  In  Paris. 


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Neues  Erbieten  des  Ef.  zrüt  VermittelnDg.  413 

dieweilen  bei  diesem  negotio  des  Chur-  und  ftlrstlichen  Hauses  Sach- 
sen Interesse  und  Jura  unter  andern  in  sonderbare  Consideration 
kommen  und  wir  dann  von  denen  Hertzogen  zu  Sachsen  beider  Li- 
nien freundvetterlich  und  inständig  ersuchet  worden,  uns  hiebei  zu 
interponiren  und  den  gütlichen  Vergleich  durch  unsere  gute  oiScia 
zu  befördern,  wobei  Sie  uns  auch  yersichert,  dass  Ew.  Ld.  Ihre  sol- 
che nicht  würden  entgegen  sein  lassen,  als  haben  wir  uns  in  solchem 
Vertrauen  und  Zuversicht  hiezu  gern  resolviret  und  werden  nicht  un- 
terlassen, auf  empfangene  Nachricht,  zu  welcher  Zeit  und  welcherends 
die  Tractaten  f&r  die  Hand  genommen  werden  sollen,  unsere  Bediente 
mit  behöriger  Instruction  auch  dahin  abzufertigen.  — 


Der  Enrfiirst  an  Herzog  Angast  von  Sachsen.    D.  Cöln 
20./ [30.]  October  1664 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  October.    Die  Alliaos  swischen  E.SachseD  und 

FraDkreich.] 

—  Sonsten  ist  mir  von  einiger  Alliantz,  welche  zwischen  bochl.  30.  Oct. 
I.  Ld.  und  dem  Konig  in  Franckreich  obhanden  sein  sollte,  nichts 
bewust,  nur  allein  haben  I.  Ld.,  wie  dieselbe  ohnlengst  bei  mir  al- 
hier  gewesen^),  sich  zu  einiger  Inclination  bezeuget,  mit  in  die  Rhei- 
nische Alliantz  zu  trotten,  welches  ich  den  auch  L  Ld.  Haus  und 
dero  hohen  Angehörigen  nicht  undienlich  erachten  wolte.  Inmittelst 
werde  ich  mich  zu  Paris  durch  meinen  daselbst  habenden  Bedienten 
erkundigen  lassen,  ob  etwa  dergleichen  furgangen,  und  E.  Ld.  davon 
yertrawte  Nachricht  zu  geben  nicht  unterlassen.  — 


Herzog  Angnst  von  Sachsen,  Administrator  von  Magdeburg, 
an  den  Kurfürsten.     D.  Halle  15. /[25.]  November  1664. 

[Klage  über  E.SacbseoB  Verhalten  in  der  Erfurter  Angelegenheit,  Anfrage,  ob 
Kf.  nicht  die  Gelegenheit  benutzen  und  mit  ihm  zusammen  Magdeburg  be- 
setzen wolle.] 

E.  Ld.  habe  ich  bis  dato  der  Erfurtischen  Sache  halber  von  2.5.  Nov. 
deswegen   nichts   merkliches   ferner   berichten  können,   weil   meines 
freundlich  geliebten  Brüdern,  des  Herrn  Chur f&rsten  zu  Sachsen  Ld. 
mich  immer  getröstet,  dass  S.  Ld.  die  halbe  Besatzung  von  Chur- 


>)  Gemeint  ist  die  Zusammenkunft  in  Berlin  im  Mai  1664  (oben  S.  271  ff). 


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414  6-    I>i^  Erfurter  HÜDdel. 

Mainz  Ld.  in  der  Stadt  Erfurt  werde  gelassen  werden.  —  Nachdem 
aber  nunmehr  nach  der  Alliirten  Abzug  das  Gegenspiel  zu  Tage  kombt, 
däss  die  Besatzung  der  Orts  von  GhurMainz  und  französischen  Völ- 
kern in  3500  Mann  pleibet,  ich  auch  dasjenige,  so  hochermelt  meines 
Brüdern  Ld.  mag  vorgebildet  worden  sein,  jederzeit  fQr  boutade  ge- 
halten, so  ist  es  nunmehr  an  dem,  dass  yon  ChurMainz  Ld.  eine 
gütliche  Unterredung  mit  unserm  Chur-  und  Fflrstl.  Haus  gen  Den- 
stet^)  yeranlasset,  auch  von  ChurSachsens  Ld.  bewilliget  worden, 
es  scheinet  aber  alles  nurt  zu  Gewinnung  der  Zeit  und  dahin  ange> 
stellet  zu  sein,  damit  inzwischen  der  zu  Aemulation  angefangener 
Fortificationsbau  in  Erfurt  nurt  desto  ungehinderter  fortgefahret,  das 
zu  guten  Theil  schon  zu  Werk  gerichtete  Dessein  mit  gleicher  Bestel- 
ung  des  Raths  von  beiden  Religionen  wider  den  klaren  Inhalt  des 
Friedenschlusses  vollendet  und  ChurSachsens  Ld.  inmittelst  mit  glat- 
ten Worten  und  andern  Dingen  abgehalten  werden.  Meinesorts  bin 
ich  zwar  genug  sorgf&ltig,  aber  dabei  so  unglttcklich  gewesen,  dass 
alle  treuherzige  Erinnerung  in  Wind  geschlagen  und  ich  auch  dahero 
bewegt  worden  bin,  mich  schriftlich  zu  verwahren.  Wie  betrüblich 
ich  nun  ansehen  mflsse,  dass  dennoch  solche  hochimportirende  Aen- 
derung,  als  ob  es  nichts  zu  bedeuten  habe,  vorgehe  und  ich  dabei 
doch  keiner  Sicherung  mich  zu  getrösten,  solches  alles  gebe  ich  E. 
L  hocherleuchteten  Verstand  —  zu  erkennen  —  und  habe  nächst 
Gott  die  feste  Hoffnung  zu  E.  L.  gesetzet,  Sie  werden  —  des  Chur- 
fttrsten  zu  Sachsen  Ld.  zu  besseren  Gedanken  und  näheren  Verstand- 
niss  mit  mir  bewegen,  sondern  auch  etwa  gar  mit  Zuziehung  der  E. 


')  S.  Heibig  S.  429.  Id  einem  Schreiben  vom  15./2Ö.  NoTember  1664  Beigen 
die  Herzoge  August  und  Moritz  von  Sachsen  dem  Ef.  an,  K.SaohseD  habe 
ihnen  mitgetheilt,  dass  E.Mainz  in  einem  Schreiben  vom  5.  November  sich  er- 
boten habe,  über  die  von  dem  Hanse  Sachsen  in  Erfurt  beanspruchten  Rechte 
in  Tenn Stadt  oder  anderswo  eine  Gonferenz  zu  halten  und  dabei  die  Iirter- 
Position  anderer  Fürsten  zuzulassen,  und  dass  E.Mainz  sich  dber  die  üblen 
Nachrichten  beschwere,  welche  über  ihn  verbreitet  würden.  Ef.  erwidert  darauf 
23.  November/ 3.  December,  er  werde  zu  dieser  Zusammenkunft  seine  Bathe 
senden,  und  er  beauftragt  zugleich  Fr.  v.  Je  na,  dem  er  schon  26.  October/ö.  No- 
vember mitgetheilt  hatte,  dass  er,  sobald  er  von  den  Verhandlungen  zwischen 
E.Mainz  und  E.Sachsen  Nachricht  erlangen  werde,  ihn  an  E.Mainz  absenden 
würde,  sich  bereit  zu  halten,  um  auf  fernere  Ordre  an  dieser  Gonferenz  Theil  zu 
nehmen.  Derselbe  bittet  aber  (Halberstadt  28.  November/ 8.  December),  ihn  wegen 
seiner  Eränklichkeit  bei  dem  jetzigen  schlechten  Wetter  von  dieser  [Gesandt- 
schaft zu  entbinden. 


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Klagen  nnd  Vorschläge  des  AdministratorB  za  Magdeburg.  415 

Schwedischen  dahin  bedacht  sein,  wie  die  isige  herfurblickende  Un- 
ruhe zu  des  ganzen  Greises  Sicherheit  gestillet  werden  könne. 

Absonderlich  erinnern  E.  L.  sich  freundvetterlich,  welchergestalt 
bis  dato  die  Stadt  Magdeburg  zu  keiner  Accommodation  zu  bringen 
gewesen.  Indem  ich  nun  darfBr  halte,  dass  f&r  izo  die  beste  Occa- 
sion  seie,  solchen  Orts  sich  besser  zu  versichern,  so  habe  ich  Gelegen- 
heit nehmen  wollen,  diese  Materie  mit  E.  L.  in  vertrauten  Rath  zu 
bringen.  Dafern  nun  £.  L.  mit  mir  hierunter  einig,  mache  ich  mich 
hiermit  erbietig,  mit  E.  L.  so  wohl  des  modi  halber,  wie  n&mlich  die 
Sache  anzufahen,  als  auch  welchergestalt  das  praesidium  des  Orts 
einzurichten,  eines  gewissen  zu  verabreden  und  deswegen  in  der 
Stille  vertraute  Conferenz  zu  pflegen.  E.  L.  sind  nach  mir  des  Orts 
successor  und  ist  dero  hohes  Interesse  darin,  dass  man  dieses  Posten 
sich  zeitlich  versichere  und  anderen  Intriguen  vortrachte,  meines  Orts 
suche  ich  nichts  anders,  als  mit  E.  L.  guten  Belieben  auf  allen  Noth- 
fall  eine  sichere  und  bequeme  retirada  zu  haben.  — 


Der  Kurfttrst  an  Herzog  August  von  Sachsen.    D.  Cöln 
23.  November  /  [3.  December]  1664. 

[auf  das  Schreiben  vom  1Ö./25.  November.    Kf.  will  sich  bemühen,  dass  Erfurt 
io  Beinern  alten  Stande  bleibe,  hält  ein  Vorgehen  gegen  Magdeburg  jetst  nicht 

fnr  räthlicb.] 

Was  der  Herzog  über  Erfurt  gemeldet,  hat  Ef.  ungern  vernommen  3.  Dec. 
and  er  will,  obwohl  bei  dieser  Sache  nichts  als  Undank  zu  verdienen  ist, 
dieselbe  doch  nicht  stillschweigend  mit  ansehen,  sondern  darch  seine  Ge- 
sandten in  Regensbarg  darüber  Beschwerde  führen  lassen')  und  bei 
K.Mainz  und  E.Sachsen  Erinnerung  thun,  dass  die  Stadt  in  ihren  alten 
Stand  gesetzt  und  allen  Nachbaren  die  deswegen  gefasste  Ombrage  be- 
nommen werde.  Sollte  darauf  keine  Aendernng  erfolgen,  so  will  er  mit 
ihm  und  den  anderen  Interessenten  deswegen  weiter  commnnicieren. 

Wegen  der  Stadt  Magdeburg  ist  zwar  Ew.  Ld.  und  meine  Be- 
fugniss  so  billig  und  gerecht,  dass  uns  von  niemand  verarget  werden 
könnte,  wenn  wir  auf  die  von  Ew.  Ld.  in  dero  Schreiben  angeführte 
Weise  uns  uuBres  Rechts  gebrauchten.  Weil  ich  aber  besorge,  Ghur 
Mayntz  Ld.  möchten  bei  diesen  Conjuncturen  dieses  Exempel  zu  dero 
Justification  gebrauchen  und  anziehen,  so  halte  ich  fast  zuträglicher, 


^)  8.  das  Rescript  an  die  Gesandten  in  Regensbarg  vom  23.  Noyemher/3.  De- 
cember 16G4,  oben  S.  256. 


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416  6.    Die  Brfiirter  H&ndel. 

noch  einige  Zeit  damit  anzustehen,  doch  werde  ich  dem  Werk  näher 
nachdenken  und  bei  der  yon  Ew.  Ld.  weiter  vertr^^Bteten  Communication 
nicht  allein  Dero  fernere  Gedanken  und  Vorschlftge  erwarten,  sondern 
auch  dabei  meine  Meinung  offenherzig  eröffnen.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln 
23.  November/ [3.  December]  1664. 

[Anfrage  wegen  der  Besatsnng  in  Erftirt.] 
3.  Dec.  Kf.  ist  von  verschiedenen  Ständen  dieses  Obersächsischen  und  der  be- 

nachbarten Kreise  ersucht  worden,  bei  ihm  wegen  Abf  übmng  der  Kriegs 
?ölker  aus  diesem  Kreise,  nachdem  Erfort  Paritiun  geleistet,  anzuhalten. 
Ich  hab  zwar  bisher  Bedenken  getrageui  desshalben  an  Ew.  Ld. 
etwas  zu  bringen^  als  Dero  gute  und  aufrichtige  Intention  mir  genug- 
samb  bekannt  und  dabei  nimmer  gezweifelt,  Ew.  Ld.  werden  wegen 
AbfUhrung  der  frembden  Völker  schon  selbst  die  gebtthrende  Anstalt 
machen.  Weil  ich  aber  nichts  desto  weiniger  von  verschiedenen  Or- 
ten dieser  Sache  halber  immerhin  belanget  werde,  so  hab  ich  nicht 
länger  anstehen  wollen,  Ew.  Ld.  davon  vertraute  Nachricht  zu  geben, 
dieselbe  dabei  ersuchend;  Sie  wollen  in  Vertrauen  mir  etwas  von  Dero 
Intention  und  Oedanken,  welchergestalt  Sie  es  endlich  mit  der  Be- 
satzung in  der  Stadt  Erfurt  und  denen  dabei  dem  Verlaut  nach  sich 
befindenden  vielen  auswertigen  Völkern,  als  welche  den  Ständen  so 
grosse  Ombrage  und  Jalousie  verursachet,  zu  halten  gemeint  sein. ')  — 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Knrfttraten. 
D.  Erfurt  18.  December  1664 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  November/  3.  December.    Versicherungen  wegen 
Abfahning  der  Trappen.] 
18.  Dec.  Er  hat  schon  vor  etlichen  Wochen  den  gröseten  Theil  der  französischen 

Truppen  entlassen'),  und  diese  sind  in  guter  Disciplin  und  Ordnung  über 

0  Kf.  ersucht  in  einem  Schreiben  von  deviselben  Datum  E.Sachsen,  da  er 
ans  dem,  was  su  Regensburg  vorgehe,  und  auch  sonst  vermerke,  dass  die 
NichtabfShrang  der  Auziliarvölker  viel  empfindlicher  als  die  vorgenommene  Exe- 
kution selbst  aufgenommen  werde,  auf  K.Mai  na  zu  wirken,  dass  durch  Abfnh- 
rang  der  Völker  die  alarmierten  Oemnther  wieder  berahigt  würden,  zugleich  bittet 
er  ihn,  die  beabsichtigte  Zusammenkunft  der  Interessierten  zu  befördern  und  ihm 
von  Zeit  und  Ort  derselben  Nachricht  zu  geben,  damit  er  dieselbe  auch  be- 
schicken könne. 

*)  General  Pradel  war  mit  dem  Haupttheile  der  französischen  Trappen 
schon  am  2.  November  von  Erfurt  abgezogen,  s.  v.  Tettau  S.  240. 


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YerhandlnDgeD  aber  die  Besatsnog  in  Erfurt.  417 

den  Rhein  gezogen,  die  entgegengesetzten  Nachrichten  sind  nur  Aosspren- 
gnngen  seiner  Feinde.  Er  bat  nar  noch  das  Orammontsche  Regiment 
(4—500  Mann)  zurückbehalten  und  auch  dieses  wird  binnen  14  Tagen,  so- 
bald er  in  Erfurt  einen  ruhigeren  Zustand  eingerichtet,  zurückkehren,  dann 
wird  nur  eine  kleine  Oarnison  seiner  eigenen  Truppen  in  der  Stadt  zurück- 
bleiben. Das  lange  Ausbleiben  seiner  Antwort  ist  dadurch  veranlasst  wor- 
den, dass  er  Reiffenberg  zu  Kf.  hat  senden  wollen,  woran  er  bisher  da- 
durch yerhindert  worden,  dass  er  in  Erfurt  wider  sein  Erwarten  länger 
aufgehalten  woifLen  ist,  er  gedenkt  aber  jetzt  selbst  nach  Würz  bürg  zu- 
rückzukehren ^)  und  Reiffenberg  über  Dresden  zu  Ef.  zu  schicken^. 


ProtocoUum  zwischen  dem  K.Maiiizischen  Abgesandten  Freih. 

V.  Reiifenberg  und  den  K.Brandenburgischen  HH.  Depntirten, 

dem  H.  O.Präsidenten  Freih.  v.  Schwerin,  H.  G.Kriegs-Com- 

missarins  v.  Platen  und  Kanzler  t.  Jena. 

1.  Gonferenz  gehalten  den  18./[28].  Martii  1665  in  der  Geh.  Rathsstube. 

Auf  Aufforderung  Schwerins  wiederholt  Reiffenberg  die  dem  Kf.28.  März, 
proponierten  Punkte: 

1)  Wegen  der  Erfurter  Sache  habe   man  sich  über  K.Mainz  sowohl 


0  Irrig  lässt  v.  Tettaa  (S.  253)  den  Kurfürsten  schon  am  8.  December  von 
Erfurt  abreisen. 

^  Rf.  theilt  diese  Antwort  21./ 31.  December  1664  dem  Administrator 
August  und  dem  Herzoge  Ernst  von  Gotha  mit.  Darauf  erwidert  der  erstere 
(d.  Halle  26.  December/ 5.  Januar  166ö),  es  sei  noch  wenig  Aussicht  zur  Abfüh- 
rung der  fremden  Truppen,  vielmehr  hatten  die  französischen  Ofßciere  es  dahin 
gebracht,  dass  ihnen  die  Schlüssel  der  Stadt  hätten  überliefert  werden  müssen. 
Noch  schwerere  Klagen  erhebt  Herzog  Ernst  (d.  Friedenstein  29.  December/ 
8.  Januar  1665)  über  die  Gewalttbätigkeiten,  welche  sich  die  Mainzer  Truppen 
auf  dem  Hin-  und  Rückmarsch  erlaubt  hätten,  zwar  seien  die  franzosischen 
Trappen  abgezogen,  aber  es  lägen  viele  Lothringer  in  der  Stadt  und  den  nächst- 
gelegenen  Dorfern,  ferner  vorlaute,  dass  K.Mainz  noch  500  Mann,  welche  aus 
Ungarn  kämen,  nach  Erfurt  beordert  habe,  obwohl  dort  in  dem  Gastell  auf  dem 
Petersberge  und  in  der  üyriaxburg  schon  1600  Mann  in  Garnison  lägen.  Dazu 
lasse  K.Mainz  Drohungen  wegen  seiner  Prätensionen  gegen  die  Nachbarn 
fallen,  er  habe  den  Grafen  von  Mörsburg  aus  seinen  im  Weimarischen  Gebiet 
belegenen  Besitzungen  Blankenhain  und  Granichsfeld  vertrieben,  sein 
Wappen  an  verschiedenen  Orten  im  Sächsischen  Gebiet  anschlagen  lassen  und 
sich  auch  die  Erfurter  Dörfer,  welche  Sächsische  Lehen  seien,  angemasst.  Da 
K. Sachsen  zum  3.  Febraar  einen  Kreistag  nach  Leipzig  (s.  unten  S.  425)  aus- 
geschrieben habe,  so  möge  Kf.  seine  dorthin  bestimmten  Abgeordneten  dabin  in- 
struieren, dass  diesen  Mängeln  abgeholfen  werde. 

Mater,  x.  Getcb.  d.  G.  Karfuntep.    XI.  27 


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418  6.    Die  Erfurter  Händel. 

anf  dem  Reichstage  als  auch  auf  dem  Kreistage  za  Leipzig^)  be- 
schwert, er  wolle  aber  zeigen  und  seine  actiones  nachmals  so  führen, 
dass  niemand  mit  Fug  über  ihn  zu  klagen  Ursachen  hätte. 

2)  Er  apprehendierte  sowohl  die  Niederländische  als  Polnische 
Sache  bei  diesen  Gonjnnctaren  sehr. 

3)  K.Sachsen  sei  in  die  Erb  Vereinigung  der  Kurfürsten  aufgenommen, 
die  Reversalen  seien  schon  vollzogen  und  möchte  Kf.  sie  auch  vollziehen. 

4>  Wegen  des  Streites  mit  K.Pfalz^,  der  Allianz  gegen  dasselbe,  Kf. 
möge  sich  hierbei  nach  dem  kurfürstlichen  Vereine  Hbzeigen. 

5)  In  Regensburg  suchten  die  Fürsten  dem  kurfürstlichen  GoUeg  an 
seinen  Rechten  Eintrag  zu  thun,  K.  Mainz  hielte  desshalb  eine  nähere 
Zusammensetzung  der  Kurfürsten,  und  dass  sie  desshalb  unter  sich 
zusammenkämen,  für  nöthig. 

6)  K.Mainz  beharre  in  seinem  Vertrauen  zu  Kf.  und  erbiete  sich,  ihm 
in  allen  seinen  Anliegen  zu  assistieren. 

Schwerin  erklärt  darauf,  sie  wollten  alles  dem  Kf.  referieren,  unter- 
dessen aber  unvorgreiflich  die  Punkte  mit  ihm  durchgehen. 

ad  1)  hörte  Kf.  manche  Klage,  namentlich  von  den  Sächsischen 
Häusern,  dass  K.Mainz  weitergegangen  wäre,  Kf.  hoffe,  K.  Mainz  werde 
es  dahin  richten,  dass,  wenn  bei  der  Exekution  etwas  vorgegangen, 
so  andern  zu  klagen  Anlass  gegeben,  er  solches  nun  remedieren  werde. 
Reiffenberg  macht  darauf  nähere  Mittheilungen  über  die  Streitigkei- 
ten mit  Sachsen-Ootha  wegen  Wanderschleben  und  Kranich- 
feld. 

ad  2)  sagen  die  Brandenburgischen  Deputierten,  dass  es  ihnen 
lieb  wäre,  dass  er  auf  diesen  Punkt,  die  Polnischen  Conjuncturen,  in- 
struiert wäre,  und  möchte  er  ihnen  seine  Gedanken  darüber  eröffnen.  Er 
erwidert  darauf,  K.Mainz  wünschte  gerade  von  Kf.  darüber  Nachricht; 
so  viel  er  begriffe,  käme  es  auf  die  Jalousie  zwischen  Frankreich  und 
Oesterreich  an,  Frankreich  wollte  nicht,  dass  Polen  an  Oester- 
reich  käme,  Frankreich  zielte  nicht  eben  auf  den  Duc  de  Anjou,  würde 
einen  tertinm  nicht  refnsieren.  Sein  Herr  sei  dabei  uninteressiert,  wünschte 
des  Kf.  Meinung  darüber  zu  wissen,  er  selbst  würde  ehest  nach  Frank- 
reich reisen,  möchte  gern  wissen,  ob  Kf.  selbst  auf  die  Krone  Absehen 
hätte  oder  wo  er  sonst  hinzielte.  Frankreich  würde  den  Fall  des  Kö- 
nigs in  Polen  nicht  abwarten,  sondern  lieber  dort  alles  in  Confnsion  und 
Ruin  gerathen  lassen. 

Worauf  ihm  remonstriert  worden,  dass  wegen  Kf.  die  Religion  entgegen 
stünde,  und  hätte  er  daraus  zu  schliessen,  dass  Kf.  es  nicht  für  sich  be- 
gehrte, könnte  auch  wohl  einen  Französischen  leiden,  aber  bei  Lebzeiten 
eines  Königs  werde  es  schwer  zu  erhalten  sein. 

ad  3)  erwarte  Kf.  die  Gommunication. 


1)  S.  ODten  S.  42r3  ff. 
^  S.  anten  Abscbu.  10. 


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ConfereDcdD  mit  ▼.  Reiffenberg.  419 

ad  4)  wünsche  Kf.  mehr  InfonnatioD  in  der  E.PfälEisehen  Sache, 
er  werde  sich  ohne  Zweifel  interponieren  und  hoffe,  die  Allierten  wärden 
inzwischen  in  Rohe  stehen,  woranf  Reiffenberg  näheres  über  den  Wild- 
fangstreit mittheilt 

ad  5)  erklären  die  K.Brandenbnrgi8chen,  dass  dem  Kf.  der  Fürst- 
lichen Comportement  anf  dem  Reichstage  zwar  nicht  gefiele,  er  hätte  aber 
nach  dem  Ezempel  von  K«Mainz  dafür  gehalten,  sich  etwas  in  gedulden, 
auch  in  einigem  zn  weichen,  und  weil  man  noch  in  Tractaten  begriffen, 
so  halte  er  für  gut,  dass  man  es  noch  etwas  ansehe,  sonst  sei  er  zn  einer 
Zusammenkunft  bereit,  zur  Zeit  aber  möchte  es  nur  Aufsehen  und  mehrere 
Jalousie  geben. 

ad  6)  bedanken  sich  die  K.Brandenburgischen. 

2.  Conferenz  den  20./[30].  Martii  1665. 

Die  K.Brandenburgischen  erklären:  30.  Mars. 

ad  1)  in  der  Erfurtischen  Sache  hoffe  Kf.,  dass  K.Mainz  sich  mit 
dem,  wozu  er  befugt,  vergnügen  und  die  Sächsischen  Häuser  bei  ihren 
Rechten  lassen  würde,  sonst  werde  Kf.  dem,  der  das  beste  Recht  hätte, 
beipflichten. 

ad  2)  das  Polnische  Wesen  betreffend,  hätte  Kf.  nicht  ohne  Per- 
plezität  verstanden,  dass  bei  Frankreich  die  Resolution  genommen,  lieber 
das  Königreich  in  Confusion  zu  setzen,  als  dass  einer  ohne  Znthnn  Frank- 
reichs sollte  König  werden,  auch  nicht  abzuwarten,  dass  der  König  stürbe. 
Kf«  sei  mit  dem  Könige  und  der  Republik  in  Polen  so  verbunden,  dass 
er  solches  offenbaren  und  verwarnen  müsste,  er  versehe  sich  aber,  dass  der 
Gesandte  solches  nur  für  sich  discursweise  vorgebracht  habe.  Wäre  es 
wirklich  der  Fall,  so-  glaube  er  doch,  dass  Frankreich  es  schwerlich 
durchdringen  würde,  zumal  wegen  der  weiten  Abgelegenheit,  und  wenn  sie 
gleich  einen  in  den  Troublen  auf  den  Stuhl  setzen  sollten,  würde  es  doch 
keinen  Bestand  haben,  ja  Frankreich  möchte  Oesterreich  keinen 
grösseren  Dienst  thun  können  als  auf  diese  Manier,  und  ob  gleich  die  Polen 
sonst  Aversion  vor  Oesterreich  hätten,  möchte  es  doch  dadurch  mehr  Af- 
fection  erlangen.  R.  möchte  in  Frankreich  solches  remonstrieren  und  ein- 
rathen,  der  Sache  bis  zu  des  Königs  Fall  Anstand  zu  geben. 

ad  3)  Kf.  wäre  lieb,  dass  K. Sachsen  in  den  kurfürstlichen  Verein 
treten  wolle,  da  aber  die  Einnahme  in  diesen  von  dem  nächstangesessenea 
Kurfürsten  geschehen  solle,  welches  er  sei,  so  wolle  er  sich  verseben,  dass 
die  Sache  noch  iu  solchem  Stande  sei,  und  wolle  demselben  bei  erster  Zu- 
sammenkunft nachkommen. 

ad  4)  bedanre  Kf.  sehr,  dass  K.Mainz  und  seine  Verbündeten,  ehe 
sie  den  Weg  Rechtens  oder  amicabilem  compositionem  versucht,  K.Pfalz 
mit  Kriegsmacht  überzogen,  er  bitte  ihn  zu  erwägen,  welche  üblen  Folgen 
das  haben  könne,  ehe  er  zu  der  That  griffe,  er  wolle  auch  K.Pfalz  er- 
mahnen, nicht  Ursache  dazu  zu  geben,  sondern   lieber  von  seinem  Recht 

27* 


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420  ^'    Hie  Erfurter  Häodel. 

etwas  ZQ  weichen.  Sollte  E.Pfalz  sein  Recht  missbranchen,  so  würden  sich 
andere  Wege  finden,  Ef.  verlangte  nur  zu  wissen,  wohin  E.Mainz  eigenüich 
ziele  und  wie  alle  Unruhe  abznwenden  und  doch  niemand  beschwert  werde. 

ad  5)  Ob  J3tzt  ein  Gollegialtag  zu  berufen,  stehe  Ef.  an,  es  würde 
solches  Ombrage  geben,  die  E.Pfälzische  Sache  würde  auch  hinderlich 
sein,  man  könnte  den  kurfürstlichen  Gesandten  in  Regensburg  auftra- 
gen zu  überlegen,  was  zu  Erhaltung  der  kurfürstlichen  Präeminenz  und 
Hoheit  nothig;  er  hoffe,  die  Fürsten  würden  sich  zum  Ziel  legen  und 
möchte  nicht  rathsam  sein,  zu  mehrer  Trennung  Anlass  zu  geben.  — 
Der  E.Mainzische  Abgesandte  antwortet: 

ad  1)  Er  hätte  schon  erklärt,  dass  sein  Kurfürst  nichts  weiter  wolle,  als 
wozu  er  befugt,  wenn  aber  Sacbsen-Ootha  mit  Gewalt  fortfahren  sollte, 
müsBte  er  Gewalt  mit  Gewalt  steuern. 

ad  2)  was  wegen  des  Polnischen  Wesens  gedacht,  hätte  er  als  pri- 
vatus  geredet,  was  er  aus  Privatcorrespondenzen  deshalb  aus  Frankreich 
hätte.  Er  wolle  Frankreich  nicht  beschuldigen,  es  würde  auch  wohl 
schwerlich  Gewalt  gebrauchen. 

ad  3)  K. Mainz  hätte  K. Sachsen  den  Eid  schon  abgenommen,  hätte 
aber  dem  Ef.  dadurch  nicht  zu  präjudicieren  beabsichtigt. 

ad  4)  hätte  er  zu  notificieren  nöthig  befunden,  werde  künftig  ein  Ma- 
nifest und  Deduction  herausgeben. 

ad  5)  nahm  es  ad  referendum. 


V.  BerlepschO  an  den  Kurfürsten.    D.  Erfurt  27.  April/ 
[7.  Mai]  1665. 

[ReiffeobergB  MittbeilnDgen  über  die  franzÖBiscb-polniscben  Pläne.    Zastaade  in 
Erfurt.    Der  Streit  wegen  Wandersleben.] 

7.  Mai.  In  deme  der  Freiherr  von  Reiffenbergk  erstlich  vor  4  Tagen 

dieser  Enden  wieder  angelanget,  habe  ich  ihm  nicht  eher  als  gestern 

0  Kf.  seigt  (d.  GöId  10./20.  April  1665}  dem  Hersoge  Ernst  von  Gotha 
an,  dass  er,  obwohl  er  vernommen,  dass  zwischen  demselben  and  K.Mains  nar 
noch  einige  geringe  Streitigkeiten  wegen  Wandersieben  übrig  seien,  y.  Ber- 
lepsch,  welcher  ohnedem  eine  Reise  dorthin  zu  thun  beabsichtigt  habe,  befohlen 
habe,  an  den  deswegen  etwa  stattfindenden  VerhandliiDgen  Theil  zn  nehmen  und 
dieselben  durch  gnte  officia  zn  befördern.  Derselbe  weist  dann  ^./li,  Mai 
V.  Berlepsch  an,  da  er  seiner  Aufwartung  hochlichst  benöthigt  sei,  sich  gegen 
die  Pfingstfeiertage  wieder  bei  ihm  einzufinden.  Herzog  Ernst  dankt  (d.  Frieden- 
stein  15./25.  Mai  1665)  dem  Ef.  für  die  Sendung  v.  Berlepsch's,  die  Verhand- 
lungen hätten  aber  nicht  stattgefunden,  da  v.  Beiffenberg  inzwischen  nach 
Mainz  gereist  sei.  Auf  den  Rath  von  E.Sachsen  habe  er  seine  Truppen  aus 
Wandersieben  wieder  zurückgezogen,  trotzdem  habe  sich  Reiffenberg  nach 
seiner  Rückkehr   nach   Erfurt   seiner  früheren  Verspreohungen   nicht   erinnern 


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V.  Berlepschs  SendaDg  nach  Gotha.  421 

abordiren  können.  Von  seiner  Disgrace  ist  nichts  gewisses  zu  ver- 
nehmen, es  vermehret  aber  die  Muthmassungen,  dass  er  ehesten  Tages 
gegen  Haintz  abreisen  will  —  er  aber  Iftsset  sich  im  geringsten 
nichts  merken  und  hat  an  mich  begehret,  E.  Gh.  D.  seinetwegen  — 
zu  hinterbringen,  dass  er  treulich  und  mit  allem  Fleiss  nach  Frank- 
reich berichtet,  was  er  von  dersdben  zu  Berlin  vernommen'),  und 
dass  es  dero  Intention  gar  nicht  sei,  sich  dem  französischen  Interesse 
entgegen  zu  setzen,  Sie  stünden  aber  in  der  Beisorge,  es  würden  des 
Hofes  itzige  Consilia  alles  ubern  Hauffen  werfen,  auch  endlich  sie 
Selbsten  necessitiren,  dass  sie  gegen  ihren  Willen  und  mit  ihrem  Ver- 
statten zu  Securität  ihrer  Lande  sich  in  Postur  setzen  müsten.  Ob  er 
nun  wohl  Nachricht  erlanget,  dass  eben  selbigen  Tages,  als  sein  Schrei- 
ben zu  Paris  eingelaufen,  auch  eine  expresse  Staffetta  von  der  Kö- 
nigin ankommen,  darinnen  sie  das  Werk  sehr  leicht  gemacht  und 
dass,  sobald  die  französische  Assistenz  nur  würde  in  Polen  gesehen 
werden, -alles  gethan  sei,  nebenst  andern  viel  stattlichen  Desseinen,  so 
dann  weiter  ohne  Schwehrigkeit  würden  zu  effectuiren  stehen,  so  haiteer 
doch  festiglich  darvor,  man  werde  sich  nunmehr  in  Frankreich  nicht 
praecipitiren,  dann  er  habe  seinen  Confidenten  ausdrücklich  geschrie- 
ben: je  vous  ay  tout  adjustö  mais  ne  vennez  pas.  Sollte  aber  ja  die 
Königin  mit  ihrem  Empressement  noch  durchdringen,  so  wollte  er, 
sobald  sich  französischer  selten  etwas  movire,  E.  Gh.  D.  drei  Wochen 
oder  zum  wenigsten  14  Tage  zuvor  unfehlbar  Nachricht  darvon  geben, 
das  hätte  sie  ihm,  als  einem  ehrlichen  Mann,  der  mit  Fidelität  und  since- 
rem  Gemüthe  gegen  dieselbe  zu  procediren  gedächte,  ganz  sicher  zu- 
zutrauen und  nicht  Uhrsach,  sich  dissfalls  durch  ein  und  ander  Ge- 
rüchte alarmiren  zu  lassen,  ohne  sie  sein  Avis  erlanget,  man  würde 
auch  mit  nächstem  einen  gewissen  Envoy6  in  höchster  Geheimb  aus 
Frankreich  an  E.  Gh.  D.  abschicken,  doch  stände  es  noch  dahin, 
ob  nicht  ihme  solche  Gommission  würde  aufgetragen  werden. 

SchilderuDg  der  Zostände  in  Erfurt:  die  Besatzung  zählt  nicht  über 


wolloD,  sondern  ihm  mit  Drohangen  geantwortet.  —  An  den  später  zwischen  den 
Sächsischen  Herzogen  nnd  £. Mainz  zu  Leipzig  geführten  Verhandlungen, 
welche  zu  dem  Vergleich  vom  20./30.  December  fahrten  (s.  v.  Tettau  S.  261, 
Heibig  S.  431f.)i  hat  £f.  nicht  Theil  genommen.  Die  Herzoge  von  Weimar 
and  Alten  barg  in  ihrer  Anzeige  (16./26.  and  U./24.  Jani  1665),  dass  dieee 
Verhandlangen  beginnen  sollten,  bitten  den  £f.  nur,  falls  dieselben  frachtloB  sein 
sollten,  am  seine  Vormittelong. 
>)  8.  oben  S.  418  f. 


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422  6.    Die  Brfiirter  Hände]. 

1200  Mann,  an  der  Citadelle  aber  wird  Tag  and  Nacht  gearbeitet,  die  loth- 
riogischeo  Völker,  welche  yod  hier  abgeführt  sind,  stehen  in  Franken. 

PS.  In  der  Wanderslebenschen  Sache  ist  man  nur  in  pancto 
jnris  superioritatis  und  territorii  streitig,  Reiffenberg  hat  sich  mit  einem 
von  B.  gemachten  Yermittelangsvorschlage  einverstanden  erklärt  nnd  des- 
wegen an  K.Mainz  berichtet;  er  wird  nnn  hören,  was  man  Gothaischer- 
seits  dazu  sagen  wird. 


V.  Berlepsch  an  den  Kurfürsten.    D.  Leipzig 
16./ [26.]  November  1665. 

[K.Sachsens  Mittheilangen  inbetreff  der  MuDSterscheo   and  Jülichschen   Sache. 

Reiffenberge  Eroffhangen  über  die  MaDstersche  Sache,  dessen  Klagen  über  des 

Ef.  QDgaDStiges  Urtheil.] 

26.  Nov.  £^r  hat  erst  gestern  die  ihm  vom  Kf.  ertheilte  Intercession  ^)  bei  E.- 

Sachsen   (der   in  Colditz  and   dann  zu    Altenbnrg   abwesend  war) 
überreichen  können,  und  dieser  hat  sie  sehr  gnädig  aufgenommen. 

Nach  solchem  haben  sie  mich  ganz  allein  in  dero  Gemach  ge- 
fordert und  sowohl  von  dem  itzo  unterhandenen  Erfurtischen  als 
auch  Münsterischen  Wesen  weitläufftig  mit  mir  geredet,  da  ich  dann 
auf  Befragen  derselben  hinterbracht,  dass  £.  Ch.  D.  Intention  snders 
nicht  sei  als  mit  allen  Kräften  dahin  zu  arbeiten,  damit  dieses  Feuer 
bei  Zeiten  —  gedämpfet  werden  möchte,  Sie  hätten  auch  dero  Troup- 
pen  zu  keinem  andern  Ende  mitgenommen,  als  dass  sie  mit  desto 
besserem  Nachdruck  zu  dem  Handel  sprechen  und  zugleich  ihre  Posten 
auf  der  Lippe  und  sonsten,  so  ganz  bloss  gestanden,  dardurch  ver- 
sichern könnten.  Worauf  sie  Ew.  Gh.  D.  gute  Intention  gelobet  und 
mich  bedeutet,  dass  sie  auf  Kayserl.  Mai.  sonderbares  Begehren  neben 
dem  H.  von  Plettenbergh  ihren  geheimbten  Rath  den  von  Gerss- 
dorf  nach  Zell  und  Ossnabrück  zu  gleichmässigem  Zweck  abge- 
schicket^),  besorgten  aber,  sie  würden  nicht  viel  ausrichten,  auch  die- 
sem Wesen  so  leichte  nicht  zu  steuern  sein  und  derhalben  eine  auf- 
richtige Zusammensetzung  itzo  so  hoch  als  sonst  iemals  vonnöthen 
sein,  mit  welchem  sie  auf  die  Jülichsche  Sache  gefallen  und  sich 
vernehmen  lassen,  es  könnte  und  müsste  selbige  nicht  länger  in  der 
Unrichtigkeit  bleiben,  sie  wollten  nicht  ruhen,  bis  sie  sich  mit  E.  Ch. 


0  Jedenfalls  in  einer  Privatangelegenheit  v.  Beriepsch's,  Näheres  ist  aas 
den  Akten  nicht  zu  ersehen. 

^  S.  über  diese  Sendang  v.  Gersdorff's  Köcher  I  S.  452. 


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E.SachfleDfi  Eröffonngen  an  v.  Berlepech.  423 

D.  in  Richtigkeit  gesetzet,  und  auf  eine  solehe  Art  mit  derselben  han- 
deln, dasB  sie  ihre  aufrichtige  Affection  daraus  verspüren  —  sollten  — , 
von  welchen  allem  sie  weitläuftige  Discourse  gemachet,  ich  aber,  so 
gut  ich  gekonnt,  mich  —  excusiret,  dass  es  mir  nicht  wohl  anstehen 
wollte,  dieses  an  E.  Gh.  D.  zu  bringen,  indem  ich  nicht  wissen  könnte, 
wie  sie  es  von  mir  aufnehmen  würden,  Sie  würden  schon  andere 
Wege  finden,  E.  Gh.  D.  von  dero  Gemfiths  Meinung  Apertur  zu  geben. 
Worauf  sie  dabei  beharret,  die  Sache  müsste  abgethan  sein,  wenn  E. 
Gh.  D.  sobald  nicht  abgereiset  wären,  hätten  sie  schon  resolvirt  ge- 
habt, expresse  diesentwegen  zu  deroselben  zu  kommen,  es  sollte  auch, 
sobald  nur  Gelegenheit  darzu  wäre,  noch  geschehen,  die  vielen  Mit- 
interessenten hätten  vormals  verhindert,  dass  man  nicht  zum  Schlüsse 
kommen  können,  die  wollten  sie  itzo  darvon  lassen  und  mit  E.  Gh. 
D.  ganz  alleine  tractiren  und  schliessen,  so  hätten  sie  es  in  der  Er- 
furtischen Sache  auch  gemacht  und  alles,  wie  es  bleiben  sollte,  mit 
dem  von  Reifenbergh  adjustiret. 

Bei  deo  Traktaten  ergeben  sich  noch  manche  Schwierigkeiten,  nament- 
lich in  poDcto  secaritatis;  Weimar  and  Gotha  klagen,  man  verfahre  mit 
ihnen  allza  diktatorisch,  das  jus  praesidii  et  armoram,  welches  immer  bei 
der  Stadt  E  rfurt  gewesen,  dürfe  nicht  in  litem  kommen.  — 

Was  den  H.  von  Reiffenbergk  anlanget,  so  habe  ich  selben 
über  alle  Masse  gut  Münsterisch  funden,  er  wünschet  bei  E.  Gh.  D.  zu 
sein,  wollte  derselben  viel  in  unterthänigstem  Vertrauen  eröffnen  und 
den  eigentlichen  Stand  des  ganzen  Wesens  dechiffriren,  man  müsste 
Münster  so  nicht  judiciren,  als  wann  es  nur  auf  einem  Fusse  stünde. 
Es  hätte  mehr  Rücken,  als  man  sich  einbildete,  ob  schon  Frank- 
reich vermöge  der  Allianz  die  6000  Mann  schicken  müssen,  so  würde 
noch  viel  darzu  gehören,  ehe  sieOrdre  bekämen,  mit  zuzuschlagen.  Wann 
£.  Gh.  D.  noch  etwas  zur  Lipstadt  oder  derer  Orten  subsistiren 
würde,  wollte  er,  so  bald  er  nur  mit  diesen  Tractaten  fertig,  incognito 
zu  derselben  kommen,  dann  er  werde  ohne  das  nach  Münster  ge- 
hen müssen,  er  hielt  darvor,  man  werde  mit  nächster  Post  Zeitung 
haben,  dass  die  Bourtang  über  die  Weser  formaliter  belagert,  und 
würde  mit  22  halben  Ganonen  beschossen.  Der  Bischof  von  Ossna- 
brück  hätte  wohl  1000  Mann  dem  Fürsten  von  Ostfriessland,  als 
seinem  Nachtbahren  zugeschickt,  die  Holländer  würden  aber  nicht 
einen  Mann  von  ihm  bekommen,  noch  die  Waldecksche  Werbung 
im  geringsten  von  ihme  weiter  favorisiret  werden,  welches  ich  alles 
also  gut  sein  lassen. 


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424  6*    I^ie  Brfarter  Händel. 

Sonaten  ist  hiesiger  Hof  nicht  wenig  consterniret  wegen  der  itzi- 
gen  Türekischen  Bezeigungen  und  in  Sorge,  es  werde  ehestens  zur 
Ruptur  kommen  —  und  hätten  sie  gewisse  Nachricht,  dass  ein  franzö- 
sischer Envoy^  zu  Gonstantinopel  ankommen,  so  nicht  viel  Guts  da- 
selbst stiften  würde. 

PS.  Es  hat  mir  der  H.  v.  Reifenberg  sehr  beweglich  zu  ver- 
stehen geben,  dass  er  nicht  wüsste,  wie  er  es  immer  nur  ewig  ver- 
schuldet, dass  er  bei  E.  Churf.  D.  in  die  Ungnade  gefallen,  dass  sie 
so  übel  von  seiner  Person  und  seinen  Äctionen  urtheileten,  sie  hätten 
gesagt,  er  wäre  ein  Entreprenneur ,  der  alle  Ding  auf  seine  Homer 
nehmen  wollte  und  aller  Orten  mit  dem  Kopf  hindurch  zu  dringen 
suchte.  Ich  sagte  ihm  drauf,  —  hätte  dergleichen  nichts  vernommen 
und  wäre  mir  besser  bewusst,  was  E.  Gh.  D.  vor  Estime  von  ihm 
machten.  —  Endlich  kam  es  heraus,  dass  ihm  der  catholische  H. 
Landgraf  von  Hessen  ')  dieses  anbracht.  Daraufsagte  ich,  es  würde 
ihm  die  Beschaffenheit  von  des  H.  Landgrafen  Discoursen  bekandt  sein, 
drauf  antwortete  er,  eben  dieses  hätte  ihn  auch  getröstet.  —  Inmittelss 
ist  dieses  kein  fein  Stück.  — 


0  S.  oben  Abscbn.  4  S.  231  Anm.  2. 


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Anhang. 

Der  Obersächsische  Kreistag  zu  Leipzig.     Februar  1665. 

Kurfürst  Johann  Georg  von  Sachsen  an  den  Kurfürsten.    D. 
Dresden  23.  December  1664/ [2.  Januar  1665J.0 

[Aaaschreiben  zum  Kreistage.] 

Nachdem  der  Friede  mit  den  Türken  geschlossen  nnd  die  dem  Kaiser  2.  Jan. 
zn  Hülfe  geschickten  Kreisvölker  wieder  von  demselben  entlassen  sind, 
erfordert  die  Nothdurft,  dass  bei  so  verändertem  Zustande  von  demjenigen, 
was  darüber  anf  den  letzten  Kreistagen  in  Handlung  nnd  Beschluss  ge-  , 
kommen,  weiter  geredet  nnd,  wie  es  sowohl  hierin  als  wegen  bestäudiger 
Sichernng  dieses  Kreises  zn  halten,  eine  neue  Zusammenkunft  gehalten 
werde,  zumal  da  auch  anf  dem  Reichstage  jetzt  der  Punkt  allgemeiner 
Beichs  -  und  jeden  Standes  Sicherheit  vorgenommen  werden  wird ,  nnd  er 
von  verschiedenen  Kreisständen  und  den  meisten  zu  Regensburg  anwe- 
senden Gesandten  um  Ausschreibung  eines  Kreistages  ersucht  worden  ist. 
Er  beruft  daher  einen  solchen  auf  den  3.  Februar  nach  Leipzig  und 
ersucht  Kf,  denselben  zu  beschicken. 


0  Nachdem  der  Kurfürst  voo  Sachsen  (d.  Dresden  25.  November/ö.  De- 
cember 1664)  dem  Kf.  angezeigt  hatte,  dass  er  eine  neue  Versammlang  des 
Obersächsischen  Kreises  zu  berufen  beabsichtige,  hatte  Kf.  (d.  Cöln  a.  Sp. 
5./ 15.  December  1664)  zustimmend  geantwortet,  aber  gewünscht,  dass  „das  Aus- 
schreiben nicht  bloss  anf  dasjenige,  was  bei  vorigem  Kreistage  wegen  des 
Kreises  Yerfassong  vorgegangen,  einzurichten  sei,  sondern  dass  dabei  in  genere 
dem  Ausschreiben  zu  inseriren  wäre,  wie  der  Kreis  in  genügsame  Sicherheit  er- 
halten und  gesetzt  werden  könne". 


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426  6.     Die  Erfurter  Händel.     Anhang. 

Instruktion  für  die  zu  dem  ObersächsiBchen  Kreistage  be- 
stimmten Geheimen  Hofkammergerichts-,  Consistorial-  und 
Ravensbergische  Appellations-Gerichtsräthe  Philipp  Wamboldt 
von  Umbstadt  und  Johann  Georg  Reinhart.  D.  Cöln  a.  d.  Spree 
28.  Januar /[T.Februar]  1665. 

[Allgemeine  Beichssecuritat.     Sicherung  des  Oberaachsischen  Kreifles.    Klagen 

des  Herzogs  von  Weimar  über  bei  Gelegenheit  der  Erfurter  Exekution  erlittenen 

Schaden  und  Vergewaltigung.] 

7.  Feb.         Nach  K. Sachsens  AasschreibeD  soll  auf  diesem  Kreistage  zur  De- 
liberatioD  kommen: 

1)  W^ie  der  Pankt  allgemeiDer  Reichs-  and  jeden  Standes 
Sicherheit  anf  dem  Reichstage  vorzunehmen  und  einzurichten  sei.  Diesen 
Pnnkt  recht  zu  erörtern  würde  aber  zu  weitläufig  fallen,  und  ist  die  Sache 
auf  den  Reichstag  zu  remittieren. 

2)  Was  zu  des  Obersächsi sehen  Kreises  besserer  Verwahrung  und 
Erhaltung  der  Securität  desselben  am  dienlichsten  sein  möchte.  Dazu  ist 
eine  nicht  nnr  auf  dem  Papier,  sondern  in  der  rechten  Realität  bestehende 
Verfassung  nöthig,  zumal  wegen  der  Polnischen  Unruhe,  da  sich  auch 
Frankreich  immiscieren  möchte,  und  der  Grenzverletzungen  in  Hinter- 
pommern von  der  Starostei  Draheim  aus.  Dazu  inuss  das  auf  dem 
letzten  Kreistage  beschlossene  Triplnm  auf  den  Beinen  behalten  werden , 
doch  ist  der  G.Lieutenant  v.  Arn  heim  nicht  länger  in  des  Kreises  Diensten 
zu  behalten  und  auch  die  mit  den  Kreisvölkern  aus  Ungarn  kommenden 
Officiere  und  Stabspersonen  abzudanken.  Die  auf  dem  letzten  Kreistage 
beschlossene  Abschickung  an  den  Niedersächsischen  Kreis  behufs  Be- 
festigung der  vertraulichen  Gorrespondenz  mit  demselben  lässt  Kf.  sich  noch- 
mals belieben. 

Nachdem  der  Herzog  von  Sachsen-Weimar  sich  beklagt,  dass  bei 
der  Erfurtischen  Exekution  trotz  der  versprochenen  Bezahlung  die  Seinigen 
3282  Rthlr.  16  Gr.  lOVs  Pf.  Schaden  erlitten,  femer  bei  dem  Durchmarsch 
der  aus  Ungarn  zurückkehrenden  Westfälischen  Kreisvölker  ihm  und  seinem 
Vetter,  dem  Herzog  von  Eise  nach,  grosser  Schade  zugefügt  sei,  auch 
dass  noch  in  Erfurt  und  den  nächsten  Dörfern  viele  Lothringische  z.  R. 
und  F.  liegen,  welche  den  Leuten  grosse  Molestien  machen,  ja  dass  auch 
Bedränungen  gegen  ihn  und  das  Sächsische  Haus  durch  Veranlassung 
einiger  K.mainzischen  Prätentionen  ausgelassen  und  der  Graf  von  Mörs- 
burg  aus  notorisch  Sächsischen  Lehnstücken  mit  Gewalt  vertrieben 
worden  ist,  auch  noch  500  Mann  unter  v.  d.  Leye  nach  Erfurt  gelegt 
werden  sollen,  so  sollen  die  Gesandten  cooperieren,  damit  die  Nothdurft 
desfalls  allerfleissigst  beobachtet  und  das  Evangelische  Wesen  dieser  Kreise 
der  andräuenden  und  theils  schon  erfolgten  nachtheiligen  Beschwernisse 
entfreit  und  gesichert  sein  und  bleiben  möge.    Doch  sollen  sie  sich  erkun- 


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Obersächsiscber  RreiBtag  so  Leipzig.  427 

digeD,  ob  die  Sachen  noch  in  selbigem  Zustande  seien,  nnd  danach  ihr  yo- 
tarn  richten. 


Aus  den  Relationen  der  Gesandten. 

Leipzig  4./ 14.  Februar  166ö.  Die  erste  Sitzung  fand  am  3./18.  Fe-  14.  Febr. 
brnar  statt;  vor  derselben  besuchte  sie  der  Gothaische  Gesandte  0»  theilte 
ihnen  mit,  was  Sachsen- Gotha  undEisenach  wegen  Erfurt  bisher  er- 
dulden müssen,  bat,  denselben  zu  assistieren  und  von  den  E. Sächsischen 
zu  Ternehmen,  ob  sie  deshalb  Umfrage  anstellen  würden.  In  der  Nach- 
mittagssitzung, nach  mehrfachen  Streitigkeiten  über  Präcedenz  und  Titel, 
hat  das  Sächsische  Directorium  die  Proposition  vorgetragen,  die  haupt- 
sächlich in  drei  Punkten  bestand : 

1)  Ob  die  bisherige  Kreishülfe  zu  continuieren  sei, 

2)  Ob  wegen  der  Irrnption,  auch  der  Reichs-  und  Auziiiarvölker  Zurück- 
marsch  etwas  zu  erinnern, 

3)  Weil  die  Rectificierung  und  Moderation  der  Reichsmatrikul  bisher  viele 
Ungelegenheiten  verursacht  hat,  wie  solchem  abzuhelfen  und  Richtig- 
keit erhalten  werden  könnte? 

Leipzig  7. /[17.]  Februar  1665.  In  der  dritten  Session  am  7./[17.]  Fe- 17.  Febr. 
bruar  ist  der  erste  Punkt  der  Proposition  vorgenommen  worden;  der  meiste 
Theil  der  vota  ging  dahin,  dass  gegenwärtiger  Zustand  des  Kreises  keine 
wirkliche  Verfassung  bedürfe,  wogegen  Ges.  unter  Hinweis  namentlich  auf 
den  unbeständigen  Türkenfrieden,  die  Polnische  Unruhe  und  die  präjudicier- 
liche  Exekution  Beibehaltung  der  Verfassung  nach  dem  Triplum  verlangten. 

Sonntag  den  5./ [15.]  Februar  statten  sie  den  K. Sächsischen  Ge- 
sandten^) die  Visite  ab,  regen  dabei  zunächst  die  Frage  wegen  der  reci* 
proqnen  Assistenz  zwischen  dem  Ober-  und  Niedersächsischen  Kreise  an, 
worauf  jene  aber  nur  erklären,  Befehl  zu  haben,  die  Sache  in  Umfrage  zu 
stellen,  dann  erwähnen  sie  die  Erfurtische  Exekution  und  die  dabei  na- 
mentlich gegen  Sachsen-Gotha  ausgeübten  Bedrückungen  und  erkundigen 
sich,  ob  auch  deswegen  Umfrage  erfolgen  werde,  worüber  sich  jene  aber 
nicht  herauslassen  wollen.  Dann  beantragen  sie  noch  Erlass  eines  Schrei- 
bens anPolen  wegen  der  neuerdings  von  Draheim  aus  in  Hinterpommern 
verübten  Grenzverletzungen,  und  Remednr  der  aus  den  Reprotestationen 
der  Titel  verursachten  Uebelstände,  zu  beidem  erklären  sich  jene  bereit. 
An  demselben  Tage  hat  sie  der  Schwedisch-Vorpommerische  Ge- 
sandte, Kanzler  zu  Stettin '),  besucht  und  seine  Verwunderung  darüber  aus- 


')  Hof-  und  Jastizrath  Hieb  Lndolph. 

^  Hofjastiz-  und  Appellationsrath  H.  6.  v.  Miltitz  und  Dr.  jur.  Nicol. 
Pfretzschmer. 

^  Der  Vorpommersche  Kanzler  Heinr.  Coelestin  v.  Sternbacb,  8.  oben 
S.  137. 


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428  6.    Die  Erfurter  H&odel.    Anfaanpc. 

gesprochen,  dass  die  bei  den  jetzigen  gefährlichen  Gonjancturen  so  nöthige 
YereinigQDg  des  Ober-  und  Niedersächsischen  Kreises  in  der  Proposition 
von  dem  E.Sächsischen  Directoriam  garnicht  berührt  sei  and  dass  in  der 
Erfurter  Sache  diejenigen,  welche  das  Unglück  am  ersten  treffen  würde, 
die  Gefahr  so  wenig  ressentierten. 

In  der  vierten  Sitzung  6./[16.]  Februar  Vormittags  wird  aufs  neue  die 
Verfassung  in  Umfrage  gestellt,  E. Sachsen  lässt  sich  wegen  anderthalb 
Simplum  heraus,  Ges.  beantragen  aufs  neue  das  Triplum,  doch  stimmen  ihnen 
nur  Gotha  und  Walkenried  bei;  am  Nachmittag  in  der  fünften  Sitzung 
wird  per  majora  das  Conclusum  gemacht  und  die  Verfassung  auf  V/^  Sim- 
plum gerichtet,  dann  darüber  berathen,  ob,  wie  K.Sachsen  wünscht,  Gen. 
Lieut.  V.  Arnimb  weiter  als  Kreisgeneral  gebraucht  werden  solle,  wogegen 
Ges.  und  die  meisten  anderen  sich  aussprechen. 

In  der  sechsten  Sitzung  7./ [17].  Februar  erfolgt  die  Einsetzung  einer 
Commission  zur  Einrichtung  der  Yerpflegungs-Ordonnanz.  Bei  der  weiteren 
Umfrage  darüber,  wie  das,  was  von  voriger  Kreis  Verfassung  noch  übrig,  vol- 
lends in  Richtigkeit  zu  bringen  sei,  werden  von  verschiedenen  Seiten 
verschiedene  Erinnerungen  vorgebracht,  darunter  auch  9),  wie  E  rf  u  r  t  als  eine 
Grenzstadt  des  Kreises  zu  verwahren  und  zu  besetzen,  10),  was  wegen  Be- 
festigung dieser  Stadt  und  Aufbauung  der  beiden  Citadellen  zu  beschlies- 
sen,  11),  wie  dem  Hause  Gotha  zu  helfen  sei,  doch  hat  das  Directoriam 
dieselben  nur  ad  referendum  genommen. 


Der  KurAirst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Sp. 
ll./[21.]  Februar  1666. 

[auf  die  Relation  vom  7./ 17.  Febr.    Das  Sächsiscbe  Haas  and  Schweden  haben 
sich  näher  aber  ihre  Absichten  in  der  Erfarter  Sache  za  erklären.] 

21.  Febr.  —  Bei  dem  neunten  und  zehnten  Punkte,  welche  von  dem  Vor- 
pommerBchen  Abgesandten  gereget  worden,  hätte  sich  derselbe  was 
besser  herauslassen  sollen,  wie  er  dafür  hielte,  dass  der  Obersächsi- 
sche Kreis  und  das  Ghur-  und  Ffirstl.  Haus  Sachsen  oder  sonst  ein 
anderer  Stand  zu  einiger  Besatzung  in  Erfurt  gelangen  könnte  bei 
gegenwärtigem  Zustande.  Das  Chur-  und  Fürsti.  Haus  Sachsen  ist 
Yomemblich  dabei  interessiret,  insonderheit  wegen  Erbauung  der  Gita- 
dellen,  und  mtlssen  wir  vor  allen  Dingen  vergewissert  sein,  was  das- 
selbe darbei  zu  thun  gemeinet  sei,  denn  wir  uns  sonst  darunter  nicht 
entschliessen  können.  Weil  auch  diese  Erinnerung  von  dem  Vor- 
pommerschen  Gesandten  herrühret,  so  wird  er  sich  sonder  Zweifel 
I  herausserlassen,  wohin  die  Gron  Schweden  disfalls  inclinire,  so  viel 

zumal  die  Gitadelle  betrifft.  — 


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Obersächsischer  Kreistag  zu  Leipzig.  429 

Aus  den  Relationen  der  Gesandten. 

Leipzig    1L/[21.]  Februar    1665.     In    der    siebenten    Sitznng    am  21.  Febr. 
8./ [18.]  Februar  wird  berathen,  wie  es  mit  den  Generalspersonen,  Kreiszahl- 
und  ProTiautmeistern  gehalten  werden  solle. 

In  der  achten  Sitzung  am  9./ [19.]  Februar  fragt  das  Directorium  an,  ob, 
nachdem  der  Friede  geschlossen,  die  nähere  Vereinigung  mit  dem  Nieder- 
sächsischen Kreise  noch  für  nöthig  gehalten  würde,  auf  Antrag  der  Ges. 
wird  beschlossen,  dass  das  Directorium  darüber  sich  mit  dem  Braunschweigi- 
schen Gesandten  für  Walkenried  vernehmen  solle. 

In  der  neunten  Sitzung  am  Nachmittage  beantragen  Ges.  entsprechend 
der  Instruktion  Herzog  Christian  Ludwigs  für  seinen  Gesandten,  dass 
Verhandlungen  zu  Quedlinburg  darüber  eröffnet  würden,  die  Nachge- 
sessenen stimmen  fast  insgesamt  bei,  das  Directorium  aber  suspendiert 
wieder  sein  Sentiment,  welche  Verzögerung  der  Deliberatiouen  grosse  Un- 
zufriedenheit erregt. 

In  der  lOten  Sitzung  am  10./ 20.  Februar  stellt  das  Directorium  den 
zweiten  Punkt  der  Proposition  in  Umfrage,  Oes.  erklären,  darauf  nicht  in- 
struiert zu  sein,  doch  würde  Ef.  gern  yernehmen,  was  der  eine  oder  andere 
der  Ereisstände  für  Beschwerde  führte,  von  denen  Sachsen-Gothas  über 
die  bei  der  Erfurter  Exekution  erlittenen  Bedrückungen  und  denjenigen  des 
Grafen  von  Mors  bürg  habe  er  erfahren  und  wünsche,  dass  solche  Dinge  ins 
künftige  abgestellt  blieben.  Die  Nachsitzenden  stimmten  meistens  dahin,  die 
Reichssicherheit  müsse  dem  Reichstage  überlassen  bleiben,  zur  Beruhigung  der 
Ereissicherheit  aber  müsse  die  Erfurter  Sache  so  vermittelt  werden,  dass 
den  Lädierten  Satisfaction  und  denen,  welche  Ombrage  empfinden,  Anlass 
wieder  zu  gutem  Vertrauen  gegeben  werde.  Als  von  den  K. Sächsischen 
das  Conclusum  wieder  suspendiert  wird  und  diese  auch  die  Ute  Sitzung 
am  Nachmittage  fruchtlos  hinzuziehen  suchen,  protestieren  Ges.,  nachdem 
sie  gleich  den  anderen  eingesehen,  dass  das  Directorium  so  wenig  wegen 
des  Ereises  Sicherheit,  wohin  auch  das  Erfurtische  Wesen  sich  bezieht,  als 
der  mit  dem  Niedersächsischen  Ereis  vorseienden  reciproquen  Allianz  hal- 
ber zu  progredieren  gemeint  sei,  dagegen,  die  Zeit  mit  nnnothigen  Discursen 
hinzubringen,  die  ganze  Versammlung  fällt  ihnen  bei,  es  wird  erklärt,  wenn 
das  Directorium  des  Ereises  Nothwendigkeit  nicht  proponieren,  sein  votum 
allezeit  suspendieren  und  kein  conclusum  herauskommen  lassen  wollte, 
müsste  nach  der  Executionsordnung  das  Nachgeordnetenamt  angelangt  wer- 
den und  die  Stände  ihre  Nothdnrft  selbst  einander  vortragen,  und  es  wird 
einhellig  beschlossen,  dass  man  das  Erfurtische  Wesen  durch  eine  güt- 
liche Interposition  vorerst  zu  componieren  versuchen  wolle,  wozu  Ef.,  Vor- 
pommern und  Herzog  Christian  Ludwig  von  Braunschweig  benannt 
werden,  und  dass  an  den  Eaiser,  Frankreich  und  E.Mainz  deswegen 
geschrieben  werden  solle. 

Die  E. Sächsischen  haben  der  Stände  Meinung  ad  referendum  an- 
genommen.   Der  Altenburgische  Gesandte  hat  um  Mittheilung  des  Re- 


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430  6.    Die  Erfurter  Handel    ADhang.  * 

verses,    welchen  K.Mainz   dem  Kf.  durch    Reiffenberg  unläugst   aus- 
stellen lassen,  gebeten. 


Der  Kurfttrat  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
14. /[24.]  Februar  1665. 

[Billignng  des  Verhaltene  der  Oesandten.    KT.  will  die  InterpositioD  bei  K.Mainz 
mitübernehmen.   Der  angebliche  Mainziscbe  Beyers.] 

24.  Febr.  Er  billigt,  dass  die  Gesandten  nebst  anderen  die  in  allen  sessionibus 
angewandte  Snspension  des  Directorii  geahndet  haben,  sie  sollen  darauf 
bestehen,  dass  dem  Herkommen  nach  das  Directorinm  ohne  zurückhaltenden 
Bericht  die  conclnsa  nach  den  yotis  majoribus  mache.  Auch  wegen  der 
Vereinigung  der  zwei  Kreise  ist  er  mit  ihrem  Votum  einverstanden. 

In  der  Erfurtischen  Sache  lassen  wir  uns  gnädigst  mitgefallen, 
dass  die  Interposition  vorgeschlagener  massen  fortgestellet  werde,  nnd 
werden  wir  uns  derselben  nicht  entziehen,  wie  wir  auch  geschehen 
lassen,  dass  ihr  die  deswegen  gut  befundenen  Schreiben,  wenn  sie 
nicht  mehres  in  sich  halten  werden,  als  eure  Belation  meldet,  an  Kay - 
serl.  M.  und  den  König  von  Frankreich  mitvoUziehen  möget.  — 

Was  ihr  schliesslich  wegen  des  Reverses,  der  von  des  Ghurfarsten 
zu  Maintz  Ld.  durch  den  Herrn  v.  Reiffenberg  sollen  haben  aus- 
gestellet  (sicl),  meldet,  da  wissen  wir  uns  nicht  zu  erinnern,  dass 
uns  einiger  Revers  durch  den  Herrn  v.  Reiffenberg  ausgeliefert 
worden.  Sollten  aber  die  Fürstl.  Altenburgischen  Gesandten  auf 
das  Schreiben  zielen,  welches  an  uns  von  ChurMaintz  in  der  Erfurti- 
schen Sach  ergangen,  kann  ihnen  mit  Ertheilung  der  copia  wohl  ge- 
willfahret werden.  — 


Aus  den  Relationen  der  Gesandten. 

23.  Febr.  In  der  zwölften  Session  (13. /23.  Febrnar),  erklärt  das  Directorinm, 
dass  es  trotz  allen  angewandten  Fleisses  noch  nichts,  was  zu  den  delibe- 
rationibus  nöthig,  erhalten  habe,  woraus  zu  ersehen  ist,  dass  der  punctns 
interpositionis  und  conjnnctionis  reciprocae  mit  dem  Niedersächsischen 
Kreise  E. Sachsen  nicht  beliebig  sein  mag.  In  dieser  und  der  folgenden 
Sitzung  wird  die  Repartition  des  halben  Tripli  vorgenonmien,  dann  dnrch  das 
Directorinm  die  Punkte  wegen  der  anf  den  Durchmärschen  geschehenen  Ex- 
orbitantien,  wegen  Moderation  der  Matrikul  und  des  veränderten  Münz- 
wesens in  Umfrage  gestellt,  dann  in  den  folgenden  Sitzungen  die  Neube- 
setzung der  yacierenden  Ereisämter  und  ob  ein  Römermonat  zur  Ereiskasse 

25.  Febr.  bewilligt  werden  solle.    In  der  16.  Session,  am  15./25.  Februar,  lässt  das 


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Obersachalscher  Kreistag  bq  Leipzig;.  431 

Directoriam  seine  Oedankeu  vortragen  in  betreff  der  Conjanction  mit  dem 
Niedersächsischen  Kreise,  dass  dieselbe  jetzt  nach  dem  Friedens- 
schluss  annötbig  sei  nnd  nnr  bei  anderen  Ständen  ungleiche  Gedanken 
erregen  würde,  und  wegen  der  Erfartischen  Sache,  E.Sachsen  habe 
gehofft,  dass  auch  die  noch  übrigen  Beschwerden  in  der  Güte  würden  bei- 
gelegt werden,  wenn  die  anderen  Stände  sich  dabei  nicht  beruhigen  woll- 
ten, wäre  man  befehligt,  deswegen  weitere  Umfrage  zu  thnn. 

In  den  Sitzungen  am  15./25.  nnd  16./26.  Februar  wird  berathen,  wie  25.26. 
das  YOtum  des  Directorii  mit  den  votis  der  Ereisstände  zu  conformieren  Febr. 
und  das  conclusum  darüber  zu  machen  sei,  ferner  über  die  an  den  Kaiser, 
Frankreich  und  K.Main2  abzulassenden  Schreiben;  in  betreff  der  va- 
cierenden  Ereisämter  entscheidet  sich  die  Majorität  für  Sachsen-Qotha 
und  Vorpommern.  Die  Vereinigung  mit  dem  Niedersächsischen 
Ereise  hat  ihre  Richtigkeit,  doch  sollen  die  Tractaten,  damit  sie  kein  Auf- 
sehen erregen,  erst  schriftlich  angetreten  nnd  dann  durch  Zusammenschickung 
eingerichtet  werden,  auch  bei  der  Mediation  in  der  Erfurtischen  Sache 
bleibt  es. 

Am  17./27.  und  18./28.  Februar  wird  der  Ereisabschied  verlesen,  an 
den  folgenden  Tagen  die  Schreiben  an  den  Eaiser,  Frankreich  und 
K. Mainz  verlesen  und  Erinnerungen  dazu  beigebracht,  am  24.  Februar/ 
3.  März  mit  der  24.  Sitzung  der  Convent  geschlossen.  3.  März. 


Kreisabschied.     D.  Leipzig  20.  Februar  /  [2.  März]  1665. 

Trotz  des  mit  den  Türken  abgeschlossenen  zwanzigjährigen  Waffen-  2.  März. 
Stillstandes  ist  doch  bei  den  gefährlichen  Conjuncturen  die  Aufrichtung 
eines  neuen  Verfassungswerkes,  anderthalb  Simplum,  beschlossen  wor- 
den, doch  sollen  Officiere,  Reuter  und  Enechte  vorläufig  auf  Wartegeld 
entlassen  und  erst  bei  angehender  Kriegsgefahr  von  einem  jeden  Stande 
sein  Contingent  nach  der  neu  verfertigten  Abtheilnng  gestellt  werden. 
Sollte  der  ganze  Ereis  oder  ein  Ereisstand  von  einem  anderen  ohne  Ur- 
sache angegriffen  oder  beschädigt  werden,  so  ist  ihm  zu  rechter  Zeit  und 
mit  möglichem  Nachdruck  Hülfe  zu  leisten.  Diese  Verfassung  soll  beste- 
hen bleiben,  bis,  wenn  die  Zeiten  sich  geändert,  auf  einer  anderweitigen 
Ereisversammlung  davon  wieder  abzustehen  für  nützlich  befunden  werden 
möchte.  Einen  Generalstab  dabei  zu  verordnen  ist  nicht  für  nöthig  befun- 
den worden. 

Der  Punkt  der  allgemeinen  Reichssecurität  ist  dem  Reichstage 
überlassen  und  beschlossen  worden,  dass  alle  Ereisstände  ihre  Gesandten 
auf  demselben  dahin  zu  befehligen  haben,  dass  der  Punkt  dort  wirklich 
zur  Richtigkeit  gebracht  und  nicht  auf  die  Seite  gesetzt  werde.  Um  in- 
zwischen die  Securität  des  Ereises  aufrecht  zu  erhalten,  ist  eine  spe- 
cial Vorsehung  nicht  für  nöthig  befunden  worden.  Den  Beschwerungen 
und  Elagen,  welche  durch  die  Erfnrtische  Exekution  veranlasst  worden 


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>  432  6     Die  Erfurter  Händel.     Anhang. 

siod,  wird  hoffentlich  dorch  friedliche  Mittel  zo  remedieren  sein,  zu  diesem 
Zwecke  soll  gütliche  Handlang,  wozu  K.Mainz  sich  nicht  angeneigt  erklärt, 
mit  ZojBiehang  friedliebender,  bereits  vorgeschlagener  Kreisstände  anternom- 
roen  and  auch  an  den  Kaiser,  den  König  von  Frankreich  und  K.- 
Mainz verglichene  Schreiben  abgeschickt  werden. 

Die  aaf  dem  vorigen  Kreistage  beschlossene  nähere  Zasammen- 
setzung  in  reciprocierlicher  Assistenz  mit  dem  Niedersächsischen 
Kreise  ist  nochmals  für  nöthig  erachtet  und  K.Sachsen  samt  den  Nach- 
und  Zugeordneten  mit  der  Führung  der  zunächst  schriftlichen  und  dann 
mündlichen  Verhandlungen  darüber  beauftragt  worden. 

Bestimmungen  wegen  Verhütung  von  Vergewaltigungen  bei  künftigen 
Truppendurchmärschen.  Wegen  Rectificierung  der  Reichsmatrikai  sollen  die 
auf  dem  Kreistage  1662  gefassten  Beschlüsse  ausgeführt,  wegen  der  Münze 
soll  es  bei  den  auf  dem  letzten  Münzprobationsconvent  zu  Frankfurt  a.  O. 
beschlossenen  Provisionalmitteln  bleiben. 

Zu  den  bisher  vacierenden  Zugeordnetenämtern  sind  Herzog  Ernst  von 
Sachsen-Ootha  und  der  König  von  Schweden  als  Herzog  zu  Poro- 
mern gewählt  worden. 


Die  Gesandten  der  Stände  des  Obersächsischen  Kreises  an 

den  Kurfürsten  zu  Mainz.     D.  Leipzig  20.  Februar  / 

[2.  März]  1665 '). 

[Aaffordemng,  io  betreff  der  Neaerungen  in  Erfurt  gütliche  VerhandlangeD  unter 
Zuziehung  anderer  Kreisstände  zuzulassen,    inzwischen  zu  keiner  Beschwerde 

Anlass  zo  geben.] 

2.  März.  Nachdem  auf  dem  noch  währenden  Kreistage  Beschwerde  darüber  ge- 
führt worden,  dass  E.Mainz  in  Erfurt  den  Petersberg  zu  befestigen 
angefangen,  eine  vor  diesem  nicht  gewöhnliche  Erbhuldigung  von  der  Bür- 
gerschaft eingenommen,  der  Stadt  Regiment  geändert,  Burg  und  Stadt  mit 
starker  Garnison  belegt,  auch  sonst  manche  Neuerungen  vorgenommen,  zu 
geschweigen  des  Vorgehens  gegen  den  Grafen  von  Hatzfeld,  und  nach- 
dem sie,  Gesandte,  von  ihren  Principalen  meistentheils  dahin  instruiert 
waren,  bei  dieser  Gelegenheit  zu  berathschlagen,  wie  des  ganzen  Kreises 
Interesse  und  insbesondere  des  Hauses  Sachsen  jura  bei  dieser  considerab- 
len  Commun  beobachtet   und  gutes   Vernehmen  zwischen  K.Mainz  und 


1)  K.Mainz  fühlte  sich  durch  dieses  Schreiben  sehr  beleidigt,  in  Schreiben 
an  Kf.  und  K. Sachs en  (d.  Marienberg  ob  Würzbarg  23.  März  1665)  beschwert 
er  sich  darüber  und  weist  die  io  demselben  gestellten  Forderungen  als  ganz  un- 
gebührlich zurück.  Auf  eine  Anfrage  K.Sachsens  deswegen  erwidert  Kf.  (d. 
Göln  7./ 17.  April  1665),  er  halte  es  nicht  fär  nöthig,  jetzt  darauf  zu  antworten, 
sondern  wolle  abwarten,  was  etwa  auf  einem  künftigen  Kreistage  desfalls  weiter 
vorgehen  werde. 


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Schreiben  der  Oborsächsischen  Kreisstande  an  E. Mainz.  433 

allerseits  Interessenten  begründet  und  erhalten  werden  möge,  so  erinnern 
sie  nur  daran,  ohne  dessen  zo  gedenken,  was  die  Evangelischen  Stände  auf 
dem  Reichstage  super  meritis  caosae  et  processos  für  Gedanken  geführt^ 
dass  er  selbst  einem  Theil  ihrer  Principalen  die  Versicherung  gethan,  dass 
die  Erfartische  Exekution  zu  Niemandes  Präjudiz  und  Nachtheil  angesehen 
sein  sollte,  und  dieselben  dadurch  in  das  Vertrauen  gesetzt  habe,  dass  er 
nur  seine  und  seines  Erzstifts  alte  hergebrachte  Rechte  wiederherzustellen 
beabsichtigt  habe. 

Weil  durch  gütliche  Verhandlungen  hoffentlich  am  ersten  zu  be- 
ständiger Ruhe  und  gutem  Vernehmen  zu  gelangen  sein  wird  und  K.Mainz 
sich  bereits  dahin  hat  yemehiTien  lassen,  zu  Beförderung  dieses  Zweckes 
auch  etliche  Kreisstände  mit  zuzuziehen,  so  lebt  man  der  Zuversicht,  er 
werde  inzwischen  mit  Einhalten  des  Festnngsbaues ,  Abführung  der  Be- 
satzung und  sonst  sich  dergestalt  bezeigen,  dass  Niemand  sich  mit  Fug 
möge  zu  beschweren  haben. 


Uater.  s.  Gesch.  d.  G.  KurfurBteii.    XI .  28 


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^ 


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Absclinitt   7. 

Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz. 
1663—1668. 


28  • 


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Einleitung. 


Die  Versuche,  welche  in  den  Jahren  1660  nnd  1661  ?on  den  brann- 
Schweigischen  und  einigen  anderen  norddeutschen  Fürsten,  und  dann  1662 
von  dem  Könige  von  Frankreich  bei  Gelegenheit  der  Sendung  de  Les- 
seins' an  den  Berliner  Hof  unternommen  wurden,  den  Kurfürsten  von 
Brandenburg  zum  Eintreten  in  die  Rheinische  Allianz  zu  bewegen,  sind, 
die  ersteren  in  dem  ersten  Abschnitte  dieses  Bandes,  die  letzteren  in  den 
betreffenden  Abschnitten  des  2.  und  9.  Bandes  der  „Urkunden  und  Akten- 
stücke^ ')  dargelegt  worden.  Obwohl  dieselben  damals  erfolglos  geblieben 
sind,  hat  der  Kurfürst  sich  doch  bei  diesen  Verhandlungen  keineswegs  durch- 
aus ablehnend  verhalten,  im  Gegentheil,  so  übel  er  es  auch  empfunden 
hatte,  dass  jene  Verbindung  ihre  Spitze  gegen  das  mit  ihm  verbündete 
Oesterreich  und  auch  gegen  ihn  selbst  gekehrt  hatte,  und  so  unwürdig  und 
nnvortheilhaft  ihm  auch  jene  enge  Verbindung  der  deutschen  Mitglieder 
derselben  mit  den  auswärtigen  Mächten  Schweden  nnd  Frankreich  und  die 
Abhängigkeit,  in  welcher  sie  sich  von  denselben  halten  liessen,  erschien,  so 
bat  er  doch  von  vorne  herein  keine  allzugrosse  Vorstellung')  von  der  wirk- 
lichen Bedeutung  und  von  den  seinen  eigenen  und  den  allgemeinen  deut- 
schen Interressen  von  derselben  her  drohenden  Gefahren  gehabt,  und  er  hat 
daher  keine  principiellen  Bedenken  gegen  einen  eventuellen  Eintritt  in  die- 
selbe erhoben.  In  den  Berathnngen,  welche  bei  Gelegenheit  der  Verhand- 
lungen mit  de  Lesseins  in  dem  Geheimen  Rathe  des  Kurfürsten  über 
diese  Frage  gehalten  worden  sind,   wurden')  für  das  Eingehen  auf  diese 


J)  ürk.  n.  Akt.  11  S.  243 ff.  IX  S.  599  ff. 

')  S.  die  Schreiben  TorDow's  an  den  Ef.  Berlin  30.  November/ 10.  December 

1658  (Urk.  a.  Akt.  YIII  8.565)  ond  Ganstein^s  an  Schwerin  1./ 11.  Februar 

1659  (a.  a.  0.  S.  572). 

')  Geheimenratha- Protokoll  vom  15./25.  April  1662,  hier  bringt  v.  Somnitz 


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438  '^'    BrandeDbarg  and  die  RheiDische  Allianz. 

ForderoDg  des  franzÖBischen  Königs  dieselben  Gründe  angeführt,  welche 
der  Kurfürst  schon  früher  dem  Kaiser  gegenüber^)  geltend  gemacht  hatte, 
dass  er  nämlich  so  alles  erfahren  könnte,  was  bei  den  Alliierten  vorgiage, 
nnd  dass  er  „etwas  dazn  sprechen  könnte/  der  Kurfürst  hat  sich  damals 
schliesslich  wirklich  zum  Eintreten  in  die  Allianz  unter  den  zwei  Be- 
dingungen, dass  er  nicht  so  ohne  weiteres  in  dieselbe  anfgenommen 
werden,  sondern  dass  zun&chst  Yerhandlnngen  darüber  mit  den  anderen  Mit- 
gliedern derselben  erfolgen  sollten^  und  dass  er  in  derselben  seine  Sicherheit 
finde,  d.  h.  dass  die  gegen  ihn  gerichteten  Bestimmungen  des  Allianzvertrages 
eine  den  jetzigen  Verhältnissen  entsprechende  Verändernng  erlitten,  bereit 
erklärt,  und  nicht  diese  Frage,  sondern  die  Weigerung  des  Kurfürsten,  sieh 
in  den  polnischen  Angelegenheiten  der  französischen  Politik  anzuschliessen, 
hat  das  Scheitern  jener  Verhandlungen  veranlasst  Als  nun  der  Knrfürst  za 
Ende  des  Jahres  1662  gerade  wegen  der  ihm  in  Polen  bereiteten  Schwierig- 
keiten und  der  ihm  von  dort  her  drohenden  Gefahren  einen  näheren  Anschlnss 
an  Frankreich  suchte  und  zu  diesem  Z  wecke  den  Freiherrn  v.  Blumenthal 
nach  Paris  sandte,  um  wegen  Erneuerung  der  im  Jahre  1655  mit  König  Lnd- 
wigXlV.  abgeschlossenen  Allianz  zu  unterhandeln,  ermächtigte  er  denselben  *), 
um  den  französischen  König  für  seine  Wünsche  zu  gewinnen,  demselben  seine 
Bereitwilligkeit,  unter  jenen  früher  gestellten  Bedingungen  der  Rheinischen 
Allianz  beizutreten,  anzukündigen,  er  hat  damals  sogleich  „Erinnerungen^, 
betrefi'end  die  in  dem  AUianzrecess  zu  ändernden  Punkte  abfassen  und 
Blumenthal  zustellen  lassen,  und  als  dann  im  Verlaufe  der  langen  nnd 
schwierigen  Verhandlungen,  welche  derselbe  in  Paris  zu  führen  hatte,  sich 
herausstellte'),  dass  in  der  That  nur  gegen  den  Eintritt  des  Kurfürsten  in 
die  Rheinische  Allianz  der  König  zur  Erneuerung  jenes  früheren  Allianz- 
vertrages zu  bewegen  sein  werde,  hat  er  Ende  December  1663  durch  eine 
schriftliche  Declaration  ^)  sich  zur  Erfüllung  jener  Bedingung  bereit  erklärt, 
dann  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  den  deutschen  Mitgliedern  der 
Allianz  unter  Uebersendnng  jener  „Erinnerungen^  Anzeige  davon  gemacht 
und,  nachdem  endlich  Anfang  September^)  die  Verhandlungen  mit  Frank- 
reich   zum  Abschluss  gekommen  waren   und   dabei   der  König  durch  eine 


gegenüber  Fr.  v.  Jena,  welcher  sich  gegen  eine  schriftliche  Verpflichtung  des 
Kf.  zam  Eintreten  in  die  Allianz  aasspricbt,  diese  Oründe  vor.  S.  auch  das 
Schreiben  0.  v.  Schwerin's  vom  14./ 24.  Januar  1662  (ürk.  n.  Akt.  IX  S.  604). 

J)  S.  oben  S.  5. 

^  S.  die  Instruktion  für  v.  Blnmenthal  vom  8.  December  1662  (Urk.  u. 
Akt.  IX  S.  622). 

*)  S.  namentlich  v.  BlamenthaTs  Relation  vom  20. /30.  November  1663 
(ürk.  u.  Akt.  IX  S.  667). 

«)  Pufendorf  IX  §  63  (S.  603).  8.  das  Besoript  des  Ef.  an  v.  Blumen- 
thal vom  20./30.  December  1663  und  dessen  Relation  vom  15. /2ö.  Januar  1664 
(Urk.  u.  Akt.  IX  S.  671.  673). 

*)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  692. 


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EinleitaDg.  439 

GegeodeclaratioD ^)  ihm  die  Zosichernng  gegeben  hatte,  dass  er  sich  be- 
mühen wolle,  dem  Kurfürsten  bei  seinem  Eintritt  in  die  Allianz  die  von 
demselben  in  einigen  Punkten  vermisste  Sicherheit  sn  Terschafifen,  d.  h.  da- 
hin zn  wirken,  dass  jene  ,Erinnernngen^  desselben  in  dem  über  seine 
Anfnahme  abznschliessenden  Vertrage  berücksichtigt  würden,  hat  der 
Kurfürst  Ende  September  seine  Gesandten  auf  dem  Reichstage  in  Regens- 
barg,  ?.  Mahrenholtz  und  y.  Jena  beauftragt  und  bevollmächtigt,  mit 
den  dort  anwesenden  Gesandten  der  Mitglieder  der  Allianz,  welche  zugleich 
den  Bundesrath  derselben  bildeten,  über  seine  Aufnahme  in  dieselbe  in  Ver- 
handlung zn  treten. 

Die  nachstehend  veröffentlichten  Akten  sollen  zunächst  diese  über  die 
Anfnahme  des  Kurfürsten  geführten  Verhandlungen,  dann  aber  auch  die 
Stellung  veranschaulichen,  welche  derselbe  als  Mitglied  dieser  Verbindung 
innerhalb  derselben  bis  zu  ihrer  Auflösung  eingenommen  hat.  Sie  zeigen 
zunächst,  dass  seine  Anfnahme,  wenn  auch  die  Verhandlungen  darüber  sich 
lange  hingezogen  haben ,  keine  Schwierigkeiten  bereitet  hat ,  zumal  da  die 
Aendemngen,  welche  der  Kurfürst  verlangte,  durchaus  den  veränderten 
Zeitverhältnissen  entsprachen  und  er  den  Wünschen  der  anderen  Mitglieder 
auch  dadurch  entgegengekommen  ist,  dass  er  vorläufig  auf  eine  Verände- 
rung des  Bundesrecesses  selbst  verzichtete  und  damit  zufrieden  war,  dass 
nur  in  dem  über  seinen  Hinzutritt  aufgerichteten  Accessionsrecess  der 
hauptsächlichste'  Punkt  namhaft  gemacht  und  bei  einer  künftigen  etwaigen 
Prolongation  des  Bündnisses  die  Aufnahme  desselben  in  den  dann  neu 
abzufassenden  Bundesrecess  zugesagt  wurde.  Diese  Akten  zeigen  aber 
ferner  auch,  dass  dem  Kurfürsten  aus  seiner  Mitgliedschaft  an  dieser  Ver- 
bindung keineswegs  Schwierigkeiten  oder  gar  Gefahren  erwachsen  sind. 
Als  er  am  1.  April  1665  wirklich  in  dieselbe  eintrat,  war  das  feste  Gefüge, 
welches  dieselbe  noch  zu  Anfang  des  Reichstages  und  während  des  Tür- 
kenkrieges zu  besitzen  schien,  schon  vollständig  gelockert').  Vornehmlich 
durch  die  Erfurter  Händel,  durch  das  einseitige  Vorgehen  von  Kurmainz 
und  der  anderen  katholischen  Mitglieder  der  Allianz  im  Einverständnis  mit 
Frankreich  und  auch  mit  dem  Kaiser  gegen  jene  norddeutsche  protestanti- 
sche Stadt,  war  das  lebhafteste  Misstrauen  der  protestantischen  Mitglieder,  zu- 
gleich eine  heftige  Spannung  zwischen  Frankreich  und  Schweden,  hervor- 
gerufen worden,  welche  noch  durch  den  Gegensatz  in  der  polnischen  Politik 
beider  Mächte  verstärkt  wurde.  Infolge  dessen  haben  in  den  Jahren  1665  und 
1666  fortgesetzte  Streitigkeiten  unter  den  Mitgliedern  der  Allianz,  zuerst  bei 
Gelegenheit  des  Lüneburgischen  Snccessionsstreites  und  des  Wildfangs- 
streites  zwischen  Kurpfalz  und  Kurmainz  und  dessen  Bundesgenossen, 
dann  in  dem  Münsterschen  Kriege  und  in  den  Bremischen  Händeln 
geherrscht,  Streitigkeiten,  welche  die  Allianz  weder  verhüten,  noch  beilegen, 
noch  in  denen  dieselbe  als  solche  eine  bestimmte  Stellung  einnehmen  konnte, 

1)  Pufendorf  IX  §  63  (S.  603). 

2)  8.  Uroysen  III  3  S.  55. 


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440  7-    Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz. 

und  durch  welche  dieselbe  immer  mehr  gelockert  und  zu  jeder  Aktion  unfähig 
gemacht  wurde.  Als  daun  im  Jahre  1667  der  Endtermin  derselben  heran- 
liickte'),  da  hat  allerdings  Frankreich  sich  bemüht 2),  eine  nochmalige  Er- 
neuerung derselben  zustande  zu  bringen,  es  hat  in  den  besonderen  Verträgen, 
welche  es  damals,  um  sich  in  dem  bevorstehenden  Kriege  um  die  spanischen 
Niederlande  gegen  Deutschland  hin  zu  decken,  mit  den  Kurfürsten  von  Cöln 
und  Mainz,  dem  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  und  dem  Bischof  von  Münster 
abschloss,  si(  h  au«  h  dazu  die  Mitwirkung  dieser  Fürsten  ausbedungen,  und 
diese  haben  demgemäss  auch  bei  den  folgenden  Verhandlungen  im  Allianz- 
rath  für  die  Verlängerung  gestimmt,  wirklichen  Eifer  dafür  aber  hat  keiner, 
am  wenigsten  der  Kurfürst  von  Mainz'),  der  doch  einst  so  lebhaft  die  Be- 
gründung dieser  Allianz  betrieben  hatte,  gezeigt,  und  so  ist  es  B  r  a  n  d  e  n  b  o  r  g 
und  Schweden,  welche  beide  einer  weiteren  Verlängerung  der  Allianz  wider- 
strebten, ohne  doch  offen  und  direkt  dagegen  auftreten  zu  wollen,  durch  kleine 
diplomatische  Künste  gelungen,  diese  Verhandlungen  monatelang,  bis  über  je- 
nen Endtermin  hinaus,  hinzuziehen.  Als  dann  schliesslich  zu  Ende  dieses  Jah- 
res Frankreich  durch  anderweitige  Zugeständnisse  namentlich  in  der  polni> 
sehen  Frage  den  Kurfürsten  sowohl  als  auch  Schweden  von  ihrem  Wider- 
spruche abgebracht  hatte,  da  bewirkten  die  von  den  braunschweigischen 
Herzogen  gemachten  Weiterungen  eine  neue  Verzögerung,  und  inmitten  der 
durch  den  Devolutionskrieg  veranlassten  weiteren  Verwickelungen  sind  die 
Verhandlungen  über  die  Prolongation  der  Allianz  garnicht  wieder  aufgenom- 
men worden  und  ist  dieselbe  so  ganz  onmerklich  zu  Ende  gegangen.^)  Die 
Vorgänge  innerhalb  der  Allianz  in  diesen  beiden  letzten  Jahren  1667  und  1668 
stehen  natürlich  im  engsten  Zusammenhange  mit  den  gleichzeitigen  Ereignis- 
sen innerhalb  und  ausserhalb  des  Reiches,  welche  im  folgenden  Bande  wer- 
den behandelt  werden,  und  auch  über  die  Rolle,  welche  der  brandenburgische 
Kurfürst  in  denselben  gespielt  hat,  werden  erst  dort  die  nöthigen  Erläute- 
rungen gegeben  werden  können. 

Auch  die  materiellen  Leistungen  und  Opfer,  zu  welchen  der  Knrfürst 
durch  seine  Stellung  als  Mitglied  der  Rheinischen  Allianz  veranlasst  worden 
ist,  sind  sehr  geringfügig  gewesen.  Von  vorne  herein  hat  er  sich  nur  zum 
Beitrage  zu  solchen  Ausgaben  verpflichtet  erklärt,  welche  nach  seinem  Hin- 
zutritt zur  Allianz  derselben  erwachsen  waren,  auch  zum  Unterhalt  der  Ban- 
desgeneralität hat  er  unter  Hinweis  darauf,  dass  er  selbst  die  nöthigen  Offi- 


^)  Eine  genauere  Darstellung  des  Ausganges  der  Rheinischen  Allianz  ist 
bisher  nicht  vorbanden,  Mignets  Angaben  darüber  sind  ganz  unzureichend  und 
auch  Droysen  und  Köcher  geben  nur  einzelne  Andeutungen. 

^  S.  Mignet,  N^gociatious  relatives  ä  la  succession  d'Espagne  soub 
Louis  XIV.  II  S.  22  ff. 

^  S.  Guhrauer,  Kurmainz  in  der  Epoche  von  1672  I  S.  95 f. 

^)  Droysen  III  3  S.  153:  „Diese  grosse  französische  Organisation  im  Reich 
zerfiel  so,  dass  man  nicht  einmal  sagen  kann,  wann  und  wie  sie  aufhörte.** 


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EioleituDg.  441 

eiere  in  seinen  Diensten  habe,  beizutragen  sieh  geweigert,  so  hat  er  über- 
haupt nur  einmal,  im  Jahre  1665,  sich  zur  Zahlung  von  1250  Thalern  in 
die  Bundeskasse  verstanden,  welche  Summe  auf  die  verschiedenen  unter  seiner 
Herrschaft  stehenden  Landschaften  vertheilt  wurde,  davon  sind  1000  Tha- 
ler aus  den  übrigen  Landschaften  wirklich  eingekommen  und  im  Juni  1666 
an  die  Bundeskasse  abgeführt  worden,  während  die  von  den  Cleve-Märki- 
8chen  Ständen  aufzubringenden  250  Thaler  auch  1667  noch  nicht  entrichtet 
und  allem  Anschein  nach  überhaupt  garnicht  gezahlt  worden  sind. 


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Der  Kurfürst  an  den  Oberpräsidenten  v.  Schwerin^). 
D.  Königsberg  22./ 12.  Januar  1663. 

[BriDDeraDgeD  wegen  der  RheiDischen  Allians;  aach  die  Markgrafen  von  Gulm- 
bach  und  Onolzbach  und  E.Pfals  sind  in  dieselbe  anfzanehmen.] 

22.  Jan.  —  Wir  haben  uns  die  Rheinische  Alliantz  der  Länge  nach  vor- 
tragen lassen  und  einige  Erinnerungen  dabei  zu  thun  nöthig  befunden. 
Uebersenden  Euch  demnach  dieselben  hiebeigefügt,  gnädigst  befehlende, 
ihr  wollet  solche  dem  Freiherm  von  Blumenthal  nachschicken. 

Ueber  das,  damit  unser  Haus  bei  dieser  Alliance  so  viel  als  das 
Braunschweigische  vermittelst  dreier  Votorum  im  Allgemeinen  Kriegs- 
rath  zu  sagen  und  zu  disponiren  haben  möge,  wäre  bei  Frankreich 
und  andern  Alliirten  es  dahin  zu  richten,  dass  auch  unserer  Herrn 
Vettern  der  Markgrafen  zu  Culmbach  und  Onoltzbach  Ldd.  mit 


0  Schon  vom  8./ 18.  December  1662  liegt  ein  Schreiben  y.  Schwerin's  an 
den  Kf.  vor,  in  welchem  er  demselben  aaf  dessen  Befehl  eine  Gopie  der  .For- 
malia,  welchergestalt  der  Konig  von  Frankreich  in  die  Rheinische  Allians  ge- 
treten,*' nach  der  Beilage  za  der  Relation  der  Gesandten  aaf  dem  Wahltage  zu 
Frankfurt  a.  M.  vom  4./14.  Juni  1658  (s.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  549)  zusendet, 
zugleich  ihn  an  die  Vorgänge,  welche  damals  das  Zurücktreten  des  Kf.  von  den 
Allianzverhandlungen  verursacht  hatten,  erinnert  und  die  Hoffnung  ausspricht, 
dass  bei  der  Erneuerung  der  Allianz  am  3.  August  1660  der  früher  gegen  ihn 
gerichtete  Nebenrecess  nicht  werde  mit  erneuert  worden  sein.  Kf.  erwidert 
darauf  (d.  Königsberg  29.  December  1662),  er  habe  einen  solchen  Nebenrecess  in 
den  Acten  nicht  finden  können  (wirklich  war  beim  Abschluss  der  Allianz  der  ur- 
sprünglich beabsichtigte  Nebenrecess  fallen  gelassen  und  die  betreffende  gegen 
den  Kf.  gerichtete  Bestimmung  desselben  in  den  ersten  Artikel  des  Hauptrecesses 
gebracht  worden,  s.  Köcherl  S.  264),  er  habe  aber  einige  reservata  von  K.CÖln 
gefunden  (s.  Urk.  u.  Akt.  IX  8.623  Anm.  1),  welche  er  in  der  Instruktion  für 
V.  Blumenthal  habe  berühren  lassen  (s.  ebendaselbst  S.  623). 


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ErinneraDgen  des  Ef.  za  der  BheiDischen  Allianz.  443 

eingenommeii  werden  mögen,  wesshalb  wir  dann  an  Sie  beiderseits 
schreiben  lassen^). 

Also  mflsste  auch  wegen  Einnehmung  ChurPfaltz')  Ansuchung 
gethan  werden,  weil  wir  bei  der  Handelung  solches  zu  befordern 
versprochen.  — 


Erinnerungen^),   so  S.  Ch.  D.   bei   der  Rheinischen  AUiance 
beobachtet  wissen  wollen,    [s.  1.  et  d.] 

a.  Was  im  Eingange  und  ersten  Articulo  wegen  vergangener 
Tbätligkeiten  und  Excessen  erwähnet  und  disponiret,  soll  auff  künff- 
tige  Fälle  gerichtet  werden,  dass  nämlich  diese  Verbündnuss  zu  Ver- 
hütung und  Abwendung  beschwerlicher  Vergewaltigung,  Einquartirung, 
Durchzühge,  Kriegs  Exactionen,  unbefuegter  Eingriff,  Belegung  und 
anderer  dem  Erieg  anhengender  Tbätligkeiten  und  Insolentien  auch 
aller  anderer  besorgender  Gefahr  etc.  auffgerichtet  werde. 

b.  Weil  Schweden  nunmehr,  nachdem  der  Krieg  mit  Fohlen 
geendiget,  auch  alsHertzog  in  Pommern  in  die  Alliance  woll  wird 
angenommen  werden,  so  muss  der  §  „Dabey  dann  dieses  absonderlich^', 
als  an  sich  selbst  unbillig,  S.  Ch.  D.  hochpraejudicirlich  und  ohne 
das  in  eine  r  communen  Alliance  fast  unerhörte  Bedingung  gantz  aus- 
gelassen werden. 

c.  [bey  dem  Beschluss  des  Prooemii].  Gleichwie  sich  die  welt- 
liche Chur-  und  Fürsten  beständig  nicht  nur  vor  sieh  besondern  auch 


0  Schon  am  15./25.  Janaar  1663  ergehen  Schreiben  des  Kf.  an  die  Mark- 
grafen Christian  Ernst  von  Baireuth  and  Albrecht  von  Anspach,  in 
welchen  dieselben  aufgefordert  werden,  mit  ihm  zusammen  in  die  Rheinische 
Allianz  einzutreten.  Darauf  antwortet  Markgraf  Alb  recht  (d.  Onoltzbach 
11.  Februar  1663}|  er  stehe  noch  an  einzutreten,  und  bittet  zunächst  um  nähere 
MittheiluDgen.  Markgraf  Christian  Ernst  erklärt  sich  in  seiner  Antwort  (d. 
Baireuth  23.  März  1663)  sehr  geneigt  zum  Eintritt  in  die  Allianz,  bittet  aber,  da 
es  ihm  bei  dem  ruinierten  Zustand  seiner  Lande  schwer  fallen  würde,  mit  neuge- 
worbener Mannschaft  aufzukommen,  Ef.  möchte  vorläufig  das  auf  ihn  fallende 
Contingent  übernehmen. 

')  Eben  diese  Forderung  hatte  der  Ef.  auf  Grund  der  mit  E.Pfalz  abge- 
schlossenen Allianz  schon  im  December  1661  v.  G lade beck  gegenüber  gestellt, 
B.  oben  S.  52  ff. 

^  Dieselben  liegen  auch  in  französischer  Sprache  den  Acten  bei  und  sind 
die  Grundlage  deijenigen  monita  (s.  dieselben  lateinisch  Urk.  u.  Akt.  II  S.  290ff.), 
welche  den  späteren  Verhandlungen  zu  Grunde  gelegt  wurden. 


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444  7.    Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz. 

vor  ihre  Successores  und  Nacbkomraen  verbinden,  also  würde  zu  ur- 
giren  sein,  dass  auch  die  Geistliche  ihre  Capitula  in  so  weit  verbinden, 
dass  dieselbe  sede  vacante  darüber  halten  und  dem  Eligendo  solches 
auch  mit  einbinden  wollen. 

d.  [ad  art.  1.]  An  stadt  der  Worte:  „Alsobald  nach  beschehener 
Notification",  so  ein  vagum  ist,  soll  gesetzet  werden:  „Die  Creysge- 
nossen  innerhalb  drey,  die  entlegene  aber  uffs  längste  innerhalb  sechs 
Wochen  nach  beschehener  Notification  die  Hülflfe  leisten  sollen." 

e.  [ad  art.  2.]  An  Stadt:  „mit  allerseits  Beliebung'':  „mit  des 
Beleydigten,  der  die  Hülffe  gefordert,  Beliebung." 

f.  An  Stadt  der  Worte:  „desselben  Instruction":  „der  von  den 
sembtlichen  Alliirten  abgefassten  und  einmUthig  beliebten  Instruction." 

g.  [ad  art.  4.]  Alhier  seindt  S.  Ch.  D.  einer  gantz  andern 
Meinung  und  haltens  vor  billig,  dass  die  Hülff  nach  Inhalt  und  Be- 
dingung einer  jedweden  Alliance  geleistet  werde. 

h.  [ad  art.  6.]  Wann  Schweden  auch  als  Hertzog  in  Pom- 
mern angenommen  werde,  haben  sie  billig  die  Anzahl  der  Hülff  zu 
vermehren,  massen  dann  S.  Ch.  D.  respect  aller  dero  Lande  fünfhun- 
dert zu  Boss  in  vier  Compagnien  und  tausend  zu  Fuss  in  5  Gompag- 
nien  willigen. 

i.  An  Stadt:  „unverlangt":  so  was  oben  bey  Lit.  d.  gesetzet 
und  die  Zeit  benennet  werde. 

k.  [ad  art.  10.]  addatur:  in  Sachen,  die  diese  Alliance  oder  Con- 
foederation  angehen. 

1.  An  Stadt  der  Worte:  „so  wenig  ietzo  als  über  kurtz  oder 
lang„:  »zeit  wehrender  Verbündnuss"  zu  setzen. 

m.  [ad  art.  16.]  An  stadt:  „communi  consilio":  „auf  sein  Be- 
gehren". 


Der  Kurftirst  an  K.Mainz,  K.Cöln,  K.Trier,  den  Bischof  zu 
Münster,  das  Haus  Braunschweig,  Hessen -Gassei  und  Darm- 
stadt und  Würtemberg.  D.  Cöln  23.  Januar/[2.  Februar]  1664. 

[Bereitwilligkeit  des  Kf.  zum  Eintritt  io  die  Rheiniscbe  Allianz.    Uebersendung 
seiner  Erinnerungen  zu  derselben.] 

2.  Febr.  Es  ist  E.  Ld.  ohne  unser  weiteres  Anführen  zur  gnüge  bekannt, 

was  nun  etzliche  Jahr  hero  wegen  der  also  genannten  Rheinischen 
Alliance  und  dass  wir  uns  auch  zugleich  mit  alliiren  möchten,  passiret 


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AnerhieteD  des  Kf.  zum  Eintritt  in  die  AlliaDz.  445 

und  Vorgängen.  Als  nun,  nachdem  wir  die  unsrigen  vor  nuhmero  drei 
Jahren  diesenthalben  naher  Coln  am  Rhein')  abgeordnet,  Ihrer  K. 
Mt.  in  Franckreich  darauf  an  uns  Abgeschickter^)  unter  andern 
auch[^wegen  dieser  AUiantz  Anregung  gethan,  wir  uns  auch  in  Hand- 
lung eingelassen  und  zu  derselben  Continuation  unsern  naher  Franck- 
reich abgeschickten  und  alda  sich  noch  aufhaltenden  geheimen  ßath 
den  Freih.  von  Blumenthal  genügsame  Instruction  und  Vollmacht 
gegeben,  so  haben  wir  uns  zu  der  Mitalliirung  gegen  Ihre  K.  Mt. 
nicht  nur  nochmals  anerbieten,  sondern  auch  unsertwegen  einige  Er- 
innerungen überreichen  lassen,  und  weil  wir  nicht  zweifeln,  es  werden 
diese  Monita  von  Ihr.  E.  Mt.  für  nöthig  und  billig  erkannt  und  das 
Werk  nuhmero  nicht  länger  aufgehalten  werden,  so  senden  wir  E. 
Ld.  dieselbe,  ob  sie  gleich  vorhin  davon  part  haben  möchten,  dennoch 
beigeleget  zu,  damit  auch  nicht  weniger  an  Ihrer  als  an  französischer 
Seite  die  Sache  ie  eh  und  lieber  zur  Endschaft  gelangen  wolte.  — ') 


Der  Knrflirst  an  die  Gesandten  in  Regensburg.    D.  Cöln 
20. /[30.]  September  1664. 

[Vollmacht  zu  VerbaadluDgeD  über  den  Beitritt  des  Kf.  zar  BheioiscbeD  AlliaDZ.] 

Nachdem  wir  numehr  resolviret,  uns  auch  auf  gewisse  Condi-  30.  Sept. 
tiones  und  Jahr  in  die  Rheinische  Alliance  mitzubegeben,  so  haben 
wir  Euch  zu  dem  Ende  beikommende  Vollmacht*)  übersenden  wollen, 
kraft  deren  Ihr  Euch  mit  denen  albereit  darinnen  stehenden  Eönigl., 
Churfttrstl.,  Fürstl.  und  anderer  Stände  itzo  zu  Regenspurg  sich  be- 
findlichen Gesandtschaften  in  Handlung  einlassen  und  solche  Alliance 
auf  drei  Jahr  schli essen  könnt.  Was  die  Instruction  betrifft,  haben 
Wir  Euch  anstatt  derselben  angefügten  Extract  aus  Unseres  Geheim b- 
ten  Raths  des  Freiherm  von  Blumenthal  nach  Franckreich  mitge- 

^}  S.  oben  S.  39  ff. 

3)  de  LeBaeios,  s.  Urk.  n.  Akt.  II  S.  243 ff.  IX  8.  599 ff. 

^  Darauf  liegen  Antworten  vor  von  den  Herzogen  Christian  Ludwig  und 
Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  (d.  6./16.  Februar  1664),  von  der  Land- 
gräfin Hedwig  Sophie  von  Hessen-Cassel  (d.  Cussel  4. / 14.  Februar  1664), 
von  dem  Kurfürsten  Maximilian  Henrich  von  Coln  (d.  Bonn  14.  Februar 
1664)  und  von  dem  Landgrafen  Ludwig  vonDarmßtadt  (d.  Darmstadt  26.  Fe- 
bruar 1664),  in  welchen  dieselbe  ihrer  Freude  über  des  Kf.  Entschluss  und  ihrer 
Bereitwilligkeit,  den  Wünschen  desselben  entgegeneukommen,  Ausdruck  geben. 

*)  d.  Coln  a.  Spr.  21.  September/ 1.  Oetober  1664. 


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446  '7*    BrandeDburg  und  die  Bheinische  Allianz. 

gebenen  Instruction')  zusenden  wollen,    wornach  Ihr  Euch   bei   der 
Handlung  und  Schliessung  der  Alliance  zu  achten').  — 


y.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  an  den  Kurfürsten. 
D.  Eegenaburg  21./31.  October  1664. 

[Verzogerang  der  Yerhandlnngen.] 

31.  Oct.  Nachdem  drei  Wochen  seit  ihrem  ersten  Antrag  bei  E.Mainz,  welches 
in  der  Alliance  das  Direktorium  führt,  yerflossen,  ohne  dass  sie  eine  Antwort 
erhalten,  haben  sie  am  19. /29.  ihren  Antrag  bei  der  K.Mainzischen  Gesandt- 
schaft wiederholt.  Diese  entschnldigte  die  Verzögernng  and  bat,  nachdem  sie 
an  demselben  Tage  die  Alliierten  berufen,  noch  4  oder  5  Tagen  es  anstehen 
zu  lassen,  damit  sie  noch  einmal  zusammen  kommen  könnten.  Oravel 
zeigt  die  grösste  Bereitwilligkeit,  ebenso  der  Schwedische  Gesandte,  und 
anch  die  meisten  anderen  Alliierten  sagen,  dass  ratione  qnaestionis  an  kein 
Zweifel  sei. 


1)  S.  ürk.  a.  Akt.  IX  8.  620ff. 

*)  In  einem  Rescript  vom  11./21.  October  1664  bemerkt  Kf.:  ,ünd  werden 
erwarten,  was  sich  die  Alliirte  auf  Eoer  Anbringen  erklären  werden,  so  Ihr  aber 
jedesmal  in  einer  absonderlichen  Relation  oder  Postsoripto  za  verfassen,  damit 
die  Acta  nicht  confnndiret  werden,  sondern  separart  bleiben'';  demgemäss  sind 
die  Relationen  eingerichtet.  —  Kf.  theilt  (d.  G51n  3./ld.  October  1664)  dem  Mark- 
grafen Christian  Ernst  von  Baireuth  mit,  dass  er  in  Frankreich  eine  Parti- 
cularallianz  zu  Aufrechthaltung  des  Instr.  Paris  tractieren  lasse,  dabei  aber  ver- 
sprochen habe,  sich  in  die  Rheinische  Allianz  mitzubegebeo ,  weshalb  er  anch 
seine  Gesandtschaft  in  Regensburg  ehest  instruieren  werde,  mit  den  übrigen 
Alliierten  diese  Allianz  zu  vollziehen ;  wenn  der  Markgraf  und  sein  Vetter,  Mark- 
graf Albrecht,  sich  auch  darein  begeben  wollten,  so  möchten  sie  anch  ihrem 
Gesandten  in  Regensburg  deswegen  Kommission  ertheileo  und  werde  er  dann 
solches  mitbefördern.  Darauf  erwidert  derselbe  (d.  Baireuth  10.  December  1664), 
er  und  Markgraf  Albrecht  hatten  sich  entschlossen,  der  Allianz  beizutreten, 
und  er  hätte  seinen  Gesandten  in  Regensburg  demgemäss  instruiert,  er  bittet, 
Kf.  möchte  sie  dahin  unterstätzen,  dass  ihnen  beiden  conjnnctim  nicht  mehr  als 
eine  Compagnie  von  60  Pferden  und  180  z.  F.  zugemuthet  würden,  was  Kf.  zu- 
sagt. Schon  14./24.  September  hatten  v.  Mahrenholtz  und  v.  Jena  aus  Re- 
gensburg berichtet,  der  Gulrobachische  Gesandte  habe  ihnen  angezeigt,  dass 
sein  Herr  in  die  Allianz  einzutreten  beabsichtige,  sie  hätten  darauf  den  meisten 
von  der  Allianz,  namentlich  dem  französischen  und  schwedischen  Ge- 
sandten, des  Kf.  Intention  mitgetheilt.  Kf.  weist  sie  18./28.  October  an,  den  Ein- 
tritt beider  Markgrafen  in  die  Allianz  zu  befördern. 


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VerbandlaDgeD  in  Regensburg  über  den  BiDtritt  des  Kf.  447 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensbnrg 
28.  October/7.  November  1664. 

[Bereitwilligkeitserklärang  der  Alliierten  zur  Aufnahme  des  Ef.] 

Im  Namen  der  Alliierten  sind  gestern  der  KMainziscbe,  Braan-  7.  Nov. 
schweig-Calenbergische  und  Hessen-Gasselsche  Gesandte  bei 
ihnen  gewesen  nnd  haben  die  Bereitwilligkeit  der  Alliierten^  E.Branden- 
bürg  in  die  AUiance  aafzanehmen,  in  der  höflichsten  Form  mitgetheilt. 
Auf  ihre  Bitte  hat  derE.Mainzische  sich  bereit  erklärt,  ihnen  ein  £xem* 
plar  der  Artikel  der  kürzlich  erneuerten  Alliance  einzuhändigen  ^). 


Der  KurfUrst^an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
9./[19.]  November  1664. 

[VerhaltuDgemassregelD.] 

Sie  sollen  das  ihnen  inzwischen  gewiss  yon  den  K.Mainzi sehen  mitge-  19.  Nov. 
theilte  prorogierte  foedns  mit  dem  hiebei  gehenden  ersten  AnfsatZi  worauf 
die  ihnen  zugeschickten  notae  und  Erinnerungen  gerichtet  sind,  vergleichen  s) 
und,  dafem  derselbe  nicht  geändert  ist,  sich  bemühen,  dass  diese  Erinne- 
rungen dabei  gebührend  beobachtet  werden,  für  diesen  Fall  achtet  Ef.  es 
für  unnöthig,  sie  mit  einer  weiteren  Instruktion  zu  versehen.  Sollten  sie  aber 
darin  bedeutende  Veränderungen  oder  sonst  ihrerseits  Zweifel  finden,  so  sollen 
sie  ihm  solches  samt  ihrem  eigenen  Outachten  berichten.    Wegen  der  for- 


^)  Die  Gesandten  übersenden  am  4./14-  November  die  ihnen  von  den 
K.Mainsischen  zugestellten  Haupt-,  Prorogations- und  Accessionsrecesse,  nämlich: 

1.  Becess  aber  die  Prorogation  der  Allianz  bis  zum  14./4.  resp.  1Ö./5.  August 
1667  d.  Begensburg  7.  März/ 25.  Februar  1664  8.  Dumont,  Corps  diplomatique 
VI,  2  S.453  (darin  eingerückt  der  ursprüngliche  Allianzrecess  vom  14./4.  und 
15./5.  August  1658),  angehängt  der  Recess  über  den  Hinzutritt  des  Bischofs 
Johann  Conrad  von  Basel  d.  Regensburg  10.  Mai  1664. 

2.  Becess  wegen  Aufnahme  des  Herzogs  Eberhard  von  Würtemberg  d. 
Frankfurt  25.  JaDuar/4.  Februar  1660. 

3.  Recess  über  die  Prorogation  der  Allianz  bis  zum  14./4.  u.  15./5.  August  1664 
d.  Frankfurt  81./21.  August  1660  (Dumont  VI  2  S.  330). 

4.  Recess  über  die  Aufnahme  des  Pfalzgrafen  Friedrich  Ludwig  von 
Zweibrücken  d.  Frankfurt  5.  März/23.  Februar  1663. 

Die  Gesandten  bemerken  dabei,  sie  würden  jetzt  die  vom  Kf.  anstatt  einer 
Instruktion  ihnen  zugeschickten  Avertissements  (oben  S.  443)  übergeben,  und  da 
Schweden  wegen  Vorpommern  schon  mit  eingeschlossen  sei,  nach  des  Ef. 
Befehl  der  daher  fliessenden  Vermehrung  des  quanti  halber  Erinnerung  thun. 

^  Die  Gesandten  erwidern  (18./28.  November),  sie  hatten  zwischen  beiden 
Schriftstücken  gar  keinen  wesentlichen  Unterschied  gefunden. 


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448  7.    BrandeDbarg  und  die  Rheiniscbe  Allianz. 

mala  receptionis  sollen  sie  sich  nach  derjenigen  richten,  mit  welcher  andere 
Kurfürsteo,  namentlich  Trier,  in  diese  Allianz  anfgenommen  sind'). 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
11./21.  November  1664. 

[Uebergabe  der  monita  des  Kf.  an  die  Alliierteo.] 

21.  Not.  Sie  haben  Mittwoch  den  9./ 19.  November  die  AdTertissements ')  über 

den  Hauptrecess  den  K. Mainzischen  in  deutsc^ier  Sprache,  die  bei  der 
AUiance  gebräachlich,  übergeben  mit  der  Bitte,  dieselben  den  Mitalliierten 
mitzntheilen ,  nnd  mit  dem  Vorbehalt,  künftig  noch  weitere  Erinnerungen 
machen  zn  dürfen.  Zugleich  haben  sie  den  monitis  die  Anzeige  hingeznfügt, 
dass  sie  vom  Ef.  beanftragt  seien,  auch  die  gleichzeitige  Beception  der 
Markgrafen  von  Gnlmbach  nnd  Onoltzbach  zn  befördern. 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
l./ll.  December  1664 

[Bereitwilligkeit  der  Alliierten,  des  Kf.  monita  an  berncksichtigen,  doch  Schwierig- 
keiten wegen  der  Domcapitel  und  des  Schwedischen  Gontingentes.] 

11.  Dec.  Hente  werden  sie  mit  den  Alliierten  eine  Gonferenz  bei  dem  K.Mainzi- 
schen  Directorio  halten,  Gravel  hat  neulich  mit  ihnen  besonders  von  den 
monitis  geredet  und  erklärt,  dass  er  wie  auch  die  anderen  Alliierten  willig 
seien,  dem  Kf.  in  allem  nach  Möglichkeit  Satisfaction  zu  geben.  Was  die 
Successores  der  geistlichen  Kur-  und  Fürsten  und  die  Capitula,  auch  die 
Vermehrung  des  Schwedischen  Gontingents  anlange,   so    sei   zwar  das 


0  Kf.  weist  15./2Ö.  November  die  Gesandten  an,  wenn  von  dem  von  ihm  zu 
stellenden  Truppencontigent  die  Bede  sein  werde,  aaf  500  b.  Pf.  and  1000  z.  F. 
ZQ  bestehen,  da  er  sich  daza  bereits  gegen  den  Konig  von  Frankreich  erboten 
habe,  zugleich  wiederholt  er  die  Forderung,  dass,  nachdem  Schweden  auch  für 
Pommern  in  die  Allianz  getreten  sei,  dessen  Gontingent  vermehrt  werde. 

>)  Dieselben  (lateinisch  zusammen  mit  den  Gegenbemerkungen  der  Alliierten 
Urk.  u.  Akt.  II,  S.  290 ff.  abgedruckt)  stimmen  im  übrigen  mit  dem  ursprünglichen 
oben  S.  443  abgedruckten  Entwurf  durchaus  überein,  nur  dass  Absatz  e  (sa  Arti- 
kel 2)  ganz  fortgelassen  und  b  folgendermassen  formuliert  ist:  „Da  gesaget  wird, 
dass  die  K.  Mig.  zu  Schweden  nach  geendigtem  Polnischen  Kriege  auch  als  ein 
Hertzog  in  Pommern  in  diese  Bandnuss  eingenommen  werden  sollte,  und  anjetso 
dieser  casus  seine  Erledigung  hat,  folget  von  sich  selbst  und  wird  als  offenbar 
von  jedermann  gestanden  werden,  dass  der  Paragraphas  dieses  Einganges,  wel- 
cher sich  anhebt:  „Mit  Vorbehalt,  dass  da",  als  der  S.  Ghnrf.  D.  dnrcbaus  prä- 
judicirlich  und  die  gleiche  Gondition  der  Herrn  Alliirten  klärlich  choquiret,  in 
diesem  Alliance-Recess  nicht  mehr  stehen  bleiben  könne.'' 


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-VerhandlaDgeD  über  die  Aafnahme  des  Kf.  449 

erste  den  weltlichen,  und  das  andere  allen  lieb,  wann  es  zu  erhalten,  alleio 
jenes  hätte  man  bereits  a.  1657  fahren  lassen,  nnd  von  dem  Bremischen 
Gesandten,  dem  freundlich  zugeredet,  wäre  nichts  zu  erhalten,  anch 
hätte  derselbe  vordem  gar  Moderation  suchen  wollen,  vorschützend,  das  jet- 
zige Quantum  übertreffe  den  in  der  Reichsmatricul  befindlichen  Anschlag 
oltra  triplumO- 


,  Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
9./19.  December  1664 

[Conferens  mit  den  Alliierten,  deren  Erklärungen  za  den  monita  des  Kf  ] 

Heute  vor  8  Tagen  haben  sie  die  Gonferenz  mit  den  Alliierten  gehal- 19.  Dec. 
ten,  es  wurden  ihnen  die  Erklärungen  derselben  auf  die  Erinnerungen  zu 
dem  Allianztraktat  eröffnet  und  auf  ihre  Bitte  die  schriftliche  Mittheilung 
derselben  zugesagt.  Dieselben  ^  sind  ihuen  darauf  von  dem  E.Mainzischen 
Directorium  zugeschickt  worden,  und  sie  senden  dieselben  ein,  sie  haben 
darauf  noch  nicht  remonstriert,  sondern  wollen  erst  die  Befehle  des  Kf.  er- 
warten. 


Dieseiben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
16./26.  December  1664. 

[Kriegsrathsinstruction.    Geldbeitrag  zur  AUianzcasse.] 

Sie  übersenden  die  1658  beschlossene  Eriegsraths-Instruction'),  dieselbe  26.  Dec. 
ist  aber,  wie  E.Mainz  mittheilte,  nicht  mehr  gültig,  und  über  eine  neue 
habe  man  sich  noch  nicht  vergleichen  können,  daher  werde  des  Ef.  Rath  und 
Meinung  beobachtet  werden  können,  wenn  man  künftig  für  nöthig  halten 
sollte,  eine  Instruction  aufzusetzen.  Zur  Unterhaltung  der  bei  der  Allianz 
in  Diensten  bleibenden  Generale  oder  zu  anderen  vorfallenden  gemeinen  Aus- 
gaben werden  von  einem  zu  Ross  3  Rthlr.  und  von  einem  zu  Fuss  1  Rthlr. 
ad  cassam  geliefert,  man  meint  aber,  dass,  wenn  Ruhe  und  Frieden  bleibe, 
für  das  ganze  Jahr  ein  halbes  Quantum  zu  allen  Ausgaben  genug  sein  dürfte. 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Goln  17./27.  December  1664),  die  Gesandten  sollten 
sich  bemahen,  diese  beiden  Forderungen  durchzusetzen,  «welches  Ihr  doch  also 
zu  mesnagiren  habet,  dass,  im  Fall  Ihr  gleich  nichts  von  beiden  erhalten  könnet, 
wie  wir  fast  aus  Eurer  itzigen  Relation  besorgen  müssen,  dennoch  der  Schlass 
der  Alliance  darum  nicht  aufgehalten  werde.*" 

»)  S.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  290  ff. 

^  d.  Frankfurt  15./2Ö.  September  1658,  abgedruckt  Diar.  Europaeam  I 
S.  1089. 

Mater.  %.  Gesch.  d.  G.  Karfunten.    ZI.  29 


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450  7.     Brandenbarg  und  die  Rheioieche  Allianz. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  30.  December  1664/ 

[9.  Januar  1665.] 

[auf  die  RelatiooeD  vom  9./ Id.  und  16./26.  December.     Die  dem  Kf.  aDStössigeo 
Punkte  sind  vorläufig  nur  im  AccessionsrecesB  zu  beseitigen,   Kf.  ist  zu  Geld- 
beiträgen bereit.] 

9.  Jan.  —  Ob  wir  nun  zwar  gerne  gesehen,  dass  unsre  Erinnerungen  also- 

bald  beobachtet  und  dem  Hauptrecess  inserirt  werden  mögen,  so  wol- 
len wir  doch,  weil  vor  diesmal  einige  Aenderung  darin  nicht  zu 
erhalten,  und  man  gleichwohl  allerseits  einig,  dass  die  uns  höchst- 
präjudicirliche  Clausul  beim  Iten  Articul  auszulassen,  uns  vorjetzo 
damit  vergnügen,  dass  diese  Clausul  und  andere  puncta,  so  uns  zu- 
wider, im  Accessionsrecess  cassiret  und  annuUiret  werden,  wobei  Ihr 
aber  ausdrücklich  zu  bedingen  und  solches  jetzigem  Accessionsrecess 
mit  einzuverleiben,  dass  bei  nächstkünftiger  Prorogirung  des  Hauptre- 
cesses  derselbe  umgeschrieben  und  dasjenige,  so  wir  dabei  erinnern 
lassen,  attendiret  werden  solle.  — 

Ges.  sollen  die  Forderang  der  fränkischen  Markgrafen  wegen  des  Quan- 
tum ihres  Gontingents  ^)  unterstützen. 

Im  übrigen  sind  wir  nicht  gemeint,  demjenigen,  was  zu  Unter- 
haltung der  im  Dienst  bleibenden  Generale  und  andern  gemeinen 
Ausgaben  an  Geld  communi  consensu  ad  cassam  zu  liefern,  uns  zu 
entziehen.  — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  23.  Januar/ 
[2.  Februar]  1665. 

[Budgültige  Forderungen  des  Kf.] 

2.  Febr.  Ges.  haben  in  ihrer  Relation  vom  13. /23.  Januar  in  der  Befürchtung,  die 

Alliierten  würden  eine  Erläuterung  und  deutliche  Erklärung  der  Punkte  wün- 
schen, welche  dem  Kf.  eigentlich  zuwider  seien,  um  Resolution  gebeten. 

Welche  wir  Euch  hiermit  anfügen  und  ertheilen,  dass  wir  es  nun- 
mehr bei  der  Erklärung,  so  Euch  die  HH.  Alliirten  auf  unsere  Er- 
innerungen den  12. /22.  December  gegeben,  in  allen  Stücken  und 
Puncten  bewenden  lassen,  nur  habet  Ihr  dahin  zu  sehen,  dass  die 
Erläuterung,  davon  n.  2  obgemelter  Erklärung  gedacht  wird,  in  dem 
Accessionsrecesse  geschehe  und  die  in  dem  ersten  Articul  des  Haupt- 


0  S.  oben  S.  446,  Aom.  2, 


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VerhandlnDgeo  aber  den  Eintritt  des  Ef.  451 

recesses  wegen  des  damaligen  polnischen  Krieges  enthaltene  Clausul 
cessire.  Und  habet  Ihr  mit  dem  förderlichsten  eine  formulam  des  Acces- 
sionsrecesses  zu  entwerfen,  darinnen  dieser  Punkt  obbeschriebenermassen 
ausbedungen  wird,  und  uns  solches  Concept  ehestens  zu  ttberschicken'). — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten,     D.  Regensbnrg 
3./13,  März  1665. 

[Aenderangen  der  Alliierten  an  dem  AcceasioDsrecess,  die  Verträge  des  Kf.  mit 

Pfalz-Neuburg.] 

Sie  übersenden  das  Project  des  Recesses  nebst  den  Aendeningen,  welche  13.  März. 
die  Alliierten  beigesetzt  haben ,  sie  halten  zwar  dieselben  für  ganz  unwe- 
sentlich, wollen  aber  doch  nicht  ohne  Zastimmnng  des  Ef.  aaf  dieselben 
schliessen').  Der  Münstersche  Gesandte  hat  vor  etwa  acht  Tagen  im 
Allianzrath  angezeigt,  dass  Kf.  und  Pfalz-Nenbnrg')  sich  nicht  allein 
der  Religion  und  des  Westfälischen  Kreisdirectoriams  wegen  verglichen, 
sondern  auch  ein  Defensivbündnis  geschlossen  haben. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensbnrg  24.  März/ 

3.  April  1665. 

[Verzögerang  des  AbschlaBses  darch  den  Lünebargischen  SuccesBiooBstreit] 

Sie  haben  am  22.  März/l.  April  eine  neae  Gonferenz  mit  den  Alliierten  3.  April 
gehabt  und  denselben  des  Ef.  Resolntion  mitgetheilt,  mit  welcher  jene  sich 
sehr  zufrieden  zeigten.  Der  Recess  wäre  schon  vollzogen  worden^  wenn 
nicht  zwischen  dem  Brannschweigisch-Gellischen  und  B.-Calen- 
b ergischen  Streitigkeiten^)  aasgebrochen  wären,  die  noch  nicht  beige- 
legt sind,  doch  wird  der  Vertrag  als  vollzogen  angesehen  und  sollen  sie 
hinfort  zu  den  Conferenzen,  wie  die  anderen,  berufen  werden. 


')  Die  Gesandten  übersenden  3./13.  Februar  ein  solcheB  Project,  welches 
dem  K.Trierscheu  gleichförmig  ist,  nur  dass  am  Ende  die  Cassation  der  Claasel 
des  Art.  1  angehängt  ist.  Kf.  erklärt  aich  15./ 25.  Februar  damit  einverstanden 
und  weist  sie  an,  dieses  den  Alliierten  mitzutheilen. 

*)  Kf.  ertheilt  14./24.  März  seine  Zustimmung  und  befiehlt,  die  Sache  in  Rich- 
tigkeit zu  bringen. 

*)  Gemeint  sind  die  unter  Vermittelung  des  Bischofs  von  Münster  am 
14.  Februar  1665  zu  Dorsten  abgeschlossenen  Verträge  s.  v.  MÖrner  S.  261ff. 
und  unten  Abachn.  8. 

^)  Ueber  den  nach  dem  am  15.  März  1665  erfolgten  Tode  des  Herzogs  Chri- 
stian Ludwig  zwischen  dessen  beiden  Brüdern  Georg  Wilhelm  und  Johann 
Friedrich  auBgebrochenen  Successionsstreit  a.  Köcher  I  S.  389 ff.  und  unten 
AbBchn.  9. 

29* 


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452  7.    Brandenburg  und  die  Rheinische  Allians. 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbnrg 
14./ 24.  April  1665. 

[loterimserkläruDg  der  Alliierten;   Hersog  Georg  Wilhelm  nimmt  die  Hülfe  der- 
selben in  Ansprach.] 

24. April.  Da  wegen  des  Streites  zwischen  Calenberg  and  Gelle  der  Recess 
noch  nicht  yollzogen  werden  kann,  so  haben  sich  die  Alliierten  bereit  er- 
klärt, eine  schriftliche  Yersicherang  ansEostellen,  dass  Ef.  des  Effects  der 
Allianz  schon  jetzt  geniessen  solle,  was  sie  auch  aaf  ein  interim  annehmen 
wollen^).  Der  Calenbergische  Gesandte  hat  eine  ansführliche  schrift- 
liche Dednction  den  Alliierten  mitgetheilt,  in  welcher  Herzog  Oeorg  Wil- 
helm solenniter  die  Hülfe  derselben  gegen  Herzog  Johann  Friedrich, 
Ton  dem  er  invadiert  und  aggrediert  sei,  in  Ansprach  nimmt. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
21.  April/ I.Mai  1665. 

[Der  Lüneburgische  Saccessionsetreit.] 

I.Mai.  Die  Gesandten  der  Herzoge  Oeorg  Wilhelm   and  Johann  Frie- 

drich haben  den  Alliierten  die  entstandenen  Saccessionsstreitigkeiten  schrift- 
lich angezeigt  and  ist  darüber  in  dem  Allianzrath,  dem  nan  aach  sie  beiwohnten, 
Deliberation  angestellt  and  absonderlich  die  Frage,  ob  Herzog  Johann 
Friedrich  für  einen  Alliierten  zn  halten,  in  Consideration  gezogen  worden. 
Ein  Theil*)  hat  solches  bejaht,  weil  derselbe  ein  anstreitiger  Saccessor  and 
entweder  das  Fürstentham  Celle  behalten  oder  Hannover  überkommen 
müsste,  dann  sei  die  Allianz  ansdrücklich  aaf  die  saccessores  gerichtet  and 
gäben  die  Fürstl.  Hessischen  Häaser  ein  Exempel,  wie  es  jetzt  za  halten. 
Doch  blieb  diese  Frage,  als  von  grosser  Conseqnenz,  anentschieden  and  es 
wnrde  nnr  einmüthig  beschlossen,  an  beide  Fürsten  zu  schreiben  and  sie 
zn  gütlicher  Schlichtang  der  Differentien  za  ermahnen,  auch  die  Schreiben 
so  einzurichten,  dass  obenerwähnte, Frage  nicht  decidiert  werde.  Herzog 
Georg  Wilhelms  Gesandter  ist  vor  einigen  Tagen  nach  Wien  gereist; 
ob  nun  Herzog  Johann  Friedrichs  Gesandter,  der  im  Furstenrath 
sitzt,  za  den  AUianzconventen  gerufen  and  admittiert  werden  wird,  steht 
noch  dahin. 


0  Kf.  genehmigt  (25.  April/ 5.  Mai)  diesen  modas. 

^  Die  Gesandten  melden  27.  April/ 7.  Mai:  „Es  halten  sonst  die  Herren 
Gatholischen  davor,  dass  Herzog  Johaoc  Friedrich  Dorchl.  als  ein  unstrei- 
tiger successor  eines  Furstenthnmbs  in  der  Alliance  begriffen,  die  Evangelischen 
aber  wollen  das  zur  .Zeit  wegen  der  Contradiction  Dero  Herrn  Bruders  Dnrchl. 
nicht  bejahen,  und  messen  dahero  diese  jenen  and  hinwieder  jene  diesen  einige 
Parteilichkeit  bei." 


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Vorläufige  Aufnahine  des  Kf.    Der  Lilnebargische  SaccessioDBstreit.         453 

Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg  12./22.  Mai  1665. 

[Die  Aufnahme  der  fräDkischen  Markgrafen  in  die  Allianz,  deren  Gontingent.] 

Die  Aufnahme  der  Fränkischen  Markgrafen  In  die  Allianz  ist  zu- 22.  Mal 
gestanden,  K.Trier,  K.Cöln  und  Wolfenbüttel  verlangen  jedoch,  dass 
dieselben  ein  grösseres  Gontingent  stellen  sollen,  während  die  anderen  mit 
dem  angebotenen  Gontingent  zufrieden  sind.  Gravel  erklärte,  sein  König 
hielte  dafür,  dass  nicht  so  sehr  auf  dieses  qnantnm  als  auf  des  Kf.  Gon- 
tingent und  dass  demselben  hierin  Satisfaction  geschehe,  zn  sehen  sei. 
Da  der  Markgraf  zu  Gulmbach  sich  zu  140  Pferden  erboten  hat,  so  hoffen 
sie,  dieses  werde  angenommen  werden. 

Beide  Brannschweigischen  Fürsten  haben  den  Snccurs  der  Allianz 
in  Anspruch  genommen.  Der  Gesandte  Herzog  Johann  Friedrichs 
nahm  vorgestern  im  Allianzrath  seinen  Platz  ein,  ohne  dass  jemand  wider- 
sprach, daher  trugen  auch  sie  Bedenken,  dergleichen  allein  vorzunehmen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
4./14  August*  1665. 

[Bezahlung  der  Schulden  der  Allianz,  Beitrag  des  Kf.  dazu.] 

Da  noch  ans  dem  Türkenkriege  her  der  Cassierer  der  Allianz  Johann  14  Aug. 
Ochs  16000  Thaler  nebst  Interessen  zn  fordern  hat,   so  hat  man  zur  Ab- 
tragung dieser  Schulden  IVa  Simplum  gefordert.    Qes.  haben  erklärt,   dass 
Kf.  für  Ausgaben  früherer  Jahre  nicht  zu  haften  habe,  und  stellen  dem  Kf. 
anheim,  nur  ein  volles  Simplum  einzusenden^). 


Allianzka 

')  Das  Simplam  des  Beitrages  zur 

Bse  beträgt  fü 

Frankreich 

4000  Rthlr. 

K.Mainz 

1500 

K.Trier 

700 

K.Cöln 

1600 

K.Brandenburg 

2500 

Münster 

1400 

Strassburg 

210 

Basel 

140 

Pfalz-Neuburg 

1585 

Bremen 

1150 

Ffalz-Zweibrücken 

210 

Die  brannschweigischen  Häuser 

2160 

Würtemberg 

500 

Hessen-Cassel 

500 

Hessen- Darmstadt 

360 

1ÖÖ20  Uihlr. 

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454  7*    Brandeobiirg  and  die  Bbeioische  AUians. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandteii.    D.  Cöln 
14. /[24,]  August  1665, 

[auf  die  Relation  vom  4./ 14.  August.    Kf.  will  nar  Va  Simplam  beitragen.     Die 
im  Dienste  der  Allianz  stehenden  Officiere.] 

24.  Aug.  _  So  viel  nun  anfänglich  den  gemachten  Schluss  betrifft,  dass 
ein  jeglicher  von  den  Alliirten  ein  und  halbes  Simplum  in  die  Allianz- 
Cassa  zum  Abtrag  des  von  dem  Bundes  Cassirer  Johan  Ochs  ge- 
thanen  Vorschusses  binnen  sechs  Wochen  zu  Franckfurt  a.  M.  einliefern 
solle,  wollen  wir,  unsere  Willfährigkeit  za  bezeugen,  za  schleuniger 
Auszahlung  eines  halben  Simpli  Anstalt  machen  lassen,  ein  mehreres 
aber  —  kann  —  uns  noch  vorjetzo  nicht  zugemuthet  werden.  So  kön- 
nen wir  uns  auch  zur  Salarirung  so  vieler  hoher  Kriegsbedienten') 
(des  Feldmarschallen  Grafen  von  Hohenlohe  Person  ausgenommen) 
nicht  gestehen,  sondern  wollen  allein  die  Officire,  so  unseren  zur 
Bundeshülfe  destinirten  Auxiliartruppen  fUrgestellet  sein,  mit  nötigem 
Unterhalt  versehen. 

Im  AUianzratbe  ist  vorzustellen,  es  müsse  vorgebeugt  werden,  dass  den 
von  der  Allianz  dependiereuden  und  besoldeten  Offi  eieren  nicht  gestattet 
werde,  in  fremder  Herren  Dienst  zu  treten,  namentlich  befremdet  ihn,  dass 
dem  Gen.  Major  Gor  gas  sein  jährliches  Wartegeld  gelassen  und  daneben 
gestattet  wird,  sich  in  des  Bischofs  von  Münster  Dienst  gebrauchen  zu 
lassen.  Ges.  sollen  gegen  die  Einwürfe  von  E.Cöln,  E.Trier  und 
Wolfenbüttel  gegen  die  Reception  der  fränkischen  Markgrafen  remon- 
strieren. 


Der  Kurfürst  an  dieselben.     D.  Cöln  21./[31.]  August  1665. 

[Beitrag  za  der  Alliaoz-Casse.] 

31.  Aug.         —  So  viel  nun  anfänglich  die  AUiance-Schulden  betrifft,  werden  die- 
jenigen Schulden,  so  ehe  und  bevor  wir  mit  in  die  AUiance  getreten. 


0  Das   Wartegeld  für  die  im  Dienst  der  Allians  stehenden  Generale  nnd 
Officiere  beträgt  jährlich: 

FeldmarschaU  Graf  Hohen luhe  4000   Rthlr. 

General  Wachtmeister  v.  Baumbach        2000 
V.  Leyen  2000 

Graf  Josias  v.  Waldeck  2000 

Generalquartiermeister  v.  Gorgas         1333^ 
Generaladjatant  v.  Boisrenaud  666f 

Feyge  6661 

1266l)f  Kthlr. 


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Beitrag  des  Kf.  zur  AlIianzcasBe.    Der  MüDStersche  Krieg.  455 

gemachet  worden,  billig  von  denen,  so  hernacher  contrafairet  worden, 
separiret,  gestalt  Ihr  darauf  nochmahl  zu  bestehen.  ~  Was  aber  die 
Ausgaben,  so  nach  der  Zeit,  als  wir  in  die  AUiance  getretten,  vorge- 
fallen, anreichet,  deshalb  haben  wir  ein  halb  Simplum  ausgeschrieben, 
welches  ehest  eingeschicket  werden  soll.  — 


Gottfried  »v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
6./16.  Oetober  1665. 

[MaD»ier8  Hüifsgeauch  gegen  die  Niederlande.] 

Man  ist  mit  dem  vom  Ef.  angebotenen  halben  Simplam  zufrieden.    Der  16.  Oct. 
Französische    nnd   die   Angsburgi sehen   Confessionsverwandten  inclinicren 
alle  dahin,    dem  General  Gorgas    zu  schreiben,   dass  er   von   Münster 
abdanken  oder  aas  dem  Dienst  der  Allianz  entlassen  sein  solle,  wahrschein- 
lich wird  er  das  leztere  vorziehen. 

Der  Münstersche  Gesandte  hat  die  Ursachen,  waram  sein  Herr  mit 
den  Niederlanden  den  Krieg  angefangen, i)  nunmehr,  nachdem  das  Feuer 
angezündet,  im  Allianzrath  verlesen  und  Hülfe  begehrt.  Niemand  war 
instruiert,  Jena  als  der  erste  äusserte  seine  Privatmeinung,  man  möchte 
es  noch  etwas  nnd  wie  sich  die  Conjunetnren  ereignen  möchten,  mit  an- 
sehen, da  man  sich  auf  allen  Fall  und  weiteres  Anhalten  gegen  Münster 
zur  Interposition  erbieten  könnte.  Die  anderen  stimmten  bei,  der  Fran- 
zösische «ontestierte  aber  noch  immer,  dass  sein  König  den  Staaten  4000 
z.  R.  und  8000  z.  F.  zu  Hülfe  schicken  müsste  nnd  würde.  Die  Angsb. 
Conf.  Verwandten  möchten  auch,  soviel  er  spürt,  Münster  nicht 
assistieren.  Von  den  Schwedischen  Consiliis  wird  Ef.  wohl  bessere 
Nachricht  haben.  J.  wird  den  Allianzrecess  unterschreiben  und  vollziehen 
lassen,  weil  die  Hinderungen  jetzt  aufgehört  haben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
13./ [23.]  Oetober  1665. 

[auf  die  Relation  vom  6./16.  Oetober.  Das  MÜDStersche  Hüifsgeauch  ist  abzulehnen.] 

—  Was  endlich  —  des  H.  Bischoflfen  zu  Münster  bei  den  Alliirten  23.  Oct. 
Ständen  gesuchte  Assistenz  und  Hülfe  belanget,  habet  Ihr  nochmals 
bei  allen  Gelegenheiten  vorzustellen,  wie  übel  es  von  dem  H.  Bischoflfen 
geschehen,  dass  er  ein  so  gefährliches  Werk  ohne  I.  Kays.  Maj.,  des 
Beichs  und  des  Kreises  Vorwissen  angefangen  und  dadurch  das  Beich 
und  den  Kreis  absonderlich  in  die  höchste  Gefahr  gesetzet,  und  habet 
ferner  flelssig  zu  urgiren,  dass  mehrbesagter  H.  BischoflT  von  I.  Kays. 
Maj.  und  dem  ganzen  Beich  ernstlich  dehortiret  werde.    Wie  Ihr  dann 

0  S.  unten  Absclinitt  11. 


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456  7.    Brandenbarg  nod  die  Rheioiscbe  Allianz. 

auch  zu  remonstriren,  dass  die  Hülfe  von  dem  H.  Bischoff  nullo  jure  ge- 
fordert werden  könnte,  weil  er  aggressor  wftre,  dann  ob  schon  vor 
diesem  die  HH.  Staten  ihm  einigen  Verdruss  angethan,  so  gebührete 
ihm  doch  nicht,  auf  solche  Art  das  Reich  zu  impliciren,  gestalt  dann 
auch  dieses  nicht  ihme,  sondern  vornehmlich  dem  Kaiser  und  dem 
Reich  geschehen  wäre,  dahero  er  billig  demselben  die  Ahndung  des- 
sen sollte  gelassen  haben.  — 


G.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
13./23.  October  1665. 

[Des  Kf.  Beitrag  zur  Allianzcasse.    General  Gorgas.] 

23.  Oct.  Im  Allianzrath  ist  beschlossen  worden,  dass  Ef.  nnr  zu  dem,  was  nach 
seiner  Reeeption  ans  der  Kasse  zu  bezahlen,  beizutragen  habe.  Oravel, 
der  das  erste  votum  führt,  bat  sich  bei  dieser  wie  bei  anderen  Gelegen- 
heiten dem  Ef.  willig  und  geneigt  erwiesen.  Als  Jena  darauf  die  Erklä- 
rung des  Ef.  wegen  Salarierang  der  auf  Wartegeld  stehenden  Officiere  vor- 
gebracht, wurde  beschlossen,  er  sollte  dem  Ef.  berichteni  dass  Schweden 
früher  gleichfalls  dagegen  gewesen  sei ,  man  habe'  jedoch  gefunden ,  dass 
dieses  ein  sonderbares  zur  Allianz  dienendes  vincnlum  sei  und  vielen  ünge- 
legenheiten  vorbeuge, man  hoffe  daher,  dassEf.,  wie  Schweden  getban^  das 
wenige  Geld  nicht  scheuen  und  auch  dazu  beitragen  werde.  In  betreff  des 
General  Qorgas  trog  Gravel  darauf  an,  dass  er  aufzufordern  sei,  den 
Münsterschen  oder  den  Dienst  der  Alliierten  aufzugeben,  Jena  unterstützte 
diesen  Antrag,  die  Katholiken  und  andere  aber  entschuldigten  sich  mit  mangeln- 
der Instruction,  so  wurde  die  Sache  verschoben.  Es  will  aber  fast  scheinen, 
dass  wegen  der  verschiedenen  Inclinationen,  wie  in  den  Reichscollegien,  so 
auch  in  diesem  langsam  oder  gar  keine  Resolution  gefasst  werden  dürfte. 


Derselbe    an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg  27.  October/ 
6.  November  1665. 

[Beschwerden  Munsters  gegen  Frankreich  und  die  Niederlande,  E.Mainzs  gegen 
K.Pfalz,  Pf.Nenbarga  gegen  Spanien  und  die  Niederlande]. 

6.  Nov.  Im  Allianzrath  beschwerte  sich  25.  October/ 4.  November   der   Mün- 

stersc he  Gesandte  über  den  König  von  Frankreich,  dass  derselbe,  wie 
verlaute,  den  Gen.-Staaten  6000  Mann  schicke  und  zu  12000  Werbegelder 
reichen  Hesse,  und  verlas  eine  Schrift,  worin  eine  gütliche  Schlichtung  dieses 
Streites  beantragt  wird.  Oravel  erwiderte  nur,  dass  es  seinem  König  an 
genügsamen  Ursachen  dessen,  so  geschehe,  nicht  ermangele  ,  und  deside- 
rierte  Communication.  Zugleich  übergab  der  Münstersche  noch  eine 
Schrift   wider   die  Holländer.    K.Mainz  Hess  Klage  erheben,   dass   er 


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Beschwerden  Müosters,  K.Mbidib  und  Pfalz-Neuburgs.  *  457 

von  K.Pfalz')  ohne  Ursache  feindlich  angegriffen  sei,  verlangte  die  Bun- 
deshülfe  und  ersuchte  die  Alliierten,  sich  mit  der  Hülfe  gefasst  zu  halten  und 
auf  weiteres  Ansuchen  solche  in  simplo  zu  schicken.  Pfalz-Neuburg 
beschwerte  sich  über  die  Spanische  Regierung  zu  Brüssel,  welche  Sol- 
daten in  sein  Land  lege  und  sie  nicht  wolle  abführen  lassen,  und  über  die 
Oen.  Staaten,  dass  sie  nicht  die  Garnison  aus  Rayenstein  nehmen 
wollen,  einen  vornehmen  Vasallen  aus  dem  Jülichschen  gefangen  weggeführt 
und  die  Jesuiten  aus  Emmerich  vertrieben  haben ^).  Ges.  bittet  um  In- 
struktion. Es  scheint  zu  erwägen,  dass  diese  Allianz  nicht  auf  die  alten 
und  vor  dem  Friedensschluss  streitig  gewesenen  oder  entzogenen  Dinge 
zu  ziehen  ist,  sonst  würden  die  Alliierten  unterschiedliche  Armeeen  im  Felde 
halten  müssen.  Dann  ist  die  Allianz  nur  auf  die  Defension  gerichtet  und 
soll  den  Alliierten,  wenn  jemand  etwas  anfangen  will,  zeitige  Nachricht 
gegeben  werden,  was  Münster  garnicht  beobachtet  hat.  E.Mainz  mag 
wohl  die  Hülfe  noch  nicht  zur  Zeit  serio  begehren,  und  wird  de  justitia 
causae  und  vielen  anderen  Dingen,  die  bisher  vorgegangen,  unterschiedliches 
geredet. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
3./ 13.  November  1665. 

[Bülfegesuche  Münsters   and  Pf.Neabnrgs.     Yerzogernng  der  VoIlziehuDg  des 

Accessionsrecesses]. 

Münsterhat  begehrt  mit  einem  simplo,  Pfalz-Neubnrg  mit  wirklicher  13.  Nov. 
Hülfe  gegen  die  Gen.  Staaten  assistiert  zu  werden,  der  letztere  hat  auch 
verlangt,  dass  die  Allianz  wegen  Abführung  der  spanischen  Truppen  aus 
seinem  Gebiet  an  Castel  Rodrigo')  schreibe.  Herzog  Johann  Frie- 
drich von  Braunschweig  hat  sich  erboten,  nachdem  sich  sein  Ge- 
sandter V.  Rautenstein  mit  dem  seines  Bruders,  des  Herzogs  Georg 
Wilhelm,  Otto  v.  Mauderode  wegen  Führung  der  beiden  Brüdern  zu- 
stehenden vota  verglichen  hat,  an  der  Allianz  von  1658  festzuhalten  und 
des  Kf.  Accessionsrecess  zu  ratificieren.  Dieser  Recess  ist  noch  nicht 
voUzogen,  weil  die  geistlichen  und  weltlichen  fürstlichen  Glieder  sich  über 
die  Ordnung  beim  Unterschreiben  nicht  einigen  können*). 


1)  Ueber  diesen  Wildfaogstreit  s.  unten  Abschn.  10. 

^  Ueber  diese  Streitigkeiten  und  Verhandlungen  Pfalz- Neu  bürge  mit  den 
Niederlanden  s.  M^moiree  du  comte  d'EstradesII  S.  63.  167.  225.  230; 
III  S.  306.  325.  482.  510. 

*)  Statthalter  der  Spamschen  Niederlande. 

*)  G.  v.  Jena  meldet  10./20.  November,  die  weltlichen  Faraten  hätten  den  Re- 
cess unterschrieben  und  man  hätte  auch  beschlossen,  die  fränkischen  Markgra- 
fen mit  dem  angebotenen  Kontingent  von  120  Pferden  in  die  Allianz  aufzunehmen. 


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458  7-    Brandenburg  and  die  Rheinische  Allianz. 

Recess  über  den  Beitritt  des  Kurfürsten  von  Brandenburg  zur 
Rheinischen  Allianz,    D.  Regensburg  8./ 18.  November^)  1665. 

18.  Nov.  Zu  wissen  sej  hiemit,   als  die   in  folgendem  Recess  benandte, 

des  heyl.  Rom.  Reichs  Chur  und  Fürsten,  unterm  dato  Franckfurt  am 
Mayn  den  4./14.  Augusti  des  verwichenen  1658  sten  Jahres  für  sich, 
Ihre  SuccessoreS}  Erben  und  Kachkommen,  durch  Ihre  abgeschickte, 
zu  dieser  Sache  instruirte  und  gevollmftchtigte  geheime  Ministros, 
Räthe  und  Abgesandte,  so  wohl  unter  sich  selbst,  als  auch  nachge- 
hends  unterm  dato  Mayntz  den  5./ 15.  berührten  Monaths  und  Jahres 
mit  der  König!.  May.  in  Franckreich  gewisse  Bundes-Recesse  (welchen 
hernachmabls  auch  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr  Georg 
Landgraff  zu  Hessen  etc.  nunmehr  christseel.  hochlöbl.  Andenckens 
den  8./18.  Junii  1659;  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Eberhard,  Hertzogzu  Würtemberg  etc.  den  4.  Febr./25.  Januar  1660, 
auff  höchstgedachten  Herrn  Landgraffen  Georgens  Fürstl.  Dchlt.  er- 
folgten tödtlichen  Hintritt  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Ludwig,  Landgraff  zu  Hessen  etc.,  anno  1661;  der  Durchleuchtigste 
Fürst  und  Herr,  Herr  Friedrich  Ludwig,  Pfaltzgraff  bey  Rhein  etc. 
den  5.  Martii/23.  Februarii  1663;  auf  Herrn  Landgraffen  Wilhelms  zu 
Hessen  Fürstl.  Dchlt.  christseel.  hochlöbl.  Andenckens  erfolgten  tödt- 
lichen Hintritt  die  Durcbleuchtigste  Fürstin  und  Frau,  Frau  Hedewig 
Sophia  etc.  Wittib,  Vormünderin  und  Regentin,  in  Vormundschaffts 
Nahmen  Dero  ältesten  Fürstl.  Princens,  des  auch  Durchleuchtigsten 
Fürsten  und  Herrn,  Herrn  Wilhelms  Landgraffen  zu  Hessen  etc. 
anno  1663;  der  hochwürdige  Fürst  und  Herr,  Herr  Johann  Conrad, 
Bischoff  zu  Basel  den  10.  Maii  1664;  sodann  auf  des  Durchleuchtig- 
sten Fürsten  und  Herrens,  Herrns  Christian  Ludwigs,  Hertzogen 
zu  Braunschweig  und  Lüneburg  christseel.  hochlöbl.  Andenckens 
erfolgten  tödtlichen  Hintritt  der  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr 
Johann  Friedrich,  Hertzog  zu  Braunschweig  und  Lüneburg 
a.  1665  respective  beygetretten  und  continuiret)  aufgerichtet,  beschlos- 
sen und  folgends  Ihre  Ratificationes  unter  selbsthäudiger  Subscription 
und  Siegellung  darüber  gegen  einander  ausgeantwortet;  sodann  aus 
bewegenden  Ursachen  nach  und  nach  biss  auf  den  4./ 14.  und  5./ 15. 
Tag  Augusti  1667ten  Jahres  erstrecket  worden,  Allermassen  der  zwischen 
höchstgedachten  Chur-   und  Fürsten  auffgerichtete  Haupt-  und   dann 


1)  InbaltsaDgabe  bei  Pafendorf  IX,  §  B5,  S.  600,  v.  Mörner  S.  268 ff. 


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Der  Acce8sioD8rec688.  459 

mit  und  benebenst  der  Königl.  Hayt.  in  Franckreich  nacbgehends 
verglichene  letztere  Prorogations  Becesse  von  Wort  zu  Wort  lauten, 
wie  folget: 

Zu  wissen  sey  biemit,  als  nach  dem  in  anno  1648  etc.  [D. 
Franckfurt  a.  M.  4./14.  Augusti  1658]  0- 

Zu  wissen,  demnach  zwischen  etc.  [D.  Frankfurt  a.  M.  7.  Martii/ 
25.  Februarii  1663]'). 

Und  dann  der  Durchleuchtigste  Fttrst  und  Herr,  Herr  Frieder! ch 
Wilhelm,  Marggraff  zu  Brandenburg  etc.  berührte  Bundes  Becesse 
gleichfalls  seines  Orths  zu  fertigen  und  zu  ratificiren  aus  gewissen 
Ursachen  bisshero  zwar  angestanden,  nunmehr  aber  dazu  sich  endt- 
sehlossen  und  erkläret,  dass  solchem  nach  höchstbenandte  S.  Ghurf. 
Dchlt.  vorgemeldte  zu  niemands  Offension,  sondern  nur  alleine  zu 
Beschtttzung  Ihrer  und  der  sftmbtlichen  Alliirten  Landt  und  Leuth 
angesehene,  auch  in  denen  Beichssatzungen  und  zumahl  dem  jüngsten 
Westphälischen  Friedensschlus  gegründete  Verfassung  mit  ob  höchst- 
benandter  Königl.  Mayt.  auch  Chur  und  Fürsten  den  22.  Martii/1.  Apri- 
lis  1665  würcklich  eingegangen  und  mit  denenselben  sich  (ausgenom- 
men dessen,  so  wegen  Inhalts  des  ersten  Articuls  absonderlich  ver- 
glichen  und  am  Ende  dieses  Accessions-Becesses  befindlich)  verbunden 
haben.  Thun  auch  solches  hiemit  und  in  Krafft  dieses  dergestalt,  dass 
Sie  nicht  anders,  als  ob  mehr  höchstgedachte  S.  Ghurf.  Durchl.  gleich 
anfangs  ob  inserirte  Becesse  mitgefertiget  und  genehm  gehalten  hätten, 
alle  darin  gemeldte  Assistentz  und  Hülffe,  jedoch  offt  höchstbesagte 
S.  Ghurf.  Durchl.  wegen  dero  Ghurfürstenthumb  und  fieichslande  mit 
Fflnffhundert  zu  Pferd  in  vier  Gompagnien  und  Eintausend  zn  Fuss  in 
f&nff  Gompagnien,  die  übrige  alliirte  Ghur-  und  Fürsten  aber  mit  so 
viel  Manuschafft,  als  in  mehr  berührtem  vorgehenden  Haupt-  und  re- 
spective  Ihrem  Accessions-Becess  verglichen  und  enthalten  ist,  einan- 
der treulich  leisten  und  demjenigen,  was  mit  mehrem^darin  verhandelt, 
gegen  einander  nachleben  und  nachkommen  wollen.  Als  aber  der 
im  Isten  Articul  des  d.  4./ 14.  Aug.  1658  zu  Franckfurt  am  Mayn 
auffgerichteten  Haubt  Alliantz  Becessus  befindlicher  Paragraphus,  wel- 
cher sich  anfanget:  „Wobey  dann  dieses  absonderlich  verglichen,  ob- 


ODiariam   Earopaeam  I  8.1010.    Londorp   VIII   S.  417.      Dumont 
VI  2  S.  235. 

»)  Dumont  VI  2,  S.  453. 


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460  7.    Brandenburg  and  die  Rheinische  Allianz. 

wohl  die  AUiirte  weder  in  gegenwärtigem,"  und  sieh  endiget:  „ohne 
einige  Exception  wQrckliehe  Hülffe  und  Assistentz  zu  leisten  schuldig 
seyn  sollen,"  nach  dem  in  a.  1660  erfolgten  Polnischen  Frieden  an 
und  für  sich  selbst  erloschen,  und  demnach  S.  Churf.  Durchl.  zu  Bran- 
denburg  selbigen  Paragraphum  nuhn  mehr  auszulassen  begehret,  der 
offt  angezogene  Haupt-Recess  aber  aus  einer  und  andern  Ursachen 
vor  jetzo  nicht  umbgefertigt  werden  können.  So  erklären  und  ver- 
sprechen obhöchstgenandte  Königl.  Mayt.  in  Franck  reich  auch  Chur- 
fQrsten  und  Fttrsten  ingesambt  und  ein  jedweder  für  sich,  dass  die  in 
art.  1  "<>  jetzt  angeführte  absonderliche  Disposition  „wobey  dann"  und 
was  davon  dependirt,  die  Königl.  Mayt.  und  Cron  Schweden  wie 
auch  S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  betreffend,  hiemit  abseyn 
und  cessiren,  und  wann  diese  AUiance  kfinfftig  prorogiret  werden 
wird,  der  offtgedachte  Haubt-Becess  de  a.  1658  umbgeschrieben,  er- 
neuert und  gedachter,  art.  1™^  befindlicher  Paragraphus  und  absonder- 
lich geroachter  Vergleich,  höchstgedachte  Königl.  Mayt.  und  Cron 
Schweden  und  dann  S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  belangend, 
als  der  bereit  von  sich  selbst  cessirt  und  auffgehoben  ist,  daraus  ge- 
lassen werden  solle. 

Dessen  zu  Uhrkund  und  beständiger  Vesthaltung  ist  dieser  Re- 
cess  von  allerseits  Königl.  Chur-  und  FUrstl.  Geyollmächtigten  unter- 
schrieben und  verfertiget,  auch  davon  einem  jedweden  ein  Exemplar 
zu  dem  Ende  behändigt  worden,  damit  von  allerseits  gdster  Herr- 
schafft die  darüber  nöthige  Ratificationes  verglichener  Massen  von 
dato  innerhalb  sechs  Wochen  ohnfehlbar  beigebracht  und  gegen  ein- 
ander ausgewechselt  werden  mögen.  Da  aber  vor  Verfliessung  an- 
geregter sechs  Wochen,  oder  vor  Einlangung  der  Commutirung  aller- 
seits hoher  Herren  Principalen  Batificationen,  obgedachter  AlliirtenCbor- 
fürsten  und  Fürsten  oder  S.  Churf  Durchl.  zu  Brandenburg  Chur- 
fttrstenthumb  und  Landen  einige  Gefahr  zuhanden  stossen  oder  auch 
zu  besorgen  stehen  solte.  So  versprechen  obgedachte  Königliche,  Chur- 
und  Fttrstl.  Gesandten  im  Nahmen  Ihrer  hohen  Herrn  Principalen  hie- 
mit S.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  Gesandte,  denenselben,  dass 
Sie  auch  in  solcher  Zeit  auff  allen  zutragenden  Nothfall  einander  ad 
mutuum  auxilium  und  zu  reciprocirter  Assistentz  dergestalt  und  unter 
sich  verbunden  sein  sollen  und  wollen,  als  ob  allerseits  Königl.  Chur- 
und  Fürstl.  Ratificationes  würcklich  schon  eingelanget,  auch  gegen  ein 
ander  commutirt  und  extradiret  wehren.  Alles  getreulich  und  ohne 
Gefehrde.    So  geschehen  zu  Regenspurg  den  8./ 18.  Novembris  a.  1665. 


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Der  AccessioDsrecess.  461 

Robertus  de  Grayel 

Christianissimi  regis  Plenipotentiarias. 
Frantz  Georg  von  Schonborn 

wegen  Chur-Maintz. 
Joannes  Gbristophorus  Aldenhofen 

wegen  Chur- Colin. 
Johan  Adam  Umbescheiden 

wegen  Chur- Trier. 
Gotfried  von  Jena 

wegen  Chur- Brandenburg. 

Hans  Ernst  von  Rautenstein 

wegen  Ihr.  Dchl.  zu  Neuburg. 
Georg  von  Snoilski, 

wegen  Bremen,  Verden  und  Pommern. 
Hans  Ernst  von  Rautenstein 

wegen  Ihr.  Dchl.  zu  Zweybrllck. 
Caspar  Alexandri  D. 

wegen  Braunschweig  Wolfenbüttel. 
Otto  Otto  von  Mauderode, 

wegen  Braunschweig  Lüneburg  Zell. 
Hans  Ernst  von  Rautenstein 

wegen  Ihr.  Dchl.  zu  Braunscbw.  Lüneb.  Calenb. 
Sebast.  Fried.  Zobel, 

wegen  Ih.  F.  Dchl.  zu  Hessen  Cassell. 
Sebast.  Fried.  Zobel, 

wegen  Ih.  F.  Dchl.  zu  Hessen  Darmstad. 
Georg  Wilhelm  von  Bydenbach 
wegen  Würtenberg. 


Gr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
24.  November /4.  December  1665. 

[Schreiben  an  Castel  Rodrigo,   General  Oorgas,   franzöBiBche  Antwort  auf  die 
MQDstersche  Beschwerde,  Haitang  der  catholischen  Mitglieder  der  Allianz] 

Er  übersendet  den  Allianz -Accessions-Recess,   den  aber  Basel  und  4.  Dec. 
MüD8ter  wegen  des  Präcedenzstreites  mit  den  Weltlichen  noch  nicht  un- 
terschrieben haben,  und  die  Formel  für  die  Ratifikation;   er  sendet  ferner 
(in  Schreiben   der  Alliierten   an   den  spanischen  Statthalter   Castel    Ro- 
drigo,  welches  auf  Pfalz-Nenborgs  Ansuchen  abgehen,  aber  erst  den 


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462  7.    BrandoDbarg  und  die  BheiDische  Allianz. 

PriDcipalen  vorgelegt  werden  eoll.  Auf  Antrag  des  französischen  Ge- 
sandten ist  beschlossen,  an  General  Gorgas  zu  schreiben  und  ihn  anfzn- 
fordern,  den  Münsterschen  Dienst  zu  quittieren.  Der  französische  Gesandte 
verlas  auch  eine  Interimsantwort  auf  die  Münstersche  Beschwerde  wegen 
des  den  Gen.  Staaten  geschickten  Succurses. 

Die  HH.  Gatholischen  bezeugen  sich  bei  diesem  Kriege  immer 
fröhlicher  und  bekommen  ihre  angenehme  Zeitung,  auch  dass  Ihre 
Maj.  der  König  von  En gell  and  gewiss  etliche  1000  Mann  unter  einem 
catholischen  General  sende,  werden  sich  dennoch,  als  gesagt  wird, 
des  Wesens,  weil  es  Münster  nicht  benöthiget,  öffentlich  nicht  an- 
nehmen, sondern  allein  dahin  embsig  trachten,  durch  Vorgebung  fried- 
licher Mittel  zu  hindern,  damit  kein  Augsb.  Conf.  Verwandter  Fürst 
';!  denen  HH.  General  Staaten  assistire,  dafUr  haltend,  es  werde  Mün- 

I  st  er  mit  der  engelländischen  Hdlfe  alsdann  bastant  sein  können,  sein 

^  jetziges  und  mehr  andere  Desseins  werkstellig  zu  machen.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
15./25.  December  1665. 

[Das  Schreiben  ao  Gastel  Rodrigo,  freuodschaftliche  Erklärung  Pfalz -Neabargs, 

Antrag  K.Gölns  aaf  Bereithaltnog  des  Triplum  und  Einschreiten  gegen  die  wider- 

spänstigeo  Landstände,  die  Grafen  von  Waldeck]. 

25.  Dec.  Pfalz-Neubnrg  verlangt,  dass  in  das  Schreiben  an  Gaste!  Ro- 
drigo  ein  Passns  eingerückt  werde,  in  welchem  die  Spanier,  wenn  sie 
nicht  abzögen,  mit  der  Einmischung  der  Alliierten  bedroht  würden.  Der 
Pfalz-Nenbnrgische  Gesandte  hat  Jena  bcFucht  und  erklärt,  sein  Herr 
wünsche  jetzt  mit  Kf.  in  nähere  Vertraulichkeit  zu  treten.  Er  hat  auch 
zu  allererst  die  Ratification  des  Accessions-Recesses  eingereicht.  Der  E.  G  öl  - 
nische  Gesandte  beantragte  13./23.  December,  um  der  Gefahr,  dass  auch 
die  Lande  seines  Herrn  mit  in  den  Erleg  hineingezogen  würden,  Torzubeu- 
gen,  dass  man  sich  in  Eriegs Verfassung  setze  und  mit  dem  Triplum  an 
Volk  gcfasst  halte,  zugleich  wünschte  er,  dass  beschlossen  werde,  falls 
eines  Alliierten  Landstände  bei  Beibringung  dieses  Tripli  sich  widerwärtig 
zeigten,  man  conjunctim  sich  zu  assistieren  habe ,  dass  dieselben  dazu  und 
zur  nötbigen  Unterhaltung  des  Tripli  angehalten  würden.  Auch  Pfalz- 
Neuburg  gab  eine  gleiche  Erklärung  ab.  Es  wurde  ad  referendum  ge- 
nommen. Jena  bittet  um  Instruction  in  dieser  Sache,  die  wichtig  scheint; 
es  liege  am  Tage,  dass  E.Cöln  und  Pfalz- Neu  bürg  auf  diese  Weise 
ihre  Untertbanen,  welche  sich  zn  Wartegeldern  und  Unterhalt  der  Völker 
nicht  verstehen  wollen,  vermittelst  der  Allianz  dazu  zu  bringen  suchen. 
Bei  der  Berathung,  ob  das  von  den  Grafen  Ghristian  Ludwig  und 


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Anträge  von  Pfals-Nenburg  n.  K.CoId.    MisshelligkeiteD  noter  d.  Alliierten.     463 

Josi  as  FOD  Waldeck  begehrte  IntercessionsschreibeD i)  an  Münster  zn 
expedieren  sei,  entstand  die  Frage,  ob  das  Oräfl.  Waldecksche  Hans  in 
der  Allianz  gewesen  und  noch  sei,  die  übrigen  bejahten,  Münster,  Pfalz- 
Neu  bürg  und  Calenberg  dagegen  difficultierten  es.  Die  ersteren  be- 
riefen sich  darauf,  dass  das  Haus  Waldeck  wegen  Opposition  des  Hauses 
Hessen  betreffend  die  Lehen  nicht  wirklich  habe  aufgenommen  werden 
können,  nachdem  aber  die  Lehnsstreitigkeiten  mit  Hessen  beigelegt  und 
jenes  nicht  mehr  contradiciere ,  sondern  Waldeck  pro  foederato  erkenne, 
sei  remoto  hoc  obstaculo  die  Sache  richtig.  Da  aber  die  Prorogation  der 
Allianz  nach  Ezpirieruug  des  gesetzten  Termins  dazwischen  gekommen,  so 
sei  fraglich,  ob  das  Hans  Wal  deck  auf  sein  Ersuchen  zu  recipieren,  da- 
wider yermutbllch  Münster  sein  würde,  oder  bei  der  Allianz,  falls  es  noch 
darin  sei,  zu  behalten  sei.    Er  bittet  auch  darüber  um  Instruction. 

Dass  an  General  Gor  gas  die  Aufforderung  zur  Aufgabe  des  Mün- 
sterschen  Dienstes  erfolge,  ist  längst  beschlossen  worden,  aber  über  die 
Form  dieser  Avocierung  hat  man  sich  noch  nicht  vergleichen  können,  und 
lassen  sich  auch  sonst  im  Allianzratfa,  weil  darin  unterschiedliche  Intentio- 
nen, allerhand  Brouillerien  spüren. 

Ef.  wird  gebeten,  j^tzt  das  halbe  Simplum  einzuschicken  und  sich  zu 
erklären,  ob  er  künftig  zur  Snlarierung  der  gesamten  Generalität  concur- 
rieren  wolle.  Die  Aufnahme  der  Markgrafen  von  Culmbach  und  Onolz- 
bach  ist  am  13./23.  December  beschlossen  worden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
29.  December  1665/8.  Januar  1666. 

[K.CÖIds  nod  Pfalz-Nenbnrgs  Antrag  auf  Stellung  des  Triplum,  Misstraueo  der 
Evangelischen.    Schreiben  an  Gorgas.] 

K. Göln  und  Pfalz-Neuburg  urgieren  aufs  neue  einen  allgemeinen  S.Jan. 
Beschluss  wegen  des  Tripli,  aber  nur  Münster  secundiert.  Die  Sache  ver- 
ursacht den  Augsb.  Gonf.  Verwandten,  wie  diese  sich  yertraulich  Ternehmen 
lassen,  allerhand  Nachdenken,  zumal  man  gerade  heraussagt,  man  müsse 
quovis  modo  Münster  retten.  Dazu  ist  gewisse  Nachricht  vorhanden,  dass 
Münster  seine  Intention  vorlängst  einem  Theile  der  Alliierten  mitgetheilt 
und  mit  denselben  Rath  gepflogen,  und  dass  er  dem  Kaiser  zu  Salzburg 
durch  den  Landgrafen  zu  Hessen-Homburg  remonstrieren  lassen,  dass 
der  Krieg  gegen  die  Niederlande  ein  Religionswesen  sei,  daher  auch,  wenn 
der  firzbischof  von  Salzburg  es  nicht  beständig  widerrathen,  ihm  8  Regi- 
menter zu  Hülfe  marschiert  sein  würden. 


0  Dieselben  hatten  die  Alliierten  aufgefordert,  den  Bischof  von  Munster  ab- 
zumahoen,  seine  Drohung,  die  Waldeckschen  Lande  dafür  büasen  zu  lassen, 
dass  ihr  Vetter  Qraf  Georg  Friedrich  v.  Waldeck  sich  in  niederländische 
Dienste  begeben  habe,  aaszufähren. 


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464  7.    Bracdenbarg  und  die  Rheioieche  AlHaoz. 

Das  Schreiben  an  Oorgas,  worin  er  nicht  avociert,  sondern  nar  eine 
Erklärung  von  ihm  verlangt  wird,  ist  jetzt  endlich  nach  etlichen  Monaten 
fertig  geworden. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cleve 
8./ 18.  Januar  1666. 

[anf  die  Relation  vom  15./25.  December.    Das  Schreiben  an  Gastel  Rodrigo,  der 
Antrag  K.Colns,  das  Haas  Waldeck]. 

18.  Jan.  Sie  sollen  dem  Pfalz-Neobargiscben  danken.    Das  Schreiben  an  Gas- 

tel,Rodrigo  darf  nur  anf  gütliche  Interposition  gerichtet,  daher  die  von 
Pfalz-Neubnrg  gewünschten  Worte  nicht  inseriert  werden,  ßetreffend 
den  Antrag  E.Cölns  auf  Stellung  eines  Triplum  sollen  sie  sich  der  Ma- 
jorität conformieren^  ebenso  in  betreff  der  Receptlon  des  Hauses  Waldeck, 
da  Ef.  diesem  Hause  hierin  nicht  zuwider  sein  will. 


G,  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
12./ 22.  Januar  1666. 

[Beschwerden   MiiDatera    über    die   Braunschweigischen    Herzoge,    der    Antrag 
E.Cölns  und  Pfalz-Nenburgs  auf  Stellung  des  Triplum.] 

22.  Jan.  Das  Schreiben  an  Gastel  Rodrigo  ist  expediert.    Der  Münstersche 

Gesandte  hat  sich  über  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 
und  den  Bischof  von  Osnabrück  beschwert;  dass  ihre  unter  Waldeck 
stehenden  Truppen  holländische  Fahnen  angenommen  und  im  Marsch  be- 
griffen wären,  um  in  sein  Land  einzufallen,  und  ein  Dehortationsschreiben 
der  Alliierten  an  dieselben,  sowie  Stellung  der  Hülfe  von  denselben  ver- 
langt. Darauf  hat  Braun  schweig- Celle  mit  einem  Memorial  geantwor- 
tet, Münster  repHciert  K.Göln  und  Pfalz-Neuburg,  von  Münster 
secundiert,  urgieren  ein  Conclusun  wegen  Stellung  des  Tripli,  es  ^aben 
sich  aber  die  meisten,  auch  Jena  mit  mangelnder  Instruction  entschut^digt, 
ein  Theil  der  Augsb.  Conf.-Yerwandten  erklärt,  dass  es  überflüssig  \und 
weitaussehend  wäre. 


Derselbe   an    den  Kurftirsten.     D.  ßegensburg   26.  JanuarV 

5.  Februar  1666.  \ 

[Beleidigende  Aeusserung  des  MÜDSterschen  Gesandten].  i 

5.  Febr.  Im  Allianzrath  haben  am  I9./29.  Januar  K.Cöln  und  PfaU-Neuburg 

aufs  neue  das  Triplum  nrgiert,  Münster  sich  über  Frankreichs  und  Her- 
zog GeorgWilhelms  von  Gelle  Verhalten  beschwert.  Als  der  Cellische  sieb 


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Antrag  wegen  Stellung  des  Triplam.  465 

iD  seiner  Replik  anf  das  am  10./20.  NoTember  1665  von  Jena  abgelegte  bran- 
denbargische  votum  bezog,  worio  Münster  als  aggressor  bezeichnet  ist, 
erklärte  der  Münstersche  jenes  votnm  Hir  ein  dem  Willen  und  der  Ab- 
sicht des  Ef.  nicht  entsprechendes,  dem  dessen  mündliche  und  schriftliche 
Contestationen  und  sonderbare  Abschickangen  zuwiderliefen.  Jena  fühlt 
sich  dadurch  beleidigt,  er  hat  nicht  geantwortet,  um  dem  Kf.  nicht  vorzu- 
greifen, bittet  aber,  dass  dieser  ihm  Satisfaction  verschaffe^). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cleve 
9.  Februar  st.  n.  1666. 

[Die  beantragte  Tripelhülfe.] 

Er  hat  in  seinem  Bescript  vom  8./18.  Januar  sie  augewiesen,  wegen  der  9.  Febr. 
im  Allianzrath  vorgebrachten  Tripelhülfe  sich  den  majoribus  zn  conformieren. 

Nun  ißt  zwar  unsere  Meinung  hierunter  nicht  gewesen,  dass  die 
majora  alhier  gelten  sollten,  dahero  wir  auch  hoffen,  Ihr  werdet  die- 
ses bestermassen  mesnagiret  haben.  Daferne  Ihr  nun  solches  votum 
noch  nicht  abgeleget  hattet,  so  befehlen  wir  Euch  —  damit  noch  an 
Euch  zu  halten,  und  wann  wegen  der  Tripelhülfe  wieder  etwas  vor- 
kommt, zu  vernehmen,  |:  wohin  der  andern,  f&mehmlich  der  Evange-  Ch. 
tischen  Meinung  gehe,  und  absonderlich  zu  sondiren,  ob  auch  Frank- 
reich hiezu  Anlass  gegeben,  dass  solche  Proposition  auf  die  Bahn 
gebracht  worden:  |,  und  uns  davon  alsofort  berichten.  Euch  aber  in- 
mittels  defectu  mandati  zu  entschuldigen.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
16./ 26.  Februar  1666. 

[anf  das  Rescript  vom  9.  Februar.    Die  Tripelhülfe.     Haltung  Frankreichs  in 

dieser  Angelegenheit.] 

—  Die  Frage  wegen  der  Tripelhülfe  ist  noch  res  integra  und  das  26.  Febr. 
Votum,  weil  es  die  Gelegenheit  also  gegeben,  nicht  abgeleget  worden. 
|:  Sonst  ist  gedachtes  Anbringen  denen  Evangelischen  sofort  zu  an-   Cb. 
fangs  sehr  nachdencklich  vorkommen,  Frankreich  aber  hat  zu  dieser 

0  Kf.  erwidert  daraaf  (ld./23.  Februar),  Jena  habe  uor  za  erwidern,  dem 
MüDBterschen  gebühre  nicht,  seine  vota  in  Zweifel  za  ziehen,  da  er  darüber  nicht 
ihm,  sondern  dem  Kf.  Bechenschaft  zu  geben  habe;  halte  er  dieses  nicht  für 
genügend ,  so  habe  er  bei  dem  Directorium  zu  suchen ,  dass  jenem  solches  ver- 
wiesen werde. 

Mater.  %.  Gesch.  d.  Q.  Knrfürstea.    XI.  30 


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466  7.    Brandenbarg  and  die  Rheinieche  Allianz. 

Proposition  keine  Anlass  gegeben,  auch  bei  denen  Deliberationen 
Mangelung  genügsamer  Instruktion  unterschiedlich  vorgeschützet,  doch 
endlich,  dass  er  indifferent  sei,  sich  vernehmen  lassen.  H.  Oravel 
gedachte  auch  vor  etlichen  Wochen  gegen  mir  dem  Jena,  dass  er  es 
nicht  anders  als  so  machen  könnte,  damit  sein  König  bei  etlichen 
nicht  in  Verdacht  geriethe,  als  wollte  er  zwar  Völcker  auf  den  Beinen 
haben,  aber  ungern  leiden,  dass  seine  AUiirte  sich  gleich  damit  ver- 
sehen:!. 


Dieselben  an  den  KurfUrsten.     D.  Regensburg 
23.  Februar/ 5.  März  1666. 

[üeber  die  Tripelhulfe  ist  kein  Beschlaes  zastaode  gekommen.    Neaer  Vorschlag 

K.Cölns.] 

5.  März.  Im  Allianzrath  hab^n  K. Cöln  and  PfaIz*Neabarg  nochmals  ein 
Gonclasam  wegen  des  Triplam  urgiert  und  vorstellen  lassen,  dass  ohne  dem 
ihre  Landstände  zn  den  nötbigen  Werbegeldern  und  Unterhaitang  der  Milie 
nicht  zn  bewegen.  Die  Katholischen  consentierten  alle  und  brachten  die 
majora,  wenn  man  die  Interessenten  mitrechnet,  za  wege,  dagegen  dissentierten 
alle  Aagsb.  C.  Verwandten,  dass  also  kein  Schluss  erfolgen  konnte.  Darüber 
beschwerten  sich  der  E.Cölnische  und  Pfalz-Nenburgische  und  erste- 
rer  schlug  vor,  dass  im  Namen  der  Allianz  an  E.  Cöln  geschrieben  werde, 
wie  man  nöthig  befunden,  dass  ein  jedweder  der  Alliierten  mit  einem  Triplo 
an  Volk  sich  gefasst  halte,  damit  dieser  Brief  den  Landständen  Forgewiesen 
werden  und  die  quaestio  an  dadurch  ihre  Erörterung  erlangen  könnte,  mit 
welchem  sich  Pfalz-Neuburg  conformierte.  Sie  nnd  ein  Theil  der  Nach- 
stimmenden haben  diesen  Vorschlag  ad  referendnm  angenommen.  Dann  ge- 
schah nochmals  Erinnerung  wegen  Einlieferung  des  Geldes  und  ob  Kf. 
nicht  auch  ebenso  wie  Frankreich  und  Schweden  zum  Unterhalt  der 
Generalität  beitragen  wolle. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D,  Oleve 
16. /26.  März  1666. 

[aaf  die  Relation  vom  23.  Febr./ 5.  März.    Das  Triplam  nicht  nöthig,  Zahlung 

seines  Beitrages.] 

26,  Mär».         —  Nachdem  nunmehr  Gott  Lob  gute  Hoffnung  vorhanden  *),  dass 
der  Krieg  zwischen  den  Gen.  Staaten  und  Münster  ehestens  bei- 

^)  Mitte  März  hatte  sich  der  Bischof  von  Münster  zumAbschlass  des  Frie- 
dens mit  deo  Niederlanden  anter  den  vom  Kf.  von  ihm  geforderten  Bedingungen 
bereit  erklärt,  s.  unten  Abschnitt  11. 


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Aoträge  K.CöIqs.    Beitrag  des  Kf.  zur  Bundescasse.  467 

gelegfet  und  der  Friede  getroffen  werden  wird,  so  sehen  wir  nicht, 
wozu  das  begehrte  Triplum  an  Mannschaft  nunmehro  von  nöthen. 

Wegen  der  Lieferung  des  Geldes  ad  cassam,  wann  Frankreich 
und  Schweden  das  ihrige  mit  zutragen,  werden  wir  auch  dasjenige, 
so  uns  zukommt,  doch  erst  von  der  Zeit  an,  da  die  Ratification  aus- 
gefertigt worden,  entrichten  *).  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
13./23.  April  1666. 

[Neuer    Antrag  E.CoIdb  wegen  ünterBtätzang  aeioer  Forderaog  der  EinraamaDg 
Rheinbergs  and  Stellung  des  Triplum.] 

Im  Alliansrath  hat  10J20.  K.Gö1q  beantragt,  seine  Forderung  an  die 23.  April. 
Gen.  Staaten  wegen  Einräumang  vonRheinberg^  durch  ein  Schreiben  an 
dieselben  und  auch  bei  dem  hiesigen  BeycUmächtigteD  derselben  zu  empfeh* 
len,  zugleich  die  Forderung  wegen  Stellung  des  Triplum  erneuert,  indem 
die  Gonjuncturen  sich  je  länger,  je  gefährlicher  anliessen.  Die  Katholischen 
willigten  in  beides;  Oes.  erklärten,  darüber  referieren  zu  müssen  und  dass 
nunmehr,  da  zum  Frieden  zwischen  Holland  und  Münster  gewisse  Hoff- 
nung sei,  ein  solches  Conclusnm  von  wirklicher  Stellung  der  Mannschaft 
nicht  nötig  fiein  werde,  zumal  es  bei  einem  und  andern  ungleiche  Gedankeu 
erwecken  könnte.  Dem  conformierten  sich  die  Angsb.  C.  Verwandten,  so 
dass    beides   unerörtert   blieb.    Die  Rh  ein  berg  Ische  Sache   ist   anch  an 


0  Der  Bundeskassierer  Johann  Ochs  erinnert  den  Kf.  (d.  Frankfurt  25. März 
1666)  daran,  derselbe  habe  ihm  in  einem  Schreiben  vom  25.  September  1665  an- 
gezeigt, dass  er  statt  der  den  S.August  bewilligten  IVs  simpla  vorerst  nur 
Vs  Monat  und  nach  einem  halben  Jahre  wieder  Va  Monat  an  die  Bundeskasse 
werde  einliefern  lassen,  er  habe  aber  bisher  noch  nichts  erhalten,  und  er  bittet 
daher  wenigstens  diese  Abschlagszahlung  zu  leisten.  Darauf  theilt  Kf.  (10./20.  April) 
den  Gesandten  mit,  zu  den  auf  ihn  fallenden  1250  Thalern,  welche  von  ihm  auf 
seine  einzelnen  Lande  repartiert  seien,  hätten  erst  Brandenburg,  Ravensberg  und 
Minden  ihren  Beitrag  (zusammen  725  Thaler)  eingeliefert,  welche  der  Ober- 
licenteinnehmer  Preunel  an  Ochs  senden  sollte,  in  Cleve  und  Mark  werde 
er  selbst  Anstalt  treffen,  dass  die  auf  diese  Landschaften  fallenden  250  Thaler 
übersandt  würden,  auch  an  die  Halberstädtische  und  Hinterpommersche  Regie- 
rung habe  er  geschrieben,  dass  sie  das  restiereüde  Geld  (275  Thaler)  sofort  bei- 
bringen sollten.  Ochs  quittierte  darauf  (d.  Frankfurt  8.  Mai  1666),  dass  Kf.  an 
ihn  in  Abschlag  der  den  8.  August  1665  zu  Regensburg  bewilligten  IVa  simpla 
1000  Thaier  zu  Leipzig  habe  zahlen  lassen.  Nocü  am  19./29.  Juli  1667  melden 
die  Qesandten  dem  Kf.,  die  250  Thaler  von  Gleve  seien  noch  nicht  eingegangen. 

')  S.  über  diese  Streitigkeit  oben  S.  36  und  M^moires  d'Estrades  II 
8.  40.  53.  63. 

30* 


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468  '^'    Brandenburg  nnd  die  Rheinische  Allianz. 

alle  Stände  nnd  an  den  Kaiser  gebracht ^).  Man  redet  hier;  dass  Schweden 
einwillige,  15000  Engelländer  an  der  Weser  aussteigen  zu  lassen  und  ihnen 
Durchzog  zu  gestatten,  und  dieses  sei  die  Ursache,  warum  ein  Theil  die 
Schliessung  des  Friedens  traisniere. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten-     D.  Regensbnrg 
15./25.  Januar  1666. 

[Weitere  Proroglening  der  Allianz.] 
25.  Jan.  Im  Allianzrath  ist  Erinnerung  geschehen,  dass  wann  sothane  bis 
auf  ein  Jahr  zu  Ende  gelaufen,  von  derselben  Prorogation  pflegte  ge- 
handelt zu  werden,  und  weil  den  4./ 14.  5./ 15.  des  künftigen  Monats 
Augusti  zwei  Jahr  bereit  verflossen,  als  wurde  eine  jedwedere  Gesandt- 
schaft um  nöthige  Instruktion  in  Zeiten  gebtthrend  anzuhalten  wissen. 
Ges.  bitten  Ef.  darum. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cleve 
11. /21.  Juli  1666. 

[auf  die  Relation  vom  15./ 25.  Janl.  Prorogierang  der  Allianz.] 
21.  Juli.  —  Diewell  wir  Euch  aber  anitzo  in  specie  darauf  nicht  instruiren 
können,  so  habet  Ihr  inmittels,  wann  die  Zeit  herankommt,  zu  ver- 
nehmen, wie  sich  die  andern  hierunter  betragen  und  wohin  sie  zielen, 
da  Ihr  Euch  dann  den  Majoribus  zu  conformiren,  es  wäre  dann  Sache, 
dass  Ihr  einiges  erhebliches  Bedenken  darbei  hättet,  auf  welchen  Fall 
Ihr  Uns  zuvor  Bericht  einzuschicken  und  unsre  Resolution  darauf  zu 
erwarten  habet.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
22.  Februar/4.  März  1667. 

[Yerhandlang  im  Allianzrath  über  Prorogierang  der  Allianz  und  Zahlung  eines 

neaen  Geldbeitrages.] 
4.  März  Im  Allianzrath  wnrde  16. /26.  Februar  vorgetragen,  wie  das  etliche  Male 

prorogierte  Defensiousbündnis   sich   zum  Ende   nähere.    Da  nach  Art.  22 


^)  Kf.  beauftragt  die  Gesandten  (13./23.  April),  dem  K.Cölnischen  Gesandten 
mitzatheilen ,  dass  or  seine  Minister  im  Haag  beauftragen  wolle ,  den  dort  an- 
wesenden K.Cölnischen  Kansler  Buschmann  in  dieser  Rheinberger  Sache  bu 
unterstützen. 


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VerhaodlaDgeD  über  Prorogiening  der  Allianz.  469 

des  Haoptrecesses  ein  halbes  Jahr  zavor,  ob  dasselbe  wieder  zn  ernenerD 
sei,  geredet  werden  solle,  so  hätte  man  jetzt  dieses  zu  proponiereD  für 
oöthig  befunden,  dahinstellend,  ob  die  Gesandten  sich  darüber  erklären 
wollten. 

Der  französische  Gesandte  erklärte  sich  darauf  für  ermächtigt  im 
Namen  seines  Königs  zu  erklären,  dass  derselbe  zur  Prorogation  bereit- 
willig sein  würde.  Der  K.Triersche  erklärte,  diese  Sache  sei  noch  nie 
in  Proposition  gekommen ,  daher  es  ihm  an  Instruktion  mangele.  Der  E.- 
CÖlnische  Hess  sich  vernehmen,  sein  Herr  habe  ihn  dergestalt  instruiert, 
dass  er  sich  sogleich  für  die  Prorogation  erklären  könne,  weil  aber  E.Trier 
es  ad  referendum  genommen,  wolle  er  demselben  nicht  vorgreifen. 

Sie,  die  Gesandten  des  Ef.,  erklärten  darauf,  nachdem  sie  daran  erin- 
nert, wie  Ef.  immer  für  Erhaltung  des  Friedens  und  guten  Vertrauens  im 
Reiche  und  mit  den  Nachbaren  bemuht  gewesen,  dass  sie  zwar,  wenn  es  die 
übrigen  thäten,  sich  wegen  der  Prorogation  categorice  herauslassen  könnten, 
dass  sie  aber,  zumal  die  meisten  Vorstimmenden  zurückgehalten,  auch  da- 
mit anstehen  müssten. 

Die  übrigen  stimmten  dahin,  dass  sie  berichten  und  Instruktion  erwar- 
ten wollten,  der  Schwedisch-Bremische^)  hing  seiuem  voto  noch  an, 
es  sei  bekannt,  wie  an  diesem  Orte  unterschiedlicher  Alliierten  Beschwerden 
gehört  worden  seien,  die  keine  Hülfe  gehabt,  und  wie  sich  schädliche  Diffi» 
dentien  unter  denselben  ereignet  hätten,  deswegen  sei  zu  gedenken,  wie 
alles  Miss  trauen  gründlich  aus  dem  Wege  geräumt  werden  möge. 

Diesem  nach  folgte  der  Schluss,  dass  dieser  Sache  so  lange,  bis  ein  jeder 
mit  genügsamer  Instruktion  versehen  werden  könnte,  Anstand  zu  geben  sei. 

Darauf  wurde  beantragt,  behufs  Bezahlung  dessen,  was  man  den  Gene- 
ralen und  Officieren,  die  abgedankt  seien  und  die  in  den  Diensten  der  Allianz 
blieben,  schuldig  sei,  eine  neue  Anlage  zu  machen,  von  den  allermeisten 
wurde-  dieses  für  nötbig  gefunden  und  beschlossen,  auf  einen  neuen  Beitrag 
fördersamst  bedacht  zu  sein.  Ges.  bezogen  sich  dabei  nur  auf  ihr  voriges, 
dassEf.  nur  zur  Unterhaltung  des  G.  Feldmarschalls  Hob enlo he  und  des 
G.  Adjndanten  Fayes  beitragen  wolle. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  5./ 15.  März  1667. 

[auf  die  Relation  vom  22.  Februar/4.  März.    Kf.  wüoscbt  Aufhebung  der  Allianz, 
kann  sich  aber  oocb  nicht  offen  erklären.] 

—  Nun  wäre  zu  wünschen,  dass  man  die  Consilia  dahin  richtete,  15.  März, 
wie  sich  die  gesambte  Stände  des  h.  Rom.  Reichs,  so  wohl  Haupt 
und  Glieder,  in  ein  solch  Vertrawen  und  Vernehmen  zu  setzen,  dass 

0  Qeber  die  damalige  Haltung  Schwedens  s.  Mdmoires  dn  marqais  de 
Pomponoe  pobli^s  par  Mavidal  II  S  454  ff . 


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470  '^*    BraDdenbnrg  nnd  die  Rheinische  Allianz. 

jeder  Stand,  der  laediret  wird,  sich  Ton  allen  Ständen  einer  geschwin- 
den Htllfe  und  Beistandes  zu  getrösten  hätte,  und  dass  es  solcher 
particulieren  Allianz  und  HUlfeleistung  nicht  bedürfen  möchte,  als 
welche  bei  andern  Ständen  nur  Misstrauen  yerursachen  und  die  all- 
gemeine Einigkeit  hindern.  Sonsten  aber  würden  wir  uns  demjenigen, 
so  in  gemein  gut  und  nützlich  befunden  wird,  nicht  entziehen.  Al- 
dieweil  aber  bei  dem  Schwedischen  Veto  angehänget  worden,  dass 
sich  einige  Diffidentien  unter  der  Allianz  eräugnen  wollen,  und  dass 
einestheils,  so  Hülfe  praetendiret,  keine  Hülfe  erlanget,  da  hätte  man 
vorher  zu  gedencken,  wie  alles  Misstrauen  gründlich  aus  dem  Weg  ge- 
räumet werden  möge,  als  stehen  wir  an,  uns  hierüber  hauptsächlich 
herauszulassen,  sondern  halten  nöthig,  hierunter  des  H.  Schwedischen 
Gesandten  Meinung  etwas  genauer  zu  sondiren  und  weitere  Explici- 
rung  derer,  so  zu  Misstrauen  Anlass  und  Ursach  geben,  zu  vernehmen. 
Unterdessen  könnet  Ihr  unsere  Intention  zu  der  allgemeinen  Wohl- 
fahrt und  Ergreifung  der  Mittel,  so  dazu  dienen,  contestiren.  Und  ob 
wir  zwar  lieber  sehen,  dass  solche  AUiance  ganz  aufgehoben  werde, 
so  haben  wir  doch  gewisse  Ursach,  warumb  wir  uns  dergestalt  ro- 
tunde  zu  erklären  noch  anstehen*).  Wegen  der  Spesen  aber  könnet 
Ihr  bei  dem  voto,  so  Ihr  bereits  abgeleget,  verbleiben.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
19. /29.  April  1667. 

[Neae  Verhandlang  im  Alllanzrath  wegen  Prorogierang  der  AlliaDB.] 

29.  April.  Vorgestern,  Mittwoch,  waren  die  Alliierten  wieder  beisammen.  In  betreff 
der  Prorogation  wiederholte  Frankreich  seine  Geneigtheit  daza,  ebenso 
erklärten  sich  K.Trier,  E.Cöln  ond  Basel;  Brandenburg  entschul- 
digte sich  defectn  mandati,  Kf.  habe  aaf  die  Mittheilang  der  neolichen  Er- 
klärung Schwedens,  dass  vor  allem  die  Differenzen  nnd  das  Misstranen 
nnter  den  Alliierten  ans  dem  Wege  geräumt  werden  müssten,  znnächst  eine 
nähere  Erläuterung  von  jenem  Gesandten  zu  erbitten  anbefohlen. 


0  Auf  die  Meldung  der  Gesandten  vom  8./18.  März,  der  K.Cölnische  Ge- 
sandte habe  ihnen  mitgetheilt,  sein  Herr  halte  die  weitere  Prorogation  der 
Allianz  für  nützlich,  weist  Ef.  dieselben  an  (20./30  März),  jenem  für  diese  Eröff- 
nung zu  danken  und  mitzutheilen ,  er  könne  sich  darin  noch  nicht  resolviereo, 
sondern  werde  abwarten,  wohin  andere  zielen,  sie  konnten  sich  inzwischen  de- 
fectu  mandati  entschuldigen. 


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VerhaDdlaDgen  über  Prorogierang  der  Allianz.  471 

Schweden-Bremen  war  anch  nicht  instraiert;  auf  die  Anfrage 
Brandenburgs  erklärte  Snoilsky  priTatim,  es  bedürfe  keiner  Deduetion, 
da  allen  bekannt  sei,  was  für  Diflferentien  und  Diffidentien  innerhalb  zwei 
Jahren  bei  dieser  Allianz  entstanden,  namentlich  in  betrejQf  der  Stadt  Bre- 
men. Wie  sein  König  intentioniert  sei,  zeige  sowohl  dessen  neulich  die- 
tiertes  Schreiben  an  den  Kaiser,  als  auch  was  er,  Snoilsky,  selbst  dem 
Directorinm  übergeben.  Schweden  ziele  nar  ad  tranquillitatem  et  pacem 
publicam,  wenn  man  nnr  a  parte  imperii  sich  auch  also  bezeugen  möchte; 
er  werde,  wenn  er  über  die  Prorogation  sich  zu  erklären  Befehl  erhielte, 
sich  weiter  darüber  äussern  können. 

Die  folgenden  Stimmen  erklärten,  instruiert  zu  sein,  wollten  aber,  bis 
Brandenburg  und  Schweden  sich  erklärt,  ihre  Meinung  noch  zurück- 
halten, alle  scheinen  zur  Prorogation  befehligt  zu  sein'). 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  30.  April/ 
[10.  Mai]  1667. 

[auf  die  Relation  vom  19./ 29.  April.    Ges.  sollen  sich  wegen  der  Prorogation 
mit  dem  Schwedischen  zu  verstandigeD  sacheo.] 

—  Wegen  Prorogirung  der  Rheinischen  Allianz  geben  wir  Euch  in  lo.  Mai. 
gn.  Befehl,  desfalls  mit  dem  Schwedischen  Abgesandten  fleissig  zu 
conferiren  und  ihm  zu  vernehmen  zu  geben,  welcbergestalt  Ihr  be- 
fehliget wäret,  Euch  mit  ihm  zu  conformiren.  Und  wann  Ihr  dann 
femer  sehen  solltet,  dass  die  Continuation  dieses  foederis  nicht  zu 
hindern,  so  habt  Ihr  zwar  Euer  votum  mit  dazu  zu  geben,  jedoch 
dieses  dabei  zu  bedingen,  dass  hauptsächlich  nichts  neues  derselben 
inseriret,  dabei  auch  diejenige  Erinnerungen,  so  wir  vor  diesem  ge- 
than,  in  Acht  genommen  und  was  von  uns  auszulassen  begehret,  aus- 
gelassen werden  möge').    — 


*)  Die  Gesandten  melden  10./20.  Mai,  ausser  Schweden,  das  noch  nicht  in-  f 

stmiert,  seien  alle  znr  Prorogation  geneigt,  die  Evangelischen  theilweise  deshalb,  i 

.weil  dieses  ein  bequemes  Mittel  sei,  wodurch  Schweden  uod  das  Haus  Braun-  \ 

schweig,  zwischen  denen  das  Bremische  Wesen  einige  Diffidentien  erweckt,  | 

wieder  in  gutes  Yernehmeo  versetzt  und  Frankreich  verhindert  werden  könne, 
dass   es  den  Katholischen   zu  gute   und   den  Evangelischen    zum  Präjudiz  im  \ 

Reiche  etwas  tentiere.'' 

')  Ef.  weist  die  Gesandten  (4./14.  Juni)  an,  da  bei  den  Alliierten  eine  grosse 
Ungleichheit  in  dem  quanto  des  Beitrages  herrsche,  zu  beantragen,  dass  diese 
auf  Grund  der  Reichsmatrikel  ausgeglichen  werde;  wenn  bei  ihnen  ferner  wegen  '. 

der  Prorogation  urgiert  werde,  sollten  sie  diesen  Funkt  vorbringen  und  fordern,  [ 

dass  hierüber  zunächst  etwas  gewisses  verabredet  werde. 


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472  T'    Brandenburg  und  die  Rheinische  Allianz. 

Die  Gesandten  an  den  KnrfUrsten.    D.  Regensbnrg 
24.  Mai/ 3.  Juni  1667. 

[Anfrage  des  französischen  Gesandten.    Nener  Beitrag  zur  Bandescasse.] 

3.  Juni.  Der  Schwedische  Gesandte  ist  noch  nicht  instruiert,  und  steht  daher 

das  Werk  stille.  Inzwischen  hat  der  fran  zösische  Gesandte  sowohl  gegen 
denselben  als  auch  gegen  sie  erwähnt,  wie  dieses  früher  geschehen,  so  würde 
auch  jetzt  ihnen  nicht  zuwider  sein,  wenn  diejenigen,  welche  zu  Erneuerung 
des  Bundes  befehligt  wären,  den  Recess  unterschrieben  und  den  anderen 
Raum  dazu  Hessen').  Doch  ist  im  Allianzrath  davon  noch  nichts  propo- 
niert  worden.  Zu  Befriedigung  der  Generalität  haben  alle  Bundesver- 
wandten  Va  simplum  ad  cassam  zu  liefern  beschlossen,  sie  aber  haben  sich, 
da  sie  sich  bei  der  Reception  zur  Bezahlung  der  in  Bestallung  gewesenen 
Officiere  nicht  Terbindlich  gemacht,  davon  eximiert. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
14/24.  Juni  1667. 

[Neue  Yerhandlnng  nber  die  Prorogation  der  Allianz.l 

24.  Joni.  Bei  der  Zusammenkunft  am  8./18.  Juni  Hessen  sich  alle  von  Erneuerung 

des  Bundes categorice  oder,  wie  die  Braunschweigischen  Häuser,  implicite 
affirmative  vernehmen,  Brandenburg  und  Schweden  aber  entschuldigten 
sich  mit  noch  fehlender  Instruktion.  Doch  haben  sie  privatim  geäussert, 
dass  sie  nur  auf  diese  warteten  und  sonst  bereit  wären.  Frankreich, 
K.Trier,  K.Cöln  und  Basel  erinnerten,  dass  zu  Gewinnung  der  Zeit 
de  quaestione  quomodo  gehandelt  werden  könnte,  und  E.  Cöln  fügte  hinzu, 
man  könnte  immer  eventualiter  das  Prorogations  - Project  adjastieren  und 
denen,  welche  nicht  instruiert  wären,  Platz  zum  unterschreiben  lassen. 
K.Mainz,  dessen  votum  vorjetzt  zugleich  vim  conclusi  hat,  sagte,  es  hätte 
kein  Bedenken,  sich  mit  Frankreich  und  den  Gleichstimmenden  ratione  quaes- 
tionis  an  zu  conformieren,  und  mahnte,  dass  ein  jeder  sich  bemühe,  vor 
Ablauf  des  August  mit  Instruktion  versehen  zu  werden. 


')  S.  Köcher  I  8.  314f. 

^  Kf.  weist  die  Gesandten  an  f7./17.  Juni),  dem  franzosischen  Gesandten 
nar  za  erwidern,  wenn  nur  der  Schwedische  mit  seinen  Erinnerungen  einkommen 
nnd  sich  deswegen  erklärt  haben  wnrde,  sollte  ihretwegen  kein  Mangel  verspürt 
werden. 


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VerhaDdluDgen  wegen  Prorogiernng  der  AIliaDZ.  473 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Schönbeck 
29.  Jani/[9.  Juli]  1667. 

[Die  ProrogatioDSsache  ist  hinzuziehen.] 
—  Die  Prolongation  der  Rheinischen  AUiance  betreffend,  habt  9.  Juli. 
Ihr  darunter  gute  Behutsamkeit  zu  gebrauchen  und  wollten  wir  diese 
Sache  wohl  lieber  noch  etwas  trainiret  und  aufgehalten  sehen,  wie 
Ihr  Euch  dann  dieselbe  werdet  angelegen  sein  lassen,  und  könnet  Ihr 
Euch  darunter  auch  dessen,  was  wir  Euch  der  Proportion  halber  hie- 
bevor  anbefohlen,  wie  auch  der  gegenwärtigen  Veränderung  bedienen. — 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  9./[19.]  Juli  1667. 

[Anweisung,  was  sie  dem  französischen  Gesandten  zu  sagen  haben.] 

—  Auch  werdet  Ihr  mit  dem  Französischen  Gesandten  wegen  19.  Jali. 
der  Rheinischen  Alliance  reden  und  ihm  anzeigen,  dass  wir  dieselbe 
zu  prorogiren  nicht  ungeneigt,  nur  müsste  dasjenige  ausgelassen  wer- 
den, was  fbr  diesem  en  regard  des  Holsteinschen  Krieges  darin  ge- 
gesetzet  und  dessen  Auslassung  wir  vorhin  urgiret  haben.  So  ist  auch 
der  Punkt  wegen  der  Proportion  vorhero  zu  verabreden,  wie  auch  der 
Crone  Schweden  Erinnerungen  zu  vernehmen,  weil  dieselbe  als  ein 
vornehm  pars  paciscens  nicht  kann  zurückgesetzt,  noch  dero  unge- 
höret  mit  der  Sache  so  schleunig  verfahren  werden.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.    D.  Regensburg 
19./29.  Juli  1667. 

[Gravels  Erklärungen.     Nene  Yerhandlang  über  die  Prorogation.] 

Gravel  hat  auf  ihr  Anbringen  inbetreff  der  beiden  ersten  Ponkte  sich  29.  Jnli. 
zustimmend  geäussert,  Schweden,  erklärte  er,  wolle  man  nicht  zurücksetzen, 
sondern  ihm  freilassen  in  die  Allianz  zu  treten.  Er  fragte  darauf,  ob  sie, 
wenn  Schweden  sich  zur  Prorogation  nicht  verstehen  sollte,  dennoch  wie 
die  meisten  den  Prorogationsrecess  unterschreiben  w.ürden,  worauf  sie  aber 
nicht  antworteten,  sondern  sich  auf  ihr  Anbringen  bezogen.  Nachdem  sie 
den  Befehlen  des  Ef.  entsprechend  es  so  menagiert,  dass  etliche  Wochen 
ilber  die  Prorogation  nichts  proponiert  wurde,  berief  vorgestern  (17./27.Juli) 
K.Mainz  den  Allianzrath  und  trug  vor,  da  das  foedus  4./14.  und  5./15.  Aug.  i 

zu  Ende  gebe,   so  sei  zu  bedenken,    welches  Mittel  zu  ergreifen,   falls  die 
Instruktionen  nicht  allerseits  eingegangen  sein  würden,   damit  keiner   ver-  ^ 

kürzt  und  in  omnem  eventum  post  efflnxum  terminum  solches  wichtige  Werk  i 

i 


b 


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474  7.    BrandeDbarg  and  die  Rheinische  AlliaoE. 

zDstande  gebracht  werden  könnte.  Darauf  erklärte  Gravel,  s^iQ  König 
wünBche  die  Prorogation  nnd  wolle,  wenn  sie  nicht  zustande  käme,  dass 
alle  Welt  wisse,  dass  er  keinen  Tbeil  daran  habe,  und  verlangte  darauf 
Verlängerung  des  Termins  anf  4  oder  6  Wochen,  bis  wohin  alle  genng  in- 
struiert sein  könnten.  Ebenso  stimmten  K.Trier  und  K. Göln  und  nach- 
her auch  Basel,  Neuburg  und  Zweibrücken.  Sie,  Oes.,  erklärten, 
Kf.  sei  nicht  nngeneigt  zur  Prorogation,  könne  sich  aber  positiv  nicht  er- 
klären, bevor  er  Schwedens  Erinnerungen  gehört  habe.  Ueber  den  Vor- 
schlag der  4 — 6  Wochen  wollten  sie  referieren.  Schweden  erklärte,  noch 
keine  Instruktion  erhalten  zu  haben,  wegen  der  Extension  wolle  er  hinter- 
bringen, er  begreife  aber  nicht,  wozu  eine  solche  dienen  solle.  Die  Braun- 
schweiger  wollten,  wenn  die  Vorstimmenden  sich  affirmative  herausge- 
lassen, sich  zulänglich  erklären,  über  die  Extension  wollten  sie  referieren, 
ebenso  Hessen-Gassel  nnd  Darmstadt.  K.Mainz  war  auch  derMei* 
nnng,  keinen  zu  praeterieren,  sondern  dahin  zu  sehen,  dass  das  foedus  in 
seiner  Snbsistenz  continuiert  werde.  Wegen  der  Extension  habe  er  zwar 
kein  Bedenken,  sich  snb  rato  dazu  zu  verstehen,  da  aber  mehrere  es  ad 
referendum  genommen,  wolle  auch  er  berichten.  So  ist  nichts  geschlossen 
worden.  Oes.  bitten  um  Instruktion^  wie  sie  sich  inbetreff  der  Extension 
zu  verhalten  haben. 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  29.  Juli/ 
[8.  August]  1665. 

(auf  die  Relation  vom  19./29.  Juli.    Prorogation  der  Allianz  and  Extension  des 

Termins.] 

8.  Aug.  —  Wir  werden  uns  der  Prorogation  halber  nicht  eher  erklären, 

ehe  wir  der  Cron  Schweden  Sentiment  und  was  dieselbe  zu  thun 
gemeint,  eigentlich  wissen.  —  Und  demnach  wir  auch  nicht  sehen, 
warumb  der  Terminus,  welcher  nunmehro  expiriret,  auf  sechs  Wochen 
zu  extendiren,  —  also  habet  Ihr  davon  gleichfalls  zu  abstrahiren  und 
Euch  desfalls  nicht  einzulassen^).  — 

V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
9./ 19.  August  1667. 

[Erklärung  des  Schwedischen  Gesandten.] 
1^.  Aug.  Der  Schweden-Bremische  Gesandte,  H.  von  Snoilski,  hat  mir  vor- 

gestern  in   originali    gezeiget   und   vorgelesen,    was  Ihre  K.  M.   in 

^)  In  einer  neuen  Sitzung  des  Allianzrathes  am  d./i3.  August,   deren  Proto- 
koll den  Akten  beiliegt,  stimmen  die  anderen  Gesandten  dafür,  dass  die  Bxten- 


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VerhandlungeD  über  Prorogierang  der  Allianz.  475 

Schweden  aus  Stockholm  vom  13.  Juli  dieserwegen  an  ihn  rescribi- 

ret  — :  Dass  nämlich  Ihre  E.  Maj.  zwar  gehoffet,  es  würden  theils 

der  HH.  Alliirten  die  Augen  sein  geöffnet  worden  und  gesehen  haben, 

dass  diese  AUiance  dem  Evangelischen  Wesen  bishero  mehr  Schaden 

als  Nutzen  gebracht  hätte,  wann  man  aber  ja  damit  zu  continuiren 

vermeinte,  so  wollte  Ihre  E.  Maj.  zu  Aufhebung  dieses  Bündnusses 

auch  nicht  Ursach  geben  und  die  andern  allein  schliessen  lassen,  und 

sollte  er,  Gesandter,  denen  Herrn  Alliirten,  dass  er  zu  Prolongation 

dieses  foederis  Befehl  erhalten,  Nachricht  ertheilen,  von  dieser  Ordre 

aber  vorher  Ew.  Chf.  D.  hiesiger  Gesandtschaft  part  geben  und  nebst 

gebührlicher  Danksagung  vor  die  von  Ew.  Chf.  D.  in  dieser  Sache 

tesmoignirten   Vertraulichkeit^   wie  man  sich  in  diesem  negotio   am  ; 

besten  zu  verhalten,  Abrede  nehmen. 

M.  dankte  und  erklärte,  Alles  demEf.  referieren  zu  wollen.    Snoilski  [ 

erklärte  ferner,  man  hätte  mit  der  Sache  sich  nicht  zu  übereilen  und  so 
bald  herauszugehen,  es  wäre  besser,  vorläufig  die  vorgeschlagene  Interims- 
Ez  tension  auf  6  Wochen  anzunehmen. 


Der  Kurftlrst  an  die  Geheimenräthe  v.  Somnitz  und  Koppen. 
D.  Potstamb  13. /[23.]  August  1667. 

[EröffbuDgeD^des  Schwedischen  Residenten;  was  sie  demselben  vorsustellen  haben.] 

Es  hat  sich  der  Sehwedische  Resident  diesen  Mittag  alhier  23.  Aag. 
eingefunden  und  uns  unter  andern  notificiret,  dass  er  vom  Feldherrn 
Wrangel  Ordre  hätt  uns  zu  hinterbringen,  dass  Ihre  E.  M.  zu  Schwe- 
den, nachdeme  sie  sehr  von  den  andern  Alliirten  wäre  invitiret  worden, 
die  Rheinische  Alliantz  mit  zu  prorogiren,  sie  endlich  dem  Schnolsky 
Commission  gegeben  hätten,  nebst  unsern  Ministris  solche  zu  proro- 
giren. Wir  haben  ihm  bezeugt,  dass  uns  solches  zumahlen  frembd 
iHrkäme,  hätten  bisshero  der  Ghron  Schweden  zu  gefallen  und  umb 
unsere  Gonsilia  desto  mehr  mit  den  ihrigen  zu  conformiren,  in  diese 
Prorogation  nicht  condescendiren  wollen  und  dannenhero  bei  Franck-  \ 

reich  und  andern  Interessenten  nicht  geringen  Undank  haben  müssen,  \ 

nun  änderte  man  so  geschwind  und  wie  wir  nicht  wflssten  aus  was 
Ursachen  die  Gonsilia,  wir  sehen  nicht,  wie  wir  andere  Resolution  fas- 

sion  der  Allianz  aof  6  Wochen  in  einen  Recess  gebracht  werde,  Branden- 
burg, Schweden,  die  Braanechweiger,  Würtemberg  und  beide  Hessen 
aber  erklären,  noch  keine  Instruktion  darüber  erhalten  su  haben. 


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476  7.    Brandenbarg  und  die  Rheinische  Allianz. 

Ben  und  unsere  Meinang:  ändern  konnten.  Der  Resident  wusste  ans 
hierauf  nichts  essentielles  zu  sagten,  sondern  zog  die  Schultern,  beriet 
sich  auf  seine  Nachricht  und  vermeinte,  es  würde  alles  zum  guten 
Zweck  zielen.  Ihr  habt  demnach  dieses  alles  bei  den  Gonferentzen 
zu  beobachten,  ihm  unsere  Gonduite  bei  der  Sache  fbrzustellen,  und 
dass  uns  lieb  sein  würde,  wenn  es  bei  der  einmahl  genommenen  Re- 
solution verbleiben  könnte,  auf  allen  Fall  könntet  Ihr  sagen,  dass 
wir  das  Werk  ferner  überlegen  würden,  und  könntet  Ihr  uns  nicht 
rathen,  in  mehre  Alliantzen,  als  wir  bereits  hätten,  zu  treten,  wie  Ihr 
uns  dann  auch  Eure  —  Gedanken  davon  zu  melden.  —   . 


Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.    D.  Cöln  21./[31.]  August  1667. 

[Die  dem  Schwedischen  Gesandten  zu  ertheilende  Antwort.    Kf.  will  das  Ergeb- 
nis der  Brannschweiger  Znsammenkanft  abwarten.] 

31.  Aug.  Was  die  Rheinische  Alliance  betrifft,  vernehmen  wir  gern,  dass 

der  Gron  Schweden  Abgesandter  H.  Schnolsky  Befehl  habe,  mit 
Euch  zu  communiciren,  ehe  und  bevor  er  sich  der  Prorogation  halber 
erkläret.  Wir  befehlen  Euch  hiemit,  mit  ihm  aus  der  Sache  ihrer 
Wichtigkeit  nach  ausführlich  zu  reden  und  ihm  unsere  Gemühtsmei- 
nung  dahin  zu  eröffnen,  dass,  weil  wir  in  andern  AUiancen  stttnden, 
wir  uDsers  theils  darinnen  nicht  leichtlich  weiter  eintreten  würden, 
sehen  auch  gern,  dass  er  sich  mit  Euch  hierunter  conformirte.  Jedoch 
wollen  wir,  ehe  und  bevor  Ihr  Euch  disfalls  im  AUiantzrath  herausser 
lasset,  erwarten,  was  zu  Braunschweig*),  woselbsten  die  unserigen 
mit  den  fbrstl.  Braunschweig- Lüneburg-  und  Hessischen  in  De- 
liberation  auch  über  diesen  Punct  begriffen,  gut  gefunden  und  resol- 
viret  werden  möchte.  Unterdessen  habet  Ihr  unsertwegen  in  die  fUr- 
geschlagene  Prorogation  von  8  Wochen  oder  einer  geringen  Zeit 
nicht  zu  verwilligen. 

Der  Kurfürst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln  26.  August/ 
[5.  September]  1667. 

[Festhalten  an  der  früheren  Resolution.] 
5.  Sept.  —  Wegen  Prorogation  der  Rheinischen  Alliantz  lassen  wir  es  bei 

voriger  Resolution  bewenden,   und  haben  darbei  genugsam  erwogen, 

1)  S.  über  diese  Zasammenkunft  Köcher  I  S.  534 ff. 


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VerhaDdlnDgen  aber  die  ProrogieniDg  der  AlliaDS.  477 

wohin  sich  die  Schwedische  vernehmen  lassen,  und  ist  uns  auch 
nicht  unbekannt,  dass  ein  Theil  ganz  frantzOsisch  affectionirt  seind, 
woran  Ihr  Euch  aber  nicht  zu  kehren.  — 


Die  Gesandten  an  den  Kurflirsten.    D.  Regensburg 
30.  August/ 9.  September  1667. 

[ErklämDg  SDoilstn's.] 

Snoilski,  dem  sie  des  Ef.  Meinnog  wegen  Prorogation  der  Allianz  9.  Sept. 
mitgetheilt,  contestierte,  dass  ihm  diese  Nachricht  sonderlich  lieb  wäre,  denn, 
wenn  er  auch  wegen  Extension  derselben  affirmative  sich  zn  erklären  nn- 
längst  instrniert  sei,  so  wolle  er  doch  jetzt,  da  er  über  des  Kf.  Intention 
soweit  informiert  sei,  zurückhalten  and  von  dem,  was  sie  ihm  mitgetheilty 
referieren.  Sein  König  hätte  zu  Fortsetzung  der  Allianz  bisher  schlechte 
Lust  verspüren  lassen  und  würde,  wenn  er  jetzt  vernehme,  wie  Kf.  gesinnt 
sei,  ihn  ohne  Zweifel  mit  anderer  Instruktion  versehen i). 


V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
20./ 30.  September  1667. 

[Berathang  aber  ProrogatioD  und  vorläufige  weitere  Extension  der  Allianz.] 

Im  Allianzrath  wurde  am  14./24.  die  Prorogation  besprochen,  Frank-  30.  Sept. 
reich  und  die  übrigen  erklärten  sich  dafür,  sowie  znnächst  für  eine  neue 
Interimsextension  auf  6  Wochen,  M.  sagte,  er  sei  auf  eine  solche  aber- 
malige Extension  sich  vernehmen  zu  lassen  nicht  befehligt,  woranf  der 
Schwedische  erklärte,  nnr  bei  vollständiger  Ueberein Stimmung  der  Alliierten 
sich  zn  erklären  instruiert  zu  sein.  Brannscbwelg-Celle  erklärte,  er 
könne  erst,  wenn  nicht  nur  über  das  an  sondern  auch  über  das  quomodo 
Vorschläge  gemacht  seien,  seine  Resolution  geben,  Calenberg  und  Wolf- 
fenbüttel,  sie  wollten,  wenn  die  Yorstimmenden  sich  erklärten,  sich  ver- 
nehmen lassen.    Es  kam  daher  zu  keinem  conclusum. 


*)  Dieselben  melden  (6./16.  September),  Snoilski  habe  ihnen  mitgetheilt, 
Wrangel  habe  ihm  geschrieben,  dass,  soviel  er  zn  den  Affairen  zu  sagen 
habe,  er  nicht  gern  sehe,   dass  Schweden  die  Rheinische  Allianz  continuiere. 


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478  7.    Bnwdenbarg  und  die  Rheinische  Allians. 

Die  Gesandten  an  den  Knrftirsten.     D.  Regensbarg 
25.  October/4,  November  1667. 

[Schweden  will  mit  Kf.  Hand  in  Hand  gehen,  wahrscheinliche  Haltung  der  obri- 
gen  evangelischen  Mitglieder  der  Allianz] 

4.  Nov.  —  Von  Prorogation  der  Rheinischen  Alliance  ist  es  eine  Zeit  hero 

stille  gewesen I  dannenhero  wir  auch  nichts  gesprochen.  Der  H. 
Schweden-Bremische  hat  Befehl,  sich  mit  uns  hierin  zu  conformiren 
und  vor  einen  Mann  zu  stehen.  Scheiden  E.  Ch.  D.  und  Schweden 
daraus,  so  dürften  allem  Ansehen  nach  die  Fürstl.  Braunschwei- 
gische Häuser  und  Wtirtemberg  dergleichen  thun.  Alsodann  ist 
von  den  Augs.  G.  V.  Pfaltz-Zweybrück  und  das  fürstl.  Haus  Hes- 
sen noch  übrig,  das  erste  muss  wohl  wegen  gefährlicher  Situation 
seines  Landes  der  Nachbarn  Meinung  hierinnen  folgen,  das  andre 
aber  dürfte  sich  wohl  von  den  Catholischen  separiren.  — 


Dieselben  an  den  Kurflirsten.     D.  Regensburg 
6./ 16.  December  1667. 

[v.  Gröbens  Gesandtschaft.] 

16.  Dec.  ^i^  ^h.  Alliierten  sind  zwar  nicht  versammelt  gewesen,  der  Schwe- 
disch-Bremische und  der  Braunschw.-Zellische  haben  ihnen  aber 
dasjenige,  was  der  von  Kf.  an  den  Herzog  von  Zelle  and  den  Feldherrn 
Graf  Wraogel  gesandte  H.  Dechand  v.  Groben*)  wegen  Prorogation 
der  Allianz  angebracht ^  und  was  darauf  geantwortet  worden,  vertraulich 
commaniciert. 


Der  Kurflirst  an  die  Gesandten.     D.  Cöln 
7./ [17.]  December  1667. 

[&r.   hat   sich  Frankreich  gegenüber  zur  Prorogierang   der  Allianz   bereit  er- 
klärt, sie  sollen  dem.  Schwedischen  Mittheilnng  davon  machen.] 

17.  Dec.  Aus  vorhergehenden  unseren  Verordnungen  werdet  Ihr  ersehen 
haben,  welchergestalt  wir  zu  Beförderung  des  Friedens  und  umb  des 
gemeinen  Bestens  willen  unsere  Sentimenten  wegen  Renovirung  der 
Rheinischen  Allianz  in  etwas  geändei-t.  Wann  dann  nun  seithero 
wir   hohe  und  starke  Versicherung  von  Ihrer  E.  Maj.  aus  Franck- 


1)  S.  Kocher  I,  S.ö69f. 


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VerhandlnngeD  wegen  Prorogiernng  der  Allianz.  479 

reich  bekommen  '),  dass  sie  den  Frieden  in  Niederland  anf  leidliche 
Conditiones  eingehen  wollten,  und  von  uns  begehret,  dass  wir  uns 
zu  Prorogation  der  Rheinischen  AUiantz  verstehen  möchten,  und  wir 
uns  hiebei  erinnern,  dass  die  Crohn  Schweden  qjüiaestionem  an? 
auch  schon  längst, resolviret,  so  haben  wir  zu  Beschleunigung  eines 
so  guten  Werks  und  dass  wir  so  viel  mehr  Vertrauen  bei  hochge- 
dachter I.  E.  Maj.  erlangen,  und  vermittels  dessen  den  Frieden  desto 
besser  befordern  mögen,  hierunter  nicht  ferner  difQcultiren,  sondern 
uns  dahin  erklären  wollen,  dass  wir  uns  auf  gewisse  Conditiones 
wegen  Einrichtung  solcher  AUiance  mit  I.  Maj.  und  anderen  zu  ver- 
gleichen geneigt.  Damit  nun  an  Schwedischer  Seite  es  nicht  da- 
hin gedeutet  werde,  als  hätten  wir  ipsis  insciis  und  absque  commu- 
nicatione  mit  ihnen  hierunter  etwas  vornehmen  wollen,  so  befehlen 
wir  Euch  hiemit,  dieses  alles  dem  Schwedischen  Abgesandten  da- 
selbst vorzustellen,  auch  dabei  zu  vermelden,  dass  wir  gleichergestalt 
dieses  alles  der  Crohn  Schweden  durch  unsem  alda  habenden  Re- 
sidenten, wie  auch  dem  R.Feldherrn  Wrangein  durch  sonderliche 
Abschickung  anzeigen  lassen,  auch  nicht  zweifelten,  sie  würden  vor- 
hin resolvirtermassen  quaestionem  an?  ferner  belieben  und  sich  Aber 
die  Conditiones  mit  herausserlassen.  Dem  Frantzösischen  Abge- 
sandten habet  Ihr  gleichfalls  anzuzeigen,  dass  Ihr  befehliget,  die  Rhei- 
nische Alliantz  nebst  anderen  zu  prorogiren  und,  wann  die  andern  auch 
dazu  instruiret  wären,  Euch  über  die  Conditiones  herausser  zu  lassen. 

So  viel  aber  die  Conditiones  belanget,  wisset  Ihr  Euch  zu  erin- 
nern, was  wir  desfalls  hiebevorn  desideriret.  — 

Wir  wollen  Euch  aber  noch  ferner  wegen  der  Conditionen  in- 
struiren,  auch  indessen  gewärtig  sein,  was  andere  ratione  conditionum 
vor  Erinnerungen  gethan  oder  au(!h  noch  thun  werden.  Im  übrigen 
habet  Ihr  auch  ein  gutes  Vertrauen  mit  obgemeltem  frantzösischen 
Abgesanten  zu  unterhalten,  den  Kaiserlichen  aber  bei  Begebenheiten 
zu  remonstriren,  dass  alles,  was  wir  hierunter  thun,  zu  I.  Kais.  Maj. 
eigenen  Besten  und  Beförderung  des  Friedens  angesehen  sei^.  — 


0  S.  Droysen  III  3  S.  143ff.,  Kocher  I,  8.569. 

^  Copieen   dieses  Rescriptes  werden  an    v.  BlumeDthal   nach  Wien,   an 
T.  Grockow  Dach  Stockholm  uod  an  Blas  peil  nach  dem  Haag  geschickt. 


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480  T'     Brandenborg  und  die  RheiDische  Allisns. 

Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensburg 
20./[30.]  December  1667. 

[Besprechaogen  mit  dem  fransösischeD  und  schwediechen  Gesandten.] 
30.  Dec.  Sie  haben  des  Kf.  nnnmehr  hierüber  führende  Meinung  und  zu  Wieder- 

bringung   des    Friedens    zielende   Intention    dem    französischen     und 
dem  schwedischen  Gesandten  mitgetheilt. 

Der  Französische  bezeigte  sich  darüber  sehr  erfrent,  contestierte  da- 
neben den  ernsten  Willen,  mit  Spanien  einen  leidlichen  Frieden  einzu- 
gehen, welches  aber,  wie  bekannt,  ratione  loci  tractatuum  das  Werk  auf- 
hielte. Der  Schwedische  erinnerte  sich  gar  wohl  daran,  dass  er  sich 
ratione  quaestionis  an  vor  diesem  schon  affirmative  erklärt,  ob  er  gleich 
wenige  Tage  darnach  eine  etwas  anders  lautende  Ordre  empfangen,  er 
würde  es  auch,  sonderlich  weil  er  an  sie  in  dieser  Renoyationssache  ver- 
wiesen sei,  bei  seiner  einmal  gethanen  affirmativen  Erklärung  bewenden 
lassen,  erbot  sich  auch  der  Conditionen  oder  Erinnerungen  halber  mit 
ihnen  vertrauliche  Correspondenz  zu  pflegen. 

Weil  nunmehr  allem  Ansehen  nach  die  Frage  an  geschwinde  affirma- 
tive resolviert  und  ad  qnaestionem  quomodo  geschritten  werden  dürfte,  bit- 
ten sie  Kf.  sie  anzuweisen,  was  sie  eigentlich  zu  erinnern  und  ob  sie  die 
bei  der  Accession  vorgestellten  monita  jetzt  wiederholen  sollen '). 


I  Die  Gesandten  an  den  Kurfürsten.     D.  Regensbnrg 

10./[20.]  Januar  1668. 

[Eröffbungen  des  schwedischeo  Gesandten.] 
I  20.  Jan.  Obgleich  die  Alliierten  neulich  versammelt  waren,  redeten  sie  doch  nur 

von  der  Bezahlung  der  dem  Grafen  Hohenlohe  schuldigen  Gelder.    Dem 
{  Prorogationswerke  ist,  wie  sie  hören,  auf  Gravels  Gutbefinden  ein  kleiner 

[  Anstand  gegeben,  weil  die  E.Mainzischeu,  dass  Ef.  sich  über  die  quae- 

[  stio   an  affirmative  erklärt,   an  ihren  Herrn  berichtet  und,   wie  sie  sich  zu 

verhalten,  angefragt,  und  Pomponne  aus  Schweden  geschrieben  haben 
solP),  es  wäre  daselbst  die  Erneuerung  des  foedus  ohne  sonderliche  Erin- 
nerungen beliebt,  der  schwedische  Gesandte  Snoilsky  davon  aber  noch 
nichts  erfahren  hat  und  mit  heutiger  Post  Gewissheit  darüber  erwartet. 
Dessenungeachtet  gab  Snoilsky  ihnen  vor  wenigen  Tagen  zu  verstehen, 
dass  er  sich  noch  alleweile  mit  ihnen  in  Sachen  der  Prorogation 
der  AUiance   vertraulich   zu  communicieren  befehligt  befinde,   und  stellte 

0  Kf.  iDstniiert  sie  darauf  (d.  Cöln  20.  December  1667/9.  Janaar  1668} 
genauer  und  zwar  wiederholt  er  in  der  Hauptsache  nur  die  früher  aufgestell- 
ten monita  (s.  oben  S.  443)  und  fügt  zum  Schlass  hinzu:  .Vornehmlich  aber  habt 
Ihr  zu  bedingen,  dass  kein  Theil  hiermit  dem  Instr.  Pacis  und  anderen  Reichs- 
constitationibas  noch  anch  demjenigen  prajudiciren  wollte,  was  auf  diesem 
Reichstage  würde  geschlossen  werden.^ 

^  S.  Mömoires  du  marqais  de  Pompoune  publi^s  par  Mavidal  II  S.  470. 


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VerhandluDgeD  wegen  ProrogieniDg  der  Allianz.  481 

demnach  vor,  wie  er  zwar,  was  die  qoaestio  an  belange,  es  bei  der  einmal 
affirmative  gethanen  Erkläroog  bewenden  liesse,  es  würde  aber^  wenn  man 
ad  qnaestionem  quomodo  schritte,  zu  erwägen  sein^  welchergestalt  Frank- 
reich vornehmlich  darnm,  damit  es  bei  damals  währendem  Kriege  mit 
Spanien  die  Hülfe  und  Durchzüge  nach  Niederland  verhindere,  dareinge- 
treten sei  und  auch  seine  Intention  erhalten  habe.  Nachdem  es  aber  seit- 
dem in  anderen  Stand  gerathen  nnd  der  Friede  zwischen  den  beiden  Kronen 
erfolgt  sei,  auch  der  berührte  (Westfälische)  Friedensschluss  ausdrücklich 
inter  praesentia  tunc  temporis  et  fntura  distingniere  und  sage:  In  fu- 
turum vero,  si  inter  ea  regna  controversiae  oriantur,  firma  semper  maneat  } 
etc.  Singulis  tamen  Statibus  liberum  sit,  hnic  illive  snppetias  ferre,  so  [ 
entstehe  die  Frage,  wie  der  Bund  es  unter  den  jetzigen  umständen  mit 
Frankreich  zu  machen  habe,  sonderlich  da  noch  nicht  erörtert  und  znm 
wenigsten  zweifelhaft  sei,  ob  die  Hülfe  vom  Reich  dem  Burgundischen 
Kreise  zu  leisten  oder  nicht  zu  leisten  sei.  Kf.  wäre,  wie  er  ans  den  mit 
dem  König  von  Schweden  gewechselten  Schreiben  ersehe,  der  Meinung,  dass 
es  ratione  transitus  et  auxilii  nunmehr  in  anderem  Stande,  welches  auch, 
was  bei  den  zu  Braunschweig*)  angestellten  Traktaten  vorgegangen, 
erwiesen,  wo,  dass  dem  Kaiser  der  Durchzug  nach  Niederland  nicht  zu 
hemmen,  ja  noch  weiter  gegangen  und  resolviert  sei,  dass  man  sich  dem- 
jenigen ,  der  den  Succurs  verhindern  wollte,  zu  opponieren  habe.  l 
Sie  verspüren  bis  dato  soviel,  dass  der  König  von  Schweden  und  ^> 
auch  absonderlich  Graf  W  ran  gel  zu  Erneuerung  und  Verlängerung  der  j 
Allianz  eben  kein  gross  Belieben  getragen.  Ob  aber  auf  Pomponnes 
Remonstrieren  ein  anders  gut  befunden,  solches  stehe  ehestens  zu  ver- 
nehmen. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.    D,  Regensburg 
24  Januar/[3.  Februar]  1668. 

[Berathaog  im  Allianzrath  über  die  ProrogatioD.] 
Im  Allianzrath  wurde  am  18./28.  Januar  über  die  Prorogation  des  foc-  3.  Febr. 
dus  votiert.  Die  anderen  beharrten  bei  ihrer  früheren  affirmativen  Erklä- 
rung, sie,  Ges.,  erklärten,  wie  Kf.  schon  früher  versichert,  dass  er  zur  Er- 
neuerung des  Bundes  ganz  geneigt  sei,  so  hätte  derselbe  ihnen  auch  vor 
etlichen  Wochen  Befehl  ertheilt,  die  Frage  ob  zu  bejahen;  in  betreJQf  des  wie 
seien  sie  bereit,  nachdem  es  die  Yorstimmenden  gethan,  ihre  Erinnerungen 
vorzubringen.  Es  Iconnte  aber  doch  kein  Schluss  gemacht  werden,  da  die 
Braunschweigischen >)  erklärten,  erst  ihre  Principale  benachrichtigen  zu 
müsseuj^ob  B r a n d e n b u r gt,  Münster  und  Schweden  die  quaestio  an  resol- 
viert hätten.  Da  nun  Münster  (von  dem  schon  geraume  Zeit  kein  Gesandter 
hier  war)  garnicht,  Schweden  nur  conditionaliter  votiert  habe,  so  müssten  sie 

»)  S.  oben  S.  476. 

0  Ueber  die  damalige  Haltung  derselben  s.  Köcher  I  S.  585. 

Uater.  c.  Gesch.  d.  6.  Kurfürsten.    XI.  31 


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482  '7-    Brandenburg  and  die  Rheinische  AlliaDS. 

erst  referieren.  Snoilski  erläuterte  allerdings  sein  vorher  abgegebenes 
YOtnm  dahin,  dass  es  unbedingt  affirmative  zu  verstehen  sei,  doch  erfolgte 
kein  Beschluss,  sondern  es  blieb  dabei ,  dass  diejenigen,  welche  sich  noch 
nicht  positive  erklärt,  sich  angelegen  sein  lassen  sollten,  nähere  Resolution 
ihrer  Principale  zu  befördern. 


Dieselben  an  den  Knrftirsten.    D.  Regensburg 
3./[13.]  April  1668. 

[Berathnng  über  die  Prorogation.] 
13.  April  Im  Allianzrath  wurde  28.  März/ 7.  April  die  Prorogation  wieder  in  Pro- 
position gebracht.  Alle,  die  sich  früher  affirmative  ericlärt,  auch  Münster, 
für  w6lches  E.  Mains  stimmt,  stimmten  aufs  neue  dafür,  die  Gesandten  der 
drei  braunschweigischen  Fürsten  aber  entschuldigten  sich  wieder  mit 
noch  nicht  eingegangener  Instruktion.  Frankreich,  E.Mainz  und  E.Cöln 
verlangten  zwar,  es  sollten  diejenigen,  welche  ratione  quaestionis  an  längst 
einig,  den  Allianz  -  Recess  unterschreiben  und  den  übrigen  ihre  Stellen 
offen  lassen,  dieser  Vorschlag  wurde  aber  von  den  Nachstimmenden  mit 
Stillschweigen  übergangen  und  der  endliche  Schluss  war,  dass  diejenigen, 
welche  sich  18. /28.  Januar  circa  quaestionem  an  affirmative  vernehmen  lassen, 
nochmals  dabei  absolute  verblieben  und  es  also  an  dem  sei,  dass  quaestio 
quomodo  mit  ehestem  vorzunehmen'). 

0  Dies  ist  die  letzte  Relation  der  brandenborgischen  Gesandten  über  Ver- 
handlangen des  Allianzrathes,  eine  weitere  Sitzung  desselben  hat  jedenfalls  nicht 
stattgefanden.  Sie  übersenden  (30.  October/9.  November  1668)  ein  Memorial  des 
FeldmarschalU  Grafen  Hohen  lohe  an  die  »also  genannte  gewesene  Rhei- 
nische Allianz",  worin  derselbe  Bezahlung  seines  Soldes  bis  zum  4./14.  Angast, 
mit  welchem  Termin  das  Bündnis  zu  Ende  gelaufen  bei,  zugleich  Gewissheit 
wegen  ordentlicher  Erlassnng  seiner  Dienste  verlangt  und  bis  dahin  die  ihm  in 
seiner  Gapitulation  versprochenen  Bestallangsgelder  in  Anspruch  nimmt,  und  sie 
erklären,  dass  man  ihm  vordem  seiner  Entlassung  wegen  keinen  bestimmten  Be- 
scheid ertheilt,  sei  daher  gekommen,  weil  damals  nicht  nur  Hoffnung  zur  Erneue- 
rung der  Allianz,  sondern  auch  die  quaestio  an  gar  affirmative  resolviert  ge- 
wesen und  man  der  Herren  Principale  eigentlichen  Willen  nicht  habe  wissen 
können.  Dem  Kurfürsten  Johann  Philipp  von  Mainz,  der  (d.  Schloss  Ma- 
rienberg ob  Wurzburg  22.  Mai  1669)  ihm  Mittheilncg  davon  gemacht  hatte,  dass 
der  König  von  Frankreich  zuerst  durch  Graf  Wilhelm  Fnrstenberg  und 
dann  jetzt  durch  den  nach  Paris  durchreisenden  Marquis  de  Vaubrnn  in  ihn 
habe  wegen  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz  dringen  lassen,  erwidert  Kf. 
(d.  Königsberg  l./ll.  Juni  1669):  ,  Wegen  Prorogation  der  Rheinischen  Allianz 
haben  meine  Gesandten  zu  Regensbnrg  mehr  aU  fär  einem  Jahre  völlige  Instruc- 
tion sowohl  ratione  quaestionis  an  als  quomodo  bereits  gehabt.  Seiter  dem 
aber  ist  meines  Wissens  nichts  in  der  Sache  passiret  noch  an  mich  —  ge- 
bracht, wie  wohl  ich  damals,  weil  alles  auf  das  Instr.  Pacis  fandiret  und  zu 
Conservation  des  so  theuer  erlangten  Friedens  angesehen  ist,  kein  Bedenken 
getragen.*' 


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Abschnitt   8. 

Verhandlungeu  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Verträge 

zu  Dorsten. 
1663—1665. 


3r 


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Einleitung. 


Die  beiden  Versnche,  welche  Earfürst  Friedrich  Wilhelm  1647 
und  daDD  1651  gemacht  hatte,  dorch  gewaltsames  YorgeheD  gegen  den  Mit- 
besitzer der  jülich-clevischen  Erbschaftslande,  den  katholischen  Ptalzgrafen 
Wolf  gang  Wilhelm  von  Nenbnrg  eine  günstigere  Regelung  der  Sacces- 
sionsfrage  als  sie  dnrch  die  nnter  seinem  Vorgänger  1629  und  1630  abge- 
schlossenen Provisional vertrage  erfolgt  war,  dnrchznsetzen,  waren  von  wenig 
glücklichem  Erfolge  gewesen.  Allerdings  waren  ihm  in  dem  neuen  Provisional- 
vergleich  vom  8.  April  1647*),  welcher  den  ersten  Krieg  beendigte,  gewisse 
Zugeständnisse  gemacht,  der  Besitz  vonCleve,  Mark  und  Ravensbergnnd 
nach  dem  Tode  des  jetzigen  Pfalzgrafen  auch  der  vorläufig  dessen  Sohne 
Philipp  Wilhelm  überlassenen  Grafschaft Raven stein,  sowie  die  Zahlung 
von  100000  Tbalern  innerhalb  sechs  Jahren  zugesagt,  die  Regelung  der  kirch- 
lichen Verhältnisse  in  den  Erbschaftslanden  nach  dem  Stande  von  1609,  be- 
ziehungsweise 1612  festgesetzt  und,  falls  er  die  Zustimmung  des  anderen  Kreis* 
directors,  des  Bischofs  von  Münster,  und  der  übrigen  Stände  des  westfä- 
lischen Kreises  erlangen  könnte,  eine  besondere  Stimme  auf  den  Kreistagen 
und  ein  Antheil  an  dem  Directorium  dieses  Kreises  eingeräumt  worden,  allein 
dieser  Vertrag  war  nicht  zur  Ausführung  gekommen,  der  Pfalzgraf  hatte 
nach  dem  Abschluss  des  westfälischen  Friedens  die  Forderung  erhoben, 
dass  das  in  demselben  für  die  kirchlichen  Verhältnisse  festgesetzte  Normal- 
jahr 1624  auch  in  den  jülich-clevischen  Landen  zur  Durchführung  gebracht 
werde,  und  als  dann  der  Kurfürst  aufs  neue  1651  die  Waffen  ergriffen 
hatte,  hatte  er  nach  dem  erfolglosen  Ausgange  des  Feldzuges  in  dem  Ver- 
gleich vom  11.  October  dieses  Jahres'),  in  welchem  im  übrigen  jeuer  Ver- 
trag von  1647   erneuert  wurde ;    die  Entscheidung   der  Frage,   ob   für  die 


J)  8.  V.  Mörner  8.136.    ürk.  u.  Akt.  IV   S.  335ff. 

')  Londorp  VI  S.  632.    v.  Morner  S.  164f.    S.  Urk.  u.  Akt.  VI  S.  112. 


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486         ^-     VerhandlaDgen  mit  Pfalz-Neabarg.    Die  Verträge  zu  Dorsteo 

kirchlichen  Verhältnisse  jener  Lande  derStatns  von  1609  ond  1612  oder  von  1624 
massgebend  sein  sollte,  einer  kaiserlichen,  ans  katholischen  und  evangelischen 
Fürsten  zusammengesetzten  Kommission  überlassen  müssen,  welche  freilich 
nicht  in  Wirksamkeit  getreten  ist.  Ebensowenig  aber^  wie  der  Kurfürst 
war  der  Pfalzgraf  und  noch  weniger  dessen  Sohn  Philipp  Wilhelm  mit 
diesem  Ausgange  zufrieden,  und  zu  diesem  letzteren,  welcher  nach  dem  Tode 
seines  Vaters  (20.  März  1658)  demselben  in  der  Regierung  folgte,  hat  der 
Kurfürst  die  nächsten  zehn  Jahre  hindurch  in  dem  gespanntesten  Verhält- 
nisse gestanden.  Gleich  auf  dem  Reichstage  von  1653 — 1654  trat  der  feind- 
liche Gegensatz  beider  auf  das  schärfste  hervor.  Der  Pfalzgraf  ^)  erneuerte 
dort  nicht  nur  die  schon  von  seinem  Vater  erhobene  Forderung  auf  Ent- 
schädigung für  die  durch  den  Krieg  des  Jahres  1651  verursachten  Kosten, 
sondern  er  wusste  auch  im  Einverständnis  mit  den  Häuptern  der  ständi- 
schen Oppositionspartei  im  Clevischen  es  dahin  zu  bringen,  dass  die  Be- 
schwerden und  Forderungen,  welche  eine  von  den  clevisch- märkischen  ver- 
eint mit  denjülich-bergischen  Ständen  nach  Regensburg  gesandte  Deputation 
dort  vorbringen  solUe,  nur  gegen  den  Kurfürsten  gerichtet  waren.  Er  ver- 
ständigte sich  dann  dort  mit  dem  Bischof  von  Münster  dahin,  gemeinschaft- 
lich ohne  vorhergehende  Mittheiluug  an  den  Kurfürsten,  ja  sogar  unter  Aus- 
schliessung desselben  einen  Kreistag  des  westfälischen  Kreises  nach  Esseo 
zu  berufen,  um  dort  eine  Kreisarmatur  zustande  zu  bringen,  deren  Leitunfi: 
in  katholische  Hände  gelegt  werden  und  deren  Spitze  ebenfalls  gegen  den 
Kurfürsten  gerichtet  sein  sollte.  Freilich  hatten  diese  Machinationen  nur 
geringen  Erfolg,  in  der  Entschädigungsfrage  sah  sich  der  Pfalzgraf  bald 
von  dem  Kaiser,  dessen  Unterstützung  er  sich  gesichert  zu  haben  glaubte,  im 
Stich  gelassen,  und  jener  ständischen  Deputation  wurde  dadurch  der  Boden 
unter  den  Füssen  entzogen,  dass  sich  der  Kurfürst  inzwischen  mit  seinen 
clevisch-märkischen  Ständen  verständigte  und  dass  gerade  der  Punkt,  um 
welchen  sich  hauptsächlich  die  Streitigkeiten  derselben  mit  dem  Kurfürsten 
drehten,  ob  derselbe  ohne  deren  Bewilligung  befugt  sei,  Garnisonen  und 
sonstige  Truppen  im  Lande  zu  halten,  von  dem  Reichstage  zu  Gunsten 
desselben  und  der  Landesfürsteu  überhaupt  entschieden  wurde.  Der  west- 
fälische Kreistag')  kam  allerdings  im  September  1653  zustande  und  ver- 
lief zu  Anfang  ganz  nach  den  Wünschen  des  Pfalzgrafen  und  des  Bischofs, 
die  Abgesandten,  welche  der  Kurfürst  dorthin  schickte,  mussten  unter  Pro- 
test abreisen,  eine  Defensionsverfassung  wurde  wirklich  beschlossen,  die 
Kreisämter  katholisch  besetzt,  aber  bald  wurde  der  Argwohn  der  evan- 
gelischen Kreisstände  gegen  die  Absichten  jener  beiden  Fürsten  rege,  und 
diese  sahen  sich  genöthigt,  die  Versammlung  eiligst  zu  schliessen,  ehe  jene 
Beschlüsse  zur  Ausführung  gebracht  waren.  Um  so  eifriger  war  darauf  der 
Pfalzgraf  bemüht,  eine  neue  katholische  Liga  ins  Leben  zu  rnfen,  und  im 

0  S.  ürk.  u.  Akt.  V  S.  593. 

2)  S.  Urk.  o.  Akt.  V  8.  594fr.  VI  S.  190f.  256f.  263f.  274.  343f. 

2)  S.  ürk.  0.  Akt.  V  8.  604flF.,  VI  S.474ff. 


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BinleitnDg.  487 

December  1654  warde  wirklich  zwischen  ihm,  den  Kurfürsten  von  Trier 
und  Göln  nnd  dem  Bischof  von  Münster  ein  Bündnis^)  abgeschlossen,  dem 
bald  auch  der  Kurfürst  von  Mainz  beitrat  und  welches  der  Keim  der  spä- 
teren Rheinischen  Allianz  geworden  ist.  Zugleich  suchte  er  jetzt  unzufrie- 
den über  die  mangelhafte  Unterstützung,  welche  ihm  von  kaiserlicher  Seite 
zutheil  geworden  war,  die  Gnnst  Frankreichs  zu  gewinnen.  Der  Ausbruch 
des  schwedisch- polnischen  Krieges  und  die  Verwickelung  des  brandenbur- 
gischeo  Kurfürsten  in  diese  nordischen  Händel  schien  ihm  dann  günstige 
Gelegenheit  zu  bieten^  seine  auf  die  gewaltsame  Erwerbung  der  rheiDiechen 
Besitzungen  des  Kurfürsten  gerichteten  Bestrebungen  znr  Ausführung  zu 
bringen.  Schon  im  Frühjahr  1656  traf  er  Rüstungen,  er  bot'),  freilich 
ohne  Erfolg,  dem  Könige  von  Schweden  eine  Offensiv-  und  Defensivallianz 
an  nnter  der  Bediogung,  dass  derselbe  ihm  zum  Besitz  der  gesamten  Succes- 
sionslande  verhelfen  sollte.  Der  Kurfürst  von  Brandenburg  ist  von  diesen 
feindlichen  Absichten  des  Pfalzgrafen  wohl  unterrichtet  gewesen,  er  bat  im 
Sommer  1655,  um  sich  dagegen  zu  sichern,  mit  Frankreich  verhandelt'),  ^^ 
ist  dann  seinerseits^)  zu  Ende  dieses  und  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres,  als 
er  nach  dem  Abschluss  des  Königsberger  Vertrages  mit  Schweden  glaubte, 
sich  ans  jenen  nordischen  Verwickelungen  herausziehen  zu  icönnen,  nnter  dem 
Einflüsse  seines  damaligen  hauptsächlichen  Rathgebers,  des  Grafen  Wal- 
deck,  mit  dem  Plane  umgegangen,  den  Pfalzgrafen  mit  Krieg  zu  überziehen  und 
ihm  seine  rheinischen  Lande  zu  entreissen,  und  er  hat  damals  mit  Seh  wede  n 
und  anch  mit  Frankreich^)  wegen  Unterstützung  eines  solchen  Unterneh- 
mens verhandelt,  doch  ist  es  ihm  nicht  gelungen,  dieselben  dafür  zu  gewin« 
nen,  und  der  weitere  Verlauf,  welchen  der  nordische  Krieg  nahm,  hat  ihn 
genöthigt,  auch  in  den  folgenden  Jahren  alle  seine  Macht  auf  diesem  Schau- 
plätze zu  verwenden.  Dagegen  hat  der  Pfalzgraf  sich  in  den  späteren 
Jahren  dieses  Krieges  fortgesetzt  mit  weiteren  Angriffsplänen ^)  gegen  die 
rheinischen  Besitzungen  des  Kurfürsten  getragen,  er  ist  deswegen  zuerst, 
80  lange  jener  der  Bundesgenosse  des  schwedischen  Königs  blieb,  mit  Polen, 
dann,  nachdem  derselbe  auf  die  Seite  der  Gegner  Schwedens  übergegangen 
war,  mit  dieser  Macht  nnd  dem  mit  derselben  eng  verbündeten  Frankreich 
in  Verbindnng  getreten,  und  brandenburgischerseits  hat  man  zu  wiederholten 
Malen,  Ende  1656,  dann  im  Sommer  1657,  dann  wieder  Ende  1658  und 
Anfang  1659,  endlich  noch  im  Frühjahr  1660  den  Einbruch  desselben  in 
Gleve  und  Mark  gefürchtet,  doch  haben  ihn  immer  die  dort  getroffenen 
Vertheidignngsmassregeln    und    andere    Hindernisse    von    der   Ausführung 


>)  S.  Urk,  n.  Akt.  V  S.  778.  VIII  S.  521. 
»)  S.  Urk.  u.  Akt.  V  S.  778. 
»)  8.  Urk.  u.  Akt.  H  S.  50.  54. 

«)  S.  Urk.  Q.  AktVn  S.540ff.   Erdmannsdörffer,  Graf  Georg  Friedrich 
von  Waldeck  S.  365  ff. 

s)  S.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  81.  86. 
^  S;  ürk.  u.  Akt  V  8.  780 ff. 


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4HH  ^'    VirrhaDdlasgeo  Bit  Pfals-Neabiirg.     Die  Vertrige  sa  Dcwitea. 

dieser  kriegerischen  Piäoe  abgehslteiL  Aoeh  soost  mber  trat  bei  jeder  GeJe- 
geobeit^  wo  die  Interessen  des  Korfürsten  mit  denen  des  Pfalzgimlen  zn- 
f^ammentrafen,  der  feindlicbe  Gegensatz  zwtscben  beiden  zun  Vorsdbcin. 
Der  Ffal/graf  gehörte  tu  den  eifrigsten  Beförderern  jener  Rbeini sehen  Al- 
lianz, deren  Abechlnss  der  Knrfurst  za  hintertreiben,  wenigstens  mögliehst 
binaaszukcbieben  embie,  welche  aber  schliesslich  (August  165^)  doch  ohne  ihn 
nnd  in  directem  Gegensatz  gegen  ihn  ond  das  damals  mit.  ihm  Terböndete 
Oesterreich  zufetande  kam,  der  Karfürst  dagegen  trat  den  Plänen,  welche  je- 
ner in  Polen  rerfolgte,  hindernd  in  den  Weg.  Nachdem  seit  dem  Jahre  1655 
der  polnische  König  Johann  Kasimir  zu  yerschiedenen  Malen  die  Absicht 
die  Krone  niederznlegen  kund  gegeben  hatte,  gehörte  zn  denjenigen,  welche 
sich  Hoffonng  auf  die  Erwerbung  dieser  Krone  machten,  aoch  der  Pfalz- 
graf Philipp  Wihelro,  welcher,  da  seine  allerdings  schon  1651  gestorbene 
erste  Gemahlin  «ine  Tochter  König  SiglsmnndsIIl.  und  Schwester  der  bei- 
den letzten  polnischen  Könige  gewesen  war,  eine  gewisse  Verwandtschaft 
mit  dem  polnischen  Köuigshause  geltend  machen  konnte.  Im  Jahre  1659^), 
in  welchem  zuerst  die  Absicht  des  von  der  Königin  Luise  Marie  beherrsch- 
ten polnischen  Hofes,  noch  bei  Lebzeiten  und  während  der  Regierang  Jo- 
hann Kasimirs  die  Wahl  des  Nachfolgers  desselben  za  stände  zu  bringen, 
bekannt  wurde,  hatte  er  die  Unterstützung  Frankreichs  für  die  Erwerbung 
der  polnischen  Krone  nachgesucht  und,  nachdem  sein  dorthin  geschickter  Ge- 
sandter ▼.  Lerodt  von  dem  Cardinal  Mazar in  eine  günstige  Zusage  erhal- 
ten Hatte,  einen  anderen  Gesandten  v.  Rautenstein  nach  Polen  geschickt'), 
um  dort  in  seinem  Interesse  zu  wirken,  er  Hess  durch  denselben  die  For- 
derung stellen,  dass  er  in  den  Frieden,  über  welchen  damals  schon  die 
später  in  Oliva  zum  Abschluss  gebrachten  Verhandlungen  beft^onncn  hatten, 
eingeschlossen  werde,  damit  er,  wie  er  anführen  Hess,  nach  Beendigung  die- 
ses Krieges  nicht  in  Gefahr  käme,  von  dem  Kurfürsten  angegriffen  zu 
werden.  Der  Kurfürst  hat  auf  die  Kunde  davon  seinen  zu  diesen  Verband- 
lungen nach  Polen  geschickten  Gesandten  den  Befehl  gegeben  *),  sowohl  der 
Throncandidatur  des  Pfalzgrafen  als  auch  der  Einschliessnng  desselben  in 
den  Frieden  entgegenzuarbeiten,  und  es  ist  denselben  auch  wirklich  gelun- 
gen^), sowohl  zu  Oliva  als  auch  bei  den  nachher  in  Warschau  inbetrefif 
der  Ratification  des  Friedens  geführten  Verbandlungen  die  letztere,  obwohl 
dieselbe  von  schwedischer  und  französischer  und  tbeilweise  auch  von  pol- 
nischer Seite  befürwortet  wurde,  zn  hintertreiben.  Unter  diesen  Umständen 
war   ein  Versuch,   welchen   zu  Anfang   des  Jahres  1659    der  Bischof  von 


')  S.  Plebanski,  De  successoris  designaDdi  coDsilio  vivo  Joanne  Casimiro 
S.  8Hf.  nnd  unten  die  Relation  Blas  peile  vom  12./22.  März  1664. 
^0  S.  Urk.  u.   Akl.  VIII  S.  711  f. 
»)  S.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  712. 
*)  8.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  733f.  IX  8.  29.42f. 


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EiDleitnog.  489 

Münster  gemacht  hattet),  eine  Beilegoog  der  Streitigkeiten  zwischen  den 
beiden  Fürsten  and  einen  endgültigen  Vergleich  über  die  Snccessionsfrage 
zustande  zu  bringen,  gänzlich  erfolglos  gewesen,  der  Kurfürst  hatte  sich 
allerdings')  zu  Verhandlungen  darüber  bereit  gezeigt,  aber  von  vorneherein 
erklärt,  da  er  und  seine  Vorfahren  bei  den  früheren  Theilungen  auf  das 
schlimmste  übervortheilt  worden  seien,  sich  nur  unter  der  Bedingung  zu 
einem  solchen  definitiven  Vergleich  verstehen  zu  können,  dass  der  Pfalz- 
graf ihm  genügende  Abtretungen  mache,  wogegen  jener  erwidert  hatte'), 
auf  solche  Verhandlungen  nur  dann  eingehen  zu  können,  wenn  er  sicher 
sei,  dass  der  Kurfürst  ihm  wenigstens  die  Grafschaft  Ravensberg  wieder 
abtreten  wolle. 

Auch  nach  dem  Olivaer  Frieden  hat  noch  drei  Jahre  lang  dasselbe 
feindliche  Verhältnis  zwischen  beiden  Fürsten  fortbestanden.  Der  Kurfürst 
wirkte  fortgesetzt  dem  Pfalzgrafen  in  Polen  entgegen,  vereitelte  dessen  Be- 
mühungen, doch  noch  nachträglich  in  den  OHvaer  Frieden  eingeschlossen 
oder  wenigstens  unter  die  Garanten  desselben  aufgenommen  zu  werden,  ver- 
folgte mit  misstrauischen  Augen  dessen  Verhandlungen  mit  Frankreich  und 
suchte^)  auch  den  Argwohn  des  polnischen  Hofes  gegen  dieselben  zu  erre- 
gen, der  Pfalzgraf  dagegen  arbeitete^)  den  Bemühungen  des  Kurfürsten, 
die  braunschweigischen  und  andere  norddeutsche  Fürsten  zur  Ueber- 
nähme  der  Garantie  des  Friedens  zu  bewegen,  und  ebenso  den  Bestrebun- 
gen jener  Fürsten,  den  Kurfürsten  zum  Beitritt  zur  Rheinischen  Allianz  zu 
treiben,  entgegen.  Gegenüber  den  Bedrückungen,  welche  der  Pfalzgraf 
gegen  seine  evangelischen  Unterthanen  in  Jülich  und  Berg  ausübte,  erhob 
der  Kurfürst^)  Beschwerde,  suchte  auch  die  Verwendung  anderer  evangeli- 
scher Mächte  nach  und  schritt  schliesslich,  da  diese  Massregeln  ohne  Erfolg 
waren,  selbst  zu  Repressalien.  Bei  dieser  feindlichen  Stimmung  beider 
Fürsten  waren  naturlich  die  Versuche,,  welche  in  jenen  Jahren  von  franzö- 
sischer Seite  gemacht  wurden,  eine  Aussöhnung  und  Verständigung  zwi- 
schen denselben  zustande  zu  bringen,  ebenfalls  erfolglos.  Die  Mission 
Lesseins'  1662  an  den  brandenburgischen  Hof  scheiterte  ausser  an  dem 
Widerstreben  des  Kurfürsten,  die  jetzt  auf  die  Erhebung  eines  französischen 
Prinzen,  des  mit  der  Nichte  der  polnischen  Königin  zu  vermählenden  Her- 
zogs von  Enghien,  gerichteten  Absichten  Frankreichs  in  Polen  zu  unter- 


^)  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  Kf.  d.  Coesfeld  20.Fe- 
bruar  1659. 

^  Kf.  an  den  Bischof  von  Münster  d.  Wiborg  9./19.  März  1659. 

^  Bischof  von  Münster  an  Fürst  Moritz  von  Nassau  d.  Coesfeld  4.April 
1659. 

*)  S.  Urk.  u.  Akt.  VUI  S.  330. 

^)  S.  die  loatraktion  Ludwigs  XIV.  für  Gravel  vom  28.  März  1661. 
(Guhraoer  II  8.  30Ö). 

^)  8.  M.  Lehmann,  Preussen  und  die  katholische  Kirche  I  8.  65  and  die 
daselbst  S.  167 ff.  abgedrackteu  Aktenstücke. 


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490         3*    VerbaadlaDgen  mit  Pfals-Neaborg.    Die  Vertrage  zu  Dorsten. 

stützen,  namentlich  auch  daran  0?  dass  derselbe  die  aofs  oeoe  rerlangte  Ein 
Schliessung  des  Pfalsgrafen  in  den  Olivaer  Frieden  auf  das  hartnäckigste 
yerweigerte.  Das  Gerücht,  welches  dem  Kurfürsten  im  Sommer  1662  sngiog, 
der  Pfalzgraf  wolle,  um  doch  den  König  ron  Franicreich  zur  Unterstüt- 
zung seiner  Tbroncandidatnr  in  Polen  zu  bewegen,  demselben  seine  rhei- 
nischen Besitzungen  abtreten,  beunruhigte  ihn  so,  dass  er  deswegen  am 
franzosischen  Hofe  selbst  Erkundigungen  einzog'). 

Erst  im  Jahre  1663  ist  es  zu  einer  Annäherung  zwischen  den  beiden 
bisher  einander  so  feindlich  gegenüberstehenden  Fürsten  gekommen  und 
haben  dann  die  Verhandlungen  wegen  Beilegung  der  zwischen  ihnen 
schwebenden  Streitigkeiten  begonnen,  deren  erste,  bis  zum  Sommer  1665 
reichende  Stadien  durch  die  in  diesem  Abschnitt  mitgetheUten  Aktenstücke 
veranschaulicht  werden  sollen.  Die  ersten  Schritte  zu  einer  solchen  An- 
näherung sind  von  selten  des  Pfalzgrafen  geschehen  und  zwar  dadurch'), 
dass  zu  Anfang  dieses  Jahres  die  Gesandten  desselben  auf  dem  Reichstage 
zu  Regensburg  sich  den  dortigen  Gesandten  des  Kurfürsten  gegenüber  zu 
freundschaftlichem  Verhalten  und  zu  Verhandlungen  behufs  Schlichtung  der 
zwischen  ihren  beiderseitigen  Herren  bestehenden  Streitigkeiten  erboten,  welche 
Erklärungen  auf  Befehl  des  Kurfürsten  von  dessen  Gesandten  in  entgegen- 
kommender Weise  beantwortet  wurden,  doch  ohne  dass  es  dann  hier  doch 
zu  ernstlichen  Verhandlungen  gekommen  wäre.  Dass  solche  seit  Anfang 
1664  wirklich  eröffnet  wurden,  ist  durch  Einwirkung  von  anderer,  zunächst 
von  kaiserlicher  Seite  herbeigeführt  worden.  Der  Gedanke,  im  habsburgi- 
schen  Interesse,  um  nämlich  an  diesen  beiden  Fürsten  und  dem,  wie  weiter 
zu  hoffen  stand,  nach  deren  Aussöhnung  zu  einer  engeren  Vereinigung  zu 
bringenden  westfälischen  Kreise  eine  Stütze  gegenüber  der  schon  damals  ihre 
Absichten  auf  die  spanischen  Niederlande  offenbarenden  französischen 
Macht  zu  gewinnen,  eine  Einigung  derselben  zustande  zu  bringen,  ist,  wie 
es  scheint,  von  dem  kaiserlichen  Residenten  im  Haag  Friquet  ausgegan- 
gen, dieser  hat  denselben  dem  kaiserlichen  Hofe  mitgetheilt,  er  ist  dort 
gebilligt  und  di»  Ausführung  desselben  einerseits  jenem  Friqnet  selbst, 
andererseits  dem  im  Sommer  1663,  zunächst  um  die  .Hülfe  des  Kurfürsten 
für  den  Türkenkrieg  nachzusuchen,  an  den  Hof  desselben  geschickten 
Lisola  übertragen  worden.    In  welcher  Weise  der  letztere^)  sich  dieses 

')  8.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  677.  IX  S.  613. 

>)  S.  ürk.  u.  Akt.  IX  S.  359.  615. 

*)  S.  die  Relationen  v.  Mahrenholtzs  und  Jenas  aas  Regensburg  vom 
19.  Febraar,  7.  Mai,  18.  Mai  und  20.  Juli  1663  and  die  Rescnpte  des  Knrftirsten  an 
dieselben  vom  1.  Jani  and  30.  Juli,  oben  S.  174 ff. 

*)  Derselbe  hatte  schon  1661  in  Warschau  den  dortigen  Gesandten  des  Kor- 
ffirsten  gegenüber  geäussert,  der  Korfürst  thate  gut,  sich  mit  dem  Pfalzgrafen  za 
vergleichen  and  nebst  dem  Kaiser  anscheinend  die  Bewerbung  des  letzteren  um 
die  polnische  Krone  zu  fordern,  es  sei  nicht  zu  fürchten,  dass  derselbe  wirklich 
daza  gelangen  wurde,  aber  man  könne  dadarch  die  Pl&ne  der  Konigin  vereiteln 
(ürk.  u.  Akt.  IX,  8.25»). 


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EiDleituDg.  491 

Auftrages  entledigt  and  wie  der  damals  aach  am  Hofe  des  Eurfürsteu  an- 
wesende spanische  Gesandte  ücedoi)  dabei  mitgewirkt  hat,  darüber  ist 
bei  der  Dürftigkeit  des  diese  beiden  Gesandtschaften  betrefifenden  Materials 
nichts  zn  ersehen.  Friqnet  hat'),  wie  die  nachfolgenden,  auch  nicht  voll- 
ständig erhaltenen  Dokumente  zeigen,  zu  Anfang  des  Sommers  1663  sich 
einerseits  an  die  Schwiegermatter  des  Kurfürsten,  die  verwittwete  Prinzessin 
Amalie  von  Oranien  nnd  an  dessen  damals  im  Haag  befindlichen  Oe* 
sandten,  den  clevischen  Regiernngsratb  Werner  Wilhelm  Blaspeil, 
andererseits  an  den  dortigen  Gesandten  des  Pfalzgrafen  v.  Lerodt  ge- 
wendet, er  hat  ein  anscheinend  zufälliges  Zusammentreffen  der  beiden 
letzteren  in  seinem  Hause  vermittelt  und  durch  diese  dem  Kurfürsten  und 
dem  Pfalzgrafen  seine  Gedanken  inbetreff  eines  zwischen  ihnen  zu  treffen- 
den Ausgleiches  sowie  den  Vorschlag,  zunächst  unter  der  Hand  dort  im 
Haag  darüber  vorbereitende  Verhandlungen  anzuknüpfen,  mittheilen  lassen. 
*Der  Pfalzgraf  ist  sogleich  —  aus  welchen  Motiven,  und  ob  gleich  wirklich 
in  aufrichtiger  Absicht,  ist  nicht  sicher  zu  erkennen  —  der  Kurfürst  nur 
zögernd  darauf  eingegangen,  erst  zu  Anfang  des  folgenden  Jahres  1664 
haben  die  eigentlichen  Verhandlungen  begonnen,  welche  zunächst  in  diesem 
Jahre  zwischen  Blaspeil  und  Lerodt,  dann  im  folgenden  zwischen  dem 
ersteren  und  dem  Pfalzgrafen  selbst  als  vertrauliche  Besprechungen  fortge- 
führt worden  sind.  Dieselben  sind,  obwohl  sie  zunächst  keinen  bestimmten 
Abscbluss  gefunden  haben,  doch  keineswegs  erfolglos  gewesen.  Der  Kur- 
fürst zeigt  sich  allerdings  zu  Anfang  in  sehr  wenig  nachgiebiger  Stimmung, 
er  hält  nicht  nur  an  der  Vorstellung,  dass  ihm  von  Rechts  wegen  die  ge- 
samten Snccessionslande  gebühren,  sondern  auch  an  der  Behauptung,  dass 
bei  den  bisherigen  Theilungen  sein  Haus  übervortheilt  worden  sei,  fest,  verlangt 
daher,  nachdem  die  zu  Anfang  von  kaiserlicher  Seite  eröffnete  Aussiebt,  dass 
Spanien  durch  Ueberlassung  des  Oberquartiers  Ton  Geldern  den  Ausgleich 
erleichtern  werde,  sich  als  ganz  nichtig  erwiesen  hat,  von  dem  Pfalzgrafen  die 
Abtretung  des  ganzen  Herzogthums  Berg  oder  wenigstens  eines  Theiles des- 
selben und  des  durch  denselben  von  Knrcöln  durch  Tausch  zu  erwerbenden, 
ihm  behufs  Herstellung  einer  directen  Verbindung  zwischen  Minden  und  Cleve 
sehr  wünschenswerthen  Gebietes  von  Reckling  hausen.  Der  Pfalzgraf  da- 
gegen will  davon  nichts  wissen,  nur  die  Aufrechthaltung  des  Status  quo  zuge- 
stehen, und  so  erscheinen  die  Verhandlungen  aussichtslos.  Allein  die  Anschau- 
ungen des  Kurfürsten  werden  von  Blas  peil  nnd  der  Prinzessin  von  Ora- 
nien nicht  getheilt,  diese  suchen  nachzuweisen,  dass  die  Ungleichheit  zwi- 
schen den  ihm  und  dem  Pfalzgrafen  zugefallenen  Theilen  keineswegs  so  gross 
sei,  und  rathen  ihm,  seine  Forderungen  zu  massigen.  Der  Kurfürst  lässt 
sich  dadurch  zunächst  nicht  überzeugen,  er  sucht  nun  durch  die  zuerst  im 
März  1664  gemachte  Andeutung,  dass,  wenn  der  Pfalzgraf  sich  semen  For- 


')  S.  oben  S.  307. 

^  S.  Pafendorf  IX  §71—73.  8.  613ff.,   woselbst  schon   eine   ausfubrliche 
Analyse  dieser  Aktenstücke  gegeben  wird. 


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492         '^'    VerbandlaogeQ  mit  Pfals-Neubtirg.     Die  Verträge  zq  Dorsten. 

dernngen  füge,  er  dafür  dessen  Absichten  in  Polen  anterstützen  wolle, 
denselben  zar  Nachgiebigkeit  zn  bewegen.  Von  nenburgischer  Seite  wird 
dieser  Gedanke  allerdings  begierig  aufgegriffen,  aber  zum  Eingeben  auf  die 
brandenbnrgischen  Fordernngen  will  man  sieh  doch  nicht  verstehen,  da  lässt 
der  Kurfürst  Anfang  1665  merken,  dass  er  geneigt  sei,  dieselben  zu  massi- 
gen, andererseits  der  Pfalzgraf,  dass,  wenn  der  Kurfürst  ihm  wirklich  zur 
Erlangung  der  polnischen  Krone  verhelfen  sollte,  er  sich  zu  einer  gewissen 
Landabtretung  verstehen  würde,  und  so  nähert  man  sich  schon  damals  dem- 
jenigen Standpunkte,  von  welchem  aus  dann  im  folgenden  Jahre  wirklich 
die  Verständigung  erzielt  worden  ist. 

Mit  diesen  geheimen,  auf  eine  definitive  Beendigung  des  ganzen  Suc- 
cessionsstreites  gerichteten  Verhandlungen  kreuzen  sich  andere,  welche 
nur  die  Beilegung  der  Streitigkeiten  über  die  kirchlichen  Verhältnisse  und 
über  das  Directorium  des  westfälischen  Kreises  zum  Ziele  hatten.  Auch 
diese  sind  von  anderer  Seite  aus  und  mit  ganz  besonderen  Nebenabsichten 
angeregt  worden.  Wie  bemerkt,  hatte  der  Bischof  Christoph  Bern 
hard  von  Münster  schon  im  Jahre  1659,  jedenfalls  veranlasst  durch  die 
damals  dem  Reiche  von  dem  nordischen  Kriege  her  drohenden  Gefahren, 
einen  Versuch  zur  Beilegung  der  Streitigkeiten  zwischen  dem  Kurfürsten 
und  dem  Pfalzgrafen  gemacht,  der  aber  erfolglos  gewesen  war.  Eben- 
derselbe hat  dann  wieder  zn  Anfang  des  Jahres  1664  während  seines  Auf- 
enthaltes zu  Regen 8 bürg  sich  gemeinschaftlich  mit  dem  Kurfürsten  von 
Mainz  den  dortigen  brandenburgischen  Gesandten  gegenüber  zur  Ver- 
mittelung  zwischen  beiden  Fürsten  erboten,  der  Kurfürst  aber,  welcher  nach 
den  früheren  Vorgängen  den  Bischof  für  eng  verbündet  mit  dem  Pfalz- 
grafen und  seinen  Ansprüchen  auf  Theilnahme  an  dem  Kreisdirectorium 
feindlich  ansah,  und  der  ausserdem  gemäss  den  im  Haag  getroffenen  Ver- 
abredungen das  Hinzutreten  anderer  zu  den  dort  schon  insgeheim  geführten 
Verhandlungen  zu  vermeiden  wünschte,  hat  sich,  ohne  gerade  diese  Aner- 
bietungen zurückzuweisen,  doch  nicht  weiter  darauf  eingelassen.  Bald  dar- 
auf aber  fasste  der  durch  mehrfache  von  selten  der  Niederländer  gegen 
ihn  verübte  Gewaltsamkeiten  erbitterte  ehrgeizige  und  kriegslustige  Bischof, 
ermuthigt  durch  die  schon  damals  zwischen  den  Niederlanden  und  England 
ausgebrochenen  Streitigkeiten,  welche  den  baldigen  Ausbruch  eines  Krieges 
zwischen  beiden  Seemächten  voraussehen  Hessen,  den  Entschluss,  an  den 
NiederlandenRache  zu  nehmen,  zu  diesem  Zweck  einerseits  mit  England 
in  Verbindung  zu  treten,  andererseits  zu  versuchen,  auch  die  anderen,  durch 
die  Uebergriffe  der  Niederländer  geschädigten  norddeutschen  Fürsten ,  vor 
allem  den  Kurfürsten  von  Brandenburg  und  den  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg, 
zu  gemeinsamem  Vorgehen  gegen  dieselben  zu  bewegen.  Auch  hiefür  aber 
erschien  wieder  eine  vorherige  Aussöhnung  jener  beiden  anscheinend  noch 
so  heftig  verfeindeten  Fürsten  als  die  nothwendige  Vorbedingung,  und  daher 
hat  er  aufs  neue  den  Versuch  gemacht,   eine  solche  zustande  zu  bringen. 


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Eialeitang.  493 

Er  machte^)  im  Jani  1664  gegen  Blaspeil,  den  er  zu  sich  nach  Coesfeld 
eingeladen  hatte,  darauf  bezügliche  Eröffnungen,  erbot  sich  auf  seiner  be- 
vorstehenden Reise  nach  Regensbnrg  und  zur  Reichsarmee  mit  dem  Pfalz- 
grafen persönlich  zu  verhandeln  und  denselben  zur  Erfüllung  der  Forde- 
rungen des  Kurfürsten  inbetreff  des  Ereisdirectoriums  zu  bestimmen,  er 
Hess  dann  im  August  dem  Kurfürsten  mittheilen,  dass  der  Pfalzgraf  zu  einer 
Verständigung  wegen  jener  Angelegenheit  und  wegen  der  kirchlichen  Ver- 
bältnisse in  den  Jülich -clcvisohen  Lande  bereit  und  erbötig  sei,  mit  ihnen 
beiden  eine  Defensivallianz  abzuschliessen,  und  forderte  ihn  zur  Beschickung 
einer  deswegen  zu  haltenden  Zusammenkunft  auf.  Der  Kurfürst  ist  auf  diese 
Vorschläge  eingegangen,  auch  er  hatte  angesichts  des  bevorstehenden  Krieges 
zwischen  England  und  den  Niederlanden  die  Hoffnung  gefasst,  bei  dieser 
Gelegenheit  durch  entschiedenes  Auftreten  die  letzteren  dahin  zu  bringen;  seine 
bisher  immer  vergeblich  erhobenen  Forderungen  wegen  einer  billigen  Regelung 
der  Hofjserschen  Schuldsache  und  Räumung  seiner  clevischen  Festungen 
zu  erfüllen,  er  hatte,  um  dafür  die  Unterstützung  Englands  zu  gewinnen, 
im  August  1664  Christoph  v.  Brandt  nach  London  geschickt'),  er  be- 
vollmächtigte jetzt  im  October  Blaspeil  zu  Verhandlungen  mit  dem  Bischof 
von  Münster  und  dem  Pfalzgrafen  vonNeaburg  wegen  einer  Beilegung 
jener  zwischen  ihm  und  dem  letzteren  schwebenden  Streitpunkte  und  zum 
Abschluss  einer  Defensivallianz,  zu  welcher  aber,  damit  dieselbe  keinen 
verdächtigen  Anstrich  erhalte,  auch  andere  sowohl  protestantische  als  auch 
katholische  Reichsstände  hinzogezogen  werden  sollten.  Ende  December 
fanden  in  Münster  Vorbesprechungen  darüber  statt  und  es  wurden  dort 
die  Entwürfe  nicht  nur  zu  zwei  über  diese  Gegenstände  abzuschliessenden 
Verträgen,  sondern  auf  das  Drängen  des  Bisehofs  von  Münster,  welcher 
entschlossen  war;  gegen  die  Holländer  loszuschlagen,  und  auch  die  anderen 
Fürsten  dazu  mitfortzureissen  hoffte,  auch  zu  einem  dritten  Vertrage,  be- 
treffend ein  gemeinsames  Vorgehen  der  drei  alliierten  Fürsten  gegen  die 
Holländer,  falls  dieselben  nicht  auf  die  Forderungen  derselben  eingingen, 
aufgesetzt.  Gegen  den  letzteren  äusserte  allerdings  der  Kurfürst,  der  im 
Gegensatz  gegen  den  Bischof  von  Münster  nicht  gewillt  war,  an  dem 
Kriege  gegen  Holland  Theil  zunehmen,  sogleich  schwere  Bedenken,  doch 
verwarf  er  ihn  nicht  unbedingt.  Die  eigentlichen  Verhandlungen  sind  dann 
im  Februar  1665  zu  Dorsten  zwischen  dem  dort  persönlich  anwesenden 
Bischof  und  den  Bevollmächtigten  des  Kurfürsten  und  des  Pfalzgrafen  ge- 
führt worden,  hier  wurden  von  denselben  nach  kurzen  Berathungen  auf 
Grund  jener  früheren  Entwürfe  die  drei  Verträge  vom  14.  und  16.  Februar 
inbetreff  der  kirchlichen  Angelegenheiten  in  den  Jülich -clevischen  Landen 


')  Diese  VerhandlaogeD  sind  von  Pufendorf  X  §  9,  S.  648  fast  garoicbt,  von 
Alpen,  De  vita  et  rebus  gestis  Christopbi  Bernardi  I  S.  665,  Droysen,  Gescb. 
der  Preuss.  Politik  111  3  S.  71f.,  Tückiog,  Gescb.  des  Stifts  Münster  unter 
Christoph  Bernhard  von  Galen  S.  127  anch  nur  flücbtig  berührt  worden. 

«)  S.  Pufendorf  X  §  2.  3  (S.  641  ff.),  Droyseu  III  3  S.  71. 


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494         B.    YerhaDdlangeD  mit  Pfals-Neabnrg.     Die  Verträge  zu  DorBteo. 

and  des  westfälischen  Ereisdirectoriams,  einer  Defensivallians  zwischen  den 
drei  Fürsten  nnd  einer  näheren  Vereinigung  derselben  behnfs  der  gegen 
die  Niederlande  zu  ergreifenden  Massregeln  abgeschlossen,  von  denen  die 
beiden  letzten ,  weil  bisher  noch  nngedmckt,  hier  vollständig  mitgetheilt 
worden  sind. 

Diese  Verträge  sind  aber  nicht  snr  Äosführnng  gekommen,  den  dritten 
haben  die  Gesandten  des  Pfalzgrafen  überhaupt  nicht  mit  unterzeichnet,  und 
auch  d^r  Kurfürst  hat  denselben,  weil  er  ihm  auch  in  der  abgeschwächten 
Form,  welche  er  erhalten,  noch  zu  weitgehend  schien,  verworfen.  Die 
beiden  anderen  hat  er  ratificiert,  hat  sich  aber  nachher  genöthigt  gesehen, 
die  Ratification  wieder  zurückzunehmen.  Qegen  die  Bestimmungen  des 
ersteren  über  die  kirchlichen  Angelegenheiten  wurden  in  den  clevisch-mär- 
kischen  Landen  selbst  sowohl  von  der  evangelischen  Geistlichkeit  als  auch 
von  den  Ständen  lebhafte  Beschwerden  erhoben  i),  welche  der  Knrfürst  we- 
nigstens theilweise  als  berechtigt  anerkennen  musste,  dem  Zustandekommen 
jener  Defensivallianz  aber  hat  der  König  von  Frankreich,  welcher  dahin- 
ter eine  österreichische  gegen  ihn  und  gegen  die  Rheinische  Allianz  gerich- 
tete Intrigue  witterte,  entgegengearbeitet  *)  nnd  dessen  Widerspruch  hat  der 
Knrfürst,  freilich  sehr  ungern,  um  es  nicht  zu  einem  Bruche  mit  demselben 
kommen  zu  lassen  und  sich  nicht  die  ihm  angebotene  Unterstützung  seiner 
Forderungen  gegen  Polen  zu  verscherzen,  sich  fügen  müssen.  Die  darüber  ge- 
führten Verhandlungen  zwischen  Blas  peil  und  dem  französischen  Gesandten 
im  Haag,  dem  Grafen  d'Estrades,  haben  die  zuletzt  roitgetheilten  Aktenstücke 
zum  Gegenstande.  Ludwig  XIV.  hat  in  dieser  Angelegenheit  auch  durch 
seinen  Gesandten  in  Regensburg  Gravel')  und  auch,  wie  wir  aus  der 
Correspondenz  des  Königs  mit  Estrades  ersehen,  durch  die  Prinzessin 
von  Oranien  auf  den  Kurfürsten  einzuwirken  versucht,  leider  liegen  in 
Berlin  weder  in  dem  Staatsarchiv  noch  in  dem  K.  Hansarchiv  irgend  wel- 
che Documente  vor,  welche  erkennen  Hessen,  ob  nnd  in  welcher  Weise  sich 
die  letztere  wirklich  dazu  hergegeben  hat,  den  Interessen  des  Königs  zu 
dienen. 


0  S.  M.  LehmaQD,  Preassen  und  die  katholische  Kirche  I  S.  66  und  die 
dort  S.  178  fr.  abgedruckten  Aktenstücke. 

^  S.  Wie  IVB,  SammluDg  fragmentarischer  Nachrichten  über  Christoph  B. 
von  Galen,  woselbst  die  auf  diese  Aogelegeoheit  bezüglichen  Stucke  aas  den 
Memoiren  Estradea'  zusammengestellt  sind. 

^  S.  die  RelatioDen  der  braDdenbargiacbeD  Reichstagsgesandten  vom 
7./17.  April  und  27.  April/ 7.  Mai  1665. 


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Werner  Wilhelm  Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Graven- 
hage  26.  Juni  1663. 

[Friqneta  BemühangeD  wegen  eines  Vergleiches  zwischen  Kf .  nnd  Pfais-Neaburg. 

Durch  denselben   vermittelte  Zusammenkunft  mit  Lerodt,    Friquets  Vorschlag. 

Anfrage,  an  wen  er  weitere  Mittheilungen  in  dieser  Sache  adressieren  solle.] 

Mit  Vorwissen  Ihrer  Hoheit  habe  ich  meine  unterthänigste  6e-  26.  Juni. 
danken  wegen  des  Ew.  Ghf.  Dchl.  sehr  wohl  gelegenen  Oberquar- 
tiers von  Gelderlandt '),  auch  wie  —  man  die  Gülichsche  Succes- 
sionssaehe  durch  einen  zuträglichen  endlichen  Vergleich  hinlegen  und 
die  itzige  Gonjunctur  der  Zeiten  am  füglichsten  dazu  gebrauchen 
könnte,  hiebevor  nach  Hofe  gebracht.  —  Nachgehend  habe  ich  auch 
die  eigentliche  Bewandnus  itzg.  Saccessionssache  und  sonderlich  was 
ab  a.  1609  bis  anhero  darinnen  yorgelaafen,  auch  wie  man  anitzo 
die  Handlung  zum  beständigen  und  billigmässigen  Vergleich  anzu- 
greifen, femer  untersuchet  und  den  ganzen  Bericht  *)  —  zu  fibersenden 


*)  Eine  solche  Denkschrift  liegt  ans  dieser  Zeit  nicht  vor,  wohl  aber  eine 
andere  7on  unbekannter  Hand  aus  dem  October  1664,  in  welcher  die  Vortheile, 
weiche  die  Erwerbung  des  Oberquartiers  von  Geldern  gewähren  wärde  (die 
Einkünfte  daraus  werden  auf  jährlich  21,000  Thaler  berechnet)  ausein anderge- 
setst  und  der  Vorschlag  gemacht  wird,  dasselbe  als  Pfand  für  die  von  Spanien 
schuldigen  j&hrlich  100  000  Thaler  (s.  oben  S.  298  f.)  einsubehalten. 

^  In  dieser  den  Akten  beiliegenden  Denkschrift  giebt  Blaspeil  zunächst 
eine  Uebersicht  über  den  Verlauf  des  Successionsstreites  bis  zu  den  Verträgen 
vom  8.  und  16.April.l647  (v.  Morner  S.  136)  und  vom  20. Mai  1649  (ibid.  S.160) 
und  erörtert  dann  die  Frage,  wie  ein  definitiver  Erbvergleich  und  eu  diesem 
Zwecke  eine  gleiche  Theilung  der  Erbscbaftelande  herzustellen  sei.  Er  schätzt 
Jülich  für  mindestens  ebenso  viel  werth  als  Oleve  und  Berg  zusammen,  Oleve 
ungefähr  =  Berg  und  Ravensberg,  Berg  tae  Mark  und  Ravensberg,  Mark 


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496         3*    Verbandlangen  mit  Pfalz-Nenburg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

dienlich  erachtet,  wobei  ich  —  nic^t  verhalten  soll,  dass,  wie  hiesiger 
keyserlicher  envoy6  H.  Friquet  der  gänzlichen  Meinung  ist,  dass 
von  der  Einigkeit  des  westphälischen  Kreises  und  sonderlich  von 
obg.  Vergleich  der  Ruhe-  und  Wohlstand  des  ganzen  Römischen  Reichs 
dependire,  auch  Seiner  Keyserl.  Maj.,  Ew.  Churf.  Dchl.  und  anderer 
Reichsstände  bei  diesem  Niederländischen  Staat  und  andren  aus- 
heimischen Potentaten  zerfallener  Respect  anderergestalt  nicht  als  da- 
durch wieder  aufgerichtet  werden  könne,  derselbe  sich  also  damit 
eine  Zeit  hero  sehr  bemühet  und  nicht  allein  ihrer  Hoheit  darüber 
zugesprochen  und  gebeten,  Ew.  Churf.  Dchl.  Wohlmeinung  darüber 
zu  vernehmen,  sondern  auch  seine  Gedanken  am  keyserlichen  Hofe 
gelangen  lassen,  alwohe  dieselbe  in  sehr  guter  Consideration  genom- 
men seind,  wie  Ew.  Churf.  Dchl.  aus  des  keyserlichen  Gesandten, 
des  von  Lisola*)  Anbringen  daselbst  ungezweifelt  vermerken  werden. 
Nicht  weniger  hat  er  hiesigem  Neuburgischen  Abgeordneten,  dem 
Baron  de  Lerodt,  den  Vortheil,  welchen  sein  Herr  aus  dieser  Einig- 
keit zu  erwarten  haben  würde,  dermassen  vor  Augen  gestellet  und 
schmackhaft  gemacht,  dass  derselbe  sich  diese  Sache  allereiferigst 
lasset  angelegen  sein,  auch  bei  seiner  vorgestrigen  Wiederkunft  er- 
wähnten H.  Friquet  versichert  hat,  dass  des  Herrn  Pfalzgrafen  zu 
Neuburg  F.  Dchl.  und  alle  dero  ministri  nichts  herzlichers  als  eine 
beständige  redliche  gute  Einigkeit  erwünschten,  wie  sie  solches,  wan 
es  zur  Handlung  käme,  in  der  That  erweisen  würden.  Darauf  der 
H.  Friquet  ferner  und  zwar  dahin  gearbeitet,  dass  der  Baron  de 
Lerodt  und  ich  par  rencontre,  jedoch  in  keiner  andern  Qualität  als 


==   RaveDsberg,   Raveostein   uod  die  flandrischeD  Güter,    Ravensberg  = 
RaveDstein  und  diese  Güter,  70D  100  Tbeilen  machten  also: 

Jülich  38 

Cleve  20 

Berg  18 

Mark  14 

Raveosberg      G 

RaveosteiD  4 
aus.  Er  macht  dann  vier  verschiedene  Vorschläge,  wie  nach  diesem  Verhält- 
nisse eine  gleiche  Theiluog  getroffen  werden  könne,  weist  darauf  hin,  wie  sehr 
eine  solche  erleichtert  werden  würde,  wenn  Spanien  sich  wirklich  zur  Ab- 
tretung des  Oberquartiers  von  Geldern,  welches  sowohl  an  Jülich  als  au 
Cleve  angrenze,  verstände,  und  stellt  schliesslich  einen  Entwurf  der  Bedingungen 
auf,  welche  bei  solchen  Verhandlungen  über  einen  Erbvergleich  von  selten  des 
Kurfürsten  vorzubringen  seien. 

*)  S.  über  dessen  damalige  Gesandtschaft  beipo  Kf.  oben  S.  289 ff. 


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Erste  Vermittlaogeversnche  Friquets.  497 

priyati,  uns  begegnet,  in  seines,  des  Friquet,  Haus  zusammenkommen 
und  daselbst  einander  in  soweit  haben  kennen  lernen,  da  ich  dan  von 
besagtem  Lerodt  so  vieles  gehöret,  dass  ich  glauben  muss,  die  Sache 
seie  an  der  Seite  wohl  gemeinet,  welches  jedoch  die  Zeit  am  besten 
geben  wird.  Wie  ich  nun  bei  dieser  Occasion  derae  von  Lerodt  wegen 
der  Herrschaft  Ravenstein^  welche  er  zu  permutiren  und  an  diesen 
Staat  gegen  ein  Aequivalent  zu  überlassen  in  Commission  hat^),  zu 
Gemttthe  geftihret,  dass  solche  Permutation  ohne  Ew.  Ghurf.  Dchl. 
speciale  Bewilligung  sich  nicht  würde  thun  lassen  und  er  von  mir 
eine  starke  Opposition  zu  erwarten'),  hat  mehrg.  H.  Friquet  Occa- 
sion gefasset,  von  der  Nothwendigkeit  obg.  Einigkeit,  und  wie  Seine 
Keys.  Maj.  ein  solches  so  herzlich  wünschten,  weitläufig  zu  discurriren, 
dabei  fügend,  dass  wir  doch  dahin  bedacht  sein  möchten,  damit  ein 
so  nützlich  und  hochnöthig  Werk  zum  guten  Ende  befodert  würde  — 
hielte  aber  auch  dafür,  ehe  man  zur  Hauptsache  käme  oder  kommen 
könnte,  dass  man  dieses  wichtige  Werk  zuvorhin  wohl  präpariren  — 
müsste  —  dannenhero  er  fragsweise  vorstellen  müsste,  ob  es  nicht 
rahtsamb,  auch  das  nächste  und  sicherste  sein  würde,  dass  Ihre  Ghur- 
und  FOrstl.  Dcht.  Dcht.  solche  praeparatoria  hieselbst  durch  solche 
ihre  Bedienten,  denen  sie  die  Sache  gst  anvertrauen  würden,  auf  ihre 
gst.  Ratification  zur  Hand  nehmen,  oder  zum  wenigsten  ein  Versuch 
thun  liessen,  in  Betrachtung  es  diesergestalt  ohne  Kosten,  ohne  Zeit- 
verlust, ohne  Verdacht  und  in  geheimb  geschehen  könnte  —  mit  sehr 
emsigen  Begehren,  wan  wir  ja  ohne  speciale  Ordre  hiezu  nicht  schrei- 
ten könnten,  wir  es  zum  wenigsten  nacher  Hoff  bringen  und  bester- 
massen  recommendiren  möchten,  wie  er  auch  seines  Orts  am  Kejser- 
lichen  Hofe  zu  thun  nicht  versäumen  würde.  —  Lerod  und  ich 
haben  diese  Proposition  ferner  nicht  als  ad  referendum,  im  übrigen 
aber  dieselbe  zu  secretiren  und  ausser  unsem  Herren  Principalen  an 
niemanden  zu  entdecken  angenommen.  — 

PS.  —  Was  im  übrigen  die  Neuburgische  Sache  betrifft,  da  habe 
ich  zwar  bisher  meine  unterthänigsten  Erinnerungen  an  E.  Ghf.  Dchl. 
Hoffmarschaln,  den  von  Ganstein,  gerichtet,  weiln  aber  die  Sache 
nunmehr  weiter  gehet  und  ich  nicht  weiss,  ob  Ew.  Ghf.  Dchl.  dieselbe 
in  publiquen  Rath  gebracht  wissen  wollen,  habe  ich  mich  erkühnen 


*)  S.  über  diese  VerhandlaogeD  Memoires   d'Estrades  II  S.  167 ff. 
')  8.  den  Beriebt  des  Grafen  d'Estrades  an   Ludwig  XIV.    ?om  12.  Juli 
1663  (M^m    n  ä.  250). 

Mater,  i.  Qeicb.  d.  Q.  Kurfürsteu.    XI.  32 


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498  8.    YerhaDdlaogen  mit  Pfalz-Nenborg.    Die  Vertrflge  zu  Dorsten. 

mQssen,  den  geraden  Weg  zu  Ew.  Ghurf.  hohen  Person  zu  nehmen,  unter- 
thänigst  bittend,  Ew.  Ohf.  Dchl.  geruhen  mir  durch  secretarium  Hip- 
pel oder  sonsten  jemand  gst.  befehlen  zu  lassen,  woran  ich  mich 
künftig,  wan  etwas  weiter  vorgehen  sollte,  zu  adressiren,  und  ob  neben 
Ihrer  Hoheit  ich  nicht  auch  des  Glevischen  Herrn  Statthalters  F.  G. 
von  allem  part  zu  geben  haben  solle.  — 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
28.  August  1663. 

[Vorschläge  Friquets.) 
^8.  Aug.  Friquet,  welcher  eigentlich  mit  Lerodt  hatte  zu  der  Priazessin  von 
Oranien  nach  Tarnhoat  kommen  wolleo,  hat  ihm,  nachdem  er  demselben 
mitgetheilt,  dass  er  noch  keine  Ordre  vom  Kf.  erhalten,  gerathen,  damit 
nicht  das  Misstrauen  Pfalz-Nenbnrgs,  als  ob  Ef.  die  Sache  nicht  ernst- 
lich meine,  sondern  ihn  nnr  mit  Frankreich  zn  embronillieren  suche,  ver- 
stärkt werde,  Lerodt  gegenüber  dieses  nicht  zu  sagen,  sondern  die  Ver- 
zögerang der  Verhandlangen  mit  einer  Indisposition  der  Prinzessin,  ohne 
deren  Beisein  er  in  dieser  Sache  etwas  za  than  Bedenken  trage,  za  ent- 
schaldigen,  zngleich  Lerodt  zu  versichern,  dass  dieserseits  die  Intention 
anfrichtig  sei,  und  diesen  darüber  aufzuklären,  dass  die  Behauptung  des 
Bischofs  von  Münster,  er  sei  von  der  Prinzessin  za  verschiedenen  Malen 
ersucht  worden,  die  Vermittelang  in  dieser  Sache  zu  übernehmen,  unwahr 
sei.  Im  übrigen  blieb  Friquet  bei  der  Meinung,  dass  die  Haupthandlang 
bei  Kf.  selbst,  and  zwar  soUemniter  uod  mit  Vorwissen  aller  Alliierten  und 
Freunde  geschehen,  hier  aber  nur  der  Grund  zu  solcher  Handlang  gelegt 
werden  solle,  da  sich  dann  bald  offenbaren  werde,  ob  etwas  Frachtbarliches 
davon  zu  erwarten  sein  werde. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  [Haag]  5.  September  1663. 

[Besprechung  mit  Lerodt.  Aogebliche  VerhaDdlaogen  über  den  beabsichtigten  Ver- 
gleich auch  zwischen  den  beiderseitigen  Gesandten  in  Regensbarg.] 

5  Sept.  Der  Verabredung^)  mit  Friquet  gemäss  hat  er  Lerodt,   welchen  er 

in  dessen  Hause  getroffen,  mitgetheilt,  dass  die  verabredete  Zusammenkunft 
in  Turnhout  wegen  Uopässlicbkeit  der  Prinzessin  von  Oranien  nicht 
stattfinden  könne,  und  ihn  in  betreff  der  unwahren  Behauptung  des  Bi- 
schofs von  Münster  desabusiert.  Lerodt  dankte  dafür,  betheuerte  seines 
Herrn  gute  Intention  und  erklärte  sich  bevollmächtigt  und  bereit,  in  die 
Verhandlungen  zu  treten.    Doch  theilte  er  mit,  dass  seinem  Herrn  allerlei 


0  ö.  die  vorhergehende  Relation  ?om  2d.  August. 


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VerhaDdlangeo  Blaspeils  mit  Lerodt  499 

widrige  Gedanken  beigebracht  worden  wären,  indem  diese  Yergleicbssaohe,  wel- 
che der  Abrede  nach  eecretiert  werden  sollte,  zn  Regen s barg  anf  die  Bahn 
gebracht  worden  sei,  des  Ef.  Gesandten  hätten  sich  deswegen  beidemNea- 
bnrgischen  Gesandten  Raatenstein  angegeben  nnd  diesen  gedrängt  anzu- 
geben, was  Pfalz-Neuburg  für  Mediatoren  dabei  gebranchen  wolle^  aber 
nachdem  er  ihnen  dieselben  (Frankreich  nnd  den  Bischof  von  Münster) 
genannt,  nichts  weiter  von  der  Sache  gesprochen,  so  dass  es  schiene, 
als  hätte  man  dem  Pfalzgrafen  einigen  Yortheil  absehen  wollen,  doch  hätte 
er,  Lerodt;  alles  wieder  gut  gemacht  nnd  könnte  versichern,  dass  es  von 
seinem  Herrn  aufrichtig  gemeint  sei.  Bl.  hat  dies  zu  erwähnen  für  nöthig 
erachtet,  da  Kf.  in  seinem  Rescripte  i)  mit  angeführt,  dass  Raatenstein 
za  Regensburg  auch  von  diesem  Vergleich  etwas  gedacht  habe.  *) 


Der  Kurfttrat  an  Blaspeil.    D.  Königsberg  14.  September  1663. 

[auf  die  Relation  vom  28.  Aagust.    Er  ist  zu  den  Yerhandlangen  bereit,  wünscht, 
dass  sie  ohne  Mediation  geheim  geführt  werden.] 

—  Nun  wisset  Ihr  vorhin  *),  dass  wir  uns  zu  einem  billigen  Ver-  u.  Sept. 
trag  erklärt,  seind  auch  nochmals  der  beständigen  Meinung  und  haben 
Euch  vor  diesem  befohlen^  von  dem  von  Lerad  zu  vernehmen,  wie 
und  auf  was  Weise  er  vermeinte,  dass  diese  praeparatoria  anzu- 
stellen, zumal  wir  nicht  dafür  halten,  dass  es  noch  zur  Zeit  nöthig, 
sich  einiger  Mediatoren  bei  diesem  Werk  zu  gebrauchen,  und  zwar 
darumb,  welches  wir  Euch  zu  Eurer  Nachricht  wissen  lassen,  dass 
der  Pfalz-Neuburgische  Abgeschickte  zu  Regensburg  Rautenstein 
gleichfalls  von  einem  Vergleich  Erwähnung  gethan,  dabei  aber  zugleich 
angezeigt,  dass  sein  Herr  sich  dabei  des  Eöniges  in  Frankreich 
und  Bischofs  zu  Münster  Mediation  gebrauchen  wollte,  dabenebenst 
aber  dafür  hielte,  dass  der  Eeyser  wohl  schwerlich  die  Mediation 
mit  über  sich  nehmen  würde,  daraus  wir  denn  nichts  anders  muth- 
massen  können,  dan  dass  man  uns  auf  solche  Weise  den  Vergleich 
:  I  nicht  allein  schwer  sondern  auch  wohl  gar  wiedrig  machen  möchte,  Ch. 
daher  wir  der  Meinung  sein,  dass  die  Sache  ohne  Mediation,  wenn 
es  Pfalz-Neuburg  Ernst,  anzutreten  und  keine  mehrere  Interessenten 
zuzuziehen.  :|  Ihr  habet  demnach  nochmals  mit  dem  von  Lerad  zu  reden 


'}  Ein  solches  ist  in  den  Akten  nicht  erhalten. 

*)  S.  die  Relationen  der  brandenbargischen  Gesandten  aas  Regeosbnrg  vom 
27.  Äpril/7.  Mai,  8./18  Mai  und  10./20.  Juli  1663  (oben  S.  181  f.  188). 

'j  Ein  solches  früheres   Rescript  in  dieser  Augelegenheit   ist  in  den  Akten 
nicht  vorhandeo. 

32* 


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500         B.     VerbaDdiuDgeo  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Verträge  zu  DorsteD. 

und  Yon  ihm  zu  begehren,  dass,  dafern  es  seinem  Herrn  Ernst,  er  sich  er- 
kläre, wo  und  wann  die  Traetaten  und  zwar  so  viel  möglich  in  der 
Stille  und  in  geheimb  anzutreten,  dnmit  man  des  Interrenirens,  Pro- 
testirens  und  anders  mehr  von  einem  und  dem  andern  geübrigt  sein 
könne.  Sobald  wir  nun  von  Euch  darauf  Antwort  erhalten,  so  bald 
wollen  wir  uns  auch  ferner  der  Personen  und  der  Instruction  halber 
gn.  resolviren ^).  —  Friquet  habt  Ihr  unterdessen  zu  Beförderung 
unseres  Besten  zu  unterhalten  und  dieses  ihm  zu  communiciren.  Wir 
haben  auch  wenig  Hoffnung  zum  guten  Ausgang,  wann  Frankreich 
und  der  Eeyser  zugleich  mediatornes  sein  sollen,  daher  es  zum 
besten,  beide  daraus  zu  halten.  — 


Blaspeil  an  den  EnrftlrBten.    D.  s'Gravenhage 
20./ 30.  November  1663. 

[Vorstellaagen  Friqaets  wegen   der  Nothwendigkeit   und  Nätzlichkeit    des    eq 
schlieeseodea  Vergleichs.] 

30.  Nov.  Lerodt  ist  zu  Lüttich  bettlägerig  und  die  Bavensteinische  Aliena- 

ti onssache  mnss  daher  bis  za  dessen  Besserung  anstehen. 

Nachdem  Friquet  durch  den  Baron  de  Lisola  advertirt  worden, 
dass  Ew.  Ghf.  Dchl.  mir  gst.  aufgegeben,  wegen  der  Neuburgischen 
Sache  in  Handlung  zu  treten,  hat  derselbe  mit  mir  davon  und  zugleich 
von  der  augenscheinlichen  Gefahr  der  Spanischen  Niederlande  und 
der  daraus  erfolgenden  Unruhe  des  Römischen  Reichs  und  sonderlich 
deren  daran  grenzenden  Westfälisch  und  Rheinischen  Kreisen  sehr  confi- 
dent,  doch  nicht  als  ein  keyserlicher  Minister,  der  deswegen  einige 
ordre  hätte,  sondern  als  ein  guter  Freund  aus  sich  selbst  discurirt, 
der  Meinung,  dass  diese  andringende  Gefahr  andrergestalt  nicht  als 
durch  den  verhofften  Vergleich  mit  Neubnrg  würde  abzuwehren  oder 
zu  begegnen  sein,  sintemal  der  Westfälische  Kreis  —  durch  obg. 
Vergleich  vereinbart  und  dann  auf  solche  Vereinigung  aller  Apparenz 
nach  dieses  erfolgen  dürfte,  dass  wegen  der  nahen  Nachbarschaft 
und  des  gemeinen  Interesse  die  Spanische  Niederlanden  und  obg. 


1)  Kf.  ertheilt  (d.  Königsberg  12.  October  1663)  Blaspeil  Vollmacht  zu  den 
mit  Pfalz-Neabnrg  wegen  Beilegung  des  Saccessionsstreites  sn  fübrendon  Ver- 
handlungen, weist  ihn  zugleich  an,  „alles  mit  behutsamer  Sorgfalt  und  Fürsiohtig- 
keit  zu  menagieren  und  ratione  materialium  zwar  zu  vernehmen,  wohin  man  Pfalz- 
neuburgischerseits  zielen  möchte,  sich  aber  vorläufig  darauf  noch  nicht  einzu- 
lassen*', und  lehnt  vorläufig  jede  Vermittelung  ab. 


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Friquets  EröffonngeD.  501 

beide  Kreise,  auch  wohl  mit  der  Zeit  dieser  Staat,  ja  Kngellandt 
selbst,  zu  ihrer  aller  gemeinen  Conservation  —  eine  Ligue  defen- 
sive mit  einander  aufrichten  und  nöthige  Anstalt  besorgen  würden, 
aller  deren  machinationes,  welche  in  diesen  Quartieren  sollten  brouil- 
liren  oder  sonsten  etwas  attentiren  wollen,  zu  widerstehen,  zuni  we- 
nigsten, dass  auf  obg.  verhofften  Vergleichsfall  Ew.  Chf.  Dchl.  und 
Pfalz-Neuburg  dahin  zu  gedenken  würden  Ursach  haben,  weil  es 
fast  unmöglich,  wan  Frankreich  sein  Vorhaben  in  den  Spanischen 
Niederlanden  fortsetzen  würde,  dass  nicht  auch  die  Gülich-  und  Cle- 
vische  Lande  damit  involviret  und  einen  guten  Theil  des  Lasts  dieser 
Unruhe  zu  tragen  haben  sollten,  und  hielte  —  Friquet  dafür,  weil 
der  Gron  Hi Spanien  bei  itzigem  ihrer  Sachen  Zustand  so  hoch  hieran 
gelegen,  dass  dieselbe  zu  Facilitir  und  Beförderung  obg.  Vergleichs  und 
der  dadurch  verhofften  Ligue  lieber  etwas  von  dem  ihrigen  mit  Ab- 
tretung eines  oder  anderen  Stücks  dazu  contribuiren  als  zusehen  würde, 
dass  ein  so  hoch  importirendes  Werk  zurückbleiben  sollte.  Es  wäre 
aber  die  höchste  Zeit  damit,  wan  hierinnen  etwas  gutes  sollte  gesche- 
hen, und  würde,  wan  der  Fall  in  Spanien  käme,  darauf  die  Gron  Frank- 
reich,  welcher  die  Zeit  fast  zu  lang  würde,  bisher  nur  allein  ge- 
wartet, es  zu  späte,  zum  wenigsten  solcher  Vergleich  und  Ligue  nicht  so 
füglich  als  anitzo  zu  hoffen  und  zu  finden  sein.  — 

Friqaet  schlug  daher  vor,  sie  beide  möchten  in  der  Stille  unterm 
Prätext  der  Havensteinischen  Handlung  zu  Lerodt  nach  Lüttich 
reisen/ dort  mit  demselben  conferieren  und  die  Sache  präparieren;  die  Sache 
selbst  könnte  dann  zu  Regensburg,  wofern  nur  Kf.  persönlich  hinkäme 
(dass  der  Pfalzgraf  dort  zu  erscheinen  vorhabe,  davon  häcte  er  gewisse  Nach- 
richt), abgemacht  werden.  Bl.  hat  sich  aber,  da  seine  Instruktion  sich  so 
weit  nicht  erstreckt,  nicht  darauf  eingelassen.  Wenn  sie  wieder  zusammen- 
kommen, will  er  versuchen,  von  Lerodt  noch  etwas  weiteres  zu  vernehmen, 
wohin  man  Pfalz -Neuburgischerseits  ziele,  wiewohl  er  besorgt,  Lerodt, 
welcher  bisher  sehr  aufrichtig  procedieret,  auch  seine  Instruktion  ihn  hat 
wollen  sehen  lassen,  möchte  dadurch  argwöhnisch  gemacht  werden. 


Der  KurfBrst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  2./ [12.]  December  1663. 

[auf  die  Relation  vom  20./30.  November.     Die  VerhaDdluagen  sollen  fortgesetzt 

werden,  Blaspeil  soll  zu  eondieren  versnchen,  zu  welchen  ZageständDissen  sich 

Pfalz-Neubarg  verstehen  und  ob  Spanien  Geldern  abtreten  wolle.] 

Ef.  ist  zufrieden ,  dass  Bl.  sich  bisher  seiner  Instruktion  gemäss  yer-  12.  Dec. 
halten  und  sich  nicht  tiefer  engagiert  hat,  er  soll  damit  fortfahren. 


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502         3-     VerhaDcIluDgeD  mit  Pfalz -Neaburg.    Die  Verträge  zu  DorsteD. 

Wir  können  aber  inmittelst  wohl  geschehen  lassen,  dass  Ihr  fllr 
Euch  Erwähnung  thut,  wann  man  Belieben  trüge,  eine  beständige 
Freundschaft  mit  uns  zu  stabiliren  —  so  würde  man  die  Quelle 
für  allen  Dingen,  nemblich  die  ungleiche  Theilung,  aufheben  —  müs- 
sen. Gleichwie  nun  reichskundig,  dass  das  Herzogthumb  Gulich 
allein  mehr  importirt,  als  die  andern  Länder  zusammen,  so  wir  be- 
sitzen, als  würde  von  sich  selbst  folgen,  dass  uns  aufs  weinigste  das 
Herzogthumb  Bergen  abgetreten  werden  müsste.  Es  wäre  denn,  dass 
auf  den  Fall  wir  mit  des  Pfalzgrafen  Ld.  nicht  darüber  uns  verglei- 
chen könnten,  wie  der  Keys.  Resident  im  Haag  Friquet  dessfalss 
einige  Ouvertüre  gethan,  der  König  in  Spanien  uns  ein  Theil  seiner 
Landen  dagegen  abtreten  wollte.  Sollte  aber  dieses  nicht  gehen,  so 
I  hättet  Ihr  fQr  Euch  zu  yemebmen,  ob  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  dero 

i  Prätension  anf  die  ganze  Succession  nicht  etwan  zu  Gelde  schlagen 

I  wollten,  worin  wir  dann  deroselben,  wenn  nur  die  Summe  nicht  zu 

i  excessiv,   wohl  Satisfaction   geben  werden.    Jedoch   habt  Ihr   dieses 

j  alles  nur  für  Euch  und  als  wenn  Ihr  desfalls  von  uns  nicht  befehligt, 

j  vorzubringen.    Ihr   habt  aus  allen  diesen  Sachen  ^allzeit  mit  -▼-  der 

i  Princessin  von  Oranien  Ld.  fleissig  zn  communiciren  und  dero  Sen- 

j  timent  uns  jedesmal  zu  überschreiben.    Weil  auch  an  ein  und  andern 

Orten  spargirt  worden,  als  würde  uns  der  König  zu  Hispanien  das 
!  Oberquartier  von  Gelderland  abtreten,  so  habt  Ihr  Euch  zu  bemü- 

'  hen,  desshalber  etwas  gründliches  zu  penetriren.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil    D.  Oöln  9./[19.]  December  1663. 

[Die  Verhandlungen  sollen  fortgesetzt  werden;  wenn  Aassioht  aaf  Brfolg  sein 
sollte,  will  Kf.  selbst  nach  Cle?e  kommen.] 

19.  Dec.  —  Sollten  aber  unsere  Frau  Schwiegermutter  und  Ihr  verspüren, 

dass  bei  dieser  Handlung  einig  guter  Ausschlag  zu  hoffen,  solchen- 
falls habt  Ihr  beflissen  zu  sein,  den  v.  Leradt  an  der  Hand  zu  halten, 
und  könnet  Ihr  auch  Ih.  Ld.  alsdann  wohl  in  Vertrauen  berichten,  dass 
wenn  wir  versichert  wären,  dass  man  Neuburgischerseite  die  Sache 
mit  Ernst  meinete  und  uns  in  allen  Dingen  behörige  Satisfaction  zu 
geben  gesonnen,  wir  das  Werk  der  Wichtigkeit  hielten,  dass  wir  gegen 
künftigen  Frühling  nach  unserm  Fürstenthumb  Gleff  selbsten  eine 
Reise  nehmen  wollten,  dahero  wir  dann,  ob  wir  gleich  inmittelst  die 
Tractaten  —  continuiret  wissen  wollten,  dennoch  auf  alle  Punkte  so 


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ForderoDgen  des  Kf.  503 

praeoise  niemand  instrniren  könnten,  wir  würden  uns  auch,  wenn 
wir  persönlich  daselbst  zugegen,  in  ein  und  andern  besser  und  eigent- 
lich erklären.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.    D.  Cöln  30.  December  1663/ 
[9.  Januar  1664] 

[Die  TOD  Pfalz -Nenburg  za  leisteocle  Satisfactioo.    Das  Directoriam  im  West- 
falischen  Kreise.    Der  Religionspuukt.] 

—  Wofern  etwas  aus  der  Sache  werden  soll,  muss  uns  wegen  der  9.  Jao. 
allzu  ungleichen  Theilung  Satisfaction  geschehen,  es  kombt  uns  aber  zu- 
mahlen  ungereimbt  für,  dass  man  Pfalz-Neuburgischer  seite  dergleichen 
Verkttrtzung  auch  praetendiren  und  auf  die  Bahn  bringen  will  —  dess- 
wegen  wir  dan  nicht  unbillig  zu  Ersetzung  der  Ungleichheit  das  Her- 
zogthumb  Bergen  oder  einen  guten  Strich  desselben  nebst  Raven- 
stein  mit  dieser  Condition  prätendiren,  dass  Pfalz-Neuburg  bei 
derCron  Spanien  —  befordern  helfe,  damit  uns  das  Oberquartier  vom 
Herzogthumb  Gelderland  —  abgetreten  werden  möge,  wohingegen  wir 
auf  die  Flanderische  Güter  renunciiren  und. solche  I.  Ld.  gänzlich  ab- 
treten wollen .  Was  das  Directorium  auf  denen  Westphälischen  Greis- 
tagen  betrifft,  lassen  wir  es  desfalls  bei  denen  aufgerichteten  Vergleich  *) 
bewenden,  und  weil  wir  —  der  Hoffnung  leben,  die  vota,  so  uns  wegen 
unserer  Landen  competiren,  nunmehr  ohne  ferneren  Streit  zu  erlangen, 
als  wird  dadurch  dieser  Sache  desto  leichter  ihre  abhelfliche  Masse  ge- 
geben werden  können.  Bei  dem  dritten  Punkt  —  die  Religion  belan- 
gend können  wir  Gewissens  halber  nicht  nachgeben,  dass  solcher 
nach  dem  Instr.  pacis,  als  welches  von  den  Guiischen  Landen  nicht 
disponiret,  —  eingerichtet  werde,  sondern  es  muss  billig  hierin  bei 
den  aufgerichteten  Verträgen  und  Beversalen')  verbleiben. 

Bi.  soll  die  Tractaten  im  geheimen  fortsetzen,  doch  sieht  Kf.  zur  Zeit 
noch  nicht,  wie  er  ihn  näher  instraieren  soll,  sobald  ihm  aber  vom  Pfalz- 
grafen Erklärung  wegen  seiner  Satisfaction  zukommen  werde,  will  er  sich 
so  herauslassen,  dass  man  an  seiner  Begierde,  dies  Werk  zur  Richtigkeit 
zu  bringen,  nicht  Ursache  zu  zweifeln  haben  soll. 


')  Vom  8.  April  1647,  8.  oben  S.  485. 

')  S.  M.  Lehm  an  D,  Preasseo  und  die  katholische  Kirche  I  8.58 ff. 


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504         ^'    VerhanclIaDgeD  mit  Pfalz-Neuburg.     Die  Verträge  zu  Dorsten. 

Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  s'Gravenhage  4.  Februar  1664 

[Verabredung  mit  Lerodt.    Der  Vorfall  in  Regensburg] 

4.  Febr.  Lerodt  ist  am  29.  Januar  hier  angelangt,  bat  am  31.  bei  Ihrer  Hoheit 
Audienz  gehabt,  liegt  jetzt  aber  wieder  am  Podagra  bettlägerig,  derselbe 
und  Bl.  haben  nur  in  einer  kurzen  Conferenz  verabredet,  dass  alles,  was 
vorgestellt  nnd  debattiert  werden  sollte,  ordentlich  protokolliert  und  vor  Reo- 
tificiernng  der  Protokolle  nicht  weiter  geschritten  werden  solle.  Es  wird 
dieses  zwar  in  die  Handlung  einige  Langsamkeit  bringen;,  I.  Hoheit  dringt 
aber  darauf,  dass  wegen  dessen,  was  zu  Regensburg  zwischen  dem  Neu- 
burgischen nnd  dem  P ade r bor ni sehen  Deputierten  vorgelaufen'),  Satis- 
faction  gegeben  und,  bevor  Kf.  dadurch  beruhigt  werde,  man  sich  nicht  in  der 
Handlung  vertiefe.  Dieser  Regensbnrger  Verlauf  ist  Lerodt  sehr  fremd 
vorgekommen,  da  die  Verordnungen  des  Pfalzgrafen  an  ihn  fortgesetzt  voll- 
kommene Inclination  zum  billigen  guten  Vergleich  zeigen,  nnd  er  nicht  be- 
greifen kann,  wie  der  Deputierte  zu  Regensburg,  welcher  (ausserhalb 
beim  Rausch)'  ein  sehr  bescheidener  und  vernünftiger  Mensch  sein  soll,  zu 
einer  so  unzeitigen  Thorheit  verfaUen  sei. 

,     Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  2./[12].  Februar  1664 

[auf  die  Relation  vom  4.  Februar.    Die  VerhandluogeD  sind  fortzusetzen  ] 

12.  Febr.  ^^  ®r  ▼on  Regensburg  und  auch  sonst  versichert  wird,  dass  Rau- 
tenstein ausser  Befehl  seines  Herrn  nnd  allein  für  sich  geredet  habe,  so 
findet  er  keine  Ursache,  dass  desshalb  die  vorhabende  Handlung  aufgehal- 
ten werden  solle,  Bl.  soll  daher  zur  Verzögerung  ferner  keine  Ursache 
geben ^  sondern  zusehen,  dass  sich  Lerodt  in  etwas  ratione  realium  her- 
auslasse. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
1.  März  St.  n.  1664 

[VerhandluDgen  mit  Lerodt.] 

I.März.  Bericht  über  verschiedene   Besprechungen  mit  Lerodt,  Bl.  hat  ge- 

fordert, dass  als  Grund  des  zu  machenden  Vergleiches  vollständig  herzu- 
stellende^ Gleichheit  festzustellen  und  von  den  Verträgen  von  1629  und  1647 
abzusehen  sei,  während  Lerodt  behauptete,  dass  von  dem  bestehenden 
Znstande  und  dem  Vertrage  von  1647,  durch  welchen  eine  solche  Gleich- 
heit schon  hergestellt  sei,  ausgegangen  werden  müsse;  darüber  ist  es  zu 
sehr  ausführlichen  Erörterungen  gekommen. 


^)  S.    über   den   dortigen  Auftritt   zwischeD    dem    neuburgischeo  Gesandten 
v.  Rautenstein  nnd  dem  paderbornischen  Meinders  oben  8.214. 


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VerhandluDgen  Blaepeils  mit  Lerodt. 


505 


Der  Kurfürst  au  Blaspeil.     D.  Cölu  30.  Februar  (sie!) 
[2./12.  März]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  1.  März.    Der  gute  Dienst,  welchen  Ef.  dem  Pfalzgrafen 

erweisen  könne.] 

—  Gleichwie  wir  Euch  nun  in  der  Hauptsache  selbst  unsere  gn.  12.  März. 
Meinung  wissen  lassen,  also  hat  es  auch  dabei  nochmals  sein  Bewen- 
den und  halten  wir  im  Übrigen  dafür,  dass,  weil  man  an  beiden  Theilen 
die  gütliche  Handlunge  vorgiebet  und  contestiret,  es  nicht  nöthig,  sich 
in  meritis  causae  aufzuhalten.  Ihr  könnt  auch  gegen  den  von  Lerad 
wohl  gedenken,  dass  wan  die  Handlunge  lange  verzögert  werden 
soll,  dürfte  uns  eine  gute  Gelegenheit  aus  der  Hand  gezogen  werden,  bei 
welcher  wir  sonsten  vor  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  etwas  gutes  thun  und 
dieselbe  den  rechten  Effect  der  gemachten  Vereinigung  in  der  That 
zu  Vermehrung  dero  Interesse  verspüren  könnten;  was  sonsten  dasje- 
nige, so  zu  Regenspurg  vorgegangen,  betrifft,  deswegen  haben  wir 
Euch  neulich  befohlen,  dass  die  Handlung  nicht  aufzuhalten,  dabei 
wir  es,  zumal  der  von  Lerad  auf  seines  Herrn  Befehl  gegen  unserer 
Frau  Schwiegermutter  Ld,  nochmals  entschuldiget,  bewenden  lassen.  — 


Blaspeil  au  deu  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
5./ 15.  März  1664. 

[Meinung  der  Prinzessin  von  Oranien  ober  den  mit  Pfalz-Nenbarg  abzaecUliessen- 

den  Vergleich.] 

Er  hat  seiner  Instruktion  gemäss  alle  seine  Verhandlungen  in  der  15.  März. 
Ffalz-Neubnrgischen  Sache  I.  Hoheit  mitgetheilt  und  sie  gebeten^  ihre  Ge- 
danken darüber  zu  offenbaren,  sie  hat  dieses  auch  endlich  gethan,  sonder- 
lich über  4  Punkte ^  auf  die  es  hauptsächlich  ankäme:  1)  Ef.  würde  wohl- 
thun  darauf  zu  bestehen,  dass  eine  Proportion  und  Anschlag  der  Lande 
gemacht  werden  müsste,  2)  er  möchte  sich  jetzt,  wie  früher,  an  die  1614  zu 
Xanten  festgestellte  Proportion  halten,  3)  die  von  Neuburgischer  Seite 
berührten  Motive,  dass  eine  Loosung  jetzt  nicht  mehr  statthaft  sei,  sondern 
Pfalz-Neuburg  das  Jülichsche,  Kf.  das  Clevische  Theil  behalten 
müsste,  Hessen  sich  wohl  hören,  4)  bei  Entstehung  des  Erbvergleiches 
würde  der  Vertrag  von  1647  gleichsam  perpetuel  sein,  zumal  da  er  1651 
erneuert  sei;  I.  Hoheit  hält  es  nicht  fär  wahrscheinlich,  dass  zwischen  den 
beiden  1614  gemachten  Theilen  eine  grosse  Ungleichheit  bestehe,  doch 
könnte  es,  um  den  Pfalzgrafen  desto  besser  zur  Billigkeit  zu  disponieren, 
nicht  schaden,  darauf  noch  fürs  erste  zu  bestehen,  dass  Jülich  und  Berg 
weit  besser  wären  als  Cleve  mit  den  übrigen  Landschaften.  Da  Kf.  für 
Ravenstein  nur  40000  Rthlr.,  welche  auf  die  Domainen  creditiert  worden, 


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506  ^'    VerbaodliiDgen  mit  FfAls-Neoborg.    Die  Verträge  zu  Dorsteo. 

empfaogeD,  dieses  Stück  aber  wobi  300 — 400000  Rtblr.  werth  wäre,  so  sei 
es  billig,  wenn  der  ErbTergleicb  gemacht  würde,  dass  der  Pfalzgraf  das- 
selbe wieder  dem  Kf.  überliesse.  Auch  wegen  der  in  Flandern  gelegenen 
Stücke  meint  sie,  dass  dieselben  von  Rechts  wegen  dem  Kf.  geborten, 
doch  seien  dieselben  entlegen  und  wenig  werth,  man  würde  also  wohlthnn, 
sie  dem  Pfalzgrafen  für  die  von  ihm  anerhandelten  actiones  von  Knr- Pfalz, 
P'falz-Zweibrücken  n.  a.  zu  lassen.  Man  würde  aber  bei  diesem 
allen  der  noch  schwebenden  Geldrischen  CompromisEache  nicht  vergessen 
müssen,  sondern  zuzusehen  haben,  dass,  wofern  den  Landen  von  C 1  e  v  e  da- 
durch inskünftig  etwas  abgehen  sollte,  der  Pfahgraf  sich  solches  pro  qnota 
zu  vergütigen  bei  jetziger  Handlung  verpflichte,  ferner  sollte  man  bei  die- 
ser Gelegenheit  den  Pfalzgrafen  dahin  disponieren,  sich  der  Staatischen 
Schuldsache  mit  anzunehmen.  Die  Hoffnung,  durch  dieses  Werk  von  Spa- 
nien etwas  zu  erhalten,  könnte  leicht  fehlen;  es  sei  zu  rathen,  dass  Kf. 
und  Pfalz-Neuburg  sich  zunächst  verglichen,  weil  sie  solchen  Falls  die  von 
Spanien  gesuchte  Ligue  defensive  zu  befördern  und  dabei  ihre  conditiones 
zu  machen  in  der  Gewalt  hätten. 

Bl.  hat  I.  Hoheit  auch  die  Sache  wegen  des  Westfälischen  Krefsdi- 
rectorinm  vorgetragen  und  sie  überzeugt,  dass  der  Pfalzgraf  gar  kein  Recht 
habe,  dem  Kf.  das  geforderte  condirectorium  zu  verweigern;  ebenso  die 
Sache  wegen  des  Religionswesens,  sie  meint,  dass  dieselbe  sehr  difficil  und 
weitläufig,  aber  doch  eher  so  zu  erledigen  sei,  dass,  wenn  ein  jeglicher  von 
beiden  Kur-  und  Fürsten  wusste,  was  für  Lande  er  beständig  haben  und 
behalten  solle,  ein  beständig  Reglement  in  puncto  religionis  et  conscientiae 
gemacht  werde. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
12./ 22.  März  1664 

[anf  das  Rescript  vom  2./ 12.  März.     Lerodts  AeusseraDgen  über  die  poloische 
Angelegenheit,  Meioaog  der  PrinzessiD  von  Oranieo  darüber.] 

.'März.         Nochmalige  Auseinandersetzung,  dass  die  Theilung  von  1614  keines- 
wegs eine  so  sehr  ungleiche  gewesen  sei. 

Im  übrigen  bin  ich  gestrigen  Tages  mitLerodt  über  den  andern 
Punct  in  langes  Gespräch  gewesen  und  habe  ihm  zu  anfangs  allerlei 
Motiven,  warumb  beiden  unsern  hohen  Herren  Principalen  an  Beschleu- 
nigung des  vorhabenden  Vergleichs  merklich  gelegen  wäre,  zu  Gemüthe 
gefbhret  und  endlichen  dasjenige,  was  Ew.  Gbf.  Dchl.  ihme  bekannt  zu 
machen  mir  gst.  anbefohlen  *),  im  Vertrauen  —  communiciret.    Darauf 


0  S.  das  Rescript  vom  2./12.  Msrz  oben  S.  505. 


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Die  polnische  Angel egenheit.  507 

er  alsbald  gefragt,  ob  nicht  Ew.  Chf.  Dchl.  die  Cron  Polen  damit 
meinen  möchten,  und  als  ich  ihm  geantwortet,  dass  es  zwar  wohl 
sein  könnte,  ich  es  aber  nicht  zu  sagen  wflsste,  inmittelst  aber  seine 
Gedanken  dartlber  zu  wissen  begierig  wäre,  sagt  er  mir  ferner,  dass, 
als  er  hiebevor  in  Franckreich  zu  St.  Jean  de  Luz  gewesen,  hätte 
man  ihme,  und  sonderlich  der  Cardinal  Mazarin,  glaublich  zu  ver- 
stehen gegeben,  dass  Franckreich  vieler  Respecten  halber  gerne  sehen, 
auch  mit  Bath  und  That  dazu  helfen  wollte,  damit  S.  F.  Dchl.  zu 
Neu  bürg  der  Succession  in  Polen  möchte  versichert  werden  und  zu 
dieser  Cron  gelangen.  Nach  Absterben  aber  des  Cardinais  Mazarin 
wären  solche  Concepten  geändert  und  gingen  nunmehr,  wie  weltkundig, 
die  Gedanken  dahin,  dass  man  den  Duc  de  Anguien  dazu  befordern 
möchte,  und  schiene  man  in  Frankreich  darauf  so  festen  Staat  zu 
machen,  dass  er  seines  Orts  dafür  hielte^  dass  sich  deme  zu  wollen 
widersetzen  nichts  anders  sein  würde,  als  diesem  König  in  Franckreich 
in  die  Augen  zu  greifen.  Er  könnte  mir  aber  nicht  sagen,  was  seines 
—  Herrn  Gedanken  hiebei  wären,  es  hätte  sonsten  überall  den  Na 
men,  dass  die  vomehmbste  und  fast  einzige  Ursach,  warumb  Franck- 
reich Ew.  Chf.  Dchl.  Freundschaft  suchte,  diese  wäre,  dass  es  mit 
der  Zeit  Ew.  Chf.  Dchl.  Assistenz,  umb  ermelten  Duc  de  Anguien 
zu  seinem  Intent  zu  verhelfen  oder  zum  wenigsten  daran  nicht 
hinderlich  zu  sein,  haben  und  dessen  versichert  sein  möchte.  Sollte 
es  nun  in  specie  dieses  sein,  darinnen  Ew.  Chf«  Dchl.  seinem  —  Herrn 
gutes  zu  tbun  gst.  gemeinet,  —  wünschte  er  wohl  solches  eigentlich 
zu  wissen,  umb  sich  darnach  desto  besser  zu  achten,  und  dürfte  er 
wohl,  weil  diese  Materie  sehr  zart,  und  viel  davon  zu  schreiben  aller- 
seits gefährlich  sein  könnte,  die  Resolution  fassen,  wan  er  nur  nähere 
Nachricht  davon  hätte,  selbsten  —  in  Eil  dorthin  zu  reisen,  umb 
seinem  Herrn  diesen  Punkt  mündlich  vorzutragen  —  und  ist  wohl 
kein  Zweifel,  wan  in  diesem  oder  dergleichen  etwas  zu  thun  wäre, 
dass  solches  den  vorhabenden  Vergleich  —  sehr  facilitiren  sollte. 

Aach  die  Prinzessin  von  Oraolen,  der  Bl.  diesen  Verlauf  Yorgetrageo, 
meinty  Lerodt  werde  am  besten  thuD,  mündlich  darüber  mit  seinem  Herrn 
zu  reden,  wie  man  auch  dieserseits  sich  wohl  vorzusehen  hätte,  damit  nicht 
Frankreich^  wenn  es  merken  sollte,  dass  das  Vornehmen  mit  dem  Duc  de 
Anguien  nicht  fortwollte,  die  Augen  wieder  auf  den  Pfalzgrafen  richten 
und  diesem  zu  des  Ef.  Nachtheil  zu  der  polnischen  Krone  zu  verhelfen 
sich  bemühe,  und  stelle  sie  dem  Ef.  anheim»  ob  man  nicht  dessen  Willens- 
meinung in  diesem  Stück  Lerodt  besser  zu  erkennen  geben  solle,  damit  er, 


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508         S*    Verhandlangen  mit  Pfalz-Nenbarg.    Die  Verträge  zq   Dorsten. 

weoD  er  zu  dem  Pfalzgrafen  reise,  demselben  gnten  Bericht  davon  geben 
und  auch  dessen  eigentliche  Erklärung  darauf  zurückbringen  könne. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

15./[25.]März  1664. 

Conc.  0.  V.  Schwerin  eigenhändig. 

[auf  die  Relation  vom  5./ 15.  März.    Verwerfang  der  Vorschläge  der  Priozessio 

VCD   Oranien,  Festhalten  an  höheren  Forderungen.    Ob  auf  Spanien  zu  hoffen.;] 

25.  März.  jy[^  früheren  Vergleiche  waren  nur  Provisionalvergleiche  und  hat  man  da- 

her dabei  so  eben  nicht  geachtet,  wie  die  Theilung  eingerichtet  würde,  jetzt, 
da  die  Handlung  erblich  sein  soll,  kann  Kf.  sich  nimmer  dazu  verstehen,  dass 
auch  Pfalz-Neuburg  die  Hälfte,  wenn  dieselbe  schon  gar  genau  genommen 
werde,  behalten  sollte,  denn,  wie  er  versichert  ist,  dass  ihm  die  sämtlichen 
Lande  klaren  Rechtens  wegen  insgesamt  gebühren,  so  sieht  er  auch  nicht, 
was  ihn  dazu  bewegen  sollte,  sich  der  Hälfte  solcher  herrlichen  Lande  in 
perpetuum  su  begeben.  Der  Pfalzgraf  hat  durch  sein  Gomportement  ihm  zu 
solcher  Liberalität  nie  Ursache  gegeben ,  auch  hat  Ef.  und  seine  Posteri- 
tät sich  vor  demselben  nicht  zu  furchten.  Die  Hinzulegung  nur  von  Ra- 
ven  stein  kann  ihm  daher  nicht  genügen.  Es  ist  notorisch,  dass  das  eine 
Herzogthnm  Gulich  alle  anderen  Lande  an  Gütigkeit,  Macht  und  Einkommen 
weit  übertreffe,  so  dass  der  Pfalzgraf  sich  nicht  zu  beschweren  hätte,  wenn 
ihm  dasselbe  nebst  Ravenstein,  Winnenthal  und  Bresqne  zugetheilt 
würde. 

Wenn  eine  immerwährende  Handlung  getroffen  werden  soll,  so  ver- 
langt Kf.,  dass  ihm. viel  andere  Vorschläge  und  Offerten  gemacht  würden. 
Den  Vergleich  von  1647  hat  er  observiert  und  will  ihn  auch  weiter 
observieren,  es  sei  denn,  dass  der  Pfalzgraf  continnieren  sollte,  die  Evan- 
gelischen zu  verfolgen  und  Kf.  an  dem  exercitio  des  condirectorii  zu  be- 
hindern, dass  Kf.  aber  denselben  gleichsam  für  einen  Erbvergleich  halten 
sollte,  daran  fehlt  so  viel,  dass  er  vielmehr  gesonnen  ist,  ehestens  auf  ei* 
nen  rechtlichen  Ausgleich  zu  dringen,  wie  ihm  denn  auch  nicht  verdacht 
werden  könnte,  gegen  Wiedererlegung  der  auf  Ravenstein  ansgezahlteb 
40000  Rthlr.  propter  enormissimam  laesionem  solches  wieder  zu  repetieren. 
Inmittelst  aber,  wenn  uns  vorbedeuteter  Massen  endlich  begeg- 
net wird,  verbleiben  wir  —  geneigt,  zu  einem  Hauptvergleich  zu  schreiten, 
daher  Ihr  dann  ferner  fortfahren  könnet  mit  dem  Freih.  von  Leradt 
ingeheimb  Praeparatorien  zu  machen.  —  Zu  einer  solchen  Eintheilung 
aber,  wie  in  Eurer  Relation  enthalten,  wenn  der  Vergleich  erblich 
sein  soll,  habt  Ihr  ihm  garkeine  Hoffnung  zu  geben. 

Ob  von  Spanien  zu  Facilitirung  dieses  Vergleichs  etwas  gethan 
werden  möchte,  können  wir  so  eben  nicht  wissen,   indessen  aber  ist 


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Forderangen  des  Ef.     Die  polnische  Aogelegenheit.  509 

gewiss,  dass  uns  desfalls  viel  Hoffnung  gemacht  werde.  Alldieweil 
aber  dieses  hiebei  allemal  ausdrücklich  vorgegeben  wird,  Spanien 
wolle  darumb  etwas  von  dem  seinigen  thun,  damit  dieser  Vergleich 
getroffen  werde  und  Spanien  hernach  sowohl  mit  uns  als  Pfalz-Neu- 
bürg  in  gutem  Vertrauen  leben  und  umb  so  viel  mehr  Krieg  und  Un- 
gelegenheit  der  Orten  abwenden  könne,  so  halten  wir  davor,  es  möchte 
Spanien  nach  getroffenem  diesem  Vergleich  nichts  bei  der  Sachen 
thun  wollen,  doch  habt  Ihr  uns  zu  berichten,  was  Ihr  desfalls  ferner 
vernehmen  werdet.  — 


Der  Knrfllrst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  22.  März/[1.  April]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  12./ 22.  März.    £f.  kann  sich  wegen  der  polnischen  Sache 
noch  nicht  naher  erklären.] 

-—  Ihr  habt  sonsten  dem  H.  von  Lerodt  zu  sagen,  dass,  wofern  i.  April, 
der  Accord  für  sich  ginge  und  des  Herzogs  Ld.  sich  dabei  raisonnabel 
finden  lassen  würden,  wir  alsdan  fär  dieselbe  gern  in  allen  Occasionen 
dasjenige  befördern  helfen  würden,  was  zu  I.  Ld.  Besten  und  Auf- 
nehmen einigermassen  gereichen  könnte  —  ehe  und  bevor  aber  wir 
dessen  versichert,  hätten  wir  gross  Bedenken  uns  femer  herauszulassen, 
und  könntet  Ihr  nicht  sagen,  ob  es  mit  Polen  oder  was  es  eigentlich 
wäre.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
5.  April  St.  n.  1664. 

[Nene  Coofereoz  mit  Lerodt;  dessen  Anfrage,  ob  der  Bischof  von  Munster  in  die 
Verhandlungen  eingeweiht  nnd  zugezogen  werden  solle.] 

Gestern  hat  eine  neue  Gonferenz  mit  Lerodt  stattgefunden,  dabei  er-  5.  April, 
wähnte  derselbe,  er  habe  ans  einem  Schreiben  des  ßischofs  von  Münster 
an  den  Domdechanten  Brabeck  ersehen,  dass  sich  der  Bischof  mit  dieser 
Sache  sehr  bemühte  nnd  die  Hände  darinnen  haben  wollte.  Weil  man  bis- 
her dafür  gebalten,  alles  möglichst  insgeheim  zq  verhandeln,  so  hätte  der 
Pfalzgraf  sich  nicht  mit  dem  Bischof  einlassen  und  demselben  von  dem,  was 
hier  vorgegangen,  part  geben  wollen,  wiewohl  derselbe  dessbalb  express  zn 
ihm  nach  Neubnrg  gereist  sei.')  Sollte  Kf.  gemeint  sein,  dem  Bischof 
die  Sache  zu  communicieren  und  dieselbe  dadurch  fortsetzen  zn  lassen,  so  bat 


^}  S.    die  Relation    der   brandenbargischen  Gesandten   aus  Regensburg  vom 
11./21  März  1664  oben  S.  231. 


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510         3-     Verhandlangen  mit  Pfalx- Neubarg.     Die  Vertrige  sa  Dorateo. 

er,  es  ihm  zu  sagen.     Bl.  hat  erwidert,  dass  er  da?on  keine  Nachricht 
hätte. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Oöln  6y[15].  April  1664. 

[Die  angebotene  Maastersche  und  E. Mainsische  Yermittelung.] 
15.  April.  In  Regensbnrg  ist  in  dieser  Sache  nichts  weiter  Torgegangeo,  als 
dass  der  Bischof  von  Münster  gegen  die  Gesandten  des  Ef.^),  wie  auch 
gegen  Ef.  selbst,  and  ebenso  aachK. Mainz  sich  znr  Yermittelang  erboten. 
Er  bat  dieses  zwar  nicht  abgeschlagen,  aber  sich  doch  zn  nichts  eigent- 
lichem erklärt,  er  beabsichtigt  anch  noch  nicht,  das  Werk  aaf  andere  Manier 
als  bisher  fortzusetzen. 


Blaspeil  an  den  KurfUsten.     D.  s'Gravenhage 
10./20.  Mai  1664 

[Vergebliche  Verhandlang  mit  Lerodt.  Rath,  die  FordemDgeo  zu  massigen.] 
20.  Mai.  Auf  einer  neuen  Conferenz,  die  er  nach  seiner  Rückkehr  hieher  mit 
Lerodt  gehalten,  Hess  dieser  erkennen,  dass  Ef.  in  betreff  des  Condi- 
rectoriom  im  Westfälischen  Ereise  die  desiderierte  Satisfaction  erhalten 
sollte,  dagegen  wies  er  Bl.'s.  Vorschlag,  der  Pfalzgraf  solle  das  Herzog- 
tbnm  Berg  oder  wenigstens  den  oberen  Theil  desselben  jenseits  der  Wnpper 
abtreten,  Tollständig  zurück  und  blieb  trotz  aller  Remonstrationen  dabei,  der 
Pfalzgraf  könne  solche  ansehnliche  Stücke  nicht  abtreten.  L.  wird  sich 
nach  seinem  Bau,  den  er  im  Jülichschen  unter  Händen  hat,  begeben,  ist 
aber  bereit,  sobald  es  nöthig  sei,  zurückzukehren.  Bl.  glaubt  nicht,  dass 
es  möglich  sein  werde,  den  Pfalzgrafen  zu  solchen  Abtretungen  zu  bewegen, 
dass  man  vielmehr,  wenn  man  zu  einem  Vergleich  kommen  wolle,  die  For- 
derungen dieserseits  mildern  müsse.  Wenn  der  Pfalzgraf  entweder  die  drei 
Herrschaften  Ravenstein,  Winnenthal  und  Bresques  oder  anstatt 
derselben  einen  Theil  von  Berg  abtreten  und  auf  Ersatz  der  an  andere 
Prätendenten  ausgelegten  Gelder  verzichten  wollte,  könnte  Ef.  mit  guter 
Reputation  die  Verhandlungen  fortsetzen,  zumal  da  auch  seine  Orossmutter  >), 
durch  welche  die  Glevischen  Lande  an  das  Eurhaus  gekommen  seien,  er- 
klärt hätte,  dass  ihr  Gleve  mit  Marck,  Ravensberg  und  Ravenstein 
lieber  wäre  als  Jülich  und  Berg.  Doch  dürfte  es  noch  seine  Schwierig- 
keiten haben,  den  Pfalzgrafen  dahin  zu  bringen. 


0  S.  die  Relationen  derselben  vom  21/31.  Januar,  19./29.  Febmar  und 
11./21.  Mars  (S.220. 226.  231.)  and  die  Resenpte  des  Ef.  an  dieselben  vom  3./13.  Fe- 
bruar, l./ll.  März  und  23.  März/2.  April  (S.  222.  228.233.). 

^  Anna,  Oemahlio  des  Kurfürsten  Johauu  Sigismund,  Tochter  des  Her- 
zogs Albrecht  Friedrich  von  Preussen  und  der  Marie  Eleonore,  ältesteo 
Schwester  des  letzten  Herzogs  Johann  Wilhelm  von  Jalicb-Cleve-Berg. 


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Verbandlungen  Blaspeils  mit  Lerodt.     Erbieteo  des  B.  von  Münster.       511 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.   Cleve  1. /[!!.]  Juni  1664 

[Besach  bei  dem  Bischof  von  Muoster,  dessen  Klagen  über  die  Holländer  und 
Anerbieten,  einen  Vergleich  mit  Pfalz-Neabarg  zu  befordern.] 

Auf  den  Wunsch  des  Bischofs  von  Münster  ist  er  in  den  Pfingst- 11.  Joni. 
feiertagen  zu  demselben  nach  Coesfeld  gereist.  Dort  eröffnete  ihm  der- 
selbe, nachdem  er  in  Regens  bürg  erfahren,  dass  Kf.  zu  dieser  Frühlings- 
zeit in  hiesige  Quartiere  kommen  werde  ^),  habe  er  sich  desto  eher  zur 
Rückreise  in  sein  Fürstenthum  entschlossen,  in  der  Hoffnung,  Kf.  aufwartön 
und  mit  demselben  darüber  reden  zu  können,  wie  die  Eintracht  im  West- 
fälischen Kreise  endlich  wieder  herzustellen  sein  möchte.  Er  führte  die 
Uebergriffe  an,  welche  sich  die  Qeneralstaaten  auf  dem  Reichsboden 
erlaubt:  die  gewaltsame  Besetzung  der  Djler  Schanze "),  der  Herrschaft 
Lenth,  die  Yorenthaltnng  von  Rheinberg');  mit  dem  Fürstenthum 
Ostfriesland  gedächten  sie  ebenso  zu  verfahreuf,  und  Kf.  werde  am 
besten  wissen,  wie  sie  es  auch  mit  ihm  ungeachtet  so  vieler  genossenen 
Freundschaft  hielten  und  machten.  Da  diejenigen,  welche  jetzt  dort  das 
Regiment  führten,  die  Landmacht  hätten  verfallen  lassen,  so  wären  sie  gar- 
nicht  in  dem  Stande,  dass  man  sich  so  gar  sehr  vor  ihnen  zu  fürchten  hätte, 
sondern  die  Ursache,  dass  sie  es  mit  dem  Reich  und  den  Benachbarten 
also  anfingen,  beruhe  nur  auf  der  Einbildung  ihrer  vorhin  gehabten  Macht 
und  Reputation  wie  nicht  weniger  auf  der  Uneinigkeit  des  Westfälischen 
Kreises  und  des  Reiches.  Er  kam  dann  auf  die  noch  zwischen  Kf.  und 
Pfalz-Neuburg  ausstehenden  Streitigkeiten  zu  sprechen  und  versicherte, 
wie  gerne  er  etwas  gutes  darin  thun  wollte.  In  betreff  des  Condirectorinm 
im  Westfälischen  Kreise  gestand  er  zu,  dass  er  diesen  Punkt  bisher  nicht 
befördert,  er  hätte  aber  gehofft,  es  würden  sich  Mittel  und  Wege  finden, 
die  Hauptsache  zu  vergleichen,  dabei  dann  auch  dieser  und  andere  Punkte 
ihre  Richtigkeit  erlangen  könnten,  er  stehe  mit  Pfalz- Neuburg  in  sehr 
guter  Gorrespondenz,  würde  aber  solcher  Freundschaft  die  Einigkeit  des 
Westfälischen  Kreises  immerhin  vorziehen,  dieselbe  hätte  ihn  auch  nicht 
gehindert,  dem  Kf.,  wo  er  gekonnt,  zu  dienen,  wie  er  denn  zu  des  Kf.  Besten 
sich  vormals  in  die  Rheinische  Allianz  nicht  hätte  einlassen  wollen,  son- 
dern erst  nachher«),  als  dem  Reich  und  Kf.  kein  Präjudiz  daraus  zuwachsen 
konnte,  sich  darein  begeben  hätte,  er  wolle  auch  jetzt  auf  seiner  Reise  nach 


^)  S.  das  Rescript  des  Kf.  vom  9./i9.  December  1663  oben  S.  502. 

^  Dieselbe  war  wenige  Tage  vorher,  am  4.  Jani  1664,  erfolgt,  s.  darüber 
and  über  die  sonstigen  Streitigkeiten  des  Bischofs  mit  den  Niederlanden 
Tficking,  Geschichte  des  Stifts  Munster  anter  Christoph  Bernard  v.  Galen, 
S.  114ff. 

3)  a.  oben  8.  36.  , 

*)  Der  Bischof  war  erst  im  Janaar  1661  der  Rheinischen  AliianE  beigetre- 
ten, 9.  Mignet  H.  S.  18. 


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512  d-     Verhandlangen  mit  Pfalz-Neabarg.     Die  Verträge  tu  DorsteD. 

der  Donau ')  en  passant  Pfalz-N'eabQrg  wegen  des  Condirectoriam  zu- 
sprechen. Ein  Erbvergleich  sei  nicht  so  leicht  zn  hoffen  als  zu  wünscheD, 
ein  solcher  würde  aber  dem  Ef.  ebenso  viel  wo  nicht  mehr  Reputation  als 
die  preussische  SouTerainität  bei  allen  anderen  Potentaten  geben.  Bl. 
möchte  dem  Kf.  vorstellen,  dass  auch  wenn  kein  hauptsächlicher  Vergleich 
zn  finden  sein  sollte,  man  dennoch  darauf  bedacht  sein  möchte,  ein  gutes 
Vertrauen  im  Westfälischen  Kreise  zu  stiften  und  so  jene  unleidlichen  Ein- 
griffe fremder  Herrschaften  abzuschaffen  und  inskünftig  zu  verhindern^. 


Der  Kurfürst  an  Fürst  Moritz  von  Nassau  und  Blaspeil. 
D.  Cöln  21.  Juni/[1.  Juli]  1664. 

[auf  die  Relation  vom  16./ 25.  Jani.   Misstrauen  gegen  die  Absichten  des  Bischofs 

von  Münster.] 

1. Jali.  —  Nun  kehren  wir  uns   zwar  an  der  H.  Staaten  Schreiben') 

nicht,  welches  dieselben  an  I.  Key.  M.  von  ged.  Bischoflfen  homeur 
abgehen  lassen  —  sondern  hoflfen  vielmehr,  es  werde  I.  Ld.  darin  zu 
viel  geschehen  sein,  weiln  wir  uns  aber  doch  auf  dergleichen  L  Ld. 
Zusage  und  Versprechen  für  diesem  zum  öfteren  vergeblich  verlassen, 
so  können  wir  auch  anitzo  nicht  verdacht  werden,  dass  wir  etwas 
behutsam  gehen,  und  ersuchen  demnach  E.  Ld.  —  Ihrer  Ld.  bei  etwan 
erlangter  Gelegenheit  wissen  zu  lassen,  dass  wir  zwar  erbötig  wären, 
nebenst  ihm  eine  gute  enge  Verfassung  im  Westphälischen  Greise  zu 
befördern,  allein  ehe  und  bevor  uns  wegen  der  Direction  und  der  von 
uns  prätendirten  votorum  gebührende  —  Satisfaction  geschehen,  wel- 
ches wir  versichert  wissen,   dass  es  einzig  und  allein  von  Ihrer  Ld. 

*)  Der  Bischof,  zusammeD  mit  dem  Markgrafen  Friedrich  von  Baden 
zam  Director  des  Reichskriegsratha  ernannt  (s.  oben  S.  227),  begab  sich  im  Juli, 
um  dieses  Amt  anzutreten,  nach  Wien  and  verweilte  dort  auch,  nachdem  :m 
August  der  Frieden  mit  den  Türken  abgeschlossen  worden  war,  bis  zum  October 
dieses  Jahres  s.  Alpen,  De  vita  et  rebus  gestis  Ghristophori  Bernardi  I,  S.6ö0ff., 
Tücking  S.  126. 

^  Fürst  Moritz  von  Nassau  und  Blaspeil  melden  (d.  Gleve  15./25.  Juni 
1664),  wie  Friquet  ihnen  mitgetheilt,  habe  der  Bischof  von  Münster  auch 
diesem  gegenüber  ähnliche  firöffnnngen  gemacht,  sich  erboten,  dem  Kf.  das  Con- 
directorium  im  westfälischen  Kreise  einzuräumen,  auch  Pfalz- Neoburg  und  die 
übrigen  Kreisstande  dafür  zu  gewinnen  und  sich  zu  bemühen,  eine  Verständi- 
gung zwischen  dem  Kf.  und  Pfalz-Neuburg  wegen  des  Religionswesens  zustande 
zu  bringen;  auch  ihnen  scheine  des  Bischofs  Augenmerk  nur  darauf  gerichtet  zu 
sein,  den  westfälischen  Kreis  wieder  in  gutes  Verständnis  zu  bringen,  was  auch 
für  des  Kf.  Laude  sehr  erspriesslich  sein  würde. 

^  d.  Haag  10.  Juni  1664  s.  Alpen  I  S.  647f. 


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Erbietaogen  des  Bischofs  von  MfiDster. 


513 


bishero  gehindert,  würden  wir  uns  dazu  nimmermehr  verstehen,  son- 
dern es  vielmehr  zu  hindern  und  zu  hintertreiben  suchen.  —  Wir 
sein  sonsten  im  Qbrigen  beständig  resolviret,  so  bald  es  die  Gelegen- 
heit an  Band  geben  möchte,  uns  des  directorii  im  Greise  anzumassen, 
und  werden  sehen,  ob  es  des  H.  Bischofs  Ld.  uns  alsdann  werden 
disputiren  und  hindern  können.  — 


Fürst  Moritz  von  Nassau  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve 
12,  August  1664. 

[Vorschläge  des  Bischofs  vod  Münster  in  betreff  eio er  zwischeD  ihm,  Ef.  und 
Pfalz-Neabnrg  abzuschliesseDden  Allianz.] 
Der  Bischof  von  Münster  hat  durch  den  hieber  geschickten  Prior  von  12.  Aag. 
Werden^)  ihm  eröffnen  lassen,  dass  za  Beförderung  der  Einigkeit  im 
Westfälischen  Kreise  er  nnd  Pfalz-Neabnrg  begierig  seien,  sich  mit 
Rf.  in  gnte  Verfassung  nnd  Defensivallianz  zu  setzen.  Pfalz-Neuburg 
erbiete  sich  das  Religionswesen  interimsweise,  bis  zum  Anstrag  durch  die 
Kaiserliche  Kommission,  nach  der  Observanz  des  Jahres  1624  einzurichten 
und  solches  sofort  durch  beiderseitige  Kommissare  werkstellig  zu  machen, 
beide  erklärten  sich  bereit,  den  Ef.  zum  Condirectorium  im  Westfälischen 
Kreise  zuzulassen  und,  um  solches  alles  zu  effectuieren,  durch  einige  ihrer 
Räthe  mit  Bevollmächtigten  des  Kf.  verhandeln  zu  lassen,  und  hätten  ihn 
aufgefordert,  weil  dieses  solche  Sachen  wären,  dabei  allerhand  consideranda 
vorfielen  und  welche  füglicher  münd-  als  schriftlich  vorgetragen  werden 
könnten,  deswegen  jemand  an  Kf.  abzufertigen,  der  von  allem  referieren  und 
des  Kf.  Resolution  zurückbringen  könnte.  Auch  er  ist  derselben  Meinung 
und  schlägt  vor,  dass  sich  Blas  peil  deswegen  zu  Kf.  begeben  möge. 


Instruction,  wonach  sich  unser  —  Werner  Wilhelm  Blaspeil 
zu  Behandel-  und  Hinlegung  des  im  Religionswesen  daselbsten 
enstandenen  Streits,   auch  Festsetz-  und  Einführung  des  uns 
competirenden    condirectorii   im    Westfälischen    Kreis  —   zu 
richten.     D.  Cöln  4./[14.]  October  1664. 
(Cone.  0.  V.  Schwerin.) 
[Wie  das  Religiooswesen  und  das  Condirectorium  im  Westfälischen  Kreise  eio- 
zurichten.    Kf.  ist  zu  einer  DefensivalliaDZ  mit  Münster  aod  Pfalz-Neaburg  be- 
reit, wünscht  aber  auch  ZuziehiiDg  anderer  Reichsstände.] 
Er  soll  zunächst  dem  Bischof  von  Münster  für  dessen  Bemühungen  14.  Oct. 
in  der  Sache  des  condirectorii  danken,  Ef.  werde  sich  dafür  gegen  denselben 

*)  Adolf  Bor ck.    Die  Instruktion  des   Bischofs   für  denselben    ist   datiert 
Regeosburg  21.  Jali  1664. 

Mater,  x.  Oeach.  d.  Q.  Kurfürsten.    XI.  33 


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514         B.    VerhaDdlaogeo  mit  Pfals-Neabarg.    Die  Vertrage  £n  Dorsteo. 

und  anch  gegen  den  Prior  von  Werden,  der  sich  diese  Sache  hat  eifrigst 
angelegen  sein  lassen,  erkenntlich  erweisen. 

£r  soll  mit  den  Deputierten  von  Münster  nnd  Ffalz-Nenburg  sn 
G  ö  1  n  oder  an  einem  anderen  geeigneten  Orte  baldmöglichst  zusammentreten, 
um  die  allerseits  gewünschte  Einigkeit  im  Westfälischen  Kreise  zu  beför- 
dern, und  zwar,  damit  diese  Zusammenkunft  desto  weniger  Aufsehen  errege, 
unter  dem  Verwände  des  Religionsstreites. 

Diesen  Religionsstreit  anbetreffend,  ist  in  Acht  zu  nehmen,  dasa 
von  der  Kaiserlichen  Kommission  nicht  abgegangen^  noch  den  Befugnissen 
des  Kf.  und  seiner  Gülich-  und  Bergischen  evangelischen  Untertbanen  in 
ihrer  durch  die  Reversalen  erlangten  Freiheit  durch  diese  Interimshandlung 
präjudiciert  werde.  Bl.  soll  sich  daher  bemühen,  dass  das  Religionswerk 
gemäss  dem  Düsseldorfer  Vergleich  vom  8.  April  1647  ad  prazim  des 
Jahres  1612  hergestellt  werde,  sollte  man  aber  Neuburgischerseits  sich  dazo 
nicht  verstehen,  so  will  Kf.  zwar  endlich  geschehen  lassen,  dass  diese  Frage 
durch  die  Kaiserliche  Kommission  erörtert  und,  bis  solches  erfolgt  sei,  das 
vorgeschlagene  Temperament  des  Jahres  1624  conditioniertermassen  ad  interim 
eingeführt  werde,  es  muss  aber  in  dem  Recess  des  Jahres  1612,  als  dessen 
Kf.  sich  keineswegs  zu  begeben  gemeint  ist,  wie  auch  der  Reversalen  in 
specie  gedacht  werden.  Ueber  die  Fragen,  wie  die  Evangelischen  zu  der 
a.  1624  gehabten  bürgerlichen  und  Conscienzfreiheit  wirklich  gelangen,  nnd 
was  für  Versicherung  sie  haben  sollten,  dass  man  sie  künftig  daran  nicht 
hindere,  sollen  Statthalter  und  Regierung  zuCleve  näher  deliberieren,  ihr 
Gutachten  soll  Bl.  zur  Nachachtung  zugestellt  werden. 

Sobald  dieser  pnnctns  religionis  erledigt,  wäre  die  Alternation  des 
directorii  im  Westfälischen  Kreise  und  wie  dieselbe  zwischen  Kf. 
und  Pfalz-Neuburg  am  füglichsten  einzurichten,  vorzunehmen.  Kf.  hält  da- 
für, dass  die  Gonvocation  der  Kreisstände  durch  ihn,  Pfalz-Neuburg  nnd 
Münster  conjunctim,  nach  vorangegangener  Communication  nnd  Verein- 
barung, zu  geschehen  habe.  Wegen  der  Subscription  wäre  einzuführen, 
dass  unter  allen  Ans-  und  Anschreiben  der  Kreisdirectoren  diese  beiden 
capita  der  Unterschriften  neben  einander,  als  erstlich  wegen  des  Münster- 
schen  und  daneben  wegen  des  Glevisch-Gülichschen  oder  Gülich- Cle vischen 
directorii  gesetzt,  das  erste  von  dem  Bischof  allein,  das  andere  aber  von 
Kf.  und  dem  Pfalzgrafen  conjunctim  unterschrieben  werde.  Falls  der  Pfalz- 
graf darauf  bestehe,  könne  auch  darin,  wer  von  beiden  zuerst  unterschrei- 
ben solle,  eine  Alternation  stattfinden.  Wegen  der  Session  und  Proposition 
könnte  es  so  observiert  werden,  dass  auf  dem  nächstersten  Kreistag  Kf., 
auf  dem  folgenden  aber  Pfalz-Nenburg  zuerst  dass  condirectorium  beklei- 
deten und  täglich  abwechselten  und  im  übrigen,  da  ihnen  zwei  vota  zu- 
gestanden worden,  ein  jeder  sein  votum  libere  führte.  Das  conclusum 
werde  namens  des  ganzen  directorii  abzufassen  und  zu  publiciereu  sein. 
Alle  ezecutiones  könnten  communi  nomine  geschehen,  worüber  auf  dem 
nächsten  Kreistage  näher  geredet  werden  könne.     Bl.  soll  darauf  dringen, 


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iQstraktioD  fQr  Blaepeil. 


515 


dass  ein  solcher  Kreistag  möglichst  bald  bemfen  and  dort  alles  znm  Effect 
gebracht  nnd  festgestellt  werde. 

Im  übrigen  sind  wir  mit  mehrhochg.  H.  Bischofs  und  H.  Pfaltz- 
grafens  Ld.  Ld.  allerdings  darinnen  einig,  dass  umb  einen  guten 
Grund  zur  beständigen  Einigkeit  im  Westphälischen  Greis  zu  legen,  auch 
denen  sämptlichen  Ständen  darinnen  mit  einem  guten  Exempel  vor- 
zugehen und  die  künftige  Verfassung  des  Greises  zu  facilitiren,  wir 
wohl  thun  werden,  uns  mit  einander  nach  Anweisung  der  Reichs- 
Constitutionen  zu  verbinden,  also  und  dergestalt,  dass  einer  den  an- 
dern auffm  Nothfall  mit  gewisser  Anzahl  Völker  assistire.  Damit 
aber  solche  Verbündnus  den  Benachbarten  kein  verkehrtes  Nachden- 
ken gebe,  auch  andre  Stände  und  Greise  im  Reich  keine  ombrage 
davon  schöpfen,  so  soll  unser  Rath  in  Vorschlag  bringen,  ob  nicht 
zu  dieser  Allianz  fort  zu  anfangs  einige  mehr  und  zwar  von  den 
Evangelischen  Ständen  ebenso  viele  als  von  den  Gatholischen  zu  er- 
suchen und  einzulassen  sein,  darzu  wir  dann  unser  bestes  gerne  con- 
tribuiren  und  etwan  die  Häuser  Braunschweig,  Uessen-Gassel  oder 
andere  mit  im  Greis  Interessirte  darzu  zu  disponiren  uns  wollten 
lassen  angelegen  sein,  dahingegen  die  andre  ebnergestalt  Ghur-Göln 
oder  sonsten  jemand  von  den  Gatholischen  dazu  bewegen  könnten.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  29.  November  / 
[9.  December]  1664. 

[BröffoungeD  Downings  wegen  eioer  AlIiaDS  des  Ef.  mit  Bngland  gegen  Holland, 
Zasiehang  Münsters,  Einvernehmen  swischen  Frankreich  nnd  England.] 

Der  englische  Envoy^  Dowuing^)  hat  mit  ihm  wegen  der  jetzt  zwischen  29.  Nov. 
England  and  diesem  Staat  schwebenden  Streitigkeit  sehr  weitläufig  und 
confident  geredet,  anch  dabei  bemerkt,  dass  sein  König  gern  sehen  würde, 
dass  Kf.,  K.Göln,  Pfalz-Neubnrg  nnd  Münster  dasjenige,  was  sie 
mit  diesem  Staat  zu  desmelieren  und  worin  sie  bisher  keine  Justiz  hätten 
erhalten  können,  bei  gegenwärtiger  Gelegenheit  mit  Eifer  ponssierten  und  zu 
solchem  Ende  gnte  Correspondenz  mit  einander  hielten;  sein  König  dürfte 
wohl,  wenn  man  einig  werden  könnte,  sich  obligieren,  keinen  Frieden  mit 
diesem  Staat  zu  schliessen,  ehe  Kf.  und  die  anderen  Interessenten  ihr  Con- 
tentement  hätten.  Bl.  hat  geantwortet,  er  wolle  es  referieren,  Kf.  würde 
aber  gewiss  seinem  Envoy6  in  England  v.  Brandt^)  seine  Intention   be- 


1)  ä.  über  denselben  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  533. 

';  S.  Über  dessen    damalige  Verhandlungen    in   England  Pufendorf  X  §  2 
6.  (S.  641  ff.) 

33* 


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516         3.    Verhandlongen  mit  Pfalz -Neabnrg.     Die  Verträge  zu   Dorsteo. 

kannt  gemacht  haben,  an  der  guten  Correspondenz  zwischen  Ef.  und  anderen 
Benachbarten  hätte  er  garnicht  zu  zweifeln,  seines  Erachtens  aber  werde 
niemand  von  denselben  gern  sehen,  dass  der  Staat  zn  Omnde  gehen  sollte, 
er  glaubte  anch  nicht,  dass  die  Krone  England  ihre  Rechnung  dabei  finden 
würde.  D.  sagte  darauf,  dass  der  Staat  conserviert,  die  Insolenz  der  Witti- 
sehen  Partei  aber  gesteuert  werden  müsste;  v.  Brandt  könnte  darüber 
von  Ef.  noch  keine  Ordre  erhalten  haben,  anch  hätte  er,  D.,  alle  zn  diesen 
Sachen  dienende  Nachricht  samt  Vollmacht  desfalls  zn  handeln,  welches 
sich  besser  hier  als  in  England  thnn  liesse;  sein  König  reflectierte  sonder- 
lich auf  Kf.,  und  weil  nächst  demselben  Münster  mit  diesem  Staat  am 
meisten  zu  thun  hätte  und  zwar  über  Sachen ,  welche  das  römische  Reich 
in  gemein  betreffen,  so  würde  er  gern  sehen,  dass  derselbe  in  dem,  was 
man  zusammen  verhandlen  möchte,  mit  einbegriffen  würde;  er  bat  auch 
BL,  dem  Bischof  diese  Intention  des  Königs  auf  eine  fügliche  Weise  an 
die  Hand  zn  geben,  welches  er  anch  zusagte. 

PS.  Downing  hat  ihm  anch  gesagt,  Kf.  brauche  garnicht  bedenklich 
zu  sein,  sich  mit  England  auf  die  vorgestellte  Condition  etwas  näher  und 
fester  zu  setzen,  denn  Frankreich  und  England  verständen  sich  wohl 
miteinander.  Während  die  französische  Interposition  bei  hiesigem  Staat 
wenig  attendiert  wurde  (wie  man  in  Sachen  der  Evacuation  von  Rheinberg, 
Ravenstein,  Leuth  undBorkeloe  gesehen),  würde  man  durch  die  mit 
England  vorgeschlagene  Ligne  alles  gar  leicht  und  in  kurzer  Zeit  (indem 
zuletzt  England  und  der  Staat  sich  doch  vergleichen  müssten)  erlangen. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.    D.  Cöln  7./[17.]  December  1664. 

[auf  die  Relation  vom  29.  November/ 9.  December.  Kf.  hat  ähnliche  Vorschläge 
schon  in  Englaod  selbst  machen  lassen.  Bl.  soll  anch  K.CöId  and  Mäcster  zur 
Mitwirkung  und  Beförderang  der  Verhaodlaogen  mit  Pfalz-Nenbarg  zu  bewegen 

Sachen.] 

17.  Dec.  —  Weil  nun  solches  mit  unsrer  Intention,  welche  wir  albereit  in 
Engelland  eröflfnen  und  darüber  negotiiren  lassen ^),  allerdings  über- 
einkommt —  habt  Ihr  ihm ")  demnach  weiter  zu  verstehen  zu  geben, 
dass  wir  aus  treuer  Affection  gegen  den  König  dieses  albereit  an  die 
Hand  gegeben  und  fürstellen  lassen,  dass  es  zu  dero  sonderbarem 
Vortheil  und  Besten  gereichen  würde,  wan  bei  währendem  diesem 
Eriege  entweder  das  Reich  insgesambt  oder  einige  Ghur-  und  Fürsten 
ihr  Interesse  gegen  Holland  anitzo  in  Acht  nehmen,  Ihr  habt  aber 
dieses  also  fürzustellen,  damit  der  Abgeordnete  und  insonderheit  auch 

*)  Darcb  ChriBtoph  v.  Brandt  s.  Pafeodorf  a.  a.  0. 
'^  Dowoing. 


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EröffDUDgen  Downings. 


517 


der  König  daraus  zu  Bpttren,  dass,  was  hierunter  geschehen  würde,  wir 
mehr  zu  Beförderung  des  Königs  Interesse  als  unserethalben  thun  wflrden. 
Und  dieweil  hiernegst  dieses  Werk  fümemblich  bei  des  H.  Churfürsten 
zu  Co  In  Ld.  incaminirt  werden  muss,  als  befehlen  wir  Euch,  dass 
Ihr  Euch  zu  Ihrer  Ld.  HofQager,  jedoch  ohne  einzigen  Caracter  und 
nur  unterm  Prätext  Eurer  Privatgeschäfte  mit  dem  ehesten  verfüget, 
zuförderst  wegen  unsrer  Satisfaction  im  Westfälischen  Kreise  und  vom 
Pfalzgrafen  von  Neuburg  den  Vortrag  thut  und  dieselbe  sondiret,  wie 
sie  etwan  zu  vorgedachtem  Werk  geneigt  sein  möchten.  Solltet  Ihr  nun 
vermercken,  dass  sie  dazu  einige  Lust  hätten,  solchen  falls  könnet  Ihr 
Ihre  Ld.  unseretwegen  versichern,  dass  wir  hierin  mit  ihr  umbtreten 
und  eine  gemeine  Sache  daraus  machen  wollten,  jedoch  mit  dem  Be- 
ding, dass  I.  Ld.  dero  so  oft  gethanem  Anerbieten  gemäss  zuforderst 
befordern  möchten,  damit  uns  von  Pfalz-Neuburg  wie  auch  im 
Westfälischen  Kreise  —  Satisfaction  wiederfahren  möchte.  —  Im 
Fall  Ihr  auch  noch  bei  des  Bischofs  zu  Münster  Ld.  nicht  gewesen, 
habt  Ihr  Euch  auch  zu  deroselben  zu  verfügen  und  dieses  negotium 
auf  gleichmässige  Art  wie  bei  Ghur-Cöln  zu  tractiren,  daneben  aber 
auch  unsere  Satisfaction  beim  Westfälischen  Kreise  desto  heftiger  an 
diesem  Ort  zu  treiben,  weil  Ih.  Ld.  uns  daran  bishero  so  sehr  be- 
hindert haben. 

Was  Euch  sonsten  mehrg.  Downing  wegen  der  Cron  Franck- 
reich  und  dass  dieselbe  dieses  alles  zu  befordern  geneigt  wäre,  ent- 
decket, solches  wäre  uns  zwar  hcfchnöthig  zu  wissen,  ob  es  auf  eini- 
gem gewissen  Fundament  beruhe,  wir  können  aber  aus  allen  Unib- 
ständen  so  viel  merken,  dass  Ihr  aus  diesen  Dingen  mit  dem  Comte 
d'Estrades')  nicht  vertraulich  reden  dürft,  daher  wir  dieses  zu 
erfahren  ander  Mittel  gebrauchen  werden.  —  Sonsten  wird  uns  nicht 
entgegen  sein,  dass  die  Sache  aldort  im  Haag,  wenn  Downing  dess- 
fals  von  seinem  König  Befehl  bekombt,  ferner  negotiiret  werde,  und 
wollen  wir  auf  solchen  Fall  unsern  —  v.  Brandt  Ordre  geben,  sich 
auf  Euer  Zuschreiben  auch  dahin  zu  verfugen  und  das  Werk  aldort 
festzustellen,  dan  weil  derselbe  in  der  Sache  schon  negotiiret,  so 
halten  wir  nöthig,  dass  er  mit  dabei  sei.  — 


1)  Französischer  Gesandter  im  Haag, 


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518         8.    VerhandlaDgen  mU  Pfalf-Nenbnrg.    Die  Verträge  eu  DorsteD. 

Blaspeil  an  den  Kurftlreten.  D.  Cleve  7./[17.]  December  1664 

[Neue  YerbaDdluDgen  mit  Lerodt.] 

17.  Dec.  Auf  Lerodts  Veranlassang  hat  er  vor  drei  Tagen  eine  neue  CoDferenz 
mit  demselben  gehalten,  anf  welcher  namentlich  die  Religionsangelegeaheit, 
für  deren  Regelung  Bl.  das  Jahr  1612  als  Normaljahr  vorschlug,  behandelt 
wnrde.  Da  Lerodt  den  Erb  vergleich  garnicht  berührte,  so  hat  er  ihn 
nach  der  Ursache  davon  gefragt ;  jener  erwiederte,  er,  wie  sein  Herr,  hofften, 
wenn  zunächst  die  beiden  Punkte  religionis  et  condirectorü  ihre  Erledigung 
gefunden  hätten,  dass  dann  der  Erbvergleich  weit  besser  als  jetzt  sich  be- 
handeln lassen  wurde.  .  Bl.  musste  sich  damit  begnügen,  von  anderer 
Seite  ist  er  berichtet  worden,  dass  Pfalz-Nenburg  den  Erbvergleich  nie- 
mals eifriger  als  jetzt  desideriert  habe.  Er  ho£ft,  wenn  auch  ein  solcher  zu 
des  Ef.  contento  nicht  so  bald  zu  finden  sein,  sondern  man  bei  dem  letzten 
Provisionalvergleich  de  a.  1647  bleiben  möchte,  dass  Kf.  dennoch  die  Herr- 
schaft Ravenstein  daraus  ziehen  und  behalten  und  inzwischen  der  Weg 
zum  Erbvergleich  nach  wie  vor  offen  bleiben  könne. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  14./ [24.]  December  1664 

[auf  die  Relation  vom  7./ 17.  December.     Güostige  Gelegenheit   zur   Erfatlang 
seiner  Zusage,  daher  baldiger  AbscbloBS  der  VerhandlungeD  wüoBchenswertb.] 

24.  Dec.  Er  ist  damit  zufrieden ,  dass  in  der  Religionssache  der  terminus  des 
Jahres  1612  angenommen  werde,  auch  dass  der  punctus  religionis  et  con- 
directorü vor  dem  Erbvergleich  abgethan  werde. 

Im  Fall  Ihr  aber  vermerken  würdet,  dass  auf  die  in  Eurer  In- 
struktion enthaltene  conditiones  des  H.  Pfalzgrafen  Ld.  sich  zum 
Vergleich  verstehen  wollten,  alsdann  sein  wir  auch  noch  geneigt,  Ihrer 
Ld.  darin  beforderlich  zu  sein,  was  wir  mit  Euch  alhie  mündlich  gere- 
det^). Weil  aber  dieses  Werk  also  beschaflfen,  dass  darin  geeilet 
werden  muss,  massen  dan  die  beste  Gelegenheit  anitzo  dazu  vorhan- 
den, so  würde  gut  sein,  dass  es  hierunter  je  eher  je  lieber  zur  Rich- 
tigkeit kommen  könnte.  — 

Blaspeil  an  den  Knrflirsten.    D.  Coesfelt  21./[31.]  De- 
cember 1664. 

[VerbaDdlangeo  mit  dem  Bischof  von  Mäoster,  verabredete  ZasammeDkanft  za 

Xanten.] 

31.  Doc.  Infolge   des  Rescripts  vom  7./17.  December  und  einer  neuen  Auffor- 

derung des  Bischofs  von  Münster  hat  er  sich  vor  einigen  Tagen  hierher 

>)  S.  oben  8. 513. 


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BlagpeilB  VerhandlaDgea  mit  Lerodt  u.  dem  Bischof  von  Münster  519 

▼erftigt;  es  ist  verabredet  worden,  dass  am  5./1 5.  Januar  za  Xanten  eine 
Zasammenkunft  der  Münsterschen ,  Neubargischen  und  Brandenburgischen 
Deputierten  stattfinden  soll,  nm  die  puncta  religionis  et  condirectorii  zu 
vergleichen  y  und  es  wird  hier  dafür  ein  Recess  entworfen,  den  er  mit  nach 
Cleve  nehmen  und  im  Rath  vorlegen  wird.  Da  Pfalz-Neuburg  erklärt 
hat,  er  wolle ,  wenn  es  nur  den  Namen  hätte,  dass  das  Jahr  1624  ange- 
nommen werde  y  zur  Erlangung  eines  vollkommenen  Religionsfriedens  in 
den  Gülich*  und  Gleveschen  Landen  den  Evangelischen  diejenigen  Kirchen, 
welche  sie  a.  1612 .  gehabt  hätten,  wenn  es  nur  nicht  allzuviele  wären,,  resti- 
tuieren, so  bittet  er  Ef.,  ihm  seine  Willensmeinung  darüber  ehe  jene  Zu- 
sammenkunft erfolge  mitzntbeilen ,  zugleich  schlägt  er  vor,  da  dieser  Con- 
vent  sehr  important  sein,  nnd  Pfalz-Neuburg  dazu  seine  ersten  Minister, 
den  Kanzler  Giese,  den  Baron  de  Lerodt  und  den  Yicekanzler  Schnell 
senden  werde,  dass  Kf.  den  Statthalter  anweise,  entweder  selbst  mit  dabei 
za  sein  oder  jemand  aus  den  Adlichen,  etwa  den  Freiherrn  v.  Spaen  oder 
einen  anderen  dazu  mit  zu  deputieren.  Sie  sind  hier  auch  in  Arbeit,  einen 
Entwurf  zu  der  Allianz  nnd  Verfassung  auszuarbeiten. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  27.  December  1664/ 
[6.  Januar  1665.] 

[aaf  die  RelatioD  vom  21. /31.  December.    HoffoaDg  auf  Schlichtaog  des  Religions- 
Btreits.    Die  englischen  Absichten,  Ef.  will  sich  nicht  mit  in  den  Krieg  gegen 

Holland  ziehen  lasseo.] 

Wegen  des  pnncti  religionis  hat  er  an  den  Cleviscben  Statthalter  6.  Jan. 
rescribiert  und  hofft,  weil  man  sich  jetzt  so  viel  glimpflicher  erzeigt,  es 
werde  nunmehr  der  Sache  dadurch  geholfen  werden.  Zur  Zusammenkunft 
von  Xanten  hat  er  Fürst  Moritz  beordert,  den  Generalmajor  Freiherm 
V.  Spaen  oder  sonst  noch  jemand  dahin  mit  abzufertigen.  Wann  der 
Kreistag  angesetzt  werden  soll,  ist  ihm  gleich,  er  verlangt  aber,  dass  das 
Ausschreiben  in  seinem  Namen  mitgeschehe. 

Wir  haben  aus  des  v.  Brant  letztem  Schreiben  wohl  soviel  er- 
sehen,  als  wan  man  auch  in  Engelland  den  H.  Downing  etwas  zu 
hitzig  halte  und  dass  er  wohl  öfters  eines  und  anderes  projectiren 
möchte  —  welches  nachmals  daselbst  nicht  möchte  angenommen  wer- 
den. Wir  verspüren  auch,  dass  man  daselbst  wohl  gar  yerlange,  dass 
wir  uns  in  diesen  Krieg  impliciren  möchten.  Ob  wir  nun  wohl  bei 
dieser  Occasion  gerne  unsre  Sachen  in  Richtigkeit  gebracht  sehen 
möchten,  so  werden  wir  uns  doch  in  solchen  Krieg  nicht  mischen,  es 
wäre  dan,  dass  uns  die  H.  Staaten  darzu  forciren,  Ihr  werdet  Euch 
demnach  in  Euren  Discursen  mit  dem  H.  Downing  wissen  desto 
besser  in  Acht  zu  nehmen  und  hiernach  zu  richten,  wie  Ihr  dan,  was 


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520         8-     Verhaodlangen  mit  Pfalz- Neabarg.     Die  Vortrage  eq  DorBteo. 

des  H.  Bischofen  Sentiment  hierüber  sei,  vernehmen  und  uns  ferner 
berichten  werdet  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cöln  a.  Rhein  27.  December 
1664./ 6.  Januar  1665. 

[OebersendoDg  der  Vertragsentwürfe,  Bemerkangen  za  deoBelben.] 

().  Jao.  Er  sendet:  1)  Das  Project  des  Vergleichs  in  puncto  religionis 

et  coodirectorii  im  Westfälischen  Kreise^  nnd  bemerkt  dazu,  dass 
in  puncto  religionis  ad  Interim  das  Jahr  1624  angenommen  sei,  er  aber 
Hoffnung  habe,  dass  der  Pfalzgraf  den  Evangelischen  die  Orte,  die  sie  1612 
gehabt,  restituieren  werde;  wenn  es  gelingen  sollte,  den  Effect  des  Jahres 
1612  zu  erlangen,  brauchte  man  sich  an  die  Worte  nicht  so  zu  kehren.  In 
puncto  condirectorii  hat  er  alle  seine  Forderungen  durchgesetzt,  nur  ver- 
langt Pfalz-Neu  bürg,  bei  dem  bevorstehenden  ersten  Kreistag  prima 
sessione  den  Vortrag  zu  thun. 

2)  Das  Project  der  Defensivallianz').  Dasselbe  ist  so  abgefasst 
worden,  damit  es  aller  Welt  könne  gezeigt  werden.  Auf  die  specificiertc 
Zahl  der  Völker  einzugehen,  hat  er  kein  Bedenken  getragen,  da  Kf.  nicht 
höher  als  Münster  und  Pfalz-Neuburg  angesetzt  ist,  dieselbe  ist  auf 
Wunsch  Munsters  so  hoch  genommen,  damit  alle  Welt  die  Macht  dieses 
Kreises,  wenn  derselbe  einig  sei,  abnehmen  möge.  Münster  hat  auch  auf 
Aufnahiue  des  Artikels  14  wegen  des  Unterhalts  der  Ordinarvölker  ge- 
drungen, welchen  der  Pfalz-Neuburgische  lieber  ganz  auslassen  oder  in  einen 
Nebenrecess  bringen  wollte,  und  hat  gerathen,  man  möchte  diese  Allianz 

')  Dasselbe  stimmt  im  wesentlichen  mit  dem  nachher  zu  Dorsten  über 
diese  Paukte  abgeschlossenen  Vertrage  (unten  N.  I)  äberein ,  nur  dass  im 
Eingänge  der  Bemühungen  des  Bischofs  von  Munster  um  das  Zustandti- 
kommen  dieses  Vergleichs  gedacht,  dass  in  dem  ersten,  die  kirchlichen  Ver- 
hältnisse betreffenden  Theile  in  §  5  nur  im  allgemeinen  von  der  Bestellang  von 
katholischen  uud  evangelischen  Schiedsrichtern,  von  superabitri  aber  noch  gar- 
uicht  die  Rede  ist,  und  dass  in  §  9  bestimmt  wird,  der  Kaiser,  die  Stände  des 
westfälischen  Kreises,  Frankreich  und  England  sollten  ersucht  werden,  die  Voll- 
ziehung dieses  Vergleichs  zu  garantieren,  ferner  dass  in  dem  zweiten  das  Kreis- 
directorinm  betreffenden  Theil  für  die  gemeinsame  Leitung  der  Kreisangelegen- 
heiten auf  den  wortlich  aufzunehmenden  Recess,  welcher  1653  zwischen  MünsttT 
und  Pfalz -Neuburg  vereinbart  war,  verwiesen  wird. 

*)  Auch  dieses  stimmt  in  der  Hauptsache  mit  dem  nachher  zu  Dorsten 
darüber  abgeschlossenen  'Vertrage  (unten  N.  II)  überein,  nur  dass  hier  in  §  9 
unter  den  zu  stellenden  Hülfstruppen  keine  Artillerie  genannt  und  das  zuletzt 
zu  sendende  Gontingent  auf  1500  Mann  z.  F.  und  900  Reiter  bestimmt,  und  nach- 
her in  §  13  das  eventuell  vorzuschiessende  Geld  auf  mindestens  25000  Tbaler 
specificiert  wird. 


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Die  Vertragsentwürfe. 


521 


vom  Kaiser  confirmieren  lassen,  damit  die  Landstände  um  so  weniger  Ur- 
sache hätten  sich  zn  widersetzen. 

Da  bei  diesem  allem  der  Ffalz-Nenburgische  Abgeordnete  anf  die 
Krone  Frankreich  sehr  grosse,  fast  allzn  viele  Reflexion  hatte  und  be- 
sorgte, dass  diese  in  Nachdenken  gerathen  dürfte,  als  wenn  dnrch  diese 
Defensivallianz  die  Rheinische  Allianz  aufgehoben,  znm  wenigsten  sehr  ge- 
schwächt werden  sollte,  hat  Bl.  vorgeschlagen,  dass  der  Rheinischen  Allianz 
in  dieser  gedacht  werde,  was  ebenso  wie  der  Vorschlag  des  Pfalz-Neubnr- 
gischen,  dass  neben  anderen  auch  Frankreich  von  dieser  Allianz  Ou- 
vertüre gegeben  werden  möge,  angenommen  worden  ist. 

3)  Das  Project  wegen  gemeinschaftlicher  Massregeln  zur 
Wiedererlangung  des  von  den  Staaten  ihnen  Vorenthaltenen'). 
Bl.  bittet  dasselbe  möglichst  secret  zu  halten,  damit  diejenigen  an  des  Kf. 
Hof,  welche  etwa  familiäre  Correspondenz  in  Niederland  haben,  davon  nichts 
erfahren,  ferner  dass  Kf.  sich  bei  Zeiten  mit  Anfsetzung  seiner  Prätentionen 
gefasst  mache. 

Der  Bischof  von  Münster  hat  für  den  Fall,  dass,  wie  zu  erwarten, 
die  Reichscommission  nichts  ausrichten  wird,  vorgeschlagen,  dass  auf  gemeines 
Gutfinden  ein  jeder  selbst  so  gut  er  könnte  oder  wohl  communi  mann  zu 
und  das  Seinige  wieder  ergreifen  möchte;  auch  Bl.  meint,  dass  dieses  der 
leichteste  und  kürzeste  Weg  sein  würde,  doch  würde  es  sehr  schwer  hal- 
ten, ein  solches  Vornehmen  der  Gebühr  bedeckt  zu  halten,  darum  ist  in 
dem  Project  davon  keine  Erwähnung  gethan,  sondern  ist  alles  den  Depu- 
tierten überlassen  worden,  deren  Instruktion  daraufhin  eingerichtet  werden 
muss. 

Der  Bischof  hatte  beantragt,  dass  für  den  Fall,  dass  die  Völker  zu- 
sammengezogen würden,  Kf.,  wenn  er  zugegen  wäre,  das  Obercommando 
führe,  und,  wenn  er  abwesend  sei,  man  sich  wegen  eines  anderen  Oberhauptes 
vergliche,  der  Pfalz-Neuburgische  aber  erklärte,  dass  sein  Herr  nur  davon 
wüsste,  dass  man  eine  Defensivallianz  aufrichten  wolle,  und  ihm  anbefohlen 
habe,  dieselbe  concertieren  zu  helfen,  dass  diese  Sache  aber  weiter  ginge 
und  er  vorher  davon  berichten  müsste,  auch  Bl.  hat  erklärt,  dass  er  diesert- 
wegen  nur  in  genere  beauftragt  sei,  des  Kf.  Interesse  zu  befördern,  und  eben- 
falls auf  weitere  Erklärung  desselben  warten  müsse. 

In  der  Frage,  wie  man  sich  zn  England  zu  verhalten,  haben  sie,  ob- 
wohl der  Bischof  über  alle  Massen  resolviert  darin  ging,  viele  Gefährlich- 
keiten gefunden,  trotzdem  aber,  da  wegen  des  Königs  dem  Baron  de  Lerodt 
aus  England  geschrieben  worden,  dass,  wann  man  sich  mit  demselben  ein- 
lassen und  für  einen  Mann  stehen  wollte,  .sie  die  nothdürftigen  Gelder  her- 
geben würden,  das  beifolgende  Project  aufgestellt.  Doch  meint  er  selbst, 
dass  die  Sache  grosse  Gefahren  und  Bedenken  habe,  und  bittet  daher,  dass 


1)  Da  dasselbe  von  dem  später  zu  Dorsten  hierüber  abgeschloBseDen  Ver- 
trage erheblich  abweicht,  so  ist  dasselbe  hier  (S.  522)  mitgetheilt  worden. 


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522         8.     Verhandlaogen  mit  Pfalz-Neubnrg.    Die  Vertrfige  za  Dorsten. 

das  Project  io  allen  seinen  Theilen  wohl  examiniert  nnd  alles  der  Qebühr 
erwogen  werde,  damit  man  der  Sache  weder  zu  viel  noch  zn  wenig  thne. 
Er  ist  sogleich,  nachdem  er  beim  Bischof  ?on  Münste  r  Obiges  verrich- 
tet, hieher  geeilt,  nm  nach  Bonn  zn  gehen  nnd  E. 06 Ins  Intention  zn  son- 
dieren, hat  aber  wegen  vielfachen  Ungemachs  anf  der  Reise,  namentlich  des 
Eises  wegen^  noch  nicht  dorthin  gelangen  können. 


Aufsatz,  wie  zu  demjenigen,  so  einem  nnd  dem  anderen  ent- 
zogen worden,  wieder  zn  gelangen  sei  contra  die  H.  Staaten. 

Nachdem  die  frühere  Uneinigkeit  im  AYestfälischen  Kreise  von  den 
G.Staaten  dazn  benutzt  ist,  dem  gesamten  Kreis  nnd  insbesondere  den  drei 
kreisausschreibenden  Fürsten  viel  Unbilliges  znznfügen,  ihnen  das  Ihrige 
vorznenthalteo  nnd  verschiedentliche  Bedrohungen,  Gewalt  und  Unrecht  ge- 
gen sie  zn  verüben,  alle  Vorstellungen  deswegen  aber  bisher  fruchtlos  ge- 
wesen sind,  haben  die  drei  jetzt  conföderierten  Fürsten  beschlossen,  diese 
jetzt  anscheinende  gute  Gelegenheit,  da  die  ELrone  England  ihnen  Hülfe 
anbietet,  zu  benutzen. 

Also  ist  1)  für  gut  befunden  worden ,  dass  ein  jeder*  seine  gravamina 
ausführlich  deducieren  und  justificieren  solle. 

2)  Obwohl  alle  gütlichen  Versuche,  von  den  Staaten  Restitution  nnd 
Satisfaction  zu  erhalten,  bisher  vergeblich  gewesen  sind,  hat  man  doch  be- 
schlossen, diese  gravamina  zuförderst  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg 
vorzutragen  nnd  einen  Reichsschluss  zu  erwirken,  dass  etwa  K.Mainz  nnd 
K.Sachsen  oder  Baden-Durlach  eine  gemeine  kaiserliche  und  Reichs- 
commission aufgetragen  werde,  dass  dieselben  ihre  Subdelegierten  an  einen 
Ort  dieses  Westfälischen  Kreises,  etwa  nach  Aachen,  schicken  nnd  von  da 
aus  die  billigmässige  Restitution  und  Satisfaction  erst  gütlich  gesinnen, 
auf  den  Weigerungsfall  aber  h&rter  nnd  im  Namen  des  Reichs  von  der  Reichs- 
Ezecutionsordnung  und  was  derselben  anklebend,  sprechen  sollen. 

3)  Die  drei  Alliierten  werden  zur  selben  Zeit,  wann  obgedachte  Reichs- 
commission wird  festgesetzt  sein,  sich  in  solche  Verfassung  zu  setzen  be* 
flissen  sein,  damit  ein  jeder  Theil  die  in  der  Defensivverbündnis  bewilligte 
Anzahl,  samt  nothwendiger  Munition,  Artigleria  und  guten  Officieren  anf 
die  Beine  bringen  könne.  Um  aber  bei  Nachbaren  nnd  Alliierten  kein  ver- 
kehrtes Nachdenken  zu  verursachen,  werden  sie  dahin  bedacht  sein,  die  Völker 
nnter  der  Hand,  etwa  durch  Verstärkung  ihrer  Garnisonen  oder  anf  andere 
Weise  auf  die  Beine  zu  bringen  nnd  sich  der  öffentlichen  Werbung,  sonder- 
lich im  Westfälischen  Kreise,  soviel  thunlicb,  enthalten. 

4)  Wenn  von  der  Reichs-Gommission  nichts  Fruchtbarliches  zu  erwarten 
und  die  G.Staaten  keine  Satisfaction  sollten  geben  wollen,  dann  wollen  die 
Alliierten  ihre  Deputierte  zusammenkommen  und  berathschlagen  lassen,  wann 
und  wohin  die  Völker  geführt  und  wie  es  weiter  damit  angefangen  werden 


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Vertragsentwarf  wegen  der  gegen  die  Niederlande  zu  ergreifenden  Hassregeln.  523 

60II;  jeder  soll  zunächst  mit  seinen  Lenten  sein  Land  bedecken,  es  soll 
aber  mit  diesen  Bundesvölkern  anderergestalt  nichts  als  was  oblants  von 
den  sämtlicben  Depnüerten  vermög  Instruction  beschlossen  wird,  vorge- 
nommen  werden.  Sollten  aber  die  Provincien  einige  Force  unvermnthet 
gegen  Münster  thun,  so  soll  von  K.Brandenburg  als  nächst  angesse- 
nein  vornehmlich  mit  Reuterei,  wie  auch  gleichfalls  im  Fall  zunehmender 
Gefahr  Ton  FfaU-Neuburg  auf  gleiche  Weise  geschwind  succurriert, 
und  ebenso,  falls  die  mehriste  Force  auf  die  Clevische  und  Märkische 
Lande,  oder  die  Jülichsche  und  Bergische  gehen  wurde,  ebenergestalt 
dahin  Hülfe,  vornehmlich  mit  Reuterei  geleistet  werden,  wofern  aber  die 
Staaten  eine  Armada  zu  Feld  fuhren  würden,  hätte  man  sich  der  Völker, 
so  entgegen  zu  schicken,  auch  des  Gommando  halber  zu  vergleichen. 

5)  Die  Deputierten  sollen  sich  an  einem  bequemen  Ort  so  lange  als 
einige  Gefahr  obhanden  oder  sonst  einige  Operationes  zu  thun  sind  zu- 
sammenhalten, und  diese  wichtige  Sache  dirigieren  helfen. 

6)  Nachdem  die  Crone  Engelland  sich  vernehmen  lassen,  dass  sie 
den  Alliierten  gern  zu  ihren  Rechten  verhelfen  und  zu  solchem  Ende  sich 
mit  ihnen  in  näheres  Bündnis  einlassen  wollte,  so  soll  mit  dem  englischen  Ab- 
geordneten im  Haag,  der  dazu  bevollmächtigt  sein  soll,  hierüber  Unterre- 
dung gepflogen  und  die  Handlung  auf  ein  Jahr  lang  versuchsweise  getroffen 
werden,  mit  dem  Bescheide,  dass  während  dieser  Zeit  keiner  ohne  des  an- 
deren Vorwissen  sich  mit  dem  Estat  der  Niederlande  yergleichen,  sondern 
mit  gemeinem  Einrathen  dahin  getrachtet  werden  solle,  dass  einem  und 
andern  Tbeil  die  begehrte  billige  Satisfaction  zugleich  gegeben  werde,  welches 
zu  erhalten,  hätte  man  sich  dieserseits  dahin  zu  erklären  und  einzulassen, 
dass  man  immer  förderlichst  mit  einer  ansehnlichen  Armee  zu  Ross  und  zu 
Fuss  auf  und  in  Gampagne  kommen,  mit  selbigen  Völkern  aber  in  obged. 
Jahre,  es  sei  denn  anf  vorhergehende  nähere  Tractaten,  nichts  Thätliches 
noch  Feindseliges  vornehmen,  sondern  dieselben  nur  in  omnem  eventum 
in  Bereitschaft  halten  wolle,  unter  der  Bedingung,  dass  Eng  eil  and  alsbald 
bei  Schliessung  dieser  Handlung  auf  jede  tausend  Mann  z.  Fuss  (darüber 
man  sich  vergleichen  wird)  zum  wenigsten  5000,  und  auf  jede  tausend  zu 
Pferd  25000  Rthlr.  Werbegelder,  wie  dann  zum  ferneren  Monatlichen 
derselben  halb  so  viel  fournieren  und  darauf,  ehender  aber  nicht,  der  ge- 
schlossene Vergleich  in  forma  ausgewechselt  und  zur  wirklichen  Werbung 
geschritten  werden  solle. 

7)  Kein  Theil  darf  ohne  gemeine  Beliebnng  ans  dem  foedus  scheiden, 
Friede,  Waffenstillstand  u.  s.  w.  nur  einmüthig  tractiert  und  beschlossen  werden. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  4./[14.]  Januar  1665. 

[Verhandlungeu  mit  E.GoId.] 

Nach  Verrichtung  der  ihm  an  den  Bischof  von  Münster  aufgetragenen  14.  Jan. 
Commission  ist  er  von  Coesfeld  nach  Co  In  gereist  und  hat  sich  bei  dem 


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524         8-    Verhandlungen  mit  Pfalz-Neabnrg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

dort  anwesendeD  Bischof  von  StraBsburg^),  der  aoi  K-cölnischea  Hofe  alle 
affaires  als  Principalmiuister  verrichtet,  angegeben  and  demselben  seine 
Aufträge  eröffnet,  ist  auf  dessen  Vorschlag  darauf  nach  Bonn  gereist  und 
hat  dort  Audienz  beim  Kurfürsten  gehabt.  Er  hat  demselben  mitgetheilt, 
dass  die  Verhandlungen  zwischen  Kf.  und  Pfalz -Neuburg  wegen  des 
Religionswesens  und  Condirectorium  dem  Abschluss  nahe  wären,  zugleich 
ihm  den  Wunsch  des  Ef.  mitgetheilt,  da  sie  beide  in  diesen  westfälischen 
und  angrenzenden  Quartieren  einerlei  Interesse  hätten,  indem  andere  die 
praesidia  in  ihren  Städten  hätten,  auch  sonst  sich  verschiedene  jura  an- 
massten,  sie  aber  mit  Frankreich  alliiert,  diese  Crone  sich  auch  schon, 
aber  ohne  Effect,  ihrer  iuterponendo  bei  den  O.Staaten  angenommen,  dass 
sie  jetzt  bei  den  günstigen  Zeitverhältnissen  die  oonsiiia  beiderseits  zu- 
sammenfassten  und  einen  beständigen  guten  Schluss  machten,  zu  welchem 
Ende  er,  Bl.,  wünsche,  mit  einem  oder  anderen  seiner  Bedienten  in  nähere 
Confereuz  zu  treten.  Der  Kurfürst  dankte,  betheuerte  seine  Freundschaft 
für  Kf.  und  bot  seine  Dienste  zur  völligen  Hinlegung  der  Streitigkeiten 
mit  Pfalz -Neu  bürg  an,  bemerkte  aber,  er  wolle  hoffen,  weil  er  mit  die- 
sem wegen  der  geistlichen  Jurisdiction  in  einiger  Differenz  stände,  dass 
man  ihm  durch  obberührten  Vergleich  nicht  würde  präjudicieren  wollen. 
Nachdem  ihn  Bl.  darüber  beruhigt,  erklärte  er,  es  werde  ihm  sehr  lieb  sein, 
dass  nach  erhaltener  guter  Einigkeit  im  Kreis  eine  gute  Verfassung  unter 
den  Benachbarten  gemacht  würde  und  dass  man  bei  jetziger  Gonjunctur 
die  consilia  zusammenfasste,  worüber  mit  ihm  ferner  zu  conferieren  er  dem 
Bischof  von  Strassburg  Commission  geben  wolle.  Bl.  hat  darauf  mit 
diesem  in  Cöln  mehrere  Conferenzen  gehalten.  Bei  Besprechung  des 
Kirchenstreites  und  Gondirectoriums  erhob  jener  dasselbe  dubium  wegen 
der  geistlichen  Jurisdiction,  Bl.  erwiderte  ihm,  so  lange  sie  nicht  zum  wirk- 
lichen Besitz  von  Jülich  und  Berg  kämen,  ginge  sie  eigentlich  nichts  an, 
was  K. Cöln  mit  Pfalz-Neuburg  deswegen  etwa  contrahierte  oder  zu 
desmeslieren  habe,  in  den  Clevischen  und  Märkischen  Landen  aber 
werde  es  damit  ebenso  gehalten,  wie  es  zn  Zeiten  des  katholischen  Herzogs 
Wilhelm  wäre  observiert  worden'),  wobei  sich  jener  endlich  beruhigte,  im 
übrigen  sehr  die  Beilegung  beider  Streitpunkte  sowie  eine  Einigung  wegen 
der  Theilnng  der  Lande  anempfahl.  Darauf  gingen  sie  auf  die  Verfassung 
des  Kreises  über,  und  da  der  Bischof  sich  ganz  offenherzig  äusserte  und 
damit  einverstanden  war,  dass  eine  solche  gemacht  werden  müsste,  so  theilte 
ihm  Bl.  mit,  dass  schon  zu  Coesfeld  ein  Entwurf  zu  einer  solchen  auf- 
gesetzt sei,  Kf.  aber  habe  grosse  Bedenken  deswegen  und  werde  sich 
schwerlich  darauf  einlassen,  so  lange  er  nicht  versichert  wäre,  dassK.Göln 
mit  eintreten  wolle,  und  er  las  ihm  darauf  diesen  Entwurf  vor.  Der  Bischof 
erklärte  sich  damit  sehr  einverstanden,  rieth,  man  möchte  dieselbe  je  eher 
je  besser  schliessen,  und  versicherte,  sein  Herr  werde  alsbald  mit  hinzutreten. 


')  Graf  Franz  Egon  v.  Pürstenberg. 

^)  S.  M.  Lehmann,    PreaBsen  und  die  katholische  Kirche  I  S.  26. 


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YerhaodlaDgen  mit  K.Cöln. 


525 


Hieraof  discarrierten  sie  weiter  von  der  jetzigen  GonjoDctar  und  wie 
mao  dieselbe  am  besten  benutzen  könnte;  Bl.  fand  den  Bischof  aber  ziem- 
lich schwierig  und  nicht  so  disponiert,  dass  er  ihm  das  Goesfelder  Project 
hätte  mit  genügender  Sicherheit  prodncieren  können,  er  theilte  ihm  daher 
nur  mit,  sie  hätten  in  Coesfeld  davon  geredet,  dabei  aber  allerhand  Bedenk- 
lichkeiten gefanden,  namentlich  wie  weit  man  sich  mit  England  einlassen 
könne,  sie  hätten  für  das  sicherste  erkannt,  dass  ein  jeder  der  Interessierten 
seine  Prätensionen  an  die  Reichsstände  zu  Regensbnrg  bringe  und  dort 
eine  Reichscommission  aaswirke,  durch  welche  gebührende  Satisfaction  von 
dem  Staat  begehrt  werden  könne,  and  dass  man  sich  inzwischen  gemäss 
der  Defensivallianz  in  Verfassung  stellen  and  dadurch  dem  Suchen  der 
Reichscommission  desto  mehr  Nachdruck  geben  solle.  Der  Bischof  er- 
klärte sich  damit  einverstanden  und  war  zuletzt  auch  wegen  England  so 
weit  einig,  dass  man  aus  jetziger  Conjunctur  etwas  zu  profitieren  quovis 
modo  suchen,  dabei  aber  wohl  zusehen  müsste,  sich  mit  dieser  Krone  nicht  der- 
gestalt zu  engagieren,  dass  dieselbe  ihre  conditiones  dadurch  mit  Holland 
nur  desto  besser  machen,  hernach  aber  ihnen  die  Last  auf  dem  Halse  lassen 
and  sie  also  Gefahr  laufen  möchten.  Wie  es  billig  sei,  dass  man  das 
Seinige  wiederzuhaben  suchte,  so  müsste  man  aber  doch  sich  vorsehen,  dass 
die  Sachen  nicht  weiter  gingen,  noch  die  limites  defensionis  überschritten 
würden. 

Bl.  ist  darauf  zurück  nach  Cleve  gereist,  ist  unterwegs  mit  dem  Ober- 
kanzler V.  Giese  zusammengetroffen  und  hat  mit  demselben  noch  einiges 
näher  beredet.  Die  Zusammenkanft,  auf  welcher  der  Religionspunkt  und 
das  Gondirectoriam  festgesetzt  werden  sollen,  soll  zu  Dorsten*),  welcher 
Ort  den  Städten  Cleve,  Münster  und  Düsseldorf  fast  gleich  nahe  ge- 
legen, am  17./27.  dieses  Monats  abgehalten  werden,  und  werden  Münster, 
Ffalz-Neuburg  und  K.Cöln  gern  sehen,  dass  zur  selben  Zeit  auch 
wegen  der  Defensivallianz  und  näheren  Verfassung  gehandelt  und  geschlossen 
werde,  zu  welchem  Ende  auch  Kf.  Gommissarien  ernennen  möchte. 


Blaspeil  an  den  Kurflirsten.     D.  Cleve  4./ [14.]  Januar  1665. 

[auf  das  Bescript  vom  14./ 24.  Oecember.    Verhaodluogen  mit  Pfalz-Neubarg  und 
dessea  Kanzler  Giese  wegen  des  Erbvergleichs  uod  der  polDischen  Frage.] 

Er    hat   den    Prior    von  Werden^),   den    er   auch    aus   anderen  Ur-  14.  Jan. 
Sachen  zu  sich  nach  Göln  beschieden,  nach  Düsseldorf  geschickt,  woselbst 
derselbe  sich  sub  alio  praeteztu  beim  Pfalzgrafen  selbst  angegeben  hat,  zu- 
letzt auch  im  Gespräch  auf  den  Erbvergleich  gekommen  ist  and  mitgetheilt 
hat.  Blas  peil    hätte  mit  dem   Bischof  von  Strassburg  davon   geredet 


*)  a.  d.  Lippe,    im  hentigen  Regieruogsbezirk  Müoster,   Kreis  Recklioghau- 
sen,  damals  zam  K.colnischeD  Gebiet  gehörig. 
')  Adolph  Borck  s.  oben  S.  513. 


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526         8-    VerhaDdloDgeD  mit  Pfali-Nenbarg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

nnd  verspürt,  dass  sehr  gute  HofiTnoog  dazu  sein  würde,  wenn  Dar  der 
Pfalzgraf  sich  ein  wenig  zur  Billigkeit  verstehen  wollte;  Rf.  habe  die  Prin- 
zessin von  Oranien  antorisiert,  darüber  za  verhandeln,  and  wünsche,  dass 
der  Pfalzgraf  mit  K.  Cöln  wegen  des  Testes  Rekling  hausen^)  zu  han- 
deln versuche  nnd  dasselbe  dem  Kf.  offeriere.  Obgleich  dieser  Vorschlag 
dem  Pfalzgrafen  anfänglich  etwas  fremd  nnd  fast  hart  vorkam,  wurde 
derselbe  doch  nicht  ganz  verworfen,  sondern  verabredet^  der  Pfalzgraf 
werde  die  Sache  mit  seinem  Oberkanzler  Giese  (weil  Lerodt  abwesend) 
überlegen  nnd  denselben  beordern,  mit  Blas  peil  zu  conferieren.  Bl.  ist 
mit  Giese  auch  zu  Nenss  Sonnabend  den  10.  zusammengekommen  und 
sie  haben  weitläufig  über  die  Sache  geredet.  Gie  se  erklärte  aber  jenen  Vor- 
schlag für  unbillig  und  nicht  practicabel,  hielt  es  auch  nicht  für  dienlich, 
dass  mit  K. Cöln  davon,  ehe  alles  festgesetzt,  geredet  werde,  fragte  endlich, 
ob  Kf. ,  wenn  der  Erbvergleich  zustande  käme,  seinem  Herrn  wohl  zu  der 
Krone  Polen,  falls  dieselbe  durch  Absterben  oder  Resignation  des  jetzigen 
Königs  sich  eröffnen  würde,  förderlich  sein,  und  ob  man  diese  Gondition 
dem  Erb  vergleich  beifugen  wolle.  Bl.  hat  geantwortet,  wofern  er,  der 
Kanzler,  oder  sein  Herr  des  Kf.  hohe  Person  und  dessen  genereuses  und 
heroisches  Gemüth  nur  recht  kennte,  würde  er  an  der  ersten  Frage  zu 
zweifeln  zumal  keine  Ursach  finden,  solche  Beförderung  aber  dem  Erbver- 
gleich als  eine  Gondition  und  Nothwendigkeit  beizufügen,  dürfte  dem  Kf. 
nicht  angemuthet  werden,  weil  einerseits  das,  was  Kf.  prätendierte,  ihm  als 
ein  debitum  zukäme  und  absque  uUa  conditione  gegeben  werden  müsste, 
andrerseits,  auch  wenn  der  Erbvergleich  erfolgen  sollte,  derselbe  sich  nicht 
die  Hände  so  werde  binden  lassen  wollen,  dass  er  das,  was  er  aus  freien 
Stücken  zu  thun  geneigt  sei,  aus  Zwang  sollte  thun  müssen.  Sie  sind  so- 
weit ans  Capitulieren  gekommen,  dass  Bl.  nicht  zweifelt,  Kf.  werde,  wofern 
nur  durch  die  jetzige  Veränderung  in  Polen  die  Sachen  dort  nicht  alteriert 
würden,  endlich  auch  in  diesem  Stück  zu  seinem  contento  gelangen. 

Bl.  räth,  die  Prinzessin  von  Oranien  schriftlich  um  ihre  Interpositiou 
zu  ersuchen,  und  will  sich  dann  bemühen,  dass  auch  der  Pfalzgraf  dieselbe 
requiriere*). 


0  Kf.  hatte  schon  29.  September/9.  October  1664  Blaspeil  beauftragt,  da 
der  Pfalzgraf  am  ersten  geoeigt  sein  würde,  ihm  den  oberen  Theil  des  Herzog- 
thums  Berg  abzutreten,  welcher  ihm  wenig,  dagegen  für  Kar  cöln  sehr  günstig 
gelegen  sei,  sich  za  bemäheo,  dass  derselbe  dieses  Stück  an  das  Erzstift  abtrete, 
wogegen  dieses  an  ihn  selbst  das  Vest  Kecklinghaasen  und  das  Amt 
Oettinghaasen,  durch  duren  Erwerbung  eine  unmittelbare  Verbindung  seiner 
Territorien  von  Lippstadt  bis  Cleve  hergestellt  werden  würde,  und  womöglich 
auch  das  Amt  Werle  abtreten  sollte. 

*)  Kf.  ersucht  wirklich  (d.  Cöln  16./26.  Januar  1665)  die  Prinzessin  von  Ura- 
nien am  ihre  Vermittelang  zur  Stiftung  eines  firbvergleiches  mit  Pfalz-Neuburg. 


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Verhandlungea  mit  Pfalz-Nenbarg.    BemerkungeD  des  Ef.  zu  den  Becessen.     527 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
5./ [15.]  Januar  1665. 

[auf  die  Relation  vom  27.  December/6.  Januar.    Bemerkungen  zu  den  drei 

Recessen.] 

Den  ersten  Recess,  die  Streitigkeiten  in  puncto  religionis  et  coDdirec-  15.  Jan. 
torii  anbetrefifend,  ist  Kf.  damit  einverstanden,  dass  des  Bischofs  von  Mün- 
ster als  Mittlers  gedacht  werde,  doch  soll  nachher  der  Eingang  des  zweiten 
Theiles  verkürzt  nnd  auch  dem  Bischof  reciproce  die  Verpflichtung  auf- 
erlegt werden,  nichts  einseitig  absqne  commnnicatione  mit  den  Condirectoren 
vorzunehmen«  Dass  Pfalz-Neuburg  bei  der  nächsten  Kreisversammlung 
das  erste  Mal  den  Vortrag  thun  will,  genehmigt  Kf.,  doch  verlangt  er,  dass 
des  anderen  Tages  darauf  in  seinem  Namen  die  Condirection  geführt  und 
also  allemal  alterniert  werde.  Auch  mit  den  Abmachungen  inbetreff  der 
Religionsstreitigkeit  ist  Ef.  sonst  einverstanden,  nur  hält  er  es  nicht  für 
dienlich,  dass  das  arbitrium  den  Kronen  Frankreich  und  England 
übertragen  werde,  sondern  hält  es  für  besser,  dass  es  bei  den  zwei  vor- 
geschlagenen reformierten  und  katholischen  Reichsfürsten  gelassen  werde. 
Der  1653  zu  Regensburg  zwischen  Münster  und  Pfalz-Neuburg 
aufgerichtete  Recess  darf  nicht  in  forma  sondern  punctsweise,  als  wenn 
jetzt  alles  solches  verabredet,  inseriert  werden.  Mit  Ort  und  Zeit  der 
Kreisversammlung  ist  Kf.  einverstanden  und  erwartet  das  Concept  des  Aus- 
schreibens. 

Den  zweiten  Recess  wegen  der  Alliance  betrefifend,  findet  Kf.  zwischen 
dem  Fussvolk  und  der  Reiterei,  welche  zur  Hülfe  bestimmt  sind,  keine  Pro- 
portion. Dass  der  Kaiser  eine  eigene  Gonfirmation  über  diese  Alliance 
geben  solle,  findet  er  nicht  nötbig,  doch  könnte  demselben  wie  auch  anderen 
Kronen  und  Conföderierten  von  den  Interessenten  insgesamt  dieses  Vor- 
haben notificiert  und  die  Allianz  communiciert  werden. 

Bo  viel  den  3 ten  Entwurf  belanget,  ob  wir  zwar  nichts  darinnen 
finden,  so  unbillig  und  unrechtmässig,  auch  wohl  ermessen,  dass  es 
endlich  zu  solche  Wege  gelangen  müsse,  wan  man  sich  nicht  immerhin 
Unrecht  thun  und  despectiren  lassen  will,  so  befinden  wir  doch  das 
Werk  so  beschaffen,  dass  man  behutsam  damit  umbgehen  und  sich 
nicht  übereilen  müsse.  Wir  verspüren  zwar  wohl,  dass  des  H.  Bischofs 
einziges  Absehen  auf  den  englischen  Krieg  gerichtet  ist,  es  ist  aber 
damit  also  beschaffen,  dass  derselbe  noch  nicht  einst  recht  angegangen, 
viel  weniger  geurtheilet  werden  kann,  wie  lang  er  währen  möchte. 
Die  Nachricht,  so  wir  aus  Engelland  haben,  ist  garnicht  so  beschaf- 
fen, dass  man  solche  wichtige  weitaussehende  und  gefährliche  consilia 
darauf  fundiren  solle.  Das  Polnische  Werk  siebet  auch  noch  gar 
weitläufig  aus  und  will  nicht  zugeben,  dass  wir  uns  dergestalt  distra- 


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528         8-    VerhandlaDgen  mit  Pfalz-Nenbnrg.    Die  Verträge  za  Dorsten. 

hiren  köDneD.  Ihr  habet  Euch  aber  hierflber  in  Bolchen  terminis  zu 
erklären,  dass  sie  nicht  davor  zn  halten  haben,  als  wan  wir  uns  dem 
Werk  gar  entziehen  wollten. 

Dass  die  gemeine  Beschwerung  an  den  Kaiser  und  das  Reich 
auf  währendem  Reichstage  gebracht  werde,  solches  lassen  wir  uns  gar 
wohl  gefallen,  auch  haben  wir  gegen  Ghur-Mayntz,  dass  I.  Ld.  als 
Commissarius  vom  Reiche  dazu  gebrauchet  werde,  nichts  einzuwenden, 
Chur-Sachsen  aber  ist  uns  gar  bedenklich  wegen  seiner  habenden 
Praetension  mit  hierzu  zu  ziehen,  —  halten  demnach  am  besten  zu 
sein,  dass  das  gesamte  Haus  Braunschweig  nebst  Chur-Mayntz 
hierzu  zu  gebrauchen  wäre. 

Die  Stadt  Achen  halten  wir  etwas  ungelegen  zu  dieser  Zusammen- 
kunft und  vermeinen,  dass  Dortmund  besser  dazu  genommen  wtlrde. 

Im  übrigen  wOrde  uns  lieb  sein,  dass  ChurCollen  auch  zu 
dieser  Allianz  und  den  gemeinen  consiliis  gezogen  und  die  Recesse 
auf  I.  Ld.  mit  gerichtet  werden.  —  Und  weil  des  H.  Bischof  zu 
Monster  Ld.  sich  so  gar  eifrig  und  affectioniret  zu  unserm  besten 
erwiesen,  so  habet  Ihr  gegen  L  Ld.  bei  Begebenheit  oder  auch 
schriftlich  Euch  desfals  zu  bedanken  und  zu  versichern,  dass  I.  Ld. 
an  uns  allezeit  einen  getreuen  Freund  und  Nachbaren  zu  verspüren 
haben  sollen.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
24.  Januar/ [3.  Februar]  1665. 

[aaf  eine  Relation  vom  15./2Ö.  Januar  >).  Pfalz-Neubarg  soll  sich  kategorisch  er- 
Iclären,  Kf.  ist  geneigt,  sich  mit  demselben  zu  vergleichen  und  dessen  Interessen 

za  fordern] 

3.  Febr.  Er  hätte  von  Ffalz-Neuburg  nicht  eine  so  generale  sondern  eine 

solche  Erklärung  erwartet,  welche  den  freandschaftlichen  Versichernngeo, 
welche  derselbe  ihm  durch  Bl aspeil  nnd  durch  den  Landgrafen  Georg 
Christian  von  Hessen')  hat  zukommen  lassen,  entsprochen  hätte.  Er 
wünscht  möglichst  bald  des  Pfalzgrafen  eigentliche  Meinung,  ob  derselbe, 
wie  er  ans  den  von  Bl.  movierten  Einwürfen  fast  abnehmen  mnss,  den  Ver- 
trag und  Nebenrecess  von  1647  zn  disputieren  Willens  sei^  zu  erfahren.    Bl. 


0  Dieselbe  ist  in  den  Akten  nicht  vorhanden. 

^  Der  dritte,  katholisch  gewordene  and  eifrig  im  katholischen  Interesse  tbä- 
tige  Sohn  des  ersten  Landgrafen  Friedrich  von  Homborgj  der  1669  dort 
seinem  alteren  Brader  gefolgt  ist,  s.  Bommel,   Gesch.  von  Hessen  IV  8.  466 f. 


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BemerkuDgen  des  Ef.  zu  den  Recesseo.     Antrage  des  Landgr.  v.  Homburg.      529 

soll  sich  daher,  falls  er  hierüber  so  bald  keine  Erklärong  erlangen  kann, 
selbst  nach  Düsseldorf  begeben  oder  dem  Pfalzgrafen  durch  den  Bischof 
von  Münster  zureden  lassen,  sich  kategorisch  za  erklären. 

Wir  bleiben  inmittels  nach  wie  vor  allerdings  geneiget,  uns  mit 
I.  Ld.  in  aller  Billigkeit  zu  setzen  und  uns  demnächst  in  allen  vor- 
fallenden, sonderlich  aber  der  itzt  vorhandenen  und  I.  Ld«  bekannten 
Occasion,  welche  sich  so  favorabel  anlässt  und  sich  so  bald  nicht 
wieder,  präsentiren  möchte,  I.  Ld.  ebenergestalt  als  unser  eigen  anzu- 
nelimen  und  sotches  in  der  That  selbst  zu  erweisen,  dessen  Ihr  sie 
wohl  versichern  könnet.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  4.  Februar  1665. 

[Anträge  des  Landgrafen  von  Hessen  -  Hombarg  an  Pfalz -Nenburg.    Briefe  aas 

England  an  Lerodt] 

Heute  wollen  er,  Freiherr  v.  Spaen')  und  Dr.  Wusthauss')  nach  4.  Febr. 
Dorsten  abreisen.  Inzwischen  hat  er  vor  vier  Tagen  wegen  der  Ver- 
gleichungssache  mit  v.  Lerodt  sich  unterredet.  Derselbe  hat  ihm  im  Ver- 
trauen mitgetheilt,  der  Landgraf  von  Hessen-Homburg')  sei  von  Berlin 
in  Düsseldorf  angelaugt,  habe  behauptet,  von  Kf.  beauftragt  zu  sein, 
jenes  Vergleichs  halber  mit  dem  Pfalzgrafen  zu  handeln,  und  habe  den  Vor- 
schlag vorgebracht,  der  Pfalzgraf  sollte  die  Herrschaften  Ravenstein, 
Winnenthal  und  Bresques  gegen  die  Grafschaft  Ravenspurg  abtreten, 
diese  Grafschaft  aber,  wann  er  zur  Krone  Polen  käme,  wiedergeben;  er 
habe  behauptet  Eile  zu  haben,  da  er  sogleich  nach  Berlin  zurück  und  von 
dort  in  einer  anderen  Kommission  des  Kf.  nach  dem  Kaiserlichen  Hof 
reisen  müsse.  Der  Pfalzgraf  hat  demselben  geantwortet,  er  würde  ihm  zum 
höchsten  obligiert  sein,  wenn  er  es  dahin  za  bringen  wüsste,  dass  Kf.  sol- 
chen Vorschlag  annähme,  hat  aber  Lerodt  aufgetragen,  von  ihm,  BL,  zu 
vernehmen,  ob  Kf.  dem  Landgrafen  solche  Kommission  aufgetragen.  Bl. 
hat  geantwortet,  er  wüsste  davon  nichts,  zweifelte  auch  daran,  da  des  Land- 
grafen Vortrag  mit  seiner  eigenen  Instruktion  nicht  im  allergeringsten  überein- 
stimmte; Lerodt  erklärte  darauf,  dass  auch  der  Pfalzgraf  das  Anbringen  des 
Landgrafen  für  verdächtig  halte.  Derselbe  gab  ihm  auch  einige  auf  Befehl 
des  Königs  von  England  an  ihn  geschriebene  Briefe^),  in  denen  vorgeschla- 
gen wird,  dass  man  sich  doch  hier  gegen  den  Staat  vereinbaren  und  zu- 


1)  Alexander  v.  Spaen,  General  Wachtmeister  und  Glevischer  geh.  Begie- 
gierangsrath,  b.  ürk.  a.  Akt.  V,  S.  840.  945. 

0  Adolf  WuBthaus,  Archivar  und  Cievischer  geh.  Regiernngsrath ,  a. 
ebend.  S.  175. 

3)  8.  S.  528. 

*)  S.  oben  S.  521. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  G.  Knrfü raten.    XI.  oa 


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530         ^-    YerhandlaogeD  mit  Pfalz-Neuburg.    Die  Verträge  sa  Dorsten. 

sammeDschlagen  möchte ,  der  König  wolle,  nm  darüber  zu  verhandeln  ehe- 
stens jemand  hieher  abfertigen.  So  viel  er  verspürt,  hat  man  aber  am 
Neubnrgischen  Hofe  noch  zor  Zeit  eben  dieselben  Oedanken  hierbei,    wie  Kf. 


Die  Dorstener  Verträge. 

I. 

Vergleich   zwischen  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von 

Brandenhnrg  und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neu- 

bnrg  in  betreff  des  Religionswesens  in  den  Jülich-Cleveschen 

Landen  and  des  Directoriums  im  Westphälischen  Kreise. 

14,  Febr.  D.  Dorsten  4./ 14.  Februar  1665  0. 

II. 
Defensivallianz    zwischen   den   kreisausschreibenden   Fürsten 
des  Westphälischen  Kreises,  dem  Bischof  Christoph  Bernhard 
von  Münster,  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Branden- 
burg und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg. 
D.  Dorsten  4./ 14.  Februar  16650. 

14.  Febr.  Zu  wissen  sey  faiemit,  Demnach  durch  Göttliche  Gnade  die  etliche 
Jahren  zwischen  denen  Durchleuchtigsten  Fürsten  und  Herren,  Herren 
Friederichen  Wilhelmb  Marggraffen  zu  Brandenburg  —  an  einem,  und 
Herren  Philipp  Wilhelmb  Pfaltzgraven  bey  Rhein  —  am  andern  Theil, 
fürnemblich  der  Religion  undt  Kirchenwesens  und  theils  anderer  Diffe- 
rentien  halber  gewesene  Streit-  und  Misshelligkeit,  durch  Interposition 
des  Hoch  würdigsten  Fürsten  und  Herrn,  Herrn  Christoff  Bernhardten 
Bischoven  zu  Münster  —  zu  beyderseits  Partheyen  gutem  Vergnü- 
gen beygelegt,  und  also  zwischen  höchstgemelten  Chur-  und  Fürsten 
beständiges  Vertrawen  und  Einigkeit  gestiftet  worden,  Als  ist  in  Er- 
wegung  dessen  und  dass  höchstgemelte  Chur-  und  Fürsten  nicht  we- 
niger auss  obliegenden  Westphälischen  Craisambt  als  gemeinen  Pflichten, 
womit  Sie  Ihrer  Key.  May.,  dem  heil.  Reich,  diesem  löbl.  Westphäli- 

*)  Der  Eingang  and  der  zweite  das  Kreisdirectorium  betreffende  Theil  dieses 
Vertrages  schon  gedruckt  bei  Lünig  Part.  spec.  Contin.  I  S.  203.  Damont 
VI  3  S.  27 ff.  Inhaltsangabe  des  ganzen  bei  v.  Morner  S.  262 ff. 

^  Inhaltsangabe  bei  v.  Morner  8.  261f. 


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Die  DefensiTallianz.  531 

sehen  Graiss  und  Ihrer  aigenen  Landt  und  Leuthen,  als  von  Gott  an- 
befohlenen Unterthanen  verwandt  und  zugethan,  sodann  verschiedener 
und  bevorab  der  jüngeren  Reiehsabschieden  halber  sieh  verbunden 
befunden,  auff  alle  menschmögliche  Mittel  und  Wege  zu  gedencken, 
wodurch  sie  ihres  .Orths  die  in  diesem  löblichen  Westphälischen  Craiss 
fast  zerfallene  Verfassung  und  gemeine  Sicherheit  wieder  in  besseren 
Standt  und  Auffnemen  bringen  mögen ; 

Anfänglich  ist  einhellig  und  einmQtig  fßr  guet  befunden  worden, 
dass  höchstg.  drey  respective  Chur-  und  Forsten  sich  diessfals  in 
einige  Defensionverbttndnus  einlassen  und  dadurch  anderen  Ständen 
mit  gutem  Bey spiel  und  Exempel  vorgehen,  gestalt  selbige  dardurch 
zu  gleichmessiger  Einfolg  sich  des  gemeinen  Wesens  und  Sicherheit 
mit  anzunemmen  und  dazu  mit  zu  concurriren  anreitzen  und  auffmun- 
tern  mögte;  Also  ist  zwischen  höchstg.  Chur-,  Fttrsten  und  Herren 
respective  Ihrer  Fflrstl.  Gnaden  zu  Münster  in  aigner  Persohn  und 
nahmens  der  übrigen  beyden  Chur-  und  Fürsten  durch  untenbenente 
Herren  GevoUmächtigte  eine  auffrichtige  undt  auff  guten  teutschen 
Glauben  gemeinte  Vereinbahrung  und  Verbündtnus  nachfolgender  Ge- 
stalt eingerichtet  worden,  und  zwarn 

Zum  ersten,  dass  ein  Theil  dem  anderen  auffrichtig,  redlich  und 
wollmeinend  einer  des  anderen  Wollfahrt  mitbefttrderen  und  suchen, 
und  alles  Unheil  warnen  und  nach  Vermögen  abkehren,  inmassen 
dan  diese  Verbündtnus  gar  zu  keiner  Offension,  sondern  allein  zu  Key. 
May.,  des  heil.  Reichs,  vomemblich  aber  diesses  Graisses  aigener  Landt 
und  Leuthen  beständiger  Defension  und  Abwehrung  unbilligen  Ge- 
waldts  angesehen  seyn  solle,  und  zwar 

Zum  anderen  zu  desto  mehrerer  Erhaltung  undt  Bestettigung  vor- 
gemelten  Vergleichs  also  und  dergestalt,  dass 

Zum  Dritten  alle  und  iede  Theile  iederzeit  vertrawliche  Gorrespon- 
denz  unterhalten,  und  einer  dem  anderen  die  etwahn  sich  eraigende 
Gefahr  der  bevorstehenden  Ungelegenheit  so  baldt  immer  möglich  in 
Vertrawen  entdecken,  in  zufallenden  Wiederwertigkeiten  trewlich  zu- 
sammen halten,  einer  dem  andern  bey-  und  gleicbsamb  vor  einen 
Mann  stehen  sollen  und  wollen,  zu  welchem  Ende 

Viertens  einer  dem  anderen  auff  Nohtfall  nach  vorhergehender 
Requisition  in  seinen  Landen  freye  Werbungen,  Durchzügen  und  Pas- 
sage nach  Inhalt  der  Reichsconstitutionen  nach  Orthen  und  Wegen,  da 
es  nötig,  verstatten,  auch  zugeben  solle,  dass  er  daselbsten  Geschütz 

34* 


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532  8.    VerbandlaDgeo  mit  Pfalz-Neaburg.     Die  Vertrage  eu  Dorsteo. 

und  Waffen,  auch  andere  Eriegsrüstungen  und  Notturfft,  wie  es  auch 
Nahmen  haben  mag,  fttr  die  Gebflhr  erhandlen  möge.    Es  ist  aber 

FOnftens  diese  Defension  weiter  nicht  als  auff  höchstgem.  Chur- 
und  Fürsten  im  Westphälischen  Craiss  gelegene  Landen  gemeinet.  Es 
sollen  auch 

Zum  Sechsten  ein  ieder  Theil  sich  mit  Manschafft  dergestalt 
versehen  und  fast  halten  und  seine  veste  Plätze  und  vornehme  0er- 
ther  mit  aller  Notturft  dergestalt  versorgen  und  versehen,  dass  nicht 
alleine  keinem  frembden  und  wiederwertigen  zum  Ueberfall  zu  eigenem 
und  der  Naehbaren  Nachtheil  Anlass  gegeben  werde,  sondern  auch 
einer  dem  andern  darauss  auff  unverhofften  Nohtfall  die  Handt  biethen 
und  zu  Hülff  kommen  könne,  inmassen  zum 

Siebenden  ein  ieder  Theil  auff  Requisition  und  Gesinnen  des  belei- 
digten und  HOlff  erfordernden  Chur-  oder  Forsten  alsbaldt  ohne  einigen 
Verzug  demselben  tausent  Mann  zu  Fuess  neben  vier  sechspffindigen 
Feldstflcklein  und  Zubehoer  auch  zweyhundert  Reuter  zuschicken  solle, 
wie  ebenmässig  solche  Anstalt  machen,  dass  bey  beharrender  Invasion 
und  zunemender  Gefahr  auff  Weitererforderen  diese  Anzahl  gedoppelt 
und  also  zum  zweiten  Mahl  tausent  Man  zu  Fuess  sambt  anderen 
vier  Feldstflcklein,  wie  obgemelt,  und  noch  zweyhundert  Reutern  nach 
der  Requisition  inwendig  dreyer  Wochen  dem  gesinnenden  zu  Hülff 
gesonden,  auch,  da  die  hohe  Noht  solches  erforderen  wttrde,  über 
ietzgem.  Anzahl  noch  ferner  tausent  zu  Fuess  mit  ihren  Stücken  und 
zweyhundert  zu  Pferde  dem  Nohtleidenden  auff  sein  schlechtes  An- 
gesinnen  und  zwar  ohne  Auffhalten  zum  längsten  inner  Monatsfrisl 
nach  beschehener  Requisition  und  also  insgesambt  dreytausent  Mann 
zu  Fuess  und  sechshundert  zu  Pferdt  zugeschicket  werden. 

Fals  aber  die  Noht  und  Invasion  dergestalt  zunemmen  wflrde, 
dass  Landt  und  Leuthe  in  öffentlicher  Eriegsflamme  und  also  der 
gantze  Westphälische  Craiss  in  Gefahr  augenscheinlicher  Ruin  gesetzet 
wttrde,  solle  dem  beleidigten  oder  attaquirten  ferner  nothdttrfftige 
Httlffe,  und  zwar  Ober  vorige  dreytausent  Mann  zu  Fuess  und  sechs- 
hundert zu  Ross  von  iedem  alliirten  Theil  zum  wenigsten  noch  andert- 
halb tausent  zu  Fuess  mit  sechs  Stücklein  und  dreyhundert  Reuteren, 
und  also  in  allem  neunhundert  zu  Ross,  zum  Succurs  zugeschicket  und 
also  von  ietzigen  dreyen  Alliirten  auff  vorgemelte  Nohtfälle  eine  Ar- 
mee von  achtzehen  tausent  Mann  auff  vorerwehnte  Weiss  und  Maass 
zusammen  ins  Feldt  gebracht  werden,  alles  aber 


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Die  Defensivallians. 


533 


Vors  achte  mit  dieBem  ausstrOcklichen  Beding,  dass  hierdurch  die 
Rheinische  Alliantz  nicht  auflfgehoben  noch  verschmfthlert,  sondern  dieselbe 
einen  als  den  anderen  Weg  in  ihrem  Wesen  seyn  und  pleiben  solle. 

Zum  neundten  sollen  bey  solcher  Beschaffenheit  allerseits  depu- 
tirte  Eriegsrhäte  ahn  einem  sicheren  und  etwan  von  dem  Hülffsuchen- 
den  benenten  gelegenen  Orth  schleunig  undt  ohne  Verliehrung  einiger 
Stundt  zusammen  tretten,  und  wie  die  Gefahr  und  der  Ueberfall  ab- 
zukehren und  nötige  Remediirung  vorzustellen  seye,  mit  einander  be- 
rahtschlagen,  gestalt  dan  nicht  allein  dasienige,  wass  alda  gut  befun- 
den undt  beschlossen  wirdt,  nicht  weniger  als  diese  Verbündtnus  selbst 
gelten  und  gebalten,  sondern  auch  dasienige,  wass  zu  Conserration 
undt  Verwahrung  allerseits  Gerechtsambkeiten  und  iurium  ^Ida  etwa 
vorkommen  und  geschlossen  werden  möchte,  eine  gleichmessige  Ver- 
bindtlichkeit  haben  solle. 

Zum  zehenden  sollen  die  zu  HQlff  kommende  Of&cyrer  und  Völcker, 
sobaldt  sie  des  Hülff  begehrenden  Herrn  Gebieth  und  Landtschafft 
berühren,  dessen  Commando  völlig  untergeben  seyn,  und  demselben 
allerdings  gehorsamen,  jedoch  dass  die  Kriegsoperationes  nach  Gut- 
finden des  Eriegsraht  und  des  Ober-  oder  Haubtoificyrers  der  Auxiliar- 
völcker  solle  vorgenommen  und  voUnzogen  werden,  wie  dan  auch  die 
Justitz  und  Disciplin  bey  den  Regimenteren  ihrer  Gapitulation  gemäss, 
sonsten  aber  gestalten  Sachen  nach  bey  anderen  Officyrern  verbleiben 
und  damit  wie  gebräuchig  verfahren  werden  solle. 

Es  soll  auch  zum  eilfften  der  Hülffbegehrende  sich  auf  allen  Fall 
darnach  richten  und  solche  Anstalt  machen,  dass  er  den  Zugeschickten 
unfehlbar  das  Brodt,  auch  den  Reuteren  die  glatt-  und  rauhe  Fütte- 
rung reichen,  den  Soldt  aber  (deswegen  von  höohstgem.  Ghur-  und 
Fürsten  bey  dessen  Ausszahlung  eine  durchgehende  Gleichheit  zu 
halten)  solle  ieder  Herr  denn  Seinigen  monatlich  unfehlbar  bezahlen, 
damit  desto  bessere  Disciplin  erhalten  werde:  falls  auch  einiger  unvor- 
sehener  Nobt  halber  ein  Herr  des  anderen  Völckern  etwas  vorschiessen 
würde,  solle  solches  ohne  einige  Weigerung  und  zu  Danck  wieder  be- 
zahlet werden. 

Zum  zwölfften,  damit  dan  an  der  geschwinder  Hülffleistung  desto 
weniger  Mangel  erscheine,  so  solle  ein  ieglicher  Herr  so  viel  Geldt 
in  Baarschafft  in  diesen  Graissländeren  bereit  haben,  dass  solches 
alsobaidt  angegrieffen  werden  könne  undt  nicht  Noht  seye  deswegen 
biss  den  Landtständen  erst  durch  Landtage  die  Mittel  beyzubringen 


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534         8.     VerbandluDgeD  mit  PfalE-Nenbnrg.    Die  Verträge  za  Dorsten. 

und  darauff  zu  warten,  gestalt  alsobaldt  durch  die  bahre  Pfenning  die 
erforderende  Hülff  obvermeldeter  massen  schleunig  und  ohne  Abgang 
geleistet  werde. 

Weilen  sich  dan  zum  dreyzehenden  zutragen  möchte,  dass  der 
Angegrieffener  zu  besserer  seiner  Defensionsverfassung  einiger  Gelder 
bedOrfftig  seyn  möchte,  so  ist  für  gut  befunden,  dass  ein  ieder  Bundt* 
genosser  solchen  Geldts  Vorraht  gleich  bey  Händen  haben  solle,  dass 
er  den  HOlffbegehrenden  eine  gewisse  summa,  darüber  man  sich  ver- 
gleichen wirdt,  gegen  gute  und  gnugsambe  Versicherung  darleihen 
und  vorschiessen  könne,  welche  dan  inner  Jahresfrist  ohne  Pension 
auff  guten  Glauben  wieder  bezahlet  werden  sollen,  es  were  dan  Sache, 
dass  alle  Alliirte  gleich  starck  angegriffen  und  des  Ihrigen  selbst 
nötig  hätten,  solchen  Fals  diese  Sumb  gleich woU  zu  selbst  und  ge- 
meiner Defension  in  Bereitschafft  seyn  solle.  Gleichwie  dan  bey  dem 
verabschiedet,  dass  im  Fall  ein  oder  ander  von  den  dreyen  respective 
Ghur-  und  Fürsten  ausser  diesen  Graisslanden  abwesendt  seyn  würde, 
dass  nötige  Verordnung  gemachet  und  hinterlassen  werde,  damit  alles, 
wass  hierin  verglichen^  gleich  als  in  Gegenwart  verrichtet  werde. 

Weiln  dan  zum  vierzehenden  diese  Verbundtnus  an  statt  der 
ordentlicher  Beichs-  und  Craissdefension  und  Verfassung  zu  eines  ie- 
den  Landt  und  Leuthen  eigener  Conservation  und  Verthätigung  gemeint, 
und  im  iüngstenn  Beichsabschiedt  versehen,  dass  dissfals  die  Unter- 
haltungsmittel die  Unterthanen  herzugeben  schuldig,  also  wirdt  ausser 
Zweiffei  gestellet,  dass  hiegegen  kein  Unterthan  oder  Landtstandt  »ich 
werde  schweren  oder  weigeren  können  und  wollen. 

Zum  funffzehenden  solle  diese  obstehender  massen  einbedungene 
hülffliche  Verbundtnus  zwar  länger  nicht  als  sechs  Jahr  wehren  und 
nach  Umblauff  dreyer  Jahren  von  derselben  fernerer  Prorogation  ge- 
handelt werden,  die  vorhin  gedachte  Vereinigung  at/er  in  diesem  West- 
phälischen  Graiss  immerwehrendt  undt  bestendig  seyn  und  verbleiben. 

Wie  dan  zum  sechszehenden  diese  Verbundtnuss  ieder  Zeit  vor- 
haubts  und  in  corpore  vor  sich  zwischen  höchstgemelten  dreyen  Gbur- 
und  Fürsten  als  Craissausschreibenden  Herren  Directoren  zwar  ver- 
bleiben, deweniger  nicht  auff  gesambtes  Gutbefinden  auch  andere  in 
diesem  Westphälischen  Craiss  begrieffene  Ständte,  wofern  sie  nur  der- 
gleichen Hülffe,  wie  obgedacht,  auffen  Nohtfall  würcklich  zu  praestiren 
sich  einlassen  und  verbinden  wollen,  hierbey  eingenommen  und  in 
gestalt  eines  Zutrits  oder  per  modum  accessionis  auff  vorhergehende 
Communication  zugelassen  werden  sollen. 


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Die  DefdD8i?alliaDz. 


535 


Zum  siebenzehenden  sollen  und  wollen  mehr  höchstg.  im  West- 
pbälischen  Craiss  aussschreibende  und  dirigirende  Chur-  und  Fürsten 
diese  ihre  eingegangene  Defensivverbündtnus  zuvordrist  Ihrer  Key. 
May.  und  dem  heil.  Böm.  Beich  wie  nicht  weniger  ihren  allerseits 
guten  Freunden  und  AUiirten,  sonderlich  denen  gekröneten  Häubteren 
nachrichtlich  communiciren,  und  nicht  allein  in  der  mit  denenselben 
begrieffenen  guten  Verständtnus  beständig  verharren,  sondern  auch  von 
denenselben  in  eventum  alle  Hülff  und  Assistentz  begehren,  auch,  wie 
vorhin  gedacht,  niemandten  ohne  gegebene  Ursach  offendiren,  ietz- 
gemelte  Verbflndtnus  auff  allerseits  Chur-  und  Fürstliche  Würde  und 
guten  teutschen  Glauben  auffrichtig  halten.  Und  versprechen  demnach 
beyderseits  untengenente  Chur-  und  Fürstliche  GevoUmäcbtigte  ihrer 
gnädigsten  Herrn  Notification  innerhalb  vier  Wochen  hierüber  in  forma 
ausszubringen  undt  auBSzuwechselen,  und  seyndt  hierüber  drey  gleich- 
lautende exemplaria  durch  Ihrer  Fürstl.  6n.  zu  Münster  gnedigstes 
Handtzeichen  und  Secret,  wie  auch  der  Herren  GevoUmächtigten  aigen- 
händiger  Unterschrifft  und  Pittschaiften  bekräfftiget  worden.  So  ge- 
schehen Dorsten  den  4./14.  Februarii  anno  1665. 

Christopff  Bernhardt. 
A.  Freyh.  v.  Spaen. 

Werner  Wilhelm  Blaspeil. 

AdolfiF  Wüsthauss  D. 

III. 
Nähere  Vereinigung  zwischen  dem  Bischof  Christoph  Bernhard 
von  Münster,  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von  Branden- 
burg und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  be- 
hufs gemeinschaftlichen  Vorgehens  gegen  die  Generalstaaten. 
D.  S.  Ludgersburg  6./16.  Februar  16650. 

Zu  wissen  seye  hiemit.  Nachdeme  die  in  diesem  Westphalischen  16.  Febr. 
Crayss  nun  leider  viele  Jahre  hero  continuirte  Zweyspalt  nicht  allein 
bey  vorigen  Eriegszeitten  sondern  auch  nach  erlangtem  allgemeinen 
Frieden  im  heyl.  Rom.  Reich  und  noch  täglich  viele  Ungelegenheiten 
und  Beschwernus  verursacht,  dahero  man  obgemelte  Uneinigkeit  als 
die  Wurtzel  diessen  bösen  hinwegk  zu  nemmen  zum  höchsten  nötig 
ermessen,  auch. nunmehr  durch  Göttlichen  Beystandt  es  damit  so  weit 
gebracht  hatt,  dass  man  sich  ins  künftig  einer  guten  und  beständigen 

0  InhaltsaDgabe  bei  y.  Mörner  S.  26ö. 


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536         8-     Verhandlangen  mit  Pfalz-Nenborg.    Die  Verträge  eu  Dorsten. 

EinmQhtigkeit  in  besagtem  Graiss   versehen  kan,  zu  welchem  Ende 
auch    die  Crayssaussschreibende  Ghur-  und  Fürsten  sich   zu  mehrer 
Festhaltung    gemelter    Einigkeit    auch    bestendiger   Defension   ihrer 
unter  diesem  Craiss  gelegener  Landt  und  Leuthen  vermög  einer  absonder- 
lichen davon  auffgerichteter  Verbündnus  näher  mit  einander  verglichen 
und  gesetzet  haben,  dass  gedachten  Craisses  aussschreibende  Ghur-  and 
Fürsten  auch  ferner  auff  Mittel  und  Wege  zu  gedencken  und  dahin  zu 
trachten  sich  genottrengt  befunden  haben,  wie  und  welcher  Gestalt 
die   bei .  wehrender  obgemelter  Uneinigkeit    eingerissene  Mängel  am 
füeglichsten  abgeschafft  und  remediirt  werden  möchten:  und  weil  man 
sich  hiebey  erinnert  hatt,  wass  massen  unter  andern  auch  die  HH. 
General  Staaten  der  Vereinigten  Niederlanden  sich  der  Occasion  mehr 
erwehnten  Uneinigkeit  gebrauchet,  und  höchstgemelten  dreyen  Craiss- 
aussschreibenden    und    nunmehr    confoäderirten   Chur-   und   Fürsten 
eine  und  andere  Unbilligkeit  zugefUegt,  und  Sie  in  viele  Wege  be- 
schwert, auch  ungeachtet  Sie  dessen  theils  durch  vielfältiges  freundt- 
liches  Ansuchen,  theils  durch  gemeine  Reichs-  und  Craissan schreiben, 
theils   auch   ausswendiger   Cronen    Interposition   genugsam   erinnert, 
abgemahnet   und  billigmässige   Reparation  und    Restitution   gesucht, 
solches   iedoch   bey    ihnen    so    wenig    gelten   mögen,   dass   Sie   bis 
auff  heutige  Stundt  bei  der  Unfüeg  beharren,  auch  besorglich  noch 
ferner  beharren  werden.  Als  haben  höchstgemelte  HH.  Confoederirte 
sich  obliggenden  Ampts  und  Gewissens  halber  zusammen  thun  und 
darüber  berathschlagen  müssen,  wie  sie  durch  zugelassene  Mittel  mit 
Gottes  Hülff  die  Restitution  des  ihrigen  und  Reparation  unbillig  zu- 
gefügten Schadens  erhalten  mögen.    Wie  es  aber  die  Meinung  gar 
nicht  hatt,  das  allergeringste  zu  begehren  oder  wieder  zu  forderen, 
dazu  man  nicht  vollkommentlich  berechtigt  und  zu  repetiren  gleichsamb 
verpflichtet  ist,  Als  ist  anfänglich  und  vor  erst  guett  befunden  worden, 
dass  ein  ieglicher  seine  gravamina  mit  allen  Ümbständen  aussffihr- 
lich  deduciren  und  zugleich   mit  nötigen  Beweissstücken   iustificiren 
solle,  nemblich  zu  dem  Endt,  dass  darauss  eines  ieden  Beftegnüss 
und  hingegen  der  HH.  Staaten  Unbefüegsambkeit  und  frembdes  pro- 
cedere  männiglichen  vor  Augen  gestellet,  und  Sie  vor  der  gantzen  er- 
baren Welt  überzeugt  werden,   gestalt  dan  darauff  die  gebührende 
Restitution  und  Satisfaction  nach  Maass  der  Rechten  zwar  begehrt,  auff 
dem  Fall  aber  gedachte  HH,  General  Staaten  sich,  wie  man  verhoffen 
will,  der  Billigkeit  nach  anschicken  und  bequemen  sollten,  nicht  so 
eben  auf  die  Schärpffe  der  Rechten  bestanden  werden  soll,  und  obwoll 


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Die  nähere  Vereioi^Dg.  537 

Zum  zweyten  bemelte  HH.  General  Staaten  vorgedachte  Beschwer 
und  deren  Abschaffung  guten  theils  durch  die  Interessirte  und  Be- 
leidigte so  selbst  als  durch  theils  gemeine  und  Beichsanschreiben, 
sodan  auch  vermittels  ausswendiger  Königen  und  Potentaten  Becom- 
mendation  und  Vorsprechungen  mehr  als  ttberflttssig  bekandt  gemacht 
undt  vorgestellet,  und  darauff  die  billige  respective  Bestitution  und 
Satisfaction  begehrt,  durch  solche  Weiss  und  Manier  aber  (unwissend 
auss  wass  Absehen)  biss  dato  nichts  erlangt  worden,  sondern  die  de- 
siderirte  Justitz  einen  wie  den  anderen  Weg  verweigert  und  verzögert, 
auch  die  desfals  verschiedentlich  ahn  sie  gethane  Abschickungen 
gleichsamb  zum  Despect  und  Verkleinerung  der  beleidigten  Chur-  und 
Fürsten  umbgeftthrt,  undt  gantz  unverrichteter  Dingen  durch  unleident- 
lichen  Verdruss  nach  Hauss  gewiessen  haben,  So  ist  dahero  (umb 
dennoch  mit  guter  Manier  und  ohne  Weiterung  aus  der  Sach  zu  kom- 
men) das  zuträglichste  und  beste  Expedient  ermessen  worden,  bey 
dem  alten  in  dem  Beich  hergebrachten  und  dessen  Fundamentalge- 
sfitzen  und  Beichsabschieden  befestigten  Weg  zu  verpleiben  und  ob- 
gemelte  gravamina  zu  vordrist  bey  dem  gemeinen  annoch  wehrenden 
Beichstag  zu  Begenspurg  vorzutragen,  und  in  krafft  gemeiner  Beichs- 
Satzungen  dahin  zu  zielen,  dass  deroselben  Billigkeit  und  Befiiegsamb 
insgemein  erkandt  undt  ein  Beicjisschluss  darauff  formirt  werde,  in- 
massen  dan  die  Sache  anfangs  auff  den  glimpffligsten  Weg  zu  richten, 
dass  es  nach  diessem  concluso  auff  eine  Beichsdeputation  gebracht, 
und  Ghur-Mayntz  und  das  gesambte  Bauss  Braunschweig  zuendt  eine 
gemeine  Eeysserliche  und  Beichscommission  auffgetragen  werde,  dass 
dieselbe  ihre  Subdelegirte  in  diesem  Westphalischen  Craiss  ahn  einem 
nechst  angelegenem  dritten  Orth,  etwan  die  Stadt  Aachen  oder  Dort- 
mundt,  und  von  darauss  die  billigmässige  Bestitution  und  Satisfaction 
gfietlich  zu  gesinnen,  abschicken  mögen,  auff  den  Verweigerungsfall 
aber  harter  und  in  Nahmen  des  Beichs  von  des  Beichs  Executions- 
Ordnung  und  wass  derselben  anklebend,  sprechen;  fals  nun  wider 
Verhoffen  die  HH.  Staaten  auff  obgemelte  HH.  Subdelegirten  Ange- 
sinnen und  Verrichtung  dessen,  was  das  Beichsconclusum  vermag, 
zur  Baison  und  Billigkeit  nicht  zu  bewegen  weren,  und  dannoch  ein 
ied weder  billich  zu  demienigen,  worzu  er  rechtswegen  befllegt,  ver- 
holffen  werden  muss;  Also  wirdt  man  solchen  unverhofften  Fals  auf 
andere  Mittel  und  Wege  gedencken  müssen^  wodurch  obgemelte 
HH.  General  Staaten  zur  billichen  Besolution  bewogen  werden  mögen, 
und  haben  die  HH.  AUiirte  mit  einander  abgeredet,  dass  zu  Erraichung 


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538         3*     VerhandlaogeD  mit  Pfalz-Neuborg.    Die  Verträge  zu  Dorsten. 

diesBes  Zwecks  Ihre  allerseits  bevollmächtigte  Deputirte  zusammen' 
kommen  und  berahtschlagen  sollen,  was  weiter  anzufangen,  zu  welchem 
Ende  dan  dieselbe,  so  baldt  sie  rermercken  werden,  dass  obgemelte 
Eeysserliche  und  Reichscommission  fruchtlos  ablauffen  will,  ahn  einem 
oder  andern  bequemen  Orth  sich  veranlassen,  auch  so  lang  biss  sie 
einige  zureichende  Mittel  aussgefunden,  bey  einander  halten  und  diese 
wichtige  Sache  ihrer  Art  und  der  Gebühr  nach  überlegen  sollen, 
worzu  zu  gelangen  solle  allerfurderlichst  eine  Instruction  mit  gemeiner 
Beliebung  der  HH.  Alliirten  abgefasset,  festgesetzet  und  gemelten  De- 
putirten  zugestellet  werden,  inmitteler  Zeit  solle  einer  der  Confoede- 
rirten  ohne  des  andern  Vorwissen  mit  dem  Estat  der  Niederlanden 
nicht  und  noch  weniger  zu  desselben  Nachtheil  sich  setzen,  sondern 
mit  gemeinem  Einrahten  dahin  getrachtet  werden,  dass  einem  und 
andern  Theil  die  gebührende  billiche  Satisfaction  zugleich  gegeben 
werde. 

Endtlich  wollen  und  sollen  die  HH.  Alliirte  sich  sambt  und  son- 
ders embssig  dahin  bemühen,  dass  man  mit  den  Provincien  nach  er- 
langter Satisfaction  in  bessere  Verständnus  auch  beständige  AUiantz 
gelangen  möge. 

Zu  dessen  Urkundt  und  mehrer  Festhaltung  seyn  dieser  Becess 
drey  gleichen  Inhalts  exemplaria  aussgefertiget  und  durch  Ihrer  Fürstl. 
Gnade  zu  Münster  gnädigstes  Handtzeichen  und  Secret,  wie  auch 
beider  Chur-  und  Fürstl.  Dhlt  Dhlt.  gevoUmächtigten  HH.  Deputirten 
eigenhändige  Unterschrifft  und  Petschaiften  bekrefftigt  worden.  So 
geschehen  St  Ludgersburg  den  6./ 16.  Februar, a.  1665. 

Christopflf  Bernhardt. 
A.  Freyh.  v.  Spaen. 
Werner  Wilhelm  Blaspeil. 
Adolff  Wusthauss  D. 


Freiherr  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthauss  an  den  Kurfürsten. 
D.  Cleve  24.  Februar  1665. 

[Bemerkaogen  sa  den  fibersendeten  Verträgeo.] 

24.  Febr.         Sie  übersenden  die  Recesse  über  das  Religionswesen  und  das  Gondirec- 
torium,  ferner  über  die  Defensiv- Verfassung,  und  über  die  nähere  Vereinigung. 


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Die  nähere  VereiDiguDg.    BemerkongeD  za  den  VerirägeD.  539 

Wa«i  die  DefenBiv-Yerfassang  anbetrifft,  so  hatten  die  Pfalz-Neabargi- 
schen  verlangt i),  dass,  weil  dieselbe  den  Landständen  yorkomroen  würde,  die 
Artikel  12 — 14  aafigelassen  und  in  einen  Nebenrecess  gebracht,  und  die  Snmme 
der  25000  Rthlr.  anf  40000  Rthlr.  gekommen,  auch  sonst  einige  Limitation 
wegen  Vorschiessnng  derselben  hinzugefügt  würde,  sie  und  der  Bischof  von 
Münstepr  dagegen  haben  dafür  gehalten,  dass,  weil  eben  der  Stände  halber 
diese  Artikel  beliebt  worden,  es  besser  wäre,  dass  sie  im  Hanptrecess  ge- 
lassen würden,  es  sind  daher  zwei  verschiedene  Exemplare  angefertigt  worden, 
von  denen  das  eine,  in  dem  die  Artikel  in  dem  Hanptrecess  enthalten,  sie  und 
der  Bischof,  das  andere  auch  die  Pfalz-Neubargischeu  vollzogen  haben.  Mit 
Bezng  auf  Art.  16  haben  sie  darauf  gedrungen,  dass  E.  C  ö  I  n  in  das  Bündnis 
mit  aufgenommen  werde,  zumal  da  dessen  Abgeordneter  v.  L  a  n  d  s  b  e  r  g '),  der 
sonst  wegen  des  Scheidemünzwesens  in  der  Grafschaft  Mark  nebst  einigen 
,  Amtleuten  und  Stadtdeputierten  nach  Dorsten  gekommen  war,  erklärt  hatte, 
dass  er  zwar  dieser  Verfassung  wegen  nicht  plenarie  instruiert  sei,  dass  er 
aber  wohl  wüsste,  dass  es  seinem  Herrn  sehr  angenehm  sein  würde,  an 
derselben  Theil  zu  nehmen.  Auch  die  Pfalz- Neuburgischen  hatten 
ihnen  zugestimmt,  Münster  aber  hatte  Schwierigkeiten  gemacht,  weil  K.- 
Cöln  die  Direction  in  diesem  Verfassungswerk  praetendieren  werde;  doch 
haben  sie  ihm  dieses  benommen  und  eine  Beitrittserklärung  für  K.  Cöln 
abgefasst  und  dem  v.  Landsberg  nachgeschickt. 

Sie  hatten  den  Entwurf  eines  Gesamtschreibens  an  die  Krone  Frank- 
reich, in  welchem  derselben  diese  Tractaten  mitgetheilt  werden,  abgefasst. 
Da  aberPfalz-  Neu  bürg  beantragte,  dass  dieNotification  von  beiden  Theilen 
besonders  geschehen,  von  beiderseits  Bedienten  aber  zugleich  übergeben 
werde,  so  haben  sie  deswegen  an  Beck  nach  Paris  geschrieben. 

Betreffend  den  Recess  wegen  der  näheren  Verbundnis  ist  als  Ort  für 
die  Reichscommission  neben  Dortmund,  das  Kf.  vorgeschlagen,  alternative 
Aachen  gesetzt  worden.  Dem  Wunsch  des  Ef.  nachgebend  hat  sich 
Münster  dazu  verstanden,  dass  als  Reichscommissarien  neben  K.Mainz 
das  gesamte  Haus  Braunschweig  benannt  würde,  doch  hat  der  Bischof 
dabei  erinnert,  weil  die  Abgeordneten  aus  diesem  Hause  die  Sache  auf 
jetzigem  Reichstage  gegen  die  sämtlichen  Kurfürsten  am  meisten  getrieben  *), 
auch  ihm  selbst  in  allem  ungeneigt  erschienen,  dass  aus  diesem  Hause 
solche  Personen,  zu  denen  man  sich  alles  gute  versehen  könne,  gewählt 
würden.  Sie  schlagen  den  v.  Gladebeck  dazu  vor.  Im  übrigen  haben 
sie  alle  Punkte  nach  des  Kf.  Verordnung  eingerichtet,  zweifeln  daher  nichts 


>)  Vgl.  oben  S  520. 

')  Schon  am  11. Februar  hatte  Blaspeil  von  Dorsten  aus  an  Kf.  berichtet, 
er  habe  mit  dem  dort  aDwesenden  v.  Landsberg  verschiedeoe  Conferenzen 
wegen  der  DefensivverfasBung  gehalten  und  es  so  weit  gebracht,  dass  er  hoffe, 
E.Göln  und  aach  Münster  und  Pfalz- Neu  barg  wurden  sich  darin  des  Kf. 
Wünschen  bequemen. 

*)  8.  Köcher  I  S.  325f. 


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540         B.    VerhaDdlangeD  mit  Pfalz -Neubnrg.    Die  Vertrage  zu  Dorsten. 

derselbe  werde  sich  das  Verhandelte  gefallen  und  ihnen  die  desiderierten 
Ratificationen  darüber  bei  Zeiten  zukommen  lassen  9- 

PS.  Der  Münsterische  Geheimeraht  und  weltliche  Hofrichter  v.  W  i  e  d  e  n  - 
brück')  hat  für  seinen  Sohn  um  eine  Anwartschaft  auf  ein  Canonicat  bei 
dem  Capitel  zu  Xanten  oder  Cra neubnrg,  wie  auch  um  einen  Gna- 
denpfennig oder  Bildnis  gebeten,  sie  rathen,  da  er  des  Bischofs  andere  Hand 
sei  und  alle  consilia  dirigiere,  demselben  eine  Gnade  zu  gönnen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthausen.     D. 
Cöln  6./[16.]  März  1665. 

[aaf  die  Relation  vom  24.  Februar.    Ueberseoduogder  Ratificatioo   der  DefeDsiv- 
allianz,  die  in  derselben  gemachten  AenderuDgen.] 

16.  März.         —  Wir  haben  nachstehenden  Vergleich')  —  reiflich  erwogen  und 
denselben  der  Euch  gegebenen  gn.  Instruction  und  Befehlig  gemäss 

0  y.  Spaen  räth  (d.  Gleve  15./25.  Februar  1665)  dem  Kf.,  da  die  Dorsten- 
sehen  Confereozen  in  Holland  schon  Verdacht  erregt  hatten  (vgl.  Ür.k.  u.  Akt. 
III  S.  149 f.)  und  die  WerbaogeD  des  Kf.  diesen  noch  vermehren  würden,  dort 
nuter  der  Haod  durch  Blaspeii  versichern  za  lassen,  dass  er  keine  feindlichen 
Absichten  habe,  dass  man  sich  vielmehr  im  Nothfall  aaf  seine  Frenndschaft.  ver- 
lassen könne,  dass  man  aber  auch  gegen  ihn  und  andere  benachbarte  Fürsten 
sich  freundschaftlich  und  nicht  in  billigen  Dingen  so  hart  wie  bisher  zeigen 
müsste.  ySonsten  halte  ich  —  dafür,  da  der  Krieg  zwischen  beiden  Theilen 
continuirt  und  es  unsererseiten  an  Geldmitteln  nicht  gebricht,  dass  das  Werk 
mit  gottlicher  Hülfe  wohl  dahin  zu  dirigiren  sei,  am  de  Witt  mit  allen  seinen 
Adbärenten  aus  dem  Sattel  zu  heben,  dagegen  aber  den  H.  Prinzen  von  Ura- 
nien aufzuhelfen  and  zugleich  Ew.  Chf.  D.  von  der  Hafeiserschen  Schuld  und 
Compromisssache  zu  liberiren.* 

>)  S.  über  denselben  Alpen  I  S.  116 ff. 

^  Die  Defensivalliauz.  Das  Geheimenrathsprotokoll  vom  1  /[ll]  März  1665 
lautet : 

Der  Becess  zwischen  S.  Chf.  D.,  Pfalz -Neubarg  und  Münster  wegen  einer 
Vereinbarung  and  Verbündnus  zur  Defension  des  Westfälischen  Kreises  verlesen, 

2)  Nebenartikul  wegen  einer  gewissen  Summa  Geldes,  so  stets  soll  parat 
gehalten  wejden. 

3)  Die  nähere  Allianz  zwischen  S.  Chf.  D.  and  Münster  verlesen  wegen  der 
von  den  Staaten  einhabenden  Plätze  und  Städte  im  Clevisohen  und  Cölni- 
schen  Lande:  dieses  ist  nicht  placitiret   worden. 

4)  Project  der  gravaminum,  so  S.  Chf.  D.  wider  die  HH.  Staaten  haben  und 
nacher  Begensburg  geschickt  and  allda  proponiret,  aach  Remedirung  ge- 
sucht werden  soll,  verlesen.  Bes.:  Soll  geändert  werden.  H.  Bl aspeil  soll 
ihnen,  den  Staaten,  sagen,  dass  S.  Ch.  D.  es  bei  dem  Reiche  suchen  wollten. 
Es  soll  nur  allein  auf  die  Hufeysersche  Schald  und  der  von  den  Staaten  be- 
schehenen  Bedräuung  der  Ezecution  eingerichtet  werden,  was  an  die  Gesandten 
zu  Regensburg  geschickt  werden  soll,  am  daselbst  den  Reicbsständen  zu  pro- 
poniren. 


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BatificatioD  der  zwei  ersteü  Verträge.  541 

befunden,  auch  darum  gerne  ratificiret^)  und  in  all  genehm  gehalten, 
ausser  dass  bei  dem  4ten  Punet  wir  die  Werbungen  auf  die  Lande 
in  dem  Westfälischen  Kreise  gelegen  zu  restringiren  nöthig  erachtet. 
Bei  dem  Punct  die  Schickung  der  Völker  betreffend  ist  dafür  gehalten 
worden,  es  sei  ein  Irrtum,  dass  zuletzt  gesetzet,  es  sollte  jeder  von 
den  Alliirten  noch  1500  z.  F.  und  300  Pferde,  und  also  in  allem  900 
Pferde  schicken,  denn  weil  die  ganze  Macht  18000  Mann  machen  soll, 
so  mttssten  zuletzt  nicht  nur  300  sondern  900  Pferde  geschicket  werden, 
welches  wir  auch  also  haben  ändern  lassen. 

Er  übersendet  die  Ratificatioa  in  doplo  (mit  und  ohne  die  Artikel 
12—14'),  sie  sollen  dieselbe  bei  dem  zur  Extradition  angesetzten  Termin 
aasstellen  and  dafür  von  den  anderen  Theilen  gleichmässige  Ratificationen 
abfordern. 

Ps.  Ef.  will  der  Bitte  v.  Wiedenbrücks  entsprechend  die  Expeetanz 
für  dessen  Sohn  ausfertigen  lassen  and  der  Regierang  zu  Cleve  Befehl 
ertheileo,  ihm  einen  Gnadenpfennig  auf  100  Rthaler  Werth  einzaliefern. 


Der  Knrfttrst  an  dieselben.     D.  Cöln  7./ [17.]  März  1665. 

[ÜebersenduDg   des  Vertrages  in  betrefif  des  Religionsweseas  and  Directoriums 
im  Westfälischen  Kreise,  die  io  demselben  gemachtea  Aenderaogen.] 

Er  übersendet  die  Ratification»)  des  Vertrages  mit  Pfalz-Neuborg  n.März. 
über  das  Religionswesen  und  das    Directoriam    im    Westfälischen  Kreise, 
er  bat  in  demselben  aber  nöthig  gefanden,  einige  Punkte  anders  einzurichten, 
nämlich  in  dem  Interimsvergleich  wegen  der  Religion  hat  er: 

1)  anstelle  des  Grafen  von  Lippe  die  Landgräfin  von  Hessen-Cassel 
dem  Bischof  von  Münster  seinerseits  als  Saperarbiter  entgegengestellt  and 
anstelle  des  Fürsten  von  Nassan-Dillenbarg  den  Grafen  Herrmann 
Adolf  von  Lippe  zageordnet. 

2)  dass  die  Garantie  des  Vergleichs  nicht,  wie  er  erwartet  hatte,  den 
Gen.  Staaten  übertragen  worden,  sondern  dieselbe  anter  die  im  lastr.  pacis 
enthaltene  Garantie  gezogen  ist,  lässt  er  sich  gefallen,  er  bat  aber  aas 
erheblichen  Ursachen,  and  damit  die  Sache  nicht  gar  za  weit  eztendiert 
werde,  diesen  Pnnkt  etwas  anders  einrichten  lassen^). 


')  Die  Ratification  des  Kf.  ist  datiert  Cölo  a.  d.  Spree  l./[ll]MSrz  1665. 

>)  S.  oben  8.  520.  539. 

3)  d.  Coln  a.  d.  Spree  7./ [17.]  März  1665. 

*)  Derselbe  lautet  jetzt:  .Schliesslich  soll  dieser  I  nterimsvergleicb  dem 
Mansterschen  und  Oanabrückischen  Friedensschlass  gleich  gültig  and  die  Gna- 
rantie,  welche  in  demselben  Friedensschloss  begriffen,  dergestalt  daranff  gezogen 
sein ,  dass  anff  geschehene  Requisition  die  Paciscenten  sich  derselben  dem 
gedachten  Friedensschlass  gemäss  annehmen  mögen,   doch  sollen  anter  die  Fa- 


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542         3*    VerhaDdlaugeo  mit  Pfalz- Neubarg.    Die  Vertrage  zu  Dorsten. 

Betreffend  den  Vergleich  über  das  Directoriam  hat  er,  weil  in  demselben 
alles  alternative  abgehandelt  wird: 

1)  auch  den  Passus  inbetreff  der  conclusa  so  einrichten  lassen, 

2)  will  er  zwar  gestatten,  dass,  wenn  in  seinem  Namen  seine  Räthe 
unterschreiben,  die  Reihe  nicht  eingehalten  werde,  wenn  er  aber  die  Unter- 
schrift dnrch  eine  fürstliche  Person  verrichten  lässt,  so  mnss  diese  billig 
in  einer  gleichen  Reihe  unterschreiben. 

3)  Wenn  er  und  der  Pfalzg^af  condirectores,  der  Bischof  von  Münster 
director  genannt  werden,  so  ist  dieses  irrtümlich,  da  das  ganze  Directorium 
im  Westfälischen  Kreise  dem  Bischof  von  Münster  und  dem  Herzog 
von  Jülich  indivisum  zusteht,  er  hat  diese  Bezeichnung  daher  aasge- 
lassen. 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wusthausen.     D. 
Cöln  8./[18.]März  1665. 

[VerweigeriiDg  der  Ratification  der  Allianz  mit  Münster  und  Pfals-Neubnrg 
gegen  die  Gen*.  Staaten.] 

18. März.  Was  die  Particular-Aüianz  zwischen  des  Bischofs  zu  Münster, 
des  Herrn  Pfalzgrafen  zu  Neuburg  LLdd.  und  uns  betrifft,  werdet 
Ihr  Euch  zurück  zu  erinnern  wissen,  welchergestalt  wir  Euch  in  un- 
serem zu  Cttstrin  den  5.  Januar  datirtem  Schreiben^)  g.  anbefohlen, 
Euch  derselben  zu  entziehen,  dannenhero  es  uns  am  liebsten  gewesen 
wäre,  wan  Ihr  solche  nicht  vollenzogen  hättet,  insonderheit  da  sie 
auch  von  Ffalz-Neuburgischer  selten  nicht  vollenzogen  worden.  Da- 
mit aber  der  Bischof  zu  Münster  wegen  Ausbleibung  unserer  Ratifi- 
cation keine  Diffidenz  zu  fassen  Ursache  habe,  so  habt  Ihr  demselben 
zu  remonstriren,  dass  für  allen  Dingen  nöthig  sein  wird,  vorhero  zu 
sondiren,  wie  sich  die  Stände  zu  Regenspurg  auf  dieses  unser  Be- 


ciscenten  diejenifre  nicht  begriffen  sein  noch  von  jemandes  reqoirirt  werden, 
welche  auff  die  Jüliscbe  nnd  zugehörige  Lande  der  Succession  halber  in  prae- 
senii  Praetension  machen.^ 

0  S.  oben  8.527.  Blaepeil  erwidert  (d.  B'Gravenhage  21./31.  Mars  1665), 
weder  er  noch  seine  CoUegen  hätten  dieses  Rescript  so  verstanden ,  dass  sie 
sich  der  Particnlarallianz  ganz  entziehen  sollten,  sondern  nnr  so,  dass  Kf.  das- 
jenige, was  wegen  England  eingerückt  nnd  sonst  nach  einiger  Weiterang  Ge- 
schmack hätte,  ausgelassen  haben  wollte,  was  sie  auch  sorgfältig  in  Acht  ge- 
nommen hätten.  Sein  Abseben  bei  der  ganzen  Dorstenschen  Negotiation  und 
auch  jetzt  sei,  dass  Kf.  mit  den  Niederlanden,  welche  sich  schwerlich  durch 
andere  Mittel  zur  raison  wurden  bewegen  lassen,  endlich  in  eine  wirkliche  be- 
standige Freundschaft  wieder  komme,  während  die  jetzige  nur  eine  scheinbare  sei. 


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Verweigerung  der  Ratification  des  dritten  Vertrages.  543 

gehren  bezeigen  werden,  dan  sollten  dieselbe  dabei  einige  Difficultäten 
machen,  so  würden  wir  gar  zu  zeitig  den  HH.  Staaten  die  Augen 
geöffnet  haben.  Weil  wir  auch  ohne  dem  gesonnen  sein,  künftigen 
Sommer,  geliebts  Gott,  nacher  Gleff  zu  kommen,  so  würde  es  sich 
alsdan  viel  besser  schicken,  bei  solcher  Gelegenheit  dieses  Werk  zum 
richtigen  Stande  zu  bringen,  und  würde  uns  demnach  lieb  sein,  wen 
Ihr  das  von  Euch  vollenzogene  Originale  wieder  zurücknehmen  könntet, 
damit  es  cassiret  würde. 


Der  Kurftirst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  8./  [18.]  März  1665. 

[de  Witt  zn  machende  Eröffnaogen.] 
—  Es  ist  Euch  bekannt,  was  gestalt  bei  der  jüngsten  Zusammen- 18. März. 
kunft  zu  Dorsten  unter  andern  in  Vorschlag  gekommen,  dass  von 
denen  sämbtlichen  Interessirten  zu  Begenspurg  über  der  Herren 
Staaten  böse  Nachbarschaft  und  harte  Proceduren  geklagt  und  eine 
Reichscommission  gesuchet  werden  sollte.  —  Nun  sein  wir  auch  noch 
nicht  abgeneigt,  uns  dieses  Mittels  zu  gebrauchen,  wie  uns  dann  auch 
solches  von  Niemand  mit  Fug  verdacht  werden  kann.  Damit  wir  aber 
auch  hierin  den  HH.  Staaten  die  Masse  voll  geben  und  von  ihnen 
nachgehends  nicht  beschuldiget  werden  mögen,  als  wollten  wir  die 
alte  Freundschaft  ohne  Ursach  mit  ihnen  brechen,  also  habt  Ihr  dem 
de  Witt  und  anderen  mehr  dieses  Vorhaben  anzudeuten  und  sie  da- 
bei zu  versichern,  dass,  wofern  der  Staat  noch  diese  Stunde  uns  ge- 
recht werden  und  sich  anders  gegen  uns  als  eine  Zeit  her  erzeigen 
würde,  wir  auch  bei  der  alten  Freundschaft  verharren  und  dergleichen 
Klagten  und  andere  Mittel  einstellen  wollten,  nur  könnten  wir  uns 
durchaus  mit  keinen  dilatorischen  Resolutionen  ferner  aufhalten 
lassen.  — 


V.  Spaen  und  Wusthausen  an  den  Kurfürsten.     D.  Xanten 

14./ [24.]  März  1665. 

[auf  die  Rescripte   vom  6./ 16.  und  7./ 17.  März.    Aufecbiebang  des  Termins  für 
die  Ratification.    Schwierigkeiten,  welche  in  betreff  der  Durchfübrung  des  Normal- 
jahres 1624  hervorgetreten  sind.] 

Sie  haben   die  Rescripte  des   Ef.  and  die   ratificierten  Recesse  hier,  24.  März, 
wohin  816  nebst  den  Regierungsräthen  v.  Lottnm  und  Dr.  Isinck  abge- 
ordnet sind,  um  zwischen  den  clevischen  Ständen,  welche  hier  wegen  des 


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544         B.     VerhandlaogeD  mit  PfalE-Nenbarg.    Die  Verträge  %n  Dorsteo. 

QDter  ihnen  erscholleDen  GerüchteR  von  dem  anfgerichteten  Interimsrecess 
in  puncto  religionis  zasammengetreien  sind  ^  9  Einigkeit  zu  yermittelny  em- 
pfangen. Die  zur  Auswechslung  der  ratificierten  Tractaten  gegen  den 
16./26.  beliebte  Zusammenkunft  ist  wegen  Enge  der  Zeit  und  des  heran- 
nahenden Osterfestes  bis  nach  Ablauf  desselben  verschoben,  aber  noch 
kein  bestimmter  Termin  festgebetzt  worden,  namentlich  weil  sich  in  dem 
Herzogthum  Jülich  und  der  Grafschaft  Marck  in  puncto  restitntioois 
nach  der  Regel  des  Jahres  1624  neue  und  grosse  Schwierigkeiten  hervor- 
gethan  haben  >),  auf  welche  die  Prediger,  die  dieses  Werk  eifrig  getrieben, 
keine  Reflexion  eigentlich  genommen  haben«  so  dass  noth wendig  auf  ein 
anderes  Ezpediens  gedacht  werden  muss,  worüber  sie  mit  Blas  peil  nach 
dessen  Rückkehr  aus  dem  Haag  sich  besprechen  und  dann  dem  Kf.  refe- 
rieren wollen.    Sie  halten  daher  die  ratificierten  Recesse  noch  geheim. 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen  und  Wusthausen.     D.  Cöln 
29.  März/[8.  April]  1665. 

[auf  die  Relation    vom  14./ 24.  März.     Die  Ratification   des  Reeesses  aber   die 
kirchlichen  VerhäitDiBse  soll  nicht  aasgeliefert  werden.) 

8.  April.  —  Also  ist  unser  g.  Befehl  nochmals  dieser,  dass  der  Recess,  so 
wegen  Reducirung  des  Exercitii  religionis  auf  den  terminus  des  Jabrea 
1624  aufgerichtet  und  von  uns  auf  ungleichen  Bericht  ratificiret  worden, 
nunmehr  nach  eingelangter  vieler  Beschwerung  der  Stände  unseres 
FQrstenthums  Cleve  nicht  ausgeliefert,  sondern  bis  auf  fernere  Ver- 
ordnung in  guter  Verwahrung  von  Euch  behalten  —  werden  solle.  — 
Im  übrigen  werdet  Ihr  aus  unserm  vorigen  nunmehr  sonder 
Zweifel  Euch  behändigten  g.  Zuschreiben  nicht  weniger  ersehen  haben, 
dass  wir  noch  zur  Zeit  Bedenken  tragen  den  Nebenrecess,  so  wegen 
des  Staats  der  Vereinigten  Niederlande  in  Vorschlag  gekommen,  zu 
ratificiren.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Düsseldorf 
4. /[14.]  April  1665. 

[Reise  nach  Ooesfeld  and  Düsseldorf.    BemähuDgeo  LesseioB'  bei  Pfalz-Neaburg 
gegen  die  in  Dorsten  abgeschlosBene  Defensivallianz  ] 

H.April.         Er  ist  einer  Einladnag  des  Bischofs  von  Münster  folgend  bei   diesem 
in  Coesfeld  gewesen    nnd  hat  dabei  Gelegenheit   gehabt    Torzatragen, 

')  S.  Lehmann  I  S.  178. 
>)  ebeodas.  S.  66. 178  ff. 


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Ziirackzieh.  der  Ratification  des  Religionvergleichs.   Lesseias  bei  Pf.-Neab.     545 

was  Kf.  bei  der  Ratification  über  die  Dorstenschen  Verträge  zu  erinnern 
gehabt,  daraof  der  Bischof  sich  alsbald  sehr  geneigt  und  eifrig  erwiesen 
nnd  versprochen,  sich  nicht  nur  für  seine  Person  des  Ef.  Intention  zn  be- 
quemen, sondern  auch  Pfalz-Nenburg  dazu  zn  disponieren.  Auf  des 
Bischofs  Rath  hat  er  sich  darauf  hieher,  nach  Düsseldorf,  begeben.  Er 
wird  heute  Nachmittag  bei  dem  Pfalzgrafen  Audienz  haben  und  darauf  mit 
dem  Oberkanzler  Giese,  dem  er  schon  von  dem,  was  Ef.  bei  den  Dor- 
stenschen Trac taten  erinnert,  Mittheilung  gemacht  hat,  conferieren. 

Es  ist  Bonsten  hier  am  Hoff  Monsieur  de  Lepsin*)  französischer 
envoyö  gewesen  und  hat  ordre  gehabt,  des  H.  Pfaltzgrafen  F.  D.  da- 
hin zu  vermögen,  dass  die  kaiserliche  nach  den  hispanischen  Nieder- 
landen destinirte  troupes  keine  Passage  gestatten  wollten,  hinkommend 
aber  habe  er  nähere  Schreiben  von  seinem  Eönig  gefunden,  dass  der- 
selbe sich  deshalb  mit  Spanien  verglichen.  —  Dabeneben  hätte  ged. 
H.  Lessin')  ttber  die  neulich  zu  Dorsten  gemachte  Allianz  sehr  ge- 
klaget und  es  für  eine  Invention  des  Bischoffen  zu  Münster,  welcher 
gut  Oesterreichs  wäre  und  die  Rheinische  Allianz  nur  zu  vernichtigen 
suchete,  ausgerufen,  mit  Begehren,  dass  man  dieselbe  doch  wieder 
aufheben  und  cassiren,  oder  Neuburg  davon  abtreten,  auch  den 
H.  Bischoffen  zu  Mttnster  ebenfalls  zum  Abstand  bewegen  und  ver- 
sichern wollte,  dass  Frankreich  ihm  schon  zu  Borckeloe  verhelfen 
und  mehr  andre  satisfactiones  verschaffen  wollte.  Was  nun  hieselbsten 
für  Promissen  werden  geschehen  sein,  habe  noch  nicht  erfahren.  Als 
aber  S.  Churf.  (sie!)  D.  darauf  nicht  resolviren  können,  hat  er  vor- 
geschlagen, dass  man  dann  zum  weinigsten  die  vorhabende  Defensions- 
verfassung  in  den  ratione  religionis  et  directorii  aufgerichteten  Recess 
mit  hineinlaufen  lassen  und  niemand  mehr  dazu  admittiren  wollte,  da- 
mit es  also  nicht  den  Namen  einer  Allianz  hätte,  welches  S.  FQrstl. 
D.  bei  der  bevorstehenden  Zusammenkunft  mit  uns  zu  bereden  —  an- 
genommen, und  scheinet  fast,  als  wan  Sie  dazu  nicht  ungeneigt  wären. 
Ich  meinestheils  sagte  dem  H.  Ober  Gantzeler  Oiese,  welcher  denen 
MQnsterischen  Abgeordneten  und  mir  solches  vorbrachte,  hierauf,  dass 
ich  nicht  begreifen  könnte,  warumb  Frankreich  dergleichen  zu  eigner 
Defension  angesehene  Verfassung  nicht  zusehen  wollte,  die  der  Eaiser 
selbst  mQsste  gutheischen,  es  wäre  dann,  dass  Frankreich  ungern  sähe, 

')  Derselbe,  welcher  1662  (s.  Urk.  n.  Akt.  II  S.  243 ff.,  IX  8.590)  als  Qe- 
sandter  bei  Kf.  gewesen  war,  vgl.  über  diese  jetsige  Gesandtschaft  desselben 
Mömoires  d'Estrades  III  S.  97  f. 

')  S.  das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  Estradea  vom  29.  Mai  1665  (M^m. 
d'Estrades  UI  S.  198 ff.). 

Mater,  c  Gescb.  d.  G.  Karffinten.    XI.  35 


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546         d*    VerhaDcIlQDgeD  mit  Pfalz- Nenbarg.     Die  Vertrage  za  Dorsten. 

dasB  wir  einig  wären,  dazu  es  jedoch  vorher  selbst  allzeit  gerathen  und 
seine  Interposition  angeboten  hätte.  Ich  würde  sonsten  in  diesem  Sttlck 
ohne  Ew.  Cburf.  D.  speciale  Verordnung  keine  Veränderung  mächen 
können,  yermuthete  aber,  dass  Ew.  Ghurf.  D.  damit  yielleicht  wohl 
durften  zufrieden  sein,  dass  kein  anderer,  als  welcher  im  Westfälischen 
Kreis  gehörete,  mit  eingelassen  werden  möchte.  Vorged.  Französischer 
Abgeordneter  scheint  auch  am  Chur-Cölnischen  Hoff  dahin  gear- 
beitet zu  haben,  dass  man  daselbsten  anders  Sinnes  geworden  und 
dahero  miteinzutreten,  dazu  man  sich  sonsten  vorhin  gegen  mich 
ausdrücklich  erkläret  gehabt,  nunmehr  Bedenkens  ^trägt.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Spaen,  Blaspeil  und  Wasthausen.     D. 
Cöln  a.  d.  Spree  8./[18.]  April  1665. 

(Brneater  Befehl,   die  Ratification   des  Vertrages   wegen    des  ReligionsweseoB 

nicht  auszuliefern;  die  ParticularallianE  entspricht  nicht  des  Kf.  Absichten;  die 

Ratification  der  Defensivallianz  ist  anszaliefern ,  den  Vertrag  wegen  des  Direc- 

toriums  will  Ef.  gesondert  ratificieren.] 

18.  April'  ""  WiewohP)  wir  nun  ungern  dasjenige  wiederaufheben,  was 
Ihr  einmal  bis  auf  unsere  Ratification  geschlossen,  auch  wohl  vorher 
absehen,  dass  es  ohne  Widerwillen  bei  Pfaltz-Neuburgs  Ld.  nicht 
abgehen  werde,  so  müssen  wir  doch  mehr  auf  das  gemeine  Beste  und 
den  Wohlstand  des  Kirchenwesens  in  unsren  Glevischen  und  Jülichschen 
Landen  als  alle  andere  Respecten  sehen  und  sind  demnach  nicht  gemeinet 
unsren  Ständen  zu  präjudiciren,  lassen  es  vielmehr  bei  unserem  vorigen 
Befehlig,  dass  unsere  Ratification  nicht  ausgeantwortet  werden  solle. 
Weichergestalt  aber  nun  der  Unglimpf,  so  daraus  zu  besehen,  aufs 
beste  abgewendet  werden  möge,  werdet  Ihr  selbst  bedacht  sein.  — 

Was  Ihr  danebenst  wegen  der  Particular- Allianz  zu  Eurer  Ent- 
schuldigung —  angeführet'),  lassen  wir  dahin  gestellet.  Unsere  Mei- 
nung aber  ist  nie  gewesen,  uns  in  solche  Yerbündnusse  einzulassen, 
dadurch  dem  Staat  der  Vereinigten  Niederlande  Ombrage  möchte  ge- 
geben werden,  dergleichen  Bedenken  vielleicht  auch  die  Pfaltz- 
Neuburgischen  gehabt,  so  dasselbe  Project  nicht  unterschrieben. 
Ob  und  Weichergestalt  aber  die  gravamina,  so  man  wider  gemelten 
Staat  hat,  zu  Regen spurg  zu  übergeben,  deswegen  stehen  wir  noch 


')  S.  den  Anfang  dieses  Rescripts  bei  Lehmann  I  S.  182. 
0  S.  oben  S.  542  Anm.  1. 


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BemuboDgen  LeBBoins'  bei  K.GöId  and  Pfals-Neabnrg.  547 

in  etwas  an  und  wollen  uns  disfals,  nachdem  sieh  die  Sachen  ferner 
anschicken,  g.  resolviren.  — 

Weil  sowohl  die  Ausschreibung  des  Kreistages  als  die  Ausant- 
wortung  der  Ratification  tlber  dem  Hauptvergleich  in  p.  der  Defensiv- 
alliance  nicht  länger  verzögert  werden  kann,  so  können  wir  geschehen 
lassen,  dass  zuförderlichst  ein  Termin  beraumet  werde,  dabei  Ihr  die 
in  Händen  habende  Ratification  der  itzgedachten  Alliance  extradiren 
und  wegen  des  Kreisausschreibens  Euch  mit  den  Mttnsterschen  und 
Pfaltz-Neuburgischen  vergleichen,  zugleich  auch  dass  wir  wegen  Con- 
tradiction  der  Stände  den  Vergleich  in  p.  religionis  noch  zur  Zeit  zu 
ratificiren  nicht  vermögen,  anzeigen  könnet.  Soviel  aber  den  Vergleich 
wegen  des  directorii  anlanget,  muss  derselbe  von  den  anderen  abge- 
sondert und  umbgeschrieben  werden,  denn  wir  solchen  absonderlich  zu 
ratificiren  geneigt  sein.  — 


Blaspeil  an  den  Kurflirsten.     D.  Cleve  8.  /  [18.]  April  1666. 

[VerhandlangeD  in  DüsBeldorf.    AbsicbteD  Frankreichs  gegen  Holland.] 

Er  hat  bei  den  VerhandlaDgeD  in  Düsseldorf  den  punctum  religio- 18. April, 
nis  80  in  suspenso  gesetzt,  dass  die  Sache  nicht  ganz  abgeschnitten  ist,  aber 
Kf.  freie  Hand  hat,  von  dem  Interims  vergleich,  wenn  er  es  gutfindet,  zu 
resilieren.  Den  pnnctnm  condirectorii  aber  dabei  zu  separieren  oder  auch 
zum  Kreistage  zu  gelangen  und  also  das  directorinm  verglicheuerroassen 
einzuführen,  bevor  der  Religionspunkt  verglichen  sei,  dazu  hat  er  keine 
Aussicht  verspüren  können. 

Der  Allianz  wegen  hat  Pfalz- Ne üb nrg  auf  Andrängen  Lessins 
an  den  Bischof  von  Münster  seinen  Oberkanzler  Giese  geschickt,  aber 
so  viel  er  hat  vermerken  können,  mehr  pro  forma  als  dass  es  ihm  Ernst 
sei,  den  Bischof  von  dieser  Allianz  zu  dehortieren.  Dass  man  dieselbe 
aber  in  eine  andere  Form  brächte  und  so  Frankreich  willfahrte,  sähe 
der  Pfalzgraf  sehr  gern,  nnd  man  hat  von  ihm  begehrt,  in  des  Ef.  Namen 
darein  zu  willigen.  Er  hat  erklärt,  dazu  keine  Ordre  zu  haben,  aber  vor- 
geschlagen aufzusetzen,  wie  man  es  verändern  wollte,  und  ihm  zuzu- 
stellen. 

Was  nun  Frankreich  hierbei  vor  Absehen  haben  magO«  ist  mir 
zwar  unbekannt,  aus  Holland  aber  wird  mir  geschrieben,  dass  man 
daselbsten  der  gänzlichen  Meinung  sei,  diese  Crone  suche  den  Ver- 
einigten Niederlanden  zu  dieser  Zeit,  da  sie  mit  Engeland  so  tief 


^)  S.  die  Schreiben  Ladwigs  XIV.  an  Estrad  es  vom  29.  Mai  nnd  12.  Jani 
1665  (M6m.  d'EBtrades  III  S.  193.  210 ff.}. 

35* 


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548  8.    VerbaodlungeD  mit  Pfalz- Nenburg.    Die  Verträge  za  DoreteD. 

engagiret  seind,  einem  anzumahnen  oder  wohl  gar  zu  überfallen  — 
möchte  wohl  sein,  dass  auch  selcher  Ursache  halber  die  Gron  Frank- 
reich diesen  Greis  gern  in  Uneinigkeit  halten  möchte.  — 


Der  Kurfllrst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  ll./[21.]  April  1665. 

[aaf  die  Relation  vom  4./ 14.  April.    Die  fraozoBiBohe  OppoeitioD  gegen  die 

DefeneivalliaDz,] 

21.  April.  _  Was  die  Defensivallianz  anreichet,  ist  uns  nicht  wenig  frembd 
zu  vernehmen  gewesen,  dass  der  E.  Frantzösche  Enroyö  de  Lessin 
sich  darüber  solle  beklaget  haben,  da  doch  dieselbe  zu  niemandes 
Offension  gemeinet  und  den  Reichsabschieden  nicht  ungemäss  ist.  Wir 
werden  hiervon  Eure  weitere  —  Relation  erwarten,  worhin  man  zu 
Düsseldorf  dieses  Passus  halber  inclinire.  Dass  der  pnnctus  direc- 
torii  et  defensionis  (denn  wegen  der  Religion  wird  es  obgedachter- 
massen  mehr  Zeit  erfordern)  in  eine  kommen  sollte,  und  zwart  auf 
Begehren  des  K.  Frautzöschen  Abgeschickten,  scheint  fast  bedenklieb, 
und  wan  Ghur-Cöln  auch  davon  sollte  abwendig  gemachet  sein, 
wird  man  das  Werk  ferner  zu  überlegen  haben.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  12. /[22.]  April  1665. 

[YerhandluDgeD  in  Dusseldorf  wegen  des  Erbvergleichs.] 

LAprii.  PS.  Er  hat  bei  seiner  jüngsten  Anwesenheit  in  Düsseldorf  auch 
mit  dem  Pfalzgrafen  selbst  wegen  des  Erbvergleiehs  sehr  weitläufig  geredet. 
Der  Pfalzgraf  zeigte  sich  von  allem  auf  das  genaueste  unterrichtet,  wasste 
seine  Intention  sehr  geschickt  darznsteUen,  zeigte  sich  aber  auch  sehr  hart- 
näckig auf  seinen  Goncepten.  Sein  Absehen  ging  dabin,  dass  ein  jeder, 
was  er  hätte,  behalten  und  darauf  eine  vertranlicbe  Freundschaft  gebaut 
werden  möchte,  er  führte  auch  an ,  was  für  Mühe  und  Beschwer  es  haben 
würde,  das  Vest  Recklinghausen')  von  K. Cöln  loszumachen;  auch  das 
Werk  mit  der  Krone  Polen  könnte  dnrch  vielerlei  unvorhergesehene  Zufälle 
entstehen,  wenn  anch  des  Kf.  Intention  zu  seinem  Besten  noch  so  gut  wäre. 
Nach  längerem  Hin-  und  Herreden  nnd  nachdem  El.  versichert,  dass  Ef. 
zum  Erbvergleich  ohne  Recklinghausen  sich  nimmermehr  verstehen 
würde,  dass  sonst,  wenn  man  es  bei  dem  jetzigen  Provisional vertrag  belassen 
würde,  Kf.  auf  Restitution  von  Ravenstein  dringen  würde,  und  dass  dann 
aach  die  gute  Apparenz  zur  Krone  Polen  hinfallen  dürfte,  war  des  Pfalz- 
grafen endliche  Erklärung,  er  wollte  hieb  verbinden,  wofern  er  oder  einer 

»)  S.  oben  S.  526. 


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TerhandlaDgen  mit  Pfalz-Neabarg.  549 

seiner  Prinzen  einst  snr  Krone  Polen,  es  sei  mit  oder  ohne  Hülfe  und  Za- 
thnn  des  Kf.^  gelangen  sollte,  so  wollte  er  demselben  nicht  allein  das  Vest 
Recklinghausen  verschaffen,  sondern  auch  in  mehreren  anderen  Ange- 
legenheiten, sonderlich  in  Prenssen,  ihm  zu  seinem  Contento  an  die  Hand 
gehen;  man  sollte  die  Yersicherang  nur  selbst  aufsetzen,  er  wollte  sie  voll- 
ziehen und  ihr  als  ein  ehrliebender  redlicher  Fürst  wirklich  nachkommen. 
Wenn  aber  er  oder  die  Seiiiigen  nach  getroffenem  Erbvergleich  zu  jener 
Krone  nicht  kommen  sollten,  wollte  er  dennoch  mit  Kf.  die  Freundschaft  sin- 
cere  unterhalten  und  sich  auf  andere  Weise  bemühen,  dem  Kurhause  seine 
Treue  zu  beweisen. 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  17./ [27.]  April  1665. 

[VersaguDg  der  Ratification  des  Vergleichs  wegen  der  Religion  vor  genauerer 

Prüfung.] 

Er  wird  mehr  und  mehr  in  dem  Verdacht  bestärkt,  dass  man  bei  dem  27.  April. 
Religions  vergleich  auf  katholischer  Seite  den  Vortbeil  lange  vorher  abge- 
sehen gehabt  und  denselben  nun  desto  weniger  aus  Händen  lassen  wolle, 
er  wird  daher,  bevor  er  nicht  sicher  ist,  dass  die  Condition  der  Evangelischen 
durch  diese  Tractaten  nicht  verschlechtert  wird,  dieselben  nicht  zustande 
kommen  lassen.  Sollte  also  Pfalz-Neuburg  nicht  geneigt  sein,  den  Ver- 
gleich wegen  des  directorii  absonderlich  begreifen  und  vollziehen  zu  lassen, 
so  muss  er  es  dahin  stellen  und  dafür  halten,  dass  derselbe,  indem  er  den 
passus  religionis  mit  dem  directorio,  die  doch  miteinander  keine  Verwandt- 
schaft haben,  durchaus  in  einem  Vergleich  gefasst  wissen  wolle,  dabei  ein 
anderes  Absehen  habe. 


Bischof  Christoph  Bernhard    von  Münster  an  den  Kurfürsten. 
D.  S.  Lüdtgerspurg  30.  April  1665. 

[Aufforderang  zu  einer  neuen  Zasammeokanft  behufs  Answecbslaog  der  Ratifica> 
tionen.    Die  französische  Forderung.] 

Nachdem  Pfalz-Neuburg  erklärt  hat,  mit  der  angefangenen  Infor- 30. April, 
mation  über  die  particulares  casus  circa  observantiam  a.  1624  einzuhalten, 
kann  er  nicht  einsehen,  dass  die  Landstände  oder  sonst  jemand  Ursache 
hätte,  die  Vollziehung  der  zu  Dorsten  abgeschlossenen  Verträge  zu  hem- 
men. Dem  westfälischen  Kreise  und  dem  Kf.  insbesondere  muss  daran  ge- 
legen sein,  dass  durch  dieses  so  weit  gebrachte  Mittel,  über  welches  viele 
schon  grosse  Jalousie  bezeigen,  der  Kreis  wieder  vereinigt  und  auf  einem 
allgemeinen  Kreistage  zu  allerseits  Sicherheit  die  gemeine  Verfassung  fest- 
gestellt werde.  Er  ersucht  daher  Kf.,  anstelle  der  auf  den  26.  März  nach 
Xanten  angesetzten,  aber  von  der  CleviBchen  Regierung  abgeschriebenen 
Zusammenkunft  in  die  Abhaltung  einer  anderen  einzuwilligen  und  dort  die 
Auswechslung  der  Ratificationen  vor  sich  gehen  zu  lassen. 


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550         8.     VerhandlaDgen  mit  P falz -Neab arg.     Die  Verträge   su  Dorsten. 

PS.  Auch  —  wird  Ew.  Gnd.  zweifelsfrei  durch  dero  Rath  Blas- 
piel  referirt  worden  sein,  was  des  Herrn  Pfaltzgrafen  zu  Newbarg 
Ld.  von  dem  Anbringen  des  Französischen  Envoy6  daselbst  vor  Aper- 
tur gethan  und  wasgestalt  der  König  in  Frankreich  von  der  ge- 
machten Allianz  einige  ombrage  nehmen,  und  alswenn  dieselbe  zum 
Naehtheil  der  Bheinischen  Allianz  und  deroselben  Ruin  angesehen  seie, 
vorgegeben,  auch  sich  deswegen  über  uns  beschweren  wollen,  gestait 
auch  intentionirt  sein  solle,  zu  gleichem  End  den  Mens.  S.  Amant 
zu  Ew.  Gnd.  und  Ld.  abzusenden,  inmassen  dann  des  H.  Pfaltzgrafen 
Ld.  vorschlagen,  dass  die  gemachte  Allianz  nur  eine  Union  in  p.'® 
directorii  zu  taufen  und  aus  derselben  die  clausula  invitatoria,  so  viel 
andere  in  diesem  Craiss  nicht  gesessene  Chur-,  Fürsten  und  St&nde 
angehet,  auszulassen,  auch  dass  dieselbe  mit  dem  Becess  in  p.*"*  reli- 
gionis  et  condirectorii  in  ein  Concept  und  Modell  zu  bringen  und  et- 
wan  manente  rerum  substantia  —  nach  laut  beigehendem  Formular 
von  neuem  umbgesch rieben  und  gefertiget  werden  könne,  wie  dan  des 
H.  Pfaltzgrafen  Ld.  uns  durch  dero  Neuburgischen  Ober  Canzlem 
von  Giese  solches  vorbringen  und  —  einrathen  lassen.  Ob  nun 
zwarn  dabei  kein  sonderbares  Bedenken  finden  und  dafür  halten,  dass 
ja  durch  einen  Nebenrecess  die  clausula  invitatoria  wohl  gemiltert 
auch  sonst  ohne  Nachtheil  der  Substanz  eins  oder  anders  wohl  geändert 
werden  könne,  so  haben  wir  dannoch  uns  anderergestalt  nicht  erkläret, 
weilen  die  Recessen  einmal  gefertiget  und  res  kaum  mehr  integra, 
auch  die  Sach  zu  gemeiner  Deliberation  gehörig,  dass  ohne  Ew.  Gnd. 
und  Ld.  Vorwissen  wir  uns  nicht  erklären,  sondern  die  Sache  zu 
nächstkünftiger  Zusammenkunft  ausstellen  müssen.  Als  wolle  Ew. 
Gnd.  und  Ld.  belieben,  bei  nächster  Zusammenkunft  sich  gleichfalls 
hierüber  zu  erklären  —  auch  endlich  der  gravaminum  halber,  wozu 
Chur- Colin  ihre  Gesandtschaft  alsbald  comroittirt  gehabt,  an  die  Ihrige 
dero  Befeloh  zu  ertheilen.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
6./ [16.]  Mai  1665. 

[Verhandlangen   mit  d^Estrades,    der  französische  König  wänscht  die  Wieder- 

vereinignng  des  Westfölischen  Kreises  zu  vereiteln;  in  wie  weit  der  Forderung 

desselben  su  willfahren  sei.] 

16.  Mai.  Er  übersendet  den  schriftlicben   Bericht  über  die   Verhandlungen  za 


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Der  Widersprach  Ludwig  XIV.  gegen  die  DefeDsivalliaDZ.  5&1 

Dorsten,  welchen  er  aof.  d'fistrades*  abermalige^)  Anfforderong  dem- 
selben ZDgestellt  hat'). 

PS.  Auch  hat  —  H.  Graf  d' Estrades  mir  vertraulich  zu  erkennen 
gegeben,  auch  endlich  seines  iEöniges  vor  zwei  Tagen  desfals  ein- 
kommenes  Schreiben')  gezeiget,  darinnen  derselb  zu  verstehen  giebt, 
dass  er  sichs  zwar  nicht  missfallen  Hesse,  dass  Ew.  Ghf.  D.  und  Pfaltz- 
Neuburg  sich  der  Keligion  halber  verglichen,  begehret  aber  dabei, 
er,  Gesandter,  möchte  im  übrigen  dahin  arbeiten  helfen,  dass  die  vor- 
habende Union  in  Westphalen  dissipiret  würde.  ^  Und  weil  ich  aus 
höchstg.  königlichen  Schreiben  alsbald  ersähe,  dass  der  König  die  Dors- 
tenschen  Tractaten  nicht  so  sehr  der  Rheinischen  Allianz  halber  als 
wohl  zu  Behinderung  der  Wiedervereinigung  des  Westfälischen  Kreises 
gern  aufgehoben  —  sähe,  so  habe  im  beigefügten  fünften  Punkt  expresse 
hineinlaufen  lassen,  als  wann  es  schon  an  dem,  dass  die  Stände  des 
Kreises  zusammenkommen  würden,  damit  der  König  dafür  halten 
möge,  dass  es  bereits  in  soweit  ein  gethanes  Werk  sei.  —  Er,  Herr 
Gesandter,  aber  könnte  meines  Ermessens  wohl  zum  Ueberfluss  auch 
begehren,  dass  der  König,  auf  den  Fall  mehrg.  Reden  ihm  kein 
gnugsames  Contentement  geben,  einige  Ursachen,  warumb  dann  die 
Dorstensche  Handelung  ihm  zuwider  (weiln  deren  sich  in  höchstg. 
dero  Schreiben  keine  funden)  anzeigen  wollte,  die  man  den  HH.  In- 
teressenten und  sonderlich  Ew.  Ghf.  D.  vorbringen  und  also  der  Sachen 
näherkommen  könnte.  Diesen  Vorschlag  nahm  der  H.  Graf  d' Est rades 
an  und  begehrete,  man  möchte  dann  auch  dieserseits,  bis  daran  er 
von  seinem  Könige  Antwort  darauf  erlangt  hätte,  stehen.  Ich  sagte, 
dass,  weil  ich  wüsste,  wie  geneigt  Ew.  Chf.  D.  wäre,  seinem  Könige, 
wo  Sie  nur  könnten,  an  Hand  zu  gehen,  so  wollte  ich  gern  mein 
bestes  dabei  thun.  —  So  halte  ich  unmassgeblich  dafür,  dass  es  dem 
Hauptwerk  nicht  schaden  noch  präjudiciren  würde,  obgleich  die  zu 
Dorsten  gemachte  Allianz  in  dem  wegen  der  Religion  (wann  man 
zuförderst  daniit  einig  wäre)  oder  des  directorii  (wofern  man  selbigen 


^)  SchoD  am  25.  April/ 5.  Mai  hatte  er  vou  Cleve  aus  dem  Oberprasidenten 
V.  Schwerin  gemeldet,  dass  Estrades  den  Statthalter  Fürsten  Moritz  von 
Nassan  gebeten,  er,  Blaspeil,  möchte  ihm  einen  Bericht  über  die  Verhandinngen 
zu  Dorsten  nnd  worauf  jetzt  alles  beruhe,  mittheilen. 

')  Es  ist  dieses  diejenige  Denkschrift,  welche  Ludwig  XIV.  in  seinem 
Schreiben  an  Estrades  vom  29.  Mai  1665  (M6m.  d'Estrades  III  S.  198)  im 
Ange  hat. 

^  Dasselbe  ist  in  den  Memoiren  Estrades'  nicht  enthalten. 


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5^         8.     VerhandlaDgeu  mit  Pfalz-Neubarg.     Die  Verträge  zu  Dorsten. 

Pankt  nur  davon  separiren  könnte)  aufgerichteten  Recess  mit  hmein 
gebracht  wärde  und  dass  solchem  nach  Ew.  Chf.  D.  endlich  eine  solche 
Veränderung  geschehen  lassen  und  dem  König  darunter  willfahren 
könnten,  welchenfalls  dann  nicht  undienlich  sein  wollte,  die  Ordre 
darüber  also  einrichten  zu  lassen,  dass  der  H.  Graf  d' Estrades  daraus 
ersehen  könnte,  dass  Ew.  Chf.  D.  diese  Aenderung  einzig  und  allein 
seinem  König  zu  gefallen  zugestanden  und  —  dabei  bestünden,  dass 
die  Rheinische  Allianz  durch  mehrg.  Dorstensche  Handlung  im  ge- 
ringsten nicht  solle  gekr&nket  noch  präjudiciret  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cöln  17./[27.]  Mai  1665. 

[auf  die  Relation  vom  6./ 16.  Mai.     Bereitwilligkeit  dem  WooBche  des   fraoso- 
siBchen  KooigB  dadurch  oachzukommeo,  dass  die  DorBteoBcbe  Allians  mit  in  den 
RecesB  über  das  ReligioDsweseo  und  Kreisdirectorium  gebracht  werde.] 
27.  Mai.  —  ^*^  ®^^^  ""^  gnugsamb  bekannt,  dass  wir  durch  die  zu  Dor- 

sten jüngst  gemachte  Allianz  im  geringsten  der  Rheinischen  Allianz 
nicht  zu  präjudiciren  gemeinet  gewesen,  und  wir  dann  soviel  aus  des 
Grafen  d'Estrades  Discursen  vermerket,  dass  sein  König  gern  sehen 
«  wollte,  dass  aus  dieser  Dorstischen  Allianz  nicht  eben  ein  particulier 
Werk  gemacht,  sondern  solche  dem  Vergleich,  welcher  wegen  des 
Beligionswesens  oder  des  Westphälischen  Condirectorii  halber  auf- 
gerichtet wird,  inseriret  werden  möchte,  so  wollen  wir  hierin  wie  in 
allen  anderen  Occasionen  unsere  Begierde  und  Verlangen,  I.  K.  M. 
unserer  aufrichtigen  Intention  und  Dienstfertigkeit  zu  versichern,  gern 
in  der  That  erweisen,  und  befehlen  euch  demnach  gn.,  dieses  bei  der 
Handlung,  wenn  mehrg.  Grat  d' Estrades  darauf  bestehen  wird,  also 
zu  beobachten  und  die  Dorstische  Allianz  in  den  wegen  der  Reli- 
gion oder  des  directorii  halber  aufgerichteten  ßecess  mit  einzubringen 
auch  sonsten  versichern,  dass  dieselbe  durchaus  zu  Schmälerung  der 
Rheinischen  nicht  angesehen.  — 


Der  Kurfürst  an  Blaspeil  und  Gopes.     D.  Dessau 
17./[27.]  Juli  1665. 

[An  d'Estrades  zu  machende  Mittheilungen.     Kf.  vermuthet,  daBs  der  Verdacht 
gegen   die  Dorstenscben  Tractaten   von  Holland  ans   eingegeben  ist.     Rechtfer- 
tigung seiner  polniBchen  Politik,  Klage  über  de  Lambree.] 
27.  Juli.         ^^^   d^r   französische  Gesandter   Comte  d'Estrade   mit   £uch 
wegen  der  Dorstischen  Tractaten  conferiret  und  was  der  König  in 


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Der  Widerspruch  Ludwig  XIV.  gegen  die  DefensivalliaDZ.  553 

Frankreich  dlBfals  an  denselben  geschrieben'),  solches  haben  wir 
aus  Eurem  an  unseren  —  Schwerin  abgelassenen  Schreiben')  und  dem 
Euch  coramunicirten  Extract  des  Eönigl.  Schreibens  mit  mehreren, 
zugleich  aber  auch  die  darin  angezogenen  Dinge  mit  höchster  Ver- 
wunderung ersehen.  Gleichwie  wir  nun  niemaln  einige  Intention  ge- 
habt, dem  Könige  in  Frankreich  den  geringsten  Verdruss  zu  ver- 
ursachen, viel  weniger  solche  pacta  einzugehen,  wodurch  die  Rhei- 
nische Alliance  invalidiret  werden  könnte,  also  können  wir  uns 
hierinnen  garnicht  finden,  dass  I.  K.  M.  die  zu  Dorsten  neulich  vor- 
gewesene Tractaten  wider  unsere  bessere  Intention  dahin  deuten 
wollen.  Es  seind  die  Sachen  an  sich  selbst  so  gar  separiret,  dass 
wir  uns  nimmer  einbilden  können,  dass  man  desfals  die  geringste 
Ombrage  nehmen  sollte.  Weil  aber  dasjenige,  was  Ihr  hierauf  vorg. 
d' Estrade  remonstriret,  nicht  vor  gnugsamb  geachtet  worden,  wie- 
wohl wir  nicht  sehen,  was  man  dakegen  mit  Bestand  vorbringen 
könnte,  so  wollen  wir  desfals  selbst  nach  Frankreich  schreiben*)  und 
dem  Könige  die  Sacbe  dergestalt  vorstellen  lassen,  dass  man  uns 
des  Orts  ohne  allen  Zweifel  ausser  Verdacht  lassen  werde.  Inmit- 
telst könnet  Ihr  dem  d' Estrade  anzeigen,  dass  uns  unglaublich  vor- 
käme, dass  dieser  Scrupel  aus  Frankreich  selbst  herkommen  sollte, 
sondern  allem  Vermuten  nach  müsste  derselbe  in  Holland  ent- 
sprungen und  von  denenjenigen  Leuten,  so  uns  gern  von  allen  Freun- 
den und  Verfassungen  entblösset  sehen  wollten,  ihnen  an  die  Hand 
gegeben  worden  sein.  Wir  trügen  aber  zu  ihme  das  beständige  Ver- 
trauen, dass,  so  lange  er  spürete,  dass  wir  mit  seinem  Könige  auf- 
richtige Freundschaft  cultivirten  und  continuirten,  er  uns  nicht  ver- 
denken, viel  weniger  hindern  würde^  wenn  wir  uns  gegen  diejenige, 
so  sich  allerhand  nachdenkliche  und  gefährliche  Beden  gegen  uns 
verlauten  Hessen  und  uns  einen  Verdruss  nach  dem  andern  zufügten, 
auch  in  solche  Postur  setzeten,  dass  wir  uns  von  denenselben  nichts 
zu  befürchten  haben  dürften.  Die  mit  seinem  Könige  aufgerichtete 
Alliance  erforderte  vielmehr,  dass  uns  in  dergleichen  Dingen  die 
Hand  geboten  würde.  —  Dieses  aber  wäre  uns  noch  viel  frömbder 

0  S.  das  Schreiben  Ludwigs  XIV.  au  Estrades  vom  12.  Juni  1665  (M^m. 
d'Kstr.  m  8.  210 ff.). 

^  Tom  2./12.  Mai,  welches  der  Relation  vom  6./16.  Mai  (S.  550)  beigegeben  war. 

')  Ein  Bolcbes  Schreiben  liegt  den  Akten  nicht  bei,  der  Inhalt  desselben 
ergiebt  sich  aus  dem  Schreiben  Lionnes  an  Estrades  vom  30.  August  1665 
(Mem.  d'Estrades  III  S.  :M)7  ff.;. 


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554         8.     VerbaDdlangen  mit  Pfalz -Nenbnrg.     Die  Verträge  su  Dorsten. 

vorkommen,  dass  wir  beBchuldiget  würden,  als  hätten  wir  nebst  Ihrer 
E.  M.  nicht  gleiche  Mesures  in  den  polnischen  Affairen  nehmen 
wollen,  da  doch  weder  Ihre  K.  M.  noch  einige  dero  ministri  ans 
oder  unsren  ministris  nur  einige  Ouvertüre  gethan,  wohin  Ihrer  K.  H. 
Intention  gerichtet,  ausser  dass  verhindert  werden  möchte,  dass  nie- 
mand vom  Hause  Oesterreich  zu  selbiger  Crohn  gelangen  möchte, 
welches  wir  dann  bishero  ganz  ohngeschenet  gethan,  auch  noch  fer- 
ner thun  wollten,  im  Fall  es  die  Noth  erfordern  sollte,  wiewohl,  nach- 
dem vorbesagtes  Haus  Oesterreich  anizo  auf  so  schwachen  Beinen 
stehet,  nicht  zu  vermuthen,  dass  selbiges  hierauf  einige  Reflexion 
oder  Gedanken  haben  sollte.  Im  übrigen  wären  unsere  consilia  al- 
lein dahin  gerichtet,  dass  Friede  und  Einigkeit  in  Polen  erhalten  und 
durch  fernere  innerliche  Unruhe  denen  frömbden  barbarischen  Völ- 
kern die  ThQr  zu  der  Christenheit  nicht  geöffnet  werden  möchte, 
hielten  uns  auch  versichert,  dass  —  Ihrer  K.  M.  ein  solches  nicht 
missfalien  könnte.  —  Solte  auch  derselben  etwas  anders  von  uns 
vorgebracht  werden,  möchten  sie  solches  sicherlich  als  eine  Unwahr- 
heit verwerfen.  An  unserem  Ort  hätten  wir  vielmehr  Ursach  zu 
klagen,  dass  der  französische  Gesandte  de  Lombres  allein  Ursach 
sei,  warumb  uns  die  Stadt  El  hing  bis  auf  gegenwärtige  Stunde  vor- 
enthalten wQrde,  weil  wir  aber  dafür  hielten,  dass  solches  mehr  der 
Königinn  in  Polen  zu  gefallen,  als  auf  seines  Königs  Befehl  gesche- 
hen, Hessen  wir  solches  an  seinem  Ort  und  zu  seiner  Verantwortung 
ausgestellet  sein  und  hofften,  Ihre  E.  M.  würde  dero  itzigen  Gesand- 
ten in  Polen  anbefehlen,  dass  derselbe  in  kraft  der  königl.  vorhin 
beschehenen  Zusage  seine  Negotiation  in  Polen  dahin  richten  sollte, 
damit  uns  die  Stadt  Elbing  ehest  abgetreten  werden  möchte.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster  *).     D. 
Cüln  a.  d.  Spree  4. /[14.]  August  1665. 

[Kf.  wÜDscht  AufBchub  bis  za  seiDer  Ankunft  in  Gleve.] 
14.  Aug.  —  Wie  nun,  so  viel  die  Angelegenheit  des  Westfälischen  Kreises 

betrifft,  wir  gern  gesehen  hätten,  dass  der  Punkt  die  Religion  ange- 
hend von  dem  Vergleich  über  dem  Kreisdirectorio  abgesondert  wor- 
den  wäre,  gestalt  sie  an  sich  selbsten  unterschieden,  also  nachdem 

0  anf  ein  Schreiben  des  Bischofs  vom  24.  Juli,  in  welchem   derselbe  anfe 
neue  anfragt,  ob  Kf.  mit  der  vorgeBchlageoen  Zosammenknnft  einverstanden  sei. 


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Rechtfertigang  des  Kf.  gegen  die  franEÖBischen  Vorwürfe.  555 

jener  wegen  yon  den  Ständen  unseres  Herzogthumbs  Cleve  und 
Grafschaft  Marck  viele  Beschwerungen  eingekommen,  und  wir  ge- 
sinnet sind,  vermittels  göttlicher  Verleihung  uns  mit  ehestem  dorthin 
zu  erheben,  so  werden  Ew.  Ld.  uns  nicht  verdenken,  dass  wir  die 
Sache  bis  dahin  ausgestellt  sein  lassen.  — 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  Cleve  16./[26.]  August  1665. 

[aaf  das  liescript  vom  17./27.  Jali.    Neue  Unterredoog  mit  d'Estrades.] 

Er  hat  am  8.  Aogust  ira  Haag  d'Estrades  den  Inhalt  des  Re-  26.  Aug.. 
Scripts  des  Ef.  vorgetragen  und  fast  zwei  Stunden  lang  darüber  mit  dem- 
selben geredet  Jener  erklärte,  sein  König  habe  die  diesseits  vorgebrachten 
Motive,  wodorch  man  zu  den  Dorstenschen  Tractaten  veranlasst,  erwogen, 
aber  noch  zur  Zeit  keinen  Geschmacic  daran  finden  können,  sie  kämen  ihm 
60  vor,  als  wenn  ihn  einer  bei  einem  Quartanfieber  wollte  glauben  machen, 
dass  dasselbe  zu  seiner  Gesundheit  diente  ^).  Er  hat  darauf  erwidert, 
dieses  Gleichnis  passe  nicht,  Kf.  habe  umständlich  nachweisen  lassen,  dass 
er  bei  den  Dorstenschen  Tractaten  kein  anderes  Absehen  als  auf  die  Con- 
servation  und  Ruhe  seiner  Clevischen  Lande  gehabt  hätte.  Der  Zustand 
dieser  Lande,  dass  fast  alle  considerablen  Städte  und  Oerter  derselben 
mit  Staatischen  Garnisonen  besetzt  seien,  wäre  bekannt,  er  hätte  aber  bis- 
her nicht  gehört,  dass  Frankreich  sich  im  geringsten  habe  angelegen 
sein  lassen,  Kf.  dazu  wiederum  zu  verhelfen,  während  es  sich  doch  K.- 
Cölns  und  Pfalz-Neuburgs  eifrig  angenommen  hätte.  Daher  dürfte 
d'Estrades  sich  nicht  wundern,  dass,  da  andere  sich  unser  so  wenig  an- 
nähmen, wir  selbst  für  uns  sorgten;  er  hoffe,  dass  der  Graf  darauf  seines 
Königs  Interposition  und  Bemühung  bei  dem  Staat  würde  angeboten  haben, 
Weichenfalls  er  weiter  von  demselben  zu  vernehmen  wünschte,  auf  welche 
Weise  solches  geschehen  sollte,  damit  Kf.  des  Effects  gesichert  sein  könnte. 
Jener  ging  aber  diese  Materie  vorbei  und  contestierte  nur,  dass  er  nichts 
höheres  als  gutes  Verständnis  zwischen  seinem  König  und  Kf.  wünschte'). 

0  S.  das  Schreiben  Lionnes  an  Bstrades  vom  24.  Jali  1665  (M6m. 
d'Estrades  III  S.  256)  und  dasjenige  Ludwigs  XIV.  an  Estrades  vom 
29.  Angast  1665  (a.  a.  0.  S.  354). 

^  Das  Schreiben  des  Kf.  ao  d'Estrades  vom  20. /SO.  September  1665 
8.  Urk.  n.  Akt.  II  S.  305.  In  seinem  Dankschreiben  (d.  la  Haye  17.  Novembre 
1665)  beruft  sich  Estrades  darauf,  Blaspeil  könne  ihm  bezeugen:  que  j'ai 
fait  tont  ce  qui  a  depondu  de  moy  pour  porter  M.***  les  Bstats  a  donner  satis- 
faction  Ä  V,  A.  8.  ce  que  je  contioueray  de  faire. 


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Abschnitt   9. 

Der  braunschweig-lüneburgische  Erbfolgestreit. 

1665. 


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Einleitung. 


Der  am  25.  März  1665  erfolgte  Tod  des  Herzogs  Christian  Ludwig 
von  Celle  hat  ganz  unerwartet  den  Aasbrach  eines  Erbfolgestreites  zor 
Folge  gehabt,  yon  dem  es  za  Anfang  schien,  dass  er  mit  Wafifengewalt  aas- 
gefochten  werden  and  dass  er  auch  weitere  Kreise  in  Mitleidenschaft  zie- 
hen werde.  Der  Yater  dieses  Fürsten,  der  im  Jahre  1641  verstorbene  Herzog 
Georg  von  Calenberg,  hatte  in  seinem  Testament^  (20.  März  1641)  be- 
stimmt, dass  ihm  zunächst  dieser  sein  ältester  Sohn  in  dem  Fürstenthum  C  alen- 
b  er  g  nachfolgen,  dass  aber,  wenn  durch  den  Tod  seines  kinderlosen  ßruders, 
des  Herzogs  Friedrich  von  Celle,  aach  dieses  Fürstenthum  seiner  Fami- 
lie anheimfallen  sollte,  die  beiden  Fürstenthümer  nicht  in  einer  Hand 
vereinigt  sondern  auch  ferner  und  für  ewig  getrennt  bleiben,  dass  dieselben 
aber  zunächst  vollständig  gleich  gemacht  und  dass  dann  dem  ältesten  Sohne 
die  Wahl  zustehen  sollte,  welchen  Theil  er  für  sich  nehmen  und  welchen  er  seinem 
nächstältesten  Bruder  überlassen  wollte,  den  anderen  jüngeren  Söhnen  war  eine 
Apanage  ausgesetzt  worden,  welche  von  den  beiden  älteren  Brüdern  gemein- 
sam entrichtet  werden  sollte;  falls  die  eine  der  so  zur  Regierung  gekommenen  Li- 


1)  Abgedruckt Re htm eyer,BraQD8chweig-LäDeburgi8cheChroDikIIIS.1653ff. 
Vgl.  Köcher  IS.  16  nod  390  f.,  der  aber  irrthümlich  behauptet,  der  Fall,  dass 
nach  vollzogener  Schlichtaog  aod  Option  einer  der  beiden  alsdann  regierenden 
Herren  kinderlos  sterben  könnte,  sei  in  dem  Testament  nicht  vorgesehen.  §  18 
desselben  lantet:  „Wurde  es  sich  auch  begeben,  dass  von  anser  obgesezter  massen 
regierender  Söhne  Linien  eine  oder  die  andere  nach  Gottes  ohnänderlichen  Willen 
über  kurz  oder  lang  ohne  mannliche  Erben  ausgehen  und  also  denn  mannliche 
Erben  von  unserm  tertio  vel  quartogenito  übrig  sein  würden,  af  dem  Fal  sol  das 
also  eröfnete  Furstenthumb  gar  nicht  getheilet  werden  nnd  zwarten  der  über- 
bleibenden regierenden  Linie  die  optio  von  denen  also  eröfneten  und  vorhin  ge- 
habten Fürstenthumben  nnd  Landen  freystehen,  das  nicht  optirte  aber  zuforderst 
af  die  vom  tertiogenito  noch  vorhandene  and  so  fürderst  fallen.^ 


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560  ^'    ^^^  braanschweig-lnDeburgische  Erbfolgestreit. 

Dien  aussterben  sollte,  so  sollte  die  des  nächstfolgeDden  Braders  heran kommeii, 
doch  sollte  dann  wieder  dem  in  dem  aaderea  Fürstenthum  regierendeo 
Herzoge  die  Wahl  zwischen  den  beiden  Fürsten thumern  zustehen.  Dem 
gemäss  war  0  schon  im  Jahre  1645  eine  Kommission  behnfs  Herstellnng  der 
Gleichheit  zwischen  den  beiden  Theilen  zusammengetreten,  die  von  dieser  ge- 
troffene Uebereinkanft,  welche  sich  freilich  nachher  als  eine  wenig  gerechte,  für 
den  Galenbergischen  Theil  sehr  nachtheilige  erwies,  wurde  von  den  beiden 
ältesten  Brüdern  Christian  Ludwig  und  Oeorg  Wilhelm  angenommen 
und  samt  dem  väterlichen  Testament  durch  den  Recess  vom  10.  Juni  1646 >) 
feierlich  bestätigt,  und  als  dann  am  24.  October  1648  Herzog  Friedrich  starb, 
wurde  die  Nachfolgefrage  ohne  Schwierigkeiten  erledigt,  der  älteste  Sohn 
Christian  Ludwig  wählte  für  sich  den  reicheren  coUischen  Tbeil 
und  Georg  Wilhelm  trat  dfe  Regierung  in  Calenberg  an.  Nachdem 
beide  sich  auch  über  die  den  beiden  jüngeren  Brüdern  Johann  Frie- 
drich und  Ernst  Augu^st  zu  zahlende  Apanage  verglichen,  hatten  auch 
diese  letzteren  im  Jahre  1649')  das  väterliche  Testament  und  jenen  Erb- 
vergleich von  1646,  doch  mit  dem  Vorbehalt^),  dass  die  Frage  wegen  des 
Optionsrechtes  bei  künftigen  Erbfällen  durch  spätere  Vereinbarung  erledigt 
werden  sollte,  feierlich  bestätigt.  Der  dritte  Bruder  Johann  Friedrich 
war  dann ')  zum  grossen  Nf issfallen  seiner  Angehörigen  auf  einer  Reise 
nach  Italien  1651  zum  katholischen  Glauben  übergetreten,  war  aber  1652 
in  die  Heimath  zurückgekehrt  und  hatte  sich  endlich  nach  mannichfaehea 
Streitigkeiten  mit  seinen  Brüdern  verständigt,  durch  den  Recess  vom  7.  Ja- 
nuar 1654^  hatte  er  aufs  neue  das  väterliche  Testament  und  die  Erbver- 
träge von  1646  und  1649  anerkannt,  wogegen  Christian  Ludwig  ihm,  so- 
lange er  sich  im  Auslande  aufhalten  würde,  eine  Erhöhung  seiner  Apanage 
zugesagt  hatte.  Er  hatte  dann  meist  im  Auslande  gelebt,  Verhandlungen, 
welche  er  wegen  seiner  Vermählung  mit  seinen  Brüdern  angeknüpft  hatte, 
waren  ebenso  resoltatlos  geblieben  wie  Versuche  geistliche  Pfründen  zu 
erhalten,  und  er  fühlte  sich  um  so  mehr  zurückgesetzt,  als  dem  jüngsten 
Bruder  Ernst  August,  welcher  es  übernahm,  an  Stelle  Georg  Wilhelms 
die  ursprünglich  mit  diesem  verlobte  pfälzische  Prinzessin  Sophie  zu  hei- 
rathen,  die  Vermählung  (1658)  gestattet  wurde  und  derselbe  dann  im 
Jahre  1662  nach  dem  Tode  des  bisherigen  katholischen  Bischofs  von  Osna- 
brück auf  Grund  der  Bestimmungen  des  Westfälischen  Friedens  in  diesem 

0  S.  Köcher  I  S.  17. 

2)  Rehtmeyer  III  S.  1665ff.,  irrig  giebt  Köcher  I  S.  18  an,  dass  sich  in 
demselben  ein  Vorbehalt  wegen  des  künftigen  OptioDsrecüteB  finde. 

')  Formnla  juramenti  (16.  Februar  1649)  im  Vaterländischen  Archiv  des  his- 
torischen Vereins  für  Niedersachsen.    Jahrgang  1839  S.  75. 

*)  «Jedoch  mit  diesem  ausdrücklichen  Vorbehalt,  das  der  Pnnct  der  zweiten 
und  ferneren  Option  zwischen  den  Furatenthümbern  Zelle  and  Calenberg  hiermit 
nicht  gemeint,  sondern  zu  fernerer  Abhandlang  ausgesetzet  sein  solle''. 

')  S.  Köcher  1  S.  352 ff. 

«)  Kocher  I  S.  379f. 


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fiioleitUDg.  561 

Förfitenthnm  znr  Regierang  kam.  Ende  1664*)  erkrankte  Christian  Lud- 
w  ig  so  schwer,  dass  sein  baldiges  Ableben  in  Aassicht  stand.  Da  er  kin- 
derlos war,  so  kam  die  Nachfolge  in  seinem  Fürstenthum  einem  seiner 
beiden  nächstältesten  Brüder  zn,  wem  von  diesen  aber,  stand  nicht  fest,  da 
in  dem  Testamente  des  Vaters  allerdings  auch  in  diesem  Falle  dem  älteren 
Bruder  das  Optionsrecht  zugesprochen  war,  in  dem  Recesse  von  1649  aber 
die  Frage,  ob  and  wie  dieses  Recht  wieder  zur  Anwendung  kommen  sollte, 
weiterer  Yereinbarnng  vorbehalten,  eine  solche  aber  nicht  erfolgt  war.  Natür- 
lich gedachte  Georg  Wilhelm  jetzt  die  Regierang  in  dem  grösseren  und 
reicheren  Fürstenthum  Celle  anzutreten,  in  seiner  leichtsinnigen  Weise  aber 
unterliess  er  es  nicht  nur  sich  mit  Johann  Friedrich  über  diese  Frage  zu 
verständigen,  sondern  er  wartete  nicht  einmal  in  der  Heimath  den  Tod  des 
Bruders  ab ,  vielmehr  reiste  er  nach  dem  Haag  und  hinterliess  nur  seinen 
Ministern  eine  Anweisung  an  die  cellischen  Minister,  nach  dem  Tode 
Christian  Ludwigs  für  ihn  von  dem  Fürstenthum  desselben  Besitz  zu 
ergreifen.  Diese  Sorglosigkeit  desselben  wusste  Johann  Friedrich  in 
geschickter  Weise  auszunutzen.  Auch  er  hatte  sich  auf  Reisen  begeben, 
kehrte  aber  auf  die  Nachricht,  dass  Christian  Ludwig  im  Sterben  liege, 
rechtzeitig  nach  Celle  zurück,  wusste  dort  im  voraus  die  Officiere  und 
Minister  für  sich  zu  gewinnen  und  nahm,  als  derselbe  am  25.  März  1665 
starb,  ohne  Widerstand  zu  finden  und  ohne  sich  um  die  Proteste  der  nach 
Celle  gekommenen  Minister  seines  noch  immer  abwesenden  Bruders  zu 
kümmern,  von  der  Residenz  und  dann  von  dem  ganzen  Fürstenthame  Be- 
sitz. Georg  Wilhelm,  der  erst  am  2.  April  in  Hannover  eintraf,  fand  so 
die  vollendete  Thatsache  vor,  war  aber  keineswegs  gewillt,  sich  derselben 
zu  fügen,  sondern  entschlossen,  das  ihm,  wie  er  überzeugt  war,  zustehende 
Optionsrecht  im  Nothfall  mit  Gewalt  durchzuführen  und  für  den  ihm  von 
seinem  Bruder  angethanenen  Schimpf  Rache  zu  nehmen.  £r  traf  eiligst 
Rüstungen  und  suchte  Bundesgenossen,  als  Mitglied  der  Rheinischen  Allianz 
nahm  er  die  Hülfe  der  anderen  Mitglieder  derselben  in  Anspruch,  vor  allem 
rechnete  er  auf  die  Unterstützung  des  brandenburgischen  Kurfürsten 
und  forderte  diesen,  der  gerade  damals  im  Begriff  war  3),  der  Rheinischen 
Allianz  beizutreten,  ebenfalls  auf  Grund  derselben  zur  Hülfeleistung  auf. 

Die  nachfolgenden  Akten,  denen  auch  einige  im  Hannoverschen  Staats- 
archive befindlichen  Stücke  eingereiht  sind,  veranschaulichen')  die  Rolle, 
welche  Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  in  diesem  firbfolgestreite  gespielt 
hat.  Die  Sympathieen  desselben  haben  durchaus  der  Sache  Georg  Wil- 
helms angehört;  mit  dem  verstorbenen  Christian  Ludwig  war  er,  ob- 
wohl sie  beide  in  ihrer  Politik  abweichende  Wege  eingeschlagen  hatten, 
persönlich   befreundet^)  gewesen,    dem   Convertiten  Johann   Friedrich 

0  S.  für  das  Folgende  die  sehr  aasfährliche  Darstellung  KöchersIS.  889 ff. 
»)  8.  oben  S.  437  ff 

^  Schon  Pufeodorf  hat  (IX  §  79.  80  S.  623 f.)  einen  AnszQg  aas  den  Akten 
mitgetheilt,  Droysen  III  3  8.  73 ft.  diese  Angelegenheit  kurz  berührt 

*)  S.  die  spötti sehen  Bemerkungen  der  Herzogin  Sophie  darüber  in  ihren 

Mater,  s.- Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XI  36 


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562  9-    l)0r  brauDSchweig-laDeburgische  Brbfolgestreit. 

brachte  er  das  gröBste  Misstraaen  entgegen,  um  ihn  aas  Norddeatschland 
za  entfernen  und  anschädlich  zu  machen,  hatte  er  früher  dessen  Bemühnngen 
am  die  Erwerbung  geistlicher  Pfründen^),  anch  den  Plan^  ihm  die  polnische 
Krone  za  verschaffen*),  begünstigt,  auf  das  schärfste  hat  er  den  jetzt  70d 
demselben  ausgeführten  Staatsstreich,  ?on  dem  er,  freilich,  wie  es  scheint'), 
mit  Unrecht,  voraassetzte,  dass  er  von  langer  Hand  her  im  Einverständnis 
mit  anderen  katholischen  Fürsten  geplant  sei,  und  das  in  seinen  Augen 
hochverrätherische  Verhalten  der  cellischen  Minister  verurtheilt.  Trotzdem 
hat  er  von  vorne  herein  and  je  mehr  er  sich  überzeugte,  dass  im  Falle 
es  zu  einem  gewaltsamen  Conflict  käme,  Johann  Friedrich  wenigstens 
an  einem  Theil  der  katholischen  Reichsstände  einen  Rfickhalt  haben  würde, 
den  Ausbruch  eines  solchen  Gonflicts  zu  verhüten  und  eine  gütliche  Ver- 
einbarung zwischen  den  beiden  Brüdern  herbeizuführen  gesucht.  Daher 
bat  er  statt  der  von  Georg  Wilhelm  begehrten  militärischen  Hülfe  zu- 
nächst nur  seine  Vermittelnng  angeboten  und  hat  durch  den  zu  diesem 
Zweck  entsendeten  Friedrich  v.  Jena  auf  das  eifrigste  die  dasselbe 
Ziel  verfolgenden  Bemühungen  der  anderen  Angehörigen  des  braunschwei- 
gischen  Fürstenhaases ,  des  alten  Herzogs  August  von  Wolffenbüttel 
und  des  jüngsten  Bruders  Ernst  August  von  Osnabrück  unterstützen 
lassen.  Er  hat,  als  Johann  Friedrich  die  ursprünglich  auch  von  ihm 
befürwortete  Forderung  Georg  Wilhelms,  denselben  zunächst  zum  Mit- 
besitz des  cellischen  Fürstenthuras  zuzulassen,  hartnäckig  zurückwies,  da- 
gegen sich  zu  Verhandlungen  über  eine  neue  wirkliche  Ausgleichung  der 
beiden  Fürstenthümer  bereit  erklärte,  in  Hannover  zur  Nachgiebigkeit,  znm 
Fallenlassen  des  Optionsrechtes  und  jener  Forderung  gemahnt,  und  er  hat 
durch  die  unparteiische  Haltung,  welche  sowohl  er  als  auch  sein  Bevoll- 
mächtigter zeigte,  allmählich  das  anfängliche  Misstrauen  Johann  Frie- 
drichs überwunden.  Wenn  die  schliessliche  Vereinbarung  doch  ohne 
seine  Mitwirkung,  dadurch,  dass  anter  dem  Einflüsse  des  Grafen  Wal  deck 
die  beiden  fürstlichen  Brüder  sich  über  die  Köpfe  der  Vermittler  hinweg 
untereinander  verständigten,  erfolgt  ist,  so  hat  wenigstens  das  Ergeb- 
nis derselben  seinen  Wünschen  entsprochen,  und  er  wird  die  glückliche 
Beendigung  dieses  Zwistes  um  so  freudiger  begrüsst  haben,  als  gerade 
damals  das  kriegerische  Auftreten  des  Bischofs  von  Münster  neae  Wirren 
und  Gefahren  für  Norddeutschland  in  Aussicht  stellte. 


Briefen  vom  12./22.  Januar  und  31.  October/lO.  November  1661    (Bodemann 
S.  40,  47). 

1)  S.  oben  S.  231. 

^  8.  unten  die  Relation  L.  Müllers  vom  5./15.  April  1665. 

>)  S.  Köcher  I  8.393. 


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Herzog  Johann  Friedrich  von  Braunschweig-Lüneburg  an 
den  Kurfürsten.     D.  Zell  31.  März/[10.  April]  1665. 

[Aoseige  seiDes  BegieruDgaantrittes.] 

Er  hat  dem  Kf.  darch  ein  Schreiben  vom  16./26.  März  >)  den  Tod  seioes  10.  April. 
Braders,  des  Herzogs  Christian  Ludwig  angezeigt,  er  ersucht  denselben 
nun,  nachdem  er  die  Regierung  in  den  von  seinem  Bruder  ihm  rechtmässig 
angefallenen  Landen  angetreten  hat,  um  Fortsetzung  der  bisher  mit  diesem 
unterhaltenen  Freundschaft  ^. 


Lorenz  Müller*)  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braun- 
schweig-Lüneburg.    D.  Berlin  5./[15].  April  1665. 
(Hannov.  Archiv.) 
[ResolntioD  des  Kf.  auf  sein  AnbriDgeo.] 

—  finde  alhie  sowohl  bei  Herrn  als  ministris,   dass   das  Werk  16. April. 
überallemassen  apprehendiret  werde,  und  tesmoigniret  jedermännig- 


0  Dasselbe  ist  nicht  in  den  Akten  erhalten;  Herzog  Christian  Ludwig 
war  am  15./2Ö.  März  gestorben. 

^  In  einem  weiteren  v Schreiben  (d.  Zell  6./[16.]  April  1665)  zeigt  derselbe 
dem  Kf.  an,  nachdem  er  von  den  ihm  rechtlich  zugekommenen  Fürstenthümem 
Gelle  und  Grubenhagen  und  den  Grafschaften  Hoya  ond  Diepholz  die  Hul- 
digung empfangen  und  vollständig  Besitz  ergriffen,  habe  er  seinem  beim  Reichstag 
zu  Regensburg  anwesenden  Rath  Otto  Johann  Witte  Vollmacht  ertheilt,  die  ihm 
f6r  diese  Fürstenthümer  zustehende  Session  einzunehmen  nnd  die  yota  dafür  ab- 
zulegen,  er  ersucht  den  Kf.  seine  Gesandten  in  Regensbnrg  anzuweisen,  den- 
selben dabei  zu  unterstutzen. 

*)  Hofrath  Herzog  Georg  Wilhelms,  welchen  dieser,  der  erst  am  23.  Mars/ 
2.  April  von  Holland  nach  Hannover  zurückgekehrt  war,  unverzüglich  beauftragte, 
sich  zum  Kf.  und  dann  nach  Schweden  und  Dänemark  zu  begeben,  um  diese 
Mächte  für  seine  Sache  zu  gewinnen.  In  seiner  Instruktion  (d.  Hannover  24.  März/ 
[3.  April]  1665)  wird  derselbe  beauftragt,  in  Berlin  zunächst  den  Oberpräsidenten 

86* 


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564  d.    Der  brannschweig-IüoebargiBche  Erbfolgestreit. 

lieh  Compassion  mit  Ew.  D.  jetzigem  Zustande.  Ihr  Churf.  D.  haben 
mir  zur  Resolution  geben  lassen,  dass,  ob  es  gleich  zur  Zeit  mit  Ihrer 
Eintretung  in  die  AUiantz  nicht  zu  völligen  Ende,  sollte  Sie  doch 
solches  nicht  hindern  Ew.  F.  D.  alle  mögliche  Willfährigkeit  zu  er- 
weisen, und  wan  es  nach  der  Affection,  so  Sie  Ew.  D.  zutrfigen, 
gehen  sollte,  würden  Sie  sofort  Ordre  geben,  dass  Ihre  Leute  also- 
bald  marchiren  und  Ew.  D.  Assistenz  leisten  sollten.  Sie  hielten 
aber  davor,  die  Liebe,  so  Ew.  D.  zu  ihren  Unterthanen  trüge,   und 

y.  SchweriD  aod  aDdere  vorDehme  miDistri  aufzusacbea,  dann  bei  dem  Kf.  Aik 
dieoE  za  erbitten  und  deneelbeD  za  ersachen,  dem  Herzog  Georg  Wilhelm  auf 
Omod  der  BheiniBcheD  Allianz  mit  dem  daplam  seines  Contingents  gegen  Herzog 
Johann  Friedrich  Hälfe  zu  leisten,  dessen  Snche  den  Konigen  von  Frankreich 
and  Schweden  and  anderen  Beichsstanden  zn  recommendteren  und  durch  seine 
Gesandten   in  Regensbnrg  dort  für  denselben  wirken  zu  lassen.     Wenn  Kf. 
sich  statt  dessen  nur  zur  Vermittelang  erbieten  und  dieses  nicht  als  casus  foederis 
anerkennen  sollte,  so  soll  (*r  zwar  die  Vermittelung  nicht  aasschlageo,  aber  re- 
monstrieren, dass  bei  dem  Verhalten  Herzog  Johann  Friedrichs  keine  Aassicht 
sei,  durch  diese  alleio  das  Werk  zu  heben,  und  nachweisen,   dass  dieser  Fall 
sich  allerdings  auf  die  Allianz  qualificieren  lasse.    Sollte  er  aber  damit  nicht 
durchdringen,  so  soll  er  es  dahin  zu  bringen  suchen,  dass  Kf.  dem  Herzoge  aosser 
der  Allianz  mit  möglichst  vielen  Truppen  assistiere,  und  wenn  auch  dieses  nicht 
zu  erreichen  sei,  dass  derselbe   1000  M.  z.  Fass  und  600  z.  Pf.    und   auch   den 
Generallieutenant  v.  d.  Goltz  vorläufig  in  seinen  Dienst  treten  lasse;    falls  Kf. 
sich  auch  daraaf  nicht  einlassen  wolle,   dass  derselbe  sich  wenigstens  in  dieser 
Sache  neatral  halte,  seinen  Bruder  nicht  unterstütze  und  auch  die  anderen  Mit- 
glieder der  Allianz  zn  gleichem  Verhalten  bestimme.     In  einer  aasführlichen  an 
die  Hannoverschen  Geheimenräthe  gerichteten  Relation  über  seinen  Berliner  Auf- 
enthalt  (d.  Stettin  8./[18.]    April    1665)    berichtet    Müller,    dass    er   Sonntag 
2./12.  April  dort  angekommen   sei,  am  folgenden  Vormittage  Aadienx  beim  Kf, 
und  am  Nachmittage  eine  Gonferenz  mit  den  von  diesem  deputierten  Schwerin 
und  Canstein  gehalten,   darauf  am  4./14.  Vormittags  aufs  neue  zum  Kf.  be- 
schieden sei,  der  unmittelbar  darauf  abgereist  sei,  und  dass  ihm  am  Nachmittage 
durch   Schwerin    und   Canstein    dessen    Resolution    mitgetheilt   worden   sei, 
wonach  derselbe  bereit  sei,  wenn  der  Vermittlungsversuch,   zu  dem  Jena  nach 
Celle  geschickt  werden  solle,  vergeblich  sei,  dem  Herzoge  kraft  der  Allianz  zu 
assistieren,  die  Coromunication  mit  den  anderen  Alliierten  solle  auch  erfolgen, 
doch  dürfe  auch  der  Kaiser  nicht  abergangen  werden,  auch  die  Gesandten  in  Re- 
gensbnrg sollten  Befehl  erhalten,   dort  die  Gesandten  des  Herzogs  zu  unter- 
stützen.   Mit  Generallientenant   Goltz  hätte  Kf.  selbst  geredet,    derselbe  sei 
nicht  abgeneigt,   sich  von  dem  Herzoge  gebrauchen  zn  lassen;  Kf.  liesse  den 
Herzog  um    zwei  Dinge  bitten,    1)  um  Mitwirkung  zur  Beseitigung  der  Hinder- 
nisse,  welche  einem  guten  Einvernehmen  aller  Evangelischen  entgegenstanden, 
namentlich  des  gehässigen  Auftretens  der  Lutherischen  gegen  die  Reformierten, 
2)  um  Beilegung  der  Mindischen  Grenzstreitigkeiten.    Vgl.  über  Müllerb  Sen- 
dung Kocher  I  S.408f. 


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Relation  L.  Müllers.  565 

andere  Reipecten  mehr  würden  Sie  dabin  bewegen,  die  gdtlicbe  Inter- 
Position  S.  Cburf.  D.  vorher  gehen  zu  lassen,  zumahlen  eine  praeci- 
pitante  Ruptur  dem  Hauptwerke  mehr  schädlich  als  Torträglich  sein 
würde.  Wollten  dahero  sofort  Ihrem  Geheimbten  Raht  und  Cantzler 
zu  Ilalberstadt,  Herrn  Jena,  Ordre  zuschicken,  nach  Zelle  zu  gehen, 
daselbst  Herrn  Hertzog  Johann  Friederich  F.  D.  dero  ungewöhn- 
liche Bezeigung  und  die  darauf  vermuthende  Weitläufigkeit  aufs  be- 
weglichste zu  repraesentiren,  zu  Verstattung  des  compossessorii  Sie 
anzuerinnern  und  dahin  zu  bewegen,  gewissen  Scheidtsleuten,  zu 
welchen  beide  Theile  ein  Vertrauen  haben  möchten,  dieser  Sachen 
Entscheidung  zu  untergeben,  dabei  er  ausdrücklich  anzeigen  soll,  dass, 
wan  S.  F.  D.  sich  nicht  bequemen  wollten,  Ihr  Churf.  D.  nicht 
unterlassen  könnte,  kraft  eingetretener  Älliance  Ew.  F.  D.  wttrklich 
zu  assistiren  und  gegen  die  verübte  Gewalt  zu  helfen.  Ich  erinnerte 
dabei,  ob  nicht  vorher  eine  Gommunication  von  Hannover  aus  mit 
Herrn  Jena,  ehe  er  nach  Zelle  ginge,  geschehen  könnte,  welches 
angenommen  worden.  Auch  wollten  Ihr  Churf.  D.  sofort  an  dero 
mit  Alliirte  schreiben  und  dieses  Werk  recommendiren.  Soviel  die 
auswärtigen  Kronen  aber  betreffe,  hielten  Sie  davor,  dass  der  Eeyserl. 
Hof  zu  prämittiren,  wohin  sie  dieses  Werk  auch  wollten  Ihres  Ortes 
gelangen  lassen,  Frankreich  möchte  jener  Partei  vielleicht  mehr 
zugethan  sein.  Ich  berichtete  darauf,  wie  Ew.  D.  es  schon  an  den 
Eeyser  gelangen  lassen,  auch  Ihrem  Gesandten  zu  Regensburg 
Ordre  gegeben,  nacher  Wien  zu  gehen,  desgleichen  würden  auch 
Ew.  D.  an  beide  Kronen  eine  Abschickung  thun,  bäte,  Ihr  Churf. 
D.  möchten  solches  secundiren  helfen,  druf  mir  geantwortet  ward, 
wan  Ew.  D.  solches  weiter  begehren  würden,  würde  man  sich  dessen 
nicht  entziehen.  Auch  wollen  Ihr  Churf.  D.  dero  Gesandten  zu  Re- 
gensburg Ordre  geben,  Ew.  D.  Gesandten  daselbst  zu  assistiren 
und  zu  wehren  helfen,  dass  Herrn  Hertzog  Johann  Friederichs 
F.  D.  so  weinig  ad  sessionem  et  votum  bei  Reichsconventen,  als  in 
der  AUiantz  admittirt  würde,  ehe  und  bevor  diese  Sache  verglichen. 
Wollten  im  übrigen  Ew.  F.  D.  zu  dem,  was  immer  den  Reichsconsti- 
tutionen  gemäss  zu  gute  geschehen  könnte,  sich  erboten  haben,  Ihre 
Truppen  im  Halberstädtischen  und  Mindischen  sollten  fertig 
stehen  und,  im  Fall  die  Güte  nicht  zureichen  wollte,  alle  Stunde  zu 
roarchiren  parat  sein.  — 


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566  ^)-    ^^^  braaDschweig-lünebargisohe  Erbfolgestreit. 

Derselbe  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig- 

Lüneburg.     D.  Berlin  5./[15].  April  1665. 

(Hannov.  Archiv.) 

[Günstige  Stimmuog  des  Kf;   v.  d.  Qolts;   AeasseraDgen  des  Kf.  über  die  Cel- 
lischen Minister  nnd  nber  seine  frnhere  Absicht,  Herzog  Johann  Friedrich  die 
polnische  Krone  zn  verschaffen.] 

15.  April.  Gleich  diesen  Moment  komm  ich  von  der  letzten  Conference, 
werden  also  Ew.  D.  mir  die  Eilfertigkeit  zu  Gnaden  halten.  Ich 
kann  nicht  genug  rühmen,  wie  der  Chur fürst  eine  gute  Inclination 
tesmoigniret.  Goltzen  ^)  hat  er  selber  in  den  Geheimen  Rath  holen 
lassen  und  ihm  vorgehalten,  ob  er  Belieben  h&tte,  zu  Ew.  D.  ad  In- 
terim zu  gehen.  Er  ist  hie  in  grosser  estime,  ist  selber  bei  mir  ge- 
wesen und  willig,  halte  —  daftir,  Ew.  D.  thftten  wohl,  wenn  Sie  den 
Mann  sofort  zu  sich  kommen  liessen,  anderergestalt  würde  es  hie 
übel  aufgenommen  werden,  wann  man  das  Werk  mit  ihm  sitzen 
liesse.  Er  könnte  künftig  hie  viel  gutes  thun  und  durch  ihn  wären 
E.  D.  allezeit  des  Ghurf.  versichert.  Jena  ist  gut  hannoverisch  gewesen, 
ehe  ich  kommen  bin,  ist  vorgestern  nach  Halberstat  gangen,  dieser 
Mann  ist  auch  zu  mesnagiren.  Sonst  wftren  an  hiesige  minislros 
schon  Schreiben  von  Zellischen  ministris  angekommen,  aber  ietzo 
sollen  sie  nicht  mehr  schaden.  I.  Ghf.  D.  detestirten  die  Gonduite 
der  Ministren  zu  Zelle.  Als  ich  gestern  allein  bei  ihr,  kam  Gan- 
stein  *),  Sie  zur  Tafel  zu  holen,  da  rief  diesem  der  Ghurfttrst  und 
sagete,  die  ministri  haben  zu  viele  gethan,  müssen  gestrafet  werden, 
hohe  Bäume  würden  dazu  nöthig  sein.  Sie  hielten  das  Werk  lang 
abgemessen  zu  sein.  Von  Ihr  wäre  hergekommen,  was  von  der  Pol- 
nischen Grone  Herrn  Hertzog  Joh.  Friederich  vorgewesen*),  und 
darumb  geschehen,  einen  Gatholischen  aus  dem  Greise  weg  zu  bringen^ 
hätte  auch  Hoffnung  gehabt  durch  Ihre  Freunde  in  Polen  hierin  zu 


0  Joachim  Rüdiger  v.  d.  Goltz,  Generallientenant ,  Gonvemenr  von 
Berlin  und  Chef  des  in  Pommern  stehenden  Infanterieregiments,  s.  über  den- 
selben Urk.  n.  Akt.  IX  8.200,  Hirsch,  Die  Armee  des  Grossen  Karfärsten 
S.  234.  238. 

^  Raban  ▼.  Canstein,  Geheimerrath,  seit  1655  Amtskammerpräsident,  seit 
1660  auch  Oberhofmarschall,  s.  Isaacsohn,  Gesch.  des  preussischen  Beamten- 
thams  n  8.  122  f. 

*)  8.  aber  diesen  Plan,  Herzog  Johann  Friedrich  die  polnische  Krone 
zu  verschaffen,  die  Briefe  der  Herzogin  8ophie  von  Hannover  an  den  Kur- 
fürsten Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  vom  Ö./15.  August  und  6./ 16.  September 
1660  (Bo  de  mann  S.  34.  36). 


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Relation  L.  MällerB.  567 

reussiren  —  als  aber  Oladebeck')  neulich  gesaget,  die  HH.  Brüder 
hielten  es  nicht  vor  rathsam,  hätte  der  Ghurf&rst  es  wieder  abge- 
schrieben. Er  möchte  wohl  wissen,  ob  Ew.  D.  solche  Meinung  ge- 
habt, hielte  davor,  es  hätte  ja  dem  Hause  nicht  schaden  können, 
jetzo  aber  glaubete  er,  Gladebeck  hätte  es  nur  vor  sich  so  gesaget, 
und  die  ietzige  Comedie  schon  im  Kopf  gehabt.  — 

Der  ChurfQrst  sagete  öffentlich  ttber  Tafel  en  presance  de  la  Prin- 
cesse  Elisabeth'),  solche  Händel  mttssten  in  Teutschland  nicht  auf- 
kommen, dass  die  Jüngern  Brüder  die  altern  ausdrungen.  Glade- 
beck ist  vor  diesem  hie  in  sehr  guten  Credit  gewesen,  aber  nun  redet 
man  schlecht  von  ihm').  — 


Der  Kurflirst  an  Friedrich  v.  Jena.     D.  Cöln 

8./[18.]  April  1665. 

[Kf.    hat  die  ihm  von  Herzog  Georg  Wilhelm  angetragene  Vermittelnng  über- 
nommen, Jena  soll  nach  Celle  gehen,  Herzog  Johann  Friedrich  za  gütlicher  Bei- 
legang des  Streites  zu  bewegen  Buchen.] 

Herzog  Georg  Wilhelm  zu  Braunschweig  und  Lüneburg  hatlS.April. 
jüngst  seinen  Hofrsth  Müller  an  Ef.  geschickt,  sich  über  seines  Bruders 
Procedor  im  Herzogthum  Lüneburg  Zellischen  Antheils  beschwert,  des  Ef. 
Intcriposition  in  dieser  Streitigkeit  requiriert  und,  wofern  Herzog  Johann 
Friedrich  sich  zu  keinem  billigen  und  gütlichen  Vergleich  bewegen 
lasse,  ihn  um  Hülfe  in  kraft  der  Rheinischen  Allianz  ersucht.  Kf.  fürchtet, 
diese  Sache  könnte  höchst  gefährliche  motus  veranlassen,  hat  es  daher  für 
nöthig  erachtet,  sich  derselben  anzunehmen  und  das  Feuer  in  der  Asche 
dämpfen  zu  helfen,  er  trägt  daher  Jena  auf;  mit  dem  förderlichsten  sich 
nach  Zell  zu  verfügen,  bei  Herzog  Johann  Friedrich  um  Audienz  zu 
bitten,  demselben  zunächst  Condolenz  abzustatten  und  ihm  zu  erklären, 
Kf.  Hesse  ihn  warnen,  seinerseits  zu  diesen  brüderlichen  Streitigkeiten  keine 

0  S.  oben  S.  48. 

*)  Elisabeth,  Tochter  des  Kurfürsten  Friedrich  V.  von  der  Pfalz,  seit 
1667  Aebtissin  von  Herford;  s.  üher  ihren  damaligen  Aufenthalt  am  Berliner 
Hofe  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  22.  April  1665  (Bodemann  S.  58) 
und  über  die  einflussreiche  Rolle,  welche  sie  dort  spielte,  den  Brief  derselben 
vom  30.  Mai  1G67  (8.  119). 

*)  In  seiner  Reltftion  aus  Stettin  vom  8./18.  April  1665  bemerkt-Mülier,  Kf. 
hätte  ihm  viel  von  seinen  Bauten  und  Baumeistern  erzählt  und  dabei  zu  ver- 
stehen gegeben,  er  mochte  gern  den  Baumeister  des  Herzogs,  Lorenzo  Be- 
dogni  (s.  Horric  de  Beaucaire,  Eleonore  d'Olbreuze  übers,  von  Qrote  8.44) 
zu  Rathe  ziehen,  er  räth,  diesen  Wunsch  zu  erfüllen. 


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568  ^'     ^^^  braaDBchweig-lünebars^ische  Erbfolgestreit. 

Veranlassung  zn  geben,  sondern  sich  vielmehr  zn  einem  billigen  güäichen 
Vergleich  zu  verstehen;  Kf.  getraue  sich,  Herzog  Georg  Wilhelm  zu 
gleichmässigen  friedlichen  Gedanken  zu  disponieren,  und  wolle  sich  gern 
interponendo  dieser  Sache  annehmen. 

Kf.  wollte  zwar  sich  nicht  unterfangen,  einiges  Vorurtheil  in  der  Sache 
zu  fällen  und  dem  Herzog  zur  Schmälerung  seines  Successiousrechtes  zu 
rathen;  nachdem  er  aber  änsserlich  vernommen,  ^derselbe  wolle  seinen  Bru- 
der von  der  Erbschaft  des  verstorbenen  Bruders  gänzlich  aussehliesseu, 
müsste  er  dafür  halten,  dass,  wenn  er  darauf  bestände,  sein  älterer  Bruder 
grosse  Ursache  sich  zu  beschweren  hätte;  jedenfalls  sei  Herzog  Georg 
Wilhelms  als  des  älteren  Recht  nicht  schlechter  und  geringer  als  das  sei- 
nige.  Kf.  ersuche  ihn  daher,  seinen  älteren  Bruder  nicht  so  schimpflich 
und  schlechter  Dinge  abzuweisen ,  sondern  ihm  zum  wenigsten  die  compos- 
sessionem  oder  simultanea  possessionis  jura  so  lange  zu  gestatten,  bis  durch 
gütlichen  Vergleich  der  Streit  beigelegt  sein  würde.  Wenn  man  das  von 
beiden  Brüdern  ratificierte  testamentum  paternum  consideriere  und  aus  dem- 
selben dieser  Streit  entschieden  werden  sollte,  sei  Herzog  GeorgWilhelm 
die  Option  unter  den  beiden  Fürstenthümern  zu  lassen,  wenigstens  würde 
derselbe  nicht  deterioris  conditionis  in  hac  successione  als  der  jüngste 
Bruder  sein  und  es  alsdann  zu  einer  Ezaequation  gerathen  müssen.  Was 
Kf.  sonst  dieses  Werkes  halber  an  einige  der  Alliierten  (denn  an  Frank- 
reich und  Schweden  etwas  hiervon  zu  bringen, erachte  er  noch  zur  Zeit  nicht 
rathsam)  gelangen  lassen,  wird  Jena  aus  dem  Beischluss  erfahren,  er  soll  Her- 
zog Georg  Wilhelm  nicht  allein  von  dieser  ihm  aufgetragenen  Commission 
Nachricht  geben,  sondern  ihm  auch,  was  er  zu  Zell  ausgerichtet  und  wohin 
man  sich  daselbst  erklärt,  vertraulich  berichten  und  denselben  der  treuen  Affec- 
tion  versichern,  welche  Kf.  ihm  als  einem  evangelischen  und  mit  ihm  alliierten 
Fürsten  auch  in  der  That  allemal  zu  erweisen  nicht  unterlassen  würde; 
da  mit  dem  Hannoverschen  Abgesandten  die  Abrede  genommen  ist,  Jena 
solle  nicht  eher  nach  Zell  reisen,  bevor  ihm  aus  Hannover  Nachricht  des- 
wegen zugekommen,  so  soll  er  sich  danach  richten.  Wenn  sich  die  ver- 
wittibte  Herzogin^)  bei  dem  Herzog  befinde,  soll  er  ihr  in  des  Kf.  Namen 
condolieren,  er  soll  auch  Herzog  August')  fon  dieser  Commission  Nachricht 
geben ,  bei  Gelegenheit  dessen  Sentimente  zu  vernehmen  geflissen  sei  n  und 
ihn  versichern,  Kf.  suche  bei  dieser  ganzen  Sache  nur  seine  treue  Affection 
für  das  Haus  Braunschweig  zu  erweisen  und  alles  in  Ruhe  und  Frieden 
zu  erhalten.  Die  zu  der  Reise  erforderlichen  Kosten  soll  Jena  vorläufig 
vorschiessen. 


*}  Dorothea,  Tochter  des  Herzogs  Philipp  von   Holstein,   die  spätere 
zweite  Gemahlin  des  Kf. 

^  von  Wolffenbüttel,  s.  über  deaselbeD  Köcher  I  S.  MSS. 


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InstraktioD  für  Jena.     VerhaDdlungen  mit  den  Rhein.  Alliierten.  '      569 

Der  Kurfürst  an  den  schwedischen  Reichsfeldherrn  Grafen 
Wrangel.     D.  Cöln  10./ [20.]  April  1665. 

[Anzeige,  dass  er  die  Interposition  in  dem  braunschweigischen  Successionastreit 
übernommen,  Anfrage  wegen  der  Abeichten  Schwedens  in  dieser  Sache.] 

£r  hat,  um  den  durch  den  braunschweigischen  Successionsstreit  zu  be-  20.  April- 
fürchtenden  Unruhen  zuvorzukommen,  einen  seiner  Geheimen  Räthe  nach  Zell 
geschickt  und  seine  Interposition  zu  gütlicher  Handlung  angeboten.  Da  er 
aber  zweifelt,  ob  dieselbe  angenommen  werden  wird,  und  da  es  scheint, 
nls  ob  Herzog  Johann  Friedrich  auf  die  von  der  Regiernng,  Soldatesque, 
Bedienten  und  Unterthanen  versprochene  Treu  und  Gehorsam,  auch  viel- 
leicht auf  auswärtige  katholische  Hülfe  sich  verlassend,  sich  bei  der  ganzen 
Succession  mit  Macht  zu  maintenieren  suchen  und  nicht  einmal  eine  Ezä- 
quation  zu  admittieren  geneigt  sei,  so  ersucht  er  W.  ihn  seine  Meinung 
von  diesem  negotio  und  wohin  die  Krone  Schweden  ziele,  wissen  zu  lassen, 
damit  er  seine  mesures  danach  nehmen  könne  *). 


Der  Kurfürst  an  K.Mainz,  K.Cöln,  Bischof  von  Münster, 

Pfalz-Neuburg  und  Hessen-Cassel.    D.  Cöln 

12./[22.]  April  1665. 

[AufTordernng  zur  Meinungsänssernng  in  betreff  des  braanBchweigischen 
Succesfiionsstreitea.] 

£f.  hat  die  Vermittelung  zwischen  den  Herzogen  Georg  Wilhelm 22. April, 
und  Johann  Friedrich  versucht,  weiss  nicht,  ob  er  seinen  Zweck  er- 
reichen wird,  will  auch  die  Rechte  beider  Theile  dahingestellt  sein  lassen, 
da  man  aber  auf  jeden  Fall  auf  Mittel  sinnen  müsse,  im  Reiche  Frieden  und 
Rnhe  zu  erhalten,  und  da  Herzog  Georg  Wilhelm  Hülfe  vermöge  der 
Allianz  requirieren  könnte,  so  bittet  er,  ihm  ihre  Gedanken  in  dieser  Sache 
anzugeben,  wie  Thätlichkeiten  zwischen  beiden  Brüdern  zu  verhüten  seien, 
und  ob  sie  es  nicht  der  Billigkeit  gemäss  fänden,  dass  Herzog  Johann 
Friedrich  ermahnt  werde,  billige  Temperamente  anzunehmen  und  seinen 
älteren  Bruder  nicht  ganz  zu  excludieren,  sondern  wenigstens  vorläufig  zur 
Compossession  zuzulassen^. 


1}  Wrangel  erwidert  daranf  (d.  Wolgast  20./[30.]  April  1665),  er  habe  dnrch 
Möller  Nachricht  von  der  Sache  erhalten,  wünsche  gutliche  Beilegang  der- 
selben, was  sein  König  dabei  thun  werde,  darüber  erwarte  er  erst  Nachricht. 

*)  Darauf  antwortet  zuerst  Eurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  (d.  Mainz 
27.  April  1665),  da  Herzog  Georg  Wilhelm  im  Besitz  des  Fürstenthnms  Galen  - 
berg  sich  befinde  und  nur  die  Frage  sei,  ob  demselben  jetzt  die  Option  am 
Fürstenthum  Celle  gebühre,  so  werde  keine  Compossession,  sondern  nur  güt- 
liche Interposition  nothig  sein,  die  beiden  Fürstenthümer  würden  nur  ezäqaurt, 


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570  9-    ^or  braaDBchweig-lüoebargiscbe  Erbfolgestreit. 

Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck ^)  an  den  Kurfürsten. 
D.  Hannover  17./[27.]  April  1665. 

[Stand  der  Dinge,  Erklarangen  der  beiden  Herzoge] 

27.  April.  Die  Liebe  zu  Beruhigung  meines  Vaterlandes  hat  mich  hieher 
bewogen.  Ich  befinde,  dass  die  Sorge  nichts  zu  bekommen  Herzog 
Johanns  Friedrichs  —  Vornehmen  erstes  Fundament  ist,  ob  aber 
ihre  den  grossen  Vorzug  in  dem  Einkommen  zu  behaupten  zustehe, 
werden  E.  Chf.  D.  durch  dero  hohe  Autorität  naohtrttcklich  ein  und 
anderen  Ortes  nach  eingenommenem  Bericht  der  Gebühr  nach  ein- 
richten lassen  können.  Herzog  Georg  Wilhelm  wollen  E.  Chf.  D. 
Einrathen  nach  in  allem  verfahren,  —  Herzog  Johann  Friedrich 
haben  sich  erkläret,  sowohl  in  puncto  offensionis  als  satisfactionis  das 
Interesse  betreffend  Ihre  Herrn  Brüdern  ein  Genügen  zu  thun,  ob 
aber  solches  Ihrer  Meinung  nach  oder  wie  es  billig  ist  geschehen 
werde,  solches  lehret  die  Zeit,  unterdes  hab  ich  an  beiden  Orten  die 
Versprechung  erhalten,  dass  alle  Thätlichkeit  eingestellet  bleiben  soll, 


and  wem  die  Option  daran  gebuhrOi  durch  gütliche  Mittel  oder  anf  dem  RechtB- 
wege  entflcbieden  werden  müssen.  Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg 
schlägt  (d.  Grimlinghansen  2.  Mai  1665)  vor,  beide  Bruder  mochten  bei  den 
Tbeilen,  welche  sie  in  Besitz  haben,  bleiben  and  nur  eine  Adäquation  derselben 
vorgenommen  werden,  Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  (d.  St 
Ludgersburg  1.  Mai  1665)  und  die  Landgräfin  Sophie  von  Hessen  (d.  Cassel 
20./[80.]  April  1665)  rathen  nur  im  allgemeinen  zu  gütlicher  Beilegang  des 
Streites,  Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Co  In  erklärt  (d.  Bonn  3.  Augast 
1665),  da  es  sich  nicht,  wie  dem  Kf.  vorgebracht  zu  sein  scheine,  am  Theilnng 
der  Lande  Herzog  Christian  Ludwigs,  sondern  um  die  Option,  ob  solche 
Georg  Wilhelm  noch  einmal  zustehe,  handle  and  die  Peräquation  beider  Für- 
stenthamer  schon  früher  geschehen  sei,  so  hoffe  er,  die  Sache  werde  sich  bald 
gütlich  oder  durch  kurze  austrSgliche  Wege  beilegen  lassen.  Kf.  hat  darauf  noch 
einmal  an  K.Mainz  (d.  Cöln  26.  April/6.  Mai)  und  an  K.Cöln  (2./12.  Mai)  ge- 
schrieben, er  halte  das  von  ihm  vorgeschlagene  Temperament  der  Compossession 
nicht  nur  für  billig,  sondern  auch  zur  Beförderung  des  gütlichen  Vergleichs  für 
zuträglich ,  eine  Bzäquation  sei  keineswegs  geschehen ,  vielmehr  sei  der 
Cellesche  Theil  weit  besser  als  Calenberg,  er  bittet,  sie  auf  Herzog  Jo- 
hann Friedrich  dabin  einzuwirken,  dass  dieser  seinem  Bruder  Satisfaction 
gebe  und  sich  zu  einem  billigen  Vergleiche  verstehe. 

')  S.  ober  dessen  Antheii  an  diesen  Ereignissen  v.  Rauchbar,  Leben  und 
Thaten  des  Fürsten  Georg  Friedrich  von  Waldeck,  herausg.  von  Curtse  I 
S.  230  f.  nnd  die  Briefe  der  Herzogin  Sophie  vom  10.  Juni  und  30.  August  1665 
(Bodemann  S.  89.93). 


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YermittelDde  Thätigkeit  Waldecks.    Relation  JenaU.  571 

bis  anderer  und  sonderlich  E.  Chf.  D.  Bath  ein  anders  mit  sich  führen 
wird  *).  — 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Zelle 
29.  April/[8.  Mai]  1665. 

[Verhandlnngeu  in  Hannover  and  Gelle,  Hoffnang  auf  gütliche  Beilegung 

des  Streites] 

£r  ist  Sonnabend  den  22.  April /l.  Mai  abgereist,  Montag  früh  in  8.  Mai. 
Hannover^  angekommen  und  hat  an  demselben  Tage  Audienz  bei  Her- 
zog Georg  Wilhelm  gehabt.  Derselbe  beschwerte  sich  auf  das  höchste 
über  seinen  Bruder,  bethenerte  aber,  dass  er  die  Sache  gern  womöglich  in 
der  Güte  wolle  beilegen  lassen  und  dass  er  dem  folgen  wolle,  was  Kf.  ihm 
rathen  werde.  Der  Herzog  Hess  ihm  nach  der  Tafel  durch  zwei  seiner 
Räthe  weitere  Information  in  der  Snccessionssache  geben.  Er  versprach 
denselben,  nach  Kräften  auf  das  beste  zu  negotiieren,  wenn  ihm  nur  nicht 
die  zu  Braun  schweig  bereits  angetretene  Mediation')  im  Wege  stehen 
würde.  Nachher  hat  der  Herzog  noch  einmal  mit  ihm  geredet,  anch  hat 
er  Gelegenheit  erhalten,  mit  dem  Bischof  von  Osnabrück  zu  reden, 
beide  erklärten  sich  mit  seiner  Commission,  die  Interposition  anzubieten  und 
auf  das  compossessorium  zu  dringen,  einverstanden.  Dienstag  gegen  Abend 
ist  er  danu  nach  Celle  gekommen,  Mittwoch  früh  hat  er  sein  Creditiv 
überreichen  lassen,  ist  aber  den  Tag  nicht  zur  Audienz  gekommen,  weil 
der  Herzog  sich  angeblich  nicht  wohl  befand,  in  Wirklichkeit,  weil  alle  Ge- 
heime Räthe  in  Braunschweig  waren  und  man  erwartet  hatte,  dass  er 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cöln  24.  April/[4.  Mai]  1665),  er  hoflfe,  dass  ebenso 
wie  er  selbst  anch  der  Graf  sich  bemühen  werde,  zwischen  den  beiden  Brüdern 
Versöhnung  zu  stiften. 

>)  V.  Hazthausen  schreibt  an  L.  Müller  (d.  Hannover  14. /[24.]  April 
1665):  «Von  £. Brandenburg  ist  der  Ganzler  Jena  anhero  geschickt  worden 
und  hat  nach  eingenommener  mündlicher  Information  nicht  nur  Interposition, 
sondern  auch  in  eventum,  da  die  Gute  nicht  verfangen  sollte,  Assistence  ver- 
sprochen. Bei  Ronig  in  Frankreich  haben  auch  gute  Verrichtung  die  dahin 
Abgeordnete  gehabt."  (Hannov.  Archiv.) 

*)  Nachdem  Herzog  Johann  Friedrich  die  von  dem  jüngsten  Bruder 
Ernst  August  und  dem  Herzoge  August  von  Wolffenbnttel  angebotene 
Vermittelung  angenommen  hatte,  hatten  seit  dem  17./27.  April  zu  Braunschweig 
Verhandlungen  wegen  einer  gfltlichen  Beilegung  der  Streitigkeiten  zwischen  den 
Ministern  der  verschiedenen  Tbeile  begonnen ,  welche  aber  fruchtlos  endeten, 
B.  Köcher  I  S.406f.412ff. 


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572  9-    I>C'r  braunschweig-läoeburgiache  Brbfolgestreit. 

über  Braonscbweig  kommen  werde,  docb  war  schon  y.  Gladebeck>)  ver- 
schrieben.     Derselbe  stellte   sich  auch  Mittwoch  zeitig  ein,   Jena  disca- 
tierte  mit  ihm  und  benahm  ihm  die  Meinung,  als  habe  Kf.  sich  für  Herzog 
Georg  Wilhelm  erklärt  und  demselben  wirkliche  Assistenz  yersprochen. 
Donnerstag  gegen   Mittag   wurde   er   zur   Audienz   bei   Herzog   Johann 
Friedrich   geholt    und    stellte   demselben    die   gefährlichen   Folgen    der 
Sache  vor.    Der  Herzog  erwiderte  darauf  und  führte  dabei  seine  faoda- 
menta  und  jura  nach  der  Ordnung  so  gut  und  förmlich  an,  als  es  nur  Ton 
einem  der  Ministri  hätte  geschehen  können.    Er  erklärte,  er  hätte  Alles    für 
Gottes  sonderbare  Schickung  zu  achten,  dass,  da  er  keinen  einzigen  Men- 
schen auf  der  Welt  gehabt,  mit  dem  er  die  Sache  hätte  überlegen  können, 
dennoch  das  ganze  Land  ihn  so  willig  und  gern  angenommen  hätte.    Er  be- 
hauptete die  Gerechtigkeit  seiner  Forderung  wegen  des  jus  optionis,  erklärte 
aber,  wenn  von  beiden  Seiten  vorgeschlagene  Unparteiische  befinden  wurden, 
dass  sie  nicht  begründet  sei,  so  wolle  er  nachgeben;  er  walle  sein  Wort 
geben,  da^^s  er  nimmermehr  auswärtige  oder  andere  Assistenz  suchen  oder 
etwas  mit  Gewalt  anfangen  wolle,  wenn  nur  auch  sein  Bruder  desgleichen 
thun  werde,  sonst  werde  er  sich  wehren,  so  gut  er  könne.    Auf  die  angebo- 
tene  Interposition  und   das  begehrte  compossessorinm  erklärte  er  sowohl 
selbst  als   auch  durch  v.  Gl  ad  eb eck,  er  wolle  die   Interposition  des  Kf. 
annehmen,  wenn  sein  Bruder  zu  Hannover  und  der  Bischof  zu  Osnabrück, 
sowie  Herzog  August  in  W  olffenbüttel  damit  gleichfalls  zufrieden  wären 
und  die  Mediation  dadurch  nicht  gestört  würde.    Sollte  die  Mediation   zu 
Braunschweig  erfolglos  enden  und  Kf.  dann  mit  Zustimmung  seines  Bru- 
ders nebst  andern,  die  sich  dazu  erboten,  darunter  auch  der  König  von  Däne- 
mark, die  Yermittelung  übernehmen  wollen,   so  werde  es  ihm   angenehm 
sein.    Was  die  Compossession  anbeträfe,  so  könnte  er  jetzt,  wo  die  Sache 
in  der  Mediation  zu  Braunschweig  sei,  sich  nicht  weiter  erklären. 

Ew.  Chf.  D.  kann  ich  sonst  wohl  gewiss  yersichern,  dass  man 
an  diesem  Ort  die  Güte  der  Weiterung  vorziehen  und,  so  viel  ich  aus 
Ihro  Durchl.  Discursen  abnehmen  können,  wohl  etwas  thun  würden, 
dass  aber  das  jus  optionis  oder  die  Wiederabtretung  des  occupirten 
Herzogthums  durch  gütliche  Traktaten  zu  erhalten,  muss  ich  —  billig 
zweifeln.  Gott  gebe,  dass  diese  Sache  beigelegt  wird,  sonst  dürfte 
daraus  ein  grosses  Feuer  und  heftiger  Krieg  entstehen,  weil  die  Pa- 
pisten diesen  Herrn  nicht  lassen  werden,  ich  merke  auch  wohl,  dass 
zwischen  Pfalz-Neuburg  und  Ihro  Durchl.  gutes  Verständnis.  —  Soviel 
die  hiesige  Werbung  —  belanget,  so  halte  ich  dafür,  man  werde  den 
Herrn  General  Majeur  Weyer  —  suchen  an  sich  zu  ziehen,  — jetzo 


')  Ueber  die  Rolle,  welche  Gladebeck  in  diesem  Erbfolgestreite  gespielt 
hat,  8.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  22.  April  1665  (Bodeman  S.  87) 
uud  Köcher  1  S.  39ö. 


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RelatioDeD  Jeoa'e.  573 

Stehet  er  annoch  in  des  Kreises  Dienst.  6  Compagnien  z.  Pf.  haben 
albereit  gestanden  und  darzu  wirbet  der  Obriste  Owen  er  noch  8  Com- 
pagnien —  H.  Christian  Ludwigs  Fürstl.  D.  —  haben  in  denen 
Guarnisonen  18  Compagnien  z.  F.,  jede  zu  200  Mann,  gelassen,  diese 
18  Compagnien  werden  — jedwede  auf  100  Mann  verstärket  und  ver- 
meinet man  auf  allen  Fall  diese  aus  denen  Festungen  zu  nehmen  und 
dagegen  Ausschuss  hineinzulegen.  Sie  meinen  auch,  wan  kein  tertius 
darzu  käme,  mit  Hannover  wohl  zurecht  zu  kommen.  Des  hiesigen 
Landes  Affection  hat  der  Herr,  wären  aber')  Ihre  D.  Herzog  Georg 
Wilhelm  persönlich  im  Lande  gewesen  und  hätten  vor  ihrem  Inter- 
esse wie  dero  Herr  Bruder  fdr  dem  seinigen  vigiliret,  so  glaube  ich 
gewiss,  Ihre  D.  wäre  vor  Dero  Herrn  Bruder  zu  der  Possession  dieses 
Landes  gekommen. 

J.  will  nan  nach  Hanno  ver  zurückreiseDi  dann,  wenn  Herzog  Georg 
Wilhelm  damit  zafrieden  ist,  nach  Braanschweig  gehen  and  entweder, 
falls  er  admittiert  wird,  dort  so  viel  thun  als  er  kann,  oder  sich  wenigstens 
dort  genauer  informieren.  Jetzt  wird  das  Gerücht  verbreitet,  Kf.  hätte  4  Regi- 
menrer  für  Herzog  Georg  Wilhelm  beordert.  Der  Herzog  hat  einen  vom 
AdeP)  nach  Dänemark  geschickt,  der,  wenn  es  der  dortige  König  gut  befindet, 
auch  nach  Schweden  gehen  soll,  man  will  auch  wissen ,  dass  das  Ver- 
trauen zwischen  Dänemark  und  Schweden  zunehme  und  dass  zwischen 
dem  König  in  Schweden  und  der  jüngeren  Princessin  eine  Heirath,  auch 
sonst  nähere  Intelligenz  negotiiert  werde. 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten. 
D,  Hannover  2./[12.]  Mai  1665. 

[Die  Verhandiaogen  in  Braanschweig,  Bericht  Harenbergs.   HoffDUDgeo  anf  den  KT.] 

Er  ist  29.  April/ 8.  Mai  nach  Hannover  zurückgekehrt,  gedachte  12.  Mai. 
eigentlich  am  30.  wieder  abzureisen,  Herzog  Georg  Wilhelm  aber  bat 
ihn,  seine  Reise  nach  Braunschweig  etwas  einzustellen,  da  am  30.  seine 
Räthe  von  dort  und  dann  auch  die  Wolfenbütteischen,  die  nach  Zelle  ge< 
reist  wären,  hieher  kommen  würden.  Die  am  30./ 9.  ankommenden  Räthe 
berichteten  von  dem  Stand  der  Verhandlungen')  ganz  anders,  als  J.  in 
Zelle  berichtet  worden  ist,  sie  hätten  nicht  gemerkt,   dass  die  Zellischen 

*)  QaoB  ähnlich  artheilt  die  Herzogin  Sophie  in  einem  Brief  an  den  Kar- 
färsten  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  vom'22.  April  1665  (Bodemann  S.  86f.) 
und  in  ihren  Memoiren  (herausg.  von  Kocher  S.  88). 

^  Den  Schatzrath  Sporcke  s.  Köcher  I  S.  407. 

';  8.  Kocher  I  8.  412ff. 


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574  d-    l)or  brauDschweig-lüoebargische  Erbfolgeatreit 

in  pnncto  juris  optioDis  ond  compossesgioms  etwas  remitüeiti  nachdem  aber 
die  Adäqaation  in  Vorschlag  gekommen,  hätte  man  sich,  um  InstroktioD 
zu  erhalten,  hieherbegeben.  Am  l./ll.  Mai  kam  der  Wolfenbütteische 
Statthalter  Harenberg  von  Zelle  her,  er  hat  loco  resolutionis  nichts 
anderes  erhalten  als  J.  und  hat  ?ermerkt,  dass  Herzog  Johann  Friedrich 
den  Ef.  schwerlich^  als  Yermitttler  annehmen  werde').  J.  will  heute  nach 
Brannschweig  reisen,  um  zu  yernehmen,  wie  man  sich  namentlich  in 
pnncto  mediationis  erklären  werde. 

Die  HH.  Bftthe  gedachten  auch  gegen  mir  in  discursu,  daas  auf 
Ghursachsen  nomehro  kein  Stat  mehr  zu  machen,  und  dass  keine 
Hoffnung  der  Besserung.  Man  hätte  vor  diesem  Ghursachsen  pro 
patrono  et  protectore  der  Evangelischen  gehalten  und  respectiret,  Ew. 
GhurfÜrsÜiche  D.  würden  es  über  sich  nehmen  mttssen,  weil  abson- 
derlich, jetzo  wohl  nöthig  schiene,  dass  man  sich  in  Acht  nehme.  — 


Der  Kurfürst  an  den  schwedischen  Reichsfeldherrn  Grafen 
Wrangel.     D.  Oöln  3. /[  13.]  Mai  1665. 

[Parteilichkeit  der  katholischen  Beichsst&ode  fSr  Herzog  Johann  Friedrich.] 

13.  Mai.  —  Erwarte  mit  Verlangen  der  Eron  Schweden  Sentimenten 
und  Intention  wegen  des  Braunschweigischen  Successionsstreites  zu 
yernehmen  —  denn  meines  Erachtens  die  Sache  von  nicht  geringer 
Gonsequenz  ist  und  versiret  insonderheit  des  Evangelischen  Wesens 
Interesse  und  Wohlfarth  hierunter  zum  höchsteUf  denn  die  Römisch 
Gatholische  St&nde  Herzog  Johann  Friedrichs  Ld.  gross  gleich  und 
recht  geben  und  nicht  dafür  halten  wollen,  dass  Herzog  Georg 
Wilhelms  Ld.  zu  klagen  befugt  sei,  wie  ich  solches  aus  denen  von 
Ghur  Mainz  und  Göln  wie  auch  Pfalzneuburg  LLdd.  [und  des 
Bischofs  zu  Münster  an  mich  in  dieser  Materie  abgelassenen  Ant- 
wortschreiben ')  merklich  wahrgenommen.  — 


^}  8.  den  Brief  der  HerEOgin  Sophie  vom  14.  Mai  1665  (BodemannS. 
>}  S.  oben  8.569 f. 


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Relationen  Jena's.  575 

Friedrich  v.  Jena*)  an  den  Kurfürsten. 
D.  Braunschweig  13./[23].  Mai  1665. 

[Die  K.Colnische  MediatioD.     VerhaDdlangen  mit  beiden  Parteien.] 

Nachdem  man  Yon  Zellischer  Seite  der  E.CöInischen  Mediation')  und  23.  Mai. 
deren  Oblation  versichert  gewesen,  hat  ihm  am'8./[18.]  Abends  der  Zellische 
Geh.  Rath  Dietrich  angezeigt,  dass  sein  Herr  nunmehr  des  Kf.  Media- 
tion pure  annehme,  am  9./ [19.]  ist  dann  unyermnthet  der  Geh.  Rath 
y.  Oelss')  znm  Ef.  gereist.  Nachdem  sich  seine  ünpässlicbkeit  inzwischen 
gebessert,  hat  er  am  10. /20.  die  Mediation  wirklich  angetreten,  und  in  seiner 
Wohnnng  hat  die  erste  Zusammenkunft  stattgefunden.  Die  dort  von  den 
Calenbergischen  abgegebene  Erklärung,  Herzog  G e o r  g  Wilhelm  werde 
sich  seines  juris  senii  nicht  begeben,  wolle  aber  die  Adäquation  zugeben, 
Herzog  Johann  Friedrich  möchte  die  ganzen  Fürstenthümer  quoad 
proventus  camerales,  Festungen  und  andere  Pertinentien  und  Gommoditäten 
in  gleiche  Theiie  theilen,  wozu  er  die  Calenbergischen  Amts-  und  Kammer- 
rechnungen herausgeben  wolle,  dann  wollte  er  zwischen  diesen  die  ihm 
zustehende  Option  verrichten,  haben  sie  dann  am  Nachmittag  den  Zelli- 
schen  mitgetheilt,  von  ihnen  aber  keine  sofortige  Antwort  darauf  erhalten, 
weil  sie  erklärten,  sich  darüber  besprechen  zu  müssen.  Am  folgenden  Tage 
machten  diese  den  einzelnen  Mediatoren  die  Anzeige,  dass  E.Cöln  seine 
Mediation  gleichfalls  angeboten ,  dass  ein  Abgesandter  desselben  schon  in 
Hannover  angekommen  sei,  dass  Herzog  Johann  Friedrich  dessen 
Mediation  angenommen  habe  und  ho£fe,  auch  Ef.  werde  dieselbe  zulasssen. 
J.  hat  erklärt ,  darüber  Ordre  des  Ef.  abwarten  zu  müssen,  wenn  das  Haus 
Braunschweig  diese  Mediation  acceptieren  wolle,  so  sollte  durch  ihn  die 
Handlung  mcht  verzögert  werden,  er  müsste  aber  daran  erinnern,  dass  Herzog 
Johann  Friedrich  des  Ef.  Mediation,  obwohl  das  ganze  Haus  Braun- 
schweig  dieselbe  ohne  weiteres  angenommen,  bis  zuletzt  difficultiert  hätte, 
er  mahnte  zugleich,  die  Gegenerklärung  nicht  länger  zu  verzögern.  Nach- 
mittag 3  Uhr  erfolgte  dieselbe  auch,  ihr  Hauptinhalt  war,  sie  könnten  das  jus 
primogeniturae  seu  senii  und  das  jus  optionis  Herzog  Oeorg  Wilhelm 
nicht  zugestehen,  ratione  adaequationis  aber  erboten  sie  sich,  dass  utrimque 
die  Amts-  und  Eammerrechnungen  vorgenommen  und  daraus  die  Gleichheit 
gemacht  werde.    Da  die  Calenbergischen  in   ihrer  Proposition  die  Gleichheit 


^)  Jena  hatte  am  6./i6.  Mai  aas  Braunschweig  gemeldet,  er  sei  dort  am 
2./12.  Mai  angekommeo,  aber  gleich  am  folgenden  Tage  erkrankt,  so  dass  er 
Doch  jetzt  das  Bett  hüten  mässte.  Während  die  Herzoge  Anguet,  Qeorg 
Wilhelm  und  Ernat  Aagnst  die  Vermittelang  des  Kf.  angenommen  hätten, 
sei  von  den  Gellischen  eine  Erklärung  darüber  noch  nicht  zu  erlangen  ge- 
wesen, daher  weigerten  sich  die  Hannoverschen,  bis  eine  solche  erfolgt  sei, 
in  den  Yerhandlungen  fortzufahren. 

^  S.  Köcher  I  S.  416. 

>)  Friedrich  Casimir  v.  Eltz,  s.  unten  S.  576. 


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576  9«     Der  brauQSchweig-lüDebQrgiscbe  firbfolgestreit. 

aach  anf  die  FestoDgen  and  andere  commoditates  prätendiert,  babeo  sie  den 
Zelliscben  solches  und  auf  allen  Fall  etwas  wegen  der  Assecuration  und 
einer  Ouarantie  eröflfnet,  jene  erklärten  aber  nur,  man  möchte  .zuerst  die 
camerales  proventns  vornehmen,  hernach  wollten  sie  sich  auch  wegen  der 
Festungen  u.  s.  w.  erklären,  nnd  wenn  man  mit  diesen  Sachen  so  geschwinde 
nicht  fertig  werden  könnte,  wollten  sie  auch  wegen  der  begehrten  Assecn- 
ration  handeln.  Beide  Theile  reisen  jetat  zu  ihren  Prlncipalen,  am  weitere 
Instruktion  zu  holen.  Auch  J.  bittet  um  solche;  da  ferner  vorgeschlagcD 
isf,  wenn  die  Adäquation  sich  zu  lange  verFchleppte,  sollte  Herzog  Job ann 
Friedrich  eine  Festung  und  einige  Aemter  loco  assecurationis  in  eines  tertii 
Hände  geben  und  alle  Mediatoren  sollten  die  Garantie  dafür,  dass  was 
▼erglichen  auch  wirklich  ausgeführt  werde,  versprechen,  so  bittet  er  uro 
Vollmacht  des  Kf.,  die  Garantie  zu  versprechen. 

S.  Churfl.  Durchl.  gnädigste  Resolution  gegen  den  Abge- 
ordneten V.  EltzeO-     D.  Cölu  16./[26.]  Mai  1665. 

[Kf  will  sich  weiter  bemüben,  einen  friedlichen  Ausgleich  sastande  eq  bringen.] 

26.  Mai.  Der  Abgeordnete  hat  bei    der  Audienz   mündlich   und   dann    auch    in 

seiner  schriftlichen  Proposition  erklärt,  Herzog  Johann  Friedrich  ge- 
denke sich  in  der  ergriffenen  Possession  des  Fürstenthnms  Zelle  zu  erhalten« 
nehme  aber  die  von  Kf.  angebotene  Interposition  an  nnd  ersuche  Kf.,  seinen 
Bruder,  Herzog  Georg  Wilhelm  dahin  zu  disponieren,  keine  Thätlich- 
keiten  anzuwenden,  sondern  alles  anf  gütliche  Verhandlungen  ankommen 
zu  lassen,  und  demselben  auf  alle  Fälle  keine  Assistenz,  Vorschub  und 
Hülfe  leisten  zu  wollen.  Kf.  wiederholt  darauf  seine  schon  durch  v.  Jena 
abgegebene  Erklärung,  dass  er  nur  um  der  Ruhe  nnd  Wohlfahrt  des  Rei- 
ches und  des  Bestens  der  Brüder  nnd  ihrer  Lande  willen  seine  Vermittelung 
angeboten,  da  Herzog  Johann  Friedrich  sich  jetzt  ebenso,  wie  sein 
Bruder  schon  vorher  gethan,  zur  Annahme  derselben  erklärt  und  sich  da- 
neben zu  Erhaltung  von  Frieden  nnd  Ruhe  begierig  bezeugt  hat,  so  will 
Kf.  V.  Jena  anbefehlen,  sich  bei  den  Traktaten  einzufinden  und  sich  za 
bemüben,  dieselben  zum  Schluss  zu  bringen.  Kf.  hofft,  der  Herzog  werde 
sich  dabei  nach  aller  raison  und  dergestalt  bezeigen,  dass  der  heilsame 
Zweck  erreicht  werde  und  also  sein  Bruder  keine  Ursache  haben  möge, 
sich  um  Hülfeleistnng  zu  bewerben. 

Der  Kurfürst  an  Friedrich  v.  Jena.     ü.  Cöln 
17./[27.]  Mai  1665. 

[Er  soll  die  Peräqnation  befordern.    Die  E.Gölnisohe  Vermittelnng.] 

27.  Mai.         —  Sollte  man  hannoyeriscber  Seite  zu  Beförderung  des  Friedens 

das  jus  optionis  fahren  lassen  und  sich  mit  der  Peraequation,  wohin 

^)  Ueber  dessen  Sendung  an  den  Kf.  vgl.  Kocher  I  8.415 f. 


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V.  Eltz  in  Berlin.    Vermittelnde  Thätigkeit  Waldecks.  577 

man  dann  auch  unsers  Ermessens  zielet,  vergnügen  wollen,  solchen- 
falls hättet  Ihr  dieselbe  omnibus  modis  und  zwar  dergestalt  zu  be- 
fördern^ dass  dabei  nicht  bloss  und  einzig  die  Cameraleinkommen, 
sondern  auch  die  commoditas  et  securitas  Status  —  in  gebührende 
Consideration  gezogen  und  die  Peraequation  darnach  eingerichtet 
werden  möge.  Bei  Admission  der  Ghur-Gölnischen  Direction  haben 
wir  zwar  kein  Bedenken,  wenn  die  andern  interessirte  principales 
und  mediatores  damit  einig  sein,  Ihr  habt  aber  wohlgethan,  dass  Ihr 
denen  Zellischen  einige  Empfindlichkeit  bezeiget,  dass  sie  Ghur-Gölns 
Ld.  ganz  pure  et  simpliciter  angenommen,  unserentwegen  aber  soviel 
Difficult&ten  und  Wesens  gemacht.  — 


Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck*)  an  den  Kurfürsten. 
D.  Hannover  19./[29.]  Mai  1665. 

[Glucklicher  Erfolg  seiner  VermiUeloDg.] 

Ewer  GhurfQrstl.  Dchl.  gnädigsten  Befehl  gemäss  hab  ich  mich  29.  Mai. 
bemühet  zu  einem  gewünschten  Accommodement  der  beiden  Herzoge 
Yon  Braunschweig  —  ein  Fundament  zu  legen  und  das  Werk  zu  Ew. 
Ghurf.  Dchl.  höchstvernttnftigen  judicio  zu  bringen  mich  beflissen. 
Nachdemmahlen  es  numehr  zu  solchem  Stand  stehet'),  dass  Ew. 
Ghurf.  Dchl.  alles  nach  dero  gstem  Gutfinden  dirigiren  und  nach  dero 
Belieben  dem  Werk  den  Ausschlag  in  allem  jetzo  geben  können,  als 
werde  mich  ehest  von  hinnen  begeben.  — 


0  üeber  die  yermittelode  Thätigkeit  desselben  s.  v.  Rauchbar  ed.  Cartse 
I  8.  230f.,  Kocher  I  S.  411  f. 417. 

^  Darch  Wal  deck  8  BemohangeD  bei  beiden  Herzogen  selbst  war  es  am 
18./28.  Mai  zum  Abschlnss  eines  sogenannten  Aasecarationsrecesses  gekommen, 
nach  welchem  vorlänfig  die  Festang  Eimbeck  den  Herzogen  August  und 
Ernst  August  übergeben  und,  bis  die  Traktaten  zu  einem  glücklichen  Ab- 
schlnss gekommen  seien,  von  den  Trappen  derselben  besetzt  gehalten  werden 
sollte.  Sollten  sich  diese  zerschlagen,  so  sollten  K.051n  und  K.Branden- 
bürg  entscheiden,  welcher  der  beiden  Brüder  die  Schuld  daran  trage,  falls 
Georg  Wilhelm,  so  sollte  die  Festung  an  Johann  Friedrich  zurückge- 
geben werden,  falls  dieser,  so  sollta  sie  bis  zur  Verständigung  von  jenen  besetzt 
bleiben,  s.  Köcher  I  S.  417. 

Mater,  s.  Gesch.  d.  O.  KarfurHteii.    XI.  37 


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578  d*    ^^f  braiiDSchweig-laDebttrgische  firbfolgestreit. 

Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Braunschweig 
27.  Mai/[6.  Juni]  1665. 

[Die  KammerrechDODgen  sind  glncklicb  aasgeiiefert  worden,  weitere  zo  über- 
wiDdeDde  Schwierigkeiten.] 
6.  Juni.  Die  E.  Cölnischen  Abgesandten  Freiherr  v.  Landsberg  und  Nico- 

lars*) haben  die  Mediation  wirklich  angetreten,  gegen  die  Zulassung  des 
dritten  Grube')  aber  haben  die  Galenbergischen  remonstriert,  weil  er  früher 
und  noch  jetzt  in  Hersog  Johann  Friedrichs  Diensten  stehe,  er  soll 
wieder  abgereist  sein.  Nach  langen  Verhandlungen  ist  es  endlich  dahin 
gebracht,  dass  beide  Theile  sich  zu  Eztradierung  der  Rechnungen  verstan- 
den haben,  dieselbe  ist  am  29.  wirklich  erfolgt,  die  Rechnungen  werden  nun 
Ton  den  Gameralibus  perlustriert.  Unterdessen  sind  auch  die  anderen 
Punkte  in  die  Hand  genommen  worden,  doch  füngt  nun  erst  die  rechte  Schwie- 
rigkeit an,  denn  1)  wird  die  Herstellung  einer  völligen  Oleichheit  beider  Fürs- 
tenthümer  sehr  schwer  und  langwierig  sein,  2)  verlangt  O cor g  Wilhelm, 
wenn  die  Gleichheit  hergestellt  sei,  das  jus  optionis,  Johann  Friedrich 
aber  will  dasselbe  nicht  anerkennen,  auch  von  seinem  Fürstenthnm  kein 
Land  abgeben,  sich  aber  sonst  zum  Abtrag  verstehen,  Georg  Wilhelm  aber 
will  weder  Geld  noch  etwas  anderes,  sondern  Land,  4)  verlangt  er  Satis- 
faction  für  den  ihm  angethanenen  Tort,  und  wer  weiss,  was  noch  mehr  vor- 
kommen und  wie  etwa  darunter  der  Bischof  zu  Osnabrück  sein  Interesse 
beobachten  wird.  Oeorg  Wilhelm  will  die  Tractaten  nicht  auf  die 
lange  Bank  schieben  lassen,  sondern  verlangt  für  dieselben  einen  gewissen 
Termin.  Frankreich  soll  sich  dahin  erklärt  haben>),  dass],  wenn  die 
Gleichheit  gemacht,  Georg  Wilhelm  die  Wahl  zustehen  solle  und  dass, 
wenn  Johann  Friedrich  solches  difficultieren  sollte,  Frankreich  ihn  mit 
zur  raison  bringen  und  Georg  Wilhelm  assistieren  wolle.  Unterdess 
soll  jetzt  de  Lumbres  hieher  unterwegs  sein  und  auch  wegen  Dänemark 
H.  Friedrich  Alefeld  herkommen.  £r  fürchtet,  es  dürfte  durch  mehrere 
Mediation  die  Sache  mehr  Schwierigkeit  bekommen. 

Der  Kurfürst  an  Friedrich  v.  Jena.     D.  Cöln 
30.  Mai/[9.  Juni]  1665. 

[auf  die  Relation  vom  27.  Mai/ 6.  Juni.   Vorschläge  inbetrefif  einer  Einigung.    Graf 

Waldeck.] 
9.  Juni.  Er  hält  es  für  das  beste,  wenn  die  Untersuchung  der  Rechnungen  so 

lange  zurückgesetzt  oder  wenigstens  anderen,  mit  denen  sie  nicht  zu  tractie- 

0  Dietrich  v.  Landsberg,  Enrcölnischer  Oeheimerrath  und  General  Wacht- 
meister 8.  oben  8.15,  D.  Nioolartz,  Hildesheimischer  Hof-  und  Kamoierrath. 

^  Florian  Grube,  Karc51nischer  Rath  und  Syndicns  des  Hildeeheimer  Dom- 
oapitels;  über  seine  Beziehungen  zu  Herzog  Johann  Friedrich  s.  Kocher  I 
8.894. 

*)  Ebendasselbe  meldet  die  Herzogin  Sophie  ihrem  Bruder  am  10./20.  Jani 
(Bodemann  S.  89)  a.  auch  Köcher  I  8.421. 


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VerhaDdluDgeD  za  BranoBcbweig.    Nene  Art  der  VerhandlaDgeo.         579 

reo  haben,  übertragen  werde,  bis  man  sich  provisionaliter  verglicheo,  wie 
man»  wenn  die  Adäqaation  gefunden  wäre,  sich  anschicken  wolle.  Das 
jas  optionis  gebührt  Herzog  Georg  Wilhelm,  er  würde  aber  am  rühm- 
lichsten thnn,  wenn  er  Friedens  halber  von  seinem  Recht  abstehen  wollte; 
sollte  man  Hannoverscherseits  sich  dazn  geneigt  zeigen,  so  soll  J.  sich  be- 
mühen, dass  Zellischerseits  eine  genügende  Satisfaction  geleistet  werde, 
und  zwar  müsste  solches  darch  Abtretung  von  Land  und  Leuten  geschehen, 
weil  es  ausserdem  keine  Adäquation  der  Fürstenthümer  sein  könnte.  Wenn 
beide  Theile  soweit  einig  sind,  könnte  von  den  Mediatioren  wegen  der 
Garantie  gesprochen  werden. 

Graf  Waldeck  hat  Mittheilung  von  dem  durch  ihn  vermittelten  Ver- 
gleich wegen  Eimbeck*)  gemacht;  Kf.  kann  nicht  absehen,  dass  solches 
sonderlichen  ££fect  haben  werde,  hält  es  auch  für  das  beste,  wenn  die 
Traktaten  nicht  dergestalt  separiert,  sondern  alles,  was  dahin  gehört,  an 
einem  Ort  und  von  einerlei  Mediatoren  abgethan  werde,  doch  ist  des  Grafen 
guter  Vorsatz  zu  loben  und  er  zu  animieren,  auch  weiter  seine  guten  Dienste 
zu  Beförderung  der  Traktaten  anzuwenden. 

Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  ^^ichfurt,  drei  Meilen 
von  Braunschweig  l./[ll-]  Jiini  1665. 

[Neue  Art  der  UnterhaDdlaogen ,  dadurch  erreichte  Besaltate,  Vorschlage 
H.  Johann  Friedrichs.] 

Schon  in  einem  seiner  letzten  Relation  beigegebenen  Schreiben  an  den  ll.Jani. 
Oberpräsidenten  v.  Schwerin  hat  er  darauf  hingewiesen,  dass  man  auf 
Mittel  sinnen  müsse,  die  Sache  anders  als  bisher,  ohne  so  grosse  Weit- 
läufigkeit zu  betreiben;  es  hat  nicht  an  Schwierigkeiten  gemangelt,  die 
anderen  Mediatoren  dazu  zu  persuadieren.  Der  E.  Cölnische  v.  Lands- 
berg hat  ihm  zuerst  zugestimmt  und  mit  dem  Grafen  von  Wal  deck  dieses 
Mittel  an  beiden  Höfen  secundiert  und  dann  auch  die  Wolfenbütteischen 
dahin  vermocht,  dass  gestern  der  v.  Harenberg  mit  Jena  hieher  zu 
Herzog  Georg  Wilhelm  gefahren  sind,  sie  werden  heute  nach  Hannover 
gehen  und  dort,  so  bald  der  E.  Cölnische  ankommt,  die  Sache  vornehmen, 
darauf  nach  Celle,  und  so  wechselsweise  ab-  und  zureisen,  bis  die  Sache 
entweder  in  der  Güte  beigelegt,  oder  gesehen  werde,  wo  es  sonst  hinaus 
wolle;  es  sind  zwar  von  den  Mediatoren  noch  einige  in  Braunschweig, 
er  weiss  aber  nicht,  was  sie  da  machen  können.  Zum  Beweis,  wie  weit 
sie  schon  jetzt  avanciert,  übersendet  er  die  von  Herzog  Johann  Friedrich 
vorgeschlagenen  Vergleichspunkte 3) ,  Herzog  Georg  Wilhelm  wird  zwar 

1)  g,  S.  577.  ' 

*)  Derselbe  erbietet  sich,  an  Hereog  QeorgWilhelm  die  Grafschaft  H  o  y  a 
abzutreten,  zu  Erbauung  einer  Festang  ihm  eine  Summe  Geldes  auszuzahlen  und 
ausserdem  ihm  auf  Lebenszeit  die  Grafschaft  Diepholz  zu  überlassen  und  eine 
jährliche  Geldsumme  zu  zahlen,  zugleich  sich  mit  Herzog  Ernst  August  zu 

37* 


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580  '^*    ^^^  braaDSchweig-läneborgische  Erbfolgestreit. 

wobl  nicht  damit  zufrieden  sein,  wird  aber  doch  aach  finden,  dass  ein  guter 
Grund,  in  der  Hauptsache  fortzukommen,  gelegt  ist.  Den  Zellischen  bat 
Jena  nunmehr  auch  dergestalt  zugesprochen,  dass  sie  ihm  trauen.  InDer- 
halb  zehn  Tagen  wird  sich  erweisen,  was  zu  hoffen,  zu  Braunschwei^ 
wären  sie  schwerlich  in  einem  halben  Jahre  so  weit  gekommen,  als  sie 
jetzt  sind. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Zelle  4./[14.]  Juni  1665. 

[Vorschläge  von  Hannoveracher  Seite.    Die  Haaptschwierigkeiten.     Aasaichten 
für  den  Fall  des  Scheitenrs  der  üoterhaDdlungeD.] 

14.  Juni.  Sie   sind  2/12.  Juni    mit  Herzog  Georg  Wilhelm  zusammen    nach 

Hannover  gekommen,  haben  hier  mit  ihm  und  seinen  Räthen  conferiert 
und  die  von  Herzog  Johann  Friedrich  vorgeschlagenen  Vergleichs- 
punkte vorgelegt.  Dieselben  sind  von  Calenbergischer  Seite  zurückge- 
wiesen und  von  dorther  folgende  Forderungen  gestellt  worden: 

Ratione  adaequationis:  Dasjenige,  was  von  der  Obergrafschaft  Hoja 
noch  bei  Zelle  ist,  die  Grafschaft  Diepholz  nebst  der  Untergrafschaft 
Ho  ja  mit  der  Festung  Nienburg;  ferner  die  Vogtei  Uten,  das  Amt 
Elbingerode,  das  14.  Theil  von  den  communen  Bergwerken,  die  andere 
Hälfte  von  Walkenried  und  dem  Amt  Schauen  und  freie  Schifffafart 
für  die  Calenbergischen  Untertbanen  auf  der  Leine,  Aller  und  Weser. 

Ratione  optionis:  Die  Hälfte  der  Grubenhaglschen  Bergwerke, 
oder  diese  ganz,  wofür  von  Calenbergischer  Seite  alle  anderen  Bergwerke, 
die  in  Communion  stehen,  an  Zelle  gelassen  werden  sollen;  dieses  nur 
ad  dies  vitae  Herzog  Georg  Wilhelms. 

Ratione  satisfactionis :  300,000  Thaler.  Auf  Zureden  der  Mediatoren 
erklärten  die  Calenbergischen^  dass  sie  von  der  Untergrafschaft  Hoya  und 
der  Festung  Nienburg  nicht  abstehen  könnten,  bei  den  anderen  Punkten 
wollte  sich  Herzog  Georg  Wilhelm  so  zeigen,  dass  man  daraus  sein 
brüderliches  Gemüth  erkennen  könne,  und  sich  von  den  Mediatoren  gern 
weisen  lassen. 

Sie  sind  darauf  nach  Zelle  gegangen,  haben  gestern  Audienz  bei  dem 
Herzoge  und  Conferenz  mit  seinen  Räthen  gehabt,  haben  ihnen  die  Calen- 
bergischen Forderungen  mitgetheilt  und  erwarten  nun  Bescheid  darauf. 

Die  Hauptschwierigkeit  macht  die  Untergrafschaft  Hoya;  das  Amt 
und  die  Festung  Nienburg,  glaubt  er,  werden  zu  erhalten  sein,  aber 
schwerlich  das  andere  Amt  Ho  ja,  denn  wenn  Zelle  dasselbe  abtreten 
würde,  so  würde  es  ganz  von  der  Weser  ab  sein. 

Für  den  Fall,  dass  die  Traktaten  sich  zerschlagen  und  es  nicht  zu 
einer  gütlichen  Einigung  kommen    sollte,    verlässt   sich   Herzog   Johann 


vergleichen  und  mit  ihm  eine  „auf  die  Posterität  ohne  einige  fernere,  in  Ewig- 
keit abzascbafifende  Option  devolvirecde  billigmässige  Aeqaabilitat*'   zu  treffen. 


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Weitere  VerhaDdlangen.  581 

Friedrich  auf  E.Gölo  nnd  Münster.  Es  wäre  gleichwohl  unrecht, 
wenn  Hannover  bei  seinem  Recht  Gewalt  leiden  sollte,  wie  jetzt  auch 
E.Pfalz  geschieht.  J.  will  sich  bemühen,  die  Wolfenbütteischen 
Intentionen  zn  penetrieren.  Münster  könnte  durch  Drohungen  der  Gen.- 
Staaten  in  Furcht  nnd  zurückgehalten  werden.  E.  Göln  wird  so  leicht 
wohl  nichts  wider  Hannover  thun,  weil  dieser  Schntzherr  über  Hildes- 
heim ist  nnd  deswegen  caressiert  werden  muss.  Der  Bischof  von  Strass- 
burgi),  welcher  die  E.Cölnischen  consilia  dirigiert,  Ist  bei  diesem  Werk  so- 
weit interessiert»  dass  er  vermeint,  eine  Heirath  Johann  Friedrichs  mit 
seiner  Schwester»),  der  verwittibten  Ffalzneuburgischen,  zu  stiften,  geht 
diese  Heirath  nicht  vor  sich,  so  werden  sich  wohl  auch  die  consilia  am 
E.  Gölnischen  Hofe  ändern. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Zelle  9./[19.]  Juni  1665. 

1  Weitere  YerhandloDgeD.] 

Sie  sind  bis  dato  fort  und  fort  von  Hannover  hierher  nnd  von  hier  19.  Jaoi 
wieder  dorthin  gereist  und  haben  sich  auf  das  äusserste  bemüht,  haben  aber 
eine  gar  schwere  Negotiation  gehabt,  und  ist  zur  Zeit  noch  nichts  gewisses 
zu  melden.  Darauf  hat  es  bis  dato  gestanden,  dass  Herzog  Johann 
Friedrich  über  den  Bogen')  handeln  und  auf  einmal  gänzlich  aus  der 
Sache  sein  will,  Herzog  Georg  Wilhelm  aber  sich  dazu  nicht  verstehen 
will«  weil  er  noch  nicht  informiert  sei,  wieviel  ihm  eigentlich  gebühre,  nnd 
verlangt,  Herzog  Johann  Friedrich  solle  ihm  sofort  etwas  an  Land  und 
Leuten  abtreten  nnd  hernach  die  Adäquation  vorgenommen  werden.  Es 
hat  diese  Woche  all  gefährlich  ausgesehen,  Gott  wird  aber  Gnade  geben. 


Derselbe  an   den  Kurfürsten.     D.  Zelle  17./[27.]  Juni  1665. 

[In  Hildesheim  soll  ein  Interimsvergleich  abgeschloasen  werden.] 

Man  ist  übereingekommen,  zunächst  wegen  eines  Interimsvergleichs  zu  27.  Jani. 
verhandeln,  worauf  dann  die  genaue  Berechnung  der  Einnahmen  durch  die 
Eammerräthe  erfolgen  soll.  Schliesslich  hat  man  beide  Herzoge  dazu 
gebracht,  dass  Nienburg  ad  interim  an  die  Herzoge  August  und  Ernst 
August  ausgeliefert  und  die  Grafschaften  Diepholz  und  Hoja  (ausser 
dem  Amt  Hoya)  an  Georg  Wilhelm  abgetreten  werden  sollen,  die 
Interponenten  sowohl,  als  auch  die  Räthe  beider  Herzoge  sollen  sich 
Dienstag  Abend  in  Hildesheim  einfinden  und  sich  dort  über  einen  Interims- 

^)  Graf  Franz  Bg^oo  v.  Furstenberg. 

>)  Maria  Francieca,   Wittwe    des  1653  gestorbenen  Pfalzgrafen  Wolf- 
gang Wilhelm  von  Neubarg. 
')  8.  Eöcher  I  8.  417. 


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582  '•^-    Der  brauDSchweig-lüneburgische  Erbfolgestreit. 

recess  vergleichen,  sobald  derselbe  vollzogen  nnd  garantiert  ist,  soll  aach 
Nienburg  eingeräumt,  der  Anfang  mit  der  Abdankung  gemacht  und 
dann  ferner  alles  gethan  werden,  was  znr  Beförderung  des  Hauptvergleichs 
dienen  kann.  Sollte  man  im  Bogenbandel  sobald  nicht  fortkommen  können, 
80  werden  die  camerales  die  Rechnungen  vornehmen  nnd  die  Interponenten 
sich  vorläufig  wieder  an  ihren  Ort  begeben. 


Derselbe  an  den  EurfUrsten.    D.  Hildesheiin 
23.  Juni/[3.  Juli]  1665. 

[Verhandlungen  aber  den  Interimsrecesa.    Bevorstehende  Ankunft  Ablefelds  und 

Kleihe'8.] 

3.  Juli.  Sie  sind  Dienstag,  20./30.  Juni,  Abend  hier  angekommen,  haben  Mitt- 

woch und  Donnerstag  verhandelt  nnd  die  Sache  so  weit  gebracht,  dass  sie 
hoffen,  noch  diese  Woche  den  Interimsrecess  ^)  zustande  zu  bringen,  darauf 
werden  sie  sich  der  Oarantie  halber  vergleichen  und  dieselbe  ertheilen, 
doch  so,  dass  dieselbe  nachher  von  Ef.  und  den  anderen  Mediatoren  eigen- 
händig erfolge.  Darauf  aber  werden  sie  versuchen,  weil  durch  diesen 
Interimsrecess  das  Hauptwerk  noch  nicht  gehoben,  etwas  Hauptsächlichem 
auszurichten.  Unterdessen  hat  sich  ein  Dänischer,  Herr  Friedrich 
Ale  fei  d  in  Zelle  eingefunden,  weil  aber  auch  der  Schwedische  Herr 
Klei  unterwegs,  und  wahrscheinlich  zu  Hannover  angekommen  sein  wird, 
haben  noch  zur  Zeit  die  Zellischen  vorgegeben,  dass  Alefeld  nur  in 
seinen  privatis  da  wäre. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 
l./[ll.]  Juli  1665. 

[Yerzögening  der  ÜnterhandlnDgen,  Besorgnisse  infolge  der  Truppenbewegungen 
des  Bischofs  von  Monster.] 

11.  Juli.  ^^^  Verhandlungen  haben  sich  so  lange  hingezogen,  dass  der  Intenms- 

vergleich  noch  nicht  zustande  gebracht  ist.  Unterdessen  alarmiert  der 
Bischof  von  Münster  und  macht  fast  eine  Veränderung  in  den  Traktaten, 
indem  er  mit  einer  Zahl  Völker  zu  Ross  und  Fuss  sich  an  der  Weser  zu 
Höxter  gesetzt'),  man  hält  dafür,  dass  die  Ankunft  dieser  Münsterschen 
Völker  in  faveur  Herzog  Johann  Friedrichs  geschehe,  um  einen  vor- 
theilhafteren  Vergleich  wenigstens  gleichsam  snb  clypeo  für  denselben  zu 
befördern.  Doch  wird  er  hier  seine  desseins  ohne  scharfe  Opposition  nicht 
zum  Effect  bringen;  das  Fürstl.  Haus  Braunschweig  steht  auf  der  Hut, 
die  Herzoge  August  und  OeorgWilhelm  haben  ihre  Truppen  zu  Ross 


0  Den  Inhalt  desselben  theilt  Köcher  I  S.  418f.  mit. 
^  8.  Kocher  I  S.  424  und  unten  Abschnitt  11.' 


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YerhaodiangeD  zu  UildeBheim.     MünsterBche  RüstaDgen.  583 

ond  Fu66  nach  der  Weser  hin  beordert;  sie  haben  J.  auch  Briefe  an 
den  Kf.  übergeben  ond  gebeten,  dieselben  zn  recommendieren.  Be  könnte 
dem  Werk  hier  einigen  Nachdruck  geben,  wenn  Ef.  wenigstens  den  in 
Halberstadt  und  Ravensberg  stehenden  Truppen  Ordre  ertheilte, 
sich  zum  Marsch  fertig  zo  halten.  Der  Bischof  von  Münster  wird  garzu 
hochmüthig,  nnd  hat  das  Haus  Braunschweig  jemals  grosse  Reflexion 
auf  einigen  Kurfürsten  zu  Brandenburg  gemacht,  so  geschieht  es  jetzt'). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 

7./[17.]Juli  1665. 

[Fortsetzung  der  Yerhandlaugen,  Tbeilnabme  de  Lambres'  und  Eleihe's  an  den- 
selben.   Rüstungen  des  Bischofs  von  Munster.] 

Der  Interimsrecess  ist  noch  nicht  zur  Richtigkeit  gekommen,  und  es  17.  Juli, 
scheint;  als  bemühe  man  sich  auf  Zellischer  Seite,  dass  garnichts  daraus 
werde  und  die  Hauptsache  vorgenommen  werde,  wozu  sich  Herzog  Georg 
Wilhelm  schwerlich  verstehen  wird.  Mr.  de  Lumbres*)  ist  nun  nebst 
dem  Schwedisch -Bremischen  Präsidenten*)  hier  auch  angekommen  und 
beide  haben  der  Mediation  heute  beigewohnt,  jener  hat  den  Gharacter 
eines  Ambassadeurs  und  Zelle  macht  auf  denselben  Reflexion;  er  hat  sich 
auch  bemüht,  die  Sache  von  den  Interimstraktaten  abzubringen,  jetzt  aber 
hat  er  erklärt,  dass  man,  wie  angefangen,  continuieren  möge.  Der  Schwe- 
dische wohnt  dieser  Handlung  als  herzoglich  Bremischer  bei  und  wird  ver- 
hoffentlich  mit  uns  wohl  einig  sein  und  bleiben. 

PS.  Die  Mtinsterschen  Truppen  stehen  noch  an  ihrem  vorigen 
Ort  und  tentieren  nichts.  Der  Bischof  lässt  stark  werben,  seine  Soldaten 
aber  sollen  wegen  schlechten  Traktaments  ziemlich  übel  zuMeden  sein^). 


0  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Göln  d./13.  Juli  1665),  er  habe  auf  die  Nachricht 
von  dem  verdächtigen  Yerhalteu  des  Bischofs  von  Münster  seinen  Generalen 
zu  Halbers  tadt,  Minden  und  Ravensberg  Befehl  ertheilt,  sich  mit  ihren  Truppen 
bereit  zn  halte  n,  so  dass  sie  auf  die  erste  Ordre  ins  Feld  ziehen  könnten. 

^  S.  über  ihn  Köcher  I  S.  421. 

>)  Kleihe. 

^  Gleich  darauf  ist  Jena  von  Hildesheim  abgereist  Kf.  erlaubt  demselben 
(d.  3./13.  Juli  1665)  wegen  schwerer  Krankheit  seiner  Gattin  zn  dieser  nach 
Halberstadt  zurückzureisen,  auf  die  Bitte  Herzog  Georg  Wilhelms  aber  sagt  er 
diesem  (d.  13./2d.  Juli)  zu,  J.  solle  nach  dem  Begräbnis  derselben  zurückkehren. 
J.  traf  am  20.  August  wieder  in  Hildesheim  ein,  inzwischen  aber  war  infolge  der 
Biowirkung  des  Grafen  Wal  deck  auf  die  beiden  Herzoge  selbst  schon  die 
Einigung  zwischen  denselben  erfolgt  (s.  Köcher  I  S.  423ir.).  Herzog  Georg 
Wilhelm  dankt  (d.  Oalenberg  14./2i.  August  1665)  dem  Kf.  dafür,  dass  derselbe 
Jena  wieder  entsendet  habe,  nnd  theilt  ihm  den  Inhalt  des  mit  seinem  Bruder 
abgeschlossenen  Vergleiches  mit. 


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584  9.    Der  brauDSchwelg-lunebargische  Brbfolgestreit. 

Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 
ll./[21.]  August  1665. 

[Die  VerstäodigaDgist  id  der  Hauptsache  schon  erreicht,  Inhalt  der  Abmachangeo.). 

21.  Aug.  Er  ist  gestern  Nachmittag  hfer  angekommen  und  hat  erfabreQ,  dass 
beide  Theile  den  Interimsrecess  haben  fahren  lassen,  doch  endlich  den 
modnm  des  Bogenhandels  ergriffen,  sich  in  der  Hauptsache  ziemlich  geschwinde 
ohne  Zuthun  der  anwesenden  Mediatoren  veglichen  und  einige  Punkte  auch 
schon  unterschrieben  haben.  Der  Recess')  ist  aber  noch  nicht  abgefasst, 
die  Calenbergischen  und  Zellischen  Räthe  verhandeln  hier  noch  über  einige 
rückständige  Punkte ;  und  dürfte  die  Sache  wohl  noch  einige  Wochen  ver> 
schleppt  werden.  Die  Hoffnung  ist,  Herzog  Johann  Friedrich  werde 
sich  von  den  consiliis  des  Hauses  nicht  separieren,  dem  Bischof  von  Mün- 
ster auch  schwerlich  einige  Völker  überlassen.  Herzog  Georg  Wilhelm 
bekommt  das  Fürstenthum  Lüneburg,  die  Ober-  und  Untergrafschaft  Hoya 
samt  der  Grafschaft  Diepholtz,  Herzog  Johann  Friedrich  die  Für- 
stenthüroerCalenbergundOrubenhagen  nebst  allen  ClausthalischeD 
und  Communion-Bergwerken.  Vor  diesem  hat  man  von  solchen  Vorschlägen 
nicht  hören  wollen.  Herzog  Johann  Friedrich  bekommt  ohne  Zweifel 
ein  mehres  an  jährlichen  Intraden,  Herzog  Oeorg  Wilhelm  aber  ein 
mehres  an  Land  und  Leuten,  er  bekommt  auch  zugleich  Walkenried  und 
Schauen  und  30,000 Rthlr.  baar  Geld. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Hildesheim 

18. /[28.]  August  1665. 

[Bevorstehender  Abschlass  der  Verhandlungen.    Die  Mfinstersche  Sache. 
Haitang  Schwedens.] 

Aug.  Gestern  ist  ihnen  von  den  Calenbergischen  und  Zellischen  der  Inhalt 
des  zwischen  den  beiden  Herzogen  abgeschlossenen  brüderlichen  Vergleichs  1 
mitgetheilt  worden. 

Wenige  von  denen  Herrn  mediatoribus  haben  davon  gewiisst, 
und  haben  wir  vor  10  Wochen  vor  Herrn  Herzog  Georg  Wilhelm 
einen  bessern  und  unsers  Ermessens  vortheilhaftigeren  Vertrag  ')  in 


0  Derselbe  wurde  bu  Hildesheim  am  2./12.,  die  Garantie  desselben  durch 
die  Mediatoren  am  6./16.  September  voUeogen,  s.  beide  Aktenstacke  bei  Lud  ig 
IV  4  8. 140,  Damont  VI  3  S.  44. 

>)  8.  die  Panktation  des  Erb  vergleiche  zwischen  den  Herzogen  Georg 
Wilhelm,  Johann  Friedrich  and  Ernst  August  und  die  NebenpnnktatioD, 
beide  vom  7./17.  August  1665,  bei  Köcher  I  8.  617 ff.. 

*)  8.  oben  8.  579. 


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AbschliiBB  der  YerhandlnDgeo.  585 

die  Hände  gehabt  —  Wir  halten  daffir,  es  müssen  andere  Leute') 
darunter  aus  andern  Fundamenten,  welche  uns  nicht  bekannt,  gear- 
beitet haben.  Wir  werden  nun,  will's  Gott,  in  wenig  Tagen  fertig 
werden  können  und  alsdann,  wenn  uns  die  Münstersche  Sache  nicht 
noch  —  aufhält,  gehen  wir  in  Gottes  Namen  von  hier.  —  Es  ist  son- 
sten  in  der  Münsterschen  Sache  noch  keine  Gonferenz  gehalten  und 
werden  Herzog  Johann  Friedrichs  Leute  auch  dabei  sein.  —  Sind 
nun  die  Gölnischen  und  künftigen  Calenbergischen,  jetzo  noch 
Zellischen,  dabei,  so  wird  man  sich  wohl  in  Acht  zu  nehmen  haben. — 
E.Göln  improbieret  sonst  äusserlich  das  Münstersche  Werk  —  unter- 
dessen ist  gewiss,  dass  von  E.Cöln  Geld  zur  Münsterschen  Werbung 
hergeschossen  worden.  Mr.  Lumbres,  der  hält  des  Herrn  Bischofs 
zu  Münster  Partei'),  dieweil  ich  aber  seinen  Eifer  in  der  Religion 
kenne,  auch  seine  übrige  Discurse  mit  dem  französischen  Interesse 
nicht  übereinkommen,  so  glaube  ich,  er  rede  es  vor  sich  und  ohne 
Befehl.  Frankreich  soll  suchen  sich  Herrn  Herzog  Johann  Frie- 
drichs Dchl.  und  dero  Miliz  zu  versichern,  es  werden  auch  Ihre 
Dchl.  nichts  thun,  was  sie  wissen,  dass  Frankreich  zuwider.  —  Der 
hiesige  Königl.  Schwedische  erweiset  sich  gegen  mich  sehr  affec- 
tionirt'und  contestirt  zum  öftern,  dass  die  Cron  nichts  anders  suche, 
als  mit  Ew.  Chf.  Dchl.  in  —  Freundschaft  zu  leben,  ich  thue  dagegen 
desgleichen,  hat  mir  originale  königliche  Schreiben  gezeiget,  in  wel- 
chen ihm  befohlen  wird,  so  viel  möglich  gründlich  zu  erkundigen,  wie 
Ew.  Chf.  D.  und  das  Haus  Braunschweig  das  Münsterische  Wesen 
ansehen.  —  Mit  der  letzten  Post  ward  ihm  geschrieben  (ich  habe  das- 
Original  selbst  gelesen),  dass  im  Bath  numehro  resolviret,  dass  der 
Feldherr  Wränge  1  in  wenig  Wochen  mit  6000  Mann  Reuter  und 
Knechte  nach  Deutschland  gehen  sollte,  umb  absonderlich  sich  denen 
Evangelischen  zu  zeigen,  dass  sie  noch  lebeten  und  sich  des  Werks 
nicht  entziehen  wollten.  Er,  der  Schwedische,  contestirte  im  übrigen 
zum  höchsten,  dass  die  Cron  das  Münsterische  Wesen  durchaus  nicht 
billigte,  sondern,  wie  es  wäre,   zum  höchsten  apprehendirete.    Alle 


0  üeber  die  vermittelnde  Thätigkeit  des  Grafen  Waldeck  b.  die  Memoiren 
der  Herzogin  Sophie  (ed.  Kocher  S.  89) ,  das  Schreiben  derselben  vom 
20./30.  Angnst  166Ö  (Bodemann  S.  93),  v.  Raachbar-Gnrtze  I  S.  231i 
Köcher  I  S.  429 ff. 

^  S.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  ll./21.Aaga8t  (Bodemann  S.  92) 
und  Köcher  I  S.  423. 


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586  ^'    D^r  braanschweig-lüoebargischo  Erbfolgestreit. 

sagen  sie  auf  die  Weise,  keiner  aber  will  der  erste  sein  und  recht 
sagen,  was  bei  der  Sache  zu  thun.  Ich  merke  wohl,  dass  Schweden 
noch  diese  Stunde  die  Stadt  Erfurt  nicht  vergessen  und  auf  die- 
selbe noch  Reflexion  mache ').  — 

0  Jeo.a  überseDdet  81.  Aagnst/lO.  September  den  vod  den  RatheD  beider 
Herzoge  deo  Mediatoren  mitgetheilten  Beceas;  die  Recreditive  für  ihn  sind  Ton 
Herzog  Georg  Wilhelm  Galenberg  d./13.  September,  von  Herzog  Johann 
Friedrich  Zell  8./18.  September  1665  datiert. 


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Abschnitt   10. 

Der  Kurpfälzische  Wildfangsstreit. 
1665  —  1666. 


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Einleitung. 


Durch  die  am  6.  Mai  1661  mit  dem  Eorfürsten  Karl  Ludwig  von 
der  Pfalz  abgeschlossene  Allianz  hatte,  wie  schon  oben  bemerkt'),  der 
brandenburgische  Karfürst  sich  der  Gefahr  ausgesetzt  mithineingezogen  zn 
werden  in  diejenigen  Streitigkeiten  nnd  Händel,  in  welche  das  eifrige  und 
hartnäckige  Bestreben  seines  neuen  Bundesgenossen,  durch  Geltendmachung 
nnd  Ausnutzung  der  alten  Gerechtsame  und  Ansprüche  seines  Hauses  die 
durch  den  Verlust  der  Oberpfalz  erlittene  Schmälerung  zu  ersetzen,  den- 
selben auch  weiter  zu  verwickeln  drohte.  Dieses  ist  dann  auch  wirklich 
geschehen.  Zu  derselben  Zeit,  im  Frühjahr  1665,  als  die  Ruhe  in  Nord- 
dentschland  durch  den  Ausbruch  des  lüneburgischen  Erbfolgestreites  ge- 
fährdet wurde,  kam  es  zwischen  de  m  Kurfürsten  von  der  Pfalz  und  dessen 
Nachbaren  zu  Gonflicten^),  welche  einen  nicht  minder  gefahrdrohenden  Cha- 
racter  annahmen.  Die  Veranlassung  dazu  gaben  die  Streitigkeiten  über  das 
sogenannte  Wild  fangsrecht.  Seit  alten  Zeiten*)  hatten  die  rheinischen 
Pfalzgrafen  über  die  Unehelichen  und  Fremden  („Wilden*')  nicht  nur  in 
ihrem  eigenen  Gebiete  sondern  auch  in  ^den  an  dasselbe  angrenzenden  Terri- 
torien als  über  ihre  Leibeigenen  gewisse  Rechte  ausgeübt,  namentlich  gewisse 
Abgaben  von  denselben  erhoben,  dieses  Wildfangsrecht  war  denselben  durch 
ein  Privileg  Kaiser  Maximilians  I.^)  vom  3.  September  1518  und  auch 


1)  8.  S.  69. 

^  Die  Mehrzahl  der  dareb  diese  Streitigkeiten  veranlaaBten  sehr  zahlreichen 
Flogschriften  sind  im  Diariom  Enropaenm,  in  den  Appendices  zn  Band  XII 
und  XIII,  ein  Theil  derselben  anch  bei  Londorp,  Band  IX,  wieder  abgedrnckt. 

^  S.  die  ansführlicbe  Darlegung  in  der  von  pfälzischer  Seite  1666  ver- 
öffentlichten Schrift:  Jnstitia  cansae  Palatinae  sive  defensio  juris  regalis 
Palatini  in  homines  proprios  etc.  (Diar.  Enr.  XII  App.  S.  357  ff.,  deutsche 
Uebersetznng  Xni  App.  S.  89  ff.)  und  Häusser,  Geschichte  der  Rheinischen 
Pfalz  II  S.  618f. 

*)  Abgedruckt  in  Justitia  cansae  Pal]atinae  (Diar.  Eur.  XII  App.  S. 376). 


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590  10.     Der  Kurpf&lzische  Wildfangsitreit. 

durch  Privilegien  der  folgenden  Kaiser   bis  anf  Matthias  bestätigt    und 
trotz  vielfachen  Widerspruchs  von  seilen  ihrer  dadurch  betroffenen  Nachbaren 
von  ihnen  auch  wirklich  bis  zum  Beginn  des  dreissigjährigeu  Krieges  aas- 
geübt worden,  und  auch  Karl  Lndwig  hatte,  seitdem  er  wieder    in  den 
Besitz  der  Pfalz  gekommen  war,  die  Ansübang  desselben  sowohl  io  seinen 
eigenen  als  auch  in  den  benachbarten  Gebieten  wieder  in  Ansprach  genommen 
and  zur  Durchführung  gebracht     Doch  hatte  sich  dagegen  wieder  heftiger 
Widerspruch  von  selten  der  Herren  der  benachbarten  Territorien,  welche  sich 
dadurch  nicht  nar  in  ihren  Einkünften  sondern  auch  in  ihren  landesherrlichen 
Rechten  beeinträchtigt  sahen,  erhoben.   Schon  anf  dem  Regensbarger  Reichs- 
tage von  1653—1654  hatten  die  Bischöfe  von  Worms  und  Speier,  die  Rhein- 
grafen  und  ein  Theil  der  Reichsritterschaft  Klage  deswegen  geführt,  dieselben 
hatten   ganz  zu  Ende  des  Reichstages  einen  Bescbluss  erwirkt^),  in    wel- 
chem  der  Kaiser   aufgefordert   wurde,  durch  eine    Kommission    die  Sache 
untersuchen  zu  lassen  und  den  Kurfürsten    von  der  Pfalz  anzuhalten,  vor- 
läufig von    der  Ausübung  der  bestrittenen  Rechte  abzustehen,  und   Kaiser 
Ferdinand  IIL  hatte  darnuf  in  der  That   eine  solche  Kommission  einge- 
setzt and  ein  luhibitionsdekret  an  den  Kurfürsten  erlassen,   allein    dieser 
hatte*)  dagegen  unter  Berufung  darauf,  dass  dadurch  die  Bestimmung  des 
Westfälischen  Friedens,  durch  welche  er  in  alle  Gerechtsame  seines  Hanses 
wiedereingesetzt  sei,  verletzt  werde,  protestiert  und   so  jene  Kommissioni 
welche  wirklich  zu  Speier  zusammengetreten  war,  anwirksam  gemacht,  er 
hatte  aach  einen  neuen  Versuch'),  welchen  die  Gravierten  im  Jahre  1661 
machten,  ein  Reichshofrathsdekret  zu  ihren  Gnnsten  zu  erwirken,  vereitelt 
and  die   von  ihm  in  Ansprach  genommenen  Rechte  weiter  ausgeübt,  ohne 
dass  zunäcbbt  von  selten  der  Gravierten  weiterer  Widerstand  dagegen  geleistet 
wurde.    Anders  aber  wurde  die  Sache,  als  im  Jahre  1663  nach  dem  Tode  des 
bisherigen  Bischofs  von  W  orms  der  Kurfürst  JohannPhilipp  von  Mainz 
Nachfolgei  desselben  wurde  and  damit  in  den  Besitz  auch  jenes  Hochstiftes 
kam,  dessen  Gebiete  sich  überall  mit  den  kurpfälzischen  kreuzten  und  daher 
am  meisten  durch  die  Ausübung  jenes  Wildfangsrechts    betroffen   wurden. 
Dieser  ehrgeizige  nnd  energische  Fürst,  welcher  schon  von  früher  her  mit 
Karl   Lndwig  verfeindet  war,  beschloss  anf  dieselbe  gewaltsame  Weise 
wie  gegen  Erfurt  auch  gegen  diesen  vorzugehen.     Er  wasste  zunächst*) 
nicht  nur   die   anderen    unmittelbaren  Grenznachbaren    desselben    sondern 


>)  V.  Meiern,  Regensporgische  Reicbstagsbandlaogen  I  S.  1130 f.  vgl.  Vio- 
diciae  secandam  libertatem  Imperialem  qacrandam  Electoram  etc. 
contra  Falatinum  Mancipatom  aliasque  violentias  (Diar.  Enr.  XII  App.  5.179) 
and  dagegen  Jastitia  caasae  Pal.  S.  474f. 

*)  8.  das  Schreiben  desselben  an  den  Kaiser  vom  20./30.  September  1655  io 
Jastitia  caasae  Pal.  S.  475f. 

>)  S.  Vindiciae  S.  180.  Jastitia  caasae  Pal.  S.  477.  Vgl.  obeD 
S.  86f. 

«)  S.  Vindiciae  S.  181.    Jastitia  caasae  Pal.  S.  478ff. 


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GioIeitoDg.  591 

aach  eine  Anzahl  anderer  Heich^stände ,  welche  durch  die  Ausübnng  jenes 
Wildfangsrechtes  kaum  oder  nur  sehr  nuei  heblich  betroffen  waren  und  daher 
bisher  an  jenen  Streitigkeiten  keinen  Theil  genommen  hatten,  die  Kurfürsten  von 
Cöln  und  Trier,  den  Bischof  von  Strassburg,  den  Herzog  von  Loth- 
ringen und  die  gesamte  Reichsritterschaft  in  Schwaben,  Franken 
und  am  Rhein  zu  einem  Bündnis  zu  vereinigen,  um  mit  Gewalt  dem  pfäl- 
zischen Kurfürsten  entgegenzutreten  und  ihm  die  weitere  Ausübung  jener 
Rechte  zu  verwehren,  und  er  verwandte  dann  die  zu  Ende  nies  Jahres  1664 
von  der  Belagerung  von  Erfurt  zurückkehrenden  kurmainzischen  und  loth- 
ringischen Truppen,  um  die  mit  seinen  Verbündeten  verabredeten  Massre- 
geln zur  Ausführung  zu  bringen.  Jene  Truppen  wurden  im  mainzer  und 
wormser  Gebiet,  zum  Theil,  was  sogleich  zu  Streitigkeiten  Veranlassung 
gab,  in  Ort^haften,  welche  dem  Bisthum  Worms  und  dem  Kurfürsten  von 
der  Pfalz  gemeinsam  gehörten,  einquartiert.  Ende  December  erliessen 
darauf  die  Verbündeten  eine  Beschwerdesohrift  ^  an  den  Kaiser,  in  welcher 
sie  den  Pfalzgrafen  beschuldigten,  auf  Grund  des  angemassten  Wildfangs- 
rechtes und  unter  ganz  ungebührlicher  Ausdehnung  desselben  sich  unerträgliche 
Eingriffe  in  ihre  Rechte  erlaubt  zu  haben,  und  erklärten,  da  derselbe  sich 
auf  einen  rechtlichen  Austrag  der  Sache  nicht  eingelassen  habe,  dieses 
nicht  länger  dulden  sondern  mit  vereinter  Macht  dem  entgegentreten  zu 
wollen.  Zugleich  Hessen  sie  als  Entgegnung  gegen  eine  von  pfälzischer 
Seite  verbreitete  Flugschrift'),  in  welcher  die  Anklagen,  Kurpfalz  habe  sein 
Wildfangsrecht  noch  weiter  als  über  die  unmittelbar  benachbarten  Gebiete 
hinauserstreckt  und  bei  seinen  nenerworbenen  Leibeigenen  überall  sofort 
die  reformierte  Religion  eingeführt,  als  ungegründet  zurückgewiesen  worden 
war,  eine  Druckschrift*)  verbreiten,  in  welcher  nicht  nur  eben  jene  Anklagen 
wiederholt,  sondern  auch  die  Gültigkeit  des  Wildfangsrecbtes  selbst  bestritten, 
dem  pfälzischen  Kurfürsten  allerhand  andere  Uebergriffe  vorgeworfen  und 
zum  Schluss  ebenfalls  die  Drohung,  dass  man  ihm  mit  vereinter  Macht  ent- 
gegentreten werde,  ausgesprochen  wurde«  Anfang  Mai  1665  Hessen  sie 
dann  durch  einen  Abgesandten  dem  Kurfürsten  einen  förmlichen  Absagebriefe) 
zustellen,  in  welchem  sie  erklärten,  falls  derselbe  nicht  mit  seinen  Ueber- 
griffen  einhalten  und  ihnen  Schadenersatz  leisten  würde,  zur  Gegenwehr 
schreiten  zu  wollen,  und  unmittelbar  darauf  wurden  die  Feindseligkeiten 
eröffnet,  indem  der  Kurfürst  von  Mainz  unter  dem  Vorwande,  dass  Karl 

1)  d.  28.  December  1664  (Diar.  Enr.  XU  App.  S.  16ff.). 

^)  Wabrhaffter  Beriebt  über  einige  Ghor-Pfaltz  nogütlich  bescbehene 
üfflagen,  Dero  Recht  dess  Wildfangs  and  Leibeigenschafft  betreffend.  (Diar. 
Bar.  Xn  App.  S.  1.) 

*)  Bestandiger  Oegen-Bericht  wider  den  in  Ihr.  ChurfärBtl.  Durchl.  za 
Pfalts  Namen  ohnlangst  in  Track  aassgegebenen  also  genannten  Wahrhaflften 
Bericht  etc.  (Diar.  Ear.  xn  App.  S.d.) 

«)  d.  17.  März  1665  (Diar.  Bar.  XH  App.  S.  55),  die  Empfangsbescbeini- 
gung  Karl  Ludwigs  d.  Heidelberg  l./ll.  Mai  1665  (ibid.  8.8.) 


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592  d.     Der  Kurpfalziscbe  Wildraogsetreit. 

Ludwig  die  ihm  und  dem  Stift  Worms  gemeinsam  gehörige  Stadt  Ladeo- 
bürg  besetzen  und  einen  Theil  der  Stadtmauer  habe  einreissen  lassen, 
seinerseits  in  diese  mitten  im  pfälzischen  Gebiet,  zwischen  Heidelberg  und 
Mannheim,  gelegene  Stadt  Truppen  einrücken,  die  wenigen  pfälzischen  SoU 
daten  verjagen  und  dort  neue  Festungswerke  anlegen  Hess.  Kurfürst  Karl 
Ludwig  Hess  sich  dadurch  keineswegs  einschüchtern,  er  protestierte  0  so- 
wohl gegen  die  wider  ihn  erhobenen  Beschuldigungen  als  auch  gegen  die- 
sen Gewaltakt,  traf  Yertheidigungsmassregehi  und  rief  die  Hülfe  seiner 
Bundesgenossen  und  Verwandten,  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg,  der, 
obwohl  sonst  mit  den  geistlichen  Kurfürsten  eng  verbunden,  doch  1663  mit 
ihm  ein  Bündnis  geschlossen  hatte'),  des  Königs  von  Schweden,  der  ihm 
verschwägerten  brannschweigischen  Herzoge  und  auch  des  Kurfürsten 
von  Brandenburg  an,  allem  Ansehen  nach  schien  sich  hier  ein  förmlicher 
Krieg  von  grösseren  Dimensionen  entspinnen  zu  wollen. 

Kurfürst  Friedrich  Wilhelm  hat,  wie  die  nachstehenden  Akten  zeigen, 
auch  bei  dieser  Gelegenheit  nach  Kräften  für  die  Erhaltung  des  Friedens 
im  Reiche  gewirkt  und  sich  bemüht,  durch  seine  Mahnungen  und  seine  ver- 
mittelnde Thätigkeit  den  leidenschaftlichen  Ungestüm  der  streitenden  Par- 
teien in  ruhigere  Bahnen  zu  lenken.  Obwohl  sein  Verhältnis  zu  dem 
pfälzischen  Kurfürsten  damals  infolge  seiner  Einmischung  in  die  Ehehändel 
desselben,  wie  oben  dargelegt  worden  ist*),  ein  sehr  wenig  freundschaft- 
liches war,  hat  er  sich  doch  schon  zu  Anfang  des  Jahres  1665,  als  jener 
sich  über  die  Einquartierung  knrmainzischer  Truppen  in  ihm  und  dem 
worraser  Stift  gemeinsamen  Ortschaften  beitlagte^),  desselben  angenommen^) 
und  er  ist  dann,  als  jene  offenen  Feindseligkeiten  drohten,  noch  ehe  das 
Hülfsgesuch  desselben  bei  ihm  anlangte,  für  ihn  eingetreten.  Ende  März 
war  der  kurmainzische  Domherr  und  Geheimerath  v.  Reif fen her g  bei 
ihm  erschienen  und  hatte  ihm  im  Auftrage  seines  Herren  sowie  der  Kur- 
fürsten von  Cöln  und  Trier  von  dem  zwischen  diesen  und  jenen  anderen 


^)  S.  dessen  Schreiben  an  K.Mainz  d.  Friedriehabnrg  17./27.  Mai  1665 
(Diar.  Enr.  XIX  App.  S.  133)  und  seioe  Erwiderang  aaf  das  Gesamtachreibeo 
der  Verbündeten  d.  Heidelberg  25.  Mai/4.  Juni  1665  (ibid.  S.  57). 

^  S.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  von  Hannover  an  Karl  Ludwig 
vom  16./26.  Joli  1660  (BodemaDn  S.  60). 

3)  8.  70 ff.  Die  Herzogin  Sophie  schreibt  an  Karl  Ludwig  10./20.  Juni 
1605  (Bodemaon  S.  69):  Poar  TEmpereur  vons  voi^s  bien,  qu'  ii  n'est  bon  a 
rieD  et  qae  vons  n'  avez  pas  raison,  de  vons  y  Her,  uy  uon  plas  ä  Brandebourg, 
car  il  ne  tient  pas  ce  qu*  il  vons  a  promis. 

*)  Knrf.  Karl  Ludwig  an  Kf.  d.  Heidelberg  10./20.  December  1664. 

^)  Kf.  an  die  Kurfürsten  von  der  Pfalz  und  von  Mainz  d.  Cöln  30.  De- 
cember/9.  Januar  1665;  der  letztere  in  seiner  Antwort  vom  25.  Janaar  1665  weist 
die  Beschwerden  des  Pfälzers  als  ganz  unbegründet  zurück  und  beklagt  sich 
seinerseits  über  die  vielfachen  Uebergriffe,  welche  derselbe  zum  Theil  unter  dem 
Vorwande  der  ganz  widerrechtlich  angemassten  Wildfangsprätentionen  gegen 
sein  Stift  Worms  ausübe. 


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Einleitung.  593 

ReichsstäDden  abgeschlossenen  Bündnis  und  den  Massregeln,  welche  dieselben 
gegen  den  Kurfürsten  Ton  der  Pfalz  zu  ergreifen  beabsichtigten,  Anzeige  ge- 
macht. Der  Kurfürst  zeigte  sich  aber  über  das  Vorhaben  derselben  sehr  an- 
gehalten, er  wird  durch  Reiffenberg  mündlich  dem  Kurfürsten  von  Mainz 
ernstliche  Vorstellungen  haben  machen  lassen,  an  die  beiden  anderen  Kur- 
fürsten erliess  er  das  zu  Anfang  der  nachfolgenden  Publikation  abgedruckte 
Schreiben,  in  welchem  er  dieselben  sehr  nachdrücklich  auf  das  Rechts- 
widrige und  Gefahrdrohende  ihres  Unternehmens  aufmerksam  machte  und 
sie  vor  allen  gewaltsamen  Schritten  warnte,  zugleich  richtete  er  an  den 
Kurfürsten  von  der  Pfalz  ein  Schreiben,  in  welchem  er  diesen  von  den 
Absichten  seiner  Gegner  unterrichtete,  auch  ihn  aber  aufforderte,  sich  aller 
Thätlichkeiten  zu  enthalten  und  lieber  um  des  Friedens  willen  sich  in  der 
Ausübung  seiner  Rechte  zu  moderieren,  und  sich  zur  Vermittelung  erbot, 
zugleich  forderte  er  auch  den  Kaiser  auf,  einzuschreiten  und  zu  verhüten, 
dass  diese  Streitigkeiten  in  Thätlichkeiten  ausarteten.  Als  diese  Mahnungen 
sich  als  fruchtlos  erwiesen  und  der  Kurfürst  von  der  Pfalz,  nachdem 
durch  die  Besetzung  von  Ladenburg  von  seinen  Gegnern  der  Anfang 
mit  den  Feindseligkeiten  gemacht  war,  auf  Grund  der  Allianz  seine  Hülfe 
in  Anspruch  nahm,  erklärte  er  sich  allerdings  bereit,  im  Nothfalle  dieselbe 
zu  leisten,  mahnte  aber  zunächst  nach  beiden  Seiten  hin,  die  Sache  gütlich 
beizulegen,  und  beauftragte,  als  der  Kaiser  ihn  aufforderte,  an  den  Ver- 
mittel ungsverhandlungen,  behufs  deren  er  den  Reichshofrath  Grafen  von 
Königseck  absandte,  theilzunehmen ,  nnd  als  auch  der  Kurfürst  von 
Mainz,  zugleich  im  Namen  seiner  Bundesgenossen,  sich  zur  Annahme  seiner 
Vermittelung  bereit  erklärte,  seinen  Gesandten  beim  Reichstage,  den  Frei- 
herrn V.  Mahrenholtz,  sich  zu  diesem  Zwecke  nach  Heidelberg  und  Mainz 
zu  begeben.  Die  unten  abgedruckten  Relationen  v.  Mahrenholtzs  lassen 
den  Verlauf  der  von  Ende  Juli  1665  bis  Ende  Januar  1666  fortgesetzten, 
schliesslich  fruchtlos  endigenden  Verhandlungen  erkennen,  sie  zeigen,  wie 
gerade  die  Hartnäckigkeit  des  Kurfürsten  von  der  Pfalz,  welcher  wirklich 
Hülfstruppen  von  dem  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  und  dem  Herzoge  von 
Celle  erhalten  hatte  und  auf  den  Schutz  Schwedens  vertraute,  und  das 
Misstrauen  desselben  gegen  die  Vermittler  dieselben  besonders  schwierig 
und  die  Rolle  der  letzteren  zu  einer  sehr  undankbaren  gemacht  hat.  Den 
officiellen  von  diesen  geleiteten  Verhandlungen  gehen  andere,  bei  denen 
die  Bevollmächtigten  des  Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  und  des  Herzogs  von 
Lothringen  die  Vermittlerrolle  spielen,  zur  Seite,  durch  diese  letzteren 
wird  Ende  October  1665  der  Oppenheimer  Recess  zu  Stande  gebracht, 
welcher  den  Feindseligkeiten  ein  Ende  macht  und  als  Grundlage  für  die 
weiteren  Verhandlungen  dienen  soll.  Diese  werden  unter  Theilnahme  der 
officiellen  Vermittler  im  November  zu  Spei  er  eröffnet,  werden  aber  schon 
Ende  Januar  1666  von  dem  Kurfürsten  von  der  Pfalz  abgebrochen  und 
dieser  ruft  nun  den  Schiedsspruch  der  auswärtigen  Mächte,  Schwedens 
und  Frankreichs  an.  Diese  übernehmen  wirklich  die  Vermittlerrolle, 
aber    erst    nach    vielfachen    weiteren    Streitigkeiten    und    sogar  Thätlich- 

Muter.  s.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  38 


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594  10.    Der  Knrpfälsische  Wildfangsstreit- 

keiten*)  beginnen  im  November  1666  die  Gompromissverhandinngen  zq  Heil- 
bronn*), und  diese  führen  endlich  im  Febmar  1667  zo  einem  Vergleiche, 
dnrch  welchen  die  Streitfragen  im  wesentlichen  zu  gansten  des  Knrftir- 
sten  von  der  Pfalz  entschieden  werden. 


0  Korförst  Friedrich  Wilhelm  hat  nor  durch  wiederholte  Hahniingeii 
zorn  Frieden,  die  er  nach  beiden  Seiten  hin  hat  ergehen  lassen,  an  diesen 
weiteren  Händein  Tbeil  genommen. 

*)  S.  Acta  compromissi  in  causa  jans  Wildfangiatas,  conduotas  et  vecti- 
galinm,  qnae  vertitnr  inter  eminentisaimnm  Bleotorem  Moguntinnm  tanqnam 
episcopam  Wormatiensem  et  Herbipolensem  ejasqne  foederatoa  et  serenisaimnin 
electorem  Palatioam  (1667  fol.),  darin  sam  Scblaas  Laadnm  in  cansa  Wild- 
faogiatas  etc.  anterzeichoet  von  Honoratus  Gonrtin  als  franzÖBischem  ood 
David  Mevias  aud  Martin  Boeckell  als  schwedischen  Delegierten  (auch 
wieder  abgedruckt  in  Diar.  Europ.  XIV.  Appendix). 


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Der  Kurfürst  an  den  KorfUrsten  von  Trier  »)•     D.  Cöln 
22.  März/[1.  April]  1665. 

[EröffnaDgen  Beiffenbergs.    Abmahnang  vod  deo  beabsichtigten  GewaUmassregeln 

gegen  K.Pfaiz.] 

—  Es  hat  uns  der  Chur-Mayntzlsche  Geheimde  Rath,  Freiherr  i.  April. 
V.  Reiffenberg  ')  ein  Gesamtcreditivschreiben  von  E.  wie  auch 
ChurMayntzs  und  ChurCölns  Ld.  Ld.  dieser  Tage  übergeben  und 
darauf  vorgetragen,  dass  Ew.  und  hochgedachter  beider  HH.  Chur- 
fürsten  Ld.  Ld.  nebst  dem  Herrn  Hertzog  von  Lothringen,  einigen 
Bischöfen,  allen  Grafen  daselbst,  samt  dem  ganzen  unmittelbaren  Reichs- 
adel sich  verbunden  hätten,  wegen  der  von  ChurPfalzs  Ld.  gebrauch- 
ten Wildfangs-  und  Leibeigenschaftsgerechtigkeit  ihre  Völker  zusam- 
menzuführen, mit  selbigen  in  die  Ghurpfälzische  Lande  zu  rücken 
und  nicht  allein  sich  dieses  von  GhurPfalzes  Ld.  gebrauchten  Rech- 
tens zu  entschlagen,  sondern  auch  wegen  des  erlittenen  Schadens  zu 
erholen.  Nun  erachten  wir  unnöthig  E.  Ld.  vorzustellen,  wie  solches 
Beginnen  wider  alle  Reichsconstitutiones  laufe,  auch  darauf  nichts  an- 
dres als  neue  motus,  Gegenverfassungen  und  höchst  verderbliche 
Consequentien  erfolgen,  ja  einem  jeden  im  Reich  Anlass  gegeben 
werde,  des  alten  Faustrechts  sich  zu  gebrauchen.  —  Von  der 
Sachen  Beschaffenheit  wollen  wir  nicht  urtheilen,  sondern  seind 
vielmehr  des  guten  —  Erbietens,  GhurPfalzes  Ld.  zu  aller  Billig- 
keit zu  disponiren.    Nur  allein  ist  dieses  gleichwohl  offenbar  und  be- 


0  Ein  gleicblaatecdes  »Schreiben  wird  unter  demselben  Datam  auch  an 
K.Cöln  gerichtet. 

^  S.  aber  denselben  oben  S.  378.  Das  Creditiv  der  drei  Kurfürsten  für  den- 
selben ist  datiert  vom  8.  Februar,  das  Recreditiv  des  Kf.  vom  21./31.  März  1665, 
darin  wird  aber  ausdrücklich  bemerkt,  dass  jenes  Creditiv  dem  Kf.  erst  vor 
zwei  Tagen  zugegangen  sei. 

38* 


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596  10.    Der  Enrpfalsische  Wildfangsitreit. 

kannt,  dass  Ghur Pfalz  im  exercitio  dieses  Rechtens  von  undenklichen 
Jahren  her  gewesen,  dahero  es  dan  ein  ganz  frembdes  Ansehen  ge- 
winnen wollte,  S.  Ld.  gewaltsamer  Weise  mit  Yorbeigehung  des  or- 
dentlichen Weges  des  Rechtens  und  der  Justiz  zu  überfallen.  Er- 
suchen demnach  E.  Ld.  —  Sie  wollen  Belieben  tragen,  dero  in  dieser 
Sache  gefasste  Resolution  zurQckzuhalten  und  nicht  allein  abzuwarten, 
was  fttr  Antwort  wir  auf  unser  an  Chur-Pfalzes  Ld.  abgelassenes 
Schreiben  erhalten  werden,  sondern  auch,  dafern  dieselbe  wider  Ver- 
hoffen in  der  Güte  zu  E.  Ld.  contento  sich  nicht  erklären  würden, 
Ihrer  Eeyserl.  Majestät  als  dem  Haupte  des  Römischen  Reichs  solche 
Sache  zu  Dero  Decision  zu  untergeben').  — 


Kurfürst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  EurfUrsten. 
D.  Heidelberg  25.  März/[4.  April]  1666. 

[aaf  das  Schreiben  vom  6/16.  Februar.     Beschwerden  gegen  K.Mainz.] 

4.  April.  Die  E.  Mainzischen  Beschwerdeo  sind  ganz  ongegründet,  vielmehr 
hat  ihm  dieser  die  vielffiltigsteD  Ursachen  zn  Beschwerden  gegeben.  Seit- 
dem derselbe  Bischof  zq  Worms*)  geworden,  hat  er  dieses  Stiftes  alte 
yerlegene  Streitigkeiten  nicht  allein  hervorgesncht,  sondern  auch  viel  höher 
getrieben,  anch  als  Bischof  von  Würzbarg  zieht  er,  was  immer  streitig 
gewesen,  in  Zweifel.  Er  selbst  gründet  sein  Recht  nicht  nur  anf  die  Pos- 
session, sondern  ist  versichert ,  dass  diese  aaf  den  Rechten  gegründet  ist, 
übersendet  vorläofig  eine  sammarische  Information  darüber.  Er  bittet,  Ef. 
möchte  sich  nicht  dnrch  die  E.  Mainzischen  Vorgeben  einnehmen  lassen 
sondern  anf  die  Sache  selbst  sehen  and  den  Thätlichkeiten  desselben  anch 
seinerseits  kräftig  stenern  and  wehren  helfen. 


')  Unter  demselben  Datam  ergeht  auch  ein  Schreiben  an  E.Pfalz,  in  welchem 
Ef.  demselben  mittheilt,  er  habe  von  der  gegen  ihn  gebildeten  Verbindong  er- 
fahren, ihn  ermahnt,  es  nicht  zn  Thätlichkeiten  kommen  zu  lassen  und  , lieber 
in  exercitio  eines  und  andern  Rechts  sich  zo  moderiren,  als  sich  ond  seine 
Unterthanen  in  einen  solchen  Hazard  zu  setzen *",  und  sich  zar  Vermittelnog  er- 
bietet, and  ein  anderes  an  den  Kaiser,  in  welchem  er  denselben  auffordert,  seine 
kaiserliche  Autorität  sofort  und  mit  solchem  Nachdruck  zu  interponieren,  dass 
jene  Streitigkeiten  nicht  in  Thätlichkeiten  übergingen,  sondern  gutlich  beige- 
legt würden. 

^)  Johann  Philipp  war  seit  1663  Bischof  von  Worms,  schon  seit  1642 
Bischof  von  Würz  bürg.  8.  über  die  früheren  Streitigkeiten  desselben  mit 
K.Pfalz  Häusser,  Geschichte  der  rheinischen  Pfalz  II  8.617. 


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Sendung  v.  Reiffenbergs  za  Kf.,  dessen  Erbieten  znr  Vermittelnng.         597 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.     D.  Göln 
29.  März/[8.  April]  1665. 

[Erbietangen  Reiffenbergs.    Mahnung  zum  Frieden.] 

Er  hat  dem  von  E.  Mainz  an  ihn  abgesandten  Freiherrn  v.  Reiffenberg  8.  April, 
beweglich  zugeredet,  mnss  demselben  auch  das  Zengnis  geben^  dass  er  eine 
sonderbare  Moderation  and  Behutsamkeit  bei  diesem  negotio^  wie  auch  nicht 
geringe  Devotion  gegen  E.  Pfalz  bezeugt  habe,  empfiehlt  diesem  daher,  sich 
desselben  zur  Beförderung  des  gütliehen  Vergleichs  zu  bedienen,  und  wie- 
derholt seine  früheren  Mahnungen  zum  Frieden  i). 


Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln^)  an  den  Kurfürsten. 
D.  Schloss  Brüel  16.  April  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  22.  März/1.  April.    Rechtfertigung  des  Verfahrens  gegen 
K.Pfalz,  Anklagen  gegen  denselben.] 

Er  und  die  anderen  gravierten  Stände  wollen  nicht  K.  Pf  alz  in  seinem  16.  April. 
Lande  mit  ihren  Völkern  überfallen,  sondern  nur  ihre  eigenen  Territorien 
gegen  die  je  länger  je  mehr  zunehmenden  Thätlichkeiten  desselben  schützen. 
Die  Ausübung  des  Wildfangsrechtes  ist  von  ihnen  stets  bestritten,  von 
E.  Pfalz  aber  gewaltsam  durchgesetzt  und  eztendiert  worden,  so  dass  der- 
selbe kraft  desselben  fast  alle  obrigkeitlichen  Rechte  sich  angeeignet  hat 
Den  Rechtsweg  haben  die  Interessenten  längst  ergriffen,  sie  haben  auf  dem 
Reichstage  1653  Klage  geführt,  der  Kaiser  hat  damals  eine  Commission 
nach  Speier  bestellt,  K. Pfalz  aber  hat  sich  derselben  nicht  gefugt  und  in 
dieser  Sache  weder  Recht  noch  Richter  jemals  leiden  wollen.  Die  Gra- 
vierten wissen  daher  nicht,  welche  Mittel  ihnen  bleiben,  um  ihre  Gerecht- 
same zu  schützen. 


Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  20.  April  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  22.  März/1.  April.    Mittheilung  der  von  ihm  in  der 
Wildfangsstreitsache  getroffenen  Massregeln.] 

Er   hat    seinem  an  des  Ef.  Hof  anwesenden   Reichsbofrath   Freiherrn  20.  April. 
Johann  von  Goess  aufgetragen,  demselben   mitzutheilen,  was  in  dieser 


1)  Kurfürst  Karl  Ludwig  erwidert  darauf  (d.  Heidelberg  11./21.  April  1665), 
Kfl  möchte  ihm  nähere  Mittheilungen  über  die  von  Reiffenberg  vorgebrachten 
Beschwerden  machen,  er  wünsche,  derselbe  möchte  ^»anstatt  der  oftmals  ihm 
mündlich  und  schriftlieh  gemachten  Sincerationen  auch  dermaleins  derselben 
wirklichen  Effect  verspüren  lassen^. 

^  Ein  Schreiben  ganz  ähnlichen  Inhalts  erhält  Kf.  auch  von  dem  Kurfürsten 
Karl  Kaspar  von  Trier  (d.  Carlich  5.  Mai  1665), 


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598  10.    Der  Enrpfälsische  Wildfangsstreit. 

Streitigkeit  die  gravierten  Stände  durch  ein  ausführliches  Elageschreiben 
und  durch  den  an  ihn  abgesandten  Freiherrn  Johann  Werner  ?.  Blitters- 
dorff  der  Remedierung  halber  haben  sollicitieren  lassen  und  was  er  des 
Ef.  wohlmeinender  Erinnerung  nach  darauf  sogleich  resolviert  hat*). 


Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  an  den  Kurfliraten. 
D.  Martinsbnrg  in  nuserer  Stadt  Mainz  25.  Mai  1665. 

[Anzeige  der  Besetzung  von  LadeDburg.] 

25.  Mai.  Infolge    der  von  E.Pfalz   in   Ladenburg')    verübten  Gewalttbaten 

und  da  er  die  Nachricht  erbalten,  dass  E.Pfalz  diese  Stadt  mit  400  Mann 
hat  besetzen  wollen,  hat  er  selbst  dieselbe  vorher  mit  seinen  Truppen  be- 
setzt, bis  ihm  der  zugefügte  Schaden  ersetzt  und  er  vor  dergleichen  Gewalt- 
tbaten hinfort  hinlänglich  gesichert  sei. 


Knrfiir&t  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Friedrichsburg  18./ [28.]  Mai  1665. 

[Die  Besetzung  von  Ladenbarg.    Anrnfang  der  Hälfe  des  Ef.  aaf  Grand 

der  Allianz.] 

28.  Mai.  Ergiebt  Nachricht  über  die  Besetzung  von  Lad  enbnrg  durch  E.Mainz 
und  über  die  dort  vollführten  Gewalttbaten.  Er  bittet  den  Ef.,  sich  nochmals 
beim  E aiser  für  ihn  su  verwenden,  E.Mainz  zu  dehortieren,  allenfalls 
aber  uns  mit  wirklicher  Hülff  und  Assistenz  unserer  nahen  Anyerwand- 
nus  und  Allianz  nach  förderlichst  beispringen  und  die  verglichene  An- 


0  Beiliegend  Abschrift  der  Beschwerdescbriffi  der  Alliierten  an  den  Kaiser 
(d.  25.  December  1664),  des  Schreibens  Kaiser  Leopolds  an  den  Markgrafen 
Wilhelm  von  Baden  (d.  Wien  20.  April  1665),  in  welchem  derselbe  beaaffcragt 
wird,  als  Ueberbringer  eines  kaiserlichen  Schreibens  sich  za  K.Pf  als  eu  begeben 
and  denselben  zu  ermahnen,  die  Eingriffe  and  Excesse,  über  welche  sich  die 
gegen  ihn  verbündeten  Fürsten  and  Stände  beklagten,  abzastellen,  damit  jene 
nicht  zn  gewaltsamen  Massregeln  genothigt  wurden,  wogegen  der  Kaiser  dahin 
wirken  werde,  dass  die  Sache  entweder  gütlich  oder  auf  dem  Rechtswege  bei- 
gelegt werde  (beide  gedruckt  Diar.  Earop.  XII  Appendix  S.  16.52;  Londorp 
IX  S.  337.  346)  and  der  Schreiben  des  Kaisers  an  K.Pfalz  and  K.Mainz  vom 
20.  and  23.  April,  worio  denselben  von  der  Sendung  des  Markgrafen  Mittheilung 
gemacht  wird. 

^  S.  «Copia  Ohnr-Mayntz  an  Chur-Pfaltz  abgelassenen  Schreibens  die  ge- 
waltsame Occupir-  und  Besetzung  der  gemeinschaff^tlichen  Statt  Landenbarg 
betreffend.  Mit  Ghur-Pfältzischer  Seiten  in  margine  gesetzten  Notatis  etc**  und 
»Oründliche  und  beständige  Abfertigung  der  Chur-P fältzischen  etc.  Notaten  1665' 
(Diar.  Kurop.  XIII  App.  8.  112.  118). 


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Besetzaog  von  Ladenbnrg.    Erbieten  des  Kf.  zur  Yermitteloog.       599 

zahl  Völker  durch  einen  Weg,  dass  selbige  das  Ghur-Mainz.  und  dero 
Consorten  territoria  nicht  berühren,  uns  ehestens  zu  schicken  auch 
~  zu  avisieren  belieben,  wann  sie  in  Aufbruch  begriffen  und  welchen 
Weg  sie  auf  unsere  Lande  nehmen  werden').  — 


Der  Kurftirst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.    D.  Lehnin 
23.  Mai/ [2.  Juni]  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  25.  Mai.    Neaes  Erbieten  zar  Yermittelnng.     Anfrage, 
wo  die  Verhandlungen  stattfinden  sollen.] 

Er  erbietet  sich  aufs  nene  znr  Vermittelong.  Da  K.Mainz  erklärt  2.  Jani. 
hat,  sich  des  Kaisers  loterposition  nicht  zuwider  sein  lassen  zu  wollen,  so 
will  auch  er  jemand  yon  den  Seinigen  zu  solcher  Mediation  abschicken,  er 
bittet  um  Nachricht,  ob  die  Verhandlungen  zu  Regensburg,  wo  alle  In- 
teressenten ohnedem  jetzt  ihre  Gesandten  haben,  vorgenommen  werden 
sollen^  und  mahnt,  es  inzwischen  nicht  zo  TÖlliger  Rnptnr  kommen  zu  lassen  >). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.    D.  Cöln 
a.  d.  Spree  29.  Mai/ [8.  Juni]  1665. 

[anf  das  Schreiben  vom  22.  Mai/ I.Jon  i.    Anerbieten  seiner  Vermittelnng.] 

Er  theilt  ihm  die  Gegenbeschwerden  yon  K.Mainz  und  dass  er  sich  8.  Juni, 
demselben  gegenüber  zor  Yermittelnng  erboten  habe,  mit,  ersucht  ihn,  wenn 
K.Mainz  keine   weiteren   Feindseligkeiten,  als  was  wegen   Ladenburg 
Torgegangen,  tentiere,  seinerseits  nicht  Anlass  zu  ferneren  Weitemngen  zq 
geben,  und  sich  auch  wegen  Zeit  und  Ort  der  Interposition  zn  erklären. 


1)  In  einem  Schreiben  vom  22.  Mai/[1.  Jnni]  berichtet  derselbe  aufs  neue 
über  die  von  K.  Mainzischer  Seite  gegen  ihn  verübten  Gewaltthaten,  seine  Be- 
schwerden deswegen  beim  Kaiser  seien  ohne  Erfolg  geblieben,  Ef.  möchte 
nochmals  sich  bei  demselben  far  ihn  verwenden,  Eugletch  auch  beim  Könige  von 
Frankreich  es  dahin  bringen,  dass  derselbe  seine  Gegner  von  Thätlichkeiten 
abmahne. 

^  Unter  demselben  Datnm  ersucht  Kf.  den  Kaiser,  da  es  schon  zu  Eztremi- 
taten  gekommen  sei,  durch  Einlegung  seiner  kaiserlichen  Autorität^  das  Feuer 
in  der  Asche  eu  dämpfen,  die  Sache  „lasse  keine  Weitläufigkeit  zu,  sondern 
erfordere  ein  geschwindes  remedium*. 


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600  10.    Der  Eurpfalsische  WildfaDgSBtreit 

Der  Earftlrst  an  den  Kurfürsten  von  Mainz.     D.  Cöln  a.  d. 
Spree  l./[ll.]  Juni  1665. 

[AbmahDüDg  von  ThätlichkeiteD,  Hinweis  aaf  seine  Allianz  mit  E.Pfalc] 

11.  Juoi.         Er  mahnt  ihn  nochmals  von  weiteren  Thätlichseiten  ab,  auch  E.Pfal  z, 
hoffe  er,  werde  von  solchen  abstehen. 

Wir  verlangen  dieses  umb  so  vielmehr,  weil  wir  nicht  unbillig  be- 
sorgen, dass  im  Fall  E.  Ld.  über  alles  Verhoffen  bei  dieser  gewaltsamen 
Ueberziehung  continuiren  sollten,  wir  wegen  der  mit  GhurPf  altz  L#d. 
aufgerichteten  Particular-Alliantz  mit  in  diese  Sache  impliciret  werden 
dürften,  welches  wir  gerne  verbotet  sehen  möchten.  — 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.    D.  Cöln 
a.  d.  Spree  l./[ll.]  Juni  1665. 

[anf  das  Schreiben  Tom  18./ 28.  Mai.    Hoffnung  auf  gütliche  Beilegang  des 
Streites.    Zosage  seiner  Unterstützung.] 

11.  Juni.  —  Lebe  —  der  gänzlichen  Hoffnung,  es  werde  nicht  allein  Ch ur- 

Main tz  Ld.  dero  Erbieten  zufolge  sich  nunmehr  zu  allem  gQtliehen 
Accommodement  bequemen,  besondem  auch  —  Eeyserl.  May.  Dero 
ofGcia  und  hohe  Eeyserliche  Autorität  mit  solchem  Nachtruck  dahin 
interponiren,  damit  allem  besorgendem  weiteren  Unwesen  gesteuret 
—  werden  möge.  Gestalt  wir  dann  zu  solchem  Ende  abermal  an 
Ghur-Maintz  Ld.  geschrieben  —  daneben  auch  unseren  zu  Begens- 
purg  anwesenden  Käthen  und  Gesandten  anbefohlen,  sich  dahin  sorg- 
fältig zu  bemühen,  dass  Ghur-Maintz  Ld.  von  denen  sämbtlichen 
versamleten  Beiehs- Ständen  von  diesem  Fflrhaben  dehortiret  werde. 
Sollte  nun  dieses  alles  nieht  verfangen,  so  haben  Ew.  Ld.  sich  zu  ver- 
sichern, dass  gleichwie  wir  noch  zur  Zeit  aus  demjenigen,  so  uns  dieser- 
wegen  flirgekommen,  nicht  anders  urtheilen  können,  denn  dass  der- 
selben durch  dieses  Verfahren  zu  viel  geschiehet,  und  die  ordentliche 
Wege,  so  in  dergleichen  Fällen  im  Reich  herkommens,  vonChur-Maintz 
Ld.  ftirbeigegangen  und  an  die  Seite  gesetzet  worden,  also  wir  nicht 
unterlassen  wollen,  sobaldt]  Ew.  Ld.  Erklärung  wegen  der  Me- 
diation uns  zukommen  wird,  alle  nachdrückliche  officia  hiebei  zu  leisten 
und  sowohl  der  nahen  Anverwandtnuss  halber  als  auch  in  kraft  der 
Allianz  hiebei  dergestaldt  zu  erweisen,  dass  Ew.  Ld.  unsere  freund- 
vetterliche  AfTection  daraus  zu  verspüren  haben  soll.  — 


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Die  kaiserliche  VermitteluDg.    Sendung  v.  Mahrenholtzs.  601 

Kaiser  Leopold  an  den  Kurfürsten.    D.  Wien  23.  Juni  1665. 

[Uebernahme  der  VermittelaDg.    AnfforderuDg  an  den  Ef.,  an  derselben  aach 

Theil  zu  nehmen.] 

Er  hat  dem  Markgrafen  von  Baden  anderweitige  Commission  aufge-  23.Juoi. 
tragen,  sich  zwischen  beiden  streitenden  Theilen  zu  interponieren ,  anch 
seinem  Reichshofrath  und  Kämmerer  Leopold  Wilhelm  Grafen  zn  Eö- 
nigsegg  und  Rotteufels  Befehl  ertheilt,  sich  sofort  zn  E.PfaIz  und 
dann  zu  E.Mainz  zu  begeben  und  beide  Theile  zu  ermahnen,  dass  sie 
sich  aller  Thätliehkeiten  enthalten  nnd  berührter  Commission  statt  thnn 
sollten.  Inzwischen  hat  er  des  Ef.  Schreiben  vom  29.  Mai/[8.  Juni]  erhalten, 
er  theilt  ihm  die  ürstruktion  für  den  Markgrafen  von  Baden  und  Graf 
Eönigsegg  mit  und  stellt  ihm  anheim,  ob  er  nicht  auch  jemand  der  Sei- 
nigen dorthin  abordnen  wolle,  welcher  dieses  Werk  mit  beförderte  i). 


Der  Kurfürst  an  den  Kaiser.    D.  Cöln  22.  Juni/ 
[2.  Juli]  166Ö, 

[auf  das  Schreiben  vom  23.  Jnni.    Anzeige  der  Sendung  ▼.  Mahrenholtzs  an 
E.Pfalz  and  E.Mainz.] 

—  Weil  E.  Eeyserl.  M.  zu  Beförderung  dieses  hochwichtigen  2.  Juli. 
Wercks  diensamb  zu  sein  ermessen,  dass  auch  ich  jemand  der  Itfeinigen 
zu  der  disfalls  veranlassten  Zusammenkunft  abfertigen  wollte,  so  habe 
ich  darauf  sofort  meinem  zu  Regens purg  sich  annoch  befindenden 
Oesandten  Ghurt  Asche  von  Itfarenholtz  gemessene  Instruction  er- 
theilet,  sich  —  gleichfalls  zu  —  Chur-Pfaltz  Ld.  und  dann  ferner 
zu  Ghur-Maintz  Ld.  zu  verfügen  und  daselbst  E.  Eeys.  Itfaj.  höchst- 
löbliche  Intention  schuldigstermassen  zu  secundiren.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Mahrenholtz.     D.  Cöln  ar.  d.  Spree 
22.  Juni/[2.  Juli]  1665. 

[Auftrag,  sich  zu  E.Pfalz  und  E. Mainz  zu  begeben  nnd  in  Gemeinschaft  mit 
den  kaiserlichen  Commissaren  die  Yermittelnng  zu  Tersnchen.] 

—  befehlen  wir  Euch  hiemit,  Eure  Sachen  also  anzustellen,  damit  2.  Juli. 
Ihr  Euch,  sobald  Ihr  erfahren  werdet,  dass  die  Eeyserl.  Commissarii 

>)  Auch  E.Mainz,  indem  er  (d.  St. Martin sbnrg  in  Mainz  3. Juli  1665)  mit- 
theilt, dass  der  Eaiserdem  Markgrafen  von  Baden  and  dem  Grafen  Eonigseck 
die  Yermittelnng  aafgetragen  habe,  stellt  dem  Ef.  anheim,  ob  nicht  aach  er 
jemand  zn  diesen  Verhandlangen  absenden  wolle,  and  erklart,  auch  seine  Mit- 
interessenten  wären  damit  einverstanden. 


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602  10.    Der  Eorpfälzische  Wildfangsstreit 

dabin  gehen,  gleichfalls  zu  ChurPfaltz  und  GhurMaintz  Ld.  ver- 
itlget,  zu  dem  Ende  Ihr  dann  zu  Eurer  Legitimation  beikommende 
Creditive  sowohl  an  GhurMaintz  als  ChurPfaltz'  Ld.  hiebei  zu 
empfangen.  Und  weil  wir  Euch  in  dieser  Sache  über  einem  und  an- 
deren, 80  etwan  bei  dieser  Zusammenkunft  vorkommen  möchte,  nicht 
eigentlich  instruiren  können,  so  ist  dieses  allein  unser  gn.  Wille,  dass 
Ihr  alle  gute  und  zu  Erreichung  der  Eeyserl.  und  unserer  bei  diesem 
Werk  f&hrenden  Intention  dienliche  officia  nach  Müglichkeit  beitragen 
sollet,  dass  von  beiden  streitigen  Theilen  von  aller  Gewaltthätigkeit 
abgestanden  und  entweder  diese  Differentien,  so  ^el  immer  müglich, 
in  der  Güte  componiret,  oder  die  Sache  zu  rechtlicher  Ausführung 
verwiesen  werden  möge.  Nachdem  auch  solches  Allerhöchst  Ihrer 
Key.  M.  gtr.  Intention  gemäss,  als  habt  Ihr  hierunter  dero  Abgesandten 
bestermassen  zu  secundiren  und  zu  Beförderung  dieses  hochnöthigen 
Werks  alle  möglichste  Assistenz  zu  leisten  und  uns  von  allem,  was 
in  einem  und  andern  vorgehen,  auch  ob  und  wann  ein  Ort  zu  einer 
Zusammenkunfft  determinirt  werden  möchte,  —  Bericht  abzustatten.  — 


Kurfttrst  Karl  Ludwig  von  der  Pfalz  an  den  Kurfürsten. 
D.  Friedrichsburg  24  Juni/[4.  Juli]  1665. 

[auf  die  Schreiben  des  Kf.  vom  29.  Mai/8.  Jani  and  I./IL  Judi.    Erneates  Ver- 
langeo  der  Leistang  der  alliansmässigen  Hälfe.] 

4.Jali.  Die  ßegrüodaog  der  Besetzung  von  Ladenburg  K. Mainzischerseits 

ist  ganz  nichtig,  derselbe  mit  seinen  Adhärenten  hat  noch  weiter  um  sich  ge- 
griffen, dem  kann  er  nicht  länger  zusehen.  Bei  so  gestalten  Sachen,  bevor 
alles  in  den  früheren  Zustand  gesetzt  worden  ist,  zu  tractieren  ist  weder 
reputierlich  noch  sicher,  zumal  da  seine  durch  seinen  Geheimen  Rath  Dr. 
Peil  und  seinen  Residenten  am  kaiserl.  Hof  Persius  über  fünf  Wochen 
betriebenen  Sollicitationen  so  wenig  Erfolg  gehabt  und  der  Reichsvicekanzler 
sich  höchst  parteilich  gegen  ihn  bezeigt  hat.  Er  ersucht  daher  Kf.  noch- 
mals, ihm  die  in  der  Allianz  verglichene  Volkshülfe  sobald  wie  möglich, 
laut  den  expressen  terminis  der  Allianz  zuzuschicken  und  ihm  mit  der 
nächsten  Post  zu  berichten,  wie  bald  und  auf  welchem  Wege  er  diese 
Hülfe  zu  erwarten  habe ,  damit  er  der  Gewalt  Gewalt  entgegensetzen  oder 
doch  wenigstens  sub  clypeo  mit  seinen  Gegnern  tractieren  könne. 


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Sendung  v.  Mahrenholtzs  zur  Vermittelang.  603 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz,    D.  Cöln 
4/ [14.]  Juli  1665. 

[auf  das  Schreiben  vom  24.  Jani/4.  Jali.    MahouDg  zn  gütlichen  Verhandlungen.] 

Gewiss  IstMahrenboltz  schon  angelangt  und  ist  man  in  voller  Hand-  14.  Jali. 
Inng  begriffen. 

So  lassen  wir  E.  Ld.  —  selbst  —  uilheilen,  wan  wir  deroselben 
itzo  Völker  zu  Hülfe  schicken  sollten,  ob  wir  uns  nicht  parteiisch  er- 
zeigen und  zu  dieser  Mediation  und  Handelung,  von  deren  glücklichen 
Ausgang  wir  uns  gute  Hoffnung  machen,  ganz  untüchtig  machen 
würden.  Wir  ersuchen  demnach  E.  Ld,  —  sie  wollen  dem  Werk  so 
lange  Anstand  gönnen  und  sich  gedulden,  bis  man  sähe,  wohin  Ghur- 
Mainzes  Ld.  sich  erklären,  auch  im  übrigen  bei  diesem  Werke  sich 
so  erzeigen,  dass  der  allgemeine  Friede  —  beibehalten  —  auch  da- 
durch [nicht]  die  vorseyende  gütliche  Hinlegung  gehindert  oder  gar 
aufgehoben  werde.  — 

V,  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.    D.  Friedriclisburg 
17. /[27.]  Juli  1665. 

[K.Pfalz  wünscht  eine  Allianz  mit  dem  Ober-  and  NiedersächBischen  Kreise.] 

Er  ist  gestern  hier  angekommen  und  ist  noch  am  Abend  zur  Audienz  27.  Jali. 
bei  dem  Kurfürsten  vorgelassen  worden.  Derselbe  sprach  seinen  Dank 
dafür,  dass  Kf.  sich  dieses  Werk  so  angelegen  sein  lasse ,  und  zugleich 
die  Hoffnung  ans,  dass  derselbe,  wenn  es  zur  Ruptur  kommen  sollte,  ihm 
gemäss  der  Allianz  Hülfe  schicken  würde,  gab  im  übrigen  zn  bedenken, 
weil  er  in  dem  Eurrheinischen  Kreise  ganz  bloss  und  allein  stünde  und 
die  übrigen  drei  geistlichen  Kurfürsten  keine  ordentliche  Kreis  Verfassung 
haben  wollten,  sondern  sich  darcb  besondere  Bündnisse  allein  assistierten, 
ob  nicht  ein  Mittel  zu  finden  sein  möchte,  wodurch  diesem  Unheil  abgeholfen 
werden  könnte,  namentlich  ob  nicht  eine  Allianz  zwischen  dem  Ober-  und 
Niedersächsiscben  Kreise  und  ihm  zn  treffen  sei,  damit  K.Mainz  und  die- 
jenigen ,  welche  von  demselben  dependierten,  sich  nicht  also  zu  Meistern 
des  Oberrheiustroms  machten 

V.  Mahrenholtz  an  den  Kurfürsten.     D.  Mainz 
20./[30.]  Juli  1665. 

[Erklärung  des  Kurfürsten  von  Mainz.] 

£r  ist  vorgestern  hier  angekommen  und  hat  Audienz  beim  Kurfürsten  30.  Juli, 
erhalten.    Dieser  contestierte,  wie  augenehm  ihm  des  Kf.  luterposition  wäre, 


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604  10.    Der  KarpHllsische  Wildfaogssireit 

Kf.  würde  ans  der  Ton  ihm .  ond^  seinen  Bondsgenossen  aosgestellten 
Erklärung '),  die  er  ihm  selbst  Torlas,  jodicieren,  dass  man  ihrerseits  za 
aller  Billigkeit  nnd  Erhaltung  des  Friedens  geneigt  w&re.  Wenn  es  za  den 
Traktaten  käme,  würde  man  zu  gänzlicher  Abhelfnng  dieser  Streitigkeiten 
K.Pfalz  entweder  ein  Stück  Geldes  oder  Land  und  Leute  zur  Satisfak- 
tion und  Aufhebung  seines  privilegii  geben  und  abtreten. 

Der  kaiserliche  Kommissar  äusserte,  er  hätte  nicht  vermeint,  K.Mainz 
und  die  anderen  Interessierten  würden  sich  so  weit  herausgelassen  haben, 
man  müsste  nun  K. Pfalz  beweglich  zureden,  dass  er  diese  Offerten  nicht 
ausschlüge.  £r  hätte  überdies  noch  soviel  sondiert,  dass  K. Pfalz  Laden- 
bürg  wohl  ganz  bekommen  könnte,  wenn  er  K.Mainz  wegen  der  Gemein- 
schaft einige  Satisfaktion  gebe.  Auch  K.  Cöln  und  K.  Tri  er,  sowie  der 
Bischof  von  Speier  nnd  der  Herzog  von  Lothringen  haben  ihre  Ge- 
sandten hier,  es  soll  anch  ein  engelländischer  Gesandter  hier  gewesen 
nnd  vor  einigen  Tagen  nach  Frankfurt  verreist  sein,  er  hat  von  dessen 
Anbringen  nnd  Verrichtung  aber  noch  nichts  erfahren  können.  Morgen  wird 
er  mit  dem  Kaiserlichen  Abgesandten  zu  K.Pfalz  nach  Friedrichs- 
burg fahren. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Friedrichsborg 
31.  Juli/ [10.  August]  1665. 

[yerE6geniDg  der  Verhandlaogeo.] 

10.  Aug.  K.Pf  alz  hat  auf  die  K.Mainzische  Erklärung  bisher  nur  erwidert,  dass 
er  zunächst  die  Antwort  des  Kaisers  abwarten  wolle.  Da  diese  nicht  so 
bald  eintreffen  kann,  so  ist  Graf  Königseck  inzwischen  in  besonderer 
Commission  zu  K.Trier  nnd  K.Cöln  gereist'). 


1)  S.  »Abdrack  der  schriftlichen  HaudlaDgeo,  so  aaff  die  von  der  Rom. 
Keyserl.  Migest.  Aliergoädigst  beUebte  loterposition  nnd  Abordnung  dero  Ab- 
gesandten, dess  Hochwohlgebohmen  Grafen,  Herrn  Leopold  Wilhelmen,  Grafen 
za  Königsegg  und  Rotten fels  etc.  von  Chor-Mayntz  nnd  dero  Consorten  an  Chor- 
PfaltB  veräbten  Attentaten  halber  gewechselt  worden."  (Diar.  Earop.  XII 
App.  8.  277ff.};  daselbst  S.  292f.  die  Erklärung  von  K.Mains  und  Consorten 
vom  27.  Jali  1665. 

*)  Mahren  ho  Its  meldet  am  7./17.  August  von  Friedrichsbnrg  aus,  K.PfaU 
habe  sich  noch  nicht  erklart,  Konigseck  sei  noch  nicht  surück,  heute  wurden 
hier  100  von  Pfals-Neuburg  zu  Hälfe  geschickte  Reiter  ankommen.  Die 
alliierten  Truppen  (1000  z.  Pferd  und  1500  z.  Fuss)  zögen  sich  zusammen  und 
es  würden  noch  inehr  nach  Ladenburg  gelegt. 


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VerzogeruDg  der  Vorhand  langen.  605 

Derselbe  an  den  KurfÖrBten.    D.  Friedrichsburg 
14/24.  August  1665. 

[Wenig  günstige  Aussichten  sam  Vergleich.] 

Seit  seinem  letzten  Bericht  vom  7./17.  hat  es  sich  hier  je  mehr  und  24.  Aug. 
mehr  zur  Roptar  angelassen.  Yorgestern  ritt  der  Kurfürst  wieder  mit  dem 
Grafen  von  Königseck  hinaas,  die  Völker  zn  besehen^),  nnd  fielen  unter- 
wegs, wie  auch  nach  gehaltener  Tafel  ziemliche  harte  Discurse  von  der 
Partialität  am  Eaiserlicben  Hofe  in  dieser  Sache,  von  K.Mainz  und  dem 
R.  Vicekanzler,  welches  der  Graf  sich  sehr  zu  Gemütbe  zog.  Er  übergab 
noch  denselben  Tag  die  kaiserliche  Resolution'),  der  Kurfürst  erklärte, 
dass  er  sich  darin  ersehen  wollte.  Man  erwartet  stündlich  3  Compa^nieen 
Reiter  von  den  Lüneburgischen  *),  welche  schon  zu  Frankfurt  über  den  Main 
gegangen  sein  sollen. 

Ich  sehe  sonst  fast  wenig  apparence  zu  Tractaten,  und  wenn  man 
Sr.  Ghurf.  D.  zuredet  und  eines  und  anders  remonstriret,*  antworten 
Sie  nur,  dass  Sie  erstlich  wollen  restituiret  sein  und  Ladenburg 
wieder  haben;  wenn  die  Lüneburgischen  Volker  ankommen,  fürchte 
ich,  dass  es  ohngeachtet  alles,  was  der  Keyserl.  H.  Commissarius  und 
ich  vorstellen  möchten,  wird  angegriffen  werden.  — 


Der  Kurfürst  an  v.  Mahrenholtz.    D.  Cöln  a.  d.  Spree 
15./ [25.]  August  1665. 

[Mahnang  an  E.Pfalz,  die  Verhandlangen  nicht  zu  verzogern.] 

Der  Kaiser  bat  ihn  aufgefordert,  K.Pfalz  zusprechen  zu  lassen,  die25.  Ang. 
Sache  nicht  länger  aufzuhalten,  sondern  Bevollmächtigte  zu  Verhandlungen 
zu  schicken.    Auch  Kf.  glaubt,  K.Pfalz  habe  keine  Ursache,  die  Verhand- 
lungen zu  verzögern,  befiehlt  ihm  daher,   demselben  dazu  zuzureden,  und 
fugt  ein  in  diesem  Sinne  gehaltenes  Schreiben  an  denselben  bei*). 


^)  8.  den  Brief  des  Karfarsten  Karl  Ludwig  an  seine  Gemahlin,  die 
Baugräfin  Luise  vom  12./22.  August  1665  (Schreiben  des  Kurfürsten  Karl  Ludwig 
von  der  Pfalz  ond  der  Seinen  heraasg.  von  Holland,  Bibliothek  des  literarischen 
Vereins  in  Stattgart.    Bd.  GLXVII  S.  156). 

>)  d.  Wien  9.  August  1665  (Diar.  Eur.  XII  App.  8.295). 

^  S.  aber  diese  durch  den  Schwager  des  Karfürsten,  den  Herzog  Ernst 
August,  Bischof  von  Osnabrück,  vermittelte  Sendung  lunebargischer  Hulfs- 
trappen  nach  der  Pfalz  die  Briefe  der  Herzogin  Sophie  vom  11./21.,  13./23. 
und  20./d0.  August  1665  (Bodemann  S.  91ff.)  und  Kocher  I  S.  439. 

*)  In  einem  weiteren  Bescript  vom  2 1./31.  August  weist  Kf.  Mahren  hol  tz 
auf  dessen  Belation  vom  14./24.  August  hin  an,  falls  es  zur  Ruptur  kommen  und 


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60g  ^  10.    Der  Korpfälzisohe  Wildfaogsstreit. 

V,  Mahrenholtz  an  den  Eurflirsten.    D.  Mainz  18.  August/ 
7.  September  1665. 

[K.PfalzB  ForderoDg  wegen  Sequestrierang  Ladeobargs  ist  von  K.Maioz 
angenommen  worden.] 
7.  Sept.  Weil  E.Pfalz  darauf  bestandeo  bat,  dass  die  Garnison  ans  Laden- 

borg abgeführt,  nnr  ein  kaiserlicher  Commissarius  ohne  Völker  bis  za 
Anstrag  der  Sache  hineingelegt  ^  nnd  darauf  zu  den  Traktaten  geschritten 
werden  solle,  so  haben  er  und  Graf  Königs  eck  sich  hieher  begeben  nnd 
E.  M.ainz  dabin  gebracht,  einen  Revers,  in  welchem  dieses  zugestanden 
wird,  auszustellen;  wenn  E.Pfalz,  zu  dem  sie  nun  zurückkehren  wollen, 
dagegen  nichts  zu  erinnern  hat ,  so  soll  derselbe  von  beiden  Tbeilen  voll- 
zogen^), die  Garnison  abgeführt  und  die  Traktaten  begonnen  werden. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Friedrichsburg 
11./21.  September  1665. 

[Ladenbarg  ist  sequestriert  worden,  die  Verhandlangen  sollen  su  Speier  be- 
ginnen, er  wünscht  nach  Begensbarg  surückzakehren.] 
21.  Sept.  Nach  vielen  von  E.  Pfälzischer  Seite  gemachten  Difficultäten  ist  end- 

lich die  Sequestration  und  Evacuation  von  Laden  bürg  am  vergangenen 
Freitag  vollzogen  worden,  künftigen  Freitag  werden  die  Traktaten  zu 
Speier  ihren  Anfang  nehmen,  er  wird  sich  auch  dort  einfinden.  Graf 
Eönigseck  hat  sich  vorgestern  vom  Eurfürsten  verabschiedet  nnd  ist 
zum  Eaiser  nach  Innsbruck  gereist.  Der  Markgraf  von  Baden  wird 
auch,  wenn  etliche  Gonferenzen  gehalten,  jemand  von  seinen  Räthen  an 
seiner  Stelle  verordnen.  Auch  M.  bittet,  ihm  zu  gestatten,  nach  Re- 
gensburg zurückzukehren,  er  glaubt,  dass  die  Traktaten  sehr  langsam 
hergehen  und  wohl  gamichts  daraus  werden  wird,  er  findet  E.Pfalz  so 
veränderlich,  dass  er  sich  bei  der  Sache  nichts  auszurichten  getraut*). 


der  kaiserliche  Gesandte  abreisen  sollte,  ebenfalls  nach  Hegensbarg  zarnckza- 
kehren.  M.  erwidert  (3./13.  September) ,  er  habe  dem  Befehle  des  Ef.  gemäsd 
sich  getrealich  bemüht,  es  nicht  zar  Raptar  kommen  za  lassen,  habe  sich  aber 
dadurch  nicht  angenehm  gemacht. 

^)  S.  den  Brief  des  Karfürsten  Karl  Ludwig  an  die  Baagrafin  Luise 
vom  30.  AagOBt/ 10.  September  1665  (Holland  S.  162). 

*)  S.  diesen  von  K.Mainz  am  11.  September,  von  K.Pfalz  am  30.  August/ 
9.  September  1665  aasgestellten  Revers  Diar.  Earop.  XII  App.  S.  135. 

*)  Kf.  ertheilt  darauf  wirklich  (d.  Göln  19./29.  September  1665)  M.  die  Er- 
laubnis, nach  Begensbarg  zaruckzakehren,  und  beauftragt  denselben,  ihm  eine 
andere  geeignete  Persönlichkeit  für  die  Fortsetzung  der  Interposition  vorzu- 
schlagen, auf  die  Bitte  des  Markgrafen  von  Baden  aber  weist  er  ihn  an  (d. 
Cassel  23.  October/2.  November  1665),  noch  etwa  drei  Wochen  zu  Beförderang 
der  Interposition  in  Speier  zu  bleiben. 


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VerhaDdlaogeD  zu  Speier.  607 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  10./ 20.  October  1665. 

[Vorschlag  der  Vermittler.    FeindseligkeiteD  von  K.PfälziBcher  Seite.] 

K.Pfalz  hat  aaf  das  durch  die  Vermittler  vorgeschlagene  Angebot  ^  20.  Oct. 
von  300,000  Gnlden  pro  abolitione  jnrium  et  privilegii  sich  noch  nicht  er- 
klärt. Seine  Abgesandten  bleiben  bei  allen  Conferenzen  dabei,  dass  sie 
vorher,  ehe  sie  sich  weiter  einliesssen,  die  gravamina  der  einzelnen  Gravier- 
ten wissen  wollten,  jene  aber  antworten,  dass  sie  solche  gravamina  schon  längst 
mitgetheilt  und  in  öffentlichem  Druck  haben  ausgehen  lassen  and  dass  sie  ra- 
tione  qualitatis,  wenn  auch  nicht  qnantitatis,  alle  gleich  graviert  seien.  Vor- 
gestern kam  Zeitung,  K.P  f  a  1  z  sei*)  mit  6000 Mann  vor  des  Prinzen  d  e  V  an  d  e • 
mont')  Quartier  zu  Wurstadt  gerückt,  habe  die  Vorwacht  chargiert  und, 
weil  die  lothringischen  und  der  Alliierten  Völker  von  einander  entfernt  ge- 
legen, es  so  weit  gebracht,  dass  sie  sich  bis  auf  eine  halbe  Stunde  vor 
Mainz  haben  retirieren  müssen,  auch  einen  E. Mainzischen  Hauptmann 
mit  50  Mann  gefangen  genommen.  Die  Gesandten  der  Gravierten  haben 
sich  sehr  darüber  beschwert,  auch  der  Markgraf  von  Baden  zieht  es  sich 
sehr  zu  Gemüth,  dass  bei  währenden  Traktaten  solche  Feindseligkeiten  vor- 
genommen sind. 


0  Nachdem  in  den  am  80.  September  zu  Spei  er  begonnenen  Verhandlan- 
gen  zonächst  nur  nebensächliche  Fragen ,  die  Hauptsache  aber  garnicht  berührt 
worden  war,  da  weder  K.Pfalz  eine  Entschädigung  für  den  Verzicht  auf  seine 
Rechte  fordern,  noch  dessen  Gegner  eine  solche  anbieten  wollten,  hatten  end- 
lich, wie  Mahrenholtz  am  3./13.  October  meldet,  der  Markgraf  von  Baden  und 
er,  als  Vermittler,  den  Vorschlag  gemacht,  dass  die  Gravierten  E.Pfalz 
300,000  Gulden  anbieten  sollten.  Schon  in  diesem  Schreibee  hatte  M.  gemeldet, 
dass  es  bei  Ingelheim  zu  einem  Rencontre  zwischen  lothringischen  Reitern 
und  pfalzischem  Landvolk  gekommen  sei.  Vgl.  darüber  „Extract  Schreibens 
ans  Nieder-Saulheimb  den  6.  Octobris  a.  leßö*"  und  .Wahrhafftiger  Bericht  wie 
es  in  Nieder-Saulheimb  ist  hergegangen."   (Diar.  Earop.  XII  App.  S.  319  ff.) 

^  Vgl.  über  diese  Vorgänge  des  4./ 14.  October  den  Brief  des  Karfürsteo 
Karl  Ludwig  an  die  Raugräfin  Luise  von  demselben  Tage  (Holland  S.  169) 
and  die  Flugschrift:  „Wahrhafter  Bericht,  welcher  gestalt  Ch.Pfaltz  von  denen 
zu  Speyer  bey  der  Kaiserl.  Commission  und  Churbrandenburg.  Mediation  ver- 
anlassten gütlichen  Tractaten  abgesprungen  und  die  gravirte  CkFürsten,  Stand  und 
immediat  Reichs  -  Ritterschaft  mit  voller  Heeresmacht  in  ihren  Territoriis  über- 
zogen," und  die  Gegenschrift:  .Wahrhafter  Gegenbericht,  welcher  gestalt  nicht 
Chur-Pfaltz,  sondern  Chnr-Mayntz  und  Gonsorten  etc."  (Diar.  Europ.  XII 
App.  8.  314  f.  316  ff.) 

')  Befehlshaber  der  lothringischen  Truppen. 


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608  10.    Der  KarpfalsiBche  Wildfaogsstreit. 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D,  Speier  17./27.  October  1665. 

[UnterbrechuDg  der  Traktaten.    VerhandlangeD  Gieses  and  Risancoarts.] 

27.  Oct.  Da  K.PfaU  sich  wegen  des  vorgeschlagenen  Aeqnivalents  noch  nicht 
erklärt  und  seine  Gesandtschaft  zu  sich  nach  Oppenheim  berufeo  hat,  so 
können  die  Traktaten  nicht  fortgesetzt  werden,  inzwischen  aber  kommen 
täglich  Zeitnngen,  dass  es  zur  Koptnr  gekommen  ist  und  allerhand  Feind- 
seligkeiten vorgehen.  Der  Markgraf  von  Baden  und  er  haben  den  Gesandten 
beider  Theile  deswegen  ernstliche  Vorstellungen  gemacht.  Der  Markgraf 
ist  gestern  von  hier  abgereist,  hat  aber  versprochen,  in  wenigen  Tagen 
zurückzukehren.  Derselbe  hat  ihm  im  Vetrauen  mittheileu  lasben,  er  habe 
Nachricht,  dass  beide  Theile  ihre  Streitigkeiten  den  Kronen  Frankreich 
und  Schweden  und  dem  Hanse  Braunschweig  untergeben  und  dieselben 
zu  Schiedsrichtern  erwählt  hätten,  was  dem  Kaiser  und  dem  Kf.,  zumal  da- 
durch deren  Mediation  zurückgesetzt  würde,  wohl  nicht  gefallen  würde.  Dass 
der  Pfalzneuburgische  KanzlerGiese  und  der  Lothringische  Gesandte  Ris  an- 
court  bei  K.Mainz  und  K.Pfalz  etwas  negotiieren ^)  und  von  dem  einen 
zum  anderen  reisen,  ist  sicher  und  wird  von  den  Gesandten  beider  Theile 
zugestanden '). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  der  Pfalz.    J).  auf 
unserm  Ambthause  Homburg  18. /[28.]  October  1665. 

[K.Mainzs  Beschwerde  aber  den  Ueberfall  gegen  die  Trappen  der  Alliierten,  Ab- 
mahnung von  weiteren  Thätlichkeiten.] 

28.  Oct.  K.Mainz  hat  sich  beklagt*}  über  den  Ueberfall,  welchen  trotz  der  zu- 

gesagten Waffenruhe  K.Pfalzs  Truppen  gegen  die  alliierten  Truppen  unter- 
nommen haben. 

Nun  mUsaen  wir  zwar  von  diesen  Proceduren,  so  lang  wir  von 
E.  Ld.  selten  nicht  informiret  sein,  unser  Judicium  suspendiren,  sollte 
solche  Sache  aber  auf  E.  Ld.  Befehl,  welches  wir  doch  nicht  glauben 
können,  fÜrgangen  sein,  so  lassen  wir  dieselbe  hoch  vernünftig  judi- 
ciren,   wie  solches  nicht  allein  der  Rom.  Keys  er  1.  Maj.  und  auch 


')  8.  die  Briefe  des  Earfarsten  Karl  Ladwig  an  die  Raugräfin  Laise  vom 
15./25.  und  21./31.  October  1665    (Holland  S.  1700- 

*)  Ef.  weist  auf  diese  Relation  hin  v.  M.  an  (d.  Cassel  27.  October/ 6.  No- 
vember 1665),  wenn  jene  Remonstrationen  nichts  fruchten  and  es  doch  zur  Rup- 
tur kommen  sollte,  sofort  abzoreisen. 

*)  in  einem  Schreiben  vom  20.  October  1665.  Kf.  erlässt  anter  demselben 
Datam  auch  an  denselben  ein  Schreiben,  in  welchem  er  ihn  ermahnt,  sich  durch 
jene  Thätlichkeiten  nicht  sam  Abbrach  der  Traktaten  and  snr  Erwiderung  der 
Feindseligkeiten  bewegen  za  lassen,  and  erklärt,  falls  K.PfaU  jene  anbefohlen 
haben  sollte,  sich  bemühen  zu  wollen,  dass  derselbe  dafür  Satisfaktion  leiste. 


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YerhandlaDgeD  zu  Oppenbeiin  uDd  Speier.  609 

uns,  indem  ein  anders  versprochen  worden,  zur  Verkleinerung  ge- 
reichen, besondern  auch  den  furhabenden  gütlichen  Vergleich  gänz- 
lich behindern  würde  und  nicht  ChurMayntz  Ld.  verdacht  werden 
können,  sich  hierüber  zum  höchsten  zu  beschweren  und  gegen  solche 
Hostilitäten  mit  gleicher  Bezeigung  zu  verfahren,  wovon  wir  dieselbe 
gleichwohl  abgemahnet  und  gebeten,  die  Tractaten  einen  Weg  als 
den  andern  zum  Schluss  befördern  zu  helfen.  —  Ersuchen  demnach 
E.  Ld.  nochmahlen  —  Sie  wollen  mit  Zurücksetzung  aller  ferneren  That- 
handlung  die  soweit  gebrachte  gütliche  Handlung  femer  facilitiren.  — 


V.  Mahrenholtz  an  den  KurfB  raten.     D.   Speier  24  October  / 

3.  November  1665. 

[Der  Oppenheimer  Recess.] 

Der  E. Mainzische  Abgesandte  hat  ihm  sagen  lassen,  dass  die  Präli-  3.  Nov. 
minartractaten  zu  Oppenheim,  zu  denen  sich  Greiffenclao,  Giese 
und  Risanconrt  gebrauchen  lassen,  dahin  geschlossen  sind^),  dass  die 
Hanptbandlnng  hier  förderlichst  reassumiert,  in  zwei  Monaten  geendigt  oder  in 
vier  Monaten  per  compromissum  ausgemacht  und  der  hierüber  aufgerichtete 
Recess  dem  Markgrafen  und  ihm  zur  Ratification  hieher  geschickt  werden 
solle,  inmittelst  wäre  ein  Waffenstillstand  auf  8  Tage  publiciert  worden. 


Dersellje  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  7.  / 17.  November  1665. 

[Vergleich  über  die  streitigen  Pnncte.    Pablicierung  des  Friedens.] 

Der  Neubnrgische  Kanzler  Giese  ist  von  Heidelberg  nach  Mainz  17.  Nov. 
gegangen  und  hat  die  Sache  soweit  gebracht^  dass  die  Suspension  der  jura 
während  der  Tractaten  von  E.Pfalz  angenommen  ist  und  die  Alliierten 
erklärt  haben,  während  dieser  Tractaten  in  den  streitigen  Dörfern  auf  zwei 
Stundenweit  von  Heidelberg,  Mannheim  und  Frankenthal  garkeine, 
in  den  übrigen  höchstens  5  Mann  einzuquartieren.  Der  Markgraf  und  er 
selbst  haben  den  Recess  spe  rati  unterschrieben.  Vorigen  Mittwoch  [l./ll.] 
ist  der  Stillstand  um  gewesen  und  haben  beide  Theile  wieder  Feindselig- 
keiten unternommen,  Sonntag  Mittag  [5./ 15.]  aber  ist  der  Friede  publiciert 
worden  und  werden  die  Völker  nunmehr  abgeführt,  morgen  wird  man  hier 
wieder  mit  den  Tractaten  beginnen. 


>}  S.  den  Oppenheimer  Recess  vom  21./31.  October  1665  (Diar.  Burop.  XII 
App.  S.  322  ff.    Londor p  IX  S.  379  f.). 

Mater.  %.  Gesch.  d.  O.  Knrfnrsten.    XI.  39 


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610  •  10.    Der  l^urpfalzische  WildfaDgsBtreit. 

Derselbe  an  den  Kurfürsten.  D.  Speier  12.122.  December  1665. 

jFrachtlofligkeit  der  hinsigen  Verhandlaogen ,  aDScheinend  gehen  wieder  beson- 
dere Verhandlaog^D  nebenher.] 

22.  Dec.  Vergeblich  haben  der  Markgraf  von  Baden  nnd  er  die  K.Ffalziscbe 

Geeandtschaft  ermahnt,  einen  Anschlag  ihrer  jnra  zu  übergeben  und  eine 
Satisfaction  und  Aeqnivalent  zu  fordern,  jene  beßtehen  daranf,  dass  das 
Gegentheil  eine  Offerte,  nnd  zwar  an  Land  nnd  Leuten  mache,  woraof  sich 
aber  die  Gravierten  nicht  einlassen  wollen.  Der  Neuburgische  Kanzler 
Giese  ist  wieder  hier  gewesen  und  Sonnabend  [9./19.]  mit  Greiffenclan 
nach  Mainz  gefahren;  etliche  meinen,  er  habe  von  E.Pfalz  Vollmacht^ 
ein  Aeqnivalent  zu  fordern,  es  sollte  aber  nicht  vor  die  Gommission  gebracht 
werden,  sondern  sie  würden  wohl  wieder,  wie  zu  Oppenheim,  ä  part  trac- 
tieren  und,  wenn  ein  Recess  aufgerichtet,  denselben  wie  nenlich  Ihnen  ad  rati- 
ficandum  übergeben.  Die  zwei  Monate,  welche  vermöge  des  Oppenheimschen 
Recesses  zu  diesen  Tractaten  angesetzt  sind,  sind  schon  bis  auf  wenige 
Tage  verstrichen,  und  ist  fast  nichts  ausgerichtet  worden'). 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  2./ 12.  Januar  1666. 

[Verhandlaagen  zu  Heidelberg  wegen  der  Entschadigaog  für  K.Pfalz.] 

12.  Jan.  K.Mainz  und  K.Pfalz  haben  den  Markgrafen  nnd  ihn  benachrichtigt, 

dass  zu  Beschleunigung  der  hiesigen  Conferenzen  ihre  Deputierten  zu  Hei- 
delberg im  Werk  begriffen  seien,  ratione  qnanti  zu  verhandeln.  Nach 
dem  Bericht  des  Speierschen  Kanzlers  soll  K.Pfalz  400,000  Gulden  an 
Land  und  Leuten  nnd  stehenden  Gefällen  fordern,  und  würden,  obgleich 
es  eine  hohe  Summe  sei,  die  Gravierten  sich  doch  wohl,  damit  man  end- 
lich aus  der  Sache  käme,  dazu  resolvieren. 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.    D.  Speier  15./ 25.  Januar  1666. 

[Abbrach  der  YerhandlaDgen.J 

25.  Jan.  Was  es  mit  den  Heidelbergischen  nnd  daher  auch  mit  den   hiesigen 

Tractaten  nunmehr  für  einen  Ausgang  genommen,  wirdKf.  aus  der  beifolgenden 


>)  Nachdem  M.  auch  am  19./ 29.  December  berichtet,  dass  die  Tractaten 
nicht  vorrückten,  weist  ihn  Kf.  9./ 19.  Janaar  1666  an,  wenn  er  merken  sollte, 
dass  man  nicht  in  kurzem  mehr  Ernst  in  der  Sache  bezeige,  sich  zum  Aufbrach 
fertig  zu  halten. 


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Abbruch  der  Verhandiaogen.  611 

Protestation  der  Gravierten  *)  und  dem  Sehreiben  von  K.Pfalz*),  darin  der 
Markgraf  and  er  gleichsam  ihre  Abdankung  und  Abfertigung  erhalten  haben, 
ersehen.  Er  wird  des  Kf.  Rescript  zufolge  sich  nächster  Tage  nach  Re- 
gensburg begeben'). 


^)  In  derselben  (d.  Heidelberg  25.  Januar  1666)  erklären  dieselben,  nachdem 
K.Pfalz  die  von  ihnen  bewilligte  Summe  nicht  angenommen  habe  und  dem  Oppen- 
heimer Recess  zuwider  das  Schloss  Hoheneck  nicht  wolle  räumen  lassen,  revo- 
cierten  sie  alle  ihre  bisherigen  Zugestandnisse  und  erböten  sich  zu  dem  in  dem 
Oppenheimer  RecesB  für  den  Fall,  dass  es  zu  keinem  gütlichen  Ausgleich  käme, 
verglichenen  Gompromiss. 

>)  In  demselben  (d.  Heidelberg  15./25.  Januar  1666)  zeigt  K.Pfalz  ihnen  bei- 
den an,  er  habe  erkannt,  dass  es  den  Alliierten  mit  den  gütlichen  Tractaten  kein 
rechter  Ernst  gewesen  sei,  er  ernenne,  da  die  Sache  nun  durch  ein  Gompromiss 
abgemacht  werden  müsse,  die  Könige  von  Frankreich  und  Schweden  zu 
Schiedsrichtern  und  den  Kaiser  zum  Obmann,  und  dankt  ihnen  für  die  bei  den 
Conferenzen  zu  Speier  aufgewandten  Bemühungen.  S.  auch  die  Schreiben  des- 
selben an  den  Konig  von  Schweden  vom  19./29.  Januar  1666  (Diar.  Europ.  XII 
App.  S.347)  und  an  den  Kaiser  vom  10./20.  Juli  1666  (XIII  App.  S.  686). 

*)  Auf  diese  Relation  erwidert  Kf.  2./12.  Februar  1666:  „ob  wir  wohl  ungern 
daraus  ersehen,  dass  sowohl  die  zwischen  ChurMainz  und  ChurPfaltz  vor- 
gewesene Handlung  als  auch  die  ChurPfälzischen  Entfernungstractaten  (S.  oben 
ö.  77)  fruchtlos  abgegangen ,  so  sein  wir  doch  mit  euer  desfalls  angewandten 
Negotiation,  so  uns  auih  von  anderen  gerahmet  worden,  wohl  zufrieden." 


39'^ 


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Abschnitt   11. 

Der   Münstersche    Krieg. 
1665-1666. 


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Einleitung. 


Der  Krieg,  welchen  im  Jahre  1665  der  Bischof  yod  Müoster  Chri- 
stoph Bernhard  von  Galen^)  gegen  die  Republik  der  Vereinigten 
Nieder! an  de  unternahm,  war  ein  Akt  der  Rache  für  mehrfache  Uebergriffe 
nnd  Gewaltthaten,  welche  sich  dieselben  gegen  ihn  ähnlich  wie  gegen  ihre 
anderen  deutschen  Nacbbaren ')  erlaubt  hatten.  Den  Hauptstreitpunkt  bil- 
dete die  schon  seit  langer  Zeit  spielende  Borkeloer  Angelegenheit.  Die 
zwischen  dem  Bisthnm  Münster  und  den  niederländischen  Provinzen  Gel- 
dern und  Overyssel  gelegene  Herrschaft  Borkelo  war,  nachdem  der 
letzte  rechtmässige  Inhaber,  Graf  Jodokus  t.  Brunkhorst,  1553  ohne 
Nachkommen  gestorben  war,  als  erledigtes  Lehen  ?on  dem  damaligen  Bi- 
schof von  Münster  eingezogen  worden,  Ansprüche,  welche  die  von  weib- 
licher Seite  mit  dem  letzten  Besitzer  verwandten  Grafen  von  Limbnrg- 
Styrum  auf  dieselbe  erhoben,  waren  sowohl  von  dem  Münsterschen  Lehns- 
gericht als  auch  von  dem  Reichskammergericht  zu  Speier  zurückgewiesen 
worden.  Der  Graf  Jodokus  von  Li  mbnrg-Stjrum  aber  hatte  sich 
darauf  an  die  Regierung  von  Geldern  gewendet,  diese  hatte  trotz  des 
vom  Kaiser  unterstützten  Protestes  des  Bischofs  unter  Berufung  darauf, 
dass  Borkelo  unter  ihrer  Gerichtsherrlichkeit  stehe,  die  Sache  ihrem  Gerichts- 
hof zu  Arnheim  übertragen  und  hatte,  nachdem  derselbe  1615  zu  gunsten 
des  Grafen  entschieden  nnd  das  ßisthum  Münster  zur  Herauszahlung  der 
inzwischen  von  dort  bezogenen  Einkünfte  verurtheilt  hatte,  jenen  mit  Gewalt 
dort  eingesetzt  und  die  Münsterscbe  Besatzung  vertrieben.  Unterhandlun- 
gen, welche  der  damalige  Bischof  Ferd in  an  d,  zugleich  Kurfürst  von  Cöln, 
mit  den  Generalstaaten  anknüpfte,  waren  vergeblich,  auch  ein  neuer  Spruch 
des  Reichskammergerichts  1642  wurde  um  so  weniger  beachtet,  als  damals 
während  des  dreissigjährigen  Krieges  weder  der  Bischof  noch  die  Reichs- 
gewalt im  Stande  waren  nachdrücklich  aufzutreten.  Bischof  Ghristophßern- 


0  S.  über  deDselbeo  Joa.  ab  Alpen,  Decadis  de  vita  et  rebus  gestis 
Ghristophori  Bernardi  episcopi  et  principie  Monasteriensis  pars  I  a.  II,  Maoster 
1694  u.  1703.  Täcking,  Geschichte  des  Stifts  Münster  unter  Christoph  Ber- 
nard von  Galen.    Maoster  1865. 

>)  S.  Droysen  III  3  S.  61  ff. 

*)  8.  Alpen  I  8.  597  ff.    Täcking  8.  120ff. 


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gl6  11.    Der  Munstersche  Krieg. 

hard,  welcher  bald  nach  Beendigong  jenes  Krieges  1651  in  Munster  zar 
Regiemng  kam,  hatte  die  Ansprüche  seines  Stiftes  wieder  aafgenommen 
und  hatte ^)  1652  von  der  Provinz  Geldern  die  Zurückgabe  von  fiorkelo 
gefordert,  war  aber  dort  nnd  dann  auch  von  den  Generalstaaten  abgewiesen 
worden.  Nach  längerer  Frist,  nachdem  er  inzwischen  Anfang  1661  der 
Rheinischen  Allianz  beigetreten  war  und  mit  Hülfe  der  Alliierten  sowie  des 
Kaisers  seine  nach  der  Reichsnnmittelbarkeit  strebende  Stadt  Münster  unter- 
worfen, dabei  aber  auch  wieder  die  Feindschaft  der  Holländer  erfahren  hatte, 
hatte  er  1663  nene  Unterhandlungen  mit  den  Generalstaaten  wegen  Bor* 
kelo  angeknüpft,  aber')  obwohl  König  Ludwig XIV.  durch  seinen  Gesand- 
ten im  Haag,  den  Grafen  d'Estrades,  sich  seiner  annahm,  hatten  jene 
doch  die  Sache  hingezogen,  ohne  dass  die  Forderung  des  Bischofs  erfüllt 
oder  überhaupt  irgend  eine  Entscheidung  erfolgt  wäre.  Inzwischen  aber 
war  zwischen  ihnen  und  dem  Bischof  ein  neuer  Streit  entbrannt  infolge  der 
Einmischung  beider  Theile  in  den  ostfriesisch-lichtensteinschen 
Streit').  Seit  vielen  Jahren  schuldete  der  Fürst  von  Ostfriesland  dem  von 
Lichtenstein  eine  Mitgift  von  300,000  Thalern,  schliesslich  im  Jahre  1663 
erklärte  der  Reichshofrath  diese  Schuld  für  verfallen  und  beauftragte  den 
Bischof  von  Münster  mit  der  Einziehung  derselben.  Graf  Georg  Chri- 
stian von  Ostfriesland,  ausser  Stande  dieselbe  zu  bezahlen,  suchte  Aufschub 
und  wandte  sich  an  die  Generalstaaten,  welche  sich  auch  erboten,  ihm  d<is 
Geld  vorzustrecken,  aber  dafür  die  Einräumung  der  Dieler  Schanze  for- 
derten. Um  dieses  zu  verhüten,  Hess  der  Bischof  (7.  December  1663)  die 
Dieler  Schanze  von  seinen  Truppen  überrumpeln  und  besetzen,  und  als 
darauf  die  ostfriesischen  Stände  mit  Hülfe  der  Holländer  das  nöthige  Geld 
zusammenbrachten  und  sich  zur  Zahlung  desselben  erboten,  weigerte  er 
sich,  dasselbe  anzunehmen,  wenn  nicht  die  Schanze  geschleift  würde.  Allein 
nun  trafen  die  Generalstaaten  Rüstungen,  verlangten  drohend  die  Räumung 
der  Schanze^  und  da  jener  erklärte ,  nicht  ihnen  sondern  dem  Grafen  von 
Ostfriesland  nach  Zahlung  der  Schuldsumme  dieselbe  übergeben  zu  wollen, 
Hessen  sie  nach  vergeblichen  weiteren  Unterhandlungen  die  Belagerung  der 
Schanze  beginnen  und  zwangen  (4.  Juni  1664)  die  münstersche  Besatzung 
zur  Capitulation.  Unmittelbar  darauf  (17.  Juni  1664)  erliessen  sie  an  den 
Bischof  ein  Schreiben,  in  welchem  sie  von  demselben  die  Rückzahlung  der 
seit  1553  aus  Bor  kelo  bezogenen  Einkünfte  in  Höhe  von  1,500000  Gulden 
forderten  und  im  Weigerungsfalle  mit  Ezecution  drohten. 

Der  Bischof  hatte  damals  den  grössten  Theil  seiner  Truppen  dem  Kai- 
ser nach  Ungarn  zu  Hülfe  gegen  die  Türken  geschickt,  er  selbst  war,  als 
er  jene  Nachrichten  erhielt,  gerade  auf  der  Reise  nach  Wien  begriffen,  um 
die  ihm  übertragene  Stellung  als  Director  des   Reichskriegsraths  ^)  anzu- 

0  ä.  Alpen  I  S.  90ff. 

^  S.  Alpen  I  S.  590ff.  Mömoires  d'EetradeB  II  S.  40.  137.  l&ü.  230. 
356.  m  S.  240  ff.  246  ff. 

')  S.  Alpen  I  S.  597  ff.     Tücking  S.  120  ff. 
*)  S.  oben  S.  227. 


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EiDleitnng.  617 

treten,  er  war  so  vorläufig  aosser  Stande,  irgend  etwas  gegen  die  Hollän- 
der zu  unternehmen,  aber  er  war  auf  das  tiefste  erbittert  durch  die  ihm 
von  denselben  widerfahrene  Behandlung  und  er  hat  sich  seitdem  mit  Rache- 
gedauken  gegen  dieselben  getragen.  £r  hat,  nachdem  der  Krieg  in  Ungarn 
schon  im  September  1664  sein  Ende  gefunden  hatte,  sich  noch  bis  Mitte 
October  in  Wien  aufgehalten,  obgleich  nach  wie  vor  Mitglied  der  Rheini- 
schen Allianz  war  er  doch  schon  im  vorhergehenden  Jahre  ^)  während  seines 
Aufenthaltes  auf  dem  Reichstage  zu  Regensburg  zu  dem  kaiserlichen  Hof  in 
sehr,  enge  Beziehnngen  getreten,  welche  jetzt  noch  befestigt  wurden,  ohne 
Zweifel  hat  er  seine  gegen  die  Holländer  gerichteten  Pläne  demselben 
mitgetheilt  und  hat  von  dort  her  billigende  und  ermuthigende  Zusicherungen 
erhalten^},  hat  vielleicht')  seinerseits  in  Aussicht  gestellt,  Spanien  und 
den  Kaiser  gegen  Frankreich,  wenn  dieses  die  spanischen  Niederlande 
angreifen  sollte,  zu  unterstützen,  doch  ist  es  jedenfalls  zu  keinen  festen  Ab- 
machungen gekommen. 

Für  die  Ausführung  der  Rachepläne  des  Bischofs  schien  sich  bald  eine 
günstige  Gelegenheit  darzubieten.  Schon  im  Sommer  1664  hatten  die 
Streitigkeiten  zwischen  England  und  Holland  ihren  Anfang  genommen, 
welche  schon  damals  den  Ausbruch  eines  Krieges  zwischen  beiden  Seemächten 
voraussehen  Hessen,  zu  Ende  des  Jahres  kam  es  dann  zunächst  in  den  bei- 
derseitigen Colonieen  zu  Feindseligkeiten,  im  März  1665  erfolgte  die  officielle 
Kriegserklärung  von  selten  Englands,  am  13.  Juni  wurde  eine  erste  grössere 
Seeschlacht  geliefert,  welche  für  die  Holländer  nnglücklich  endigte.  Der 
Bischof  hat  diese  Gelegenheit  mit  dem  grössten  Eifer  ergriffen,  ganz  ins- 
geheim sandte  er  im  Frühling  1665  den  Obristlieutenant  v.  Wreden  nach 
England,  um  dem  Könige  ein  Bündnis  gegen  Holland  anzubieten,  und 
schon  nach  kurzen  Verhandlungen  wurde  am  13.  Juni  zu  London  ein  Ver- 
tragt) nnterzeichnet,  in  welchem  der  Bischof  zusagte,  innerhalb  2  Monaten 
ein  Heer  von  20,000  Mann  zu  Fnss  und  10,000  Reitern  aufzubringen  und 
mit  demselben  gegen  die  Holländer  den  Krieg  zu  eröffnen,  wogegen  sich 
der  englische  König  znr  Zahlung  von  Snbsidien,  und  zwar  für  die  ersten 
drei  Monate  von  500^000  Thalern  in  3  Raten,  und  für  jeden  folgenden  Monat, 
so  lauge  der  Krieg  gemeinschaftlich  geführt  würde,  von  50,000  Thalern 
verpflichtete.  König  Karl  H.,  welcher  am  21.  Juli  diesen  Vertrag  ratifi- 
cierte,  sandte  darauf  Lord  William  Templean  den  Bischof,  dieser  ^)  begab 

0  Schon  1.  Februar  1663  meldet  dieses  Estrade  s  seinem  Könige  (M6m.II  S.64). 

>)  In  Cleve  wirft  20.  März  1666  der  münstersche  dem  kaiserlichen  Gesandten 
vor  (Urk.  n.  Akt.  II  S.  377):  que  Temperenr  sod  maltre  avait  un  roaavais  cod- 
seil;  qu'il  embarquait  les  princea,  qui  avaient  qaelque  confiance  en  Ini,  dana  des 
guerrea  et  mauvaiaea  afifairea  et  apröa  lea  abandonnait. 

*)  So  vermntbet  Ludwig  XIV.,  a.  dessen  Schreiben  an  d'Batrades  vom 
29.  Aoguat  166Ö  (M^m.  d'Estrades  III  S.  357;. 

*)  S.  Alpen  I  S.  670 ff. 

^)  S.  dessen  Brief  an  seinen  Vater  vom  6.  September  1665  (bei  Wiena, 
Sammlung  fragmentariacher  Nachrichten  über  Christoph  Bernard  von  Galen,  Fürat- 
biachof  zu  Munater  S.  99 f.)  and  M6m.  d'Eatrades  III  8.271  f. 


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618  11-    Der  Mönatersche  Krieg. 

sich  aach  ganz  insgeheim  durch  die  spanischen  Niederlande  sa  deraselben 
nach  Coesfeld ,  brachte  dort  den  Traktat  zam  Abechloss  nnd  Hess  darsof 
die    erste  Rate   der   Subsidien   in  Antwerpen    an    den  Bischof  aossahlen. 
Schon  vorher  hatte   dieser   seine  Rüstnngen    begonnen,   wnsste    aber   den 
Zweck  derselben  so  geschickt  zq  verbergen,  dass  sich  die  verschiedenartig- 
sten Gerüchte  darüber   verbreiteten   und   man  auch   in  Holland   trots    der 
Warnungen  Ludwig  XIY.  sorglos  blieb  und  es  verabsäumte,  rechtzeitig 
die  nöthigen   Vertheidigungsmassregeln   zu  treffen.    Erst  Mitte  September 
liess  der  Bischof  die  Maske  fallen ,   am  14.  September   sandte   er   an    die 
Generalstaaten  ein  Ultimatum  nnd  liess ,  ohne  die  Antwort  derselben  abzu- 
warten, seine   Truppen  von  verschiedenen  Seiten  in   die  niederländischen 
Provinzen  eindringen.    Freilich  hat  er  diesen  Kriegt)  so  planlos  und  unge- 
schickt geführt,  dass  ,er  auch  zu  Anfang,  obwohl  die  Holländer  völlig  über- 
rascht wurden,  nur  einen  Theil  des  platten  Landes  verwüstet   und  einige 
unbedeutende  Plätze  eingenommen  hat  und  dann,  nachdem  die  Holländer 
eilige  Rüstungen  getroffen  und  auf  ihre  Bitte  ihnen  ein  französisehes  Hüifs- 
corps  geschickt  war,  bald  seinen  Fortschritten  Einhalt  gethan  worden  ist. 
In  jenem  Vertrage  des  Bischofs  mit  England  war  auch  dem  Kurfürsten 
von  Brandenburg  nnd  dem   Pfalzgrafen  von  Neu  bürg  der  Zutritt  zu 
dem  Bündnisse  gegen  Holland  nnd,  falls  sich  dieselben  dazu  verstehen  sollten, 
ein  Antheil  an  den  von  England  zu  zahlenden  Subsidien  vorbehalten  worden 
woraus  ersichtlich  ist,  dass  man  damals  noch  die  Hoffnung  gehabt  hat,  anch 
die  Bundesgenossenschaft  dieser  Fürsten,  welche  ebenfalls  vielfache  Unbilden 
von  den  Holländern  erlitten  hatten  und  in  manche  Streitigkeiten   mit  den- 
selben verwickelt  waren,  zu  gewinnen.     Versuche  dazu    hat    der   Bischof 
schon  vorher  bei  Gelegenheit^nnd  unter  dem  Vorwande  der  Vermittelung  der 
Streitigkeiten,  durch  welche  jene  beiden  Fürsten  bisher  einander  entfremdet 
waren,  gemacht.    Diese  Bemühungen   und   das  Verhalten    des  Kurfürsten 
denselben  gegenüber  sind  oben  in  dem  8.  Abschnitte  dargelegt  worden,  es 
hat  sich  dort  ergeben,  dass  der  Kurfürst,  welcher  allerdings  auch  entschlossen 
war,  die  Verwickelung  Hollands  in  den  englischen  Krieg  in  seinem  Interesse 
auszunützen ,  anfangs  auch  auf  jene  weitereu  Anträge  des  Bischofs  einge- 
gangen ist,  so  dass  er  sogar  in  Dorsten  auch  über  eine  nähere  Vereinigung 
der  drei  Fürsten  behufs  gemeinschaftlicher  Geltendmachung  ihrer  Ansprüche 
gegen  Holland  verhandeln  liess,  dass  er  aber  nachher,  nachdem  er  erkannt 
hatte,  mit  wie  kühnen  und  gewaltthätigen  Absichten  sich  der  Bischof  trug, 
die  Ratification  jenes  dritten  Vertrages  verweigert  und  diese  Verhandlungen 
unter  dem  Vorwande,  sie  bis  zu  seiner  für  den  Sommer  beabsichtigten  Hin- 
kunft nach  Gleve  verschieben  zu  wollen,  abgebrochen  hat'},  während  Pfalz- 
Neubnrg  aus  Rücksicht  auf  Frankreich,  welches  das  ganze  Treiben 


0  S.  ober  den  Verlauf  desselben  Aitzema  V  S.  642ff.  Alpen  I  S.688f. 
Tncking  S.  133 ff. 

3)  8.  die  Rescripte  des  Kf.  vom  8./18.  März  (S.  542),  29.  März/8.  April  (3.  544) 
und  8./18.  April  1665  (S.  546). 


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Eioleitang.  619 

des  Bischofs  mit  dem  grössten  Misstrauen  ansah  und  auch  in  jenem  zweiten 
zn  Dorsten  abgeschlossenen  Vertrage,  der  an  and  für  sich  sehr  anschal- 
digen  Defensivallianz  zwischen  den  drei  Fürsten,  einen  im  österreichischen 
Interesse  gemachten  Versuch  ^ur  Sprengung  der  Rheinischen  Allianz  er- 
blickte und  daher  demselben  entgegen  wirkte,  sich  schon  in  Dorsten  selbst 
von  jenen  weiterzielenden  Verhandlungen  zurückgezogen  und  jenen  Vertrag 
von  den  Seinigen  überhaupt  nicht  hat  unterzeichnen  las6en\ 

In  diesem  Abschnitte  sind  aus  dem  sehr  umfangreichen  Aktenmateriale 
die  wichtigeren  Dokumente  zusammengestellt,  welche  die  Politik  des  Kur- 
fürsten während  des  Krieges  selbst  von  dem  Moment  an,  wo  die  kriege- 
rischen Pläne  des  Bischofs  zu  Tage  treten,  bis  zum  Abschluss  des  Clevi- 
schen  Friedens  veranschaulichen.  Diese  Politik  desselben  ist^  ganz  im 
Gegensatz  zu  dem  leidenschaftlichen,  rücksichtslosen  Auftreten  des  Bischofs 
eine  sehr  vorsichtige  und  weitblickende.  Wenn  irgend  einer  so  hatte  der  Kur- 
fürst Veranlassung,  über  das  Verhalten  der  niederländischen  Regierung  ent- 
rüstet zu  sein,  und  wohl  hat  er  den  Wunscti  gehegt,  bei  dieser  Gelegenheit 
dieselbe  zu  nöthigen,  wenigstens  einen  Theil  der  Ansprüche,  welche  er  an  sie 
za  stellen  hatte,  zn  erfüllen,  aber  dadurch  hat  er  sich  in  seinen  entscheidenden 
Entschlüssen  nicht  bestimmen  lassen»  vielmehr  hat  er  erkannt,  dass  er  nach 
wie  vor  in  seinem  eigenen,  im  allgemein  protestantischen  und  im  europäischen 
Interesse  auf  die  Bundesgenossenschaft  mit  Holland  angewiesen  sei,  dass 
er  verhüten  helfen  müsse,  dass  dasselbe  nicht  dem  doppelten  Angriffe  von 
der  See  nnd  vom  Lande  her  erliege  oder  sich  ganz  in  die  Arme  Frankreichs 
werfe,  daher  hat  er  schliesslich  seine  Forderungen  auf  das  bescheidenste 
Maass  herabgestimmt^  um  den  Abschluss  des  Bündnisses  mit  Holland  trotz 
des  Uebelwollens  der  dort  herrschenden  Partei  zustande  zu  bringen,  und 
nachdem  dieses  gelungen,  hat  er,  um  den  unberechenbaren  Wechselfällen 
eines  auf  deotschem  Boden  zu  führenden  Krieges  zuvorzukommen^  sich  nach 
beiden  Seiten  hin  auf  das  äusserste  bemüht,  den  Frieden  herzustellen,  ehe 
er  selbst  die  Waffen  zn  erheben  brauchte,  und  hat  auch  dieses  Ziel  glück- 
lich erreicht.  Die  hier  publicierten  Aktenstücke  lassen  sich  entsprechend 
den  verschiedenen  Richtungen,  welche  nach  einander  die  Politik  des  Kur- 
fürsten verfolgt,  in  4  Gruppen  sondern.  Die  erste  umfasst  die  Dokumente 
von  Mitte  Juli  bis  Mitte  Oktober  1665.  Dieselben  zeigen,  wie  der  Kurfürst, 
von  vorneherein  mit  dem  Unternehmen  des  Bischofs,  welches  den  Frieden 
anch  in  Deutschland  zu  stören  droht  und  dessen  letzte  Ziele  er  nicht 
zu  durchschauen  vermag,  unzufrieden,  auf  das  ihm  von  holländischer 
Seite  angesichts  der  von  demselben  drohenden  Gefahr  gemachte  Anerbieten 
einer  Erneuerung  der  früheren  Allianz  bereitwillig  eingeht,  aber  entschlossen 
ist,  bei  dieser  Gelegenheit  von  den  Holländern  die  Erfüllung  seiner  be- 
rechtigten und  schon  oft  wiederholten  Forderungen,  nämlich  die  Räumung 
wenigstens  eines  Theiles  seiner  clevischen  Festungen,  eine  billige  Regelung 


1)  Vgl.  Droysen  HI  3  S.  75ff.,   der  ebenso  wie  Pafeodorf  1.  X  §9—17 
(8.  647  ff.)  schon  einen  Theil  der  hier  poblicierten  Aktenstücke  benatzt  bat. 


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620  11-     ^®r  Müostnrsche  Krieg. 

der  Hofeyserschen  Schuldsache  nnd  die  Ueberlassung  des  Genneper  Zolls 
dnrchzQsetzen,  nnd  wie  er,  als  jene  darauf  nicht  eingeben  wollen,  sondera  in 
der  Hoffnung,  sich  von  anderswoher  billigere  Hülfe  verschaffen  zo  können,  sich 
an  diebraanschweigischen  Herzoge  wenden  and  diese  um  Ueberlassung 
ihrer  Trappen  gegen  Subsidienzahlung  angehen,  um  sein  Ziel  doch  za  er- 
reichen, sich  bemüht,  diese  Fürsten  zu  engem  Zusammengehen  mit  ihm  zu 
vermögen,  wie  er  aber  trotz  der  ihm  anfangs  gemachten  Zusagen  yon  deo- 
selben  im  Stich  gelassen  wird,  wie  er  indessen,  nachdem   er  zuerst  darcb 
dieses  treulose  Verhalten  derselben  in  heftigen  Zorn  versetzt  ist,  sich  doch 
bald  beschwichtigen  lässt  und  wieder  in  ein  gewisses  Einvernehmen  mit  den- 
selben  tritt.    Neben  den  Berliner  Archivalien  sind  hier  auch  einige  inter- 
essante Dokumente  aus  dem  Hannoverschen  Archive  aufgenommen  worden. 
Eine  zweite  Periode  bildet  die  Zeit  von  Mitte  October  bis  Anfang  Decem- 
her  1665.    Der  Kurfürst,  besorgt  gemacht  namentlich  durch  das  Herbei- 
ziehen der  französischen  Hülfstruppen  durch  die  Holländer,  begiebt    sieb 
selbst  mit  dem  grössten  Theile  seiner  vorhandenen  Truppen,  nachdem  er 
weitere  Rüstungen  angeordnet  hat,  nach  dem  Clevischen  und  bemüht  sich, 
um  weiteren  Verwickelungen    und  Gefahren   vorzubeugen,   eine   möglichst 
schnelle  Beendigung  des  Krieges  herbeizuführen,  zu  diesem  Zwecke  sacht 
er  eine  engere  Vereinigung  der  mächtigeren  benachbarten  protestantischeo 
Fürsten,    auch    unter    Hinznziehuog    einiger    katholischer,    zustande     za 
bringen,  er  verhandelt  deswegen  noch  in  Berlin  mit  dem  zu  ihm  gekomme- 
nen schwedischen  Gesandten   Kleihe,   dann  unterwegs  mit  den  braun- 
schwe  igischen    Herzogen,    Hessen-Cassel    und    dem    Bischof    von 
Paderborn,  entsendet  zugleich  auch  noch  von  der  Reise  ans  v.  Schöning 
zum  Bischof  von  Münster,  um  diesem  seine  Vermittelnng. anzutragen,  aber 
der  Bischof  weist  dieselbe  trotzig  zurück  nnd  auch  die  Bemühungen   des 
Kurfürsten  bei  jenen  anderen  Fürsten  haben  keinen  weiteren  Erfolg,   als 
dass  der  Herzog  von  Wolffenbüttel  und  der  Bischof  von  Paderborn, 
welcher  letztere  ans  besonderen   eigenen  Interessen    die  Beendigung   des 
Krieges  wünscht,  sich  bereit  zeigen,  auch  ihrerseits  auf  den  Bischof  von 
Münster  einzuwirken  und  ihn  zum  Frieden  zu  mahnen.    Ebensowenig  er- 
folgreich sind  die  gleichzeitig  im  Haag  fortgesetzten  Verhandlungen;  aller- 
dings zeigen  sich  Ende  October  und  Anfang  November  die  Generalstaaten 
geneigt,  die  Allianz  mit  dem  Kurfürsten  zu  erneuern,  ihm  die  eine  seiner 
clevischen  Festungen  Orsoy  zu  übergeben  und  ihm  für  die  Stellung  eines 
grösseren  Truppencorps,  als  er  durch  jene  Allianz  verpflichtet  sein  würde, 
Subsidlen  zu  zahlen,  und  der  Kurfürst  ist  bereit,  daraufhin  abzuschliessen, 
aber  nun  strebt  die  antioranische  Partei,  an  ihrer  Spitze  der  im  engsteo 
Einvernehmen   mit  dem   französischen  Gesandten  stehende  Rathspensionär 
de  Witt,  der  von  der  Flotte  nach  dem  Haag  zurücicgekehrt  ist,  die  schon 
gemachten  Zugeständnisse  wieder  rückgängig  zu  machen,  so  dass  man  sich 
jetzt  dort  nur  gewillt  zeigt,  dem  Kurfürten,  wenn  er  am  Kriege  gegen  Münster 
Theil  nehme,  entweder  die  Räumung  von  Orsoy  oder  Subsidien  zu  bewilligen, 
welche  Bedingungen  von  dem  Kurfürsten  verworfen  werden.    Derselbe  ver- 


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Eioleitang.  621 

sncht  nun  eine  Vereinigung  der  Stände  des  westfälischen  Kreises  zustande 
zu  bringen  und  durch  diese  auf  beide  kriegführenden  Theile  einwirken  zu 
lassen,  nnd  er  entsendet  deswegen  v.  Schöning  an  den  Kurfürsten  von  Cölo 
und  den  Pfalzgrafen  von  N  eu  b  nrg,  aber  auch  hier  gelingt  es  ihm  nicht,  diesen 
eigentlichen  Zweck  zu  erreichen,  sondern  er  muss  sich  damit  begnügen,  dass 
auch  jene  beiden  Fürsten  zusagen,  seine  Friedensbemühungen  bei  dem  Bischof 
von  Münster  zu  unterstützen.  Eine  dritte  Gruppe  bilden  die  Dokumente  aus 
der  Zeit  von  Anfang  December  1665  bis  Mitte  Februar  1666.  In  dieser  Zeit 
gestalten  sich  die  Verhältnisse  für  den  Kurfürsten  dadurch  günstiger,  dass 
einerseits  auch  der  Kaiser  sich  durch  seinen  Gesandten  F  riq  u  et  im  Haag  um 
die  Herstellung  des  Friedens  bemüht  und  dass  es  diesem  gelingt,  mit  de  Witt 
ein  Frieden sproject  zu  vereinbaren,  welches  dann  der  ursprünglich  an  den 
Kurfürsten  geschickte  kaiserliche  Gesandte  de  Goes  dem  Bischof  überbringt, 
dass  andererseits  König  Ludwig  XIV.  von  Frankreich,  freilich  aus  ganz 
anderen  Absichten,  um  die  Durchführung  seiner  auf  die  Erwerbung  der 
spanischen  Niederlande  gerichteten  Pläne  zu  erleichtern,  den  Münsterschen 
Krieg  zu  beendigen  und  den  Kurfürsten  enger  an  sich  zu  ketten  wünscht 
und  daher  den  Abschluss  des  Bündnisses  desselben  mit  Holland  befördert, 
dass  endlich  der  Kurfürst  selbst,  um  dieses  zu  erreichen,  den  Holländern 
entgegenkommt,  die  Forderung  der  Räumung  seiner  clevischen  Plätze  vor- 
läufig fallen  lässt  und  die  ihm  von  englischer  Seite  durch  den  nach  Cleve 
geschickten  Gesandten  Vane  gemachten  Anerbietungen  zurückweist.  So 
werden  die  Verhandlungen  mit  Holland  zunächst  im  Haag  und  dann  seit 
Ende  Januar  1666,  nachdem  v.  Beverning  als  holländischer  Bevollmäch- 
tigter nach  Cleve  gekommen  ist,  dort  fortgesetzt  und  nach  vielen  Schwie- 
rigkeiten, welche  das  Uebelwollen  und  die  Hartnäclygkeit  der  in  Holland 
herrschenden  Partei  bereitet,  werden  endlich  unter  Mitwirkung  des  auch 
dorthin  gekommenen  französischen  Gesandten  Colbert-Croissiam  18. Fe- 
bruar die  beiden  Verträge  abgeschlossen,  durch  welche  die  Allianz  des 
Kurfürsten  mit  Holland  vom  Jahre  1655  mit  einigen  Modificatiouen  erneuert 
wird  und  der  Kurfürst  sich  verpflichtet,  gegen  Zahlung  von  Subsidien  mit 
einer  eigenen  Armee  von  12,000  Mann  an  dem  Kriege  gegen  den  Bischof 
von  Münster  Tbeil  zu  nehmen,  sich  aber  ausbedingt,  zunächst  bis  zu  der 
Ratification  dieser  Verträge,  welche  in  14  Tagen  erfolgen  soll,  noch  einen 
neuen  Versuch  machen  zu  dürfen,  den  Bischof  zum  Frieden  unter  Jenen 
im  Haag  projectierten  Bedingungen  zu  bewegen.  Ueber  die  mit  Bever- 
ning in  Cleve  geführten  Verhandlungen  sind  brandenburgischerseits  so 
gut  wie  garkeine  Aufzeichnungen  vorbanden,  als  Ergänzung  müssen  hier 
die  im  2.  und  3.  Bande  dieses  Werkes  veröffentlichten  französischen  und 
holländischen  Quellen,  die  Relationen  und  Correspondenzen  Colberts 
und  Bevernings  dienen.  Die  vierte  Gruppe  endlich  behandelt  die  von 
Ende  Februar  bis  Ende  April  1666  geführten  Friedensverhandlungen.  Sie 
umfasst  zunächst  die  Akten  der  Gesandtschaft  Fr.  v.  Jena's,  welcher  Ende 
Februar  von  dem  Kurfürsten  an  den  Bischof  von  Münster  geschickt 
wird,  um  diesen  zur  Annahme  der  im  Haag  aufgestellten  Friedensbedin- 


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622  U-     I>er  Monstersche  Krieg. 

gangen  zo  bewegen,  and  die  gleichzeitige  Gorrespondenz  des  Knrfürsten 
mit  seinen  Gesandten  im  Haag,  welche  dort  eine  theilweise  Milderung 
dieser  Bedingungen  erwirken  sollen.  Daran  reiht  sich  das  im  Ansznge  mit- 
getheiite  Journal  C.  C.  y.  Blumenthals  über  seine  Gesandtschaft  nach 
Paris  (Februar  —  M&rz  1666),  welche  allerdings  nicht  unmittelbar  die 
Münstersche  Angelegenheit  zum  Gegenstande  hat,  aber  doch  in  diesen  Zu- 
sammenhang hineingehört,  dann  die  auf  die  Sendung  Joh.  de  Beyers  an 
den  Kurfürsten  von  Cöln  (Ende  Februar  und  Anfang  März)  bezüglichen 
Papiere.  Der  Zweck,  welchen  der  Kurfürst  bei  derselben  im  Auge  hat, 
nämlich  diesen  Fürsten  zu  bewegen,  seine  Friedensbemühungen  bei  dem 
Bischof  von  Münster  zu  unterstützen,  wird  nicht  erreicht,  allerdings  sagt 
derselbe  seine  Mitwirkung  zu,  seine  Bevollmächtigten  aber  haben  sowohl 
in  Münster  als  auch  nachher  in  Gleve  in  einer  mehr  dem  Zustandekommen 
des  Friedens  hinderlichen  als  dasselbe  fördernden  Weise  gewirkt;  auf  das 
Verhalten  der  leitenden' Rathgeber  desselben,  der  beiden  Fürstenberg, 
werfen  auch  die  ganz  zuletzt  abgedruckten  Schriftstücke  ein  sehr  eigen- 
thümliches  Licht.  Endlich  ist  hier  in  etwas  verkürzter  Gestalt  das  von 
brandenborgischer  Seite  über  die  Friedensverhandlungen  in  Cleve  (28.  März 
bis  20.  April  1666)  abgefasste  Diarium  pnbliciert  worden.  Dasselbe  giebt 
natürlich  nur  über  die  äusseren  Vorgänge  Auskunft,  zur  Ergänzung  sind 
heranzuziehen  die  von  Aitzema  mitgetheilten  Auszüge  aus  den  Relationen 
Bevernings  und  die  in  Band  2  publioierten  Depeschen  Oolberts,  ans 
denen  man  vieles  von  dem,  was  hinter  den  Coulissen  entweder  wirklich 
oder  wenigstens  nach  der  Meinung  des  französischen  Diplomaten  geschehen 
ist,  erfährt.  Endlich  ist  hier  noch  in  den  Anmerkungen  die  Gorrespondenz 
der  Münsterseben  Gi^sandten  v.  Schmising  und  Wiedenbrück  mit 
ihrem  Herren,  welche  in  dem  Geh.  Staatsarchiv  zu  Münster  aufbewahrt  wird 
und  deren  Benutzung  dem  Herausgeber  freundlichst  gestattet  worden  ist, 
verwerthet  worden.  Dieselbe  ist  namentlich  desswegen  von  Interesse, 
weil  sie  zeigt,  dass  der  Bischof  sich  fortgesetzt  mit  der  Hoffnung  getragen 
hat,  durch  geheime  Verhandinngen  mit  Frankreich  günstigere  Bedin- 
gungen erlangen  zu  können,  und  dass  er  dann  wiederum  znletzt  durch  den 
aufs  neue  an  ihn  gesendeten  William  Temple  beinahe  dahin  gebracht 
worden  ist,  das  ganze  Friedenswerk  scheitern  zu  lassen. 

Der  Münstersche  Krieg  hat  den  Kurfürsten  veranlasst,  seine  Armee  be- 
deutend zu  vergrössern  und  den  grössten  Theil  derselben  nach  seinen  rhei- 
nisch-westfälischen Gebieten  hin  zu  verlegen.  Das  darauf  bezügliche  auch 
ziemlich  reichhaltige  Aktenmaterial  hat  hier  nicht  berücksichtigt  werden 
können,  eine  Darstellung  jener  militärischen  Massregeln  hat  der  Heraus- 
geber an  einer  anderen  Stelle ')  gegeben. 

^)  Hiracb,  Die  Armee  des  GroBsen  Karfürsteo  nod  ihre  UoterhaltuDg  wäh- 
rend der  Jahre  1660-1666  (Bist.  Zeitschr.  N.  F.  XVII  8.  244  ff.). 


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Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.     D.  Cöln 
4./[14.]  Juli  1665. 

[Die  verdächtigen  Bastangen  des  Bischofs,  Mahnung,  dieselben  einzustellen.] 

Er  hat  von  den  Rüstongen  des   Bischofs  and  der  Ansammlung  von  14.  Jali. 
Trappen  desselben  bei  Höxter  Nachricht  erhalten >). 

—  Ob  wir  nun  wohl  nicht  eigentlich  wissen,  —  was  Ew.  Ld.  desfals 
für  ein  Dessein  haben  mögen,  so  können  wir  dennoch  nicht  anders  ab- 
nehmen, dann  dass  daraus  leichtlich  ein  und  andere  Weiterung  entstehen, 
der  Niedersftchsische  Kreis  dadurch  in  Unruhe  gesetzet  und  wir  nebst  an- 
deren Fürsten  und  Gliedern  des  Reichs  wegen  unserer  darein  habenden 
Lande  und  absonderlichen  Interesse  leichtlich  implieiret  werden  dörfften, 
massen  dann  demVerlaut  nach  der  Herzogen  Augusti  und  George  Wil- 
helms zu  Braunschweig  und  Lüneburg  Ld.  Ld.  auf  diese  Ew.  Ld. 
Action  albereit  reflectiret  und  zu  Unterbrechung  Ew.  Ld.  Desseins  und 
allem  besorgenden  Unheil  —  fttrzukommen,  dero  Truppen  zu  Ross 
und  Fuss  nach  der  Weser  wftrts  zu  marchiren  beordert,  denen  wir 
dann  aus  obangeführten  Ursachen  und  wegen  unserer  mit  dem  Hause 
Braunschweig  habenden  particular  Verbündnis  nothwendig  folgen 
und  zum  weinigsten  auf  Ew.  Ld.  actiones  ein  wachsames  Auge  mit 


0  Durch  ein  Schreiben  der  Herzoge  August  und  Georg  Wilhelm  von 
Braunschweig  vom  29.  Juni/ 9.  Juli  1665,  in  welchem  ihm  diese  zugleich  mit- 
theilten, dass  sie  ihren  Truppen  bereits  Ordre  ertheilt  hätten,  nach  der  Weser 
zu  marschieren,  und  ihn  aufforderten,  «eine  im  Mindisohen  und  Halberstädtischen 
stehenden  Truppen  bereit  zu  halten  und  dieselben,  falls  die  Münsterschen  etwas 
Gefährliches  vornehmen  sollten,  sich  mit  den  ihrigen  vereinigrn  zu  lassen.  Kf. 
hatte  (d.  Cöln  a.  d.  Sp.  4./14.  Juli  1665)  dieses  angesagt  und  die  betreffenden 
militärischen  Ordres  ergehen  lassen.  Vgl.  Kocher  I  S.  424f.  und  oben  Ab- 
schnitt 9  8.582  f. 


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624  11.     Der  MÜDSterscbe  Krieg. 

halten  niUssten.  Weil  wir  aber  viel  lieber  alle  geiährlicbe  WeiterangeD 
yerbütet  —  sehen  möchten,  als  haben  wir  Ew.  Ld.  zuforderst  —  wohl- 
meinentlich  abmahnen  und  —  ersuchen  wollen,  dass  Sie  diese  —  Ar- 
matur einstellen  —  und  jedermänniglich  alle  Ombrage  und  schäd- 
lichen Verdacht,  woraus  leichtlich  mehr  Ungelegenheit  entstehen  kann, 
zu  benehmen  ihro  gefallen  lassen  wollten*). 

Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  den  Karfttrsten. 
D.  Sassenberg  23.  Juli  1665. 

[anf  das  Schreiben  vom  4./14.  Juli.    Die  TruppenaDBamm langen  bei  Höxter  sind 
darch  den  Länebargischen  Erbfolgestreit  veranlasst.] 

23.  Juli.  —  Mögen  Ew.  Gnd.  und  Ld.  —  nicht  verhalten,  dass  wohl  nicht 
ohne,  dass  ?on  uns  einige  Völker  nach  vorgemelten  unseren  Stift  und 
Stadt  —  abgeschickt,  und  weilen  solches  zu  unserer  eigenen  und  ge- 
meinen Versicherung  angesehen  und  wir  dazu  durch  die  zwischen 
beiden  Herren  GebrQderen  und  Herzogen  zu  Braunschweig  und 
Lünenburg  vorschwebende  Differentien  veranlasset  worden,  alss 
können  £w.  Gnd.  und  Ld.  und  andere,  welchen  solches  nur  recht 
vorkombt,  leichtlich  ermessen,  dass  uns  nicht  dienlich  und  einzurathen 
sein  werde,  unsere  Völker  aus  vorgemeltem  unserem  Stift  zurtlekzu- 
ziehen,  aisslang  vorgemelte  Differentien  —  in  voller  Glut  von  sich 
leuchten  noch  die  Armatur  in  der  Nachbarschaft  sowohl  dieses  als 
unseres  Stifts  Corvey  wird  eingestellet  werden.  —  Also  können 
wir  auch  wohl  nicht  finden,  wie  der  Herren  Herzoge  August!  und 
Georg  Wilhelms  —  Ld.  Ld.  darauf  solche  Reflection  zu  machen  ha- 
ben, dass  sie  ihre  Trouppen  zu  Unterbrechung  solchen  Desseins  — 
nach  der  Weser  zu  marchiren  beordert,  sondern  sein  vielmehr  der  Mei- 
nung, dass  vorgemelt  Ihre  Ld.  Ld.  so  wenig  unsere  Verfassung  als 
wir  die  ihrige  verdächtig  zu  halten  haben.  — 

Sobald  jener  Streit  beendigt  ist,  wird  er  seine  Trappen  von  der  Weser 
wieder  abführen. 


^)  Unter  demselben  Üatam  erlässt  Kf.  auch  ein  Schreiben  an  den  Kaiser, 
in  welchem  er  diesem  von  den  verdäcAtigen  BÖBtangen  des  Bischofs  Nachricht 
giebt  and  ihn  ersacht,  denselben  zar  Einstellang  derselben  za  ermahnen,  am 
folgenden  Tage  achreibt  er  an  den  schwedischen  Beichafeldherren ,  Grafen 
W  ran  gel  und  ersacht  diesen,  bei  seiner  jetzigen  Anwesenheit  in  Schweden 
dahin  zu  wirken,  dass  dort  für  Erhaltung  der  Buhe  im  Niedersächsischen  Kreise 
gesorgt  werde. 


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Die  Rastangen  des  Bisebofs  von  Münster.  625 

Der  Kurfiirst  an  die  Herzoge  Augustus  und  Georg  Wilhelm 

zu  Braunschweig  und  Lüneburg.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 

25.  Juli/[4.  August]  1665. 

[Die  RüstuDgen  des  Bischofs  von  Münster  sind  gegen  die  Niederlande  gerichtet, 
Gefahren  für  das  Reich,  Erbieten  sich  selbst  nach  dem  Westfälischen  Kreise 

ZQ  begeben.] 

Er  tbeilt  ihnen  eine  Abschrift  der  von  dem  BiBcbof  von  Münster  aaf  4.  Ang. 
sein.AbmahnnngsBcbreiben  eingegangenen  Antwort  mit. 

Zwar  müssen  wir  an  seinen  Ort  gestellet  sein  lassen  und  können 
nicht  eigentlich  wissen,  ob  die  in  mehrged.  Bischoffen  Schreiben  an- 
gezogene Ursache  eben  die  rechte  und  wahrhafte  sein  —  sonsten  haben 
wir  wohl  allezeit  dafür  gehalten,  dass  oftged.  Bischoffen  Ld.  wider 
Ew.  Ld.  und  dero  Lande  nichts  tentiren  würde.  Aldieweil  aber  — 
jetzo  nicht  allein  überall  erschallen  will,  dass  oftged.  Bischoffen  Ld. 
diese  Armatur  zu  des  Königs  von  Engelland  besten  wider  die  Ver- 
einigte Niederlande  anstelle,  besondern  auch  der  Eönigl.  Frantzö- 
sischer  Gesandter  im  Haag  dieses  des  Bischoffs  dessein  dem  Staat 
öffentlich  und  schriftlich  notificiret  —  und  da,  wan  diesem  zufolge  der 
König  in  Frankreich  den  Staaten  eine  arm6e  zuHülfe  wider  den  Bisehof 
schicken  würde,  daraus  nichts  gewissers  zu  besorgen,  dan  dass  das 
Römische  Beich,  vornemblich  aber  der  Westpfälische  und  Nieder-Säch- 
sische Crayss  zugleich  in  solchen  Krieg  impliciret  —  werden  dörffte, 
alss  haben  wir  nicht  unterlassen  können,  Ew.  Ld.  hieraus  vertraulich 
zu  communiciren  — .  Wan  auch  Ew.  Ld.  dafür  halten  möchten,  dass 
dergleichen  Unheil  desto  besser  vorzukommen  unsere  Gegenwart  im 
Westpfälischen  Kreise  nöthig  wäre,  so  seind  wir  des  Erbietens,  unge- 
achtet aus  vielen  erheblichen  Ursachen  unsere  Kegenwart  alhier  wohl 
am  nöthigsten  wäre,  uns  förderlichst  dahin  zu  verfügen.  — 


Der  Kurfürst  an  W.  W.  Blaspeil.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
23.  Juli/ [4.  August]  1665. 

[Bereitwilligkeit  zur  Erneaernng  der  Allianz  mit  den  Staaten,  za  fordernde 

Bedingungen.] 

—  Nun  können  wir  zwar  nicht  mit  Gewissheit  urtheilen,  dass  der  4.  Ang. 
Bischof  von  Münster  wider  den  Staat  etwas  tentiren  solle,  wiewohl 

0  S.  M^moiroB  d'Estrades  III  ä.  248 ff. 

Mater,  z.  Gesch.  d.  G.  Kurfüntcn.    XI.  4Q 


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626  11.    Der  MöDSterache  Krieg. 

die  Armatur  dennoch  so  beschaffen,  dass  der  Staat  darauf  Beflexion 
zu  nehmen  grosse  Ursach  hat.  Dahero  Ihr  dann  sehr  wohl  gethan, 
dass  Ihr  denen  commissariis  die  Gefahr  vorgestellet,  und  ist  uns  lieb, 
dass  der  Punkt  von  der  Allianz  wiederumb  auf  die  Bahn  gebracht 
worden'),  nur  allein  wird  uns  garnicht  dienlich  sein,  dass  darren 
auf  solche  Art  geredet  werde,  als  wan  es  uns  so  gross  darumb  zu 
thun  sei,  sondern  es  wird  genug  sein,  wan  Ihr  ihnen  die  Versicherang 
thut,  dass  wir  kein  Bedenken  tragen  würden,  eine  Allianz  mit  ihnen 
aufzurichten,  im  Fall  sie  sich  auch  hinwiederumb  also  gegen  uns  be- 
zeigen wollen,  dass  wir  daraus  yerspttren  könnten,  dass  sie  unser 
Interesse  nicht  gar,  wie  bisher  geschehen,  hindansetzen  wollen.  So- 
viel nun  1)  Die  Evacuation  der  besetzten  Glevischen  Städte  betrifft, 
wollten  wir  —  anitzo  auf  deren  aller  Eyacuation  so  stark  nicht  dringen, 
jedoch  dass 

2)  weil  doch  dem  Staat  alle  die  Oerter  zu  besetzen  nicht  nöthig 
wäre,  uns  anitzo  alsofort  einer  derselben  übergeben  würde,  dessen 
Benennung  Ihr  zu  Anfang  wohl  dem  Staat  freistellen  könnet,  sollten 
sie  aber  solches  nicht  thun  wollen;  hättet  Ihr  zu  verstehen  zu  geben, 
dass  Ihr  hofftet,  wir  würden  und  diesesmal  wohl  mit  Orsoi  vergnügen. 

3)  Dass  die  Prätension  wegen  der  Hufeiserschen  Schuldforderung 
entweder  gänzlich  aufgehoben,  worauf  Ihr  dann  bis  aufs  letzt  zu  be- 
stehen, oder  doch  auf  solchen  Fuss  gerichtet  werde,  dass  wir  hinf&ro 
nicht  gefähret,  noch,  wie  bisher  geschehen,  mit  Executionen  bedräuet 
werden  dürften, 

4)  dass  der  Genneper  Zoll,  welchen  wir  ohne  das  nicht  länger 
in  ihren  Händen  lassen  können,  uns  sofort  gutwillig  abgetreten  werde, 


^)  Schon  zu  Anfang  des  Jahres  1665  hatte  die  holländische  Regierung  im 
Hinblick  auf  deb  englischen  Krieg  eine  Annahrang  an  den  Kf.  versucht;  dessen 
Resident  im  Haag,  Joh.  Copes  meldet  19./29.  Februar  1665,  die  Qedanken  der 
Regenten  gingen  dahin,  sich  mit  Ef.  in  bessere  Verstand  zu  setzen,  der  Raths- 
pensionär  de  Witt  habe  ihn  veranlasst,  Blaspeil  aufzufordern,  hierher  zu 
kommen,  es  sei  zwar  alles  auf  die  Verhandlung  über  die  Hofeysersehe  Schuld 
angesehen,  k5nnte  aber  wohl  nähere  Handlung  geben,  Kf.  hatte  sich  aber  damals 
sehr  zurückhaltend  gezeigt  und  sich  geweigert,  vor  Erledigung  jener  Schuldsache 
in  nähere  Unterhandlungen  zu  treten  s.  Ork.  u.  Akt.  III  S.  145.  Jetzt,  ange- 
sichts der  auch  von  dem  Bischof  von  Münster  her  drohenden  Gefahr,  hatten 
die  O.Staaten  (29.  Juli  1665)  die  Deputierten  für  die  brande nburgischen  An- 
gelegenheiten beauftragt,  die  brandenburgischen  Minister  zu  sondieren,  ob  die- 
selben bevollmächtigt  seien,  die  früher  (1663)  über  die  Erneuerung  der  Allianz 
von  1655  geführten  Unterhandlungen  fortzusetzen  s.  ebendas.  8. 150. 


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VerhandlaDgen  im  Haag  wegen  firnetieruDg  der  Allianz.  627 

5)  dass  ein  gewisses  Reglement  aufgerichtet  werde,  wie  weit  die 
Gouverneur^  in  den  Festungen  zu  verfahren  haben  — . 

Dieweiln  uns  auch  von  unterschiedlichen  anderen  Orten  solche 
Tractaten  offeriret  werden'),  die  zwar  mit  einer  solchen  Allianz  mit 
den  Staaten  nicht  compatibel  sein  möchten,  uns  aber  und  unserem 
Hause  überaus  vortheilhaflig  fallen,  so  habet  Ihr  ihnen  nur  alsofort 
anzudeuten,  dass  wir  hierQber  ehestens  categorische  Antwort  und  Re- 
solution haben  müssten,  damit  wir  nicht  zu  unserem  Präjudiz  und 
Nachtheil  vorgedachte  Tractaten  verscherzten,  wie  wir  denn  die  Ver- 
zögerung ihrer  Resolution  vor  einen  refus  annehmen  und  halten 
würden.  — 


Blaspeilf  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  s'Gravenhage  8.  August/29.  Juli  1665. 

[Ihre  Antwort  aaf  den  Antrag  der  holländischen  Deputierten  wegen  Erneuerang 
der  Allianz,  Forderung  der  Bäckgabe  der  clevischen  Festungen,  Gespräche  mit 

Downing  und  Estrades.] 

Die  Staatischen  Deputierten  haben  bei  Auswechsloog  des  Gompromisses  8.  Aug 
in  der  Hofeyserschen  Scbuldsache >)  zugleich  anch  die  Prolongation 
und  Erneaerang  der  Allianz  zwischen  Kf.  nnd  den  Staaten  beantragt;  sie 
haben  geantwortet,  daran,  dass  diese  Prolongation  nicht  schon  früher  ge- 
schehen; seien  die  Holländer  schuld,  es  hätten  sich  anch  seither  viele  Dinge 
geändert,  der  Staat  sei  mit  England  in  offenen  Krieg  gerathen,  Kf.  sei  mit 
Frankreich  in  nähere  Verbündnis  getreten  nnd  habe  mit  den  Nach- 
baren im  Westfälischen  Kreise  mehrere  Freundschaft  gestiftet,  er  habe 
allerdings  bei  allem  diesem  des  Staats  nicht  vergessen,  sich  nirgend  en- 
gagiert nnd  freie  Hand  behalten,  doch  müsste  bei  Erneaernng  der  Allianz 
dieses  alles  in  Obacht  genommen  werden.  Sie  seien  bereit,  auf  ihre  früher 
erhaltene  Vollmacht  die  Handlung  anzutreten,  doch  müssten  sie  gleich  er- 
klären, dass  Ef  ihnen  befohlen,  auf  Restitution  seiner  Clevischen  Städte 
zu  dringen,  und  dass  es  nöthig  sei,  sich  zunächst  dieses  Punktes  halber  zu 
vergleichen.  Die  Staatischen  Deputierren  fanden  sich  etwas  verlegen  nnd 
erklärten,  da  sie  davon  nichts  in  Comraission  hätten,  es  ihren  Principalen 
hinterbringen  zu  müssen^  sie  haben  noch  denselben  Tag  in  der  Generalität 
mündlichen  Vortrag  gethan,  anch  dort  ist  man  nicht  wenig  verlegen  ge- 


')  Ueber  die  dem  Kf.  von  England  gemachten  Anerbietungen  s.  Pufen- 
dorf  X  §  5  S.  644f.  und  oben  Abschn.  9  S.  515  f. 

*)'  S.  diesen  Compromiss  vom  1.  August  1665  bei  Aitzema  V  S.  527,  Lon- 
dorp  IX  S.414.  Vgl.  ürk.  u.  Akt.  lU  S.  145.  M^moires  d'Estrades  III 
S.  124.  2:J3. 

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628  n*    I^^r  MuDStersche  Krieg. 

wesen,  da  man  die  Städte  nicht  gern  abtreten ,  aber  andererseits  mit  Kf.  in 
nähere  Freundschaft  treten  möchte,  man  hat  daher  beschlösse,  die  Hand- 
lang fortzusetzen.  Sie  sind,  damit  nicht  der  Verdacht  entstehe,  als  wenn 
Kf.  mitHolland  gegen  England  anspannen  wollte,  zn  dem  englischen 
Envoy6  gegangen;  als  er  yernommen,  dass  sie  die  Rückgabe  der  Cleri- 
schen  Städte  verlangt,  worauf  der  Staat,  seiner  Meinung  nach,  nimmer  ein- 
gehen würde,  war  er  sehr  zufrieden  und  sagte,  wenn  Kf.  sich  der  jetzigen 
Gonjunctur  wohl  bediente,  würde  er  seine  Städte,  es  wäre  dem  Staat  lieb 
oder  leid,  wohl  wiederbekommen.  Da  die  Holländer  sich  bemühen,  K.Cöln 
und  Pfalz-Neuburg,  deren  Prätensionen  nicht  gar  gross  sind,  zu  be- 
friedigen und  so  in  Ruhe  zu  halten,  und  andere  protestierende  Fürsten  zu 
gewinnen,  so  schlagen  Ges.  vor,  dass  Kf.  mit  Braunschweig,  Hessen  und 
anderen  protestierenden  Fürsten,  namentlich  im  Westfälischen  und  Nieder- 
sächsischen  Kreise,  in  nähere  Gorrespondenz  trete  und  es  dahin  zu  bringen 
suche,  dass,  wenn  der  Staat  von  diesen  Assistenz  begehrte,  sie  darein  nur 
unter  der  Bedingung,  dass  der  Staat  zuförderst  dem  Kf.  Satisfaction  gebe, 
willigten,  da  hier  weder  durch  Bedräuungen,  noch  durch  Reflexion  auf  das 
Zukünftige,  sondern  nur  durch  Furcht  oder  andringende  Noth  etwa»  zu  er- 
halten ist.  Da  Ges.  gehört,  dass  die  Staaten  sich  wegen  der  Clevisehen 
Städte  auf  die  Garantie,  welche  ihnen  Frankreich  in  dem  Allianzyertrage 
von  1662  ')  zugesichert,  verlassen  ,  Frankreich  aber  in  der  nachher  mit 
Kf.  geschlossenen  Allianz ')  denselben  bei  dem  Seinigen  zu  manutenieren  in 
solchen  terminis  versprochen,  dass  darunter  jene  Städte  verstanden  werden 
müssen,  so  haben  sie  deswegen  mit  dem  französischen  Gesandten  d'Estra- 
des  geredet.  Sie  merkten,  dass  er  auch  von  selten  der  Staaten  schon  des- 
wegen angesprochen  und  ziemlich  präoccupiert  war,  er  meinte,  dass  die 
Clevischen  Städte  besser  in  der  Staaten  als  in  des  Kf.  Händen  wären, 
doch  erklärte  er  nachher,  er  hätte  darüber  keine  Ordre  von  seinem  Könige ; 
Ges.  rathen  daher,  dass  Kf.  sich  in  Paris  bei  Lionne  nach  des  Königs 
eigentlicher  Meinung  erkundigen  lasse. 


Dieselben  an  den  Kurfürsten.     D.  s'Gravenhage 
l./U.  August  1665. 

[Die  Holländer  sacheD  die  Allianz  verhandlangen  zu  verzögern.] 

11.  Aug.         Sie  haben  trotz  der  ihnen  anfäuglich  gemachten  Vertröstungen   am  8. 
Nachricht  erhalten,  dass  der  Staat  ihnen  keine  Confereuz  anbieten,  sondern 


0  Der  Allianzvertrag  vom  27.  April  1662  (M 6m oirea  d'Estrades  I  8.  lif* 
Dumont  VI  2  S.  412 ff.). 

9)  Vom   6.  März   1664  s.  Pofendorf  IX  §60  (S.  602).    ürk.  o.  Akt  IX 

S.  692. 


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VerhandluDgeD  im  Haag  wegen  ErneneruDg  der   Allianz.  629 

die  Sache  lieber  auf  die  lange  Bahn  schieben  and  abwarten  wolle,  wie  es 
sich  mit  England  nnd  Frankreich  schicken  werde,  zumal  da  zn  der- 
selben Zeit  die  Nachricht  von  deRnyters^)  glücklicher  Ankauft  allgemeines 
Frohlocken  und  die  Meinung ,  dass  nun  alle  Schwierigkeiten  überwunden 
seien,  verbreitet  hat.  Sie  haben  daher,  da  der  Staat  ihnen  die  Schuld,  dass 
die  Handlung  nicht  vor  sich  ginge,  hat  aufbürden  wollen,  ein  MemoriaP) 
an  demselben  Tage  übergeben,  in  welchem  sie  sich  zu  dechargieren  gesucht. 
Wenn  dieses  Allianzwerk  befördert  werden  soll,  so  moss  ein  anderer  Keil  ge- 
braucht werden,  denn  man  hofft  hier  auf  die  Macht  von  Frankreich  und 
auf  die  Hülfe  einiger  deutschen  Fürsten,  namentlich  der  Herzoge  von  Han- 
nover und  Gelle.  Sie  wollen  sich  nach  Cleve  zurückbegeben  und  des 
Kf.  weitere  Verordnung  erwarten,  damit  nicht,  wenn  sie  blieben,  es  bei 
diesen  seltsamen  Leuten  das  Ansehen  gewinne,  als  wenn  sie  mehr  als  jene 
um  die  Allianz  verlegen  seien.*) 


Geheimenrathsprotokoll.     D.  Cöln  a.  d.  Spree 
7./ 17.  August  1665. 

praes.  S.  Gbf.  D.  I.  F.  G,  zu  Anhalt.  H.  Graf  Dona.  Freib.  v.  Schwerin. 
Freih.  v.  Loben.  H.  v.  Platen.  H.  v.  Canstein.  Freih.  v.  Blamen- 
thal.    H.  v.  Brand.    H.  Koppen. 

[Ob  es  jetzt  gerathen,  mit  Holland  in  Allianz  zn  treten.] 

—  H.  G.  V.  Dona:  S.  Chf.  D.  könnten  durch  diese  Allianz  bei  17.  Aug. 
gegenwärtigen  Conjuneturen  viel  zu  hoflfen,  so  sonst  nicht  zu  erhalten, 
wo  nichts,   so  contra  Engel land  stritte;    was  Frankreich    in  der 
Sache  thun  würde,  erst  abzusehen,  item  ob  auch  Holland  es  suche. 

3)  H.  0.^  Bei  allen  Allianzen  pflegt  man  zu  sehen,  dass  die 
All.  zu  Versicherung  des  Staats  und  Erhaltung  Friede.  —  Cum  Anglia 
haben  S.  Chf.  D.  eine  Allianz,  und  wann  sie  durante  hello   sich  in 


1)  S.  Aitzema  V  8.  469 ff.  Wicquefort,  Hist.  des  provinces  nnies  III 
S.  203. 

')  8.  Urk.  u.  Akt.  ra  S.  151. 

')  Kf.  in  seiner  Antwort  auf  diese  beiden  Relationen  (d.  Coln  a.  d.  Spr. 
8./18.  August  1665)  billigt  das  Verhalten  der  Gesandten  und  weist  sie  an,  wenn 
von  holländischer  Seite  ihm  nicht  besondere  Vortheile  angeboten  wurden,  eich 
in  keine  wirklichen  Traetaten  einzulassen  und  namentlich  zu  verhüten,  dass  man 
nicht  engliscberseits  auf  den  Gedanken  komme,  als  ob  er  die  bisher  so  emsig 
gesuchte  Freundschaft  mit  dem  englischen  Könige  auf  einmal  fahren  lassen 
wolle. 

*)  0. Präsident  v.  Schwerin. 


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630  11-    ^er  MDDsteraohe  Krieg. 

Allianz  mit  Holland  einliessen,  würden  sie  England  disgustiren.  — 
Sed  his  non  obstantibus,  wann  von  den  Staaten  eine  Vorschläge 
thäten,  müsste  man  sehen,  wie  man  es  einrichtete,  dass  es  den  König 
nicht  disgustiren  könnte.  S.  Chf.  D.  hätten  vor  diesem  den  Staaten 
Allianz  destiniret  wegen  Hamburg,  weil  sie  aber  sagen,  ihre  Maxime 
wäre,  dass  es  also  divitiret  bleibe,  so  sehe  nicht,  was  S.  Chf.  D. 
darvon  zu  hoffen.  Die  Staat.  Schnldforderung  ist  nun  auf  ein  Com> 
promiss  gerichtet,  wovon  H.  Blaspiel  ganz  gewiss  zu  gewinnen  ver- 
sichert, dass  also  diese  Sache  in  die  Allianz  nicht  zu  bringen.  Wegen 
der  Gl  e  vi  sehen  Städte  haben  S.  Chf.  D.  schon  deliberiret,  ob  S.  Chf.  D. 
die  Städte  nehmen  sollten,  wann  sie  gleich  könnten.  Wann  sie  rasirt 
würden,  könnte  ein  Feind  leichtlich  wieder  repariren,  sollten  sie  von 
S.'  Chf.  D.  unterhalten  werden,  würde  viel  kosten.  Sehe  also  nicht, 
was  S.  Chf.  D.  bewegen  könnte  zur  Allianz. 

Es  könnte  aber  Münster  solche  Sachen  anfangen,  so  S.  Chf.D.  nicht 
zu  leiden  stünde,  und  dass  Braunschweig  mit  anstünde.  So  wäre 
anders  davon  zu  reden  und  dass  die  Mittel  von  den  Staaten  müssten. 
Hielte  also,  die  Sachen  in  dilatoriis  aufzuhalten,  dass  man  sehe,  wo 
es  hinaus  wollte,  zumal  weil  S.  Gbf.  D.  selbst  bald  nach  Cleve  wollten. 

Damit  stimmen  aach  die  übrigen  alle  übereio. 

S.  Chf.  D.:  Dass  ihre  Gedanken  alle  dahin  gehen,  dass  es  noch 
nicht  de  tempore.  Ich  gestehe  selbst,  wann  die  Holländer  werden 
sehen,  dass  ich  darauf  dringe,  dass  sie  es  werden  traisniren;  wann 
sie  aber  sehen,  dass  man  es  traisnire,  würden  sie  es  poussiren  und 
sich  also  erbieten,  dass  ich  hoffe,  etwas  Nutzen  zu  haben.  Wann 
Münster  etwas  wollte  anfangen,  könnte  man  dem  König  in  England 
wohl  remonstriren,  warumb  man  solche  Allianz  hätte  machen  müssen. 
Frankreich  hätte  schon  den  Staaten  Succurs  zugesaget,  fängt 
Münster  an,  so  haben  wir  die  Franzosen  im  Reiche.  Das  Interesse 
des  Reiches  sei,  dass  man  Münster  dergleichen  zu  thun  nicht  verstatte. 
Münster  hat  gedräuet:  Ich  sollte  mit  anstehen,  oder  es  mochte  meinen 
Landen  nicht  wohl  gehen;  soll  auch  gesaget  haben,  er  fQrchte  sich 
vor  mich,  aber  wann  er  seine  Cavallerie  auf  den  Beinen,  fragte  er 
nicht  soviel  nach  mich.  Jed  quid  faciendum,  wann  er  auf  die  Clev. 
Städte,  wo  die  Staaten  Garnison,  ginge?  quod  non  sperat,  dass  er 
sich  dessen  unterfangen  dörfte. 


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Verhandlaugen  mit  HollaDd  und  den  brauoBchweigischea  Herzogen.         631 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  zu  Lüneburg. 
D.  Cöln  a.  d.  Spree  8./[18.]  August  1665. 

[WoDscb,  ao  der  AlliaDz  mit  Holland  Theil  zu  nehmen.] 

£s  ist  uns  die  gewisse  Nachricht  zukommen,  dass  dem  hollän- 18.  Aag. 
di sehen  Abgesandten'),  da  er  jüngsthin  eine  Alliance  zwischen  dem 
Fürst).  Hause  Braunschweig  und  Lüneburg  und  denen  General 
Staaten  der  Vereinigten  Niederlande  vorgeschlagen,  zur  Antwort 
worden,  dass  selbiges  Haus  zu  sothaner  Bündnis  sich  nicht  ungeneigt 
würde  erfinden  lassen,  wan  es  nur  versichert  wäre,  dass  wir  in  die- 
selbe miteintreten  wollten.  Wie  wir  nun  nicht  zweifeln,  dass  solches 
fürnemblich  von  Ew.  Ld.  herrühre  —  also  haben  wir  nicht  Umbgang 
nehmen  können,  deroselben  —  dafür  zu  danken  und  Sie  bittlich  zu 
ersuchen,  dass  Sie  Belieben  tragen  wollen,  wan  in  dieser  Sache  ferner 
etwas  fürge  hen  und  von  den  H.  Staaten  angebracht  werden  sollte,  es 
dahin  zu  richten,  damit  es  bei  der  vorigen  Resolution  verbleibe,  und 
vertraulich  mit  uns  daraus  zu  communiciren.  — 

Er  wird  Jen a^  anweisen,  wegen  dieser  Sache  mit  den  braanschweigi- 
sehen  Ministern  Tertranliche  Correspondeüz  zn  pflegen. 


Friedrich  v.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  Hildesheim 
14/ [24.]  August  1665. 

[Eröffnungen  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Brnst  Angast  fiber  gemeinsam 
mit  Kf.  EQ  fahrende  Allianzverhandlangeo  mit  Holland.] 

Dem  Befehle  des  Ef.  gemäss  hat  er  mit  den  Calenbergischen  über  24.  Aug. 
die  Münster  sehe  Sache  geredet,  sie  haben  ihm  geantwortet,  dass  zwar 
der  Oberst  Haersolt  von  den  Staaten  angekommen  wäre,  aber  keine  Alli- 
anz sondern  nur  Ueberlassung  einiger  Truppen  gesucht  hätte.  Die  braun- 
schweigischen  Fürsten  fürchteten  das  Münstersche  Wesen  und  dessen  Folgen 
auf  das  höchste,  seien  bereit,  das  Ihrige  mit  Rath  und  That  beizutragen, 
wünschten,  er  möchte  ihnen  des  Kf.  Gedanken  darüber  eröffnen.  Er  hat 
erwidert,  darauf  nicht  instruiert  zu  sein,  und  nur  seine  eigenen  Gedanken 
darüber  ausgesprochen,  aber  verabredet,  Ef.  um  Specialordre  deswegen  und 
um  Geheimhaltung  der  Sache  zu  bitten.    Er  hat  auch  mit  den  Wolffen« 


0  Oberst  Haersolte,  s.  Köcher  I  S.  440f.,  in  der  daselbst  mitgetheilten 
Resolution  auf  dessen  Anbringen  (d.  Galenberg  15./2Ö.  August  1665)  ist  von  Kf. 
überhaupt  nicht  die  Rede. 

^)  Derselbe  befand  sich  damals  noch  in  Hildesheim,  s.  oben  Abschn,  9  S.  584* 


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632  11-     ^^f  MuDstersche  Krieg. 

büttel sehen  davon  geredet,  die  darauf  sogleich  zu  ihrem  Herrn  gereist 
sind,  um  Instruktion  einzuholen,  um  dem  Kf.  etwas  Näheres  berichten  zu 
können,  hat  er  sich  an  den  Grafen  Wal  deck  gewendet  und  durch  diesen 
die  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  ersucht,  ihm  nähere 
Apertur  von  ihrer  Inclination  zukommen  zu  lassen,  und  er  hat  darauf  bei- 
liegende Resolution  erhalten^). 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Potstam 

18. /[28.]  August  1665. 

[auf  die  Relation  vom  14. /24.  August.    Bereitwilligkeit   mit  den    braunschvei- 

gischen  Herzogen  zusammen  eioe  Armee  aufzustellen.     Die  VerbaDdlnngen  mit 

den  Geo.  Staaten  sollen  gemeinschaftlich  geführt  werden.] 

28.Aug.  £r  ist  mit  den  Braunschweigischen  darin  einig,  dass  die  Müns- 
ter s  c  b  e  Armatur  besorgniserregend  sei  und  man  dabei  nicht  stille  sitzen  dürfe, 
er  hat  bisher  gewartet,  da  er  vermuthet  hat,  von  den  Staaten  deswegen 
ersucht  zu  werden,  zweifelt  auch  nicht,  dass  dieses  geschehen  werde,  aof 
welchen  Fall  er  ihnen  zum  besten  neben  den  Herzogen  zu  Braunschweig 


1)  Dieselbe  lautet:  „Die  Intention  ist,  das  Münsterische  Werk,  so  weit 
es  im  Reich  Troublen  und  Gefahr  erwecket,  zu  dempfeo,  und  solches  entweder 
mit  Hälfe  und  Subsidien  der  rereioigten  Provincien  oder  allein  mit  benach- 
barten Cuhr-  und  Fürsten  und  de  concert  mit  Frankreich.  Weil  aber  viel 
Interessenten  bei  solchem  dessein  in  der  Operation  Verwirrung  machen  möchten, 
und  die  Zeit  zu  gewinnen,  auch  nachtrocklich  zu  agiren  das  Werk  durch  wenige 
mit  mehrern  Success  zu  führen  sein  wird,  so  ist  man  an  Seiten  des  F.  Hauses 
Brannschweig  der  Meinung,  wann  Guhrbrandenburg  mit  selbigem  Hauae 
zu  gleichem  Zweck  zu  arbeiten  intentioniret,  dass  man  sich  darüber  zu  ver- 
gleichen hätte,  dass  ein  jeder  Theil  ein  gewisses  an  Volck  darzu  hergebe,  und 
wird  zu  solchem  latent  wegen  einiger  Subsidien  mit  Holland  gehandelt,  auf 
deren  Erfolg  man  dieses  Orts  mit  13000  Mann  im  Felde  zu  agiren  vermeinet. 
Wann  nun  an  Guhrfürstl.  seiten  ein  proportionirtes  corpo  ins  Feld  gestellet 
werden  wollte,  könnte  man  de  concert  zu  Erlangung  des  Friedens  auf  das  Fun- 
dament der  Reichssatzungen  das  Werk  angreifen.  —  Unterdessen  soll  mit  denen 
Guhrbrandenburg.  Ministern  im  Haag,  was  wegen  dieses  Fürstl.  Hauses  daselbst 
vorgehet,  doch  also,  dass  man  dergleichen  von  der  Seite  wieder  verhoffet, 
communiciret  und  die  Guhrbrandenb.  Interesse  also  secundiret  werden,  sowie 
man  vertrauet,  dass  von  selber  Seite  die  erforderte  Werbgelder  und  Subsidien 
von  Holland  zu  erlangen  befordert  werden  wird.  Und  weiln  —  bis  zu  völliger 
Erlangung  der  Alliantz  mit  Holland  einige  Zeit  hinstreichen  möchte,  so  will  man 
an  Seiten  des  Fürstl.  Hauses  150O  Pferd  neben  3000  Mann  zu  Fuss  und  nöthiger 
ArtoUerie  zusammen  führen,  wann  an  Guhrbrandenb.  Seiten  nach  Proportion  es 
ebenmässig  geschiehet,  und  will  man  selbige  unter  Gonduite  L  F.  Dchl.  H. 
Herzog  Ernst  Augusti  in  das  Stift  Ossnabrüg  stellen,  um  sie  daselbst  zu 
fernerer  Resolution  in  Eil  zu  gebrauchen.*' 


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VerstäDdigQDg  mit  den  branoschweigischen  Herzogen.  633 

ein  Corpo  von  etwa  15000  M.  zasammbringeu  will.  Sollten  aber  die  Staaten 
diese  Assitttenz  nicht  begehren,  so  findet  er  doch  nöthig^  dass  man  sich  in 
Verfassung  setze,  wiewohl  diese  dann  nicht  so  stark  sein  dürfte,  and  will 
er  in  diesem  Falle  sich  mit  einem  Corpo  von  ungefUhr  5000  Mann  der 
Orten  finden  lassen.  Mit  Schweden  und  Frankreich  hält  er  für  nöthi^r, 
dies  Werk  zu  concertieren,  hat  auch  an  beiden  Orten  bereits  den  Anfang 
gemacht  and  insonderheit  bei  Schweden')  grosse  Inclination  gefanden, 
dem  Bischof  diese  Armatar  za  verwehren;  wenn  aber  die  katholischen 
Stände  sich  stille  halten,  so  wäre  das  beste,  mit  beiden  Kronen  es  nar  bei 
vertranlicher  Gorrespondenz  za  lassen  und  keine  wirkliche  Hülfe  von  ihnen 
zn  begehren,  damit  nicht  auch  andere  Potentaten  sich  einmischen.  Vor  allem 
aber  wird  nöthig  sein,  dass  das  ganze  Haas  6 ra an  schweig  einig  sei,  wenig- 
stens müsste  man  von  Herzog  Johann  Friedrich  versichert  sein,  dass^ 
wenn  er  ja  seine  Völker  nicht  mit  dabei  haben ,  er  doch  anch  dem  Werke 
nicht  entgegen  sein  wolle. 

Er  will  seinen  ministris  im  Haag  auftragen^,  mit  den  Brannschweigi- 
schen fleissig  zu  commanicieren,  dagegen  sollen  anch  diese  den  Gen.  Staaten 
zu  verstehen  geben,  dass  er  neben  ihren  Herzogen  zugleich  ersucht,  die 
Tractaten  mit  beiden  zugleich  fortgeführt,  auch  ihm  die  zu  diesem  Werke 
nöthigen  Mittel  und  Subsidien  hergegeben  werden  müssten. 


Blaspeil,  Romswiuckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  s'Gravenhage  28.  August/ 7.  September  1665. 

[firöfibuDgeD  Wicqueforts  über  die  Unterhandlnogen  der  braaDSchweigischen 
Herzoge  mit  den  Gen.-Staaten.] 

Gestern  hat  sie  H.  Wicquefort')  besucht  und  ihnen^  als  im  Auftrage  8.  Sept. 
der  Herzoge   Ernst  August   und  Georg  Wilhelm   mitgetheilt,   dass 

0  Kf.  hatte  aufs  neue  (s.  oben  S.  624)  an  W  ran  gel  geBchrieben  (d.  Cöln 
16./26.  August  1665),  denselben  auf  die  Gefahr  aufmerksam  gemacht,  welche 
allem  Anschein  nach  den  Evangelischen  von  dem  Unternehmen  des  Bischofs 
von  Munster  drohe,  und  die  HofTnuDg  aasgesprocben,  man  werde  auch  schwe- 
discherseits  diese  Gefahr  berücksichtigen.  W ränge  1  erwidert  darauf  (d.  Stock* 
holm  9./19.  September  1665) ,  sein  König  habe  ihm  befohlen ,  sich  nach  den 
deutschen  Provinzen  zu  begeben,  um  in  der  Nähe  auf  alles  etwa  hereiobrecbeode 
Unheil  ein  wachsames  Auge  zu  haben,  und  bittet  Kf.  um  fernere  Mittheilungen.  Vgl. 
V.  Krockows  Relation  aus  Stockholm  vom  2./12.  August  Urk.  u.  Akt.  IX  8.  803 f. 

>)  Kf.  theilt  denselben  (d.  Cöln  a.  d.  Spr.  23.  August/ 2.  September  1665) 
dieses  Bescript  an  Jena  mit  und  befiehlt  ihnen,  mit  den  braunscbweigischen 
Ministem  über  diese  Sache  vertraulich  zu*  commanicieren,  25.  Augu8t/4.  Sep- 
tember bevollmächtigt  er  dieselben,  mit  den  G.Staaten  wegen  Erueaerung  und 
zeitgemässer  Einrichtung  der  Allianz  in  Verhandlung  zu  treten.  S.  Urk.  n. 
Akt.  UI  S.  153. 

*)  S.  über  denselben  Urk.  n.  Akt.  IX  S.  566f.  Er  war  damals  zugleich 
polnischer  und  luneburgischer  Resident  im  Haag. 


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634  11*    Der  MüoeterBclie  Krieg. 

vor  kurzer  Zeit  zwischen  diesen  und  dem  Staat  eine  Allianz  vorgeschlagen 
worden  sei,  womit  man  aber  bisher  angestanden,  weil  sie  Ef.  gern  vor- 
her mit  dem  Staat  wohl,  und  in  solcher  Allianz  mit  einbegriffen  sehen 
wollten.  Weil  aber  auch  sie  sich  durch  die  Rüstungen  des  Bischofs  von 
Münster  bedroht  sähen,  beabsichtigten  sie,  ihre  Völker  unter  Waffien  zu 
haben,  und  um  dieses  mit  weniger  üngelegenheit  und  Kosten  zu  thun,  h&tten 
sie  den  Grafen  W  al  d  e  ck  *)  in  der  Stille  hierhin  abgefertigt,  welcher  sich  aoch 
schon  incognito  hier  befinde,  um  mit  diesem  Staat  dahin,  dass  derselbe  zam 
nöthigen  Unterhalt  etwas  in  Geld  und  Munition  mit  beitragen  helfe,  zu 
handeln,  wofür  jene  Völker  im  Nothfall,  wenn  der  Bischof  von  Münster 
gegen  diesen  Staat  etwas  unternehmen  sollte,  demselben  gegen  eine  Garan- 
tie sollten  zu  Hülfe  geschickt  werden.  Die  Verhandlungen  würden  ver- 
muthlich  noch  heute  zuni  Schluss  kommen.  Er  erbot  sich  zu  weiteren 
Mittheilungen,  auch  Graf  Waldeck  würde,  sobald  er  ausgehen  würde,  zn 
ihnen  kommen  und  mit  ihnen  näher  von  allem  reden.  Er  fügte  hinza, 
Schweden  habe  den  Herzogen  angeboten^  die  Stadt  Höxter,  in  welcher  der 
Bischof  das  Religionswesen  geändert'),  in  vorigen  Stand  bringen  zu  helfen 
und  den  Bischof  daraus  zu  setzen,  was  diesem  Staat  um  so  angenehmer 
gewesen,  da  er  geglaubt,  dass  Schweden  und  Münster  mit  einander 
hielten. 

Ges.  sind  überzeugt,  dass  die  Absicht  der  Herzoge  gut  ist  und  dass 
sie  Kf.  durch  diese  Handlung  nicht  präjudicieren  wollen,  doch  aus  Besorg- 
nis, dass  der  Staat  im  Vertrauen  auf  die  Hülfe  derselben  auf  Kf.  weniger 
Reflexion  nehmen  möchte,  haben  sie  mit  einigen  Regenten  unter  der  Hand 
davon  geredet  und  ihnen  zu  verstehen  gegeben,  dass  es  auch  dem  Kf.  an 
Völkern,  diesem  Staat  im  Nothfall  zu  Lande  zu  helfen,  nicht  ermangeln 
würde,  welches  jenen  so  gefallen,  dass  sie  vermuthlich  bald  privatim  oder 
publice  mit  ihnen  weiter  verhandeln  werden. 


F.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.    D.  HildeBheim 
l./[ll.]  September  1665. 

[Erfolglose  Verhaudlungen,  Versicheranf^eD  der  braanschw.  Herzoge,  beanrahtgende 
Gerüchte  über  die  Absichten  Schwedens  gegen  Bremen.] 

11.  Sept.  Da  man  es  hat  vermeiden  wollen,  die  Räthe  Herzog  Johann  Frie- 
drichs, der  eine  bestimmte  Erklärung  verweigert  hat,  zur  Conferenz  zu* 
zuziehen,  und  andererseits,  denselben  zn  verletzen,  so  hat  man  garkeine 
Conferenz  gehalten,  sondern  er,  der  Schwedische,  die  Wolffenbüttel- 


0  Ueber  diese  Sendung  desselben  s.  Wioqaefort  m  S.  221,  v.  Bauch- 
bar-Curtze  I  S.  230f.  M^moires  da  comte  de  Gaiche  (bei  Wiens  S.  228) 
M6m.  d'Estrades  ni  S.  375.    Kocher  I  S.441ff. 

^  S.  Köcher  I  S.  424f. 


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ErofifouDgen  Wicqaeforts.    YerhaDdlaDgen  iD  Hildesbeim.  635 

sehen,  Hannoverschen  und  der  inzwischen  eingetroffene  Hessen- 
Casselsche  Abgesandte  v.  Dalwich  haben  einzeln  mit  einander  verhan- 
delt, doch  da  man  gemerkt,  dass  der  schwedische  nicht  instruiert  war  nnd 
dass  er  auf  ein  absonderliches  und  nenes  foedus  gehen  wollte,  sind  die 
übrigen  einig  geworden,  von  der  Sache  mit  guter  Manier,  und  zwar  um 
Herzog  Johann  Friedrich  keine  Ursache  zur  Trennung  zu  geben,  zu 
abstrahieren,  wie  auch  geschehen,  nnd  ist  darauf  ehegestern  der  Hessische 
wieder  nach  Gassei  gereist,  doch  haben  die  Wolffenbüttelschen  und 
Hannoverschen  J.  versichert,  dass  Ef.  sich  auf  ihre  Herren  verlassen 
sollte.  Die  Herzoge  Qeorg  Wilhelm  nnd  Ernst  August  blieben  bei 
ihrer  Meinnng,  die  sie  neulich  dem  Kf.  zugeschickt  ^),  doch  gleichfalls  nicht 
anders  als  d^fern  neben  Ef.  sie  gesucht  und  die  Subsidien  wirklich  folgen 
würden,  womit  sie  auch  den  Haersold  abgefertigt  hätten. 

Vor  wenigen  Tagen  kamen  hier  von  vielen  Orten  Zeitungen  >) ,  die 
Schweden  würden  gewiss  Bremen  attaquieren, das  Hans  Braunschweig 
ist  darüber  sehr  alarmiert,  J.  hat  mit  ihnen  geredet  und  glaubt,  dass 
Bremen  sicher  auf  Wolffenbüttels  und  Herzog  Johann  Fri  edrichs 
Hülfe  rechnen  könnte,  wenn  sich  andere  mehr  des  Dinges  annehmen. 
Georg  Wilhelm  erklärte  ihm,  er  sähe  es  ungern,  er  sei  gut  schwedisch, 
wüsste  aber  nicht,  wessen  er  sich  resolvieren  würde.  Der  Schwedische'), 
aber  bestreitet  ganz  diese  Absicht  mit  dieser  Addition,  dass,  wenn  E.- 
Mainz fremde  Völker  ins  Reich  zöge  und  wider  alle  constitutiones  imperii 
und  Instrnmentum  pacis  thäte,  so  wäre  alles  gut,  wenn  aber  Schweden 
etwas  aus  gutem  Herzen  nnd  zu  der  Evangelischen  Besten  vorhätte,  so 
werde  alsobald  Alarm.  Sie  würden  beweisen,  dass  sie  es  ehrlich  meinten. 
Er  hat  Ordre  erhalten,  zu  Ef.  und  allen  Herzogen  von  Braun  schweig 
zu  gehen. 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  s'Gravenhage  3./ 13.  September  1665. 

[Verdachtige  Haltoug  Waldecks,  Blaspeil  wird  sich  zu  Ef.  begeben.] 

Sie  haben  Graf  Waldeck  noch  nicht  zu  sehen  bekommen  nnd  schlies-  13.  Sept. 
sen  daraus,  dass  derselbe  die  vorgenommene  Handlung  mit  dem  Staat  ohne 
sie  zu  schliessen  beabsichtige.  Sie  vernehmen  von  anderen,  dass  diese 
Handlung  schon  richtig  sein  soll.  Da  nun  dieses  alles  dem  Project,  welches 
dem  Ef.  von  Braunschweigischer  Seite  zugekommen  ist  und  daraufhin  der- 
selbe an  V.  Jena  und  an  sie  Ordre  ertheilt  hat,  nicht  gemäss  ist,  und  sie 
in  der  That  verspüren,  dass  durch  diese  separate  Handlung  des  Kf.  Inter- 


0  S.  oben  S.  633. 

^  S.  aber  diese  schwedischen  Rfistnngen  die  Relationen  v.  Erockows  ans 
Stockholm  vom  2./12.  und  16./26.  Aogust  1665  Urk.  a.  Akt.  IX  S.  804f. 
>)  Kleihe,  s.  oben  Abschn.  9  S.  583.  585. 


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636  11-    I>or  MttOBtersche  Krieg. 

esse  leide,  so  haben  sie  auf  Mittel  gedacht,  wie  dem  abzuhelfen  sei  and 
sowohl  Kf.  als  anch  die  Hersoge  ihre  Intention  erreichen  können.  Da  diese 
sich  aber  besser  mändlich  berichten  lassen,  so  will  Blas  peil  sich  zu  Kf. 
Terfügen,  während  Romswlnckel  and  Gopesi  damit  die  Handiubg  aicht 
abgebrochen  werde,  hier  bleiben  wollen. 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten     D.  Haage 
9-/ 19.  September  1665. 

[VerhaDdluDgeo  mit  den  staatischeD  Depotierteo.    Brklärangeo  Waldecka.] 

19.  Sept.  Auf  Veranlassung  der  staatischen  Deputierten  *)  haben  sie  mit  diesen 

eine  neue  Conferenz  am  5./ 15.  gehaltent  alle  Punkte  der  Allianz  Yon  1655 
durchgenommen  und  dabei  was  ihnen  in  Instructione  aufgegeben,  erinnert. 
Auf  einer  zweiten  Conferenz  am  6./ 16.  sind  die  früheren  Traktaten  von 
1655  an  verlesen  worden,  eine  neue  auf  den  7./ 17.  angesagte  Conferenz 
ist  aber  von  den  staatischen  Deputierten  abgesagt  worden.  Der  Traktat 
mit  Graf  Wal  deck  ist  nun  abgeschlossen,  wie  dieser  selbst,  als  er  gestern 
mit  Wicquefort  ihnen  die  Visite  gegeben,  ihnen  in  generalibus  teroiinis 
notificiert  hat.  £r  erzählte  dabei,  zu  der  Zeit,  als  er  im  Werk  begriffen 
gewesen,  die  fürstlichen  Gebrüder  zu  vergleichen,  sei  Haersolt  zu  denselben 
gekommen,  um  über  einigen  Snccurs  zu  tractieren,  da  derselbe  aber  nicht 
genugsam  instruiert  gewesen,  um  zu  schliessen,  so  habe  er  selbst  sich  mit 
einem  Memorial  der  Fürsten,  um  mit  den  Staaten  zu  tractieren,  nach  dem 
Haag  begeben  und  er  habe  an  Kf.  von  allem,  was  passiert,  Bericht  abge- 
stattet >). 

Da   sie  unter   der  Hand  in  Erfahrung  gebracht,  dass   keine  von   den 
Provinzen  zu  der  Evacnation  eines  oder  des  anderen  Platzes  in  dieser  Zeit 


»)  8.  Urk.  n.  Akt.  m  8.  153. 

')  Waldeck  hatte  dem  Kf.  (d.  Haag  1./ 11.  September  1665)  angeseigt, 
dass  er  dorthin  gereist  sei,  om  das  zwischen  den  Staaten  und  Hersog  Brost 
August  angefangene  Werk  unter  der  Hand  zu  Ende  zu  bringen  und  dadurch 
den  Grnod  zu  einer  ferneren  Allianz  zu  legen,  er  habe  gehörigen  Ortes  eifrigst 
vorgestellt,  wie  oützlich  den  Staaten  des  Kf.  Freundschaft  sein  könne,  habe 
auch  sowohl  bei  den  anderen  Provinzen  als  auch  bei  Holland  gute  Inclinatioo 
dazu  verspürt,  aber  von  der  RäumuDg  der  clevischen  Städte  wolle  man  jetzt 
nichts  hören,  die  Vernünftigste o  meinten,  wenn  Kf.  jetzt  genereusement  mit  ihnen 
umginge,  würde  er  künftig  sicher  aeioe  Absiebt  erreichen.  Kf.  antwortet  daraof 
(d.  Cöln  15./25.  September  1665)«  er  baue  auf  Herzog  Georg  Wilhelms  wieder- 
holtes Versprechen,  nur  gemeinsam  mit  ihm  die  Verhandlungen  mit  Holland  za 
führen,  er  könne  daher  die  ihm  zugekommene  Nachriebt,  dass  man  brauo- 
Schweigischerseits  die  Intention  geändert  und  einseitig  mit  Holland  abgeschlossen 
habe,  nicht  glauben,  auf  der  Forderung  der  Restitution  einer  seiner  clevischen 
Festuogen  müese  er  bestehen. 


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Waldecks  UoterhandlaogeD  im  Haag.  637 

zu  bringeD,  sie  scmst  aber  Ef.  alle  Satisfaction  zu  geben  bereit  seio  würden, 
80  bitten  sie  um  Verbaltangsbefehle. 


Graf  Georg  Friedrich  von  Waldeck  an  den  Kurfürsten. 
D.  Haag  11. /[21.]  September  1665. 

[RechtfertigDDg  des.Abschlasses  der  Tractateo,  seine  Bemohnngen  im  Interesse 

des  Kf.] 

—  Sieder  meinem  letzteren  hab  ich  sowohl  E.  Gbf.  D.  Ministern  21.  Sept. 
als  andere  besuchet  und  was  deroselben  Interesse  und  Dessein  zu 
secondiren  vermöchte;  mich  anerbotten,  auch  zugleich  was  alhier  wegen 
einer  Armee  von  12000  Mann  zu  richten  mit  Herzog  Ernst  Augusto 
F.O.  yolgens  dem  von  jbro  schon  vor  ettlich  Wochen  alhier  gethaneu 
Anerbieten  abgerehdet,  communiciret,  auch  wie  zu  Beschleunigung  der 
Sache  mann  mich  ersuchet  das  Werk  zu  zeichnen  und  die  Ursache, 
warumb,  ohngeacht  ich  weder  Creditiv,  Volmacht  noch  rechte  Instruc- 
tion habe,  solches  eingewilliget ')  aufif  Gutfinden  vorgedachter  I.F.6. 
Wohrauf  gestert  mir  bezeuget  worden,  als  wenn  Dero  H.  Abgesandten 
die  Beisorge  hätten,  ob  wOrde  dieses  Werk  deroselben  Intention  hinder- 
lich sein.  Ich  hab  aber  nicht  allein  verhoffentlich  zur  genüge  vor- 
gestelt,  wie  das  diesse  Armatur  zu  beschleunigen  £.  Chf.  D.  dinstig 
zu  sein  erachtet,  dieweil  dadurch  E.  Chf.  D.  12000  Mann  zu  Secon- 
dirung  dero  Interesse  parat  haben,  sintemahl  weder  diesser  Staat  noch 
die  Hertzoge  von  Braunschweig  ohne  eusserster  Verderb  von  E.  Chf.  D. 
nicht  separiret  werden  können,  und  habe  ich  so  teutlich  und  dahr  den 
Staaten  General  und  particulier  Ministren,  auch  Gliedern  der  Frovinc 
vorgestellet,  dass  ohne  E.  Chf.  D.  Zuthun  ein  langwiriger  und  ver- 
derblicher Krieg  erfolgen,  durch  E.  Chf.  D.  Beitretten  aber  das  Werk 
in  der  Asche  gedempfet  werden  wird.  Es  hat  mir  auch  H.  Bever- 
ling  versprochen,  Dienstags  in  der  Frovinc  von  Hollandt  das  Werk 
vorzustellen  und  was  an  ihme  seie  beizutragen,  damit  E.  Chf.  D.  also 
möge  begegnet  werden,  dass  Sie  Dero  Affection  von  diesem  Staat  ab- 
zuwenden keine  Ursach  bekommen  mögen.  Ich  bin  zu  wenig  E.  Chf. 
D.  in  so  einer  wichtigen  Sach  zu  rabten,  aber  das  kann  ich  wohl 
sagen,  das  E.  Chf.  D.  das  Haubt  von  einer  Fartey,  so  zu  dero  Sicher- 
heit arbeitet,   sein  können  undt  selbst  ohne  vielle  andere  Zuthun  zu 


0  S.   den    Vertrag  vom   9./19.  September  1665  bei   Aitzema  V  S.  642 ff. 
DtimoDt  VI  3  S.46.    Vgl.  Kocher  I,  S.  441ff. 


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638  11-    ^«r  Munstersche  Kriefr. 

dero  grossem  Nutzen  dies  Feuer  dempffen  können,  denn  diesse  Leuhte 
alhier  seind  ihrer  Kegierungsart  nach  so  langsam,  das  weitläufiftige 
Tractatten  mit  ihnen  in  Eill  schwehrlich  zum  Ende  zu  bringen  sein.  — 


Memorial    des  MUnsterschen  Domdechanten    and   Geheimen 
Raths  V.  Brabeck.')    D.  Berlin  27./ 17.  September  1665. 

[BoDdois   des   Bischofs    mit  England,  das    Verbalten   der   brannschweigischen 
Fürsten,  Bitte  um  Entlassnng  angehaltener,  für  den  Bischof  angeworbeoer 

Soldaten.] 

27.  Sept.  Er  hat  bei  seiner  ihm  diesen  Morgen  verstatteten  Audienz  neben  an- 
deren Paukten,  auf  welche  Ef.  sieh  sogleich  resolviert,  anch  folgende  vor- 
getragen, welche  er  zu  fernerer  Erklärung  schriftlich  aufgesetzt  hat.  Sein 
Herr  ist  durch  die  yon  den  Staaten  der  Vereinigten  Niederlande 
erlittenen  Beleidignngen  und  Gewaltthaten  genöthigt  worden,  sich  in  Kriegs- 
yerfasBung  zu  setzen,  um  so  Satisfaktion  und  Sicherheit  für  die  Zukunft 
zu  erlangen.  Da  die  bei  den  unlängst  zu  Coesfeld  und  Dorsten  Tor- 
genomuienen  Traktaten  *)  vereinbarte  Zusammensetzung  noch  nicht  zur 
Tölligen  Richtigkeit  gekommen  ist,  und  sein  Herr  fürchtet,  dass  ihm  auf 
allen  Fall  die  ordentliche  Reichs-  und  Kreishiilfe  nicht  so,  wie  es  der 
Sachen  Wichtigkeit  und  Nothdurft  erfordert,  folgen  dürfte,  so  hat  er  zu 
seiner  Sicherung  mit  dem  Könige  von  Kugland  ein  Bündnis')  abge- 
schlossen und  hat  zu  Antretung  solcher  Allianz  um  so  weniger  Bedenken 
gehabt,  da  ja  auch  Kf.  mit  demselben  in  Bündnis  *)  stehe. 

Seinem  Herrn  ist  berichtet  worden,  die  brannschweigischen  H^- 
zöge  wollten  ihre  Völker  dem  Grafen  Wal  deck  überlassen, ''um  sie  zu 
Diensten  der  Staaten  gegen  ihn  zu  gebranchen,  er  sieht  sich  dadurch  ge- 
nöthigt, auf  Gegenmittel  zu  denken,  und  bittet  den  Kf.,  sich  zu  bemühen, 
die  Herzoge  davon  abzuhalten  und,  nachdem  er  diese  Sache  beim  Kaiser 
und  auf  dem  Reichstage  vorgebracht  hat,  ihn  dabei  zu  assistieren. 

Kf.  hat  auf  ungleichen  Bericht  hin  den  Rittmeister  Arnsted  mit 
seiner  ganzen  für  des  Bischofs  Dienst  geworbenen  Compagnie  zu  Halber- 
stadt mit  Arrest  belegen  lassen  und  dann  genöthigt,  in  seinen  Dienst  zu 

^}  Das  Creditiv  des  Bischofs  für  denselben  ist  datiert  St.  Ladgersbnrg 
16.  September,  das  Recreditiv  des  Kf.  Cöln  18./28.  September  1665;  Br.  reicht 
noch  am  20./30.  September  ein  neues  Gesuch  wegen  Entlassung  der  angehaltenen 
Ofßciere  und  Soldaten  ein. 

^  S;  oben  S.  ölö  ff. 

»)  d.  London  3./I3.  Juni  1665  bei  Alpen  I  S.  670ff. 

*)  Geineiot  ist  die  Allianz  des  Ef.  mit  England  vom  20.  Jnli  1661,  s.  über 
dieselbe  Urk.  u.  Akt.  IX  S.  463 ff. 


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SenduDg  v.  Brftbecks  nach  Berlin.  639 

treten ;  ebenso  einige  in  Quedlinbarg  ond  Derenburg  angehaltene 
Reiter  y  obwohl  unter  denselben  sich  keine  Unterthanen  des  Kf.  befinden 
und  ihre  Anwerbung  vor  dem  Erlass  des  Inhibitivbefehls  des  Ef.  erfolgt 
ist,  er  bittet  dieselben  ans  dem  Arrest  und  Eide  zn  entlassen'). 


Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cöln  17,/ [27.]  September  1665. 

[Beschwerde  aber  die  darch  Graf  Waldeck  im  Haag  einseitig  geführten  Uoter- 
haodluDgen.    Fordeniog,  den  abgeschlossenen  Tractat  vorläufig  nicht  bu 

ratificieren.] 

—  Wir  können  aber  Ew.  Ld.  in  hergebrachtem  Vertrauen  nicht  27.  Sept. 
bergen,  dass  wir  glaubhafte  Nachricht  erlanget,  ob  sollte  nicht  allein 
von  Ew.  Ld.  Bedienten  noch  zur  Zeit  mit  den  unserigen  aus  diesem 
negotio  keine  eigentliche  Communication  geschehen,  sondern  denselben 
durch  Vicquefort  nur  schlechter  Dinge  notificiret  sein,  dass  der 
Graf  von  Waldeck  dieses  negotii  halber  handelte,  wie  dann  auch 
ferner  die  H.Staaten  nach  des  Grafen  von  Waldeck  Ankunft  im 
Haag  sich  gegen  uns  sehr  kühl  und  retirat  erwiesen,  itzg.  Graf  auch 
die  Sache  allein  in  Ew.  Ld.  und  Dero  Fürstl.  Hauses  Namen  treiben, 
wodurch  die  für  diesem  bezeugte  Inclination  des  Staats  zur  Renovation 
der  Allianz  sehr  geschwächet,  daneben  uns  auch  fast  deutlich  und 
für  aus  gesaget  werden  wollen,  dass  wir  bei  deren  Erfolgung  keine 
Restitution  unserer  von  ihnen  besetzten  Cleffischen  Plätze  zu  hoffen 
hätten.  — 


^)  Die  darauf  von  dem  Ef.  ertbeilte  Resolution  ist  in  den  Akten  nicht  er- 
halten, der  Inhalt  derselben  ergiebt  sich  ans  der  Mittheilung,  welche  Ef.  durch 
Blaspeil  in  Wolffenbuttel  machen  Hess  (Proposition  desselben  vom  27.  Sep- 
tember 1665.  Hannov.  Archiv),  Ef.  nehme,  was  der  Bischof  wegen  der  Alliaoz 
mit  England  angebracht,  als  eine  Notification  an,  er  hätte  gewünscht,  dass  der 
Bischof  vorher  mit  ihm  und  anderen  Interessenten  communiciert  hätte.  Er  wüsste 
nicht,  dass  das  Haus  Braun  schweig  gegen  den  Bischof  etwas  Feindliches  vor- 
zunehmen resolviert  sei,  sollte  ihm  etwas  davon  vorkommen,  so  wolle  er  gern 
befordern  helfen,  was  zum  Frieden  dienlich  sei.  Er  finde  gut,  dass  der  Bischof 
mit  seiner  Armatur  einhalte,  und  erbiete  sich,  die  Streitigkeiten  desselben  mit 
den  Staaten  accommodieren  zu  helfen.  Die  Gompagnie  Reiter  hätte  er,  da  sie 
ohne  vorherige  Anzeige  durch  sein  Furstenthum  Halberstadt  mit  blasenden 
Trompeten  gezogen,  anhalten  müssen  und  er  könne  zu  Verhütung  boeer  Conse- 
quenz  darin  keine  Aenderung  machen.  S.  auch  unten  die  Instruktion  für 
F.  V.  Jena  vom  12./22.  Februar  1666. 


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640  11-    0er  Mänsterache  Krieg. 

So  ersuchen  wir  Ew.  Ld.  —  sie  wollen  uns  in  hergebrachtem  Ver- 
trauen eigentlich  wissen  lassen,  wie  das  Werk  anitzo  stehe  und  wo- 
hin dero  beständige  Gemüthsmeinung  und  Resolution  endlich  ziele, 
wir  halten  sonst  dafür,  dass  Ew.  Ld.  darin  g&nzlich  mit  uns  einig 
sein  werden,  dass,  wenn  mit  dem  Staat  etwas  gemacht  werden  sollte, 
solches  auf  yorgedachte  Weise  am  besten  geschehen  könne,  wobei 
dann  auch  Ew.  Ld.  hochvernttnftig  zu  ermessen,  wie  hoch  uns  beider- 
seits daran  gelegen,  dass  wir  zu  guter  und  gewünschter  Ausf&hrung 
der  Sache  und  Versicherung  des  Westfälischen  Kreises  wie  auch  auf  allen 
Fall  einer  sicheren  Retraite  eines  und  anderen  Orts  in  unsren  Clevischen 
Landen  versichert  wären,  wovon  wir  auch  nicht  abstehen,  sondern  bei 
erfolgenden  Tractaten  solches  inständig  urgiren  werden,  in  Hoffnung, 
Ew.  Ld.  uns  darunter  bestermassen  zu  secundiren  nicht  unterlassen 
werden.  — 

PS.  Auch  erlangen  wir  gleich  jetzo  Nachricht,  dass  der  Graf 
von  Waldeck  und  Vicquefort  zwar  unsern  Bedienten  im  Haag  die 
Visite  gegeben  und  mit  ihnen  von  der  Sache  etwas  geredet,  es  wäre 
aber  solche  schon  zu  völliger  Richtigkeit  gebracht  und  der  Traetat 
geschlossen,  womit  der  Obrist  Harsolt  zu  E.  Ld.  reisen  würde,  umb 
die  Ratification  darüber  auszuwirken.  Wie  sehr  uns  nun  dieses  alles 
befrembden  und  was  für  Nachdenken  uns  solches  verursachen  müsse, 
können  E.  Ld.  leicht  ermessen,  wiewoll  wir  alles  so  eben  nicht 
glauben,  sondern  unser  Judicium,  bis  wir  von  E.  Ld.  vertrauliche  Aper- 
tur und  Nachricht  erlanget,  suspendiren  wollen,  daneben  auch  das 
Vertrauen  haben,  auch  E.  Ld.  —  darumb  ersuchen,  mit  der  Rati- 
fication so  lang  ein  und  zurückzuhalten,  bis  wir  unsere  fernere  ohn- 
fUrgreifliche  Meinung  und  Gedanken  E.  Ld.  deswegen  eröffnet').  — 


')  Qleichseitig  ergehen  Sehreiben  an  die  Herzoge  Aognst  und  Ernet 
August,  in  denen  Kf.  auf  das  lebhafteste  über  das  Verfahren  Waldecks, 
wodurch  er  gleichsam  hintergangen  und  beschimpft  sei,  Beschwerde  fahrt»  von 
denselben  verlangt,  dass  sie  die  Ratification  eines  so  präjudicierlichen  Tractata 
et  modi  agendi  divertieren  und  dahin  wirken  mochten,  dass  die  Tractat-en  mit 
den  Staaten  yon  beiden  Theilen  pari  passu  fortgesetzt  worden,  mit  dem  Be- 
merken, dass  „wofern  mit  uns  auf  diese  Art  weiter  gehandelt  werden  sollte,  wir 
ohnumgänglich  auch  andere  consilia  zu  fassen  und  unsere  und  unseres  Staats 
Sicherheit  auf  andere  Weise,  so  gut  wir  können,  zu  beobachten  werden  ge- 
zwangen werden.* 


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Unzufriedenheit  des  Kf.  über  den  Waldeckschen  Tractat.  g41 

Der  Kurflirst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Cöin  20./ [30.]  September  1665. 

[Unzufriedenheit   Ober   den    einseitigen   Abschlnss    des    Tractats   mit   Holland. 
Forderung,  dass  die  Ratification  desselben  hinausgeschoben  werde.] 

Er  hat  jetzt  durch  Graf  Waldeck  selbst  die  Nachricht  erhalten,  dass  30.  Sept. 
die  Tractaten  dort  zum  Schluss  gekommen  und  von  dem  Grafen  sab  spe  rati- 
ficationis  unterschrieben  worden  sind.  Ihm  kommen  diese  Procednren  des 
Grafen  etwas  befremdlich  vor  and  er  bittet  am  nähere  Aoskanft  darüber. 
Sollte  dieser  modns  agendi  des  Grafen  zu  seinem  höchsten  Schimpf  nnd 
Nachtheil  approbiert  nnd  der  Tractat  ohne  sein  Znziehen  vollzogen  und 
ratificiert  werden,  so  wird  auch  er  andere  mesures  nehmen  und  seine  Sicher- 
heit gebührendermassen  beobachten  müssen,  er  hofft  aber,  der  Herzog 
werde  die  Ratification  zurückhalten,  bis  die  Sache  auch  mit  ihm  concertiert 
und  zn  behöriger  Richtigkeit  gebracht  sei. 


Der  Kurfürst  an  den  Grafen  von  Waldeck.     D.  Cöln 
20./[30.]  September  1665. 

[Unzufriedenheit  über  den  einseitigen  Abschluss  des  Tractats.    Forderung,  dass 
die  Ratification  hinauBgeschoben  werde.] 

Aus  Enrem  vom  11.  huius')  aus  dem  Haag  an  uns  abgelassenen  3o.  Sept. 
Schreiben  haben  wir  ganz  ohnvermuthlich  ersehen,  dass  dasjenige,  was 
uns  bei  voriger  Post  wegen  der  Braunschweigischen  Traetaten  mit 
den  H.  Staaten  berichtet  worden,  sich  in  der  That  also  verhalte.  —  Nun 
könnet  Ihr  leicht  ermessen,  dass  uns  dieser  modus  procedendi  nicht 
weinig  befremden  müsse,  denn  Each  gnugsam  bekannt,  wie  festiglich 
wir  von  Herzog  Georg  Wilhelms  Ld.  versichert  worden,  dass  alles 
mit  uns  pari  passu  concertiret  werden  sollte,  Ihr  könnet  auch  gnug- 
sam artheilen,  dass,  wofern  das  Werk  Bestand  haben  und  mit  Nach- 
druck ausgeführet  werden  soll,  alles  auf  einen  anderen  Fuss  gerichtet 
und  wir  darunter  nicht  so  gar  negligiret  werden  müssen,  —  Wir 
lassen  es  aber  dahin  gestellet  sein  und  gesinnen  von  Euch  gst.,  Ihr 
wollet  uns  darin  nunmehr  Eure  gegen  uns  contestirte  Devotion  er- 
weisen, dass  Ihr  die  Ratification  dessen,  was  verhandelt  worden,  so 
lang  zu  differiren  geflissen  seid,  bis  man  mit  uns  auch  wird  tractiret 
und  geschlossen  haben,  gestalt  wir  dann  unsre  Ministros  im  Haag 
desfalls  mit  gnugsamer  Instruction  und  Vollmacht  versehen.    Solltet 


0  Oben  S.  637. 

Mater,  b.  Qesch.  d.  6.  Karfursten.    XI.  4X 


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642  11*    I>«r  MüDBiersche  Krieg. 

Ihr  aber  über  Verhoffen  dieses  alles  nicht  bei  Euch  gelten  lassen^  so 
wird  es  ans  sonst  an  Mitteln  nicht  ermangeln,  dieses  Euer  Vorhaben, 
welches  wir  wohl  versichert  sein,  dass  es  mit  der  Herren  Herzoge 
von  Braun  schweig  —  Willen  nicht  von  Euch  unternommen  worden, 
zu  verhindern.  — 


Der  KorfUrst  an  Romswinckel  and  Copes.    D.  Cöln 
23.  September  /  [3.  October]  1665. 

laaf  die  Relation  vom  16./ 26.  September.    Die  zögernde  Haitang  der  G.Staaten. 

Qes.  aollen  kategorische  ReBolution  fordern,  Bedingungen  des  Kf.,  Sendang 

Blaspeils  an  die  braunschweigischen  Fürsten.] 

3.  Oct.  £r  ist  sehr  verwandert,  dass  die  Staaten  sich  zur  Erneuerung  der  Alli- 

anz noch  immer  so  wenig  bereitwillig  zeigen.  Er  wird  sich  darauf  und 
auf  irgend  eine  Hülfeleistung  für  dieselben  nur,  wenn  ihm  eine  oder  andere 
seiner  Clevischen  Festungen  restituiert  werde,  einlassen  und  im  Falle,  dass 
man  ihm  in  diesem  Punkte  eo  garkeine  Satisfaction  geben  würde,  seine 
Sicherheit  anderwärtig  suchen  müssen.  Zwar  will  man  ihn  versichern,  das 
eigentliche  Absehen  der  Staaten  sei  nicht  so  sehr  darauf  gerichtet,  diese 
Städte  für  immer  zu  behalten,  sondern  nur  dass  dieser  Punkt  für  diesmal 
ausgesetzt  und  inmittelst  die  frühere  Allianz  erneuert  werde,  wobei  man 
ihm  Hoffnung  machen  will,  dass  sie  ihm  hernächst  hierunter  bessere  Satis- 
faction  geben  würden,  er  kann  sich  aber  mit  einer  so  blassen  und  wenig 
fundierten  Hoffnung  nicht  abweisen  lassen.  Er  merkt  wohl,  dass  die  Staaten 
sich  auf  die  Traktaten  mit  Graf  Wal  deck  verlassen  und  sich  daher  ein- 
bilden, dass  sie  seine  Freundschaft  nicht  so  eben  nöthig  hätten,  da  aber 
Graf  Waldeck  bei  diesen  Verhandlungen  nicht,  wie  sich's  gebührt,  gehan- 
delt hat  und  er  versichert  ist,  dass  das  Haus  Braunschweig  solche 
separate  Handlung  nicht  gutheissen  wird,  so  dürften  sie  sich  hierin  wohl 
betrogen  finden. 

Ges.  sollen  von  den  G.Staaten  cathegoricam  resolutionem  verlangen, 
ob  dieselben  ihm  in  den  von  ihnen  vorgestellten  Punkten  Satisfaction  geben 
wollten,  oder  nicht.  Sollten  sich  dieselben  mit  ihm  setzen  wollen,  so  sollen 
sie  die  Verhandlungen  ohne  Zeitverlust  fortsetzen.  Er  verlangt,  dass  ihm 
Orsoy  alsbald  und  Gennep  nach  Beendigung  der  jetzigen  Unruhe  ein- 
geräumt, dass,  falls  er  einmal  wegen  Ej*iegsgefahr  seine  Hofstatt  oder^Kanzlei 
von  Cleve  sollte  verlegen  müssen,  ihm  freistehen  solle,  damit  nach  Wesel 
oder  Emmerich  zu  gehen,  dass  dann  die  dortigen  Garnisonen,  so  lange 
er  sich  dort  aufhalte,  auch  in  seinen  Pflichten  stehen  sollten,  und  dass  in 
betreff  der  übrigen  mit  staatischen  Garnisonen  besetzten  clevischen  Städte 
und  Plätze  ausgemacht  werde,  dass  sie  dieselben  so  lange  die  bevorste- 
hende Allianz  währe,  besetzt  halten,  nach  Ablauf  derselben  aber  weiter 
darüber  verhandelt  werden  solle',  ferner  dass  ein  gutes  Reglement,  danach 


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BediDgnDgeo  des  Ef.  fär  die  Allianz  mit  Holland.  g43 

sich  die  Soldatesqae  zu  richten,  gemacht  und  aasgefühit  werde.  Dagegen 
ist  er  erbötig,  den  Staaten  mit  seinen  Völkern  bis  zu  so  vielen  tausend,  wie 
man  sich  des  qnanti,  auch  sonsten  der  Werbe-  nnd  ünterhaltnngsgelder 
halber  vergleichen  werde,  zn  assistieren.  Da  er  glanbt,  dass.  dieses  alles 
nicht  besser,  als  wenn  es  zugleich  mit  dem  ganzen  Hause  Braunschweig 
concertiert  werde,  werkstellig  gemacht  werden  könne,  so  hat  er  mit  diesem 
deshalb  oommunieiert,  auch  BlaspeiP)  dorthin  abgefertigt. 


Aufzeichnung  des  Grafen  Georg  Friedrich  von  Waldeck ^'über 

eine  mit  dem  Kurfürsten  gehaltene  Unterredung,  s.  d. 

[Berlin  30.  September  /  10.  October  1665.] 

(Hannoversches  Archiv.) 

EHe  Verweigerung  der  Visite  betreffent  ist  vorgestellet  worden,  10.  Oct. 
das  niemandt  directe  mich  zu  sprechen  begehret, 

2)  das  Vicfort  wie  allen  andern  also  auch  Blaspiel  geandtwortet, 


1)  Betreffend  diese  Sendung  desselben  liegt  nur  jene  (s.  8. 639)  von  ihm  so 
Wolf  fenbüttel  am  27.  September  /7.  October  abgelegte  Proposition  vor.  In 
derselben  wird  nochmals  Redressiemng  des  im  Haag  einseitig  abgeschlossenen 
Tractats  gefordert  nnd  erklärt,  Kf.  wünsche  eine  Verbindung  mit  dem  gesamten 
braunschweigischen  Hause,  in  Wolffenbuttel  solle  ein  Project  dazu  aufgestellt 
und  dann  von  Bl.,  dem  womöglich  jemand  von  dort  her  beigegeben  werden  solle, 
dem  Herzoge  Georg  Wilhelm  überbracht  werden.  Kf.  beabsichtige,  1)  dass, 
alle  fremden  Völker,  welche  sich  sonst  in  diese  Sache  einmischen  möchten,  aus 
dem  Reich,  namentlich  aus  dem  Niedersächsischen  und  Westfölischen  Kreise 
ferngehalten  werden,  zumal  da  er  versichert  sei,  wenn  man  sich  zusammensetzte, 
80  hätte  man  Macht  genug,  die  angefangene  Unruhe  zu  stillen,  2)  eine  solche 
Anstalt  und  Ueberschlag  zu  machen,  dass  man  künftig  dergleichen  Unruhe  nicht 
zu  befahren  habe.  Dann  macht  Bl.  nähere  Mittheilungen  über  das  Anbringen 
Brabecks  und  über  die  darauf  von  dem  Kf.  ertheilte  Resolution  und  erklärt 
discursweise,  er  habe  auch  Auftrag,  zu  Herzog  Johann  Friedrich  zu  gehen, 
solle  aber  zunächst  hören,  ob  Herzog  August  es  rathsam  finde  nnd  was  bei 
demselben  anzubringen  sein  würde,  er  sei  zweimal  bei  dem  Bischof  gewesen, 
derselbe  hätte  ihm  erklärt,  er  sei  gar  zu  tief  mit  England  eingestiegen,  so  dass 
er  nicht  wohl  wieder  zurück  konnte. 

^  Wal  deck  hatte  auf  das  Schreiben  vom  20./30.  September  (S.  641)  geant- 
wortet (d.  Hannover  23.  September /d.  October  1665),  er  sei  sehr  unglficklich 
über  des  Kf.  Unzufriedenheit  und  wünsche  behufs  seiner  Rechtfertigung  mit 
V.  Schwerin  zusammenzukommen,  Kf.  hatte  ihn  darauf  (d.  Cöln  a.  d.  Spr. 
26.  September/6.  October  1665)  aufgefordert,  lieber  zu  ihm  zu  kommen,  er  werde 
ihn  nicht  lange  aufhalten,  welcher  Aufforderung  der  Oraf  nachgekommen  ist. 
S.  Kocher  I  S.  445.  Diese  Aufzeichnung  ist  augenscheinlich  für  die  am  9.  Oc- 
tober in  Berlin  angelangten  Gesandten  Herzog  Georg  Wilhelms  (S.  645)  be- 
stimmt. 

41* 


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g44  11-    ^^^  Mäostersche  Krieg. 

3)  das  aus  Ursache,  weil  ich  den  Ausgang  meines  emplois  nicht 
zu  meinem  Nachtheil  gereichen  machen  wollen,  mich  secret  gebalten 
undt  bei  Verfehlung  meines  Intents  nach  Cülenberg^)  gehen  andt  yod 
dannen  als  in  particulie  andern  Geschefften  in  Hag  public  gehen  wollen. 

4)  undt  das  ich  auch  keinen  public  minister  gesprochen. 
Angehende,  das  communiciren  h&tte  sollen,  hab  geantwortet,  das 

ich  in  genere  I.  Ghf.  D.  selbst  auch  Dero  Dienern  ains  und  anders 
communicirt  in  Schrifften. 

2)  Vicfort  im  Nahmen  I.  F.  0.  Blaspiel  gefragt,  was  I.  Ghf.  D. 
begehren  an  den  Staat,  das  er  Order  hätte  zu  communiciren  undt  zu 
secondiren,  welchem  aber  nichts  von  den  Brandenb.  sey  entdecket 
worden. 

3)  hätte  ich  midt  keinem  Nutzen  midt  Blaspiel  communiciren 
können  weil  ihme  kein  Commission  midt  mir  sich  zu  unterreden  ge- 
geben gewesen. 

4)  so  hätte  solche  Gommunication  in  diesem  Werke  nichts  fruch- 
ten  können,  weill  I.  Ghf.  D.  aine  formale  AUiance  intendiren,  dies 
aber  nuhr  aine  Gonvention  über  Richtung  ainer  Armee  undt  dehren 
Gommendirung  undt  Oebrauch  sein. 

Die  Sach  an  sich  selbst  betreffendt,  undt  das  man  gegen  das 
Project  gehandelt  habe, 

So  seye  das  Project  von  mir  in  Vertrauen  communiciret  *)  undt 
darin  gesagt,  wie  man  biss  zu  Richtigmachung  einer  AUiance  oder 
auch  diesser  Handelung  bis  5000  Mann  zusahmen  zu  f&hren  gemeint, 
wenn  I.  Ghf.  D.  dergleichen  thun  wollen. 

2)  das  zeite  dessen  diessen  Tractat  aufzuhalten  mann  so  wenig 
zugesagt,  als  es  die  Gefahr  leide, 

3)  das  midt  Hertzog  Ernst  Augusto  die  Sach  schon  lengst  auff 
wenigs  noch  abgehandelt,  undt  Herscholt  auffs  übrige  sich  instruiren 
zu  lassen  hinuntergangen,  welches  just  zu  facilitiren  ich  auff  mich 
genomen. 

4)  das  nicht  bevolmächtiget  noch  willens  gewesen  (wie  solches 
zuvor  an  I.  Ghf.  D.  geschrieben)  den  Tractat  zu  schliessen,  aber  zu 
Erlangung  der  Werbgelder  undt  Subsidien,  wen  mann  den  Tractat 
vor  gut  achten  solle,  habe  ich  ihn  gezeichnet. 


0  Cuylenberg,  eine  dem  Qrafen  Waldeck  gehörige,  in  den  Niederlanden 
in  Geldern  gelegene  Besitsang. 
^  S.  oben  S.  632. 


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Rechtfertigang  Waldecks.  645 

5)  undt  müsse  derselbe  in  7  oder  8  Tagen  ratificiret  werden,  oder 
er  sei  nicht  bündig  an  holländischer  Seite. 

6)  Es  sei  nuhr  zwischen  den  Staaten  undt  H.  Ernst  Äugusto 
geschlossen,  I.  Chf.  D.  fragten,  woher  er  denn  das  Volck  nehmen 
wolle,  andtwortete  ich,  sein  Herr  Bruder  undt  gute  Freunde  werden 
ihm  an  Handt  gehen. 

7)  Wie  I.  Chf.  D.  fragten,  ob  noch  res  integra  wehre,  sagte  ich, 
so  viel  die  Batification  belanget,  wohrauff  Sie  andtworteten,  mann  mus 
machen,  das  alles  gesambt  gehet.  Ich  sagte,  die  Batification  kann 
ohne  Erenkung  H.  Ernst  Augusti  parole  nicht  zurück  bleiben. 

Der  ChurfÜrst  zehlte  sein  Volck*),  welches  er  in  4  Wochen  auff- 
bringen  könnte,  solches  beliff  sich  auf  1000  Pferdt  undt  1000  Dra- 
goner neben  4000  zu  Fuss.  Die  rationes,  warumb  gegen  Münster  zu 
agiren,  seindt  so  bekandt,  das  dieselbe  hier  zu  notiren  nicht  Noht 
achte. 

Schweden  soll  gegen  Münster  sich  aifferich  erzeigen. 

Ich  halte,  das  es  gut  seie,  das  morgen  Audientz  begehret  werde. 


V.  Haxthausen  und  Lorenz  MttUer^)  an  Herzog  Georg  Wil- 
helm von  Braunschweig  und  Lüneburg.     D.  Berlin 
4./ [14.]  October  1665. 
(Hannoversches  Archiv.) 
[ADkanft  io  BerÜD,  Audienz  bei  Kf.,  GoofereDzen  mit  Sompite  aod  Jena.] 
Da  sie  auf  der  Herreise  erfahren  haben,  dass  Blas  peil  zu  Wolffen-  14.  Oct. 

^)  Ueber  die  damaligen  Rüstungen  des  E f.  s.  Hirsch,  Die  Annee  des  Grossen 
Kurfürsten  6.  246  ff. 

')  In  einem  «Memorial  anstatt  Instruction"  (d.  Hannover  22.  September/ 
2.  October  1665.  Hannov.  Archiv)  hatte  Herzog  Georg  Wilhelm  denselben  auf- 
getragen, zunächst  nach  Wolffenbüttel  zu  gehen  und  dort  dahin  zu  wirken, 
dass  Herzog  August  den  im  Haag  abgeschlossenen  Traktat  billige  und  sich 
an  der  Ausführung  desselben  betheilige,  und  dass  derselbe  einen  seiner  Minister 
mit  ihnen  zum  Kf.  gehen  lasse.  In  Berlin  sollten  sie  sich  bemühen,  durch 
nähere  Mittheilungen  über  Graf  Waldecks  Unterhandlungen  im  Haag  den  Ab- 
schluss  des  Traktates,  dessen  Ratification  nur  kurze  Zeit  hinausgeschoben  werden 
könne,  zu  rechtfertigen,  und  den  Ef.  auffordern,  seine  Unterhandlungen  mit  den 
Staaten,  welche  geneigt  schienen,  seine  Privatdesiderien  zu  erfüllen,  fortzusetzen 
und  dahin  su  wirken,  dass  eine  gemeinsame  Allianz  mit  ihm  und  dem  braun- 
schweigischen  Hause  zustande  komme.  In  Wolffenbüttel,  wohin  sich  auch 
Herzog  Ernst  August  persönlich  begeben  hatte,  erhielten  sie  (Relation  vom 
26.  September /G.  October)  den  Bescheid,  Herzog  August  wolle  zwar  unter  der 
Hand  beitreten  und  dem  Herzoge  firost  August  eine  Anzahl  Truppen  über- 


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646  11-    ^®r  Mänstercche  Krieg. 

büttelO  noch  bei  An  Wesenheit  Herzog  Em  st  Augusts  aDgekoounen  sei,  so 
haben  sie  in  der  Meinung,  dass  das  Werk  sich  daselbst  etwas  ändern  möchte 
und  es  auch  nützlich  sein  würde,  wenn  Graf  Wal  deck  etwas  vor  ihnen 
hier  ankäme  und  ihre  Negociation  faciler  machte,  sich  auf  der  Reise  nicht 
sonderlich  beeilt  und  sind  erst  Sonnabend  [30.  September/ 10.  Oetober] 
Abend  hier  angekommen.  Sonntag')  [1./ 11.  Oetober]  Abends  gegen  6  Uhr 
wurden  sie  zur  Audienz  geholt  nnd  hatten  ein  sehr  gutes  Accneil,  Kf.  erklärte, 
in  der  Hauptsache  wolle  er  nicht  antworten,  sondern,  weil  das  Werk  wichtig, 
es  vorher  mit  seinen  Räthen  wohl  überlegen  und  darüber  durch  einige  der- 
selben mit  ihnen  conferieren  lassen.  In  discursu  sagte  er,  man  müsse  die 
Jalousie,  welche  das  Domcapitel  in  Münster  gegen  den  Bischof  und  dessen 
Actionen  zeige,  zu  fomentieren  suchen ') ;  was  ihre  Armatur  betreffe,  so  hielt 
er  das  Werk  für  einen  für  zn  schwer,  man  müsste  sich  mit  zusammengesetzten 
Waffen  wohl  fassen.  Er  hätte  Ordre  gegeben,  gewisse  Truppen  zu  Hebten 
und  Hesse  1000  Mann  aus  Prenssen  anmarschieren^). 

Montag  [2./12.  Oetober]  Nachmittag  hatten  sie  eine  Conferenz  mit  den 
beiden  Kanzlern  Somnitz  und  Jena.  Dieselben  erklärten,  Kf.  hätte  bei 
dem  Werk,  weil  es  nicht  mehr  zu  ändern,  nichts  zu  erinnern,  und  fragten, 
ob  sie  noch  etwas  vorzubringen  hätten.  Sie  brachten  darauf  alle  zu  diesem 
Werk  gehabte  Motive  und  wie  man  de  concert  mit  des  Kf.  Ministern  gern  hätte 
gehen  wollen,  bei  denselben  aber  nicht  gleiche  Inclination  dazu  gefunden,  aufs 


lassen,  er  wünsche  aber  mit  Racksicht  darauf,  dass  das  braanschweigische  Haas 
mit  Münster  in  der  Rheinischen  Allianz  stehe  and  dass  man  noch  weder 
Schwedens,  noch  des  Kf.  Absichten  erkannt  hätte,  sich  vorläufig  retir6  zu  halten 
ond  daher  weder  formlich  der  Allianz  beizutreten  noch  sich  an  der  Sendung  an 
Kf.  zu  betheiligen.  —  Aasser  dieser  Relation  sind  in  Hannover  auch  noch  ein 
ausfohrliches  Diariam  und  Protokolle  über  den  Aufenthalt  in  Berlin  and  über 
die  dort  geführten  Yerbandlangen  vorhanden.  Vgl.  über  diese  Gesandtschaft 
Köcher  I  S.  44öf. 

0  S.  oben  S.  643. 

^  Nach  dem  Diarium  besacht  sie  Sonntag  früh  Graf  Wal  deck,  der  Tags 
zuvor  mit  dem  Kf.  von  Potsdam  nach  Berlin  gekommen  war,  theilt  ihnen  mit, 
was  er  mit  demselben  ffir  Discurse  gehabt,  und  spricht  die  HofiFnang  aas,  dass 
derselbe  wenigstens  nicht  feindlich  sein  werde. 

^  Nach  dem  Diariam  fugt  Kf.  hinzu:  der  Kaiser  und  Papst  steckten 
hinter  diesem  Werke  und  hätte  der  Bischof  von  Munster  dem  Monaignor 
Fürstenberg  versprochen,  ihn  zum  Coadjator  zu  machen.  Herzog  Johann 
Friedrich  hatte  in  dem  neulichen  Erbfolgestreite  mit  österreichischen  Ministem 
secrete  Communication  gehalten,  der  Prinzessin  Elisabeth  (s.  oben  S.  567), 
welche  ihm,  am  Kf.  zu  gewinnen,  eine  Mariage  mit  dem  Fräulein  von  Kur- 
land vorgeschlagen,  hätte  er  geantwortet,  er  müsste  mit  den  Hunden  heulen, 
weil  er  katholisch  wäre,  wenn  das  Werk  zu  Ende,  wollte  er  sich  resolvieren. 

^)  Nach  dem  Diarium  sagt  er,  er  Hesse  gewisse  Compagnieen  z.  Pf.  werben 
and  1000  Dragoner  aus  Preussen  kommen,  er  könnte  in  4  Wochen  mit  10,000 
Mann  marschieren. 


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Gesandtschaft  Hazthaotens  nnd  Maliers  aach  Berlin.  647 

beste  vor,  repräsentierten,  wie  ihr  Herzog  des  Kf.  Interessen  nicht  allein  durch 
die  Seinigen  im  Haag  habe  recommendieren  lassen,  sondern  auch  noch  glaube, 
dass  auch  dieses  Werk  dieselben  facilitieren  nnd  dass  er  gern  dazu  coope- 
rieren  würde.  Jene  antworteten  darauf,  Ef.  wünschte,  dass  dieses  Werk 
so  geführt  wäre,  wie  es  zu  Hildesheim  projeetiert  worden,  er  gönne  den  Staa- 
ten gern  einigen  Secours,  weil  aber  die  Sache  sowohl  als  die  Interessen  ge- 
mein und  yersprochen  worden,  alles  communicads  consiliis  et  yiribus  zu  thun, 
80  hätte  et  gehofft,  es  würde  auf  solchen  Fuss  gerichtet  werden,  und  würde 
dieses  sowohl  dem  gemeinen  als  auch  Herzog  Ernst  Augusts  Interessen 
couyenabler  gewesen  sein.  Kf.  hätte  demselben  keine  Masse  zu  geben,  son- 
dern, weil  das  Werk  nicht  zu  ändern,  wünschte  er,  dass  es  ohne  Unglück 
abgehen  nnd  man  mit  ihm  so  leben  möchte,  dass  das  bisherige  gute  Ver- 
trauen keinen  Anstoss  litte.  Zu  der  offerierten  näheren  Zusammensetzung 
hätte  er  sich  immer  bereit  erklärt,  thäte  solches  auch  noch,  es  müssten 
aber  Schweden  nnd  Hessen-Cassel  noth wendig  mit  eingenommen 
werden. 

Als  sie  nun  weiter  repräsentieren  wollten,  wie  man  ihrerseits  nie  'beab- 
sichtigt habe  in  diesem  Werke  ohne  Communication  mit  dem  Ef.  etwas  zu 
thun,  sagte  Jena,  doch  per  discursum,  man  hätte  das  Werk  &  dessein  so 
geführt,  dass  es  Ef.  nicht  wissen  sollte.  Er  hätte  schon  zu  Hildesheim 
Wind  von  dieser  Sache  gekriegt,  daher  die  Originalbriefe  des  Ef.  in  dieser 
Angelegenheit  dem  Bischof  von  Osnabrück  zu  Bezeugung,  dass  man  sin- 
cerement  mit  demselben  umgehen  wolle,  zugestellt,  welcher  dieselben  2  Tage 
bei  sich  behalten  und  ihm  endlich  durch  den  Marschall  Haromerstein  habe 
zurückgeben  lassen,  ohne  dabei  ein  Wort  von  der  Sache  zu  melden.  Ef. 
meine,  es  möchte  die  Intention  wohl  gut  sein,  der  modus  procedendi  aber 
hätte  wohl  anders  sein  können.  Man  hätte  den  Bischof  von  Münster  für 
Feind  erklärt,  indem  man  versprochen,  sofort  nach  Zahlung  der  Werbegelder 
in  Aktion  zo  treten,  ehe  man  in  rechter  Verfassung  stände.  Das  Haus* 
Braunschweig,  dessen  Flor  am  meisten  auf  Einigkeit  und  Communica- 
tion ihrer  Consilien  bisher  bestanden,  hielte  man  für  entschuldigt,  Herzog 
Ernst  August  aber  hätte  jetzt  nur  Particuliersache  gemacht,  welche 
▼oller  Oefahr  und  dem  gemeinen  Wesen  leicht  einen  unwiederbringlichen 
Schaden  zufügen  könnte. 

Sie  stellten  dagegen  vor,  dass  der  Herzog,  als  der  Gefahr  am  nächsten, 
kein  besseres  Mittel  zu  Hemmung  der  Münsterschen  Frogressen  habe  finden 
können,  als  dass  man  diesen  Tractat  schleunig  schliessen  möchte,  im  Haag 
sei  die  Communication  mit  den  Eurfürstlichen  ministris  wirklich  erfolgt. 
Die  E.brandenburgischen  erwiderten,  jene  hätten  nichts  in  Händen  gehabt,  wo- 
durch sie  ihre  Person  hätten  legitimieren  können,  was  bei  einem  so  wichtigen 
Werk  nöthig  gewesen  wäre,  sie  hielten  auch  Vicquefort  nicht  für  dien- 
lich des  Ef.  Sachen  zu  manüeren.  Auf  ihre  Frage,  ob  sie  hiermit  ihre  Ab- 
fertigung hätten,  sagten  jene :  nein,  sie  wollten  dem  Ef.,  was  sie  weiter  vor- 
gebracht, referieren. 

Gestern  [8./13.  October]  gegen  Mittag  brachten  ihnen  die  Commissarien 


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548  11.    Der  MoDflterache  Krieg. 

die  Repolation  aaf  die  erste  Cooferenz,  Kf.  wünsche  Herzog  EmstAagast 
zu  der  yorhabenden  Expedition  Glück,  was  er  dieser  Sache  halber  für  Er- 
inoemngen  gethao,  wäre  in  guter  Meinnng  und  nicht  so  geschehen,  dass  man 
Mass  oder  Ziel  so  geben  hätte,  er  würde  allemal  in  Cnltiyiemng  einer  guten 
Correspondenz  mit  allen  ihren  Herren  continnieren,  hätte  daza  die  Befördernng 
der  Torhabenden  Allianz  für  hocbnöthig  befunden,  auch  deswegen  selbst 
mit  dem  Schwedischen  Eztraordinardepntierten  geredet,  wäre  willens 
solchen  Tag  zu  beschicken,  derzn  Brannschweig  über  7  Wochen,  etwa  am 
1.  December  stattfinden  könnte.  Zugleich  Hess  Ef.  für  einige  Regimenter, 
welche  er  znr  Sicherheit  seiner  Reise  mitnehmen  wolle,  um  Durchzug  bitten. 

Sie  haben  darauf  mit  dem  Schwedischen^)  Gesandten  wegen  der  vor- 
habenden näheren  Yerbündnis  geredet,  derselbe  erklärte,  er  sei  zwar  daranf 
in  specie  nicht  instruiert,  zweifle  aber  nicht,  dass  sein  König  gern  daran! 
eingehen  würde. 

Nach  der  Tafel  conferierten  sie  wieder  mit  ihren  Commissarien  und  er- 
öffneten diesen,  1)  sie  ersuchten  Kf.  caet.  ex  protoc.^. 

Jene  nahmen  es  ad  referendnm.    Im  Discurrrieren  stellten  sie  nochmals 


0  Nach  dem  Diarium  begehrt  Kleihe  nähere  Nachricht  von  dem  scopo  der 
AUians  und  ob  dieses  Werk  allein  auf  das  Münstersche  Wesen  oder  nicht 
auch  mit  dahin  angesehen  sei,  was  sonst  ratiooe  fatari  et  praeteriti  für  contra- 
ventiones  Instr.  Pacis,  als  die  Erfartische  und  die  Pfälzische  Sache,  vor- 
'gefallen,  und  theilt  ihoeo  mit,  dass  Kf.  sich  über  das  Vorgehen  Herzog  Eroet 
Augusts  beklage. 

*)  Nach  diesem  Protokoll  von  3./13.  October  proponieren  sie:  1)  Kf.  möchte 
eine  Erklärung  aasstellen,  dass  er  nicht  Feind  von  Herzog  Ernst  August  sein 
wolle,  2)  ob  Kf.,  wenn  Herz.  B.  A.  ins  Braunschweigische  getrieben  werden  sollte, 
dem  Hause  Braunschweig  Assistenz  leisten  wolle,  alsdann  man  nicht  nöthig  er- 
achten würde,  sich  mit  Frankreich  einzulassen,  8)  ob  Kf.  mit  dem  Hause  Br. 
eine  nähere  Allianz  eingehen  wolle,  und  wie  er  meine,  dass  man  auch  Hersog 
J.  F.  hineinziehen  könne,  4)  ob  nicht  auch  Schweden  und  Hessen  und  der 
Bischof  von  Osnabrück  dazu  zu  ziehen,  5)  ob  auch  Holland  zu  invitieren, 
6)  ob  nicht  der  scopus  derselben  sein  sollte  die  Stillung  der  Unruhe  und  Con- 
servation  des  Westfälischen  Kreises,  7)  ob  nicht  auch  der  generalis  scopus,  die 
Sicherheit  des  evangelischen  Wesens  und  Gonservation  des  Münsterschen 
Friedens,  und  ob  solche  nicht  tarn  ratione  praeteriti  quam  futuri  zu  verstehen, 
8}  ob  man  ratione  des  Braunschweigischen  und  Osnabrückschen  Gontingents  eine 
convenable  Anzahl  der  Armee,  welche  Herzog  E.  A.  jetzt  richte,  annehmen 
wolle,  9)  wenn  solches  nicht  annehmlich,  würde  man  vom  Fürstl.  Hause  wohl 
sonst  ein  proportioniertes  Contingent  dem  gemeinen  Gorpo  beisetzen,  10)  wie 
es  mit  dem  Gommando  zu  halten,  11)  ob  nicht  Kf.  sich  wollte  im  Vertrauen 
vernehmen  lassen,  wie  man  sich  gegen  Frankreich  und  Oesterreich  zu  ver- 
halten hätte.  —  Darauf  läset  Kf.  am  folgenden  Tage  nur  erwidern,  er  hätte 
allemal  seine  Freundschaft  dem  Hause  Braunschweig  zugetragen,  ihm  sei  die 
erste  Frage  fremd  vorgekommen,  da  er  allemal  Effecte  erwiesen,  hielte  er  die 
Declaration  für  unnöthig;  wie  Herzog  J.  F.  heranzuziehen  sei,  worden  die  Fürsten 
selbst  wissen. 


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Gesandtschaft  Haztbausens  und  Müllers  nach  Berlin.  649 

▼or,  66  würde  Herzog  Ernst  Aagnst  betrübeoi  dass  mao  von  seiner  lo- 
tentioD  nicht  bessere  Opinion  hätte,  und  fragten,  ob  solches  nicht  bei  jetziger 
Conjunetur,  da  der  König  von  Spanien  todt,  ihn  daza  veranlassen  möchte, 
dass  er  mit  Frankreich,  welches  ihm  sonder  Zweifel  die  avantagensesten 
Conditionen  geben  würde,  eintrete,  da  dann  all  das  Gnt,  das  durch  seine 
operationes  dem  gemeinen  Wesen  jetzt  zu  statten  käme,  andere  zu  ihrem  Vor- 
tbeil  nehmen  würden.    Dieses  Argument  penetrierte  ziemlich^). 

Kf.  wird  nächsten  Montag  aufbrechen,  es  würde  nützlich  sein,  wenn 
auf  der  Reise  eine  Zusammenkunft')  zwischen  ihm  und  dem  Herzoge  veran- 
lasst werden  könnte.  Wenn  der  Herzog  es  im  Haag  dahin  richten  könnte, 
dass  dem  Kf.  raisonnable  Satisfaction  würde,  würde  dieses  ihrer  Sache  sehr 
avantageus  sein,  man  hat  hier  aber  des  Vicqnefort  officia  nicht  gerne. 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.    D.  Cöln 
4./[14.]October  1665. 

[VerlaDgeo,  dass  der  Bischof  keine  Feindseligkeiten   gegen   die    holländischen 
Garnisonen  im  Clevischen  aasüben  lasse.] 

£r  hat  Nachricht  erhalten,  dass  der  Bischof  mit  den  Feindseligkeiten  14.  Oct. 
gegen  die  Staaten  den  Anfang  gemacht  hat>),  bedauert,  dass  diese  Sache  zu 
solchen  extremis  gerathen,  hofft,  dass  der  Bischof  alle  raisonnable  und  zum 
Frieden  dienliche  Mittel  nicht  aus  Augen  setzen,  sondern  es  in  kurzem  zu 
einem  billigmässigen  Accommodement  werde  kommen  lassen,  wozu  er  selbst 
um  60  eifriger  mitzuwirken  bereit  ist,  je  mehr  ihm  und  seinen  Landen  an 
schleunigster  Wiederherstellung  des  Friedens  gelegen  ist.  Er  ersucht  den 
Bischof,  seiner  Soldatesque  zu  befehlen,  dass  sie  gegen  die  in  seinen  Cle- 
vischen Landen  befindlichen  Staatischen  Garnisonen  keine  Feindseligkeiten 
ausüben  sollen,  das  gleiche  Ansinnen  hat  er  auch  an  die  Staaten  gethan«). 


0  Nach  dem  Diarium  bemerkt  Jena,  jetzt  nach  dem  Tode  des  Königs  von 
Spanien  halte  er  für  gerathen,  sich  in  generalibas  zu  halten,  wenn  man  ge- 
sehen, wohinaus  andere  wollten,  könnte  man  die  beste  Partei  erwählen. 

3)  Eine  solche  hat  wirklich,  nachdem  Kf.  etwa  am  22.  Oc tober  seine  Reise 
nach  Gleve  angetreten  hatte,  am  30.  October  zu  Sesen  stattgefunden,  s.  unten 
das  Schreiben  des  Bischofs  von  Paderborn  an  Kf.  vom  17.  November  1665 
und  L.  Müllers  Relation  vom  4./14.  November,  der  aber  Wardenberg  als 
Ort  der  Zusammenkunft  nennt 

^  Ende  September  hatte  der  Bischof,  nachdem  er  den  G.Staaten  sein  vom 
14.  September  datiertes  Ultimatum  (Aitzema  Y  S.  639.  Diar.  Enrop.  Xm 
S.  173.  Londorp  IX  S.  416)  zugesendet,  durch  seinen  General  Gorgas  das 
Bonrtanger  Fort  belagern  lassen  und  war  selbst  in  Overyssel  eingefallen,  s. 
Aitzema  V  S.  642ff.,  Alpen  I  S.  688f.,  Tncking  S.  133. 

*)  S.  dieses  Schreiben  (d.  Göin  a.  d.  Spr.  5./ [15.]  October  IGoö)  bei  Aitzema 
V  S.  653. 


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650  n.    Der  MttDStersche  Krieg. 

Der  Kurfttrst  an  die  Generalstaaten.  *)   D.  anf  unserer  B^retl. 
Halberstädtischen  Residenz  Groningen  14./[24.]  Oetober  1665. 

[WarnuDg  vor  dem  HerbeisieheD  fraDSÖsiBcber  HülfstrnppeD.] 

24.  Oct.  Anzeige,  dass  er  mit  seinen  Trappen  auf  dem  Marsch  nach  seinen  Cle- 

▼Ischen  Landen  sei,  um  beiden  kriegführenden  Parteien  näher  za  sein  aod 
desto  wirksamer  seine  Frfedensbemühnngen  anwenden  zn  können. 

Weil  wir  aber  inmittelst  die  Nachricht*)  erhalten,  dass  ein  an- 
sehnlicher französischer  Succurs  im  Marsch  nach  Teutschland  be- 
griffen, so  können  wir  zwar  Ew.  Hochm.  nicht  verdenken,  dase  die- 
selbe alle  dergleichen  Mittel  zu  Bettung  und  Defension  ihres  Staats 
und  Unterthanen  suchen  und  gebrauchen,  wir  geben  denselben  aber 
hochyernünftig  zu  consideriren,  ob  nicht  hiedurch  die  Sache  je  mehr 
und  mehr  in  Weitläuftigkeit  geführet  und  yerwirreter  gemacht  werden 
dürfte,  zumal  man  den  Kriegsactionen,  insonderheit  wenn  frembde  und 
ausländische  Truppen  in  einer  so  considerablen  Anzahl  dabei  Yor- 
banden,  nicht  allemal  nach  Belieben  Ziel  und  Mass  setzen,  noch  den 
Frieden  mit  so  freier  und  ungebundener  Hand,  als  man  wohl  wünschet 
und  bisweilen  auch  die  Noth  und  das  Interesse  erfordert^  tractiren 
und  befordern  kann,  zu  geschweigen  der  grossen  Jalousie  und  Ombrage, 
welche  andere  benachbarte  Potentaten  und  insonderheit  das  Bömische 
Beich  und  dessen  St&nde  Yon  einer  so  considerablen  ausländischen 
Armee  schöpfen  werden,  dannenhero  wir  —  nicht  unterlassen  können, 
Ew.  Hochm.  dieses  alles  in  hergebrachtem  Vertrauen  zu  remonstriren 
und  dieselbe  zu  ersuchen,  sie  wollen  dero  hohem  Verstand  nach  solches 
in  gebührende  Consideration  ziehen  und  mit  SoUicitirung  dieses  fran- 
zösischen Succurses  nicht  so  sehr  eilen,  sondern  denselben  noch  einige 
Zeit  in  der  Nähe  und  auf  den  Grenzen  lassen,  wodurch  sie  obange- 
führte  und  mehr  andere  Inconvenientien  verhüten  und  dabei  auf  allen 
ferneren  Nothfall  der  Hülfe  nichts  desto  weniger  versichert  sein. 

Sollten  sie   dennoch  diese  französischen  Trappen  kommen  lassen,  so 


>)  Dieses  Scbreiben  ist  nicht  übergeben  worden  s.  unten  S.  6ö6. 

*)  Die  Cleviscbe  Regiemog  hatte  dem  Ef.  am  17.  Oetober  angezeigt,  dass 
sie  durch  Copes  aus  dem  Haag  nnd  aus  den  Pariser  Zeitangen  erfahren,  die 
französiscben  Hulfsvölker  sollten  ihren  Marsch  durch  die  Jülich-Clevischen  Lande 
und  zwar  .unersucht"  nehmen  wollen. 


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*  WaroaDg  der  GeneralstaateD     CoDferenzen  zu  Cassel.  651 

erwartet  er  jedenfaUs,  dass  sie  dafür  sorgen  werden,  dasö  dieselben  sein 
Gebiet  nicht  betreten'). 


Protokoll  der  von  dem  Oberpräsidenten  Freiherrn  v.  Schwerin 

mit  den  Fürstl.  Hessischen  Geheimen  und  Vormundschafts- 

räthen  zu  Cassel  den  14./ 24,  und  15. /25.  October  1665 

abgehaltenen  Conferenzen. 

[ßetheiligang  HesseDS   an    der    zu  Brauoschweig  abzuhaltenden   Versammlung, 

Verhandlungen  des  Ef.  mit  Holland,  Hinzuziehung  catholischer  Fürsten  zu  der 

abzuschliessenden  Verbindung.] 

14. /24.  October  proponiert  v.  Schwerin:  Angesichts  des  Münsterschen  24.  Oct. 
Krieges  nnd  da  verlante,  dass  dieses  Werk  nicht  von  dem  Bischof  von 
Münster  allein  herrühre,  sondern  auch  andere  catholische  Potentaten  mit 
dabei  im  Spiele  wären ,  hätten  Ef.,  Schweden  und  das  Haus  Brann- 
schweig  militärische  Anstalten  getroffen  und  die  Abhaltung  einer  Zusam- 
menkunft verabredet,  um  mit  Zuziehung  des  Hauses  Hessen  und  anderer 
Evangelischen  sich  über  ein  gemeinschaftliches  Verhalten  zu  verständigen. 

Ef.  wünsche  zu  erfahren,  wie  man  sich  hessischerseits  bei  dieser  Sache 
zu  verhalten  gesonnen  sei,  und  erbiete  sich,  wenn  man  dort  jene  Zusammen- 
kunft zu  beschicken  bereit  sei,  die  Instruktion,  welche  er  seinen  Gesandten 
ertheilen  wolle,  mitzutheilen. 

Ef.  Hesse  ferner  in  summa  confidentia  mittheilen,  dass  er  sich  mit  den 
Staaten  schon  ziemlich  eingelassen,  so  dass  es  nur  darauf  stände,  dass  ihm 
einer  oder  der  andere  seiner  Orte  eingeräumt  werden  sollte,  worauf  er  den 
Staaten  vigore  solcher  Tractaten  wohl  assistieren  dürfte.  Sollte  man  aber  hessi- 
scherseits Bedenken  gegen  eine  solche  Verbindung  mit  den  Staaten  hegen, 


1)  Gleichzeitig  theilt  Ef.  K.Göln  nnd  Pfalz-Nenbnrg  diese  Nachricht 
von  dem  beabsichtigten  Durchmarsch  der  Franzosen  mit,  fragt  sie  um  ihre 
Meinung,  fordert  sie  auf,  sich  bei  dem  Könige  von  Prankreich  dahin  zu  be- 
muhen, dass  das  Reich  von  diesem  Durchmarsch  verschont  bleibe,  und  meldet 
zugleich,  dass  er  sich  zur  Yermittelung  des  Münsterschen  Streites  erboten  habe 
und  selbst  mit  einem  Theile  seiner  Truppen  auf  dem  Marsch  nach  Gleve  be- 
griffen sei.  E.Co  In  erwidert  darauf  (d.  Arnsberg  6.  November  1665),  er  habe 
den  Franzosen  auf  Ersuchen  den  Durchmarsch  durch  sein  Stift  Lüttich  gestattet, 
höre,  dass  dieselben  von  Mastricht  aus  durch  dasselbe  nach  Herzogenbusch  und 
Nim  wegen  marschieren  und  so  des  Kf.  Lande  nicht  betreten  wollten,  er  erwarte 
nächstens  einen  französischen  Gesandten  und  wolle  sich  bei  diesem  um  Bei- 
legang des  Münsterschen  Streites  bemühen.  Aehnliches  meldet  Ffalzgraf 
Philipp  Wilhelm  (d.  Bensberg  6.  November  1665),  er  fügt  hinzu,  auch  er 
sei  bereit,  zur  Beilegung  des  Münsterschen  Streites  mitzuwirken,  und  er  treffe 
auch  zur  Gonservation  seiner  Lande  Rustuugen. 


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652  11-    l>er  Münttersche  Krieg. 

80  wolle  Ef.  sich  mit  der  Landgräfia  über  diese  Sache,  die  noch  in  integro, 
gern  vernehraen. 

£s  wäre  aach  dem  Kf.  sowohl  tod  schwedischer  als  auch  vou  anderer 
Seite  vorgeschlagen  worden,  ob  nicht  zu  Verhütaog,  dass  nicht  die  Catho- 
lisehen  znr  Gegenverfassang,  als  wenn  es  anf  die  Religion  abgesehen,  tcf- 
arilasst  würden,  einer  oder  der  andere  Catholische  mit  herbeizuziehen  sei. 
Weil  aber  die  consilia  der  benachbarten  Catholischen,  wie  des  Bischofs  yoo 
Paderborn,  hier  besser  bekannt  wären,  so  bäte  Ef.  die  Landgräfin,  ihm 
ihr  Seotiment  darüber  mitzutheilen. 
25.  Oct.  15./25.  October  antworten  die  Hessischen  Yormandschaftsräthe :  Die 

Laodgräfin  sei  bereit,  die  vorgeschlagene  Zusammenkunft  zu  beschicken, 
sie  werde  inzwischen  mit  Landgraf  Ludwig  von  Darm  Stadt  darüber 
communicieren  und  ihre  Miliz  durch  neue  Werbungen  verstärken. 

Ob  und  wie  Ef.  sich  mit  den  Staaten  zu  setzen,  darüber  könne  sie  in 
Ermangelung  hinreichender  Information  nicht  urtheilen. 

Von  den  consilia  des  Bischofs  von  Paderborn')  hätte  sie  weiter  keine 
Eenntnis,  als  dass  änsserllch  verlaute,  derselbe  sei  dem  Bischof  von 
Münster  beizupflichten  anständig  gemacht  worden. 


Instruktion,  wonach  sich  unser  —  Hofrath  Hans  Adam  v.  Schö- 
ning  bei  der  ihm  nach  dem  Bischof  zu  Münster  aufgetragenen 
Reise  und  Commission  zu  achten.  D.  in  unserer  Fürstin 
Halberstädtischen  Residenz  Groningen  16./ [26.]  October  1665. 

[Mahnung  zum  Friedeo,  des  Kf.  Reise  nach  Cleve,  Fordernog,  dass  keine  Feind- 
seligkeiten gegen  seine  Lande  unternommen  würden.] 

2(3.  Oct.  Seh.  soll  sich  sofort  zn  dem  Bischof  von  Münster  begeben  nnd  den- 

selben daran  erinnern,  dass  Ef.  ihm  schon  dnrch  y.  Brabeck  habe  yorsteUen 
lassen,  wie  nngern  er  yemommen,  dass  zwischen  ihm  nnd  den  Staaten 
offenbare  Hostilität  ansgebrochen  sei,  er  rathe  ihm  nochmals,  je  eher,  je 
lieber  diesen  Eriegsnnruhen  dnrch  gütliche  Traktaten  ein  Ende  sn  machen, 
wosn   er  nochmals  seine  Interposition  nnd  Mediation,  welche  y.  Brabeck 


'}  An  diesen  (Ferdinand  y.  Fürstenberg)  entsendet  Ef.  seinen  Secretär 
Fr.  Meinders  (Creditiy  d.  Cassel  24.  October  1666).  Derselbe  meldet  (d. 
Neaenhans  26.  October  1665),  der  Bischof  missbillige  das  Thnn  des  Bischofs 
yon  Munster  and  wolle  sich  bemuhen,  denselben  zum  Frieden  zu  bewegen, 
er  habe,  wie  er  ihm  im  Vertrauen  mitgetheilt,  an  der  Münsterschen  Sache  noch 
ein  besonderes  Interesse,  nämlich  seine  Succession  im  Stift  Munster,  die  Mehr- 
zahl der  dortigen  Domherren  und  auch  der  Bischof  selbst  wären  seiner  Ernen- 
nung zum  Goadjutor  geneigt,  er  fürchte  aber,  dass  der  Bischof,  wenn  er  ad  ex- 
trema  gebracht  werde,  sich  aus  Verzweiflung  an  Ffals-Neuburg  wenden  und 
einen  yon  dessen  Prinzen  zum  Stift  befordern  werde,  er  hoffe,  Ef.  werde  sich 
seiner  annehmen. 


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iDstraktion  für  v.  SchÖDiog.  653 

zu  acceptieren  nicht  instruiert  gewesen,  anbiete.  Er  soll  dem  Bischof  die 
Gefahren,  welche  dieser  Krieg  für  den  Westfälischen  Kreis,  ja  für  das 
ganze  Römische  Reich  herbeiführen,  könnte,  vorstellen,  ferner,  dass  dieses 
Werk  bei  Aaswärtigen  grosses  Nachdenken,  namentlich  bei  Schweden 
und  anderen  evangelischen  Potentaten  den  Gedanken  erwecke,  als  wollte 
man  katholischerseits  daraus  ein  Religionswerk  machen  und  die  Evange- 
lischen aufs  neue  in  ihrer  Gewissensfreiheit  gravieren,  woher  auch  die  schwe- 
dischen Gesandten,  welche  ohnlängst  bei  Kf.  in  Berlin  gewesen'),  versi- 
chert hätten,  dass  Schweden  zu  Beobachtung  dieses  Werkes  in  kurzem  einige 
tausend  Mann  herausschicken  werde.  Kf.  wäre  ebenfalls  auf  der  Reise 
nach  seinen  Clevischen  Landen  und  brächte  zur  Sicherung  derselben  einige 
Regimenter  mit,  denen  innerhalb  sechs  Wochen  mehr  nachfolgen  würden; 
er  erwarte,  der  Bischof  werde  dafür  sorgen,  dass  gegen  seine  Laude  keine 
Feindseligkeiten  ausgeübt  würden,  er  werde  durchaus  nicht  dulden,  dass 
dieselben  in  diese  Unruhe  mit  involviert  würden. 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  Hage  27./17.  October  1665. 

[Audienz  bei  den  G.Staatea.    Gonferenz  mit  den  Deputierten  derselben,  die  an- 
gebotene Räumung  Emmerichs  abgelehnt,  auf  Orsoy  bestanden.] 

Nachdem  sie  unter  der  Hand  vernommen,  dass  fast  alle  Provinzen  27.0ct. 
begierig  wären,  mit  Ef.  in  näheres  Bündnis  zu  treten,  und  wofern  nur 
Holland  dazu  zu  bewegen,  allesamt  die  Evacuation  der  Stadt  Orsoy 
wohl  zugestehen  würden,  haben  sie  auf  Anrathen  der  Prinzessin  von  Oranien 
am  14./ 24.  publique  Audienz  bei  den  G.  Staaten  begehrt  und  haben  dort') 
des  Ef.  freundliche  Gesinnung  gegen  den  Staat  contestiert  und  das  Schreiben 
desselben  übergeben.  Gestern  Abend*)  sind  dann  drei  Deputierte  der 
Staaten,  Ommeren,  Boll  und  Reigersberg  zu  ihnen  gekommen  und 
haben  ihnen  eröffnet,  die  G.  Staaten  seien  bereit,  Ef.  Emmerich  zu  eva- 
cuieren,  sie  wollten  nun  vernehmen,  mit  wieviel  Völkern  und  auf  welche 
conditiones  Ef.  dem  Staat  gegen  den  Bischof  von  Münster  zu  assistieren  ge- 
sinnt sein  möge.  Sie  haben  erwidert,  wenn  nicht  wenigstens  Orsoy  offeriert 
würde,  könnten  sie  sich  in  keine  ferneren  Tractaten  einlassen,  sie  wären 
sonst  wegen  der  begehrten  Assistenz,  welche  aber  mit  der  Evacuation  nichts 
gemeines  hätte ,  noch  daran  gebunden  werden  müsste,  genugsam  instruiert, 
Ef.  werde  auch  in  drei  ¥^ocben  mit  BOOO  Mann,  womit  auf  allen  Fall  die 


')  Ueber  E leihe's  Anwesenheit  in  Berlin  s.  die  Depeschen  v.  Krockow's 
vom  25.  October/4.  November  und  22.  November/2.  December  1665.  (Urk.  u. 
Akt.  IX  8.  806ff.) 

>)  S.  ürk.  n.  Akt.  ni  S.  156f. 

*)  8.  ebendas.  S.  157. 


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654  n.    Der  IfSostersohe  Krieg. 

Hülfe,  wenn  sie  sich  soförderst  darüber  verglichen,  prästiert  werden  könne, 
im  Lande  Gleve  stehen  and  es  würden  anch  noch  mehrere  andere  folgen. 
Sie  haben  daranf  mit  denselben  discnrsweise  besprochen,  wie  die  Sache  am 
besten  einsarichten  wäre,  jene  versprachen,  alles  zu  secretieren  nnd  den 
G.Staaten  zn  referieren. 


Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  und  Lüneburg  an 
den  EurfÖrsten.    D.  Cell  22.  October  /  [1.  November]  1665. 

[EroffoiiDgen    des   englischen  Gesandten    Carlingford,   Vorschlag  Haersotts,   im 
geheimen  in  England  wegen  des  Friedens  sa  sondieren,  drohendes  Schreiben  des 

Bischofs  von  Münster.] 

l.Nov.  Nenlicher  Tage  hat  sich  bei  Herzog  Ernst  Angnst  zn  Ibnrg  ein 

englischer  Envoy^,  Graf  von  Gallingfort*),  eingefunden  nnd  hauptsäch- 
lich Hülfe  gegen  die  Staaten  begehrt,  zngleich  erklärt,  wer  denselben 
gegen  Münster  Beistand  leisten  werde,  den  werde  sein  König  in  den 
hienächst  mit  den  Staaten  erfolgenden  Frieden  nicht  einschliessen  lassen; 
dann  hätte  er  gleichsam  per  discorsum  sich  herausgelassen,  er  glaubte, 
sein  König  wäre  nicht  nngeneigt,  mit  den  Staaten  einen  billigen  Frieden 
zu  schliessen,  würde  anch  gern  sehen,  wenn  Kf.  und  das  Haus  Braun- 
schweig  die  Mediation  übernähmen,  zumal  die  französische  Mediation  in 
diesem  negotio  seinem  Könige  nicht  wenig  suspect  vorkäme,  er  hätte 
Commission  anch  zu  Kf.  sich  zn  begeben  und  bei  diesem  ein  gleiches  An- 
bringen zn  thnn.  Er,  der  Herzog,  hat  dem  bei  ihm  sich  befindenden  Oberst 
Haersolt  Mittheilnng  davon  gemacht,  derselbe  meinte,  seine  Oberen  wüi^ 
den  zu  einem  billigen  Frieden  mit  England  nicht  nngeneigt  sein,  könnten 
aber  den  König  von  Frankreich,  da  dieser  bereits  in  der  Mediation  be- 
griffen sei,  ohne  grosse  Offension  nicht  davon  ausschliessen,  man  möchte 
unter  der  Hand  in  England  sondieren,  unter  welchen  Bedingungen  man 
dort  Frieden  schliessen  wollte,  damit  nachher,  nachdem  das  Werk  von 
beiden  Seiten  unterbauet  und  mehrentheils  im  geheimen  verabredet  wäre, 
dieses  dem  französischen  Ambassadeur  eröffnet  und  dann  desto  eher  zam 
Schlnss  gebracht  werden  könnte.  Er  bittet  Kf.,  ihm  seine  Gedanken  hier- 
über im  hergebrachten,  auch  bei  neulichster  entrevue')  noch  weiter  be- 
festigten  Vertrauen   zn   eröffnen.     Er  übersendet   Abschriften    eines    an 


0  S.  den  Brief  der  Herzogin  Sophie  vom  1./ 11.  November  1665  (Bode- 
mann  S.  94f.);  vgl.  Kocher  I  S.  444. 
>)  S.  oben  S.  649. 


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Eröffnaogeo  Carliogfordp.  655 

iho  gekommenen  nachdenk-  nnd  fast  bedränliehen  Scbreibens  d^s  Bischofs 
von  Münster^)  and  seiner  Antwort')  daranf). 


Blaspeil  an  den  Freiherm  v.  Schwerin.    D.  s'Grayenhage 
22.  October/1.  November  1665. 

[Der  Marsch  der  französischen  Troppen;  Feindseligkeit  der  antioranischen  Partei 

gegen  Ef.,  Absichten  Frankreichs,   verdächtige  Haltnng  Schwedens,  Ef.  möge 

England  seine  Yermittelnng  anbieten.] 

Das  Schreiben  des  Ef.  an  den  Staat  wegen  der  französischen  Truppen^)  i.  Nov. 
haben  sie  nicht  übergeben,  da  anf  ihr  Remonstrieren^)  schon  der  Marsch 
derselben  anders  angeordnet  ist  nnd  sie  anch  fürchten,  dass,  da  Ef.  in  dem- 
selben die  französische  Assistenz  stark  dissnadlere,  diese  aber  nun  schon 
in  wirklichem  Anzog  ist,  die  widrige  Partei  hier,  welche  die  kurfürstliche 
Hülfe  omni  modo  zu  dedinieren,  die  französische  dagegen  zo  befördern 
sucht,  daraus  Anlass  nehmen  würde,  nicht  allein  ihren  Intent  desto  besser 
fortzusetzen,  sondern  anch  Ef.  bei  Frankreich  zu  verdächtigen.  Diese  Partei 
möchte  sich  lieber  der  französischen  Protection  und  Joch  unterwerfen,  als 

^)  In  demselben  (d.  Borkelo  30.  September  1665)  erklärt  der  Bischof,  er  habe 
erfahren,  dass  Graf  Wal  deck  sich  in  den  Dienst  der  Holländer  eingelassen  und 
in  des  Herzogs  nnd  des  gesamten  braunschweigiscben  Hauses  Namen  eine  grosse 
Anzahl  Völker  denselben  zuzuführen  versprochen  habe,  und  ersucht  den  Herzog, 
sich  nicht  durch  den  Grafen,  „welcher  unter  dem.  gesuchten  Schein  einiger  Diffi- 
denz  sich  in  den  Niederlanden  gross  zu  machen  sucht",  dazu  verleiten  zu  lassen, 
sonst  werde  er  solches  nach  Möglichkeit  zu  verhindern  suchen. 

^  d.  Zelle  2./ 12.  October  1665,  darin  erklärt  er,  dieses  Werk  erscheine  ihm 
allerdings  sehr  bedenklich,  dass  er  aber  mit  den  Staaten  noch  zur  Zeit  einige 
AUiance  tractiert  oder  geschlossen  haben  sollte,  sei  unrichtig.  Er  ermahnt  den 
Bischof,  jene  Differenzen  gütlich  beizulegen,  damit  auch  die  Nachbaren  Buhe 
hätten,  gegenüber  den  Drohungen  desselben  wolle  er  es  vorläufig  bei  dienlichen 
Gegenvermahnungen  bewenden  lassen. 

*)  Ef.  erwidert  darauf  (d.  Caesel  25.  October/4.  November  1665),  auf  die 
Drohungen  des  englischen  Gesandten  brauche  der  Herzog  keine  Beflexion  zu 
nehmen,  er  zweifle,  dass  der  Friede  auf  die  von  Haersolte  vorgeschlagene 
Weise  angebahnt  werden  könne,  doch  möchte  der  Herzog  dem  englischen 
Gesandten  Mittheilung  davon  machen,  sollte  man  englischerseite  darauf  eingehen, 
80  sei  er  bereit,  zusammen  mit  dem  braunschweigiscben  Hanse  die  Vermlttelung 
zu  übernehmen,  an  den  Bischof  von  Münster  habe  er  geschrieben.  Dieses  ge- 
schieht in  einem  Schreiben  von  demselben  Datum,  in  welchem  er  denselben 
nochmals  zum  Frieden  mit  Holland  ermahnt  und  ihn  auffordert,  vor  allem  dahin 
zu  sehen,  dass  wenigstens  keinem  Stande  im  Beiche  Anlass  zu  Erieg  und  Un- 
ruhe gegeben  werde,  etwaige  Streitigkeiten  mit  dem  Hause  Braunschweig  er- 
bietet er  sich  zu  vermitteln. 

*)  S.  oben  S.  650. 

')  S.  ürk.  u.  Akt.  HI  S.  157. 


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656  11-    Der  Münsterscbe  Krieg. 

zaseheo,  dass  der  Prinz  von  Oranien  wiederhergestellt  werde,  was  sie 
besorgen,  wenn  dnrch  Ef.  dieser  Staat  gerettet  würde.  Graf  d'Estrades, 
welcher  es  in  diesem  Stück  mit  den  Widrigen  hält,  merkt  gar  wohl,  dass 
des  Ef.  Anknnft  ihnen  ihren  Coucept  verrücken  werde,  macht  aber  gate 
Miene,  nnd  weil  er  sieht,  dass  es  nns  ernst  ist,  hat  er  nns  schon  an  die 
Hand  gegeben,  dass  Frankreich,  E.brandenbnrg,  Brannschweig 
nnd  dieser  Staat  zusammen  halten  müssten,  dann  würde  nicht  allein  Münster 
sondern  auch  England  Frieden  machen  müssen.  Er  scheint  dabin  zn 
zielen,  dass,  wenn  auf  solche  Weise  sein  Eönig  nur  die  Hände  mit  darein 
bekommen  könnte,  derselbe  auch  leicbtlich  Meister  im  Spiel  werden  dürfte. 
Die  Waldeckschen  Schreiben  einzuliefern  haben  sie  auch  nicht  für  gut 
befunden,  sie  sind  allesamt  an  Leute  der  widrigen  Partei  gerichtet,  mit 
denselben  hat  der  Oraf  auch  seine  Negotiation  gehabt  und  die  Handlung 
geschlossen,  und  ist  kein  Zweifel,  dass  der  yornehmste  Zweck  derselben 
dabei  gewesen '),  des  Kf.  Assistenz  zu  ezcludieren  und  den  Grafen  in  diesem 
Staat  als  ein  oppositnm  von  Oranien  und  Nassau  zu  introducieren ,  des 
Ef.  Ankunft  aber  und  unsre  Handlung  werden  es  verhoffentlicb  redressieren. 
Sie  haben  das  beikommende  Schreiben  des  Eönigs  von  England')  an  Ef. 
erbrochen,  man  sieht  daraus,  dass  Schweden  uns  daselbst  betrogen  hat, 
dasselbe  sucht  sich  mit  England  so  zn  setzen,  dass  es  sich  mit  der  Zeit 
durch  die  englische  Hülfe  zum  Meister  in  der  Ostsee  machen  möge,  Frank- 
reich selbst,  wie  sehr  es  auch  sonst  Freund  mit  ihnen  ist,  schöpft  Jalousie 


0  Ganz  ähnlich  äussert  sich  der  Graf  deGuiche  in  seinen  Memoiren  (bei 
Wiens,  Sammlang  fragmentarischer  Nachrichten  über  Christoph  Bernard  von 
Galen  I  S.  229.) 

*)  d.  Oxford  7.  October  1665,  darin  beklagt  derselbe,  dass  Kf.  nicht  nur  mit 
Holland  gegen  den  Bischof  von  Münster  gemeinsame  Sache  gemacht,  son- 
dern anch  Schweden  mit  Verdacht  gegen  denselbeo,  als  wenn  er  etwas  gegen 
die  protestantische  Religion  vorhätte,  erfüllt  habe,  er,  als  der  Bundesgenosse  dee 
Bischofs,  verbürge  sich  dafür,  dass  dieses  dnrchaas  nicht  der  Fall  sei,  und  er 
erklärt  dem  Kf.,  dass,  weon  dieser  nicht  die  jetzige  Gelegenheit  benatzte  und 
mit  gegen  die  Holländer  vorginge,  England  ihm  nicht  sar  Wiedererlangang  seiner 
clevischen  Plätze  verhelfen  könne.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Gleve  7.  November  1665), 
er  hoffe,  der  Krieg  zwischen  England  and  Holland,  der  für  die  reformierte 
Religion  so  verderblich  sei,  werde  bald  beendigt  werden;  dass  der  Bischof  von 
Munster  den  Krieg  mit  Wissen  und  Wansch  des  englischen  Königs  führe,  habe 
er  erst  aas  dessen  Brief  erfahren,  dieser  Krieg  bedrohe  die  Buhe  des  Reiches 
und  er  müsse  sich  dem  gegenüber  so  verhalten,  wie  es  seine  Pflicht  und  das 
Interesse  seiner  Staaten  gebiete.  Wie  er  Schweden  mit  Verdacht  solle  er- 
füllt haben,  verstehe  er  nicht,  ,cam  id  ipsum  eadem  nobiscum  pro  conservanda 
in  imperio  pace  consilia  fovere  soiamas,  qaibas  se  quicqaam  contrarii  a  nobia 
unqaam  vel  accepisse  vel  haasisse  haud  aiet."  Ueber  die  zweideutige  Haltung 
Schwedens  s.  M6moires  de  Pomponne  pnbli^s  par  Mavidal  H  S.  26.  39.  — 
Das  Becreditiv  des  Kf.  für  Garlingford,  welcher  ihn. in  Hamm  traf,  ist  von 
dort  vom  1.  November  1665  datiert,  über  die  mit  demselben  geführten  Verhand- 
langen liegen  keine  Aufzeichnungen  vor. 


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Französische  aod  schwedische  totrignen.  657 

davon,  Ef.  würde  wohlthuD,  England  seine  Mediation  in  dem  Streit  anzu- 
bieten, dieses  Schreiben  giebt  genügenden  Anlass  dazu,  nnd  wie  nnser 
Augenmerk  dahin  geht,  dass  wir  hier  eine  solche  Erklärung  von  dem  Staat 
erhalten,  worauf  wir  den  Bischof  von  Münster  die  Waffen  niederzulegen, 
es  sei  in  der  Oüte  oder  anders,  disponieren  können,  ebenso  könnte  auch 
England  eine  solche  Erklärung  auf  unser  Ansuchen  wegen  seiner  Postu- 
laten  von  sich  geben,  dass  wir  den  Staat,  sich  damit  zu  conformieren,  auf 
gleiche  Weise  anhalten  könnten,  es  wäre  denn,  dass  hiesige  Subsidiengelder 
uns  daran  hinderten. 


V.  Schöning  an  den  Kurfürsten.   D.  Meppen  5.  November  1665. 

[Der  Bischof  hat  die  Vermittelang  Oastel  Rodrigo's  aDgenommen.    Die  Damm- 
arbeit.   Vergebliche  BemühuDgen  Lesseins'.] 

Er  hat  den  Bischof  noch  hier  gefunden  nnd  gestern  bei  ihm  Audienz  5.  Nov. 
gehabt,  derselbe  hat  sich  aber  auf  sein  Anbringen  nicht  kategorisch  er- 
klären wollen,  wiewohl  er  einige  Reue  bezeugte,  dass  er  dem  Don  Gastel 
Rodrigo  die  Parole  der  Mediation  schon  gegeben  hätte,  die  er  unmög- 
lich wieder  zurückziehen  könnte,  er  wüsste  nicht,  ob  Kf.  mit  Zuziehung 
desselben  diese  acceptieren  möchte.  Er  bezeugte  im  übrigen  seine  Freund- 
schaft gegen  den  Ef.  nnd  seinen  Wunsch,  denselben  zu  sprechen,  doch 
wäre  dieses  jetzt  unmöglich,  da  er  die  Arbeit  des  Dammes  ')  persönlich 
fortführen  müsste,  damit  sich  seine  ganze  Armee  vereinigen  könnte. 

Der  französische  Abgesandte  M.  Lessin ')  hat  sich  auch  schon  4  Tage 
hier  aufgehalten,  soll  ebenfalls  die  Mediation  suchen,  doch  wird  sie  ihm 
abgegeschlagen  werden. 

PS.    Soeben  erfährt  er,   dass  Lessin  ziemlich  disgonstiert  weggeht,  . 
nnd  dass  sich  der  Bischof  sehr  auf  englischen  Succnrs  zu  Fnss  verlässt'). 


<)  S.  Alpen  I  S.  695f.    Tücking  S.  135. 

*)  S.  über  dessen  Gesandtschaft  die  Schreiben  Ludwigs  XIV.  an  d'Bstra- 
des  vom  21.  Jali  und  22.  September  1665  (M6m.  d'Estrades  m  S.  260.  408} 
nnd  M^moires'dn  comte  de  Gniche  (bei  Wiens  S.  227). 

*)  In  einem  Schreiben  ao  0.  v.  Schwerin  von  demselben  Datnm  meldet  Seh. 
demselben,  Brabeck  habe  ihm  mitgetheilt,  es  sei  wenig  Hoffnung  za  einem 
Ausgleich,  da  der  Bischof  nicht  nur  nichts  verlieren,  sondern  auch  das,  was  ihm 
von  Bechts  wegen  gehöre,  wiedergewinnen  wolle,  die  Holländer  sich  aber  dazu 
schwerlich  verstehen  würden. 

Mater,  x.  Gesch.  d.  G.  Kurfursteo.    XI.  42 


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658  11-    Der  MäDStersche  Krieg. 

Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten. 
D.  s'Gravenhage  25.  October  /  4.  November  1665. 

[Die  mit  den  staaiischeo  Deputierten  abgemachten  Pankte.    Kf.  aoll  eine  starke 

Armee  zneammenbriogen,    im   Verein   mit   anderen  Ständen   des    westfaiischeo 

Kreises  Mfinster  zum  Niederlegen  der  Waffen  bestimmen,  dann  ist  Hoffnung  aaf 

Herstellnng  des  Friedens] 

4.  Nuv.  Sie  haben  vorgestern  mit  den  staatischen  Depatierten  eine  nene  Con- 

ferenz  gehalten  and  sind  mit  denselben  vorläufig  über  folgende  Ponkte 
übereingekommen  1):  1)  dass  Kf.  einen  Monat  nach  Dato  des  Schlusses  dieser 
Handlang  ein  ansehnliches  Corps  von  Reitern  und  Fussknechten  in  Be- 
reitschaft halte, 

2)  dass  er  sofort  nach  Ratification  der  Tractaten  in  kraft  des  9ten 
Artikels  der  Allianz  von  1655'),  welcher  jetzt  erneuert  werden  soll, 
dem  Staat  2000  Mann  zur  Assistenz  schicken  und  so  lange  der  Krieg  dauert 
unterhalten,  dagegen  der  Staat  ihm  zur  selben  Zeit  Orsoy  einräumen  soll, 

3)  dass  des  Kf.  Trappen  zu  Ross  und  zu  Fuss  (ausser  jenen  2000  Mann) 
halb  von  ihm  selbst  und  halb  von  diesem  Staat ,  ebenso  wie  die  Lüne- 
burgischen Truppen / welche  Herzog  Ernst  August  liefern  wird,  unter- 
halten wefden  sollen, 

4)  dass  Kf.  inzwischen,  bevor  seine  Truppen  zusammen  sind  und  zur 
Action  kommen,  alle  ihm  wohlgefällige  gütliche  Mittel,  den  Bischof  znr  rai- 
son zu  bringen,  versuchen  möge.  * 

Die  übel  Affectionierten  in  diesem  Staat  wünschen  nicht,  dass  Kf.  gar  zo 
weit  ins  Werk  komme  und  eine  besondere  Armee  auf  die  Beine  bringe,  zumal 
da  sie  hoffen,  mit  Hülfe  der  französischen  und  lüneburgischen  Truppen 
dem  Bischof  von  Münster  hinlänglich  gewachsen  zu  sein,  sie  dagegen 
haben  erklärt,  dass  Kf.  bei  jetziger  Conjunetur  sowohl  zur  Gonservation 
dieses  Staats  als  auch  zu  seiner  eigenen  Securität  sich  mit  genügsamen 
.  Trappen  versehen  und  dieselben  in  Bereitschaft  halten  müsse,  die  staatischen 
Deputierten  sind  darin  auch  ganz  einig;  Ges.  schlagen  daher  vor,  dass  Kf. 
wenigstens  ein  solches  Corps,  wie  H.  ErnstAugustzn  liefern  versprocbea, 
nämlich  ausser  den  2000  Mann  noch  4  oder  5000  Reiter  und  Dragoner  und 
7000  z.  Fuss  zusammenbringe  und  dazu  womöglich  von  den  Fürsten  von 
B  raunschweig,  Hessen- Cassel  und  anderen  einige  Mannschaften  leihe; 
es  würde  nicht  wenig  zur  Sache  thun  und  zu  seiner  Reputation  gereichen, 
wenn  Kf.  mit  diesem  ganzen  Corps  oder  dem  grösst/3U  Theil  in  so  kurzer 
Zeit  und  am  ersten  aaf  den  Beinen  wäre. 

Sie  haben  bei  den  Deputierten  eine  überaus  grosse  Animosität  gegen 
den  Bischof  von  Münster  verspürt,  und  es  scheint,  dass  dieselben  mehr 
auf  die  Revanche  als  auf  den  Frieden  selbst  ihr  Absehen  haben,  doch  haben 

dieselben  zugeben  müssen,  dass,  wie  Frankreich  trotz  des  versprochenen 

—  ^ 

0  Vgl.  Urk.  a.  Akt.  III  Ö.  158.     M6m.  d'Estrades  III  S.  482.  509. 
^  Dnmont  VI  2  S.  109. 


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VerhaDilluDgea  im  Haag  und  mit  dem  Öiscbof  von  Münster.  659 

Succarses  seineD  Abgesandten  Lessin  nnterm  Schein  gütlicher  Abmachung 
beim  Bischof  von  Münster  hat,  ebenso  und  vielmehr  auch  Ef.  zunächst 
die  Gütlichkeit  und  zwar  von  selbst  und  wie  er  es  am  dienlichstener  achte, 
zur  Hand  nehme;  Ges.  meinen,  um  etwas  Fruchtbares  darin  zu  thun,  müssten 
die  vornehmsten  Häupter  des  westfälischen  Kreises,  Ef.,  Pfalz-Neuburg, 
K.Göln,  Braunschweig,  Hessen- Cassel,  Paderborn,  Lippe, 
noch  ehe  die  Tractaten  geschlossen  und  solches  ruchbar  werde,  sich  zu- 
sammenthun  und  dahin  arbeiten,  dass  der  Bischof  alsbald  den  Boden  der 
unierten  Provinzen  räume  und  die  Waflfen  niederlege,  wenn  dieses  gelinge, 
so  könnten  sie  den  Staat  und  Herzog  Ernst  August  davon  advertieren, 
damit  auch  sie  einhalten  und  ihre  Waffen  nicht  ins  Reich  bringen  möchten, 
dann  könnte  mit  Vorwissen  des  Kaisers,  der  zu  Regensburg  versammelten 
Reichsstände  und  des  Rheinischen  Allianzrathes  im  westfälischen  Kreise 
eine  Versammlung  angestellt  und  dort  die  beiderseitigen  Prätensionen  ex 
aequo  et  bono  bemittelt  werden'). 


V.  Schöning  an  den  Karfürsten,  s.  1.  et  d.  [Meppen 
c.  8.  November  1665').] 

[ResolotioD  des  Bischofs  von  Müoster.] 

Der  Bischof  hat  sich  bei  seinem  Abschiede  folgendermassen  erklärt:  die  c. 8. Nov. 
Mediation  habe  er  bereits  dem  Marquis  de  Castel  Rodrigo  aufgetragen, 
falls  Kf.  etwa  Schwierigkeiten  machen  sollte,  denselben  mit  dabei  zu  haben, 
wollte  er  sich  bemühen,  die  bereits  gegebene  Parole  der  Mediation  von 
demselben  wieder  zurückzuziehen,  nur  müsste  er  vorher  versichert  sein,  dass 
England  den  Krieg  mit  den  Staaten  weiterzuführen  nicht  gesonnen  sei,- 
da  ihm  die  Freiheit,  allein  zu  Tractaten  zu  schreiten,  durch  die  mit  dieser 
Krone  gemachte  Alliance  benommen  wäre,  er  müsste  daher  erst  dieses  dem 
Könige  vou  England  notificieren.  Sonst  hätte  er  nicht  Ursache  sich  im 
geringsten  hierin  zu  sperren,  da  er  fest  glaubte,  die  Staaten  wären  von 
ihm  dahin  gebracht,  dass  sie  ihm,  um  fernere  grössere  Extremitäten 
zu  verhüten,  dasjenige,  was  ihm  von  Rechts  wegen  zukomme,  wiederzu- 
geben ohne  grosse  Difficultät  disponiert  werden  könnten.  Er  wünsche 
selbst  nicht,  dass  durch  dieses  Feuer  der  Westfälische  Kreis,  viel  weniger 
das  ganze  R.Reich  angesteckt  würde,  es  gebe  ja  auch  niemand  zur  Weit- 

^)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Lippstadt  30.  October/9.  November  1665),  er  er- 
sehe aus  dieser  Relation  .etwas  mehr,  aber  noch  nicht  voUkommlich",  dass  man 
zugleich  die  Allianz  voroehmeD  wolle,  diese  sei  für  ihn  die  Hauptsache  and  ohne 
dieselbe  köooe  er  nicht  zu  Gnnsteo  Hollands  sich  neue  Feinde  machen  and  sich 
in  Gefahr  stürzen.  Inzwischen  setze  er  alles  in  Bereitschaft,  um,  sobald  die 
Allianz  abgeschlossen  sei,  derselben  nachkommen  zu  können,  er  wolle  sich  auch 
unterdessen  an  allen  Orten  fleissig  bemühen,  damit  alles  zu  Erlangung  des  Frie- 
dens zugetragen  werde. 

*)  Vom  8.  November  ist  das  Recreditiv  des  Bischofs  für  Seh.  datiert 

42* 


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ggO  11*    ^^f  MoDfltereche  Krieg. 

läafigkeit  Anlass  als  eben  die  Staaten,  weil  sie,  indem  sie  fransösiscben 
Seconrs  annehmen,  answ&rtige  Potentaten  Implicieren  wollten,  wodurch  er 
gleichsam  gezwungen  würde,  ebenm&ssig  Anhang  zu  suchen,  er  wäre  auch 
der  Hülfe  von  Spanien  und  Portugal  fest  versichert.  Man  dürfe  sich 
aber  nicht  einbilden,  als  wenn  man  ans  dieser  Kriegsnnruhe  ein  Religions- 
werk machen  wollte,  da  er  sich  ja  mit  England,  welches  seine  Partie  in 
diesem  Stücke  nicht  halten  würde,  verbunden  hfitte,  er  fürchtete  deswegen 
die  Krone  Schweden  nicht  im  geringsten,  da  ihn  der  neulich  bei  ihm 
gewesene  englische  Abgesandte  dessen  nebst  vielen  anderen  Promessea 
genugsam  versichert  hätte.  Dass  aber  die  Herzoge  von  Brannscbweig 
ohne  alle  Ursache  mit  ihm  öffentliche  Feindseligkeit  zu  üben  sachten, 
müsste  er  leiden  und  er  verliesse  sich  auf  12000  Mann  Infanterie,  welche  ihm 
England  nebst  50000  Pfund  Sterling  mit  ehestem  schicken  würde.  Er 
hätte  sich  auch  nunmehr  resolviert,  dass  im  Fall  die  Krone  England  nicht 
zum  Frieden  inclinierte,  er  entweder  mit  derselben  gewinnen  oder  alles, 
was  er  in  der  Welt  hätte,  verlieren  wolle.  Des  Kf.  Lande  sollten  durch 
seine  Truppen  nicht  verletzt  werden. 


GeheimenrathsprotokoU.    D.  Lippstadt  30.  October/ 
[9.  November]  1665. 

[Ob  die  Allians  mit  den  Staaten  absaachliesseD.] 

9.  Nov.  1)  H.  0. 0  referiret  Yon  dem  Zustand,  wie  es  mit  der  Allianz  mit 

den  Statischen  itzo  stehe,  dass  sie  sollten  Plätze  evacairen,  Werbe- 
gelder und  Unterhaltung  hergeben, 

2)  H.  Blaspiel  und  Romswinckels  Relation')  verlesen  worden: 
Evacuation  wegen  Orsaw  gegen  reeller  Assistenz  von  S.  Chf.  D. 

F.  z.  A.'):  Dass  S.  Gbf.  D.  dieses  zu  consideriren,  1)  dass  die 
Tractaten  mit  Holland  so  viel  möglich  zu  continuiren  und  dass  S.  Chf.  D. 
in  acht  nehmen,  weil  Wittische  Partei  S.  Chf.  D.  zuwider,  dass  man 
sich  gegen  den  Bischof  nichts  vernehmen  lasse,  denselben  zu  traver- 
siren,  bis  die  Handlung  mit  Staaten  richtig,  denselben  zwischen  Furcht 
und  Hoffnung  lassen.  Meint  nicht,  dass  die  Staaten  sollten  so  gar 
aufrichtig  gehen.    Die  Werbung  Interim  zu  continuiren. 

Gr.  V.  Dohna  ähnlich. 

H.  0.:  Von  Anfang  dieses  Mttnsterschen  Unwesens  hätte  er 
nicht  anders  von  S.  Chf.  D.  gespQrt,  als  dass  Sie  den  Staat  assistiren 

0  Oberpräflideot  ▼.  Sohwerio. 

»)  Oben  S.  658. 

^  Fürst  Job.  Georg  voo  Anhalt. 


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Berath.  im  Geh.  Rathe  über  die  mit  Holland  abzuschliessende  Allianz.  661 

wollen,  damit  M.  nicht  so  grosse  Avantage  erhielte  contra  EvaDgelicos 
Und  ob  zwar  S.  Chf.  D.  dem  Staat  einige  Conditiones  angetragen,  so 
haben  sie  doch  allzeit  ihre  Partie  halten  wollen.  Es  möchten  wohl 
rationes  sein,  warum  S.  Chf.  D.  sich  in  öffentliche  Fehde  nicht  ein- 
lassen sollten,  praesertim  da  es  Engelland  dehortiret  —  E  contra,  wenn 
S.  Chf.  D.  stille  sitzen,  dass  sie  sich  in  Verdacht  setzen,  dass  sie  es 
dem  Staat  wohl  gönneten  und  dass  S.  Chf.  D.  sich  befürchten  mttssten, 
dass  wenn  S.  Chf.  D.  einmal  in  Ungelegenheit,  sie  selbe  werden  sitzen 
lassen.  S.  Chf.  D.  haben  sich  auch  in  Verfassung  gesetzet,  dass  ihr 
die  Völker  zur  Last  dienen  würden.  Sollte  S.  Chf.  D.  nur  2000  Mann 
schicken^  wäre  es  doch  eine  Hostilität,  und  wenn  S.  Chf.  D.  solche 
weggeben,  dependirten  sie  von  dem  Staat.  Würde  also  S.  Chf.  D. 
mit  gutem  Nachdruck  dem  Staat  assistiren  müssen,  aber  so  bald,  wie 
Blaspiel  projectiret,  ist  es  unmöglich.  Worzu  Mittel  genug,  dass 
erst  die  Allianz  eingeri<)htet  werde. 

1)  die  Mediation  fortzusetzen, 

2)  an  den  Kaiser  zu  remonstriren,  dass  vigore  der  Allianz  thun 
mfisste, 

3)  in  Engelland  zu  schicken  oder  litteris  zu  remonstriren,  dass 
S.  Cbf.  D.  solches  eher  gethan,  als  sie  gewusst,  dass  Engelland 
Münster,  dazu  angestiftet. 

4)  mit  Schweden  sich  darüber  zu  yemehmen.  Putat  ergo:  1)  dass 
vor  allem  die  Allianz  müsste  fortgesetzet  werden, 

2)  dass  S.  Chf.  D.  wollten  assistiren,  wäre  aber  in  so  geschwinder 
Zeit  UDmöglich, 

3)  Die  Advantagen,  so  zum  wenigsten  der  Bischof  von  Osna- 
brück hat,  zu  bedingen. 

H.  C.  J.*)  nimmt  es  dahin,  dass  S.  Chf.  D.  den  Staaten  securiren 
wollen: 

1)  wann  S.  Chf.  D.  solches  thun,  so  müssen  Staaten  reciproce 
etwas  thun, 

2)  wegen  der  Allianz  müsste  S.  Chf.  D.  grössere  Advantagen  itzo 
als  bei  der  vorigen  Allianz  gehabt. 

3)  dass  S.  Chf.  D.  auf  die  Allianz  dringen  und  in  specie,  dass 
S.  Cbf.  D.  wollen  Staaten  contra  M.  assistiren  intra  certum  tempus. 

Ob  es  rathsam,  dass  S.  Chf.  D.  dem  Kaiser,  Cöln  und  andern 
solches  hinterbrächte,  damit  S.  Chf.  D.  keine  blasme  auf  sich  laden, 

*)  Fr.  V.  Jena, 


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Qß2  11-     ^^^  MuDBtersche  Krieg. 

wann  sie  assistirten  dem  Staat  und  man  gegen  den  anderen  nur  sagen 
wollte,  dass  man  nur  Mediation  tractiren  wollte. 

S.  Chf.  D.:  dass  dero  Intention  sei,  dass  dieses  Feuer  bei  Zeiten 
gelöschet  und  der  Friede  beibehalten  werde, 

2)  dass  die  Staaten  als  Religionsverwandte  nicht  über  einen  Hau- 
fen geworfen  werden,  und  wäre  die  Sache  nun  so  weit,  dass  S.  Cbf.  D. 
nicht  werden  zurUckkonnen  und  dahero  assi&tiren  wollen. 

Dem  Kaiser  und  anderen  Kur-  und  Fürsten  zu  schreiben ^  dass 
S.  Chf.  D.  nicht  anders  thun  wollen,  als  die  Ruhe  und  Frieden  durch 
dero  Waffen  zu  erhalten. 

Die  Allianz  mit  den  Staaten  muss  unterdessen  fortgesetzt  werden. 

Dass  jemand  anders  nach  dem  Haag  zu  schicken,  diese  beide 
Leute  seind  der  Sache  nicht  gewachsen.  Müssen  Unterhalts-  und 
Werbegelder  geben.  — 

L.  Müller*)   an    Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Haag  4./[14.]  November  1665. 

(Hannoversches  Archiv.) 

[Besprechaogen  mit  den  braDdenborgiacheu  Gesandten,  Stand  der  branden- 
bargischen  Tractaten.] 

14. Nov.  £r  hat  die  Unterhandlaogen  mit  den  G.Staaten  begonnen,   anch  die 

nöthigen  Visiten  gemacht,  darunter  auch  bei  der  Priuzessin  von  Oranieu. 
Dieselbe  wusste  von  der  nenlichen  entrevue  des  Herzogs  mit  Kf.  zu 
Wardenbarg,  auch  von  der  bevorstehenden  Zusammenkanft  zu  Brauu- 
schweig  und  billigte  den  Zweck  derselben.  Gestern  haben  ihn  die  K.- 
Brande nb  arg!  sehen  besucht,  dieselben  erzählten  von  ihren  hiesigen 
Verhandlungen;  als  Graf  ViTaldeck  hier  neulich  den  Tractat  gemacht, 
hätte  man  des  Ef.  Sache  ganz  zurückgestellt,  daher  hätte  einer  von  ihnen 
nach  Hof  gehen  und  alle  Beschaffenheit  referieren  müssen,  nach  dessen  Zu- 
zückkunft,  und  als  dem  Kf.  von  unserem  Orte  einige  Scrnpeln  benommen 
worden,  hätte  man  die  Tractaten  hier  wieder  aufgenommen  und  sei  darin 
soweit  avanciert,  dass  sie  in  dem  Punkt  von  den  Städten  und  fast  allen 
übrigen  Prätensionen  contentement  gehabt.  Nachdem  aber  de  Witt  wieder 
von  der  Flotte  gekommen  *),  bliebe  das  Werk    wider  Willen  der  übrigen 

0  Derselbe  war  von  Herzog  Georg  Wilhelm  nach  dem  Haag  geschickt 
worden,  nm  dort  die  Verhaodlnngen  weiter  zu  fähren  und  vor  allem  die  G.  Staaten 
zu  bewegen,  dem  Kf.  und  Schweden  „all  räsonnables  Cootentement*  zu  geben, 
B.  Köcher  I  S.  447. 

'}  Witt  hatte  sich  Anfang  Juli  als  Kommissar  der  G.Staaten  zur  Flotte  be- 
geben und  war  Anfang  November  von  dort  nach  dem  Haag  zurückgekehrt,  0. 
Lef^vre  Pontalis,  Jean  de  Witt  I  S.  349ff. 


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üoterhaDdlangeD  im  Haag.  663 

ProYJnzeD  gaoz  stecken,  derselbe  suche  Frankreich  so  stark  hineinzu- 
ziehen, dass  die  Provinz  Holland  thon  könnte,  was  sie  wollte.  Kf.  hätte 
sich  erboten,  anf  eben  solche  Conditionen  wie  die  nnsrigen  mit  diesem 
Staat  einen  Tractat  zn  schliessen,  nnd  weil  er  seine  Trappen  eben  so  bald 
als  wir  fertig  haben  könne,  sich  mit  nns  zu  conjnngieren,  alsdann  man 
den  Bischof,  wo  nicht  mit  Güte  dennoch  par  force  wohl  in  ordinem  würde 
redigieren  können.  Die  Staaten  möchten  neben  Frankreich  ihn  aus  ihrem 
Land  schlagen,  was  aber  des  Reichs  Boden  anginge,  da  wäre  Ef.  neben 
nnd  bastant  genug,  alles  in  ruhigen  Stand  zn  bringen.  Sie  baten, 
man  möchte  unsererseits  zu  diesem  Zweck  collimieren.  M.  theilte  ihnen  mit, 
was  neulich  zu  Berlin  passiert,  und  wie  unsererseits  nichts  mehr  deside- 
riert  wurde,  als  mit  und  neben  dem  Ef.  dies  Werk  anzugreifen,  er  hätte 
expresse  Ordre,  dessen  Interesse  hier  nach  Möglichkeit  zu  recommendieren. 
Heute,  bei  seiner  Gegenvisite,  sagten  sie  ihm,  sie  hätten  von  ihrem  Herrn 
Schreiben  erhalten,  dass  der  Herzog  sich  mit  Kf.  auf  dessen  Reise  besprochen, 
und  dass  alles  in  gutem  Vertrauen  dahergegangen,  gleichwohl  hätte  der 
Herzog  sich  vernehmen  lassen,  dass  er  zwar  das  Hauptwerk  der  näheren 
Verbindung  vorzusetzen  gemeint,  aber  daneben  nicht  unterlassen  könnte, 
den  hier  gemachten  Tractat  zn  ratificieren.  Man  glaube  nun  hier,  Ef.  nicht 
nöthig-  zu  haben,  und  es  wäre  ihnen  die  Resolution  gegeben,  dass  man  mit 
demselben  auf  die  conditiones,  so  mit  nns  gemacht,  nicht  schliessen  könnte. 
Weil  man  auf  diese  Weise  ganz  von  dem  scopo  abginge,  so  wünschten 
sie,  dass  das  gute  Vertrauen  zwischen  ihren  beiderseitigen  Herren  ohne 
Anstoss  bliebe.  Die  bekannte  Faction  hier  suche  Jalousie  und  Misverstand 
zwischen  denselben  anzurichten.  Einer  von  ihnen  werde  sofort  zu  Kf.  reisen^), 
um  demselben  particuliere  Information  von  allem  zu  geben.  Er  hat  er- 
widert, sein  Herzog  nnd  alle  dessen  Minister  wünschten  mit  Kf.  eine  iues- 
branslable  amiti6  zu  halten.  Man  hat  hier  die  brandenburgischen  Tractaten 
anf  den  Fuss  der  letzten  Allianz  angefangen,  daher  jetzt  Holland  sagt,  es 
rede  derselbe  nur  von  2000  Mann,  jetzt  habe  man  mehr  nicht  nöthig, 
welches  sonder  Zweifel  Kf.  sehr  empfinden  wird. 


Bischof  Ferdinand  von  Paderborn  an  den  Kurfürsten. 
D,  Neuhaus  17.  November  1665^. 

[Discnrse  Waldeeks  mit  Nicolartz,  desseD  Plan  den  Bischof  von  Monster  sar 

Abdankung  zu  zwingen,  Anerbieten  Gaste!  Rodrigos  an  Münster.    Di^  Absiebten 

Pfalz-Neubnrgs  und  E.Colns  anf  das  Stift  Münster.] 

Er  theilt  dem  Kf.  im  höchsten  Vertrauen  mit,  sein  naher  Verwandter,  17.  Nov. 

der  Münsterische  Domherr  v.  Schmising,  habe  ihn  dieser  Tage  anf  der 

')  Die  Gesandten  im  Haag  melden  dem  Kf  10.  November,   sie  hätten  be- 
schlossen, Blaspeil  solle  sich  za  E f.  begeben,  die  anderen  wollten  hier  bleiben, 
damit  es  nicht  scheine,  als  ob  von  ihrer  Seite  di^  Verhandlangen  abgebrochen      ' 
wurden. 

^  Zum  grossen  Theil  in  Cl^iffren, 


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664  11-    I^er  MuDSterache  Krieg. 

Rückreise  tod  Münster  nach  Hildesheim  besacht  nnd  ihm  enäblt,  dass  ihm 
am  31./21.  Octobris  von  dem  K-Cölnischen  Rath  Nicolartz  referiert  Bei, 
dass  am  Abend  vorher  Herzog  Georg  Wilhelm  von  B rann  schweig 
and  Graf  Wal  deck  von  Sesen»  wo  dieselben  bei  Kf.  zu  Mittag  auf 
etliche  wenige  Stunden  gewesen,  nach  Hildesheim  gekommen  seien.  Graf 
Waldeck  habe  dort  mit  Nicolartz  von  des  Bischofs  von  Münster 
Kriegsverfassnng  disconrs  angefangen,  dieselbe  gemissbilligt  nnd  gemeldet, 
viele  Reichsstände,  besonders  das  Hans  Braunschweig  könnten  dem 
nicht  znsehen,  Herzog  Georg  Wilhelm  nnd  der  Bischof  von  Osnabrück 
hätten  eine  Allianz  des  Hfinses  Braunschweig  zu  Papier  gebracht, 
solcher  wäre  aber  von  Herzog  August  und  Herzog  Johann  Friedrich 
nicht  beigepflichtet,  er,  Waldeck,  hätte  sich  zwar  mit  den  Staaten,  doch 
nur  wegen  der  zu  Geldern  gehörenden  Grafschaft  Culeuberg  in  Dienste 
eingelassen,  doch  mit  dem  Vorbehalt,  dass  er  sich  vorhin  mit  etlichen  Beivhs- 
fursten  unterreden  wolle.  Ef  hätte  sowohl  zu  Sesen  als  auch  zuvor  bei 
Waldecks  Anwesenheit  in  Berlin  diese  consilia  zu  di vertieren  sich  bemüht, 
auch  so  viel  erreicht,  dass  die  Sache  dahin  ausgestzet  worden,  dass  gegen 
den  1.  December  a.  St.  in  Braunschweig  eine  Zusammenkunft  angesetzt 
sei,  zu  welcher  neben  Kf.  und  den  Herzogen  August  und  Johann  Frie- 
drich auch  K.  Göln  nnd  Paderborn  eingeladen  und  wo  berathschlagt 
werden  sollte,  wie  das  Stift  Münster  wieder  in  Ruhe  und  friedlichen  Stand 
gesetzt  werden  möchte.  Graf  Waldeck  hätte  vorgeschlagen,  ob  es  nicht  da- 
hin zu  bringen  sei,  dass  der  Bischof  von  Münster,  der  zu  allerhand  Troublen 
incliniere,  abdicieren  und  das  Domkapitel  zu  der  Wahl  eines  anderen  Bischofs 
schreiten  möchte,  die  Staaten  würden  solchenfalls  dem  Domkapitel  und 
StiftMünster  wegen  Borkeloe  nnd  sonst  gebührende  Satisfaction  und  Ver- 
sicherung geben  und  sollte  dem  Stift  nicht  der  gerin gbte  Schade  zugefügt  wer- 
den, talls  auch  der  Bischof  sich  zur  Abstehung  des  Stifts  in  Güte  nicht  ver- 
stehen würde,  wollten  sie  ihre  Action  gegen  des  Bischofs  Person  aliter  pro- 
seqnieren.  Als  Nicolartz  darauf  gefragt,  wo  denn  der  Bischof  verbleiben 
sollte,  hätte  Herzog  Georg  Wilhelm  subridens  geantwortet,  man  müsste 
einen  Mönch  daraus  machen,  nnd  ob  es  E.  Göln  nicht  dienen  sollte,  wieder 
Bischof  zu  werden.  Auch  hat  ihm  Seh mi sing  referiert,  von  seinem  Bruder, 
welcher  vom  Bischof  an  Frankreich^)  verschickt  worden,  vernommen 
zu  haben,  dass,  wie  er  letzthin  wieder  von  dort  gekommen,  in  Brüssel 
der  dortige  Gnbernator  Don  Castel  de  Rodrigo  im  Namen  des  Königs 
von  Spanien  dem  Bischof  eine  Allianz  angeboten  habe. 

Er  zweifelt  nicht,  Kf.  werde  mit  ihm  darin  einig  sein,  dass  es  nicht 
thunlich  sein  werde,  gegen  den  Bischof  von  Münster  personaliter  za 
verfahren  nnd  auf  die  Abdication  des  Stifts  zu  dringen.  Wegen  der  Zu- 
sammenkunft in  Braunschweig  hat  er  zwar  vom  Kf.  bei  dessen  ihm  gege- 
bener Gegenwart  nichts  vernommen ,  sollte  dieselbe  aber  beliebt  und  dem 
Kf.  deren  Zweck  bekannt  sein,  so  ist  er  bereit  sie  zu  beschicken. 

^)  S.  über  dessen  fruchtlose  Verhandlungen  in  Paris  Diar.  Europ.  Xin 
S.246.    Alpen  I  S.  680 ff. 


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Mittheilangen  des  Bischofs  vod  Paderborn.  665 

Durch  die  dem  Bischof  von  Spanien  angebotene  Allianz  würde  der  Weg 
zu  den  gütlichen  Traetaten  noch  beschwerlicher  gemacht  werden,  er  bittet 
daher,  Ef.  möchte  die  beabsichtigten  gütlichen  Mittel  und  Traetaten  sobald 
immer  möglich,  ehe  jene  Allianz  geschlossen,  versnchen,  auch  sich  bemühen, 
die  nachdenklichen  Brannschweigischen  consilia  zu  divertiereD,  und  so 
verhüten,  dass  sich  Münster  in  jene  Allianz  einzulassen  keine  Ursache 
gegeben  werde ;  der  Bischof  werde  gewiss,  wenn  er  Aussicht  zu  einem  billi- 
gen Frieden  sehe,  zu  einem  solchen  geneigt  sein.  Ef.  wird  sich  erinnern, 
was  er  ihm  bei  seiner  Anwesenheit  wegen  der  an  das  Stift  Münster  ver- 
lauteten Pfalz-Neuburgischen  Succession  eröffnet'),  er  hat  unter- 
dessen vernommen,  dass  Pfalz -Neuburg  sich  weiter  deswegen  bemühe. 
Dass  auch  E.Cöln  seine  Gedanken  darauf  richtet,  ist  Ef.  gewiss  vorhin  be- 
kannt und  auch  aus  dem  oben  erwähnten  Discurs  des  Herzogs  von  Braun- 
schweig  abzumericen.  Wie  bedenklich  sowohl  die  K.  Oölnische  als  Pfalz- 
Neuburgische  Succession  sei,  wird  Ef.  selbst  ermessen. 

£r  hat  den  englischen  Gesandten  ^)  bis  nach  Cassel  geleiten  lassen,  ferner 
an  Münster  jemand  abgesandt,  um  den  Bischof  zu  gütlichen  Traetaten 
zu  bewegen*). 


L.    Müller   an   Herzog   Georg  Wilhelm    von    Braunschweig 
und  Lüneburg.     D.  Haag  14/ [24]  November  1665. 

(Hannoversches  Archiv.) 

[UnterhandlaDg  v.  Pöloitzs  mit  de  Witt] 

Das  Werk  mit  K.Brandenburg  steht  noch  so  hin  und  ist  von  dem  24.Nov. 
Ausgang  noch  nichts  gewisses  zu  sagen.    Er  war  vor  drei  Tagen  bei  dem 

')  Vgl.  obeo  S.  652. 

^  Garliogford  s.  obeo  S.  654. 

^  Id  einem  Denen  Schreiben  vom  23.  November  theilt  er  dem  Rf.  mit,  sein 
Bruder,  Johann  Adolf  v.  Förstenberg,  den  er  an  den  Bischof  von  Munster 
geschickt»  sei  gestern  Eurückgekehrt  and  habe  ihm  als  Antwort  desselben  zurück- 
gebracht, der  Bischof  sei  zur  Annahme  der  Mediation  bereit.  Er  schlägt  vor, 
wenn  derselbe  sich  auch  noch  nicht  im  einzelnen  über  die  Bedingungen  erklärt 
hätte,  doch  mit  den  Traktaten  anzufangen.  Sowohl  ein  bei  dem  Bischof  befind- 
licher schwedischer,  als  auch  der  bei  ihm,  in  Paderborn,  gewesene  englische 
Gesandte  hätten  versichert,  dass  Schweden  nichts  gegen  den  Bischof  unter- 
nehmen werde,  andererseits  habe  er  sichere  Nachricht,  dass  E.Co  In  und  der 
Bischof  von  Strassburg  dem  Bischof,  wenn  sich  derselbe  zur  Goadjutorei  ver- 
stehen wollte,  durch  franzosische  Vermittlung  alle  Satiefaction  von  Holland  ver- 
schafien  wollten,  um  so  wünschenswerther  sei  es,  dass  Kf.  durch  seine  Mediation 
diese  consilia  verbäte.  Ef.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  22.  November /2.  December 
1665),  er  habe,  um  eine  friedliche  Lösung  der  Münsterseben  Unruhe  herbeizu- 
führen, E.Cöln  und  Pfalz-Neuburg  zur  Cooperation  aufgefordert,  halte  auch 
die  Berufung  eines  Westfälischen  Ereistages  für  wünschenswerth;  in  der 
Munsterschen  Successionsangelegenheit  versichert  ^f  ihn  seines  ßeistandes. 


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666  11*    Der  MüDttftrsehe  Krieg. 

RP.  de  Witte,  woselbst  eben  des  Kf.  Oberstallmeister  Beloitz'),  welcher 
an  die  alte  PriDcessin  geschickt  ond  sonst  ohne  Character  sein  wollte,  za- 
gegeo  war  ond  sowohl  die  Evacuation  von  Orsoy  als  Sobsidien  für  des 
Kf.  Armee  sachte.  Witte  antwortete,  es  wäre  die  Qnästion  in  dieser  Sache 
diese,  ob  man  genngsame  Ursache  hätte,  dem  Kf.  avantagensere  Coiidi- 
tionen  als  den  Herzogen  von  Brannscbweig  zn  geben.  So  viel  die 
Macht  betreffe,  wäre  es  gewiss,  dass,  wenn  Kf.  seinen  Degen  in  die  Wage 
legte,  sich  sofort  der  Aasschlag  geben  müsste,  gleichwohl  wäre  man  hier 
nach  nanmehr  angekommenen  französischen  nnd  Cooperation  der  braan^ 
Schweigischen  Troppen  capabel  genag,  das  Werk  ohne  das  aaszamachen. 
Man  biete  dem  Kf.  zweierlei  an,  entweder  die  Eyacnation  von  Orsoy  oder 
den  Unterhalt  seiner  halben  Armee,  nnd  ob  man  gleich  gegen  den  Herzog 
die  grösste  Obligation  wegen  seiner  genereasen  Resolution  hätte,  so  wollte 
man  doch  in  Ansehung  der  Recommendation  desselben  etwas  mehreres  than 
nnd  dem  Kf.  ein  paar  tausend  Mann  mehr  unterhalten,  beides  aber  einzu- 
geben würde  bei  der  Welt  das  Ansehen  haben,  als  ob  es  ihnen  abgedningen 
wäre.  Er,  M.,  stellte  ihm  yor,  dass  man  nicht  allein  auf  das  praesens,  sondern 
auf  die  künftige  Secnrität  zu  reflectieren  und  in  Ansehung  dessen  ein  übriges 
nicht  unbillig  zu  thnn  hätte,  auch  sehe  die  Welt  nunmehr  wohl,  dass  dieser 
Staat  nebst  den  Alliierten,  welche  er  bereits  hätte,  bastant  genug  wäre, 
dem  Bischof  von  Münster  Widerstand  zn  leisten.  Es  wollte  aber  alles 
wenig  yerfangen  und  blieb  jener  dabei,  dass  Kf.  eines  der  beiden  wählen 
möchte,  begehrte  er  den  Unterhalt  für  seine  Armee,  könnte  man  darüber 
sofort  einig  werden,  die  Evacuation  von  Orsoy  aber  müsste  noch  in  den 
particnlieren  Räthen  resol viert  werden,  worüber  mindestens  14  Tage 
verstreichen  würden.  Belnitz  zeigt  nicht  wenige  Inclination  zur  Beitretung 
nnd  hat  ihn,  Müller,  ersucht,  bei  der  Resolutton,  nach  Oleve  zu  gehen, 
zu  verbleiben,  und  weil  es  auch  dieser  Staat  gern  sieht,  fo  hofft  er,  der 
Herzog  werde  damit  zufrieden  sein. 

Frankreich,  welches  nicht  gerne  sehen  kann,  dass  eine  so  consi- 
derable  evangelische  Macht,  welche  wenig  Dependance  von  ihnen  nehmen 
möchte ,  zusammen  komme ,  scheint  dieses  Werk  mit  dem  Kf.  zu  hinter- 
treiben zn  suchen. 


Herzog  Angustus   von  Brannschweig  und   Lüneburg  an  den 
KurfÜraten.    D.  WolflFenbüttel  15./ [25.]  November  1665. 

[Vermittelnng  zwischen  Münster  and  den  G.Staaten.    Die  nähere  Zusammen- 

Setzung.] 

25.  Nov.  Gemäss  den  zu  Cassel  durch  He  im  bürg  mit  Kf.  getroffenen  Ver- 
abredungen will  er,  als  der  älteste  des  Hauses,  die  Interposition  bei  Mün- 
ster unternehmen  und  einen  von  seinen  Geheimen  Räthen  an  den  Bischof 

^  Gerhard  ßernl^ard  v.  PoUnitz,  s.  oben  S.  662. 


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V.  Poloitz'8  Yerhaodl.  mit  de  Witt.    Vermittel,  des  H.  von  Wolffenbättel.     667 

abfertigen,  er  bittet  Ef.,  seinen  dort  befindlichen  Ministern  zn  befehlen,  mit 
demselben  dieser  Sachen  halber  vertranliche  Commanication  zu  pflegen. 
Er  will  anch,  wenn  diese  Interposition  angenommen  wird,  bei  den  G.Staaten 
dasselbe  versnoben. 

Wegen  der  näheren  Zusammensetzung  ist  er  mit  der  vom  Kf.  vorge- 
schlagenen Heranziehung  einiger  catholischer  Fürsten  einverstanden,  zumal 
da  auch  Herzog  Johann  Friedrich  darauf  zielt ^),  wiewohl  derselbe  auf 
K.Mainz,  K.Göln  und  Pfalz -Nenburg  sein  Absehen  gerichtet,  welches 
seines  Ermessens  nach  zur  Zeit  zu  weitlänftig  fallen  dürfte,  er  hat  aber 
deswegen  sowie  wegen  der  von  der  Landgräfin  von  Hessen  vorgeschlagenen 
Herbeiziehnng  von  Hessen-Darmstadt  und  wegen  Zeit  und  Ort  der 
künftigen  Zusammenicunft  bei  der  Schwedischen  Regierung  zu  Stade 
angefragt. 


Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
15./25.  November  1665. 

[Unbilligkeit  der  holliodischen  Forderungen,  Anerbieten  seiner  Vermittelnng.] 

Er  hat  sich  durch  Blas  peil  vortragen  lassen,  wie  weit  das  Allianz- 25.  Nov. 
werk  gebracht  gewesen,  und  daraus  ersehen,  dass  man  die  von  ihm  desi- 
derierte  Hülfeleistung  mit  dem  Punkt  der  Evacuation  combinieren  und  es 
dahin  richten  wolle,  dass,  wenn  man  ihm  Orsoj  einräumen  sollte,  er  sich 
in  den  jetzigen  Krieg,  und  zwar  auf  seine  alleinigen  Kosten  implicieren, 
oder  dass  er,  wenn  er  Subsidien  haben  wollte,  auf  die  Evacuation  ver- 
zichten müsste,  und  dass  es  endlich  noch  hart  halten  würde,  ehe  sich  die 
Provinz  Holland  auf  solche  Bedingungen  einliesse.    Diese  unraisonnable 


0  Laodgräfin  Hedwig  Sophie  von  Hessen-Cassel  zeigt  dem  Ef.  (d. 
Cassel  16. /26.  November  1665)  an,  Herzog  Johann  Friedrich  habe  ihr  dorch 
v.  Eis  mittheilen  lassen,  da  die  nach  Brannschweig  verabredete  Znaammeokaoft 
nicht  zustande  zu  kommen  scheine,  so  wünsche  er  mit  ihr  und  einigen  anderen 
benachbarten  Standen  beider  Religionen,  mit  Brandenburg,  den  schwedi- 
schen Herzogthämern  im  Reich,  Hessen-Darmstadt,  K.Mainz,  K.Coln 
und  Pfalz-Nenburg  ein  Defensionsbündnis  aufzurichten,  und  er  habe  sie  ge- 
beten, Kf.  dafür  zu  gewinnen,  sie  hätte  erwidert,  sie  hätte  noch  keine  Nach- 
richt, ob  jene  verabredete  Zasammeokunft  unterbleiben  sollte,  sie  fürchte  ausser- 
dem, dass  die  Stiftung  einer  solchen  neuen  Allianz  im  Reich  bei  Frankreich 
Argwohn  erregen  und  dass  es  der  Sache  eher  hinderlich  sein  wurde,  wenn  man 
das  Werk  gar  zu  weitläufig  machte.  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  29.  Novem- 
ber/9. December  1665),  auch  ihm  habe  Herzog  Johann  Friedrich  durch 
einen  Gesandten  ähnliche  Eröffnungen  machen  lassen,  er  nahe  geantwortet,  es 
müasten  zunächst  Nachrichten  aus  Schweden  abgewartet  und  dürfte  inzwischen 
nicht  durch  absonderliche  Zusammenschickung  den  bei  der  Sache  Intereaaierteq 
Anlaes  zu  Argwohn  gegeben  werden,    Vgl.  Kocher  l  S.  449f, 


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668  11.     Der  Munsterscfae  Krieg. 

PropositioD  scheint  dahin  zn  tendieren,  dass  diese  Handlung,  welche  sonst 
ihre  Richtigkeit  gleichsam  gehabt,  abgebrochen  werde.  Da  er  so  seine 
gnte  Absicht  nicht,  wie  er  gehofft,  bethätigen  kann,  so  will  er  dieses  aof 
andere  Weise  thon  nnd  den  Staaten  seine  wirkliche  Mediation  anbieten, 
Ges.  sollen  dieses  denselben  anzeigen. 


Instruktion  für   den   an   K.Cöln  und    Pfalz- Neuburg    abge- 
schickten Hofrath  Hans  Adam  v.  Schöning.     D.  Cleve 
15./25.  November  1665^. 

[Vorschlag  einer  Zusammenkanft  des  Westfälischen  Kreises  and  einer  vorlSnfigen 
gemeinsamen  Absendaog  der  drei   Forsten  an  Münster.] 

25.  Nov.  Er  soll  sich  zouächst  zq  K.Cöln  begeben,  demselben  für  die  dem  Kf. 

bei  seiner  Durchreise  bezeugte  Conrtoisie  danken,  ihm  die  Ursache  von 
dessen  Ankunft  in  diese  Lande  auseinandersetzen  nnd  mittheilen,  dass  Kf. 
schon  an  Münster  geschickt  nnd  demselben  seine  Vermitteln ng  angeboten 
habe ,  er  soll  dann  den  Käthen  desselben  mittheilen,  was  der  Bischof  dar- 
auf geantwortet  habe,  und  vorschlagen,  da  derselbe  sich  bei  diesem  Kriege 
sehr  opiniastriere,  dass  eine  Zusammenkunft  des  Westfälischen  Kreises 
oder  wenigstens  der  vornehmsten  Stände  desselben  berufen  und  dass  in- 
zwischen K.Cöln  zusammen  mit  Kf.  nnd  Pfalz-Nenborg  an  den  Bischof 
schicke y  um  ihn  in  ihrer  aller  Namen  ernstlich  zu  anderer  Resolution  so 
ermahnen,  Kf.  wünsche  dieses  um  so  mehr,  da  die  Evangelischen  allgemein 
K.Cöln  und  andere  CathoHschen  im  Verdacht  hielten,  als  wenn  sie  den 
Bischof  in  diesem  Werk  stärkten,  so  dass  Kf.  genug  zu  thun  hätte,  ihnen 
diesen  Argwohn  zu  benehmen.  Sollte  man  zu  einer  solchen  Gesamtschickung 
nicht  inclinieren,  so  soll  er  Absendung  eines  Gesamtscbreibens  vorschlagen. 
Darauf  soll  er  sich  nach  Düsseldorf  zu  Pfalz-Nenburg  begeben, 
diesem  entsprechende  Mlttheiiungen  machen,  zugleich  ihm  anzeigen ,  Kf. 
hätte  diese  Reise  um  so  lieber  angetreten,  weil  er  hofifte,  die  eine  Zeit  her 
mit  demselben  gepflogenen  Tractaten  vollends  zur  Richtigkeit  zu  bringen. 
Falls  K.Cöln  die  Zusammenschickung  im  Westfälischen  Kreise  billigt,  soll 
er  auch  Pfalz-Neuburg  dieselbe  proponieren  und  erklären,  Kf.  sei  be- 
reit, wegen  des  Directoriums  anf  Grund  der  zu  Dorsten')  geschlossenen 


0  Gleichzeitig  (d.  Cleve  15./ 25.  November  1665)  schreibt  Kf.  an  Wrangel, 
zeigt  ihm  seine  Ankunft  in  Cleve  an  nnd  theilt  ihm  mit,  die  Münstersche  Sache 
sehe  noch  gefährlich  aus,  znmal  da  jetzt  iu  Holland  ein  starker  firanzösischer 
Saccars  angelangt  sei,  er  wolle  sich,  obgleich  dem  Bischof  von  Mänster  seine 
Mediation,  die  er  ihm  angeboten,  nicht  angenehm  zu  sein  scheine,  doch  weiter 
um  Erhaltung  des  Friedeos  bemuhen,  er  glanbe,  dass  eine  Zusammenkanft  des 
Westfälischen  Kreises  dazu  sehr  dienlich  sein  werde. 

^  S.  oben  S.  530. 


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Sendang  v.  Scboninge  an  K.Colo  und  Pf.-Keuburg.  669 

Traktaten  mit  ihm  eiDen  besonderen  Vergleich  za  schliessen,  sollte  die 
Sache  dadnrch  Verzag  erleiden,  so  könnten  die  Ausschreiben  unter  Vor- 
behalt eines  künftigen  Veri^leichs  von  ihnen  beiden  ausgefertigt  werden, 
Münster  würde  in  hoc  casu,  weil  er  iu  diesem  Kriege  begrififen,  sich  dar- 
über nicht  zu  beschweren  haben.  Sollte  Pfalz-Neuburg  sich  zu  dieser 
Zusammenkunft,  weil  man  wegen  des  directorii  nicht  einig,  garniiht  vor- 
stehen  wollen,  so  soll  er  erklären,  Ef.  müsse  es  dann  zwar  dahingestellt 
sein  lassen,  wolle  aber  auch  vor  dem  Kreise  und  dem  Reiche  entschuldigt 
sein,  wenn  durch  Unterlassung  solcher  Mittel  dem  Kreise  Ungelegenheit 
zugezogen  werde. 


Romswinckel  and  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
21.  November/ 1.  December  1665. 

[Anerbieten  d'Estrades'.    Verschiedene  Anfragen.] 

d'Estrades  hat  ihnen  gesagt,  de  Witt  hätte  sich  erboten,  mit  1. Dec. 
ihnen  in  seiner  Gegenwart  zu  conferieren  und  die  Sache  an  ihn  zu  stellen, 
wenn  sie  sich  darauf  einlassen  wollten,  so  werde  er  demjenigen,  welchen 
er  im  Unrecht  befinden  würde,  unrecht  geben.  Sie  haben  sich  auch  un|er 
der  Hand  erkundigt,  ob  des  Kf.  Mediation  neben  der  kaiserlichen^)  oder 
absonderlich  angenehm  sein  möchte,  und  ersehen,  dass  die  allgemeine  Mei- 
nnng  dahin  geht,  der  Bischof  müsse  erst  aus  allen  Orten,  welche  er  von 
diesem  Staat  einbekommen,  gebracht  sein,  ehe  von  einem  Accommodemeni 
geredet  werden  dürfe.  Sonnabend  18./ 28.  haben  sie  wieder  mit  den  Staati- 
schen Deputierten  eine  Gonferenz  gehabt;  als  man  dort  von  ihnen  ein  ge- 
naueres Project  der  Bedingungen  verlangte,  haben  sie  erklärt,  sie  hätten  sich 
schon  längst  darüber  schrift-  und  mündlich  expliciert,  dass  Kf.  soviel  Volk,  wie 
mit  Graf  Wal  deck  verglichen  worden,  liefern  wolle  und  dass  sie  ihn  ausser- 
dem dahin  zu  disponieren  auf  sich  genommen,  2000  Mann,  wovon  die  expirierte 
Allianz  von  1655  redet,  auf  seine  Kosten  ihnen  zu  liefern;  zugleich  haben 
sie  sich  Abschrift  der  mit  Graf  Wal  deck  gepflogenen  Unterhandlung  aus- 
gebeten, um  danach  einen  Entwurf  zu  machen,  jene  aber  haben  erklärt,  sie 


0  Der  kaiserliche  Resident  im  Haag,  Friqnet,  hatte  in  einem  Memorial 
vom  25.  November  den  O.  Staaten  die  Vermittelnng  des  Kaisers  zur  Beendigang 
des  Münsterschen  Krieges  angeboten,  dieselben  hatten  darauf  am  27.  November 
beschloBseD,  demselben  erklären  zu  lassen,  der  Bischof  müsste  erst  alle  occu- 
pierten  Plätze  räumen,  wenn  dies  geschehen  sei,  wären  sie  bereit,  Vorschläge 
wegen  Schadenersatz  und  ehrenvoller  und  sicherer  Bedingungen  anzuhören,  in 
einer  darauf  folgenden  Gonferenz  eioigten  sich  ihre  Deputierten  indessen  doch 
mit  Friquet  über  5  an  den  Bisehof  zu  stellende  Forderungen  als  Basis  der 
Friedensvermittelnng  s.  Aitzema  V  S.  662,  M6m.  d'Bstrades  III  S.  562.  565 
und  unten  8.675.. 


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670  11-    ^^i*  Mäosterscbe  Krieg. 

könnten  sieb  die  Commanication  derselben  von  Kf.  erbitten,  und  haben  es 
zuletzt  nnr  ad  referendum  genommen. 
Oes.  bitten  nan  om  Anweisung: 

1)  ob  sie  des  Kf.  Mediation  durch  Einlieferung  des ,  Memorials,  nnd 
zwar,  ob  neben  der  kaiserlichen  oder  absonderlichi  offerieren  oder  damit 
einhalten  sollen,  bis  sie  unter  der  Hand  erfahren,  dass  dieselbe  aDgenehm 
sein  werde, 

2)  ob  sie  zugeben  sollen,  dass  Friquet  proponiere,  dass  sie  z  u  der 
angefangenen  Handlung  zugezogen  werden, 

3)  ob  sie  etwas  näheres  wegen  der  Evacuation  und  Assistenz  ▼orstellen 
und,  ohne  die  Gommunication  des  Lüneburgischen  Tractats  abzuwarten,  ein 
anderes  Project  aufsetzen, 

4)  ob  sie  das  Project  der  Allianz  communicieren, 

5)  ob  sie  sich  auf  schriftliche  oder  mündliche  Verhandlungen  mit  de 
Witt  vor  d'Estrades  einlassen  sollen. 


GeheimenrathsprotokoU.     D.  Cleve  1.  December  1665. 

[Ob  Kf.  Holland  assistieren  solle.] 

1.  Dec.  Gr.  D.^:  zu  8000  Mann  Werbegeld  und  zu  8000  Subsidiengeld, 

Ol'soy  einräumen,  dass  S.  Gbf.  D.  Ursach  hätten,  sich  einzulassen. 
Dass  1)  Torbehielten,  dass  die  Hülfe  k  part  agirte,  2)  dass  S.  Gbf.  D. 
als  ein  Ghurfürst,  wann  der  Friede  geschlossen,  von  Münster  keine 
Satisfaction  begehreten. 

H.  0. 5 :  Es  wären  S.  Chf.  D.  rationes  dissuasoriae  vorgelesen, 
weil  es  aber  scheinet,  dass  S.  Gbf.  D.  durch  dero  Gesandte  schon 
eingestiegen,  und  nicht  wohl  zurückkönnen,  so  hielte  er  davor,  dass 
S.  Gbf.  G.  sich  verbinden  könnte, 

1)  doch  dass  der  Friede  ehest  restabiliret, 

2)  dass  S«  Gbf.  D.  sich  reservirten,.  noch  erst  einen  Versuch  zu 
thun   ob  Münster  und  Holland  sich  retiriren  wollte. 

3)  dass  die  Allianz  und  Fr.  Garantie  pari  passu  ginge, 

auch  dass  S.  Gbf.  D.  solches  offenherzig  dem  Kaiser  andeuteten, 
und  dass  sie  es  blos  tbäten,  den  Bischof  von  Münster  von  seinen 
weitläufigen  Desseinen  abzuhalten. 

Aehnlich  auch  die  anderen:  t.  Ganstein:  wenn  S.  Gbf.  D.  die  con- 
ditiones  von  dem  Staat  pr&stiret  werden,  es  nicht  zu  widerrathen. 

Jena:  wenn  nnnS.  Ghf.  D.  die  Sache  recht  finden,  pu  tat  S.  Gbf.  D.  thun 
besser,  die  Sache  alsobald  anfangen,  als  wenn  andere  mehr  sich  impliciren. 


0  Graf  Dohna. 

^  Oberpräsident  ▼.  Schwerin. 


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Berathnogen  im  Geh.  Ratbe  ober  die  AlliaDfe  a.  die  franzosischeo  Vorschlage.     671 

Blaspeil:  Die  Staaten  haben  sich  bisher  nicht  za  thon  erklären 
wollen,  was  sie  Lüneburg  gethan.  Wenn  nnn  der  Stnat  dahin  za  dispo- 
niren  zu  näherem  Erbieten,  müsste  man  solches  vornehmen.  Sollte  der 
Staat  nicht  darzn  zu  bringen,  wäre  zn  fragen:  quid  tunc?  wenn  sie  kein 
subsidinm  geben,  ob  ihnen  za  assistiren? 

S.  Chf.  D.:  haben  2  Ursachen:  1)  dass  sie  als  Churf&rst  schuldig, 
das  Beich  in  Frieden  zu  setzen, 

2)  religio,  so  eine  von  den  Yornehrosten,  dass  sie  nicht  wollten, 
dass  der  Staat  sollte  zu  Grunde  gehen:  Meine  Lande  seind  also  si- 
tuiret,  dass  sie  nicht  können  wohl  daraus  bleiben,  diese  Lande  seind 
mit  Gatholischen  umzingelt,  neutral  zu  bleiben  ist  ein  Wurm,  so  sich 
selbst  verzehret.    Wolle  noch  weitres  nachdenken. 


GeheimenrathsprotokoU.     D.  [Cleve]  2.  December  1665. 

[ResolatioD  auf  die  von  du  Moolin  vorgebrachten  Paokte.] 

H.  0.  Praes.  Relation  von   der  Conferenz   mit  dem  Franzosen  2.  Dec. 
le  S'.  du  Moulin'). 

1.  Gompliment,  dass  der  König  sich  näher  mit  S.  Chf.  D.  uniren 
wollten. 

Rs.  Bedankung  in  genere. 

.2.  Die  Dorstenschen  Tractaten  nicht  zu  ratificiren,  was  die  Zu- 
sammensetzung des  Westphälischen  Kreises  belanget,  aber  ratione  con- 
directorii  könnte  wohl  sein. 

Rs.  dass  S.  Chf.  D.  wohl  gesehen,  dass  es  zu  einiger  Offension 
oder  Ombrage  dem  Könige  reichen  möchte. 

3.  dass  seinem  Könige  lieb,  dass  S.  Chf.  D.  mit  einem  considerab- 
len  corpo  hier  angelanget. 

Rs.  mit  Complimenten  zu  beantworten. 

4.  dass  der  iLonig  zwar  mit  allen  in  gutem  Verstände,  aber  qu'il 
se  confioit  plus  en  Talliance  avec  les  protestants  qu'avec  les  autres. 

Rs.  wäre  S.  Chf.  D.  lieb,  dass  er  so  gut  Vertrauen  zu  den  Pro- 
testirenden  hätte,  weil  er  aber  begehrte,  dass  S.  Chf.  D.  sollten 
offenherzig  gehen,  so  hätte  es  die  gute  Confidenz  sehr  gemindert,  dass 
die  Reformirten  dergestalt  heftig  verfolget  würden,  und  stellten  zu 
bedenken,  ob  er  nicht,  als  seine  Vorfahren  gethan,  die  Freiheit  der 
Religion  verstatten  wollte. 


')  Utiber   deasen    damalige   Gesandtschaft  an    den    Rf.  8.  Urk.  u.  Akt.  II 
S.  309ff.  M^moires  d'fistrades  UI  S.  5S9ff. 


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672  n.    t>er  MöDfitersche  Krieg. 

5)  begehrete  S.  Chf.  D.  BedeDken  bei  diesem  Zustand. 

Rs.  weil  I.  K.  M.  allzeit  ihre  Gloria  in  Beförderung  des  Friedens 
gesucht,  so  hielten  sie  das  beste,  dass  der  König  denen  die  Hand 
bieten  möchte,  damit  der  Frieden  ehestens  restabiliret  würde. 

6.  Mesintelligence  zwischen  Engelland  und  Frankreich. 

Rs.  Ob  der  König  wollte  dahin  sehen,  damit  die  Dissidie  beige- 
leget, was  Sie  darzu  cooperiren  könnten,  wollten  Sie  gern  thun. 

7.  Allianz  mit  Schweden.  Stösse  sich  nur  in  der  Assistenz 
contra  Moskau,  worzu  S.  Chf.  D.  sich  nicht  Terstehen  könnten. 

8.  Mit  dem  Herzog  von  Neuburg,  ob  wir  in  gutem  Vernehmen 
stehen. 

9.  Mit  den  Tractaten  in  Holland,  dass  S.  Chf.  D.  die  Allianz 
befordern  möchten. 

10.  wegen  J&gerndorf. 

Die  Hauptalliance  mit  den  Staaten,  dass  S.  CÜf.  D.  eintreten 
möchten,  der  König  wollte  S.  Chf.  D.  mit  Cfeld  und  Volk  assistiren. 


Der  Kurfürst   an  die  Gesandten  im  Haag.    D.  Cleve 
23.  November/ 3.  December  1665. 

[aaf  den  Bericht  vom  21.  November /l.  December.     Bescheid  aaf  die  Anfragen.] 

3.  Dec.  ad  1  und  2.    Auf  die  Mediation  sollen  sie  nicht  eben  dringen,  bis 

sie  sehen  werden,  dass  dieselbe  den  Staaten  angeuehm  oder  aber  dass  von 
der  Allianz  nichts  zu  hoffen  sei,  inzwischen  aber  geschehen  lassen,  dass 
Friquet  aas  sich  selbst  and  im  Namen  des  Kaisers  begehre,  dass  sie  mit 
znr  Conferenz  gezogen  werden. 

ad  3.  Wegen  derEvacoation  lässt  Ef.  es  bei  dem  desfalls  gemachten 
Aufsatz,  wie  derselbe  in  der  entworfenen  Allianz  enthalten  ist,  bewenden. 
Wegen  der  Assistenz  erbietet  er  sich,  8000  MatiB  innerhalb  sechs  Wochen 
nach  getroffenem  Schlass  für  den  Staat  and  ausserdem  noch  ein  corpus  von 
etlichen  tausend  Mann  in  Bereitschaft  zu  halten,  Ges.  sollen  ihn  förderlichst 
wissen  lassen,  ob  solche  Hülfe  dem  Staat  annehmlich,  damit  er  die  nöthige 
Anstalt  daza  bei  Zeiten  machen  könne;  inzwischen  können  sie  sich  den 
mit  Waldeck  gemachten  Vergleich,  welchen  Kf.  nur  yor  dem  Abschlnss 
gesehen,  ohne  eine  Abschrift  zu  behalten,  erbitten. 

ad  4.  Könnte  die  Commonication  der  projectierten  Allianz  mit  Vorbehalt 
fernerer  Erinnerungen  wohl  geschehen,  jedoch  müsste  aasgelasaen  werden, 
dass  KT.  den  Secoors  der  2000  Mann  alsbald  prästieren  sollte. 

ad  5.  Ist  Kf.  zufrieden,  dass  sie  in  Gegenwart  des  französischen  Am- 
bassadeurs; zum  Beweis  des  zu  ihm  tragenden  Vertrauens,  mit  de  Witt 


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Bericht  v.  Schonings.  .  673 

sich  in  Gespräch  einlasscD ,  doch  soll  von  dem,  was   hinc  inde  vorgeht, 
ein  Protokoll  aufgenommen  werden. 


V.  Schöning  an  den  Kurfürsten.    D.  Cleve  7.  December  1665. 

[Bericht  über  seine  VerhaDdlungeo  am  K.Cölnischen  Hofe  und  mit 
Pfalz  -  Neuburg.] 

£r  ist  SO.  November  zu  Bonn  angekommen,  hat  am  anderen  Tage  7.  Dec. 
Mittags  Audienz  bei  dem  Kurfürsten  und  am  Nachmittag  eine  Conferenz 
mit  dem  Bischof  von  Strassburg,  dessen  Bruder  Graf  Wilhelm  und 
dem  Kanzler  Buschmann  gehabt  und  denselben  die  Vorschläge  des  Kf. 
mitgetheilt,  hat  aber  bald  verspürt,  dass  man  der  Münsterschen  Partei  ziem- 
lich affectioniert  sei,  sowie  dass  K.Göln  sich  schwerlich  zu  etwas  Gewissem 
resolvieren  würde,  ehe  er  mit  Pfalz-Neu  bürg  communiciert  hätte.  Auf 
den  Vorschlag  wegen  einer  Zusammenkunft  der  Westfälischen  Kreis- 
verwandten und  dass  sich  Kf.  des  directorii  halber  mit  Pfalz-Neuburg 
vergleichen  wollte,  erwiderte  ihm  der  Bischof  von  Strassburg,  er  wisse, 
dass  Pfalz-Neuburg  sich  dazu,  wenn  nicht  auch  die  anderen  Punkte  der 
Dorstenschen  Traktaten  mitverglichen  und  ratificiert  würden,  nicht  verstehen 
könnte;  da  auch  die  beiden  anderen  Deputierten  sich  sehr  kaltsinnig  zu 
diesem  Punkte  zeigten,  so  brachte  er  des  Kf.  Vorschlag,  dass  die  Vor- 
nehmsten des  Kreises  zusammenkommen  und  von  Abbelfuog  dieser  Kriegs- 
unrube  deliberieren  möchten,  vor,  womit  sowie  mit  der  Qesamtschickung 
aller  dreier  au  Münster  sie  einverstanden  waren.  Auf  einer  neuen  Con- 
ferenz am  folgenden  Tage  theilte  ihm  der  Bischof  von  Strassburg  im 
Namen  K.Cölns  mit,  derselbe  wünschte  zwar  eine  Zusammenkunft  des 
Westfälischen  Kreises,  sehe  aber  jetzt  keine  Möglichkeit  dazu,  er  wäre 
zufrieden,  dass  man  unter  sich  zusammenkäme,  hielte  aber  für  hochnöthig, 
dass  auch  das  Haus  Braunschweig  mit  dazu  gezogen  werde,  da  dann 
die  Staaten,  die  auf  dessen  Hülfe  sich  sehr  verlassen  sollten,  sich  leichter 
zum  Frieden  bequemen  würden.  Mit  der  GesamtschickuDg  in  des  Kf., 
seinem  und  Pialz-Neubnrgs  Namen  an  Münster  sei  er  auch  einverstanden, 
und  da  er  höre,  Scb.  wolle  auch  zu  Pfalz -Neu  bürg  reisen,  wolle  er  den 
Bischof  von  Strassburg  auch  dabin  schicken  und  ihm  dort  durch  diesen 
in  beider  Namen  Resolution  auf  seine  Vorschläge  ertheilen  lassen.  Darauf 
ist  er  nach  Bensberg  zu  Pfalz-Neuburg  gereist.  Derselbe  antwortete 
auf  seine  Proposition,  er  wäre  zu  allem  bereit,  wodurch  der  Friede  beför- 
dert werden  könnte,  er  hoffte  aber  nicht,  dass  Kf.  begehren  würde,  dass  der 
Punkt  des  directorii  ohne  die  anderen,  welche  zu  Dorsten  abgehandelt  wor- 
den wären,  verglichen  werden  sollte,  wiewohl  er  wünschte,  nicht  allein  gute 
Vertraulichkeit  mit  Kf.  zu  machen,  sondern  auch,  dass  man  ein  vinculum 
unter  ihrer  beider  Posterität  stiften  könnte.  Wegen  der  Particularzusam- 
menkunit  und  der  Abschickung  an  Münster  wollte  er  sich  erst  mit  dem 
Bischof  von  Strassburg,  der  bereits  etliche  Stunden  vor  ihm  angekommen 

Mater,  s.  Geach.  d.  G.  Korfunten.    ZJ.  43 


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674  11-    I>«r  MünsterBohe  Krieg. 

bereden.  Am  anderen  Tage  ertheilte  ihm  Pfalz-Neobu  rg  im  Namen 
K.Cölns  und  seinem  eigenen,  in  Gegenwart  des  Bischofs  von  Strassbarg 
die  Antwort,  man  könnte  nnter  sich,  und  zwar  am  füglichsten  in  Cle^e, 
zusammenkommen,  nm  zn  berathen,  wie  diese  Kriegsnnruhe  za  stillen,  es 
würde  aber  sehr  nützlich  sein,  wenn  anch  das  Hans  Brannschweig  mit 
zn  solcher  Gonferenz  gezogen  würde,  E.Cöln  wolle  einen  Expressen  an 
die  Herzoge  schicken,  anch  Kf.  möchte  das  Gleiche  thnn,  damit  sie  sich 
nicht  öffentlich  für  die  Holländer  erklärten,  denn  alsdann  könnten  sie  nn- 
möglich  mit  zn  Mediatoren  gebraucht  werden ;  anch  wollten  sie  m  öglichst  bald 
nebst  Kf.  zu  dem  Bischof  ?on  Münster  schicken  und  diesen  tod  seinem 
Vornehmen  dehortieren  lassen.  Er  schlug  auch  vor,  gemeinsam  an  den 
König  von  Frankreich  zn  schreiben  und  diesen  zn  ersuchen,  bei  den 
Staaten  den  Frieden  zu  befördern,  anch  durch  die  Gesandten  in  Regens- 
bürg  das  Werk  betreiben  zn  lassen.  Dabei  erwähnte  er  anch,  ob  man 
nicht  bei  jetzigen  Verhältnissen  ihrer  aller  Interesse  zugleich  bei  den  Staaten 
beobachten  könnte.  Sonst  liess  Pfalz-Neuburg  die  grösste  Affection 
für  Kf.  blicken ;  er  nahm  Seh.  nachher  auf  die  Seite  und  trug  ihm  auf,  dem 
Ef.  zu  hinterbringen,  er  fürchte  sehr,  es  würde,  wenngleich  die  Sachen  mit 
den  Staaten  und  Münster  gestillet  wären,  eine  grosse  Unruhe  zwischen  dem 
Kaiser  und  dem  König  von  Frankreich,  wenn  der  junge  König  von 
Spanien,  der  allezeit  sehr  krank  sei,  sterben  sollte,  entstehen,  ob  Kf., 
der  in  so  guter  Alliance  mit  Frankreich  stünde,  sich  nicht  interponieren 
wollte  mit  diesem  Vorschlag,  dass  man  zwischen  den  beiden  Hänptern  einen 
heimlichen  Vergleich,  wie  es  mit  den  Spanischen  Niederlanden  nach  des 
jungen  Königs  Tod  gehalten  werden  solle,  treffen  und  so  diesen  Krieg  ver- 
hindern könnte.  ' 


Der  Kurfürst  an  Baron  de  Goes  ^).    D.  Cleff  9.  December  1665. 

[Die  hoUäDdischen  FriedensbediognogeD,  er  soll  den  Bischof  zur  Annahme  der- 
selben ZQ  bewegen  suchen.] 

9.  Dec.  £r  hat  ans  dem  Haag  Nachricht  empfangen ,  dass  die  Staaten  tod  ihren 

früheren  Forderungen,  dass  sie  für  den  ?on  dem  Bischof  von  Münster  ihnen 
zugefügten  Schaden  Satisfaction  erhalten,  und  dass  das  Stift  Münster  in 
andere  Hände  kommen  müsse,  auf  Remonstrieren  Friquets  und  seiner 
Räthe  abgestanden  und  sich  bereit  erklärt  haben,  auf  folgende  6  conditiones 
mit  dem  Bischof  Frieden  zu  machen: 

1)  Sollte  derselbe  alle  occnpierten  Oerter  restituieren, 

2)  alle  seine  Völker  ausser  denen,  welche  zu  Besetzung  seiner  Gar- 
nisonen von  nöthen,  abdanken, 

^}  Derselbe  war  vom  Kaiser  zum  Kf.  nach^Gleve  geschickt  worden  und 
hatte  sich  dann  zn  dem  Bischof  von  Münster  begeben,  am  diesen  anf  Qrand 
der  im  Haag  mitFriqnet  vereinbarten  Bedingungen  (oben  S.  669)  zum  Friedeo 
zn  bewegeo,  s.  Alpen  I  S.  715. 


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Die  holIändiscbeD  FriedensbediDgaDgeD.  675 

3)  anf  alle  praetensiones,  welche  er  oder  das  Stift  wider  den  Staat  habe, 
iDsonderheit 

4)  auf  die  englische  Allianz  rennntiieren  und  keine  neuen  wider  den 
Staat  machen, 

5)  sich  aller  ferneren  Offension  enthalten. 

6)  Der  Kaiser  und  Kf.  sollten  dafür  Garanten  bleiben. 

Kf.  findet  zwar  einige  dieser  Bedingungen  sehr  hart,  glaubt  aber  doch, 
dass  es  sowohl  dem  Bischof,  als  auch  dem  Kaiser  und  Reiche  am  fürträg» 
liebsten  sein  würde,  den  Zeitumständen  in  so  weit  nachzugeben  und  lieber 
anf  diese  Conditionen,  die  man  doch  aufs  beste  zu  mildern  und  des  Bischofs 
Securität  gleichfalls  zu  beobachten  trachten  würde,  Frieden  zu  schliessen, 
als  alles  in  den  höchsten  hazard  zn  setzen.  Er  ersucht  ihn  also,  dieses 
dem  Bischof  zn  remonstrieren  und  die  Sache  zum  guten  Ausschlag  aufs 
schleunigste  zu  befördern,  auch  den  dorthin  geschickten  Gesandten  des 
Herzogs  August  von  Braunschweig^)  zur  Mitwirkung  dazu  zu  bewegen '). 


Proposition  des  englischen  Gesandten  Sir  Walter  Vane  s.  1. 
et  d.  [Cleve  c.  12.  December  1665')]. 

[VerhaltoiB  des  englischen  Königs  zu   dem  Bischof  von  Münster,  der  Bischof 

wird  nichts  gegen  die  protestantische  Religion  noternehmen.    Aufforderung  an 

den   Kf.,  seiDe   Ansprüche  gegen   die  G.Staaten  geltend   zo  machen,  sich  des 

PriozeD  von  Oraoien  anzunehmen  und  zwei  englische  Schiffe  freizugeben.] 

1.  Le  roi  —  m'a  comandö  de  faire  entendre  ä  S.  A.  E.  qua  Iec.l2.Dec. 
secours  qu'il  a  creu  en  justice  devoir  et  pouvoir  donner  k  TEvesque 

^)  V.  Heimbnrg.  Herzog  August  theilt  dem  Kf.  (d.  Wolffenbuttel  10./20.  De- 
cember 1665)  mit,  er  habe  denselben  schon  vor  3  Wochen  zo  dem  Bischof  von 
Monster  geschickt;  nachdem  derselbe  sich  zor  Annahme  seiner  Yermittelung 
bereit  erklärt,  sei  H.  nach  dem  Haag  gegangen,  um  diese  aoch  dort  anzu- 
bieten. 

^  Der  Bischof  von  Blonster  schreibt  dem  Kf.  (d.  St.  Lodgersborg  17.  De- 
cember 1665),  der  kaiserliche  Gesandte  de  Goes  habe  ihm  gerahmt,  wie  eifrig 
sich  Kf.  om  Beilegong  der  zwischen  ihm  und  den  Staaten  entstandenen  Unrohe 
bemühe,  er  dankt  dafür,  bittet  von  der  Interposition  nicht  nachzolassen  ood 
verweist  im  übrigen  aof  die  de  Goes  gemachten  Erklärongen. 

')  Dazo  die  Bemerkong  0.  v.  Schwerins:  „Diese  Ponkte  seindt  von  dem 
englischen  Gesandten  H.  Walther  Yahne  eingegeben,  woraof  H.  Gantzier 
Jena  ond  ich  verschiedene  Conferentien  mit  ihm  gehalten."  Das  Creditiv  König 
Karls  n.  für  Vane  ist  datiert  Oxford  7.  November  1665.  Die  Chronologie  dieses 
ond  des  folgenden  ondatierten  Schriftstücks  ergiebt  sich  ans  den  Bemerkongen 
in  den  Geheimenraths-Protokollen :  »4./14.  December.  Des  englischen  Abgesandten 
Yeens  schriftliche  Memorial  verlesen  worden,  angehend  den  Bischof  von  Münster, 
item  wegen  der  2  Chorf.  in  Engelland  angehaltenen  Schiffe.  Rs.  wegen  Bischofs, 
daas  er  die  evangelischen  Prediger  verjaget  ond  Catholische  einführet.  Dass 
S.  Chf.  D.  nicht  gewosst,  dass  er  mit  dem  Könige  in  Engelland  in  Allianz,  der 

43* 


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676  n.    Der  Mfinstersche  Krieg. 

de  Münster  k  cause  des  injures  et  affronts,  que  les  Estats  Generaux 
ont  fait  au  dit  Evesque,  n'ont  pas  estä  seulement  donnö  k  cette  fin, 
mais  aussi  pour  par  ce  moyen  divertir  leur  forces  et  les  faire  attaquer 
dans  le  coeur  de  leur  pays  pour  ainsi  faire  une  diversion  considerable 
pour  ses  interests  propres. 

Mais  comme  le  Roi  a  voulu  obliger  TEvesque  de  Munster,  11  a 
foutefois  retenu  ce  lien  sur  lui,  par  son  alliance  et  traittö,  quMl  asseure 
S.  A.  E.  que  TEvesque  de  M.  n'entreprendra  rien  contre  la  religion 
protestante  ny  les  professeurs  de  cette  religion,  sur  le  pur  motif  de 
religion,  au  contraire  que  le  dit  Evesque  est  obligö  de  ne  faire  de  plus 
grands  progres  qu'il  plaira  au  Roi  mon  maistre,  mais  mesme  qu'il 
posera  les  armes,  quand  il  en  sera  desirö,  par  la  S.  A.  E.  peut  juger, 
que  les  desseins  du  Roy  par  ce  secours  n'ont  pas  estö  pour  prejudi- 
cier  ny  endommager  ses  alliäs  ny  8.  A.  E.  en  particulier. 

Le  Roy  advoue  qu'il  a  estö  surpris,  et  ne  peut  qu'avec  quelque 
Sorte  de  douleur  se  plaindre,  de  ce  qu'il  a  estä  informä  que  S.  A.  E. 
avoit'  taschö  de  mettre  des  jalousies  dans  la  Couronne  de  Swede  '), 
comme  si  TEvesque  de  M.  avoit  eu  des  desseins  et  mesme  machinoit 
quelque  cbose  contre  la  religion  protestante,  le  Roy  vous  asseure  qu'il 
ny  consentiroit  jamais,  et  espere  que  V.  A.  E.  ne  croira  pas  legere- 
ment  les  inventions  de  ses  ennemis,  mais  plustost  qu'il  taschera 
de  prevenir  aucun  dessein  de  cette  nature  autant  que  prince  vivant. 

II  considere  aussi  les  injures  et  usurpations  que  la  maison  Elec* 
torale  a  souffert  de  longtemps  des  Estats  Generaux,  il  auroit  estä  fort 
aise  d'avoir  peu  contribuer  plustot  aucune  chose,  pour  recouvrir  ce 
qu'ils  ont  assaisies  aux  predecesseurs  de  S.  A.  E.,  l'occasion  s'offre 
asteure  et  j'ay  ordre  du  Roy  mon  maistre  d'asseurer  S.  A.  E.  de  tont 
son  credit  et  puissance  pour  faire  faire  satisfaction  des  usurpations  des 
Estats  Generaux. 

Le  Roy  m'a  commandö  de  donner  k  cognoistre  le  grand  soing 
quMl  a  des  interests  de  S.  A.  le  Prince  d' Orange  et  prie  S.  A.  E. 
dans  cette  conjointure  de  Touloir  joindre  ses  interest  au  siens  pour 
son  restablissement. 


Bischof  nehme  es  aach  in  seinem  Manifest  ganz  anders  als  seine  particnliere 
Sache. 

16.  December  1665.  H.  O.  Präs.  referiret,  was  gestern  bei  der  Conferenz 
mit  dem  Englischen  Gesandten  vorgegangen  wegen  des  Mdnsterachen  Krieges.* 

')  S.  oben  S.  65«. 


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VerhandluDgeD  mit  dem  eDglischen  Gesandten  Vane.  677 

J'ay  ordre  aussi  de  reclamer  les  deux  yaissaux')  arrestes  au 
Pillo,  asfavoir  le  Nigfatingal  de  Londres,  son  maistre  8'appellaDt  John 
Parker,  et  la  Satisfaction,  Henry  Worley  son  maistre,  et  je  supplie 
que  S.  A.  E.  veuille  les  faire  relascher. 


Resolution  auf  des  Ritters  Vahne  angebrachte  pnncta  nach 

denen  mit  ihm  gehaltenen  Oonferentien.  s.  1.  et  d.  (Cleve 

14  December  1665.) 

[Die  engen  Beziehungen  des  Königs  zu  dem  Bischof  von  Münster  sind  dem  Kf. 
bisher  unbekannt  gewesen,  der  Bischof  schädigt  die  protestantische  Religion. 
Ef.  kann  jetzt  gegen  Holland  nicht  Krieg  führen/ sich  nur  vorsichtig  der  Inter- 
essen des  Prinzen  von  Oranien  annehmen.] 

S.  A.  El.  a  estö  seulement  informäe  de  M.  le  comte  de  Garling-  14.  Dec. 
fort'),  que  la  guerre  de  TEvesque  de  Munster  contre  les  Estats  Ge- 
neraux  s'estoit  fait  au  sceu  de  S.  M^.  et  e'est  en  mesmes  termes  que 
sad.  M^.  en  aje  escrit  k  S.  A.  E.  Mais  parce  que  M.  de  Vaen  outre 
eela  a  declarä  qu'il  y  avoit  une  alliance  si  estroite  entre  le  Roy  et 
TEvesque,  que  ce  dernier  ne  pourroit  pas  faire  autre  progres  qu'  k 
la  mesure  que  le  Eoy  le  desireroit,  et  qu'il  seroit  Obligo  de  mettre 
les  armes  bas,  qnand  il  plairoit  ä  Sa  M^.,  les  Commissaires  de 
S.  A.  E.  ont  dit  la  dessus  que  eela  auoit  est6  incogneu  ä  Elle  et 
qu'ensuite  de  eela  le  Roy  ne  pourroit  point  prendre  estrange  que 
S.  A.  E.  auoit  jugä  TEvesque  selon  ses  propres  declarations  qui 
n'avoient  jamais  parI6  de  cette  alliance  mais  seulement  de  quelques 
injures  particulieres  receues  des  Provinces  unies. 

ad  2.  S.  A.  E.  est  bien  persuad^e  que  Sa  M^.  ne  prestera  pas 
la  main  k  TEyesque  pour  faire  de  prejudice  ä  la  religion  protestante 
et  qu'elle  a  bien  d'autre  yis6e,  quand  sad.  M^^.  luy  a  donn6  de  Targent 
pour  faire  ceste  gnerre:  Mais  cependant  il  demeure  veritable  que 
TEvesque  apporte  de  grands  prejudices  k  la  dite  religion.  Unius  enim 
rei  multi  possunt  esse  fines. 

ad  3.  Les  Provinces  unies  estants  k  present  en  necessitä  et  S.  A.  E. 
ne  desirant  rien  que  la  paix,  il  est  facilement  k  juger  qui  entre  eux 


1)  Ueber  diese  von  dem  Kf.  infolge  der  Beschlagnahme  zweier  Schiffe  des- 
selben in  England  vorgenommene  Repressivmassregel  s.  Pufendorf  X  §  6 
(S.  645  f.).    Droysen  111  3  S.  71. 

>)  S.  oben  S.  654.  656. 


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678  11-    ^^^  MfinsterBche  Krieg. 

cherche  une  coDJoinction  des  armes.  S.  A.  E.  repete  ses  remereie- 
ments  de  Voblation  de  ralliance,  mais  parceque  ceile,  qai  est  desia 
fait,  n'est  point  expir^e,  on  ne  s^ait  point  ä  quelle  fin  on  en  voudra 
faird  une  autre,  les  obstacles,  qui  se  trouvent  pour  faire  la  guerre 
contre  les  Hollandois  ayant  estä  vivement  representes  aux  Conferences. 
4.  S.  A.  E.  remercie  tres  humblement  le  Roy  de  la  const&nte 
affection  qu'il  porte  envers  le  Prince  d' Orange  et  du  soing  qu'il  a 
pour  son  restablissement,  Fasseurant  de  son  co8t6  qu'elle  ne  manquera 
Jamals  de  contribuer  de  sa  part  tout  ce  qui  luy  sera  possible  pour 
cette  fin.  Mais  S.  A.  E.  se  trouve  obligäe  de  dire,  que  si  dans  les 
conjoinctures  presentes  on  en  feroit  seulement  de  recommandations, 
que  Ion  le  prendroit  comme  si  on  vouloit  foreer  lestat  et  que  des 
autres  en  pretendoient  des  obligations,  qui  appartiendroient  uniquement 
ä  lestat.    8.  A.  E.  promet  neanmoins  de  n'y  vouloir  rien  negliger. 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cleff  15.  December  1665. 

[VerwerfuDg  der  von  den  Holländern  vorgeBchlageDeo  BediogaoffeD.] 

15.  Dec.  Er  bat  gestern   durch   einen  Expressen    voq    seiner   Schwiegermatter 

Nachricht  erhalten,  anter   welchen  Beüingungen   die   Staaten  mit  ihm  ab- 
schlies&en  zu  wollen  erklärt  haben  ^). 

Wir  finden  aber  die  Punkten  gar  sehr  von  unserm  Begebren 
entfernet,  jedoch  weil  wir  uns  wegen  Orso  gar  anders  und  nach  des 
Staats  Verlangen  erkläret,  so  wollen  wir  hoiSfen,  sie  werden  sich  aacb 
anders  und  also  vernehmen  lassen,  dass  wir  Ursache  haben  können 
uns  ferner  zu  resolviren. 

Da  Bl.  seine  Intention  genügend  bekannt  ist,  so  soll  er  mit  der  Prin- 
cessiu  darüber  reden,  derselben  die  in  den  übersandten  Puncten  enthaltenen  ge- 
ringen Offerten  anweisen  und  sehen,  wie  alles  am  vortheilhaftesten  eiozurichteo. 

Des  Ritter  Vahne  Replique  auf  unsre  Resolution,  s.  1.  et  d. 
[Cleve  17.  December  1665.]*) 

[Aufforderang  zu  einem  Bündnis  mit  England  and  Münster  gegen  Holland  und 
zu  gemeiuschaftlichen  Sobritteo  zur  Wiederberstellang  des  Prinzen  von  Oracien.] 

17.  Dec.  Le  Roy  mon  maistre  sera  estonnö,  que  S.  A.  E.  n'eust  sceu  plos- 

tost  ralliance  qu'il  avoit  faite  avec  TEvesque  de  Munster,  puisque 

0  ö.  Aitzema  V  S.  669.    Urk.  u.  Akt.  III  S.  IGO. 

^  Geheimeuraths-Protokoll  vom  18.  December  1665:  «Des  K.  Engliachen  Ge- 
eandteo  Antwort  bei  der  gestrigen  Conferenz   mit  dem  H.  0.  verlesen  worden.* 


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YerhaDdluDgen  mit  dem  eDglischeD  GesandteD  Yane.  679 

le  Mylord  Carlingfort  avoit  eMi  avec  luy,  qu'il  espere  qu'il  n'est 
pas  encore  trop  tard  pour  pouvoir  prevenir  les  inconvenients,  qui 
pourroit  arriyer  en  cas  que  S.  A.  £.  taschoit  d'empescher  les  progres 
de  TEveBque  de  Munster,  ou  s'allioit  avec  les  ennemis  du  Roy, 
j'ay  ordre  de  dire  k  S.  A.  E.,  si  cela  se  fait,  que  le  Roy  le  prendra 
pour  la  deruiere  desobligation. 

Que  le  Roy  sera  marry  d'entendre  que  TEvesque  aist  fait  ou 
youloit  faire  de  cette  guerre  une  guerre  de  religion,  car  cela  n'a  pas 
esfö  les  intentious  du  Roy  et  le  Roy  ne  souffrira  pas  que  son  honneur 
soufifrist  en  cela.  , 

Quand  au  Traict6  avec  les  Estats  Generaux,'je  suis  informä 
qu'elle  passe  bien  avant  et  que  le  seul  obstacle  qui  empesche  la 
conclusion,  est  de  la  part  de  M.M.  les  Estats  Oeneraux.  C'est 
pourquoy  j'ay  creu  estre  mon  devoir  d'offrir  k  S.  A.  E.  selon  mes  in- 
structions  et  de  la  part  du  Roy  mon  maistre  pour  oster  toute  sorte 
de  mesintelligence,  qui  pourroit  arriver  entre  le  Roy  et  S.  A.  E.  un 
traitt6  ou  confederation  entre  le  Roy  mon  maistre  S.  A.  E.  et  FEvesque 
de  Munster  contre  les  Estats  et  cela  sur  des  pactes  et  termes  con- 
venable  au  Roy  et  S.  A.  E. 

Quand  aux  affaires  du  Prince  d'Orange,  je  suis  asseurä,  que*) 
le  bon  party  dans  ce  pays  veust  son  retablissement  et  que  devant 
Tarriv^e  de  M.  de  Witt  on  avoit  propos6  avec  beaucoup  de  chaleur 
de  le  faire  Capitaine  et  Admiral  General,  mais  de  qu'il  fust  arrivä,  il  a 
renversä  tout  cela,  par  ou  on  peust  voir,  que  ce  n'est  pas  la  force 
contre  qui  on  crie  tant,  ny  mesme  le  bien  du  pays,  qui  empesche  son 
retablissement,  mais  purement  une  cabale,  envenimöe  de  longtemps 
contre  le  bien  de  cette  maison,  c*est  pourquoy  le  Roy  mon  maistre 
espere  que  S.  A.  E.  se  joindra  avec  le  Roy  mon  maistre  pour  le  re 
tablissement  de  S.  A.  le  Prince  d'Orange'). 


^)  Ueber  die  damals  von  der  oraDiachen  Partei  su  goDSten  des  Priosen  von 
Oranien  gemachten  Versuche  und  deren  Vereitela Dg  durch  de  Witt  s.  Wicqne- 
fort  m  S.  210ff.    Lefdvre  Pontalis,  Jean  de  Witt  I  8.387. 

*)  Vane  hat  noch  bis  Ende  Febrtiar  1666  sich  in  Gleve  aufgehalten.  Das 
Becreditiv  des  Kf.  für  denselben  ist  vom  16.  Februar  ausgestellt.  Ueber  die 
weiteren  Verhandlungen  mit  demselben  finden  sich  nur  in  den  Geheimenraths- 
Protokollen  folgende  lakonische  Notizen: 

81.  December  1665.  Resolation,  so  dem  Englischen  Gesandten  de  Vaen 
gegeben  werden  sollte,  verlesen  worden, 


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ggO  11*    I^^r  MuDSterBche  Krieg. 

Blaspeil  an  den  Kurfürsten,     D.  s'Gravenhage 
18.  December  1665. 

[Keine  AnsBichteD   fär  den  PrioEen  vod  Oranien,  de  Witt  sacht  die  AUianz- 
verhandlangen  hiosasiehen.] 

18.  Dec.  Die  Sachen  sind  auch  hier  ebenso  wie  in  Amsterdam^)  beschaffen, 
obwohl  gar  wenige  onter  dem  Staat  recht  Wissenschaft  davon  haben,  son- 
dern die  meisten  sich  vor  der  französischen  Freundschaft  fürchten  and  ihre 
HoflTnnng  anf  Erneuerung  der  Allianz  mit  Ef.  setzen,  er  findet  es  daher 
gar  zur  Unzeit,  von  des  Prinzen  von  Oranien  Restitution  auch  das  geringste 
nur  zu  reden.  Er  hat  sonst  de  Witt  gestern,  als  er  ihn  gesehen,  freund- 
licher gefunden  als  bipher.  Die  Punkte*),  welche  jüngst  durch  einen  Ex- 
pressen überschickt  worden,  sind  so  beschaffen,  dass  auch  de  Witt 
schwerlich  geglaubt  hat,  dass  Kf.  sie  würde  annehmen  können,  derselbe 
sucht  auf  diese  Weise  nur  die  Yerhandlongen  hinzuziehen. 


Blaspeil,  Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten, 
D.  Hage  8./ 18.  December  1665. 

[FortsetzuDg  der  Uoterhaodlung.] 

l8.  Dec.  Dieser  Staat  zeigt  grosse  Befriedigung   über  die  sehr  freundliche  Be- 

gegnoDg,  welche  seinen  Committierten  zu  Gleve')  wiederfahren  ist.     Da 

29  December  166ö.  F.  z.  Anhalt  referiret,  dass  der  Englische  Gesandte 
offeriret,  wenn  S.  Chf.  D.  sich  noch  etliche  Monat  wollte  ans  dem  Handel  halten, 
wollte  Engelland  alle  Monat  ^  Tbaler  geben.  Coocept  verlesen,  was  dem 
Eogliscben  Gesandten  zur  Resolution  gegeben  werden  soll. 

IB.  Februar  1666.  Der  H.  0.  Präs.  verlesen  was  S.  Chf.  D.  dem  Englischen 
Gesandten  znm  Abschied  mündlich  sagen  lassen  wollen. 

Doch  vgl.  die  verscbit^denen  MittbeilaDgen  Golbert  Groissi's  über  den- 
selben Urk.  u.  Akt.  II  S.  321.  329.  339.  344f.  351  f.  355f.,  ferner  M^moires 
d'Estrades  III  S.  608.  620  IV  S.  14.  130.  Aitzema  V  8.917. 

^)  Von  dortber  batte  Bl.  am  5/15.  December  bericbtet,  er  habe  die  beiden 
Bürgermeister  Falckenier  und  Spiegel  besacbt,  sich  aber  überzeugt,  dass 
der  letztere  wenig  Eioflass  besitze  nnd  dass  F.  gauz  wie  de  Witt  nur  dorcb 
Frankreich  das  Heil  des  Staates  sncbe,  er  babe  daber  gesehen,  dass  es  keine 
Zeit  sei,  von  dem,  was  ihm  eigentlicb  aufgetragen,  zu  reden. 

')  Die  G. Staaten  batten  Aefang  December  die  Herren  Ripperda  tot 
Bnirse,  Job.  de  Witt  nnd  van  Haren  nach  Cleve  gescbickt,  um  den  Kt  zu 
begrüssen,  uüd  hatten  durch  dieselben  ibm  vorstellen  lassen,  dass  es  für  den 
Staat  disreputierlicb  sein  und  aucb  von  anderen  benachbarten  Fürsten  in  Consequenz 
gezogen  werden  würde,  wenn  sie  jetzt  sich  zur  Räumung  einiger  cleviseher 
Plätze  versteben  würden,  und  batten  den  Kf  als  ibreo  alten  Freund  nnd  Bundes- 
geuossen  gebeten,  davon  abzustehen.  Kf.  batte  erwidert,  er  wolle  den  Punkt 
der  Evacuation  bis  cach  dem  gegenwärtigen  Kriege  mit  Münster  anstehen  lassen 
und  aucb  sein  Aeusserstes  thun,   um  diesen   Krieg  möglichst  bald   gütlich  zu 


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YerhandlaDgen  mit  Holland.  681 

dieselben  in  ihrer  Relation  mitgetheilt  baben,  dass  sie,  Ges.,  die  bisher  ge- 
pflogene Handlung  zn  schliessen  beordert  werden  sollten,  nnd  da  man  in  sie 
gedrungen,  mit  ihrer  Erklärung  noch  vor  dem  Aufbruch  der  Staaten  von  Hol* 
land  einzukommen,  so  haben  sie  eine  solche  Erklärung  ^)  aufgesetzt,  um  sie 
heute  Vormittag  zu  übergeben  und  darauf  Nachmittag  zur  Conferenz  zu 
kommen.  De  Witt,  mit  welchem  sie  gestern  darüber  conferiert,  hat  sich 
trefilich  wohl  augelassen. 


Der  Kurfürst  an  ßomswinckel  und  Copes.    D.  Cleve 
26.  December  1665. 

[Bedingungen  für  die  AlIiaDz  und  die  nähere  Vereinigung.   Erklärung  des 
Bischofa  von  Mflnster.] 

Er  hat  aus  ihrer  und  Blaspeils  letzter  Relation  vom  23.')  ersehen,  26.  Dec. 
dass  man  ihn  nur  aufzuhalten  und  von  anderen  consiliis  zn  divertieren  suche, 
doch  sollen  sie  die  Handlung  fortsetzen  und  iubetreff  der  Allianz  verlangen, 
dass  wenigstens  seine  Preussischen  nnd  Hinterpommerschen,  ebenso 
wie  seine  Cle vischen  Lande  namentlich  darin  einbegriffen  werden,  und 
dass  ihm  freigestellt  werde,  von  Evacuation  seiner  clevischen  Städte  nach 
Abschluss  des  Münsterschen  Friedens  zu  handeln;  ferner  dass  der  Staat, 
was  Kf.  mit  Polen  wegen  Elbing  tractiert,  garantieren  helfe,  doch  will 
Ef.  im  Nothfall  sich  mit  dem  schon  geschehenen  Erbieten  begnügen,  dass 
der  Staat,  ebenso  wie  Frankreich  versprochen  hat,  alle  möglichen 
olficia  deswegen  bei  Polen  anwenden  wolle.  Wenn  die  Allianz  in  Richtigkeit 
gebracht  ist,  sollen  sie  den  Aufsatz  wegen  der  Assistenz  vornehmen  und 
verlangen,  dass,  nachdem  Kf.  sich  erboten,  von  der  Evacuation  Orsoys 
während  dieses  Krieges  abzustehen,  auch  der  Staat  seiner  früheren  Zusage 
nachkomme  und  ihm  ebenso  wie  für  die  Lünebnrgischen  Völker,  für  8000 
Mann  Subsidien  zahle.  Dass  der  General,  welchen  Kf.  über  diese  Truppen 
stellen  wird,  ebenso  wie  der,  welcher  über  die  Lünebnrgischen  Truppen 
bei^ teilt  ist,  dem  Staat  einen  Eid  schwören  solle,  will  er  nicht  zugeben. 

PS.  Der  kaiserliche  Gesandte,  Baron  de  Goes,  hat  ihm  berichtet, 
dass  der  Bischof  von  Münster  sich  zwar  zum  Frieden  geneigt  erwiesen, 
die  ihm  von  demselben  vorgehalteneo ,  durch  Friquet  und  de  Witt  im 
Haag  projectieiten  Artikel  aber  nicht  ohne  weiteres  angenommen,  sondern 
vorgeschlagen  hat,  dass  darüber  näher  verhandelt  und  dazu  eine  Zusammen- 
kunft hier  im  Clevischen  angestellt  werde.  Der  Bischof  wolle  sich  sonst 
die  Mediation  des  Kaisers  und  des  Kf.,  auch  die  von  Brannschweig- 

beendigen,  und  es  war  darauf  verabredet  worden,  dass  die  weiteren  Verband- 
luDgen  darüber  im  Haag  mit  den  Ministem  des  Kf.  geführt  werden  sollten,  s. 
Aitzema  V  8.517.  670f.,  Pafendorf  X  §  12  (S.  651),  Droyeen  UI  3  8.582. 

0  8.  Aitzema  V  S.  517,  Urk.  a.  Akt  IIl  Ö.  161ff. 

')  Dieselbe  liegt  den  Akten  nicht  bei. 


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682  11.    Der  MäDBtersche  Krieg. 

Wolfenbüttel  gefallen  lassen,  wofern  nur  ancb  Herzog  Johann  Friedrich 
Yon  Hannover  dasn  gezogen  würde.  Sie  sollen  darüber  mit  den  wohlge- 
sinnten Regenten  sprechen. 


Der  Kurftlrst  an  Romswinckel  und  Copes.     D.  Cleve 
30.  December  1665. 

fNeoes  Alliao zproject,  ADoahme  der  VermitteloDg  d'EstradeB*.] 

30.  Dec.  Er  hat  ans  den  ihm  zagesandten  Projecten  der  Allianz  and  Assütenz*) 
ersehen,  dass  verschiedene  essentielle  Punkte  darin  geändert  nnd  sie  noch 
sehr  weit  von  einander  entfernt  sind,  er  schickt  ihnen  seinerseits  zunächst 
ein  Project  der  Allianz'),  welches  sie  den  staatischen  Deputierten  mit- 
theilen  sollen. 

PS.  Graf  d'Estrades  erhält  durch  den  £nvoj6  du  Moulin*)  Ordre, 
sich  hierher  zu  begeben  und  zum  Abschluss  der  Traktaten  zwischen  Kf. 
und  den  G.Staaten  mitzuwirken;  sie  sollen  demselben  im  Namen  des  Kf. 
ein  Compliment  machen  und  ihm  anzeigen,  dass  sie  fiefehl  hätten,  ihm 
alles,  was  bei  den  Traktaten  vorgefallen,  mitzutheilen  und  ihn  zu  ersuchen, 
die  Vermittelung  zu  übernehmen. 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.    D.  Cleve 
30.  December  16650. 

[Verwickelter  Stand  der  UnterhandluDgeD.    Bereitwilligkeit  zu  eioer  Zasammeo- 

kttoft  in  Neuss.] 

30.  Dec.  Er  hat  wegen  verschiedener  täglich    vorgefallener   Veränderungen   in 

den  Conjuncturen  bisher  aobteheo  müssen,  sich  endgültig  zu  resolvieren. 
Anfangs  hat  es  allerdings  geschienen,  dass  durch  den  kaiserlichen  Ge- 
sandten de  Goes  ein  Vergleich  würde  zustande  gebracht  werden  können, 
und  der  Bischof  hat  sich  auch  nicht  so  gar  abgeneigt  dazu  gezeigt,  es 
scheint  aber,  dass  die  auswärtigen  Kronen  wie  auch  einige  Reichsstände, 
namentlich  Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  und  der  Bi- 
schof Yon  Osnabrück,  hernacbgehends  sich  je  länger  je  eifriger  dieser 


')  S.  Urk.  u.  Akt.  III  S.  IGlif. 

3)  S.  Urk.  n.  Akt.  in  S.  164. 

*}  8.  über  desseo  zweite  SeoduDg  ao  den  Kf.  (Bnde  December  1665)  Urk. 
u.  Akt.  n  8.  317 ff.    M^moires  d'Estrades  III  S.  &89ff. 

')  Auf  ein  Schreiben  K.Cölos  vom  21.  December,  worin  derselbe  aufragt, 
wie  Rf.  iobetreff  der  mit  v.  Schöning  (s.  oben  S.  673 f.)  verabredeten  von  ihnen 
beiden  und  Pfalz-Neubarg  anzubietenden  Vermittelang  denke,  er  and  Pfals- 
Neuburg  hatten  schon  jbmand  zu  den  braunsch weigischen  Herzogen  ge- 
sehickt,  nm  dieselben  aufzufordern,  zur  Beförderung  des  Werkes  auch  jemand 
nach  üleve  zu  schicken. 


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YerhandlaDgen  mit  Holland.  g83 

Sache  angenotnineD  haben,  nud  dass  dieselbe  imnmehr  in  solchen  Stand 
gerathen  ist,  dass  ohne  deren  Cooperation  der  Friede  schwerlich  zu  er- 
halten sein  möchte^  wie  Kf.  aoch  von  dem  seitdem  bei  ihm  angelangten 
französischen  nnd  englischen  Gesandten  vernommen  hat,  daher  er  zwei- 
feln müsse,  ob  es  nonmehr  in  der  beiden  kriegführenden  Theile  Gewalt 
stehe,  einen  Frieden  nach  ihrem  Gefallen  einsngehen,  zumal  fast  alle  hiesigen 
staatischen  Garnisonen  mit  französischen  Trnppen  angefüllt  sind,  nnd  anch 
die  brannscbweigischen  Truppen  im  Anzug  sein  sollen.  Inbetreff  der  von 
K.  Göln  angeregten  Znsammenschickung  schlägt  er  vor,  dass  diese  lieber 
zu  Neuss  statt  in  Cleve,  welcher  Ort  eng  und  unbequem  und  ToUer 
fremder  Minister  sei,  abgehalten  werde,  er  will  auf  fernere  Mittheilung,  etwa 
in  vier  Wochen,  jemand  dorthin  schicken.  Er  überlässt  es  E. Cöln  zu 
entscheiden,  ob,  da  ein  Theil  des  Hauses  Braunschweig  in  diese  Un- 
ruhe bereits  engagiert  ist,  das  gesamte  Hans  oder  nnr  WolffenbütteP) 
oder  Hannover  &  part  dazu  eingeladen  werden  sollen. 


Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  den  KorfUrsten. 
D.  Münster  1,  Januar  1666. 

[Anzug  der  BrannBchweigischen  Truppen.    Hnlfsgesach.] 

Da  die  Truppen  Herzog  Georg  Wilhelms  und  des  Bischofs  von  1.  Jan. 
Osnabrück  im  wirklichen  Anzug  gegen  ihn  begriffen  sind,  schon  in  die 
Grafschaften  Hoya  und  Diepholz  und  in  das  Stift  Osnabrück  vorgerückt 
sind  und  er  täglich  deren  gewaltsamen  Einbruch  zu  erwarten  hat'),  so  er- 
sucht er  den  Ef.  auf  Grund  der  Rheinischen  Allianz,  ihm  auf  sein  erstes 
Anfordern  sein  Hülfscoutingent  zu  senden  >). 

Der  Kurfürst  an  Romswinckel  und  Copes.    D.  Cleve 
2.  Januar  1666. 

[Schwierigkeiten  bei  der  Receptioo  d'Estrades'.] 

du  Moulin  hat  wegen    der  Reception  und   des  Ranges  des  Grafen  2.  Jan. 
d'Estrades  einige  dubia  moviert^),  Rf.  hat  ihm  zwar  dieselben  dergestalt 

0  Dem  Herzoge  August  von  W.  theilt  £f.  (d.  Cleve  2.  Januar  1666)  mit, 
er  habe  mit  K. Cöln  und  Pfalz-Neuborg  eine  Zusammenkunft  in  Neuss 
verabredet,  und  fordert  ihn  auf,  auch  seinerseits  dieselbe  zu  beschicken. 

s)  S.  Aitzema  V  S.  670.    M6m.  d'Estrades  IV  S.  39.   Köcher  I  8.  451  f. 

*)  Ef.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  10.  Jaouar  1666',  die  Allianz  sei  nur  in 
terminis  defeDsivis  abgefasst,  Frankreich  das  vorneümste  Mitglied  derselben, 
halte  den  Bischof  für  den  angreifenden  Theil  und  unterstatze  die  Holländer,  er 
könne  sieb  daher  nur  durch  Bemühung  um  Herstellung  des  Friedens  der  Sache 
annehmen. 

«)  Ö.  Urk.  u.  Akt.  II  S.  322.  M6m.  d'Estrades  IV  S.  43£r, 


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684  11-    Der  MäDBterache  Krieg. 

benehmeD  lassen,  dasB  er  hofft,  der  Oraf  werde  damit  zofrieden  sein,  sollte 
derselbe  aber  doch  dieser  nnd  anderer  Difficnltäteo  wegen  die  Reise  hieher 
ablehnen,  so  sollen  sie  ihn  yersichern,  dass  seine  Gegenwart  dem  Kf.  sehr 
lieb  sein  nnd  dessen  Ermessen  nach  die  Handlnng  merklich  facilitieren  ond 
befördern  werde,  sollten  sie  damit  doch  nichts  ausrichten»  so  sollen  sie 
vorschlagen,  dass  der  Graf  diese  Verhandlnng  zwischen  seinem  Könige 
nnd  dem  Kf.  im  Haag  fortsetzen  möge. 


RomBwinckel  and  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
ö.  Janaar  1666. 

[Antwort  d'Estrades'.    CoDferenz  mit  de  Witt,  die  streitigen  Paukte  in  dem 

A  Uianzvertrage .] 

5.  Jan.  d' Estrades  hat  ihnen  geantwortet,  er  wünsche  nichts  Hebers^  als  dem 

Kf.  zn  Cleye  anfznwarten,  weil  er  aber  nicht  anf  die  Weise,  wie  früher  der 
kaiserliche  nnd  spanische  Ambassadeur,  recipiert  werden  solle,  so  könne 
er  dem  Kf.  seine  Schuldigkeit  nicht  ablegen  sondern  müsse  seines  Königs 
anderweitige  Verordnoog  abwarten. 

Nachdem  sie  des  Kf.  Resolutionen  inbetreff  der  Traktaten  über  die 
Allianz  nnd  Assistenz  erhalten,  hat  R.  gestern  mit  de  Witt  alle  discre- 
pierende  Punkte  der  Allianz  durchgenommen.  Es  wird  hart  sein,  sich 
über  dieselben  zu  vergleichen,  namentlich  über  den  vierten  Artikel,  wo  sie 
die  Ausdehnung  über  alle  Lande  und  Plätze  des  Kf.  durchaus  nicht  zuge- 
stehen wollen.  Wegen  der  Assistenz  ist  es  nur  zu  generalen  Discursen 
gekommeo,  wegen  der  Werbegelder  hat  sich  de  Witt  nicht  ezpectorieren 
wollen,  sundern  gesagt,  weil  noch  so  viele  discrepante  Punkte,  sollte  der- 
selbe bis  zu  allerletzt  reserviert  werden.  Sie  bitten  Kf.,  ihnen  seine  Inten- 
tion und  wie  weit  sie  etwas  relaschieren  dürften,  mitzutbeilen  und  zu  diesem 
Zwecke  Blas  peil  herzuschicken. 


Der  Karfürst  an  Römswinckel  nnd  Copes.     D.  Cleve 
7.  Janaar  1666. 

[anf  die  Relation  vom  5.  Janaar.    Erwiderung  an  d'Estrades.    Festhalten  an  den 
Forderungen  des  Kf.,  sie  sollen  sich  in  einer  öffentlichen  Audienz  bei  den  G.- 
Staaten über  das  Hinziehen  der  Verhandlungen  beschweren.] 

7.  Jan.  Sie  sollen  d'Estrades  nochmals  versichern,  dass  Kf.  ihm  nicht  we- 

niger Ehre  nnd  Höflichkeit  als  kaiserlichen  und  allen  anderen  Gesandten 
erweisen  werde,  er  habe  aber,  wie  auch  andere  Kurfürsten,  eine  solche 
Regel  in  seinem  Hause  eingeführt,  dass  er  keinem  Gesandten,  derselbe 
komme  auch  von  wannen  er  wolle,  die  hohe  Hand  gebe,  und  er  könne 
davon  nicht  abweichen,  doch  sei  er,  damit  nicht  dieser  Differenz  wegen 
die  Handlnng  mit  Frankreich  zurückbleibe,  bereit,  sobald  nur  die  Traktaten 


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VerhaDdlangen  mit  Holland.  685 

mit  den  Staaten  richtig  seien ,  mit  ihm  dort  diese  YerhandlnngeD  führen 
za  lassen.  Sie  sollen  dem  Grafen  anch  die  zwischen  Ef.  nnd  den  O.Staaten 
discrepierenden  Artikel  comraunicieren,  doch  es  so  einrichten,  dass  man 
die  gute  Befugnis  des  Kf.  daraus  ersehe,  und  ihm  dabei  zu  verstehen  gebeo, 
dass  Kf.^  nachdem  er  schon  soviel  uod  noch  mehr,  als  der  König  ihm  durch 
du  Moni  in  gerathen,  nachgegeben  habe,  nnnmehr  in  den  Substantialpnnkten 
noch  weiter  nachzugeben  nicht  gemeint  sei.  Sollte  man  noch  länger  auf 
solchen  Fuss,  wie  Kf.  ihnen  in  seinen  beiden  letzten  Verordnungen  vorge- 
schrieben, zu  schliessen  tergiversieren,  so  sollen  sie  mit  fernerer  Handlung 
einhalten,  bei  den  Q.Staaten  eine  publique  Audienz  nehmen  und  dort,  wie 
Kf.  bisher  in  den  Traktaten  erst  unterm  Schein  der  Hofeiserschen  Schuld 
nnd  hernach  unter  allerhand  anderen  Frätezten  aufgehalten  worden  sei, 
durch  eine  öfifentliche  Proposition  bekannnt  machen;  sollten  anch  darauf 
die  Traktaten  nicht  zur  Richtigkeit  kommen,  so  wird  er  Romswinckel 
abberufen. 


Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Knrfttrsten. 
D.  Lüttich  15.  Januar  1666. 

fanf  das  Schreiben  vom  30.  December.    Einwiilignog  in  die  Zasammenkunft  zu 
Neuss.    Geneigtheit  Munsters  zum  Frieden.] 

Er  ist  mit  Neuss  als  Zusammenkunftsort  einverstanden,  will  auch  bei  15.  Jan. 
Pfalz-Nenbnrg  deswegen  anfragen.  Er  hat  sichere  Nachricht  von  Mün- 
ster, dass  derselbe,  wenn  nur  die  G.Staaten  sich  geneigt  zeigen  sollten,  ihm 
in  seinen  billigen  Prätentionen,  namentlich  wegen  ßorkelo,  Satisfaction  zu 
geben,  sich  zu  friedlichen  Traktaten  wohl  anschicken  werde,  er  glaubt  auch 
nicht,  dass  die  gemachten  Yerbündnisse  nnd  die  fremden  Kronen  darin  ein 
Hindernis  bringen  werden,  zumal  da  Frankreich  selbst  den  Wunsch,  den 
Krieg  beendet  zu  sehen,  beknndet  *). 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
15.  Januar  1666. 

[Sendung  Bevernings  an  den  Kf.] 

Gestern  hat  ihnen  Herr  v.  Ommeren  mitgetheilt,  die  O.  Staaten  hätten  15.  Jan. 
beschlossen,  den  früheren  Thresonrir  general  Beyerninck  an  Ef.   nach 
Cleve  zu  schicken,  um  denselben  zu  begrüssen  nnd  wegen  der  Traktaten 

^)  In  einem  neuen  Schreiben  vom  22.  Januar  beantragt  E.Göln,  dass  die 
Zasammenkunft  auf  Mitte  Februar  verschoben  und  statt  in  Nenss  in  Aachen 
gehalten  werde. 


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11.    Dec  HniiBterache  Krieg. 

ZD  informieren,  auch,   weil  verBcbiedene  Gesandte  sich  bei  demselben  auf- 
halten, des  Staats  Interessen  dort  zn  beobachten  >). 


Romswinckel  und  Copes  an  den  Kurfürsten.     D.  Hage 
9.  Februar  1666. 

[BeTernings  Rückkehr.    Aassicht  aaf  ZustaDdekommeu  des  Traktates.] 

9.  Febr.  Beyern ing*)  ist  gestern  hier  angekommen,  wiewohl  einige  von  den 
Herren  Staaten  davon  nichts  haben  wissen  wollen,  worüber  allerhand  Specn- 
lationes  fallen.  Sie  können  ans  allen  Umständen  nnd  Discnrsen  annehmen, 
dass  allgemein  der  Abschlnss  der  Traktaten  mit  Kf.  gewünscht  wird,  wie- 
wohl sie  verspüren,  dass  einige  dem  Kf.  so  wenig  Satisfaktion  als  möglich 
zn  geben  suchen'). 


Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.    D.  Cleff 
13.  Februar  1666. 

[aaf  das  Schreiben  vom  22.  Januar.    Günstige  Aassichten  snm  Frieden,    Ver- 
schieben  der  Zasammenkunft.] 

13.  Febr.  Da  man  auf  holländischer  Seite  sich  gar  raisonnabel  erweist,  so  hofft 
er,  wenn  nur  auch  der  Bischof  von  Münster  sich  ebenso  dazu  anschicken  Qnd 
fremde  nnd  das  Reich  nicht  angehende  Interessen  zurücksetzen  wollte,  auf 
einen  guten  Ausgang.  Er  schlägt  daher  vor,  die  verabredete  Znsammen- 
schickung bis   zum  März  zu   verschieben,  damit  man  indessen  sehen  und 

0  S.  Urk.  u.  Akt.  III  8.165.  Romswinckel  schreibt  unter  demselben 
Datum  an  v.  Schwerin,  er  hoffe,  Kf.  werde  mit  dem  Staat  zu  seinem  latent 
gerathen,  es  habe  gut  gethan,  dass  sie  bei  der  letzten  Conferenz  etwas  mascole 
gesprochen  hätten.  Die  Kommission  nach  Cleve  hätten  verschiedene  Herren, 
darunter  auch  v,  Amerongen  gesucht,  die  Wahl  sei  aber  auf  Beverning, 
.der  die  Sache  auch  am  besten  verstehet*',  gefallen.  Ueber  v.  Beverning  s. 
Lefövre  Pontalis  I  S.  127  ff.  Ueber  die  mit  demselben  in  Cleve  geführten 
Verhandlungen  s.  die  Urk.  u.  Akt.  III  S  165ff.  abgedruckten  Relationen  dessel- 
ben, die  Berichte  des  anstelle  d'Estrades'  nach  Cleve  geschickten  frauzösischen 
Gesandten  Colbert-Croissi  (Urk.  u.  Akt.  II  8.  329ff.)  und  M6m.  d'Estrades 
IV  S.  58ff.  In  Berlin  finden  sich  weiter  keine  Aufzeichnungen  darüber  als  einige 
ganz  kurze  Notizen  in  den  Geheimenraths-Protokoilen. 

*)  S.  Aitzema  V  S.  77G.    Urk.  u.  Akt.  III  S.  182. 

')  Dieselben  melden  am  12.  Februar,  BeverAing  sei,  nachdem  er  Dienstag 
(9.  Februar)  seinen  Rapport  in  der  Generalität  abgestattet  und  darauf  Ordre 
empfangen,  die  Traktaten  abzuschliessen,  am  Abend  wieder  nach  Cleve  abgereist 


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Abschlass  der  Allianz  mit  Holland.  687 

Tielleicht  besser  als  jetzt  dijadiciereh  könne,  wo  die  Sachen  hinaus  wollten, 
mit  A lachen  als  Zusammenkonftsort  ist  er  einverstanden^). 

Der  Kurfürst  an  Herzog  Georg  Wilhelm  zu  Braunsehweig 
und  Lüneburg.     D.  Cleff  7./ 17.  Februar  1666. 

[Anseige  des  AbschlasBeB  der  Allianz,  Aufforderung  zu  fernerem  Znsammenhalten.] 

Anzeige  des  Abschlusses  der  Allianztraktaten*)  mit  den  Staaten  3).  17.  Febr. 
PS.  Weil  wir  bei  diesem  Werk  jedesmal  auf  Ew.  Ld.  Intention 
nnd  coDsilia  ein  sonderbares  Absehen  gerichtet  und  solche  nunmehr 
gänzlich  auf  beiden  Seiten  zu  einem  Zwecke  zielen,  so  würde  unsers 
Ermessens  diensam  sein,  dass  zwischen  Ew.  Ld.  und  uns  wegen  dieser 
Sache  absonderliche  yertrauliche  Gorrespondenz  gepflogen  und  alles 
dergestalt  concertiret  würde,  wie  es  beiderseits  Interesse  und  die  ge- 
meine Wohlfahrt  erfordert. 

Der  Kurfürst  an  Copes.     D.  Cleve  20.  Februar  1666. 

[Ratification  der  Verträge,  Erledigung  der  Nebenpunkte,  Auszahlang  der 

Werbegelder.] 

Seine  Bevollmäcbtigteu  haben  mit  Beverning  die  Defensivallianz  und 20.  Febr. 
nähere  Yerbündnis  abgeschlossen.    Da  B.  sich  erboten  hat,   nicht  nur  die* 
Ratification  sondern    auch   die  Annahme  einiger  Nebenpnnkte  durch  seine 
Principalen  zu  befördern,  so  soll  anch  C.  deswegen  Erinnerung   thnn  und 
auch  darauf  dringen,  dass  die   Untersuchung  wegen  des  Genneper  Zolls 
bald  vorgenommen  werde. 

PS.    24.  Februar.    Die  Ratification  soll  dadurch  nicht  yezögert  werden.  24.  Febr. 
Da  in  dem  Assistenzvertrag  ausgemacht  ist,  dass  die  Werbegelder  entweder 
zu  Amsterdam  oder  Cleve  erlegt  werden  sollen,  so  soll  er  dahin  wirken^ 
dass  der  erste  Termin  (80,000  Rthlr. )  am  2.  März   zn  Cleve  zu  behuf  der 
darauf  angewiesenen  Officiere  ausgezahlt  werde. 


^)  E.Cöln  erwidert  darauf  (d.  Lattich  23.  Februar  1666),  er  hätte  gewünscht, 
Näheres  über  die  Friedensvorschläge  zu  erfahren,  um  desto  besser  den  Bischof, 
zu  dem  er  nächstens  jemand  zu  senden  gedenkt,  zu  friedlichen  Gedanken  zu 
disponieren. 

^)  Am  6./16.  Februar  waren  die  beiden  Verträge  über  die  Defensivallianz 
und  die  »nähere  Zusammensetzung  und  Verbündnus*'  abgeschlossen,  am  8./18. 
wurden  sie  unterzeichnet.  S.  diese  Verträge  abgedruckt:  AitzemaV  S.  997 ff. 
1000 ff.,  Dumont  VI  3  8.  86ff.  92ff.,  den  ersteren  auch  Londorp  IX  S.461.  In- 
haltsangaben bei  Pufendorf  X  §  13.  14  (S.  6ölff.),  v.  Morner  8.  272ff. 

*)  Gleiche  Anzeige  ergeht  unter  demselben  Datum  anch  an  die  Herzöge 
August  von  Wolffenbfittel  und  Brnst  August  von  Osnabrück. 


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688  11-    Der  MaoBterBche  Krieg. 

Der  Kurfürst  an  Kaiser  Leopold.    D.  Oleve  22.  Februar  1666. 

[Anseige  der  -Alliaos  mit  HolUod.    AuffordeniDg,  seine  FriedeDsbemühaDgeo  bei 
Monster  zn  unterBtntsen.] 

22.  Febr.  Nachdem  die  G.Staaten  sich  haben  bewegen  lasssen,  za  Bezengang 
ihrer  friedliebenden  Intention  za  erklären,  -dass  sie  yon  dem  Bischof  von 
Münster  keinen  Schadenersatz  nnd  auch  in  der  Borkeloeschen  Sache 
nichts  unbilliges  fordern  wollen,  aber  seine  Bemühungen,  den  Bischof  za  einer 
gleichmässigen  Erklärung  zn  bewegen*,  fruchtlos  gewesen  sind,  hat  er  vor 
wenigen  Tagen  mit  den  G.Staaten  einen  Tractat  wegen  Hulfeleistang  ab- 
geschlossen, dabei  aber  ausdrücklich  ansbedungen  ^),  dass  er  zunächst  noch- 
mals beim  Bischof  die  Friedenshandlung  yornehmen  und  sich  bemühen 
wolle,  dieselbe  innerhalb  einer  bestimmten  Zeit  bei  demselben  zam  Ab- 
schluRS  zu  bringen.  Er  sendet  zu  diesem  Zwecke  jemand  der  Seinigen  an 
den  Bischof  und  bittet  den  Kaiser,  ihn  in  diesem  Werke  zu  unterstützen. 
Sollte  der  Bischof  auch  diese  Friedensbemühung  unnütz  machen,  so  wird 
der  Kaiser  und  niemand  sonst  ihm  verdenken  können,  dass  er  dann  wirk- 
lich die  yersprochene  Hülfe  leiste.*) 


Herzog  Georg  Wilhelm  von  Braunschweig  und  Lüneburg  an 
den  Kurfürsten.    D.  Celle  15./25.  Februar  1666. 

[Machinationen  des  Bischofs  von  Munster  aaf  dem  Reichstage.] 

25.  Febr.  Der  Bischof  von  Münster  hat  in  Regensburg  durch  allerhand  ange- 
gründete  Imputationen  ihn  und  Herzog  ErnstAugust  zn  denigrieren  sich 
unterstanden  und  dort  Assistenz  gegen  sie  suchen  lassen,  sie  haben  dem 
auf  dem  Reichstage  widersprechen  lassen  und  ersuchen  auch  Kf.,  dazu  zu 
cooperieren,  dass  dort  dem  Gesuche  des  Bischofs  kein  Beifall  gegeben 
werde*). 


Der  Kurfürst  an  Copes.     D.  Cleve  27.  Februar  1666. 

[Die  Friedensbemühangen  beim  Bischof  von  Monster.] 

27.  Febr.        Er  soll  anzeigen,  dass  Kf.,  nachdem  er  in  dem  Bündnis  übernommen 
hat,  den  Bischof  von  Münster  zu  einem  billigen  Frieden  zu  disponieren, 

')  8.  Art.  1  der  .Naheren  Zasammensetzang*. 

*)  lo  seiner  Erwiderung  (d.  Wien  23.  März  1666)  dankt  der  Kaiser  far  die 
freandliche  Gontestation,  erklärt  sich  bereit,  des  Kf.  friedfertige  Intention  zu 
secundieren  und  verweist  im  übrigen  auf  die  seinem  Gesandten  de  Goes  er* 
theilten  Auftrage. 

*)  Kf.  erwidert  darauf  (d.  Cleve  16./26.  März  1660)  er  habe  schon  langst 
seine  Gesandten  in  Regensbnrg  dahin  instruiert,  sich  mit  den  lüneburgischen  Ge- 
sandten zu  conformieren,  und  werde  ihnen  auch  weiter  denselben  Befehl  ertheilen. 


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Gesandtschaft  Fr.  v.  Jeoa's  an  den  Bischof  von  Munster.  689 

einen  seiner  Geheimen  Räthe  za  demselben  geschickt  nnd  anch  K.  Göln 
nnd  Pfalz-Neabarg  veranlasst  habe,  dass  sie  ebenfalls  zn  Erreichang 
dieses  Zweckes  bereits  dorthin  geschickt  haben  und  anch  ferner  schicken 
werden,  anch  der  kaiserliche  Abgeordnete  bemühe  sich  zn  demselben 
Zwecke y  so  dass  man  bald  erfahren  werde,  wohin  der  Bischof  collimiere, 
dass  Kf.  aber  anch  sonst  alle  Anstalt  zq  dem  treffe,  wozn  er  sich  in  den 
Traktaten  yerbnnden.  Zugleich  soll  C.  wegen  der  Nebenpnnkte  Erinne- 
rung thnn. 


Gesandtschaft  Fr,  v.  Jena's  an  den  Bischof  von 
Münster.     Februar  — März  1666. 

Kurzer  Bericht    anstatt  einer  Information  und  Instruction  für 

S.  Exe.  H.  von  Jena  in  der  Münsterschen  Sache.     D.  Cleve 

12./ 22.  Februar  1666 0- 

Als  T.  Brabeck^)  im  September  1665  dem  Kf.  zn  Cöln  a.  Spree  des  22.  Febr. 
Bischofs  fiünduis  mit  England  nnd  dessen  Resolution,  dieNiede]:lande 
zn  attaqnieren,  bekannt  gemacht,  hat  Ef.  solch  weitanssebendes  Vornehmen 
dissnadiert  nnd  ihre  Differentien  in  der  Güte  beilegen  zn  helfen  sich  erboten, 
welches  Brabeck  damals  ad  referendum  angenommen.  Bald  darauf  auf 
seiner  Reise  hieher  hat  Kf.  den  Hofrath  v.  Schöning')  an  den  Bischof 
abgefertigt  nnd  sich  nochmals  zur  Vermitteluug  erboten,  was  dabei  vor- 
gelaufen, ist  aus  dessen  Relation  zu  ersehen.  Bald  hernach  sind  im  Haag 
zwischen  dem  Kaiserl.  Ministro  Friquet  und  Pensionario  de  Witt  folgende 
conditiones  zu  Beförderung  des  Friedens  entworfen^),  wiewohl  Friquet 
sich  ex  postfacto  davon  entschuldigt  und  vorgegeben,  dass  dieselben  von 
de  Witt  allein  herkämen,  als: 

1)  dass  der  Bischof  alle  occupierte  Oerter  restituieren, 

2)  seine  Völker  bis  auf   1500  M.  zu  Besetzung  seiner  nöthigen  Gar- 
nisonen abdanken, 

3)  auf  alle  nnd  jede  praetensiones,  welche  er  oder  das  Stift  Münster 
wider  die  Staaten  hätte, 

4)  insonderheit  auf  die  englische  Allianz  renunciieren  und  keine  neue 
wider  den  Staat  machen, 

5)  sich  aller  ferneren  Offension  ins  künftige  enthalten, 

6)  I.  Kais.  Maj.  und  der  Westfälische  Kreis  dafür  Garant  bleiben  sollen. 


^)  TOD  Blas  peile  Hand. 
»>  S.  oben  S.  638. 
*)  S.  652.  657  flF. 
*)  S.  669.  674  f. 

Mater,  s.  Geach.  d.  G.  Knrlunten.    XI.  44 


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690  11*    ^^^  Mänstersche  Krieg. 

Diese  cooditiooes  sind  dorcb  den  Baron  de  GoisO  dem  Bischof  vor- 
getrageoy  der  daoo  dieselben  zwar  nicht  verworfen,  sich  aber  über  diesen 
modus  traotandi  beschwert  und  yorgescblagen  hat,  man  möchte  in  loco 
tertio  znsammenkommen  und  er  w&re  zufrieden,  dass  der  Kaiser,  Kf.  und 
die  beiden  Herzoge  von  Wolffenbüttel  und  Hannover  die  Saeheder 
Billigkeit  nach  vermitteln  möchten. 

Dann  ist  wegen  des  Herzogs  von  Wolffenbüttel  v.  Heimbnrg') 
beim  Bischof  gewesen  und  hat  ihm  dessen  Mediation  offeriert,  ingleichen 
ist  wegen  des  Kf.  der  6.  Wachtmeister  t.  Ell  er*)  zweimal  bei  ihm  gewesen, 
es  scheint  aber,  der  Bischof  habe  sich  gegen  denselben  nicht  aaslassen 
wollen,  doch  sich  zum  billigen  Frieden,  wenn  man  in  loco  tertio  darüber 
handeln  wollte,  geneigt  erwiesen  und  dabei  in  specie  zu  verstehen  gegeben, 
weil  sein  an  der  Herrschaft  Bor keloe  habendes  Recht  klar  wäre,  dass  er 
dieses  Stück  gerne  halten  wollte,  worauf  Kf.  ihn  hat  wissen  lassen,  dass  er 
solches  dem  Staat  nicht  anmuthen  könnte.  Inmittelst  haben  sich  im  Haag 
der  Kaiserliche,  die  K.  brandenburgischen  und  der  Wolffenbüttelsche  Ministri 
in  dieser  Sache  weiter,  wiewohl  separatim,  bemüht,  und  ob  sie  zwar  den 
Staat  nicht  bewegen  können,  in  loco  tertio  mit  dem  Bischof  zusammen- 
zukommen und  zu  tractieren,  so  hat  doch  de  W  itt  ein  Temperament  wegen 
Bor  keloe  admitUert,  dass  nämlich  der  Kaiser  und  die  anderen  Vermittler 
zugleich  garantieren  sollten,  dass  weder  das  Stift  Munster  noch  der  Bi- 
schof und  seine  Successores  den  Staat  wegen  Borkeloe  jemals  wieder 
attaquieren  oder  de|  facto  zusetzen,  denselben  aber  freistehen  sollte,  ihr 
daran  habendes  oder  vermeintes  Recht  dem  Kaiser  vorzubringen,  und  wann 
dieser  es  gegründet  zu  sein  ermessen  und  gutfinden  sollte,  mit  dem  Staat  daraus 
reden  zu  lassen,  sollten  Kaiser  und  O.Staaten  sich  eines  modi,  wie  man, 
ohne  die  Waffen  zu  ergreifen,  daraus  kommen  könnte,  vergleichen,  und  hat 
Kf.  dafür  gehalten,  dass  der  Bischof  diesen  Vorschlag  gar  wohl  annehmen 
könnte.  Kf.  hat  deshalb  Anfang  Februar  den  Prior  von  Werden«)  aber- 
mals zu  dem  Bischof  geschickt  und  ihn  durch  denselben  ersuchen  lassen, 
diesen  Vorschlag  wegen  Borkeloe  anzunehmen,  desgleichen  hat  auch 
V.  Heimburg,  der  zur  selben  Zelt  aus  dem  Haag  dorthin  gekommen,  ge- 
than,  beide  haben  dieselbe  Resolution  erhalten,  nämlich,  wie  Copes  aus 
dem  Haag  d.  d.  9.  / 19.  Februar  referiert,  der  Bischof  sei  zum  Frieden  ge- 
neigt und  könne  denselben  ohne  England  machen;  weil  der  Staat  den 
Kaiser  und  die  Stände  des  Westfälischen  Kreises  zu  Garanten  begehrte, 
wäre  billig,  dass  er  ebenfalls  gegen  den  Staat  garantiert  würde.  Er  wäre  er- 
bietig, seine  Deputierten  an  einen  solchen  Ort,  als  man  gut  finde,  zu  schicken, 


»)  8.  674. 

>)  8.  675. 

*)  Goavernear  des  Sparenberg,  über  seioe  Sendungen  liegen  keine  Auf- 
zeichnaogen  vor. 

*)  Adolf  Borck,  s.  oben  8.513.  525.  Die  Instruktion  ffir  denselben  ist 
datiert  Cleve  4.  Februar,  das  Recreditiv  des  Bischofs  Münster  10.  Februar  1666. 


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loBtnikiioD  für  Fr.  v.  Jena.  69] 

um  daselbst  mit  denen,  welche  wegen  des  Kaisers  ond  anderer  Kur*  und 
Fürsten  erscheinen  würden,  zn  verhandeln  und  sich  der  Billigkeit  nach 
finden  zu  lassen,  er  hätte  znm  Kaiser,  als  seinem  Oberhaapt,  und  dem 
Kf. ,  als  seinem  nächsten  Nachbar,  sein  meistes  Vertrauen  gesetzt  gehabt, 
vernehme  aber  nunmehr,  dassKf.  sich  mit  dem  Staat  gegen  ihn  verbunden  hätte, 
und  weil  sich  K.Cöln,  Pfalz-Neuburg  und  die  Herzoge  von  Wolffen- 
büttel  und  Hannover  auch  erboten  hätten,  die  Mediation  befördern  zu 
helfen,  wünsche  er,  dass  dieselben  mit  dazu  gezogen  würden,  vermeinte 
sonst,  daRS  Frankreich  ihm  nicht  zu  hart  fallen  noch  seinen  Ruin  be- 
gehren würde,  er  hätte  auch  noch  Vorrath  und  Mittel,  womit  er  verhoffent- 
lich  würde  bestehen  können.  Der  andere  Correspondent  aus  dem  Haag 
fügt  noch  hinzu,  der  Bischof  solle  dem  v.  Heimburg  gesagt  haben,  dass 
er  Mittel  wüsste,  sein  Accommodement  mit  der  Krone  Frankreich  zu 
machen,  sollte  er  gleich  derselben  einige  seiner  Festungen  einräumen. 

Hierauf  nun  und  weil  Kf.  mit  dem  Staat  geschlossen,  hat  er  vor  wenigen 
Tagen  abermals  den  Prior  von  Werden  hingeschickt,  welchem  ein  Pass 
von  den  Q.Staaten  für  Schmising,  hieher  zu  kommen  und  hier  weiter  zu 
handeln,  nachgeschickt  werden  sollte,  doch  ist  dieser  Pass  noch  nicht  aus 
dem  Haag  angekommen  und  es  scheint,  als  ob  man  denselben  zu  ertheilen 
difficultiere. 

Des  Priors  von  Werden  mündliche  Gommission  ist  sonst  diese,  dass 
er  dem  Bischof  remonstrieren  solle:  1)  warum  er  sich  an  die  Formalitäten 
nicht  eben  zu  kehren, 

2)  man  wollte  ihm  nicht  einige  conditiones  abzwingen,  sondern  man 
hätte  nach  jetziger  Besohaffenheit  der  Sachen,  da  der  Staat  ihm  ausser 
Zweifel  an  Macht  weit  überlegen,  kein  bequemer  Expedient,  als  unter  der 
Hand  zu  tractieren,  erfinden  können,  und  würde  man  hernach  gleichwohl, 
wenn  man  der  Sachen  versichert,  die  gewöhnlichen  SoUennitäten  gern  dabei 
in  Acht  nehmen. 

3)  Kf.  habe  keine  Handlung  mit  den  Staaten  gemacht,  als  nur  den 
Frieden  zu  befördern,  und  erst,  nachdem  er  versichert  gewesen,  dass  der 
Staat  keine  unbillige  conditiones  begehren,  sondern  mit  einem  raisonnablen 
Frieden  content,  auch  keinen  Schadenersatz  suchen  würde. 

4)  Die  Tractaten  zwischen  Kf.  und  dem  Staat  seien  allein  darauf  gegrün- 
det, dass  Kf.  die  Sache  zuförderst  in  der  Güte  accommodieren  möchte,  seine 
Mediation  müsste  daher  jetzt  ebenso  annehmlich  sein,  als  sie  vorhin  gewesen, 

5)  Kf.  sei  aber  allerdings  entschlossen,  wenn  die  Güte  nicht  zulangen 
sollte,  durch  seine  Waffen  den  Frieden,  so  gut  er  immer  könnte,  befördern 
zu  helfen, 

6)  der  Prior  sollte  den  Bischof  dahin  disponieren,  die  vorgestellten 
billigen  conditiones  anzunehmen,  wenigstens  keine  Ausflüchte  zu  suchen, 
sondern  sich  categorisch  zu  erklären. 

Hierauf  wird  man  annoch  bestehen  müssen,  insonderheit  weil  der  ter- 
minns  gar  enge  ist  und  der  Staat  sich  wohl  nicht  näher,  als  geschehen  ist, 
erklären  wird.    Und  weil  der  Bischof  auf  seine  Secnrität  sonderlich  sieht, 

44* 


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692  H.    Der  Maottertcbe  Krieg. 

80  maas  mao  ihm  darin  SatisfactioD  sa  gebeo  Yor  allen  Dingen  bedacht 
sein«  nnd  wird  in  diesem  Stück  sehr  viel  bei  ihm  gelten,  wenn  man  ihoa 
nnr  yersichert»  dass  man,  sobald  der  Friede  getroffen,  den  Westfälischen 
Kreis  ?ereinbaren  nnd  Kf.  sn  dem  Ende  sich  «illerforderlichst  mit  Pfalz- 
Nenbnrg  vergleichen  wolle. 


Fr.  y.  Jena  an  den  Enrfttrsten.    D.  Münster  27.  Februar  1666 
frühmorgens  um  8  Uhr. 

[AndieDs  beim  Bischof,  Borkeloe  bereitet  die  Hauptschwierigkeiten.] 

27.  Febr.  Er  ^  hat  gestern  Yor  der  Tafel  Andienz  gehabt  nnd  dem  Bischof  alles 
Yorgestellt,  was  denselben  znr  Befördernng  des  Friedens  bewegen  könnte, 
doch  hat  er  von  dem  Abscblnss  des  Vertrages  des  Kf.  mit  den  Staaten  noch 
keine  Erwähnung  gethan.  Der  Bischof  hat  ihn  sehr  ehrenvoll  empfangen,  ihm 
weitläufig  angezeigt,  was  für  Beschwer  nnd  Gewalt  sein  Stift  seit  löTO  erlitten 
nnd  wie  er  nicht  anders  gekonnt,  als  anf  gegenwärtige  Weise  seine  Sicher- 
heit zn  snchen,  er  hätte  anch  keinen  Zweifel,  wenn  kein  Reichsfürst  dazn 
käme,  wollte  er  die  Staaten  znr  raison  bringen.  Wegen  des  Friedens  cod- 
testierte  er  nicht  allein  in  gemein,  sondern  anch  etwas  in  specie,  kam  auch 
anf  die  dnrch  den  Prior  von  Werden  überschickten  conditiones,  nnd  wird 
wohl  Borkelo  mit  einer  von  den  schwersten  Punkten  sein.  Heute  Vor- 
mittag soll  eine  Gonferens  mit  den  Käthen  des  Bischofs  stattfinden'}. 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Oleff  28.  Februar  1666. 

[Zusammenkunft  mit  den  Pfalz -Nenburgischen,  Sendung  Beyers  an  K.G51n. 

Erklärung  Golberts.] 

28. Febr.  K^*  l^at  einigen  Pfalz-Neubnrgischen  Käthen,  welche  mit  den 
Seinigen  vorgestern  zum  Kloster  Camp  beisammen  gewesen,  von  seinen 
Tractaten  mit  den  Staaten  Mittheilung  machen  lassen,  dieselben  haben  darauf 
erklärt,  dass  an  dieser  seiner  Condnite  Niemand  mit  Fug  etwas  zu  deside- 
rieren  hätte,  der  Pfalzgraf  hätte  des  Bischofs  Proceduren  niemals  gebilligt, 
wünschte  nichts  lieber  als  schlennigen  Frieden,  werde  deswegen  den  Kanzler 


')  J.  war  laut  seiner  ersten  Relation  vom  26.  Februar  am  Abend  des  26.  in 
Münster  angekommen,  hatte  unterwegs  in  Lieckhansen  den  Prior  von  Werden 
getroffen,  der  dort  anf  Schmi sing  wartete,  da  aber  der  Pass  far  diesen  n.^ch 
nicht  angekommen  war,  und  Schw.  erst  am  27.  von  Osnabrück  in  Münster  ein- 
treffen sollte,  so  war  der  Prior  mit  ihm  dorthin  zurückgekehrt. 

*)  Dieselbe  lief,  wie  J.  am  27.  Nachmittogs  3  Uhr  meldet,  gar  wohl  ab, 
J.  erkannte  wieder,  dass  Borkelo  die  Hanptsohwierigkeit  bereiten  werde,  doch 
spricht  er  die  Hoffnung  ans,  dass  derselben  dnrch  ein  Temperament  werde  ab- 
geholfen werden  können. 


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Verhandlnngen  Jena's  mit  dem  Bischof  von  Münster. 

Oiese  zq  dem  Bischof  schicken.  J.  soll  mit  demselben  fleissig  com- 
manicieren  nnd  sich  seiner  Cooperation  zn  bedienen  suchen.  An  E.Göln 
bat  Ef.  BeyerO  abgeschickt  und  hat  schon  Nachricht,  der  Enrfürst  sei 
anch  genelgf,  jemand  von  den  Seinigen  zn  dem  Bischof  von  Münster  zn 
senden.  Der  französische  Abgesandte  Golbert*)  ist  hent  ans  dem  Haag 
wieder  hier  angelangt  nnd  hat  sich  sofort  nach  Wesel  begeben,  wo  er  sich 
mit  dem  Grafen  Wilhelm  von  Fürstenberg,  welcher  dämm  ezpresse 
ans  Frankreich  gekommen,  abbonchieren  nnd  zweifelsohne  dieser  Materie 
halber  conferieren  wird.  Er  hat  sonst  erklärt,  dass  seinem  König  lieb  sein 
würde,  wenn  durch  des  Rf.  Fleiss  der  Friede  befördert  werden  könnte, 
und  hat  auch  die  Abscbicknng  an  Munster  sehr  approbiert. 


Fr.  y.  Jena  an  den  EurfÜrgten.    D.  Mttnster  1.  März  1666. 

[Die  Erkläniog  des  Bischofs  von  Munster,  dessen  feste  Haltung.] 

Nach  langwierigen  Verhandlungen  mit   dem  Bischof  selbst  nnd  dessen  1.  März. 
Käthen  ist  ihm  heute  folgende  Erklärung  mitgetheilt  worden: 

1)  Der  Bischof  sei  zum  Frieden  mit  den  Staaten  geneigt, 

2)  überliesse  er  dem  Kf.,  die  Zeit  der  Zusammenschickung  zu  bestimmen, 

3)  Rf.  möchte  E.Göln,  Pfalz-Neuburg,  den  Herzog  August  von 
Brannschweig  und  den  Bischof  von  Faderborn  anfifordern,  als 
Mediatoren  und  Onaranten  die  Ihrigen  dorthin  zn  schicken,  der  Bi- 
schof wolle  dann  eine  gleiche  Aniforderung  «an  dieselben  ergehen  lassen, 

4)  Dortmund   würde  ihm  für  die  Tractaten  der  angenehmste  Ort  sein. 

5)  WasBorkelo  anbelangt,  würde  er  den  Zusammenkommenden  solche 
Fundamente  vorlegen,  dass  er  nicht  zweifle,  sie  würden  ihm  Recht 
geben,  sollte  es  aber  über  Verhoflfen  damit  so  grosse  Difficultäten 
setzen,  so  würde  er  sich  gutem  Rath  submittieren  und  desshalb  den 
Frieden  nicht  verhindern. 

6)  Wenn  die  Tractaten  zum  glücklichen  Ende  kämen,  würde  die  mit 
England  gemachte  Allianz  von  selbst  fallen,  vorher  derselben  zu 
renunciieren  und  sich  der  Defension  zu  entblössen,  könnte  ihm  nicht 
angemuthet  werden. 

7)  Allen  Prätensionen  seines  Stiftes  an  den  Staat  könne  er  nicht  ent- 
sagen, sollten  darunter  aber  solche  sein,  die  auf  keinem  oder  zweifel- 
haftem Grund  beruhten,  so  wollte  er  sich  dabei  nicht  difficil  erzeigen. 

8)  Die  Oerter  und  Plätze,  welche  er  in  diesem  Kriege  dem  Staat  abge- 
nommen, wollte  er  nach  dem  Frieden  restituieren,  doch  dass  dasjenige 
in  Acht  genommen  werde,  was  wegen  Borkelo  gedacht  sei. 

9)  Seine  Miliz  wollte  er  seinem  Staat  gemäss  einrichten,  wozu  er  als 
ein  Reichsfürst  wohl  befugt  sei, 


0  S.  anteo. 

')  8.  Urk.  n.  Akt  U  S.  343.  357  ff. 


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g94  11-    P^f  Manttergche  Krieg. 

10)  iogleichen  würde  er  sich,  was  nene  Werbongen  anbetreffe,  deo  Reicfas- 
coDstitutionen  nod  Observanz  gemäss  bezeigen. 

11)  Wie  er,  so  würden  sieb  aach  die  Staaten  Terpflichten  müssen,  von 
ihren  Offensionen  nnd  continnierlichen  gewaltth&tigen  Eingriffen  ab- 
zustehen. 

12)  Wegen  der  Gnarantie  wftre  er  zufrieden,  dass  diejenigen  Kur-  und 
Fürsten  dieselbe  versprechen,  welche  die  Mediation  übernehmen,  er 
schlage  aber  vor,  ob  nicht  anch  der  kaiserliche  H.  Baron  de  Goes 
zn  den  Tractaten  hinzuzuziehen  sei. 

1.3)  Dem  H.  Heimbnrg  hätte  er  nicht  volle  Versicherung,  wie  dieser  es 
ausgebracht,  gegeben,  dass  er  ohne  England  handeln  und  schlieseen 
wolle,   nunmehr  aber  erkläre  er,  dass  er  deshalb  die  Handlung  nicht 
aufzuhalten  gedenke. 
14)  Was  für  Personen  er  zu  den  Tractaten  gebrauchen  würde,  wüsste  er 
selbst  noch  nicht,  er  begehrte  daher  nur  einen  gemeinen  Pass  für 
diejenigen,  die  er  zn  den  Tractaten  schicken  werde,  und  sei  erbötig, 
einen  gleichen  für  die  Deputierten  der  Staaten  zn  geben. 
Was  es  für  Mühe  gekostet,  absonderlich  wegen  Borkelo,  nur   eine 
solche  Resolntion  zu  erhalten,  davon  will  J.'  mündlich  berichten,   er  hat 
sich  aber  damit  nicht  begnügen  wollen,  sondern  auf  eine  zureichendere  Re- 
solution wegen  Borkelo  gedrungen. 

Er  kann  versichern,  der  Bischof  würde  den  Staaten  nicht  ein  gut  Wort 
geben  oder  sich  so  erklärt  haben,  wenn  es  nicht  Kf.  machte.  Die  Celli- 
schen und  Osnabrückschen  Zubereitungen  kommen  hier  in  keine  grosse 
Consideration,  der  Bischof  hat  noch  gute  Reuter,  zum  wenigsten  6000,  das 
Fnssvolk  hat  sehr  abgenommen,  doch  kann  er  noch  ohne  die  Dragoner 
über  4000  ins  Feld  bringen,  der  Bischof  ist  von  grosser  Resolution  nnd 
Beständigkeit,  und  wenn  er  mit  dem  Staat  allein  zn  thun  hätte,  würde  er 
demselben  ohne  Zweifel  viel  zu  schaffen  geben.  J.  räth  dem  Kf.,  sich  wegen 
eines  armistitinm  zu  bemühen. 


Der  Kurftlrst  an  Fr.  v.  Jena.    D.  Cleff  3.  März  1666. 

[Der  Bischof  mnßs  die   ihm  vorgeschlagenen  Bedingangen  annehmen,  Sendung 
Blaspeils  nach  dem  Haag.] 

3.  März.  ^*  hat  dem  Bischof  vorzustellen ,  dass  wofern  derselbe  sich  nicht  auf 

die  mit  grosser  Mühe  von  dem  Staat  bedungenen  conditiones  einlassen  und 
darüber  tractieren  wollte,  alle  anderen  Vorschläge  vergebens  wären.  Weil 
Kf.  sichere  Nachricht  erhalten,  dass  nicht  nur  wegen  K. Cölns  v.  Lands- 
berg und  wegen  Pfalz-Neuburgs  der  Kanzler  Gise,  sondern  auch 
wegen  Frankreic;hs  Graf  Wilhelm  v.  Fürstenberg  zum  Bischof  ge- 
schickt werden  und  also  dort  Dinge  von  Consequenz  vorgehen  werden,  soll 
auch  J.  bis  auf  weiteren  Befehl  dort  bleiben. 

PS.    Kf.  schickt  morgen  Blas  peil  nach  dem  Haag  und  will  wegen  der 


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YerhaDdlungen  Jena^s  mit  dem  Bisehof  von  MÖDtter.  695 

▼OD  dem  Bischof  eröffneten  Desi denen  seio  Bestes  thnn,  J.  soll  aber  daTon 
nichts  merken  lassen  sondern  pnre  anf  Annahme  der  Conditionen  bestehen. 


Der  Kurflirst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Oleve  7.  März  1666  0- 

[auf  die  Relation  vom  5.  M&rz.    Die  Erklarangen  des  Bischofs  sind  aogenügend.] 

Die  Staaten  werden  mit  der  Erklärung  des  Bischofs  schwerlich  zufrieden  7.  Mars, 
sein,  da  derselbe,  statt  in  die  anfgestellten  Bedingungen  zo  condesc  endleren, 
bei  jedem  Punkt  Difficultäten  macht.  Der  Bischof  mnss  erklären,  dass  er 
bei  den  Traktaten  wegen  Borkelo  den  Frieden  nicht  aufhalten  und  sich 
der  englischen  Allianz  begeben  wolle.  Kann  er  auf  die  Prätensionen  seines 
Stifts  nicht  renuntiieren ,  so  muss  dieses  vom  Gapitel  geschehen  und  soll 
J.  deswegen  den  anwesenden  Gapitnlaren  die  nöthigen  dringenden  Vor- 
stellungen machen.  Wegen  Abtretung  der  Plätze  muss  sich  der  Bischof 
kategorisch  erklären.  Wegen  seiner  Miliz  gesteht  Ef.  zu,  dass  ihm  billig 
keine  Masse  Yorzuschreiben  seien,  doch  ist  es  nichts  neues,  dass  inter  hostes 
beim  Friedensschluss  wegen  Abdankung  der  Armee  Abmachungen  getroffen 
werden,  und  will  Ef.  sich  bemühen,  dass  ihm  nichts  Unsicheres  und  Schimpf- 
liches zugemuthet  werde.  J.  wird  aus  allem  diesem  ersehen,  dass  man  den 
Bischof  nicht  zwingen  will,  die  vorgeschlagenen  Punkte  so  glatt,  wie  sie 
daliegen,  sofort  anzunehmen,  und  dass  darüber  nicht  tractiert  werden  sollte, 
aber  dass  derselbe  sich  bisher  noch  nicht  so  weit  heransgelassen  hat,  dass  der 
Staat  Contentemant  darob  haben  könnte,  dass  derselbe  sich  also  etwas  näher 
und  besser  erklären  muss.  Mit  Dortmund  als  Zusammenkunftsort  ist  Kf. 
einverstanden,  den  Baron  de  Goes  hat  er  bisher  zu  allen  Dingen  hinzu- 
gezogen, will  es  anch  weiter  thnn. 

PS.  J.  soll  nicht  nur  auf  das  äueserste  sich  bemühen,  den  Bischof 
zum  Frieden  zu  diaponieren,  sondern  anch  dessen  Bruder*),  sowie  v.  Bra- 
beck  und  v.  Schmising  die  bewusste  Offerte  nochmals  thnn,  damit  sie 
das  Werk  befördern. 


>)  Ad  demselben  Tage  schreibt  Kf.  an  Blas  peil,  den  er  nach  dem  Haag 
zurückgeschickt  hatte,  um  zasammen  mit  Gopes  (Creditiv  für  beide  d.  Gleve 
4.  M&rz  1666)  die  Ratificationen  auszuwechseln  „und  noch  einiges  za  Beförde- 
rung des  gemeinen  guten  Zwecks  and  näherer  Festsetzung  allerseits  Freuod- 
Bohafb  anzubringen*,  theilt  ihm  Jena's  Bericht  und  sein  Bescript  mit  und  beauf- 
tragt ihn,  darüber  mit  jemand  von  dem  Staat  vertraulich  zu  communioieren  und 
zu  beantragen,  dass  Beverning  oder  sonst  jemand  mit  genügender  lostruktioD 
zu  ihm  geschickt  und  dass  hier  in  der  Sache  weiter  gearbeitet  werde,  er  soll 
sich  bemühen,  dass  in  den  aufgestellten  Bedingungen  von  dem  Staat  noch  Tem- 
peramente zugelassen  werden. 

^  Heinrich  v.  Galen  s.  Alpen  I  S.  95  f. 


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696  11*    I>®r  MÜDstertche  Krieg. 

Fr.  V.  Jena  an  den  Kurflirsten.     D.   Mttnster  6.  März  1666, 
morgens  um  10  Uhr. 

[Erkläraog  des  Bischofs  wegen  Borkelo,  angebliche  Absichten  K.Cölns.] 

6.  März.  Nach  laDgen  YerhaDdlungeo  hat  ihm  der  Bischof  heote  zwei  lateinische 

ErklärangeD  wegen  ßorkelo*)  zagehen  lassen,  unter  denen  Kf.  wählen 
solle.  Mehr  kann  von  demselben  vor  angehenden  Traktaten  nicht  verlaogt 
werden,  kommt  es  nur  erst  zn  solchen,  so  wird  der  Friede  wegen  Borkelo 
hoffentlich  nicht  gehindert  werden.  Den  K.Cölnischen  Abgesandten 
Nicolas  (v.  Lands berg  ist  noch  nicht  angekommen)  hat  J.  gesprochen, 
den  Pfalz-Nenbnrgi sehen  noch  nich),  derselbe  hat  aber  gegen  einen 
anderen  erklärt,  er  werde  den  Bischof  eifrigst  zum  Frieden  ermahnen.  Von 
vertrauter  Seite  her  hat  er  erfahren,  K.Cöln  bemühe  sich  nicht  um  Be- 
schleunigung des  Friedens,  sondern  suche  das  Werk  aufzuhalten,  um  auf 
diese  Weise  entweder  das  Bisthum  Münster  zu  bekommen,  oder  wenigstens 
Goadjutor  zu  werden,  auch  Frankreich  wisse  davon  und  suche  auf  diese 
Weise  durch  K.Cöln  in  dem  Westfälischen  Kreis  einen  Fuss  zu  bekommen >). 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.    D.  Cleve  8.  März  1666. 

[Der  Bericht  aas  dem  Haag,  Jena  soll  energisch  in  den  Bischof  dringen.] 

8.  März.  Er  theilt  ihm  Blaspeils  Relation*)  aus  dem  Haag  mit.    J.  wird  daraus 

ersehen,  welchen  Eifer  man  dort  gegen  den  Bischof  hat,  um  so  mehr  soll 
er  demselben  vorstellen,  welche  Gefahr  ihm  drohe,  wenn  er  sich  nicht  bald 
besser  erkläre. 

PS.  Der  französische  Qesandte  meinte  der  Bischof  würde  noch  länger 
versuchen,  Zeit  zu  gewinnen,  wenn  ihm  nicht  deutlich  gesagt  würde,  dass, 
falls  er  sich  nicht  anders  auf  die  conditiones  erklärte,  Ef.  mit  Gewalt  gegen 
ihn  vorgehen  müsse,  auch  K.  Cöln  würde  nicht  eher  mit  Nachdruck  sprechen, 
bevor  Kf.  damit  einen  Anfang  mache.   J.  soll  versuchen,  auch  den  K.Cölni- 


^)  Beide  sind  in  der  Hauptsache  gleichen  Inhaltes,  die  zweite  kürzere  lautet: 
, Facta  pace  d.  episcopns  evacnabit  Borkeloe,  si  in  tractata  pacis  can'sa  priua 
cogoita  et,  ut  neccesse  est,  ezaminata  et  discnssa  a  domiois  mediatoribus  id 
ipBom  ita  iastom  et  aeqnnm  iadicatnm  fuerit." 

^  Kf.  erwidert  daraaf  (d.  Cleve  8.  März  1666),  er  habe  jene  Erklärungen 
des  Bischofs  dem  franzosischen  und  dem  kaiserlichen  Gesandten  mitgetheilt. 
J.  solle  dortbleiben,  bis  aus  dem  Haag  weitere  Nachrichten  eingingen,  denn 
kehre  er  zurück,  ohne  eine  die  Staaten  zufriedenstellende  Besolution  mitzubrin- 
gen, so  müsse  Kf.  nach  Inhalt  des  Tractata  sich  mit  denselben  conjungieren 
nnd  gegen  den  Bischof  agieren. 

')  Dieselbe  liegt  den  Akten  nicht  bei ,  Kf.  erwidert  auf  dieselbe  (d.  Cleve 
8.  März  1666),  er  wundere  sich,  dasa  man  dort  das  Werk  nicht  besser  begreife, 
hoffe  aber,  man  werde  auf  andere  Gedanken  gekommen  sein. 


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Jena's  VerhaDdlaogen  mit  dem  Bischof  von  Münster.  697 

sehen  Geeandten  und  Heim  barg  zq  bewegen,  anf  gleiche  Manier  mit  dem 
Bischof  zu  sprechen. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  8.  März  1666. 

[Erklärung  des  Königs  von  Frankreich  an  den  Bischof  dnrch  Farstenberg; 
S^ndnog  Schmisings  an  Wrangel.] 

Y.  L an dsb er g  ist  angekommen,  heute  wird  auch  Heimbarg  erwartet  8.  März, 
die  E.Cölnischen  haben  wegen  Borkelo  drei  Temperamente,  über 
die  in  loco  tertio  verhandelt  werden  solle,  yorgeschlagen ,  J.  hat  dieselben 
nur  ad  referendnm  angenommen,  t.  Landsberg  hat  dem  Bischof  angezeigt, 
sein  Herr  and  Pfalz-Neubnrg  würden  sich,  wenn  nicht  Friede  würde, 
ganz  neutral  halten.  Graf  Wilhelm  v.  Fürstenberg  soll  dem  Bischof 
auf  die  Instanz,  welche  derselbe  durch  einen  dritten  hat  thun  lassen, 
folgende  Nachricht  von  dem  König  von  Frankreich  haben  zukommen 
lassen,  der  König  müsse  jetzt  den  Holländern  beistehen,  wenn  aber  der 
Bischof,  der  sich  bisher  um  des  Königs  Frenndschaft  wenig  gekümmert 
habe,  nach  dem  Frieden  sich  besser  anschicken  und  die  Freundschaft 
desselben  gebührlich  nachsuchen  würde,  so  würde  er  dieselbe  erhalten 
können.  Wrangel  soll  sich  über  Kf.  beschwert  haben,  dass  derselbe  gegen 
sein  Versprechen,  ohne  mit  ihm  zu  commu meieren,  mit  den  Staaten  abge- 
schlossen;, der  Bisehof  hat  Schmising  an  denselben  abgeschickt.  J.  hat 
gestern  dem  Bischof  gegenüber  dieser  Absendung  gedacht  und  bemerkt, 
Schweden  werde  ihm  gute  Worte  nnd  Vertröstung  geben  und  gern 
sehen,  dass  die  Sache  wenigstens  so  lange  hingezogen  werde,  bis  sie  mit 
der  Stadt  Bremen  fertig  wären,  der  Bischof  versicherte  darauf  nur,  er 
suche  aufrichtig  den  Frieden.  K.Cöln  trifft  Rüstungen,  sucht  auch  von 
dem  Bischof  Truppen,  die  er  abdanken  sollte,  zu  erhalten,  er  muss  ent- 
weder für  sich  ein  Dessein  haben  oder  alles  solches  für  Frankreich  thun. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfllrsten.     D.  Münster  9.  März  1666. 

[Weitere  Erklärung  des  Bischofs,  K.Colns  verdächtige  Pläne.] 

Auf  seine  weiteren  Remonstrationen  hat  ihm  der  Bischof  folgende  Er-  9.  März. 
klärung  zukommen  lassen: 

1)  er  wolle  nach  dem  Frieden  alle  von  seinen  Völkern  occnpierren  Oerter 
restituieren ; 

2)  die  Borkelosche  Sache  solle  den  Frieden  nicht  verhindern  oder  die 
Friedenstractaten  aufhalten, 

3)  Den  Bündnissen,  welche  diesem  Frieden  entgegen,   wolle  er  rennn- 
tiieren, 

4)  allen  praetensionibus ,  welche  ihm  aus  diesem  Kriege  möchten  zuge- 
wachsen sein,  begebe  er  sich  pure,  solche,  die  er  und  sein  Stift  vor 


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11.    Der  MoDSteriche  Krieg. 

dem  Frieden  gehabt,  sollten  nach  dem  Frieden  zwischen  beiden  Theilen 
in  der  Oüte  beigelegt  werden. 
5)  Was   die  Abdankang  der  Völker  nnd  die  Werbung  anbelange,  das 
lanfe  In  der  Fürsten  Recht,  Kf.  werde  nicht  begehren,  dass  ein  Fürst 
des  Reiches  dnrch  Auswärtige  seines  Rechts  sollte  beraubt  werden.    Da 
in  der  Garantie  ausdrücklich  werde  enthalten  sein,   dass  kein  Theil 
den  anderen  de  facto  überziehen,  beleidigen  oder  sonst  Gewalt  üben 
sollte,  so  werde  es  dieses  Punkts  nicht  bedürfen. 
Der  K.Cölnische  Nicolas  ist  wieder  fort,  an  das  Hans  Brannschweig, 
wie  man  sagt,  eine  Allianz  Torznschlagen ,  er  soll  auch  Ordre  haben,  mit 
dem  Grafen  Waldeck  Yertranlich  zu  reden,  J.  vermnthet,  E.Cöln  habe 
etwas  wider  Hildesheim  oder  Göln  oder  beide  vor*). 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Mttnster  13.  März  1666. 

[Erklaraog  der  auderen  Gesandten,  Argwohn  des  Bischofs  wegen  des  Ansbleibens 
der  Antwort  des  Kf.    Erklärang  Wraogels,   K.Cöln  betreibt  eine  neae  Allians.] 

13.  Mars.  Der  K.Cölnische,  Neubnrgische  nnd  Wolffenbüttelsche  Ge- 
sandte, denen  der  Bischof  auch  seine  neuliche  Erklärung  hat  zngehen  lassen, 
haben  dieselbe  für  ausreichend  erklärt  nnd  Tcrlangt,  es  sollte  kein  Aufent- 
halt mit  den  Traktaten  gemacht  werden,  doch  hat  J,  sie  bewogen  sich  mit 
ihm  zum  Bischof  zu  begeben  nnd  demselben  anzuzeigen»  es  müsste  zunächst 
des  Kf.  Resolntion  abgewartet  werden.  Der  Bischof  zeigt  sich  wegen  des 
Ausbleibens  derselben  argwöhnisch.  Wrangel  soll  gegen  Schmising  er- 
klärt haben,  der  Bischof  möchte  zusehen,  ob  er  einen  ehrlichen  Frieden 
erlangen  könnte ,  sollte  jemand  ihn  im  Reiche  überziehen ,  so  hielte  er  es 
pro  casn  foederis  Rhenani  und  zweifele  nicht,  sein  König  werde  dabei  thnn, 
was  er  schuldig  wäre,  und  nicht  der  letzte  sein.  Schmising  Ist  anch  bei 
dem  Bischof  Yon  Osnabrück  gewesen,  der  erklärt  haben  soll,  den  Frieden 
befördern  zu  wollen.  K. Cöln  soll  beabsichtigen'),  eine  neue  Allianz  zu 
machen  nnd  Graf  Waldeck  zum  General  dabei  anzunehmen,  nnd  zwar  mit 
K.Mainz,  Ffalz-Neuburg  und  dem  Hause  Braunschweig,  angeblich 


1)  Kf.  erwidert  darauf  an  Jena  (d.Oleff  12.  März  16G6},  er  halte  die  Brkli- 
rang  des  Bischofs  nicht  für  irräsonabel,  könne  aber  sich  nicht  allein  daranf  er- 
klären, sondern  müsse  das  Sentiment  des  Staats  darüber  abwarten,  J.  dürfe 
auch  diese  seine  Meinung  den  Bischof  nicht  merken  lasseo.  An  Blaspeii  theilt 
er  unter  demselben  Datam  mit,  was  aas  Münster  eingekommen,  nnd  zeigt  ihm 
an,  sein  Oberstallmeister  v.  Pöllnitz  werde  heute  nach  dem  Haag  reisen, 
hauptsächlich  am  dahin  zu  wirken,  dass  r.  Beverning  aufs  schleunigste  za  ihm 
hieher  komme  nnd  anf  die  von  dem  Bischof  vorgeschlagenen  Bedingungen 
solche  Temperamente  mitbringe,  damit  der  Frieden,  woza  jetzt  grosse  Hoffnang 
sei,  zustande  gebracht  werde. 

3}  Vgl.  Aitzema  V  S.  1021,  Vrk.  a.  Akt.  n  S.  3d8ff. 


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Verhandlangen  Jena's  mit  d«m  Bischof  von  MüDster.  699 

wollen  sie  dieselbe  erst  unter  sich  fertig  machen  nnd  dann  Ef.  zum  Beitritt 
einladen,  nach  anderen  soll  Fürstenbergnenlich  bei  Gas tel  R od r ige  ge- 
wesen sein  nnd  ihm  versprochen  haben,  Wal  deck  von  dem  jetzigen  Dessein 
zn  divertleren;  der  Wolffenbüttelsche  weiss  aber  von  jener  Allianz 
nichts.  Der  Bischof  wird  wohl  ehester  Tage  Seh mi sing  an  Kf.  schicken, 
das  Domcapitel  hat  ihm  auch  die  Beförderung  des  Friedens  anempfohlen 
nnd  er  hat  sich  dazu  bereit  erklärt.  Sollte  Kf.  die  Erklärung  des  Bischofs 
nicht  billigen,  so  bittet  J.  ihm  die  Formalia,  deren  er  sich  alsdann  bedienen 
soll,  genau  vorschreiben  zu  lassen. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  s'Gravenhage 
11.  März  1666. 

[Vergebliche  BemühoDgen,  die  G.Staaten  zu  grösserer  Nachgiebigkeit  zu  bewegen.] 

Er  hat  mit  v.  Beverning  und  v.  Ommeren  geredet  und  sie  zu  be-  11.  März, 
wegen  gesucht^  dass  der  Staat  noch  etwas  weiter  nachgebe;  schon  diese 
aber  äusserten  sich  wenig  günstig,  und  heute  hat  er  eine  Resolution  der 
O.  Staaten  1)  zugestellt  erhalten  ^  dass  diese  es  bei  dem  liessen,  was  dieser 
Sache  wegen  zwischen  Beverning  und  Kf.  zu  Gleve  concertiert  worden 
sei,  doch  bat  er  gleich  darauf  remonstriert,  dass,  als  er  mit  Beverning 
dieser  Bedingungen  wegen  habe  verhandeln  wollen,  derselbe  sich  damit 
entschuldigt,  dass  er  desfalls  nicht  instruiert  wäre,  und  dass  damit  das 
Fundament  dieser  Resolution  zerfalle.  Er  will  sich  bemühen,  dass  es  bei 
dem  hier  gemachten  jüngsten  Project  wegen  Borkelo,  welches  Friqnet 
und  V.  Heimburg  haben  vermitteln  helfen,  verbleibe. 


Der  Kurfilrst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleve  17.  März  1666. 

[aaf  die    Relation  vom  13.  März.    Ef.  kann  die  Bedingungen  nicht  ändern,  der 

Bischof  muBS  sich  fügen.] 

Er  findet  nicht,  dass  der  Bischof  sich  ziemlich  nahe  zum  Ziel  gelegt,  17.  März. 
er  kann  sich  demselben  gegenüber  nur  in  terminis  des  Tractats  mit  den 
Staaten  verhalten  und  demselben  nicht  im  geringsten  zu  verstehen  geben, 
dass  er  mit  seinen  Ofiferten  vergnügt  sei,  bis  er  zuvor  des  Staats  Meinong 
darüber  vernommen;  er  hat  Nachricht,  dass  die  ihm  feindliche  Partei  in 
Holland  nur  auf  einen  Vorwand  lauert,  um  ihn  zu  beschuldigen,  dass  er 
dem  Traktat  kein  Genüge  thue  und  dass  er  unter  der  Hand  mit  der 
anderen  Partei  colludiere.  Er  unterlässt  allerdings  nicht,  den  Staaten  vor- 
zustellen*),   dass   sie   Ursache   hätten   mit   dem  jetzigen   Anerbieten    des 

')  S.  ürk.  u.  Akt.  III  8.183. 

')  In  einem  neuen  Bescript  an  Blaspeil  vom  16.  März.  Am  17.  März  er- 
theilt  er  demselben  Befehl,  nach  Gleve  surfickzukehren ,  Bomswinckel  werde 
sich  nach  dem  Haag  begeben. 


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700  ^1-    ^®r  MuDsterscbe  Krieg. 

Bischofs  bis  zu  den  Traktateo  zofrieden  sa  sein,  er  fürchtet  aber,  weon 
der  Bischof  nicht  ganz  anf  Borkelo  verzichte,  dass  die  Staaten  dann  den 
AVeg  Rechtens  erw&hlen,  zugleich  aber  auch  Schadenersatz  und  Satisfaetion 
fordern  werden.  Kf.  hält  es  für  annöthig,  J.  die  eigentlichen  Formalia  zn 
überschreiben,  bei  seiner  Dezterit&t  wird  er  solches  schon  ohnedem  mit 
gntem  Nachdruck  und  Success  thnn  können;  er  hat  nur  auf  dem  principio 
zn  bestehen,  dass  es  in  des  Kf.  Macht  nicht  stehe,  die  conditiones  ohne 
des  Staates  Ootfinden  für  sich  zn  ändern,  wozu  er  zwar  sein  bestes  thnn 
wolle,  aber  schlechte  Hoffnung  dazu  sehe. 

PS.    Da  Y.  Beverning  ehester  Tage  hier  sein  wird*),  so   soll  auch 
Schmising  sich  je  eher,  je  lieber  hier  einfinden. 


Fr.  y.  Jena  an  den  KnrfUrsten.     D.  Mttnster  17.  Mfirz  1666. 

[Nene  YerbandluDgeD  mit  dem  Bischof^] 

17.  März.  J.  hat  gestern  so  eindringlich,  wie  noch  nie,  dem  Bischof  zugeredet, 
die  Bedingungen  anzunehmen ,  sonst  müsste  Kf.  auf  andere  nachdrückliche 
Weise  ins  Mittel  treten,  der  Bischof  hat  darauf  viel,  aber  ohne  genügsamen 
Grund  erwidert  und  dabei  behauptet,  dass  der  zwischen  Kf.  und  dem 
Staat  gemachte  Traktat  solches  nicht  mit  sich  führte)  und  dass  derselbe 
auf  billige  conditiones  eingerichtet  wäre;  er  begehre  Frieden,  aber  dabei 
eine  genügsame  Garantie.  J.  hat  entgegnet,  es  käme  ihm  nicht  zn,  sich 
über  den  Verstand  oder  Interpretation  des  Traktates  einzulassen,  die  con- 
ditiones wären  bei  so  gestalteten  Umständen  billig  und  die  Einreden  nicht 
von  der  AViohtigkeit,  dass  deswegen  so  gefährliche  Kriege  zu  continuieren, 
Kf.  werde  endlich  thnn  müssen,  was  er  versprochen,  und  lieber  sich  bearbeiten, 
das  Feuer  quovis  modo  in  Zeiten  zn  dämpfen,  als  länger  zuzusehen  und 
geschehen  zu  lassen,  dass  ?on  anderen  mehr  Gel  dazu  gegossen  werde. 

Er  hat  dem  Bischof  Bedenkzeit  bis  heute  gelassen,  inzwischen  ein 
(beiliegendes)  Friedens project  entworfen  und  mit  Zustimmung  des  Braun- 
scbweigi sehen  und  K.Cölni sehen  heute  demselben  zugeschickt;  der 
Pfalz-Neubnrgiscbe  i^t  schon  Montag  abgereist 


Derselbe  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  18.  März  1666. 

[Dilatorische  Erklärang  des  Bischofs,  Schmising  in  Cleve,  Habbaeas.] 

18.  März.  Da  der  Bischof  ihm  heute  nur  eine  dilatorische  Antwort  hat  ertheilen 
lassen,  so  hat  er  erklärt,  er  sehe  wohl,  dass  derselbe  mit  ihm  hier  ferner 
nicht  yiel  handeln,  sondern  lieber  die  Sache  zu  Cleve  durch  Schmising 
wolle  thnn  lassen,  er  bitte,  ihm  dieses  offen  zn  sagen,  damit  er  hier  nicht 
vergebens  warte.    Er  vermuthet,  der  Bischof  suche  per  indireetnm  zn  einiger 


»Ir  S.  Aitzema  V  S.  1008  f. 


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VerhandlaDgen  Jena's  mit  dem  Bischof  von  Mfioster.  701 

Handlnng  und  ZeitgewiDüng  zu  gelangeD,  denn  Wiedeobrück  sagte  end- 
lich, es  wurde  dem  Bischof  lieb  sein,  dass  man  an  Ort  nnd  Stelle  zusammen- 
käme,  wo  man  wollte,  er  wäre  erbötig,  die  Seinigen  auch  nach  dem  Haag 
za  schicken.  Der  Schwedische  Abgesandte  Habbaens  soll  insgeheim  schon 
einige  Tage  hier  gewesen  sein,  mit  dem  Bischof  verhandelt  haben,  dann 
fortgereist  sein  nnd  jetzt  wieder  hier  erwartet  werden.  Sicher  ist,  dass  die 
schwedischen  ministri  die  hiesige  Partei  encouragieren  nnd  den  Frieden  nicht 
gerne  sehen. 


Fr.  V.  Jena  an  den  Kurfürsten.     D.  Münster  19.  März  1666. 

[Günstigere  Aassichten.] 

Heate   hat   eine   neue   Gonferenz  stattgefunden  nnd   es   scheinen   diei9.  Mftrz. 
Sachen  hier  anf  einen  anderen  Fuss   zn  kommen.     Viel  wird  auf  Schmi- 
sings  Relation  bemben,  kommt  sie  mit  seiner  hiesigen  Negotiation  überein,  so 
wird  der  Bischof  wohl  weiter  nachgeben,  während  er  jetzt  immer  vermeint, 
etwas  hemnter  zn  dingen. 

Es  ist  eine  grosse  Sache  und  darauf  die  Rahe  und  Tranquillität 
oder  gänzliche  Verrückung  der  Christenheit  bestehet,  darumb  muss  es 
auch  etwas  Schwierigkeit  und  Arbeit  haben,  und  wan  der  Allerhöchste 
E.  Gbf.  D.  Gonsilia  segnet,  daran  ich  nicht  zweifele,  so  werden  Sie 
auch  von  diesem  so  wichtigen  und  glücklich  vollbrachten  Werk  desto 
mehrere  Glorie  und  Vergnügung  bei  sich  selbst  haben  und  behalten. 
Jetzo  muss  nicht  gesäumet  und  I.  F.  6n.  keine  Zeit  mehr  gelassen 
werden,  ein  vertrautes  und  höfliches  Tractament  und  dabei  was 
E.  Gbf.  D.  auf  allen  Fall  thun  müsste,  wan  man  länger  die  Sache 
aufhielte,  vermag  viel.  — 


Der  Kurfürst  an  Fr.  v.  Jena.     D.  Cleff  20.  März  1666. 

[auf  die  Relationen  vom  17.  und  18.  März.    Verlegung  der  Verhandlungen 

nach  Cle?e.] 

Er  übersendet  die  Nachrichten  ans  dem  Haag  ').  20.  März. 

Und  weiln  wir  solchem  nach  des  von  Bevernings  Ankunft  an- 


')  Blaspeils  Relation  vom  19.  März,  in  welcher  derselbe  meldet,  dass  trotz 
seiner  BemühuDgen  nnd  obgleich  die  Provinz  Holland  sich  nicht  nn geneigt  zeige, 
doch  die  anderen  Provinzen,  welchen  darch  die  Münsterschen  Waffen  der  meiste 
Schaden  zngefägt  sei,  es  durchgesetzt  hätten,  dasa  man  es  bei  der  früheren 
Resolution  belassen  mit  dem  Zusatz,  wenn  der  Bischof  noch  länger  zögere,  dar- 
auf einzugehen,  müsse  man  den  Frieden  mit  dem  Degen  suchen.  Beverning 
gedenke  Dienstag  in  Gleve  zu  sein,   derselbe  scheine  aufrichtig  den  Frieden  zu 


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702  11-    I>er  MfiDsterscbe  Krieg. 

hero  gewärtig  sein,  der  v.  Schmising')  sich  auch  f&r  2  Tagen  alhie 
eingefunden,  so  hielten  wir  daflir,  dass  die  Fortsetzung  der  Friedens- 
handlung nirgends  besser  als  alhie  geschehen  und  befordert  werden 
könne,  zumalen  auch  sowohl  der  Kaiserliche  als  der  Französische 
minister  hie  zugegen.  Ihr  hättet  demnach  dem  E.  Cölnischen 
und  Pfalz-Neubnrgischen  Abgeordneten  dieses  fQrzustellen  and 
ihnen  an  Hand  zu  geben,  ob  sieTgleichsam  proprio  motu  und  nicht,  als 
wenn  wir  sie  dazu  invitiret,  anhero  kommen  und  desfals  von  ihren  hohen 
Principalen  Befehl  und  Instruction  mit  dem  schleunigsten  befördern 
wollen*),  auf  diese  Weise  würde  man  gleichsam  ohne  einzige  For- 
malitäten und  Weitläuftigkeit  ad  tractatus  kommen. 

J.  soll  sich  Yom  Bischof  TerabsebiedeD^  vorher  aber  demselben  vor- 
stellen, da  die  Staaten  trot^  aller  Bemühnngen  des  Kf.  keine  anderen  Pro- 
jecte  oder  temperameota  zulassen  wollten,  möchte  er  den  Frieden  durch 
Annahme  der  projectierten  Conditionen  befördern.  Da  man  hier  gleichsam 
unvermerkter  Weise  ad  tractatas  komme,  so  erhielte  er  insoweit  seine  In- 
tention. 

PS.  Da  BeTerning  erst  nächsten  Dienstag  hier  erwartet  wird,  so 
will  Schmising'),  am  weitere  Instruktion  zu  holen,  noch  einmal  nach 
Münster  znrückkehren  und  Dienstag  oder  Mittwoch  oder  mit  Jena  zusammen 
hier  wieder  eintreffen. 


wäDBchen,  dass  er  sich  aber  in  VerhaocHnngen  mit  den  bischöflichen  Gesandten 
einlassen  sollte,  glaubt  Bl.  nicht,  nur  daen  wolle  sich  jener  verstehen,  dass  die 
Mediatoren  an  einem  Orte  in  der  Nähe  snsaromenkommen,  den  im  Haag  gemachten 
Friedensentwarf  prüfen  nnd  so  nahe»  als  man  kommen  konnte,  einrichten  und 
dass,  wenn  beide  Theile  damit  einig,  dann  die  Depatierten  derselben  mit  den 
Mediatoren  zusammentreten  nnd  den  Vergleich  sollemniter  vollziehen  sollten. 

0  S.  ürk.  n.  Akt.  II  S.  371.    Sein  Creditiv  ist  vom  13.  März  datiert. 

*)  unter  demselben  Datum  schreibt  K f.  auch  an  K.Coln,  Pfalz-Neuburg, 
den  Bischof  von  Paderborn  und  Herzog  August  von  Wolffenbüttel,  theilt 
ihnen  mit,  in  wenigen  Tagen  würden  sich  Beverning  und  Schmising  hier 
einfinden  und  man  werde,  zumal  da  auch  ein  kaiserlicher  und  ein  franzo- 
sischer Gesandter  hier  anwesend  seien,  sich  bemühen,  bei  dieser  Gelegenheit  den 
Frieden  zu  befordern,  auch  sie  möchten  durch  Entsendung  von  Bevollmächtigten 
dazu  mitwirken. 

*)  S.  Urk.  n.  Akt.  II  S.  373.  Das  Becreditiv  des  Kf.  für  denselben  ist  vom 
20.  März  ausgestellt. 


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Jena'B  Abberafnog.    v.  Blnmeutbals  Sendang  nacb  Frankreich.  703 

V.  Blumenthals  Sendung  nach  Frankreich. 
Februar  — März  1666. 

Journal  so  bei  meiner  [v.  Blnmenthals]  vierten  Abschickang 

naeher  Frankreich  gehalten  worden  nnd  vom  7./ 17.  Febrnarii 

des  1666  Jahres  anfönget. 

Ef.  hat  sofort,  nachdem  ihm  durch  Colbert  die  Anzeige  von  dem  Tode 
der  R.  Fraa  Matter^)  ans  Frankreich  eingehändigt  worden,  beschlossen, 
dem  Könige  durch  ßl.  sein  Mitleiden  über  diesen  Todesfall  za  contestieren 
und  zugleich  einige  andere  dero  Estat  concernierende  Aflfairen  zu  recoro- 
mendieren  ^. 

In  seiner  Instruktion  (d.  Cle?e  3./13.  Febrnarii  1666)  wird  Bl.  an-ia.Pebr. 
gewiesen,  nach  seiner  Ankunft  in  Paris  dem  Könige  feierlichst  die  Condo- 
lenz  abzustatten,  ferner  aber  bei  passender  Gelegenheit  demselben  vorzustellen, 
er  hätte  früher  Kf.  öfters  fest  versichern  lassen,  dass,  sobald  die  Allianz 
zwischen  ihnen  erneuert  sein  würde,  er  des  Kf.  ganz  klare  Prätensionen  in 
Polen  secundieren  nnd  ihm  zu  billigmässiger  Satisfaction  verhelfeu  wolle. 
Nachdem  nun  diese  Allianz  vorlängst  abgeschlossen  sei  und  Kf.  auch  auf 
des  Königs  Rath  demselben  zu  Gefallen  und  Bestem  mit  den  G.Staaten 
sich  in  neue  Bündnisse  eingelassen,  hoffe  er,  dass  der  König  sich  seiner 
Zusage  erinnern  und  derselben  zufolge  seinem  Gesandten  in  Polen  Befehl 
geben  werde,  Kf.  in  seinen  billigmässigen  desideriis  und  petitis  bester- 
massen  zu  secundieren.  Ferner  soll  Bl.  Türen ne  aufsuchen,  ihm  ein  Schrei- 
ben des  Kf.  überliefern  und  bei  ihm  vertraulich  anfragen,  ob  Kf.  jetzt  wegen 
der  ihm  zu  verschiedenen  Malen  von  dem  Könige  absqne  ulla  conditione  an- 
gebotenen aber  bisher  trotz  verschiedener  Sollicitationen  nicht  gezahlten 
100,000 Rthlr.  Erinnerung  thun  solle,  falls  derselbe  es  widerräth,  soll  Bl. 
deswegen  nichts  anbringen. 

Bl.    reist   7./17.   Februar   von   Cleve    mit  dem    kurfürstl.  Kanzlisten  17.  Febr. 
Scheven,  einem  Pagen  und  zwei  Laqnaien  ab,  kommt  am  13./2d.  in  Paris  23. Febr. 
an  und  logiert  im  Hotel  de  Hesse,  an  demselben  Abend  besucht  ihn  P  o  d  e- 
wils,  dem  er  das  ihm  vom  Kf.  mitgegebene  Schreiben  zugeschickt,  und 
sein  Schwager,  der  Freih.  v.  Schwerin. 

1.  Relation  an  Kf.    D.  Fans  16./ 26.  Februar  1666.  26. Febr. 

Er  meldet  seine  Ankunft,  der  König  ist  zu  St.  Oermain. 

|:  Schweden   kann    von  Frankreich    die   restierenden    fünf  Tonnen    Ch. 
Goldes  Subsidiengelder    nicht   bekommen  und  ist  daher   sehr  malcontent, 
auch  verursachet  bei  ihnen  der  mit  Dänemark  abgeschlossene  Traktat') 

0  Die  Matter  Ludwigs  XIV.,  die  Königin  Anna  von  Frankreich,  war 
am  20.  Janaar  1666  (s.  Diar.  Earop.  XIV  S.  100)  gestorben. 

^  Vgl.  V.  Blnmenthals  Schreiben  an  v.  Podewils  vom  1.  Februar  1666 
(Urk.  a.  Akt.  U  8.331). 

')  Der  am  13.  Februar  zwischen  Holland  and  Dänemark  abgeschlossene 
AUianzvertrag  (Damont  VI  3  S.59ff.   Mömoires  d'Estrades  IV  S.  107.  137). 


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704  11-    Der  Mönstersche  Krieg. 

und  das  gnte  VerBtändois  zwischen  Frankreich,  Ef.  ond  Holland  grosse 
Jalonsie,  nnd  hält  man  dafür,  sie  werden  des  Bischofs  von  Münster 
Partei  keineswegs  nehmen,  sondern  sich  nur  bemühen,  die  Stadt  Bremen 
durch  eine  Bloqnade,  weil  sie  zur  Belagerung  nicht  Volkes  genng  haben, 
zu  incomroodieren.  :  | 

PS.    Podewils  hat  ihm  vertraulich  mitgetheilt,  man  werde  Colbert 

so  bald  nicht  abfordern,  sondern  demselben  einige  Dinge,  so  auf  Schliessung 

eines  genauen  Bündnisses  mit  Kf.  zielen,  cömmittieren. 

29.  Febr.         19. /29.  Februar  reist  Bl.  mit  Podewils  und  seinem  Schwager  nach  St 

Germain  und  übergiebt  an  demselben  Abend  Türen ne  das  ihm  Tom  Kf. 

2.  März,  an  denselben  mitgegebene  Greditiv.     Am  20.   Februar/ 2.  März  übergiebt 

er  Lionne  sein  Creditiv  an  denselben  und  hat  au  demselben  Tage  Audienz 

3.  März,  beim  Könige  0.    Am  2i.  Februar/S.  März  ist  er  au  lever  des  Königs,    hat 

Nachmittag  bei  der  Königin,  ferner  beim  Dauphin,  bei  Monsieur  und  Madame 
Audienz,  spricht  folgends  den  Dänischen  Reichsschatzmeister  H.  Sehe- 
Stadt,  findet  ihn  aber  über  die  Maassen  froid. 

5.  März.         2.  Relation.    D.  Paris  5.  März/23.  Februar  1666. 

Podewils  hat  ihm  folgende,  verrouthlich  vom  Könige  selbst  oder  dessen 
Ministris  ihm  an  die  Hand  gegebene  Eröffnungen  gemacht:  Dem  Kf.  seien 
gute  Freunde  sehr  nöthig,  vom  Kaiser  stände  wenig  zu  hoffen,  da  der- 
selbe in  den  billigsten  Dingen  und  wozu  er  ohnedem  verbunden  sei,  Satis- 
faction  zu  leisten  refnsiere,  die  Schweden,  zwischen  denen  und  Kf.  Diffi- 
denz  zu  erwecken,  man  sich  heftig  bemühen  werde,  wären  gefährliche  Nach- 
baren, die  vermuthlich  so  bald  nicht  vergessen  würden,  dass  Kf.  im  vorigen 
Kriege  ihre  Gonqnesten  so  merklich  gehindert  hätte.  Polen  warte  nur 
auf  Gelegenheit,  die  ihm  mit  gewaffneter  Hand  abgezwungene  Sonverainität 
dem  Ef.  wieder  zu  entziehen.  Dieses  und  dergleichen  Inconvenientien  zu 
verhüten,  müsste  Kf.  Freunde  haben,  die  ihn  wider  alle  Gefahr  garan- 
tierten und  auf  den  Nothfall  mit  mächtiger  Hand  schützen  könnten;  hierzu 
wäre  Frankreich  ganz  geneigt,  dafern  Kf.  dessen  auf  die  spanischen 
Niederlande  habende  Desseins,  von  deren  glücklichem  Ausschlag  Kf. 
participieren  sollte,  befördern  wollte.  Dem  Kaiser  würde  man  die  Nieder- 
lande nicht  gönnen  und  sollte  auch  diese  Krone  hiednrch  in  ewige  Kriege 
impliciert  werden.  Solche  Propositiones  sollte  Colbert  thun  und  zu  solchem 
Ende  noch  eine  Zeit  lang  zu  Cleve  subsistieren. 

2.  März.  Bei  der  Audienz  am  2.  März/20.  Febr.  dankte  der  König  auf  seine  Con- 
dolenz  dem  Kf.  für  die  Abscbickung,  bemerkte  anch,  Kf.  habe  durch  das  mit 
den  Staaten  auf  seine  Veranlassung  aufgerichtete  Bündnis  ein  so  angenehmes 
und  ihm  gefälliges  Werk  gestiftet,  dass  er  es  niemals  vergessen,  sondern  mit 
allen  den  Bezeugungen,  so  von  einem  getreuen  Freunde  und  Alliierten  zu 
hoffen  stünden,  verschulden  wurde. 

An  demselben  Morgen  hat  er  an  Lionne  des  Kf.  Schreiben  übergeben. 
Die  begehrte  Depeche  nach  Polen  soll  befördert  werden.    Allein  von  den 


0  Ygl.  Diar.  Europ.  XV  B.  19  f.    Aitzema  V  S.  917. 


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y.  Blameothals  Qesandtschaft  nach  Fraokreieh.  705 

100^000  Rthlr.  hat  er  Dichts  gemeldet,  weil  es  Tu  renne  widerrathen.  Za 
Mittag  tractierte  ihn  Marqnis  de  ßellefouds,  prämier  maistre  d'hotel,  anf 
Befehl  des  Königs  aufs  prächtigste.  Nachmittags  jagten  Ihre  Maj.  einen 
Damrahirsch  nnd  worden  von  den  vornehmsten  Damen  des  Hofes  (worunter 
auch  Mademoiselle  la  Yaliere,  so  allemal  die  nächste  beim  Könige  war) 
accompagniert,  za  Abend  tractierte  ihn  Tarenne  nnd  am  folgenden  Tage  3. März, 
der  Dac  de  Gramm ont.  Nachmittags  hatte  er  Audienz  bei  der  Königin, 
dem  Danphin ,  Monsieur  und  Madame.  Zu  Abend  spielte  der  König  mit 
Mademoiselle  la  Valliere  an  einem,  die  Königin  mit  einigen  Cavalieren 
aber  an  einem  anderen  Tische.  Von  hier  aus  ging  El.  zu  Colbert,  der 
jetzt  mehr  als  alle  anderen  vermag,  und  tesmoignierte  ihm,  wie  Kf.  mit  seines 
Bruders  Person  und  Bezeugungen  gar  content  sei;  den  Abend  tractierte  ihn 
wieder  Turenne.  Den  4.  März  /  22.  Febr.  besieht  er  das  Haus  und  die  4.  März. 
Mesnagerie  zu  Versailles  und  kehrt  am  Abend  nach  Paris  zurück. 

3.  Relation  (d.  St.  Germain  l./ll.  März  1666).     Morgen  soll  BI.  die  11. März. 
Abschiedsaudienz    beim  Könige  erhalten.     Uebermorgen    zieht   der  König 

nach  Compiegne  und  mustert  daselbst  die  in  Picardie  und  Champagne  ver- 
legte in  14,000  M.  z.  F.  und  4000  auserlesenen  Pferden  bestehenden  Truppen. 
:{  Frankreichs  Kaltsinnigkeit  gegen  die  Krone  Schweden  nimmt  dem  Gh. 
Ansehen  nach  von  Tage  zu  Tage  zu,  auch  dergestalt,  dass  man  öffentlich 
sagty  weil  Schweden  sich  allzuviel  eii^bildC;  würde  man  ihnen  weisen,  dass 
auch  ohne  ihre  Freundschaft  Frankreich  gar  leicht  subsistieren  könne.  | : 

PS.  1.  (l./ll.  März.).  Als  Bl.  heute  dem  Könige  beim  Ankleiden  auf- 
wartete, lud  dieser  ihn  ein,  bei  der  Revue  zu  Compiegne  anwesend  zu 
sein,  er  wird  dem  Folge  leisten. 

PS.  2.  (2./12.  März).  Heute  hat  er  beim  Könige  Abschiedsaudienz  ge-  12. März, 
habt,  er  dankte  dabei  demselben  für  seine  Verwendung  bei  Polen,  der 
König  versicherte  ihn,  dass  er  nicht  mehr  verlangte,  als  sich  genauer  und 
fester  mit  Ef.  zu  verbinden  und  dessen  Interesse  bei  allen  Occasionen  zu 
befördern.  Als  er  weggehen  wollte,  stand  der  König  auf,  folgte  ihm  ein 
paar  oder  drei  Schritt  mit  entblösstem  Haupt  und  fragte  überlaut,  ob  er 
ihn  nicht  wieder  bei  der  Revue  sprechen  würde,  was  Bl.  auch  versprach. 

I^acbmittag  nimmt  Bl.  vom  Duc  de  Grammont,  Colbert  und  Lionne 
Abschied,  der  letztere  verspricht,  die  Depesche  sowohl  an  den  König  von 
Polen  als  auch  an  M.  de  Bezidres  begehrterroassen  einzurichten  und 
ihm  zuzuschicken.  Am  3./13.  reist  er  zur  Revue,  kehrt  am  7./17.  nach  Paris 
zurück,  am  9./19.  bringen  ihm  MM.  B onoeil  und  Giraut  des  Königs 
Contrefait  in  einer  boite  mit  Diamanten  versetzet. 

4.  Relation.     (D.  Paris  19./ 9.  März  1666.)     Bei  dem  Abschied  vom  l9.März. 
Könige  nach  der  Audienz  hat  ihm  dieser  nochmals  aufgetragen,  dem  Kf. 

seine  Freundschaft  und  Begierde,  dessen  Interesse  zu  secundieren,  zu  ver- 
sichern. Auch  Turenne  recommendirte  sich  dem  Kf.  aufs  dienstlichste  und 
sagte,  man  würde  denselben  niemals  in  unnöthige  Händel  engagieren,  hin- 
gegen aber  hielte  man  sich  auch  in  billigen  Dingen  des  Kf.  aufrichtiger 
nnd  beständiger  Freundschaft  ganz  gesichert.    Dem  Ansehen  nach  dürfte 

Uater.  x.  Oonch.  d.  0.  Kurfurütcn.    XI.  45 


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706  n.    Der  Mnnstersohe  Krieg. 

diese  Krone  in  korzem  etwas  wichtiges  entreprenieren,  weil  der  Eöoig  öffent- 
lich sagte,  dass  er  binnen  zwei  Monaten  auf  fünfzigtaasend  Mann  Patente 
geben  wollte.  Dem  spanischen  AmbassadeurN  hat  diese  Revue  nicht  ge- 
fallen wollen,  weshalb  er  sie  auch  nicht  mit  angesehen.  Tn renne  wird  ?on 
de  Witt  inständig  ersucht,  die  Conduite  des  Krieges  wider  den  Bischof  zu 
Münster  zu  übernehmen,  er  hat  sich  aber  bisher  zu  nichts  erklären  wollen, 
sondern  ausdrücklich  gesagt,  er  wolle  dem  Prinzen  ?on  Oranien  nicht 
präjudicieren.  Colbert  soll  neulich  gesagt  haben,  man  würde,  sobald 
der  Krieg  mit  England  cessierte,  den  Salzhandel  mit  Kf.  feste  stellen  ')  und, 
wenn  es  demselben  gefällig,  anstatt  Geldes  Hanf,  Flachs,  Wolle  und  Holz 
annehmen. 

An  demselben  Abend  erhält  er  durch  Liounes  Sekretär  seine  De- 
peschen, darunter  auch  die  Schreiben  an  den  König  von  Polen  und  den 
Bischof  von  Be'zidres. 

20. März.  Am  10./20.  nimmt  Bl.  von  Tnrenne  nochmals  Abschied  und  erfahrt 
von  ihm,  dass  der  Schwedische  Legationssekretär  Puffendörffer')  sich  über 
ihn  und  Beuninghen'}  beschwert,  „sambt  hätten  wir  von  der  Krone  S  chwe- 
den  an  diesem  Hofe  verächtlich  gesprochen,  weil  wIf  uns  verlauten  lassen, 
es  wäre   ihre  im  Herzogthum  Bremen  jetzt    subsistjerende  Armee   nicht 

22.  März,  über  6000  Mann  stark^.  Am  12. /22.  besuchen  ihn  zwei  Deputierte  aus 
Pol  ton,  bitten  ihrer  Religionsverwandten  Interesse  bei  Kf.  zu  recommen- 
dieren  und  theilen  ihm  einiges  von  den  unzähligen  Verfolgungen  mit,  die 
sie  zu  erdulden  haben. 

Am  17./ 27.  März  reist  er  ab  und  kommt  am  28.  März/ 7.  April  in 
Cleve  an. 


Sendung  de  Beyers  an  K.Cöln.     Ende  Februar  1666. 

Instruktion  für  H.  D.  Beyer.     Lectum  in  consilio 
24  Februar  1666i 

[Des  Kf.  Allianz  mit  Holland,  seine  BeroühnDgDn  den  Frieden  mit  Münster  tn 
bewirken,  K.Cöln  soll  dazu  mitwirken.] 

24. Febr.  ß-  soll  sich  unverzüglich  zu  K.Cöln  nach  Lüttich  begeben  und 
demselben  nähere  Mittheilnng  über  die  Veranlassung  und  den  Inhalt  der 
von  Kf.  mit  Holland  abgeschlossenen  Allianz  machen,  Kf.  habe  sich  dabei 
freie  Hand  bebalten,  den  Frieden  mit  Münster  zu  befördern,  und  versichert, 
dass  man  holländischerseits  zu  diesem  Frieden  geneigt  sei  und  auf  raison- 
nable  Bedingungen  eingehen  wolle.  Kf.  habe,  um  diesen  Frieden  zu  be- 
fördern, aufs  neue  einen  Gesandten  an  den  Bischof  geschickt,  in  der  Ab- 

»)  8.  ürk.  u.  Akt.  11  8.  305.  307. 

'^)  Esaias  Pufendorf  8.  ürk.  u.  Akt  IX  S.  746. 

''^  Conrad  van  Beaninghen,  holluodischer  Gesandter  in  Paris. 


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Sendung  de  Beyers  od  E.CoId.  707 

Sicht,  wenn  derselbe  sich  darauf  einliesse,  weiter  dahin  zu  gedenken,  wie 
der  Westfälische  Kreis  in  beständige  gute  Einigkeit  gebracht  werden 
könne,  wozu  die  nach  Aachen  verabredete  Zusammenkunft')  nicht  wenig 
dienen  würde.  Ef.  ersuche  E.  Cöln,  auch  seinerseits  dazu  mitzuwirken 
und  bei  dem  Bischof  darauf  zu  dringen,  dass  er  die  projectierten  Friedens- 
artikel in  der  Oüte  annehme.  Sollte  man  etwa  den  modum  tractandi  an- 
fechten und  verlangen,  dass  erst  eine  Zusammenkunft  gehalten  werden 
müsste,  so  soll  er  erwidern,  eine  solche  sollte  allerdings  erfolgen,  doch 
würden  sich  die  Staaten  nicht  eher  dazu  verstehen,  bis  sie  unter  der  Hand 
versichert  wären,  dass  der  Bischof  auf  jene  Bedingungen  eingehen  würde. 
Um  die  Sache  zu  befördern,  soll  B.  sich  an  den  Bischof  von  Strass- 
bnrg  wenden,  an  welchen  ihm  ein  Schreiben  des  Ef.  mitgegeben  wird. 


Johann  de  Beyer  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve  3.  Februar 

[L  März]  1666. 

[Bericht  über  seine  Sendung  an  K.CoId]. 

Er  ist  am  25.  Februar  von  hier  abgereist  und  am  27.  Abends  in  Lüt-  3.  März, 
tich  angelangt,  hat  sich  sofort  bei  dem  Bischof  von  Strassburg  anmel- 
den lassen  und  hat  am  folgenden  Tage,  da  der  Eurfürst  zur  Reiherbeize 
nach  Rechem^)  sich  begeben,  bei  diesem  Audienz  gehabt.  Der  Bischof 
erwiderte  auf  seine  Proposition,  E.Cöln  und  auch  er  selbst  hätten  die 
Munsterschen  Oonsilia  schon  ehe  die  Ruptur  wirklich  erfolgt,  improbiert 
und  sich  vergeblich  bemüht,  dieselben  zu  di vertieren.  Er  lobte  des  Kf. 
Resolution  und  wünschte  Glück  zur  renovierten  Allianz.  Der  Bischof  von 
Münster  werde  den  Frieden  mit  den  Staaten  machen  müssen,  zumal  da 
von  diesen  bereits  so  viel  nachgegeben  würde,  E.Cöln  hätte  zu  dem  Ende 
schon  V.  Landsberg  sowohl  an  Pfalz-Neuburg  als  auch  an  Munster 
abgeschickt.  Er  desiderierte  1)  nähere  Onverture  wegen  der  projectierten 
Conditionen,  2)  es  wäre  auch  keine  geringe  Difficultät^  dass,  wenn  schon 
Münster,  wie  er  ihn  versichere,  freie  Hände  zum  Frieden  hätte,  alsdann 
etwa  Schweden,  dessen  Absichten  man  noch  nicht  kennte,  demselben 
auf  den  Leib  fallen  und  wegen  England  Reparation  und  Satisfaction  wegen 
des  Separatfriedens  würde  suchen  wollen,  ob  nicht  solchenfalls  die  Staaten 
Münster  wider  solche  würden  auch  garantieren  müssen,  und  ob  an  diesem 
Hofe  keine  Nachricht  wäre,  wohin  Schweden  incliniere  und  ob  es  sich 
bereits  mit  England  engagiert  habe,  3)  der  Eönig  von  Frankreich  habe 
unterm  5.  Februar  von  K. Cöln  einen  generalen  Pass  durch  das  Stift 
Lüttich  für  einen  abermaligen  Seconrs,  der  nach  des  jüngst  aus  Frank- 
reich zurückgekommenen  Grafen  v.  Fürstenberg  Relation  etwa^  gesagt 

würde,  gefordert,  auch  der  Eaiser  sei  Vorhabens  etwa  ~  a  ~   M.  hin- 

0  S.  oben  S.  686  h 

^)  Reck  beim  in  belgisch  Limburg,  o.  von  Maastricht. 

45» 


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708  n.    Der  MiiDStersche  Krieg. 

nnterzuschicken,  Englaod,  Spanien  nnd  Münster  soUicitierteo  stark 
beim  Kaiser,  so  sei  zu  fürchten,  es  werde  zar  Ruptor  kommen;  wenn  nicht 
durch  den  vorgeschlagenen  Frieden  dem  Werk  bei  Zeiten  vorgebaut  werde. 
Münster  scheine  sich  aber  auf  die  vorgeschlagenen  Conditionen  Bicbt  ein- 
lassen zu  wollen,  vornehmlich  da  ihm  zugemuthet  werde,  auf  Borke !o  zo 
renuntiieren,  sollte  man  darin  ein  Temperament  finden  können,  möchte  der 
Sache  viel  näher  geholfen  werden  können. 

5)  K.GöIn  sei  Vorhabens  seinen  Kanzler  Buschmann  nach  Holland 
zu  schicken,  derselbe  solle  seinen  Weg  über  Gleve  nehmen  0  und  mit 
Kf.  darüber  reden ,  zugleich  demselben  bekannt  machen,  dass  er  bei  den 
Staaten  Rheinberg  wiederfordern  werde,  um  sich  wenigstens  eines  siche- 
ren modi  zu  vergleichen,  damit  man  aus  der  Sache  per  modum  compromissi 
oder  sonst  kommen  könnte. 

6)  Im  Fall  Münster  alles  Anrathens  nnerachtet  sich  nicht  zum  Frieden 
sollte  verstehen  wollen,  sei  auch  K. Cöln  der  Meinung,  ihm  alle  fernere 
Assistenz  nach  Möglichkeit  zu  behindern,  wenn  auch  Kf.  und  die  anderen 
Stände  ein  gleiches  thäten,  so  könnte  er  dadurch  zum  Frieden  und  zur 
raison  gebracht  werden. 

B.  hat  ihm  darauf  mündlich  die  projectierten  Bedingungen  mitgetheilt; 
ad  2  replicierte  er,  dass  er  darüber  keine  Instruktion  hätte,  aber  seinerseit.s 
meine,  1)  da  Münster  erklärt  hätte,  freie  Hände  zum  Frieden  zu  haben, 
so  könnte  der  König  von  England  ihm  darüber  keine  leges  vorschreiben, 
noch  weniger  würde  Schweden  gegen  Frankreich  vornehmlich  sich 
dazu  gebrauchen  lassen,  2)  würde  die  Garantie  reeiproquement  genommen 
werden  können,  3)  da  seines  Wissens  noch  keine  eigentliche  Nachricht, 
wcichergestalt  sich  Schweden  mit  England  conjungieren  würde,  so 
müsste  man  um  so  mehr  mit  Beförderung  des  Friedens  eilen.  Die  Sache 
wegen  Borkelo  werde  hoffentlich  keine  Difficultät  geben,  da  darüber  ein 
raisonnabel  Temperament  ausgefunden,  das  er  mittbeilte. 

Der  Bischof  von  Strassburg  erklärte  sich  darauf  mit  den  vorge- 
schlagenen Bedingungen  und  auch  mit  dem  Temperament  wegen  Borkelo 
für  einverstanden,  Münster  müsse  darauf  Frieden  schliessen,  der  über  die 
Massen  nöthig  sei,  und  den  auch  Frankreich  desideriere. 

Nach  Beendigung  dieser  ziemlich  weitlänfigen  Conferenz  hatte  er  beim 
Kurfürsten  Audienz.  Derselbe  billigte  ebenfalls  des  Kf.  Allianz  mit  Holland 
und  die  projectierten  Friedensbedingungen,  doch  zweifelte  er,  ob  der  Bischof 
auch  von  England  freie  Hände  apart  zu  tractieren  habe,  da  er  aus  dessen 
eigenem  Munde  gehört,  dass  er  mit  England  allzuweit  engagiert  wäre  nnd  ohne 
dasselbe  nichts  würde  schliessen  können,  er  verwunderte  sich,  dass  der  Bischof 
sich  bei  anderen  solle  eines  andern  haben  verlauten  lassen.  Wegen  der 
zu  ergreifenden  Massregeln,  wenn  Münster  ungeachtet  alles  Zuredens  sich 
nicht   sollte  zum  Frieden  verstehen   wollen,  wolle  er  ferner  mit  ihm  reden 


^}  BuBchmaDD  ist  in  der  That  wenige  Tage  darauf  bei  Kf.  gewesen,  sein 
Creditiv  ist  datiert  Reckeim  5.  März,  das  Recreditiv  des  Kf.  Uleve  10.  März  IGGO. 


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Sendung  de  Beyers  an  E.Göln.  709 

und  durch  den  Bischof  von  Strassborg  reden  lassen,  worauf  B.  sich  ver- 
abschiedete. » 

Am  folgenden  Tage,  1.  März,  folgt  B.  dem  Kurfürsten  nach  Rechem  und 
hat  hier  mit  dem  Bisehof  von  Strassburg  eine  neue  weitläufige  Confe- 
renz,  derselbe  wiederholte  noch  einmal  die  Nothwendigkeit  eines  schnellen 
Friedensschlusses  wegen  der  Gefahr,  dass  es  zwischen  Frankreich  und 
dem  Hanse  Oester reich  zur  Ruptur  kommen  könnte.  Der  Bischof  be- 
merkte, V.  Landsberg  habe  Ordre  erhalten,  auf  den  Frieden  unter  den  vorge- 
schlagenen Bedingungen  zu  dringen  und  von  Münster  categorische  Erklärung 
zu  verlangen.  Wenn  derselbe  den  Frieden  annehme,  so  könnten  die  vorge- 
schlagenen Mediatoren  zu  Duisburg,  Xanten  oder ^inem  anderen  Ort  zu- 
sammentreten, verwürfe  derselbe  aber  alles  Zusprechens  unerachtet  die  rai- 
sonnablen  conditiones,  so  würde  auch  K.  Cöln  von  ihm  die  Hand  abziehen 
und  ihm  durch  keine  Zufuhr  noch  sonst  etwas  zukommen  lassen,  man  werde 
sich  wider  die  vorfallenden  und  zugemutheten  Durchzüge  mit  gemeiner 
Macht  gefasst  machen  müssen,  er  schlug  zu  dem  Zwecke  eine  nähere  Ver- 
einigung^) einiger  Stände  des  westfälischen  Kreises  und  andrer  benach- 
barter Stände  vor,  auf  Grund  von  Conditionen,  welche  er  mittheilte, 
damit  Kf.  dieselben  überlegen  und  seine  Ministri  bei  nächster  Zusammen- 
kunft darüber  instruieren  könnte.  Auch  wenn  der  Frieden  zustande  käme, 
könnte  bei  dessen  Solennisierung  von  dieser  Verbündnis  geredet  werden, 
damit  man  so  allen  zu  befürchtenden  Unruhen,  welche  durch  den  Tod  des 
Königs  von  Spanien  oder  sonst  eintreten  könnten,  vorbauen  möge.  K.Mainz 
werde  sicher  eintreten,  sonst  würden  die  conditiones  zur  Zeit  noch  secre«' 
tiert,  doch  seien  sie  seinem  Bruder,  dem  Grafen  von  Fürstenberg  an- 
vertraut, um  sie  einzelnen  benachbarten  Reichsständen  zu  hinterbringen. 

Endlich  wnrde  noch  einmal  der  Stadt  Rheinberg  gedacht  und  B. 
theilte  auf  Begehren  mit,  wie  Ef.  über  Restitution  seiner  mit  Städtischen 
Garnisonen  besetzten  Städte  die  Tractaten  geschlossen  hätte. 

Nachmittags  erhielt  er  beim  Kurfürsten  die  Abschiedsaadienz;  derselbe 
versicherte,  dass  er  dnrch  ezpresse  Besendung  mit  sonderlichem  Nachdruck 
auf  Annahme  der  vorgeschlagenen  Bedingungen  habe  dringen  lassen  und 
auch  ferner  dahin  trachten  werde,  dass  dieselben  ohne  Ansehen  der  For- 
malia  angenommen  würden,  er  hoffe,  Kf.  werde  ihm  in  seiner  guten  Inten- 
tion wegen  Rheinberg  secundieren.  Darauf  hat  er  noch  eine  Abschieds- 
andienz  beim  Bischof  von  Strassburg  gehabt,  ist  noch  an  demselben  Tage 
abgereist  und  heute  um  Mittag  in  Cleve  angekommen. 


>)  Urk.  Q.  Akt.  II  S.  358 ff.  und  oben  S.  698. 


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710  11*    l^^r  MäDStersche  Krieg. 

Diariam,  was  bei  der  MttDSterisch-  udcI  Holländischen  Frie- 
denshandlnng  zu  Cleve  Vorgängen  a.  1666. 

28.  März.         28.  März  1666.    Ef.  hat  Schweria  za  BeverniDg  geschickt,  dem- 

selben aozeigen  lassen,  dass  die  Münster  sehen  ^)  nan  hier  w&ren,  nnd 
seine  Bedenken  begehrt,  wie  die  Tractaten  anzufangen,  wie  man  sich 
wegen  des  Kaiserlichen,  K.Cölnisch-  Pfalznenbnrgischen  Ge- 
sandten und  anderer,  die  sich  hierbei  angeben  möchten,  zo  comportieren 
nnd  was  für  conditiones  den  Münsterschen  vorzustellen.  B.  hat  geantwortet^ 
dass  er  nur  Ordre  hätte,  mit  Kf.  und  dessen  Ministris  zu  tractieren,  wollten 
die  anderen  für  sich  gute  pfficia  anwenden,  so  könnte  ers  geschehen  lassen, 
es  hätten  sich  nnr  Kf.  und  der  Herzog  von  Wolffenbüttel  zu  dieser 
Sache  legitimiert.  Die  conditiones  wollte  er  uns  schriftlich  vorstellen ,  sie 
könnten  aber  jetzt  nicht  bei  den  vorigen  bleiben,  weil  der  Bischof  dieselben 
nicht  angenommen  nnd  ihnen  indessen  Ursache  zu  ferneren  Unkosten  ge- 
geben. Schw.  ist  darauf  auch  zu  Heimburg  gefahren  und  hat  ihm  dieses 
mitgetheilt,  derselbe  meinte  aber,  weil  er  schon  angenommen  sei,  so  müsse 
er  auch  drfbei  bleiben. 

29.  März.         29.  März  hora  7  hat  Kf.   Rath  gehalten  und   Schwerin  nnd  Blas- 

peil zu  den  Tractaten  verordnet,  sie  sollten  zuförderst  zu  dem  Kaiser- 
lichen gehen  und  mit  ihm  de  modo  tractandi  reden  und  darauf  den 
Münsterschen  den  Vortrag  thuu.  Dieselben  fahren  darauf  zum  Baron 
de  Goes,  proponieren  ihm,  wegen  der  Staaten  sei  v.  Beverning,  wegen 
des  Bischofs  von  Münster  Schmising  und  Wiedenbruck  angelangt, 
es  sollten  auch  einige  K.Mainz-,  K.Cöln-  und  Braunschweigische') 

0  Der  Domdechaot  and  Domküster  Mathias  Korff,  gen.  Schmising,  und 
der  Hofricbter  Bernhard  v.  Wiedenbruck  (Creditiv  des  Bischofs  für  die- 
selben d.  Münster  24.  März  1666),  dieselben  waren  am  27.  angekommen  nnd 
hatten  am  28.  Audienz  beim  Kf.  gehabt. 

^  Kurfürst  Johann  Philipp  von  Mainz  hatte  dem  Kf.  schon  am  10.  März 
angezeigt,  dass  er  auf  den  Wunsch  des  Bischofs  von  Münster  Gesandte  aar 
Theilnahme  an  den  Verhandlungen  schicken  werde,  als  solche  erschienen  dann 
(Creditiv  vom  17.  März  1666)  der  Freiherr  Melchior  Friedrich  v.  Schon- 
born,  Heinr.  Patz  nnd  Dr.  Joh.  Christoph  Oudenus.  Kurfürst  Maximi- 
lian Henrich  von  CöId  hatte  dem  Kf.  (d.  Lüttich  23.  März  1666)  angezeigtt 
dass  er  seinen  Geheimenrath  nnd  Obersten  Kämmerer  Graf  Wilhelm  Egon 
von  Fürstenberg  senden  werde,  80.  März  beglaubigt  er  zur  Theilnahme  an 
den  Tractaten  Graf  Fürstenberg  und  den  Kanzler  Buschmann.  Von 
braunschweigischer  Seite  fanden  sich  in  Cleve  ausser  v.  Heimburg  auch 
als  Bevollmächtigter  der  Herzoge  Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  L. 
Muller  nnd  im  Auftrage  Herzog  Johann  Friedrichs  (der  d.  Hannover 
14.  März  1666  dem  Kf.  angezeigt  hatte,  dass  er  von  K.Co  In  aufgefordert  sei, 
jemand  zu  den  Tractaten  abzuordnen),  die  Geheimenräthe  Otto  Grote  und 
Ludolf  Hugo  ein.  Ausserdem  erschienen  dort  als  Bevollmächtigter  Pfaligraf 
Philipp  Wilhelms  von  Neuburg  dessen  Kanzler  Giese  (Creditiv  d.  Düssel- 
dorf 24.  März  1666)  und  als  Gesandte  des  Bischofs  Ferdinand  von  Pader- 


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FriedeDsverhaDdlnagen  in  Cleve.  711 

Abf^esaudtea  angelangt  sein,  dieselben  hätten  aber  ihre  Creditive  noch 
nicht  eingeRcbickt.  Kf.  sei  bekümmert,  dass  er  von  Beverning  yer* 
nommen,  die  Staaten  wollten  keine  ordentlichen  Tractaten  zalassen,  er  sei 
allein  an  Kf.  gewiesen,  könnte  jedoch  geschehen  lassen,  dass  auch  andere 
ihre  officia  dazn  anwendeten,  ob  es  nicht  das  nächste  sein  wollte,  dass  der 
Kaiserliche  mit  den  anderen  anwesenden  Abgeordneten  daraus  commanicierte 
und  was  vorginge  jedesmal  den  Münsterschen  zu  yerstehen  gebe,  an  Seiten 
des  Kf.  werde  man  dergleichen  bei  v.  Be?erning  thun.  Beverning 
habe  auch  erklärt,  die  Staaten  wollten  nicht  mehr  an  die  froher  projec- 
tierten  conditiones  gebunden  sein,  sie  wollten  etzlichen  Schaden  repariert 
haben  und  verlangten  auch,  dass  der  Bischof  auf  Borke lo  pure  rennn- 
tiieren  müsste.  de  Goes  giebt  auch  sein  Befremden  über  diese  Forderungen 
der  Staaten  zu  erkennen,  mit  dem  vorgeschlagenen  modus  tractandi  erklärt 
er  sich  einverstanden,  meint  aber,  die  Staaten  hätten  nicht  Ursache,  jetzt 
härtere  Bedingungen  vorzulegen,  es  schiene,  dass  sie  sich  auf  die  Allianz 
mit  Kf.  verliessen,  man  möchte  dies  den  Münsterschen  nicht  gleich  zu  an- 
fangs,  sondern  gradatim  zu  verstehen  geben,  damit  sie  nicht  vor  den  Kopf 
gestossen  würden. 

Bora  9  fahren  Schw.  und  Bl.  zu  den  Münsterschen*),  erklären 
ihnen,  da  der  Bischof  sich  nicht  näher  auf  die  vorgeschlagenen  Friedens- 
artikel herausgelassen  habe,  so  finge  man  im  Haag  an  auf  härtere  con- 
ditiones zu  dringen,  Kf.  hoflfe  aber  es  dahin  zu  bringen,  dass  sie  von  allen 
neuen  Postnlatis  abstehen  würden.  Die  Gesandten  möchten  zulängliche 
Mittel  dazu  an  Hnnd  geben,  m<nn  werde  dann  mit  Beverning  darüber 
weiter  conferieren. 

Die  Münsterschen  erwidern,  der  Bischof  hofife  nicht,  dass  man  im 
Haag  ihm  deswegen,  als  wenn  er  in  mora  gewesen  und  sich  nicht  erklären 
wollen,  jetzt  härtere  conditiones  sollte  auflegen  wollen,  er  habe  sich  als- 
bald auf  den  ersten  Vortrag  erboten,  die  Friedenstractaten  einzugehen, 
auch  K.Cöln  und  andere  Kur-  und  Fürsten  als  mediatores  angenommen, 
sein  Röcht  auf  Borkeloe  wolle  er  samt  den  Waffen  Kf.  und  den  anderen 

born  der  Domdechant  Caspar  Philipp  v.  Ketler,  der  Domkämmerer  Joh. 
Adolf  v.  Fnrstenberg  and  Dr.  Conrad  Meinders  (Creditiv  d.  Nenhaus 
30.  März  1666). 

0  Der  Beriebt  Schmisings  und  Wiedeobrücks  an  den  Bischof  (d. 
Cleve  29.  März  1666,  Münsterscbes  Archiv)  über  diese  Conferenz  lautet  durchaus 
übereiDStimmend.  Ad  demselbeo  Morgen  hatten  sie  schon  eine  Zusammenkanft 
mit  den  au  dem  vorhergehenden  Abend  angelangten  K.Mainz-,  K;Coln-  und 
Neuburgi scheu  Gesandten  gehabt,  welche  sich  erboten,  zunächst  dem  Baron 
de  Goes  zuzusprechen,  das  Haagische  Project  zu  redressieren ,  wenn  derselbe 
aber  sich  weigerte  oder  nichts  ausrichtete,  mit  anderen  Freunden  zu  reden. 
Schmisiug  hatte  auch  Colbert  besucht,  da  derselbe  aber  noch  keine  eigent- 
liche Instruktion  erhalten  zu  haben  schien,  so  wollen  die  Gesandten  Zeit  zu  ge- 
winnen suchen,  von  de  Goes  und  den  anderen  Mediatoren  versprechen  sie  sich 
wenig  wirkliche  Hülfe. 


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712  11*    Der  MüDBterscbe  Krieg. 

anwesenden  mediatoribus  gern  in  Händen  geben ,  er  begehrte  nar,  dass 
der  Grnnd  der  Sache  nntersucht  werde,  mit  dem  Erbieten,  sich  dem  Urtheil 
der  mediatores  zn  unterwerfen,  doch  könne  er  nicht  begreifen,  waram  man 
ihn  constringieren  wolle,  die  im  Haag  gemachten  Projecte  so  absokite  an- 
zunehmen, da  er  sich  doch  zu  aller  Billigkeit  präsentierte.  Die  K. brau- 
denbnrgischen  remonstrieren,  da  diese  Zusammenkunft  einzig  dahin  an- 
gesehen wäre,  dass  man  je  eher  je  besser  zum  Frieden  gelangen  mochte, 
so  würde  es  gar  unzeitig  sein,  das  Recht  von  Borkeloe  zu  untersuchen, 
zumal  da  Beverning,  welcher  sonst  den  Frieden  herzlich  wünschte,  be- 
ordert wäre,  bei  noch  längerem  Tergi?ersieren  zurückzukehren.  Kf.  müsse 
daher  rathen,  dass  der  Bischof  nicht  so  sehr  auf  sein  an  Borkeloe  ver- 
meintes Recht  bestehen,  sondern  considerieren  möchte,  dass  diese  Herr- 
scbaft  nunmehr  50  Jahre  in  den  Händen  der  Staaten  und  ?on  sehr  geringer 
Importanz  sei,  dass  der  dem  Staat  zugefügte  Schaden  zwauzigmai  mehr 
betrage  und  dass  derselbe,  wenn  der  Bischof  sich  sein  Recht  auf  Bor- 
keloe reservieren  wollte,  sicher  Restitution  des  Schadens  fordern  würde. 

Die  Münsterschen  erwidern  darauf,  ihre  Meinung  wäre  nur,  ganz 
kurz  und  per  facti  speciem  die  Beschaffenheit  der  Sachen  wegen  Borkeloe 
anzuweisen,  damit  die  Mediatoren  aliqualem  causae  cognitionem  hätten;  da- 
mit das  Friedensnegotium  um  so  weniger  aufgehalten  würde,  wollten  sie 
den  folgenden  Tag  mit  ihrer  Notbdurft  wegen  Borkeloe  einkommen.  Die 
K.braudenburgischen  nehmen  dieses  ad  referenduo),  fahren  kurz  vor 
11  Uhr  nach  Hofe  und  statten  Kf.  Relation  ab,  welcher  befiehlt,  von  allem 
dem  Holländischen,  Kaiserlichen,  Französischen  und  Braunschweigischen 
Gesandten  part  zu  geben. 

Schw.  und  Bl.  begeben  sich  darauf  zu  Beverning,  derselbe  erklärt, 
nicht  Macht  zu  haben,  von  den  im  Haag  festgestellten  Artikuln  abzuweichen; 
wenn  dieselben  nicht  in  wenig  Tagen  angenommen  würden,  müsste  er  wieder 
zurückreisen.  Schw.  giebt  noch  an  demselben  Tage  auch  dem  franzö- 
sischen Gesandten  von  allem  part. 
30.  März.  30.  März.  Blaspeil  fährt  zu  dem  Kaiserlichen  und  dem  Brann- 
schweigischen Gesandten,  der  erstere  schlägt  vor,  dass  man  zunächst 
alle  übrigen  Punkte  festsetzen  und  den  wegen  Borkeloe  zuletzt  vor- 
nehmen möchte.  Der  Braunschweigische  meint,  man  müsse  eine  Zu- 
sammenkunft aller  Interponenten  veranlassen,  auf  des  Kf.  Befehl  begeben 
sich  darauf  Schw.  und  Bl.  zu  den  K.Mainz-,  Cöln-  und  Pfalz-Neu- 
burgischen Gesandten  und  theileu  ihnen  mit,  die  Münsterschen  hätten 
erklärt,  dass  der  Bischof  wegen  Borkeloe  das,  was  die  Mediatores  gut- 
finden würden,  einzugehen  bereit  sei,  worauf  jene  erklären,  dass  sie  alle- 
samt den  Frieden  aequis  condicionibus  zu  befördern  befehligt  wären  und 
alsbald  mit  den  Münsterschen  aus  der  Sache  reden  wollten. 

Nachmittags  übergiebt  Blas  peil  auf  Befehl  des  Kf.  die  Friedensartikel, 
welche  v.  Jena  zuletzt  zu  Münster  abgefasst'),  bei  denen  aber  einige 

»)  S.  oben  S.  700. 


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FriedensverbandluDgen  ia  Cleve.  713 

AcDderuogen  vorgeDommen  sind,  an  Beverning.  Dieser  erklärt^  sich 
darauf  nicht  einlassen  zu  können,  damit  man  aber  zur  Sache  käme,  hätte 
er  die  Artikel  so,  wie  der  Staat  dieselben  desiderierte,  entworfen  und  wollte 
sie  communicieren.  Um  4  Uhr  begeben  sich  Schw.  und  Bl.  zu  den 
E.Mainz-,  K. Cöln-  nnd  Pfalz- Neubnrgischen  Abgesandten,  welche 
ihnen  mittheilen,  dass  sie  bei  den  Münsterschen^)  gewesen  und  diesen 
hart  zugesprochen  hätten,  dieselben  hätten  aber  erklärt,  der  Bischof  stelle 
das  Recht,  welches  er  wegen  seines  privati  und  dominii  directi  an  B  or- 
keloe  praetendierte,  znr  Judicatur  der  Mediatoren,  wegen  der  Superiorität 
aber  könne  er  nicht  nachgeben.  Der  Kaiser  und  die  Reichsstände  wären 
yerpflichtet,  nichts  vom  Reiche  zu  alienieren.  Die  K.Branden burgischen 
antworten,  jene  gingen  auf  die  Art  wieder  zurück,  und  weisen  nach,  dass 
die  Remonstration,  vom  Reiche  dürfe  nichts  alieniert  werden,  in  gegen- 
wärtigem Fall  keine  Statt  haben  dürfte. 

31.  März  wird  das  von  Beverning  Tags  zuvor  communicierte  Pro- 31. März, 
j  ect  allen  Interponenten  mitgetheilt  ^). 

1.  April.  Nachmittags  halb  4  Uhr  schicken  die  Münsterschen,  1.  April, 
welche  vorher  mit  den  K.Mainz-,  Cöln-  und  Pfalz-Neuburgischeu 
'eine  Zusammenkunft  gehalten,  ihre  Resolution')  auf  das  Project  ein. 
Schwerin  nnd  Blas  peil  referieren  darauf  sofort  dem  Kf.  nnd  dieser 
befiehlt  ihnen,  zu  den  Münsterschen  und  auch  zu  den  anderen  zu  gehen 
und  ihnen  anzuzeigen,  dass  auf  solche  Art  zurück  werde  tractiert  werden, 
weil  man  vorher  die  Restitution  von  Borkeloe  nicht  difficultiert ,  jetzt 
aber  vom  Sequester  rede  und  der  Renunciation  des  prätendierten  Rechtes 
sich  gern  entziehen  wolle,  Kf.  besorge,  wenn  Beverning  solches  Project 
sehen  würde,  würde  er  sofort  die  Tractaten  abrnmpieren.  Die  Münster- 
schen remonstrieren,  der  Bischof  hätte  sich  noch  nie  zur  Restitution  von 
Borkeloe  erklärt,  das  Sequester  hätte  v.  Jena  ins  Mittel  gebracht,  von 
dem  alle  Projecte  aufgesetzt  wären.  Sie  fahren  dann  zu  den  anderen  Ab- 
gesandten, finden  dort  auch  Heimbnrg,  der  jenen  ebendergleichen  vor- 
gehalten, endlich  wird  beschlossen^),  die  K.Brandenburjgi sehen  sollten 
aufsetzen,  wie  es  einzurichten^). 


')  Die  Man Bte rechen  Gesandten  berichten  an  den  Bischof  (d.  Cleve  30.  März 
1666)»  sie  hätten  diesen  Morgen  die  E.Mainz-,  K. Cöln- nnd  NeaburgiscbeD 
Gesandten  beeucbt,  dieaelben  aber  wegen  der  Aeasserung  des  Kf.,  es  werde  von 
dem  Haagischen  Project  nichts  abzohandeln,  aach  kein  Stillstand  za  erhalten 
sein,  fast  kleinmütbig  gefunden,  so  dass  sie  sie  bätten  animieren  müssen.  Nach- 
mittags hatten  sich  dieselben  bei  ihnen  eingefunden  und  erklärt,  weil  sie  wegen 
Borkelo  weder  zu  einem  Compromiss  noch  Sequester  Hoffnung  hätten,  wenig- 
stens sich  auf  das  äusserste  bemüben  zu  wollen,  Interesse  imperii  zu  salvieren, 
morgen  werde  Beverning  ein  Project  vorlegen. 

^  S.  den  Inhalt  desselben  Urk.  u.  Akt.  II  S.  390. 

2)  S.  Urk.  und  Akt.  II  S.  390f. 

*)  ebendas.  S.  392. 

^)  Die  Munsterscl\en  klagen  in  ibrer  Relation  vom  I.April  darüber,  dass 


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714  11-    Der  Munstersche  Krieg. 

2.  April.  2.   April  deliberiert  Kf.  im  Rath,  wie  das  Project  einsnrichten ,  es 

wird  beschlossen,  dass  der  Artikel  von  Borkeloe  so,  wie  er  mit  Frtqoet 
im  Haag  abgeredet,  loseriert  werden  sollte,  Blaspeil  adjustiert  so  das 
Project,  indessen  fährt  Schwerin  zn  dem  Kaiserlichen  aod  Fran- 
zösischen Gesandten  nnd  ersncht  sie,  bei  beiden  Theilen  gote  Officia 
zn  prästieren,  weiches  sie  auch  versprechen,  der  Kaiserliche  aber 
bittet  sehr,  dem  Bischof  die  Renunciation  nicht  anznmnthen.  BI.  beliebt 
sich  daranf  zu  Beverning  und  zeigt  ihm  das  Project,  derselbe  rerlangt 
verschiedene  Aenderungen,  vornehmlich  dass  der  mit  Friquet  abgehan- 
delte Artikel  ausgelassen  und  der  vorher  inserierte  tibergeben  uod  dann, 
dass  eine  gewisse  Zahl  genannt  werden  sollte,  über  welche  hinaus  der  Bischof 
nicht  Volk  halten  sollte.  Kf.  befiehlt  ihm  hierunter  seinen  Willen  zu  theo, 
das  Project  wird  so  abgeschiieben  *).  Schwerin  und  Blaspeil  fahren 
zu  den  Kur-  und  Fürstlichen  Oesandten  und  dann  zu  den  Münsterschen, 
theilen  ihnen  das  Project  mit  und  recommendieren  ihnen  die  Saehe,  die 
Münsterschen  erbieten  sich,  falls  dasselbe  mit  ihrer  Instruktion  nicht 
Obereinstimme,  wollte  einer  von  ihnen  zum  Bischof  reisen  und  andere  In- 
struktion befördern. 

3.  April.  3.  April  hat  Kf.  die  K.Mainz-    nnd    Gölnischen  Gesandten    zur 

Tafel,  nach  dem  Essen  redet  er  mit  ihnen  beweglich  wegen  des  Friedens; 
von  den  Münsterschen  erfolgt  noch  keine  Resolution  auf  das  Project, 
sie  sind  bis  zum  späten  Abend  bei  dem  Kaiserlichen  Gesandten. 

4.  April.  4-   April   erfährt   Kf.   von   Beverning,    dass    die   Münsterschen 

schon  vorigen  Tages  ihre  Resolution  eingebracht,  schickt  darauf  zu  den 
sämtlichen  Kur-  und  Fürstlichen  und  lässt  um  Communication  derselben 
bitten.  Die  K. Mainzischen  lassen  darauf  sagen,  sie  hätten  die  Reso- 
lution erhalten,  dieselbe  sei  aber  so  eingerichtet,  dass  sie  unter  sich  dar- 
über conferieren  müssten;  sie  hätten  das  ganze  Werk  voller  Schwierigkeit 

sehr  in  sie  gedrangen  werde,  die  K.  B r and enhurgi sehen  hätten  ihnen  erklärt«  sie 
därften  sich  auf  die  übrigen  Mediatoren  nicht  viel  verlassen,  von  denen  keiner 
ihretwegen  den  Degen  ziehen  werde.  Schmising  berichtet  an  demselbeo 
Tage  über  eine  Uoterredaog  mit  Graf  Fürsteeberg,  welcher  ihm  in  Auseicht 
stellt,  dass  Frankreich,  wenn  der  Bischof  Wort  halte  (s.  ürk.  u.  Akt.  II  S.  378), 
demselben  später  zur  Wiedererlangung  ßorkelos  verhelfen  werde,  doch  raisstrsat 
er  Fürstenberg.  Der  Bischof  erwidert  darauf  (d.  Mfinster  6.  April  1666),  der 
Bericht  seines  aas  Frankreich  zurückgekehrten  O.  Wachtmeisters  v.  Haobitz 
stimme  in  der  Hauptsache  mit  Förstenbergs  Erklärungen  uberein,  er  sehe  daher 
nicht  ein,  wie  von  ihm  auf  Renunciation  seiner  rechtmässigen  Prätensionen  be- 
ständen werden  könnte,  sie  sollten  diesen  Punkt  durch  interposition  des  fran> 
zösisehen  Gesandten  so  einrichten,  dass  ihm  dadurch  nicht  in  perpetnnm  prä- 
judiciert  werde.  Auch  er  glaubt  übrigens,  dass  Fürsteoberg  von  eigennützigen 
Motiven  und  nicht  von  loteresse  für  ihn  geleitet  werde,  und  will  daher,  falls 
die  Verhandlung  nicht  bald  zum  Schluss  kommt,  wieder  jemand  von  den  Sei- 
nigen nach  Paris  schickeu  und  dort  sein  Interesse  poussieren  lassen. 
^)  Den  Inhalt  desselben  b.  Urk.  n.  Akt.  II  S.  894. 


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FriedensverhandlaDgen  ia  Cleve.  715 

befaDden,  die  Münsterscheo  erklärten,  sie  könnten  nicht  weiter  gehen, 
wenn  man  mehr  von  ihnen  begehrte,  müsste  einer  nach  Münster  sich  be- 
geben. Die  K.Mainzischen  klagen  über  Bevernings^  harte  Reden,  man 
wollte  den  Münsterschen  mores  lehren,  nnd  erklärten,  wenn  Rf.  nicht 
daznkäme,  zweifelten  sie,  dass  es  in  ihren  Kräften  sein  würde,  denn  ihre 
bisherigen  Operationes  hätten  solche  Gewalt  nicht  erwiesen. 

Baron  de  Goes  hat  nm  8  Uhr  beim  Ef.  Audienz  und  überlegt  mit 
ihm,  wie  das  Werk  weiter  anzugreifen,  kommt  darauf  zu  Schwerin  nnd 
Blaspeil  und  erklärt,  mit  der  Renunciation  sei  nicht  fortzukommen,  das 
Friquetsche  Project  müsse  bleiben,  sie  wollten  sämtlich  den  Bischof 
dazu  disponieren,  er  schlägt  eine  Zusammenkunft  aller  Gesandtschaften 
in  seinem  Hanse  vor.  Zu  Mittag  hat  Kf.  die  Münsterschen  und  Neubur- 
gischen Gesandten  bei  sich.  Nachmittag  5  ühr  deutet  Kf.  Schwerin  in 
Gegenwart  Bevernings  an,  dass  derselbe  von  dem  Friquetschen  Pro- 
ject nichts  wissen  wolle,  er  nebst  Blaspeil  sollten  zu  den  bei  dem  Kaiser* 
liehen  versammelten  Gesandten  gehen  nnd  ihnen  dieses  anzeigen,  dem  Bi- 
schof könne  das  jus  directi  dominii  bleiben,  aber  auf  die  Superiorität  müsse 
er  renuntiieren ,  doch  salvo  jure  imperii,  imperatoris  et  cnjuscumqne,  es 
müsse  anch  ein  certus  numerus  militum,  über  welchen  der  Bischof  nicht 
schreiten  durfte,  genannt  werden.  Jene  beschweren  sich,  dass  auf  diese 
Art  zurücktraktiert  und  allerhand  Difficnhäten  gemacht  würden,  nehmen 
jedoch  an,  desfalls  ein  Project  aufzusetzen  und  mit  den  Münsterschen 
zu  reden. 

5.  April.   Vormittags  conferieren  die  Münslerschen  mit  dem  Kai-  ö.April. 
serlichen  nnd  den  anderen  Kur-  und  Fürstlichen  Gesandten,  Nachmittags 

um  2  kommen  sie  wieder  zusammen,  anch  die  K. Brandenburgischen 
kommen  dazu,  es  wird  diesen  ein  aufgesetztes  Project')  mitgetheilt,  nach- 
dem dieselben  darauf  einen  Abtritt  genommen,  zeigen  sie  sofort  einige  Mängel 
an  und  es  wird  lange  darüber  conferiert.  Daranf  begeben  sie  sich  zu  Be* 
verning,  tragen  ihm  alles  vor  und  reden  ihm  vornehmlich  zu,  sich  das 
Haagische  Project  belieben  zu  lassen,  er  will  sich  aber  dazu  nicht  ver- 
stehen und  ist  demnach  in  seiner  Gegenwart  wegen  Borkelo  etwas  an* 
deres  concipiert,  solches  von  ihm  beliebt  nnd  darauf  sämtlichen  Gesandten 
zugeschickt  worden,  auch  wegen  Abdankung  der  Völker  bleibt  Be ver- 
ning fest  dabei,  dass  eine  Zahl  genannt  werdet). 

6.  April  kommt  Baron  de  Qoes  zu  Schwerin  und  stellt  ihm  viele  B.April, 
rationes   vor,   warum  Kf.   nicht  in  den  Punkt  wegen  Benennung  einer  ge- 
wissen Anzahl  der  Völker  einwilligen  sollte,  um  7  Uhr  referieren  Schwerin 

und  Biaspeil  dem  Kf.  davon  in  vollem  Rath.    Darauf  wird  in  dem  von 


*)  S.  auch  Urk.  o.  Akt.  II  S.  394  dessen  AeaBsernngen  aber  Fürsten- 
berg. 

>)  S.  Urk.  u.  Akt.  II  S.  398. 

^  Vgl.  Bevernings  Relation  an  die  G.Staaten  vom  5.  April  (Aitzema  V 
S.  1021). 


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716  .II-    ^^r  Münstersche  Krieg. 

Blaspeil  abgefassten  Project  der  Punkt- wegen  Borkeloe  and  Abdankung 
der  Völker  etwas  geändert  nnd  sie  begeben  sich  darauf  zu  Beveroing. 
Derselbe  erklärt  sich  wegen  des  Punktes  über' Borkeloe  wohl,  aber 
wegen  Abdankung  der  Völker  verlangt  er  durchaus,  dass  der  Bischof  nur 
3000  Mann  behalten  dürfe.  Sie  fahren  darauf  zu  den  Mauste  rächen 
und  reden  deswegen  mit  ihnen,  diese  erklären  aber  rotunde,  dass  der 
Bischof  keine  Zahl  leiden  würde.  Sie  begeben  sich  darauf  zu  dem  Kaiser- 
lichen Gesandten,  wo  sie  auch  die  anderen  finden,  übergeben  ihnen  2  Ar- 
tikul  *)  wegen  Borkeloe  und  Abdankung  der  Völker.  Nachmittags  schickt  Kf. 
Schwerin  undBlaspeil  wieder  zuBeverning,  als  dieselben  sich  aber 
dorthin  begeben  wollen,  erhalten  sie  ein  Schreiben  von  de  Goes,  dass 
sie  sämtlich  eine  Deputation  an  Beyerning  schicken  und  ihn  zu  anderen 
Gedanken  zu  disponieren  suchen  wollten.  Beverning  hat  aber  solche  An- 
sprache auf  den  folgenden  Tag  differiert,  kommt  Nachmittag  zu  Kf.  and 
zeigt  an,  er  hätte  Schreiben  ans  dem  Haag  erhalten,  könnte  danach  dasje- 
nige, was  er  bereits  eingewilligt,  nicht  annehmen,  wenn  die  Münsterschen 
nicht  bald  zur  Sache  thäten,  müsste  er  sich  zurückbegeben  und  würde 
der  Staat  die  feindlichen  Actiones  wider  den  Bischof  wieder  vorDehmen. 
Dieses  wird  darauf  dem  Kaiserlichen  Gesandten  angezeigt  und  ihm  zu- 
gleich  das  dritte  Project  mitgetheilt. 
7.  April.  7.  April  kommt  Beverning,   nachdem  die   anderen  Gesandten   bei 

ihm  gewesen 3),  zu  Kf.  und  berichtet,  was  sie  untereinander  geredet  und 
dass  der  Punkt  wegen  Borkeloe  wohl  seine  Richtigkeit  haben  würde, 
80  viel  den  Staat  anginge,  allein  er  hätte  vorgeschlagen,  sie  sollten  sich 
zugleich  mit  dem  Grafen  von  Stimm  vergleichen,  wobei  er  selber  Unter- 
händler sein  wollte,  hat  auch  ein  Project  wegen  Abdankung  der  Völker 
aufgesetzt  und  anstatt  früher  auf  3000,  jetzt  auf  2000  bestanden.  Nach- 
mittag begeben  sich  darauf  Schwerin  und  Blas  peil  in  die  Versamm- 
lung sämtlicher  Interponenten ,  thcilen  den  Artikel  wegen  Abdankung  der 
Völker,  wie  Beverning  ihn  einzurichten  begehrt,  mit,  es  wird  darüber 
lange  deliberiert,  dann  auch  die  Münsterschen  hinzugemfen,  endlich 
nach  7  Uhr  wird  beschlossen,  dass  diese  zwar  hiervon  nichts  ver- 
versprechen  könnten,  es  sollte  aber  einer  von  ihnen  zu  dem  Bischof  reisen 
nnd  versuchen ,  ob  sich  derselbe  dazu  verstehen  wollte.  Alle  bitten 
Schwerin  und  Blaspeil,  sie  möchten  am  nächsten  Tage  noch  vor  Ab- 
fahrt des  Münsterschen  bei  Beverning  versuchen,  ob  er  nicht  in  Re- 
spect  des  Kaisers  und  sämtlicher  Interessenten  iubetreff  dieses  Punktes 
ein  Temperament  zulassen  wollte,  sie  wollten  sämtlich  dem  Staat  ver- 
sprechen, dass  der  Bischof  nicht  mehr  Völker  halten  sollte.  Hiervon  wird 
dem  Kf.  Relation  abgestattet  und  er  befiehlt,  ein  Schreiben  an  den   Bi- 


»)  S.  ürk.  o.  Akt.  II  8.400 f. 

*)  S.    Urk.   a.   Akt.  II    S.  401   und   Bevernings   Relatioo    vom   8.  April 
(Aitzema  V  S.  1022). 


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Fried ensverhandlangen  in  Gleve.  717 

schof  mitzngebeD,  worin  derselbe    ermahnt  werde ;    anf  das   Project  ein« 
zugehen. 

8.  April  um  6  Uhr  kommen  Schwerin  und  Blaspeil  tu  Bever-  8.  April. 
ning  and  versuehen  ihn  znm  Eingehen  auf  jenes  Temperament  eu  bewegen, 
aber  vergeblich.  Sie  hinterbringen  darauf  den  Münsterschen  solche 
Resolution,  welche  sehr  bestürzt  darüber  sind,  jedoch  bei  ihrer  Meinung 
bleiben,  dass  Wiedenbruck  nach  Münster  sollte,  es  wird  ihnen  die  Höx- 
terische  Sache  recommendiert.  um  8  Uhr  wird  dem  Ef.  Relation  davon 
gethan,  bald  darauf  giebt  derselbe  den  zwei  Hannoverschen  Abge- 
sandten Grote  und  Hüge^  Audienz. 

Nach  des  Münsterschen  Abreise  ist  in  den  Traktaten  nichts  vor- 
gefallen, 15.  April  kehrt  derselbe  wieder  zurück,  16.  April  früh  um  15. April. 
7  Uhr  haben  er  und  Schmising  Audienz  beim  Kf.  und  hinterbringen  die  16. April. 
Erklärung  des  Bischofs');  Ef.  schickt  darauf  Schwerin  und  Blaspeil 
zunächst  zu  ihnen,  sie  wiederholen  denselben  gegenüber  die  bei  Kf.  abgelegte 
Proposition  und  machen  noch  einige  andere  Erinnerungen.  Dann  begeben 
sich  Schw.  und  Bl.  zu  Bever uing  und  bringen  ihm  die  Temperamenta 
der  Münsterschen  vor^,  dass  entweder  der  Bischof  so  und  so  viel  Volk 
abdanken,  oder  dass  derselbe  gegen  den  Kaiser  und  alle  Kur«  und  Fürsten, 
welche  sich  interponierten ,  schriftlich  erklären  sollte,  er  wollte  nicht  mehr 
Volk  halten,  als  die  benannte  Zahl  mit  sich  brächte,  und  dass  dieselben 
solches  dem  Staat  wieder  versichern  könnten.  Beverning  aber  schlägt 
alle  Temperamenta  rotunde  ab  und  betheuert,  wenn  es  nicht  bei  dem  Auf- 
satz bliebe,  müsse  er  sofort  Abschied  nehmen.  Schw.  und  Bl.  begeben 
sich  darauf  zu  dem  Kaiserlichen  Gesandten,  wo  sie  auch  die  übrigen 
Gesandten,  auch  die  Münsterschen  finden,  theilen  ihnen  alles  mit  und 
bitten,  weil  es  nur  auf  eine  Formalität  ankomme,  so  möchte  der  Bischof, 
nachdem  er  schon  soweit  gegangen,  sich  auch  hierunter  begreifen.  Die 
Münsterschen  nehmen  einen  Abtritt  und  erklären  dann,  sie  wollten  es 
den  sämtlichen  Mediatoren  in  die  Hände  stellen;  diese  machen  endlich  ein 
Project,  worin  die  Worte  gesetzt  werden:  „weil  der  Bischof  nrtheile,  dass 
er  mit  so  vielem  Volk  ausreichen  könne,  so  verspreche  er,  dass  er  nicht 
mehr  halten  wolle. ^  Nachmittag  lässt  Kf.  Beverning  zu  sich  rufen,  mit 
dem  auch  11.  Amerung  kommt,  und  redet  mit  ihnen  von  diesem  Project, 
bringt  es  aber  nicht  weiter,  als  dass  statt  Dominus  episcopus  Domini  me- 


>)  S.  oben  S.  710. 

^  Sie  überbringen  zugleich  ein  Schreiben  des  Bischofs  an  Kf.  (d.  Münster 
12.  April  1666),  in  welchem  derselbe  erklart,  dass  er  im  übrigen  die  vorgeschla- 
genen Bedingungen  anoebmen  wolle,  nur  darauf,  dass  ihm  wegen  Besetiang  sei- 
ner Qaroisonen  Ziel  und  Mass  gesetzt  und  sogar  in  der  Zahl  prascribiert  wer- 
den solle,  könne  er  nicht  eingehen,  und  er  bittet  Kf.,  „diese  nachtheiiige  Re- 
schwernns  ans  dem  Wege  zu  räumen*'. 

^  S.  Aitzema  V  S.  1022,  wo  jedoch  diese  Verhandlungen  ungenau  dar- 
gestellt sind. 


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718  11*    I^^r  MuDStersebe  Krieg. 

diatores  gesetzt  werden.  Schw.  und  BI.  berichten  darauf  davon  den  an- 
deren Gesandten  und  diese  erklären  endlich,  damit  zufrieden  sein  zu  wollen, 
bitten  aber,  Beverning  zuzureden,  dass  auch  des  Bischofs  ged^ht  werde, 
doch  geht  dieser  nicht  darauf  ein. 

n.April.  17.  April  früh  um  7  Uhr  kommt  der  Lüneburgisch-Zellische 
(gesandte')  zn  Schwerin  und  bittet,  weil  die  Sachen  abgethan,  so  möchte 
man  auch  seines  Herrn  Interessen,  insonderheit  wegen  der  Stadt  Höxter, 
in  .Acht  nehmen,  bald  darauf  kommt  auch  Beyerning  und  geht,  was  er 
Tags  vorher  difficultiert,  ein,  dass  post  verba  Domini  mediatorea  jadicaut 
auch  D.  episcopns  gesetzt  werde,  welches  dann  sofort  den  übrigen  Ge- 
sandten zn  wissen  gethan  wird,  Blaspeil  begiebt  sich  dann  zu  den 
Münsterschen  und  geht  mit  ihnen  die  Erinnerungen,  welche  Beverning 
am  vorigen  Tage  gemacht,  durch. 

Der  Kaiserliche  Gesandte  kommt  zu  Schwerin  und  macht  DifS- 
cultäten'),  dass  der  französische  Gesandte  namens  seines  Könige  den 
Tractat  mit  unterzeichnen  sollte,  weil  derselbe  nichts  bei  der  Sache  gethan, 
redet  weiter  de  ordine  der  Unterschreibnng  und  verlangt  auch,  dass  der 
Lüneb.*Zellische  erklären  möchte,  dass  sie  abdanken  wollten.  Darauf 
kommt  auch  der  französische  Gesandte  zu  Schw.  und  erinnert  einiges 
bei  dem  Aufsatz.  Der  Kf.,  nachdem  ihm  Schw.  von  allem  Relation  gethan. 
lässt  dem  Kaiserlichen  remonstrieren,  dass  man  den  König  von  Frank- 
reich wegen  der  Mediation  nnd  Subscription  nicht  ausschliessen  könnte, 
weil  derselbe  sowohl  im  Haag  als  auch  hier  das  Werk  mit  befördert,  dazu 
stände  dem  Staat  als  Principalen  frei,  zu  Mediatoren  zn  gebrauchen,  wen 
sie  wollten.  Am  Abend  kommt  de  Goes  zum  Kf.  und  doliert  noch  ein- 
mal deswegen,  Kf.  aber  redet  ihm  zu  und  verspricht,  wenn  ihm  desfalls 
vom  Kaiser  verwiesen  werden  sollte,  ihn  zu  vertreten. 

IB.April.  13-  April*)  morgens  haben  Schwerin  nnd  Blaspeil  das  neo  ab- 
geschriebene Project  collationiert,  und  weil  der  Kaiserliche  Gesandte 
hingekommen  nnd  wegen  der  Ordnung  der  Unterschreibung  mit  ihnen  ge- 
redet, haben  sie  ihm  2  Exemplare  zugestellt.  Abends  kommt  de  Goes 
znm  Kf.  und  berichtet,  dass  die  Fürstlichen  sich  weigerten,  mehr  als  einen 


')  L.  Müller. 

O  Vgl.  Aitzema  V  S.  1031. 

^  Die  Münsterschen  Gesandten  melden  dem  Bischof  an  diesem  Tage, 
sie  könnten  noch  nichts  Schliessliches  berichten,  da  fast 'täglich  in  den  Ver- 
handlungen nene  Veränderungen  vorfielen.  Es  sei  verglichen  worden,  dass  die 
Ratification  innerhalb  14  Tagen  nach  der  Unterzeicbnnng  des  Friedens  und  die 
Ezauctoration  15  Tage  nach  der  Ratification  erfolgen  solle,  inbetreff  der  Gar- 
nisonen sei  durch  sonderliche  Dezterität  für  den  Bischof  die  Zahl  3000  nnd  das 
jadicinm  necessitatis  erwirkt  worden,  im  übrigen  hätten  die  in  dem  Project  be- 
findlichen Punkte  propter  morosam  ipsias  Beverningh  contradictionem  fast  un- 
verändert bleiben  müssen.  Da  die  Unterzeichnnng  hente  oder  morgen  stattfinden 
werde  und  die  leidige  Gontagion  auch  hier  einreisse,  so  bitten  sie  um  die  nö 
thigen  Geldmittel,  um  bald  abreisen  zn  können. 


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FriedeDSverhandlaogeD  in  Gleve.  719 

Ton  jedem  Earfursten  vor  sich  schreiben  za  la^ssen,  Kf.  aber  antwortet, 
dasR  er  in  solcher  Sache  kein  Temperament  zulassen  würde. 

19.  April.  Kf.  schickt  zu  den  Holländischen  und  Münster- 19. April, 
sehen  Gesandten  und  lässt  sie  auffordern,  hinanfzuicommen  und  in  seiner 
Gegenwart  zu  unterschreiben,  ludessen  hat  sieh  der  Lüneb.-Zelli  sehe 
angegeben  und  begehrt ,  dass  ehe  die  Snbscription  geschehe,  auch  ihre 
Sache  abgethan  werden  möchte.  Schw.  und  Bl.  haben  demnach  bald 
mit  den  Münsterschen  bald  mit  den  Lüneburgischen  aus  der  Sache 
geredet  und  ist  endlich  ein  Project^)  beliebt  worden.  Hierauf  wird  das 
Instrumentum  publice  durch  den  Notar  Sturm  verlesen,  und  weil  H.  Be- 
verning  in  Art  4  die  Worte  post  praedictum  diem  für  hineingeschoben 
gehalten  und  sich  nicht  erinnern  wollen,  dass  solche  mit  seinem  Belieben 
hineingesetzt,  so  hat  der  Bogen  wieder  umgeschrieben  werden  müssen, 
darauf  sie  dann  allerseits  unterschrieben'),  zugleich  haben  auch  die  Mün- 

0  Nachdem  die  Herzoge  Georg  Wilhelm  uod  Ernst  Aogost  orsprÜDg- 
lich  sehr  weit  gehende  Forderungen  wegen  von  dem  Bisehof  zu  leistender  Sa- 
tisfaction  und  Fried ensbürgschaft  gestellt,  damit  aber  abgewiesen  worden  waren 
(8.  Röcber  I  S.  453.  670 ff.) ,  hatte  ihr  Vertreter  L.  Möller  am  1.  April  und 
dann  wiederum  am  15.  April  beantragt,  dass  auch  folgende  3  Punkte  in  dem 
Friedensschluss  bedangen  würden:  1)  wegen  Höxter,  2)  wegen  friedlichen  Aus- 
f^leichs  der  Streitigkeiten,  3)  Empfehlung  der  Interessen  des  Grafen  Waldeck. 
In  dem  zwischen  den  Münsterschen  und  Braunschweigischen  Gesandten  verein- 
barten, auch  am  8./18.  April  unterzeichneten  Recess  (Aitzema  V  S.  1029;  s. 
A  Ipen  I  S.  735),  wird  abgemacht:  1)  jetzige  oder  spätere  Streitigkeiten  zwischen 
dem  Stift  Münster  und  dem  Braunschweigischen  Hause  oder  dem  Stift 
Osnabrück  sollen  nur  auf  gütlichem  oder  rechtlichem  Wege  ausgemacht 
werden,  2)  die  Stadt  Höxter  yerspricht  der  Bischof  in  politicis  und  ecclesiasti- 
cis  in  den  Stand,  in  welchen  sie  durch  das  Instr.  Pacis  und  den  Arctior  modus 
exequendi  gesetzt  ist,  zu  restituieren.  Die  Münsterschen  erklären  ferner,  dass 
sie  verlangt  haben,  dass  die  brannschw.  Herzoge  ihre  Truppen  abdanken  sollten, 
der  Cellisohe,  dass  er  zwar  deswegen  keine  Instruction  habe,  aber  nicht  zweifle, 
es  würde  bei  seinen  Herren  Principalen  solche  Meinung  haben.  Die  Herzoge 
Georg  Wilhelm  und  Ernst  August  aber  erklärten  (d.  Hoya  19./29.  April 
W£)  diesen  Recess  für  unzureichend  und  verweigerten  dessen  Ratification. 

^)  Dass  die  Münsterschen  sich  zum  Abschluas  verstanden,  geschah  eigent- 
lich gegen  den  Willen  des  Bischofs,  welcher  durch  die  Ankunft  des  englischen 
Gesandten  Temple  (s.  u.)  wieder  schwankend  gemacht  sie  am  19.  April  an- 
wies, es  dahin  zu  bringen,  dass  der  Scblnss  bis  zu  dessen  Ankunft  in  Cleve 
verschoben,  und  dass  dort  auch  zugleich  Unterhandlungen  zwischen  England 
und  Holland  angeknüpft  würden.  Die  Gesandten  erwidern  darauf,  20.  April, 
es  werde  zu  spät  sein,  dass  Temple  herkomme,  da  schon  gestern  die  Unter- 
zeichnung stattgefunden  habe.  An  demselben  Tage  aber  schreibt  ihnen  der 
Bischof,  auch  der  Konig  von  England  müsse  zur  Garantie  mit  hinzugezogen 
werden,  er  hoffe,  dass  sie  die  Sache  im  vorigen  Stand  erhalten  hätten,  um  so 
mehr,  da  er  sich  ratione  teroporis  ratificationis  et  exauctorationis  noch  nicht 
erklärt  hätte,    falls  es  aber  doch  schon  zum  Scblnss  gekommen  sei,  sollten  sie 


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720  ^1*    ^^r  MuDSterscbe  Krieg. 

ster-  and  Lünebargischen  das  unter  ihnen  beliebte  Project  nnter- 
schrieben  nnd  'haben  sich  darauf  allerseits  gratuliert,  Kf.  hat  sie  Eur  Tafel 
bei  sich  behalten.  Nachmittags  erhebt  der  Kaiserliche  weitere  Remon- 
strationen wegen  der  bei  der  Unterschreibnng  einzuhaltenden  Reihenfolge, 
wird  aber  Tom  Kf.  abgewiesen. 
20.  April.  20.  April  vollzieht  auch  der  Kaiserliche,  nachdem  er  noch  einige 
Schwierigkeiten  gemacht,  und  ebenso  die  Fürstlichen  Gesandten  die  Unter- 
schrift. 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.     D.  CleflF 
22.  April  1666. 

[Ankunft  Teoiples,  Binschliessang  Englands  in  den  Friedenstraktat,  Kf.  ist  be- 
reit, die  Anknüpfung  von  Unterhandlungen  Ewiscben  England  und  Holland 

2U  befordern.j 

22.  April.  Er  hat  heute  von  den  Abgesandten  des  Bischofs  erfahren,  dass  ein 
englischer  Gesandter*)  sich  bei  demselben  eingefunden,  um  an  den 
Traktaten  Theil  zu  nehmen,  zugleich  auch  um  wegen  des  Friedens  zwischen 
England  und  Holland  zu  verhandeln.  Da  der  Friede  inzwischen  schon 
zum  Schluss  gebracht  und  keine  Möglichkeit  gewesen  ist,  die  Traktaten 
länger  zu  trainieren,  so  muss  es  schon  bei  dem  nicht  ohne  grosse  nnd  be- 
schwerliche Mühe  eingerichteten  Traktat  sein  Bewenden  haben,  weil  aber 
in  demselben  ausdrücklich  vorbehalten  ist,  dass  diejenigen,  welche  sich  inner- 


mit  der  Subscription  oder  Commutation  einhalten  oder  auf  Wege  sinnen,  wie 
der  englische  Gesandte  mit  zu  der  Ratification  gezogen  werden  könne,  nnd  er 
erneuert  am  21.  April  diesen  Befehl  nnd  das  Verlangen,  dass  dort  auch  Friedens- 
verbandlangen  mit  England  angebahnt  wurden,  die  Gesandten  antworten  aber 
am  21.  April,  weder  Beverning  noch  alle  anderen  ministri  hatten  glauben 
wollen,  dass  es  England  Ernst  sei,  hier  zu  tractieren,  auch  Rf.  halte  es  fär  eine 
englische  feinte  und  meine,  die  englischen  Sachen  seien  so  schwer,  dass  sie  sich 
nicht  so  bald  würden  erledigen  lassen  und  dadurch  der  Miinstersche  Frieden 
nicht  dürfe  anfgehalten  werden.  Sie  hätten  zum  änssersten  aufgehalten,  obwohl 
alle  sie  pressiert  hätten,  wofern  sie  aber  noch  einen  Tag  langer  gezaudert,  so 
wäre  die  Sache  zur  Ruptur  gekommen,  ihre  Hauptinstrnction  aber  wäre  gewesen, 
es  dazu  nicht  kommen  zu  lassen.  Der  vom  8./1H.  April  datierte  Friedensver- 
trag ist  gedruckt  Aitzema  VS.  1023ff.,  Alpen  I  S.  724 ff.,  Londorp  IXS.43lff., 
Dumont  VI  3  8.  106 ff.  Kf.  richtet  (d.  Gleve  9./19.  April  1666)  ein  Gläckwunsch- 
schreiben  an  den  Bischof,  worin  er  demselben  dankt,  dass  er  mit  Hintansetzung 
seiner  Farticularinteressen  die  gemeine  Wohlfahrt  und  Sicherheit  solchergestalt 
habe  befördern  wollen. 

^)  William  Tempi e.  Ueber  diese  Sendung  desselben,  welche  den  Zweck 
hatte,  den  Bischof  vom  Abschlnss  des  Friedens  abzuhalten,  s.  Tempi  es  Bericht 
an  seinen  Vater  vom  10.  Mai  1666  nnd  dessen  weitere  Correspondenz  bei  Wiens 
S.  128 ff.,  s.  anch  Alpen  I  S.  721  ff. 


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W.  T«mple  ia  Münster.  721 

halb  3  Monaten  nach  dem  Schlass  angeben  möchten,  in  diesen  Frieden  mit 
comprehendiert  werden  sollten,  so  steht  dem  Bischof  frei,  ratione  inclasionis 
et  gnarantiae  nach  Anweisung  des  Traktats  za  resoWieren,  was  ihm  ge- 
fällig und  er  seinem  Interesse  gemäss  erachtet.  Kf.  ist  erfrent,  dass  der 
englische  Gesandte  Inclination  bezeuge,  wegen  des  Friedens  zwischen  Eng- 
land und  den  Vereinigten  Niederlanden  tu  handeln,  zumal  da  auch  Be- 
verning  ihm  versichert  hat;  dass  der  Staat  nichts  höher  wünsche,  als 
Occasion  zu  finden,  um  wegen  dieses  Friedens  mit  den  Englischen  zu 
conferieren.  Wenn  der  englische  Abgeordnete  dazu  beordert  wäre,  würde 
es  sich  nicht  übel  schicken,  dass  bei  Auswechslung  der  Ratificationen  an 
diesem  Ort  davon  geredet  würde,  Kf.  will  dann  die  Staaten  ersuchen,  dazu 
jemand  hieher  zu  schicken.  Er  sendet  für  Temple  einen  Fass  und  er- 
bietet sich,  zu  einem  so  heilsamen  Werk  alle  möglichen  Officia  anzuwenden 
und  jemand  der  Seinigen  deswegen  nach  Englapd  abzuschicken. 


Der  Kurfürst  an  den  Bischof  von  Münster.     D.  Cleff 
25.  April  1666. 

[Erklärung  der  Holländer.     Bitte  um  nähere  Nachricht  über  die  Aufträge  des 

eoglischen  Gesandten.] 

Er  hat  aus  dem  Haag,  wohin  er  Nachricht  von  der  Ankunft  Temple's25.  April, 
gegeben,  die  Antwort  erhalten,  dass  der  Staat  mit  Frankreich  und  D&ne* 
mark  so  fest  verbunden  wäre,  dass  ihnen  keine  Proposition  oder  Ouvertüre 
wegen  des  Friedens  geschehen  könnte,  die  nicht  zugleich  an  diese  Kronen 
und  deren  ministros  gebracht  werden  müsste,  sie  haben  daher  begehrt,  er 
möchte,  was  desfalls  an  ihn  komme,  nicht  allein  dem  Staat,  sondern  auch 
den  bei  ihm  befindlichen  ministris  dieser  Kronen  mittheilen.  Er  bittet  um 
Nachricht,  was  etwa  des  Englischen  Abgesandten  Instruktion  und  Voll- 
macht über  dieses  Werk  sein  möchte,  er  ist  bereit,  alle  möglichen  Officia 
zu  Beförderung  der  Sache  ferner  beizutragen. 


Bischof  Christoph  Bernhard  von  Münster  an  den  Kurfürsten. 
D.  Münster  26.  April  1666. 

[Der  englische  Gesandte  hat  zu  Unterhaodiangen  mit  Holland  keine  Vollmacht.] 

Mit  dem  Friedenswerk  muss  es  sein  Bewenden  haben.  Er  hat  zwar  26.  April, 
gehofft,  es  dahin  zu  bringen,  dass,  wenn  der  englische  Plenipotentiarius 
dazu  gekommen  wäre,  auch  die  Handlung  zwischen  England  und  Hol* 
1  a  n  d  auf  den  Gang  gebracht  werden  würde ;  derselbe  hat  aber  dazu  keine 
schriftliche  Vollmacht  gehabt.  Er  ersucht  Kf.,  wenn  derselbe  jemand  dieses 
Friedens  halber  nach  England  schicke,  solches  nicht  allegieren  zu  lassen, 
damit  der  Gesandte  deswegen  nicht  in  ungleichen  Verdacht  komme. 

Ifator.  s.  GMcb.  d.  0.  Kurfantoo.    XJ.  46 


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722  11*    I>«r  Mönstersche  Krieg. 

Kurfttret  Maximilian  Henrich  von  Oöln  an  den   Korflirsten. 
D.  mttich  18.  April  1666. 

[Klagen  über  die  BeiästiguDg  seiner  Lande  darch  den  Durehmaraeh  der  Trappen 
de«  Kr.  und  aber  des  Kf.  drohende  Aensaerangen.] 

18. April.  Sowohl  in  dem  polnischen  und  dänischen  Kriege  als  aach  bei 
anderen  nach  getroffenem  tentschen  allgemeinen  Frieden  vorgewesenen 
Unrnben,  auch  in  dem  jüngsten  Münsterschen  Kriege  sind  seine  Stifter 
und  Lande  dnrch  den  Durchmarsch  der  Truppen  des  Kf.  über  alle  Massen 
hart  bedrängt  und  beschwert  und  in  denselben  so  verfahren  worden,  als 
wären  er  und  seine  Lande  dem  Kf.  ganz  und  gar  untergeben.  Ferner  hat, 
wie  ihm  sein  Abgeordneter  Buschmann  berichtet,  Kf.  es  sehr  hoch  em- 
pfunden, dass  einige  von  Ihm  zu  Brilon  zu  giessen  besteilte  eiserne  Stücke 
dnrch  seinen  Landdrosten  zu  Westphalen,  Freih.  v.  Landsberg,  aufge- 
halten und  nicht  abgefolgt  worden  sind,  nnd  hat  geäussert,  er  sei  mit  solcher 
Macht  derends  versehen,  dass  er  solche  Stücke,  wenn  er  kein  Absehen 
auf  K.Cöln  trüge,  mit  genügsamer  Sicherheit  wohl  abholen  lassen  könnte. 
Nun  wissen  wir  nit,  wie  wir  umb  Ew.  Ld.  solche  harte  Reden 
und  Betrohungen  '(die  wir  ron  denjenigen,  was  sonsten  gegen  die 
Unserige  bei  dieser  Glevischen  Handlung  vergangen,  nichts  anziehen 
wollen)  verdienet,  —  dass  wir  aber  dergleichen  unbilliches  Verfahren 
und  Eigenthätlichkeit  von  Dero  Officieren,  welche  (wie  vorgeben  wird) 
in  Ew.  Ld.  Landen  sich  die  Quartiere  abkaufen  lassen  und  selbige 
in  den  unserigen  gewaltsamblich  genohmen,  werden  Ew.  Ld.  hoffent- 
lich so  .wenig  gutheissen,  als  wir  dasselbe  dergestalt  ferner  gestatten 
können,  und  wollen  wir  uns  nit  versehen,  dass  aus  unserm  territorio 
einige  Waffen  und  andere  Kriegsnoth wendigkeiten,  ohne  dass  bei 
uns  vorhero  darumb  einige  Ansuchung  geschehen,  mit  Gewalt  sollen 
abgeholet  werden,  welches  wir  zwarn  anjetzo,  da  Ew.  Ld.  mit  mehrer 
Mannschafft  und  anderen  Mittelen  versehen,  geschehen  lassen  müssen, 
es  wird  uns  aber  nit  zum  zweiten  Mal  widerfahren,  sondern  seind 
wir  solcher  Freund  und  Alliirten  versichert,  dass  wir  uns  und  un- 
sere Landen  zuversichtlich  wohl  werden  flir  unbillichen  Gewalt 
schützen  können. 

Nähere   Auseinandersetzung,  wie   es  sich    mit   den  eisernen  Stücken 
verhalte. 


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B««chwerd«o  K.CöIdb.  723 

Der  Kurfürst  an  den  Kurfürsten  von  Cöln.    D.  Cleff 
29.  April  1666. 

[auf  das  Schreiben   yom  18.  April.    Zaräckweisnng  der  Vorwarfe,  Klage  über 
Färstenbergs  Verbalten  bei  den  FriedeDSverhaadlaDgen.] 

Er  hatte  gehofft,  dass  E.Cöln  eich  mit  ihm  über  den  glücklichen 29. April. 
Soccess  der  Münsterschen  Handlung  freuen  nnd  ihm  für  seine  Bemühungen 
dabei  danken  würde,  statt  dessen  hat  er  von  ihm  ein  so  hartes  und  mit 
Dnleidlichen  Reprochen  nnd  nachdenklichen  Betrauungen  angefülltes  Schrei« 
ben  empfangen,  dass,  wenn  er  nicht  versichert  wäre,  dass  dasselbe  nicht 
von  dem  Kurfürsten  selbst,  sondern  von  solchen  Leuten  herrührte,  die  schon 
längst  gesucht,  die  zwischen  ihnen  beiden  bisher  gepflegte  Freundschaft 
zu  schwächen,  er  es  gegen  seine  Posterität  für  unverantwortlich  hielte, 
dergleichen  scharfe  Beschuldigungen  auf  sich  sitzen  zu  lassen  und  ein 
solches  Schreiben,  zn  dem  er  gar  keine  Veranlassung  gegeben,  an  sich  zu 
halten. 

Was  die  Durchmärsche  anbetrifft,  so  weiss  E.Cöln,  dass  er  so  viel 
Eriegsvölker  ans  seinen  Kurlanden  hieher  nicht  aus  Lust  oder  Eitelkeit, 
sondern  zu  Beförderung  des  Friedens  und  Sicherheit  des  Kreises  kommen 
zu  lassen  wider  seinen  Willen  und  mit  seiner  höchsten  Ungelegenheit  ge- 
zwungen worden  sei,  er  hat  denselben  einen  Monat  Sold  mit  auf  den 
Marsch  gegeben  und  ihnen  befohlen,  scharfe  Disclplin  zu  halten,  er  hat 
sich  auch  schon  unlängst  gegen  K.Cöln  erboten,  den  etwa  von  denselben 
verursachten  Schaden  zu  ersetzen.  Er  hofft,  K.Cöln  werde  von  ihm  nicht 
mehr  prätendieren  nnd  keineswegs  gutheissen,  dass  man  nicht  allein  was 
in  dem  polnischen  und  dänischen  Kriege  passiert,  wieder  hervorsuchen, 
sondern  ihm  auch  fast  schimpflich  aufrucken  wolle,  dass  seine  Officiere 
sich  von  seinen  Landen  die  Quartiere  abkaufen  Hessen,  solches  würde  er 
den  Seinigen  keineswegs  gestatten,  sondern,  wenn  er  das  geringste  davon 
erfahren  sollte,  es  mit  allem  Ernst  bestrafen. 

Dass  V.  Landsberg  die  von  ihm  gekauften  Stücke  nicht  wolle  ab- 
folgen  lassen,  darüber  hat  er  sich  bei  Buschmann  beklagt  und  durch 
denselben  K.Cöln  bitten  lassen,  an  jenen  wegen  Fassierung  der  Stücke 
Ordre  ergehen  zu  lassen. 

Wir  haben  auch  bei  gedachtem  Gantziem  Buschmann  eine 
solche  Aufrichtigkeit  und  Bescheidenheit  verspürt,  dass  wir  uns  wohl 
Tersichert  halten,  er  werde  nichts  referirt  haben,  was  zu  Störung 
derer  zwischen  E,  L.  und  uns  alzeit  gepflogenen  Freundschaft  An- 
lasB  geben  könnte,  und  werden  E.  L.  uns  hiebei  zutrauen,  dass  wir 
noch  die  Bescheidenheit  gegen  E.  L.  als  unsern  Mitchurfürsten  hier- 
unter gebrauchen  würden,  die  wir  wohl  gegen  weit  geringere  zu  ge- 
brauchen ge wohnet,  und  wie  wir  uns  hiebei  keiner  geführten  harten 

46* 


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724  n.    Der  MunsterBche  Krie^?. 

Reden  erinDern,  also  können  wir  hiegegen  E.  L.  nicht  bergen,  dass 
wir  dergleichen  bedrohliche  Worte,  als  uns  dieser  Stücke  halber 
zugeschrieben  und  welche  wir  einzig  und  allein  des  Goncepts  Angeber 
Unbesonnenheit  und  unzeitigen  Passionen  gegen  uns,  nicht  aber  E.  L. 
zuschreiben,  nicht  zum  zweiten  Male  gewärtig  sein  wollen.  E.  L. 
wissen,  dass  wir  —  zu  verschiedenen  Malen  mit  Ghronen  und  mäch- 
tigen Potentaten  in  offenbare  Kriege  impliciret  worden,  wir  haben 
aber  dabei  alzeit  unsere  Reputation  zu  mainteniren  wissen  und  uns 
Ton  niemandts  zu  nahe  treten  lassen. 

Endlich  können  wir  uns  nicht  besinnen,  was  doch  sonsten  gegen 
E.  L.  Gesandte  allhier  fürgegangen  sein  möge,  welches  sie  zu  em- 
pfinden oder  davon  E.  L.  so  ungleiche  Rapporten  zu  thun  Ursach  ge- 
habt haben  sollten,  anerwogen  wir  dieselbe  mit  aller  Civilität  und 
guten  Bezeigung  in  Respect  E.  L.  alhie,  soviel  die  schlechte  Gelegen- 
heit dieses  Orts  zugeben  wollen,  empfangen  und  tractiren  lassen,  wie 
sie  dann  uns  auch  desfalls .  höflich  bedanket  und  das  geringste  Mes- 
contentement  darüber  nicht  bezeuget,  es  möchte  denn  sein,  dass  man 
sich  vielleicht  besorget,  wir  möchten  E.  L.  hinterbringen,  dass  man  *) 
wider  E.  L.  uns  wohl  bekannte  Intention  das  Friedenswerk  lieber 
schwerer  machen  denn  zum  Schluss  befördern  wollen,  gestalt  man 
öffters  mehr  Mühe  mit  ein  Theils  mediatorum  als  den  Principalen 
selbst  gehabt.  Wir  können  nunmehr  auch  nicht  umhin,  welches  wir 
sonst  gerne  dissimuliret  hätten,  E.  L.  zu  berichten,  dass  der  Graf 
V.  Fürstenberg  sich  zuweilen  sehr  fremd  und  der  zwischen  E.  L. 
und  uns  gepflogenen  vertraulichen  Freundschaft  ganz  nicht  gemäss 
bezeiget,  ja  uns  gar  mit  E.  L.  Kriegsvölkern  (ausser  allem  Zweifel 
ohne  Dero  Vorbewust  und  wider  Dero  Befehl)  zu  bedrohen  sich  nicht 
gescheuet,  dass  wir  nun  demselben  darauf  aus  einem  rechtmässigen 
Eifer  etwas  hart  geantwortet  haben  mögen,  solches  werden  E.  L.  uns 
hoffentlich  nicht  übel  deuten,  sondern  vielmehr  besagtem  Grafen  der- 
gleichen Discurse  und  Bedrohungen  ernstlich  verweisen  —  leben  der 
Zuversicht,  E.  L.  werden  diejenigen,  welche  auf  diese  Weise  E.  L. 
und  uns  in  Misshelligkeiten  und  Irrungen  zu  bringen  sich  unterfangen, 
mit  gebührendem  Ernst  ansehen  und  von  uns  keine  widrige  Impres- 
sion fassen,  sondern  sich  vielmehr  unserer  beständigen  Affection 
versichern,  und  verlangen  wir  davon  bei  Zeigern  dieses,  unseren  Edel- 


^}  S.  die  AeasseruDgeD   des   Kf.  über  FürsteDberg  za  Colbert  Urk.  u. 
Akt.  II  S.  891. 


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Beschwerden  des  Kf.  über  Farstenberg.  725 

mann  Christian  Hempo  v.  Eimbeck,  gewisse  Nachricht  und  Ant- 
wort zu  empfangen,  damit  wir  daraus,  wie  wir  es  mit  einem  so 
scharfen  Schreiben  zu  halten,  vernehmen  und  uns  darnach  zu  achten 
haben  mögen.  — 


Kurfürst  Maximilian  Henrich  von  Cöln  an  den  Kurfürsten, 
D.  Lüttich  5.  Mai  1666. 

[auf  das  Schreibeo  vom  29.  April.    Rechtfertigung  Furstenbergs.] 

Er  wünscht  mit  Kf.  in  der  bisherigen  Frenodscbaft  und  Correspondeoz  5.  Mai. 
ferner  zu  leben;  allerdings  sind  seine  Lande  darch  die  Durchmärsche  der 
Truppen  des  Kf.  sehr  beschwert  worden,  nnd  wenn  auch  Feldmarschall 
y.  Sparr  bei  der  letzten  Darchfühmng  gute  Ordnung  gehalten,  so  sind 
dadurch  doch  viele  Uogelegenheiten  entstanden,  welche  er  jedoch  nicht  so 
hoch  anziehen  will. 

Was  sonsten  unsern  zu  E.  L.  abgeordnet  gewesenen  v.  Für- 
stenberg  anbelangt,  ob  sollte  sich  derselbe  einiger  Bedrohungen 
haben  vernehmen  lassen ,  haben  wir  aus  dessen  erstatteter  Relation 
nicht  verstanden,  sonsten  aber  wohl,  dass  seine  einesmal  gefahrte 
Discursen  etwas  Übel  auf-  und  angenommen  und  anders,  als  sie  ge- 
meinet gewesen,  ausgedeutet,  dass  nun  ihm  imputirt  und  verwiesen 
werden  wolle,  als  hätte  er  vor  anderen  einige  Erinnerungen  einge- 
wendet, dasselbe  ist  ihm  nicht  zu  verübeln,  weiln  er  in  seiner  In- 
struction ausdrücklich  gehabt,  sich  äusserst  mit  dahin  zu  bearbeiten, 
dass  der  Friede  je  bälder  je  besser  geschlossen  werden  möchte,  bei 
welcher  Occasion  dem  einen  Theil  sowohl  als  dem  anderen  zuge- 
sprochen und  solche  conditiones  vorgeschlagen  werden  müssen,  welche 
beiderseits  acceptirt  und  eingangen  werden  können. 

Die  zu  Brilon  gegossenen  und  angehaltenen  eisernen  Stücke  anlangend, 
glaubt  er  nicht,  dass  dies  eine  Sache  wäre,  die  za  Schwächung  ihrer  Freund- 
schaft Ursache  sein  solle ;  er  will,  wenn  Kf.  es  wünsche,  demselben  alle  vor- 
handenen Stücke  abfolgen  lassen. 

Im  übrigen  seind  wir  gesichert,  dass  von  unseren  Ministris  keiner 
sei,  der  das  zwischen  E.  L.  und  uns  bis  dahin  gepflogene  gute  Ver- 
trauen zu  schwächen  suche,  sondern  vielmehr  ein  jeder  dasselbe  er- 
halten und  fortpflanzen  zu  helfen  sich  angelegen  sein  lasse,  und 
wollen  E.  L.  uns  sicherlich  glauben,  dass  wir  solches  so  wenig  den 
unserigen  als  anderen  gestatten  und  nachgeben  werden. 


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726  1^-    ^^^  Miiostersche  Krieg. 

Franz  Egon    [v.  Fürstenberg,    Bischof  von    Strassburg]   an 
V.  Canstein.    D.  Lüttieh  5.  Mai  1666. 

[Beohtfertignng  de«  Sohreibeos  K.GoIns,  begütigende  Brklärangen.] 

5.  Mai.  Ich  habe  wohl  besorget,   es  würde  etwa  das  von  hiesigen  H. 

Gburf.  Dchl.  an  seinen  gg.  Churf.  abgelassene  Schreiben  anders,   als 
die  Intention  gewesen,  ausgedeutet  werden,  indem  man  diesorts  nie- 
malen gesinnet  gewesen,  dasigen  H.  Churf.  im  geringsten  zu  offendiren 
oder  zu  bedrohen,   sondern   hat   obgedachte  S.  L.   gleichwohl  auch 
nicht  vorbeigehen  können  zu  remonstriren,  ob  man  sich  schon  dies- 
orts,  sowohl  bei   der  Durchmarche    als    andern   Begebenheiten,   die 
freundvetter-  und  brüderliche  Correspondenz  und  Freundschaft  zu  unter- 
halten  so  bereit  als  willig  jederzeit  erzeiget,   dennoch  aber  wegen 
einer  so  geringen  Sach  als  die  eiserne  Stück  des  Herrn  Ghurflirsten 
zu  Brandenburg  6n.  sich  gegen  den  Ghur-Göllnischen  Gantzier  Busch- 
man  mit  diesen  formalibus  seinem  Bericht  nach  gar  empfindlich  ver- 
nehmen lassen,  dass,  wann  sie  nicht  gegen  vielged.  S.  L.  gewisse 
Reflexion  machen  und  selbige  in  Consideration  ziehen  thäten,  Macht 
genug  haben  würden,  gedachte  Stück  mit  Sicherheit  selbsten  abholen 
zu  lassen,  welches   dann  sowohl  als  auch  was  etwa  gegen  meinen 
Bruder,  Graf  Wilhelm  Egon  einstmal  in  Discurs,  so  doch  ein  Miss- 
verstand  gewesen  zu  sein  scheinet,  vorgelaufen,  ein  solches  verur- 
sachet, dieser  aber,  wie  ich  demselben  wohl  versichern  kann,  als  zum 
glimpflichsten,  jedoch  darumb  etwas  referiren  müssen,   dass,  wann 
gleichwohl  hiesigem  Herrn  Ghurfttrsten  Ld.  diesfals  etwas  vorkommt, 
nicht  ausgedeutet  werde,  als  hätte  er  den  schuldigen  Respect  gegen 
dasigen  Herrn  Ghurfttrsten  6n.  verloren  oder  aber  zu  einigem  ressen- 
timent  Ursach  gegeben.    Ich  will  also  meinesorts  der  trostlichen  Hoff- 
nung leben,   dass   höchstged.  Herrn  Ghurfttrsten  Gn.  sich  versichert 
halten  werden,  dass  ich  gewiss,  wie  demselben  genugsamb  bekannt, 
nichts  andersten  suche,  als  zwischen  Ghur-  und  Fürsten  —  gute  Gor- 
respondenz   und  aufrichtiges  Vertrauen  zu  conserviren  —  verhoffe  in 
dem  übrigen,   es 'werde  dasjenige,  was   etwa  in  beiden  gegen  ein- 
ander   gewechselten   Schreiben    vorgangen,    weiters    nicht    gedacht, 
sondern  alles  in  Vergess  gestellet,  auch  das  gute  höchstnötige  Ver- 
trauen —  desto  besser  unterhalten  werden,  welches  derselb  sowohl 
des  Fürsten  von  Anhaldt  Ld.,  als  H.  Graffen  Schwerin  und  seinem 
Goilega  dem  von  Jena  nebens  meinem  Respect  —  zu  communiciren, 


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Begütigende  ErkläroogeD  FürBtenbergs.  727 

auch  zu  dergleichen  guten  Unterhaltung  zu  cooperiren  sich  belieben 
lassen  wolle.  — 

PS. ').  Wollte  Gott,  dass  alle  Missverstandt  so  baldt  als  diese 
beigelegt  werden  könnte.  Das  meiste,  so  hiesigen  H.  Ghurf&rst  zu 
Hertzen  gangen,  ist  dieses,  dass  sie  bis  ahnhero  so  aufrichtig  und  mit 
guttem  Hertzen  gegen  S.  D.  den  H.  Guhrfürsten  begegnet,  und  gleich- 
wohl betreuen  wollen,  aus  dero  Landt  eigengewaldts  Gewehr  abzu- 
führen, und  dan,  dass  die  Officier  ohnersucht  Quartier  in  dero  Landt 
genommen,  die  Bediente  nach  ihren  Belieben  ein  und  andters  beizu- 
schaffen  ordinirt  und  betreuet,  sie  nicht  allein  ubell  zu  tractiren,  son- 
dern auch  etlich  Tag  liegen  zu  pleiben  —  dahe  doch,  wie  der  Veldt- 
marsch,  von  Spar  gethan,  nicht  ein  Nachtlager  zwischen  des  H. 
Churf.  zu  Brandenburg  und  Ertzstift  Colin  zu  bleiben  nötig. 


0  eigeohäadig. 


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Abschnitt  12. 

Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 
1666. 


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Einleitung. 


Die  zwischen  dem  Korfürsten  Friedrich  Wilhelm  and  dem  Pfalzgrafen 
von  Neob  arg  seit  dem  Sommer  1663  begonnenen  geheimen  Verhandlangen  ^) 
über  einen  Erbvergleich,  d.  h.  über  eine  definitive,  anch  für  ihre  Nach- 
folger verbindliche  Entscheidang  sowohl  der  Besitzverhältnisse  in  den  Jü- 
lich-clevischen  Landen  als  anch  der  sonstigen  zwischen  ihnen  streitigen 
Punkte,  der  kirchlichen  Verhältnisse  in  jenen  Landen  nnd  des  Direc- 
torinms  im  westfälischen  Kreise,  waren  auch  noch  zu  Anfang  des  Jahres 
1665  neben  den  damals  offen  unter  Vermittelang  des  Bischofs  von  Münster 
über  jene  beiden  letzten  Punkte  geführten  Verhandlangen  fortgesetzt  worden, 
hatten  aber  seit  dem  Sommer  jenes  Jahres,  nachdem  der  Kurfürst  sich  ver- 
anlasst gesehen  hatte,  seine  ursprünglich  schon  ertheilte  Ratification  der 
Dorstenschen  Verträge  wieder  zurückzuziehen,  einen  Stillstand  erfahren. 
Doch  hat  der  Kurfürst,  nachdem  er  infolge  des  ausgebrochenen  Münster- 
Bchen  Krieges  Mitte  November  sich  selbst  nach  Cleve  begeben  hatte,  die- 
selben sehr  bald  wieder  aufgenommen.  Als  er  £nde  November  seinen 
Hofrath  v.  Schöning  an  den  Kurfürsten  von  Göln  und  an  den  Pfalz- 
grafen von  Neu  bürg  absandte'),  um  dieselben  zu  bewegen,  seine  Friedens- 
bemühungen bei  dem  Bischof  von  Münster  zu  unterstützen,  beauftragte 
er  denselben  auch  dem  Pfalzgrafen  anzuzeigen,  dass  er  seine  Reise  nach 
Cleve  auch  in  der  Hoffnung  und  Absicht  angetreten  hätte,  die  zwischen 
ihnen  vorher  geführten  Unterhandlungen  zum  Abschluss  zu  bringen,  und  die 
entgegenkommende  Weise,  in  welcher  sich  jener  sowohl  gegen  v.  Schöning 
als  auch  nachher  gegen  den  Prior  Adolf  Borck  von  Werden,  welcher 
schon  früher  als  Unterhändler  zwischen  ihnen  beiden  gedient  hatte,  erklärte, 
veranlasste  ihn  Anfang  Januar  1666  Blaspeil,  welcher  früher  jene  geheimen 
Verhandlungen  mit  dem  Pfalzgrafen  geführt  hatte,  zu  demselben  zu  schicken 
und  eine  neue  Anknüpfung  zu  versuchen.    Seitdem  beginnen  die  Verhand- 


0  S,  oben  8.  495  ff. 
^  S.  oben  S.  668. 


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732  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfals-Neaburg. 

langen,  welche  in  der  Hauptsache  im  September  mit  dem  Abschlass  des 
Erbvergleichs  nnd  einer  Reihe  von  Nebenverträgen  ihr  Ende  erreicht,  über 
einen  Punkt  aber,  über  die  Abtretung  von  Ravenstein,  noch  bis  Ende 
November  desselben  Jahres  fortgesetzt  worden  sind. 

Obwohl,  wie  ganz  deutlich  ersichtlich  ist,  sowohl  der  Kurfürst  als  auch 
der  Pfalzgraf,  welcher  wnsste,  dass  nur  im  Falle  es  zu  einer  Verständigung 
zwischen  ihnen  über  jene  Punkte  käme,  der  erstere  sich  zur  Unterstützung 
seiner  auf  die  Erwerbung  der  polnischen  Krone  gerichteten  Absichten  ver- 
stehen würde,  aufrichtig  eine  solche  Verständigung  gewünscht  haben,  so  hat  es 
doch  viele  Mühe  erfordert,  eine  solche  zu  Stande  zu  bringen.  Allerdings 
ist  von  den  drei  früheren  Streitpunkten  der  eine,  die  Frage  wegen  des 
Directoriums  im  westfälischen  Kreise,  weggefallen,  da  auch  der  Pfalzgraf 
bereit  war,  es  bei  den  darauf  bezüglichen  Bestimmungen  des  Dorstenschen 
Vertrages,  durch  welche  die  Forderungen  des  Kurfürsten  befriedigt  worden 
waren,  zu  belassen,  und  auch  in  der  Territorialfrage  hat  man  beiderseits  an 
der  durch  die  früheren  Verhandlungen  gelegten  Grundlage  einer  Ver- 
ständigung festgehalten,  indem  der  Kurfürst  den  früher  erhobenen  Anspruch 
auf  eine  grössere  Landerwerbung  fallen  gelassen,  der  Pfalzgraf  aber  sich 
bereit  erklärt  hatte,  demselben  für  die  Unterstützung  seiner  Throncandidatur  in 
Polen  und  eventuelle  Leistung  militärischer  Hülfe  eine  kleinere  Landabtretung 
(Ravenstein  und  Reekliughausen)  zuzugestehen,  so  dass  es  sich  hier 
nur  um  die  nähere  Feststellung  der  Bedingungen,  unter  welchen  eine  solche 
Abtretung  erfolgen  sollte,  gehandelt  hat.  Um  so  grössere  Schwierigkeiten 
aber  bereitete  die  kirchliche  Frage,  da  der  Kurfürst,  nachdem  von  Seiten  der 
Stände  und  der  evangelischen  Geistlichkeit  in  seinen  rheinisch- westfälischen 
Landen  so  lauter  Protest  gegen  das  in  dem  Dorstenschen  Vertrage  festgesetzte 
Normaljahr  1624  erhoben  worden  war  und  er  sich  überzeugt  hatte,  dass, 
wenn  an  demselben  festgehalten  würde,  seine  evangelischen  Glaubensgenossen 
entschieden  benachtheiligt  sein  würden,  bestrebt  war,  jetzt  für  dieselben 
günstigere  Bestimmungen  zu  erwirken,  der  Pfalzgraf  aber  in  seinem  ka- 
tholischen Eifer  und  unter  dem  Eiufluss  seiner  geistlichen  Umgebung  sich 
auf  das  heftigste  dagegen  gesträubt  und  sich  nur  mit  der  grössten  Mühe  zu 
gewissen  Zageständnissen  hat  bewegen  lassen. 

Der  äussere  Verlauf  der  Verhandlungen  ist  folgender  gewesen.  Die  Sendung 
Blaspeil s  an  den  Hof  des  Pfalzgrafen  nach  Düsseldorf  (Januar  1666*)  hatte 
den  Erfolg,  dass  dort  verabredet  wurde'),  es  sollte  zur  Perfectionierung  des 
Erbvergleichs  eine  Zusammenkunft  in  Xanten  gehalten  und  zu  derselben  auch 
die  schon  früher  in  Aussicht  genommenen  Mediatoren  (Frankreich  und  der  Bi- 
schof von  Münster)  eingeladen  werden,  vorläufig  aber  weitere  vorbereitende 
Verhandlungen  zwischen  Räthen  beider  Fürsten  zu  Kloster  Camp  stattfinden. 


^)  Das   Greditiv  des  Ef.  für  denselbeo   ist  Cleve  7.  Januar,   das  Recreditiv 
des  Pfalzgrafen  Dösseldorf  11.  Januar  1666  datiert. 

0  Greditiv  des  Kf.  für  Blaspeil  und  Meinders  d.  Gleve  26.  Febr.  1666. 


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Einleitang.  733 

Dort  haben  auch  wirklich^)  (Ende  Februar)  Conferenzen  stattgefunden,  zu 
denen  von  selten  des  Kurfürsten  Blaspeil  und  Meinders  deputiert  waren, 
über  die  dort  geführten  Verhandlungen  aber  besitzen  wir  keine  Nachrichten. 
Zu  derselben  Zeit  (Ende  Februar)  verlangte  der  Kurfürst  von  der  Clevischen 
Regierung  schleunigen  Bericht  darüber,  wie  die  Kirchen-  und  Keligions- 
Sachen  in  den  Clevischen  und  angrenzenden  Landen  im  Jahre  1624  be- 
schaffen gewesen  und  ob  den  Evangelischen  etwas  abgehen  oder  zu  nahe 
geschehen  würde,  wenn  die  Sachen  in  solchen  Stand,  wie  sie  in  jenem  Jahre 
gewesen,  wieder  gesetzt  würden,  welcher  Befehl  von  ihm  am  1.  März  wieder- 
holt und  am  3.  März  auch  an  das  evangelische  Consistorium  für  Ravensberg 
in  Bielefeld  gerichtet  wurde ^).  Verhandlungen  über  diese  kirchlichen  Ange- 
legenheiten haben  dann  Anfang  April  zwischen  Blaspeil  und  Fried r.  v. 
Jena,  als  Bevollmächtigten  des  Kurfürsten,  und  dem  Pfalzneuburgischen 
Kanzler  Gie 8 e  stattgefunden'),  aber  auch  über  diese  liegen  keine  weiteren 
Nachrichten  vor.  Anfang  Mai^)  erschienen  dann  in  Cleve  als  Bevollmächtigte 
des  Ffalzgrafen  der  Freiherr  v.  Winckelhausen,  der  Kanzler  G  i  e  s  e  und  der 
Vicekanzler  Schnell  mit  dem  Auftrage,  die  Verhandlungen  über  den  Erb- 
vergleich fortzusetzen,  der  Kurfürst  deputierte  dazu  den  Oberpräsidenten 
v.  Schwerin,  Blaspeil  und  Meinders,  man  scheint  zunächst  aber  nur 
einen  Punkt  betreffend  die  von  dem  Kurfürsten  dem  Pfalzgrafen  in  der  pol- 
nischen Wahlangelegenheit  zu  leistende  Unterstützung  und  die  von  jenem 
dafür  zu  übernehmenden  Gegenleistangen  vorgenommen  zu  haben,  es  liegt 
ein  Pfalzneuburgisches,  wahrscheinlich  von  den  Gesandten  mitgebrachtes 
Project,  in  welchem  von  letzteren  überhaupt  kaum  die  Rede  ist,  und  ein  von 
brandenburgischer  Seite  aufgestelltes  Gegenproject  vom  9.  Mai  vor,  in  wel- 
chem als  solche  die  Abtretung  von  Ravenstein  und  von  Recklinghausen, 
die  erstere  nach  der  Wahl,  die  letztere  nach  der  Krönung  des  Pfatzgrafen 
in  Polen  gefordert  werden,  mit  diesem  letzteren  Project  seheinen  die  Ge- 
sandten des  Pfalzgrafen  zunächst  zu  ihrem  Herren  gereist  und  erst  gegen 
Ende  des  Monats  nach  Cleve  zurückgekehrt  zu  sein,  denn  erst  mit  dem 
25.  Mai  beginnt  das  Protokoll  über  die  in  dieser  Angelegenheit  abgehal- 
teneu Conferenzen,  welche  bis  zum  10.  Juni  fortgesetzt  wurden  und  dahin 
führten,  dass  an  diesem  Tage  ein  besonderer  Vergleich  über  diesen  Punkt 
unterzeichnet  wurde,  mit  welchem  die  Pfalzneuburgischen  zunächst  wieder 
zu  ihrem  Herren  zurückkehrten.  Doch  trafen  sie  schon  nach  wenigen  Tagen 
wieder  in  Cleve  ein,  19.  Juni  wurden  die  Verhandlungen  wieder  eröffnet, 
am  folgenden  Tage  wurden  die  von  beiden  Fürsten  über  jenen  Vergleich 


')  S.  oben  S.  692. 

>)  Lehmann  I  S.  185  n.  76. 

^  Geb.rathsprotokoU  1.  April  1666:  ,Fiat  Commissoriaie  an  ü.  C.  v.  Jena 
und  H.  Blaspieln  io  puncto  religioois  mit  dem  H.  Cantzler  Giese  zu  cou- 
feriren  " 

M  Die  Creditive  beider  Fürsten  für  ihre  Bevollmächtigten  sind  vom  2.  Mai 
ausgestellt. 


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734  12.     Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Nenborg. 

aosgestelltenRatificatioDfiQrknnden  aosgeweebselt  and  daraaf  worden  die  weite- 
ren Verhandlungen  über  die  Regelung  der  kircbliehen  Angelegenheiten  be- 
gonnen'), zu  welchen  der  Kurfürst  seinen  Hofmarschall  ▼.  Ganstein  and  die 
Clevischen  Regiemngsräthe  Ising, Ernst  und  Wüsthaas  deputierte  >).  Die- 
selben haben,  nachdem  sie  längere  Zeit  hindurch  fortgeführt  waren,  damit  ge- 
endigt, dass  der  Kurfürst')  am  14.  Jali  den  Pfalzneaburgiseben  Gesandten  ein 
von  seiner  Seite  entworfenes  Vertragsproject  zustellen  Hess,  nach  welchem  der 
Pfalzgraf  seinen  evangelischen  Unterthanen  ausser  an  denjenigen  Orten,  an 
welchen  sie  im  Jahre  1624  öffentlich  ihren  Gottesdienst  ausgeübt  hatten,  dieses 
auch  noch  an  einigen  anderen  Orten  gestatten  sollte.  Mit  diesem  Project  kehrten 
die  Gesandten  des  Pfalzgrafen  zu  demselben  zurück,  wenige  Tage  darauf 
aber  schickte  der  Kurfürst  Mein ders*)  zu  diesem,  um  sowohl  die  polnische 
Angelegenheit  weiter  mit  ihm  zu  besprechen  als  auch  in  ihn  zu  dringen, 
jenes  Project  wegen  der  Religionssache  anzunehmen,  und  demselben  ist  es 
wirklich  in  zweitägigen  Verhandlungen  (24.  und  25.  Juli)  gelungen,  nach- 
dem der  Pfalgraf  sich  anfangs  auf  das  heftigste  dagegen  gesträubt  hatte, 
denselben  zu  der  Zusage  zu  bewegen,  denjenigen  seiner  eTangelischen  Un- 
terthanen, welche  3—4  Stunden  von  einem  Orte,  wo  öffentlicher  Gottesdienst 
stattfinden  dürfe,  entfernt  wohnten,  die  Abhaltung  desselben  an  einem 
anderen  bequem  gelegenen  Orte  zu  gestatten.  Unmittelbar  darauf  schickte 
der  Pfalzgraf  jene  drei  Bevollmächtigten  wieder  nach  Gleve  mit  einem 
neuen  Entwnrf  eines  Vergleichs  über  die  kirchlichen  Fragen,  welcher  in 
Form  eines  Nebenrecesses  zu  dem  Erb  vergleich  abgefasst  war*),  derselbe 
entsprach  aber  jener  Zusage  und  den  Wünschen  des  Kurfürsten  nicht,  die 
Verhandinngen  zogen  sich  wieder  in  die  Länge  und  Mitte  August  reisten 
die  Pfalznenburgischen,  ohne  dass  es  zu  einer  Einigung  gekommen  wäre, 
wieder  von  Cleve  ab.  Da  schickte  der  Kurfürst  wieder  seinerseits  Schwe- 
rin und  Blaspeil*)  mit  einem  neuen  Vertragsproject  zn  dem  Pfalzgrafeu, 
und  diesen  gelang  es  mit  vieler  Mühe  denselben  zu  dem  Zugeständnis  zu 
bewegen,  er  wollte  in  seinen  Landen  den  Evangelischen  noch  an  sechs  von 


^)  Rf.  hatte  inzwischen  (d.  Cleve  24.  Mai  1666)  noch  einmal  ein  Gatachten 
der  Clevischen  Reglemog  darüber  eingefordert  (Lehmann  I  S.  186  n.  78). 

>)  S.  den  Eriass  des  Kf.  an  dieselben  d.  Cleve  20.  Jani  1666  (Lehmann 
I  S.  186  n.  79). 

^  InstraktioDS -Memorial  für  v.  Schwerin  and  Blaspeil  d.  Cleve  18.  Ao- 
guBt  1666. 

«)  S.  dessen  ansfübrliche  Relation  vom  26.  Jali  1666  (Lehmann  I  S.  187 ff. 
n.  82). 

^)  Geheimenrathsprotokoll  vom  30.  Juli  1666:  „Resolation,  so  der  H.  Pfals- 
graf  zu  Neabarg  als  einen  Nebeorecess  wegen  der  Evangelisoheo  im  Jülichschen 
and  Bergiscben  anfsarichteo  vermeinet,  verlesen.*  81.  Jali:  «H.  Blaspeil  referi- 
ret,  wie  sie  gestern  im  Regieraogsrath  ein  ander  Project  eines  Nebenrecesses 
mit  Pfalz-Neabarg  der  Evangelischen  wegen  abgefasset,  nnd  verlesen  worden. *" 

^  S.  deren  Relation  vom  26.  Angnst  and  das  Recreditiv  des  Pfalzgrafen  für 
dieeelbeo  vom  24.Aagost  (Lehmann  I  S.  200ff.  n.  86.  85). 


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EinlettQDg.  735 

diesen  besonders  gewünschten,  namentlich  genannten  Orten  den  öffentlichen 
Gottesdienst  gestatten,  wogegen  dieselben  anf  doppelt  so  yiele  Orte,  auf 
welche  sie  nach  dem  Besitzstande  von  1624  Anspruch  hatten,  verzichten 
sollten,  nnd  inCleye,  Mark  und  Ravensberg  den  gegenwärtigen  Besitz* 
stand  beider  Gonfessionen  als  rechtsgültig  anerkennen.  Dieser  Vorschlag 
wurde  von  dem  Kurfürsten  angenommen,  darauf  kehrten  die  Pfalzneuburgi- 
schen Gesandten  nach  Cleve  zurück  und  hier  wurden  dann  am  9.  Sep- 
tember der  Erbvergleich ,  der  Nebenrecess  wegen  der  kirchlichen  Verhält* 
nisse  und  eine  Anzahl  von  anderen  Neben  vertragen  unterzeichnet.  Die  Rati- 
ficationsnrkunden  beider  Fürsten  sind  vom  17.  September  datiert,  doch  ist  die- 
jenige des  Kurfürsten,  wie  das  unten  mitgetheilte  GeheimenrathsprotokoU 
vom  25.  September  beweist,  erst  an  diesem  Tage^)  vollzogen  worden.  Am 
29.  September  erschien  einer  Einladung  des  Kurfürsten  >)  zufolge  der  Pfalz- 
graf bei  demselben  in  Duisburg  zu  Besuch,  am  folgenden  Tage  war  der 
Kurfürst  seinerseits  bei  dem  Pfalzgrafen  in  dem  benachbarten  Winckel- 
hausen  zu  Gaste.  Anf  diesen  beiden  Zasammenkünften  ist  zwischen  beiden 
Fürsten  und  deren  Käthen  noch  über  eine  Frage  verhandelt  worden,  in  wel- 
cher der  Kurfürst  auch  schon  früher,  aber  vergeblich,  sich  bemüht  hatte,  gunsti- 
gere Bedingungen  zu  erlangen,  nämlich  über  den  Besitz  der  Herrschaft  Ra- 
venstein.  In  dem  Erbvergleich  war  die  Entscheidung  darüber  einem  Schieds- 
gericht übertragen  worden,  in  dem  geheimen  Vertrage  vom  10.  Juni  hatte  sich 
allerdings  der  Pfalzgraf  zur  Abtretung  der  Herrschaft  an  den  Kurfürsten 
verpflichtet,  aber  nur  wenn  und  nachdem  seiue  Wahl  zum  König  von  Polen 
wirklich  erfolgt  sein  würde.  Der  Kurfürst  Hess  nun  zu  Duisburg  ein  Ver- 
tragsproject  vorlegen,  nach  welchem  ihm  Ravenstein  sogleich  abgetreten 
werden,  er  sich  aber  verpflichten  sollte,  falls  die  beiderseitigen  Bemühungen, 
dem  Pfalzgrafen  die  polnische  Krone  zu  verschaffen,  ohne  Erfolg  sein  sollten, 
die  Entscheidung  darüber,  wem  die  Herrschaft  gehören  sollte,  dem  Schieds- 
gericht zu  überlassen.  Auf  Pfalznenburgischer  Seite  hat  man  diesen  Vor- 
schlag nicht  zurückgewiesen,  aber  man  stellte  Gegenbedingungen,  verlangte 
namentlich  weitere  Zugeständnisse  des  Kurfürsten  an  die  Katholiken  in  Ol  e  ve, 
Mark  und  Ravensberg,  der  Kurfürst  seinerseits  zeigte  sich  dazu  ge- 
neigt, in  Winckelhausen  wurde  am  30.  September  ein  dem  entsprechendes 
neues  Vertragsproject  entworfen,  und  wenn  man  auch  noch  nicht  zu  einem 
formellen  Abschluss  kam,  so  schien  doch  die  Grundlage  zu  einer  Verstän- 

1}  8.  schon  V.  Mörner  S.  289. 

^  Kf.  schreibt  (d.  Gleve  17./7.  September  1666)  an  den  Pfalzgrafen,  nach- 
dem er  von  dessen  Gesandten  erfahreo,  dass  derselbe  nicht  weniger  als  er  selbst 
wnnsohe,  sich  mit  ihm  zu  besprechen,  und  dazu  der  28./18.  September  beliebt 
sei,  so  habe  er  sich  entschlossen,  an  jenem  Tage  sich  Abends  in  Duisburg  ein- 
zufinden, und  bittet  ihn,  dort  mit  ihm  zusammenzukommen.  Der  Pfalzgraf  nimmt 
(d.  Benradt  19.  September  1666)  diese  Einladung  dankend  an  und  bittet  den  Kf. 
seinerseits,  am  folgenden  Tage  nach  Winckelhausen  zu  kommen  und  dort  »mit 
einem  schlechten  Mittagsmahl  und  geringen  aber  doch  ganz  willigen  Aufnahme 
vorlieb  zu  nehmen".   Die  Zusammenkunft  ist  aber  erst  am  29.  und  30.  Sept.  erfolgt. 


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736  12.    Der  Erbvergieich  mit  Pfalz-Neobarg. 

diguDg  aach  über  diesen  Pnnkt  gelegt  za  sein.  Bei  den  weiteren  Verhand- 
lungen darüber  sind  aber  von  Pfalznenborgischer  Seite  die  Forderangen 
weiter  ge5;pannt  nnd  die  verschiedensten  Schwierigkeiten  bereitet  worden, 
so  dass  diese  Verhandlongen  sich  wieder  sehr  in  die  Länge  gezogen  nnd 
erst  nach  der  Rückkehr  des  Kurfürsten  nach  Berlin  mit  dem  Abschloss  des 
Vertrages  vom  21).  November  ihr  Ende  erreicht  haben,  welcher  aber  ebenso 
wie  der  vom  10.  Juni  geheim  bleiben  sollte,  und  neben  dem  daher  ein  vom 
24.  September  datierter  Scheinvertrag  anfgerichtet  wurde,  nach  welchem 
der  Besitz  von  Ravenstein  alle  10  Jahre  zwischen  beiden  Fürsten  alter- 
nieren und  der  Kurfürst,  dem  derselbe  zuerst  zufallen  sollte,  dafür  den  Katho- 
liken in  Cleve,  Mark  und  Ravensberg8  weitere  ezercitia gestatten  gollte. 
Die  Art  und  Weise,  wie  diese  Verhandlungen  gefuhrt  worden,  nament- 
lich der  Umstand,  dass  dieselben  zum  grösseren  Theile  in  Cleve,  dem 
Aufenthaltsorte  des  Kurfürsten,  stattgefunden  haben,  and  daas  auch  das 
Hoflager  des  Pfalzgrafen  nicht  weit  davon  entfernt  war,  macht  es  leicht  er- 
klärlich, dass  über  dieselben  in  dem  Berliner  Geh.  Staatsarchiv  sieh  nur 
ein  sehr  fragmentarisches  Aktenmaterial  erhalten  hat.  Schriftliche  Rela- 
tionen der  Bevollmächtigten  liegen  nnr  theilweise,  Protokolle  nnr  ausnahms- 
weise über  die  im  Mai  und  Juni  über  den  polnischen  Tractat  gehaltenen 
Conferenzen  vor,  sonst  sind  nur  die  Beglaubigungen,  Vollmachten  und  In- 
struktionen für  die  Bevollmächtigten,  Entwürfe  zu  den  abzuschliessenden 
Verträgen  und  die  Vertragsurkunden  selbst  vorhanden,  dazu  kommen  noch 
einige  Geheimenratbs -Protokolle  und  mit  der  Clevischen  Regierung  ge- 
wechselte Schriftstücke,  welche  von  besonderem  Interesse  sind,  da  aus  ihnen 
erhellt,  dass  unter  der  Umgebung  des  Kurfürsten  bedeutende  Meinungs- 
verschiedenheiten über  diese  Fragen  bestanden  haben,  dass  nnr  wenige  von 
den  Räthen  des  Kurfürsten  vollständig  in  die  Absichten  desselben  eingeweiht 
gewesen  sind,  und  dass  die  anderen  ihrem  Missmnth  darüber  und  ihrer  Eifer- 
sucht gegen  jene  bevorzugten  Collegen  sehr  deutlichen  Ausdruck  gegeben 
haben.  Zu  diesen  letzteren  gehört  neben  dem  Oberpräsidenten  0.  v.  S  ch  w e- 
rin  und  dem  von  Anfang  an  mit  den  geheimen  Unterhandlungen  mit  dem 
Pfalzgrafcn  betrauten  W.  W.  Blas  peil  der  bedeutend  jüngere  Franz 
Meinders,  welcher  bei  dieser  Gelegenheit  zum  ersten  Male  zu  den  eigent- 
lichen diplomatischen  Geschäften  herangezogen  worden  ist.  Meinders'), 
aus  Westfalen,  ans  der  Grafschaft  Ravensberg  gebürtig,  war  nach  Vollen- 
dung seiner  juristischen  Studien  in  den  Dienst  des  Grafen  Georg  Friedrich 
von  Waldeck  getreten,  zu  der  Zeit,  als  jener  die  Stellung  eines  ersten 
Ministers  des  Kurfürsten  einnahm;  als  dessen  Sekretär  erscheint  er')  1655 
in  seiner  Begleitung  in  Preussen.  Durch  die  Empfehlung  des  Grafen  kam 
er  dann  in  den  brandenburgischen  Staatsdienst,  in  welchem  er  auch,  nach- 
dem sein  Gönner  denselben  verlassen,  geblieben  ist'),  1658  bekleidet  er  die 

')  S.  Erdmaonsdörffer  in  der  Allgem.  Deutschnn  Biographie  XXI  8.220. 

2)  S.  Urk.  u.  Akt.  VII  S.  479.  486  ff. 

3)  S.  Urk.  u.  Akt.  VIII  S.  256.  262. 


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Einleitang.  737 

Stellung  eines  Kriegssecretärs,  166B  diejenige  eines  Geheiooen  Kammer-  und 
Kriegssecretärs,  er  befindet  sich,  als  der  Kurfürst  Ende  1665  nach  OleTe 
geht,  in  der  ßegleltung  desselben,  wird  tod  demselben  von  der  Reise  ans 
zu  dem  Bischof  von  Paderborn  entsendet^)  und  wird  dann  (Mai  1666) 
zur  Theilnahme  an  den  Verhandlungen  über  den  Erbvergleicb  berufen,  in 
welchen   er  sogleich  sein  bedeutendes  diplomatisches  Talent  bekundet  hat 

Von  dem  schon  an  und  für  sich  beschränkten  Aktenmaterial  hat  hier 
nur  ein  Theil  aufgenommen  zu  werden  brauchen,  da  nicht  nur  die  speziell 
auf  die  Verhandlungen  über  die  kirchlichen  Angelegenheiten,  soudern  auch 
manche  zugleich  die  politischen  Verhältnisse  berührenden  Schriftstücke 
schon  in  dem  Werke  von  M.  Lehmann  theils  vollständig,  theils  im  Auszuge 
publiciert  worden  sind.  Von  diesen  schon  veröffentlichten  sind  nur  zwei, 
die  Eingabe  von  Schwerin,  Blas  peil  und  Meinders  an  den  Kurfürsten 
vom  6.  August  und  dessen  Resolution  darauf  vom  8.  Angnst  1666  wegen  des 
engen  Zusammenhanges,  in  welchem  sie  mit  dem  Geheimenrathsprotokoll 
vom  6.  August  stehen,  hier  uoch  einmal  abgedruckt,  im  übrigen  aber 
nur  bisher  ungedruckte  Aktenstücke  mitgetheilt  worden ,  darunter  auch  die 
Verträge  vom  10.  Juni  und  20.  November  1666,  von  welchen  bisher  nur 
Inhaltsangaben  bekannt  waren. 

Wenn  der  Kurfürst  beim  Abschluss  des  Erb  Vergleichs  und  der  damit 
im  Znsammenhang  stehenden  Verträge  die  Hoffnung  gehegt  hat,  nun  de- 
finitiv alle  Streitpunkte  mit  dem  Pfalzgrafen  erledigt  zu  haben,  so  hat  sich 
diese  Hoffnung  als  trügerisch  erwiesen.  Ueber  die  kirchlichen  Verhältnisse') 
ist  es  sogleich,  als  man  an  die  Ausführung  der  darauf  bezüglichen  Be- 
stimmungen des  Erb  Vergleichs  ging,  infolge  der  kleinlichen  Engherzigkeit, 
mit  welcher  der  Pfalzgraf  die  seinen  evangelischen  Unterthanen  gemachten 
Zugeständnisse  denselben  zu  verkümmern  suchte,  zu  weiteren  Streitigkeiten 
gekommen.  Anfang  1671  mussten  neue  Verhandlungen  darüber  begonnen 
werden,  welche  endlich  mit  der  Unterzeichnung  eines  neuen  Religionsver- 
gleiches vom  26.  April/6.  Mai  1672')  ihren  Abschluss  gefunden  haben. 
Aber  auch  die  Ravensteinische  Sache  ist  durch  den  Vertrag  vom 
20.  November  1666  noch  nicht  erledigt  worden.  .-Vis  der  Kurfürst  denselben 
abschloss,  gab  er  sich  der  Hoffnung  hin,  dass  die  Wahl  des  Pfalzgrafen 
in  Polen  gelingen  und  dass  er  so  in  den  dauernden  Besitz  jener  Herrschaft 
kommen  werde,  allein  die  Aussichten  auf  das  Gelingen  jenes  Planes  er- 
wiesen sich  doch  bald  als  sehr  zweifelhaft,  wenn  derselbe  scheiterte,  so 
hätte  der  Kurfürst  nach  jenem  Vertrage  nicht  nur  Ravenstein  zurückgeben 
müssen,  sondern  wäre  auch  jeden  weiteren  Anrechtes  darauf  verlustig  ge- 
gangen, und  dazu  hätte  er  noch  den  Katholiken  in  seinen  Landen  weitere  Zu- 
geständnisse gewähren  müssen,  welche  sogleich,  als  man  davon  erfuhr,  bei 

»)  8.  oben  S.  652. 
^  S.  Lehmann  I  S.  69 ff. 

^  Scotti,  Sammlung  der  Gesetze  and  Verordnungen,  welche  in  dem  Her- 
zogthou  Cleve  und  dur  Grafschaft  Mark  ergangen  sind.  I  S.  496  ff. 

Muter.  z    OeMih.  d.  ().  KurfürMteM.     Xl.  47 


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738  12.    Der  Brbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 

den  dortigen  Evangelischen  Eifersucht  und  Argwohn  erregt  hatten.  Der 
Kurfürst  hat  daher,  als  Ostern  1667  der  Termin  zurUebergabe  von  Raven- 
stein  herankam,  sich  geweigert,  dieselbe  anzunehmen,  und  hat  eine  ander- 
weitige Regelung  dieser  Angelegenheit  beantragt.  Anf  Pfalzneuburgischer 
Seite  hat  man  sich  auch  auf  neue  Verbandlungen  darüber  eingelassen,  es 
kam  am  I.September  1668  zum  Abschluss  eines  neuen  Vertrages 0.  nach 
welchem,  falls  der  Pfalzgraf  zur  polnischen  Krone  gelangte,  er  Ravenstein 
an  den  Kurfürsten  abtreten,  im  entgegengesetzten  Falle  aber  die  in  dem 
£rb?ergleich  Torgesehene  schiedsrichterliche  Entscheidung  eintreten  sollte, 
nachdem  dann  das  polnische  Unternehmen  gescheitert  war,  hat  in  einem 
neuen  Vertrage  vom  2.  Juni  1670')  der  Kurfürst  Ravenstein  definitiv  an 
den  Pfalzgrafen  gegen  eine  Geldsamme  abgetreten.  Die  wichtigeren  auf 
jene  weiteren  Verhandlungen  über  die  kirchlichen  Verhältnisse  in  den 
jülich-clevischen  Landen  bezüglichen  Aktenstücke  sind  auch  schon  in  dem 
Werke  von  Lehmann  veröffentlicht  worden,  jene  späteren  Verhandlungen 
und  Abmachungen  über  Ravenstein  sollen  in  dem  nächsten  Bande  im  Zu- 
sammenhange mit  den  polnischen  Angelegenheiten  Berücksichtigung  er- 
fahren. 

0  S.  v.  Morner  8.  330ff. 
«)  8.  V.  Iförner  8.  337  f. 


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Instructions -Memoriale,  wornach  sich  unser  —  Blaspeil  bei 

unsers  Vetters  des  H.  Pfaltzgrafen  zu  Neuburg  Ld.  gehorsambst 

zu  achten  hat.    D.  Cleve  7.  Januar  1666. 

[Aoerbieten   zu  weitereo  YerbaDdlangen  über  den  Erbyergleicb ,    conditio   sine 
qna  dod,  YermitteluDg  zwiecben  Spanien  and  Frankreich,  die  Mfinsterscbe  An- 
gelegenheit.] 

1.  Weil  Pfalz-Neuburg  neulich  gegen  den  Prior  von  Werden')  7.  Jan. 
erklärt  bat,  wegen  des  Erbvergleiches  über  die  Gi|licb-;  Clevisch-  und  an- 
gebörigen  Lande  mit  Blas  peil  weiter  verhandeln  zu  wollen,  so  soU  der- 
selbe sich  dorthin  begeben  und  von  dem  Pfalzgrafen  vernehmen,  wie  und 
unter  welchen  Bedingungen  er  einen  solchen  einzugehen  beabsichtige.  Ef. 
sei  zu  einem  raisonnablen  Erb  vergleich  geneigt,  der  zum  zweiten  Mal  bei 
ihm  hier  gewesene  französische  Envoy6  du  Moni  in')  habe  ihm  auch  im 
Namen  seines  Königs  empfohlen,  mit  dem  Pfalzgrafen  gute  Intelligenz  und 
Freundschaft  zu  unterhalten,  auch  zu  verstehen  gegeben,  dass  sein  König 
nicht  ungeneigt  sei,  einen  solchen  Vergleich  zu  vermitteln.  Bl.  soll  den 
Pfalzgrafen  fragen,  was  er  dazu  meine,  ob  sie  jene  Krone  hinzuziehen  sollten 
oder  besser  daran  thäten,  die  Sache  unter  sich  selbst  zu  finden.  Da  auf 
solchen  Fall  Bl.  schon  bekannt  ist,  wohin  Kf.  ziele,  da  Kf.  ihm  solches 
schon  vor  etlichen  Monaten  von  seinem  Hoflager  zu  Göln  a.  d.  Spr.  aus 
befohlen,  so  hat  er  sich  danach  zu  richten  und  sich  insbesondere  zu  be- 
mühen, dass  Ef.  wegen  der  wirklichen  Abtretung  von  Ravenstein  ge- 
nügend versichert  und  ihm  wegen  des  Vestes  Recklinghausen  ein  solcher 
Assecurationsschein,  wie  der  Pfalzgraf  sich  schon  erboten '),  gegeben  werde, 
worauf  Kf.  bereit  ist,  einen  beständigen  Erbvergleich  anzutreten  und  die 
Handlung  darüber  allerförderlichst  fortzusetzen.  Bl.  soll  ferner  mit  dem 
Pfalzgrafen  die  Punkte  überlegen,  auf  welche  es  bei  dieser  Sache  vornehm- 
lich ankommt  und  auf  welche  die  beiderseitigen  Kommissare  zu  instruieren 


0  Adolf  Borck,  s.  oben  8.513.  525.  690 ff. 
2)  8.  Urk.  u.  Akt.  II  S.  314. 
"0  S.  oben  S.  ,')48f. 


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740  12-     DtT  Erb  vergleich  mit  Pfalz-Neaburg. 

sein  werden.  Sollte  aber  der  Pfalzgraf  zur  Abtretung  von  Raveo stein, 
als  einer  conditio  sine  qua  non,  nicht  za  bewegen  sein,  so  soll  er  demselben 
deutlich  zu  verstehen  geben ,  dass  dann  auch  von  keinem  Erbvergleich 
weiter  geredet  werden  könne,  dass  K,f.  aber  doch  es  an  Unterhaitang  guter 
Freundschaft  und  Nachbarschaft  nicht  werde  ermangeln  lassen,  wofern  den 
Provisionalverträgen  gebührend  nachgelebt  würde,  wozu  auch  nöthig  sein 
würde,  dass  ehestens  auf  einer  Zusammenkunft  alles  richtig  gestellt  werde. 

2.  Nachdem  der  Pfalzgraf  neulich  durch  y.  Schöning*)  den  Kf. 
aufgefordert  hat,  zu  versuchen,  einen  Vergleich  zwischen  Frankreich  and 
Spanien  wegen  der  Spanischen  Niederlande  zu  vermitteln,  soll  Bl. 
denselben  ersuchen,  sich  näher  darüber  herauszulassen,  wie  eine  solche  Ver- 
mittelung  mit  Erfolg  vorgenommen  werden  oder  es  bewerkstelligt  werden 
könne,  dass  falls  wegen  dieser  Niederlande  beide  Kronen  in  Krieg  mit 
einander  gerathen  sollten,  das  Reich  und  namentlich  der  westfälische  Kreis 
nicht  mit  in  einen  solchen  verwickelt  würde. 

3.  Sollte  der  Pfalzgraf  bei  dieser  Gelegenheit  des  Münsterscheu 
Weseus  gedenken,  so  kann  Bl.  mit  ihm  darüber  reden  und  wohin  derselbe 
eigentlich  intentiouiere  vernehmen,  ihn  auch  versichern,  dass  Kf,  dabei  nur 
auf  die  Sicherheit  des  Kreises  und  seiner  eigenen  Lande  sein  Absehen 
gerichtet  habe,  auf  Particularitäten  aber  soll  er  sich  nicht  einlassen,  son- 
dern dafür  auf  die  bevorstehende  Zusammenkunft  zu  Neuss')  verweisen. 


Pfalz -Neuburgisches   Project  eines  mit  dem   Kurfürsten  ab- 
znscbliessenden  Vertrages  wegen  der  polnischen  Sache  ^). 

1.  Beide  Theile  versprechen  einander  zufolge  des  gestifteten  Erbver- 
gleiches alle  Freundschaft  und  alle  erdenkliche  mutuae  amicitiae  ofßcia 
zu  erweisen. 

2.  Kf.  verspricht,  wenn  die  Krone  in  Polen  offen    werden  sollte,  dazu 
,       vor  anderen  Pfalz-Neuburg  bei  der  Republik  zu  reconimendlereu. 

3.  Kf.  wird  auch  beim  Kaiser,  bei  der  Krone  Schweden  und  auch 
bei   der  Krone  Frankreich  sich  bemühen,  dass  dieselben  die  Incli- 


K  S.  oben  S.  674. 

^0  S.  oben  S.  683. 

')  Aufang  Mai  waren  Job.  Heinr.  Freih.  ku  WinckelhauBeD,  Jülich-  und 
Bergiacher  Kanzler  und  Arotmann  zu  DüBseldorf,  Franz  v.  Giese,  Neuburgischer 
Oberkanzler,  und  Heinrich  Sohn  eil,  Jülich-  und  Bergiacher  Vicekanzler  uud 
Hofgerichtadirector  als  Bevollmächtigte  des  Pfalzgrafen  in  Cleve  bei  Kf.  er- 
achienen  (das  Greditiv  des  Pfalzgrafen  d.  Duaaeldorf  2.  Mai  1666),  Kf.  bevoll- 
mächtigt (d.  Cleve  2.  Mai  1666)  zu  den  mit  denaelben  zo  führeuden  Verhand- 
lungen 0.  v.  Schwerin,  W.  W.  Blaapeil  and  den  Geheimen  Kammer-  und 
Kriege -Secretariu 8  Franz  Meindera.  Dieaea  von  den  Pfalzneaburgiacben  auf- 
gestellte Project  trägt  das  Datum  Cleve  9.  September  1666. 


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SenduDga  Blaspeils.     Verhandlnngen  wegen  der  polnischeD  Sache.  74t 

nation  der  Kepublik  Polen  für  den  Pfalzgrafen  bestärken  und  dazu 
cooperieren,  dass  Polen  nicht  ferner  durch  innerliche  Unruhe  in  Gefahr 
gestürzt  werde. 

4.  Sollte  der  Pfalzgraf  so  per  libera  vota,  den  Privilegien  und  dem  Her- 
kommen gemäss  zur  Krone  gewählt  werden,  aber  sich  dagegen  einige 
opponieren,  so  verspricht  Kf.  ihm  mit  einer  Anzahl  Truppen  zu  Pferde 
und  zu  Fuss  und  mit  der  nöthigen  Artillerie  zu  assistieren  und  sich 
auch  zu  be muhen,  dass  Frankreich  desgleichen  zu  thun  bewogen 
werde. 

5.  Kf.  will  auch  möglichst  verhüten  helfen ,  dass  die  Republik  in  ihrer 
freien  Election  violentiert  werde. 

6.  Sollte  es  wirklich  zur  Leistung  von  Volkshülfe  kommen,  so  Yerspricht 
der  Pfalzgraf  dem  Kf.  die  darauf  gehenden  Spesen  aus  seinen  Patri- 
moniallanden,  worüber  casu  existente  näher  gehandelt  werden  soll,  zu 
vergelten  und,  wenn  er  zur  Krone  gelangen  wird,  als  König  von  Fjolen 
ihm  alle  reeiproca  amicitiae  officia  zu  bezeugen,  namentlich  den  wegen 
Preussen    aufgerichteten  pacta  gebührend  nachzukommen.  ^ 

7.  Der  Pfalzgraf  wird  auch  den  Kaiser  und  die  Kronen  Schweden 
und  F  rankreich  ersuchen,  ihn  bei  diesem  Wahl  werk  zu  unterstützen 

8.  Alles  in  den  obigen  Punkten  Enthaltene  soll  auch  effectuiert  werden, 
wenn  nicht  dtr  Pfalzgraf  selbst,  sondern  einer  seiner  jungen  Prinzen 
zur  polnischen  Krone  kommen  sollte. 

Die  Ratification  dieses  Vertrages  soll  innerhalb  8  Tagen  erfolgen. 


Erstes  Project   des  Vertrages  mit  Pfalz -Neuburg  wegen  der . 
polnischen  Sache.     D.  9.  Mai  1666^). 

[1.]    Was  das  Polnische  Werk  betrifft,  versprechen  anfänglich  9.  Mai. 
S.  Chf.  D.,  dass  gleich  wie  Sie  niemand  lieber  als  des  H.  Pfaltzgrafen 

0  von  Mein  de  rs*  Hand,  noter  demselben  steht  von  eben  diesem  vermerkt: 
,Umb  die  Pfalz-Neab.  Rhate  desto  mehr  za  disponiren,  dass  Sie  die  Raven- 
Bteioische  Sache  nach  diesem  Project  einricbten  und  dazu  I.  F.  D.  persaadiren 
mogten,  sein  Ihnen  Dachfolgeode  Motiven  bei  der  Gonferentz  weitleaftig  fur- 
gestellet  worden,  so  sie  auch  ad  referendum  argeDommen.  NB.  Gegen  die  Herr- 
schaft Raveosteio  wird  gesetzet: 

1)  die  ChroD  Fohlen,  ast  qaae  proportio? 

2)  die  Herrschaft  selbsteo,  weil  S.  Chf.  D.  das  Aeqaivalent  fallen  lassen, 

3)  —  Rthir.  vom  Graffen  von  Schwartzenberg, 

4)  andere  vor  inserirte  coDditiones.'* 

Dieses  Project  hat  nachher  eioe  ümarbeitong  erfahren,  in  derselben  ist  eine 
längere,  den  Abschloss  dieses  Vertrages  motivierende,  ans  dem  Pf.-Neabargischen 
Project  herübergenommene  Einleitnng  vorangestellt  and  nachher  einige  Aende- 
rungen  und  Znsätze  gemacht  worden,  welche  im  Folgenden  unter  dem  Text,  als 
Project  b,  angeführt  sind. 


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742  l"^-    ^^f  Erbvergleich  mit  Pfals-Neuburg. 

F.  D.  die  Crohn  Polen  hiernegst  gönnen,  also  auch  deroselben  zu 
deren  Erlangung  alle  gute  oilScia  und  Beförderung  juribus  et  libertate 
reip.  semper  salva  prftstiren  wollen. 

[2.]  Zu  welchem  End  dan  noch  zur  Zeit  fttr  diensam  geachtet 
wird,  den  II.  Lubomirsky  zu  ersuchen,  dass  er  bei  der  guten 
Parthey  beständig  verharre,  mit  Versicherung,  dass  man  ihn  nicht 
lassen  sondern  femer  assistiren  würde. 

[3.]  Wie  dan  auch  S.  Chf.  D.  diejenige,  welche  es  mit  ihm 
halten  und  pro  libertate  reip.  und  wieder  die  fürhabende  Wahl  eines ') 
französischen  subjecti  arbeiten,  darin  stärken  und  ihr  Bestes  tbun 
wollen,  damit  die  Königin')  ihre  Intention  nicht  erreiche. 

[4.]  Im  Fall  nun  hiernegst  die  Crohn  Polen  per  mortem  yel 
abdicationem  regis  vaciren  würde,  wollen  ä.  Ch.  D.  ihr  Bestes  thun,  dass 
des  H.  Pfalzgrafen  Dchl.  Person  vorgeschlagen  und  prae  caeteris  re- 
commandiret  gehalten  werde').  Wan  nun  libera  vota  auf  dieselbe 
gefallen,  deren  Effect  aber  durch  die  Waffen  gesuchet  werden  müsste, 
solchen  falls  wollen  S.  Ch.  D.  und  F.  D.  zu  Neuburg  eine  Armee 
von  10  ad  ~  Mann  der  Bepubl.  wieder  diejenige,  so  dieselbe  hier- 
unter beeinträchtigen  wollten,  zu  Hülfe  senden,*) 

[5.]  ^)  und  soll  Lubomirsky  dieses  im  Vertrauen  entdecket  und 
so  viel  immer  müglich  dahin  disponiret  werden,  dass  er  zusage,  dieses 
Werk  obgedachtermassen  zu  befordern,  wohingegen  er  wegen  des 
U.  Pfalzgr.  D.  zu  versichern,  dass,  wenn  Sie  solchergestalt  zur  Chron 
gelangen  würden,  er  nicht  allein  plenissime  restituiret  werden  sollte, 
sondern  man  ihm  darüber  und  den  Seinigen  alle  Gnade  und  beneficia, 
wie  er  solches  selbst  desideriren  möchte,  erweisen  würde. 

[6.]*)  I.  F.  D.  zu  Neu  bürg  werden  dieses  dessein  bei  dem 
Keyser  und  Schweden  aufs  beste  recommendiren  und  deren  Appro- 


0  Dafür  steht  io  b:  eines  der  PolDisclieo  Freiheit  gefehrlichen  und  der 
Republiq  ODaosteDdigen  Subjecti. 

^  Dafür  io  b:  damit  diejenigeD,  so  sich  hierein  der  Republiq  zu  Nachtheil 
bemühen,  ihre  Intention  nicht  erreichen. 

*)  dafür  in  b:  von  10.  12.  oder  mehr  tausend  Mann,  wosu  ein  jedweder  die 
Helffte  giebt, 

^}  in  b  hinzugefügt:  wabey  S.  Ghurf.  D.  über  sich  nehmen,  die  Artillerie 
und  Zubehör  zu  verschaffen  und  herzugeben,  jedoch  dass  man  sich  wegen  der  dazu 
erfodderten  Kosten  hiernegst  bei  der  Liefferung  vergleiche. 

^)  in  b:  Artikel  7. 

«;  in  b:  Art.  8. 


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Project  des  Vertrages  wegen  der  poInischeD  Sache.  743 

bation  suchen '),  damit  man  eveniente  casu  von  diesen  beiden  Partheien 
keine  Widerwärtigkeit  zu  befahren,  und  wollen  S.  Ch.  D.  solches 
ihrestheils  auch  thun,  und  nachdem  I.  F.  D.  es  ihr  an  Hand  geben 
werden,  deroselben  Intention  fleissig  secundiren. 

[7.]')  Sobald  aber  die  Wahl  auf  I.  Dchl.  Person  gefallen,  er- 
bieten sich  I.  F.  D.  Kavenstein,  oder  wenn  solches  S.  Cb.  D.  sonst 
rechtmässigerweise  bereits  wtlrde  zugefallen  sein,  aliud  aequivalens 
an  S.  Ch.  D.  zu  geben.  Wan')  auch  zu  Secundirung  des  Werkes 
einige  Troupen  vonnöthen  sein  möchten,  wollen  alsdan  S.  Ghf.  D. 
L  F.  D.  damit  yorg.massen  alsofort  würklich  assistiren. 

[8.]*)  Sobald  aber  I.  F.  D.  zur  Kröhnung  gelanget,  wollen  sie 
S^  Chf.  D.  das  Vest  Recklinghausen  von  ChurColln  frei  und 
ohne  Condition  in  dem  Stand,  wie  es  anitzo  ist,  verschaffen  und  in- 
mittelst Sie  sich  mit  ChurCöUn  wegen  des  Tausches  vergleichen, 
einen  District  im  Herzogth.  Bergen,  welcher  ebensoviel  als  das  Vest 
einbringet  und  S^  Gh.  D.  zu  Brandenb.  wohl*  gelegen,  alsofort  würklich 
einräumen. 

I.  F.  D.  versprechen  auch,  dass  wan  sie  zur  Cron  gelanget,  sie 
mit  S.  Ch.  D.  allezeit  in  guter  aufrichtiger  Freundschaft  leben  und 
dero  Churf.  Hauses  Bestes  und  Interesse  jedesmal  fleissig  zu  befördern 
ihro  angelegen  sein  lassen,  in  specie  denen  aufgerichteten  pactis  be- 
ständig inhaeriren,  dawider  nicht  handeln  und  was  davon  noch  nicht 
adimpliret  sofort  ohne  einzigen  Verzug  würklich  erfüllen,  sonsten  auch 
in  allen  Angelegenheiten  S.  Ch.  D.  äussersten  Vermügens  nach  grati- 
ficiren  wollen,  absonderlich  wegen  eines  bequemen  Passes  über  die 
Weixel,  welcher  Strom  sonsten  auch  zur  Hälfte  bereits  S.  Ch.  D.  zu- 
stehet, und  wegen  des  Indigenats  der  Preussen,  sowohl  Herrschaft  als 
Unterthanen.  *) 


>)  in  b  hinzugesetzt:  aach  darin  keine  Zeit  verabseumen. 

*)  Der  statt  dessen  in  b  stehende  Art.  6  lautet:  Dahingegen  und  sobald  S. 
Churf.  D.  dero  Trouppen  ad  5.  6.  oder  melfr  tausend  Mann  mit  I.  Fürsti.  D.  wer- 
den conjungiren  und  zu  obgemelter  Intention  operiren  lassen,  erbieten  sich  I. 
F.  D.  die  Herschaft  Ravenstein  (jedoch  dass  die  Religion  in  statu  quo  ver- 
bleibe und  darin  denen  Romisch  Catholischen  so  weinig  in  ezercitio  als  bonis 
et  reditibus  die  geringste  Eintragt  nicht  geschehe)  etc. 

^  Diese  letzten  Worte  fehlen  in  b. 

*)  in  b:  Art.  9. 

^)  in  b  hinzugesetzt:  11.  Endlich  ist  verabredet  und  verglichen,  dass  alles, 
was  in  obigen  Puncten  enthalten,  auch  hiernegst  effectuiret  werden  soll,  wenn- 


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744  1^-     I>er  Erbvergl«ich  mit  PfalK-Neuborg. 

ProtocoUa  mit   denen  Pfaltz-Neuburgischen  Abgesandten  H. 

Cantzler   Winckelhansen ,   H.  Obercantzler  Gisen,  H.   Vice- 

cantzler  Schnell,  et  H.  Blaspeil  et  me*).    [Cleve  25.  Mai 

—23.  Juni  1666.] 

25. Mai.  LuDae  d.  25.  Mail  1666.    Auf  das  erste  Project')  macbeo  die  Neu- 

burgischen  Abgesandten  Erinnerungen  (nur  unbedeutende  Zusätze  und 
Veränderungen  des  Ausdrucks);  darauf  die  Brau  de  nburgis  eben  (nament- 
lich: addatur,  dass  dieser  Vergleich  nur,  wenn  der  Erbvergleich  zur  Per- 
fection  komme,  verbindlich  sein  solle,  ad  §  3  bei  der  Artillerie:  weil  Kf. 
übernehme,  dieselbe  nebst  Zubehör  zu  beschaffen,  hätte  man  sich  hiernegst 
wegen  der  dazu  erforderlichen  Kosten  zu  vergleichen.) 

Schliesslich  wird  gut  gefunden,  dieses  in  ein  ander  Project  zu  bringen, 
welches  die  Neuburgischen  nach  Düsseldorf  communiciereu  und  des  Pfalz- 
grafen ßefehl  darüber  erwarten  wollen. 

2(5.  Mai.  Mercuri!  26.  Mai.    Ist  anfänglich  das  Project  wegen  der  Polnischen 

Sache  abermals  verlesen  und  nach  den  beiderseitigen  Erinnerungen  eine 
Abschrift  den  Neuburgis.chen  zugestellt  worden.  Dieselben  verlangen 
dann,  dass  bei  Punkt  5  hinzugefügt  werde:  Ueber  welche  Armee  dann  Ihre 
F.  D.  als  zu  der  Zeit  erwählter  König  das  Obercoromando  und  General- 
directorinm  führen,  jedoch  hiernegst  der  künftigen  Verfassung  und  Operationen 
halber  fernere  Handlung  gepflogen  werden  soll,  welche»  ebenso  wie  einige 
andere  weitere  kleine  Zusätze  und  Aenderungen  angenommen  wird.  Darauf 
wird  wegen  Raven stein  conferiert,  die  Neuburgischen  verlangen,  dass 
zugleich  in  possessorio  et  petitorio  compromittiert  werde,  dagegeu  die 
Brandenburgischen,  man  müsste  erstlich  in  possessorio  sprechen,  her- 
nach könnte  das  petitorium  auch  erörtert  werden,  was  jene  ad  refereudum  an- 
nehmen und  formulam  compromissi  erwarten  wollen. 

NB.    Ob   bei  S.  Gbf.  D.  zu  fragen,  dass  man  Hackeberg')   zu  in* 


gleich  l.  F.  D.  nicht  Belbsten,  sondern   einer  von  I.  F.  D.  jaogen  Priotzen  zur 
ChroD  gelangen  solte. 

12.  Es  soll  aber  auch  dieses  Vergleich  aoderergestalt  nicht  verbindlich 
sein,  es  sei  den,  dass  der  befangener  Erbvergleich  wegen  der  Cleffischen  und 
Gfilischen  Lande  zur  Perfection  gebracht  werde. 

13.  Schliesslich  haben  mebrhoAistgemelter  Ihrer  Chur-  und  Fürstl.  Dehl. 
Dchl.  vorbesagte  Rhate  versprochen,  dass  beyderseits  hohe  Herrn  Principaien 
diese  Handlang  innerhalb  acht  Tagen  oder  ehender,  wenn  es  sein  kann ,  in  ge- 
wohnlicher Form  ratificiren  and  derselben  in  allen  Puncten  nachleben  werden. 

^)  auch  von  Mein  de  rs'  Haod. 

«)  oben  S.  741. 

*)  Jolios  Hackeberg  warde  im  Jani  vim  Kf.  in  geheimer  Mission  an 
Lubomirski  geschickt,  um  diesen  für  die  Wahl  des  Pfalzgrafen  zn  gewinnen. 
Näheres  darüber  im  folgenden  Bande. 


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VerhandluDgen  übdr  die  pulnische  Sache.  745 

formiereu  anfangen  könntC;  ob  er  in  neue  particular  Pflicht  zu  nehmen  oder 
auf  die  bereits  geleistete  zu  erinnern?  fiat. 

Jovis  den  27.  Maii  1666.  Das  Project  wird  gelesen  und  dann  com-  '27.  Mai. 
muni  consensn  eingerichtet^),  die  Neuburgischen  wollen  es  dem  Pfalz- 
grafen übersenden  und  dessen  Befehl  erwarten,  die  Brandenburgiscben 
bitten,  bei  demselben  auch  zu  erinnern^  ob  er  ein  Schreiben  anLuboroirsky 
mitgeben  und  ob  er  demselben  principis  nomine  etwas  zu  offerieren  et 
quantum  ? 

Darauf  übergeben  die  Brandenburgischen  ein  Project  des  Com- 
promisses  wegen  Ravenstein  und  begehren  dabei  wegen  des  Winnenthal- 
sehen  Postes  sich  zu  resolvieren  und  solchen  dem  Vergleich  gemäss  dem 
Grafen  von  Schwarzenberg  zu  zahlen').  Jene  lehnen  dieses  zunächst  ab, 
da  ihr  Herr  viele  Prätensionen  abgefunden,  welche  auch  dem  Kf.  zu  statten 
kämen,  da  die  Brand en.burgischen  aber  dieses  nicht  gelten  lassen  wollen, 
so  erklären  sie  endlich  nach  genommenem  Abtritt,  mit  dem  Schwarzenber- 
gischen  Abgesandten  reden  und  die  100,000  Rthlr.  in  5  Terminen  zahlen 
zu  wollen,   wenn  er  dagegen  die  Prätention  auf  Hochswagen  fallen  Hesse. 

29.  Mai  werden  die  Erinnerungen  des  Freih.  v.  Schwerin')  den  Pf.-  29.  Mai. 
Neuburgischen  mitgetheilt,  von  diesen  sämtlich  approbiert  und  dnrauf  in 
den  Traktat  eingerückt. 

Veneris  5.  Junii  1666.  Die  Neuburgischen  theiien  einige  notata 
des  Pfalzgrafen  mit,  derselbe  wäre  auch  zufrieden,  dass  Ef.  wegen  der  Sache 
mit  Fürst  Rad  zivil  1  communiciere,  die  Brandenburgischen  berichten 
darauf  über  ihre  Unterredung  mit  Baron  de  Goes^)  und  theiien  die  Instruction 
und  Greditive  [Hackebergs]  mit.  Und  ist  gutgefunden,  dass  ein  Articul 
in  den  Tractat  gesetzt  werden  solle,  die  Sache  laufe,  wie  sie  wolle,  solche 
verschwiegen  zu  halten. 

>)  Project  b,  s.  obeo  S.  741  Anm.  1. 

^  Ef.  hatte  die  Herrschaft  Winoenthal,  welche  nach  dem  Proviaionalver- 
gleich  vom  8.  April  1647  ihm  für  die  von  dem  Pfalzgrafeo  versprochenen 
100,000  Thaler  haften  sollte,  durch  einen  Vergleich  vom  8.  October  1649  an 
den  Grafen  Joh.  Adolf  v.  Schwarzenberg  cediert,  s.  den  aber  diesen  Punkt 
besonders  abgeschlossenen  Vergleich  vom  9.(17.)  September  1666  (v.  Morner 
S.  303). 

*)  0.  V.  Schwerin,  dem  Kf.  das  Project  des  Vertrages  zugesandt  hatte, 
erklärt  (d.  Iselstein  27.  Mai  l(i66)  sich  im  übrigen  mit  demselben  einverstanden, 
schlägt  aber  ausser  eiaigen  kleinen  Veränderungen  und  Zusätzen  vor  ad  6,  dass 
man  sich  wegen  der  Kosten  gleich  jetzt  vergleiche  und  es  auf  die  Hälfte  nehme, 
ad  9,  dass  auch  Frankreichs  gedacht  werde,  und  ad  11,  dass  an  stelle  des- 
selben gesetzt  wurde,  dieser  Vergleich  sollte  gelten,  wenn  auch  nichts  aus  dem 
Erbvergleich  würde,  denn  sonst  konnte  der  Pfalzgraf,  wenn  er  äbel  wollte,  nur 
den  Erbvergleich  unterlassen,  damit  er  Ravenstein  und  Recklinghaosen  nicht 
geben  dürfe,  Kf.  könnte  von  dem  Wahlwerk,  nachdem  er  sich  einmal  in  dasselbe 
eingelassen,  nicht  zurück,  sondern  würde  solches  nolens  volens  befordern  müssen, 
weil  er  sich  bei  dem  Hofe  irrecoociliabcl  gemacht. 

*)  S.  unten  S.  747. 


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746  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuborg. 

9  Juui.  Mei'cnrii  9.  Juni  1666.    Die  Neub  urgischen  erkläreu,  dass  sie  gegen 

die  lostractioD  für  Hackeberg  nichts  zuerinuero  haben,  bitten  zo  überlegen, 
wie  in  ßebweden  und  am  Kaiserlichen  Hofe  dtis  Werk  weiter  zu  treiben^ 
erklären  dann,  sie  wollten  gern  vor  den  Feiertagen  nach  Düsseldorf,  und 
bitten,  dass  das  Project  zar  Richtigkeit  gebracht,  abgesehrieben  and  von 
den  Brandenburgischen  unterschrieben  ihneni  mitgegeben  werde. 

16.  Juni.  Jovis  10.  Junii  1666  ist  der  Polnische  Tractat  collationieret  und 
unterschrieben  worden. 

19.  Juni.  Solls  19.  Junii  1666.  Die  Neuburgischen  erklären  sich  zur  Aus- 
wechfilung  der  Ratificationen^)  bereit,  dieselbe  wird  auf  morgen  festgesetzt. 
Widgen  Kavenstein  beliebten  sie  das  compromissum  ratione  posseasorii, 
wie  es  projectiert,  wobei  sie  einige  Erinnerung  zu  thun,  und  wollten  ratione 
petitorii  auch  ein  Project  übergeben. 

23.JaDi.  Mercurii  23.  Juni  1666.  Hora  10  sind  die  Originalratificationen 
wegen  des  Polnischen  Werkes  ausgewechselt  worden. 

Hora  5  pomer.  wird  das  Project  des  Ravensteinschen  Compromiss 
gelesen  und  darüber  conferiert. 


Aufzeichnung  über  die  dem  kaiserlichen  Gesandten  de  Goes 

und  der  Schwedischen  Regierung  zu  machenden  Mittheilungen 

wegen  der  polnischen  Sache  ^).     D.  29.  Mai  1666. 

29. Mai.  Dem  Baron  de  Goes  soll  vorgestellt  werden,  wie  gefährlich  der  Zu- 

stand in  Polen  sei,  der  Hof  suche  durch  Unterdrückung  Lubomirskis 
das  Wahlnegotium  durchzusetzen.  Kf.  wünsche  die  Absiebten  des  Kaisers 
in  dieser  Sache  zu  erfahren,  weil  er  sich  mit  demselben  conformieren  wolle. 
Ef.  hielte  dafür,  da  der  Hof  das  Wahlnegotium  unablässig  betreibe,  nur  um 
dem  Herzog  von  Enghien  die  Krone  zu  verschaffen,  so  sollte  man  auch 
die  Wahl  zu  befördern  suchen,  um  die  Machinationen  des  Hofes  mit  einem 
Male  umzustosscn,  doch  dahin  wirken,  dass  solche  auf  ein  dem  Kaiser  und 
der  Republik  anständiges  Snbjectum  falle;  Kf.  wünschte  zu  wissen,  wohin 
des  Kaisers  Absichten  zielten  und  wem  er  diese  Krone  am  liebsten  gönnte. 
Sollte  6.  sich  darauf  herauslassen  und  Pfalz-Neuburg  erwähnen«  so 
sollen  sie  erklären,  dass  Kf.  darin  mit  dem  Kaiser  einig  sei  und  dass  er  auch 
zu  besserer  Erreichung  dieses  Zweckes  die  mit  dem  Pfalzgrafen  noch  vor- 
handenen Streitigkeiten  aufs  schleunigste  beizulegen  sich  bemuhe.  Sollte 
6.  dagegen  ein  andres  Snbjectum,  in  specie  den  Herzog  von  Lotbringen 
vorschlagen ,  so  sollen  sie  erwidern,  Kf.  kenne  dessen  Qualitäten  nicht  so  gut, 
er  sei  Vassallus  Galliae,  Pfalz-Neuburg  dagegen  dependierte  nur  vom 

1)  Dieselben  sind  ausgestellt  vom  Kf.  d.  Cleve  17.  Juni  16G6  und  vom  Pfalz- 
grafen  d.  Grimlinghanseo  17.  Juni  1666. 
^  von  Meinders'  Hand. 


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VerbandluDgeD  mit  de  Gojbs  wegen  der  poloischüD  Sache.  747 

Kaiser  UDd  Reich,  letzterer  wäre  mit  ver8chiedenen  Prinzen  gesegnet,  also 
bei  noch  einmal  erfolgender  Vacanz  nicht  weit  ein  Snccessor  zn  suchen. 
Auch  Schweden  würde  die  Krone  viel  lieber  in  Pfalz-NeuburgSi  als 
seines  Verwandten  Händen  sehen.  Sollte  aber  G.  kein  Subjectum  nennen 
wollen,  stünde  zu  bedenken,  ob  von  Seiten  des  Kf.  Pfalz-Neu  bürg  vor- 
zuschlagen. 

Zugleich  soll  anKrockow  nach  Schweden  geschrieben  werden,  Kf. 
wünsche  zu  wissen,  ob  es  Schweden  mit  der  BefÖrdernng  der  Wahl  Pfalz- 
Nenburgs  zum  polnischen  Könige  Ernst  sei,  Kf.  sei  geneigt^  es  zn  secnn- 
dieren,  bemühe  sich  zuförderst  die  Streitigkeiten  mit  demselben  zn  schlichten, 
wünsche  auch  zu  erfahren,  ob  man  nicht  in  Schweden  dafür  hielte,  dass  iu 
Polen  die  Wahl  zn  poussieren  und  des  Pfalzgrafen  Person  dabei  zu  recommen- 
dieren,  und  wenn  die  Wahl  auf  denselben  gefallen,  derselbe  im  Falle  der 
Noth  zu  secundieren  und  auf  welche  Weise  dieses  alles  zu  concertieren 
sei.    Kr.  soll  auch  im  Vertrauen  mit  Rautenstein')  communicieren. 

An  beiden  Orten,  sowohl  beim  Kaiser  als  auch  bei  Schweden,  kann 
Lubomirskis  Sache  aufs  beste  recommendiert  werden,  damit  man  durch 
denselben  diejenigen,  welche  es  mit  der  Republik  wider  den  Hof  halten, 
gewinnen  und  bei  der  jetzigen  guten  Intention  erhalten  möchte,  sie  unter 
der  Hand  zu  animieren  und  ihm  Hülfe  zo  versprechen. 

Q.  Ob  auch  jemand  an  den  Kaiserlichen  Hof  zu  senden  und  mit  was 
für  Instruction? 

Ob  nicht  au  Fürst  Radziwill  von  diesem  Dessein  etwas  unter  der 
Hand  zu  notificieren  und  er  zn  Beförderung  desselben  aufzufordern? 


AnfzeichnuDg  ttber  eine  mit  Baron  de  Goes  gehaltene 
Conferenz^).     [D.  Cleve  2.  Jnni  1666]. 

[Die  polnische  Wah|aQgeIegenheit.] 
'  Als  den  2.  Juni  1666  auf  S.  Gh.  D.  gn.  Befehl  der  H.  Blaspeil  2.  Jaoi. 
und  ich  zum  keyserlichen  Abgesandten,  H.  Baron  de  Goes  gefahren 
und  mit  demselben  wegen  der  Polnischen  Sache,  in  specie  wegen  der 
Wahl  und  auf  was  für  ein  subjectum  I.  Key.  M.  desfals  reflectirte, 
gesprochen,  hat  er  uns  nachgehends  geantwortet: 

1)  Hielte  so  weinig  diensam  als  practicabel,  dass  man  diesseit 
von  der  Wahl  noch  zur  Zeit  zu  sprechen  hätte.  Dasjenige,  so  der 
Königin  könnte  reprochiret  werden,  wäre  das  Wahlnegotium  und  dass 
sie  solches  contra  jura  regni  bei  Lebzeiten  auf  die  Bahn  gebracht,  sollte 
man  nun  auch  von  dieser  Seite  dergleichen  moviren,  so  würde  man 
allen  Credit  bei  den  Ständen  verlieren,  wie  sich  dann  auch  Lubo- 

')  Gesandter  des  Pfalzgrafen  in  Schweden. 
^  aach  von  Meinders'  Hand. 


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74^^  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Nenburg. 

roirsky  darin  genau  fQrsehen  mllsste.  Es  wäre  auch  so  grosse  Appa- 
renz  nicht,  dass  die  Königin  durchdringen  werde,  und  stünde  alles 
noch  sehr  zweifelhaftig. 

2)  Sollte  aber  ein  Fall  sich  zutragen,  so  würden  I.  Key.  M.  ausser 
Zweifel  mit  S.  Ch.  D.,  mit  dero  sie  einerlei  Interesse  bei  diesem 
Werk  hätten,  conimuniciren. 

3)  Wie  bei  genommener  Oecasion  des  Pfalzgrafen  von  Neuburg 
gedacht  wurde,  erwähnte  er,  dass  er  bekennen  müsste,  dass  er  nicht 
eigentlich  instruiret,  er  wollte  es  aber  I.  Key.  M.  berichten  und  In- 
struction erwarten. 

4)  Der  Pfalzgraf  wäre  bei  L  Key.  M.  nach  der  Abreise  von  Kegens- 
bürg  zu  Straubing^)  gewesen,  .könnte  zwar  nicht  sagen,  was  daselbst 
passiret,  er  wäre  aber  sehr  satisfait  gewesen. 

5)  Es  wäre  dieses  sonsten  eine  delicate  Materie,  die  behutsam  zu 
menagiren,  wie  er  dan  auch  wüsste,  dass  I.  Key.  M.  sie  nicht  in  den 
Rath  brächten,  sondern  ä  part  resolvirten  und  fiberlegten. 

6)  Der  Pfalzgraf  hätte  auch  wohl  Ursach,  sich  etwas  zu  accommo- 
diren  und  nicht  dergestalt  in  allem,  wie  neulich  zu  Regensburg  ge- 
schehen, der  widrigen  Parthei  sich  zu  associiren.  Solches  wären  um- 
brae  und  könnte  dadurch  ein  solches  Hauptwerk  obstacula  finden. 

Nos:  Wenn  man  lang  trainirete,  mOgte  endlich  der  Fall  insperato 
kommen  und  der  König  entweder  einmal  schleunig  sterben  oder  re- 
signiren,  oder  doch  solche  revolutiones  entstehen,  dass  man  alsofort 
einige  Resolution  nehmen  müsste. 

nie:  Müsste  bekennen,  dass  alsdann  gut  sein  würde  de  concert 
zu  gehen,  er  wollte  es  an  I.  Ke'Jr.  M.  berichten  und  würde  wohl  bald 
Resolution  und  Nachricht  bekommen. 


Vertrag   zwischen    dem   Kurfürsten    Friedrich  Wilhelm    von 
Brandenburg  und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neu- 
burg wegen  der  dem  letzteren  zu  verschaffenden  polnischen 
Krone.     D.  Cleve  10.  Juni  1666.0 

lO.Joni.  Kund  und  zu  wissen  sei  hiemit;  nachdem  der  Durchleuchtigste 
Fürst  und  Herr,  Herr  Friderich  Wilhelm,  Marggraflf  zu  Branden- 
burg —  und  der  auch  Durchleuchtigste  Fürst  und  Herr,  Herr  Philipp 

>)  im  Mai  1G64  S.  oben  S.  240. 

2)  InhaltBaDgabe  bei  Pafeudorf  X  §  48  (S.  685),  v.  MörDer  S.  2b6  (d.  160.) 


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Vertraar  wegen  der  polnischen  Sache.  749 

Wilhelm,  Pfaltzgraff  bei  Rhein  —  nun  eine  Zeit  hero  entschlossen 
gewesen  und  annoch  gänzlich  entschlossen  sein,  die  zwischen  beiden 
Ihren  Cbur-  und  Forstlichen  Häusern  von  undenklichen  Jahren  her 
gepflogene  aufrichtige  gute  getreue  Freundtschafft  —  zu  restabiliren, 
auch  die  von  beiderseits  darzu  deputirten  Rähten  dessfals  fürge- 
nommene  Handlung  durch  göttliche  Schickung  so  weit  gebracht  ist, 
dass  die  fürnehmsten  Miss  verstände,  wodurch  vorgedachte  Freund- 
Bchafft  bissweilen  alteriret  und  geschwächet  worden,  als  nemlich  die 
Successionssache  der  Jülich -Clevisch  und  augehörigen  Lande,  der 
Punctus  Religionis  und  das  Directorium  im  Westphälischen  Kreise 
verhoffentlich  mit  dem  ehesten  ihre  beständige  Richtigkeit  erhalten 
werden,  und  dann  bei  dieser  Handlung  auch  sonsten  eine  und  andere 
Interessen,  welche  beide  Chur-  und  Fürstliche  Häuser  concerniren,  in 
specie  auch  der  gegenwärtige  gefährliche  und  vcrwirrete  Zustand  im 
Königreich  Polen  in  Consideration  gezogen  und  dabei  überleget  worden, 
was  etwan  zu  des  gemeinen  Wesens  Wollfahrt  und  beider  Theile 
Nutzen  und  Sicherheit  desshalber  und  absonderlich  bei  der  künftigen 
Wahl  zu  beobachten  sein  möchte  —  Alss  haben  höchstgemelter  Ihrer 
Chur-  und  Fürstlichen  Durchleuchtigkeiten  darzu  verordnete  Rähte  und 
Gevollmächtigte,  benantlich  von  wegen  Seiner  Churf.  Durchl.  zu  Branden- 
burg der  Hochwürdige  HochwoUgebohrne  Herr  Otto  Freiherr  von 
Schwerin  —  wie  auch  der  Hochedle  veste  uud  hoehgelahrte  Herr 
Werner  Wilhelm  Blaspeil  —  und  der  Wolledle  und  hoehgelahrte 
Herr  Franz  Meinders  —  von  wegen  Ihrer  Fürstl.  Durchl.  Pfaltz- 
Neuburg  aber  der  HochwoUgebohrne  Herr  Johan  Heinrich  Freiherr 
von  und  zu  Winkelhausen  —  wie  auch  der  Wolledelgebohrne 
Herr  Franz  von  Giese  —  und  der  Wolledelgebohrne  Herr  Hein- 
rich Schnellen  —  nach  Anleitung  ihrer  dessfals  gehabter  Instruction 
und  Befehls  nachfolgende  Puncten  verabredet  und  verglichen. 

1.  Anfänglich  versprechen  S®.  Churf.  D.,  dass,  gleich  wie  Sie 
niemand  lieber  alss  des  Herrn  Pfaltzgrafen  Fürstl.  Durchl.  die  Krohn 
Po  hie  n  durch  ordentliche  Wahl  hiernegst  gönnen,  also  auch  dero- 
selben  zu  deren  Erlangung  alle  gute  officia  und  Beförderung  Juribus 
et  libertate  Reipublicae  semper  salva  prästiren  wollen. 

2.  Zu  welchem  Ende  dann  auch  noch  zur  Zeit  für  diensam  ge- 
achtet wird,  den  H.  Lubomirskj  zu  ersuchen,  dass  er  bey  der  guten 
Parthey  bestendig  verharre  und  für  die  Republieq  fest  halte,  mit  Ver- 
sicherung, dass  man  die  Republicque  und  also  auch  ihn  nicht  lassen, 
sondern  ferner  assistiren  würde. 


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750  12.    Der  Erbvergleicb  mit  Pfalz-Neuborg. 

3.  Wie  dann  auch  S"".  Ghurf.  Durchl.  die  ienige,  welche  es  mit 
ihm  halten  und  pro  libertate  Reipublicae  und  wider  die  f&rhabende 
Wahl  eines  der  Polnischen  Freyheit  geiUhrlichen  und  der  Republieq 
unanständigen  Subjecti,  und  zwar  durch  unordentliche  Mittel  und 
Wege;  arbeiten,  darin  stflrcken  und  ihr  bestes  thun  wollen,  damit  die 
ienige,  so  sich  hierin  der  Repnblicq  zu  Nachtheil  bemflhen,  ihre  In- 
tention nicht  erreichen. 

4.  Im  Fall  nun  hiemegst  die  Krohn  Pohlen  per  mortem  vel 
abdicationem  Regis  vaciren,  oder  auch  die  Stände  vivente  rege  (sonder- 
lich da  es  vom  Könige  so  olSTt  besuchet  worden,  wiew'oll  sonsten 
S*.  Churf.  Durchl.  solches  nicht  vermuthen)  zur  Wahl  eines  Successoris 
schreiten  würden,  alssdann  wollen  S^  Churf.  Durchl.  ihr  bestes  thun, 
damit  des  H.  Pfaltzgrafen  Durchl.  Person  vorgeschlagen  und  prae 
caeteris  recommendiret  gehalten  werde. 

5.  Wenn  nun  libera  vota  auf  dieselbe  gefallen  und  S^  Fürstl. 
Durchl.  legitime  erwehlet,  die  Republieq  aber  solcher  ihrer  gethanen 
Wahl  halber  gegen  Gewalt  suceurriret  und  also  der  Effect  derselben 
durch  die  Waffen  befordert  werden  müsse,  solchen fals  wollen  S«. 
Churf.  Durchl.  und  S^  Fttrstl.  Durchl.  eine  Armäe  von  zehen,  zwOlff 
oder  mehr  tausent  Man,  worzu  ein  jedweder  die  Helffte  giebet,  der 
Republieq  wieder  diejenige,  so  dieselbe  hierunter  beeinträchtigen 
wollen,  zu  Hülffe  senden,  lieber  welche  Armöe  den  Ihre  Fürstl.  Durchl. 
alss  zu  der  Zeit  erwehlter  König  oder  Successor  Regni  das  Ober- 
commando  und  Generaldirectorium  f&hreu,  jedoch  hemegst  der  künffti- 
gen  Verfassung  und  Kriegsoperationen  halber  fernere  Handlung  ge- 
pflogen werden  soll.  S*'.  Churf.  Durchl.  versprechen  auch  die  nöhtige 
Artillerie  und  Zubehör  zu  verschaffen  und  herzugeben,  jedoch  dass 
die  zu  dem  Gebrauch  der  Artillerie  erforderte  Kosten  ein  jedweder 
zur  Helffte  trage. 

6.  Dahingegen  und  sobald  S<*.  Churf.  Durchl.  dero  Trouppes 
ad  5.  6.  oder  mehr  Tausent  Man  mit  Ihr  Fürstl.  Dchl.  werden  con- 
jungiren  und  zu  obgemelter  Intention  operiren  lassen,  erbiehten  sich 
Ihr  Fürstl.  Dchl.  alsofort  die  Herschafft  Ravenstein  (jedoch  dass 
die  Religion  in  Statu  quo  verbleibe  und  darin  denen  Römisch-Ca- 
tholischen  so  wenig  in  exercitio  alss  bonis  et  reditibus  die  geringste 
Eintracht  nicht  geschehe)  oder  wen  diese  Herschafft  S^  Churf.  Durchl. 
sonsten  in  krafft  des  vorstehenden  Erbvergleichs  bereits  würde  zuge- 
fallen sein,  aliud  aequivalens,  so  S^  Churf.  Durchl.  woll  gelegen, 
Deroselben  zu  geben,  jedoch  mit  diesem  weiteren  Verstand,  dass  wan 


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Vertrag  wegen  der  polDischen  Sacbd.  751 

der  effectus  der  Königlichen  Wahl  auch  ohne  die  Waffen  würcklich 
erreichet  wttrde,  alssdan  gleichergestalt  die  Herschafft  alsofort  nach 
derselben  an  S«.  Churf.  Durchl.  jeztgemeltermassen  übergegeben  wer- 
den soll. 

7.  Obige  Resolution  soll  dem  H.  Lubomirskj  im  Vertrauen 
entdecket  und  derselbe  soviel  immer  müglich  dahin  disponiret  werden, 
dass  er  zusage,  dieses  Werck  obgemelter  massen  zu  befordern,  wohin- 
gegen er  Yon  des  Herrn  Pfalzgrafen  Dchl.  zu  versichern,  dass  wen 
Sie  solcher  gestalt  zur  Krohn  gelangen  werden,  Er  nicht  allein  ple- 
nissime  restituiret  werden  solte,  sondern  man  ihm  auch  darüber  wie 
auch  den  Seinigen  alle  Gnade  und  beneficia,  wie  er  solche  selbsten 
desideriren  möchte,  erweisen  würde,  dergleichen  Promessen  dan  auch 
andern,  welche  in  der  Sache  der  Republicq  zum  besten  einige  gute 
officia  prästiren  werden,  zu  thun  seyn. 

8.  Ihre  Fürstl.  Durchl.  zu  Neuburg  werden  dieses  üessein  bey 
dem  Keyser  und  der  Krohn  Schweden  aufs  beste  recommendiren 
und  deren  Approbation  hiorunter  suchen,  auch  darin  keine  Zeit  ver- 
abseumen,  damit  man  eveniente  casu  von  diesen  beyden  Partheyen 
keine  Wiederwertigkeit  zu  befahren,  und  wollen  S^  Churf.  Durchl. 
solches  ihrestheils  auch  thun,  und  nachdem  es  Ihre  Fürstl.  Durchl. 
Ihr  an  Hand  geben  werden,  dero  Intention  fleissig  secuudiren  helffen. 

9.  Sobald  aber  Ihre  Fürstl.  Durchl.  zur  Kröhnuug  gelanget,  wollen 
Sie  S^  Churf.  Dchl.  das  Vest  Recklinghausen  von  des  H.  Chur- 
fürsten  zu  Co  In  Durchl.  frey  und  ohne  einige  Condition  in  dem 
Stande,  wie  es  anizo  ist,  verschaffen  und  inmittelst  Sie  sich  mit 
Ihr  Churf.  Durchl.  zu  Cöln  wegen  des  Tausches  vergleichen,  einen 
District  im  Herzogthum  Bergen,  welcher  eben  so  viel  alss  besagtes 
Vest  einbringet  und  S'.  Churf.  Durchl.  zu  Brandenburg  woll  gelegen, 
würcklich  einräumen;  jedoch  dass  es  sowoll  im  Vest  als  im  Bergischen, 
wie  oben  bey  Ravenstein  vermeldet,  der  Religion  halber  ebenmässig 
gehalten  werde. 

10.  Ihre  Fürstl.  Durchl.  versprechen  auch,  dass  wen  Sie  zur 
Krohn  gelanget,  Sie  mit  S^  Churf.  Durchl.  allezeit  in  guter  aufrichtiger 

/  Freundschafft  leben  und  dero  Churfürstl.  Hauses  Bestes  und  Interesse 
iedessmahl  fleissig  zu  befordern  Ihre  angelegen  seyn  lassen,  in  specie 
denen  mit  der  Krohn  Polen  aufgerichteten  Pactis  bestendig  inhaeriren, 
darwieder  nicht  handeln,  und  was  davon  noch  nicht  adimpliret,  sofort 
ohne  einigen  Verzug  wircklich  erfüllen,  zu  Erlangung  eines  bequemen 
Passes  über  die  Weisseil  S^  Churf.  Durchl.  verhelffen,  deroselben  Hauss 


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752  12-     Her  Brbvergleich  mit  Pfalz-NeabQ^«,^ 

und  DeBceudeoten  wie  auch  dero  Preassiscbe  Unterthanea  zu  dem 
jure  indigenatus  respective  befordern  und  dabey  mainteniren,  sonsten 
auch  in  allen  Angelegenheiten  S^  Cburf.  Durchl.  eusersten  Vermögens 
gratificiren  wollen. 

11.  Weiln  auch  S'.  Churf.  Durchl.  Agnatis  in  Francken  bishero 
wegen  der  Preussisehen  Belehnung  allerhand  Difficultät  und  Streit 
gemachet,  so  versprechen  Ihre  Fürstl.  Durchl.  Ihr.  Bestes  zu  thun, 
damit  die  Fränekische  Linie  der  Marggrafen  zu  Brandenburg,  imfall 
von  S'.  Churf.  Durchl.  Descendenten  über  kurz  oder  lang  (welches 
Gott  verhüte)  niemand  vorhanden,  ad  successionem  in  ducatu  Prussiae, 
wo  nicht  cum  jure  supremi  dominii,  doch  zum  wenigsten  sub  condi- 
tione  feudi,  wie  es  der  Erste  Herzog  von  Preussen  gehabt  und  zu 
Lehn  empfangen,  admittiret  und  zugelassen,  auch  zu  mehrer  Ver- 
sicherung eventualiter  investiret  werden  möge. 

12.  Ingleichen  versprechen  Ihre  Fürstl.  Durchl.,  dass  Sie  nach 
erlangeter  Krohn  die  Evangelische  Religionsverwandte  in  Pohlen  und 
angehörigen  Landen  bey  ihren  habenden  Rechten  und  Freyheiten,  denen 
Cpnstitutiouibus  regni  gemees,  allerdings  ruhig  lassen  und  Sie  dar- 
wieder  keinesweges  graviren  wollen. 

13.  Ferner  ist  verabredet  und  verglichen,  dass  alles,  was  in 
obigen  Puncten  enthalten,  auch  hernegst  effectuiret  werden  soll,  wan 
gleich  Ihre  Fürstl.  Durchl.  nicht  selbsten,  sondern  einer  von  Ihrer 
Fürstl.  Durchl.  jungen  Prinzen  zur  Krohn  gelangen  solte,  welchen  fals 
Seine  Churf.  Durchl.  sich  offeriret,  ebenmässige  officia  und  Hülife  zu 
prästiren. 

14.  Beyde  Chur-  und  Fürsten  versprechen  auch  endlich  in  krafft 
dieses  bey  Ihren  Chur-  und  Fürstlichen  Worten  und  treuen  Glauben, 
dass  dafern  aus  dieser  Sache  nichts  werden  und  solche  durch  einen 
menschlichen  Fall  oder  Verenderung  der  Gonjuncturen,  wie  sich  selbige 
auch  zutragen  könten^  verhindert  werden  und  zu  keinem  Effect 
kommen  solte,  keiner  das  geringste  von  dieser  Handlung  zu  des  An- 
dern Nachtheil  an  einigen  Ort  directe  oder  indirecte,  durch  sich  oder 
durch  Andere  propaliren  oder  divulgiren,  sondern  dieses  alles  bey 
sich  in  geheim  halten  und  aufs  beste  secretiren  wollen; 

15.  Schliesslich  haben  mehr  höchstgemelter  Ihrer  Chur-  und 
Fürstlichen  Durchl.^"^  vorbesagte  Rähte  versprochen,  dass  beyderseits 
hohe  Herren  Principalen  diese  Handlung  innerhalb  acht  Tagen  oder 
ehender,  wen  es  seyn  kan,  in  gewöhnlicher  Form  ratificiren  und  der- 
selben in  allen  Puncten  nachleben  werden. 


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Rechtfertigung  der  Oepatierten  des  Rf.  753 

In  dessen  Uhrkund  haben  vorbenante  Rähte  dieses  eigenhändig 
und  mit  ihren  Petschafften  bekräfftiget.  So  geschehen  Cleve  den 
10.  Junii  Anno  lß66. 

Otto  Freyherr  von  Schwerin.  Johann  Heinrich  Freyherr 

von  und  zu  Winckellhausen. 

Werner  Wilhelm  Blaspeil.  Franz  von  Gise. 

Franz  Meinders  Uenr.  Snelle. 


O.   V.  Schwerin,   W.  W.  Blaspeil  und  Fr.  Meinders  an  den 
Kurfürsten  8.  1.  et  d.  [6.  August  1666] '). 

[Rechtfertigung  auf  die  wider  sie  wegen  des  Vergleichs  mit  Pfalz-Nenburg 
erhobenen  Beschuldigungen.] 

Sie  haben  erfahren,  dass  wegen  der  mit  Pfalz-Nenburg  gepflogenen  6.  Ang. 
und  nunmehr  fast  zu  £nde  gebrachten  Tractaten  allerhand  ungleiche  judicia 
gefällt  und  sie,  als  die  Unterhändler  bei  denselben,  beschuldigt  werden,  des 
Kf.  Interesse  und  Vortheil  nicht  gebührend  zu  beobachten. 

Ew.  Churf.  D.  aber  werden  sich  verhoffentlich  annoch  gn.  zu 
erinnern  wissen,  dass  Sie  für  mehr  den  drei  Jahren  bei  dero  An- 
wesenheit in  Preussen,  da  wir  beide,  Schwerin  und  Blaspiel,  nicht 
bei  Ew.  Churf.  D.  besondern  ferne  von  deroselben  gewesen,  und  also 
nicht  wissen  können,  was  vor  considerationes  damahlen  dabei  vor- 
kommen, die  quaestiouem  an  und  dass  Sie  einen  Erbvergleich  auf- 
richten wollten,  gnädigst  resolviret,  und  zu  solchem  End  anfänglich 
mir,  Blaspielen,  und  hernachgehends  Ihrer  Hochheit  der  verwittibten 
Princessin  von  Oranien  deshalben  Vollmacht  ertheilet,  worauf  auch 
im  Haag  damahlen,  und  hernachgehends  das  Werk  mit  des  Herren 
Pfalzgraffen  Deputirten  nicht  allein  angefangen,  sondern  auch  so  weit 
darin  fortgefahren ;  dass  es  vielleicht  zu  der  Zeit  bald  zum  Schluss 
und  endlicher  Richtigkeit  hätte  gebracht  werden  können,  wen  Ew. 
Churf.  D.  nicht  gnädigst  gut  gefunden  hätten,  der  Sache  einen  An- 
stand bis  zu  dero  persönlichen  Anwesenheit  dieser  Orten  zu  geben, 
Ew.  Churf.  D.  werden  sich  auch  ferner  gnädigst  entsinnen,  dass  ohn- 
erachtet  des  bei  dero  Ankunft  in  diese  Lande  annoch  in  voller 
Flamme  schwebenden  Münsterischen  Krieges  Sie  nichts  desto  weiniger 
aus  verschiedenen  wichtigen  und  erheblichen  Ursachen,  welche  die- 
selbe zum  Theil  nicht  eben  ganz  kund  und  lautbahr  zu  machen  gut 

1)  Schon  im  Auszüge  gedruckt  bei  Lehmann  I  S  198 f.  n.  83. 

Mater.  %.  Gesch.  d.  G.  Kurfürsten.    XI.  4^ 


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754  12.     Der  Krbvergleirh  mit  Pfalz- Neuburj?. 

gefunden,  allezeit  dieses  Werk  eifferig  fortgesetzet  und  uns  —  darin 
zu  arbeiten  nicht  allein  gnädigst  anbefohlen,  sondern  auch  zum  oftern 
übel  und  missfällig  empfunden,  dass  das  Werk  nicht  besser  von 
statten  ginge  und  man  ehender  nicht  zum  Schluss  kommen  können. 

Sie  haben  dem  Befehle  des  Kt.  ohne  ein  ander  Absehen  als  aaf  dessen 
Estat  nnd  Interesse  in  gehorsatnster  Devotion  nachgelebt,  gegenüber  jenen 
gegen  sie  erhobenen  Beschuldigungen  ersuchen  sie  Kf.,  seine  sämtlichen 
Räthe  nochmals  selbst  zu  vernehmen,  ob  sie  etwas  besser  sowohl  in  puncto 
religionis  als  in  der  Successionssache  für  ihn  zu  erhalten  sich  getrauen, 
oder,  wenn  er  solches  nicht  verspüren  könnte  und  bei  seiner  gefassten  Re- 
solution verbliebe,  sie  gegen  dergleichen  ihrer  Ehre  und  zeitlichen  Wohlfahrt 
höchst  nachtheilige  Censuren  zu  raaintcniereu,  die  Vollziehung  des  Vergleichs 
auch  anderen,  welche  die  Sache  vielleicht  besser  verstehen  und  ihm  mit  mehr 
Nutzen  dabei  dienen  können,  anzubefehlen,  oder  ihnen  wein'gstens  anzu- 
deuten, wie  es  in  der  Wahrheit  auch  also  ist,  dass  nicht  sie  sich  unter- 
standen, ihn  zu  solchem  Vergleich  zu  bewegen,  sondern  dass  er  dieses 
vielmehr  selbst  so  beliebt  nnd  resolviert  und  also  solche  Ceosuren  mehr 
gegen  ihn  als  gegen  sie  gingen. 


Geheimenraths- Protokoll     D.  [Cleve]  6.  August  1666. 

(8.  Ghurf.  D.,  I.  F.  D.  7m  Anhalt,  I.  F.  Gn.  zu  Nassau,  H.  von  Canstein,  Freiherr 

von  Blumentbai,  H.  von  Jena,  H.  von  Nievenheim,  H.  von  Eickel,  H.  von  Huch- 

teobacb,  H.  D.  Baebraan,  H.  D.  Sfeinberger,  H.  D.  Isiog,  H.  D.  Hase.) 

[Die  Bescbwerdeschrift  der  BevoIlmächtigteQ.     Ob  Rf.  den  Brbvergleich 

abschliessen  soll.] 

«.Aug.  --  Als  nun  sothanes  Supplicatum *)  abgelesen,  haben  S.  Chf.  D. 

gesaget,  wie  dass  Sie  aus  erheblichen  Ursachen  dieses  Werk  und 
Handlung  getrieben,  und  den  deputirten  Kähten  solches  zu  befordern 
befohlen,  und  sollte  demnach  iedweder  von  den  anwesenden  Rahten 
seine  Meinung  und  was  er  noch  darbei  zu  erinnern  hätte,  sagen,  wan 
es  würde  abgelesen  sein. 

II.  V.  Jena  erinnerte  in  antecessum,  weil  in  8upplicato  gesagt 
würde,  dass  8.  Chf.  D.  in  Preussen  vor  einigen  Jahren  solche  Reso- 
lution genommen,  wäre  solches  daher  geschehen,  weil  H.  Blaspiel*) 
einen  Vergleich  mit  einem  Abriss  in  Preussen  geschicket,  wie  viel 
nehmlich  S.  Chf.  D.  an  Land  noch  bekommen  müssten,  wan  der  Ver- 

^)  Die  vorstehende  Eingabe  von  Schwerin,  Blaspeil  und  Meinders  von 
demselben  Datum. 

0  S.  oben  S.  49öf. 


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Verhandhingen  im  Geh.  Rathe  aber  den  Erbvergleicb.  755 

gleich  geschehen  solte,  und  hätte  er  gemeinet,  dass  es  nach  solchem 
Abriss  hätte  der  Vergleich  gemacht  werden  sollen.  Was  aber  sonsten 
gemeldet  würde,  dass  unterschiedliche  harte  Censuren  dieser  Handlung 
wegen  über  sie  ergangen,  da  möchten  sie  sagen,  auf  wen  sie  es 
meinten,  derjenige  müsste  es  dan  verantworten. 

Hierauf  haben  S.  Chf.  D.  befohlen,  den  Erbvergleich  in  der  Jülich- 
schen  Successionssache  abzulesen,  welches  auch  geschehen.  Worauf 
S.  Chf.  D.  zu  F.  Moritzen  F.  6n.  sagte,  ob  Sie  etwas  bei  diesem 
Vergleich  zu  erinnern  hätten.  Ille:  Wisse  nicht  anders,  als  dass  die 
Clevische  Regierung  vor  weniger  Zeit  ihr  Bedenken*)  schriftlich  ein- 
gegeben hätte.  S.  Chf.  D.  replicirte:  was  die  Reg.  damals  berichtet, 
solches  wüsste  S.  Chf.  D.  wohl,  sie  hätten  es  auch  bei  diesem  Vergleich 
attendiren  und  darnach  einrichten  lassen. 

L  F.  D.  zu  Anhalt  sagte,  diese  Sache  wäre  schon  öfters  im 
Rath  vorgewesen  und  wltssten  Sie,  dass  S.  Chf.  D.  es  den  Deputirten 
also  abzuhandeln  befohlen  hätten. 

I.  F.  6n.  Fürst  Moritz  zu  Nassau:  Er  hätte  gemeint,  dass 
S.  Chf.  D.  noch  Ravenstein  bekommen  sollten,  und  dessen  würde 
nicht  gedacht.  H.  v.  Canstein:  Gleich  wie  dieses  eine  Sache  von 
hoher  Impoitanz  wäre,  also  bäte  er,  dass,  was  er  sowohl  gegen 
S.  Chf.  D.  als  auch  in  consilio  gesaget,  es  nicht  Übel  auszudeuten,  es 
wäre  nicht  andere  zu  censuriren  oder  jemand  zu  taxiren  geschehen, 
sondern  seiner  Pflicht  ein  gnüg  zu  thun,  dan  weil  man  gesagt,  dass 
so  eine  grosse  Ungleichheit  zwischen  den  Landen  so  S.  Chf.  D.  und 
die,  welche  Pfaltz- Neuburg  bekommen,  wäre,  und  S.  Chf.  D.  gleich- 
wohl nichts  dargegen  empfingen,  so  könnten  S.  Chf.  D.  es  nicht  übel 
nehmen,  dass  er  es  erinnerte.  Weil  nun  alle  Bedenken,  so  man  hier- 
bei haben  könnte,  S^  Chf.  D.  so  mündlich  als  schriftlich  wären  vor- 
getragen worden,  S.  Chf.  D.  aber  dieselbe  der  Erhebligkeit  nicht  finde, 
Sie  auch  über  das  noch  einige  geheimde  rationes  haben,  wanimb  sie 
diesen  Vergleich  schliessen,  zudem  auch  dero  Räthe,  so  sie  zu  diesen 
Tractaten  gebraucht,  Treue,  Devotion  und  Dexterität  bekannt  wäre,  so 
hätte  er  weiter  nichts  zu  erinnern,  als  dass  er  wünschte,  dass  es  zu 
des  Churf.  Hauses  Aufnehmen,  dero  sämtlichen  Landen  Ruhe  und 
Wohlstand  gereichen  möge. 

Freiherr  v.  Blumenthal:    Er  wüsste  nichts   darbei  zu  erinnern, 


^)  Ein  solches  ist  iD  den  Akten  nicht  vorhanden. 


48* 


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756  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neubarg. 

hoffte  auch,  dass  die  hierzu  committirte  Räthe  in  dieser  Sache  nichts 
würden  gethan  hahen,  als  was  S.  Chf.  D.  ihnen  befohlen.  So  wäre 
auch  die  Sache  hiebevor  unterschiedlich  im  Rathe  vorgekommen  und 
resolviret  worden. 

H.  Y.  Jena:  S.  Chf.  D.  wOssten,  dass  die  Sache  wegen  des  Erb- 
vergleichs im  Rath  nie  vorgekommen,  als  neulich  einmaP)  und  itzo, 
und  weil  er  daher  keine  Information  darvon  hätte,  auch  ohne  derselben 
sein  Bedenken  nicht  geben  könnte,  zu  dem  auch  S.  Chf.  D.  noch  ge- 
heimde  Ursach  hätten,  so  wünschte  er  gleich  wie  H.  v.  Canstein, 
dass  es  zu  S.  Chf.  D.  und  dero  Landen  besten  gereichen  möge. 

H.  V.  Nievenheim:  Weil  es  eine  Sache  von  grosser  Importanz, 
würde  gut  sein,  dass  ein  jeder  das  Werk  noch  vor  sich  ä  part  lese 
und  seine  Meinung  abstatte. 

H.  V.  Eikel  vermeinete,  weil  gleichwohl  nicht  ohne,  dass  eine 
ziemliche  Inegalität  zwischen  den  Landen  wäre,  dass  es  in  der  Cie- 
vischen  Regierung  noch  einmal  möchte  abgelesen  und  ponderiret 
werden. 

H.  V.  Httchtenbruch,  weil  er  nur  neulich  in  den  Cleviscben 
Regierungsrath  wäre  recipiret  worden,  wäre  ihm  die  Sache  unbekannt 
und  könne  dahero  sein  Bedenken  nicht  geben.  So  viel  aber  der 
Freih.  von  Schwerin  und  H.  Meinders  neulich  in  der  Clevischen 
Regierung  angeführet  und  remonstriret  hätten,  so  hielte  er  für  gut, 
den  Vergleich  zu  treffen,  aber  wie  und  auf  was  Weise  derselbe  ein- 
zurichten, davon  könne  er  aus  Mangel  an  Information  nicht  sagen, 
hätte  aber  allzeit  von  einer  grossen  Inäqualität  der  Lande  gehöret 
und  dass  Ravenstein,  Winnenthal  etc.  S^  Chf.  D.  noch  zugeleget 
werden  müssten. 

H.  D.  Bach  man:  Die  Erbvereinigung  fände  jedermann  gut,  den 
modum  aber,  wie  solche  einzurichten,  davon  hätten  Sie  erst  vor 
14  Tagen  gehöret,  hätten  auch  damals  ihre  Erinnerung  gethan,  hätte 
sonst  gemeinet,  dass  von  dem  Fürstenthum  Berge  noch  etwas  hätte 
gegeben  oder  abgetreten  werden  sollen,  damit  desto  bessere  Proportion 

*)  Nach  den  Geb.ratbsprotokolleD  wurde  am  13.  Juli  im  Geh.  Rathe  das  Pro- 
ject  des  Vergleichs  io  puncto  religioois  verlesen  und  den  Herren  v.  Hey  den 
and  Romswinckel  zur  Begutachtung  übergeben,  am  30.  Juli  die  Besolation 
des  Pfalzgrafon  wegen  der  Evangelischen  in  Jülich  and  Berg,  welche  die  Form 
eines  Nebenrecesses  erhalten  solle,  verlesen,  am  31.  Juli  von  Blas  peil  referiert, 
wie  sie  gestern  im  Regierungsrath  ein  anderes  Project  eines  solchen  Neben- 
recesses abgefasst,  und  dasselbe  verlesen.  * 


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Verhandlungen  im  Qeh.  Rathe  über  den  Erbvergluicb.  757 

getroffen  würde.  Weil  aber  S.  Chf.  D.  wichtige  und  verborgene  Ursach 
haben,  auch  die  committirten  Räthe  solchen  Vergleich  sonder  Zweifel 
S^  Chf.  D.  Willen  und  Befehl  gemäss  werden  eingerichtet  haben,  also 
wünschte  er  glücklichen  Success  —  stellete  S.  Chf.  D.  anheim,  ob  Sie 
der  Regierung  Bedenken  ä  part  noch  einmal  darüber  vernehmen 
wollten. 

H.  D.  Stein  berger:  Als  S.  Chf.  D.  ihnen  das  Project  des  Erb- 
vergleichs  lassen  zustellen,  hätten  sie  den  Tractat  de  ao.  1614  nach- 
gesehen und  gemeinet,  ob  selbiger  zum  Fundament  genommen  werden 
möchte.  Weil  aber  S.  Chf.  D.  sagen  lassen,  dass  sie  ihre  absonder- 
liche Ursachen  hätten,  warumb  sie  diesen  Vergleich  itzo  schliessen 
wollten,  so  hätte  er  nichts  zu  erinnern.  Wegen  der  Reichssteuer,  ob 
nicht  Rayensberg  von  Jülich  abgenommen  nnd  den  Clevischen 
Landen  mit  beigeleget  werden  möchte  zu  ihrer  Sublevation.  In  coUa- 
tione  der  geistlichen  Beneficien,  ob  nicht  eine  Specification  der  Bene- 
ficien,  so  conferiret  werden  sollen,  zu  extradiren  wäre. 

H.  D.  Ising:  Wan  sie  die  rationes,  so  der  Freiherr  von  Schwerin 
ihnen  neulich  eröflfnet,  vorher  gewusst  hätten,  würden  Sie  (die  Re- 
gierung) ein  anderes  Bedenken  neulich  an  S.  Chf.  D.  eingegeben  haben. 
Hätte  sonst  gemeinet,  was  ao.  1614  geschlossen,  dass  daraus  die 
näheste  Qualität  dieses  Vergleichs  hätte  genommen  werden  sollen, 
weil  aber  S.  Chf.  D.  andere  wichtige  Ursach  hätten,  so  wüsste  er 
auch  nichts  weiter  zu  erinnern.  Was  den  turnum  belanget,  so  würde 
es  besser  gewesen  sein,  wan  S.  Chf.  D.  es  allein  behalten  und  der 
Pabst  nichts  zu  sagen  hätte.  Item  wegen  des  Contingents,  wan 
Ravensberg  mit  zu  Cleve  contribuirte,  würde  es  umb  so  viel  Er- 
leichterung haben. 

H.  D.  Hase:  Hätte  nichts  zu  erinnern,  als  dass  die  Theilung  sehr 
inegal  wäre,  weil  aber  S.  Chf.  D.  ihre  absonderliche  rationes  hätte, 
so  acquiescirte  er  billig,  cum  appenso  voto. 

Hierauf  sagten  S.  Chf.  D.:  Das  meiste  und  vornehmste,  so  sie 
erinnert  hätten,  wäre  die  Inegalität.  Sie^  hätten  es  aber  genau  unter- 
suchen lassen  und  beliefen  sich  die  Einkünfte  desfals  auf  ein  4000  Rthlr., 
so  der  H.  Pfaltzgraf  mehr  hätte*).  Nun  wäre  die  Frage,  ob  umb 
solcher  4000  Rthlr.  willen  der  Erbvergleich   zu  unterlassen  oder  zu 


')  Nach  einer  Berechnung  Blaspeils  (s.  Lehmann  I  S.  206  Anm.)  über- 
treffen die  Einkünfte  von  Jülich-Berg  (172,966  Rthlr.)  diejenigen  von  Oleve-Marck- 
Ravenaberg  (1G7,15G)  am  5810  Rthlr. 


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758  ^"'i'     I^cr  Erbvergleich  mtt  Pfalz-Neubnrg. 

retardireD.  Man  hätte  auch  gesagt,  warumb  S.  Gbf.  D.  eben  die^cu 
Vergleich  erblich  treffen  wollten?  Allein  Sie  hätten  dazu  gnugsame 
Ursache.  Es  hätte  der  H.  von  Gent^)  einsmals  ausdrücklich  gesagt, 
wie  die  Staaten  nicht  zugeben  könnten,  dass  ein  Herr  die  Länder 
allesamt  allein  besässe.  So  hätten  S.  Chf.  D.  auch  gedacht,  dass 
Sie  diese  Sache  allein  nicht  ausführen  und  die  Länder  alleine  be- 
kommen könnten,  und  dieses  wegen  der  Jalousie  der  Nacbbaren, 
welche  S.  Chf.  D.  eher  wehren  als  darzu  helfen  würden.  Dahero 
S.  Chf.  D.  gesuchet,  sich  in  der  Güte  zu  vergleichen.  Was  wegen 
der  Beneficien  erwähnet,  wäre  es  bishero  geschehen,  dass  sie  meistlioh 
in  S.  Chf.  D.  turno  vacant  worden,  und  könnte  man  sehen,  ob  es  da- 
hin zu  bringen. 


Der  Kurfürst  an  Schwerin,  Blaspeil  und  Meinders. 

Signatum  Cleve  8.  August  1666'). 

(Conc.  Fürst  J.  G.  von  Anhalt). 

[auf  die  Eingabe  vom  6.  Aognst.    BilliguDg  ihres  Verhaltens,  Befehl  cur 
Vollziehoog  des  Vergleichs.] 

^.  Aug.  —  Wie  nun  S.  Churf.  D.  ganz  missfillig  und  ungnädig  empfinden, 

dass  von  diesem  Vergleich,  worzu  dieselbe  durch  verschiedene  wichtige 
und  erhebliche  Ursachen  bewogen ,  dergleichen  ungleiche  judicia  ge- 
fället worden,  also  wollen  dieselbe  nicht  unterlassen  es  gegen  die- 
jenige, welche  sich  dessen  hiernegst  unterstehen,  gebührend  zu  ahnden. 
Sonst  haben  vorgemelte  Bähte  sich  hierinnen  keiner  Wiederwertigkeit 
im  geringsten  zu  befahren,  zumalen  dieselbe  bei  dieser  Sache  nichts 
gethan  als  weshalb  sie  von  S.  Churf.  D.  jedesmal  special  Instruction 
und  Befehl  gehabt.  Und  weil  S.  Churf.  D.  diese  Sache  und  den  Ver- 
gleich nochmahlen  in  Gegenwart  sowohl  dero  geheimden  als  Cle- 
vischen  Stathalter  und  sämtlichen  Regirungsrähte  verlesen  lassen  und 
dero  vota  und  unterth.  Bedenken  darüber  eingenommen,  aus  allen 
Umbständen  aber  den  Schluss  dieser  Tractaten  und  die  Vollentziehung 
des  Erbvergleichs  nach  reifer  Erwegung  der  Sache  zu  dero  Churf. 
Hauses  und  Posterität  Sicherheit  und  Besten  fürträglich  und  nützlich 
ermessen,  als  ist  dero  abermahliger  g.ster  Wille  und  Befehl,  dass  ob- 

I)  Wohl  der  der  oranischen  Partei  angehörtge  geldrische  Edelmaon  Johann 
von  Gent  s.  Urk.  u.  Akt.  III  8.  50. 

^  Schon  im  Auszuge  gedruckt  bei  Lehmanu  1  S.  200  o.  S4. 


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Bedenken  der  (JlevischeD  Regierung.  759 

gemelte  Kähte  denselben  in  Gottes  Namen  voilenziehen  und  sich  dabei 
alles  Churf.  Schutzes  und  Maintenirung  im  Fall  der  Noht  beständig 
zu  versichern  haben  sollen.  — 


Der  Clevischen    Regierung  Bedenken   über    den   mit  Pfalz- 
Neuburg  projectierten  Erb  vergleich.     D.  Cleve 
18.  August  1666  '). 

[Uogleiche  Theiluog  der  Lande,  aobilliger  Steueranschlag ,  Arreste  und 

Repressalieo.] 

Nachdem  Kf.  ihnen  den  mit  Pfalz-Nenburg  entworfenen  Vergleich  IH.  Aug. 
in  puncto  snccessionis  in  den  Gülich- Clevischen  und  angehörigen  Landen 
mitgetheilt  und  ihnen  befohlen,  ihm  ihre  Gedanken  darüber  zu  eröffnen,  8o 
bemeiken  sie:  1)  was  die  Theiluiig  der  Lande  anbetrifft  (Punkt  4.  5.  und  7), 
so  ist  Kf.  bei  den  früheren  Verträgen  von  1621,  1629  und  1647,  durch  welche 
ihm  auch  nur  C^eve,  Mark  und  Ravensberg  zugesprochen  worden,  ver- 
vortheilt  worden.  Denn  Gülich  pflegt  soviel  als  Cleve  und  Mark  ordi- 
nari  zu  contribuieren  nnd  mü^ste,  wenn  ein  billigmässiger  Vergleich  aufge- 
richtet werden  sollte,  wenigstens  dem  Kf.  noch  dazu  Raveustein,  Winuen- 
thal  and  Breskesandt  nebst  den  daraus  bisher  bezogenen  Einkünften 
(j^  Rthlr.)  restituiert  werden,  und  wird  dafür  gehalten ,  dass  in  Qülich 
und  Berg  wenigstens  viermal  mehr  contribaierende  Unterthanen  als  in  Cleve, 
Mark  und  Ravensberg  vorhanden  sind,  die  Winneuthalischen  und  Breske- 
sandtischen  Domainen  zu  geschweigen,  wie  denn  jetzt  die  Erfahrung  bezeugt, 
dass  der  Pfalzgraf  über  8000  oder  0000  Mann  geworben  und  aus  jenen  Lan- 
den bisher  noch  unterhalten,  und  dass  darüber  keine  sonderlichen  Querelen  ver- 
nommen werden.  Dazu  kommt,  dass  Ravens  tein  in  ein  ungewisses  Com- 
promiss  gesetzt  und  vermöge  der  Brabancischen  Lehenrechte  Kf.  abge- 
sprochen werden  dürfte,  und  daneben  demselben  die  Abfindung  des  Hauses 
Zweibrücken  mit  aufgebürdet  werden  soll,  woraus  Schweden  bei  Gelegen- 
heit grosse  praeteusiones  machen  und  dem  Kf.  nnd  dessen  Nachkommen 
grosse  Uugelegenheit  zuwachsen  könnte. 

2)  in  art.  16  ist  disponiert,  dass  es  wegen  des  Reichs-  und  Kreissteuer- 
anschlags bei  der  alten  Quotisation  bleiben  solle.  Es  ist  aber  land-  und 
reichi^kuudig,  dass  Gülich,  Berg  und  Ravensberg  eins  so  gut  als  Cleve 
undMarck  sind,  es  würde  also  die  höchste  Unbilligkeit  sein,  wenn  Cleve 
nnd  Marck  so  hoch  und  so  viel  als  Gülich,  Berg  und  Ravensberg 
tragen  uud  geben  sollten,  es  müsste  daher  in  dem  gesamten  Conti ngent  der 
Laude  eine  gleich  durchgehende  Unterrepartition  ad   ioterini   gemacht  und 

1)  unterzeichnet  von  Moritz  F.  zu  Nassau,  Freih.  v.  Heiden,  Freih. 
A.  V.  Spaen,  Baron  v.  Lottam,  Joh.  Motzfeld,  Job.  Steinberg,  Adam 
Isiock. 


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760  12.     Dor  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neuburg. 

insouderbeit  RavensbergbeiCleve  uodMarck»  welche  dem  Kf.  verbleiben^ 
znr  SublevatioD  gesetzt  werden,  es  würde  sich  auch  garnicht  fugen,  dass 
Havensberg  dem  Kf.  verj;)leiben  nnd  im  Contingent  von  Gülich  und 
herg  mit  contribnieren  sollte. 

3)  Wird  in  art.  13  erwähnt,  dass  keine  arresta  ond  Repressalien  leicht- 
tich  verstattet  werden  sollen.  Stünde  dahin,  ob  nicht  die  arresta  vermöge 
der  alten  Concordaten  hinc  inde  ganz  verboten  nnd  nur  schleunige  Justiz 
administriert  würde. 


Antwort  auf  der  Clevischen  RegieruDg  Bedenken  wegen  des 
Erbvergleichs,  s.  1.  et  d.  ^). 

(Lectnm  in  coosilio  30.  Aagast  1666  praeseotibas :  S.  Chf.  D.,  Ih.  F.  D.  za  Anhalt, 
Qr.  ¥00  Dooa,  Freiherr  von  Schwerin,  Freiherr  von  Blameothal,  H.  von  Jena, 
H.  Blaspiel.    Hernachgeheods  den  1.  Sept.  ist  dieses  auch  io  der  Regierung  ge- 
lesen, praeseotibas:  Freiherr  von  Schwerin,  H.  von  Krentzberg,  H.  von  Huchteo- 
bruch,  H.  Ising,  H.  Steinberg,  H.  Blaspiel,  H.  Ernst,  H^  Lammers, 
H.  Wnsthanseo,  H.  Peil  et  me.)  >) 
[Widerlegung  der  von  der  Regierung  erhobenen  Bedenken] 

30.  Aug.  1)  Wegen  Theilung  der  Lande  zeigen  die  früheren  Verhandlungen,  wie 

wenig  Kf.  Hoffnung  haben  kann,  zu  einem  grösseren  Antheil  zu  gelangen, 
ausser  durch  einen  günstigen  Sprnch  am  Kaiserlichen  Hofe,  oder  dass  durch 
gutliche  Tractat^n  noch  ein  mehres  von  Pfalz-Nenbnrg  erlangt  werden 
könnte.  Ob  das  erstere  zu  hoffen,  wird  dahin  gestellt  gelassen,  man  hat 
aber  immer  es  für  vortheilhafter  gehalten,  dass  Kf.  und  Pfalz-Neuburg 
ausser  Streit  in  eine  beständige  Freundschaft  gesetzt  würden.  Das  zweite 
ist  eifrigst  versucht  worden,  aber  ohne  Erfolg,  Kf.  hat  sich  daher  lieber  ent- 
schlossen, sich  beständig  und  erblich  zu  vergleichen,  als  dieser  Ursachen  halber 
die  Tractaten  länger  aufzuhalten.  Würde  jedoch  Jemand  vermeinen  und 
sich  getrauen  bessere  Conditionen  vom  Pfalzgrafen  zu  erhalten,  so  will  Kf. 
sich  dieses  gnädigst  gefallen  lassen  und  ist  auch  noch  Zeit  dazu,  weil  noch 
nichts  geschlossen.  Es  ist  aber  dabei  zu  beobachten,  dass  die  angegebene 
Inäqaalität  von  Pfalz  -  Neuburgischer  Seite  immer  gelängnet  worden  nnd 
dass  auch  glaubhafte  Nachricht  vorhanden  ist,  dass  die  Gülich-  und  Ber- 
gische Domaioen  nicht  allein  der  übrigen  Lande,  welche  Kf.  besitzt,  Karamer- 
iotraden  nicht  übertreffen,  sondern  denselben  nicht  einmal  gleichkommen. 
Was  die  Contributionen  und  die  Anzahl  der  Contribuenten  anbetrifft,  so 
müsste  die  Behauptung,  dass  in  Gülich  und  Berg  viermal  mehr  solche 
als  in  Gleve,  Marck  und  Ravensberg  vorhanden  seien,  specialius  be- 
wiesen werden,  von  Pfalz-Neuburgischer  Seite  wird  immer  das  Gegentheil  be- 
hauptet. In  des  Kf.  Antheil  sind  viele  grosse  volkreiche  Städte  und  con- 
siderable  Festungen  begriffen,    die  Situation  derselben  ist   auch   dergestalt 

')  von  M  ei  Oders'  Hand. 


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Widerlegung  der  Bedenken  der  Clevischen  Regierung.  761 

gelegeu,  dass  Kf.  wegen  seiner  anderen  Reichslande  propter  lineam  coinma- 
nioationis  daraas  sonderbare  Commodität  hat.  Die  Domänen  in  den  Herr- 
schaften Winnenthal  und  Breskesandt  sind  nach  erlangtem  Bericht 
nicht  von  grosser  Importanz  nnd  sehr  verschuldet.  Wegen  Ravenstein 
sind   die  Aassichten  des  Kf.  durch  den  Compromiss  garnicht  so  desperat, 

wie    die   Clevische    Regierung    sie   ansieht.      Was   die  ^  Rthlr.  belangt, 

welche  der  Regierung  Sentiment  nach  der  Pfalzgraf  dem  Kf.  restituieren 
soUy  so  müsste  dem  Pfalzgrafen  seine  Verpflichtung  dazu  Hquido  et  ciare 
nachgewiesen  werden,  dies  ist  aber  in  der  von  der  Regierang  ihrem  Be- 
denken beigelegten  ^Kurzen  Anzeig''  nicht  geschehen,  welche  überhaupt,  da 
sie  aus  dem  Jahre  1651  stammt  und  in  ihr  pro  justitia  belli  contra  Neo- 
burgicum  rationes  zusammengesucht  werden,  auf  die  jetzigen  Verhältnisse 
garnicht  passt.  Die  neuliche  Pfalz-Neubnrgiscbe  Kriegsverfassung  hat  nur 
4  bis  5000  Mann  betragen,  und  was  der  Unterhalt  derselben  bei  den  Ständen 
und  Unterthanen  für  Querelen  verursacht,  ist  landkundig.  Die  Abfindung 
von  Pfalz-Zweibrücken  gereicht  Kf.  nicht  zum  Präjudiz,  da  die  daraus 
zu  erwartende  Sicherheit  auch  des  Kf.  Landen  zu  gute  kommen  soll.  Was 
für  Präteusionen  Schweden  daraus  erheben  könne,  ist  nicht  abzusehen,  da 
das  Recht  nicht  der  Krone,  sondern  dem  König  nur  als  einem  aus  dem 
Hause  Pfalz  geborenen  Herren  competiert,  ausserdem  diese  Handlung 
die  Schwedische  Zweibrückische  Linie  garnicht  concerniert,  sondern  mit 
dem  Pfalzgrafen  Friedrich  Ludwig  eingegangen  ist  und  auch  dazu  dienen 
soll,  dass  andere  von  dieser  Linie  nach  diesem  Beispiel  sich  in  der  Güte 
abfinden  lassen. 

Wegen  der  Reichs-  und  Kreissteuern  hat  man  sich  fleissig  bemüht,  Mode- 
ration für  diese  Lande  zu  erbalten,  da  diese  aber  vom  Reich  gegeben  werden 
niuss  und  die  Gülich-  und  Bergischen  Landstände  sich  in  Ewigkeit  nichts 
vom  Clevischen  oder  Märckischen  Contingent  aufbürden  lassen  werden,  so 
hat  man  endlich  diesen  Punkt  cum  debita  reservatione  dahin  aussetzen 
müssen,  dass  man  an  gehörigen  Orten  die  Moderation  suchen  wolle.  Dass 
Ravensberg  im  Contingent  von  Gülich  und  Berg  mit  contribuieren  solle, 
ist  im  Vergleich  mit  keinem  Worte  zu  finden,  sondern  es  ist  ezpresse  darin 
enthalten,  dass  Ravensberg  ausser  Kreis-  und  Reichssteuern  bei  Gleve 
und  Marck  zur  Sublevation  gesetzt  werde. 

Was  die  Regierung  wegen  der  Arresten  und  Repressalien  erinnert,  soll 
bei  dem  Vergleich  gebührend  beobachtet  nnd  desfaUs  gewisse  pacta  und 
concordata  aufgerichtet  werden. 

Was  schliesslich  die  Motive  betrifft,  welche  Kf.  zu  diesem  Erbvergleich 
bewogen,  solche  hat  die  Regierung  zum  Tbeil  aus  beikommendem  Aufsatz  <) 
zu  vernehmen. 


*)  Beigelegt  ist  die  Denkschrift:  «Ursachen  und  Motiven,  wamm  8.  Gbf.  D. ' 
zu    Brandenbarg   einen   Erbvergleich   mit  Pfalz -Neabarg   einzugehen   bewogen 
worden"  (Lehmann  I  S.  202 ff.  n.  87). 


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7f)2  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfals-Neuburg. 

ü.  V.  Schwerin  an  den  Kurfürsten.     D.  Cleve 
8.  September  1666, 

[Die  RaveoBteinsche  Frage.] 
8.  Sept.  Der  H.  Meinders  hat  mir  berichtet,  dass  £.  Gbf.  D.  gn.  be* 
gehret,  man  8olte  den  Gesandten  nochmaln  zusprechen,  dass  sie  wegen 
Rayensteia  das  Werk  anders  einrichten  Hessen.  So  viel  ich  nun 
den  Herzog  kenne  und  wie  genau  derselbe  wegen  seiner  Prinzen 
ist  und  wie  wenig  seine  Räthe  hierin  bei  ihm  vermögen,  so  habe  ich 
die  geringste  Hoffnung  nicht,  dass  hierin  etwas  auszurichten,  imfall 
nun  E.  Chf.  D.  nicht  davor  halten,  dass  der  Vergleich  deroselben 
sonst  zuträglich,  so  ist  es  nun  noch  Zeit  die  Unterschreibung  zu  evi- 
tiren  und  desfals  Prätext  zu  suchen.  H.  Blasbiel  vermeinet  sonst, 
dass  £.  Chf.  D.  in  possessorio  et  petitorio  wohl  fundiret  sein;  Wäre 
aber  gut,  dass  E.  Chf.  D.  nochmaln  gn.  belieben  wollten,  die  auf- 
gesetzte rationes,  worumb  der  Vergleich  gemacht  ^),  durchzulesen  und 
wohl  zu  erwägen,  ob  Ihr  der  Vergleich  anstendtlich  oder  nicht  Gott 
wolle  denjenigen  Diener  strafen,  der  umb  ander  Ursachen  als  E.  Chf.  D. 
Dienstes  und  Befehls  willen  diese  Sache  zu  befodern  gedenket,  und 
derselbe  wolle  E.  Chf.  D.  in  dero  Herz  geben,  was  Ihr  am  rath- 
sambsten  '). 


0  Oboe  Zweifel  jene  Denkechrift  ^Ur^acbeu  aod  Motiven*".  In  dtim  Geh. 
ratbsprotokoll  vom  30.  Aognst  1666  ist  vermerkt:  «Freih.  v.  Schwerin  berichtet, 
wie  er  etwas  anfgesetset,  darinnen  er  meinet,  dass  S.  Chf.  D.  zuträglich  sei, 
diesen  Tractat  mit  Pf.Neaburg  wegen  eines  Krbvergleichs  zu  schliesseu,  des- 
fals er  solches  verlesen."  Danach  stammt  also  diese  Denkschrift  nicht  von 
Meinders,  von  dessen  Hand  sie  geschrieben  ist,  sondern  von  Schwerin  her. 

')  Am  folgenden  Tage  (9.  September  16GG)  sind  zu  Oeve  unterzeichnet 
worden:  der  Erbvergleich  zwischen  dem  Kf.  und  dem  Pfalzgrafen  und  der  Neben- 
recesB  aber  die  Religionsubung  und  die  geistlichen  Güter  in  den  jülich-cleviBchen 
Landen  (zu  den  bei  v.  Mörner  S.  294.  302  aufgeführten  Drucken  sind  noch  hin- 
zuzufügen: Diar.  Rurop.  XIV  Append.  S.  Iff.  und  Scotti,  Sammlung  der  Ge- 
setze und  Verordnungen,  welche  in  dem  Herzogthum  Cleve  und  in  der  Graf- 
schaft Marck  ergangen  sind  I  S.  436  ff.  n.  293.  294),  und  die  besonderen  Ver- 
träge wegen  der  Wiedergewinnung  der  Grafschaft  Mors  (v.  MÖrner  S.  294 
D.  164),  am  17.  September,  von  welchem  Tage  die  Ratificationen  beider  Haupt- 
verträge datiert  sind,  noch  die  weiteren  Verträge  über  die  Religionsubung  in 
den  mit  holländischen  Garnisonen  besetzten  Städten,  über  die  dem  Grafen 
von  Schwarzenberg  als  Pfand  zu  stellende  Herrschaft  Win nenthal,  über  die 
Abfindung  der  übrigen  Prätendenten  und  das  Votum  auf  Reichs-  und  Kreistagen, 
über  die  Biulosnng  von  Kaiserswerth  und  über  das  alternierende  Condirec- 
torium  auf  Münzprobationstagen  (v.  Mörner  S.  302ff.  n.  166—171). 


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Abscbluss  des  Rrbvergleicbs.  763 

Geheimenraths-ProtokoU.     D.  Cleve  25.  September  1666. 

(praes.  S.  Chf.  D.,  H.  Graf  voo  Dooa,  Freiherr  von  Schwerio,   H.  tod  GaoBtein, 
H.  YOü  Jena,  H.  Blaspeil.) 

[Ob  Rf  den  Krbvergleich  unterseichoeD  soll.] 

H.  O.-Präs.  erwähnet,  dass  die  Pf.Neuburgischen  Gesandteu  25. Sept. 
heute  Abschied  nehmen,  und  dahero  S.  Chf.  D.  frei  stünde,  ob  Sie 
den  Erbvergleich  und  die  Nebenrecesse  unterschreiben  wollten,  dass 
durch  Waffen  nichts  zu  erhalten,  weil  es  verboten,  durch  Sentenz 
wtirde  es  schwerlich  zu  erhalten,  wegen  vieler  grosser  Potentaten 
Prätension  und  Jalousie  der  Nachbarn,  so  hätten  Sie  davor  gehalten, 
dass  am  besten  durch  Tractaten  es  beizulegen  als  andere  Weise.  Die 
Länder  hätten  schon  S.  Chf.  D.  so  viel  gekostet,  alle  Schulden  kom- 
men daher;  was  Dissensiones  gefruchtet,  haben  S.  Chf.  D.  zu  zweien 
Malen  erfahren,  wäre  daher  besser,  in  Gewissheit  sich  zu  setzen. 
S.  Chf.  D.  hätten  dero  Macht  gegen  andere  nicht  gebrauchen  können 
wegen  Pf. -Neu bürg,  da  sie  nicht  vertraulich  gewesen,  und  da  Sie 
mit  Pf.'Neuburg  und  Münster  in  guter  Intelligence,  würden  S. 
Chf.  D.  im  Kreise  sehr  redoutabel  sein,  daher  von  allen  gewtlnschet 
worden,  dass  S.  Chf.  D.  sich  in  guten  Verstand  setzte.  Wie  die 
Evangelischen  im  Jülichschen  Lande  gedrückt  worden,  ist  kund;  itzo 
haben  sie  libertatem  conscientiae  et  in  civilibus  erhalten,  auch  einige 
Kirchen,  so  sie  vor  nicht  gehabt;  wünschte,  dass  S.  Chf.  D.  alle 
Lande  hätte,  wegen  Raven stein  wird  der  letzte  Vergleich  S.  Chf.  D. 
gewiss  die  Posse^sion  zuerkennen,  wo  es  aber  nicht  möglich  zu  er- 
halten, wäre  es  von  der  Consideration  nicht,  den  Vergleich  zu  unter- 
lassen. Alle  Punkte  des  Vergleichs  seind  in  S.  Chf.  D.  Präsenz  und 
Befehl  abgehandelt  worden :  Daferne  man  wollte  allhier  sprechen,  dass 
dieser  Vergleich  S.  Chf.  D.  präjudicirlich,  sollte  der  Churprinz,  der  itzo 
12  Jahre  alt  wird,  solches  arripiren.  Wan  S.  Chf.  D.  durch  andere 
Mittel  ein  mehrers  erhalten  könnten,  wollten  sie  es  gerne  sehen,  ob 
es  auch  gleich  mit  ihrer,  der  Deputirten,  Despect  geschehen  sollte. 

5.  Chf.  D.  sagen,  die  Sache  beruhe  auf  Kavenstein,  ob  S.  Chf.  D. 
in  petitorio  oder  possessorio: 

Q.  Ob  S.  Chf.  D.  sollen  den  Erbvergleich  wegen  Ravenstein 
unterlassen? 

H.  Graf  [DohnaJ:  Obwohl  S.  Chf.  D.  wohl  fundiret  wären,  je- 
doch weil  Pf.-Neuburg  also  nicht  depoulliret  werden  könnte,  hielte 
er  davor,  dass  es  deswegen  nicht  zu  unterlassen, 


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764  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfals-Nenburg. 

H.  Cansieia:  Wann  es  ein  beständiger  Vergleich  sein  soll,  wann 
S.  Chf.  D.  Nachkommen  finden  werden,  dass  sie  laediret,  so  würde 
es  nicht  gehalten  werden:  Ob  aber  hier  eine  Laesion,  dass  wisse  er 
nicht,  dann  ihm  die  Lande  nicht  bekannt:  si  laesio  sähest,  wird  es 
nicht  bleiben,  sinon,  so  wird  es  wohl  bleiben.  Friede  und  Einigkeit 
ist  es  ein  löblich  Werk:  ob  im  Kreise  grosse  Zuversicht  zu  setzen, 
weiss  man,  was  man  sich  im  Reiche  auf  einander  zu  verlassen:  Die 
actiones  behalten  die  Potentaten  allzeit,  S.  Chf.  D.  aber  hätten  sich 
aller  Rechte  auf  die  andern  Länder  begeben:  Sie  haben  allzeit  etwas 
sollen  voraushaben,  wann  aber  die  anderen  Stücke  zurückgehen  und 
allein  Ravenstein  nur  in  Consideration  käme,  so  hielte  er  es  nicht 
der  Wichtigkeit,  dass  es  zurückgehe. 

H.  V.  Jena:  Als  S.  Chf.  D.  neulich')  es  ablesen  lassen,  hätte  er 
angezeiget,  weil  er  in  der  Sache  nicht  informiret,  noch  auch  in  den 
Punkten,  weil  aber  die  Sache  schon  geschlossen,  so  wünschte  er,  dass 
S.  Chf.  D.  und  dero  Posterität  Vergnügen  finden.  H.  Cansteins  con- 
siderationes  wären  wohl  zu  ponderiren  gewesen,  halte  auch  davor,  dass 
die  Successores  daran  nicht  gebunden,  stehet  dahin,  dass  es  der  Churprinz 
einmal  ratificiren  wolle,  oder  nicht.  Ob  es  durch  Recht  S.  Chf.  D. 
einmal  bekommen,  casus  est  dubius:  per  arma  item,  aber  man  kann 
nicht  sagen,  was  vor  Conjuncturen  einmal  kommen  werden.  Aber 
weil  es  zum  Schluss,  wünschte  er  nochmals.  Wegen  Ravenstein 
wäre  der  Vergleich  nicht  aufzuheben,  wäre  auch  keine  Condition, 
woran  der  Hauptvergleich  gebunden. 

H.  Blaspiel:  Wegen  der  Gleichheit  der  Landen:  S.  Chf.  D. 
H.  Vater  hat  die  Wahl  gehabt,  jene  Lande  zu  nehmen,  hat  aber  nicht 
gewollt. 

Renunciatio  Electoris  mutua  est  cum  Palatino. 

8.  Chf.  D.  sagen,  sie  haben  den  Vergleich  deswegen  gemacht, 
dass  sie  wollten  in  Frieden  und  Sicherheit  sitzen ;  wollten  es  dero 
Kinder  einmal  nicht  halten,  stünde  dahin.  Wären  grosse  Prätendenten 
auf  diese  Lande,  nun  stünden  sie  beide  vor  einen  Mann. 

Worauf  Sie  die  Tractaten  unterschrieben. 


0  S.  oben  S  754. 


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Erster  VertragseDtworf  wegen  RaveoBtein.  765 

Unvorgreifliches  Project   wegen  Ravenstein.     D.  Duyssburg 
29.  September  1666 '). 

—  1)  Anfänglich  soll  obbesagte  Herschaft  Ravenstein  inner- 29.  Sept . 
halb  vierzehn  Tage  an  S.  Chf.  D.  cum  omni  jure  et  potestatis  pleni- 
tudine,  dergestalt,  wie  I.  F.  D.  solche  bishero  besessen  —  wirklich 
und  realiter  tradiret,  auch  die  Unterthanen  derjenigen  Pflicht  und 
Schuldigkeit,  womit  sie  I.  F.  D.  verbunden,  alsofort  erlaRPen  und 
mit  allem  Gehorsamb  und  unterth.  Respect  an  S.  Chf.  D.  verwiesen 
werden. 

2)  Wohingegen  S.  Chf.  D.  in  kraft  dieses  des  H.  Pfalzgr.  F.  D. 
versichern,  dass  Sie  die  Catholische  Religion  und  derselben  Zugethane 
in  plenissima  libertate  conscientiae  et  usu  exercitii  tam  publici  quam 
privati  in  dem  gegenwärtigen  Stande  lassen  und  sie  darin  im  gering- 
sten nicht  beeinträchtigen  werden. 

3)  Ferner  versprechen  S.  Chf.  D.  bei  Chfürstl  Wort  und  warem 
Glauben,  dass  wofern  das  Polnische  negotium  dergestalt,  wie  es 
zwischen  beiden  Chur-  und  Fürsten  projectiret  worden,  nicht  fllr  sich 
gehen  solte,  Sie  alssdann  an  dieser  Herschaft  wegen  der  ietzbe- 
schehenen  Tradition  kein  ferner  Recht  praeteodiren  wollen,  alss  was 
sie  bereits  anitzo  haben,  allermassen  dan  auf  solchen  Fall  beyde  Cbur- 
und  Fürsten  sich  dahin  vergleichen,  dass  solches  alsdan  per  viam 
compromissi  und  zwar  auf  die  Weise,  wie  dasselbe  anitzo  abgeredet 
und  aufgesetzet  worden,  erörtert  und  darin  ratione  petitorii  nach 
solchem  Aufsatz  von  denen  darin  beliebten  arbitris  gesprochen  und 
verfahren  werden  soll, 

4)  würde  aber,  wie  man  verhoffet,  das  Polnische  Werk  seinen 
Fortgang  gewinnen  und  es  mit  der  Wahl  auf  I.  F.  D.  Person  gebracht 
werden,  alssdan  behalten  S.  Chf.  D.  die  Herschaft  irrevocabiliter  auf 
die  Art  und  Weise,  wie  man  dessfalss  sich  bereits  verglichen,  und  soll 
alssdan  das  Compromiss  gentzlich  cessiren,  auch  darüber  Ih.  F.  D.  von 
Prästation  einigen  Aequivalents  gantz  und  zumahleq  befreiet  sein, 

5)  weil  es  aber  mit  der  Polnischen  Sache  diese  kuntbare  Be- 
wantniss  hat,  dass  solche  komme  zum  Effect  oder  nicht,  S.  Chf.  D. 
in  ansehenliche  gewisse  Kosten  gesetzet  werden,  welche  Sie  auch  dem 
gemeinen  Wesen  zum  besten   und  zn  Ih.  F.  D.  Interesse  willig  her- 

^)  voo  MeiDders'Haod.  Ueber  die  am  29.  nnd  30.  September  erfolgten  Zu- 
sammenkunfte  beider  Forsten  s.  oben  S.  735. 


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766  1^-     Her  Krbvergleich  mit  Pfalz-Neaburg. 

schioBsen  wollen,  so  wollen  zwar  S.  Chf.  D.  deren  Uestitution  oder 
Ersetzung  niemablen,  so  lang  Sie  die  Herscbaft  Raven stein  haben, 
prätendiren,  solte  es  aber  durch  des  Höchsten  Verhengniss  dabin  ge- 
rathen,  dass  S.  Chf.  D.  wegen  einiger  Armatur  und  anderer  Spesen 
von  Ih.  F.  D.  requiriret  werden,  gleichwoll  aber  dieselbe  zur  Chron 
durch  einige  von  S.  Chf.  D.  nicht  verursachte  Verhinderung  nicht  ge- 
langen sotten,  alssdan  wollen  Ih.  F.  D.  solche  post  factam  requisi- 
tionem  angewante  Spesen  S.  Chf.  D.  nach  Billigkeit  erstatten,  und 
soll  deroselben  solchenfalss  die  Herschaft  Kavenstein  interimsweise 
loco  hypothecae  gelassen  werden,  im  übrigen  bleibt  es  aber  bey  den 
wegen  dieses  Polnischen  negotii  ohnlengst  zu  Cleif  sub  dato  des 
Julii  aufgerichteten  Vergleich. 

6)  ferner  ist  verabredet  und  verglichen,  dass  die  auf  der  Her- 
schaft Kavenstein  bereits  haftende  Schulden,  welche  sich  nach  Veran- 
lassung des  ao.  gemachten  Vergleichs  nicht  über  Rthr.  be- 
laufen, darauf  verbleiben  und  denen  creditoribus  ihre  habende  jura 
ohngeschmelert  gelassen  werden, 

7)  Und  haben  S.  Chf.  D.  Ober  sich  genommen,  dem  Graffen  von 
Schwartzenberg  von  denen  auf  der  Herschaft  Win nenthal  stehen- 
den ~  Rthlr.  die  Helfte  ad  ~  zu  zahlen  und  ihn  dessfalss  zu  be- 
friedigen. 

Concept  wegen  Ravenstein  zu  Winckelhausen  aufgesetzt 
den  30.  September  1666 '). 

30.  Sept.        ])  Der   Ffalzgraf  tritt  die    Herrschaft  an  Ef   nächstkünftigen  Ostern 
1667  ab. 

2)  Sollte  die  Poloische  Wahl  auf  den  Pfalzgrafen  oder  einen  seiner 
Priuzen  fallen,  so  soll  R.  jare  perpetuo  bei  Kf.  und  dessen  Descen- 
denten  bleiben,  diese  hingegen  anf  das  ihnen  in  den  früheren  Trac- 
taten,  falls  das  laadum  für  sie  fallen  sollte,  zugesagte  Aeqoivalent 
verzichten, 

3)  dann  auch  das  compromissam  cessieren. 

4)  Sollte  es  za  der  Polnischen  Wahl  nicht  kommen,  so  behält  der 
Pfalzgraf  sich  vor,  sein  auf  R.  habendes  Successionsrecht  per  viam 
compromissi  gegen  Kf.  auszuführen,  und  soll  dieses  Compromiss  dann 
auf  die  verglicbeae  Weise  eingerichtet  werden. 

^}  auch  von  Meinders'  Hand. 


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Zweiter  Vertragsentwnrf  wegen  Ravensteio.  767 

5)  Wegen  der  Kosten,  welche  Kf.  post  factam  requisitiooein  von  seiteo  des 
Pfalzgrafen  sollte  aufwenden  müssen,  erklärt  der  Pfalzgraf,  falls  er 
nicht  zur  Krone  kommen  sollte,  sich  mit  Kf.  der  Billigkeit  nach 
vergleichen  zu  wollen,  bis  dahin  soll  solches  ausgesetzt  werden. 

6)  Gegen  die  wirkliche  Tradition  verspricht  Kf.  an  8  Orten  in  Cleve, 
M^^rrk  und  Ravensberg,  an  welchen  das  Exeicitinm  publicum 
Roraano-catholicum  a.  1624  zwar  gewesen,  jetzt  aber  nicht  ist,  noch 
kraft  des  jetzigen  Religionsvergieicbs  eingeführt  werden  kann,  das- 
selbe so  zu  gestatten,  dass  den  R.-Catholischen  eine  dort  etwa  vor- 
handene Kirche  oder  Capelle  eingeräumt  oder,  wenn  eine  solche  nicht 
vorhanden,  ihnen  erlaubt  werde,  eine  neue  zu  bauen,  wozu  Kf.  an 
jedem  Ort,  wo  keine  Kirche  oder  Capelle  vorhanden,  200  Rthlr. 
geben,  auch  den  dabei  bestellten  Geistlichen  drei  Canonioate  oder 
Präbenden  zu  ihrer  Unterhaltung  zulegen  will. 

7)  Beide  Fürsten  wollen  die  Landstände  dahin  zu  disponieren  suchen,  dass 
sie  die  von  dem  Grafen  Schwarzenberg  geforderten  100,000  Rtlilr. 
über  sich  nehmen  und  davon  Jülich  nud  Berg  die  eine  Hälfte, 
und  Cleve,  Marck  und  Ravensberg  die  andere  Hälfte  innerhalb 
2  oder  höchstens  3  Jahren  zahlen  und  ihm  deswegen  Versichernng 
geben. 

8)  Nach  etwaigem  gänzlichen  Abfall  der  Descetidenten  des  Kf.  fällt 
die  Herrschaft  an  den  Pfaizgrafen  und  dessen  Descendenten  zurück. 

9)  Inzwischen  darf  dieselbe  ohne  Consens  des  Pfalzgrafen  nicht  alie- 
niert  werden   und  sollen  die   vermöge  des   Vergleichs   von   a.   1649 

darauf  consentierten   ^  Rthlr.  darauf  verbleiben,  doch  darf  Kf.  die 

Schulden  abtragen. 

10)  Wenn  die  Wahl  nicht  erfolgt  und  der  Pfalzgraf  sein  prätendiertes 
Recht  in  dem  Compromiss  ausführt,  so  hat  er  an  Kf.  die  von  dessen 
Landen  zu  Bezahlung  des  Grafen  von  Schwarzenbergherzugebenden 

'  Rthlr.  zurückzugeben  und  cessieren  dann  auch  die  in  Artikel  6,  8 

und  9  ausbedungenen  conditiones. 

11)  Inbetreff  der  Catholischen  Religion  bleibt  alles  im  gegenwärtigen 
Zustande. 

12)  Im  i.brigen  bleibt  es  in  allen  Punkten  bei  dem  Erb  vergleich  und 
dem  der  Polnischen  Sache  halber  zwischen  beiden  Fürsten  abge- 
schlossenen Vergleich  ^). 


^)  Darunter  steht,  auch  von  Mein ders*  Haud:  „ßei  diesem  Vergleich  dienet 
zur  Nachricht,  dass  man  allen  möglichen  Fleiss  angewandt,  nmb  den  3teD 
und  öten  Articul  anders  einzurichten,  wie  solches  auch  aus  den  hierin  befind- 
lichen Projecten,  so  zu  Dnysbnrg  den  26.  (sie!)  Septembris  und  za  Winckel- 
bansen  den  28.  (sie!)  Septembris  von  unserer  Seite  aufgesetset  worden,  zu  er- 


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768  12-    I>er  Erbvergleich  mit  Pfals-Neuburg. 

Der  Kurfürst  an  Blaspeil.     D.  Cleve  14  October  1666. 

[Die  lUveDsteiDSche  Sache  soll  tum  Abschloss  gebracht  werden,  %n  bewilligende 

ZagestäodDisse.] 

14  Oct.  Da  die  Ravensteinsche  Sache  vor  seiner  Abreise  ans  diesen  Landen 
ZQ  völliger  Richtigkeit  wird  gebracht  werden  müssen ,  so  soll  Bl.  sich  be- 
mühen, dass  dieses  dem  projectierten  Aufsatz  gemäss  geschehe.  Er  kann 
in  sabstantialibos  darin  keine  fernere  Aenderung  gestatten,  namentlich  findet 
er  die  von  Pf.-Nenbnrgischer  Seite  übergebenen  Articnl  wegen  der  Religion 
fast  weitläuftig  nnd  kann  nicht  sehen,  wozu  alle  darin  enthaltene  Clansnlen 
nöthig  oder  dienlich,  es  soll  also  bei  den  formalibns,  welche  in  den  Tractaten 
von  1647  nnd  1649  enthalten,  verbleiben,  doch  will  er  endlich  zugeben,  doss 
alles  in  statu  quo  gelassen  werde,  wofern  nur  keine  sehr  nachtheilige  nnd 
merkliche  Verändernng  seit  1647  vorgegangen. 

In  Art  6  bleibt  es  bei  seiuer  Erklärung  wegen  Gestattung  der  8  exer- 
citia  und  Verleihung  von  4  Canonicaten  oder  Präbenden  an  die  Geistlichen 
und  vorläufiger  Zahlung  von  jährlich  50  Rthlr.  an  einen  jeden,  zu  den  übri- 
gen postolatis  wegen  der  Jesuiten')  und  der  Baukosten  aber  kann  er  sieh 
nicht  verstehen. 

Da8s  des  domini  directi  gedacht  werde,  will  er  gestatten. 

8«*heDy  in  welchen  der  Art.  8  ganz  anders  eingerichtet,  der  Art.  5  aber  ganz 
aasgelassen.  Wie  aber  S.  Gbf.  D.  tn  Win  ekel  hausen  gewesen,  haben  Sie 
endlich  mit  des  H.  Pfalzgrafen  F.  D.  perBoolicb  sich  dergestalt  verglichen,  wie 
es  der  Einhalt  der  articalornm  bezeuget,  und  zwarn,  wae  den  3.  Art.  betrifft,  aus 
diesen  rationibus: 

1)  Weil  man  am  glücklichen  Success  der  polnischen  Sache  nicht  zweifelt. 

2)  Weil  S.  Ghf.  D.  auf  die  wurkliche  Tradition  der  Herrschaft  Baveo- 
stein  fest  bestanden,  dazu  der  Pfalzgraf  sich  alia  conditione  nicht 
bewegen  lassen  wollen. 

3)  Weil  so  grosse  Advantage  in  casu  saccessus  dabei  versprochen,  nemb- 

Uch  -^  Rthlr. 

4)  Weil  S.  Ghf.  D.  dafür  gehalten,  dass,  wenn  es  ja  mit  Polen  nicht  fort- 
gehen sollte,  Sie  dennoch  Mittel  haben  oder  finden  würden,  in  der  Pos- 
Session  der  Herrschaft  zu  continuiren.  Inmittelst  würden  Sie  gleich- 
wohl Ihre  Intraden  auf  sehen  oder  mehr  tausend  Rthlr.  verbessern. 

Die  acht  Ezercitia  in  Art.  5  seiin  desswegen  endlich  zugestanden  etc.*  Blas- 
peil in  einem  späteren  Memorial  vom  20.  Juni  1668  bemerkt  von  der  Zusam- 
menkunft zu  Winckelhausen:  ,da  man  nach  vielen  und  langen  Debatten  und 
gleichsamb  in  der  Gonfusion  einen  nähern  Vergleich  —  berahmet*  und  auch  Mein- 
ders  führt  in  den  „Ursachen  und  Bedenken,  warum  S.  Ghf.  D.  eine  Aenderung 
wegen  Ravenstein  zu  prätendiren",  an:  1)  „Weil  der  Tractat  zu  Winckel- 
hausen tumultuarie  gemacht  und  dabei  sowohl  wegen  Kurze  der  Zeit  als  andern 
bekannten  Umbständeo  halber  die  Sachen  nicht  der  Gebühr  überlegt  noch  exami- 
niret  werden  können.* 

^)  Von  Pfalzneuburgischer  Seite  war  gefordert  worden,  dass  eines  der  zu- 
gestandenen 8  exercitia  den  Jesuiten  eingeräumt  werde. 


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Yerhandlaogetf  wegen  RaveneteiD.  769 

Die  ezecotio  in  causa  religioDis  aus  dem  Erbvergleich  gehört  nicht 
bieher  und  darf  damit  auch  nicht  vermengt  werden. 

Der  Pfalzgraf  darf  sich  nichts  von  den  künftigen  Ostern  fälligen  Ein* 
künften  vorbehalten. 

Kf.  ist  damit  einverstanden,  dass  die  im  Hanptvergleich  festgesetzte 
Garantie  auch  bei  diesem  Vergleich  Platz  finde  ,  er  kann  aber  nicht  ge- 
statten, dass  solche  auf  die  von  den  Pf.- Neuburgischen  Ministem  ent- 
worfene, ihm  fast  schimpfliche  Weise  clansuliert  werde. 

Kf.  will  sich  auch  gefallen  lassen],  dass  in  speciem  ein  Scheinrecess  >) 
dieser  Ravensteinscben  Sache  halber  aufgesetzt  werde,  welcher  jedermann 
vorgezeigt  werden  könne  und  worin  der  Polnischen  Sache  nicht  gedacht 
werde. 


Der  Kurftlrst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Oleff 
21.  October  1666. 

[XjQzafriedenheit  über  die  gemachten  Schwierigkeiteo,  letzte  ZagesläDdoisse.] 

Blaspeil  hat  ihm  über  die  Verhandlungen  in  der  Ravensteinscben  21.  Oct. 
Sache,  und  was  der  Pfalzgraf  zu  dem  von  ihm  übergebenen  Project  erinnert» 
berichtet.  Er  hätte  nicht  gemeint,  dass  man,  nachdem  zu  Winckelhausen 
alles  in  substantialibus  abgeredet  und  verglichen  gewesen,  noch  so  viele 
Difficnltäten  gemacht  hätte,  doch  hat  er  sieb  auch  in  dieser  Sache  so  erklärt, 
dass  der  Pfalzgraf  seine  gute  Intention  daraus  in  der  That  verspüren  werde. 
Er  ist  versichert,  dass  derselbe,  wenn  er  nur  mehr  auf  die  Sache  selbst  und 
wie  raisonnabel  seine  Erklärung  sei,  als  auf  einiger  Leute  überflüssige  und 
unnöthige  Scrapulosität  sehen  werde,  damit  zufrieden  sein  werde.  Weiter 
zu  gehen,  würde  für  Kf.  unmöglich  und  unverantwortlich,  ja  gar  schimpflich 
und  disreputierlich  sein,  er  hofift,  die  Sache  werde  so  ihre  völlige  Richtig- 
keit erlangt  haben  und  er  werde  mit  dem  Vergnügen  von  hier  reisen  können, 
dass  im  geringsten  nichts  übrig  oder  zurückgebliebeu,  welches  künftig  ihre 
Freundschaft  einigermassen  alterieren  oder  zu  ferneren  Streitigkeiten  An- 
lass  geben  könnte'). 


0  Eid  solcher  ,,Rece8BU8  monstrabilis*  (s.  v.  Mörner  S.  306  n.  172)  ist  wirk- 
lich aoter  dem  Datum  des  24.  September  1666  abgefasst  and  von  beiden  Pur- 
sten volUogeD  worden.  Danach  soll  der  Besitz  von  Ravenstein  künftig  zwi- 
schen beiden  Fürsten  alle  10  Jahre  alternieren,  Rf.  soll  denselben  Ostern  1667 
antreten  and  dafür  das  ezercitium  der  katholischen  Religion  an  8  Orten  in  Cleve, 
Marck  and  Ravensberg,  wo  es  1624  stattgefunden,  jetzt  aber  nicht  stattfindet, 
restitnieren  a.  s.  w. 

^  Beiliegend  eine  ausführliche  Auseinandersetzung,  in  wie  weit  Kf.  die 
monita  des  Pfalzgrafen  berücksichtigt  und  waruq  er  in  anderen  Paukten  aaf  die- 
selben nicht  habe  eingehen  können,  und  ein  schon  von  dem  Kf.  vollzogener  Ent- 
wurf des  abzaschliessenden  Vertrages. 

Mater,  c.  Gesch.  d.  Q.  Kurfüratcii.    XI.  ■  49 


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770  12.    Der  Erbvergleich  mit  PfalE-Neuburg. 

Pfalzgraf  Philipp  Wilhelm  von  Neuburg  an  den  Kurfürsten. 
D.  Bensperg  26.  Oötober  1666. 

[Greditiv  für  Schnell.     Seine  Nachgiebigkeit,  Zusichernng  seiner  Freundschaft.] 
26. Oct.  Creditiv  für  den  Vicekanzler  Henrich  Schnell '). 

PS').  Ich  bitte  Ew.  Ld.  sie  wollen  glauben,  dass  ich  hierbey 
thue  was  ich  immer  nuhr  khan  undt  widrigenfals  mir  die  restitution 
Rauenstein  fast  schwehr  fallen  werde,  da  ich  doch  selbige  E.  Ld.  ietzo 
aus  so  freyem  Gemuet  abtrette,  der  einzige  Zuesatz  in  dem  Religions- 
.  punct  ist  also  beschaffen,  das  daruon  die  Sicherheit  derselben  in  der 
Herrschaft  gentzlich  dependiret,  das  übrige  ist  alles  nach  E.  Ld.  Ver- 
langen völlig  geblieben,  hoffe  nicht,  dass  sie  hierin  Difficultet  finden 
werden,  sonderlich  da  ich  eueniente  casu  mich  in  allem  nach  deren 
Verlangen  erkleret  und  E.  Ld.  wohl  versichert  sein  können,  dass  ich 
jhro  in  weit  mehrerm  als  dieses  importiert  zue  dienen  verhoffe  und 
von  Herzen  verlange  und  es  auch  casu  non  eueniente  nicht  underlassen 
werde,  versichere  mich  hingegen  E.  Ld.  Generositet  werde  sie  bewegen, 
solchenfals  mir  und  meinen  Kindern  solches  nicht  aufzueladen. 


Der  Kurfürst  an  den  Pfalzgrafen  von  Neuburg.     D.  Cleff 
29.  October  1666. 

[Weitere  Zugeständnisse.] 

29.  Oct.  Die  wegen  der  Bayensteinschen  Sache  in  p.  religionis  und  wegen 

der  ^  Rthlr.  gethanen  Erinnerungen  hat  er  des  Pfalzgrafen  Begehren  ge- 
mäss zugestanden  und  soll  alles  in  dem  umzuschreibenden  Recess  suo  loco 
inseriert  werden,  wegen  der  ^  Rthlr.  aber  kann  ihm  nicht  mehr  zugemnthet 
werden.  Schnell  hat  zwar  darauf  bestanden  und  endlich  vorgeschlagen, 
dass  man  das  Aeqnivalent  snccedente  casu  auf  ^  Rthlr.  erhöhe  und  Ef.  da- 
für diesen  Schwarzenbergischen  Post  absolute  auf  sich  nehme,  er  hält  es 
aber  für  ganz  unbillig,  dass  er  in  diesem  Falle  so  gar  leer  abgewiesen 
werden  solle.    Er  hat  vorgeschlagen,  dass  das  Aequivalent  snccedente  casa 

nur  auf —^  Rthlr.  gesetzt,  hingegen  ihm  bei  Abtretung  der  Herrschaft  non 


0  Schon  am  26.  Octoher  hatte  der  Pfalzgraf  dem  Kf.  in  Erwiderung  d«« 
Schreibens  desselben  vom  21.  October  angekündigt,  dass  er  am  nächsten  Tage 
seinen  Vicekanzler  sa  demselben  schicken  wolle,  am  das  ganze  Werk  in  Rich- 
tigkeit zu  bringen,  er  sei  bereit,  soviel  nur  immer  möglich,  nachzugeben. 

')  eigenhändig. 


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VerbaadlnDgeD  wegen  Ravensteio.  771 

succedeDte  cmsu  ^  Rthlr.  wieder  ersetzt  würden.  Je  nachdem  der  Pfalz- 
graf das  eine  oder  andere  Oblatum  zu  acceptieren  geneigt  ist,  kann  der 
Recess  danach  eingerichtet  werden. 


Blaspeil  an  den  Kurfürsten.    D.  s,  1.  14./24.  November  1666. 

[Neue    Forderaogen    Pfalz -Neabnrgs.     Bitte  ihn   gegen    etwaige   Aufeiodangen 
wegen  des  Ravensteinschen  Vergleichs  zu  schützen.] 

Auf  einer  Zusammenkunft  mit  den  Pf.-Ne üb  urgi sehen  zu  Dorsten  24.  Nov. 
am  18;  November  hat  er  den  Kanzler  Gi es e  gefragt,  ob  der  Pfalzgraf  sich 
noch  nicht  auf  das,  was   mit  Schnell  vor  des  Ef.  Anfbrnch  zu  Cleve  in 
der   Ravensteinschen    Sache   verhandelt   worden,    resolviert   hätte.     Jener 
brachte  darauf  allerhand  Erinnerungen  vor,  beliess.  es  aber  endlich  bei  zwei : 

1)  dass  bei  den  50,000  Rthlr.  auch  Thellzahlungen  zulässig  sein, 

2)  dass  durch  einen  besonderen  Artikel  der  pro  forma  gemachte  Vergleich 
für  kraftlos  erklärt  werden  sollte. 

Er  bittet  deswegen  um  Resolution  J). 

Wobei  ich  —  bitten  muss,  weiln  es  Ew.  Chf.  D.  gst.  gefallen,  den 
Römisch -Catholischen  darinnen  acht  exercitien^  auch  einige  Zulage 
zum  Bau  so  vieler  Kirchen  zu  versprechen,  welches  vermuthlich  von 
viele  Geistlichen  Evangelischer  Religion  und  andern  Eifferern  nicht 
sehr  gelobet  und  besorglich  mir,  wie  in  allen  dergleichen  geschehen, 
imputiret  werden  dürfte,  Ew.  Chf.  D.  geruhen  gst.  mich  deshalb  nicht 
allein  gst.  zu  vertretten ,  sondern  auch  hiesigen*  dero  Statthalter  und 
Regierung,  welchen  noch  zur  Zeit  nichts  oder  wenig  davon  bekant  ist,  die 
Beschaffenheit  davon  pe  r  rescriptum  und  zwar  in  solchen  terminis  gst. 
bekant. zu  machen,  dass  ich  unangefochten  bleiben  möge,  dan  Ew.  Chf.  D. 
—  bekant  ist,  wass  massen  S.  F.  D.  1)  mit  obg.  Zahl  lange  Zeit  nicht 
zufrieden,  2)  für  jede  Kirche  zu  bauen  2000  Rhtlr.  praetendiret  und 
3)  immerhin  darauf  bestanden,  dass  unter  den  verglichenen  Oerther  den 
Jesuiten  einer  —  eingeräumet  werden  solte,  und  mit  wass  grosser 
Mühe  und  Arbeit  man  es  entlich  auf  den  Fuss  —  gebracht  halje.   — 


^)  Beide  Forderungen  werden  vod  dem  Rf.  angenommen,  am  28.  November 
übersendet  derselbe  an  Blaspeil  den  demgemäss  veränderten,  von  ihm  voll- 
zogenen, auf  den  20.  November  datierten  Vertrag. 

49* 


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772  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfals-Neubarg. 

Vergleich  zwischen  dem  Kurfürsten  Friedrich  Wilhelm  von 

Brandenburg  und  dem  Pfalzgrafen  Philipp  Wilhelm  von  Neu- 

hurg  über  den  Besitz  der  Herrschaft  Ravenstein    („Recessus 

verus").     D.  s.  1.  20.  November  1666 '). 

20.  Nov.  Eundt  und  zu  wissen  seye  hiemit  jedermenniglich;  ob  zwam 
zwischen  S**.  Churfürstl.  Dchl.  zu  Brandenburg  p- p.  p-  und  Ihrer 
Fürstl.  Dchl.  Pfaltz-Neuburg  p.  p.  p.  in  dem  zwischen  ihnen  jüngst 
aufgerichteten  Erbvergleich  unter  anderen  beliebet  und  abgeredet 
worden,  dass  die  Streitigkeiten  wegen  der  Herrschafft  Ravenstein 
auf  ein  Gompromissum  gestellet  werden  und  dieselbe  demjenigen  zu- 
fallen und  verbleiben  sollte,  ahn  welchen  sie  per  laudum  arbitrorum 
kommen  und  adiudicirt  werden  möchte,  ob  auch  zwar  ferner  dieser 
Herrschafft  halber  man  sich  unlengst  dergestalt  verglichen,  dass 
wofern  hernegst  Ihre  Ptlrstl.  Dchl.  oder  einer  von  dero  Printzen  nach 
der  jetzt  in  Polen  regierender  Eönigl.  May.  Johann  Casimirs  Re- 
gierung immediate  per  maiora  zu  einem  König  in  Polen  gewehlet 
werden  solte,  alsdan  diese  Herscbaft  ahn  S^.  Churfürstl.  Dchl.  oder 
im  Fall  Sie  solche  bereits  durch  das  vorgemelte  Comproroissum  er- 
langet betten,  ein  ander  aequivalens  ahn  derselben  statt  gegeben 
werden  solte,  so  hat  man  sich  dennoch  anietzo  zu  desto  mehrer  Be- 
stettigung  des  wider  aufgerichteten  guten  Vertrauens  aufs  neue  wegen 
dieser  Herrschafft  auf  nachfolgende  Gonditionen  vereinbahrt  und  ver- 
glichen : 

I.  Anfänglich  versprechen  höchstged.  Ihre  Fürstl.  Dchl.  vorbe- 
sagte Herrschafft  Rauen stein  mit  allen  darzu  gehörigen  Pertinentien, 
Rechten,  Gerechtigkeiten,  Intraden,  ordinari  und  extraordinari  Gefällen, 
wie  solche  beschaffen  sein  und  Nahmen  haben  mögen,  nichts  überall 
ausgenohmen,  dergestalt  wie  Sie  solche  bisshero  besessen  und  genossen 
oder  besitzen  und  geniessen  können,  auf  negstkünfftig  Ostern  1667 
ohn  eintzige  Widerrede  und  Exception  wUrklich  nachfolgender  gestait 
abzutretten  und  einzureumen. 

n.  Dass  wofern  es  zweitens  mit  der  Pol  In  i  sehen  Wahll  zum 
Effect  kommen  und  solche  nach  Ihrer  Königl.  May.  in  Polen  Johann 
Casimirs  Regierung  immediate  auff  Ihr  Fürstl.  Dchl.  oder  einen  von 
Dero  Printzen  fallen  wirdt,  alsdan  diese  Herrschafft  jure  perpetuo  et 


')  Inhaltsaogabe  bei  v.  Morner  S.  310  n.  175. 


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Vertrag  wegen  RaveDsteio.  773 

irrevocabili  bei  S^  Churf.  Dchl.  und  Dero  Descendenten  verbleiben, 
und  deroselben  dabeneben  eine  Summa  Geldts  von  viermallhandert- 
tauBendt  Rthirn.  von  Ihrer  Fürstl.  Dchl.  oder  Dero  Printzen  von  Zeit 
der  Königlichen  Ordnung  inner  sechs  Jahren  in  gleichen  Theilen  ahn 
bahrem  Gelde  gezahlet  oder  in  andere  S".  Churf.  Dchl.  annehmbliche 
Wege  gutgemachet  werden  sollen. 

III.  Imfall  aber  drittens  nach  cessirender  Regierung  oder  tödt- 
lichem  Abfall  höchstgemelter  jetzt  regierender  Eönigl.  May.  die  Wahl 
auf  ein  ander  subiectum  alss  Ihre  Fürstl.  Dchl.  oder  Dero  Printzen 
fallen  solte,  alssdan  versprechen  S^  Churf.  Dchlt.  oder  Dero  Descen- 
denten Ihrer  Fürstl.  Dchl.  und  den  Ihrigen  diese  Herrschafft  alsobalden 
völlig  wieder  abzutrotten  und  einzuräumen,  welche  dieselbe  alssdan 
pleno  jure  und  ohne  einige  fernere  Ihrer  Churf.  Dchl.  oder  dero  Des- 
cendenten Ansprach  gleich  beide  Herzogthumben  Gülich  und  Berg 
Erb-  und  Ewiglich  zu  behalten,  zu  besitzen  und  zu  geniessen  berech- 
tiget sein  sollen,  dafern  auch  hierunter  einiger  Verzug  oder  Mangel! 
wieder  alles  Vermuthen  vorgehen  und  erscheinen  solte,  alssdan  und 
solchenfalss  stehet  Ihrer  Ftirstl.  Dchl.  und  Dero  Descendenten  frey  und 
bevor,  sich  der  Hülffe  eines  oder  mehr  iip  Haubtvergleich  beliebten 
Garanto  so  lang  zu  gebrauchen,  biss  diesem  Vergleich  ein  Gnttgen 
geschehen,  und  Ihre  Fttrstl.  Dchl.  oder  Dero  Descendenten  demselben 
gemeess  zur  würcklicher  Possession  der  Herschafft  widerumb  gelanget, 
inmassen  dan  S^  Churf.  Dchl.  alle  Dero  Landen,  soviel  deren  darzu 
vonnöten,  Ihrer  FQrstl.  Dchl.  zur  special  Hypothec  in  kraft  dieses  zu 
mehrer  Versicherung  verschreiben; 

IV.  Alss  auch  viertens  wegen  der  vielen  und  grossen  Kosten^ 
welche  S*.  Churf.  Dchl.  zu  AussfQhrung  des  Polinischen  desseins  und 
zu  Beförderung  der  intendirten  Wahl  anwenden  müssen,  Erwehnung 
geschehen  und  dargegen  von  Ghurbrandenburg.  seithen  einige  billig, 
messige  Erstattung  praetendiret,  so  haben  sich  Ihr  Fürstl.  Dchl.  dess- 
falss  dahin  erklähret,  dass  wan  hernegst  8\  Churf.  Dchl.  von  Ihre 
Fürstl.  Dchl.  umb  mehre  Assistentz  alss  im  Recess  vom  10.  Junii  1666 
versehen,  requiriren  würden,  darüber  absonderliche  Handlung  gep'flogen 
und  was  verglichen  prästirt  werden  solle,  inmittelss  es  dan  biss  dahin 
beim  jetzg.  Polinischen  Recess  (dem  hierdurch  nichts  derogirt  wirdt) 
sein  Verbleiben  hat. 

V.  Ferners  und  fttnfftens  versprechen  S^.  Churf.  Dchl.,  dass  Sie 
gegen  diese  würckliche  Tradition  besagter  Herrschafft  ahn  acht  Orten 
in  Cleve,  Marck   und  Ravensberg,   ahn  welchen   das  exercitium 


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774  12-    Der  Erbvergleich  mit  Pfals-Neubarg. 

publicum  Romano  Catholicum  anno  1624  gewesen,  anietzo  aber  nicht 
ist,  noch  in  krafft  des  jetzt  aufgerichteten  Religionsvergleich  eingef&hret 
werden  kan,  dergestalt  und  also  wieder  verstatten  wollen,  dass  denen 
alda  vorhandenen  Römisch- Gatholiselien  worzu  eine  ahn  selbigem  Ort 
etwa  vorhandene  Kirche  oder  Gapell  eingereumet  werden  oder,  wan 
deren  keine  vorhanden,  ihnen  erlaubet  und  zugegeben  sein  soll,  deren 
eine  neue  zu  bauen,  und  biss  daran  solches  geschehen  höchstg.  S*.Churi.  D. 
ihnen  ein  zu  ihrem  Gottesdienst  bequemes  Haus  anweisen  lassen,  auch 
zu  erwehntem  Bau  aus  sonderbahrer  Gnade  und  Bezeugung  Dero  gnä- 
digsten Gewogenheit  gegen  Dero  Römisch-Gatholische  IJuterthanen 
beuebens  einigen  Holtzes,  Steinen,  Eaicks,  Eisen  und  dergleichen  Ma- 
terialien, wohe  deren  in  der  Nähe  vorhanden,  eine  Beisteur  von  zwei- 
hundert  Rthlm.  geben,  auch  den  Bau  mit  Hand-  und  Spandiensten 
befttrdern,  denen  Geistlichen  auch,  so  dabei  bestellet  werden  und  den 
Gottesdienst  versehen,  vier  Canonicaten  oder  Präbenden  aus  dem 
Cleve-,  Marck-  und  Ravenssbergischen  zu  ihrer  Unterhaltung  zulegen 
und  incorporiren  lassen,  inmittelst  aber  und  bis  ihnen  solche  gegeben 
und  angewiesen  worden,  einem  jedtwederem  fünfzig  Rthlr.  jährliehs 
reichen  lassen  wollen,  wobei  dan  auch  S'.  Fürstl.  Dchl.  freistehet,  zu 
dem  ferneren  nötigen  Unterhalt  dieser  acht  Exercitien  auch  vier  in 
Dero  Turno  fallende  Präbenden  in  Gülieh  und  Berg  appliciren  und 
incorporiren  zu  lassen. 

VI.  Zum  sechsten  haben  beede  Chur-  und  Fürsten  sich  dahin 
verglichen,  dass,  weilen  der  Graff  von  Schwartzenberg  vermöge 
in  dato  den  17.  Septemb.  jQngsthin  darüber  aufgerichteten  Neben- 
recessus  auf  die  Herrschafft  Winnenthall  mit  Einhundert  tausendt 
Rthlr.  verwiesen  worden,  davon  nunmehr  ein  jeder  Chur-  und  Fürst 
die  Halbscheidt  zu  bezahlen  angenohmen,  Sie  bei  bevorstehendem  Land- 
tage die  Landstände  dahin  gnedigst  disponiren  wollen,  dass  weiln  die 
Gelder  und  andere  hohe  ansehnliche  Summen  zu  dieser  Lande  Besten 
und  ihrer  eigenen  Wolfahrt  angewendet  werden,  sie  diese  Sum  über 
sich  nehmen  und  davon  Gfllich  und  Berg  die  Helffte  und  Cleve, 
Marck  und  Rauensberg  die  andere  Helffte  dem  Herrn  Graven 
innerhalb  zwey  oder  zum  höchsten  drei  Jahren  bezahlen,  auch  ihm  dess- 
falss  genügsame  und  annehmbliche  Versicherung  geben  möchten,  im- 
fall auch  der  Herr  Graff  wider  Verhoffen  sich  mit  diesen  raisonnablen 
Conditionen  und  Offerten  nit  vergnügen  würde,  alssdann  wollen  S^. 
Ghurf.  Dchl.  nicht  unterlassen,  demselben  hierunter  zuzureden  und  des 
H.  Pfalzgr.  Fürstl.  Dchl.  sich  dabei  gebührend  annehmen. 


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Vertraf?  wegen  RaveoBteio.  775 

VII.  Siebendes  gehet  dieser  Vergleich  nur  auf  S\  Churf.  Dchl. 
und  dero  Descendenten ,  nach  deren  gäntzlichen  Abfall  (welchen  der 
Allerhöchste  in  Ewigkeit  verböten  wolle)  die  Herrschafft  wider  ahn 
Ihre  Fürstl.  Dchl.  und  Dero  Descendenten  (unangesehn  dieselbe  vor- 
hin zur  Cron  Fohlen  gelanget  weren)  fallet,  imfall  auch  nach  An- 
weisung des  dritten  Articuli  die  Herrschafft  wider  ahn  Ihre  Fürstl. 
Dchl.  kommen  und  Deroselben  Descendenten  (welches  gleichenfalss 
der  Allerhöchste  in  Gnaden  verhüte)  etwa  mit  Todt'  abgehen  solten, 
alssdan  soll  dieselbe  gleichergestalt  ahn  S^.  Churf.  Dchl.  oder  Dero 
Descendenten  eodem  jure  et  modo  widerumb  zurückfallen. 

VIIL  Inmittelst  aber  soll  achtens  die  Herrschaft  ohne  Gonsens 
Ihrer  Fürstl.  Dchl.  nicht  alienirt  noch  verpfändet  werden,  auch  die 
vermög  Vergleichs  von  anno  1649  darauff  consentirte  hundertzwantzig- 
tausendt  Bthlr.,  dieselbe  seien  darauf  würcklich  realisirt  oder  nicht 
(darunter  zweihundert  Rthlr.,  welche  den  Patribus  Jesuitis  jährlichs 
entrichtet  werden,  begriffen  seindt)  einen  alss  andern  Weg  darauff 
verbleiben,  jedoch  dass  S'.  Churf.  Dchl.  freistehe  die  Creditores  nach 
Billigkeit  abzufinden  und  die  Schulden  zu  zahlen,  wesshalb  Ihr  Fürstl. 
Dchl.  Deroselben  bei  der  etwan  erfolgenden  Restitution  dieser  Herr- 
schafft gebührende  Satisfaction  geben  wollen,  desswegen  gleich woll 
existente  casu  Articuli  tertii  die  Restitution  der  Herrschafft  nicht  auf- 
gehalten, sondern  vor  abgelegte  Summ  gnugsame  Unterpfände 
S'.  Churf.  Dchl.  gelassen  werden  sollen. 

IX.  Wofern  auch  neuntens  obg.massen  ein  ander  vor  Ihr.  Fürstl.  Dchl. 
oder  einen  dero  Printzen  zur  Wahl  in  Polen  gelangen  solte,  welchen 
falss  S'.  Churf.  Dchl.  vermög  Vergleichs  die  Restitution  der  Herrschafft 
obliget,  und  dannenhero  S^  Churf.  Dchl.  die  Herrschafft  ahn  Ihr  Fürstl. 
Dchl.  oder  Dero  Descendenten  verglichenermassen  restituiren  werden,  so 
soll  zwar  solche  Restitution  von  S'.  Churf.  Dchl.  oder  Dero  Descenden- 
ten ohne  einige  Exception  nichts  desto  weniger  geschehen,  diejenige 
^  Rthlr.  aber,  welche  Sie  anitzo  auss  dero  unterhabenen  Landen  zu 
Bezahlung  des  Graven  von  Schwarzenberg  vermög  Art.  VI.  her- 
geben sollen,  alssdan  von  Ihr  Fürstl.  Dchl.  oder  Dero  Descendenten 
S'.  Churf.  Dchl.  ahn  Gelde  restituiret  oder  darfür  gnugsame  Unter- 
pfände eingereumet  u^d  gegeben  werden,  dergestalt  dass  Ihre  Churf. 
Dchl.  und  Dero  Descendenten  bevorstehen  solle,  solche  ^,  Rthlr.  zu- 
folge Ihrer  Gelegenheit  nach  und  nach,  jedoch  mit  keiner  geringeren 
Sum  auf  einmall  alss  mit  ^,  Rthlr.  abzustatten,  da  dan  auch  die  Zinszen 


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776  12.    Der  Erbvergleich  mit  Pfalz-Neaburg. 

unib  80  weit  von  sich  selbsten  nach  Ertrag  des  bezahleten  Capitalss 
fallen  und  cessiren  sollen. 

X.  S^  Churf.  Dchl.  versprechen  auch  zehendens  in  krafft  dieses, 
dass  Sie  das  Exercitium  Beligionis  Romano  Catholicae  ahn  allen  Orten 
der  Herrschaft  Rauenstein  ungehindert  lassen,  auch  die  Römisch 
Catholische  Pfarrer,  Seelsorger,  Religiosos  und  Geistliche,  wass  So- 
cietäts  und  Ordens  dieselbe  auch  sein,  wie  im  gleichen  auch  die  Ein- 
gesessene und  Ufiderthanen,  Geist-  und  Weltliche,  adliche  und  gemeine 
Standtsspersohnen  in  und  ausserhalb  der  Kirchen  in  ihren  Persohnen, 
Haab,  Gütern,  Einkommen  und  Emolumenten,  noch  ahn  ihrer  Lichr 
und  Predigt,  auch  Administration  der  Sacramenten,  noch  ahn  Pro- 
cession  oder  anderen  Eirchenexercitien  und  Geremonien,  noch  sonsten 
in  einigerley  Weise  oder  Wege  behindern,  turbiren  noch  molestiren 
lassen,  sondern  vielmehr  Sie  bei  ihren  geist-  und  weltlichen  Freiheiten, 
altem  Herkommen,  Gebrauch  und  guten  Gewohnheit,  wie  sie  dieselbe 
anietzo  haben  und  gebrauchen,  krefftig  und  bestendig  schtltzen, 
handthaben  und  erhalten  wollen,  worunter  dan  auch  absonderlich  die 
anietzo  in  der  Herrschafft  vorhandene  Geistliche,  imgleichen  die  neu 
erbaute  Kirchen,  Eirchenhäuser  und  Capellen,  darin  die  Rom.  Catho- 
lische aus  der  Meyerey  von  Busch,  Gellerlandt,  Luyck  und  anderen 
umbligenden  Orten  ihr  Exercitium  haben  und  bisshiehin  frequentiret, 
mit  begriffen  sein;  Auch  wollen  8\  Churf.  Dchl.  auff  Erledigung  der 
Pastoreyen  und  anderer  geistlichen  Beneficien  wollqualificirte  Persohnen 
von  der  Rom.  Catholischen  Religion  darzu  wieder  anstellen  und  da- 
bei mainteniren,  auch  dieselbe  und  wass  sonsten  zu  der  Catholischen 
Geistlichkeit  und  deren  Institution,  Visitation  und  Correction  in  mehrged. 
Herrschafft  Rauenstein  gehörig  von  dem  Ordinario  oder  Archidiacono 
zu  Lütt  ig  nicht  abziehen  noch  separiren  lassen,  jedoch  wirdt  dieses 
alles  mit  der  Condition  versprochen,  dass  auch  gleichwoU  denen 
Euangelischen  ahn  ihrem  freyen  Exercitio  nichts  abgehe,  noch  die- 
selbe darin  gehindert  werden. 

XL  Fflrss  Elffte  sollen  beide  Ihre  Chur-  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl. 
(es  falle  diese  Sache  auss,  wie  sie  wolle)  den  Titul  dieser  Herrschafft 
führen  und  behalten,  auch  zugleich  in  beeder  Nahmen  die  Souveraini- 
tet  und  hohe  Landes  Obrigkeit  gegen  den  Staat  der  Vereinigten  Nieder- 
landen und  jedermenniglich  zu  jeder  Zeit  verthätiget  und  aussgeführet 
werden,  und  der  nicht  possidirende  Theill  den  anderen  dabei  handt- 
haben helffen. 

XIL    Beede  Ihre  Chur-  und  Fürstl.  Dchl.  Dchl.  intendiren  keines- 


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Vertrag  wegen  Ravensteio.  777 

wegs  dem  Domino  directo  die  ihme  von  Bechts  wegen  competirende 
jura  einigermassen  zu  schmäleren,  oder  die  qualitatefn  feudalem  hier- 
durch zu  enderen,  sondern  solches  alles  bleibet  in  dem  Stande,  worin 
es  von  Alters  her  gewesen  und  von  Rechts  wegen  sein  können,  ge- 
stalt  dan  auch  beede  Chur-  und  Fflrsten,  sobald  nur  zwischen  der 
Cron  Spanien  und  denen  Herrn  Staaten  wird  ausstiQndig  gemacht 
sein,  ob  dieses  Lehen  nach  der  Königl.  Brüsselischen  Lehnkammer 
oder  nach  dem  von  den  Herrn  Staaten  constituirten  Rhat  von  Brabandt 
gehöre,  den  consensum  über  diesen  Vergleich  debite  suchen  und 
praestanda  dabei  praestiren  wollen. 

XIIL  Obwoll  ahm  24  negstverwichenen  Monats  Septemb.  wegen 
dieser  Herrschafft  Rauenstein  ein  besonderer  Recess  gewisser  Ur- 
sachen halber  abgefasset  und  vollenzogen,  so  hatt  es  doch  damit  diesen 
Verstandt,  dass  derselbe  vdti  keinen  Erefften  sein  und  weder  von  einem 
noch  von  dem  andern  Theil  pro  vel  contra  allegirt  werden  soll. 

XIV.  Im  Übrigen  bleibet  es  in  allen  Stücken  sowoll  bei  dem 
aufgerichteten  Erbvergleich  alss  bei  demjenigen,  wass  der  Pollnischen 
Sache  halber  zwischen  beeden  Chur-  und  Fürsten  sub  dato  des 
10.  Junii  verglichen  worden,  welches  alles  von  beeden  Ihren  Chur-  und 
Fürstl.  Dchl.  Dchl.  also  aufrichtig,  fest  und  unverbrüchlich  und  unter 
der  im  Baubt  Successions  Recess  verglichener  und  hievor  im  Art.  IIP^'' 
bereits  angezogener  Guarantie  und  Verbindtlichkeit  bei  Chur-  und  Fürstl 
Ehren  und  Worten  zu  halten,  also  zu  vollenziehen  und  darwider  nichts 
thun  noch  handien,  noch  thun  oder  handien  zu  lassen,  verglichen  und 
verhandelt.  Zu  Urkundt  und  Festhaltung  obiger  Functen  haben  beede 
Chur-  und  Fürsten  dieses  eigenhändig  underschrieben  und  mit  Dero 
Einsieglen  wollwissentlich  bekrefftigen  lassen.  So  geschehen  und 
gegeben  den  zwantzigsten  Novembris  des  Ein  tausendt  sechshundert 
sechs  und  sechssigsten  Jahres. 


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Personenverzeichnis. 


Achmed  Köprili,  tnrkischer  Gross- 
vezier.  287.  294  f.  328.  340.  843. 

Adolf  Wilhelm,  Herzog  v.  Bach- 
sen-EiseoBch.  426  f. 

V.  Ahlefeld,  Friedr,  dänischer  Ge- 
sandter. 34.  578.  582. 

Alb  recht,  Markfjp*.  ▼.  Aospach.  25. 
96.  99.  106  f.  112.  114.  124.  128.  133 
—135.  166.  442  f.  446.  463. 

Aldenhoven,  Joh.  Christoph,  k.coU 
oischer  Gesandter.  40.  184.  461  f. 

Alexander  VII.,  Papst.  167. 

Alezander,  Caspar,  br.-wolffeDbüt- 
telscher  Gesandter.  461. 

Ali,  Pascha  v.  Temeswar.  286  f. 

Am  alle,  Prinzessin  v.  Oranien.  320. 
491.  494  f.  498.  502-507.  526.  662. 
753. 

S.  Amant,  französ.  Gesandter.  550. 

V.  Amerongen,  holländ.  Gesandter. 
686.  717. 

An  halt,  Fürst  von,  s.  Johann  Georg, 
Emanuel. 

Anna,  Königin  von  Frankreich.  703. 

Anna,  Enrförstin  von  Brandenbarg. 
510. 

Anspach,  Markgraf  v.,  s.  Albrecht. 

Apaffy,  Mii'hael,  Grossfürst  v.  Sie- 
benburgen. 286  f.  331. 

Archinto,  Carlo,  Graf,  spanischer 
Gesandter.  207.  217.  221. 

V.  Arentin,  Johann,  k.pfälzischer 
Obristlieutenant.  86. 

V.  Arnim,  Wolf  Christof,  k.sächs. 
Generalwachtraeister.  208.  262.  271. 
276—281.  42Ö   428. 


Arnsted,   mnnsterscber   Rittmeister. 

638. 
Auersperg,  Fürst,  österreichischer 

Minister.  104.  215.  222. 
Angabt,    Herzog    v.    Braunschweig- 

Wolffenbüttel.  26  f.   234.   562.   568. 

671  f.  575.  577.  581  f.  620.  623—625. 

640.  643.  645.  664.  666.  675.  682  f. 

687.  690  f.  693.  702.  709. 
Au  gast,  Herzog  v.   Holstein,   bran-- 

denb.    G.Wachtmeister.    229.     233. 

290.  296-348.  376. 
Aagnst,  Herzog  v.  Sachsen,  Admi- 
nistrator V.  Magdeburg.  165.  180— 

183.  185.  216.  268—270.  278.  353. 

381.  383.  388.  396.  402.  405.  411- 

415.  417. 


I     Bachroann,   Dr.,   clevischer  Begie- 
'         rungsrath.  754.  756. 

Bade  n ,  Markgraf  v., ».  Gustav  Adolf, 

Leopold  Wilhelm. 
Bai  er  n,  Kurfärst    v.,    s.    Ferdinand 

Maria. 
Baireath,  Markgraf  v.,  s.  Christian 

Ernst. 
Barcsai,  Grossfärst  v.  Siebenbürgen. 

285  f. 
V.  Baumbach,  G.Wachtmeister.  454. 
Beck,  Jean,  brandenb.  Agent  in  Paris. 

166.  539. 
Bedogni,  Lorenzo,  Baumeister.  567. 
Bellefonds,  Marquis  de.  705. 
Beris,  kaiserl.  Hofkammerrath.  287. 
V.  Berlepsch,  Otto,  brandenb. Oberst 


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Personenverzeichnie. 


779 


und  Schlossbauptmanu.  70.  73—76. 
247.  251.  357.  367.  375.  381  —  384. 
386.  389-392.  394—401.  404.  406  f. 
408—410.  420—424. 

Bernhard,  Hersog  ▼.  Sachsen- Jena. 
403  f. 

Bessel,  Heioricb,  br.'-celliBcber  Ge- 
sandter. 48. 

Bethlen  Gabor,  Grossfärtt  ▼.  Sie- 
benbärgen. 286. 

V.  Benningheo,  Conrad,  holländ. 
Gesandter.  706. 

V.  BeverniDg,  Hieronymna,  hoUänd. 
Gesandter.  621  f.  637  685—687.  695. 
698—702.  710—719.  721. 

de  Beyer,  Johann,  olevischer  Re- 
gierungsrath.  622.  693.  706—709. 

Bezieres,  Bischof  von,  franzos.  Ge- 
sandter. 705  f. 

Bjelke,  Steno,  schwedischer  Ge- 
sandter. 109. 

Blaspeil.  Werner  Wilhelm,  clevi- 
scher  Begiemngsrath.  319—321.479. 
491.  493-555.  625-630.  633.  635  f. 
639.  643-645.  653.  655.  658.  660- 
663.  667.  671.  678.  680  f.  684.  689. 
694—696.  699.  701.  710—719.  731 
—  740.  744.  747  f.  753  f.  756-768. 
760.  762—764.  768  f.  771. 

V.  Blittersdorff,  Job.  Werner,  k.- 
mainzischer  Gesandter.  598. 

Block,  brandenb.  O.Lieutenant  319. 
342. 

V.  Blnmenthal,  Carl  Caspar,  bran- 
denb. Geh.Ratb.  107.  156.  159—169. 
199.  224  f.  264.  298.  307.  323-325. 
406.  438.  442.  445.  479.  622.  629. 
703—706.  764  f.  760. 

Boeokel,  Martin,  schwedischer  Ge- 
sandter. 594. 

Bogislav  XIV.,  Herzog  v.  Pommern. 
145. 

V.  Bohn,  Reichshofrath  352. 

▼.  Boineburg,  k.roainz.  Minister. 
206.  217  f.  231.  235.  268.  355. 

y.  Boisrenaad,  G. Adjutant.  454. 

Boll,  holländ.  Deputierter.  653. 

Bombach,  General.  196. 


Bonoeil.  705. 

Borck,  Adolf.  Prior  v.  Werden. 
513  f.  525.  690  f.  692.  731.  739. 

▼.  Borck e, Caspar,  k.pfalz.  Gesandter. 
68.  70.  72  f. 

V.  Bors  teil,  Georg  Friedrich,  bran- 
denb. Hof-  n.  Kammergericbtsrath. 
25. 

Boordeaux.  109—111. 

V.  Brabeck,  mönsterscher  Domherr. 
509.  638.  643.  652.  657.  689. 

Brand  ▼.  Lindan,  Joh.  Christ.,  k.- 
sächs.  O.Lientenant  314. 

V.  Brandt,  Christoph,  brandenb.  Ge- 
sandter. 65.  97  f.  493.  515-517.  519. 
629. 

Brannsohweig-Ldnebnrg,  Her- 
zog von,  s.  AngQSt,  Christian  Lud- 
wig,  Georg  Wilhelm,  Johann  Frie- 
drich. 

Brunkhorst,  Graf  v,  615. 

V.  Brunn,  k.pfalz.  Gesandter.  76. 

Bndendacb,  Johann,  halberst.  Re- 
glerungs-  u.  Kammerrath.  276—280. 

V.  Bulow,  brannschw. - hannov.  Ge- 
sandter. 6. 

T.  Bttgg,  Frelh. ,  G.Wachtmeister. 
227  f. 

V.  Burckerode,  k.sächs.  Gesandter. 
132. 

Buschmann,  k.cöln.  Kanzler.  468. 
673.  708—719.  722  f. 

V.  Bydenbach,  Georg  Wilh.,  wur- 
temb.  Gesandter.  461. 


Calovius,  Professor  in  Wittenberg. 
185. 

V.  C an ste  1  n,  Raban, brandenb.  Geh.- 
Rath  und  Hofmarschall.  6  f.  16.  27. 
39.  54.  402.  404.  437.  497.  564.  566. 
629.  670.  726.  734.  754  f.  768  f. 

Caprara,  kaiserl.  Oberst.  332  f. 

Caraze na, Marquis,  span.  Gouverneur 
der  Niederlande.  299. 

Carlingford,  Graf,  englischer  Ge- 
sandter. 654—656.  665.  677.  679. 

Carrer,  Dr.,  pf.-neuburg.  Hofrath.  174. 


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780 


Personen  Verzeichnis. 


Caetel  Rodrigo,  spanischer  Goaver- 

near   der   Niederlande.   457.  461  — 

463.  667.  659.  664.   699. 
Charlotte,  Kurforstin  v.  Pfalz.  64  f. 

70-72.  76  f. 
Christian,  Herzog  ▼.  Sachsen-Merse- 

barg.  353.  383. 
Christian  Ernst,  Markgraf  v.  Bai- 

renth.  96.  99.   106  f.  114.  120.   125. 

133  f.  442  f.  446.  453.  463. 
Christian  Lonis, Herzog v.Meckleu- 

barg.  236  f.  264. 
Christian    Ladwig,    Herzog   von 

Brannschw.-CeUe.  4.  9.  26  f.  47  f.  54. 

58.  375.  397.  429.  445.  451.  458.  559 

—561.  563. 
Christian  Wilhelm,  Administrator 

V.  Magdeburg.  165. 
Christoph   Bernhard    (v.    Galen), 

Bischof  y.  Monster.   9^1.   188.   212. 

217  f.    220.    222.  225.  227  f.    280  f. 

233  f.    237  f.    322  f.    385.  423.  440. 

451.  454-457.  461  f.  463—466. 481  f. 

485—487.   489.  492  f.    498  f.  509- 

550.    554.   562.   569  f.   574     581— 

583.  611—721.  731. 
Cöl  D,  Kurfürst  y.,  s.  Ferdinand,  Maxi- 
milian Henrich. 
C  o  l  a  1 1 0,  Claudias  Graf,  kaiserl.  Reichs- 

hofrath  und  Obrist.  33.  288. 
Colbert,  Jean  Baptiste,  franzos.  Mi^ 

nister.  705  f. 
Colbert-Croissi,  Charles,  fransös. 

Gesandter.   621  f.     680.    685.    693. 

703  f.  711. 
Copes,  Johann,  brandenb.  Resident 

im  Haag    36.  319—321.    626-628. 

633.  635  f.   642.  650.  653.  658.  667. 

669.  680—688.  690.  695. 
Conrtin,    Honoratus,    fransös.    Ge- 
sandter. 594. 
Crane,  Reichshof^ath.  166.  170.  172. 

175  f.  178.  180.  188. 
y.  Crockow,  Lorenz,  brandenb.  Ge- 
sandter.   97.   101  f.   264.  271.   290. 

479.  635.  653.  747. 
y.  Crockow,  Mathias,  brandenb.  Ge- 
sandter. 13.  23—25. 


V.  Oalwich,  hessischer  Gesandter. 

635. 
Danckelmann,  Sylvester,  brandenb. 

Gesandter.  319—321. 
De  rffli  n ger  (Dorflinp),  brandenb.  G. 

Feldzeugmeister.  297. 
y.  Diessenhausen,  W.  J.  Un gelter, 

pf.-neuburgischerHofrathspräsident. 

174.  181. 
Dietrich,  braunscbw.-cellischer  Geh. 

Rath.  575. 
Dietrichstein,  Graf,   kaiserl.   Ge- 
sandter. 258. 
y.   Dobrczenski,    brandenb.    Geh. 

Rath.  110. 
DoÜna,    Christoph    Delphicn««    Graf, 

Bchwed.  Diplomat.  109. 
Dohna,   Christoph   Graf,  brandenb. 

Geh.  Rath.  204.  334  f.  629.  660.  670. 

760.  763. 
Dorothea  y.  Holstein,   Herzogin  y. 

Br.-Celle.  568. 
D  o  wn  i  n  g,  englischer  Gesandter.  515 — 

517.  519.  628. 


Eberhard,  Herzog  v.  Wnrtemberg. 
447.  458. 

Eden,  Barchard  Dr.,  bremischer  Ge- 
sandter. 196. 

y.  Ei  ekel,  cleyischer  Regierungsrath. 
I         754.  756. 

I     y.     Bimbeck,     Christian     Hempo, 
brandenb.  Kammerjunker.  725. 

Eisenach,  Herzog  y.,  e.  Adolf  Wil- 
helm. 

Bitelfriedrich  V.,  Graf  y.  Hohen- 
zollern.  124. 

Eleonore,    Wittwe    Kaiser  Ferdi- 
nands III.  104.  113.  132. 

Elisabeth,  Prinzessin  y.  Pfalz,  Aeb- 
tissin  y.  Herford.  567.  646. 

y.  EUer,   brandenb.  G.  Major.  306. 
690. 

y.  Eltz,  Friedr.  Casimir,  br.-cellischer 
Geh.  Rath.  575  f.  667. 
I     Emanuel,  Fürst  yon  Anhalt.  278. 


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PersoneDverzeichois. 


781 


V.  E  m  m  e  r  i  c  h ,  KammergerichtsfiBkal. 
352  f. 

EDgbieo  (ADguieo  Adjou),  Herzog 
V.  418.  489.  507.    746. 

Ernst,  Herzog  v.  SachseD  -  Gotha. 
208.  268.  313.  353.  356  f.  361  f.  365. 
369.  373.  375.  381-884.  390—392. 
394.  398.  401.  417.  420.  423.  427. 
429.  431  f. 

ErostAngust,  Herzog  v.Braa  oschw.- 
Lüoebnrg,  Bischof  v.  Osoabrück. 
423.  464.  5G0.  562.  571  f.  575  577— 
579.  581.  584.  605.  632  f.  635—637. 
640.  644-649.  654.  658  f.  664.  682  f. 
687  f.  698.  709.  718. 

Ernst,  Hermann,  clevischer  Regle- 
rn ogsrath.  734.  760. 

Estrades,  Graf,  französ.  Gesandter. 
494.  497.  517.  551-555.  616  f.  625. 
628.  656  f.  669  f.  672.  682-684. 

Et  tinger,  Dr.,  k.  mainzischer  Ge- 
sandter. 168. 


Falckenier,  Bärgermeister  ▼.  Am- 
sterdam. 680. 

Ferdinand  III.,  Kaiser.  10.  63.  95. 
103.  149.  352.  590. 

Ferdinand  (IV.),  Rom.  König.  63. 

Ferdinand,  Knrfärst  v.  Cöln,  Bi- 
schof V.  Munster.  615. 

Ferdinand  (▼.  Färstenberg),  Bischof 
v.  Paderborn.  214.  620.  649.  652. 
663 f.  693.  702.  709.  737. 

Ferdinand  Maria,  Knrfurst  v. 
Baiero.  11.  22.  47.  7rt.  104.  217. 
227.  266. 

Pejge  (Fayes),  G.Adjutant.  454.469. 

V.  Firnemont,  kaiserl.  G.Feldzeug- 
meister  u.  Landeshauptm.  v.  Glogau. 
303-305. 

Forgatsch,  Graf,  kaiserl.  General. 
304. 

Frendemaoo,  brannschw. - wolffenb. 
Gesandter.  4. 

V.  Fr i dag,  kaiserl.  Gesandter.  324. 

Friedrich  III.,  Kaiser.  106. 


Friedrich  III.,  Kooig  v.  Däuemark. 
572. 

Friedrich  IL,  Kurfürst  ▼.  Branden- 
burg. 106. 

Friedrich  V.,  Kurfürst  v.  Pfalz.  63. 
567. 

Friedrich,  Herzog  ▼.  Drauoschw.- 
Celle.  559  f. 

Friedrich,  Fürst  v.  Anhalt.  234. 

Friedrich,  Markgraf  v.  Baden.  227. 
335.  512. 

Friedrich,  Landgraf  y.  Hessen- 
Homburg.  231.  528. 

Friedrich  Ludwig,  Pfalzgraf  ?. 
Zweibrackeo.  447.  458.  761. 

Friedrich  Wilhelm,  Herzog  v. 
Sachsen -Altenburg.  12.  208.  216. 
226  f.  276.  279.  353.  362.  365.  881. 
403.  411.  42L 

V.  Friesen,  k.säohs.  Geh  Rath.  262 
-274. 

Friquet,  kaiserl.  Gesandter.  37. 490 f. 
496—502  512.  621.  669  f.  672.  674. 
689.  699.  714. 

Fuchs,  Paul.  403. 

de  la  Fuente,  spanischer  Gesandter. 
299.  307. 

Fürsten berg,  Franz  Egon  Graf, 
Bischof  V.  Strassburg,  k.coln.  Mi- 
nister. 14.  22— 24.35— 37.  39  f.  524  f. 
581.  591.  622.  664  f.  673  f.  707—709. 
726  f. 

—  Joh.  Adolf,  paderbornscher  Dom- 
herr. 665.  709—719. 

—  Wilhelm  Egon  Graf,  k.coln.  Ober- 
Kämmerer.  23.  482.  622.  673.  693  f. 
697.  699.  707—719.  724-726. 

Furstenstein,  Diede  zum,  hessi- 
scher Gesandter.  15.  20. 

Fngger,Graf,  Generallieuteoant.  227 
-229. 


V.  Oalen,  Heinrich,  695. 
Garnier,   kaiserl.    G.  Wachtmeister. 

326  f.  330. 
V.  Gent,  Johann,  758. 


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782 


PerBonenvjeneiohoia. 


Georg,  Herzog  v.  BrauDscfaw.-Caleo- 
berg.  559. 

Georg,  Landgraf  ▼.  Hessen  •  Darm - 
Stadt.  7.    26f.  40.  65  f.  71  f.  458. 

Georg  Christian,  Landgraf  ▼.  Hes- 
sen-Homburg. 424.  463.  528  f. 

Georg  Christian,  Fnrst  v.  Ostfries* 
land.  616. 

Georg  Wilhelm,  Knrf.  v.  Branden- 
burg. 121. 

Georg  Wilhelm,  Hersog  v. 
Brannschw.- Lüneburg.  26  f.  445. 
451-453.  457  f.  464.  478.  560—586. 
593.  623—625.  631—636.  639.  641. 
643.  645.  654.  662.  664  f.  682  f.  687  f. 
709.  719. 

V.  Gersdorff,  Niool,  k.sachs.  Geh 
Rath.  57.  185.  382.  388.  393.  422. 

V.  Giese,  Frans,  pf.-neubnrg.  Ober> 
kanzler.  219  519.  525  f.  545.  550. 
608-610.  693  f.  696.  709—719.  733. 
740.  744.  747.  753.  771. 

Girant.  705. 

V.  Gladebeck,  Bodo,  braanschw.- 
cellischer  Gesandter.  9  f.  15.  20. 
48-54.  397.  443.  539.  567.   572. 

de  Goes,  kaiserl.  Gesandter.  287. 
294.  597  621.  674  f.  681  f.  688.  690. 
694  f.  709—720.  74.'>-748. 

v.GoIts, Rädiger,  braodenb. G.Wacht- 
meister. 296  r.  303.  564.  566. 

Gonzaga,  Fürst.  13.  23. 104.288.310. 

V.  Goppold,  Reichshofratb.  353. 

G  0 r gas, münsterscher  G.Major.  454— 
456.  462—464.  649. 

Grammont,  Duo  de,  französ.  Ge- 
sandter. 325.  705. 

Gravel,  franzÖs.  Gesandter.  9.  12. 
15.  23.  50.  53.  64.  69  f.  85—89.  150. 
177.  189.  191.  200.  237.  246  f.  249. 
289.  446.  448.  453.  455  f.  461  f.  466. 
469.  472—474.  479  f.  494. 

V.  Greif fenclau,  k.mainzischer Geh. 
Rath.  395.  409.  609  f. 

V.  Groben,  Domdechant.  478. 

Grote,  Otto,  braodenb.  EUth.  48. 

Grote,  Otto,  braunscbw.-hanno ver- 
scher Gesandter.  709—720. 


Gruber,  Florian,  k.colnischer  Rath. 

578. 
Gudenus  ,  Dr.  Johann,  k.mainzischer 

Gesandter.  709—719. 
de  Guiche,  Graf.  656. 
Guidobald,  (Graf  v.  Thun),  Ersbi- 

schof  ▼.  Salzburg.  11.  153  f.  166— 

170.   176.    183.  186.  188.  192.  218. 

238.  245.  247.  249.  252.  254  f.  257. 

308.  311.  339.  463. 
Gustav  Adolf,  König  v.  Schweden. 

351. 
Gustav  Adolf,  Markgraf  v.  Baden. 


Slabbaeus,  schwedischer  Gesand- 
ter. 701. 

Hackeberg,  Julius,  brandenb.  Ge- 
sandter. 744—746. 

Haersolte,  Oberst,  holländ.  Ge> 
sandtcr.  631.  635  f.  640.  644.  654  f. 

V.  Hammerstein,  Osnabrück.  Hof- 
marschall.  647. 

Hardeck,  Graf,  ansbachischer  Ge- 
sandter. 112.  128. 

V.  Hardenberg  (Harenberg),  braun- 
schweig.-cellisober  Gesandter.  4.  6. 
574.  579. 

van  Haren,  holländ.  Gesandter.  680. 

V.  Harrach,  Cardinal.  164. 

Hase,  Dr.,  elevischer  Regierungsrath. 
754—757. 

Hatzfeld,  Graf  v.,  432. 

T.  Haubitz,  münsterscher  O.Wacht- 
meister. 227.  714. 
I     V.  Hast  hausen,  braunschw.-hanno- 
I         verscher  Stallmeister.  571.  645—649. 

Hedwig  Sophie,  Landgräfin  v. 
Hessen -Cassel.  64.  70.  76  f.  37.^. 
445.  458.  541.  569  f.  651  f.  667. 

V.  Heiden,  clevischer  Regierungs- 
rath. 71  f.  756.  759. 

V.  Heimburg,  brannschw. •  wolffenb. 
Gesandter.  6.  15.  20.  666.  675.  690  f. 
694.  697.  699.  709—719. 

Heinrich  IV.,  Herzog  v.  Mecklen- 
burg-Schwerin. 106. 


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PersonenverseiehDiB. 


783 


Heinrich,  Hersog  v.  Mecklenbarg- 

Stargard.  106. 
Heinrich,   Ffirst  ▼.  Nassau -Dillen- 

bnrg.  234  f. 
Heister,  kaiserl.  F.M.Lienten.  382  f. 

343. 
Hermann  Adolf,  Graf \r. Lippe. 541. 
Hessen- Gassei,    Landgraf   v.,    s. 

Hedwig  Sophie,  Wilhelm. 

—  Darmstadt,  Landgraf  v. ,  g. 
Georg  IL,  Ladwig  VI. 

—  Hombnrg,  Landgraf  v.,  s.  Frie- 
drich. 

Heyland,  brannschw.-wolffenb.  Ge- 
sandter. 23. 

Hippel,  brandenb.  Secretär.  498. 

Hocher,  Dr.,  öeterr.  Gesandter.  166. 
219. 

V.  Hoen,  k.pfälz.  Geh.Rath.  64. 

V  0  m  H  0  f  f,  hessischer  Hofmarechall.  27. 

v.Hohenfeldt,Beicb6pfenmgmeiBt«r. 
224. 

H  o  h  e  n  1  o  h  e ,  Jnlias  Graf ,  G  eneral. 
192. 245.  328. 331.  454.  469.  480.  482. 

Hohenzollern,  Graf,  kaiserl.  Erb- 
kämmerer. 128  f. 

—  Jost  Niklas  Graf.  124.       . 

—  Karl  Graf.  124. 

—  Meinrad  Graf.  124. 

—  Philipp  Christoph  Graf.   124. 
Holstein,    Herzog    v. ,    s.   Angaet, 

Johann  Adolf. 
V.  Hoverbeck,    Johann,    brandenb. 

Geh.  Ratb.  110.  204.  262.  335  f.  373. 
V.  Hächtenbruoh ,    cleviscber   Be- 

gieningerath.  754.  .756.  7(30. 
Hago  Eberhard,Bi8cbofv.  Worms. 

168. 
Hago,    Lndolf,    braanschw.-hannov. 

Gesandter.  709—720. 


Iden,  Syndicns  ▼.  Magdeburg.  218. 
ir.  Jena,  Friedrich,    brandenb.  Geh. 

Rath  u.  Kanzler.  27.  48.  51— 54.  68. 

80.  83.  85.   96.  103.  167.  270.  291. 

406  f.  414.  417.  43Ö.  562.  565  —  586. 

021.  631  —  636.  639.  646—649.  661. 


670.  675.  689-702.  712  f.  726.  738. 

754.  756.  760.  763  f. 
V.  Jena,    Gottfried,   brandenb.   Ge- 
sandter. 156  —  267.  311.  439.  446— 

482. 
Johann  V.,  Hersog  v.  Mecklenburg- 
Schwerin.  106. 
Johann  Adolf,  Herzog  ▼.  Holstein. 

227.  229.  252  f. 
Johann  Conrad ,  Bischof  ▼.  Basel. 

447.  458.  461. 
I     Johann  Friedrich,  Herzogv.Brauo- 

schweig -Lüneburg.  231.  451—458. 
!         457  f.  560—586.  633—635.  643.  646. 

648.  664.  682  f.  690  f.  709. 
Johann  Georg,  Kurf.  y.  Branden- 
burg. 114. 
Johann   Georg,   Fürst    ▼.   Anhalt, 
I         brandenb.   Geh.  Batb.  54.   74.   204. 

272.  299.  317  f.  822—326.  335  f.  373. 

629.  660.  680.  726.  764  f.  760. 
Johann  Georg,   Kurf.  v.  Sachsen. 

22.  47.  57—69.  64  f.  104.  158.  186. 

208.  216.  226—228.  282  f.  236  f.  241. 

243.  256.  258—281.  292.  863.  356— 

359.  363.  367—369. 872—377.  381— 

397.  401.  403.  405.   407.  410—420. 

422  f.  425—433.  528.  574. 
Johann  Kasimir,  König  v.  Polen. 

28.  419.  488.  760.  772  f. 
Johann    Philipp    (v.    Schonborn), 

Kurf.  V.  Mainz.  3.  10—16.  23  f.  28. 

30.  34  f.  38  f.  44—47.  66.  66.  71.  87. 

146.   150—152.  168.  191.  193.   197. 

202.  206.   208.   214.  218.  220.  222. 

225.  227  f.  231—241.  247—252.  256. 

261.  263.  265.  267  f.  272—274.  277. 

279.  317.  320.  346.  362-422.  429— 

432.  439  f.  456  f.  473.  4  2.  487.  492. 

528.  569  f.  574.  590—611.  685.  709. 
Ising,  Dr.,  cleviscber  Begieningsrath. 

543.  784.  754.  757.  769  f. 
Julius  He inr ich, Herzog  v.SachBen- 

Laaenburg.  238. 


v.Kannenberg,  brandenb.  General- 
lientenant.  4. 


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784 


PersoDenverzeichnia. 


Karin.,  König  v.  England.  78.  462. 
617.  625.  630.  638.  654. 656. 659.  661. 
675.  708.  719  f. 

KarlX.  GoBtav,  Konig  ▼.  Schweden. 
118.  146.  285.  487. 

Karl  XL,  König  ▼.  Schweden.  97  f. 
164.  443.  448.  458. 481. 578. 592.  611. 

Karl  IL,  König  y.  Spanien.  674.  710. 

K  arl,  Hersog  v.  Lothringen.  355.  591. 
593.  595.  604.  746. 

Karl  Joseph,  firsherzog  ▼.  Oester- 
reich.  105.  132.  230. 

Karl  Kaspar  (▼.  d.  Leyen),  Kur- 
fürst V.  Trier.  47.  91.  227.  448.  487. 
591.  595.  597.  604. 

Karl  Ludwig,  Kurfürst  v.  Pfals.  9. 
32. 47.50-53.63—91. 164. 243.418- 
420.  439.  443.  457.  681.  689—611. 

Kemeny-Janos,  Grossfürst  v.  Sie- 
benbürgen. 286  f 

▼.  K  etler,Kasp.Philipp,paderb.Dom- 
deohant.  709—719. 

K leihe,  Dietrich  Schweder,  schwe- 
discher Gesandter.  98  —  125.  145. 
582  f.  585.  620.  634  f.  648.  653. 

V.  Kleist,  Ewald,  brandenb.  Geh. 
Bath.  145. 

Knie,  kaiserl.  G.Wachtmeiser.  331— 
333. 

Kniephof,  Bürgermeister  v.  Erfurt. 
354. 

Koller,  brandenb.  O.Lieutenant.  315. 
342. 

Königseck,  Graf,  Reichshofrath, 
kaiserl.  Gesandter.  150.  321.  593. 
601.  604—606. 

Königsmark,  Graf,  schwedischer 
Peldmarschall.  110.  146.  629. 

Koppen,  Johann,  brandenb.  Geh. 
Rath.  475. 

Kohari,  kaiserl  Oberst.  330. 

Kornhöffer^  Joh.,  O.Wachtmeister. 
281. 

Y.  Kram,  braunschw.  -  hannoY.  Ge- 
sandter. 4. 

V.  Kreutzberg,  clevisoher  Regle- 
rn ngsrath.  760. 

T.  Krockow,  s.  Crockow.     . 


liacron,  Graf.  186. 

Lamberg,  Graf,  kaiserl.  Oberkam- 

merer.  113.  132. 
L  a  m  m  e  r  s ,    clevischer    Regierungs- 

rath.  760. 
y.  Landsberg,  Dietrich,  k.cölnischer 

Geh.Rath.  15.  20.  539.   578  f.   694. 

696  f.  707.  709.  722  f. 
Langenbeck,  Heinrich,  braonechw.- 

cellischer  Gesandter.  6. 
Y.  Ledebur,  Gerhard  Jan,  brandenb. 

Gesandter.  110.  113. 
Leopold,  Kaiser.  5  —  7.  10—14.  19 

—24.  32-34.  45  f.  49.  52.  55—58. 

66.  82.  85—87.  91.  95  f.  98.  100—145. 

149  -154. 167 f.  213—240.  258-2Ü1. 

272  f.  277.  279.  285-348.355.  359  f. 

371.  373.  375f.  380.  393.  430-432. 

438f.  465.  486.  497.  499  f.  565.  593. 

596—601.  605.  608.  611.  621.  624. 

661  f.  669.  674  f.  688.  691.  704.  707  f. 

740—742.  748.  751. 
Leopold    Wilhelm,   Erzherzog   y. 

Oesterreich.  104. 113. 127. 132. 135  f. 
Leopold   Wilhelm,    Markgraf    y. 

Baden,  Reicbsfeldmarschall.  219. 224. 

226.  229.  231.  245. 
Y. L  er o d  t,  pf.nenburg.  Gesandter.  488. 

491.  496-510.  518  f.  621.  526.  529. 
L es  seine,    französ.  Gesandter.  141. 

164.  264.  437.  446.  4b9.  645.  547  f. 

550.  657.  659. 
Y.  d.  Leye,  k.mainzischer  G.Wacht- 
meister. 426.  454. 
Lichtenstein,  Fürst.  291  f.  323.  616. 
Lilie  ström,  Joh.   Nicod.,  schwedi- 
scher Vicepräsident,  131. 
Limburg-Styrum.Graf  Y.,  615.716. 
Limprecht,  Volkmar,   Obervierherr 

in  Erfurt.  352—354.  389  f. 
Linde  nspührer,  Reichshofrath.  115. 
Lionne,  französ.   Minister.  50.  200. 

325.  553.  555.  62a  704  f. 
Lippe,  Graf  y.,  s.  Herrmann  Adolf. 
Y.  Li  sola,  Franz,  kaiserl.  Gesandter. 

187.  224.  258.  289  f.  292.  294  f.  297— 

300.  303-308.  315—318.  322  f.  328. 

338.  347  f.  490.  49(>.  500. 


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PersoDeoverseichois. 


785 


Lobkowitz,  Fürst,  kaiserl.  Minister. 

104.  116.  222.  310.  328. 
V.  Löbeo,  Johann  Friedr.,  brandenb. 

Qeh.Rath.  95.  99  —  140.  204.  335  f. 

629. 
Lothringen,  Herzog  v.,  8.  Kar]. 
V.  L  Ott  am,  clevischer  Regierangs  ratb. 

543.  759. 
Lubomiraki,  Füret.  318.  742.744— 

749.  751. 
Ludolf,  Hieb,   Sachsen  -  gothaiecher 

Hof-  a.  Jastizrath.  427. 
Ladolf,  Batbsmeister  in  Erfart.  366 f. 

370.  384. 
LadwigXIV.,  König  v.  Frankreich. 

9.  12.  15.  23.  50.  64.   69  f.  85-91. 

150  f.  1(54.  166.  168.  188.200.  224  f. 

246.  264.  289.  355.  379.  402  f.  '412- 

418—420.  423.   430-432.  487-440. 

445.  448.  456.  458  f.  460.  464.  478  f. 

489  f.  494.  499  f.  507.  545.  547.  550— 

555.  565.  571.   611.    616—618.   621. 

625.  628.  630.  651.  654.    657.   674. 

691.  697.  703-709. 
L  a  d  w  i  g  V.,Landgraf  ▼.Hessen-Darm- 
stadt. 231.  458. 
Ludwig  VI.,   Landgraf    v.    Hessen- 
Darmstadt.  7.  74.  445.  652.  667. 
Lad w ig  Philipp,  Pfalzgraf  v.  Sim- 

mern.  63. 
Luise  Marie,  Konigin  v.  Polen.  421. 

488.  742, 
Luise    V.    Degenfeld,    Bangräfin, 

Gemahlin   des    Karf.   Karl   Ludwig 

V.  Pfalz.  64-66.  71.  76.  605-608. 
de  Lambres,    französ.    Gesandter. 

554.  578.  583.  585. 
Lynar,  Graf.  227. 


V.  Mahre nho Uz,  Curt  Asche,  bran- 
denb. Gesandter.  77.  156—257.  439. 
446-4.^.  465—482.  593.  601—611. 

.Mainz,  Kurfürst  v.,  s.  Johann  Phi- 
lipp. 

Maradas,  Graf.  113.  132. 

V.  Marwitz,  brandenb.  0. Lieutenant. 
,303.  305  f.  319.  .327.  332  f.  342. 

Unter.  %.  Gesch.  d.  O    Kurfürsten.    XI. 


V.  M  ander  od  e,  Otto,  braunschw.- 
cellischer  Gesandter.  457.  461. 

Matthias,  Kaiser.  590. 

Maximilian  L,  Kaiser.  589. 

Maximilian  Henrich  (v.  Baiern), 
Kurfürst  v.  Cöln.  3.  7.  9.  11—15. 
22—28.  31  f.  35—44.  47.  55  f.  59. 
66--68.  79.  238.  254.  440.  445.  462 
—464.  466  f.  487.  515.  517.  522  f. 
526.  528.539.  569  f.  574  f.  577.  581. 
585.  591.  595.  597.  604.  621  f.  651. 
664  f.  668.  673  f.  682  f.  685—687.  689. 
691.  693.  .696—698.  702.  706—709. 
722-727.  731.  743.  751. 

Mazarin,  Cardinal.  15.  90.  97.  488. 
507. 

Mecklenburg,  Herzog  v.,  s.  Chri- 
stian Louis,  Heinrich. 

Medina  de  las  Torres,  Herzog, 
spanischer  Minister.  308. 

Mehl,  k.mainzisüher  Kanzler.  168  f. 
184.  201. 

Meinders,  Conrad,  Dr.,  paderborn- 
scher Gesandter.  214,  217.  504.  709— 
719. 

Meinders,  Franz,  brandenb.  Geh.- 
Secretär.  652.  732—737.  740  f.  744 
-747.  749.  753  f.  756.  758.  760.  762. 
765-768. 

Menius,  Sachsen  -  zeitzscher  Geh.- 
Bath.  366  f. 

V.  Metternicb,  Ernst,  brandenb.  Ge- 
sandter. 157. 

Mevius,  David,  schwedischer  Ge- 
sandter. 138.  142-144.  594. 

V.  Miltitz,  G.  H.,  k.sachsischer  Hof- 
justizrath.  427. 

Mörsberg,  Graf.  417.  426.  429. 

Molitor,  Dr.,  k.mainzischer  Ge- 
sandter. 355. 

Montecuccoli,  Graf,  kaiserl.  Feld- 
marschall. 112.  155.  167.  219.  286  f. 
298.  316.  321.  329.  331.  342  f. 

Moritz  (Johann  Moritz),  Fürst  v. 
Nassau,  brandenb.  Statth.  in  Cleve. 
65. 165. 230. 512  f.  519. 551. 754  f.  759. 

Moritz,    Herzog    v.    Sachsen -Zeitz. 
272.  a5.3.  ,366.  411.  414. 
50 


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786 


FersoDenverseichoii. 


Motefeld,   Johaoo,    clevischer    Re- 

gieraogsrath.  759. 
da  Moni  in,  fraozös.  Gesandter.  671. 

682  f.  685.  739. 
Maller,  Lorenz,  braunscbw.-hanuov. 

Gesandter.  563—567.  569   571.  645 

—649.  665  f.  709—720. 
Münster,  Bischof  v.,    s.  Christoph 

Bernhard. 
Mn  ham  e  d  IV.,  tarkischer  Snltan.  285. 


IV  a  BS  an,  Färst  v.,  s.  Heinrich,  Moritz. 

Neitsch,  k.-sächsischer  Oberst.  390. 

Nenbarg,  Pfalzgraf  v.,  s.  Philipp 
Wilhelm,  VVolfgang  Wilhelm. 

Neumann,  Andreas,  brandenb  Re- 
sident in  Wien.  95  f.  101. 103—144. 
235  289.  294.  305.  307.  327.  338  f. 
342.  393. 

Nicolartz,  k.cölnischer  Gesandter. 
578.  664.  696.  698. 

V.  Nievenheim,  clevischer  Regie- 
rungsrath.  751.  756. 

Nostiz,  Graf,  Kanzler  in  Böhmen. 222. 


Ochs,  Johann,  Kassierer  der  Rhein. 

Allianz.  453  f.  467. 
Oldenbarg,  Graf  v.  173. 
V.   Ommeren,    holländ.    Gesandter. 

653.  665.  699. 
Oranien,  Prinzessin  v.,  s.  Amalie. 
—  Prinz  V.,  s.  Wilhelm. 
Ostfriesland,  Fürst   v.,    s.  Georg 

Christian. 
Owener,  Oberst.  573. 


Pagestecher,  Christian,  hessischer 
Gesandter.  15.  20.  40. 

P  ark er,  Jobann,  engl.  Schtffscapitän. 
677. 

Patz,  Heinrich,  k.mainzischer Gesand- 
ter. 709—719. 

Peil,  Arnold,  k.pf&lzischer  Gesandter. 
67—70.  72—80.  83.  85.  602. 


Peil,  Johann,  clevischer  Regieroogs- 

ralh.  7t>0. 
Penner  an  da,    Graf,    Vicekonig    y. 

Neapel.  299. 
Per  sin  8,  k.pßllzischer  Resident.  602. 
Pestalozzi,  Kaufmann.  299. 
Pfalz,  Kurfürst  v.,   s.  Karl  Ludwig. 
Pflugk  zu  Kottwitz,  Heinr.  Signa. 

k. sächsischer  Kämmerer.  262. 
Pfretzschmer,  Nicol.,  Dr.  k.säch- 

siscber  Geh.  Rath    427. 
Philipp'IV.,  König  v.  Spanien.  307. 

325.  502.  649.  664. 
Philipp  Wilhelm,  Pfalzgraf  v.  Neu- 
burg.   3.  9.  51.  150.  153.  156.   181. 

185.  202.  209.  212.  217.  219  f.  222— 

224.  226.  230  f.  235.  240.  440.  451. 

457.  461—466.  486—555.  569  f.  572. 

574.  592  f.  604.  618.  621.  651  f.  665. 

668  f.  672-674.  6S2  f.  685.  689.  691 

—693.  697.  702.  707.  709.  731—777. 
V.  Platen,   Claus   Ernst,    brandenb. 

Geh.Rath  u.  Kriegskommissar.    27. 

39.  48.  156.  159. 166—179.  184.  204. 

291.  303.  335  f.  379.  397.  417.  629. 
V.  Plettenberg,  kaiserl.  Gesandter. 

422. 
Pleuren,    k.mainzisoher    G.  W  acht- 

me ister.  391. 
V.  Podewiis,   franzos.   General.   ÖO. 

703  f. 
V.  Pollnitz,  Gerhard  Bernhard,  bran- 
denb. Oberstallmeister.  666.  698. 
Pomponne,  franzos. Gesandter. 480f. 
Portia,  Fürst,  kaiserl.  Minister.  104. 

112.  116.  126-129.  134  f.  215.  236. 

23S.  251.  295. 
Portmann,  Jobann,  brandenb.  Geh. 

Rath.  9.  31  f.  67. 
Pradel,  franzos.  General.  399.  404. 

409.  416. 
P  r e  u  n  e  l ,    brandenb.    Oberlicentein- 

nehmer.  341.  467. 
Prensse,  brandenb.  Kanzlist.  240. 
V.  Pii  b  e  l ,  ansbachischer  Gesandter.  25. 
Puffendorff,  Esaias,  schwedischer 

Resident.  703. 


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PerBonenverzeicbnis. 


787 


Rad  Ei  vi  11,  Hogislav,  Fürst,  Statt- 
halter in  Freussen.  217.  745.  747. 

V.  Rahdeo,  Lucius,  braudeub.  Geh. 
Hof-  Q.  Kammergerichtsratb.  259— 
261. 

Bakoczy,  Georg  L,  Fürst  v.  Sieben- 
bürgen. 286. 

Rak  oczy,  Georg  IL,  Fürst  v.  Sieben- 
bürgen. 285  f. 

Rambsdorff,  k.  sächsischer  Oberst. 
390. 

V.  Rautenstein,  Hans  Ernst,  pf.neu- 
burgischer  Gesandter.  181  f.  188. 
191.  204.  214.  217.  219.  457.  461  f. 
488.  499.  504.  747. 

Rebeneck,  brandenb.  Resident  in 
Wien.  103. 

V.  Reiffenberg,  Philipp,  k. mainzi- 
scher Geh.Rath.  267.  355.  357.  378— 
381.  387.  389.  391  f.  395  f.  402-404. 
407.  409.  411  f.  417—424.  430.  592  f. 
595.  597. 

Reigersberg,  hoUänd.  Deputierter. 
653. 

Reinhardt,  Joh.  Georg,  brandenb. 
Geh.  Hof-  n.  Kammergerichtsrath.  6. 
426. 

Renniger,  Simon,  kaiserl.  Resident 
in  Constantinopel.  287.  294.  340. 

Ripperda  tot  Buirse,  holländischer 
Gesandter.  680. 

Risanconrt,  lothringischer  Gesand- 
ter. 608  f. 

Romswinckel,  Matthias,  brandenb. 
Gesandter  im  Haag.  627.  633.  635  f. 
642.  653.  658.  660.  667.  669.  680— 
686.  699.  756. 

y.  Rondeck,  Georg  Dietrich,  magdeb. 
Geh.Rath.  402. 

Rosenstook,  Bürgermeister  v.  Mag- 
deburg. 218. 

Rudolf  IL,  Kaiser.  118. 

de  Ruyter,  holland.  Admiral.  629. 


Sachsen,  Kurf.  v.,  s.  Johann  Georg. 
—  Altenburg,   Herzog  v.,   s.  Frie- 
drich Wilhelm. 


Sachsen  -  Gotha,  Herzog  v. ,  s. 
Ernst. 

—  Jena,  Herzog  v.,  s.  Bernhard. 

—  Weimar,  Herzog  t.,  b.  Wilhelm. 

—  Zeitz,  Herzog  t.,  b.  Moritz. 
Salzburg,  Erzbischof  v.,  s.  Guido- 

bald. 

S  c  h  e  r  e  r ,  Dr.,  osterr.  Gesandter.  166. 

Scheven,  brandenb.  Kanzlist.  703. 

Schlippenbach,  Christ.  Karl,  Graf, 
schwedischer  Rath.  28.  30.  110. 

7.  Schmettau,  Wolfg.,  brandenb. 
Gesandter.  157. 

V.  Schmidburg,  R.hofrath.  353  f. 

Schmidt,  Oberst.  342. 

V.  Sc^hmising,  Matthias  Korff,  mun- 
sterscher Domherr.  622.  663  f.  691  f. 
697—702.  709-720. 

Schnell,  Heinrich,  pf.neuburg.  Vice- 
kanzler.   549.    733.    740.   747.   749. 


753.  770  f. 
^chnoiski  ( 


SchnoTski  (Snolski,  Snoilski\  schwe- 
discher Gesandter.  109.  145.  177. 
196.  217.  240.  446.  449.  461.  469— 
480.  482. 

Schönbeck,  0.,  brandenb.  Gesand- 
ter. 157. 

V.  Schönborn,  Franz  Georg,  k.- 
mainzischer  Gesandter.  461. 

— ,  Melchior  Friedrich,  k.mainzischer 
Gesandter.  709—719. 

y.  Schöning,  Hans  Adam,  brandenb. 
Hofrath.  620  f.  652.  657.  668.  673  f. 
682.  689.  731.  740. 

Schwarzeuberg,  Adolf,  Graf.  105. 
113.  126-128.  132.  135  f,  742.  745. 
762.  766  f.  774  f. 

Schweden,  Konig  y.,  s.  Karl  XL 

y.  Schwerin,  Otto,  brandenb.  Ober- 
präsident. 8.  16.  2({f.  27.  68.  78. 
204  f.  262—275.  299.  307.  317  f.  322 
—  326.  335  f.  341.  373.  376.  379  f. 
384  f.  397.  402-404.  417  f.  437  f. 
442.  551.  564.  579.  629.  643.  651. 
655.  657.  660.  670  f.  675.  680.  686. 
709—719.  726.  733  f.  736  f.  740.  745. 
749.  753  f.  756—758.  760.  762  f. 

y.  Schwerin,  Otto,  d.  j.  703 f. 


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788 


Personenverzeichnis 


8chutz,  Job.  [judw.  Herwig,  K.büf- 
rath.  115-1*24.  131.  133  f.  136.  143f. 

V.  Seh  w  an  eDfeld,  Jacob  LidI,Roich8- 
herold.  854.  360.  3(53. 

V.  SeokeDdorf,  Veit^  Bachsen-go- 
tbaiacher  Kaosler.  361. 

Sehestädt,  HaoDibal,  däDiacher  Ge- 
saodter.  704. 

Sigiamund  III.,  König  v.  PoIpu. 
488. 

SillemanD,  pf.Denbargiacher  Kanz- 
ler. 174. 

Sinzendorf,  Graf,  kaiserl.  Gesand- 
ter. 320  f. 

Sommerfeld,  k.mainziacher  G.  Wacfat> 
meiater.  391. 

▼.  Somnitz,  Lorenz  Georg,  brandenb. 
Geh.Rath.  107.  109—112.  335  f.  437. 
475.  646—649. 

Sophie,  Herzogin  v.  Hannover.  66. 
76.  560  f.  567.  572-574.  ^78.  585. 
592.  605.  654. 

de  SoQches,  kaiserl.  Feldmarschall. 
245.  286.  305.  312—815.  821  f.  326— 
334.  343. 

▼.  S  p  a  e  n,  AIex.,clevi8cher  Begiernnge- 
rath  n.  G.Wachtmeister.  519.  529— 
546.  759. 

V.  Sparr,  A.  G.  Perd.,  brandenb.  0.- 
Lientenant.  297.  311.  342. 

V.  Sparr,  Otto  Christoph,  brandenb. 
Gen.  Feldmarschall.  219.  221.  237. 
297.  301.  303.  341  f.  345  f.  725.  727. 

V.  Sparre,  Peter,  schwedischer  Ge- 
sandter. 118.  119.  138.  142—145. 

Spiegel,  Bärgermeister  v.  Amster- 
dam. 680. 

S  p  ö  r  c  k  e ,  braanschw.-  hannov.  Schatz- 
rath.  573. 

Stahremberg,  Graf,  104.  112. 

V.  Stein,  baireuthischer  Gesandter. 
120. 

Steinberg,  Dr.  Johann,  clevischer 
Regierangsrath.  754.  757.  759  f 

V.  Sternbach,  Coelestin,  schwedischer 
Kanzler  in  Vorpommern.  101.  109— 
112.  137—141.  143.  427  f. 

Styram  s.  Limbnrg-Stymm. 


Strauch,  Dr.,  k.sächsischer  Gesandter. 

167.  182.  206.  248. 
Streits,  k.sächsischer  Oberst  383 
Strozzi,  Graf,  kaiseri.  General.  328. 
Sturm,  brandenb.  Notar.  719. 
Sulzbach,  Pfalzgraf  v.,  220.224.226. 


Taxis,  Graf,  kaiserl.  Generalpost- 
meister. 28  f.  164. 

Temple,  William,  englischer  Gesand- 
ter. 617.  622.  719—721. 

T  0  r  n  o  w,  Johann,  brandenb.  Geh.Rath. 
107.  437. 

Traun,  Graf.  104.  331. 

Trautmannsdorf,  Graf.  291. 

Trier,  Kurfürst  v.,    s.  Karl  Kaspnr. 

Türen ne,  französ.  Marschall.  703— 
706. 


Vcedo,  Sebastian,  spanischer  Ge- 
sandter. 207. 224. 289.  292. 299.  306  f. 
317  f.  322—326.  491. 

Ulrich,  Herzog  v.Wurtemberg.  228f. 

Umbesoheiden,  Joh.  Adam,  k.trier- 
bcher  Gesandter.  461. 


de  la  Taliere,  Mademoiselle.  705. 

Vane,  Walther,  englischer  Gesandter. 
621.  675—680. 

Vaubrun,  Marquis  de,  französ.  Ge- 
sandter. 482. 

Vaudemont,  Prinz  v.,  lothringischer 
General.  607. 

Volmer,  kaiserl.  Gesandter.  24.  166. 

Vultejus,  hessischer  Kanzler.  27.  73. 

Y.  Wald  bürg,  Freih!  891  f. 
Waldeck,  Christian  Ludwig,  Graf. 

462  f. 
Waldeck,   Georg    Friedrioh,    Graf. 

51  f.  227  f.  423.  463  f.  487.  562.  570. 

577.  579.  583.  585.    632.  684-646. 

655  f.  662.  664.  669.  671.  698  f.  736. 
V.  Waldersdorf,  Reichsvicekanzler. 

28.  38.  44.  46.  5(5.  86  f.  151. 


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Personen  verzeichuis . 


789 


Walderode,  kaiserl.  Reichshofratb. 

143. 
▼.  Wallenrodt,  preosBischer  Land- 

hofmeister.  315. 
Wambold  v.  ümstadt, Philipp,  bran- 

denb.  Hof-  u.   Kammergerichtsrath. 

276—280.  426. 
Weissen  feie,  caminscher  Gapitular. 

145. 
Weissenwolff,    Graf,    österr.    Ge- 
sandter. 166. 
Wex,  Joh.  Christoph.  Dr.,   sachsen- 

weimar.  Hof-  u.  Kammerrath.  402. 
V.  Weyer,  Gen.Major.  572. 
V.  Wezhausen,   Wolf  Dietrich,  k.- 

mainzlscher  Jagermeister.  382. 
V.  Wicquefort,  Abraham,  braunschw.- 

cellischer  Agent  im  Haag.  50.  633. 

636.  639  f.  643  f.  647.  649.  701. 
Wied,  Friedrich,  Graf.  66.  68. 
V.  Wie  den  brück,  münsterscher  Geh. 

Rath.  540  f.  622.  709-720. 
Wilhelm  VI.,    Landgraf  v.  Hessen- 

Cassel.  3.  7.  9.  13  f.  26—31.  33.  39— 

45.  64—66.  70  f.  76. 
WilhelmVII.,  Landgraf  v.  Hessen- 

Cassel.  458. 
Wilhelm,   Markgraf  v.  Baden.  598. 

601.  606  f.  609—611. 
Wilhelm,  Prinz  v.  Oranien.  656  676. 

678  f.  680.  706. 
Wilhelm,  Herzog  v.  Sachsen- Weimar. 

353.  421.  423.  426. 
Windischgratz,  Graf,  kaiserl.  Ge- 
sandter. 215. 
y.     Winckelhausen,     Joh.    Heinr., 

pf.nenburg.  Kanzler.  733.  740.   747. 

749.  753. 


de  Witt,  Johann,  holländ.  Rathspen- 
sionär.  620  f.  626.  662.  666.  669  — 
671.  679  f.  681.  684.  689  f.  706. 

de  Witt,  Johann,  holländ.  Gesandter. 
680. 

Witte,  Dr.  Otto  Johann,  brannschw.- 
cellischer  Rath.  40.  563. 

Wolokenstein,Graf,Re]chshofraths- 
Vicepräsident.  121.  126.  128.  143. 
166.  172.  175  f.  180. 

Wolfgang  Wilhelm,  Pfalzgraf  v. 
Neuburg.  485  f. 

Worley,  Henry,  engl.  Schiffscapitän. 
677. 

Worms,  Bischof  ▼.,  8.  Hugo  Eber- 
hard. 

W  r  a  n  g  e  I ,  Gustav,  schwedischer 
Beichsfeldherr  110.  125.  145.  318. 
475.  477—479.  481.  569  574.  585. 
624.  633.  668.  697  f. 

V.  Wreden,  munsterscher  Oberst- 
lieutenant. 617. 

Würtemberg,  Hersog  v.,  s.  Eber- 
hard, Ulrich. 

Würtz,  schwedischer  General.  220. 
270—272. 

Wulff,  schwedischer  Oberst.  278. 

Wusthaus,  Adolf  Dr.,  clevischer  Re- 
gierungsrath.  529—546.  734.  7bO. 


Zobel,   Sebast.    Friedr.,   hessischer 

Gesandter.  461. 
Zriny,  Niejas,  Graf,  Banus  v.  Cro- 

atien.  287.  328. 


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